mein rp12-vortrag auf spiegel-online mit einer sehr liebevollen text-anmoderation von judith horchert:
Sein Publikum lacht nicht nur über die flachen Thesen, sondern auch über seine dilettantisch zusammengehauenen Folien - manche von ihnen scheint er selbst zum ersten Mal zu sehen. Ab und an verliert er den Faden oder schiebt eine unprofessionelle Bemerkung ein, wie "jetzt habe ich die Überleitung vergessen" oder "ich hoffe, ich rülpse jetzt nicht". Dabei ist sein Vortrag nicht nur urkomisch, sondern die gelungene Karikatur eines Menschen, der sich öffentlich zu Internetthemen äußert - und es vielleicht besser ließe.
Zwischen der Einstiegs- und Schlussplattitüde liegt eine gute halbe Stunde Vortrag, in dem kaum ein Klischee unbedient bleibt. Schwenzel wirft fast ohne Zusammenhang ein paar abgedroschene Internet-Floskeln in den Raum, von "Kostenloskultur" ist da die Rede, vom "virtuellen öffentlichen Raum", von "Shitstorms" und "Kontrollverlust."
die station, der vorplatz, alles leer. zumindest auf den ersten und zweiten blick.
der „affenfelsen“ wurde nach der rp12 gegen einen affenkäfig ausgetauscht.
auch wenn es nicht so voll war wie auf der republica, relativ voll wars insgesamt auch.
der „keynote“-track, also der netx12-hauptsaal, war allerdings von 11 bis 12:30 sehr spärlich mit publikum besetzt. thema war „the networked world“ oder genauer das internet der dinge und 3D-drucken. der ganze track war eine eigentümliche mischung aus grunzlangweilig, achnaja und ganz interessant. klar, dieses 3D-drucken von digitalen objekten ist das nächste grosse ding und aus dem rapid prototyping dass ich vor 13 jahren während des architektur-studiums kennen gelernt habe, ist mittlerweile rapid-manufacturing geworden, die technik ist weiter verbreitet, besser, günstiger als damals und teilweise kann man (mit HP-druckern) bereits auf dem schreibtisch 3D-drucken. auch die materialien in die gedruckt werden kann sind vielfältiger und interessanter geworden.
aber angesichts des irren potenzials das in der technologie steckt, konnten mich die vorträge irgendwie nicht angemessen euphorisieren. was schade ist, denn die möglichkeiten sind faszinierend: alles was am computer kontruiert werden kann, kann kostengünstig gebaut und individuell angepasst werden. die urheberrechtsfragen, die gestaltungsfragen, die weitere verschränkung von digital und analog — die vielen möglichkeiten des 3D-druckens haben gänsehaut- und konflikt-potenzial. davon kam, wie oft auch auf der republica, zu wenig rüber.
obwohl die technologie des 3D-druckens alles andere als neu ist, zeigte die „demonstration“ am ende des „networked world“-tracks, wie sehr wir paralysiert vor dem potenzial der technologie rumsitzen und nicht so recht wissen, was wir damit anfangen sollen: die demo bestand aus einem ständchen auf einer 3D-gedruckten geige, das von einem sehr haarigen geiger vorgespielt wurde und mich fragend zurückliess:
warum muss eine geige die mit einer technologie hergestellt wurde, die es erlaubt das ding beliebig zu gestalten und klangoptimieren, in der gleichen form hergestellt werden wie die holz-geigen der letzten 500 jahre? und warum hörte sich das so schrecklich an?
beim auftritt von christopher von deylen war dann meine toleranzschwelle für schreckliche töne überschritten und ich verliess den saal um mir auf der toilette angenehmere klänge anzuhören.
ich weiss nach wie vor nicht, ob die entscheidung auf englisch als next-konferenz-sprache zu setzen eine kluge entscheidung war. denn es ist nicht nur eine qual vielen deutschen beim englisch-stolpern reden zuzuhören, sondern offenbar auch für die sprecher selbst. möglicherweise hängt das unvermögen der meisten deutschen sprecher einigermassen schmerzfrei englisch zu sprechen auch tatsächlich mit der unsitte der filmsynchronisierung in deutschland zusammen. denn der schwede alexander bard, der den track „robots and humans“ mit einer betrachtung des internets als „revolution“ abschloss (ohne über roboter zu sprechen), sprach tadelloses und sehr aufweckendes englisch. er hatte allerdings auch kurze hosen an und benutzte statt powerpoint eine schultafel. johannes kleske fand seinen vortrag mittreissend (bzw. „mind-blowing“), ich fand ihn immerhin wachhaltend, aber für meinen geschmack etwas zu steil rummeinend. einerseits ritt bard im galopp auf allgemeinplätzen rum (der meister der „Gemeinplatzveredelung“ bin schliesslich ix!), andererseits fand ich viele seiner als fakten vorgetragenen meinungen etwas arg krude.
bis hierhin fand ich die #next12 ziemlich langweilig. das essen war tatsächlich mal wieder das next-highlight: vorspeisen-tellerchen mit rohem lachs, huhn, salätchen und köstlichen gebratenen spargelscheibchen, irgendeinen fisch auf einem perfektem spargelrisotto, pesto-gnochi-gemüse und köstliches, weichgequältes rindfleisch. bis 15:30 fasste dieser tweet meine meinung zur next ganz gut zusammen:
bis jetzt ist die #next12 etwas für kämpfer. kämpfen am buffet und gegen den schlaf.
gegen halb vier riss dann aber kyle mcdonald das ruder herum.
nach einer bereits sehr sympathisch und interessanten einführung von jeremy abbett über das machen, das bauen von dingen (jeremy abbet baut und hält wirklich schöne presentationen), sprach kyle mcdonald über ein paar seiner projekte und warum man irre viel zurückbekommt, wenn man ideen und werkzeuge kostenlos weitergibt quelloffen veröffentlicht.
bemerkenswert fand ich vor allem seine art der präsentation. während er ruhig und angenehm lauter kluge und sympathische sachen aussprach, hatte er ein finder-fenster offen und zeigte bilder, aber vor allem filme in kleinen quickview-fenstern, die mal grösser, mal fullscreen zeigte, manchmal vor und zurücksprang, aber offenbar nie den überblick verlor. ich fand das sehr beeindruckend, was aber auch daran lag, dass er wirklich schöne sachen gemacht hat. wichtiger noch, er zeigte sachen, die alle möglichen leute mit seinen sachen, seinen werkzeugen gemacht haben. beispielsweise hat er eine open source gesichterkennungssoftware geschrieben die offenbar einfach zu installieren, zu benutzen und zu erweitern ist.
einige demos sind auf dieser vimeo-seite verlinkt. kyle mcdonald zeigte dann eine unzahl an projekten die andere leute mit seiner software angestellt haben, aber auch einige dinge die er ausprobiert hat und die etwas unheimlich scheinen — aber auch live auf der bühne funktionierten.
ein bemerkenswertes zitat (von ursula k. le guin) hat er mir auch ins hirn gebrannt:
The creative adult is the child who has survived.
meine leicht euphorisierte und inspirierte stimmung versaute dann kate hartman mit einer ein bisschen ichigen und leierigen präsentation darüber, was sie so macht, was ihre vorlieben sind. das wäre total unerträgich gewesen, wenn sie nicht auch ein paar ihrer projekte und lehrveranstaltungen vorgestellt hätte die tatsächlich ganz interessant waren. von der twitterden topfpflanze hatte ich zum beispiel vor ein paar jahren (oder monaten?) schon mal gehört. ihre etwas, äh, grenzpeinliche und -anstrengende art wird bereits in den ersten 2 minuten dieses TED-auftritts deutlich. der talk auf der next enthielt übrigens (mehr oder weniger) den kompletten TED-talk plus 20 minuten technik-gedöns.
ganz unerträglich und mit viel heisser luft präsentiert war dann franziska von lewinskis gemeinplatz-präsentation darüber, wie digitale technologien unsere fernsehgewohnheiten verändern. meine lieblingszitate (wortstellungsfehler (möglicherweise) von franziska von lewinski übernommen):
how can actually advertisers use the internet to deepen the brand-experience?
i like the old spice guy, but don’t tell my husband.
i brought one wish. please all creatives. please all advertisers. [hier habe ich aufgehört mitzuschreiben, sie sagte dann aber, dass bitte alle kampagnen wie die old-spice-kampagne machen sollen, die sich über verschiedene medienkanäle erstrecken.]
dankenswerter weise zeigte sie am ende noch einen film, der die heisse luft die sie auf der bühne abliess nochmal mit bunten bildern und buzzwords anreicherte (auch hier zu sehen).
das sound-design ist ziemlich bombastisch. aber nicht im guten sinne, sondern im sinne von angeberisch. aber vielleicht bin ich auch noch vom rp12-sounddesign verironisiert.
das wlan funktioniert, man muss sich allerdings mit einem QR-code (auf der umhänge-namenskarte) anmelden. auch wenn man kabelnetz benutzt.
schöne eröffnung von matthias schrader in der faz (gefunden bei turi2):
Wenn Sie sich heute föhnen, sagen Sie ja auch nicht: Liebling, ich verbinde mich jetzt mit dem weltweiten Stromnetz.
viele startupgründer scheint neben dem geld vor allem eins zu treiben: es dem vater zeigen. deshalb sind schwanzvergleiche bei jungen unternehmern noch beliebter als bei bloggern. vermute ich mal.
mir haben auf der republica die vorträge und menschen gefallen, die sich unprätentiös gaben und im besten falle auch sind. neben dem wort „flausch“ oder flauschigkeit, war das wort unprätentiös für mein empfinden der entscheidende begriff für die republica dieses jahr.
ja, es war irre flauschig, kontroverses, was es dem hörensagen nach durchaus gegeben haben soll, habe ich nicht mitbekommen. ich habe von einem BR-fernsehteam gehört die verzweifelt nach sascha-lobo-hassern gesucht haben — und zumindest auf der republica niemanden fanden.
auf den bühnen kamen die unprätentiösen menschen am besten an. neben philip banse, raul krauthausen, sascha lobo, johnny haeusler und vielen anderen, fiel das besonders beim regierungssprecher steffen seibert auf. es gab leute die sich über die positive resonanz die der @regierungssprecher auf der rp12-bühne provozierte wunderten und sowas wie schmeichelei oder kritikunfähigkeit der anwesenden vernetzten menschen witterten.
ich glaube es ist ganz anders, bzw. viel einfacher: seibert schmeichelte sich nicht ein, sondern war, ganz im wortsinn, unprätentiös: er war ehrlich, versuchte sich nicht klüger, grösser oder toller zu machen als er ist, stand zu seinen erfahrungs- und wissenlücken und versuchte seine unsicherheit nicht zu kaschieren. dass er zudem medienprofi ist, der seine worte wohl zu wählen weiss und mit einer ordentlichen portion humor und schlagfertigkeit gesegnet ist hilft, entscheidend und entwaffnend ist aber, glaube ich, das steffen seibert bereit war zu seinen schwächen und fehlern zu stehen und bescheiden auftrat. bescheiden in dem sinne, dass ihm klar war, dass er das publikum nicht durch seine herausgehobene postion als sprecher der regierung oder ex-nachrichtensprecher (oder gar einem akademischen titel) zu gewinnen versuchte, sondern auf der bühne, hier und jetzt, mit dem was er sagte.
ich glaube wenn ich politiker werden würde, wäre das mit dem eingestehen von schwächen und fehlern, dem verzicht auf die darstellung von bescheidwissertum und dem verzicht auf das einfordern von respekt qua amt der weg den ich auf der öffentlichen bühne wählen würde. ich glaube eine solche politische bewegung gibts noch nicht. (hinweis: der letzte satz war ironisch.)
wenn ich mal zeit habe, schau ich mir all die veranstaltungen, die ich auf der republica dieses jahr verpasst habe, aus der konserve an. ich vermute, das meiste zeug ist bald online. von philip banse sind schon ein paar sachen online, ich gehe davon aus, dass sich der republica youtube-kanal auch bald füllen wird [nachtrag: die vorträge werden wohl alle bei spiegel-online veröffentlicht.]. irgendwann sammeln sich im republica-flickr-account sicher auch ein paar mehr bilder als bis jetzt. auf das rp12-blog werde ich auch weiterhin meinen blick haben. sascha lobos vortrag und die anderen tracks auf der bühne eins sollten sich bereits irgendwo auf spiegel-online finden lassen. n24 hat 40 minuten interviews von der rp12.
die vorbereitung für meinen vortrag hat mich nicht wenig zeit gekostet, das durchweg positive feedback hat mich aber ziemlich umgehauen, onlne wie offline. während meines vortrags hab ich mal eben 117 neue follower bekommen und während des vortrags twitterten mir ungefähr hundert tweets positives feedback hinterher. das hat mich ganz ungemein gefreut. und die bude schien voll zu sein. vielen dank für das interesse und die vielen netten worte!
[nachtrag 09.05.2012]
bei spiegel online sind die vorträge von neelie kroes, udo vetter, kathrin passig und mir zu sehen. ausserdem die diskussion von jacob appelbaum, frank rieger und carolin wiedemann zum thema anonymous.
diese antwort von christian fischer auf formspring war der aufhänger meines vortrags, der aber keinesfalls persönlich gemeint war, sondern — natürlich — exemplarisch.
am anfang habe ich einen ziemlich alten klassiker verwurstet.
dieser tweet war auch für einen geklauten gag gut:
Was sind das eigentlich für Leute, die bis um zwölf Bauernmarkt und Müllentsorgung schaffen? Haben die kein Socialmedialife?
hierher habe ich die definition des öffentlichen raums und das günter berg-zitat, dass das „internet als öffentlicher raum ein mythos“ sei.
die beiden douglas adams zitate
Another problem with the net is that it’s still ‘technology’, and ‘technology’, as the computer scientist Bran Ferren memorably defined it, is ‘stuff that doesn’t work yet.’
und
Anything that gets invented after you’re thirty is against the natural order of things and the beginning of the end of civilisation as we know it until it’s been around for about ten years when it gradually turns out to be alright really.
gerfried stockers zitat „Die Trennung von Realem und Virtuellem ist obsolet“ kommt aus diesem european-artikel.
johannes kleske hat einiges an „hirnfutter“ von kevin slavin zusammengestellt, dass mich sehr inspiriert hat und mein fazit war zum grossen teil von diesem artikel auf zeit-online von kilian trotier inspiriert.
wenn der vortrag, bzw. die aufzeichnung online ist, verlinke ich die aufzeichnung natürlich auch hier.
Wenn @diplix es schafft, seinen Vortrag morgen ohne die Begriffe "steile These" und "Flausch" zu halten, spendiere ich ihm ein Bier.
nicht „steile these“ zu sagen, habe ich natürlich (absichtlich) versemmelt. @zwanzigtausend war aber so freundlich beide augen zuzudrücken und mir persönlich zu sagen, dass das angebot noch steht.
tag zwei war auch sehr harmonisch, so harmonisch, dass die frau in manchen veranstaltungen vor rührung den tränen nahe war.
von mir aus kann philip banse jeden tag 2 stunden programm auf der republica machen1, seine blogger-gespräche sind extraordinär. er sucht sich die richtigen und interessanten leute raus und stellt unprätentiös genau die fragen die man auch stellen würde, wenn sie einem einfallen würden. letztes jahr war sein gespräch mit julia probst ein totales highlight, dieses jahr das mit raul krauthausen. raul krauthausen stahl allen die show, so wie julia probst das letztes jahr schaffte und philip banse sorgt für die bühne. (raul krauthausens neue kategoriesierung von menschen in behinderte und noch nicht behinderte: unbezahlbar, seine menschenfreundlichkeit, pragmatische weltsicht und sein humor: herzwärmend.)
auch die gespräche mit debora weber-wulff vom vroniplag, matthias bauer über sein wir-sind-einzelfall.de und frank westphal über rivva.de waren enorm erkenntnisreich.
sonst hat mich am zweiten tag nicht allzuviel vom hocker gehauen, auch wenn mir zu ohren gekommen ist, dass ich einiges verpasst habe. die gröner habe ich bisher auch verpasst, aber all die verpassten sessions und noch nicht getroffenen freunde lassen sich sicher vortrefflich nachbereiten.
nicht nachbereiten lässt sich mein vortrag, den ich heute um 12:30 auf bühne 2 halten werde. den muss ich jetzt weiter vorbereiten, damit ich nicht allzusehr an meinen worten und gedanken hängen bleibe.
patricia fasst das, über was ich reden möchte ganz gut zusammen:
Mich hat das Internet wirklich glücklich gemacht. Wie jeder ordentliche Mensch unserer digitalen Generation hat es mir alles geschenkt: Meine Wohnung, meinen Job, meine Arbeitskollegen, meine Freunde, meine Bildung, meine Freizeit und nicht zuletzt meinen Ehemann. Lediglich die Kinder sind nicht aus dem Internet. […]
Und das Schönste: Ich habe verstanden, dass das Internet keine Technologie ist, sondern aus Menschen besteht. Manche dieser Menschen kenne ich in der Zwischenzeit persönlich, andere nicht, aber allen möchte ich sagen: Danke! Ohne Euch wären 8 Jahre Blog doof.
jetzt such ich noch worte bis 12:30h.
[nachtrag 05.05.2012]
1) philip banse macht jeden tag ein paar stunden program auf der republica, nur für die leute (mich eingeschlossen) die den gag oben nicht verstanden haben.
auf dieser seite auf das-syndikat.com, die im rahmen irgendeiner aktion steht die sich „Ja zum Urheberrecht“ nennt, liest man:
Die Initiative „JA zum Urheberrecht“ wurde durch die Autorengruppe Das Syndikat und unter der Leitung der Autorinnen Angela Eßer und Nina George gegründet, um sich gemeinsam für den weltweiten Schutz geistigen Eigentums auszusprechen und zu engagieren. Dies gilt insbesondere im Medium Internet, in dem dieser Schutz immer häufiger missachtet wird.
dafür haben mitglieder des syndikats bilder erstellt auf denen acht autoren nackt und zerfleischt zu sehen sind und die sagen sollen
So sehen wir aus, wenn uns die Politik das Urheberrecht nimmt – Wir sagen: „JA zum Urheberrecht!“
Für die Presse
Die drei Motive – „Seelenräuber“, Kulturfledderer“ und „Herzblut“ – erhalten Sie als Kleinformat der Anlage und in Druckqualität unter dem Link: www.das-syndikat.com.
noch erstaunlicher ist dann folgender passus im impressum:
Die unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe einzelner Inhalte oder kompletter Seiten ist nicht gestattet und strafbar. Lediglich die Herstellung von Kopien und Downloads für den persönlichen, privaten und nicht kommerziellen Gebrauch ist erlaubt.
was denn jetzt? wenn ich die drei motive „Seelenräuber“, „Kulturfledderer“ und „Herzblut“ verwende kann ich das honorarfrei tun solange ich die quelle und den fotografen nenne, mache mich aber strafbar?
gut das ich gar nicht erst in versuchung komme die bilder nutzen zu wollen. erstens sind sie völliger mumpitz und zweitens nirgendwo auf der seite zu finden.
According to Megaupload’s founder it is quite clear that the Mega investigation was a ‘gift’ to Hollywood, facilitated by corrupt forces.
“This Mega takedown was possible because of corruption on the highest political level, serving the interests of the copyright extremists in Hollywood,” he says. “Mega has become a re-election pawn.”
andererseits ist diese megaupload-geschichte in der tat mindestens irritierend. ein deutscher wird in neuseeland auf betreiben des FBI festgenommen? die US-regierung will das beweismaterialvernichten lassen? an eigentümlichkeiten ist die mega-upload-geschichte nicht gerade arm.
und auch wenn urheberrechts-maximalisten sicher nicht nur in „hollywood“ zu finden sind, dachte ich mir gerade, dass man im kampf gegen die weltweiten lizenz-verletzer vor ihren tapedecks computern vielleicht nicht nur das die-armen-künstler-argument nutzen sollte, sondern vielleicht auch noch das die-armen-menschen-in-afrika argument. das benutzen ja auch künstler gerne.
jedesmal wenn man eine torrent-datei runterlädt, stirbt in afrika ein künstler.
das ist barack obama, wie er im berühmt-berüchtigten rosa parks bus im betty fordhenry ford museum sitzt. ich finde das bild irgendwie irritierend und gleichzeitig toll.
ganz toll ist es auf jeden fall dem flickr-fluss des weissen hauses zu folgen. oder wie flickr den laden nennt: „The White House — No real name given“.
meedia berichtet von „machtkämpfen“ im spiegel-verlag über die künftige online strategie.
Steife Brise an der Ericusspitze: In der Spiegel-Chefredaktion ist offenbar ein erbitterter Streit um die Print-Online-Strategie entbrannt. Nach MEEDIA-Informationen fordert Blattmacher Georg Mascolo vehement eine Bezahlschranke für das überaus erfolgreiche Nachrichten-Portal. Damit soll der zuletzt deutliche Auflagenrückgang gestoppt werden. Gegner dieser Strategie ist nicht nur Digital-Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron, sondern auch Geschäftsführer Ove Saffe.
ich halte das für sehr plausibel. der print-chefredakteur macht sich, höchtswahrscheinlich zu recht, sorgen um den digital-umsatz der print-ausgabe. der springende punkt ist wohl, dass „man fürchtet, dass das kostenlose Nachrichtenangebot die Heftverkäufe kannibalisiert.“
ich glaube, dass dieser glaube sowohl völliger quatsch, als auch nicht ganz unberechtigt ist.
einerseits kaufe ich mir den gedruckten spiegel schon seit einer ganzen weile nicht mehr. mache ich es doch, bin ich reproduzierbar enttäuscht. der spiegel ist einfach unerträglich, und das nicht nur wegen der fräulein rottenmeier-haltung der autoren. anders gesagt, mir ist es schnurzpiepsegal, ob es spiegel.de (online) gibt oder nicht, ob er was kostet oder werbefinanziert ist — den spiegel (print) kauf ich oder abonier ich mir nicht, weil ich ihn für ein tendenziöses, arrogantes käseblatt halte, das meinem medien-menü nichts mir relevantes hinzufügen kann.
anderseits könnte man durchaus eine art kanibalisierung erkennen. denn die aussenstehnden völlig unnachvollziehbare trennung der print- und der online-redaktionen des spiegels erschliesst sich nach aussen so gut wie gar nicht. irgendwo las ich kürzlich, dass aus der printredaktion nur 2-4 artikel pro woche in das offene netz spiegel.de fliessen. an den ehemaligen print-artikeln steht zwar online irgendwas von „magazin“ und neben den print-artikeln wird auch immer (glaube ich) das zugehörige spiegel-titelblatt angezeigt — aber mal im ernst: wer glaubt, dass die leser diese bekloppte differenzierung nachvollziehen lebt in einem elfenbeinturm oder einer redaktionsblase. insofern kannibalisiert sich der spiegel natürlich selbst, weil da wo „spiegel“ draufsteht auch „spiegel“ wahrgenommen wird — und damit der spiegel zumindest im netz den eindruck einer komplett kostenlosen verfügbarkeit erweckt. dass die print-redaktion die verfügbarkeit ihrer artikel verknappt und erst nach einer schamfrist (von 4 wochen) google das komplete heft zum frass vorwirft, stört niemanden. oder genauer: mich störts nicht, weil ich nicht überzeugt bin, nach dem abschluss eines (online) abos bessere inhalte zu bekommen als ohne. und ich glaube, dass ich nicht der einzige bin der so denkt.
kurz gesagt: online findet der print-spiegel so gut wie gar nicht statt (obwohl der spiegel (print) fast komplett online ist). kommt mal etwas wirklich gutes aus dem gedruckten spiegel auf spiegel.de, schaffen es die artikel nicht, irgendwen davon zu überzeugen auf print oder print-HTML5 oder die print-spiegel-app umzusteigen. der print-spiegel hat es 18 jahre lang verpasst sich gegen den online-spiegel zu profilieren oder einen eigenen markenkern oder qualitätsanspruch herauszubilden.
die entscheidung des spiegels vor 18 jahren eine online-version des spiegels ins netz zu bringen war einerseits brilliant, hat aber die „spiegel“-marke verwässert veronlined. dass jetzt die verkaufzahlen des spiegels einbrechen, gedruckt, verappt und verHTML5t hat sicher auch mit dem allgemeinen rückgang von printkonsum zu tun, wahrscheinlich aber auch mit der wahrgenommenen qualität des spiegels, aber vor allem damit, dass niemand ausserhalb des spiegelgebäudes zwischen spiegel.de und dem SPIEGEL unterscheiden mag.
da wird auch keine paywall helfen, sondern, wenn überhaupt, dass DER SPIEGEL seinen potenziellen lesern eindrücklich klar macht, inhaltlich etwas besseres zu liefern als das was man heutzutage (kostenlos) im netz finden kann. spiegel-leser wissen mehr — diese zeiten sind längst vorbei. wenn ich mehr über die jüngere geschichte erfahren will, kaufe ich mir ganz sicher keinen spiegel, sondern die geo epoche. zu fast allen anderen themen fallen mir zig alternativen ein, kostenlos und kostenpflichtig, die ich eher lesen oder kaufen würde als den spiegel.
ich habe mir den HTML5 print-spiegel vor einer weile mal angesehen. nett, technisch gut gemacht. aber warum ich für den arrogant, allwissend und käsig geschriebenen mist mehr zahlen soll als für das was ich in meinem feedreader, spiegel.de, zeit.de, geo epoche, brandeins, c’t oder sonstwo finde, wurde mir bisher nicht klar. da reicht zur veredelung des print-spiegels auch nicht der einkauf einer niggemeier-edelfeder, zumal der offenbar manchmal schwierigkeiten hat, die artikel, die er schreibt, überhaupt im heft unterzubringen und die recherchen dann eben verkostenlost.
überhaupt. kann sich noch jemand an den letzten scoop, die letzte grosse enthüllungsstory im spiegel erinnern? ich glaube das war irgendwas mit franz josef strauss. die wikileaks-koperation war in meiner erinnerung wenig überzeugend und bot kaum gesprächsstoff (geredet wurde über wikileaks, nicht darüber wie der spiegel die daten aufbereitet hatte), den bundestrojaner gabs bei der FAZ, sascha lobo schreibt online und nicht im heft, sauber recherchiertes und bullshit und FUD-freies zum internet schaffte es in den letzten drei jahren nicht ins heft — im gegenteil.
und — wer soll sich den digitalen spiegel überhaupt kaufen? digitale first adopters ganz sicher nicht. was der spiegel bisher über das internet schrob war grösstenteils haarsträubend. wer sich in digitalien auskennt kommt doch nicht im traum daruf sich ein heft zu kaufen, in dem seine lebenswelt mit unverständins, hass und hohn behandelt wird. aber ohne online-affine first adopters bekommt man digital auch keinen fuss auf den boden. ob klassische spiegel-leser bereit sind statt eines hefts eine digitale ausgabe in diesem laut spiegel ach so gefährlichen internet oder diesen datenschutzkatastrophen von apple oder google für den gleichen preis wie die papier-ausgabe zu kaufen ist ziemlich fragwürdig. wo soll denn da der mehrwert sein?
mal zuende gedacht: gäbe es eine paywall — wie würde dann künftig zwischen online- und print-spiegel unterschieden? gäbe es vielleicht sogar zwei paywalls, eine für online und eine für den digitalisierten print-spiegel? lägen hinter der paywall print- und online-inhalte beisammen, warum dann noch zwei getrennte redaktionen? oder glaubt mascolo, dass ein kostenpflichtiger spiegel-online die leser zu der überlegung führt, wenn ich bezahle, dann gleich für den „echten“ spiegel? eine paywall löst das profilierungsproblem des print-spiegel wohl eher nicht. ich glaube im gegenteil, dass das problem damit grösser wird. bisher kann ich die beiden spiegel an den kosten unterscheiden, woran sollte man sie, wenn sie beide kostenpflichtig wären unterscheiden? am internet-hass? an der fräulein-rottenmeier-haltung der autoren?
ich glaube um die verkäufe der digital-ausgabe des spiegel zu erhöhen muss die qualität des spiegels hoch, der preis der digital-ausgabe runter und der spiegel-online müsste umbenannt werden, zum beispiel in die blumencron-post oder das magazin oder tmfkas (the magazine formerly known as spiegel).
ich muss mal wieder, ohne speziellen anlass, meine DVDthek loben. obwohl ich glaube, dass die lizenzfragen zu den game of thrones DVDs der ersten staffel unter juristen zumindest strittig sein könnten, gibt sich meine DVDthek zumindest mühe einem alternativen zur unlizensierten nutzung anzubieten. OK, man kann sich die erste staffel mittlerweile auch bei amazon holen (amazon.co.uk 36,00 €, amazon.de 59,00 €). aber ich wollte die video collection an der stargarder strasse ja eh nur mal eben loben.
drei euro achtzig dachte ich, da kann man ja fast nix falsch machen und kaufte mir die neue wired. diese ausgabe wurde von alexander von streit verantwortet, was sich auch angenehm im heft auswirkt, es fehlt der aufgeregte, knywersterische ton. im heft zumindest.
das cover ist ist condé-nast-mässig hyperhysterisch: „DAS WEB STEHT VOR DEM BLACK OUT“, „WETTRÜSTEN“, „Der seltsame Fall des KIM DOT COM“. im heftinneren ist das dann glücklicherweise alles viel weniger hysterisch und der artikel über den drohenden „WEB BLACK OUT“ ist sogar ziemlich gut. die fakten stimmen (glaub ix), er liest sich gut und ist sachlich und ausgeglichen. wer in dem chaotischen layout lange genug sucht, findet auch die autoren des stücks, gleich sechs leute: frederik fischer, torsten kleinz, michael moorstedt, alexander von streit, andreas winterer, ulf hannemann.
jonah lehrers text über die schwierigkeiten der wissenschaft komplexität zu erfassen, insbesondere die des menschlichen körpers ist ebenfalls ein leseschmaus. ein paar stunden bevor ich seinen text in der wired in der badewanne las, hatte ich gerade ein interview mit ihm aus meiner timeline gefischt und gebookmarkt. kleine welt. apropos kleine welt. auf englisch kann man den text von lehrer auch online lesen, genau wie den, ebenfalls lesenswerten text von tom cheshire über tumblr und den tumblr-gründer david karp.
das spricht jetzt nicht so irre für den qualitäts-journalismus-standort deutschland, dass von den drei interessantesten texten, nur einer von deutschen journalisten geschrieben wurde. was aber wirklich peinlich ist, ist dass die redaktion der deutschen wired es weder schafft den text unfallfrei übersetzen zu lassen (warum werden die übersetzer eigentlich nicht genannt?), noch den namen des autors korrekt zu schreiben.
At the time, Karp was running his own consultancy, Davidville, which built business websites, along with a 24-year-old programmer called Marco Arment, who would later found Instapaper.
in deutschland kann man dieses ganzen insta-dingse offenbar nicht so gut unterscheiden und machte doch glatt das hier draus:
Zu jener Zeit besaß er eine eigene Beratungsfirma, die sich insbesondere um den Aufbau von Business-Websites kümmerte. Ihm zur Seite stand Marco Arment, ein damals 24-jähriger Programmierer, der später den Fotodienst Instagram gründen sollte.
wired.de setzt da aber noch einen drauf und nennt den autor tom cheshire kurioserweise TOM CHESIRE (versalien von wired.de übernommen).
die besten der besten, sir.
(sorry für den fefeslang. kommt nicht wieder vor.)
als ich eben aus der badewanne kroch (ja die wired kann man in einer badewannen-session durchlesen), hatte ich ein gutes gefühl. trotz der vielen redaktionellen werbung mit tonnen von gadget-gedöns (die man gut überblättern kann) fühlte ich mich gut infotained. ein paar anregende texte, ein paar hübsche und teilweise inspirierende bilder, keine journalistischen fehlleistungen über die man sich gross aufregen müsste. noch nicht mal die kolumne von thomas knüwer nervte diesmal mit neunmalklugheit. echt OK das heft.
na gut, über peter kruses kolumne bin ich beinahe eingeschlafen. das liegt aber daran, dass das was er schrob besser verständlich ist, wenn er es sagt und dass man, wenn man das was er gesagt hat schon kennt, von seiner verschachtelten art zu schreiben schläfrig werden kann. auch das überambitionierte layout nervt nach wie vor, man kann die werbung immer noch nicht vom den redaktionellen inhalten unterscheiden, aber für 3,80€ kann man vielleicht nicht mehr erwarten.
vielleicht ist der ansatz gar nicht mal schlecht. eine gute, lange titelgeschichte von ein paar fähigen leuten schreiben lassen, ansonsten gute texte aus den internationalen ausgaben übernehmen, ein paar frische kolumnisten mit kurzen texten ranlassen und den rest des heftes mit glasperlen und werbung füllen. gefällt mir auf jeden fall besser als die (stückweise) überambitionierte und aufgeblasense erstausgabe.
was (ein bisschen) fehlt: herzblut. offenheit im umgang mit fehlern (oder dient das wired-blog nur dem marketing?). abwegiges. layout.
[nachtrag 16.04.2012]
christoph kappes hat bereits vor ein paar tagen über die zweite ausgabe der wired geschrieben.
Dies hier geht gerade durch meine Ecke des Internets, obwohl die Veranstaltung bereits einige Monate her ist: Wolfgang Blau, Chefredakteur von Zeit online, spricht vor Parlamentariern der Enquete-Komission Internet und Digitale Gesellschaft des Deutschen Bundestages über Status und Zukunft des Internet.
[…]
Der Vortrag ist auch als Vortrag selbst empfehlenswert: Blau argumentiert sehr sachlich; er hat ein Anliegen, und man merkt seine Leidenschaft dahinter. Doch er verlässst sich ganz auf Argumente, polemisiert nicht, verkneift sich Überspitzungen. Das Referat enthält keinen einzigen Lacher, und dennoch habe ich ihm gefesselt zugehört.
und sie hat recht. den vortrag kann man sich aber auch ungefesselt sehr gut anhören.
wie einige wissen, läuft hier kein wordpress, sondern eine fast zehn jahre alte software die zwar ein kommentarsystem mitbrachte, das aber so unbedienbar war, dass ich seit ca. 2004 zuerst haloscan als externes kommentarsystem an wirres.net anflanschte. vor ein paar jahren hat dann die firma echo oder js-kit (so genau weiss ich das nicht, die benennen sich ständig um) haloscan gekauft. mit echo war das mit der bedienbarkeit auch nicht so weit her, aber echo hatte zumindest die alten haloscan-kommentare übernommen, so dass die kommentarstruktur seit 2004 erhalten blieb.
alternativen zu echo habe ich immer wieder ausprobiert. zuletzt vor 3 jahren mal disqus. der import der daten funktionierte damals aber nicht besonders gut und das backend von disqus trieb mich damals mehr oder weniger in den wahnsinn. also liess ich alles beim alten, auch wenn sich immer mehr leute darüber beschwerten, wie scheisse dieses echo-kommentarsystem doch sei. vor allem mobil war es so gut wie unbedienbar.
vor zwei wochen kündigte echo (oder js-kit) nun an, dass sie sich diesmal nicht umbenennen würden, sondern ihren geschäftszweck anders ausrichten würden und deshalb das kommentarsystem im oktober dieses jahres einstellen würden. also habe ich mir disqus nochmal angesehen und die import funktion nochmal getestet. nach 2 tagen war der import abgeschlossen, leider fehlen jetzt von den angeblich 23.000 kommentaren ca. 19.000. auch die antwortstränge wurden von disqus nicht übernommen, profilbilder und email-adressen leider auch nicht. aber auf den ersten blick gehen die kommentare recht weit zurück. die fehlenden kommentare scheinen die alten von haloscan zu sein, denen in der exportdatei von echo keine korrekten zuweisungen zu einzelnen artikeln angeheftet wurden.
so ist das dann eben, fehlen halt ein paar kommentare. dafür funktioniert das kommentieren jetzt offenbar auch mobil ganz gut, disqus hat ein eigenes mobiles theme. ich bin mal gespannt wie disqus auf die leser reagiert, die hier mit deaktivierten cookies von drittseiten aufschlagen und kommentieren, in der vergangenheit hat das immer wieder zu unschönen dreifachpostings geführt. über reges testen würde ich mich freuen.
standard-mässig laden die disqus-kommentare und das entsprechende javascript übrigens nicht. erst wenn man den kommentar-slider öffnet oder auf einen kommentar-permalink klickt, wird der javascript-schnipsel von disqus mitsamt seinen angehängten webbugs und zählpixeln nachgeladen. das heisst aber natürlich auch, dass mit deaktiviertem javascript oder javascriptblockern, die javascript von drittseiten blockieren, weiterhin kein unfallfreies kommentieren möglich ist. aber trackbacks oder tweets mit links zu einzelnen artikeln werden weiterhin angezeigt. feedback kommt also an, wenn man sich die mühe macht.
über ostern war ix offline. bei meinen eltern. die haben zwar internet zuhause, aber länger als 10 minuten am stück war ich nicht wirklich online. das lag gar nicht mal daran daran, dass nicht nur meine familie dort war, sondern auch die meiner schwester, dass meine eltern mir eine ellenlange todo-liste präsentierten (tischbein anleimen, wohnzimmer umräumen, plastik von joachim bandau aufhängen, neuen ofen bewundern und ausprobieren ob man dadrin wirklich pizza backen kann (geht), instagram erklären und installieren, fritzbox und iphones aktualisieren, ständig fleisch essen), sondern vor allem daran, dass wir zwei tagesausflüge nach holland in die niederlande und nach belgien unternommen haben. genauer, nach maastricht und nach antwerpen. und in den niederlanden und belgien, stellt man das internetgedöns auf dem telefon besser ab, hab ich mir sagen lassen.
verpasst hab ich in der zeit im internet, glaub ich, nicht viel. gesehen hab ix dafür aber einiges. zum beispiel in maastricht das wunderbare bonnefanten musuem, in dem aktuell die ziemlich vielseitige, etwas sol-lewitt-lastige ausstellung der sammlung von martin visser zu sehen ist. viele tolle arbeiten, besonders witzig fand ich aber die sol-lewitt-arbeit an einer der wände, die von 3 mitarbeitern des „estate sol lewitt“ in 7 tagen in buntstift-strichen mit 1,5 millimeter abstand erstelt wurde. aus der entfernung sah das aus wie mehrere pastellfarbene farb-flächen, aus der nähe wie diagonale buntstiftlinien mit 1,5 mm abstand.
faszinierend einertseits, weil die arbeit beeindruckend ist, andererseits weil sie als „original“ sol-lewitt-arbeit gilt, obwohl sie im jahr 2012 entstanden ist, sol lewitt aber 2007 verstarb. so ist das mit den originalen in der kunstszene. auch hier bestimmt nicht originalität die originalität der arbeit, sondern die lizenz.
ebenso inspirierend das museum van hedendaagse kunst antwerpen, insbesondere die sonderausstellung der beeindruckenden video-arbeiten von chantal akermann. entweder die arbeiten waren echt gut oder die präsentation über eine ganze etage war exzellent.
ix und yves klein (M HKA antwerpen)
ix und die beifahrerin und chantal akermann (M HKA antwerpen)
ix und und chantal akermann (M HKA antwerpen)
ix und gold (bonnefanten museum maastricht)
ix und ne schwarze wand (bonnefanten museum maastricht)
j. (bonnefanten museum maastricht)
j. (bonnefanten museum maastricht)
j. (bonnefanten museum maastricht)
j. (bonnefanten museum maastricht)
buchhandlung in einer umgewidmeten kirche in maastricht
Die Grünen haben zwar auch als wilder Haufen angefangen, aber die wollten wirklich was, nämlich Umweltschutz. Aber zum Internet gibt es in den etablierten Parteien längst große Arbeitsgruppen. Deshalb glaube ich, wir brauchen die Piraten nicht.
das ist mal ein schönes piraten-wattebäuschchen-bashing von einem SPD-fan. wobei mich so eine die-arbeitsgruppen-da-oben-untertanen-haltung auch ein bisschen traurig macht.
andererseits ist das auch prima stoff zum weiterspinnen:
wir brauchen keine neuen musiker. die ausgebildeten musiker mit viel erfahrung machen das doch viel besser als blutige anfänger. es gibt auch schon sehr viel schöne musik.
universitäten sind überflüssig, da es schon sehr viele kluge menschen gibt.
wozu eigentlich bloggen? es gibt doch grosse medienhäuser?
klar ist das zitat oben aus dem zusammenhang gerissen. das ganze, auf zwei seiten zerrissene interview gibts auf tagesspiegel.de. das interview wird aber nicht besser wenn man den rest von van dyks antworten liest. im gegenteil. er sagt auch diese vor weisheit und differenzierungsvermögen strotzenden sätze:
Tagesspiegel: Treibt es Sie als Musikproduzenten um, dass mit den Piraten jetzt die Freunde des freien Downloads im Abgeordnetenhaus sitzen?
Paul van Dyk: Persönlich trifft mich das nicht, aber ich habe ein anderes Demokratieverständnis. Wenn ich in ein Taxi steige, möchte ich, dass der Fahrer das Ziel kennt. Der soll nicht erst losfahren und unterwegs dauernd sagen, dass er sich nicht auskennt. Ich sehe hinter dem Erfolg der Piraten eher einen Pseudo-Protest. Nehmen wir das Acta-Abkommen, mit dem einfach deutsche Gesetze in EU-Recht umgesetzt werden sollen. Es geht dabei nur ganz am Rande darum, ob einer einen Hollywood-Film oder ein Musikstück runterlädt. Worum es geht, ist Kriminalität, um Datenklau. Wenn einer alle Verschlüsselungen knackt, würde unsere Zivilisation zusammenbrechen. Ich weiß nicht, ob das im Interesse von Herrn Lauer ist. Der sieht mir jedenfalls aus wie ein Besitzstandswahrer.
ich verstehe das argument einfach nicht. wenn ACTA gar nichts am status quo verändert, warum soll man es dann umsetzen? ist das EU-recht irgendwie besser? leckerer? knackiger? wirksamer? ach es geht um datenklau, um kriminalität? wie der name ACTA schon sagt: Anti-Counterfeiting Trade Agreement, was auf deutsch übersetzt Anti-Datenklau und -Kriminalitäts-Abkommen bedeutet. klar van dyk.
wobei der satz „wenn einer alle Verschlüsselungen knackt, würde unsere Zivilisation zusammenbrechen“ tatsächlich ein super argument gegen pseudo-proteste und die piraten und überhaupt dieses ganze netz-dings ist.
ich finde paul van dyk hat sich mit diesem interview eine ehrendoktorwürde der universität des takka-tukka-lands verdient. einen ehrenplatz im SPD-online-beirat sowieso.