die star­gar­der stras­se strahlt nicht mehr

felix schwenzel

das strah­len­de cä­si­um-hal­ti­ge ding wur­de ent­fernt. sie­he auch frank rie­gers ers­te bil­der vom „Blei­sar­ko­phag aus Star­gardo­byl“ und bil­der vom ber­gungs­loch.

am wo­chen­en­de hab ich in ham­burg von der strah­len­den star­gar­der ge­le­sen, ges­tern, auf dem nach­hau­se­weg in ber­lin, hab ich mich dann doch ein biss­chen er­schro­cken, dass das di­rekt um die ecke von mei­ner woh­nung war.


un­be­fan­ge­ner kä­se

felix schwenzel


leis­tungs­schutz­recht pro und con­tra und zu­sam­men­ge­fasst

felix schwenzel

arnd hal­ler, jus­ti­zi­ar von goog­le nord und zen­tral­eu­ro­pa, schrieb vor ein paar ta­gen zehn grün­de ge­gen ein press-leis­tungs­schutz­recht auf. kai bier­mann, re­sort­lei­ter di­gi­tal bei zeit on­line, fass­te die zehn grün­de zu­sam­men — wie ich fand teil­wei­se falsch oder un­ge­nau. kai bier­mann hat auch nicht al­les ver­stan­den, was arnd hal­ler schrieb, mir geht es da ge­nau­so, wenn ich ver­su­che die grün­de für das leis­tungs­schutz­recht zu ver­ste­hen. was hal­ler schrob fand ich hin­ge­gen ganz gut ver­ständ­lich, wenn auch nicht so bril­li­ant wie das was goog­le der FTC kürz­lich zu ei­nem ähn­li­chen the­ma schrob.

nichts des­to trotz, hier mei­ne er­gän­zun­gen zu kai bier­manns zu­sam­men­fas­sung

1. Ihr Ver­la­ge über­treibt, was Eure Ver­lus­te durch das Netz an­geht.

nein. hal­ler schreibt, dass die ver­la­ge die ver­lus­te im print­ge­schäft über­trei­ben, dass sich die be­haup­tung, die nut­zer wol­len für in­hal­te nicht zah­len, nicht hal­ten lässt und dass es den ver­la­gen ins­ge­samt wirt­schalft­lich gut geht.

2. Ihr müsst Eu­ren Kram ja nicht ins Netz stel­len. Aber wenn Ihr es tut, “ist es ge­ra­de­zu ab­we­gig, da­für an­de­re zur Kas­se zu bit­ten”.

ja, ab­we­gig ist das in der tat, aber er schreibt auch, dass ver­la­ge froh sein kön­nen, für die in­fra­struk­tur die such­ma­schi­nen und so­zia­le netz­wer­ke zur ver­fü­gung stel­len, nicht zah­len zu müs­sen.

3. Es gibt kei­ne Ge­set­zes­lü­cke son­dern höchs­tens ein paar Pro­ble­me bei der Ver­fol­gung von Ko­pis­ten.

was ge­nau sind denn „ko­pis­ten“? was ma­chen die und wie hin­dert das leis­tungs­schutz­recht sie an der aus­übung ih­rer tä­tig­keit?

das ur­he­ber­recht sol­le bei der ein­füh­rung ei­nes leis­tungs­schutz­rech­tes nicht an­ge­tas­tet wer­den, wie­der­holt zu­min­dest chris­toph kee­se un­er­müd­lich. im um­kehr­schluss be­deu­ten die aus­sa­gen von kee­se oder den ver­la­gen: „Es gibt kei­ne Ge­set­zes­lü­cke son­dern höchs­tens ein paar Pro­ble­me beim geld ver­die­nen mit kos­ten­lo­sen in­hal­ten.“ von ko­pis­ten oder ei­ner ver­schär­fung beim ur­he­ber­recht re­det soch kei­ner. oder hab ich jetzt was falsch ver­stan­den?

4. Ein Leis­tungs­schutz­recht käme alle viel zu teu­er zu ste­hen, al­les wür­de mehr kos­ten.

stimmt, das sagt er und es ist wohl auch sach­lich rich­tig. denn et­was was je­man­dem pro­fi­te be­schert kos­tet an­de­re nun­mal et­was. aber mit der zu­sam­men­fas­sung bin ich trotz­dem nicht ein­ver­stan­den. der ge­dan­ke, den hal­ler über sei­ne drei ab­sät­ze von grund 4 aus­brei­tet, dass ein leis­tungs­schutz­recht wei­ten tei­len der deut­schen wirt­schaft scha­den könn­te, fehlt.

5. Eure schö­nen Tex­te wä­ren weg und nicht im Netz mehr zu fin­den.

die zu­sam­men­fas­sung hört sich an, als ob hal­ler dro­hen wür­de. die dro­hung fin­de ich aber in hal­lers text we­der in, noch zwi­schen den zei­len.

6. Ein Leis­tungs­schutz­recht hilft Jour­na­lis­ten und Jour­na­lis­mus nicht, es macht nur Kon­zer­ne rei­cher.

sehr gute zu­sam­men­fas­sung! al­ler­dings be­nutzt hal­ler die wor­te „jour­na­list“ oder „jour­na­lis­ten“ in die­sem ab­satz nicht ein ein­zi­ges mal.

7. Ein Leis­tungs­schutz­recht braucht Reich­wei­te, da­mit es Geld bringt. Mehr Reich­wei­te kos­ten­lo­ser In­hal­te aber ver­schlim­mert nur Euer Pro­blem, dass Ihr da­mit nichts ver­dient.

(Den Punkt ver­ste­he ich nicht, denn wirkt das Recht, wer­den vie­le die In­hal­te eben nicht mehr neh­men, da­mit sie nicht zah­len müs­sen. Die Reich­wei­te sinkt. Ent­we­der hat der Chef­jus­ti­zi­ar hier ei­nen Denk­feh­ler ge­macht, oder ich bin zu blöd.)

ei­gent­lich ist es doch ein­fach: hal­ler, oder ge­nau­er die geg­ner des leis­tungs­schutz­rechts, fürch­ten, dass die reich­wei­te der an­ge­bo­te durch das leis­tungs­schutz­recht sin­ken wür­de. die ver­le­ger fürch­ten das of­fen­bar nicht, son­dern be­haup­ten noch dazu, über­haupt nur mit dem leis­tungs­schutz­recht ihre an­ge­bo­te fi­nan­zie­ren zu kön­nen. den denk­feh­ler sieht hal­ler bei den ver­le­gern, die glau­ben be­haup­ten jour­na­lis­mus im netz nur mit rei­chen­wei­ten­star­ken, kos­ten­lo­sen an­ge­bo­ten und ei­nem leis­tungs­schutz­recht fi­nan­zie­ren zu kön­nen.

8. Ihr macht Eure Kun­den zu Kri­mi­nel­len.

sehr gute zu­sam­men­fas­sung!

9. Die ein­zi­gen, die wirk­lich et­was dar­an ver­die­nen wer­den, sind die An­wäl­te, die das selt­sa­me Recht klä­ren und aus­fech­ten müs­sen.

sehr gute zu­sam­men­fas­sung!

10. Es nutzt nur den Kon­zer­nen. (Hat­ten wir schon bei 6., steht aber noch mal da.) Und Ihr ver­baut Euch die Chan­ce auf neue Ge­schäfts­mo­del­le – die Ihr drin­gend braucht.

man kanns auch an­ders zu­sam­men­fas­sen: ein gross­teil der jour­na­lis­ten, de­nen das neue ge­setz an­geb­lich nut­zen soll, leht das lei­tungs­schutz­recht aus den glei­chen grün­den wir die an­de­ren geg­ner ab: das leis­tungs­schutz­recht ist wett­be­werbs­hem­mend, wirkt kon­zen­tra­ti­ons­för­dernd (hihi) und kommt ei­ner ka­pi­tu­la­ti­on der gros­sen ver­la­ge vor den kräf­ten ei­nes frei­en, un­re­gu­lier­ten mark­tes gleich.

und jetzt wüss­te ich noch ger­ne wie kai bier­mann zu ei­nem pres­se-leis­tungs­schutz­recht steht.


wie ich oben schrieb, dass was ro­bert schwei­zer, rechts­vor­stand bei bur­da, über die grün­de für das leis­tungs­schutz­recht schrieb, kann ich nicht in al­len punk­ten nach­voll­zie­hen. aber zu­sam­men­fas­sen will ich es den­noch:

1. sinn und zweck des leis­tungs­schutz­rech­tes ist die un­ter­neh­me­ri­schen ri­si­ken von ver­la­gen ab­zu­puf­fern und ih­nen ein­nah­men zu ga­ran­tie­ren, egal wie ver­ant­wor­tungs­los sie un­ter­neh­me­risch oder jour­na­lis­tisch han­deln.

2. die ver­le­ger be­an­spru­chen das „aus­schließ­li­che Recht“, Pres­se­er­zeug­nis­se oder Tei­le dar­aus zu ver­viel­fäl­ti­gen, zu ver­brei­ten und öf­fent­lich wie­der­zu­ge­ben

3. „aus­schliess­lich“ soll al­ler­dings nur im ge­setz ste­hen, be­deu­tet aber gar nicht „aus­schliess­lich“, son­dern was ganz an­de­res.

4. „Das Leis­tungs­schutz­recht der Pres­se­ver­la­ge schützt […] die un­ter­neh­me­ri­schen Leis­tun­gen der Ver­la­ge“ — et­was was die letz­ten 50 jah­re völ­lig un­ge­schützt der welt aus­ge­setzt war und zu furcht­ba­ren zu­stän­den im ver­lags­we­sen ge­führt ha­ben muss.

5. ohne ver­la­ge sind jour­na­lis­ten arme würst­chen.

6. das leis­tungs­schutz­recht dient kei­nes­falls aus­schliess­lich dazu, den ver­la­gen viel geld zu ver­schaf­fen. das ist le­dig­lich eine sach­li­che kon­se­quenz des leis­tungs­schutz­rech­tes.

7. die ver­la­ge ha­ben im in­ter­net al­les rich­tig ge­macht und sind völ­lig un­schul­dig an ih­rem un­ter­neh­me­ri­schen schei­tern im in­ter­net.

8. es geht nicht ums geld, son­dern dar­um mit der tech­nik schritt zu hal­ten — das geht nur mit ei­nem leis­tungs­schutz­recht und dem geld was da­mit ver­dient wer­den kann.

9. wer­bung in pres­se­er­zeug­nis­sen ist scheis­se to­tal un­se­ri­ös. mit dem leis­tungs­schutz­recht kön­nen wir un­ab­hän­gig von wer­bung wer­den und trotz­dem wei­ter rie­si­ge wer­be­ei­nah­men ei­neh­men, so­bald der wer­be­markt wie­der an­zieht.

10. wir schaf­fen es nicht un­se­re in­hal­te im in­ter­net zu geld zu ma­chen, also soll ein ge­setz die men­schen dazu zwin­gen uns das geld ein­fach zu ge­ben.

11. qua­li­täts­jourm­na­lis­mus und die de­mo­kra­tie ist nur mit geld­strot­zen­den ver­la­gen am le­ben zu er­hal­ten.

12. wer nur liest muss nichts be­zah­len. alle an­de­ren schon.

13. wir sind nicht zu blöd ge­schäft­mo­del­le im in­ter­net zu fin­den. wir ha­ben doch das leis­tungs­schutz­recht ge­fun­den!

14. die ord­nung der welt ist nur mit dem leis­tungs­schutz­recht zu er­hal­ten. al­les an­de­re führt zum ende der welt.

[nach­trag 10:45h]
ich hat­te hel­mut har­tung, der das in­ter­view ge­führt hat, mit ro­bert schwei­zer, dem bur­da rechts­vor­stand ver­wech­selt, der in­ter­viewt wur­de. ist oben jetzt kor­ri­giert.


an­ti­wer­bung

felix schwenzel


wer zwei­mal fickt, dem glaubt man nicht

felix schwenzel

es ist je­der hin­sicht un­säg­lich dumm, was ali­ce schwar­zer kürz­lich an jörg ka­chelm­ann ge­rich­tet ge­sagt hat:

Viel­leicht geht Ih­nen auf­grund Ih­rer Se­xu­al­prak­ti­ken aber auch al­les durch­ein­an­der.

die­ser satz ist nicht nur dumm und ar­ro­gant, son­dern auch men­schen­ver­ach­tend. wel­che se­xu­al­prak­tik wäre es denn nach ali­ce schwar­zers mei­nung, die men­schen dazu bringt nicht al­les durch­ein­an­der­zu­brin­gen oder mit der man ver­mei­den könn­te, von ihr als po­ten­zi­el­ler ver­bre­cher ge­se­hen zu wer­den? mo­no­ga­me he­te­ro­se­xua­li­tät ohne anal­sex? mo­no­ga­me ho­mo­se­xua­li­tät aus­schliess­lich mit schmu­se­sex? pe­nis­lo­ser ge­schlechts­ver­kehr ohne sex­spiel­zeug? mis­sio­nar­stel­lungs­sex? ent­halt­sam­keit? ona­nie? oder könn­te sie die se­xu­al­prak­ti­ken mei­nen, die uns die kir­chen emp­feh­len?

und wer ist schwar­zer, dass sie die zu­rech­nungs­fä­hig­keit, ver­nunft, schuld, ge­walt­be­reit­schaft oder den cha­rak­ter ei­nes men­schen mit ir­gend­ei­ner se­xu­al­prak­tik, von der sie wahr­schein­lich nur vom hö­ren­sa­gen aus pu­bli­ka­tio­nen mit sei­te-1-arsch-und-tit­ten-mäd­chen er­fah­ren hat, in ver­bin­dung brin­gen kann? die päps­tin? die ethikb­auf­trag­te der deutsch­land AG?

was wür­de schwar­zer sa­gen, wenn man ihr ih­ren ei­ge­nen satz vor­hal­ten wür­de? „fa­schis­tIn“? „schwu­len­has­se­rIn“? „pascha“?

vor al­lem, wel­che se­xu­al­prak­tik meint sie über­haupt? pro­mis­kui­tät? macht pro­mis­kui­tät tat­säch­lich un­zu­rech­nungs­fä­hig? sind men­schen mit mehr als ei­nem se­xu­al­part­ner, un­fä­hig mo­ra­li­sche ka­te­go­rien zu wer­ten und zu er­ken­nen?

ge­nau­so un­säg­lich und dumm wie schwar­zers ge­schwätz, fin­de ich üb­ri­gens ei­nen satz aus ju­lia see­lig­ers kom­men­tar zum the­ma. statt schwar­zer zu emp­feh­len ihr bild-zei­tungs-abo zu kün­di­gen, sagt sie:

Es ist Zeit, dass Schwar­zer als Fe­mi­nis­tin Num­mer eins ab­tritt.

ers­tens fra­ge ich mich wann ge­nau sich ali­ce schwar­zer zur „Fe­mi­nis­tin Num­mer eins“ er­klärt hat oder wann und wo sie für sich den ers­ten platz un­ter den fe­mi­nis­tin­nen be­an­sprucht hat. da schwar­zer von ei­nem amt, dass sie nicht in­ne­hat oder dass ihr ge­le­gent­lich von der dep­pen­frak­ti­on an­ge­hängt wird, nicht zu­rück­tre­ten kann, kann man see­lig­ers satz nur fol­gen­der­mas­sen le­sen: „die schwar­zer soll end­lich die schnau­ze zu fe­mi­nis­ti­schen the­men hal­ten oder zu­min­dest aus der öf­fent­lich­keit ver­schwin­den.“

die­ser spruch ist min­des­tens ge­nau­so ar­ro­gant, über­heb­lich und au­to­ri­tär in sei­ner hal­tung, wie das ge­re­de von schwar­zer selbst.

[nach­trag 06.08.2010]
„pro­mis­ku­ri­tät“ mit „pro­mis­kui­tät“ er­setzt und heu­et beim arzt im war­te­zim­mer eine lan­ge ge­schich­te über ka­chelm­ann im stern ge­le­sen. dort stand un­ter an­de­rem, ei­ni­ges über ka­chelm­ann se­xu­al­prak­ti­ken. wahr­schein­lich stands so auch in ei­ni­gen an­de­ren schund­blät­tern, die ihre ers­ten sei­ten oder an­de­re in­hal­te mit nack­ten frau­en schmü­cken. hat­te ich vor­her nicht mit­be­kom­men und viel­leicht sind ka­chelm­ann se­xu­al­prak­ti­ken dann auch ge­gen­stand des ge­richts­ver­fah­rens. ka­chelm­ann we­gen sei­ner se­xu­al­prak­ti­ken die zu­rech­nungs­fä­hig­keit ab­zu­spre­chen fin­de ich nach wie vor un­ter­ir­disch. aber mir ist auf­ge­fal­len, dass ich für die be­haup­tung die­se hal­tung schwar­zers sei men­schen­ver­ach­tend kei­ne ar­gu­men­te ge­lie­fert habe. pas­sen­der wäre wohl das ver­bohrt, ideo­lo­gisch oder ka­tho­lisch zu nen­nen. in wahr­heit ist es wohl ein­fach nur selbst­über­schät­zung, in­to­le­ranz und ar­ro­ganz.


fe­lix schwen­zel schreibt ro­te zah­len

felix schwenzel


gei­seln der recht­schreib­kor­rek­tur

felix schwenzel

ein biss­chen muss­te ich schon la­chen, als ich am mon­tag im ge­druck­ten ta­ges­spie­gel fol­gen­des las:

Jahr­hun­der­te­lang war sie eine der Gei­seln der Mensch­heit, in­spi­rier­te aber auch die Kunst: die Sy­phi­lis.

im­mer­hin — und das kann man gar nicht ge­nug lo­ben, hat der ta­ges­spie­gel es für die on­line-ver­si­on kor­ri­giert.


wir pla­gie­ren dazs

felix schwenzel

toll, häa­gen-dazs wirbt jetzt mit dem mc­do­nalds-cla­im „ich lie­be es“. na gut ein biss­chen ab­ge­wan­delt, trotz­dem ab­ge­nu­delt.

dem­nächst wirbt dann die bä­cker­innung mit „ich lie­be brot“, bas­ti­an sick mit „ich lie­be dem“, roc­co siffre­di mit „ich lie­be die“ und bea­te uhse mit „wir lie­ben lie­bes­mit­tel“. oder so.

[nach­trag 20:30h]
so gehts na­tür­lich auch.


charles peu­geot ar­bei­tet für ci­tro­ën

felix schwenzel


vpn

felix schwenzel

heu­te habe ich bei pa­trick woll­ny ge­le­sen, wie er sich sei­nen „Fern­seh/Film­traum“ er­füll­te: mit ei­nem VPN. ein VPN-zu­gang mit dem sich das blöd­sin­ni­ge GEO-Blo­cking um­ge­hen lässt, dass uns in­no­va­tio­nen be­schert hat wie you­tubes feh­ler­mel­dung „This Vi­deo is not available in your coun­try“ oder die sper­rung des strea­mings von „the it-crowd“, wenn man aus­ser­halb von gross­bri­ta­ni­en lebt.

pa­trick woll­ny hat das um­ge­hen des geo-blo­ckings mit dem kos­ten­pflich­ti­gen ser­vice blackvpn.com er­reicht, also hab ich das auch mal aus­pro­biert:

mit dem re­fer­ral-Code von pa­trick woll­ny (PV­MYKHR) kos­tet das „glo­bal packa­ge“ mit dem man sich an­ony­mi­siert als bri­te, ame­ri­ka­ner oder eu­ro­pä­er aus­ge­ben kann für drei mo­na­te nur 10 euro (re­gu­lär 10 euro pro mo­nat). nach­dem vor ei­ner wei­le ich mit dem kos­ten­lo­sen (wer­be­fi­nan­zier­ten) dienst „hot­spot shield“ kei­ne so gu­ten er­fah­run­gen ge­macht habe (zu lang­sam, un­voll­stän­di­ge in­te­gra­ti­on) hab ich mir also mal das „glo­bal packa­ge“ von blackvpn be­sorgt, es kon­fi­gu­riert (ein­fach) und ge­tes­tet. und ich muss sa­gen, ich bin be­geis­tert, es funk­tio­niert durch die fritz­box so­gar mit meh­re­ren in­di­vi­du­el­len vpn-tun­neln von ver­schie­de­nen rech­nern.

hulu funk­tio­niert, der bbc iplay­er und chan­nel4 funk­tio­nie­ren ru­ck­el­frei und zu­ver­läs­sig. al­les an­onym (blackvpn fer­tigt kei­ne log­files an), si­cher (mein pro­vi­der sieht nicht mehr auf wel­chen sei­ten ich sur­fe) und eben ohne block­war­te die ei­nem sa­gen, man kom­me aus der fal­schen re­gi­on.

als ich eben beim abend­brot be­geis­tert da­von er­zähl­te was man jetzt plötz­lich al­les se­hen kön­ne und wie toll das funk­tio­nie­re, sag­te das kind nur tro­cken: „VPN? bei mir in­ner schu­le ha­ben das schon alle“.

naja. jetzt ha­ben wir es eben auch. und ich kanns nur emp­feh­len.

[hier gibts ne lis­te von wei­te­ren VPN-diens­ten]

[nach­trag 31.07.2010]
ich habe jetzt auch ei­nen ei­ge­nen re­fe­ral-code mit dem man blackvpn bil­li­ger be­kommt (und ich kos­ten­lo­se blackvpn-zeit wenn sich men­schen dad­rü­ber an­mel­den): PVUVGHT


lü­gen heisst jetzt „PR“

felix schwenzel

der­wes­ten schrob (und zi­tiert da­mit ein bild-in­ter­view mit rai­ner schal­ler):

Zu den er­war­te­ten Be­su­cher­zah­len von bis 1,4 Mil­lio­nen sag­te Schal­ler, sol­che Zah­len vor­ab sei­en Schät­zun­gen. Auf so ei­ner lan­gen Ver­an­stal­tung „kom­men und ge­hen Men­schen“. Fakt sei, dass bis 14.00 Uhr nur 105 000 Men­schen mit der Bahn ge­kom­men sei­en. Und Luft­bil­der be­wie­sen, dass der Platz zum Zeit­punkt der Tra­gö­die nur zu 75 Pro­zent ge­füllt ge­we­sen sei. Auf die Fra­ge, ob die ho­hen Zah­len also nur PR und nicht die ech­te Teil­neh­mer­zahl ge­we­sen sei, sag­te Schal­ler: „Das kann ich nicht ver­nei­nen.“

dar­an sieht man, dass es eine ganz her­vor­ra­gen­de idee ist sol­cher­lei lü­gen-PR zu ma­chen, denn jetzt ge­niesst rai­ner schal­ler als love­pa­ra­de-ver­an­stal­ter na­tür­lich grösst­mög­li­ches ver­trau­en, wenn er sa­chen sagt wie:

Alle Auf­la­gen, die wir bis­her ge­prüft ha­ben, ha­ben wir zu 100 Pro­zent er­füllt.

[nach­trag 9:55h]
erst jetzt ge­se­hen, dass der­wes­ten sich bei den schal­ler-zia­ten bei der bild-zei­tung be­dient hat.


rü­gen

felix schwenzel

al­les was ich bis vor kur­zem über rü­gen wuss­te, war ge­prägt von die­sem bild von cas­par da­vid fried­rich.

nach un­se­rem ur­laub auf rü­gen weiss ich, dass die wirk­lich­keit, wie so oft, ganz an­ders aus­sieht:

na gut. das war po­le­misch. rü­gen ist an vie­len ecken noch viel schö­ner als cas­par da­vid fried­rich es dar­stell­te. wie zum bei­spiel hier, auf der halb­in­sel mönch­gut.

oder hier, im na­tio­nal­park jas­mund, an der rü­gens krei­de­fel­sen steil­küs­te lang­sam aber si­cher ab­brö­ckelt.

die krei­de­fel­sen und bäu­me, die sich cas­par da­vid fried­rich zum vor­bild für sein (höchst­wahr­schein­lich) kon­stru­ier­tes bild nahm, dürf­ten schon lan­ge in die ost­see ge­fal­len sein. so hiess es in di­ver­sen rei­se­füh­rern, dass die wis­sower klin­ken fried­richs vor­bild ge­we­sen sein könn­ten, da­bei exis­tier­ten sie zu cas­par da­vid fried­richs zei­ten noch gar nicht, son­dern erst spä­ter durch das küs­ten­brö­ckeln ent­stan­den. 2005 sind dann auch die ei­gent­li­chen wis­sower klin­ken ins meer ge­stürzt.

die rü­ge­ner krei­de­fel­sen kann man auf drei­er­lei art be­trach­ten, von oben, über ei­nen wan­der­weg durch den na­tio­nal­park jas­mund, von un­ten, vom strand aus oder vom meer aus. wir ha­ben sie von oben und vom meer aus be­trach­tet.

oben auf den krei­de­fel­sen rum­zu­klet­tern ist ein biss­chen un­heim­lich, da die fel­sen teil­wei­se sehr hoch sind und selbst der re­la­tiv frisch an­ge­leg­te wan­der­weg teil­wei­se op­fer der ero­si­on ge­wor­den ist.

die küs­te um den na­tio­nal­park jas­mund wird üb­ri­gens durch­aus ab­sicht­lich nicht vor der ero­si­on be­schützt. es gibt kei­ner­lei küs­ten­schutz­mass­nah­men, wie wel­len­bre­cher, vor den krei­de­fel­sen. das ist schön an­zu­se­hen, aber auch ein biss­chen mor­bi­de.

prora

pro­ra ist auch ein biss­chen mor­bi­de. ein meh­re­re ki­lo­me­ter lan­ger, un­voll­ende­ter bau, der den na­zis zur volks­er­ho­lung die­nen soll­te und der nach dem krieg teil­wei­se ge­sprengt, teil­wei­se leer ste­hen ge­las­sen wur­de und spä­ter der NVA als ka­ser­ne dien­te. oben im nor­den brö­ckeln die rui­nen als roh­bau­ten vor sich hin, wei­ter süd­lich, in dem teil der der NVA als ka­ser­ne dien­te, wird der bau als dis­ko­thek, zum soft­eis­ver­kauf und als musuem ge­nutzt.

über pro­ra und das „NVA-mu­se­um“ (oder die „Kul­tur­Kunst­statt Pro­ra“) kann man sich furcht­bar auf­re­gen oder ein­fach rein­ge­hen und sich be­stän­dig an den kopf fas­sen.

das mu­se­um be­sticht vor al­lem durch sei­ne völ­lig un­ge­niert zur schau ge­stell­te pie­fig- und spies­sig­keit, aber auch völ­li­ge hilf­lo­sig­keit und hang zum ab­sur­den. die­ses bild fasst die ab­sur­di­tät und spies­sig­keit auf das tref­fens­te zu­sam­men:

auch die ori­gi­nal­ge­treu nach­ge­stell­ten NVA man­schafts- und gäs­te-quar­tie­re stürz­ten mich vor über­bor­den­der DDR-spies­sig­keit bei­na­he in de­pres­si­on:

ge­nau­so wie die zahl­rei­chen kopf­stein­ge­pflas­ter­ten land­stras­sen auf rü­gen, die dau­er­cam­per auf den cam­ping­plät­zen und die säch­seln­den ur­lau­ber, weck­te das NVA-, KDF und dings-mu­se­um mit sei­nen DDR-gar­di­nen und -ta­pe­ten un­fass­bar vie­le as­so­zia­tio­nen an mei­ne DDR-be­su­che in den sieb­zi­ger- und acht­zi­ger jah­ren. das ein­zi­ge was ne­ben der ein­lul­len­den spies­sig­keit noch fehl­te war der ge­ruch von bren­nen­der braun­koh­le.

be­son­ders be­ein­dru­ckend fand ich die völ­li­ge kon­zept­lo­sig­keit des mus­se­ums. ei­ner­seits wird pro­ra und sei­ne ge­schich­te schein­bar neu­tral und au­then­tisch do­ku­men­tiert und er­hal­ten (ein raum re­kon­stru­iert so­gar das aus­se­hen der ge­plan­ten KDF-ur­lau­ber­zim­mer, selbst die gäs­te­toi­let­ten un­ter­schei­den sich durch nichts aus­ser den ama­tu­ren von den NVA-au­s­tel­lungs­toi­let­ten), an­de­rer­seits sind meh­re­re räu­me voll­ge­stellt mit hun­der­ten an­ti­ker näh­ma­schi­nen, schreib­ma­schi­nen oder aus­ge­stopf­ten tie­ren. war­um und wozu (um es mal tu­ries­que aus­zu­drü­cken): un­klar.

völ­lig un­klar auch, war­um nach­ge­stell­te ma­nö­ver- oder kriegs­sze­nen mit blu­ti­gen spiel­zeug­sol­da­ten in ei­nem mu­se­ums-„mo­dell­bau­zir­kel“ mit 11 oder 12jäh­ri­gen kin­dern im mo­dell nach­ge­baut und in ei­nem ei­ge­nen raum aus­ge­stellt wer­den.

ob­wohl völ­lig un­klar ist es dann doch nicht, in der wer­be­bro­schü­re des „för­der­krei­ses binz ju­gend ak­tiv“ schreibt der kurs­lei­ter:

Die Teil­neh­mer/in­nen ler­nen so auf spie­le­ri­sche Art den Um­gang mit ver­schie­de­nen Werk­zeu­gen und Far­ben, ent­wi­ckeln hand­werk­li­ches Ge­schick und trai­nie­ren ihre Aus­dau­er und Kon­zen­tra­ti­on auf spie­le­ri­sche Art und Wei­se und ha­ben nach Fer­tig­stel­lung ein Er­folgs­er­leb­nis.

das mit dem um­gang mit den far­ben muss al­ler­dings noch ge­übt wer­den:

essen

auf rü­gen gibt es an je­der ecke ei­nen dis­coun­ter und an je­der zwei­ten ecke ei­nen fisch­stand, der selbst­ge­räu­cher­ten fisch ver­kauft. in der hoch­sai­son ha­ben so­wohl die rü­ge­ner dis­coun­ter, als auch die räu­cher­fisch­ver­käu­fer je­den tag in der wo­che ge­öff­net. das hat­te zur fol­ge, dass wir je­den mit­tag ge­räu­cher­ten fisch as­sen (das kind möch­te üb­ri­gens „nie wie­der“ fisch es­sen) und fast je­den abend in alu­fo­lie ge­wi­ckel­te und auf holz­koh­le ge­leg­te kar­tof­feln, die wir je­den tag mit ei­nem kräu­ter­quark ei­nes an­de­ren dis­coun­ters (und sa­lat, ge­mü­se und ge­le­gent­lich fleisch) kom­bi­niert ver­speis­ten. zum nach­tisch gabs fast im­mer was­ser­me­lo­ne.

das hört sich jetzt un­glaub­wür­dig an, aber selbst­zu­be­rei­te­tes es­sen auf dem cam­ping­platz schmeckt un­ge­fähr 20mal bes­ser als an­ders­wo.

und den bes­ten räu­cher­fisch gibts in vitt (qype re­view).

lupo

er­staun­lich was al­les in ei­nen lupo passt. drei per­so­nen, ein vier­mann-zelt, ein vier­mann schlauch­boot, ein tisch, zwei luft­ma­tra­zen, drei de­cken und kopf­kis­sen, eine kom­plet­te bad und kü­chen­aus­stat­tung, ein grill, zwei ta­schen­lam­pen, sechs stüh­le, ein was­ser­ko­cher, ein kühl­schrank, drei rei­se­ta­schen, ein lap­top, drei han­dys, zwei ipods, ein na­vi­ga­ti­ons­sys­tem, ein son­nen­schirm, drei bast­mat­ten, ein ven­ti­la­tor, drei wä­sche­lei­nen, ein hand­fe­ger, eine spül­schüs­sel, zwei öl­lam­pen, sechs paar schu­he, sechs bü­cher. was kei­nen platz mehr hat­te wa­ren: ein li­ter milch und drei kilo holz­koh­le.

strände

rü­gen hat un­glaub­lich vie­le strän­de. alle rie­chen ein biss­chen un­an­ge­nehm, was an der der­zeit stark mit al­gen be­las­te­ten ost­see lie­gen kann oder an mei­nem mund­ge­ruch. man­che strän­de mu­ten bei­na­he ka­ri­bisch an (zum bei­spiel west­lich vom kap ar­ko­na), man­che (wie die an den ost­see­bä­dern binz, baa­be oder göh­ren) wie über­lau­fe­ne nord­see- oder sylt-strän­de und man­che wie stein­brü­che. man­che strän­de wir­ken wie das ufer des gar­ten­teichs bei mei­nen el­tern, an­de­re wie die an ei­nem bag­ger­see, an­de­re wir­ken ent­rückt und über­zeich­net wie strän­de aus dem spiel „myst“.

strand bei al­ten­kir­chen
strand beim kap ar­ko­na
strand bei scha­pro­de
strand beim kap ar­ko­na
strand bei vitt
strand bei glo­we
strand bei sel­lin
strand bei binz
strand bei pro­ra

[die fo­tos mit ei­ni­ger­mas­sen rea­lis­ti­schen far­ben hat die bei­fah­rein mit ei­ner rich­ti­gen ka­me­ra ge­macht, die mit den ver­wa­sche­nen, sti­chi­gen far­ben habe ich mit mei­nem palm pre ge­macht. falls sich je­mand wun­dert.]


da­tuw und uhr­zeit

felix schwenzel


me­ta

felix schwenzel

tür mit ei­nem foto von ei­nem schild auf dem steht „Bit­te Tür schlie­ßen“

so ähn­lich war es bei mir und der bei­fah­re­rin auch

felix schwenzel


re­le­vanz ist fir­le­fanz

felix schwenzel

ganz im ernst, lo­kal­blätt­chen le­sen (hier ost­see-zei­tung) macht spaß. al­les sehr, sehr ent­schleu­nigt.


end­lich ur­laub!

felix schwenzel


volks­par­tei­en im in­ter­net

felix schwenzel

in­ter­es­san­ter vor­trag des grü­nen öf­fent­lich­keits­ar­bei­ters ro­bert hein­rich über so­zia­le netz­wer­ke „als Seis­mo­graph, die Macht der ver­netz­ten Un­ter­stüt­zer, wach­sen­de Wech­sel­stim­mung und cha­ris­ma­ti­sche Mo­bi­li­sie­rung“ auf car­ta:

Par­tei­en wa­ren ei­gent­lich im­mer schon de­zen­tra­le Kom­mu­ni­ka­ti­ons­netz­wer­ke. Ein Par­tei­vor­sit­zen­der wuss­te nie, was sein Mit­glied am Wahl­kampf­stand wirk­lich er­zählt. Den im­mer wie­der ge­nann­ten “Kon­troll­ver­lust” gibt es also schon im­mer, im Netz setzt er sich jetzt fort. Der Un­ter­schied ist, dass er im Netz bes­ser kon­trol­lier­bar, also sicht­ba­rer ist, als im “Off­line-Le­ben”.

er­in­nert mich ein biss­chen an das, was ich vor ei­nem mo­nat ge­sagt habe.


das le­ben in vol­len zü­gen ge­nies­sen

felix schwenzel

im­mer wenn ich sol­che züge sehe, fra­ge ich mich war­um die leu­te sich da rein quet­schen, statt auf die nächs­te, meist völ­lig lee­re bahn zu war­ten, die, zu­min­dest in ber­lin, fast im­mer ge­nau 3 mi­nu­ten spä­ter kommt. das muss die­se kos­ten­los- so­fort-kul­tur sein.


on­line-wer­bung

felix schwenzel

link­lo­ser ar­ti­kel von fre­de­ric fill­oux (ist der name echt?), ver­mut­lich aus der print­aus­ga­be der wa­shing­ton post, über die scheis­sig­keit von on­line-wer­bung und die un­fä­hig­keit der bran­che in­no­va­tio­nen vor­an­zu­trei­ben: „Why is di­gi­tal ad­ver­ti­sing so lou­sy? In­dus­try is too smug to in­no­va­te.

sie­he auch mei­nen ar­ti­kel zum the­ma vom 24.06.2010. via tho­mas knü­wers book­marks.


jour­na­lis­mu$

felix schwenzel

sehr le­sens­wer­ter ar­ti­kel von jens wein­reich über die fi­nan­zie­rung von jour­na­lis­mus und jens wein­reich. ich weiss zwar nicht ob jens wein­reich ein­ver­stan­den ist, wenn ich den ar­ti­kel wie folgt zu­sam­men­damp­fe, aber ich glau­be es könn­te pas­sen:

er hat das ge­fühl, dass er mehr von sei­nen le­sern zu­rück­be­kommt und dass es dem ar­ti­kel bes­ser tut, wenn er ihn in sei­nem blog ver­öf­fent­licht, als bei ei­ner zei­tung oder ei­nem por­tal wie spie­gel-on­line. und auch wenn es so aus­sieht, als ver­schen­ke er sei­ne ar­beit oder ver­sen­ke sie in ei­nem end­los tie­fen brun­nen, sieht er das blog­gen als den (fast) ein­zi­gen weg, jour­na­lis­mus zu be­trei­ben, weil er ein­fach viel mehr zu­rück­be­kommt, als auf dem her­kömm­li­chen weg. mit ei­nem ent­schei­den­den un­ter­schied: die fi­nan­zie­rung lässt sich so nicht ohne wei­te­res si­chern. nur beim print ist das nicht an­ders:

Zu­dem, sei­en wir ehr­lich, das ist oft ge­nug be­schrie­ben, man schaue sich nur hier um, die Um­sät­ze frei­er Jour­na­lis­ten nä­hern sich ra­sant der Null­mar­ke, vor al­lem im Print­ge­schäft, je­der weiß das.

ob die lö­sung der fi­nan­zie­rungs­fra­ge nun in wer­bung, flattr, kas­hingle, spen­den, stif­tun­gen oder ganz wo­an­ders liegt, kön­nen der­zeit we­der jens wein­reich, noch sa­scha lobo, chris­toph kee­se, ich oder sonst­wer be­ant­wor­ten. ob­wohl, ich für mei­nen teil habe eine vor­läu­fi­ge lö­sung ge­fun­den. ne­ben den 20-40 euro, die ich für ge­druck­ten jour­na­lis­mus im mo­nat un­ge­fähr aus­ge­be, wer­de ich künf­tig min­des­tens 20-30 euro im mo­nat per flattr für nicht ge­druck­ten jour­na­lis­mus aus­ge­ben.

dass ich in den letz­ten bei­den mo­na­ten über flattr mehr ein­ge­nom­men habe als ich aus­ge­ge­ben habe, ist ein net­ter ne­ben­ef­fekt, der aber nach mei­ner ein­schät­zung kei­nen be­stand ha­ben muss (und wird). ich wer­de es si­cher nicht schaf­fen, je­den mo­nat 4-5 ar­ti­kel zu schrei­ben die so kräf­tig ge­ret­weetet wer­den (oder so viel auf­merk­sam­keit er­zeu­gen kön­nen), dass eine nen­nens­wer­te um­wand­lung von auf­merk­sam­keit in flat­trs (oder wer­be­ein­nah­men) statt­fin­den wird. ab­ge­se­hen da­von, dass ich mich auch durch ei­nen voll­zeit-job ge­gen­fi­nan­zie­re und mit dem schrei­ben kein geld ver­die­nen muss.

aber, wie ich schon ein paar mal ge­sagt habe, ich sehe in flattr we­ni­ger die mög­lich­keit geld ein­zu­neh­men (was trotz­dem ein net­ter ne­ben­ef­fekt ist), son­dern als die der­zeit bes­te und sinn­volls­te mög­lich­keit gu­ten jour­na­lis­mus zu be­loh­nen und (mit) zu fi­nan­zie­ren. und mit „jour­na­lis­mus“ mei­ne ich kei­nes­falls nur das was jour­na­lis­ten pro­du­zie­ren, son­dern das was mir an ge­schrie­be­nen tex­ten un­ter­kommt und von de­nen ich ler­ne, die mich un­ter­hal­ten, auf neue sicht­wei­sen brin­gen, zu neu­en er­kennt­nis­sen oder auf den letz­ten stand brin­gen. oder wie jens wein­reich „jour­na­lis­mus“ auf eine wei­se be­schreibt, dass ich das wort erst­mals seit lan­ger zeit nicht als ar­ro­gan­ten oder ver­zwei­fel­ten ver­such der ab­gren­zung ver­ste­he:

Jour­na­lis­mus heißt für mich: Dia­log. Dis­ku­tie­ren. Ler­nen. Ver­net­zen. Feh­ler ein­ge­ste­hen und kor­ri­gie­ren. Quel­len of­fen­le­gen, so­lan­ge nicht Quel­len­schutz ge­währ­leis­tet wer­den muss, weil Hin­weis­ge­ber sonst Pro­ble­me be­kom­men. Jour­na­lis­mus heißt für mich: Wis­sen wei­ter­ge­ben. Ver­lin­ken. Do­ku­men­te zur Dis­kus­si­on stel­len. Ein­ord­nen. Er­klä­ren. Ana­ly­sie­ren. Kom­men­tie­ren. Be­rich­ten. Re­cher­chie­ren. Dran­blei­ben. Bei­ßen. Oder es we­nigs­tens ver­su­chen.
Jour­na­lis­mus heißt: Den Ar­beits­pro­zess trans­pa­rent ge­stal­ten. Den Le­ser/Hö­rer/Zu­schau­er/Dis­kus­si­ons­part­ner/Ex­per­ten mit neh­men auf die Rei­se und im­mer auch er­klä­ren, wie ein Pro­dukt ent­stan­den ist. Ich lie­be und lebe das.
Es heißt auch, mit ei­ner Fach­kom­pe­tenz, die man sich er­ar­bei­ten kann, den Lot­sen zu spie­len, den Mo­de­ra­to­ren.

mit die­ser de­fi­ni­ti­on von jour­na­lis­mus, wür­de ich mich tat­säch­lich auch nicht mehr be­lei­digt füh­len, nann­te mich mal wie­der je­mand „jour­na­list“. wis­sen, er­fah­run­gen, er­kennt­nis­se wei­ter­ge­ben, un­ter­hal­ten, be­rich­ten, ein­ord­nen, es ver­su­chen, sich pla­gen. das sind die din­ge, die ich auch als mei­ne ma­xi­men für das was ich hier tue be­schrei­ben wür­de. mit dem er­klä­ren und mo­de­rie­ren und der fach­kom­pe­tenz ha­perts bei mir noch ein biss­chen — und des­halb wür­de ich mich auch nach die­ser de­fi­ni­ti­on wei­ter­hin nicht „jour­na­list“ nen­nen.

was ich aber ei­gent­lich sa­gen woll­te: war­um re­den alle dar­über, ob und wie man mit flattr oder kas­hingle geld ver­die­nen kann und nicht dar­über was für eine gross­ar­ti­ge, ein­fa­che, ge­rech­te und ziel­ge­rich­te­te mög­lich­keit flattr ist, um gu­ter ar­beit an­er­ken­nung zu schen­ken? oder kurz ge­sagt: geht hin und flat­tert, heu­te vor al­lem jens wein­reich.


aprops jour­na­lis­mus. frank schmie­chen kann man nicht flat­tern, wür­de ich auch nicht tun, aber nach­dem ich ihn heu­te beim bo­cki­gen zu­rück­ru­dern be­ob­ach­tet habe, hab ich ihm spon­tan für sei­nen schluss­satz ei­nen tweet ge­schenkt.


sor­ry für die be­scheu­er­te über­schrift.