ham­burg

felix schwenzel

heu­te nach der ar­beit hat­te ich den un­still­ba­ren drang ein­kau­fen zu ge­hen. also raus aus den home-of­fice-kla­mot­ten, rein in den an­zug und die s-bahn. zu­erst bei bud­ni­kow­ski voll­korn-ge­döns für mein mor­gend­li­ches müs­li ge­kauft, old-spi­ce-deo ge­kauft (was ich nicht erst seit der old-spi­ce-you­tube-kam­pa­gne kau­fe, son­dern seit jah­ren kau­fe, weil mich der ge­ruch an mei­ne zeit als aus­tausch­stu­dent in den USA er­in­nert). da­nach im asia-la­den am bahn­hof so­ja­sos­se, chi­li-sos­se, ko­kos­milch und cur­ry-pas­te ge­kauft und dann ent­schie­den, statt mit der bahn zu fuss zu­rück zu den lan­dungs­brü­cken zu lau­fen.

am chi­le-haus mal am neu­en rach-re­stau­rant, dem „slow­man“ vor­bei­ge­lau­fen, das bei qype er­staun­li­cher­wei­se schon re­la­tiv vie­le re­views ge­sam­melt hat. den na­men find ich ziem­lich be­scheu­ert, hört sich an wie re­stau­rant mit lah­men kell­nern.

auch der schnitt des re­stau­rants scheint sub­op­ti­mal. dort wo man auf dem foto den re­stau­rant­na­men sieht klebt ein zet­tel, man sol­le doch bit­te den ein­gang „an der spit­ze des chi­li-hau­ses“ be­nut­zen. wo auch im­mer die ist. die kar­te sah gut aus und im la­den die leu­te rum­ste­hen zu se­hen, die man aus dem fern­se­hen kennt (ich guck die sen­dung ger­ne) hat­te was ei­gen­tüm­lich pa­pa­raz­zi-ar­ti­ges und rea­li­täts-ver­schie­ben­des. fo­tos von den na­sen hab ich kei­ne ge­macht, aber ir­gend­wann wer­de ich da mal es­sen ge­hen.

da­nach bin ix vor­bei an den spie­gel-ver­lags-hoch­häu­sern rich­tung spei­cher­stadt ge­lau­fen. mei­ne güte. jour­na­lis­ten se­hen nicht nur aus wie leh­rer, auch ihre le­bens­räu­me glei­chen de­nen von leh­rern. man denkt ja im­mer, das cha­os, der schmutz und die ka­putt­heit und ab­ge­ranzt­heit von schu­len lie­ge an den rück­sichts­lo­sen und zum van­da­lis­mus nei­gen­den schü­lern, aber jour­na­lis­ten schaf­fen es ihre bü­ros auch ohne schü­ler ab­zu­ran­zen. beim vor­bei­lau­fen an der spie­gel-kan­ti­ne ist mir dann auch klar ge­wor­den, war­um man­che spie­gel-jour­na­lis­ten so schrei­ben wie auf koks. oran­ge macht of­fen­bar grös­sen­wahn­sin­nig.

zur spei­cher­stadt hin stol­pert man über lau­ter bau­stel­len. hoch­was­ser­schutz-mau­ern, brü­cken­sa­nie­run­gen und über al­lem thro­nend die philar­mo­nie. ich mag den ent­wurf ja ganz ger­ne, aber die ver­zo­ge­nen, teil­wei­se ge­öff­ne­ten fens­ter se­hen ir­gend­wie ka­putt und aus­ver­se­hen an­ge­lau­fen aus. zu­min­dest nicht wie auf den ent­wurfs­zeich­nun­gen. aber auf die roll­trep­pe freu ich mich trotz­dem.

ne­ben den bau­stel­len, stol­pert man zwi­schen dem spie­gel-ver­lag und den lan­dungs­brü­cken stän­dig über ska­ter. als ich frü­her ein skate­board be­nutzt habe, habe ich es als trans­port­mit­tel be­nutzt, qua­si für den kom­bi­ver­kehr: bus und bahn, fuss und roll. die jun­gen men­schen heu­te be­nut­zen skate­boards als mit­tel sich ele­gant auf die fres­se zu le­gen, zu sprin­gen und stadt­mö­bel zu zer­krat­zen.

und: eher als das vor­an­kom­men, scheint bei den mo­der­nen be­nut­zern von skate­boards das fest­hal­ten im vor­der­grund zu ste­hen.

um die lan­dungs­brü­cken her­um gibt es ei­ni­ge ei­gen­tüm­li­che kir­chen. eine fin­ni­sche, eien schwe­di­sche, eine dä­ni­sche see­manns­kir­che, aber auch eine fluss­schif­fer­kir­che. die hat in den letz­ten mo­na­ten of­fen­bar kräf­tig ex­pan­diert. habe ich hier frü­her nur ein kir­chen­schiff ge­se­hen (dop­pel­deu­tig­keit ga­lo­re!), ha­ben die jetzt auch noch ei­nen ver­wal­tungs­trakt und in­nen­hof ins was­ser ge­setzt. am geld scheints nicht zu man­geln.

da­nach vor­bei am gru­ner und jahr ge­bäu­de, dass um 17:30 wirk­te als sei dort ge­ra­de eine leh­rer­kon­fe­renz zu ende ge­gan­gen (den witz hab ich so­eben zum letz­ten mal ge­macht, ver­spro­chen). an der rück­sei­te vom G&J-ge­bäu­de stieg rauch auf, aber auch bra­ten­duft und alt­wei­ber­som­mer-stim­mung.

kurz be­vor ich wie­der zu­hau­se war, be­merk­te ich dann, dass ich die gan­ze tour mit of­fe­ner hose rum­ge­lau­fen war. nächs­tes mal fahr ich wie­der bahn.


hy­per­land

felix schwenzel

mein name ist fe­lix schwen­zel.

ma­rio six­tus blin­ken­lich­ten pro­duk­tio­nen hat ei­nen ers­ten dum­my für ein wö­chent­li­ches in­ter­net-dings im 2DF pro­du­ziert, hy­per­land.

wo der ich-lese-vom-prom­ter-ab-und-mir-ist-egal-ob-man-das-hört-ton­fall von ma­rio six­tus noch char­mant war und ein biss­chen an pe­ter von zahn er­in­ner­te, ist der ich-lese-ab-weil-ich-of­fen­bar-nicht-an­ders-kann-ton­fall von na­dia za­bou­ra lei­der et­was schmerz­haft. die­se schau­spiel­schu­len-ton­fall, mit dem na­dia za­bou­ra ver­sucht auch die letz­te un­hör­ba­re sil­be aus­zu­be­to­nen er­scheint mir to­tal ver­krampft und un­au­then­tisch. und am an­fang den ei­ge­nen na­men zu flö­ten ist auch to­tal RT­LII.

apo­ro­pos RT­LII. die ku­lis­se wirkt wie gut ge­meint, also nicht gut. die be­müh­te und über­flüs­si­ge mi­mik und ges­tik wie die von chris­ti­an rach. bert­ram gu­gel wirkt wie ott­mar zitt­lau, ge­spielt von bas­ti­an pas­tew­ka. die sound­ef­fek­te wir­ken wie aus ner ol­len schub­la­de von ko­balt. er­in­nert mich an eh­ren­senf in ver­si­on 0.1 auf via­gra. wenn man 80 pro­zent weg­las­sen wür­de (ku­lis­se, ein­lei­tung, vor­stel­lung mit na­men, un­nö­ti­ge ani­ma­tio­nen, das vor­le­sen vom prom­ter, die ges­tik, die über­flüs­si­gen ad­jek­ti­ve, die ab­mo­de­ra­ti­on) könn­te das was wer­den mit die­sem „hy­per­land“.

merkt man, dass mir der dum­my nicht ge­fal­len hat?


ro­bin hood

felix schwenzel

ro­bin hood ist ein ganz gu­ter film. schmut­zig, mat­schig, nicht all­zu ro­man­tisch und kit­schig (nur ein biss­chen, zum ende hin), ziem­lich gran­di­os be­setzt und to­tal rid­ly scot­tisch und pre­que­lig. ich hab mir den film in der DVD­thek für 2 euro ge­lie­hen, was ver­mut­lich le­gal ist, aber das weiss bei der heu­ti­gen li­zenz und nut­zungs­rech­te-, ur­he­ber­rechts- und leis­tungs­schutz­recht­la­ge ja nie­mand mehr. zu­min­dest hat mir ein klei­ner mann ge­dankt:

„By purcha­sing this DVD, you are sup­port­ing your lo­cal film and te­le­vi­si­on in­dus­try. Thank you.“

ganz wun­der­bar fand ich auch den an­fang des films. dort konn­te man bei­na­he so­was wie im­pli­zi­te selbst­kri­tik der film­in­dus­trie, die sich eben noch bei mir be­dankt hat, se­hen:

„In times of ty­ran­ny and in­ju­s­ti­ce when law op­pres­ses the peo­p­le, the out­law ta­kes his place in histo­ry.“

ana­lo­gie ga­lo­re! eine in­dus­trie, die mir vor­schrei­ben will, auf wel­chem end­ge­rät ich ei­nen film se­hen darf, die mir ver­bie­ten will, fil­me die ich in den USA ge­kauft habe, in deutsch­land zu se­hen, die mir ver­bie­ten will screen­shots oder si­cher­heits­ko­pien von fil­men zu ma­chen und ge­gen an­geb­li­che raub­ko­pie­rer mit frag­wür­di­gen ju­ris­ti­schen mit­teln vor­geht, glo­ri­fi­ziert „out­laws“? leu­te die sich ge­gen blöd­sin­ni­ge, un­ge­rech­te und aus geld­gier ge­bo­re­ne ge­set­ze auf­leh­nen und ma­chen was sie für rich­tig hal­ten?

ob man das gut­fin­den mag oder nicht, aber in zei­ten in de­nen DRM und un­ver­ständ­li­che ur­he­ber­rechts- und li­zen­sie­rungs­re­ge­lun­gen leu­te ner­ven und den ge­nuss von be­zahl­ten wa­ren nach­hal­tig stö­ren, än­dern ha­cker und raub­ko­pie­rer den lauf der ge­schäfts­mo­del­le.

ir­gend­wie muss man die film­in­dus­trie auch wie­der lie­ben, mit all ih­rer wi­der­sprüch­lich­keit und ab­sur­di­tät.


„war­um liegt hier über­all stroh rum?“

felix schwenzel

sa­scha lobo re­zen­siert re­zen­sio­nen sei­nes bu­ches:

Na­tür­lich gab es auch ne­ga­ti­ve Kri­ti­ken, ich weiss gar nicht, wann ich das letz­te Mal ir­gend­et­was ge­macht habe, was alle gut fan­den. Mit drei in die Hose viel­leicht.

sehr amü­sant, ich glaub ich muss bald mal nach nem re­zen­si­ons­exem­plar fra­gen und mir ei­nen nach­mit­tag frei neh­men, um das buch zu le­sen.

[ei­gent­lich wollt ich ja „arsch­loch­cre­scen­do“ als über­schrift neh­men, ein ty­pi­scher, gran­dio­ser lobo-neo­lo­gis­mus, aber der plat­te witz mit dem stroh muss­te dann doch sein.]


kris­ti­na schrö­der mit pe­nis­na­se

felix schwenzel

die neue aus­ga­be des dum­my-ma­ga­zins ist da und zeigt auf dem ti­tel kris­ti­na schrö­der mit pe­nis-nase und zahn­lü­cke.

die pe­nis-nase hat aber nicht etwa oli­ver gehrs oder ein gra­fi­ker ge­malt, son­dern „Ah­med und sei­ne Kum­pels aus Kreuz­berg“. fa­bi­an diet­rich merkt im dum­my-blog an: „Über­rascht hat uns dann aber, dass vor al­lem die Mäd­chen die fie­ses­ten Pe­nis­na­sen und Fer­ke­lei­en pro­du­zier­ten.“

wit­zi­ger als die pe­nis­na­sen-schrö­der find ich aber die emo-schrö­der.


„ich dach­te ihr wärt jün­ger“

felix schwenzel

der frei­schrei­ber-kon­gress be­gann ges­tern mit ei­ner mit­tel­schwe­ren re­cher­che-auf­ga­be: fin­de den ein­gang. ich habe nicht we­ni­ge ori­en­tie­rungs­lo­se frei­schrei­ber in bah­ren­feld her­um­ir­ren ge­se­hen. die aus­schil­de­rung des ge­wer­be­ge­biets in dem sich die macro­me­dia hoch­schu­le in haus 6 be­fin­den soll ist nicht son­der­lich hilf­reich. eben­so­we­nig die in­for­ma­tio­nen auf der frei­schrei­ber-sei­te. um den schwie­rig­keits­grad zu er­hö­hen, wur­de der ein­gang so­wohl von macro­me­dia, als auch den frei­schrei­bern äus­serst mi­ni­ma­lis­tisch ge­kenn­zeich­net.

in der ers­ten eta­ge herrscht in der „hoch­schu­le“ erst­klas­si­ge graue kunst­off-kan­ten-schul-mö­bel-at­mo­sphä­re mit ei­ner prie­se gum­mi­baum-büro-at­mo­sphä­re, die mich an eine mei­ner vie­len post-pu­ber­tä­ren pho­bien er­in­ner­te. da­mals hat­te ich wirk­lich pa­ni­sche angst ein­mal als kauf­män­ni­scher-an­ge­stell­ter zu en­den. ob­wohl ich die pho­bie längst über­wun­den habe, fühl­te ich mich ges­tern in der macro­me­dia hoch­schu­le wie ein kauf­män­ni­scher an­ge­stell­ter in der be­rufs­schu­le.

sehr prak­tisch hin­ge­gen die ein­ge­bau­ten cu­p­hol­der in den ti­schen.

der ers­te work­shop den ich mir um 10 uhr an­sah war „Ich will doch nur schrei­ben – aber wer macht den Rest?“ be­ti­telt. auf dem po­di­um sas­sen die gross­ar­ti­ge kath­rin pas­sig, ei­ner der we­ni­gen men­schen, bei de­nen ich mich nie schä­me sie he­mungs­los an­zu­schlei­men, un­ter an­de­rem, weil ich sie und ihre tex­te seit ih­ren ers­ten taz-ko­lum­nen hem­mungs­los be­wun­de­re, su­san­ne frö­mel, die man al­lein we­gen die­ses tex­tes be­wun­dern könn­te, mei­ne sym­pa­thie aber mit ih­rer of­fe­nen, un­prä­ten­tiö­sen art ge­wann — und weil sie das wort „fatz­ke“ be­nutz­te um eine be­stimm­te art jour­na­lis­ten zu be­schrei­ben, die mir auch wohl­be­kannt sind, mar­kus al­bers, der mir zu­erst ein biss­chen wie ein fatz­ke vor­kam, das wort „port­fo­lio di­ver­si­fi­ka­ti­on“ bei­na­he iro­nie­frei be­nutz­te, aber dann doch mei­nen ers­ten ein­druck weg­wi­schen konn­te, als er sich ein biss­chen warm ge­re­det hat­te und se­bas­ti­an es­ser, dem das nicht ge­lang.

su­san­ne fröm­mel traf dann auch ei­nen vor­for­mu­lier­ten na­gel in mei­nem kopf, als sie ein­lei­tend sag­te: „ich dach­te ihr wärt jün­ger.“ sie mein­te das na­tür­lich in dem sin­ne, dass sie im vor­feld dach­te, „viel­leicht den jun­gen Din­gern“ hel­fen zu kön­nen, aber of­fen­sicht­lich vor lau­ter al­ten ha­sen stand, de­nen sie jetzt gar nicht so viel neu­es er­zäh­len könn­te, wenn sie aus ih­rem er­fah­rungs­schatz plau­der­te. mir fiel da­bei auf, dass ich die­sen ge­dan­ken vor­her auch hat­te, ihn aber im geis­te an­ders for­mu­liert hat­te: ich kam mir vor, als ich da in die­sem se­mi­nar­raum sass, wie bei ei­ner leh­rer-fort­bil­dung. mit leh­rern bin ich auf­ge­wach­sen, so­wohl in der schu­le, als auch zu­hau­se und bei den freun­den mei­ner el­tern. wenn mei­ne el­tern gäs­te hat­ten oder wir bei freun­den zu be­such weil­ten, wa­ren mein va­ter und ich nicht sel­ten die ein­zi­gen, die kei­ne leh­rer wa­ren. und: leh­rer ka­men mir im­mer alt vor, selbst die paar jun­gen die ich in mei­ner schul­lauf­bahn ken­nen­lern­te.

im wei­te­ren ver­lauf wur­de dann vor al­lem übers geld ge­re­det — er­staun­lich of­fen, aber auch er­staun­lich frus­triert. so sag­te su­san­ne frö­mel, dass sie mitt­ler­wei­le nicht mehr für die zeit schrei­ben wür­de, weil die „un­wahr­schein­lich we­nig“ zah­len wür­de. für ta­ges­zei­tun­gen zu schrei­ben, das schien zu­min­dest der kon­sens al­ler auf dem kon­gress an­we­sen­den zu sein, loh­ne sich über­haupt nicht mehr. kath­rin pas­sig mein­te zwar, dass sie sich schon im­mer freue, wenn es mal für ei­nen text mehr als bei der taz gäbe, und dass sie eine gan­ze wei­le brauch­te, um her­aus­zu­fin­den, dass man­che zei­tun­gen mehr als zwan­zig­mal so viel wie die taz zah­len. als mar­kus al­bers sag­te, dass ihm, wenn er im mo­nat zwei grös­se­re und ein paar klei­ne­re ge­schich­ten schrö­be, die zwei­ein­halb tau­send euro die er bis da­hin ver­dient hät­te, nicht aus­reich­ten, merk­te eine jour­na­lis­tin im pu­bli­kum er­staunt an, dass sie mit den 1400 euro net­to die sie im mo­nat bei der taz als fest­an­ge­stell­te ver­dient hät­te, ei­gent­lich ganz zu­frie­den ge­we­sen sei.

geld, skep­sis, angst und frust wä­ren statt des of­fi­zi­el­len mot­tos „mach’s dir selbst“ auch ein gu­tes leit­the­ma für den frei­schrei­ber-kon­gress ge­we­sen. die gros­sen the­men wur­den zwar alle an­ge­schnit­ten, aber alle, wie chris­toph kap­pes rich­tig an­merk­te, fast aus­schliess­lich aus der ein­zel­au­to­ren-per­spek­ti­ve. das schien teil­wei­se sehr weh­lei­dig.

der zwei­te work­shop, der üb­ri­gens mit zwei­ein­halb stun­den, eben­so wie der ers­te, viel zu lang an­ge­setzt war, schloss bei­na­he über­gangs­los an den ers­ten an: „Spaß kann man nicht es­sen: Geld und Ge­schäfts­mo­del­le“. ein­ge­la­den wa­ren drei jour­na­lis­ten die im in­ter­net viel spass ha­ben und we­nig geld ver­die­nen und pe­ter ka­bel, der ir­gend­wann mal im in­ter­net viel geld ver­dient hat und mit jour­na­lis­mus nicht viel am hut hat.

auf dem po­di­um sas­sen ne­ben pe­ter ka­bel, den ei­gen­tüm­li­cher­wei­se fast alle an­we­sen­den duz­ten, der enorm elo­quen­te mat­thi­as spiel­kamp (zwei t, ein h), der mit ei­nem kur­zen ein­lei­ten­den vor­trag ver­geb­lich ver­such­te das the­ma zu er­den, phil­ip ban­se (ein l), des­sen dis­kus­si­ons- und klei­dungs­stil mich an kom­mis­sar co­lum­bo er­in­ner­te und der nim­mer­mü­de jens wein­reich, des­sen sel­te­ne mi­schung aus rea­lis­mus, ab­ge­klärt­heit und ex­pe­ri­men­tier­freu­de ich sehr schät­ze. pe­ter ka­bel war auch ein biss­chen ab­ge­klärt und so­gar ein biss­chen selbst­kri­tisch, als er sei­ne in­sol­venz 2001, nach ei­nem et­was über­has­te­tem und zu schnel­lem wachs­tum wie folgt be­schrieb: „als das wet­ter um­schlug, stan­den wir plötz­lich im re­gen und wur­den nass.“ dass er per­sön­lich recht tro­cken, wenn auch mit ei­nem hau­fen jour­na­lis­ten an den fer­sen, aus dem wet­ter­um­schwung her­vor­ging, ver­gass er zu er­wäh­nen.

da­für hau­te er gleich zur er­öff­nung kräf­tig auf die ka­cke. nicht den jour­na­lis­mus, son­dern gleich das gan­ze me­di­en­ge­schäft, er­klär­te er für er­le­digt. ge­nau­so wür­de es, ge­nau be­trach­tet, kei­ne wer­bung mehr ge­ben, da die fir­men nicht mehr wer­ben woll­ten, son­dern nur noch ver­kau­fen. er be­ton­te zwar, dass er das auch be­daue­re, das aber nun­mal die „rea­li­tät“ sei. sei­ne ar­gu­men­ta­ti­ons­li­nie lag nah an der von mar­cel weiss, der eben­falls be­haup­tet, dass „vie­le Pro­duk­te oder han­del­ba­re Gü­ter […] in ih­rer Ver­füg­bar­keit von Knapp­heit zu Über­fluss“ über­ge­hen. ka­bel mein­te, dass dem jour­na­lis­mus, bzw. der gan­zen me­di­en­bran­che die­ser über­fluss von na­he­zu kos­ten­los zu dis­tri­bu­tie­ren­den und ver­füg­ba­ren gü­tern, den bo­den un­ter den füs­sen weg­zie­hen wer­de — so wie das mit der mu­sik­bran­che be­reits der fall sei: „von jour­na­lis­mus le­ben, hal­te ich nicht für mach­bar.“

ei­ner­seits wür­de ich ka­bel zu­stim­men. dass die al­ten ge­schäfts­mo­del­le weg­bre­chen hat ja be­reits die ver­lags­bran­che selbst ge­merkt, das pro­blem ist, dass die neu­en ge­schäfts­mo­del­le noch nicht aus­ge­reift, bzw. ent­wi­ckelt wor­den sind. teil­wei­se ist die mu­sik­bran­che da schon wei­ter, künst­ler schei­nen im file­sh­ring-zeit­al­ter mehr als je zu­vor zu ver­die­nen. wer lei­det und die stärks­ten fi­nan­zi­el­len ein­bus­sen ver­mel­det, sind die plat­ten­la­bel. in­so­fern hink­te pe­ter ka­bels ver­gleich ein we­nig.

den an­we­sen­den jour­na­lis­ten ge­fie­len die wor­te von pe­ter ka­bel nicht so doll, was aber auch an der teil­wei­se recht ag­gres­si­ven form des vor­trags ge­le­gen ha­ben könn­te. denn dass dem jour­na­lis­mus, oder wie ka­bel sagt, den me­di­en die ge­schäfts­mo­del­le weg­bre­chen, stritt nie­mand ab. da­bei lässt sich der kon­flikt, der mit re­la­tiv viel ge­schrei aus­ge­tra­gen wur­de, auf ei­nen satz re­du­zie­ren: die jour­na­lis­ten fin­den es scheis­se, dass die alt­her­ge­brach­ten ge­schäfts­mo­del­le weg­bre­chen, ka­bel be­schränk­te sich dar­auf es fest­zu­stel­len und mit et­was zu wurs­ti­gen ver­glei­chen zu be­le­gen.

jens wein­reich mein­te in den wor­ten ka­bels nichts sub­stan­zi­ell neu­es er­ken­nen zu kön­nen, schliess­lich habe er sei­ne fest­an­stel­lung ge­nau aus dem grund ge­kün­digt: er sah kei­ne zu­kunft mehr in sei­nem job, bzw. ahn­te, dass der ver­lag ihn oh­ne­hin in ein paar jah­ren vor die tür set­zen wür­de (set­zen wür­de müs­se). also war­um nicht frei­wil­lig ab­sprin­gen und die ei­ge­nen fä­hig­kei­ten schu­len, sich ei­nen na­men ma­chen und ein­fach ma­chen. da­ni­el fie­ne fass­te die work­shop-zu­sam­men­fas­sung von tom schim­meck von jens wein­reichs wor­ten tref­fend zu­sam­men: Jens Wein­reich: ich ma­che mei­nen Job und gu­cke - das ist der ein­zi­ge weg.

was mir in den dis­kus­sio­nen ein biss­chen fehl­te war das aus­lo­ten der chan­cen. die fest­stel­lung und das ge­mein­sa­me be­grü­beln und be­kla­gen ei­ner kri­se, hat mei­ner mei­nung auf ei­nem zu­kunfts­kon­gress nicht viel zu su­chen. auch pe­ter ka­bels be­geis­te­rung über al­go­rith­mi­sche oder so­zia­le ag­gre­ga­to­ren oder flip­board, bzw. sein ap­pell an die an­we­sen­den nicht zu kla­gen, son­dern et­was zu un­ter­neh­men, trat mei­ner mei­nung nach zu kurz.

wo war die ana­ly­se von er­folgs­sto­rys wie der brand­eins, die mei­ner mei­nung nach, ähn­lich wie die taz, eine art früh­zei­ti­ges spen­den­mo­dell über abos eta­bliert hat, was ganz ähn­lich wie flattr funk­tio­niert. wie schaf­fe ich es ent­we­der mei­ne fans oder treu­en le­ser, die mein pro­dukt schät­zen oder gar lie­ben zu mo­bi­li­sie­ren, da­mit sie mich dau­er­haft un­ter­stüt­zen — oder wie schaf­fe ich es, die hür­den für sol­cher­lei un­ter­stüt­zung künf­tig zu sen­ken? aus per­sön­li­cher er­fah­rung weiss ich, dass mein bud­get für den me­di­en­ko­sum kon­stant, bzw. leicht stei­gend ist. ich gehe zwar we­ni­ger ins kino, kau­fe aber mehr DVDs. ich kau­fe viel­leicht nicht mehr so vie­le ta­ges­zei­tun­gen wie bis­her, ver­flat­te­re da­für aber 20-40 euro im mo­nat. ich nut­ze kos­ten­lo­se an­ge­bo­te im netz, ste­cke aber auch hun­der­te von eu­ros und dol­lars in be­zahl­an­ge­bo­te. und es gibt durch­aus stu­di­en die zei­gen, dass es die an­geb­li­che kos­ten­los-kul­tur in die­ser form gar nicht gibt. was wir be­ob­ach­ten, sind stän­di­ge um­schich­tun­gen. und um die­se um­schich­tungs­pro­zes­se zu ver­ste­hen oder zu bein­flus­sen, müss­ten wir mehr ana­ly­sie­ren, ex­pe­riem­tie­ren und ma­chen.

oder wie es der steu­er­be­ra­ter mei­ner el­tern mal ge­sagt hat: „das geld liegt auf der stras­se. man muss es nur auf­he­ben.“ das pro­blem da­bei: man muss auf die stras­se und die stras­se ganz ge­nau be­ob­ach­ten.


und sonst?

  • geo „bürs­tet“ die tex­te al­ler au­toren, da­mit sie ei­nen geo-ton­fall be­kom­men.
  • Why jour­na­lists de­ser­ve low pay von ro­bert g. pi­card (ich glau­be das mat­thi­as spiel­kamp den text in der dis­kus­si­on emp­fahl).
  • die frei­schrei­ber nann­ten die po­di­ums­teil­neh­mer im pro­gram „Dis­ku­tan­ten“. ob ali­ce schwar­zer auch ger­ne dis­ku­on­kel ge­se­hen hät­te?
  • ban­ken sind so ne art geld-hos­ter.
  • könn­ten fir­men wie flattr pro­ble­me be­kom­men, weil sie, ähn­lich wie ban­ken, un­men­gen an vor­ge­schos­se­nem geld für ihr kun­den be­treu­en und des­halb ei­gent­lich eine ban­ken­li­zenz be­nö­ti­gen? (tnx @pi­ckihh)
  • da ist was dran.

[nach­trag 19.09.2010]
mat­thi­as spiel­kamp fasst auch noch­mal nach und er­wähnt noch ein paar aspek­te, die ich aus­ge­las­sen habe.

[nach­trag 20.09.2010]
mi­cha­el bra­ke fass­te den frei­schrei­ber-kon­gress für die taz zu­sam­men. wahr­schein­lich hat er gar nicht mal so viel geld da­für be­kom­men. (via)


über die­se wer­bung muss­te ix tat­säch­lich la­chen

felix schwenzel


die welt er­klä­ren

felix schwenzel

als ich ein kind war, wun­der­te ich mich im­mer, war­um die co­mics die ich so ger­ne las, so per­fekt aus­sa­hen. ganz of­fen­sicht­lich wa­ren die co­mics nicht ge­malt, denn al­les ge­mal­te, das wuss­te ich aus eig­ner er­fah­rung, sah ganz an­ders aus, viel rau­er, fle­cki­ger, stump­fer, zitt­ri­ger. also frag­te ich mei­ne mut­ter, wie die­se co­mics her­ge­stellt wür­den und sie ant­wor­te­te, dass sie ge­druckt wür­den. aha. „ge­druckt“, auf gros­sen druck­ma­schi­nen. das war also der trick!

na­tür­lich war die ant­wort, wie ich heu­te weiss, gar kei­ne ant­wort, son­dern ein­fach eine ver­schie­bung der ant­wort auf ein an­de­res, mir nicht ein­sich­ti­ges oder ver­ständ­li­ches ni­veau. nach­zu­fra­gen wie die­ses „dru­cken“ funk­tio­niert, fand ich da­mals ge­nau­so un­nö­tig, wie nach­zu­fra­gen war­um au­tos fah­ren oder flug­zeu­ge flie­gen. gros­se, kom­pli­zier­te ma­schi­nen kön­nen eben gros­se, fan­tas­ti­sche din­ge die men­schen nicht kön­nen — ge­nau da­für sind ma­schi­nen ja auch da.

ich bin üb­ri­gens ziem­lich froh, dass mir mei­ne mut­ter da­mals nicht ge­sagt hat (oder ich es nicht ver­stan­den habe oder es nicht hö­ren woll­te), dass co­mics von men­schen ge­zeich­net und co­lo­riert wer­den und den druck­ma­schi­nen le­dig­lich als vor­la­ge die­nen. ich wäre am bo­den zer­stört ge­we­sen, wenn ich er­fah­ren hät­te, dass men­schen in sol­cher per­fek­ti­on ma­len (so nann­te ich als kind das zeich­nen) könn­ten.

ich könn­te jetzt den jun­gen fe­lix aus­la­chen, dass er so naiv war oder da­mals nicht ver­stand die rich­ti­gen fra­gen zu stel­len, aber heu­te fiel mir auf, dass die­ser me­cha­nis­mus, ant­wor­ten auf fra­gen ein­fach auf ein an­de­res ni­veau zu ver­schie­ben oder mit ei­ner an­de­ren, als ant­wort ver­klei­de­ten fra­ge zu be­ant­wor­ten, auch bei er­wach­se­nen sehr weit ver­brei­tet ist.

spon­tan fällt mir dazu die eine oder an­de­re wil­de theo­rie zum ur­sprung des le­bens ein. die ant­wort, dass das le­ben aus dem welt­raum, oder noch wil­der, von aus­ser­ir­di­schen auf die erde ge­bracht wur­de, scheint vie­len dä­nen dä­ni­ken men­schen als ant­wort zu ge­nü­gen, ob­wohl sie ja ei­gent­lich eine wei­te­re fra­ge ist.

auf die fra­ge, wie man kom­ple­xe pro­jek­te weit in der zu­kunft so pla­nen kann, dass sie am ende funk­tio­nie­ren und ihr ziel er­rei­chen, ohne durch ir­gend­wel­che bö­sen über­ra­schun­gen oder dumm­hei­ten oder in­kom­pe­ten­zen zu schei­tern, kön­nen ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker ganz ein­fach be­ant­wor­ten: in­dem die US-re­gie­rung sie plant. oder der KGB. auch hier die glei­che stra­te­gie wie da­mals in mei­nem kin­der­zim­mer: kom­pli­zier­te din­ge er­klä­ren, in­dem man sie auf ein an­de­res ni­veau hebt oder der er­klä­rung ein­fach ei­nen fas­zi­nie­ren­den na­men gibt.

pe­ter hah­ne, der from­me grin­se-ka­ter vom 2DF und der „bild“-zei­tung, meint auch, dass das kon­zept „gott“ eine be­frie­di­gen­de­re ant­wort auf die fra­ge nach dem ur­sprung des uni­ver­sums sei, als bei­spiels­wei­se „schwer­kraft“. (sehr le­sens­wer­ter brief von „ver­quer“ an pe­ter hah­ne zum the­ma.) dass we­der haw­king noch hah­ne er­ken­nen, dass ih­rer bei­den ant­wor­ten ex­akt die glei­che qua­li­tät wie dou­glas adams ant­wort „42“ ha­ben, ist dann doch wie­der lus­tig. denn ge­nau­so wie bei haw­kings theo­rie oder bei hah­nes gott, ver­steht auch kein mensch was die ant­wort 42 be­deu­tet oder wie das funk­tio­nie­ren soll oder wel­chen sinn das al­les ha­ben könn­te.

als welt-ur­sprungs-er­klä­rer stel­le ich mich üb­ri­gens ger­ne in die von mir spon­tan auf­ge­stell­te rei­he von adams, hah­ne oder haw­king — hier ist mei­ne welt­erklä­rung: das uni­ver­sum wur­de ge­druckt.


män­ner mit ad­jek­ti­ven

felix schwenzel

kein wun­der, dass die film­in­dus­trie über um­satz­rück­gän­ge klagt. in der DVD­thek bie­tet sich ge­ra­de ein wah­res film­ti­tel-elend. ein ein­zel­ner mann, ein erns­ter mann und ein ge­fähr­li­cher mann buh­len der­zeit um mei­ne auf­merk­sam­keit. der erns­te mann konn­te mich nur des­halb rei­zen, weil mich je­mand dar­auf hin­wies, dass ihn die co­hen-brü­der ge­dreht ha­ben. beim an­gu­cken half das nicht, der film war so lang­wei­lig, dass ich nach 20 mi­nu­ten ab­schal­te­te.

gibts ei­nen grund die an­de­ren bei­den an­zu­se­hen?


per­spek­tiv­wech­sel

felix schwenzel


sel­ber ma­chen

felix schwenzel

am sams­tag wer­de ich mir an­se­hen, wie er­wach­se­ne men­schen dar­über re­den „es“ sich selbst zu ma­chen. „es“ ist na­tür­lich nicht das wor­an man zu­erst denkt, son­dern das, an das man als zwei­tes denkt. geld. sel­ber ma­chen.

am sams­tag fin­det in ham­burg der falsch­geld zu­kunfts­kon­gressFrei­schrei­ber-Zu­kunfts­kon­gress“ statt, bei dem es dar­um geht, „wie freie Jour­na­lis­ten in Zu­kunft ar­bei­ten und Geld ver­die­nen wer­den“.

um zu er­fah­ren, was die an­we­sen­den dar­über den­ken wie man als jour­na­list „in Zu­kunft“ geld ver­die­nen kann, muss man erst­mal 90 euro (oder 40 als frei­schrei­ber-mit­glied) be­zah­len. ich geh auch hin, zah­le aber kei­nen ein­tritt, weil ich ein­ge­la­den wur­de. da­für wer­de ich aber drü­ber be­rich­ten.

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„al­les zwei­fel­haf­te muss an­ge­zwei­felt wer­den“

felix schwenzel

aus der 3sat-do­ku­men­ta­ti­on „Die Akte CCC“, hier als .mp4-da­tei, via netz­po­li­tik.

[nach­trag]
jetzt auch auf vi­meo.


holz

felix schwenzel

kürz­lich lag im trep­pen­haus mei­nes ar­beits­plat­zes meh­re­re gro­be bau-sperr­holz­plat­ten rum. das gan­ze trep­pen­haus war da­durch mit dem ge­ruch von frisch ge­schnit­te­nem holz er­füllt. der ge­ruch er­in­ner­te mich an mei­ne zeit als schrei­ner und vor al­lem dar­an, wie sehr ich den ge­ruch von frisch ver­ar­bei­te­tem holz lie­be.

je mehr ich über den ge­ruch von holz nach­den­ke, des­to mehr ge­rü­che aus mei­ner zeit als schrei­ner (und da­vor als zivi in der holz­werk­statt in sas­sen) fal­len mir wie­der ein. ei­gent­lich riecht in ei­ner schrei­ne­rei fast al­les gut, das fällt ei­nem be­son­ders dann auf, wenn man mal in ei­ner me­tall­werk­statt oder au­to­werk­statt war.

zum bei­spiel die ge­rü­che der ver­schie­de­nen holz­sor­ten, wenn man sie schleift oder sägt. kie­fer, lär­che oder ei­che ha­ben alle sehr ei­ge­ne ge­rü­che. der ge­ruch ei­ner (heis­sen) fur­nier­pres­se nach leim, span­plat­te und eben dem fur­nier hat et­was ganz spe­zi­el­les. selbst die che­mi­schen hilfs­mit­tel, die harz­lö­sen­den holz­gleit­mit­tel oder ni­t­ro la­cke zum la­ckie­ren roch ich im­mer ger­ne. la­cke auf acryl­ba­sis konn­te ich nie lei­den, aber die wur­den in der werk­statt in der ich mei­ne aus­bil­dung ab­sol­vier­te auch nur ein­mal ver­wen­det, als ein lehr­ling da­mit au­to­tei­le la­ckier­te.

üb­ri­gens konn­te man den schleif­staub der sich im lau­fe ei­nes ar­beits­ta­ges in der nase sam­mel­te, her­vor­ra­gen­den holz­kitt her­stel­len.


wer­be­räu­ber

felix schwenzel

ganz mei­ner mei­nung was le­an­der wat­tig da sagt:

So könn­te man auch fra­gen, wie viel Geld Un­ter­neh­men durch Wer­be­ver­bots-Brief­kas­ten­auf­kle­ber ver­lie­ren? Oder wie viel Geld Un­ter­neh­men durch E-Mail-Spam-Fil­ter ver­lie­ren? Oder wie viel Geld Un­ter­neh­men da­durch ver­lie­ren, dass die Leu­te sich auf der Stra­ße un­ter­hal­ten und nicht auf die Wer­be­pla­ka­te schau­en?

[…]

Ent­spre­chend lie­ße sich wei­ter fra­gen: Ver­lie­ren Me­di­en­un­ter­neh­men wirk­lich Geld durch Pi­ra­te­rie oder nicht eher durch ana­chro­nis­ti­sche Ge­schäfts­mo­del­le?

ich hät­te auch noch eine fra­ge: wie hoch sind die ver­lus­te die ve­ge­ta­ri­er der fleisch­ver­ar­bei­ten­den in­dus­trie ver­ur­sa­chen?

der ver­gleich hinkt? na­tür­lich hinkt der, aber die jour­na­lis­ten oder ver­le­ger die sich auf ein ein­zi­ges ge­schäfts­mo­dell kon­zen­trie­ren und be­haup­ten wer­be­blo­cker zer­stö­ren ihre ge­schäfts­grund­la­ge hin­ken auch und er­in­nern mich an er­trin­ken­de die sich wei­gern zu schwim­men, weil sie es auch frü­her nicht ge­tan ha­ben. oder an­ders aus­ge­drückt: wür­de der (qua­li­täts-) jour­na­lis­mus wirk­lich er­trin­ken, wür­de ich er­war­ten ihn mehr stram­peln zu se­hen.

und was ge­nau spricht noch­mal ge­gen ex­pe­ri­men­te mit frei­wil­li­gen on­line-kleinst­be­trags-be­zahl­mo­del­len wie flattr? war­um bie­tet kein mir be­kann­tes on­line-an­ge­bot ei­nen ei­ge­nen, kos­ten­pflich­ti­gen wer­be­blo­cker an, für bei­spiels­wei­se zehn oder zwan­zig cent pro wo­che? (nach mei­ner rech­nung ist die an­sicht ei­nes ban­ners durch mich auf spie­gel on­line zwi­schen ei­nem hal­ben und zwei cent wert.)

wir sind üb­ri­gens dazu über­ge­gan­gen das kind, wenn es faul auf der haut liegt und nichts ge­ba­cken kriegt, als „ver­le­ger“ zu be­schimp­fen. das stimmt auch in­so­fern, als dass es bei sich im zim­mer nie was fin­det und mitt­ler­wei­le von mir er­war­tet, dass ich ihm mor­gens fri­sche so­cken rei­che.


gru­be und schmidt über se­kun­där­tu­gen­den

felix schwenzel

ich ver­ste­he die­ses bahn-ma­ga­zin was in den zü­gen aus­liegt nicht. heu­te lag eine aus­ga­be mit hel­mut schmidt auf dem co­ver im zug, auf der (gar nicht mal so leicht zu fin­den­den) web­site ist aber noch die ei­nen mo­nat alte au­gust-aus­ga­be ak­tu­ell. das heft ist also of­fen­bar schnel­ler zu dru­cken und in deut­schen zü­gen zu ver­tei­len, als es auf die web­site zu pa­cken.

hel­mut schmidt ist auf dem co­ver, weil bahn­chef rü­di­ger gru­be (oder wie die an­ge­heu­er­te re­dak­ti­on von gru­ner und jahr es de­vot aus­drückt: „Dr. Rü­di­ger Gru­be“) für das heft mit hel­mut schmidt ge­plau­dert hat. das ver­mel­det gru­ner und jahr auch stolz per pres­se­mit­tei­lung, nicht je­doch die bahn, die fin­det das auf ih­rer sei­te kei­ner er­wäh­nung wert. gru­bes ge­spräch mit schmidt ist gar nicht mal schlecht, auch wenn ich mich im­mer ein biss­chen fremd­schä­me, wenn er­wach­se­ne men­schen mit re­spek­ta­blen po­si­tio­nen dar­auf be­stehen bei na­mens­nen­nung im edi­to­ri­al, im­pres­sum oder am an­fang des in­ter­views mit ih­rem aka­de­mi­schen ti­tel ge­nannt zu wer­den. hel­mut schmidt mit sei­nen un­ge­fähr dreis­sig eh­ren­dok­tor­wür­den hat sich die nen­nung of­fen­bar ver­be­ten (mit „herr bun­des­kanz­ler“ möch­te er auch nicht an­ge­spro­chen wer­den), dr. rü­di­ger gru­be, „der vor­stands­vor­sit­zen­de der deut­schen bahn ag“ und dr. ant­je lüs­sen­hop, „Lei­te­rin PR und in­ter­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on der DB“ be­stan­den an­schei­nend auf nen­nung ih­rer aka­de­mi­schen wür­de.

lüs­sen­hop hat­te bei dem ge­spräch an­schei­nend kei­ne an­de­re auf­ga­be als die fo­tos et­was auf­zu­blon­den, „mit­zu­ar­bei­ten“ und eine klei­ne breit­sei­te von schmidt ge­gen PR-ar­beit ein­zu­ste­cken, als der sag­te:

Ver­trau­en kann man nur her­stel­len, in­dem man sich sel­ber an­stän­dig, durch­sich­tig und ehr­lich be­nimmt. Ver­trau­en ge­winnt man nicht durch Pu­blic Re­la­ti­ons und auch nicht durch Schaf­fung ei­ner Mar­ke. Es geht um das Ver­trau­en von Men­schen. Und da­für gib­t's seit Jahr­tau­sen­den die­sel­ben Re­zep­te, näm­lich: Sei Bei­spiel und Vor­bild!“

se­kun­där­tu­gen­den sind über­haupt, ne­ben po­li­tik, das haupt­the­ma des ge­sprächs. gru­be meint durch sei­nen le­bens­weg wer­te wie „Glaub­wür­dig­keit, Re­spekt, Loya­li­tät, Fleiß und Be­geis­te­rungs­fä­hig­keit“ ver­in­ner­licht zu ha­ben und meint, dass „die schu­le“ die­se wer­te heu­te nur noch be­grenzt ver­mit­teln kön­ne. schmidt er­gänzt, dass man die­se wer­te auf der har­vard busi­ness school in st. gal­len und in oestrich-win­kel auch nicht mehr ler­ne.

spä­ter macht gru­be ne­ben der schu­le und den schlech­ten zei­ten auch noch die „neu­en Me­di­en“ ver­ant­wort­lich für die ver­küm­me­rung der wer­te die er einst ver­in­ner­licht hat:

Ich be­fürch­te, die Nut­zung der neu­en Me­di­en könn­te dazu füh­ren, dass Kom­mu­ni­ka­ti­on ober­fläch­li­cher wird. Mehr noch, dass Wer­te wie Re­spekt und ko­ope­ra­ti­ves Han­deln ver­küm­mern, was eine Ver­ro­hung des Um­gangs un­ter­stützt.

dan­kens­wer­ter­wei­se springt schmidt nicht auf die­se sau­blö­de frü­her-war-al­les-bes­ser-num­mer an, ob­wohl er ja auch be­kann­ter­mas­sen kein freund „neu­er“ me­di­en wie fern­se­hen und in­ter­net ist:

Die Ge­fahr ist real. Ob der Me­di­en­kon­sum aber auch not­wen­di­ger­wei­se ei­nen Ver­lust an Mo­ra­li­tät un­ter­stüt­zen muss, da wür­de ich zö­gern mit der Ant­wort. Denn es hat ja auch im al­ten Grie­chen­land, im al­ten Rom, in Mit­tel­ita­li­en, in Ve­ne­dig, in Gent, in Si­en­na nicht im­mer nur den ehr­ba­ren Kauf­mann ge­ge­ben, son­dern auch ganz üble Ge­schäf­te­ma­cher.

in der pres­se­mit­tei­lung von gru­ner und jahr heisst es, dass gru­be im über­nächs­ten mo­nat den an­de­ren schmidt zum the­ma se­kun­där­tu­gen­den in­ter­view­en wird. bin mal ge­spannt, was der zum the­ma pünkt­lich­keit zu sa­gen hat.

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flattr-count-an­zei­ge oh­ne api

felix schwenzel

seit ei­ni­ger zeit woll­te ich auf den über­sichts­sei­ten (also zum bei­spiel der start­sei­te) von wir­res.net eine an­zei­ge der flat­ters die je­der ar­ti­kel be­kom­men hat se­hen, so wie die an­zahl der re­ak­tio­nen, also kom­men­ta­re, track­backs oder tweets an­ge­zeigt wird. das geht zwar, in­dem man un­ter je­den ar­ti­kel ei­nen but­ton pappt, aber das fand ich vi­su­ell we­nig ver­lo­ckend. spree­blick macht das und ein paar an­de­re sei­ten auch.

flattr-an­zei­ge auf wir­res.net
flattr-an­zei­ge auf spree­blick.com

lei­der ist das REST-API von flattr noch nicht fer­tig und flattr kann nur mit ja­va­script in but­ton-form ein­ge­bun­den wer­den.

vor ein paar ta­gen habe ich dann die­se sei­te ge­fun­den, auf der ben coll­ins be­schreibt, wie er die an­zahl der flat­ters in feed­fla­re ein­ge­bun­den hat (also so, dass sei­ne feedb­ur­ner-feed-ar­ti­kel un­ten die zahl der flat­ters an­zeigt). im prin­zip hat er ein php-script ge­schrie­ben, dass den flattr but­ton für ei­nen ar­ti­kel auf­ruft und dar­aus den „flattr-count“ ex­tra­hiert. ich habe das script ein biss­chen an­ge­passt und wenn man ihm eine wir­res-url als ar­gu­ment gibt, zeigt es den flattr-count an:

http://fe­lix.schwen­zel.de/.flattr/flattr-me-sta­tic-v2.php?link=http://wir­res.net/ar­tic­le/ar­tic­le­view/5634/1/6/

die kon­struk­ti­on, wie ich es auf wir­res.net ein­ge­bun­den habe ist völ­lig hirn­ris­sig, funk­tio­niert aber. je­der pro­gram­mie­rer wür­de die hän­de über dem kopf zu­sam­men­schla­gen und wenn ende des jah­res end­lich kath­rin pas­sigs buch „we­ni­ger schlecht pro­gram­mie­ren“ her­aus­kommt und ich es ge­le­sen habe und we­ni­ger schlecht pro­gram­mie­ren ge­lernt habe, wer­de ich wahr­schein­lich auch die hän­de über dem kopf zu­sam­men­schla­gen.

ei­gent­lich schla­ge ich be­reits jetzt die hän­de über dem kopf zu­sam­men. [hier bit­te auf­hö­ren zu le­sen, jetzt wirds lang­wei­lig.] ich habe näm­lich fol­gen­de, ziem­lich un­ele­gan­te um­we­ge ge­hen müs­sen:

in den code mei­nes CMS konn­te ich das script zur ab­fra­ge nicht ein­bau­en, da es nur un­ter php5 läuft und cms nur un­ter php4. dazu kommt, dass mein hos­ter das ab­fra­gen von frem­den web­sei­ten per php un­ter­bin­det, das script also gar nicht auf wir­res.net funk­tio­niert. also habe ich es auf schwen­zel.de zum lau­fen ge­bracht. die ab­fra­ge des scripts und das ein­set­zen des flattr counts er­le­digt jquery, dass das im hin­ter­grund per ajax er­le­digt. al­ler­dings wäre so eine ab­fra­ge von wir­res.net auf schwen­zel.de ein cross-site-scrip­ting-dings, und die ab­fra­ge ei­ner an­de­ren do­main als der auf der das script läuft, er­laubt ja­ca­script aus si­cher­heits­grün­den nicht. also fragt jquery das script auf schwen­zel.de über ein klei­nes pro­xy-script ab.

die ei­gent­li­che (und ha­ne­bü­chend un­ele­gant pro­gram­mier­te) jquery-ab­fra­ge kann man im quell­code der über­sichts­sei­ten le­sen. oder es auch las­sen.

ich weiss nicht war­um, aber das woll­te ich mal los wer­den.


ei­mer-klo-wer­bung

felix schwenzel


hin­ter klei­nen sicht­blen­den ka­cken

felix schwenzel

ich er­in­ner­te mich kürz­lich als ich auf dem klo sass, dass jeff jar­vis kürz­lich ein „deut­sches pri­vat­s­hä­ren pa­ra­do­xon“ pos­tu­lier­te. un­ter an­de­rem wun­der­te er sich dar­über, dass deut­sche pro­blem­los nackt in ge­misch­ten sau­nen rum­hän­gen, sich aber dar­über be­kla­gen, dass man von ih­nen in der öf­fent­lich­keit fo­tos macht und sich kol­lek­tiv über face­book, goog­le ana­ly­tics, nackt­scan­ner oder (ganz ak­tu­ell) über fo­to­gra­fien ih­rer haus­fas­sa­den auf­re­gen.

ich per­sön­lich gehe we­der in eine ge­misch­te noch eine nach ge­schlech­tern ge­trenn­te sau­na, weil ich auch ohne sau­na wie eine sau schwit­ze. trotz­dem hat jar­vis na­tür­lich recht, wenn er sich über so eine ver­meint­li­che pa­ra­do­xie wun­dert, über­sieht aber viel­leicht den aspekt, dass es deut­schen durch­aus un­an­ge­nehm ist, wenn sie in der sau­na oder am FKK-strand fo­to­gra­fiert wer­den, bzw. das ge­fühl ha­ben, ihre pri­vat­s­hä­re nicht au­to­nom kon­trol­lie­ren zu kön­nen.

ctrl-ver­lust hin und her, kon­troll­ver­lust ist nun­mal un­an­ge­nehm.

als ich da auf dem klo sass, fiel mir ein ame­ri­ka­ni­sches pa­ra­dox auf: ame­ri­ka­ner gel­ten ja all­ge­mein als recht prü­de. weib­li­che brüs­te auf ta­ges­zei­tungs­ti­tel­sei­ten oder im fern­se­hen sind ver­pönt, selbst stil­len­de müt­ter gel­ten mit­un­ter als ob­zön. ge­misch­te sau­nen, öf­fent­lich zu­gäng­li­che FKK-strän­de, öf­fent­li­che wer­be­ta­feln mit nack­ten, all das lässt die ame­ri­ka­ner ge­nau­so stau­nen, wie das feh­len­de tem­po­li­mit auf deut­schen au­to­bah­nen.

die ame­ri­ka­ni­sche prü­de­rie en­det aber auf öf­fent­li­chen toi­let­ten. wer in in ame­ri­ka in ruhe auf ei­ner re­stau­rant- oder büro-toi­let­te ka­cken will ist auf­ge­schmis­sen. ers­tens sind die ka­bi­nen in ame­ri­ka fast nie ge­schlos­sen son­dern un­ten und oben of­fen (das kennt man aus ame­ri­ka­ni­schen kri­mis, man kann im­mer be­quem un­ter den tü­ren durch­gu­cken oder, wenn man aufs klo steigt, mit dem ne­ben­mann von an­ge­sicht zu an­ge­sicht plau­dern. sym­bol­bild 1, sym­bol­bild 2) und zwei­tens ha­ben die tü­ren spalt­mas­se, die meis­tens meh­re­re fin­ger dick sind.

so kann man beim ka­cken zwar gut be­ob­ach­ten was vor der ei­ge­nen ka­bi­ne los ist, fühlt sich als deut­scher, der ge­schlos­se­ne und ein­fach ab­schliess­ba­re ka­bi­nen ge­wohnt ist, aber auch un­an­ge­nehm be­ob­ach­tet oder zu­min­dest be­ob­acht­bar.

als ich mal für ein paar wo­chen in new york war, bin ich zum ka­cken im­mer ins four-sea­sons-ho­tel ge­gan­gen. dort be­fin­den sich mei­nes wis­sens die ein­zi­gen blick- und ich glau­be auch luft­dich­ten öf­fent­li­chen toi­let­ten-ka­bi­nen der USA.

wie ver­trägt sich ei­ner­seits die prü­de­rie der ame­ri­ka­ner und die­se wer nichts zu ver­ber­gen hat, kann auch hin­ter ei­ner klei­nen sicht­blen­de ka­cken-hal­tung?


lieb­lo­ses set­de­sign, lieb­lo­ser film

felix schwenzel

ge­ra­de die DVD mit „day­brea­k­ers“ an­ge­wor­fen. gleich in der ers­ten sze­ne wird ein ka­len­der ge­zeigt:

screen­shot „day­brea­k­ers“, min. 1:10
screen­shot „me­nu­ca­lend­ar­clock ical“

lei­der ha­ben die set­de­si­gner sich nicht­mal die mühe ge­macht den ka­len­der or­dent­lich aus­zu­rech­nen, was ja heut­zu­ta­ge mit com­pu­tern gar nicht mal so schwer sein soll­te.
sol­che lieb­lo­sig­kei­ten kön­nen ei­nem echt das film­ver­gnü­gen ka­putt­ma­chen. schon nach 1 mi­nu­te film, muss man was drü­ber ins in­ter­net schrei­ben.

[nach­trag 21:55h]
was für ein blö­der mist­film. und ich habe ihn auch noch bis zum ende durch­ge­se­hen, ob­wohl es nach ei­ner mi­nu­te ab­seh­bar war, wie lieb­los der film ist. ein lang­wei­li­ger, ab­seh­ba­rer ver­such, ei­nen plot für day­brea­k­ers teil zwei und drei auf­zu­bau­schen.


bul­ler­deich 7, bau­stel­le 10

felix schwenzel

heu­te abend, bzw. seit heu­te nach­mit­tag um 16 uhr, fin­det am bul­ler­deich 7 in ham­burg die frei­licht-aus­stel­lung „bau­stel­le 10“ statt. ich war heu­te nach­mit­tag mal kurz da.

ar­beit von jan kö­cher­mann
ar­beit von hart­mut gerbsch
mo­ni­tor vor bir­ken
steam­punk dj-plat­ten­tel­ler

die taz schreibt:

Das Ge­län­de zwi­schen Süd­er­stra­ße und Bul­ler­deich ist eine alte Bra­che. Die Ge­bäu­de und das Are­al am Hoch­was­ser­bas­sin sind seit 15 Jah­ren un­ge­nutzt. Alle In­itia­ti­ven von Künst­le­rIn­nen, dies zu än­dern, wa­ren bis­her er­folg­los. Doch ab Sep­tem­ber 2010 wird dort eine öf­fent­li­che Grün­flä­che ent­ste­hen, Ver­hand­lun­gen über künst­le­ri­sche Nut­zung der Ge­bäu­de lau­fen. Ge­plant ist auch ein Skulp­tu­ren­park, der von Künst­le­rIn­nen fort­wäh­rend neu ge­stal­tet wird und in dem re­gel­mä­ßig Aus­stel­lun­gen statt­fin­den. Das di­rekt und in­di­rekt von 42 Künst­le­rIn­nen aus den Brach­ge­bie­ten in Ham­burgs Süd­os­ten ge­tra­ge­ne Pro­jekt der heu­ti­gen Frei­luft­aus­stel­lung gibt ei­nen Vor­ge­schmack auf die­se Zu­kunft.


kos­ten­lo­se äp­fel

felix schwenzel

ap­fel­bau­er kö­nig leb­te vie­le jah­re ganz gut von sei­nen äp­feln. sie wa­ren nicht be­son­ders gut, aber er hat­te kaum kon­kur­renz, da der an­bau von äp­feln sehr per­so­nal-in­ten­siv war und gros­se flä­chen land be­nö­tig­te. über jah­re hin­weg konn­te er sei­ne äp­fel je­den tag wie ge­schnit­te­nes brot auf dem markt ver­kau­fen. je­den tag ver­kauf­te er gros­se men­gen zu ei­nem kilo-preis von 10 euro.

ir­gend­wann, vor 5 jah­ren be­gan­nen die ein­woh­ner der stadt an al­len mög­li­chen stel­len selbst äp­fel-bäu­me zu pflan­zen. die ers­ten ern­ten wa­ren nicht be­son­ders gut, aber je­der konn­te sich die äp­fel selbst pflü­cken — und so an kos­ten­lo­se äp­fel kom­men. kö­nig ver­kauf­te wei­ter­hin sei­ne äp­fel, da die qua­li­tät sei­ner äp­fel bes­ser als die der wil­den äp­fel war.

die qua­li­tät der kos­ten­lo­sen, wil­den äp­fel wur­de aber im lau­fe der jah­re im­mer bes­ser. da bau­er kö­nigs um­satz lang­sam aber ste­tig zu­rück­ging, ent­schied er zu ei­ner ein­schnei­den­den wer­be­mass­nah­me: er be­gann da­mit, äp­fel die fau­le stel­len hat­ten oder de­ren scha­le nicht der üb­li­chen qua­li­tät ent­sprach, zu ver­schen­ken. über­all in der stadt stell­te er ti­sche auf mit sei­nem äp­feln, die bes­ser wa­ren als die frei wach­sen­den, in der hoff­nung die leu­te so auf den markt lo­cken zu kön­nen, wo er wei­ter­hin sei­ne bes­ten äp­fel ver­kauf­te. er senk­te teil­wei­se so­gar die prei­se und ent­liess ei­nen teil sei­ner gärt­ner um die pro­duk­ti­ons­kos­ten zu sen­ken.

ir­gend­wann hat­ten die leu­te kei­ne lust mehr auf den um­weg zum markt­platz und be­gnüg­ten sich mehr und mehr mit den kos­ten­lo­sen äp­feln. die wa­ren gut ge­nug, über­all in der stadt zu be­kom­men und kos­ten­los. das ge­schäft auf dem markt­platz wur­de im­mer we­ni­ger ein­träg­lich für kö­nig, er hat­te auch be­reits mehr als die hälf­te sei­ner gärn­ter ent­las­sen und liess sei­ne ern­te von fe­r­ei­wil­li­gen ern­ten und teil­wei­se auch pflan­zen. den frei­wil­li­gen reich­te es, ein klei­nes fähn­chen an die von ih­nen ge­ern­te­ten äp­fel zu bin­den, auf dem ihr name stand. für die­ses pri­vi­leg, schuff­te­ten sie ta­ge­lang auf kö­nigs plan­ta­gen und hal­fen ihm un­ent­geld­lich beim an­bau.

kö­nig fing ne­ben­bei auch da­mit an, mit ge­brauch­ten au­tos zu han­deln. die­ses ge­schäft soll­te sei­ne plan­ta­gen quer­finn­zie­ren, brach­te aber be­reits nach we­ni­gen mo­na­ten gute pro­fi­te ein. nur die äp­fel ver­kauf­ten sich im­mer schlep­pen­der, ob­wohl die men­schen so­vie­le äp­fel wie nie zu­vor as­sen.

da kam kö­nig eine idee. war­um soll­te er sich mit den mick­ri­gen pro­fi­ten die er auf dem markt ein­fuhr und dem geld aus dem ge­braucht­wa­gen­han­del zu­frie­den ge­ben, wenn er auch an den äp­feln die er ver­schenk­te ver­die­nen könn­te? er schlug dem bür­ger­meis­ter vor, für jede ton­ne äp­fel min­de­rer qua­li­tät die er ver­schenk­te, 10.000 euro aus den steu­er­ein­na­men der stadt zu be­kom­men. schliess­lich sei­en es sei­ne äp­fel, die die stadt so at­trak­tiv mach­ten. der bür­ger­meis­ter wei­ger­te sich zu­erst, er mein­te schliess­lich habe die stadt die stras­sen und plät­ze ge­baut (und be­zahlt) an de­nen er sei­ne äp­fel aus­leg­te. kö­nig fand aber, dass die stadt von sei­nen äp­fel un­recht­mäs­sig pro­fi­tier­te. schliess­lich sei die stadt ohne sei­ne kos­ten­lo­sen äp­fel nur halb so at­trak­tiv. ohne sei­ne äp­fel, wür­de die stadt auf qua­li­ta­tiv min­der­wer­ti­ge ware, auf „fall­obst“ an­ge­wie­sen sein. aus­ser­dem be­schäf­ti­ge er im­mer noch 10 gärt­ner auf sei­nen plan­ta­gen, die­se ar­beits­plät­ze sei­en ge­fähr­det, wenn die stadt ihm nicht ent­ge­gen käme. aus­ser­dem sol­le der bür­ger­meis­ter nicht ver­ges­sen, dass er ihn wäh­rend sei­ner wahl­kämp­fe im­mer gross­zü­gig fi­nan­zi­ell un­ter­stützt habe.

seit­dem zah­len die bür­ger der klei­nen stadt steu­ern für den stras­sen­bau und für kos­ten­lo­se äp­fel — die äp­fel von kö­nig sa­hen mitt­ler­wei­le alle aus wie frü­her das so­ge­nann­te frei wach­sen­de „fall­obst“, schmeck­ten fade und tro­cken. im­mer­hin konn­te man da­mit ein an­stän­di­ges ap­fel­kom­pott her­stel­len.

[die ge­schich­te hinkt vor­ne und hin­ten und ist nicht mal an­satz­wei­se strin­gent. ohne ana­lo­gie geht das wahr­schein­lich bes­ser. zum auf­re­gen bit­te wei­ter­ge­hen zu herrn knü­wer. dort kann dann auch zum the­ma ge­mein­sam mit ihm ge­kotzt wer­den.]