stein­rei­che gär­ten

felix schwenzel

so eine rei­se in die pro­vinz kann ei­nem schon die die trä­nen in die au­gen trei­ben.


ge­schei­ter­te pro­fes­sio­na­li­sie­rung?

felix schwenzel

mal­te lässt sich im ak­tu­el­len blog­blik über die „ge­fühlt ge­schei­ter­te Pro­fes­sio­na­li­sie­rung“ der deut­schen blogs aus. kann man ja mal ma­chen, auch wenn das be­reits seit ge­fühl­ten 100 jah­ren im­mer wie­der in re­gel­mäs­si­gen ab­stän­den ge­macht wird.

mal­te schreibt:

Wenn man ei­nen Freund hat, der nach der Ar­beit ein we­nig malt, dann wird man in der Re­gel ge­willt sein, die Bil­der zu mö­gen, wenn er sie ei­nem zeigt, man wird be­wun­dern, dass je­mand ne­ben sei­ner ei­gent­li­chen Pro­fes­si­on noch so ta­len­tiert auf ei­nem ganz an­de­ren Ge­biet ist. Lädt der­sel­be Freund zu ei­ner Aus­stel­lung ein, dann wird er es sich ge­fal­len las­sen müs­sen, nach den Maß­stä­ben des Mal­be­triebs be­ur­teilt zu wer­den. Und häu­fig nicht so gut ab­schnei­den.

ich weiss zwar nicht ge­nau was mal­te da­mit zum aus­druck brin­gen will, aber ich bin si­cher er irrt. es zeigt näm­lich ein naiv ver­klär­tes bild der „pro­fes­si­on“ oder des pro­fes­sio­na­lis­mus. ge­ra­de die kunst ist das schlech­tes­te bei­spiel um dem blog­dings man­gel­den pro­fes­sio­na­lis­mus nach­zu­wei­sen. so gut wie alle künst­ler sind das ge­gen­teil von pro­fes­sio­nell: sie ver­die­nen kein geld mit kunst, sie wer­den kaum an­er­kannt und fast alle ha­ben ne­ben­bei ei­nen brot­job von dem sie le­ben. schau­te man sich die deut­sche kunst­sze­ne an, müss­te man zur glei­chen, blöd­sin­ni­gen und in­halts­lee­ren aus­sa­ge wie der von mal­te zi­tier­te main­gold kom­men:

Der Traum der Pro­fes­sio­na­li­sie­rung, und so­mit der Mo­ne­ta­ri­sie­rung von Blogs im gro­ßen Um­fang ist aus­ge­träumt.

ex­akt so, könn­te man das sa­gen, wenn man das wort „blogs“ ge­gen „kunst“ tauscht. ist die kunst des­halb tot? doof? lang­wei­lig? von schlech­ter qua­li­tät?

ich glau­be das ge­gen­teil ist der fall.

und ich glau­be dass die ka­te­go­rie „pro­fes­sio­na­li­tät“ ge­nau die fal­sche ist um die qua­li­tät von blogs (oder kunst) zu be­wer­ten. ob ein werk zum geld­ver­die­nen oder „ne­ben­bei“ ent­steht, ob es ei­nem freund oder der öf­fent­lich­keit zu­gäng­lich ge­macht wird sagt doch nichts über die qua­li­tät aus. und vor al­lem was sol­len die „Maß­stä­be des Mal­be­triebs“ sein, nach de­nen bil­der be­ur­teilt wer­den? ab­so­lu­te mas­stä­be gibt es we­der im kunst­be­trieb, noch im blog­be­trieb, noch im jour­na­lis­mus. ge­nau­so­we­nig wie die­ter boh­len mas­stä­be für mu­sik fest­le­gen kann (auch wenn er be­hap­tet es zu kön­nen), exis­tie­ren all­ge­mei­ne mas­stä­be für blogs, kunst oder mu­sik nach de­nen ir­gend­ei­ne be­triebs­ju­ry be­ur­tei­lun­gen fällt. ge­nau wie die künst­ler (blog­ger, mu­si­ker, wa­sauch­im­mer) selbst, sind auch die kunst­kri­ti­ker, ga­le­ris­ten, käu­fer und zaun­gäs­te in ei­nem stän­di­gen wett­be­werb um auf­merk­sam­keit, re­le­vanz, au­to­ri­tät und an­er­kennng. ich glau­be man nennt das markt.

In dem Mo­ment, in dem Blog­ger Ma­ga­zin sein wol­len oder Nach­rich­ten­dienst, sieht man auf ein­mal, wie es in den Sät­zen knirscht, die Fak­ten ge­bo­gen wer­den, die Flickr-Bil­der häss­li­cher sind als die der Agen­tu­ren, das Ex­per­ten­wis­sen dann eben doch nicht von Fuß­ball bis Phi­lo­so­phie reicht. Es ist der­sel­be Grund, war­um je­der Deut­sche ver­mut­lich meh­re­re ko­mi­sche Freun­de hat, es aber kei­ne deut­schen Co­me­di­ans gibt, die man vor sei­nem ers­ten Schlag­an­fall er­trägt.

blöd­sinn. die tat­sa­che, dass mal­te sei­nen fern­se­her ein­schal­tet und nur blö­de, un­wit­zi­ge ko­mi­ker sieht ist doch kein be­weis da­für, dass es in deutsch­land kei­ne wit­zi­gen men­schen gibt oder dass es in an­de­ren län­dern mehr und wit­zi­ge­re gibt. es kann al­ler­dings ein hin­weis sein, dass die pro­fes­sio­na­li­sie­rung und mo­ne­ta­ri­sie­rung gift für die kunst sein kann. hans wer­ner olm hab ich vor 25 jah­ren mal in aa­chen auf ei­ner win­zi­gen büh­ne ge­se­hen. da war er ver­mut­lich ein ar­mer schlu­cker, der sein geld als gag­schrei­ber oder re­dak­teur ver­die­nen muss­te, aber ich habe mich be­pisst vor la­chen. in dem mo­ment als dank pri­vat-fern­se­hen sei­ne „pro­fes­sio­na­li­sie­rung“ star­te­te, ver­moch­te er noch nicht­mal ein lä­cheln auf mei­ne lip­pen zu zau­bern.

die tat­sa­che, dass es die bild-zei­tung oder ma­rio barth gibt, ist we­der ein zei­chen da­für, dass in deutsch­land der jour­na­lis­mus noch die ko­mik am ende ist. das ge­gen­teil ist der fall. es gibt gross­ar­ti­ge pres­se­er­zeug­nis­se, mare, brand­eins, dum­my, oft ge­nug fin­de ich wirk­lich brauch­ba­res in der FAS, der SZ, der ZEIT oder in blogs, über leu­te wie fil, hel­ge schnei­der, kon­rad bei­kir­cher, anke en­gel­ke, jo­hann kö­nig, kurt krö­mer kann ich mir nach wie vor mus­kel­ka­ter la­chen.

klar, es gibt schlech­te ko­mi­ker, öde blogs, doo­fe kunst, in­kom­pe­ten­ten jour­na­lis­mus, un­glaub­lich viel schrott, aber den gibts auch in ame­ri­ka und dem rest der welt. aber das hat nichts mit „ge­schei­ter­ter Pro­fes­sio­na­li­sie­rung“ zu tun, son­dern mit viel­falt und dem un­wil­len sich auf die­se viel­falt ein­zu­las­sen. das ein­zig ty­pisch deut­sche an die­ser gan­zen de­bat­te, ist das la­men­tie­ren dar­über wie schlecht und un­pro­fes­sio­nell das al­les in deutsch­land im ge­gen­teil zum rest der welt ist. das könn­te man „un­pro­fes­sio­nell“ nen­nen, ich nenns aber lie­ber klein­ka­riert.


in­ter­net-er­klä­rer

felix schwenzel

das was der psy­cho­lo­ge pe­ter kru­se der süd­deut­schen zei­tung in form ei­nes in­ter­views ge­sagt hat, ge­hört mit zum klügs­ten, gleich­zei­tig aber auch bin­sen­wei­ses­ten, was ich seit lan­gem über die­ses in­ter­net-dings ge­hört habe. in dem in­ter­view geht es ei­gent­lich um frank schirr­ma­cher, der vom in­ter­net ein biss­chen ge­nervt und über­for­dert ist und statt zu sa­gen „ich bin vom in­ter­net ein biss­chen über­for­dert“ oder „ich bin vom in­ter­net ein biss­chen ge­nervt“ ein buch und ar­ti­kel dar­über schreibt, war­um das ge­sell­schaft­lich und po­li­tisch re­le­vant ist, dass er vom in­ter­net ein biss­chen ge­nervt und ein biss­chen über­for­dert ist.

aus dem in­ter­view und dem zu­sam­men­hang ge­ris­sen:

Das In­ter­net ist nur eine Zu­mu­tung, wenn man ver­sucht, es im Griff zu ha­ben.
[…]
Wenn ich das Re­den ver­wei­ge­re, kann ich kaum der Spra­che zum Vor­wurf ma­chen, dass nie­mand mei­ne Ge­dan­ken zur Kennt­nis nimmt. Die Netz­wer­ke kön­nen nicht die Men­schen aus­gren­zen, son­dern nur die Men­schen die Netz­wer­ke. Das In­ter­net ist eine Ein­la­dung zur Kom­mu­ni­ka­ti­on in ei­ner neu­en Di­men­si­on. (quel­le)

[kann mir mal je­mand er­klä­ren, war­um der spie­gel sei­ne kack su­che nicht ein­fach ver­schrot­tet und be­din­gungs­los vor goog­le ka­pi­tu­liert? we­der eine all­ge­mei­ne su­che nach „schirr­ma­cher“ noch eine su­che nach dem au­tor „schirr­ma­cher“ fin­det die­sen ar­ti­kel von „Frank Schirr­ma­cher“. hof­fent­lich hat die such­funk­ti­on auf spie­gel.de nix ge­kos­tet.]

[nach­trag 26.11.2009, 23:10h]
ben_ hat ein pas­sen­de­res zi­tat von­pe­ter kru­se aus dem zu­sam­men­hang ge­ris­sen als ix:

Nichts wür­digt die Be­deu­tung des Neu­en so auf­rich­tig und klar wie die Über­for­de­rung der Prot­ago­nis­ten des Ges­tern.

das pri­va­te po­li­tisch - und so

felix schwenzel

sa­bi­ne bei­k­ler macht es sich ganz ein­fach: erst ein paar frau­en auf der stras­se fra­gen ob sie ber­lus­co­ni „at­trak­tiv“ fin­den und sich da­nach von ei­nem pro­fes­sor in eng­land er­klä­ren las­sen was frau­en nu wirk­lich am ber­lus­co­ni gut fin­den und ei­gent­lich mei­nen.

ein biss­chen ist das wie trash-fern­se­hen in der zei­tung: däm­li­che stras­sen­um­fra­gen über un­in­ter­es­san­te the­men, am ende gar­niert mit ein paar wor­ten von je­man­dem der vie­le bü­cher in sei­nem büro hat.

jetzt bin ich mal ge­spannt, wann der ta­ges­spie­gel stras­sen­um­fra­gen über die pil­li-grös­se von ul­rich wi­ckert, die körb­chen­grös­se von anne will oder das prinz-al­bert-pier­cing von lady gaga brin­gen wird. in­ter­es­sant wäre auch die fra­ge, was die leu­te auf der stras­se so über die ver­brei­tung von „analblea­ching“ bei deut­schen spit­zen­po­li­ti­kern den­ken.


jau­che­gru­be

felix schwenzel

mal­te wel­ding im „blog­blick“:

Das so häu­fig als Jau­che­gru­be der Me­di­en­land­schaft ver­schrie­ne In­ter­net hat üb­ri­gens noch kei­ne ein­zi­ge au­ßer­ehe­li­che Be­ge­ben­heit ei­nes Po­lit­kers ent­tarnt. Ist am Ende der Mensch als Ama­teur, selbst wenn er an­onym auf­tre­ten soll­te, dem Pro­fes­sio­nel­len mo­ra­lisch über­le­gen? (wei­ter­le­sen)

„Aber wo ist ei­gent­lich die Op­po­si­ti­on“

felix schwenzel

Ach, ich ver­gaß: wenn es ein gu­tes Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en gibt, dann braucht man kei­ne Op­po­si­ti­on.

pri­ma mini-rant von moni. stein­mei­er scheint aus­ge­las­tet mit sei­ner be­geis­te­rung über sich selbst als staats­tra­gen­der op­po­si­ti­ons­füh­rer.

[sagt mir je­mand be­scheid, soll­te stein­mei­er mal was tref­fen­des sa­gen?]


le­sen hilft, lin­ken auch

felix schwenzel

aus die­sen drei links könn­te man ne schö­ne auf­ga­be für jour­na­lis­tik-stu­den­ten bas­teln. oder nen pri­ma ar­ti­kel für ne me­di­en­sei­te zu­sam­men­stöp­seln.

 


sig­mar ga­bri­el

felix schwenzel

sig­mar ga­bri­el hat mich über­rascht. als ich sei­ne rede hör­te dach­te ich zwar zu­erst, „was hat der denn für eine hohe stim­me“ und „kann dem nicht­mal je­mand ein ta­schen­tuch ge­ben“, er­wisch­te mich aber auch gleich­zei­tig im­mer wie­der beim zu­stim­men­den (leich­ten) ni­cken.

ga­bri­el hat es ge­schafft in sei­ner rede nicht nur nicht ar­ro­gant zu wir­ken, son­dern so­gar ein biss­chen auf­rich­tig, of­fen und teil­wei­se so­gar wit­zig. ich weiss nicht wie er es ge­macht hat, aber an ir­gend­ei­ner stel­le hat er mich so ge­packt, dass ich ihm das was er sag­te ab­nahm. kann na­tür­lich sein, dass ga­bri­el ein­fach ei­nen bes­se­ren schau­spiel- oder rhe­to­rik-trai­ner als stein­mei­er hat, dem ich bei sei­ner rede auf dem letz­ten SPD-par­tei­tag un­ge­fähr gar nichts ab­nahm und hin­ter je­dem be­kennt­nis, je­dem satz und je­der ges­te kal­kül wit­ter­te.

ga­bri­el nahm ich es heu­te ab, dass er die SPD öff­nen will, dass er, wie er sagt, wie­der die „ner­ven­enden“ (nicht die ner­ven­den!) der ge­sell­schaft in die SPD ho­len will, dass er mit mit den ge­sell­schaft­li­chen grup­pen die sich von der SPD ab­ge­wen­det ha­ben nicht nur re­den will, son­dern sie zu ei­nem ech­ten und kri­ti­schen dia­log ein­la­den will.

zum ers­ten mal seit lan­ger zeit, hat­te ich bei ei­nem spit­zen­mann der SPD das ge­fühl, nicht die staats­tra­gen­de hal­tung ei­nes staats­par­tei-spre­chers durch­zu­hö­ren, son­dern, wenn auch sehr zwi­schen den zei­len ver­steckt, aber durch­aus rein­in­ter­pre­tier­bar, eine bei­na­he de­mü­ti­ge hal­tung — oder zu­min­dest eine neu­gie­ri­ge zu er­ken­nen. was ga­bri­el in sei­ner rede „po­li­tik-werk­statt“ nann­te, nann­te björn böh­ning vor­her „so­was wie po­lit-bar­camps“. nie­mand sei zu un­wich­tig oder klein, als dass es sich nicht loh­nen wür­de mit ihm zu re­den. das hört sich schon ein biss­chen an­ders an, als die alte wir-er­klä­ren-euch-das-jetzt-mal-hal­tung, be­son­ders deut­lich noch kürz­lich beim dia­log mit der „in­ter­net co­mu­ni­ty“ von mar­tin dör­mann il­lus­triert.

ob­wohl sig­mar ga­bri­el ei­nen gros­sen teil sei­ner re­de­zeit da­mit ver­brach­te für eine öff­nung der SPD zu ar­gu­men­tie­ren, alle ge­sell­schaft­li­chen grup­pen und die ei­ge­ne ba­sis zum mit­ma­chen an­zu­re­gen, for­der­te ga­bri­el die SPD am ende sei­ner rede, wie je­der gute flos­kel-lieb­ha­ber, zur „ge­schlos­sen­heit“ auf. of­fen­heit pre­di­gen und ge­schlos­sen­heit for­dern? okok, ix bin da viel­leicht et­was spitz­fin­dig, aber wahr­schein­lich fällt ei­nem das als po­li­ti­ker gar nicht so schwer, so­wohl ge­schlos­sen als auch of­fen zu sein.

ge­fühl­te 150mal be­zog sich ga­bri­el auf wil­ly brandt, 20 mal sag­te er zwi­schen den zei­len „tscha­ka“, piss­te al­len ein biss­chen ans bein, den jour­na­lis­ten, den „neun­mal­klu­gen BWL-jup­pies“, sei­nen vor­gän­gern im amt des par­tei­vor­sit­zen­den, der manch­mal un­mo­ti­viert und über­al­tert wir­ken­den ba­sis, den po­lit-blog­gern die an­geb­lich hin­ter ih­rer an­ony­mi­tät je­den „mensch­li­chen an­stand“ ver­lie­ren und schaff­te es doch gleich­zei­tig selbst­kri­tisch und mo­ti­vie­rend zu wir­ken.

das ziem­lich gute wahl­er­geb­nis von 94,2% hat sich ga­bri­el mit sei­ner ewiglan­gen rotz und was­ser rede zu recht ver­dient. als ich ihm ges­tern ein mie­ses wahl­er­geb­nis pro­phe­zei­te, hab ich sei­ne rhe­to­ri­schen fä­hig­kei­ten, bzw. sei­nen re­den­schrei­ber schwer un­ter­schätzt, aber im­mer­hin mei­nen wett­ein­satz, ein sni­ckers, nicht ver­lo­ren, weil kei­ner da­ge­gen ge­hal­ten hat. die hand­voll SPD­ler die ich vor der wahl frag­te wie sie die lage ein­schätz­ten wa­ren vor­sich­tigt und woll­ten sich nicht fest­le­gen — und auch kein sni­ckers von mir.

[nach­trag 16.11.2009]
die rede von ga­bri­el kann man, wie vie­le an­de­re re­den vom par­tei­tag, im SPD-you­tube-ka­nal se­hen.

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eil­mel­dung!

felix schwenzel

sieg­mar ga­bri­el fragt nach ei­nem „tem­po“, an­drea nah­les bringt ihm eins und er putzt sich die nase!

[min­des­tens so er­staun­lich und auch ein biss­chen pein­lich: ich fin­de die rede von sig­mar ga­bri­el ziem­lich gut.]


vor­fahrt für die SPD auf dem weg nach rechts

felix schwenzel

oder so.


ar­beits­be­din­gun­gen - oder steck­do­sen müs­sen ge­rech­ter ver­teilt wer­den!

felix schwenzel

ich jam­mer ja ger­ne rum, des­halb wer­de ich das jetzt mal aus­gie­big tun. auf ho­hem ni­veau. weil ei­gent­lich bin ich ganz zu­frie­den da­mit wie die SPD mit mir um­ge­gan­gen ist: zwei per­sön­li­che ein­la­dun­gen zum par­tei­tag in dres­den, eine ein­la­dung zum „vor­wärts pres­se­abend“, eine ein­la­dung zu ei­nem „hin­ter­grund­ge­spräch“ und die aus­sicht auf ein wei­te­res und das wahr­schein­lich nie in er­fül­lung ge­hen­de ver­spre­chen mich mit 100 euro be­stechen mir eine un­kos­ten­er­stat­tung von 100 euro zah­len zu wol­len.

als ich ges­tern am haupt­bahn­hof dres­den an­kam, habe ich zu­erst den fah­rer der mich mit ei­nem „SCHWEN­ZEL“-schild am zug er­war­te­te arg ver­misst. statt­des­sen muss­te ich mir mit hil­fe von goog­le-maps den weg zu fuss durch die dresd­ner fuss­gän­ger­zo­nen, die alt­stadt in die neu­stadt zu mei­nem ho­tel durch­kämp­fen. das hof­gar­ten 1824-ho­tel liegt zwar ver­kehrs­güns­tig ge­le­gen und man könn­te es gut mit der stras­sen­bahn und der s-bahn er­rei­chen, aber das sagt mir ja kei­ner. an­de­rer­seits woll­te ich auch ein biss­chen was von dres­den se­hen, also wa­ren die 3,2 km fuss­marsch vom haupt­bahn­hof schon in ord­nung.

nicht ok fand ich, dass das ho­tel kaum zu fin­den war, der ho­tel­na­me stand zwar über der hof­ein­fahrt, war aber un­be­leuch­tet. güns­tig wars zwar, 39 euro, aber da­für ging we­der das kos­ten­lo­se WLAN in mei­nem zim­mer noch war das zim­mer vor­ge­heizt. da­für pi­ko­bel­lo neu udn sau­ber. wit­zig fin­de ich, dass das ho­tel da­mit wirbt, dass „alle Zim­mer“ ein ei­ge­nes bad mit du­sche und wc ha­ben und „An­schluss an die Sat-TV-An­la­ge“ be­sit­zen. das mag rich­tig sein, was al­ler­dings fehlt, ist der fern­se­her. da­von gibt es nur ein paar und die die es gab wa­ren be­reits ver­ge­ben. was mir al­ler­dings gut ge­fiel, war, dass die steck­do­sen voll mit strom wa­ren. auch die lage war her­vor­ra­gend. zum ma­ri­tim, wo am don­ners­tag abend die der vor­wärts pres­se­abend statt­fand wa­ren es 10 mi­nu­ten fuss­marsch, zur mes­se kommt man auch in ein paar mehr mi­nu­ten.

heu­te früh an der mes­se wie­der das üb­li­che spiel am pres­se-schal­ter. ich so: „fe­lix schwen­zel, ich müss­te auf der blog­ger-lis­te ste­hen.“ er so: „ich brauch nur ih­ren na­men und ih­ren pres­se­aus­weis.“ ich so: „hab ich nicht, ich bin aber per­sön­lich ein­ge­la­den wor­den.“ die papp­na­se frag­te dann spitz­fin­dig: „von wem denn?“ die na­men „björn böh­ning“ und „se­bas­ti­an rei­chel“ über­zeug­ten ihn nicht, denn die sei­en ja schliess­lich nicht in der SPD-pres­se­stel­le und könn­ten des­halb auch gar nie­man­den ein­la­den. vor al­lem kön­ne sich im in­ter­net ja je­der an­mel­den, des­halb bräuch­te man auch nen pres­se­aus­weis, sonst kön­ne da ja je­der kom­men. auf die dis­kus­si­on, dass sich je­der so nen ver­kack­ten pres­se­aus­weis kau­fen kann und dass es viel­leicht gar nicht schlecht wäre, wenn je­der kom­men könn­te, woll­te ich mich nicht ein­las­sen und vor al­lem war eine wei­te­re dis­kus­si­on gar nicht nö­tig, denn er druck­te mir mein ak­kre­di­tie­rungs-ding dann, wohl in ei­nem an­fall von gross­zü­gig­keit, wort­los aus.

im ple­num merk­te ich dann, dass es viel­leicht wirk­lich nicht so gut ist, wenn „je­der“ kom­men kann, es war pi­cke-pa­cke-voll.

ple­num: eher voll

die jour­na­lis­ten mit ih­ren aus­wei­sem re­ser­vie­ren sich ihre ar­beits­plät­ze auf sol­chen ver­an­stal­tun­gen im­mer schon um 7 uhr mor­gens mit hand­tü­chern köf­fer­chen, zet­tel­chen und lap­tops. auch die ar­beits­plät­ze mit strom im pres­se­zen­trum wa­ren alle be­setzt.

pres­se­ar­beits­plät­ze: alle weg!

in al­len an­de­ren steck­do­sen die ich fand, steck­ten be­reits ipho­nes, lap­tops und kaf­fee­ma­schi­nen (in al­len lap­tops steck­ten üb­ri­gens umts-kar­ten oder sticks und kar­ten­le­sen, WLAN ist so­was von out). in den et­was knapp be­mes­se­nen pres­se-be­rei­chen war also nicht an ar­bei­ten zu den­ken. also hab ich mir nen an­de­ren ar­beits­platz ge­sucht:

DB-lounge im haupt­bahn­hof dres­den

hier gibts strom im über­fluss, ein­wand­frei­en UMTS-emp­fang und ruhe. vor al­lem, der live-stream vom par­tei­tag funk­tio­niert auch pri­ma.

ich weiss nicht ob die SPD auf par­tei­ta­gen das bier bis 18 uhr sank­tio­niert, um die leis­tungs­fä­hig­keit ih­rer mit­glie­der auf­recht zu hal­ten oder ob man das aus (ge­sund­heit­li­cher) sor­ge um die an­we­sen­den jour­na­lis­ten tut. an­de­rer­seits stopft man die jour­na­lis­ten ja auch ta­ge­lang mit schwei­ne­bra­ten und ku­chen voll und lässt die zi­ga­ret­ten-lob­by nach wie vor zi­ga­ret­ten auf dem par­tei­tag ver­schen­ken, da ist dann viel­leicht eher als die sor­ge um die ge­sund­heit, die sor­ge um nüch­ter­ne be­richt­erstat­tung der grund für die­se ar­beits­er­schwe­rung (was jour­na­lis­ten sich al­les so bie­ten las­sen).

trotz­dem. es ist fast rüh­rend zu se­hen, wie sich ein paar leu­te in der SPD um blog­ger be­mü­hen. zehn blog­ger wur­den ein­ge­la­den, heu­te nach­mit­tag wur­de ein hin­ter­grund­ge­spräch mit björn böh­ning, kaf­fee, kek­sen und obst or­ga­ni­siert, zu dem zwar nur drei blog­ger und ein „vor­wärts“-re­dak­teur ka­men, aber im­mer­hin der wil­le zum dia­log be­tont wur­de. spä­ter, je nach strom-si­tua­ti­on, mehr dazu.


kul­tur­staats­mi­nis­ter neu­mann und das DHM

felix schwenzel

er­staun­li­che ge­schich­te über die der ta­ges­spie­gel hier be­rich­tet.


vor­den­ker

felix schwenzel

tol­le neue kam­pa­gne vom han­del­blatt. im­mer ein eit­ler typ ohne jour­na­lis­ti­schen hin­ter­grund ne­ben ei­nem eit­len typ mit jour­na­lis­ti­schem hin­ter­grund ab­bil­den und eit­le, wich­tig­tu­en­de bild­un­ter­schrif­ten drun­ter­set­zen wie „vor­den­ker“ und „nach­den­ker“. nur an den fo­tos müss­te man noch ein biss­chen ar­bei­ten. den hin­richs er­kennt man ja kaum wie­der!


sieht blass aus, der ga­bri­el

felix schwenzel

und so krank kan­ner nicht ge­we­sen sein, er kam ohne man­tel.


fres­sen und sau­fen bei der SPD

felix schwenzel

ulla schmidt ist gut ge­launt und meint: „dat hab­ta aber schön je­macht!“ stein­mei­er isst schwei­ne­bra­ten, fisch gib­t's auch. die nah­les lacht wie die hun­zi­ker und es herrscht er­staun­lich gute lau­ne auf der an­drea do­ria - äh im ma­ri­tim dres­den.

[nach­trag 22:27]
kurt becks trankt heu­te abend (viel) bier, stein­mei­er rot­wein und ga­bri­el was­ser. ulla schmidt hat zwei per­so­nen­schüt­zer (hat die ei­gent­lich noch ein amt?), kurz beck nur ei­nen. stein­mei­er hat ent­we­der un­sicht­ba­re, sehr un­auf­fäl­li­ge oder eine alte frau als per­so­nen­schüt­zer.

joa­chim wag­ner, der heu­te im ta­ges­spie­gel ei­nen tref­fen­den kom­men­tar über die pro­ble­me der SPD schrob war auch da, wie über­haupt alle zehn oder elf po­li­tik-jour­na­lis­ten die ich ken­ne. wag­ner be­schrieb in sei­nem kom­men­tar, wie die SPD sich von der „an­geb­li­che Ko­ali­ti­on der so­zia­len Käl­te“ in sa­chen harz IV kor­rek­tu­ren die but­ter vom brot neh­men liess:

„Uni­on und FDP ent­schär­fen Hartz IV“: Es gab wohl kei­ne Schlag­zei­le , die die SPD jüngst so ins Mark ge­trof­fen hat, wie die­se Zu­spit­zung von Plä­nen der schwarz-gel­ben Ko­ali­ti­on, das Schon­ver­mö­gen beim Ar­beits­lo­sen­geld II zu er­hö­hen.

hin­zu kommt na­tür­lich noch, dass sich die SPD in sa­chen bür­ger­rech­ten und netz­komeptenz — zu­min­dest in der öf­fent­li­chen wahr­neh­mung — auch den schneid weg­neh­men liess. eben­falls im ta­ges­spie­gel las ich auf dem weg durchs funk­loch nach dres­den, dass „die SPD in ih­ren Kern­kom­pe­ten­zen Ar­beit und So­zia­les deut­lich an Ver­trau­en und Glaub­wür­dig­keit ver­lo­ren“ habe. das geht lei­der am kern der sa­che vor­bei. denn die ei­gent­li­che fra­ge ist: wo ge­niesst die SPD ei­gent­lich über­haupt noch ver­trau­en und glaub­wür­dig­keit? ich für mei­nen teil ver­traue der SPD nicht die boh­ne. wer ohne mit der wim­per zu zu­cken der vor­rats­da­ten­spei­che­rung, dem BKA-ge­setz, dem ge­setz zur on­line-durch­su­chung und dem „zu­gangs­er­schwe­rungs­ge­setz“ nicht nur zu­stimmt, son­dern es auch noch auf sei­ne fah­nen schreibt, den würd ich noch nicht mal im traum wäh­len. wer weiss was die in re­gie­rungs­ver­ant­wor­tung sonst noch al­les für blöd­sinn ma­chen.

und ob das mit der wie­der­her­stel­lung von ver­trau­en klappt, wenn je­mand ge­ne­ral­se­kre­tä­rin wird, die im bun­des­tag ge­set­zen zu­stimmt die sie selbst für ver­fas­sungs­widrg hält? wird sie als ge­ne­ral­se­kre­tä­rin auch wei­ter­hin für in­itia­ti­ven kämp­fen und sie be­schlies­sen die sie für dumm, un­ge­recht, ver­fas­sung­wid­rig oder sau­doof hält? und sig­mar ga­bri­el? dem ver­traut doch noch nicht­mal die SPD. ich wet­te ein sni­kers, dass ga­bri­el das schlech­tes­te wahl­er­geb­niss ei­nes par­tei­vor­sit­zen­den der SPD seit ur­zei­ten ein­fah­ren wird. wie kann man so naiv sein und glau­ben, dass so ein mann ver­trau­en bei wäh­lern we­cken könn­te?

wo war ich? ach­so, ja beim SPD-par­tei­tag in dres­den, der mor­gen los­geht und den ich mir ei­nen oder zwei tage lang an­gu­cken wer­de.

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die un­er­träg­li­che lachig­keit von „wet­ten dass?“

felix schwenzel

ich habe mal die „wet­ten dass?“-sen­dung von sams­tag auf 1:25" zu­sam­men­ge­dampft, um zu zei­gen, war­um ich die sen­dung nicht mehr se­hen kann. es wird ein­fach zu viel ge­ga­ckert:

[di­rekt­la­chen]

[nach­trag 09.11.2009]
Wie Mi­chel­le Hun­zi­ker zum Gig­gel-Zom­bie mu­tier­te“:

Wie die 32-Jäh­ri­ge auf­ge­dreht zwi­schen Mo­de­ra­tor und Wett­kan­di­da­ten her­um sprang, da­bei grund­sätz­lich an den fal­schen Stel­len gig­gel­te und in ei­nem kru­den Tra­pat­to­ni-Deutsch mit­un­ter Ver­wir­rung stif­te­te, das war nur schwer er­träg­lich. (quel­le:welt.de)

[nach­trag 25.01.2010]
peer scha­der fin­det im faz-fern­seh­blog, dass „Mi­chel­le Hun­zi­ker bei »Wet­ten dass..?« ei­nen gu­ten Job macht“. nicht weil sie ga­ckert, son­dern weil sie „ackert“.


ni­cho­las carr über „un­se­re zu­kunft in der ma­trix“

felix schwenzel

sehr le­sens­wer­tes es­say von ni­cho­las carr in der zeit. sehr le­sens­wert.

[nach­trag 19:47]
und wenn wir schon bei pflicht­lek­tü­re sind, das was kris­ti­an köhn­topp hier über goog­le auf­ge­schrie­ben hat, ist et­was tech­ni­scher und op­ti­mis­ti­scher als das von ni­cho­las carr, aber min­des­tens so le­sens­wert:

Al­les in al­lem wirkt der An­satz von Goog­le auf mich wie eine Fir­ma von Phy­si­kern oder an­de­ren Ex­pe­ri­men­tal-For­schern mit aka­de­mi­schem Back­ground, die be­schlos­sen ha­ben, ein­mal 'so rich­ti­g' in die Wirt­schaft zu ge­hen und ihre Me­tho­den dort hin zu por­tie­ren. Man baut Mo­del­le, iden­ti­fi­ziert Ab­hän­gig­kei­ten und eli­mi­niert sie kon­se­quent und man hat kei­ne Angst, da­bei auch rich­tig groß zu den­ken und Neu­land zu be­tre­ten. (wei­ter­le­sen)

kos­ten­lo­s­kul­tur?

felix schwenzel

gross­ar­ti­ge slide­show von da­vid gil­le­spie über das in­ter­net und das in­ter­net und das in­ter­net. vie­le gross­ar­ti­ge ge­dan­ken und zi­ta­te die man den hu­bers die­ser welt au­gen­blick­lich um die oh­ren schla­gen ans herz le­gen möch­te und stän­dig vor sich hin mur­meln möch­te. ein klei­ner, gross­ar­ti­ger ge­dan­ke der die wahn­wit­zig be­scheu­er­te the­se von der „kos­ten­los-kul­tur“ (in zei­tun­gen und ver­le­ger­krei­sen auch ger­ne „kos­ten­los-un­kul­tur“ ge­nannt) wi­der­legt:

es geht nicht um kos­ten­los („free“) son­dern um jetzt („now“): „Gi­ven a choice bet­ween FREE and NOW, peo­p­le will sur­pri­se you.“ (fo­lie 200/263)

MP3s sind bei­spiels­wei­se nicht so po­pu­lär ge­wor­den weil sie um­sonst wa­ren, son­dern weil sie ver­füg­bar wa­ren — und zwar im­mer und so­fort. kos­ten­los ist ein be­triebs­un­fall. die mu­sik­in­dus­trie, die zei­tungs­ver­la­ge ha­ben es in der dreis­sig­jäh­ri­gen ge­schich­te des in­ter­net bis heu­te nicht ge­schafft ein­fa­che, schnel­le (und fai­re) be­zahl­tech­no­lo­gien zu ent­wi­ckeln. die­je­ni­gen die es ge­schafft ha­ben im in­ter­net ein­fa­che, idio­ten­si­che­re und schnel­le be­zahl­sys­te­me auf den markt zu brin­gen, ver­die­nen sich eine gol­de­ne nase (ap­ple, goog­le, ama­zon).

die kla­ge­wei­ber, die die kos­ten­los-kul­tur stän­dig be­kla­gen, sind die dop­pel­ten lo­ser. sie be­kom­men nichts vom ku­chen ab und wis­sen gleich­zei­tig, dass das ih­rem ei­ge­nen ver­sa­gen ge­schul­det ist.

kon­struk­ti­ve kri­tik? na gut. ich glau­be tat­säch­lich, dass die nut­zer be­reit sind für in­hal­te zu be­zah­len. da­für gibt es aber min­des­tens drei be­din­gun­gen:

  • die in­hal­te müs­sen ein­zeln sehr güns­tig sein. der ap­ple app-store zeigt wie so­was funk­tio­nie­ren kann: pro­gram­me für 99 oder 199 cent kau­fen die leu­te wie be­kloppt, bei soft­ware die für 80, 90 oder mehr euro über den la­den­tisch geht sind sie we­sent­lich zö­ger­li­cher. zei­tungs­ar­ti­kel für mehr als ei­nen euro? wer kauft denn so­was? bei vier oder fünf cent wür­de ich nicht lan­ge über­le­gen — wenn die be­zah­lung ex­trem un­kom­li­ziert funk­tio­niert.
  • nicht nur der zah­lungs­kom­fort muss 100% schmerz­frei und bar­rie­re­frei sein, son­dern auch das was ich kau­fe. wenn ich für et­was geld aus­ge­be, er­war­te ich ei­nen ge­wis­sen mehr­wert ge­gen­über kos­ten­los (sie­he oben, schnel­ler oder ein­fa­cher zu hand­ha­ben und ein­fa­cher zu be­sor­gen). auch hier zeigt ap­ple wie das ge­hen kann: die mu­sik­samm­lung aus dem itu­nes-store kann vom be­die­nungs­kom­fort mit ei­nem elek­tri­schen tur­bo-CD-re­gal mit­hal­ten, nein, ist bes­ser als je­des CD-re­gal, egal wie high-tech. ich fin­de alle lie­der ex­trem schnell, ver­wal­te sie (mehr oder we­ni­ger) frei und nach mei­nem gut­dün­ken, kann sie auf an­de­re ge­rä­te ko­pie­ren (so­lan­ge es ipods oder ipho­nes sind) und die samm­lung sieht wer­tig und gut aus. nur in­hal­te zu ver­kau­fen reicht nicht. die werk­zeu­ge für den um­gang mit den in­hal­ten und die prä­sen­ta­ti­on der in­hal­te müs­sen eben­so über­ra­gend und min­des­tens der kos­ten­lo­sen va­ri­an­te haus­hoch über­le­gen sein.
  • das an­ge­bot muss all­um­fas­send sein — oder zu­min­dest mass­ge­schnei­dert. wenn ich hin­ter der be­zahl­schran­ke lau­ter lee­re re­ga­le sehe oder nicht al­les fin­de was ich su­che kom­me ich nicht zu­rück.

kurz: schmerz­lo­ses (mi­cro)pay­ment von be­geh­rens­wer­ten in­hal­ten zu­sam­men mit über­ra­gen­den werk­zeu­gen zur ver­wal­tung, auf­be­wah­rung oder prä­sen­ta­ti­on. wenn die hür­den ganz tief lie­gen, ich mich nicht ab­ge­zockt füh­le und das ge­fühl habe die in­hal­te an­ders­wo nicht so ein­fach, kom­for­ta­bel oder edel prä­sen­tiert zu be­kom­men, kann das auch was wer­den mit den be­zahl­in­hal­ten.

wenn zum bei­spiel die fil­me im itu­nes-store bi­li­ger wä­ren (1-2 euro, so wie für eine ge­lie­he­ne DVD), man die aus­wahl hät­te un­ter­ti­tel oder al­ter­na­ti­ve spra­chen zu­zu­schal­ten und man auch in deutsch­land alle ak­tu­el­len ame­ri­ka­ni­schen fern­seh­se­ri­en be­kom­men könn­te, wür­de der itu­nes-store un­ter der nach­fra­ge zu­sam­men­bre­chen und sich alle file­sha­rer und tor­rent-nut­zer selbst für blöd er­klä­ren. der­zeit ist es aber um­ge­kehrt. die tausch­bör­sen und tor­rent­net­ze bie­ten mir die in­hal­te bes­ser auf­find­bar, mit grös­se­rer, ak­tu­el­le­rer aus­wahl und bes­ter qua­li­tät in ver­schie­de­nen spra­chen an.

ein zei­tungs­por­tal in dem man alle wich­ti­gen pu­bli­ka­tio­nen des lan­des fän­de, mit ei­ner über­ra­gen­den such­funk­ti­on und be­dien­ober­flä­che, für so­was könn­te durch­aus ein markt be­stehen. nur was ma­chen die deut­schen ver­la­ge (wahr­schein­lich)? sie zim­mern sich ei­ge­ne por­ta­le mit kom­pli­zier­ten be­zahl­vor­gän­gen, grau­sa­mer be­nut­zer­füh­rung zu­sam­men und ver­lan­gen mond­prei­se da­für.

paid con­tent wird wahr­schein­lich ein eben­so gran­dio­ses schau­spiel ab­ge­ben wie das mas­sen­ser­ben der di­no­sau­ri­er. mit ei­nem un­ter­schied zu da­mals: wir wer­den zeu­gen sein.


tan­ja-an­ja-ur­su­la 

felix schwenzel

na su­per. nach­dem fast nie­mand in­ter­es­se an der por­no-pro­mo­ti­on von ramm­steins neu­er plat­te hat­te, hat sich frau von der ley­en ein herz ge­nom­men und das mar­ke­ting über­nom­men. end­lich hat das the­ma „ramm­stein hat ne neue plat­te“ die auf­merk­sam­keit die es nicht ver­dient.


„denk­zet­tel“

felix schwenzel

in der wi­ki­pe­dia steht:

Im 16. Jahr­hun­dert häng­te man Schü­lern in den Klos­ter­schu­len und an­de­ren Aus­bil­dungs­stät­ten bei mehr­ma­li­gen Ver­ge­hen ge­gen die Ord­nung des je­wei­li­gen In­sti­tuts so­ge­nann­teSchand­zet­telan ei­ner Schnur um den Hals, auf de­nen die Ver­ge­hen ge­lis­tet wa­ren. Je nach Art der Ver­feh­lung hat­ten die Schü­ler die­seDenk­zet­telmeh­re­re Tage bei ih­ren Frei­gän­gen und wäh­rend des Un­ter­richts zum Ge­spött der Mit­schü­ler (auf dem Rü­cken) zu tra­gen. Dar­aus lei­tet sich der heu­ti­ge Sinn des Be­griffs Denk­zet­tel, eine (auch kör­per­li­che)Stra­fe zur Er­in­ne­rung, ab.

in der taz steht:

Und im Fall des Pri­vat­blog­gers Phil­ipp ge­gen die Jour­na­lis­tin? Schweit­zer sagt, sie drän­ge jetzt dar­auf, dass der Stu­dent eine Spen­de an ei­nen Ver­ein wie Am­nes­ty In­ter­na­tio­nal zahlt: "Die soll ihn na­tür­lich nicht um­brin­gen, aber zu­min­dest ein Denk­zet­tel sein."

ab­ge­se­hen da­von, das die taz-ge­schich­te mit den fak­ten recht frei um­geht, scheint die von ge­schich­te eva c. schweit­zer und phil­ipp „den pri­vat­blog­ger“ ge­ra­de wie­der hoch­zu­ko­chen und eine in­ter­es­san­te wen­dung nzu neh­men (jörg-olaf schä­fers fasst das ge­ra­de auf netz­po­li­tik noch­mal knapp zu­sam­men). was mich be­trifft, wun­de­re ich mich doch sehr über die hal­tung von eva c. schweit­zer. in mehr­fa­cher hin­sicht.

ei­ner­seits fin­de ich es ver­ständ­lich, dass sie die un­au­to­ri­sier­te nut­zung ih­rer tex­te im in­ter­net un­ter­bin­den möch­te und (wie sie sagt) zum auf­spü­ren „ge­klau­ter“ ar­ti­kel eine „Or­ga­ni­sa­ti­on“ be­auf­tragt, so nach dem mot­to, macht ihr das mal weg, dann brauch ich mich nicht da­mit rum­zu­är­gern. sie spricht da­von, dass die „or­ga­ni­sa­ti­on“ eine „Schlepp­netz­fahn­dung“ durch­führt und ihr an­walt „ein paar Droh­brie­fe“ los­ge­schickt hät­te. an die­ser stel­le wür­de ich be­reits ein paar hal­tungs­punk­te ab­zie­hen. mit per­sön­lich ist die wort­wahl ein biss­chen zu mar­tia­lisch. be­reits hier kom­men mir eher tony-so­pra­no-as­so­zia­tio­nen als ge­dan­ken an bob wood­ward in den kopf.

trotz­dem, man muss eva c. schweit­zer zu­gu­te hal­ten, dass sie sich ent­schei­det, als sie ge­wahr wird, dass bei „der Schlepp­netz­fahn­dung“ auch ein „paar Blog­ger hän­gen­ge­blie­ben sind, die nicht kom­mer­zi­ell sind“, die for­de­rung ge­gen phil­ipp fal­len zu las­sen. hier könn­te die ge­schich­te zu­en­de sein. phil­ipp hat ei­nen or­dent­li­chen 2155 euro-schre­cken ein­ge­jagt be­kom­men und die von frau schweit­zer be­auf­trag­te „or­ga­ni­sa­ti­on“ könn­te wei­ter fahn­den und nach di­cken, bö­sen bro­cken fi­schen.

frau schweit­zer über­legt es sich aber an­ders: weil ihr phil­ipps „freun­de“ dau­ernd emails schrei­ben, will sie ihn nicht mehr „vom ha­ken“ las­sen. er soll jetzt was an eine „ge­mein­nüt­zi­ge Or­ga­ni­sa­ti­on“ ih­rer wahl spen­den. das sagt sie hier und, sie­he oben, ge­gen­über der taz. weil sie ge­nervt da­von ist, dass „philpp“ un­ter­stüt­zer fin­det die ihr emails schrei­ben oder sie kri­ti­sie­ren, ohne sie vor­her selbst zu be­fra­gen („Wenn Sie über je­man­den et­was schrei­ben, ins­be­son­de­re, wenn es et­was Kri­ti­sches ist, müs­sen Sie sich mit der Per­son vor­her in Ver­bin­dung set­zen“), soll er nun doch nicht „vom ha­ken“?

soll phil­ipp jetzt für den an­geb­li­chen text­klau büs­sen oder für sei­ne freun­de? so oder so: ei­gen­ar­ti­ge hal­tung. eben­so ei­gen­ar­tig wie die hal­tung, dass man meint, man müs­se sich mit je­man­dem den man „kri­ti­siert“ vor­her in ver­bin­dung setz­ten, das in-ver­bin­dung-setz­ten aber nicht für nö­tig er­ach­tet, wenn man meint, je­mand habe ei­nen feh­ler ge­macht und die kon­takt­auf­nah­me dann ei­nem an­walt, samt saf­ti­ger kos­ten­no­te, über­lässt.

dass ich mich über die­se hal­tung wun­de­re hat nichts da­mit zu tun, dass eva c. schweit­zer sich „jour­na­lis­tin“ nennt und phil­ipp sich blog­ger nennt, oder dass ich blog­ger für grund­sätz­lich bes­se­re men­schen hiel­te als jour­na­lis­ten, son­dern ein­zig und al­lein mit mei­nem ver­ständ­nis für fair­ness und an­stand. selbst wenn ich der mei­nung wäre phil­ipp hät­te mit dem zi­tie­ren von drei ab­sät­zen von frau schweit­zers text un­an­stän­dig ge­han­delt oder ihr scha­den zu­ge­fügt (was ich nicht tue, was aber auch nichts zur sa­che tut), selbst wenn die kri­tik von john­ny haeus­ler oder phil­ipps „freun­den“ frau schweit­zer schlaf­lo­se näch­te be­rei­ten soll­te, wür­de ich frau schweit­zers blog­tex­te, äus­se­run­gen und an­kün­di­gun­gen als über­zo­gen, un­fair und an­satz­wei­se selbst­herr­lich emp­fin­den.

ich fin­de die­se über­geig­te ab­sicht phil­ipp un­ter al­len um­stän­den ei­nen „denk­zet­tel“ zu ver­pas­sen umso un­ver­ständ­li­cher, weil bei­de im prin­zip das glei­che pro­blem ha­ben, näm­lich geld, bzw. wirt­schaft­li­chen scha­den. frau schweit­zer hat die „or­ga­ni­sa­ti­on“ mit der „schlepp­netz­fahn­dung“ be­auf­tragt, weil sie ver­such­te wirt­schaft­li­chen scha­den wie­der­gut­zu­ma­chen, phil­ipp hat sich an john­ny und an­de­re ge­wandt, weil er den „droh­brief“ von schweit­zers an­walt ernst nahm und schiss hat­te über zwei­tau­send euro zah­len zu müs­sen. je­der der schon­mal eine ab­mah­nung samt kos­ten­no­te ge­schickt be­kom­men hat, weiss was das für ein mie­ses ge­fühl ist und wel­che ver­zweif­lung sich in ei­nem breit macht, wenn man die ab­mah­nung nicht an eine recht­ab­tei­lung wei­ter­lei­ten kann oder die streit­sum­me auf der rech­ten arsch­ba­cke ab­sit­zen kann. dass phil­ipp sei­nen „denk­zet­tel“ schon längst um den hals trägt, er­kennt frau schweit­zer vor lau­ter wut über phil­ipps „freun­de“ und kri­tik von drit­ten an ihr of­fen­bar nicht.

das ist ge­nau das, was ich an der hal­tung von eva c. schweit­zer nicht ver­ste­he, je­man­den den sie nach ei­ge­nen wor­ten „am ha­ken“ hat nicht vom „ha­ken“ las­sen zu wol­len um ein biss­chen mit ihm wei­ter­zu­spie­len oder weil er doo­fe freun­de hat und da­bei ober­leh­rer­haft mit denk­zet­teln zu we­deln. was ver­spricht sie sich da­von? sa­tis­fak­ti­on? ver­gnü­gen? eine bes­se­re und ge­rech­te­re welt?

und jetzt kom­men si­cher die taz-hal­tungs­exper­ten gür­t­ler und bo­uhs und sa­gen: aber sie hat doch das recht auf ih­rer sei­te, „phil­ipps“ zi­tat sei kei­nes­falls vom zi­tat­recht ge­deckt und wer drei ab­sät­ze un­ge­fragt zi­tiert, müs­se halt mit har­ter be­stra­fung rech­nen, so sei das nun­mal mit dem recht. aber ge­nau da wirds dann wie­der in­ter­es­sant, wenn man liest, wie die rechts­an­wäl­te tho­mas stad­ler oder udo vet­ter die recht­li­che lage um die ab­mah­nung ein­schät­zen. und da gehts dann von hal­tungs­fra­gen plötz­lich ganz schnell wie­der zu rechts­fra­gen.

was ich aber ei­gent­lich nur sa­gen woll­te: ich hal­te men­schen die an­de­ren „denk­zet­tel“ ver­pas­sen wol­len für äus­serst un­an­ge­nehm.


wes­ter­wel­le, es­sen, auf den we­cker ge­hen

felix schwenzel

fried­rich küp­pers­busch:

[A]ls Bür­ger­meis­ter von War­schau hat Ka­c­zyn­ski dort den CSD ver­bo­ten, nun lie­be ich es, ihn be­flis­sen grin­send auf dem Foto ne­ben Wes­ter­wel­le zu se­hen.

[kann mir je­mand er­klä­ren, war­um küp­pers­busch bei sei­nen fra­gen und ant­wor­ten vor je­des fra­ge­zei­chen leer­zei­chen setzt? macht man das jetzt so?]

* * *


ge­ra­de ge­le­sen , dass es­sen ab­hän­gig macht. wenn man ein­mal da­mit an­ge­fan­gen hat, kann man, wie bei he­ro­in, nicht mehr da­mit auf­hö­ren — le­bens­lang. in­ter­es­sant.

* * *


der hard­ware-schal­ter des pre zum laut­los-schal­ten funk­tio­niert kon­se­quent: kein klin­geln mehr, kein „whoosch“ beim be­en­den von pro­gram­men, kein ge­fak­tes aus­lö­ser­ge­räusch der ka­me­ra mehr. al­les still und lei­se.

bis auf eine blöd­sin­ni­ge aus­nah­me: der we­cker plärrt un­be­ein­druckt vom schal­ter.
im­mer­hin plärrt der we­cker vom pre nicht, wenn das ge­rät aus­ge­schal­tet ist. fast alle an­de­ren han­dys die ich bis­her be­sass ta­ten das: sie klin­geln zwar nicht, wenn das ge­rät auf „laut­los“ ge­stellt ist, klin­geln aber, wenn das ge­rät aus­ge­schal­tet ist. das funk­tio­nier­te beim pre auch dann nicht, wenn er es könn­te: bis der pre hoch­ge­fah­ren ist und ei­nen ge­weckt hat, hat man längst ver­schla­fen.