Ich habe mein Palm Pre jetzt zwei Monate; ich möchte es nicht mehr hergeben. Das Pre ist eines der ersten Telefone, bei dem ich mich nicht ständig frage: "Muss das so kompliziert sein?" Das liegt einerseits daran, dass ich noch nie ein iPhone besessen habe, andererseits daran, dass das Pre tatsächlich einige sehr interessante Bedienkonzepte einführt.
Es gibt zwar noch vieles, was nicht optimal funktioniert oder sogar nervt, aber eben auch eine erstaunliche Menge an Dingen, die leicht zu bedienen und zu verstehen sind. Die frappierendste Idee ist, dass man einfach etwas auf der Tastatur in das Gerät tippen kann und es sofort beginnt, danach zu suchen. Tippt man einen Namen, werden alle Kontakte (mit Foto) gezeigt, ebenso installierte Programme, wenn sie so heißen.
am samstag war ich mit der ganzen kleinfamilie zu einer party in berlin eingeladen. mein erster wohsitz ist zwar mittlerweile in hamburg, aber ich habe noch meine kleine ein-zimmer-wohnung in berlin. die zwei nächte die ich pro woche in berlin verbringe schlafe ich auch eher in der wohnung, als das ich in ihr wohne. die wohnung ist klein und wurde länger schon nicht geputzt, weil die putzfrau vor zwei jahren irgendwann nicht mehr kam. vor letztem samstag war ich ein bisschen aufgeregt, weil die frau und das kind ja mit auf die party kommen wollten und ich sie zwangsläufig in die wohnung lassen musste. die rettung kam letzte woche per email:
Lieber Felix Schwenzel,
wir als Onlinebotschafter geben Bloggern die Möglichkeit, interessante Produkte kostenlos zu testen.
In unserer aktuellen Kampagne geht es um eine neue Designhotel-Gruppe, die im Oktober dieses Jahres ihr erstes Haus in Berlin eröffnet hat. Da Sie in Ihrem Blog über verschiedene Themen in Bezug auf Berlin schreiben, haben wir Sie für eine kostenlose Übernachtung ausgewählt, um das Hotel einmal testen und anschließend darüber in Ihrem Blog schreiben zu können.
Die Übernachtung sollte kurzfristig zum Ende des Monats stattfinden.
Bitte geben Sie mir kurz Bescheid, ob Sie Interesse an der Übernachtung haben und (falls ja), wann eine Übernachtung am Besten passen würde. Selbstverständlich können Sie auch gern eine Begleitperson mitbringen.
tatsächlich klappte die übernachtung kurzfristig von samstag auf sonntag, so dass ich die frau und das kind dann doch nicht in meine wohnung lassen musste. die übernachtung fand im adagio city aparthotel berlin statt, was ein komplizierter name für eine einfache sache ist: die hotelzimmer im adagio aparthotel sind mit einer küche ausgestattet und nennen sich deshalb „apartments“ und das hotel „aparthotel“. ob es auch apart ist, vermag ich nicht zu beurteilen, neu und relativ schick ist es allemal. wenn man es findet. die adresse lautet „lietzenburger strasse 89“, was eigentlich die adresse von einem anderen hotel ist und deshalb etwas schwer zu finden ist. wir mussten im abba-hotel fragen wo denn das adagio aparthotel sei und der mann an der rezeption lachte und sagte, das fragten „alle“. man müsse einfach „zweimal links gehen“ und komme dann dorthin. ein schild oder deutlicher hinweis der von der lietzenburger strasse sichtbar ist, fehlt leider.
der empfang war etwas karg aber auch freundlich. wir bekamen zwei weisse plastikkärtchen für ein apartment im sechsten stock, das uns positiv an unser zimmer im hervorragenden und günstigen holiday express in marina del ray erinnerte, in dem wir vor knapp einem jahr anlässlich unserer hochzeitsreise für ein paar nächte übernachteten: zwei zimmer, eine küche, ein bad, zwei fernseher und eine funktionierende klimaanlage. allerdings war die küche im aparthotel etwas besser ausgestattet. neben einer mikrowelle gab es auch ein ceran-kochfeld, eine spülmaschine, töpfe und pfannen, besteck, messer und viele teller und schälchen. allerdings spendierte die hotelleitung nur einen einzigen spülmaschinen-tab. keine ahnung ob man bei zwei übernachtungen auch zwei tabs bekommt. spüli gabs ohne ende.
der kühlschrank war leer und sah aus, als sei er noch nie benutzt worden. eigentlich sah alles so aus als sei es noch nie benutzt worden, selbst die küchenmesser waren noch in pappe eingepackt. wir ergriffen die chance, liefen zum nächsten supermarkt, der genau wie die s-bahn-station savignyplatz, ein paar steinwürfe entfernt lag und kauften für 40 euro lebensmittel für das abendessen und frühstück ein. damit sparten wir uns auch gleich die 11 euro pro nase die wir sonst für das frühstücksbuffet hätten ausgeben müssen.
das abendessen fand im wohnzimmer-teil des apartments statt, wo das sofa bereits als hilfsbett für das kind zurechtgemacht war. neben dem sofa steht ein schreibtisch und unter dem schreibtisch war ein esstisch, den man bequem in die mitte des raumes stellen konnte.
nach dem essen war mir nach wlan, das laut hotel site kostenlos zur verfügung stehen würde. an der rezeption fragte ich danach, wie man das wlan nutzen könne und die dame erklärte mir, dass das wlan nur mit kabel funktionieren würde. ein kabel könne ich mir bei ihr leihen. wer hätte das gedacht, wlan-kabel gibt es also wirklich! im tausch gegen meine persönlichen adressdaten, funktionierte das internet auch tatsächlich kostenlos.
auch wenn das zimmer super ausgestattet war, neben der küche gab es auch einen staubsauger, ein bügelbrett, 5 oder sechs kleiderschränke und kommoden und einen tresor, fehlten hausschuhe und bademäntel. was ich witzig fand, war dass der spülmaschine und der mikrowelle beim hinausziehen der karte aus dem hauptlichtschalter ebenfalls der strom abgedreht wurde. beim licht verstehe ich das ja. auch schön: im wohzimmer hing ein bilderrahmen in den man eigene bilder oder postkarten stecken konnte. die einladungskarte zur party auf der wir am samstag waren steckt übrigens immer noch in dem bilderrahmen.
regulär kosten die zimmer je nach saison um die hundert euro. dafür zahl ich beim nächsten mal lieber ne putzfrau.
haloscan hat die komemntarfunktion geupgraded. das sieht jetzt nicht mehr so minimalistisch aus, aber scheint zu funktionieren. bei problemen oder anmerkungen nehme ich auch gerne emails entgegen.
till hein schreibt in geo epoche über die operation „schweinebucht“ bei der eine von den USA unterstützte brigade exilkubaner versucht auf kuba zu landen und fidel castro zu stürzen. zitat:
Im Dezember 1962 kauft Kennedy die Brigadisten tatsächlich frei — für Lebensmittel im Wert von 53 Millionen Dollar. Manche Kämpfer sind so ausgemergelt, dass ihre Angehörigen sie nicht erkennen, als sie in Miami auf dem Flughafen ankommen. Als Dank dafür, dass sie bei der Invasion in der Schweinebucht ihr Leben riskiert haben, spendiert die Regierung jedem ein von ihnen ein Eis.
stefan niggemeier hat anlässlich der relativ plötzlichen einführung von abendblatt-inhalten die man nur noch nach abschluss eines abos (oder der nutzung einer hintertür) lesen kann, einen treffenden kommentar verfasst. ich habe mir für die jungle-world auch ein paar gedanken zu paid content gemacht und dabei eigentlich nur erneut meine mittlerweile auch wissenschaftlich belegten skepsis wiederholt, die ich bereits vor ein paar wochen schonmal hier geäussert habe. die grundthese lautet, dass menschen eigentlich nur bereit sein werden für journalistische inhalte zu zahlen, wenn sie das gefühl haben dafür etwas zu bekommen, was sie anderswo nicht bekommen, der preis angemessen ist und extrem bequem zu zahlen ist.
wenn es ein einheitliches zahlungssystem gäbe, mit dem man bequem kleinstsummen zahlen könnte, also klassische, einmalige micropayments im bereich weniger cent könnte paid content eventuell funktionierte. auf meine anfrage bei mpass.de, einem zusammenschluss von o2 und vodafone zur bezahlung per handy (mit derzeit 24 registrierten händlern!) ob mit mpass auch einfache microzahlungen von wenigen cent möglich seien, sagte mir ein sprecher man habe das bereits in planung. in planung sind solche micropayment-mechanismen allerdings seit mitte der neunziger jahre. allesamt sind gescheitert.
heute habe ich gelesen, dass auch paypal ein micropayment-system eingeführen möchte, allerdings kosten allein die transaktionskosten schon saftige 10 cent plus weitere 10% gebühr. die heise-überschrift „Paypal führt Micropayment ein“ ist übrigens einer golem-überschrift von vor vier jahren recht ähnlich: „PayPal: Neues Preisschema speziell für Micro-Payments“. echte micropayments waren das weder damals, noch heute.
da der artikel von mirerst ab sonntag online in der jungle-world zu lesen ist da der text in der jungle-world stark gekürzt wurde und ich für den artikel auch nur ein „micropayment“ als entlohnung erwarten kann, habe ich mir die freiheit genommen den text hier ungekürzt und mit ein paar links zu veröffentlichen:
Der Versuch im Internet Geld zu verdienen ist so alt wie das Internet selbst. Mit Büchern und Handelswaren klappt das mittlerweile ganz gut. Mit Nachrichten und journalistischen Produkten weniger. Lausige Pennys seien das, die man im Internet verdienen könne,klagteder Verleger Hubert Burda vor etwa einem Jahr.
Es gab unzählige Versuche im Internet Erlösmodelle zu etablieren, Abo-Modelle, die Bezahlung einzelner Artikel, der Verkauf von so genanntem elektronischem Papier. Nachdem die New York Times im Septmeber 2007 ihren kostenpflichtigen Dienst „TimesSelect“ einstellte und ihr gesamtes Archiv und die bis dahin nicht frei zugänglichen Texte und Kolummnen kostenlos zugänglich machte, wurde das Modell bezahlter Inhalte als gescheitert angesehen. In Deutschland zog Spiegel Online einige Monate später nach und öffnete im Februar 2008 das gesamte Archiv des Spiegels. Die Rechnung war einfach. Durch den kostenlosen Zugang erhoffte man sich mehr Besucher, eine grössere Verbreitung der eigenen Inhalte und dadurch mehr Erlöse durch Werbung.
Heute zeigt sich allerdings, dass mit Reichweite und Anzeigenerlösen auch keine zufriedenstellenden Profite im Onlinejournalismus erlösen lassen. Vor allem die stetig fallenden Preise von Onlineanzeigen machen den Verlagen zu schaffen. Auf einmal geisselt die halbe Branche die jahrelang selbst kultivierte „Kostenloskultur“ und sucht wieder nach Wegen, die Leser online zur Kasse zu bitten.
Einerseits sind die Voraussetzungen günstig. Junge Leser ziehen mittlerweile die digitale Ausgabe der Print-Variante vor und mehr Menschen als je zuvor sind bereit digitale journalistische Erzeugnisse am Bildschirm zu lesen. Nur dafür bezahlen mag nach wie vor kaum einer. Das liegt auch an den unattraktiven Preismodellen der Verleger. Die FAZ verkauft Einzelartikel online für saftige zwei Euro, viele Zeitschriften und Zeitungen verkaufen ihre digitalen Angebote nur im Paket, als so genanntes „E-Paper“ im Abo. Selbst Abonnenten der Papierausgabe, müssen, um das digitale Angebot nutzen zu können, meistens nochmal kräftig draufzahlen.
Dabei ist die grundsätzliche Zahlungsbereitschaft von Internet-Nutzern durchaus vorhanden. Wenn das Angebot und der Preis stimmt und die Bezahlung mühlos ist. Das zeigen die Musik-Download-Angebote, beispielsweise von Apple und Amazon. Es gibt sogar Anzeichen dafür, dass Konsumenten den legalen, kostenpflichtigen Musikdownload dem kostenlosen vorziehen. So behauptet der Musiker David Gillespie, dass die angebliche Kostenloskultur im Internet, viel eher eine „Jetzt-Kultur“ ist, dass es also nicht darum geht etwas kostenlos zu bekommen, sondern es sofort zu bekommen. Entsprechend sagt er: „Given a choice between FREE and NOW, people will surprise you.“ So könnte der Erfolg der Musik-Download-Angebote von Apple und Amazon auch darin begründet sein, dass man sich dort schnell und unkompliziert aus einer riesigen Auswahl bedienen kann. Dass man dafür auch ein bisschen bezahlen muss, stört die Internetnutzer offenbar kaum. Dass ein angemessener Preis und eine unkomplizierte Bezahlung die Schwelle Geld auszugeben senkt, zeigt auch der „App-Store“ für das iPhone. Dort zahlt man für iPhone-Programme fast nie mehr als 1-5 Euro und plötzlich kaufen die Leute Programme als seien es warme Semmeln.
Könnte die einfache Zahlung von geringen Beträgen also ein Einnahmemodell für den Online-Journalismus sein? Vor allem, wie niedrig müssten die Beträge sein, damit die Hemmschwelle Geld auszugeben verschwindet? der Medienberater und Journalist Thomas Knüwer machte in einem Blogeintrag folgende Rechnung auf:
„Zeitschriften wie "Spiegel", "Focus" oder "Stern" kosten so zwischen 2,50 und 4 Euro. Sie enthalten, selbst in schlechten Zeiten mindestens 40 Artikel oder Elemente von einer Seite Umfang und mehr. Das bedeutet: Ein Artikel kostet dort 10 Cent.“
Würden sich Artikel für 10 Cent (oder weniger) online verkaufen lassen? Vielleicht, es gibt aber mindestens ein schwerwiegendes Problem. Es gibt bisher keine geeigneten Bezahlsysteme für solche geringen Beträge (auch Micropayment genannt). Es gibt zwar spätestens seit Mitte der Neunziger Jahre Bestrebungen Systeme zu entwickeln, mit denen man unkompliziert Kleinstbeträge zahlen kann, durchschlagenden Erfolg hatte bisher aber keines. Sie scheiterten alle an mangelndem Interesse der Konsumenten und Händler und an zu hohen Transaktionskosten.
Spektakulärstes Beispiel dafür war das 1999 gestartete Unternehmen Paybox, das mit Beteiligung der Deutschen Bank ein unkompliziertes Bezahlsystem etablieren wollte, mit dem sowohl kleine Beträge für Content und Micropayments, als auch große Beträge sicher, bequem und einfach abgewickelt werden können. Zahlungen konnten mit jedem handelüblichen Handy getätigt werden, aber offenbar konnten die Betreiber nicht genügend Deutsche von den Vorteilen der Bezahlung via Handy überzeugen. 2003 wurde der Dienst in Deutschland eingestellt. In anderen Ländern, vor allem Östereich, läuft der Dienst weiterhin und vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern gibt es offenbar eine grosse Nachfrage nach einfachen Bezahlmethoden mit dem Handy. So berichtet der Spiegel im Januar 2008, dass auf den Philippinen rund 3,5 Millionen Menschen die Zahlfunktion ihres Handys benutzen, in China gar acht Millionen. Der erst im März 2007 gestartete Dienst „M-Pesa“ der kenianischen Vodafone-Beteiligung Safaricom hatte schon nach neun Monaten eine Million Nutzer gewonnen.
Aber selbst wenn sich Paybox oder anderere Handybezahldienste in Deutschland etabliert hätten, für die Bezahlung von Kleinstbeträgen sind die einfachen Handybezahldienste mehr oder weniger alle ungeeignet, da die Transaktionskosten viel zu hoch sind. So nimmt Paybox derzeit in Östereich pro Transaktion 10 Cent, plus eine Umsatzbeteiligung von 3-4%. Alle anderen im Internet etablierten Bezahldienste, seien es „Paypal“, „Firstgate“ oder „T-Pay“ erheben neben der Umsatzbeteiligung Transaktionskosten von 10-30 Cent, die aus „Micropayments“ schon allein wegen der Transaktionskosten beinahe „Macropayments“ machen. Amazon und Apple umgehen die Transaktionskostenfalle übrigens, indem sie nicht jede einzelne Transaktion abrechnen, sondern über einen bestimmten Zeitraum sammeln, bevor sie sie abrechnen.
So haben Verleger die ihre Leser online zur Kasse bitten wollen gleich mehrere Probleme. Entweder ist die Hemmschwelle um mal eben etwas zu bezahlen zu hoch, wenn die Schwelle und die Preise gesenkt werden, sind die Transaktionskosten zu hoch. Dann haben die Verleger das Problem, dass ihr Angebot meist viel zu schmal ist um den Leser zum mühsammen Übersteigen der „Bezahlwand“ zu überreden. Wenn man sich bei iTunes oder bei Amazon einmal angemeldet und die Formalitäten erledigt hat, steht einem ein Musikkatalog mit beinahe dem gesamten Musikrepertoire der Welt offen. Wenn man sich durch den Formulardschungel der FAZ-Anmeldeprozedur gequält hat, kann man ausschliesslich FAZ-Artikel kaufen und lesen. Für alle anderen Angebote müsste man sich mühsam erneut anmelden.
Bezahlinhalte im Internet könnten eine Chance haben, wenn sich alle grossen und kleinen Verleger zusammentun, um ein einfaches, einheitliches und günstiges Bezahlmodell zu etablieren, das den Zugriff auf ein attraktives und breites Angebot erlaubte. Aber bevor alle deutschen Verleger an einem Strang ziehen, herrscht wahrscheinlich eher Weltfriede.
seitdem ich ins internet schreibe, freu ich mich darüber, dass mir hin und wieder leute aufmerksamkeit schenken. entgegen der weitläufig verbreiteten meinung, dass die lieblingsbeschäftigung von bloggern (und journalisten), das ständiges prüfen der zugriffszahlen, dem „schwanzvergleich“ diene, dient es eigentlich dem beseitigen von zweifeln. zweifel, ob einem überhaupt jemand aufmerksamkeit schenkt, ob sich überhaupt jemand für das was man schreibt interessiert. der blick in die zugriffsstatistik beiseitigt diese zweifel. ja, ich habe mich früher darüber gefreut, wenn ich hundert besucher auf meinen seiten zählen konnte, so wie ich mich jetzt freue, wenns 2000 pro monat sind.
dass einem leute aufmerksamkeit und manchmal auch lob oder links oder tadel oder kommentare schenken, ist grossartig. dafür bedankt man sich eigentlich viel zu selten.
als ich vor vier jahren erstmals von allen grossen parteitagen gebloggt habe, habe ich um spenden zur finanzierung gebeten — und welche bekommen. ich fand und finde das grossartig. noch grossartiger: alle paar monate erfüllen mir meist wildfremde menschen einen wunsch von meiner amazon wunschliste. ich nehme mir zwar immer fest vor mich in einem blogeintrag dafür zu bedanken, vergesse das dann aber im lauf der zeit meist wieder. deshalb, für alle male die ich es vegessen habe: vielen dank!
stellvertretend auch noch mal explizit ein dank an sandra, die mir vor ein paar tagen jochen reineckes „geister abschütteln“ geschenkt hat.
dank auch an oldman für den wein den er mir vor 2 jahren geschenkt hat, an den suchmaschinenoptimierer der mir ein paar crocks geschenkt hat und mir, auch wenn er sich wahrscheinlich einen google-juice-link erhofft hat, eine freude gemacht hat. dank an alle leser und kommentatoren.
ich nehme im internet keine gratiskultur oder -mentalität wahr, im gegenteil, im internet kann man zeuge von hochkomplexen aufmerksamkeits-, respekt und dankbarkeitsstrukturen werden — und das bestätigt mich immer wieder darin, dass es richtig ist, an das gute im menschen zu glauben und dass es OK ist ab und zu pathetisch und dankbar zu sein.
Allein dadurch, dass in diesem Artikel hier nun im Folgenden der Satz »Sex mit Britney dank CIA-Routenplaner: Porno-Lesben mit Schweinegrip pe kastrieren blutjunge Hitler-Aliens in Tokio Hotel« untergebracht worden ist, wird die Anzahl der Google- und Yahoo-Treffer in die Höhe schießen.
heute war im adventskalender knoblauchspray, genauer gesagt „Gourmet-Spray Knoblauch geröstet“. quasi eine art mundgeruchs-spray, dass einen mit „6 mal sprühen“ riechen lässt, als habe man eine knoblauchzehe gegessen.
in der spraydose befindet sich laut aufdruck „Knoblauchextrakt, Knoblauchextrakt geröstet (Knoblauch, Sonnenblumenöl), Meersalz (10%)“. ich finde es bereits bemerkenswert, dass man aus knoblauch und sonnenblumenöl geröstetes knoblauchextrakt herstellen kann.
aber ganz besonders bemerkenswert finde ich, dass der hersteller des „gourmet-sprays“, die firma „Easy Gourmet GmbH“ die ordnungsgemässe aufbewahrung des „Gourmet Sprays“ von einem unabhängigen institut kontrollieren lässt. denn hinten auf der dose steht:
Bitte nach Anbruch im Kühlschrank aufbewahren. Regelmäßig durch ein unabhängiges Institut kontrolliert.
jetzt bin ich mal gespannt ob die kontrolleure sich vorher anmelden oder unangekündigt kommen um unseren kühlschrank zu kontrollieren.
heute um 19 uhr findet in der panatom galerie in der torstrasse 100 in berlin die eröffnung der ausstellung #berlin block statt. die eröffnung findet vorm fenster statt, es gibt glühwein.
wenn ich alles richtig verstanden habe, wird alle paar tage ein block ins schaufenster gehängt, auf den jeweils ein text zum thema „Stadt, die keiner wahrnimmt“ steht. die blöcke hängen dann umgekehrt chronologisch in der galerie und um ältere beiträge zu lesen muss man quasi ins archiv, in die tiefe der galerie gehen. zur eröffnung heute werde ich wohl nicht kommen können dafür bin ich „gast blocker“, irgendwann wird also auch ein beitrag von mir auf dem block stehen.
Block vs. Blog
Ein grauer Block inmitten von Mensch und Maschine. Wer reagiert auf wen? Was lässt sich auffangen, abwehren oder sichtbar machen? Zwischen Prozessausschuss, Strahlung, Analyse und Objektfundstücken.
Es geht um Straßen in denen wir uns alltäglich bewegen;
Orte die wir nicht mit Inhalten belegen können; Räume in denen wir interagieren – sichtbar und nicht sichtbar.
Städtische Kubaturen, die sich austauschen ohne es zu markieren.
(panatom-gallery)
letzte woche mittwoch hab ich mich mit özgün özbey getroffen weil er derzeit in einer forbildung zum „bikulturellen crossmedialen Journalismus“ im bildungswerk kreuzberg teilnimmt und gerne ein portrait über mich schreiben wollte. er hab eine paar fragen zu meiner motivation ins internet zu schreiben und er interessiere sich für den menschen, „der hinter Felix von Schwenzel steckt“. das hat er gemeinsam mit mir, ich interessiere mich auch für den menschen hinter mir und hatte die hoffnung vielleicht etwas über mich zu erfahren. so haben wir uns morgens im balzac in der schönhauser allee getroffen und drei stunden später schickte er mir diesen text:
„Ich bin nicht dick, ich seh nur so aus“ 09.12.2009 Von Özgün Özbey
Ich erkannte ihn von weitem. Schon nach dem ersten suchenden Blick durch das Café fällt einem der stattliche Mann mit der wuscheligen Löwenmähne und dazu passendem Bart auf. Er sticht heraus. Felix Schwenzel ist einer derjenigen, mit denen alles angefangen hat. 8 Uhr 30 hatten wir gesagt. Ich bin zu früh. Er auch. Passt.
Auch wenn er sich nicht unbedingt als Blogger betiteln lassen will, könnte man ihn als Urgestein der deutschen Blogosphäre betiteln. Wirres.net nennt sich sein Blog, dessen Logo einen kackenden Hund darstellt und in dem er über verschiedene Themen seine Meinung ablässt. Laut „Viralmythen“ ist es der zweitälteste Blog Deutschlands, erstellt im Jahre 2000. Netz-technisch gesehen war das die gefühlte Steinzeit des Internet-Zeitalters, im Vergleich zu den heutigen Ausmaßen, die es inzwischen angenommen hat. Von politischen Themen, bis hin zu persönlichen Geschichten schreibt er über alles, was er für schreibwürdig empfindet. Nicht unbedingt um seine Meinung zu äußern, sondern „um bestimmte Dinge zu sammeln und festzuhalten“.
Wenn ihn etwas aufwühlt oder beschäftigt, empfinde er das Gefühl, es verarbeiten und damit auch loswerden zu müssen. Auch wenn ein Blog immer irgendwo auch journalistisch ist, bezeichnet er sich selbst nicht als Journalist. „Das ist mir ein zu angepasster Begriff, ich möchte mich da nicht mit einordnen, weil man von einem Journalisten auch eine bestimmte Vorgehensweise erwarten würde“. Mit dieser Aussage begründet er auch seinen Widerstand, als Blogger eingeordnet zu werden. Er will so nicht genannt werden, da er nicht der Meinung ist, dass er „bloggt“. „Ich bin nicht dick, ich sehe nur so aus. (Wirres.net) ist kein Blog, es sieht nur so aus“.
Der Mann erscheint wie ein lebendig gewordenes Paradoxum. Ein Charakter zwischen Ordnung und Anarchie. Einerseits im säuberlichen Anzug, aber mit lockerem Hemd und dazu passenden Schuhen, andererseits radikaler Wildwuchs allerorts. Dennoch: Es passt. Irgendwie.
Beim Schreiben kümmert er sich nicht um Satzaufbau, Grammatik oder Rechtschreibung. Großschreibung lässt er ganz weg, schreibt nur in kleinen Buchstaben. Es scheint ihm egal zu sein. Er schreibe von der Seele weg, und mache sich nicht sonderlich Gedanken darum, was dies bei dem Lesenden erzeugen sollte oder könnte.
Doch die Rechnung scheint aufzugehen. Sein Blog zählt zu den erfolgreichsten und meist verlinkten Blogs in Deutschland. Dennoch bemühe er sich, über das Thema in einer adäquaten Form zu berichten. Wenn es zum Beispiel über persönliche Dinge geht oder Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung betrifft. Doch was aufgeschrieben werden muss, wird aufgeschrieben.
Ein wenig Angst beschleiche ihn schon, meint er, besonders wenn es um Medien oder Betriebe geht, deren Handlungsweisen er in manchen Blog-Beiträgen kritisiert. „Bei der Abmahnwelle, die zur Zeit durchs Land rollt..“. Man lebt heutzutage halt gefährlich als Blogger.
Es war schon komisch. Ich schien ihn, schon fast persönlich, zu kennen, da ich schon längere Zeit seinen Blog gelesen habe. Doch von mir hat er noch nie ein Wort gehört. Eine einseitige Freundschaft sozusagen. Doch die Art wie er schreibt, passt irgendwie nicht zu der Art, wie er mit mir redete. So geordnet. Man merkt, er weiß von was er redet, hat sich oft Gedanken darum gemacht, wer er wirklich ist und was er tut. Seine Beiträge kommen oft sehr spontan und, wie er selbst meint, „hingerotzt“ rüber. Doch egal ob Kritiken, Link-Tipps, persönliches oder Oden über geliebte Dinge und Personen, hinter jedem Beitrag steckt eine Aussage, auch wenn es „nur“ die persönliche Meinung ist.
Trotz all des Ruhmes, den sein Blog erntete, empfindet er sich nicht als Prominent. Im Internet vielleicht schon. „Man wird schon von anderen Bloggern erkannt und auch ab und zu auf der Straße. Aber richtige Prominenz ist was anderes“.
Ich habe ihn erkannt. Auf den ersten Blick. Für mich bleibt er Prominent und ein Pionier der Deutschen Blogosphäre. Insofern muss er sich meiner Meinung nach einordnen lassen. Zumindest von mir.
mir gefiel der text und mir gefiel der schreibstil, der sich merklich und angenehm von özgün stil emails zu schreiben abhob und seinem teils übereuphorischen und chaotischen auftreten unterschied. so wirkte er teils unkonzentriert, teils verpeilt und choatisch, seine aufnahmegeräte versagten und er konnte sich nicht entscheiden ob er mich duzen oder siezen sollte. aber talent zu schreiben, das hat er, finde ich. und er hat mir erlaubt seinen text hier zu veröffentlichen und freut sich sicher über feedback.
eins meiner ersten aha-erlebniss im zusammenhang mit dem internet hatte ich mit dem sogenannten „IRC-chat“. es muss so um das jahr 1995 gewesen sein, als ich mich mit einem 1und1-14.000-baud-modem über die uni ins internet einklinkte. bis dahin bestanden die inhalte auf meinem computer ausschliesslich aus daten die ich selbst per floppy-disk oder CD-ROM geladen und kopiert hatte oder aus inhalten die ich über die tatstatur eingab. an irgendeinem tag um das jahr 1995 passierte dann das bisher nicht dagewesene. ich loggte mich in den „internet relay chat“ (IRC) ein, tippte ein bisschen auf der tatstaur rum und plötzlich erschienen auf meinem computermonitor die worte: „Hallo Felix!“
irgendjemand hatte mich im IRC begrüsst und aus meiner schreib-, zeichen oder spielmaschine wurde mit einem schlag eine kommunikationsmaschine in der mehr stecckte als ich hineingesteckt hatte. das internet machte aus meinem bis dahin autistischen rechner eine kommunikationsmaschine.
ein paar jahre später nutzen wir im uni-netz ein programm namens „hotline“. hotline bestand aus einem server und einem client der auf apple und windows-rechner lief und mit dem man chatten und dateien tauschen konnte. den server liessen wir auf einem ollen, ausrangierten mac laufen und ca. 20 oder 30 leute loggten sich in unserem uni-arbeitsraum, anderen arbeitsräumen in und ausserhalb der uni ein. das man per hotline dateien tauschen konnte und ich die grundlage meiner MP3-sammlung legen konnte war angenehm, aber das eigentliche killer-feature war, dass ich auf meinem desktop alle meine freunde sehen und, wenn ich wollte, ansprechen konnte, egal ob sie nebenan im raum sassen oder woanders in der stadt oder ganz woanders. die kontakt-liste war immer da. am rechner zu sitzen sieht einsam aus, ist aber seit es das internet gibt das gegenteil: man ist verbunden.
über die jahre hinweg wuchs meine kontakt-liste, es änderten sich die programme mit denen man sehen konnte welche bekannten gerade am rechner sassen (von „IRC“, „hotline“, „AIM“, „ichat“, „ICQ“ zu „jabber“, „google talk“ und allem möglichen anderen), aber das beruhigende element, jederzeit zu sehen wer gerade online war, blieb. obwohl ich seit dem studium nicht viel öfter als ein bis zweimal pro jahr mit ihm chatte oder telefoniere, freut es mich beispielsweise jeden tag zu sehen, dass dirk online ist. ich sehe ihn, ich weiss ich kann ihn potenziell anquatschen und das reicht.
rein theoretisch muss man für jedes chat-protokoll eigene clients auf dem rechner laufen lassen. ICQ lief anfangs nur mit dem ICQ-client, AIM hatte einen eigenen client, apple kochte mit ichat anfangs ein eigenes süppchen, irgendwann kanmen skype und jabber hinzu. mit ichat konnte man zwar bald sowohl das AIM-, das .mac-, das ICQ- und das jabber-protokoll bedienen, aber irgendwas fehlte immer.
seit wohl ungefähr fünf jahren benutze ich adium zum chatten. adium kann alle möglichen protokolle, setllt die kontakte aber personenbezogen dar. wenn also einer meiner bekannten gleichzeitig bei AIM, ICQ und jabber eingeloggt ist, sehe ich nur seinen namen und dass er online ist, umgekehrt kann ich mich aber mit adium auch gleichzeitig mit meinen zwei AIM-accounts, mit meinem ccc-jabber-account, dem google-talk-account und meinem firmen-jabber-account einloggen.
neuerdings kann ich mich in adium sogar mit meinem kürzlich reaktivierten facebook-account anmelden und bekomme alle facebook-kontakte und -chats unter der gleichen oberfläche wie die von AIM, jabber und ICQ angezeigt. ich muss mir keine sorgen machen mit welchen accounts ich mich wo zum chat anmelde, welche programme ich öffnen muss oder welche webseiten ich offen haben muss um erreichbar, bzw. ansprechbar zu sein. ich starte einfach adium und bin da.
mit der facebook-integration und zeigt sich die eigentliche stärke von adium. für die üblichen chat-protokolle muss ich die genauen account-koordinaten meiner kontakte kennen, hinzufügen und teilweise bestätigen lassen. meine kontakte bei facebook sind bereits durch facebook gefiltert und in gruppen sortiert, aber die kontaktaufnahme dort ist einerseits viel einfacher als jemanden eine mail zu schreiben, hallo zu sagen und nach dem AIM-, ICQ- oder jabber-account zu fragen. so tummeln sich dort entfernte bekannte aus schul- und studienzeiten, bekannte die ich auf reisen kennengelernt habe oder nur vom hallo-sagen kenne. plötzlich sind diese menschen alle ganz nah - ohne mir auf den senkel zu gehen. denn genau wie ein volles adressbuch nicht zu stundenlangen und ständigen telefonarien führt, führt eine volle kontaktliste in adium zu ständigem geplapper. es ist einfach beruhigend seine kontakte um sich zu haben — und gleichzeitig auf distanz.
angenehm ist auch die bedienung von adium. chats öffnen sich nicht in jeweils neuen fenstern, sondern alle in einem grossen fenster, das die einzelnen chats übersichtlich und leicht erreichbar in tabs anzeigt. die benachrichtigungsgeräusche für neue mitteilungen oder chats kann man auf ein nervenschonendes niveau herunterregeln und die kontaktliste zeigt, wenn man will, klartextnamen (die adium sich aus dem apple-adressbuch besorgt) statt pseudonyme an.
das prinzip von adium, daten aus verschiedenen quellen unter einer oberfläche transparent zusammenzuführen möchte ich in weiteren bereichen sehen. palm hat das mit dem pre-adressbuch ähnlich beeindruckend hinbekommen, bei der fritzbox ist das telefonieren durch die zusammenführung meiner 5 VOIP-konten und der einen analogtelefonleitung völlig mühe- und sorgenlos, weil die fritzbox einerseits immer automatisch die günstigste leitung wählt und es mir egal sein kann ob der anruf per VOIP oder telekom-leitung raus geht.
so muss gute software sein: einmal einstellen und dann vergessen über welchen kanal der anruf oder der chat geht oder woher die adresse kommt. auch wenn es so scheint, dass wir durch neue technologien auf immer mehr kanälen kommunizieren, komplizierter muss es nicht werden.
[theoretisch kann adium übrigens auch twitter und skype, aber durch twitter und den ständigen strom an tweets fliessen mir dann doch ein bisschen viele informationen zu und skype ist leider noch nicht 100prozentig in adium integriert und benötigt noch skype selbst als hintergrundprozess. aber vielleicht ändert sich das durch die neue strategie bei skype ja auch bald.]
hervorragender text von wolfgang ullrich in der aktuellen brandeins über eine der zentralen funktionen der kunst: macht- und überlegenheitsdemonstration. (text leider noch nicht online)
So wurden etwa am Hof von Franz I. in den 1530er Jahren Künstler damit beauftragt, vieldeutige und verschlüsselte Werke zu schaffen. Besucher sollten gezielt intellektuell überfordert werden. Und so war es das Priveileg des Königs, seine Kunstschätze zu interpretieren, um auf diese Weise seine Überlegenheit zu beweisen und seine herausgehobene Stellung zu rechtfertigen. […] Anstrengende Kunst ruft bei Außenstehenden Unterlegenheitsgefühlte hervor — und lässt dafür denjenigen, der sich damit umgibt umso cooler und stärker erscheinen. […] Auf diese Weise werden rätselhafte Kunstwerke zu Siegeszeichen und exklusiven Trophäen: zu Beweisen dafür, dass der Sammler ein herausragendes Maß an Stärke und Vitalität besitzt. (quelle)
das bringt die crux vieler spielarten der kunst auf den punkt. kunst ist in vielen fällen ein geschickt inszeniertes psychospielchen, das die reichen und mächtigen stützt und sich damit selbst hochjazzt.
andererseits ist es natürlich toll, dass es sachen gibt, die einen verwirren oder nicht auf den ersten blick verständlich sind und einen zur auseinandersetzung reizen. man darf sich nur nicht von kunst nervös machen lassen oder gar dem irrglauben verfallen, der künstler oder der sammler sei einem überlegen. meist ist das gegenteil der fall.
mein persönlicher zugang zu kunst ist übrigens releativ einfach und auch für den rest des lebens ganz hilfreich: ich kann ganz gut damit leben, bestimmte sachen nicht zu verstehen. oder andersrum: zu meinen, man müsse alles um einen herum verstehen, macht einen mit sicherheit fertig. auch hilfreich: sich vor augen führen, dass vieles was man anfangs nicht versteht, im nachhinein profan und primitiv ist — hat man es erstmal verstanden. dreisatz ist so ein beispiel. wer es nicht kapiert staunt bauklötze über leute die damit prozentzahlen ausrechnen können. wer es einmal kapiert hat, erkennt wie primitiv und einfach es ist.
und apropos hochjazzen. vor ein paar wochen lief auf arte die dokumentation „Die Millionenblase — Zerplatzte Träume am Kunstmarkt“. darin zeigt ben lewis wie die preise und hype-blasen im kunstmarkt enstehen. auf arte kann man es nicht mehr sehen, dafür aber (noch?) auf youtube. auch in der aktuellen ausgabe der brandeins wird das thema von peter laudenbach aufgegriffen und wunderbar auf den punkt gebracht. wie der text von wolfgang ullrich ist auch der von peter laudenbach noch nicht online. es lohnt sich wirklich (wie immer) das heft zu kaufen.
[lesenswert ist in diesem zusammenhang auch noch dieser text im freitag über damien hirst.]
es ist schon wieder eine ganze weile her, dass ich eine ode verfasst habe. jetzt in der vorweihnachtszeit, wo sich menschen von rolltreppen stossen, christliche symbole über die symbole anderer religionen zu stellen versuchen (der streit um minarette und kirchtürme ist ja, genau betrachtet, nichts anderes als ein schwanzvergleich zwischen grössenwahnsinnigen heuchlern), sich in fussgängerzonen anrempeln und mit süssem, heissen wein volllaufen lassen, würde ich dem weihnachtsterror gerne etwas positives entgegenstellen. alle paar tage möchte ich irgendetwas über den klee loben. in den kommentaren nehme ich auch gerne anregungen entgegen, was einmal kräftig von mir gelobt werden sollte.
das erste lob kassiert amazon. seit knapp einem jahr bin ich dort „amazon prime“-kunde. gegen eine geringe jahresgebühr bekommt man von amazon alle sendungen portofrei und als DHL-express-sendung geliefert. das hört sich zunächst positiv an, wäre da nicht dieser winzige haken namens „DHL“. DHL hat sich (nicht nur) bei mir sorgfältig den schlechtesten möglichen ruf erarbeitet. von paketträgern die statt zu klingeln, einfach behaupten die sendung sei nicht zustellbar, über pampige hotline-nasen die einen am telefon schon mal zurechtweisen („frechheit, sie unterbrechen mich ständig“) über „ersatzzustellungen“ in kilomterweit entfernten zentrallagern oder kiosken habe ich in den letzten monaten beispielhaft die auswirkungen des rigorosen konzern-sparkurses am eigenen leib erlebt. die beifahrerin steht kurz davor eine DHL-psychose zu entwickeln, deren symtome von der unfähigkeit die wohnung zu verlassen (der bote könnte ja klingeln) bis zu beinahe hysterischen, stundenlangen glücksanfällen reichen, wenn mal eine sendung zugestellt wird.
kürzlich habe ich eien DVD und einen „fatboy“ bei amazon bestellt, dessen verpackung fast zwei meter hoch ist, und etwas trantütig erst nach der bestellung bemerkt, dass die lieferadresse eine packstation war. gleich am nächsten tag rief ich die DHL-express-hotline an, um zu fragen ob man die sendung an eine andere adresse ausliefern lassen könne. die nase konnte mir weder erklären ob das umleiten möglich sei, noch warum er und ich zeugen einer störung des zeit-raum-kontinuums wurden, denn laut der paket-verfolgung, wurde die ende november bestellte sendung bereits anfang september in köln ausgeliefert.
neben der tatsache, dass DHL nur über eine teure und kundenunfreundliche 0180er-telefonnummer erreichbar ist, hat die amazon-hotline, die unter einer kostenlosen und kundenfreundlichen 0800er-nummer erreichbar ist, auch irre freundliche und kompetente mitarbeiter. besonders angenehm: die melden sich nicht mit irgendwelchen vorgegebenen affigen marketing-sprüchen, sondern einfach mit ihrem namen. das tolle an der amazon hotline ist aber nicht nur ihre kompetenz („ach, das ist ne doppelt vergebene tracking-nummer, das hatten wir letztes jahr weihnachten schonmal, dass DHL die nummern ausgegangen sind.“) sondern dass die amazon-mitarbeiter offenbar dierekten zugriff auf DHL-mitarbeiter mit ahnung haben. man schildert dem kostenlosen amazon-menschen das DHL-problem, der ruft direkt bei DHL an und löst das problem für einen.
dank der amazon-hotline kam dann nicht nur das riesenpaket am verabredeten tag zuhause an, sondern mich rief sogar ein DHL-mensch mit ahnung und devoter haltung zurück, um mir zu erklären, warum die DVD nicht in der packstation angekommen sei und dass es ihm ein vergnügen sei die sendung ebenfalls zu einem verabredeten zeitpunkt zu mir nachhause zu schicken.
was mir auch sehr gefällt: ungefähr zwei minuten nachdem man das gespräch mit der hotline beendet hat, bekommt eine email in der der name des hotline-mitarbeiters steht und gefragt wird, ob der anruf bei der hotline hilfreich war.
die amazon-hotline ist so gut, dass ich am liebsten jeden tag dort anrufen würde. und: das sollte die alarmglocken beim einzelhandel schrillen lassen, dass ein grosskonzern es schafft den eindruck zu erwecken, dass man kompetenter, verbindlicher und freundlicher bedient wird als bei tante emma um die ecke.
der wahrscheinlich zeitloseste und beste text über das internet und kulturpessimismus und klugscheisser den kenne. kathrin passig schreibt sehr lang und brilliant über „Standardsituationen der Technologiekritik“:
Ähnlich unbegeistert scheinen die Pariser die 1667 unter Louis XIV. eingeführte Straßenbeleuchtung begrüßt zu haben. Dietmar Kammerer vermutet in derSüddeutschen Zeitung, es habe sich bei der häufigen Zerstörung dieser Laternen um einen Protest der Bürger gegen den Verlust ihrer Privatsphäre gehandelt, weil ihnen klar war, »das ist eine Maßnahme des Königs, um die Straßen unter seine Kontrolle zu bringen«. Eine einfachere Erklärung wäre, dass der Bürger auf unbeaufsichtigt in der Gegend herumstehende Neuerungen generell aggressiv reagiert.
in köln versammeln sich die leute sonntags in der fussgängerzone um in den schaufenstern der örtlichen kaufhof-filiale eine „spielzeug-schau“ von animierten stofftieren anzusehen. offenbar gibts in köln sonntags wenig kulturelle herausforderungen.
wenn man vom hauptbahnhof die severinsstrasse richtung süden entlangläuft, präsentiert sich die ganze strasse, bis in die südstadt, als baustelle. als ich zuletzt selten, aber regelmässig in köln weilte, so um das jahr 2004, gabs die baustellen auch schon. wenn ich das richtig verstehe, vergraben die kölner unter der severinsstrasse gleise um darauf ihre strassenbahn fahren zu lassen. strassenbahnen die unter der strasse fahren heissen in köln u-bahnen. manchmal verwandlen sich die kölner u-bahnen plötzlich in strassenbahnen. das ist ziemlich faszinierend. das problem mit den kölner u- und strassenbahnen ist allerdings nicht wo sie fahren oder wie lange an ihnen gebaut wird, oder wieviel diese bauarbeiten kosten, sondern, das die bahnen in köln fast nie fahren. der takt der kölner bahnen fühlt sich in etwa so an wie der der berliner s-bahn, als im sommer nur noch zehn (oder so) s-bahnen fuhren, weil die andern entweder kaputte achsen, kaputte räder oder ungenügende wartungsintervalle hatten.
eine viertelstunde fussweg vom hauptbahnhof entfernt tut sich das loch auf, wo früher das kölner stadtarchiv stand.
der einsturz des stadtarchivs hing mit einem wassereinbruch in den u-bahn-stollen zusammen. als ich das loch sah und die traurigen vertrockneten blumen am rande des lochs und auf einer stützmauer mitten im loch, fürchtete ich plötzlich, dass vielleicht die ganze stadt baufällig sei. plötzlich sah ich an allen möglichen wänden und ecken risse. und ich fragte mich, was eigentlich gegen strassenbahnen auf der strasse spricht.
die neue eisenbahntrasse auf der thalys demnächst von köln über aachen nach brüssel fährt ist übrigens auch quasi eine art u-bahn, allerdings ohne deckel. zwischen köln und aachen konnte ich die trasse tief in die landschaft eingegraben nicht sehen. nur ein kilometerlanges, tiefes loch.
eigenartig fand ich wie man in köln milchkaffee serviert: mit zucker, buchenholz und dosenmilch.
wahrscheinlich wird in köln auch das kölsch mit becks, krautsalat mit essig, currywurst mit salami und das gulasch mit frikadelle serviert.