fernsehen im mai, juni und juli

die letzten wochen fernsehen waren natürlich von der sechsten staffel game of thrones dominiert. ich habe an dieser staffel nichts auszusetzen gehabt, jede folge erfüllte die erwartungen, die wohl die meisten an die serie hatten: fortführung der vielen erzählstränge, saubere, aufwändige inszenierung, viele überraschende tode und rätsel — und viel raum für spekulationen und diskussionen in den weiten des internets.
ebenfalls alle (meine) erwartungen hat die dritte staffel silicon valley erfüllt, auch wenn diese staffel etwas dunkler ausfiel. wurden in den ersten beiden staffeln die folgen jeweils mit einem versöhnlichen bis happy ende gekrönt, endeten die folgen der dritten staffel auch gerne im totalen chaos und platten cliffhangern. das ändert aber nichts am grundton der serie, der das treiben der technik-blase in und um san francisco enorm überzeichnet und radikal der lächerlichkeit preisgibt und dabei doch stets auf dem boden des vorstellbaren bleibt. ich musste in jeder folge mindesten ein bis zwei mal laut lachen, was ein ziemlich gutes zeichen ist. was mich ein bisschen überraschte ist, dass dan lyons einer der autoren der serie ist. ich hielt dan lyons bisher für einen ziemlichen schwachmaten, mit dessen schreibe und humor ich nicht viel anfangen konnte. aber silicon valley ist in der tat gut geschrieben, gut recherchiert und witzig. und daran dürfte dan lyons einen anteil haben.
im new yorker ist ein wunderbarer artikel über die show und ihre entstehung erschienen. den wandel der show-runner auf dem schmalen grat zwischen fiktion und realität, fasst dieses zitat aus dem artikel gut zusammen:
After the scene aired, viewers complained about the lack of diversity in the audience. Berg recalled, “A friend of mine who works in tech called me and said, ‘Why aren’t there any women? That’s bullshit!’ I said to her, ‘It is bullshit! Unfortunately, we shot that audience footage at the actual TechCrunch Disrupt.’”
der rest des artikel ist lang, aber lesenswert.
ganz schnell durchgerutscht in den letzten beiden monaten, ist die dritte staffel peaky blinders. ich mochte die ersten drei folgen, auch wenn ich ungefähr nichts von dem was dort passierte verstand. die darauf folgenden drei episoden klärten das dann, schlossen ein paar handlungsstränge ab und auch tom hardy darf wieder in andertalb folgen mitspielen. erfreulich finde ich, dass es wohl noch mindestens zwei weitere staffeln gibt, weniger erfreulich fand ich den massiven cliffhanger am ende dieser staffel.
gerade vor ein paar wochen gestartet, und jetzt auch schon um eine staffel verlängert, ist die comic-umsetzung von preacher. preacher hat sich in nur fünf folgen zu einer meiner lieblingsfernsehserien entwickelt. die wilde mischung aus western, revenge-drama, vampir-, superhelden- und mysterygedöns ist überraschend gut gelungen. mir gefallen die überzeichneten figuren, der humor und dass ich, weil ich die comics nicht kenne, überhaupt keine ahnung habe, wohin sich die geschichte entwickelt. zum ersten mal seit breaking bad habe ich (ein kleinwenig) das gefühl, dass ich eine serie gucke, die bereits in der ersten staffel ihren zentralen protagonisten verlieren könnte. wenn die serie auf diesem niveau und diesem look’n’feel weitermacht, gucke ich gerne 10 staffeln davon.
die zweite staffel wayward pines nervt ein bisschen, so wie ich das nach dem piloten hervorgesehen habe. auch der handlungsverlauf war relativ vorhersehbar — und trotzdem guck ich die serie noch weiter. je länger ich die serie gucke, desto unglaubwürdiger, löchriger und absurder kommt mir die ganze geschichte vor. die serie hält sich auch nicht lange mit widersprüchen oder der klärung von widersprüchen auf, sondern versucht einfach die geschichte, mit möglichst niedrigen produktionskosten, schnell weiterzuerzählen und voranzutreiben. da stört es dann auch nicht, dass eine expedition, in die angeblich seit ein paar tausend jahren von menschen unberührte natur, auf ein frisch gemähte wiese führt. die behauptung von unberührter, wilder natur muss ausreichen, für die visuelle darstellung reicht das budget eben nicht. ich werd mir den scheiss aber wohl trotzdem weiter ansehen.
ganz schlimm fand ich auch die letzte (fünfte) staffel person of interest. der serie merkte man schon immer das niedrige produktionsbudget an (eine hauptstatistin muss reichen, deutschland kann man auch in new york schnell nachbauen), aber in dieser letzten staffel wurde offensichtlich auch bei den autoren gespart. versprach die serie in den ersten staffeln kluges nachdenken über die implikationen von künstlicher intelligenz, überwachung und das, was uns menschen im kern ausmacht, wurde das in dieser staffel fast vollständig von absurden, mcgyver-esquen handlungssträngen, pseudo-spannenden, durchsichtigen erzählmustern und hanebüchenen dialogen verdeckt. erst in der letzten folge hatte ich das gefühl, dass das autorenteam nicht mehr nur aus praktikanten und fliessband-serien-autoren bestand.
es ist immer schwer, serien befriedigend zu ende zu führen und in ansätzen gelang es der serie den künstlich hochgepushten konflikt zwischen gut und böse wieder einigermassen einzukochen — wäre da bloss nicht die absurde zwangsstörung amerikanischer produktionen, jedem scheiss auch noch ein happy-end-krönchen aufzusetzen.
ganz schlimm auch in diesem jahr: the last ship. bereits die erste staffel war eine grässliche, pathostriefende idealisierung von militärischer disziplin, gehorsam und kameradschaft. eine serie, die sich anfühlte als sei der writers room im pentagon untergebracht. und trotzdem habe ich mir den scheiss gerne angesehen. denn auch wenn die serie sich anfühlt wie ein rekrutierungsvideo der US-marine, ist das erzählmuster dem von star-trek gar nicht mal so unähnlich: ein (raum-) schiff, gestrandet in einer (potenziell) feindseligen, menschenleeren welt, in der superschurken, unsichtbare kräfte und gewalten nicht nur die mannschaft gefährden, sondern die gesamte (verbliebene) menschheit. die lösung in star-trek, oder hier in in the last ship, liegt stets in einer starken führungspersönlichkeit, die sich auf ihre disziplinierte, gehorsame mannschaft verlassen kann. bei star-trek ist das abstraktionslevel etwas grösser um diese militär-logik erträglich zu machen, bei serien wie the last ship — oder früher bei serien wie JAG, muss man das abstrahieren und distanzieren dann selbst vornehmen.
so grässlich the last ship auch ist, ich schaue es mir gerne an. my guilty pleasure.
was ich von cleverman nach vier folgen halten soll, weiss ich noch nicht so recht. der pilot hatte es mir ziemlich angetan und ich fand auch die darauf folgenden episoden nicht schlecht. aber ich fürchte dass sich die serie einerseits im immer komplexer werdenden handlungssträngenetz verfangen könnte und sie andererseits ihre erdung im immer aufgeblaseneren mystery-gedöns ein bisschen verlieren könnte. trotzdem, bis auf die künstliche körperbehaarung der hairypeople, sauber und aufwändig produziert und nach wie vor sehenswert.
sehr schön wegzusehen ist das britische new blood auf BBC one. eine polizei-serie, deren kriminalfälle, bzw. deren aufklärung sich über zwei bis drei folgen hinzieht und durchgängig unterhaltsam, klug und geerdet gemacht ist. aufhänger für das handlugsgerüst und den serientitel sind zwei begabte neulinge, die sich an ihren vorgesetzten reiben und ständig für ihre unorthodoxen ermittlungsmethoden rechtfertigen müssen. die beiden geben ein prima odd-couple ab und auch wenn der humor sich manchmal ein bisschen 80er-jahre mässig anfühlt, ist das anständige, zeitgemässe krimi-unerhaltung.
graham nortons show ist gerade nach 14 folgen in die sommerpause gegangen und ich habe seit folge acht und neun jede folge angeschaut und erstaunt festgestellt, dass es in wirklich jeder ausgabe mindestens einen fäkalwitz gibt oder jemanden, der davon erzählt, wie er sich mal in die hosen gekackt hat. ich kann jede einzelne ausgabe der show empfehlen. wer alle folgen sehen möchte: sie liegen (fast) alle (noch) auf youtube.
ausserdem weggeguckt wie schokolade: sechs folgen von penn and teller: fool us. die sendung ist immer gleich aufgebaut: jonathan ross, der moderator der sendung, betritt die bühne, macht zwei witze, holt penn und teller auf die bühne, die setzen sich vor die bühne und sehen dann drei zauberern bei einer nummer zu, bevor sie selbst eine nummer aus ihrem bühnenprogram zeigen. der witz der sendung ist, penn und teller mit einer nummer zu täuschen, also einen trick zu zeigen, den sie sich nicht erklären können. leider kennen penn und teller so ungefähr alle tricks der welt, aber hin und wieder bekommt es einer der gäste dann doch hin, etwas zu zeigen, was sich die beiden nicht ohne weiteres erklären können. penn jillette wird dann manchmal ein bisschen aggressiv und unwirsch, aber das ist immer alles höchst unterhaltsam. die tricks werden übrigens nie erklärt, penn deutet zum beweis, dass sie sich nicht haben foolen lassen, immer nur die lösungen an. wer sich ein bisschen mit zaubertricks auskennt, ahnt das ohnehin meistens, aber darum geht es ja auch nicht, sondern es kommt eben immer drauf an, wie unterhaltsam eine nummer ist. und das ist der eigentliche reiz der sendung: man bekommt dort tatsächlich erstklassige und unterhaltsame zauberei zu sehen.
worauf ich mich im juli freue ist natürlich die zweite staffel mr robot (geht am 13. los) und brain dead, die neue serie der the-good-wife-macher robert und michelle king. ken levine hat ein bisschen was darüber geschrieben: BRAINDEAD — My sort of review.

das video von @davidbrent ist witzig (youtube.com/watch?v=jQD3EjukimI) die @serienjunkies-überschrift aber auch.
kackende hunde
dank des logos für diese webseite, das ich mir vor etwas mehr als einem jahrzehnt ausgedacht habe, denken offenbar viele leute an mich, wenn sie kackende hunde sehen. mir geht’s ähnlich, wenn ich kackende hunde sehe, denke ich an mein blog. aus keinem bestimmten grund folgen jetzt ein paar bilder von kackenden hunden, die mir zugeschickt wurden, oder die ich gefunden habe.
dieses bild hat mir mein ex-kollege frank zugeschickt, es kursiert aber, glaube ich, schon eine weile semi-viral im netz, unter anderem bei reddit.

dieser hund stammt aus dem comic southern bastards , bzw. aus einem video , das diesen comic vorstellt ( bei nerdcore gefunden ).

so wie @saschalobo seinen internet-optimismus verlor, verliere ich langsam meinen deutschland-optimismus und die hoffnung, dass deutschland vielleicht doch keine #arschlochnation ist. tagesspiegel.de/berlin/mit-der-israel-fahne-auf…
links vom 28.06.2016
perspective-daily.de: Das Öl der Anderen #
guter eröffnungsartikel bei perspective daily, der auf mehr gute arbeit hoffen lässt. ausserdem gut: die artikel sind für alle lesbar und (noch?) nicht hinter einer spenden/bezahlwand verpackt.
Beispiel Irak: »Als Saddam Hussein in den 80er-Jahren durch einen militärischen Putsch die Macht übernommen hat, war es auf einmal legal für Deutschland, Öl von Saddam zu kaufen. Jahrzehnte später, nachdem der IS einen Teil dieser Ölquellen übernommen hat, konnte der IS das gewonnene Öl legal an Deutschland verkaufen. Natürlich nur, bis auf internationaler Ebene beschlossen wurde, nichts mehr vom IS zu kaufen.«
nytimes.com: The World’s Disappearing Sand #
sand, oder genauer brauchbarer sand, wird erstaunlicherweise immer knapper.
smithsonianmag.com: Inventing the Beach: The Unnatural History of a Natural Place #
wie das an den strand gehen erfunden wurde — und natürlich sind die sandstrände, die wir so gerne mögen, gefährdet.
From antiquity up through the 18th century, the beach stirred fear and anxiety in the popular imagination. The coastal landscape was synonymous with dangerous wilderness; it was where shipwrecks and natural disasters occurred. Where a biblical flood engulfed the world. In classical mythology, the wrath of the ocean is a major theme; the beach a bearer of misfortune.
(via)
motherjones.com: My Four Months As An Undercover Private Prison Guard #
das ist ein sehr, sehr langes lesestück, das ich noch nicht zuende gelesen habe, aber sehr vielversprechend und spannend anfängt.
boingboing.net: Vaping while faceswapping yields unusual results #
das ist ein grossartiger und unheimlicher faceswap.
netzpolitik.org: Die Cider Connection: Abmahnungen gegen Nutzer von Creative-Commons-Bildern #
prima recherche von markus reuter, ben siegler und christoph langner.
techcrunch.com: ATM skimmer caught in the wild by a real security engineer #
immer schön an den karteneinzügen von geldautomaten rütteln, bevor man seine karte einsteckt.
techcrunch.com: Great ports we have loved #
es geht nicht um portwein oder portierte software, sondern um stecker. wenn ich diese bilder sehe, bin ich froh, dass die alten zeiten vorbei sind.
boingboing.net: Enjoy the stick figure horror of Metro Los Angeles's grisly new transit safety videos! #
mehr, eher verstörende warnvideos der metro los angeles bei boingboing.net

auf diesem karussell hatte der junge albert camus seine idee für den sisyphos.

glückwunsch @SPIEGELONLINE, was für eine geniale idee, um leser vom lesen abzuhalten!
london spy s01e01

am anfang habe ich fast abgeschaltet, als die pilotsendung mit zeitlupen-gedöns anfing. die erste szene war ein klassischer serien und filmaufmacher: lonely cowboy partyboy streift durch u-bahn-gänge und geht in einen club (an der warteschlange vorbei). tatsächlich rettete eine gekonnte inszenierung dann aber doch den ersten eindruck:
der typ geht (in zeitlupe) in den club — schnitt — und er kommt im morgengrauen, leicht gerädert wieder raus.
endlich (!) eine sendung, die nicht wild umherschneidend wilde, happy party-people zeigt, flacker- und stroboskop-licht nutzt, um wurstige partystimmung zu erzeugen. was im club passiert, bleibt im club. ich hoffe diese wunderbare inszenatorische abkürzung wählen künftig noch mehr filme- und serienmacher.
also habe ich trotz des zeitlupen-gedöns weitergeguckt. was dann passiert ist das, was ich in der pilotfolge von the nightmanager mochte: die handlung bleibt nachvollziehbar und geerdet. wir sehen wie sich sanft eine beziehung zwischen zwei sehr unterschiedlichen männern entwickelt. das wirkt alles echt und fast ein bisschen schmonzig, weil sich die erzählung fast 30 minuten auf die entwicklung der beziehung konzentriert. dann in der letzten viertelstunde wird’s etwas mysteriöser, spioniger. etwas ist passiert und danny, der hauptdarsteller, hat so ne ahnung und der zuschauer auch, und danny macht alles richtig und bleibt misstrauisch, und der zuschauer auch. und zack, ist die pilotfolge vorbei.
das gefiel mir alles sehr gut, auch wenn ich befürchte das mir hier das gleiche passiert wie beim nightmanager: grandiose, geerdete, nachvollziehbare eröffnung und dann über die nächsten folgen ein stetiges abgleiten in stereotypen genre-schmu. aber vielleicht ja auch nicht. ich schaue jetzt einfach mal weiter.
(läuft auf netflix)
links vom 21.06.2016
taz.de: Die Wahrheit: Schuhe aus Plastik #
wunderbare kolumne von jacinta nandi:
Dass Vergewaltigungen schlimm sind, denken nämlich ohnehin alle. Niemand bestreitet das. Alle sind gegen Vergewaltigungen. Es gibt nur ein paar Ausnahmen, wo Vergewaltigungen doch nicht so schlimm sind. Zum Beispiel, wenn das Opfer Fake-Titten hat.
fischundfleisch.com: Scheinheiligkeit hoch zehn: Zum Umgang mit Gina Lisa Lohfink #
antje schrupp zum gleichen thema, nur etwas anders differenzierend.
vowe.net has landed safely #
volker weber:
vowe.net runs on 12 y/o software.
wirres.net läuft auf 14 jahre alter software, die ich über die jahre hier und da ein bisschen erweitert habe und (zwangsläufig) an neue PHP-versionen angepasst habe. ich bin immer wieder erstaunt, an welche dinge die macher der software bereits vor 14 jahren gedacht haben, dass die software sich hier so lange halten konnte.
faz.net: Christopher Lauer: Hört auf, Politik zu verachten! #
claudius seidl und mark siemons unterhalten sich mit christopher lauer. der plädiert dafür, dass sich mehr menschen politisch engagieren und ich muss ihm leider in jedem seiner sätze zustimmen. christopher lauer:
Staat und Gesellschaft sind unser Eigentum, und weil Eigentum verpflichtet, sollten wir das nicht verschleudern.
vice.com: Exclusive: Snowden Tried to Tell NSA About Surveillance Concerns, Documents Reveal #
wenn man das so liest (das ist sehr viel zu lesen, ich hab’s nicht alles gelesen), bekommt man den eindruck, dass die NSA noch nicht mal in der lage ist, ihre eigenen emails nach stichhaltigen beweisen zu durchsuchen.
(via)
dss geheimnis unserer ehe: ich bekomme jeden morgen was zu lachen.

another new start. on white ground! #inprogress #painting #instaart #oilpainting #portrait
„keiner findet sich schön“ von rené pollesch
die beifahrerin hat heute das kind und mich ins theater geschleppt, in die volksbühne, in keiner findet sich schön von rené pollesch. ich fand’s schrecklich.
was mir gut gefiel waren die stimmige und durchgehende inszenierung. in der volksbühne passt wirklich jedes detail zum anderen: grafik, bühne, bühnenraum, flyer, bühnenbild, requisiten. wobei ich die bühne, das bühnenbild von bert neumann in seinem minimalismus ausserordentlich gut fand. ein starkes bild, schon beim reinkommen.

auch das schauspiel von fabian hinrichs war angemessen und grösstenteils auf leicht pathetische art lakonisch — oder genauer, nicht übermässig theatralisch. wegen der vielen metaebenen und bezugspunkten zum theater selbst, war das schauspiel auf gewisse weise geerdet. fabian hinrichs bezog sich in seiner rolle mehrfach auf die theatersituation und den bühnenraum, und nannte mitten im spiel den gestalter des bühnenbilds (bert neumann) und liess sich, wie hinrichs selbst am ende sagte, etwas zu oft von der souffleuse helfen, was aber keinesfalls störte.
was mich störte war der text von rené pollesch. die erste gefühlte stunde kämpfte ich mit dem schlaf, die gefühlten nächsten 4 stunden mit aggressionen, weil der scheiss einfach nicht aufhören wollte und sich ständig wiederholte und um irgendwelche, als existenzielle nöte dargestellten, befindlichkeiten und beziehnungsphantasien drehte, die mir völlg am arsch vorbeigingen. tatsächlich dauerte das vortragen des textes etwas über andertalb stunden und wurde nur durch kurze musik-, gesangs- und tanzeinlagen unterbrochen. das war alles ganz wunderbar und pfiffig inszeniert, fühlte sich aber für meine ohren an, wie zwei stunden vorlesen von lore-ipsum-texten.
bei der beifahrerin stiess mein kurzfazit („alles wunderbar, vor allem das bühnenbild, aber der text war pathetische kackscheisse“) auf kein verständnis. sie fand den text genial und ironisch, gar nicht pathetisch, das ganze stück grossartig und fabian hinrichs grandios. schliesslich hatte sie es heute sogar schon zum zweiten mal gesehen. was sie scheisse fand, war dass einer ihrer begleiter ständig einschlief (ix) und der andere den kopf in die hände legte und sich offenbar zu tode langwelte (das kind) und die freundin des kindes gar nicht erst kam, trotz vorbezahlter karten.
ich hab jetzt wieder genug vom theater für die nächsten 10 jahre. wer sich einen eindruck von der inszenierzung verschaffen will, kann diesen trailer anklicken, den ich auf der volksbühnenseite gefunden habe.
das stück kam insgesamt beim publikum ziemlich gut an. der schlussapplaus war euphorisch und der für fabian hinrichs (zu recht) besonders heftig. faszinierend fand ich, wie jung und zahlreich das publikum war. beinahe hätte ich gesagt, dass das publikum bunt war, aber das wäre völlig falsch. denn es war genauso bürgerlich wie jedes andere theaterpublikum, nur jünger und überdurchschnittlich stark intellektuell und künstlerisch angehaucht. bürgerlich bin ich auch, nur nicht mehr jung, aber ich habe mich selten so am falschen ort gefühlt, wie heute zwischen sechs und halb acht.