Wer­bung killt den In­fluen­cer Star (t3n 45)

felix schwenzel in t3n

nach­dem mein ers­ter ent­wurf für die ko­lum­ne ab­ge­lehnt wur­de (zu recht), ist letz­te wo­che die ak­zep­tier­te ko­lum­ne im heft und on­line er­schie­nen. die ko­lum­ne ist et­was we­ni­ger pro­vo­ka­tiv, aber mei­ne ab­nei­gung ge­gen wer­bung ist nach wie vor spür­bar.

ich habe ja ein ge­spal­te­nes ver­hält­nis zur wer­bung. ich weiss, dass sie wich­tig ist, aber um so mehr är­gert es mich, wenn sie schlecht, ner­vig, in­tru­siv oder ran­wan­zig ist. ich ma­che in be­schei­dem mas­se selbst wer­bung und fin­de vie­le wer­ber sym­pa­thisch. aber ich glau­be der ent­schei­den­de punkt ist, dass ich ver­su­che eine di­stan­zier­te hal­tung zu wer­bung ein­zu­neh­men — oder zu­min­dest nicht mit ihr zu fra­ter­na­li­sie­ren oder ge­nau­er: sie im­mer (auch) aus der di­stanz zu be­trach­ten und in­ne­re di­stanz zu wah­ren. ein biss­chen ist das wie mit der bild­zei­tung: eine freie pres­se ist wich­tig, des­halb muss man die bild er­tra­gen, aber frei pres­se be­deu­tet nicht, al­les was sie pro­du­ziert gut fin­den zu müs­sen und nach­zu­ma­chen. sich über die bild zu är­gern und sie mei­net­we­gen max­gol­dig zu ver­ach­ten ist wich­tig, aber wich­ti­ger ist den blick fürs po­si­ti­ve am jour­na­lis­mus nicht zu ver­lie­ren.


Als ich An­fang Mai den Phy­si­ker und Co­mic-Zeich­ner Rand­all Mun­roe auf der Re­pu­bli­ca spre­chen hör­te, ver­stand ich nicht al­les, war aber auf meh­re­ren Ebe­nen be­geis­tert. Der Vor­trag han­del­te, wie sei­ne Co­mics, aus­schliess­lich von Din­gen die Rand­all Mun­roe in­ter­es­sie­ren, meist geht es bei ihm um ma­the­ma­ti­sche oder wis­sen­schaft­li­che The­sen, manch­mal um pop­kul­tu­rel­le Ni­schen­the­men. Die Co­mics sind an­spruchs­voll und set­zen meist na­tur­wis­sen­schaft­li­ches oder ab­sei­ti­ges Hin­ter­grund­wis­sen vorraus. Mun­roe selbst er­klärt die Mo­ti­ve und Gags nie, aber es gibt ein von Fans be­trie­be­nes Wiki, dass sich die Er­klä­rung der ein­zel­nen Co­mics zur Auf­ga­be ge­setzt hat.

Rand­all Mun­roe igno­riert nicht nur den Wis­sens­stand sei­ne Pu­bli­kums und den Mas­sen­ge­schmack, er bricht auch sämt­li­che Kon­ven­tio­nen, an die sich Pu­bli­zie­ren­de an­geb­lich hal­ten soll­ten und for­mu­liert sie für sich ein­fach neu. Da­mals dach­te und schrieb ich, dass ich mir die­se Hal­tung, ra­di­kal nur das zu tun was ei­nen selbst in­ter­es­siert und mit Lei­den­schaft er­füllt, von mehr Blog­gern, Jour­na­lis­ten, You­tubern oder an­de­ren Pu­bli­zie­ren­den wün­schen wür­de. Nur mit die­ser Hal­tung ent­ste­hen un­ver­wech­sel­ba­re, un­op­ti­mier­te, ei­ge­ne Wer­ke, die viel­leicht nicht je­dem ge­fal­len, aber we­ni­gen dann um so mehr.

Das gross­ar­ti­ge am In­ter­net ist ja, dass sich in den viel­fäl­ti­gen Bla­sen, im Schaum des Net­zes, ge­wal­ti­ge Mi­cro­po­pu­la­ri­tä­ten ent­wi­ckeln kön­nen. Hun­der­tau­sen­de Nerds fol­gen und be­wun­dern Rand­all Mun­roe, Ga­mer gu­cken in un­fass­bar gros­ser Zahl Lets­play­ern beim Spie­len zu, es gibt Blog-, Tumb­lr- und Com­mu­ni­ty­bla­sen, In­sta­gram­hash­tags, Face­book­grup­pen, zu al­len mög­li­chen Ni­schen­the­men, mit teils er­staun­lich gros­sen Folg­schaf­ten. Die­se Bla­sen kris­tal­li­sie­ren sich oft um Ein­zel­per­so­nen oder Grup­pen, die ihre In­ter­es­sen mit ma­ni­scher Lei­den­schaft ver­fol­gen und, dank des Net­zes, leicht und gut zu­gäng­lich mit An­de­ren tei­len kön­nen.

Tra­gisch ist, dass Wer­bung und Mar­ke­ting im­mer frü­her in die­se Ni­schen drän­gen und je­den Trend, der sich ir­gend­wo ab­zu­zeich­nen be­ginnt, auf­ge­regt auf­grei­fen und ver­ein­nah­men zu ver­su­chen. Die Mar­ke­ting­fach­leu­te er­zäh­len uns dann, dass sie es sind, die durch In­fluen­cer-Mar­ke­ting, Ads, Pro­duct-Pla­ce­ment oder an­de­re „Mo­ne­ta­ri­sie­rungs“-Op­tio­nen, eine viel­fäl­ti­ge Kul­tur oder Qua­li­täts­jour­na­lis­mus erst mög­lich ma­chen. Tat­säch­lich saugt die­se Mo­ne­ta­ri­sie­rung aber ge­ra­de bei fri­schen Ni­schen­phä­no­me­nen Ori­gi­na­li­tät und Hal­tung auf de­sas­trö­se Wei­se ab. Wenn Gün­ther Jauch Wer­bung für die Na­tur­schutz­kam­pa­gne ei­nes Bier­her­stel­lers macht, fin­det ein Image­trans­fer statt, der der Bier­kam­pa­gne im bes­ten Fall ein biss­chen Glaub­wür­dig­keit ver­leiht, aber Jauch kaum Glaub­wür­dig­keit kos­tet. Der Pa­ra­sit, der Jauch ge­ra­de mal ein biss­chen kratzt, saugt jun­ge In­fluen­cer oft so ra­di­kal aus, dass man auf vie­len Ka­nä­len das Ge­fühl hat, dass der Pa­ra­sit den ur­sprüng­li­chen Wirt kom­plett er­setzt hat.

Was ge­gen sol­che Ver­ein­nah­mun­gen hilft, ist eine grund­sätz­lich kri­ti­sche Hal­tung ge­gen­über Wer­bung. Wer­bung mag krea­tiv sein, sie kann so­gar wit­zig und iro­nisch sein — aber sie ist nie­mals au­then­tisch, im Ge­gen­teil, sie saugt Au­then­ti­zi­tät und Glaub­wür­dig­keit aus ih­rem Wirt.

Ab­sur­der Wei­se könn­te Wer­bung von ei­ner grös­se­ren Di­stanz ih­rer Wir­te so­gar pro­fi­tie­ren. Ich glau­be fest dar­an, dass dif­fe­ren­zier­te Kri­tik an Pro­duk­ten oder Dienst­leis­tun­gen bes­se­re Wer­bung ist, als die klas­si­schen Hur­ra- und Shi­ny-Hap­py-Peo­p­le-Wer­be­bot­schaf­ten. Ama­zon-Pro­dukt­sei­ten zei­gen sehr er­folg­reich, wie das funk­tio­nie­ren kann und Ama­zon prä­sen­tiert auch un­ter ei­ge­nen Pro­duk­ten mit­un­ter tau­sen­de ne­ga­ti­ver Re­zen­sio­nen. Ich glau­be das kann auch in an­de­ren Be­rei­chen funk­tio­nie­ren, aber da­für ist vor al­lem eine gut ent­wi­ckel­te Di­stanz und grund­sätz­lich kri­ti­sche Hal­tung ge­gen­über al­len For­men von Wer­bung nö­tig.


Photo by felix schwenzel on August 25, 2016. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

kür­bis­sup­pen­ge­sicht


an­ti­fal­ten­creme aus­pro­biert; dünn auf 1 DINA4blatt auf­ge­tra­gen, ein­wir­ken las­sen — lässt sich im­mer noch fal­ten. was fürn nepp!


@jens­wein­reich soll­te man im­mer und al­les glau­ben!

Weil @Ti­lo­Jung mir nicht glaubt, wer uns hier un­ter­bricht, ver­passt @Jung­Na­iv In­ter­view mit schwe­di­schem Kö­nigs­paar pic.twit­ter.com/m0he­zA­cy7h

Jens Wein­reich (@Jens­Wein­reich18.08.2016 22:36


funk­steck­do­sen mit ho­me­kit schal­ten

felix schwenzel in notiert

ich freue mich auf mein wo­chen­end­pro­jekt: nach die­ser an­lei­tung und mit home­bridge un­se­re al­ten funk­steck­do­sen per ho­me­kit oder http-re­quest schal­ten. all­zu kom­pli­ziert scheint mir das nicht zu sein, aber vor al­lem kos­tet das nicht be­son­ders viel. schalt­ba­re steck­do­sen, die zu­sam­men mit ap­ple ho­me­kit spie­len, kos­ten so zwi­schen 25 und 40 euro. die tei­le die ich jetzt ge­kauft habe, we­ni­ger als 20 euro. mal schau­en wie das klappt.


frü­her hiess es „spie­gel le­ser wis­sen mehr“, jetzt scheint zu­min­dest der ver­mark­ter zu glau­ben, spie­gel-on­line-le­ser sei­en dep­pen.

das trau­ri­ge ist: die bot­schaft kommt an.
und iro­nisch ist, dass der ver­mark­ter von @SPIE­GELON­LINE sich „qua­li­ty chan­nel“ nennt.


ri­ver vs. bosch

felix schwenzel in gesehen

ri­ver (auf net­flix) ist kein schlech­ter kri­mi. die sto­ry ist schön ver­wo­ben und john ri­ver bohrt sich durch jede ein­zel­ne zwie­bel­hül­le bis er in der ach­ten fol­ge im zen­trum an­langt. ich hab die se­rie aber nicht ger­ne ge­se­hen, jede fol­ge war eine qau­al. ich fühl­te mich wie im thea­ter. ich habe nichts ge­gen psy­cho­lo­gie oder ge­gen die fil­mi­sche auf­be­rei­tung von psy­chi­schen pro­ble­men, aber wie die se­rie john ri­vers psy­cho­se, bzw. sei­nen um­gang mit den stim­men in sei­nem kopf aus­walz­te war mir ein­fach viel zu lang­at­mig. ja, stel­lan skars­gård hat ein wun­der­ba­res ge­sicht, aber müs­sen wir es wirk­lich jede fol­ge 30 mi­nu­ten lang in gross­auf­nah­me be­wun­dern? acht fol­gen lang? so ge­se­hen war die se­rie ein qual, aber ich war am ende froh, sie durch­ge­stan­den zu ha­ben, denn das ende war sehr OK und die se­rie ins­ge­samt auch.

ich habe jetzt die zwei­te staf­fel bosch (auf ama­zon) an­ge­fan­gen und war er­staunt, was für ein kon­trast das ist. die ers­te staf­fel bosch fand ich nicht schlecht, aber auch nicht so gut, dass ich mich gleich auf die zwei­te staf­fel ge­stürzt hät­te. aber jetzt, nach der ri­ver-qual, bin ich er­staunt wie gut ver­dau­lich man­che fern­seh­se­ri­en sein kön­nen, bzw. bosch ist. zwei fol­gen habe ich am stück weg­ge­se­hen und die drit­te hät­te ich wohl auch gleich noch weg­ge­at­met, wenn ich mich nicht selbst un­ter­bro­chen hät­te um die­sen ge­dan­ken auf­zu­schrei­ben: man muss im fern­se­hen ei­nen cha­rak­ter nicht se­zie­ren um ihm na­he­zu­kom­men, man muss die welt nicht aus sei­ner per­spek­ti­ve zei­gen, um sein ver­hal­ten zu ver­ste­hen, man muss nicht jede re­gung der haupt­fi­gur aus­in­sze­nie­ren und thea­tra­lisch über­hö­hen, um em­pa­thie zu ei­nem cha­rak­ter zu ent­wi­ckeln. fern­se­hen funk­tio­niert im kopf des zu­schau­ers. ich möch­te nicht al­les aus­for­mu­liert, gar­niert und gar­ge­kocht ser­viert be­kom­men, ich möch­te die sät­ze selbst im kopf zu­en­de füh­ren, ich will die emo­tio­nen selbst auf die cha­rak­te­re pro­ji­zie­ren und ab und zu auch was zum kau­en ha­ben.

lei­der ist bosch ein denk­bar schlech­tes bei­spiel für ex­qui­si­te er­zähl­kunst, aber weil bosch eben zu­fäl­lig ge­ra­de auf ri­ver folg­te, fiel mir der kon­trast auf und ich muss­te ihn mal auf­schrei­ben. aber auch wenn bosch nur eine gut ge­mach­te mit­tel­gu­te se­rie ist, bleibt sie doch ein gu­tes bei­spiel da­für, das gute er­zäh­lun­gen und in­ter­es­san­te cha­rak­te­re nicht von der se­rie selbst, ih­rer in­sze­nie­rung oder dem re­gis­seur er­schlos­sen wer­den müs­sen, son­dern dass man das gut dem zu­schau­er­kopf über­las­sen kann.


bosch te­le­fo­niert in der ers­ten fol­ge der zwei­ten staf­fel mehr­fach mit sei­ner toch­ter. das ak­kus­ti­sche si­gnal und das ein­ge­blen­de­te logo rechts oben las­sen kei­nen zwei­fel dar­an auf­kom­men, dass mi­cro­soft/sky­pe ei­nen ge­wich­ti­gen teil zum pro­duk­ti­ons­bud­get bei­getra­gen hat. ko­misch fand ich aber, wie bosch wäh­rend des te­le­fo­nats sei­nen dau­men auf sein bild hielt:

und das, ob­wohl er sei­nen dau­men ei­gent­lich gar nicht auf dem bild­schirm hat­te.

ich ver­mu­te die front­ka­me­ra des pro­dukt-plat­zier­ten sam­sung te­le­fons war ein­fach zu schrot­tig für eine HD-se­rie.


kann auch sein, dass ich bosch lie­ber gu­cke, weil ich so un­fass­bar ger­ne das ge­sicht von ja­mie hec­tor an­se­he.


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fas­zi­nie­rend: paul mo­zur über das in­ter­net in chi­na und da­mit (auch) über die zu­kunft des net­zes.


labs­kaus

felix schwenzel in gekocht

ich mag cor­ned beef ja ganz ger­ne. die bei­fah­re­rin traut dem do­sen­zeug nicht, kei­ne ah­nung war­um. jah­re­lang ha­ben wir uns vor­ge­nom­men pö­kel­fleisch beim metz­ger zu kau­fen, das pro­blem ist al­ler­dings, dass man das ein paar tage vor­her be­stel­len muss. so gut ha­ben wir in den letz­ten drei jah­ren nur ein­mal vor­aus­pla­nen kön­nen. jetzt gabs cor­ned beef bei aldi, und weil das ver­trau­en der bei­fah­re­rin in aldi un­end­lich ist, konn­te ich heu­te spon­tan labs­kaus ma­chen.

ich hab mich grob an die­ses re­zept von tim mäl­zer ge­hal­ten, und von al­lem ein biss­chen mehr ge­nom­men:

  • 1 dose cor­ned beef
  • 3 gros­se rote bee­te knol­len
  • 1,2 ki­lo­gram kar­tof­feln
  • 2 gros­se zwie­beln, fein ge­wür­felt
  • 50 gramm but­ter
  • 100 mil­li­li­ter brü­he
  • 1 kräf­ti­ger schuss gur­ken­was­ser
  • sau­re gur­ken
  • roll­möp­se
  • spie­gel­eier

die rote bee­te knol­len hab ich un­ge­schält 40 mi­nu­ten ge­kocht. da­mit hat­ten sie noch biss, was sich als vor­teil­haft für die labs­kaus-kon­sis­tenz her­aus­stell­te. nach dem schä­len habe ich eine hal­be bee­te be­sei­te ge­stellt und die an­de­ren stü­cke pü­riert. we­gen dem biss, kam da kein pü­ree raus, son­dern sehr fei­ne stück­chen.

ne­ben­bei habe ich ich die kar­tof­feln im dampf­ga­rer 25 mi­nu­ten ge­dampft. [-wer­be­link] der dampf­ko­cher ist eine der bes­ten an­schaf­fun­gen der letz­ten jah­re. wir ha­ben zwar den al­ten mei­ner el­tern über­nom­men, aber kar­tof­feln las­sen sich mit dem ding su­per zu­be­rei­ten. die kar­tof­feln hab ich nach 20 mi­nu­ten grob ge­stampft.

in der pfan­ne die zwie­beln mit viel but­ter an­düns­ten, nach 2 mi­nu­ten das cor­ned beef dazu und noch­mal 2-3 mi­nu­ten ver­bra­ten. da­nach 2-3 mi­nu­ten die rote bee­te stück­chen mit an­bra­ten, mit brü­he und gur­ken­was­ser ab­lö­schen und et­was ein­ko­chen. am ende den kar­tof­fel­stampf dazu, un­ter­rüh­ren ein weil­chen kö­cheln/bra­ten las­sen und gross­zü­gig sal­zen und pfef­fern.

kei­ne ah­nung wo der ge­schmack her­kam, ich ver­mu­te zu ei­nem gros­sen teil von der ro­ten bee­te, aber der stampf hat dies­mal auch schon pur, ohne die bei­la­gen, sehr su­per ge­schmeckt — aber mit den bei­la­gen ganz be­son­ders.


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  ka­tia­kelm.de: schon wie­der neue bil­der

am tep­pich hat die bei­fah­re­rin ta­ge­lang, wo­chen­lag rum­ge­malt. ihr ge­sicht, bzw. die mund­hal­tung wäh­rend sie in den au­to­ma­ten guckt, sei­en hin­ge­gen nur ein paar pin­sel­stri­che ge­we­sen. ich find die neu­en bil­der alle gran­di­os, vor al­lem num­mer drei und sie­ben.


Photo by felix schwenzel in Französische Straße. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

ubahn­hof fran­zö­si­sche stras­se


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  spie­gel.de: Smart­phone und Er­zie­hung: Weg­le­gen ist auch kei­ne Lö­sung

sehr gut: sa­scha lobo zer­legt die ak­tu­el­le spie­gel-ti­tel­ge­schich­te auf spie­gel-on­line. und tat­säch­lich be­schreibt er ein pro­blem, das seit vie­len jah­ren ein ech­tes pro­blem ist: in­ter­net- oder tech­no­lo­gie­kri­tik be­wegt sich auf er­schüt­ternd ober­fläch­li­chem ni­veau und ver­hin­dert so eher de­bat­ten über die ei­gent­li­chen pro­ble­me, als sie an­zu­feu­ern. oder wie sa­scha lobo es aus­drückt, es wird über die feuch­ten stras­sen ge­re­det, ohne auch nur ein wort oder ge­dan­ken über den re­gen zu ver­lie­ren.

wir brau­chen kei­nen auf­ge­setz­ten di­gi­tal­skep­ti­zis­mus der an der ober­flä­che rum­kra­kelt, son­dern, wie an­drew keen das mal ge­sagt hat: „wir brau­chen men­schen, die das the­ma geis­tig durch­drin­gen.“ wir brau­chen so­et­was wie eine so­li­de di­gi­tal­ge­sell­schafts­wis­sen­schaft.


ver­wir­rend was die grü­nen da vor­schla­gen: ein bünd­nis tren­nen, weil es nur ge­mein­sam geht? tren­nen = ver­ei­nen?


Photo by felix schwenzel in Alexanderplatz Berlin. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

ver­wir­rend was die grü­nen da vor­schla­gen: ein bünd­nis tren­nen, weil es nur ge­mein­sam geht? tren­nen = ver­ei­nen?


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  es­qui­re.com: El Chapo and the Se­cret Histo­ry of the He­ro­in Cri­sis

tol­les, lan­ges stück von don win­slow über joa­quín guz­mán „el chapo“ loera. toll ist na­tür­lich das fal­sche wort, weil die grau­sam­keit des the­mas auf al­len ebe­nen un­er­mess­lich ist. aber wie don win­slow nach ge­fühlt 60 sei­ten das the­ma noch­mal run­ter­kocht auf die­sen satz, ist ebein­dru­ckend.

I'm al­ways ama­zed that pro­gres­si­ve young mil­len­ni­als will pi­cket a gro­cery chain for not buy­ing fair-trade cof­fee but will go home and do drugs that are brought to them by the kil­lers, tor­tu­r­ers, and sa­dists of the car­tels.


if you’re lo­nely when you’re alo­ne, you’re in bad com­pa­ny.

john ri­ver (s01e03) zi­tiert sat­re


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  nut­ri­cu­lina­ry.com: Lis­sa­bon – Alen­te­jo – Al­gar­ve – eine ku­li­na­ri­sche Por­tu­gal-Rei­se: (1) Lis­sa­bon

sehr schön, der rei­se­be­richt aus por­tu­gal von herrn paul­sen. ich habe mehr­fach ki­chern müs­sen und fühl­te mich an mei­ne por­tu­gal-rei­sen er­in­nert, die lei­der viel zu lan­ge zu­rück­lie­gen. was ich be­stä­ti­gen kann: die na­tas schme­cken in por­tu­gal sehr viel bes­ser als hier oder sonst­wo. ei­gent­lich ist das bei al­len por­tu­gie­si­schen spe­zia­li­tä­ten so: vino ver­de schmeckt in por­tu­gal sen­sa­tio­nell, in deutsch­land, ohne kon­text, moch­te ich ihn nie. sar­di­nen: in por­tu­gal eine je­des mal sen­sa­ti­on, in deutsch­land im­mer ma­xi­mal so lala. brat­hähn­chen in por­tu­gal: un­fass­bar toll, je­des ein­zel­ne mal, egal ob in der aus­la­ge ei­nes re­stau­rants ge­grillt, ob am stras­sen­rand oder im jott­we­deh. in deutsch­land ma­xi­mal halb so gut. ein­zi­ge aus­nah­me von die­ser re­gel: port­wein: der schmeckt mir im­mer, auch in deutsch­land.





chef’s ta­ble

felix schwenzel in gesehen

die ers­te fol­ge chef’s ta­ble hab ich glau­be ich vor nem jahr auf net­flix ge­se­hen. sie han­del­te von mas­si­mo bot­tu­ra, ei­nem ita­lie­ni­schen koch und sei­nem re­stau­rant os­te­ria fran­ce­sca­na. aber ei­gent­lich han­del­te sie von et­was ganz an­de­rem, von mas­si­mo bot­tu­ra le­ben und sei­ner ein­stel­lung zum le­ben, sei­nen kri­sen und sei­nen er­fol­gen — aber eben auch über das was er kocht. ich fand die­se ers­te fol­ge sehr be­ein­dru­ckend und auch ein biss­chen be­we­gend, weil die­ses por­trait bei­na­he in­tim und schön dif­fe­ren­ziert war. ich er­fuhr et­was über den koch selbst, über das was ihn an­treibt, und bei­na­he ne­ben­bei, was er so kocht.

nach­dem ich nun die fünf an­de­ren fol­gen der ers­ten staf­fel von chef’s ta­ble ge­se­he habe, wur­de klar, dass das die idee hin­ter der se­rie ist. es geht nicht um den tisch, son­dern den oder die, die den tisch deckt. dass da­bei in­sze­na­to­ri­sche mit­tel zum ein­satz kom­men, bei de­nenn ich bei fik­tio­na­len for­ma­ten schrei­end weg­lau­fe, also über­mäs­si­ger ein­satz von zeit­lu­pen, emo­ti­ons­ma­ni­pu­lie­ren­de mu­sik, aus­ufern­de land­schafts­auf­nah­men, stör­te mich in die­sem for­mat fast gar nicht.

tat­säch­lich kommt die­se do­ku­men­ta­ti­ons­rei­he in­halt­lich gut ge­mach­ten fik­tio­na­len for­ma­ten recht nahe. fast jede aus­ga­be han­delt von ei­nem men­schen, der oder die sich auf den weg macht ih­ren traum zu er­fül­len und da­bei auf wi­der­stän­de oder wi­der­sa­cher trifft und sich am ende dann doch durch­setzt. jede fol­ge hat ein hap­py be­gin­ning (ein gut ge­hen­des spit­zen­re­stau­rant) und hap­py end: ein spit­zen­koch, von des­sen le­ben man ein biss­chen er­fah­ren hat, mit ei­nem, oder meh­re­ren, gut ge­hen­den spit­zen­re­stau­rants. aber auf dem weg da­hin, er­fahrt man, was es be­deu­tet dort zu lan­den, wel­che ar­beit und mühe da­hin­ter steckt, wel­che kri­sen und wel­che hin­der­nis­se aus dem weg ge­räumt wer­den müs­sen.

die bot­schaft bei­na­he je­der ein­zel­en fol­ge lau­tet: fin­de zu dir selbst und tue das, was du am bes­ten kannst, auf dei­ne wei­se und so gut du kannst. also — theo­re­tisch — wie bei je­dem ac­tion­film.

ein paar der kö­che fand ich wahn­sin­nig sym­pa­tisch, an­de­re un­er­träg­lich un­sym­pa­thisch, ei­ni­ge der kö­che wir­ken un­glaub­lich prä­ten­ti­ös, an­de­re ge­er­det und rus­ti­kal. was die se­rie aber je­des mal mit er­staun­li­cher leich­tig­keit schafft, ist die mo­ti­ve der kö­che nach­voll­zieh­bar zu ma­chen, zu ver­ste­hen, war­um das, was die kö­che tun, je­weils fol­ge­rich­tig ist.

be­son­ders gut hat das bei fran­cis mall­mann und ma­gnus nils­son funk­tio­niert. der eine wuchs am süd­li­chen arsch der welt in pa­ta­go­ni­en auf, der an­de­re am nörd­li­che arsch der welt in schwe­den. bei­den ge­mein ist die schein­bar wi­der­sprüch­li­che, gleich­zei­ti­ge mis­ach­tung von kon­ven­tio­nen und gros­ser wert­schät­zung von tra­di­tio­nen. bei­de ha­ben ei­nen gros­sen frei­heits­drang und den un­be­ding­ten wil­len, ih­ren ei­ge­nen weg zu ge­hen. wäh­rend nils­sons de­tail­ver­ses­sen­heit und per­fek­ti­ons­drang sehr aus­ge­prägt und au­gen­schein­lich ist, hat mall­mann sei­nen drang zur per­fek­ti­on (schein­bar) über­wun­den und kocht eher la­ko­nisch und urig.

wenn kö­che über ihre phi­lo­so­phie hal­tung zum ko­chen, es­sen oder nah­rungs­mit­tel re­den, kann das ge­hö­rig in die hose ge­hen. wit­zi­ger­wei­se ging das aber bei kei­nem der por­trai­tier­ten kö­che in die hose, im ge­gen­teil. ich fand das nach­voll­zieh­bar bis über­aschend in­ter­es­sant und klug. was ich fas­zi­nie­rend fin­de — aber über­haupt nicht nach­voll­zieh­bar — ist die de­tail­ver­ses­sen­heit und der per­fek­ti­ons­drang der por­trai­tier­ten. ich bin da eher rus­ti­kal und drän­ge aus prin­zip nicht nach per­fek­ti­on. et­was gut bis sehr gut zu ma­chen ist schon an­stren­gend ge­nug — das dann per­fekt zu ma­chen, er­for­dert dann min­des­tens noch­mal ge­nau­so­viel bis dop­pelt so viel auf­wand. ich weiss, dass ich es mit die­ser hal­tung nie in die spit­ze von ir­gend­was schaf­fen wer­de — aber um so fas­zi­nie­ren­der fin­de ich es, an­de­re da­bei zu be­ob­ach­ten.

chef’s ta­ble läuft auf net­flix, mitt­ler­wei­le gibt’s auch schon ne zwei­te staf­fel, von der ich erst eine fol­ge ge­se­hen habe, die das ni­veau der ers­ten staf­fel auch noch­mal über­trifft.

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