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auf piqd.de pos­te ich in un­re­gel­mäs­si­gen ab­stän­den mei­ne liebs­ten re­pu­bli­ca-vor­trä­ge. in den letz­ten ta­gen die­se bei­den:

soll­te ich ir­gend­wann in die po­li­tik ge­hen, dürf­te das an die­sem #rp19-vor­trag ge­le­gen ha­ben. prag­ma­tis­mus, pra­xis und da­ten sind glau­be ich mäch­ti­ge und schwer un­ter­schätz­te po­li­ti­sche werk­zeu­ge.

we­gen er­rei­chen der ma­xi­ma­len zei­chen­zahl pass­te die­ser link, die­ses vi­deo und 2000 an­de­re ge­dan­ken nicht mehr in den piq. aber die­ses bei­spiel zeigt ein­leuch­tend, was gu­tes de­sign be­wir­ken kann (das ein­ge­bet­te­te vi­deo fas­zi­niert mich seit ta­gen, es ist fast me­di­ta­tiv. „me­di­ta­tiv“ als ad­jek­tiv für eine gross­stadt-kreu­zung ist ge­wagt, passt aber in die­sem fall).

piqd.de: #rp19: We­ni­ger Au­tos wa­gen!

aus­ser­dem, von vor­letz­ter wo­che:

piqd.de: #rp19: Die Äs­the­tik und die Gren­zen des Ma­chi­ne Lear­ning


[piqd] John Gruber: Facebook ist ein krimineller Konzern

felix schwenzel in notiert

Face­book hat in ers­ter Li­nie zwei Zie­le: Wachs­tum und Do­mi­nanz. Al­les an­de­re was dar­aus folgt — Pro­fit, An­teils­eig­ner­be­rei­che­rung, Mo­no­po­li­sie­rung des On­line-Wer­be­markts — sind will­kom­me­ne Ne­ben­ef­fek­te. Das of­fi­zi­el­le Fir­men­ziel, Men­schen zu­sam­men­zu­brin­gen, ist für Face­book nur Mit­tel zum Zweck.

Die Rück­sichts­lo­sig­keit mit der Face­book vor­geht, um Wachs­tum und Do­mi­nanz zu er­rei­chen, ist seit län­ge­rem be­kannt, aber das Aus­maß der Ruch­lo­sig­keit Face­books, das in den letz­ten Mo­na­ten öf­fent­lich wur­de, scho­ckiert selbst Netz­a­po­lo­ge­ten wie mich.

Die Ent­hül­lun­gen die Tech­crunch hier ver­öf­fent­licht — de­ren Fol­gen sich in den nächs­ten Ta­gen oder Wo­chen weit­rei­chend ent­fal­ten dürf­ten — sind er­schüt­ternd. Face­book fehlt nicht nur ein mo­ra­li­scher Kom­pass, Face­book lügt und ver­tuscht nicht nur re­gel­mä­ßig, be­tuppt sei­ne Be­nut­zer oder wirkt als töd­li­cher Brand­be­schleu­ni­ger bei so­zia­len Un­ru­hen, Face­book scheint zu glau­ben mit je­dem Schwein­kram durch­zu­kom­men.

In der Re­gel er­klä­re ich mir sol­che Fehl­trit­te mit In­kom­pe­tenz oder kras­ser Über­for­de­rung an­ge­sichts über­wäl­ti­gen­der Kom­ple­xi­tät, statt mit Bös­wil­lig­keit. Das wird aber von Ent­hül­lung zu Ent­hül­lung schwie­ri­ger, lang­sam kann ich nicht mehr an­ders als John Gru­bers Ana­ly­se zu­zu­stim­men, dass Face­book ab­sichts­voll über jede An­stands­gren­ze hin­weg­springt (weil man dort aus Er­fah­rung glaubt da­mit durch­zu­kom­men) und für Wachs­tum und Do­mi­nanz auch nicht vor kri­mi­nel­len Me­tho­den zu­rück­schreckt:

To my eyes, this ac­tion con­sti­tu­tes Face­book de­cla­ring war on Ap­ple’s iOS pri­va­cy pro­tec­tions. […] Face­book is bet­ting that their apps are too po­pu­lar, that they can do what they want and Ap­ple has to sit back and take it. I keep say­ing Face­book is a cri­mi­nal en­ter­pri­se, and I’m not exag­ge­ra­ting. (Quel­le)

Ich leh­ne mich ei­gent­lich nicht so ger­ne weit aus dem Fens­ter, aber ich kann mir vor­stel­len, dass die­ser Ar­ti­kel von @josh­con­sti­ne der An­fang vom Ende von Mark Zu­cker­bergs Zeit als Face­book-CEO sein könn­te.

tech­crunch.com: Face­book pays teens to in­stall VPN that spies on them


[piqd] Geduld üben

felix schwenzel in notiert

Wenn die Bei­fah­re­rin un­ge­dul­dig wird oder gar wü­tend, sage ich im­mer scherz­haft: „Wir müs­sen mal wie­der Ge­duld üben.“ Ich selbst hal­te mich ei­gent­lich gar nicht für ei­nen be­son­ders ge­dul­di­gen Men­schen. Ge­dulds­spie­le trei­ben mich in den Wahn­sinn, ich kann al­ler­dings bei Din­gen die mit mei­ner Ar­beit zu tun ha­ben oder mit den Elek­tro­nik-Bas­te­lei­en, die ich zur Heim­op­ti­mie­rung ma­che und die stän­dig an mei­nen Kom­pe­tenz­gren­zen krat­zen, sehr, sehr be­harr­lich sein.

Die Bei­fah­re­rin ist üb­ri­gens auch bei al­lem was ihre Ar­beit be­trifft, wo­chen­lan­ges Ma­len an ei­nem ein­zi­gen Bild, Fo­tos so lan­ge be­ar­bei­ten bis wirk­lich alle Far­ben stim­men, un­er­müd­lich und lang­at­mig. Bei al­lem an­de­ren, was ihr im Le­ben be­geg­net, hat sie die Ge­duld ei­ner zwei Mil­li­me­ter lan­gen Zünd­schnur.

Bei all mei­nen Ge­dulds­de­fi­zi­ten habe ich al­ler­dings be­merkt, dass Ge­duld, be­wusst aus­ge­übt, enorm be­ru­hi­gend und be­frie­di­gend wirkt. Wich­ti­ger noch: Din­ge die man ge­dul­dig aus­übt sind am Ende oft ef­fi­zi­en­ter als die ei­li­ge Va­ri­an­te. Und da­mit mei­ne ich nicht nur die auf­ge­reg­ten Über­ho­ler, de­nen man fünf Am­peln spä­ter meist wie­der be­geg­net.

Ich habe mich je­den­falls sehr ge­freut, als ich mei­nen Scherz („Wir müs­sen mal Ge­duld üben!“) kürz­lich im In­ter­net in ernst­ge­mein­ter Form ge­fun­den habe.

Ja­son Fried schreibt, dass er sich im neu­en Jahr vor­ge­nom­men habeGe­duld zu üben. Beim Ein­kauf stellt er sich an die längs­te Schlan­ge, statt Prime nutzt er die lang­sams­te Ver­sand­art. Wann im­mer sich die Ge­le­gen­heit er­gibt, ent­schei­det er sich eher fürs War­ten, als für die flot­te Al­ter­na­ti­ve — und statt beim War­ten an sei­nem Han­dy rum zu dad­deln, ge­niesst er das Nichts­tun:

In a world whe­re ever­yo­ne seems to be su­per busy all the time, bum­ping into more mo­ments with not­hing to do seems like a real dis­co­very.

(Viel mehr steht im Ar­ti­kel üb­ri­gens nicht, aber al­lein we­gen des Sein­feld-Zi­tats in den Kom­men­ta­ren lohnt sich der Klick. Und um ein biss­chen Ge­duld zu üben, lies­se sich der Ar­ti­kel auch vor­treff­lich mit der Hand ab­schrei­ben.)

si­gnalv­noi­se.com: Put­ting on some wait


[piqd] Empörte Rechte als Multiplikatoren nutzen

felix schwenzel in notiert

Emo­tio­nen be­schwin­gen das Netz – oder wie Pe­ter Kru­se das mal le­gen­där in der En­quete-Kom­mis­si­on er­klärt hat, hohe Ver­net­zungs­dich­te, hohe Spon­tan­ak­ti­vi­tät und „krei­sen­de Er­re­gun­gen im Netz­werk“ füh­ren zu na­he­zu un­kon­trol­lier­ba­ren „Selbst­auf­schau­ke­lun­gen“. Das ha­ben die Wer­be­fuz­zis mitt­ler­wei­le auch ent­deckt und spie­len mit die­sen Ef­fek­ten, jetzt auch mit Zu­ar­beit der Rech­ten:

Seit ei­ni­ger Zeit ha­ben Wer­ber eine Me­tho­de ge­fun­den, bei der sie die leich­te Er­reg­bar­keit von Rech­ten und Rechts­ra­di­ka­len in so­zia­len Netz­wer­ken aus­nut­zen. Sie trig­gern die­se Ziel­grup­pe mit men­schen­freund­li­chen In­hal­ten, Di­ver­si­tät der Prot­ago­nis­ten oder Slo­gans, die die Ewig­gest­ri­gen ga­ran­tiert in den fal­schen Hals be­kom­men. Am Ende schwappt die Em­pö­rung aus der rech­ten Bla­se und die Wer­bung wird breit dis­ku­tiert. Die em­pör­ten Rech­ten, die aus al­len Ka­no­nen feu­ern, wer­den so zu nütz­li­chen Idio­ten, die eine Wer­be­kam­pa­gne völ­lig kos­ten­los in Gang brin­gen.

Mar­kus Reu­ter er­klärt das Prin­zip und holt ein paar der jün­ge­ren Bei­spie­le zu­rück in die Er­in­ne­rung. Ich bin bei die­sen Wer­be­for­men hin und her ge­ris­sen. Ei­ner­seits sind die­se Kam­pa­gnen wei­ter­hin pro­fa­ne Wer­bung, meis­tens zur Ver­kaufs­för­de­rung von Plas­tik­müll, an­de­rer­seits er­fül­len die­se Kam­pa­gnen tat­säch­lich min­des­tens zwei sinn­vol­le Zwe­cke:

  • Vie­le Un­ter­neh­men po­si­tio­nie­ren sich da­mit deut­li­cher ge­gen rechts als der In­nen­mi­nis­ter.
  • Die­se Art Wer­bung zeigt, dass die Rech­ten de­mo­sko­pisch ver­nach­läs­sig­bar sind, bzw. min­des­tens aus Sicht der Her­stel­ler in der Min­der­heit sind – auch wenn sie mit­un­ter am lau­tes­ten und ver­nehm­bars­ten schrei­en.

Die­se Art der Wer­bung wen­det sich an die an­stän­di­gen, li­be­ral und hu­ma­nis­tisch ein­ge­stell­ten Men­schen – und die Markt­for­schung der Wer­be­trei­ben­den scheint zu zei­gen, dass die nach wie vor in der Mehr­heit sind.

Aber, auch wenn die Bot­schaft no­bel und an­stän­dig ist, wir soll­ten nicht ver­ges­sen, dass wir aus Sicht der Wer­be­trei­ben­den alle nütz­li­che Idio­ten sind, de­ren vor­ran­gi­ge Auf­ga­be es ist, zu kon­su­mie­ren.

netz­po­li­tik.org: Wie Un­ter­neh­men die rech­te Em­pö­rungs­ma­schi­ne­rie ge­schickt für Wer­bung nut­zen


min­des­tens 4 mal pro mo­nat piqe ich jetzt links für piqd aus. mit (leicht) ver­bes­ser­ter or­tho­gra­phie — weil ho­no­rar. ers­ter piq: Jetzt doch ir­gend­wie: Leu­te, zur Son­ne, zur Ge­sund­heit
mein pro­fil (zum fol­gen).


[piqd] Jetzt doch irgendwie: Leute, zur Sonne, zur Gesundhei

felix schwenzel in notiert

In den USA emp­feh­len Der­ma­to­lo­gen eine Null-To­le­ranz-Stra­te­gie ge­gen­über der Son­ne: Wer raus­geht, sol­le sich kon­se­quent ge­gen ul­tra­vio­let­tes Licht schüt­zen und Son­nen­creme mit ei­nem Schutz­fak­tor von min­des­tens 30 be­nut­zen. Den aus der Son­nen-Ent­halt­sam­keit re­sul­tie­ren­den Vit­amin-D-Man­gel sol­le man künst­lich, durch Vit­amin­prä­pa­ra­te aus­glei­chen.

In Deutsch­land se­hen Der­ma­to­lo­gen und das Bun­des­amt für Strah­len­schutz das dif­fe­ren­zier­ter und emp­feh­len sich „für eine aus­rei­chen­de Vit­amin-D-Syn­the­se“ zwei bis drei­mal pro Wo­che auch kurz un­ge­schützt der Son­ne aus­zu­set­zen.

Das Pro­blem mit Vit­amin-D-Prä­pa­ra­ten scheint das glei­che wie mit an­de­ren Vit­amin­prä­pa­ra­ten, Fisch­ölen, Beta-Ka­ro­tin-Pil­len oder Schlan­gen­öl zu sein, näm­lich dass sich ihre Wirk­sam­keit bis­her nicht nach­wei­sen ließ. Im Ge­gen­teil, ein paar For­scher glau­ben, dass der Zu­sam­men­hang zwi­schen schlech­ten Vit­amin-D Wer­ten und al­len mög­li­chen Krank­hei­ten eine klas­si­sche Schein­kau­sa­li­tät ist.

Men­schen mit ho­hen Vit­amin-D-Wer­ten sind nicht we­gen des Vit­amins sehr viel ge­sün­der als Men­schen mit Vit­amin-D-Man­gel, son­dern vor al­lem auch, weil sie sich der Son­ne aus­setz­ten. Vit­amin D sei ein In­di­ka­tor, nicht die Ur­sa­che für Ge­sund­heit. Hun­dert­pro­zen­ti­ger Son­nen­schutz, kon­se­quen­tes Mei­den der Son­ne, scheint ins­ge­samt mehr zu scha­den als zu nüt­zen.

Na­tür­lich ist das al­les furcht­bar kom­pli­ziert und kom­plex, aber eins wird nach dem Le­sen die­ses (län­ge­ren) Ar­ti­kels klar: den Heils­ver­spre­chen der Le­bens­mit­tel-, Kos­me­tik- oder Che­mie­in­dus­trie – und erst recht Ge­sund­heits­rat­ge­bern – soll­te man mit ei­ner ge­hö­ri­gen Por­ti­on Skep­sis be­geg­nen. Die we­ni­gen Emp­feh­lun­gen, die sich in den letz­ten paar hun­dert Jah­ren be­währt ha­ben und nicht re­vi­diert wer­den muss­ten, schei­nen wei­ter­hin: Maß hal­ten, viel Be­we­gung und re­gel­mä­ßig raus, an die fri­sche Luft und Son­ne zu ge­hen.

outsideon­line.com: Is Sun­screen the New Mar­ga­ri­ne?


links vom 17.12.2018

felix schwenzel

  krebs­on­se­cu­ri­ty.com: What the Mar­riott Breach Says About Se­cu­ri­ty   #

As­su­me you are com­pro­mi­sed.

der um­gang mit da­ten, egal ob sie ei­nem von an­de­ren an­ver­traut wur­den oder ob es die eig­nen da­ten sind, soll­te stets dem prin­zip fol­gen das schlimms­te an­zu­neh­men. das ist mei­ne ver­bil­lig­te in­ter­pre­ta­ti­on von bri­an krebs le­sens­wer­ten blog­post (via schnei­er.com). den gan­zen text zu le­sen lohnt sich (na­tür­lich) noch zwei, drei ti­cken mehr, als mei­nen kom­men­tar dazu zu le­sen.

ich schrei­be mei­ne emails üb­ri­gens wie blog­posts: ich gehe da­von aus, dass email nicht si­cher ist und schrei­be des­halb in emails nur sa­chen, die zur not auch öf­fent­lich wer­den kön­nen. bei ende zu ende ver­schlüs­sel­ter kom­mu­ni­ka­ti­on bin ich et­was nach­läs­si­ger.

an­sons­ten ver­hält es sich mit der IT-si­cher­heits­tech­nik ganz ähn­lich wie mit der ge­sund­heit. ge­sun­de er­näh­rung, be­we­gung (se­cu­ri­ty patches) al­lein rei­chen nicht. so­lan­ge man nicht re­gel­mäs­sig zu vor­sor­ge-un­ter­su­chun­gen geht (in­tru­si­on de­tec­tion, mo­ni­to­ring) und eine gute ge­sund­heits­ver­si­che­rung für den fall ei­ner krank­heit (se­cu­ri­ty-breach) hat, bringt auch der ge­sün­des­te le­bens­stil nichts:

fai­ling to re­spond quick­ly when an ad­ver­sa­ry gains an in­iti­al foot­hold is like al­lo­wing a tiny can­cer cell to me­tasta­si­ze into a much big­ger ill­ness that — left un­de­tec­ted for days, months or ye­ars — can cost the en­ti­re or­ga­nism de­ar­ly.

für sich selbst soll­te man im­mer vom schlimms­ten aus­ge­hen. wenn ich weiss, dass ein teil mei­ner pass­wor­te so oder so in die hän­de von die­ben ge­langt, ist es lo­gisch für je­den log­in ein ei­ge­nes pass­wort zu nut­zen, 2-fak­tor-au­then­ti­f­fi­zie­rung zu nut­zen und be­son­ders wich­ti­ge zu­gän­ge ganz be­son­ders sorg­fäl­tig zu ver­ram­meln.

wenn ich da­von aus­ge­he, dass eine ge­öff­ne­te fla­sche ir­gend­wann zwangs­läu­fig um­fällt, stel­le ich sie halt im­mer ge­schlos­sen hin oder gehe dop­pelt si­cher, dass sie nicht um­fällt.

an­sons­ten lau­tet das zau­ber­wort na­tür­lich im­mer auch: da­ten­spar­sam­keit.

  buzzfeed­news.com: Am­mon Bun­dy Lea­ves Mi­litia Mo­ve­ment Af­ter Cri­ti­ci­zing Trump On Im­mi­gra­ti­on Po­li­cy   #

am­mon bun­dy? nie ge­hört den na­men. an­de­rer­seits, von der „stand­off“ be­we­gung in ne­va­da und ore­gon hat­te ich dann schon mal ge­hört. bun­dys fa­mi­lie, erz­kon­ser­va­ti­ve waf­fen­nar­ren, mi­li­zio­nä­re, oba­ma- und re­gie­rungs­ver­äch­ter, sind in den letz­ten jah­ren da­durch be­kannt ge­wor­den, dass sie sich mit waf­fen­ge­walt ge­gen be­hör­den­an­wei­sun­gen wehr­ten. sie ha­ben ei­nen bun­ten ge­mischt-brau­nen hau­fen an­hän­ger um sich ge­scharrt, der bun­dy jetzt aber of­fen­bar ei­nen ti­cken zu braun und hass­erfüllt wur­de, so dass er sich ge­nö­tigt fühl­te sich zu di­stan­zie­ren.

man sieht hier je­den­falls ganz gut, wo die li­ni­en im rech­ten spek­trum ver­lau­fen: die be­reit­schaft zur waf­fen­ge­walt muss nicht zwangs­läu­fig be­deu­ten, frem­de oder ein­wan­de­rer ab­zu­leh­nen oder sie pau­schal aus dem land raus­hal­ten und raus­wer­fen zu wol­len. oder an­ders ge­sagt: bun­dy ist schon ex­trem durch­ge­knallt kon­ser­va­tiv, aber bun­dys kom­bi­na­ti­on aus ex­tre­men wer­te­kon­ser­va­tis­mus und mor­mo­ni­schem glau­ben zeigt, dass mensch­lich­keit, mit­ge­fühl mit lei­den­den, ver­folg­ten oder ge­flüch­te­ten durch­aus ver­ein­bar sind mit rück­wärts­ge­wandt­heit. bei deut­schen kon­ser­va­ti­ven scheint die­se er­kennt­nis noch nicht an­ge­kom­men zu sein. hier scheint zum kon­ser­vie­ren, zum „christ­lich, so­zia­len“ au­to­ma­tisch auch das auf­wie­geln ge­gen un­ter­pri­vi­li­gier­te, arme, be­nach­tei­lig­te und frem­de zu ge­hö­ren.

an­de­rer­seits kön­nen wir wahr­schein­lich auch froh sein, dass der ra­di­ka­le kon­ser­va­tis­mus und mi­li­tan­tis­mus der stand­offs sich hier noch nicht all­zu sehr in die ge­hir­ne der eu­ro­päi­schen kon­ser­va­ti­ven ge­fres­sen hat.

  ro­bert-ha­beck.de: Die Stun­de der mu­ti­gen Kar­ni­ckels   #

ich möch­te mich der emp­feh­lung von cree­zy an­schlies­sen:

Ich [möch­te] Euch den Text von Ro­bert Ha­beck drin­gend emp­feh­len. Er macht sich – wie sel­ten ein Grü­nen-Po­li­ti­ker zu­vor – aus­gie­big und hart­nä­ckig Ge­dan­ken über die künf­ti­ge Ar­beits­welt in die­sem Land und auf der Welt. Was ei­nes der vor­ran­gi­gen The­men ne­ben dem Kli­ma­schutz nun ei­mal ist. Um so er­schre­ckend, dass hier­zu von den Re­gie­rungs­par­tei­en so schreck­lich we­nig kommt. „Die Stun­de des mu­ti­gen Kar­ni­ckels. (Wie wir die di­gi­ta­le Ar­beits­welt ge­stal­ten kön­nen.)” Sehr le­sens­wert!

aber nicht ohne noch min­des­tens ei­nen ab­satz zu zi­tie­ren:

Wie weit­rei­chend die Schrit­te sind, soll­te durch die Ana­ly­se der Wirk­lich­keit ge­steu­ert wer­den. Die Zeit, von al­les be­stim­men­den Mas­ter­plä­nen, ist je­den­falls vor­bei. Po­li­tik muss schnel­ler und ex­pe­ri­men­tier­freu­di­ger wer­den, will sie mit ei­ner schnel­ler wer­den­den und ex­pe­ri­men­tier­freu­di­gen Wirk­lich­keit Schritt hal­ten. Wir brau­chen da­für Mo­du­le des Wan­dels, die wir je­weils be­nut­zen oder nicht be­nut­zen kön­nen.

  brand­eins.de: Werk­statt­be­richt   #

noch ein text von cree­zy emp­foh­len, über die leicht ver­fah­re­ne si­tua­ti­on von be­hin­der­ten­werk­stät­ten. de­ren fi­nan­zie­rung und för­de­rung be­güns­tigt eine ei­gen­dy­na­mik die, ich sag mal so, nicht für alle be­tei­lig­ten op­ti­mal ist. das al­les wird, wie im­mer in der brand­eins, wun­der­bar dif­fe­ren­ziert, aber nicht tro­cken auf­ge­schlüs­selt und lässt ei­nen dann doch leicht ir­ri­tiert und frus­triert zu­rück. eins bleibt, wie nach dem le­sen des texts von ro­bert ha­beck je­doch auf der zun­ge lie­gen: die ar­beits­markt­po­li­tik muss drin­gend dy­na­mi­scher wer­den.

  spie­gel.de: Ba­den-Würt­tem­berg: Land­tags­prä­si­den­tin Muh­te­rem Aras trotzt der AfD   #

End­lich schlie­ßen sich mal die Rei­hen der de­mo­kra­ti­schen Par­tei­en. Sie weh­ren sich ge­gen die Rechts­po­pu­lis­ten, über alle Par­tei­dif­fe­ren­zen hin­weg: Die AfD pro­vo­ziert, die FDP ver­tei­digt die SPD, eine Grü­ne schmeißt ei­nen Stö­ren­fried aus dem Saal und die CDU ap­plau­diert.


links vom 16.12.2018

felix schwenzel

in der letz­ten wo­che wa­ren in mei­nem feed­rea­der so vie­le gute ar­ti­kel, dass ich die am liebs­ten alle tei­len woll­te. tat­säch­lich tue ich das be­reits (schon im­mer): al­les was mir ge­fällt, was ich spä­ter le­sen möch­te, was ich spä­ter ver­lin­ken möch­te oder was ich glau­be spä­ter in ei­nem ar­ti­kel oder vor­trag be­nut­zen zu kön­nen ver­se­he ich in mei­nem feed­rea­der mit ei­nem stern. und dann lan­det es hier: pin­board.in/u:di­plix

um mal ein paar links los­zu­wer­den, hier mal wie­der eine aus­wahl aus den letz­ten ta­gen.

  spie­gel.de: Was man über die „Gelb­wes­ten“ wis­sen soll­te   #

das ist glau­be ich das bes­te, was ich bis­her über die gelb­wes­ten­be­we­gung ge­le­sen habe. was sa­scha lobo wirk­lich meis­ter­haft be­herrscht ist mus­ter­er­ken­nung. ich fra­ge mich wie­so die fä­hig­keit bei so vie­len jour­na­lis­ten un­ter­ent­wi­ckelt ist.

wer in den letz­ten 10 oder 15 jah­ren im in­ter­net un­ter­wegs war, er­kennt die mus­ter die men­schen im netz be­we­gen, aber sa­scha lobo ist ei­ner der we­ni­gen die die­se mus­ter im­mer wie­der auf ak­tu­el­le phä­no­me­ne pro­ji­ziert und sie da­mit ein­leuch­ten­der, diff­fe­ren­zier­ter und nach­violl­zieh­ba­rer er­klärt.

oder an­ders ge­sagt: auch wer sich nicht für das gelb­wes­ten-phä­no­men in­ter­es­siert, soll­te die­sen text un­be­dingt le­sen.

  schmid.welt.de: Der Mob und die De­mo­kra­tie   #

ich mag die sprin­ger-pres­se nicht und je­des­mal wenn ich ir­gend­was in der „welt“ lese, rol­len sich mir die fuss­nä­gel hoch. ich kann mit dem zeug nichts an­fan­gen, ob­wohl ich im­mer wie­der ver­sucht habe dem (halb) se­riö­sen aus­hän­ge­schild des sprin­ger-ver­lags eine chan­ce zu ge­ben.

was ich hin­ge­gen ger­ne lese sind die tex­te des ex-her­aus­ge­bers der welt tho­mas schmidt. meis­ten sind die nicht be­son­ders kurz, sie wir­ken sehr klug und sind es wahr­schein­lich auch, aber wich­ti­ger: schmidt hat nicht nur star­ke mei­nun­gen, son­dern auch star­ke ar­gu­men­te und schafft es im­mer wie­der nicht nur zu­sam­men­hän­ge her­zu­stel­len, son­dern auch nach­voll­zieh­bar zu ma­chen.

das un­be­ha­gen, dass ich schon im­mer ge­gen­über all zu di­rek­ter de­mo­kra­tie und all­zu schwa­cher ge­wal­ten­tei­lung habe, fasst er in die­sem text noch­mal gut zu­sam­men.

Seit fast sie­ben Jahr­zehn­ten sind die meis­ten Staa­ten Eu­ro­pas zu­min­dest leid­lich gut funk­tio­nie­ren­de li­be­ra­le De­mo­kra­tien. „Das“ Volk hat­te eine Stim­me, aber nicht das Sa­gen. Hie und da gab es Re­vol­ten, die je­doch nie eine sys­tem­ge­fähr­den­de oder gar sys­tem­spren­gen­de Kraft ent­wi­ckeln konn­ten. Die Be­frie­dungs- und In­klu­si­ons­kraft der In­sti­tu­tio­nen war stär­ker. Jah­res­ring um Jah­res­ring konn­te so die Über­zeu­gung wach­sen, dass im Wech­sel­spiel zwi­schen Bür­gern, Po­li­tik und In­sti­tu­tio­nen ein sta­bi­les po­li­ti­sches Sys­tem ent­stan­den sei, das in sich ruht und nicht mehr zu er­schüt­tern oder aus der Fas­sung zu brin­gen ist. Dass die­se Ein­schät­zung zu op­ti­mis­tisch war, da­für gibt es seit ei­ni­ger Zeit An­zei­chen.

  truth­dig.com: The Here­sy of White Chris­tia­ni­ty   #

ich habe vie­le pro­ble­me mit re­li­gio­si­tät und erst recht mit theo­lo­gi­schen tex­ten. die­sen text über den schwar­zen (be­frei­ungs) theo­lo­gen ja­mes h. cone (vom weis­sen re­li­gi­ons­wis­sen­schaft­ler chris hedges ge­schrie­ben) hat mich aber ge­fes­selt. ich glau­be [sic!] dass re­li­gi­on nichts für mich ist und un­end­li­ches leid über die welt ge­bracht hat, aber ich glau­be auch, dass re­li­gi­on men­schen hel­fen kann zu sich selbst zu fin­den, sie zu stär­ken und in be­stimm­ten (aus­übungs) for­men auch hu­ma­ni­tät und ge­rech­tig­keit för­dert (und in an­de­ren das ge­gen­teil).

“Chris­tia­ni­ty is es­sen­ti­al­ly a re­li­gi­on of li­be­ra­ti­on,” Cone wri­tes. “The func­tion of theo­lo­gy is that of ana­ly­zing the mea­ning of that li­be­ra­ti­on for the op­pres­sed com­mu­ni­ty so they can know that their strugg­le for po­li­ti­cal, so­cial, and eco­no­mic ju­s­ti­ce is con­sis­tent with the gos­pel of Je­sus Christ. Any mes­sa­ge that is not re­la­ted to the li­be­ra­ti­on of the poor is not Christ’s mes­sa­ge. Any theo­lo­gy that is in­dif­fe­rent to the the­me of li­be­ra­ti­on is not Chris­ti­an theo­lo­gy. In a so­cie­ty whe­re [peo­p­le] are op­pres­sed be­cau­se they are black, Chris­ti­an theo­lo­gy must be­co­me Black Theo­lo­gy, a theo­lo­gy that is un­re­ser­ved­ly iden­ti­fied with the goals of the op­pres­sed com­mu­ni­ty and see­king to in­ter­pret the di­vi­ne cha­rac­ter of their strugg­le for li­be­ra­ti­on.”

  tech­crunch.com: Some things Jack Dor­sey didn’t men­ti­on in his My­an­mar me­di­ta­ti­on tra­ve­lo­gue   #

das ist ein un­ge­wöhn­li­cher text für tech­crunch, in dem ein eso­te­ri­scher tweet-sturm des twit­ter-chefs jack dor­sey zu recht, sehr un­fair, aber sehr prä­gnant und er­schüt­ternd, dem leid der min­der­heit der roh­in­gya ge­gen­über­ge­stellt wird.

  vowe.net: Face­book and fact che­cking   #

vol­ker we­ber:

I'll make this easy for you: Do not touch any­thing Face­book does. They are rot­ten to the core.

ich nut­ze face­book nur noch mit wi­der­wil­len und ex­trem sel­ten, so gut wie gar nicht mehr. die prak­ti­ken der fir­ma die in den letz­ten wo­chen öf­fent­lich wur­den sind ei­ner­seits nicht über­ra­schend, in ih­rer kon­se­quen­ten hin­ter­fot­zig­keit dann aber doch wie­der ir­ri­tie­rend. in der re­gel hal­te ich es mit der re­gel, al­les was nach ver­schwö­rung und bös­ar­tig­keit aus­sieht mit in­kom­pe­tenz oder schei­tern an kom­ple­xi­tät zu er­klä­ren. bei face­book wird es aber im­mer deut­li­cher, dass es in der spit­ze von face­book mehr­heit­lich leu­te gibt, de­nen das wohl der fir­ma über al­les geht und die ver­ant­wor­tung für al­les was face­book an­rich­tet nicht nur ab­leh­nen, son­dern sich die­ser ver­ant­wor­tung auch ak­tiv ent­zie­hen und dar­aus re­sul­tie­ren­des leid in kauf neh­men. face­book und ich wer­den in die­sem le­ben wohl kei­ne freun­de mehr.

  hei­se.de: Ap­ple Pay in Deutsch­land: Ban­ken wol­len EC-Kar­te ein­bin­den   #

Nach dem Start von Ap­ple Pay in Deutsch­land be­grün­de­ten Ban­ken­ver­tre­ter das Feh­len der Gi­ro­card-Un­ter­stüt­zung da­mit, die Kar­te sei nicht auf ei­nen in­ter­na­tio­na­len Ein­satz aus­ge­legt.

das ver­steh ich nicht ganz: der stolz der deut­schen ban­ken, die EC-kar­te, spielt, wie wir alle, im­mer wie­der, leid­voll im aus­land er­fah­ren, in­ter­na­tio­nal kei­ne rol­le, funk­tio­niert also, wenn über­haupt, nur im eu­ro­päi­schen aus­land. und dass ap­ple (oder goog­le) die­se ein­schrän­kung nicht auch für ihre zah­lungs­sys­te­me über­neh­men wol­len, mach­ten die deut­schen ban­ken ap­ple jetzt zum vor­wurf?

ich weiss, es ist be­stimmt al­les kom­pli­ziert, aber war­um ha­ben die deut­schen ban­ken in den letz­ten 20 jah­ren nicht (auch) ein biss­chen dar­auf hin­ge­ar­bei­tet, EC-kar­ten auf den in­ter­na­tio­na­len ein­satz aus­zu­le­gen? so wie jede ver­kack­te kre­dit­kar­te auch?

  spie­gel.de: Was­ser­stoff­au­to: „Die Brenn­stoff­zel­le wird sich durch­set­zen“   #

das ist gröss­ten­teils to­yo­ta-PR vom to­yo­ta-mo­tor­ent­wick­ler ge­rald kill­mann, aber nichts­des­to­trotz das klügs­te (und kür­zes­te) was ich seit lan­gem über die zu­kunft des au­tos ge­le­sen habe. al­ler­dings kommt’s meis­ten dann doch ganz an­ders als man, oder sehr klu­ge men­schen, den­ken.

  argh.de: drei un­aus­ge­go­re­ne per­sön­li­che the­sen über new york:   #

die tex­te von frank lach­mann sind nie be­son­ders ein­fach zu le­sen, der hier ist nur mit­tel­hart. und ich kann ei­ni­ge, wenn nicht so­gar die meis­ten be­ob­ach­tun­gen über new york be­stä­ti­gen. zum bei­spiel:

([…] in nyc wird auch öf­ter ge­hupt, und „deut­li­cher“ als in asi­en, we­ni­ger ag­gres­siv an­de­rer­seits als in mün­chen)

  pi­xel­roi­ber.de: #darm­stadt   #

das bild ist so toll kli­schee­haft, dass es eins zu eins als HO-mo­dell­ei­sen­bahn-sze­ne durch­geht.

  fast­com­pa­ny.com : Peo­p­le Keep At­tack­ing Way­mo's Au­to­no­mous Cars   #

rage against the ma­chi­ne.

  ci­ty­lab.com: How Ci­ties De­sign Them­sel­ves   #

die­ses in­ter­view mit dem stadt­pla­ner alain ber­taud ist au­gen­öff­nend, weil es zeigt, dass wir in be­rei­chen die wir re­gu­lie­ren oder steu­ern wol­len, oft ein­fach die fal­schen werk­zeu­ge an­set­zen — und die fal­schen me­tri­ken.

Ci­ties are la­bor mar­kets. Peo­p­le go to ci­ties to find a good job. Firms move to ci­ties, which are ex­pen­si­ve, be­cau­se they are more li­kely to find the staff and spe­cia­lists that they need. If a city’s at­trac­ti­ve, that’s a bo­nus. But ba­si­cal­ly, they come to get a job.

[…]

In a way, the dream of every ur­ban plan­ner or ar­chi­tect is to not be cons­trai­ned by the mar­ket. You be­lie­ve, as an ar­chi­tect or as a plan­ner, that you alo­ne could ef­fi­ci­ent­ly al­lo­ca­te land uses and den­si­ties, just like de­sig­ning a house.
I quick­ly rea­li­zed that if you do not have pri­ces to gui­de you, you end up re­ly­ing on ar­bi­tra­ry norms.

  ueber­me­di­en.de: Pal­mer, Mar­ten­stein und die Sprach­re­ge­lun­gen „von oben“   #

bo­ris pal­mer „for­rest trump“ zu nen­nen fin­de ich nach dem le­sen die­ses ar­ti­kels ir­gend­wie sehr pas­send. den ar­ti­kel kann man der­zeit nur mit ei­nem über­me­di­en-abo le­sen, aber das lohnt sich al­lein schon we­gen der ko­lum­nen von sa­mi­ra el ouas­sil.

  blogs.taz.de/pop­b­log: Schmäh­kri­tik (669): Til Schwei­gers Hol­ly­wood-Re­make von „Ho­nig im Kopf“ mit Nick Nol­te und Matt Dil­lon   #

scha­den­freu­de ist macht im fall von till schwei­ger wirk­lich spass, nicht aus der rei­nen freu­de an der scha­den­freu­de, son­dern weil till schwei­ger wirk­lich, wirk­lich nie den feh­ler bei sich selbst sieht.


kann shon sein, dass bo­ris pal­mer ste­fan kuz­ma­ny für die­sen text ein knöll­chen schreibt, we­gen de­spek­tier­lich­keit ge­gen­über ei­nem o.b.
spie­gel.de/po­li­tik/deutsch­land/bo­ris-pal­mer-als-ord­nungs­hue­ter-das-grue­ne-maenn­chen-ko­lum­ne-a-1240481.html


sehr tol­ler text, der sich ein biss­chen mo­no­the­ma­tisch gibt, aber ei­nen bun­ten strauss an klu­gen und wich­ti­gen er­kennt­nis­sen ver­mit­telt — vor al­lem: es wür­de hel­fen, nicht da­von aus­zu­ge­hen, dass ir­gend­was auf der hand liegt. mer­kur-zeit­schrift.de/2018/11/26/the-trou­ble-with-tal­king/


Max Boot in “The Cor­ro­si­on of Con­ser­va­tism: Why I Left the Right”:

“No, not all Trump sup­port­ers are ra­cist. But vir­tual­ly all ra­cists, it seems, are Trump sup­port­ers. And all Trump sup­port­ers im­pli­cit­ly con­do­ne his bla­tant pre­ju­di­ce. At the very least they don’t con­sider ra­cism to be a re­ason to turn against the pre­si­dent. For a dis­tur­bin­gly lar­ge num­ber of Trump vo­ters, it is the pri­ma­ry re­ason to sup­port him.”


manch­mal macht es klick, wenn ich tex­te lese. dann kom­men sa­chen die mir im kopf schwir­ren plötz­lich zu­sam­men, weil ir­gend­wer es ge­schafft hat die schwir­ren­den din­ge zu ver­bun­den und per lo­gik das schwir­ren zu­min­dest für eine wei­le zu un­ter­bin­den. zu­letzt ist das vor ein paar ta­gen ro­bert reich ge­lun­gen, des­sen lei­der et­was be­scheu­ert über­ti­tel­ter text Ama­zon Is Ever­y­thing Tha­t's Wrong With Ame­ri­ca viel we­ni­ger po­le­misch ist, als die über­schrift ver­mu­ten lässt.

in al­ler kür­ze sagt reich im text, dass ama­zon ein sym­ptom der der­zei­ti­gen kri­se in ame­ri­ka ist, bzw. dass ama­zons jüngs­te ent­schei­dung für zwei neue haupt­quar­tie­re das pro­blem deut­lich macht, an dem ame­ri­ka lei­det — aber auch an­de­re west­li­che län­der:

das pro­blem ist eine wach­sen­de un­gleich­heit von or­ten („wi­dening ine­qua­li­ties of place“). ama­zon habe sich ent­schie­den sei­ne zwei neu­en haupt­quar­tie­re nicht in ei­ner länd­li­che­ren, kon­ser­va­ti­ven ge­gend an­zu­sie­deln, son­dern im li­be­ra­len new york und der me­tro­po­len­ge­gend wa­shing­tons.

aus ama­zons per­spek­ti­ve ist das fol­ge­rich­tig, weil ama­zon ge­bil­de­te, ta­len­tier­te men­schen be­nö­tigt um sein ge­schäft zu be­trei­ben und wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. ama­zon ver­kauft eben nicht nur sa­chen im in­ter­net, son­dern er­fin­det sich stän­dig neu, und ver­bes­sert sei­ne me­tho­den kon­ti­nu­ier­lich, um kon­su­men­ten bes­ser und schnel­ler zu be­die­nen. ama­zon ist auf tech­no­lo­gie an­ge­wie­sen und tech­no­lo­gie, tech­no­lo­gie­ent­wick­lung ist eben kein ding an sich, son­dern ein pro­zess, ein hin und her, dia­lo­ge zwi­schen men­schen, die vo­nei­an­der ler­nen, sich in­spi­rie­ren und sich ge­gen­seit (in­tel­lek­tu­ell) auf die schul­tern stei­gen. und ge­nau das, schreibt reich, pas­sie­re eben in haupt­säch­lich in we­ni­gen geo­gra­phi­schen clus­tern, in den USA vor al­lem an den küs­ten. an der west­küs­te, in den bun­des­staa­ten wa­shin­ton und ka­li­for­ni­en oder an der ost­küs­te um wa­shing­ton DC, bos­ton und new york her­um. in eu­ro­pa ist das nicht an­ders, auch hier fin­det tech­no­lo­gi­sche in­no­va­ti­on eher in ur­ba­nen ge­gen­den statt, we­ni­ger im länd­li­chen raum.

die ta­len­tier­ten men­schen, die tech­no­lo­gie vor­an­trei­ben, die in tech­no­lo­gie-fir­men ar­bei­ten, stu­die­ren in städ­ten und zie­hen die gross­räu­me von städ­ten auch zum spä­te­ren le­ben und ar­bei­ten vor.

und ge­nau das ist das pro­blem: der länd­li­che raum bleibt vom der­zei­ti­gen fort­schritts­trei­ber aus­ge­schlos­sen. der länd­li­che raum ist na­he­zu aus­ge­schlos­sen von job­wachs­tum, den geld- und steu­er­strö­men, die sich fast aus­schliess­lich in die städ­ti­schen räu­me er­gies­sen.

Bet­ween 2010 and 2017, ac­cor­ding to Broo­kings, ne­ar­ly half of the Ame­ri­ca’s em­ploy­ment growth cen­te­red in just 20 lar­ge me­tro are­as, now home to about a third of the U.S. po­pu­la­ti­on.

Re­la­ti­ve to the­se boo­ming hubs, Ame­ri­ca’s he­art­land is be­co­ming ol­der, less well-edu­ca­ted, and poorer.

The so-cal­led “tri­bal” di­vi­de in Ame­ri­can po­li­tics, which Trump has ex­ploi­ted, is bet­ter un­ders­tood in the­se eco­no­mic and cul­tu­ral terms: On one side, mega-ur­ban clus­ters cen­te­red on tech­no­lo­gies of the fu­ture. On the other, gre­at ex­pan­ses of space in­ha­bi­ted by peo­p­le left be­hind.

über­spitzt for­mu­liert: der länd­li­che raum ver­armt, ver­blö­det, über­al­tert. po­pu­lis­ten wie trump wis­sen das mit ih­ren lü­gen, hoh­len ver­spre­chen und ver­meint­li­chem mit­ge­fühl für die un­ter­pri­vi­li­gier­ten aus­zu­nut­zen. die gut­be­zahl­ten jobs ent­ste­hen in den me­tro­po­len, aber auch hier ent­ste­hen durch ein­kom­mens­un­gleich­heit im­mer mehr pre­kä­re ein­kom­mens­si­tua­tio­nen.

auch in deutsch­land schei­nen sich die­se pro­ble­me zu­zu­spit­zen. die un­ter­schie­de zwi­schen arm und reich stei­gen, die mit­tel­schicht ver­schwin­det und die gut­be­zahl­ten jobs ent­ste­hen in den städ­ten. ama­zon hat sein haupt­quar­tier in mün­chen schwa­bing, „am Ber­li­ner Stand­ort ent­wi­ckelt Ama­zon“, laut selbst­be­schrei­bung, „seit 2013 zu­kunfts­wei­sen­de Tech­no­lo­gien“, „In Dres­den ist das Ama­zon Of­fice ein Kom­pe­tenz­zen­trum für Li­nux Kern- und Hy­per­vi­sor-Ent­wick­lung“, die eher schlecht­be­zahl­ten jobs in lo­gis­tik­zen­tren sie­delt ama­zon dann auch im länd­li­chen raum an (gra­ben, bad hers­feld, rhein­berg, wer­ne, pforz­heim, ko­blenz, brie­se­lang oder win­sen).

in deutsch­land wie in ame­ri­ka ten­die­ren die me­tro­po­len po­li­tisch nach links. se­at­tle, ka­li­for­ni­en, new york, wa­shing­ton DC, alle nennt ro­bert reich „true blue“, also de­mo­kra­tisch do­mi­niert. die re­pu­bli­ka­ner sind da­für in den länd­li­chen ge­gen­den stär­ker. in deutsch­land sind die me­tro­po­len zwar nicht blau, aber da­für stark von rot und grün­tö­nen do­mi­niert. in den USA ver­zerrt sich durch die kon­zen­tra­ti­on der pro­gres­si­ven wäh­ler in den me­tro­po­len auch das po­li­ti­sche kli­ma:

An­o­ther con­se­quence is a more dis­tor­ted de­mo­cra­cy. Ca­li­for­nia (now in­ha­bi­ted by 39.54 mil­li­on) and New York (19.85 mil­li­on) each get two se­na­tors, as do Wyo­ming (573,000) and North Da­ko­ta (672,591).

Even though De­mo­cra­tic Se­na­te can­di­da­tes in the mid­term elec­tions re­cei­ved 12 mil­li­on more vo­tes than Re­pu­bli­can Se­na­te can­di­da­tes, Re­pu­bli­cans still gai­ned at least one more Se­na­te seat.

ich ver­mu­te, dass das sich das in deutsch­land ten­den­zi­ell ähn­lich ver­hält, auch wenn die gleich­heit der wahl in deutsch­land of­fen­bar ein hö­he­res ge­wicht hat, als in den USA.

das pro­blem des „tri­bal di­vi­de“ dürf­te sich aber in den kom­men­den jah­ren ge­nau­so ver­stär­ken, wie sich die trends der wach­sen­den ein­kom­men­un­gleich­heit und der sich aus­dün­nen­den mit­tel­schicht auch lang­sam aber si­cher bei uns breit ma­chen.

ro­bert reichs wi­ki­pe­dia-ar­ti­kel zu le­sen, lohnt sich üb­ri­gens auch:

In sei­nem Werk Su­per­ca­pi­ta­lism stell­te Reich fest, im vor­herr­schen­den Wirt­schafts­sys­tem wür­den Per­so­nen als Ver­brau­cher und An­le­ger zu­neh­mend mehr Macht er­hal­ten, als Ar­beit­neh­mer und Bür­ger je­doch im­mer we­ni­ger. Ein Pri­mat der Öko­no­mie über die Po­li­tik un­ter­gra­be die De­mo­kra­tie. Reich stell­te dem eine For­de­rung nach dem Pri­mat der Po­li­tik ent­ge­gen.

Reich be­grün­det sei­ne Auf­fas­sung mit dem Pa­ra­dox des Su­per­ka­pi­ta­lis­mus. Die­ses be­sagt: Die Bür­ger in den In­dus­trie­län­dern und im­mer mehr Men­schen in Schwel­len­län­dern pro­fi­tie­ren als Ver­brau­cher und An­le­ger von der Glo­ba­li­sie­rung und Li­be­ra­li­sie­rung der Märk­te, als Bür­ger ih­rer Staa­ten leh­nen sie je­doch de­ren ne­ga­ti­ve Fol­gen weit­ge­hend ab. Als Kon­su­men­ten su­chen sie nach den bes­ten Prei­sen, als Bür­ger be­kla­gen sie je­doch das Aus­ster­ben der klei­nen Quar­tier­lä­den und die schlech­ten Ar­beits­be­din­gun­gen in den Su­per­märk­ten. Als An­le­ger er­war­ten sie hohe Ren­di­ten, als Bür­ger ver­ur­tei­len sie je­doch die Ma­na­ger, die aus Ren­di­te­grün­den Ar­beits­stel­len kür­zen. Für Reich ist die Bi­lanz die­ser Am­bi­va­lenz ein­deu­tig: Die An­le­ger und Kon­su­men­ten sind die Ge­win­ner der Glo­ba­li­sie­rung. Ihre Aus­wahl­mög­lich­kei­ten neh­men lau­fend zu. Die Bür­ger hin­ge­gen sind im­mer öf­ter die Ver­lie­rer: Die Löh­ne neh­men ab, die Ar­beits­un­si­cher­heit nimmt zu und eben­so die ge­sell­schaft­li­che Un­gleich­heit.

Der Vor­zug von Ro­bert Reichs Su­per­ka­pi­ta­lis­mus-Kon­zept liegt dar­in, dass es nicht zu un­sach­li­cher Sys­tem- oder Ka­pi­ta­lis­mus­kri­tik ver­lei­tet, denn neo­li­be­ral sind in die­ser Be­trach­tungs­wei­se nicht Sys­te­me, son­dern Per­so­nen, die als In­ves­to­ren und Kon­su­men­ten han­deln.

das ist ei­gent­lich ein schö­ner schluss­satz, auch wenn vie­les von dem was reich sagt nach­den­kens­wert und dis­kus­si­ons­wür­dig ist: neo­li­be­ral sind nicht „die da oben“, son­dern wir kon­su­men­ten.


eisensack

felix schwenzel in notiert

ich hat­te im­mer den ein­druck, dass eng­lisch als vor­her­schen­de spra­che in der po­pu­lär­mu­sik vor al­lem ei­nen zweck hat: die pein­lich­keit der tex­te zu ka­schie­ren. spä­tes­tens wenn man lied­tex­te auf deutsch über­setzt, fällt ei­nem ihre schwach­sin­nig­keit auf. über den um­weg der fremd­spra­che lässt sich auch auf den gröss­ten quatsch sou­ve­rä­ni­tät pro­je­zie­ren. über den um­weg des deng­li­schen, kön­nen wir sa­chen sa­gen, die uns in der mut­ter­spra­che pein­lich wä­ren.

an­de­rer­seits ist das auch un­sinn: mit ei­ner ge­wis­sen hal­tung oder sou­ve­rä­ni­tät, lässt sich gros­ser quatsch auch mut­ter­sprach­lich aus­drü­cken — ohne all­zu pein­lich zu wir­ken. udo lin­den­berg zeigt das be­reits seit ge­fühlt zwei­hun­dert jah­ren.

aber trotz­dem flüch­ten wir, egal ob ge­sun­gen, ge­schrie­ben oder ge­spro­chen, im­mer ger­ne ins deng­li­sche um pro­fa­nes, lang­wei­li­ges auf­zu­pep­pen: wir ma­chen aus dem be­trach­ten von lein­wän­den oder gross­bild­schir­men er­eig­nis­se, in­dem wir von pu­blic vie­w­ing spre­chen. statt je­man­den zu schmä­hen, dis­sen wir, ab­stim­men hört sich als vo­ten viel di­gi­ta­ler und mo­der­ner an.

und wenn wir män­ner da­für lo­ben wol­len, dass sie ih­ren be­ruf ganz gut aus­üben, sa­gen wir balls of steel, weil sich ver­här­tun­gen im ge­schlechts­be­reich ein­fach nicht so be­ein­dru­ckend an­hört.

weil ich aber auch ein gros­ser freund der ak­ku­ra­tes­se bin, habe ich über­legt, wie man balls of steel über­set­zen könn­te. eier aus stahl liegt nahe, zeigt aber gleich war­um das aus­ser jan böh­mer­mann nie­mand sagt: ohne iro­ni­schen bruch spü­len die eier aus stahl viel zu viel pa­thos nach oben. und pa­thos bei der be­schäf­ti­gung mit männ­li­chen ge­schlech­t­or­ga­nen möch­ten die meis­ten män­ner nach kräf­ten ver­mei­den, wes­halb die aus­flucht ins eng­li­sche lo­gisch er­scheint.

stahl­nüs­se fän­de ich ganz nied­lich, aber ge­gen­über bäl­len sind nüs­se na­tür­lich auch eine her­ab­set­zung, aber ge­ra­de das macht die­ses lob sym­pa­tisch.

ent­hiel­ten der ho­den­sack tat­säch­lich tes­ti­kel aus ge­här­te­tem ei­sen, wäre das frag­los sehr un­prak­tisch, aber so rich­tig fällt ei­nem die­ser um­stand erst auf, wenn man die si­tua­ti­on im schritt mit ei­sen­sack be­schrie­be.

ganz ab­ge­se­hen da­von habe ich mich beim schrei­ben ge­ra­de ge­fragt, ob man auch aus der me­ta­li­sie­rung an­de­rer männ­li­cher kör­per­tei­le ver­meint­li­che kom­pli­men­te kon­stru­ie­ren könn­te. schon die ers­ten ver­su­che zei­gen — eher nicht:

anus aus stahl, ei­sen­fin­ger, me­tall­kopf, sil­ber­ohr, blech­zun­ge, kup­fer­schwanz.


ach­so, ich bin ab­ge­schwif­fen. ei­gent­lich woll­te ich nur die­ses vi­deo ver­lin­ken:

Balls of steel. twit­ter.com/Cra­zy­Globle/st…

Jan-Piet MENS (@jp­mens15.10.2018 18:58


die bei­fah­re­rin dar­über, dass kunst pro­mo­ten (und ver­kau­fen) schwer ist. was ich aber den knal­ler fin­de, ist der screen­shot am ende, in dem face­book ihr 6 aus­spie­lun­gen für 43 ta­cken ver­kau­fen will.


die faz ver­öf­fent­licht ei­nen text von alex­an­der gau­land, der durch­wirkt ist von ideen, die hit­ler 1933 in ner rede ge­pitcht hat. ja­kob aug­stein fin­det den text „klug“ und zi­tiert in­di­rekt hit­lers ideen. so schlei­chen fasch- & po­pu­lis­mus ins es­tab­lish­ment. (via)


@di­plix @Aug­stein Was ist nun mit den Ähn­lich­kei­ten des Bei­trags von See­mann vom 26.10.2016? Die sind noch frap­pie­ren­der. Oder zi­tiert See­mann da nur über lan­ge Stre­cken?

To­bi­as Staub (@To­bi­as­Staub10.10.2018 14:47

ix sehe es ähn­lich wie @ms­pro: er hat das „feind­bild der afd re­kon­stru­iert“ und ana­ly­siert und da­mit das fa­schis­to­ide ge­dan­ken­bild der afd pass­ge­nau pa­ra­phra­siert. die­se pa­ra­phra­sie­rung zeigt jetzt eben auch, dass die­se „klu­gen“ ge­dan­ken schon 1933 po­pu­lär wa­ren und aufs die po­pu­lis­ti­sche stra­te­gie der afd be­schrei­ben, so dass gau­land oder sei­ne ghost­wri­ter sich of­fen­bar der ein­fach­heit hal­ber gleich bei mi­cha­el see­mann be­dient ha­ben.

oha. es sieht so aus als hät­te alex­an­der gau­land fast wört­lich bei mir ab­ge­schrie­ben.al­ler­dings habe ich mit der „glo­ba­len klas­se“ ja auch ex­pli­zit das feind­bild der afd re­kon­stru­iert.twit­ter.com/Phil­ipP­li­ckert…

Mi­cha­el See­mann (@ms­pro10.10.2018 10:10

ich fin­de üb­ri­gens auch, dass mi­cha­el see­mann sich, an­ders als aug­stein, sehr viel dif­fe­ren­zier­ter von die­sem ge­dan­ken­bild di­stan­ziert. das lieb­äu­geln von aug­stein mit dem po­pu­lis­mus (der für ihn ger­ne von links kom­men kann) sehe ich eher kri­tisch.

wit­ze­lei­en von @six­tus zum the­ma wie hier fin­de ich da we­nig hilf­reich, ob­wohl er spä­ter auch die­sen text get­wit­tert hat, in dem mi­cha­el see­mann noch­mal aus­führ­lich sei­ne ein­schät­zung dar­stellt — was dann eben auch ziem­lich hilf­reich ist bei der ein­schät­zung der gan­zen sa­che ist.

kurz: hut up @ms­pro!


„Film­kri­tik muss wie­der mehr trol­len“, fin­det alex­an­der buch­holz. find ix auch.
das­fil­ter.com/film/ein-film-mit-stuetz­rae­dern…

Der Film wür­de Zweit­kläss­ler un­ter­for­dern, so kunst­los aus­for­mu­liert und of­fen­sicht­lich wird der Bil­dungs­ro­man we­ger­zählt. Ent­we­der sind Grund­schuld­kin­der sei­ne an­ge­peil­te Ziel­grup­pe oder aber, Flo­ri­an Ma­ria Ge­org Chris­ti­an Graf Hen­ckel von Don­ners­marck hält sein Pu­bli­kum für mäch­tig schwer von Be­griff. In dem Film wird kaum et­was nicht un­miss­ver­ständ­lich pro­kla­miert. Da sagt Pau­la Beer, nach­dem ihr Na­zi­va­ter sie un­frucht­bar ge­macht hat: „Ich kann kei­ne Kin­der krie­gen.“ Drei­ßig Mi­nu­ten spä­ter sagt sie: „Ich kann doch Kin­der krie­gen.“ In die­sem Stil geht das die gan­ze Zeit. Es ist zum Heu­len. Al­les be­glei­tet von Max Rich­ters Mu­sik, die ei­nem im­mer, aber auch wirk­lich im­mer, ganz haar­klein vor­schrei­ben will, was man zu füh­len hat. Ein Film mit Stütz­rä­dern un­ten dran, for­mal hüft­steif und die gan­ze Lauf­zeit über aus­ge­leuch­tet wie eine Zahn­arzt­pra­xis, merk­wür­di­ger­wei­se auch in den Sze­nen, die im Dun­keln spie­len – kei­ne Ah­nung, wie die das hin­be­kom­men ha­ben. Nicht eine Se­kun­de lang sieht Werk ohne Au­tor nicht wie ein ab­fo­to­gra­fier­tes Film­set aus, sind die Prot­ago­nis­ten mehr als ein­di­men­sio­na­le Ab­zieh­bil­der. Nichts at­met hier. Ein über­kon­trol­lier­ter Rie­sen­auf­wand, al­les für die Katz. Und all das nur, um die üb­li­che Mär zu er­zäh­len von den trau­ma­ti­sier­ten männ­li­chen Iden­ti­tä­ten, die sich mit Frau­en­lei­chen re­pa­rie­ren müs­sen.


sa­scha lobo:

Die deut­sche Breit­band-In­fra­struk­tur ist der Ber­li­ner Flug­ha­fen des In­ter­nets.


vor ei­ner wei­le er­wähn­te ein kol­le­ge, dass aale, also alle aale, auch der eu­ro­päi­sche aal, auch aale in eu­ro­päi­schen bin­nen­ge­wäs­sern, imi­gran­ten aus der sar­gas­so­see in der nähe der ba­ha­mas sind. aale wer­den aus­schliess­lich in der sar­gas­so­see ge­bo­ren. ich woll­te das nicht glau­ben (weil ich noch nie da­von ge­hört hat­te) und schlug es nach:

Aale schlüp­fen im At­lan­tik, in der Sar­gas­so­see (in der Nähe der Ba­ha­mas). We­gen ih­rer Form hei­ßen die Aallar­ven Wei­den­blatt­lar­ven (Lep­to­ce­pha­lus-Lar­ve). Etwa drei Jah­re brau­chen die­se Lar­ven, um von der Sar­gas­so­see an die eu­ro­päi­schen Küs­ten zu ge­lan­gen. […]

Wenn die Wei­den­blatt­lar­ven in den eu­ro­päi­schen Küs­ten­ge­wäs­sern an­kom­men, wan­deln sie sich zu den ca. 7 cm lan­gen Glas­aa­len. Im Früh­jahr schwim­men sie in zum Teil gro­ßen Schwär­men von den eu­ro­päi­schen Küs­ten fluss­auf­wärts in die Bin­nen­ge­wäs­ser des Lan­des­in­ne­ren.
(wi­ki­pe­dia)

eben bin ich in mei­nem nach­rich­ten-feed auf die­sen bbc-ar­ti­kel ge­stos­sen: Why baby eels are one of Spain’s most ex­pen­si­ve foods.

wenn die glas­aa­le im no­vem­ber in den eu­ro­päi­schen küs­ten­ge­wäs­sern auf­tau­chen, fi­schen spa­ni­sche fi­scher sie ab und ver­kau­fen sie für um die 1000 euro pro kilo (den ers­ten fang auch für bis zu 5000 euro). al­ler­dings schme­cken sie nicht be­son­ders gut, ha­ben kei­ne be­son­ders an­ge­neh­me kon­sis­tenz. aber of­fen­bar gibt es ge­nü­gend men­schen, die sich ab und an et­was ex­klu­si­vi­tät leis­ten möch­ten, und die din­ger für ein paar hun­dert euro pro por­ti­on in re­stau­rants be­stel­len.

auch wit­zig, seit 1991 gibt’s ba­by­aal-imi­tat aus su­ri­mi-mas­se, statt an­gu­las heis­sen die gu­las. die ver­kau­fen sich so gut, dass es sie in spa­ni­en an­geb­lich je­den le­bens­mit­tel­la­den gibt.

le­sens­wert: bbc.com: Why baby eels are one of Spain’s most ex­pen­si­ve foods


afd-watcher

felix schwenzel in notiert

im märz schrieb die taz ei­nen ar­ti­kel über ein paar afd-watch­blogs. da­drin wird der spre­cher der afd zi­tiert:

Der AfD selbst kann ge­gen die Watch­blogs nicht viel aus­rich­ten. „So­lan­ge die­se kei­ne Un­wahr­hei­ten über uns ver­brei­ten, müs­sen wir sie als kri­ti­sche Be­glei­ter ak­zep­tie­ren“, sagt AfD-Spre­cher Chris­ti­an Lüth auf An­fra­ge der taz. So­bald je­doch der fai­re de­mo­kra­ti­sche Um­gang nicht mehr ein­ge­hal­ten wer­den wür­de, be­hal­te man sich vor, da­ge­gen vor­zu­ge­hen.

an­fang april ent­scheid man sich bei der afd of­fen­bar um und schick­te ei­nem der watch­blogs, wir-sind-afd.de, eine ab­mah­nung — we­gen ver­let­zung der na­mens­rech­te. un­wahr­hei­ten ver­brei­tet wir-sind-afd.de of­fen­bar nicht, aber als kri­ti­schen be­glei­ter ak­zep­tie­ren will die afd die sei­te an­schei­nend trotz­dem nicht mehr.

we­gen die­ser ab­mah­nung gibt’s am 16. ja­nu­ar jetzt eine münd­li­che ver­hand­lung in köln:

Weil die Fra­ge, wie man mich un­ter­stüt­zen kann, schon mehr­fach kam — auch da­für: Dan­ke. — möch­te ich dar­auf noch kurz ein­ge­hen: Im Mo­ment habe ich al­les, was ich brau­che. Im worst case, sprich: Wenn die Ge­gen­sei­te den Pro­zess ge­winnt, wäre ich zum ei­nen die Do­main los, zum an­de­ren kä­men für die ers­te In­stanz knapp 6.000€ Pro­zess­kos­ten auf mich zu. Falls das pas­siert, müss­te ich euch doch um die eine oder an­de­re Mark bit­ten.


  theawl.com: The All-Ame­ri­can Aldi   #

nora bat­tel­le über aldi in ame­ri­ka.

What we know as Aldi in the US is ac­tual­ly Aldi Süd.

Aldi Nord ope­ra­tes in the US, too, as Trader Joe’s. This is the one coun­try, asi­de from Ger­ma­ny, whe­re the two com­pa­nies co­exist, pos­si­bly be­cau­se Trader Joe’s looks so stark­ly dif­fe­rent from Aldi that it ef­fec­tively era­ses the fear of di­rect sibling com­pe­ti­ti­on.

  theawl.com: For­ging Hit­ler's Dia­ries Made Him Fa­mous   #

noch­mal theawl.com, noch­mal eine ge­schich­te aus deutsch­land die ei­gent­lich je­der kennt, ob­wohl ich das nicht wuss­te:

Af­ter Ku­jau’s de­ath, ho­we­ver, [pri­ces of his re­pli­cas of the Old Mas­ters] spik­ed—and this is whe­re it gets le­gi­ti­m­ate­ly weird, fol­ding in on its­elf into so many or­ders of fakery that I can no lon­ger keep track. Ac­cor­ding to this 2010 ar­tic­le in Der Spie­gel, Ku­jau’s gre­at-nie­ce Pe­tra was ar­res­ted in 2010, for car­ry­ing on the fa­mi­ly trade in the best pos­si­ble way—that is, sel­ling fakes of “ge­nui­ne” Ku­jau fakes of real old pain­tings, for as much as EUR 300,000. This is tru­ly the kind of thing you can’t make up.

auch eine gu­ter er­in­ne­rung: die na­zis und nazi-sym­pa­thi­san­ten wa­ren nie ganz weg. wir se­hen die dank so­cial me­dia nur (wie­der) deut­li­cher.

  hol­ly­wood­re­por­ter.com:'You Can't Make This Shit Up': My Year In­si­de Trump's Ins­a­ne White House   #

mi­cha­el wolff über sei­ne zeit als ein­ge­bet­te­ter re­por­ter in trumps weis­sen haus.

I'd like to just watch and wri­te a book. "A book?" he re­spon­ded, lo­sing in­te­rest. "I hear a lot of peo­p­le want to wri­te books," he ad­ded, cle­ar­ly not un­der­stan­ding why any­bo­dy would. "Do you know Ed Klein?"— aut­hor of se­ve­ral vi­ru­lent­ly anti-Hil­la­ry books. "Gre­at guy. I think he should wri­te a book about me." But sure, Trump see­med to say, knock yours­elf out.

  digg.com: We Can't Stop Wat­ching This Mas­ter Wood­wor­ker Hand Cut Do­ve­tail Joints   #

ich hab die schrei­ne­rei ei­gent­lich mal ge­lernt, aber ei­ni­ge der tricks (und werk­zeu­ge) die frank kl­ausz hier beim schwal­ben­schwan­zen zeigt, kann­te ich noch nicht. ich habe mir das sehr fas­zi­niert an­ge­se­hen und mir ist wie­der klar ge­wor­den, was für ein tol­ler werk­stoff holz ist. al­lein die ge­räu­sche die ein ein­ge­spann­tes brett beim (sau­ber) schnit­zen mit ei­nem stech­ei­sen macht.

  staceyo­ni­ot.com: The smart home plat­form war pits lo­gi­stics against con­text   #

stacey hig­gin­bo­t­ham über den stand von iot. gute, klu­ge zu­sam­men­fas­sung und aus­blick.

  theat­lan­tic.com: The Best Ex­pl­ana­ti­on For Ever­y­thing In The Uni­ver­se   #

al­les was man über die theo­rie von al­lem wis­sen muss.

  vowe.net: When Ame­ri­cans say this, they mean that   #

hihi, ich glau­be das stimmt al­les.

  bo­ing­bo­ing.net: The guy who­se DRM for juice com­pa­ny cra­te­red last year now sells "raw wa­ter" pa­cked with all the mi­cro­bes and amoe­bas you can sto­mach   #

wenn ei­ner mal ne doo­fe idee hat, ist das höchst­wahr­schein­lich nicht die ein­zi­ge blö­de idee auf die er kommt.

  thi­sisnt­hap­pi­ness.com: Plea­se wait your turn   #

sehr schön!


ich mag die un­auf­ge­reg­te ko­lum­ne von @Chris­Stoe­cker auf #spon sehr und die­se be­son­ders: „Die Deut­schen in­ves­tie­ren […] fünf­mal so viel Geld in Christ­bäu­me wie in Kra­cher und Ra­ke­ten.“

dazu pas­send die­se mess­wer­te (via):