pa­pier­lieb­ha­be­rei

felix schwenzel in artikel

ich ken­ne vie­le leu­te die on­line-ban­king für teu­fels­zeug hal­ten. weil das ja so un­si­cher sein soll. so stand es ja auch in den acht­zi­ger und neun­zi­ger jah­ren in den zei­tun­gen. ähn­li­che vor­be­hal­te gibt es bei sehr vie­len men­schen die ich ken­ne ge­gen­über kre­dit­kar­ten oder an­de­ren bar­geld­lo­sen zah­lungs­ver­fah­ren. weil es im­mer wie­der be­trugs­fäl­le bei die­sen zah­lungs­mit­teln gibt, sind die­se me­tho­den folg­lich zu mei­den.

wenn in­ter­net­skep­ti­ker da­vor war­nen pri­va­tes ins in­ter­net zu schrei­ben (die ju­gend!), fo­tos im in­ter­net zu ver­öf­fent­li­chen (iden­ti­täts­dieb­stahl!) oder un­dif­fe­ren­ziert vor dem gros­sen, bö­sen goog­le war­nen, la­chen wir (die „in­ter­net­ge­mein­de“) in der re­gel laut auf. über­zo­ge­ne ängs­te von po­li­ti­kern vor of­fe­nen wlans ri­di­küli­siert netz­po­li­tik seit vie­len jah­ren. netz­po­li­tik und gros­se tei­le die­ser „in­ter­net­ge­mein­de“ ver­su­chen seit jah­ren die chan­cen der di­gi­ta­li­sie­rung her­vor­zu­he­ben und über­zo­ge­ner angst­ma­che und si­cher­heits­be­den­ken aus po­li­tik und ge­sell­schaft ent­ge­gen zu wir­ken.

nur beim zah­lungs­ver­kehr ist das alu­hut-tra­gen nach wie vor schick. netz­po­li­tisch bes­tens ge­bil­de­te ak­ti­vis­ten, wie zu­letzt an­dre­as von gun­ten, war­nen mit me­tho­den vor ei­ner bar­geld­lo­sen ge­sell­schaft, die nor­ma­ler­wei­se von in­nen­po­li­ti­kern oder gross­ver­la­gen ge­nutzt wer­den: in­dem vor to­ta­li­tä­ren po­ten­zia­len ge­warnt wird und krea­ti­ver lo­gik aru­men­tiert wird.

oder jetzt auf netz­po­li­tik, von jan gir­lich. mit jan gir­lich stim­me ich über­ein, dass es un­be­dingt zah­lungs­me­tho­den ge­ben muss, die zah­lun­gen er­mög­li­chen, die nicht ohne wei­te­res nach­ver­folg­bar sind. bar­geld funk­tio­niert für sol­che fäl­le nach wie vor bes­tens. al­ler­dings gibt und gab und gibt es durch­aus auch bar­geld­lo­se zah­lungs­mit­tel, die das er­mög­li­chen. die geld­kar­te bei­spiels­wei­se er­laubt (un­ter be­stimm­ten um­stän­den) an­ony­me zah­lungs­vor­gän­ge, ge­nau­so wie vor­aus­be­zahl­te kre­dit­kar­ten (pre­paid-kar­ten). die­se wer­den „ohne Bo­ni­täts­prü­fung auch an nicht kre­dit­wür­di­ge Per­so­nen aus­ge­ge­ben, die bei­spiels­wei­se noch nicht voll­jäh­rig sind oder für die ein Ne­ga­tiv­ein­trag in der Schufa vor­liegt.“ (zi­tat wi­ki­pe­dia)

die­se mög­lich­kei­ten er­wähnt jan gir­lich in sei­nem netz­po­li­tik-ar­ti­kel, in dem er vor ei­ner bar­geld­lo­sen zu­kunft warnt, nicht. im ge­gen­teil:

Fest­ge­hal­ten wer­den kann, dass wir ohne Bar­geld un­se­rer Mög­lich­keit an­onym und spur­los zu zah­len be­raubt wer­den.

bit­co­ins sind ganz si­cher noch nicht im main­stream an­ge­kom­men, aber als ich zu­letzt dar­über ge­le­sen habe, blieb bei mir hän­gen, dass man mit bit­co­ins an­onym und spur­los zah­len kön­ne (sie­he an­mer­kung un­ten). und was hin­dert uns wei­te­re tech­ni­sche al­ter­na­ti­ven zu ent­wi­ckeln (oder zu for­dern), die uns er­mög­li­chen an­onym und spur­los zu zah­len?

mich er­in­nert die­se ar­gu­men­ta­ti­on an die dis­kus­si­on, dass gu­ter jour­na­lis­mus nur auf dem trä­ger­me­di­um pa­pier mög­lich sei. in die­ser dis­kus­si­on wur­de ver­kannt, dass nicht das trä­ger­me­di­um ent­schei­dend für qua­li­tät ist, son­dern die ideen hin­ter der jour­na­lis­ti­schen ar­beit. so wie die idee des jour­na­lis­mus nicht un­trenn­bar mit pa­pier ver­bun­den ist, ist auch die idee der an­ony­men und spur­lo­sen be­zah­lung nicht un­trenn­bar mit pa­pier oder bar­geld ver­bun­den.

aber jan gir­lich meint fest­hal­ten zu kön­nen, dass „die Ar­gu­men­te der Be­für­wor­ter“ von bar­geld­lo­sen zah­lungs­mit­teln sich leicht ent­kräf­ten lies­sen:

Das Ende der Kri­mi­na­li­tät wird die Ab­schaf­fung des Bar­gelds ganz ge­wiss nicht, denn ge­ra­de bei bar­geld­lo­sen Be­zahl­me­tho­den wächst der Be­trug ra­sant z.B. mit ge­stoh­le­nen Log­ins durch Tro­ja­ner.

um die­se the­se zu be­le­gen, ver­link­te jan gir­lich vor ein paar ta­gen auf die FUD-pres­se­mit­tei­lung ei­nes si­cher­heits­dienst­leis­ters, ich habe das vor ein paar ta­gen hier kurz no­tiert. den link hat jan gir­lich nach mei­nem hin­weis mitt­ler­wei­le aus­ge­tauscht, mit ei­nem link auf ei­nen text, der für die flä­chen­de­cken­de ein­füh­rung von EMV-ver­fah­ren (chip statt ma­gnet­strei­fen) plä­diert. das habe ich eben­falls kurz no­tiert.

na­tür­lich ist es un­be­strit­ten, dass der be­trug „bei bar­geld­lo­sen Be­zahl­me­tho­den“ zu­nimmt, mo­men­tan so­gar stär­ker als sich bar­geld­lo­se be­zahl­ver­fah­ren durch­set­zen. den ent­schei­den­den punkt lässt gir­lich aber aus: die ver­lus­te wer­den zum al­ler­gröss­ten teil von den kre­dit­in­sti­tu­ten ge­tra­gen.

sonst liest man auf netz­po­li­tik von et­was prag­ma­ti­sche­ren her­an­ge­hens­wei­sen an pro­ble­me, die die di­gi­ta­li­sie­rung mit­bringt: statt auf emails zu ver­zich­ten oder emails als ge­fahr dar­zu­stel­len, wird star­ke ver­schlüs­se­lung emp­foh­len. bei si­cher­heits­pro­ble­men oder da­ten­schutz­pro­ble­men for­dert netz­po­li­tik in den we­nigs­ten fäl­len die be­trof­fe­nen diens­te ab­zu­stel­len, son­dern tech­ni­sche und or­ga­ni­sa­to­ri­sche ver­bes­se­run­gen; zwei-fak­tor-au­then­ti­fi­zie­rung und star­ke pass­wör­ter, statt abs­ti­nenz von der di­gi­ta­len teil­ha­be.

das meis­te von dem was jan gir­lich in sei­nem kur­zen ar­ti­kel zu­sam­men­ge­tra­gen hat, deu­tet auf erns­te pro­ble­me. wir sol­len uns sorg­fäl­tig mit die­sen pro­ble­men aus­ein­an­der­set­zen: wie kön­nen wir si­cher­stel­len dass die teil­ha­be al­ler men­schen in der di­gi­ta­len welt ge­si­chert ist, wie kön­nen wir in der di­gi­ta­len welt pri­vat­s­hä­re si­cher­stel­len, wie kön­nen wir be­trug, dieb­stahl und kri­mi­na­li­tät ver­hin­dern? was mir über­haupt nicht ge­fällt ist stim­mungs­ma­che und das streu­en von angst und un­si­cher­heit durch un­red­li­che oder ein­sei­ti­ge ar­gu­men­ta­ti­on.


an­mer­kung/nach­trag:
bit­co­ins sind nicht an­onym und spur­los mei­nen vie­le, am bes­ten be­grün­det von tors­ten kleinz hier und fol­gen­den kom­men­ta­ren. nichts­des­to­trotz sind bit­co­ins (noch) schwer mit per­so­nen in ver­bin­dung zu brin­gen, wie es un­ter an­de­rem in die­sem ars tech­ni­ca ar­ti­kel steht:

Bit­co­in, a no­vel di­gi­tal cur­ren­cy ba­sed on cryp­to­gra­phy, pro­vi­ded a si­mi­lar­ly hard-to-trace me­thod of hand­ling pay­ments. Though an­yo­ne in the world could watch pay­ments flowing th­rough the Bit­co­in sys­tem, ty­ing par­ti­cu­lar ac­counts to in­di­vi­du­als could pro­ve ex­tre­me­ly chal­len­ging.


spree­tun­nel

felix schwenzel in artikel

heu­te nach­mit­tag sind wir kurz an den müg­gel­see ge­fah­ren, der mit dem auto ge­schla­ge­ne 40 mi­nu­ten ent­fernt ist. mit der bahn wä­ren wir über eine stun­de un­ter­wegs ge­we­sen. und weil wir noch den miet­wa­gen hat­ten, sind wir na­tür­lich auto ge­fah­ren.

der orts­teil wo man kurz vor dem müg­gel­see un­ter der spree durch­lau­fen kann, heisst glau­be ich ei­sen­grund fried­richs­ha­gen. dort wur­de bis 2010 auch das ber­li­ner bür­ger­bräu ge­braut, in ei­ner ziem­lich gros­sen und mitt­ler­wei­le ziem­lich ver­fal­le­nen brau­er­rei, die jetzt laut wi­ki­pe­dia nur noch als braue­rei­mu­se­um ge­nutzt wird.

ne­ben der ex-braue­rei liegt der spree­tun­nel.

dem­nächst soll es dort rich­tig schön wer­den.

im mo­ment wird die eine hälf­te des spree­tun­nels schön ge­macht.

auf der an­de­ren sei­te ist es bei schö­nem wet­ter be­stimmt sehr schön.

wir sind dann an der spree run­ter­ge­lau­fen, und frag­ten uns ein paar hun­dert me­ter wei­ter, ob das eine kunst-in­stal­la­ti­on oder not­wen­dig­keit ist.

noch ein paar hun­dert me­ter wei­ter ein sehr in­ter­es­san­tes gas­tro­no­mie-kon­zept: ein­fach das re­stau­rant schlecht er­reich­bar ma­chen und dann auf kund­schaft hof­fen, die sich durch nichts ab­schre­cken las­sen.

auf den un­ge­fähr 4 ki­lo­me­tern an der spree ent­lang war sehr we­nig los, wahr­schein­lich lags auch am be­schis­se­nen wet­ter. ein biss­chen fühl­te sich der weg wie in schott­land an. den rück­weg sind wir dann mit der stras­sen­bahn ge­fah­ren.


fil­ter­rea­li­tät und fil­ter­sou­ve­rä­ni­tät

felix schwenzel in artikel

das nuf fragt (ohne fra­ge­zei­chen):

Darf ich mich wei­gern be­stimm­te Din­ge se­hen zu wol­len

und stellt da­bei ein paar gute fra­gen. ich kann die fra­gen auch nicht alle be­ant­wor­ten, aus­ser der all­ge­mei­nen fest­stel­lung, dass rea­li­tät na­tür­lich im­mer sub­jek­tiv ist. nie­mand kann die rea­li­tät voll er­fas­sen, wenn das so wäre, gäbe es be­reits eine hei­lung für krebs oder ein mit­tel ge­gen schnup­fen. weil die zel­lu­lä­re rea­li­tät der mensch­li­chen wahr­neh­mung aber ver­schlos­sen ist und wir uns ihr nur mit pri­mi­ti­ven werk­zeu­gen nä­he­ren kön­nen sind uns un­end­lich vie­le aspek­te der rea­li­tät noch im­mer ver­schlos­sen, trotz ras­terlek­tro­nen­mi­kro­sko­pen oder enor­men fort­schrit­ten der mo­le­ku­lar­bio­lo­gie, der vi­ro­lo­gie und an­de­ren wis­sen­schafts­zwei­gen.

aber auch die rea­li­tät die wir mit den au­gen und dem ver­stand er­fas­sen kön­nen ist nur nur ein win­zi­ger aus­schnitt aus dem ge­samt­bild. ab­hän­gig von un­se­rem auf­ent­halts­ort, un­se­rer er­zie­hung, aus­bil­dung oder ge­sell­schafts­form in der wir le­ben, ab­hän­gig von un­se­rem al­ter, un­se­rem fa­mi­li­en­stand oder freun­den — aber na­tür­lich auch ab­hän­gig von un­se­rem me­di­en­kon­sum — neh­men wir die „rea­li­tät“ un­ter­schied­lich wahr. und dann kommt noch das gan­ze ge­raf­fel mit der er­kennt­nis­theo­rie oder gar der quan­ten­phy­sik dazu.

der witz ist: wir soll­ten uns stets vor au­gen hal­ten, dass nicht nur jon snow nichts weiss, son­dern dass wir alle nichts wis­sen. oder in die­sem zu­sam­men­hang, dass wir uns die welt be­wusst oder un­be­wusst oder aus man­gel an wahr­neh­mungs­ka­pa­zi­tät so oder so zu­recht­fil­tern. ge­hirn­for­scher und psy­cho­lo­gen wis­sen eben­falls, dass wir un­se­re wahr­neh­mung mas­siv fil­tern. vie­le men­schen neh­men ger­ne dro­gen um mit den gren­zen die­ser wahr­neh­mungs­fil­ter zu ex­pe­ri­men­tie­ren, aber rich­tig im all­tag funk­tio­nie­ren, ich glau­be das ist kon­sens, kön­nen wir nur mit in­tak­ten fil­ter­me­cha­nis­men.

vor drei jah­ren schrob ich zum the­ma fil­ter­bla­sen das fol­gen­de:

wäh­rend mei­nes zi­vil­diens­tes und mei­ner aus­bil­dung emp­fand ich es als aus­ge­spro­chen über­ra­schend zu er­fah­ren wel­che le­bens­wei­sen, an­sich­ten und pro­ble­me aus­ser­halb ei­nes gym­na­si­ums und ei­nes mit­tel­klas­se­haus­halts exis­tie­ren. ich er­kann­te in mei­ner zi­vil­dienst- und aus­bil­dungs­fil­ter­bla­se, dass ich die letz­ten 18 jah­re in ei­ner gym­na­si­ums- und mit­tel­klas­se­fa­mi­li­en­bla­se leb­te.

ich er­kann­te aber auch, dass der be­vor­zug­te le­bens­raum der men­schen bla­sen sind. und der ein­zi­ge weg aus ei­ner bla­se be­steht dar­in, in an­de­re bla­sen zu stei­gen. die werk­zeu­ge, um mög­lichst vie­le bla­sen zu be­tre­ten lie­gen auf der hand: rei­sen, le­sen, neu­gier­de, ex­pe­ri­men­tier­freu­de, ler­nen, kom­mu­ni­zie­ren und le­sen, le­sen und le­sen.

aber das wich­tigs­te werk­zeug ist und bleibt das stän­dig auf­ge­frisch­te be­wusst­sein, dass wir nun­mal in bla­sen le­ben und dass es werk­zeu­ge da­ge­gen gibt, die wir im­mer wie­der ak­tiv nut­zen müs­sen.

ich weiss gar nicht, war­um der be­griff der fil­ter-bubble im zu­sam­men­hang mit den „neu­en“ me­di­en so ne­ga­tiv ko­no­tiert ist. ich habe es in den let­zen 40 jah­ren im­mer ver­mie­den die bild-zei­tung oder an­de­re pu­bli­ka­tio­nen zu le­sen, die mei­nem welt­bild zu wi­der lau­fen. ge­nau­so wie ich nicht auf de­ath me­tal kon­zer­te gehe (ei­gent­lich auf gar kei­ne kon­zer­te), schlies­se ich (schon im­mer) ei­nen gross­teil der auf der welt exis­tie­ren­den pu­bli­ka­tio­nen und men­schen aus mei­ner wahr­neh­mung aus. war­um soll­te ich das im in­ter­net an­ders hand­ha­ben?

mein me­di­en­kon­sum ist trotz­dem re­la­tiv di­vers und zeit­in­ten­siv, erst recht durchs in­ter­net, aber ne­ben den na­tür­li­chen fil­tern, fil­te­re ich selbst­ver­ständ­lich auch be­wusst. ich ver­mei­de echt­zeit­nach­rich­ten und zie­he ab­ge­han­ge­ne be­richt­erstat­tung vor, selbst der alte tan­ker ta­ges­schau ist mir an den meis­ten ta­gen viel zu hek­tisch und auf­ge­regt. ich bin froh über die vor­fil­te­rung die face­book in mei­ner time­line vor­nimmt und bin im­mer wie­der er­staunt dar­über, dass es leu­te gibt die ih­rer twit­ter-time­line akri­bisch fol­gen. mir reicht es bei twit­ter alle paar tage mal kurz die lage zu son­die­ren und un­ter um­stän­den auf ein paar vor­ge­wor­fe­ne in­fo­häpp­chen zu re­agie­ren.

vor zwan­zig jah­ren habe ich mei­ne in­for­ma­tio­nen über die aus­sen­welt (mehr oder we­ni­ger) aus­schliess­lich über wo­chen­zei­tun­gen be­zo­gen. da­durch ver­liert die welt kei­nes­falls ih­ren schre­cken und die grau­sam­kei­ten die in der welt pas­sier­ten zo­gen da­durch kei­nes­falls an mir vor­bei, aber die er­eig­nis­se lies­sen sich durch die zeit­li­che di­stanz sehr viel bes­ser ein­ord­nen und ver­dau­en. als nach­rich­ten­jun­kie am live­stream der welt zu sit­zen ist ein biss­chen wie aus­schliess­li­che roh­kost­er­näh­rung. nicht ge­gen ge­le­gent­li­che roh­kost, aber ge­kocht und ge­würzt schmeckt es­sen meis­tens bes­ser und lässt sich sehr viel leich­ter ver­dau­en.

so wie ich mich ent­schie­den habe mir kei­ne kaum hor­ror­fil­me oder schnul­zi­ge ro­man­zen an­zu­se­hen, habe ich mich auch ent­schie­den nur be­stimm­te pu­bli­ka­tio­nen zu le­sen, bzw. in­for­man­ten aus­zu­fil­tern, die mich zu sehr auf­re­gen oder rat­los wer­den las­sen. um die fra­ge vom nuf oben also kurz zu be­ant­wor­ten: du darfst. du sollst. du kannst.


  sz-ma­ga­zin.sued­deut­sche.de: Axel Ha­cke über Dumm­heit   #

axel ha­cke:

Die Dumm­heit, mit der wir es hier, in Dres­den und an­ders­wo, zu tun ha­ben, ist also nicht eine des Geis­tes, je­den­falls nicht in ers­ter Li­nie. Es geht nicht um ei­nen Man­gel an In­tel­li­genz: In die­sem Sin­ne dum­me Men­schen kön­nen sehr in­tel­li­gent sein – oder sa­gen wir bes­ser: schlau? Nein, es geht um See­len­dumm­heit, und um, wie Mu­sil sag­te, die Dumm­heit als »Ge­fühls­feh­ler«, die ih­ren Ur­sprung in Furcht vor dem Le­ben, in Angst vor der Zu­kunft, ja, in Pa­nik hat. Und in der Un­fä­hig­keit, da­mit auf an­de­re Art als has­send um­zu­ge­hen.

ei­ner der bes­ten tex­te die ich bis­her als re­ak­ti­on auf die an­schlä­ge von pa­ris ge­le­sen habe. wo­bei ich nicht viel dazu ge­le­sen habe, auch aus der er­kennt­nis her­aus, dass aus un­mit­tel­ba­ren re­ak­tio­nen, meist kein all­zu gros­ser er­kennt­nis­ge­winn er­wächst, da­für aber um so mehr auf­re­gung. und auf­re­gung gilt es ins­be­son­de­re jetzt zu ver­mei­den.

  hei­se.de: Pa­ri­ser An­schlä­ge: Po­li­zei ruft nach er­wei­ter­ter Vor­rats­da­ten­spei­che­rung   #

We­ni­ge Stun­den nach den An­schlä­gen in Pa­ris mit rund 130 To­ten Frei­tag­nacht ha­ben sich ers­te Straf­ver­fol­ger hier­zu­lan­de für um­fang­rei­che­re Über­wa­chungs­kom­pe­ten­zen aus­ge­spro­chen. "Das eng ge­fass­te Ge­setz zur Vor­rats­da­ten­spei­che­rung muss über­dacht wer­den", be­ton­te der stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­der der Ge­werk­schaft der Po­li­zei (GdP), Jörg Ra­dek, am Sams­tag ge­gen­über der "Rhei­ni­schen Post".

er­staun­lich, wie schnell und scham­los die in­stru­men­ta­li­sie­rung von ka­ta­stro­phen manch­mal ein­setzt. ab­ge­se­hen da­von dass frank­reich be­reits eine vor­rats­da­ten­spei­che­rung für 12 mo­na­te durch­führt (und die­ser hin­weis na­tür­lich auch eine in­stru­men­ta­li­sie­rung der an­schlags­se­rie ist), ist es doch er­schre­ckend zu se­hen, dass füh­ren­de mit­glie­der des si­cher­heits­apa­rats glau­ben, mit ein paar se­lek­to­ren oder regexen lies­sen sich die arsch­lö­cher, die uns mit ih­rem an­schlä­gen in angst und schre­cken ver­set­zen wol­len, ein­fan­gen. als wä­ren die so blöd, ihre pla­nun­gen per email und han­dy durch­zu­füh­ren. die­se all­machts­phan­ta­sie, dass man nur mehr über­wa­chen müs­se um ir­gend­wann al­les zu wis­sen, hat sa­scha lobo be­reits mehr­fach bril­li­ant in sei­ner ko­lum­ne the­ma­ti­siert.

  theat­lan­tic.com: What ISIS Re­al­ly Wants   #

grae­me wood:

Cen­tu­ries have pas­sed sin­ce the wars of re­li­gi­on cea­sed in Eu­ro­pe, and sin­ce men stop­ped dy­ing in lar­ge num­bers be­cau­se of ar­ca­ne theo­lo­gi­cal dis­pu­tes. Hence, per­haps, the in­c­re­du­li­ty and de­ni­al with which Wes­ter­ners have gree­ted news of the theo­lo­gy and prac­ti­ces of the Is­la­mic Sta­te. Many re­fu­se to be­lie­ve that this group is as de­vout as it claims to be, or as back­ward-loo­king or apo­ca­lyp­tic as its ac­tions and state­ments sug­gest.

sehr lan­ger, auf meh­re­ren ebe­nen schwer ver­dau­ba­rer text von grae­me wood über den ISIS.

[nach­trag, via]

jack jenk­ins wi­der­spricht grae­me wood ziem­lich scharf auf think pro­gress: What The At­lan­tic Gets Dan­ge­rous­ly Wrong About ISIS And Is­lam

jenk­ins zi­tiert, wie wood, di­ver­se is­lam-ge­lehr­te, nur eben an­de­re. vor al­lem wi­der­spricht jenk­ins woods the­se, bzw. woods quel­len­aus­wahl zur fra­ge, was den wah­ren glau­ben aus­ma­che, bzw. wie weit man bei der in­ter­pre­ta­ti­on von hei­li­gen schrif­ten ge­hen darf und wie weit man sich wört­lich an die tex­te hal­ten müs­se. da — und an vie­len an­de­ren stel­len — habe wood zu viel „aus­ge­las­sen“ um zu ei­nem aus­ge­wo­ge­nen bild zu kom­men. das kann man jetzt hier nach­le­sen oder wem das noch nicht reicht, auch in ei­nem in­ter­view mit ber­nard hay­kel, ei­nem ex­per­ten der auch aus­gie­big im at­lan­tic-stück von wood zu wort kam.

  blog­me­di­en.de: „Was ich hier sage, sind Ver­mu­tun­gen“   #

horst mül­ler:

Um es klar­zu­stel­len – ich habe nichts per­sön­lich ge­gen El­lis Frö­der. Ich habe al­ler­dings viel ge­gen Ver­ant­wort­li­che in öf­fent­lich-recht­li­chen An­stal­ten, die im­mer noch nicht in der Lage sind, für Mil­li­ar­den an Rund­funk­bei­trä­gen eine zu­ver­läs­si­ge Be­richt­erstat­tung auch – und ge­ra­de in Kri­sen­si­tua­tio­nen zu ge­währ­leis­ten. Wenn die „Mut­ter al­ler deut­schen Fern­seh­nach­rich­ten“ als ers­te Son­der­sen­dung nach der­ma­ßen dra­ma­ti­schen Er­eig­nis­sen wie am Frei­tag­abend in Pa­ris, le­dig­lich ein sechs Mi­nu­ten lan­ges Ge­plän­kel zwei­er in die­ser Si­tua­ti­on of­fen­sicht­lich über­for­der­ter Fern­seh­frau­en zu­stan­de bringt, dann ist das schon fast eine Bank­rott­erklä­rung ge­gen­über den Zu­schau­ern.

als be­leg für die „un­fä­hig­keit“ der öf­fent­lich-recht­li­chen „An­stal­ten“ zi­tiert horst mül­ler den dia­log zwi­schen su­san­ne daub­ner und el­lis frö­der in der son­der­aus­ga­be der ta­ges­schau am 13. no­vem­ber 2015, ab 23.35 im voll­text. ich fin­de das ge­spräch, im ge­gen­teil zu horst mül­ler, al­ler­dings bei­spiel­haft gut: kei­ne spe­ku­la­tio­nen, bzw. ver­mu­tun­gen klar als sol­che kenn­zeich­nen, kei­ne über­ei­li­gen schluss­fol­ge­run­gen, da­für aber ein paar hin­ter­grün­de die als ge­si­chert gel­ten kön­nen.

die fra­ge ist tat­säch­lich, was er­war­tet horst mül­ler? live­bil­der von lei­chen und blu­ten­den men­schen? live-ein­spie­lun­gen von han­dy­bil­der oder fil­men die mög­li­cher­wei­se ge­ra­de die so­zia­len me­di­en flu­ten? wenn ich die ta­ges­schau ein­schal­te (was ich in den sel­ten­seten fäl­len tue) er­war­te ich ge­nau das was su­san­ne daub­ner und el­lis frö­der ge­atn ha­ben: eine son­de­rie­rung der als ge­si­chert gel­ten­den fak­ten und eine ein­ord­nung, wel­che in­for­ma­tio­nen als ge­si­chert gel­ten — und wel­che nicht.


  netz­po­li­tik.org: Bar­geld­lo­se Zu­kunft

jan gir­lich über die po­ten­zi­el­len ge­fah­ren ei­ner bar­geld­lo­sen zu­kunft. mir ist der text et­was zu FUD, auch wenn er ein paar nach­voll­zieh­ba­re und wich­ti­ge ar­gu­men­te auf­zählt. aber völ­lig un­ver­ständ­lich ist mir, war­um ein au­tor auf netz­po­li­tik auf eine pres­se­mit­tei­lung ei­nes her­stel­lers von „si­cher­heits­soft­ware“ linkt, um da­mit nach­zu­wei­sen dass bei bar­geld­lo­sen be­zahl­me­tho­den „der Be­trug ra­sant“ wach­se.

ich gebe zu: ich goog­le manch­mal auch die the­sen über die ich schre­ben möch­te um dann ei­nen pas­sen­den ar­ti­kel zu ver­lin­ken, aber von pres­se­mit­tei­lun­gen mit ein­deu­ti­gem hin­ter­grund, neh­me ich dann schon ab­stand. und bei netz­po­li­tik oder ei­nem CCC-mit­glied er­war­te ich schon ein biss­chen bes­se­re ex­per­ti­se und quel­len­kent­nis.

[nach­trag 17.11.2015]
auf netz­po­li­tik ist der link auf die pres­se­mit­tei­lung jetzt mit ei­nem link auf eine „un­ab­hän­gi­ge­re Quel­le für Be­trug mit bar­geld­lo­sen Zah­lungs­mit­teln“ er­setzt, ei­nen ar­ti­kel auf busi­ness­wire, des­sen zen­tra­le aus­sa­ge ist, dass man dem be­trug mit bar­geld­lo­sen zah­lungs­mit­teln vor al­lem durch den ein­satz von EMV-kon­for­men zah­lungs­kar­ten ent­ge­gen­tre­ten kann. der ar­ti­kel plä­diert also für chips statt ma­gnet­kar­ten für den bar­geld­lo­sen zah­lungs­ver­kehr. auch nicht er­wähnt wird, dass die ver­lus­te durch be­trug vor al­lem von den ban­ken, bzw. zah­lungs­dienst­leis­tern ge­tra­gen wer­den:

Of the to­tal $16.31 bil­li­on lost to fraud last year, card is­suers world­wi­de ab­sor­bed 62%. Mer­chants ac­coun­ted for the other 38%. In the U.S., card is­suers lost $4.91 bil­li­on and mer­chants lost $2.95 bil­li­on. Tho­se los­ses do not in­clude re­la­ted cos­ts is­suers and mer­chants in­cur.

das wi­der­spricht na­tür­lich der the­se im netz­po­li­tik-ar­ti­kel, dass die bar­geld­lo­sen zah­lungs­ver­fah­ren von ban­ken vor al­lem aus pro­fit­gier, bzw. aus kos­ten­grün­den in den markt ge­drückt wür­den. un­er­wähnt bleibt folg­lich auch der hin­weis bei netz­po­li­tik, dass ver­lus­te durch be­trü­ge­ri­sche ak­ti­vi­tä­ten fast im­mer durch die kar­ten­aus­ge­ber ge­tra­gen wer­den und nicht beim kon­su­men­ten lan­den, eine si­cher­heit die bar­geld in den we­nigs­ten fäl­len bie­tet.


denkt man gar nicht, aber das is’n sel­fie.


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denkt man gar nicht, aber das is’n sel­fie.


frei­er tag heu­te

felix schwenzel in artikel

auf dem weg zum flug­ha­fen te­gel, um sie­ben uhr mor­gens am kurt-schu­ma­cher-platz

heu­te sehr früh zum flug­ha­fen ge­fah­ren um dort nen miet­wa­gen zu ho­len. bis jetzt hab ich am flug­ha­fen te­gel im­mer grös­se­re au­tos be­kom­men als ich be­stellt und be­zahlt habe und vor al­lem hat nie ei­ner der au­to­ver­mie­tungs­schal­ter­an­ge­stell­ten ver­sucht sein ver­kaufs­script auf mich an­zu­wen­den. na gut, den voll­kass­ko­schutz mit null euro selbst­be­tei­li­gung ver­su­chen mir im­mer alle an­zu­dre­hen. heu­te kam ich dann doch wie­der in den ge­nuss ei­ner sa­les-script-auf­füh­rung: „ih­nen kann ich heu­te et­was be­son­de­res an­bie­ten, für nur 16 euro ein up­grade auf ne e-klas­se …“

das ist ei­gent­lich schon der to­des­stoss für ein ver­kaufs­ge­spräch, weil der herr mit 16 euro ei­gent­lich 48 euro mein­te: 16 euro pro tag. aufs glatt­eis ge­führt zu wer­den mag ich nur un­ter be­stimm­ten um­stän­den. heu­te je­den­falls war ich nicht in die­sen um­stän­den und sag­te „nö dan­ke“.

„mit dem voll­kas­ko­schutz mit null euro selbst­be­tei­li­gung be­kom­men sie die e-klas­se kos­ten­los.“

na­tür­lich kos­tet das voll­kas­ko-up­grade mehr als 16 euro pro tag. die­se sa­les-tricks funk­tio­nie­ren bei mir sehr gut, wenn ich nach 17 stun­den flug aus ei­nem flug­zeug stei­ge, heu­te um sie­ben war ich aus­ge­schla­fen. ich lehn­te er­neut dan­kend ab.

„ok, ich ma­che ih­nen ein an­ge­bot und gebe ih­nen das up­grade für 7 euro.“

weil die e-klas­se ein die­sel mit harn­stoff-tech­no­lo­gie war, die ja so um­welt­freund­lich sein soll, aber auch um end­lich ins auto stei­gen zu kön­nen, sag­te ich dann ja.


um neun sind wir los­ge­fah­ren, pünkt­lich um zwölf, wie vom na­vi­ga­ti­ons­sys­tem vor­aus­ge­sagt ka­men wir im „ho­tel frei­geist“ in nort­heim an. wir wa­ren hier mit mei­ner mut­ter, mei­nem va­ter und mei­ner schwes­ter ver­ab­re­det, um mei­nen opa, der vor zwan­zig jah­ren ge­stor­ben war, um­zu­bet­ten, da­mit er ne­ben sei­ner frau, die letz­tes jahr ge­stor­ben war, lie­gen konn­te.

vor­her gabs na­tür­lich noch mit­tag­essen. auf der spei­se­kar­te wird no­va­lis zi­tiert:

Wer Schmet­ter­lin­ge la­chen hört,
der weiß, wie Wol­ken schme­cken.

mei­ne mut­ter moch­te den spruch.

ich nahm als vor­spei­se ein rin­der-tar­ta­re, von re­gio­na­len rin­dern glau­be ich, dass mir et­was zu pom­pös or­na­men­tiert war, aber sehr, sehr le­cker schmeck­te.

tar­ta­re im ho­tel frei­geist

als haupt­gang hab ich mir ein pilz­ri­sot­to kom­men las­sen. das war auch sehr le­cker und es kam viel be­schei­de­ner auf den tisch.

ru­he­wald bür­ger­holz in nort­heim

mei­ne oma ha­ben wir letz­tes jahr im „ru­he­wald bür­ger­holz“ be­stat­ten las­sen. sie sprach nicht ger­ne über ih­ren tod, vor al­lem weil sie ihn auch mit 92 für sehr un­wahr­schein­lich hielt. ihr ein­zi­ger aus­ge­spro­che­ner wunsch war, ne­ben ih­rem mann be­stat­tet zu wer­den. letz­te jahr liess sich die­ser wunsch aus ir­gend­wel­chen bü­ro­kra­ti­schen oder or­ga­ni­sa­to­ri­schen grün­den noch nicht um­set­zen, die­ses jahr konn­ten wir ihr den wunsch er­fül­len.

blick vom ru­he­wald bür­ger­holz in nort­heim auf ei­nen an­de­ren wald

das grab im wald zu fin­den war gar nicht so ein­fach. die be­stat­ter war­te­ten ei­gent­lich am „an­dachts­platz“ auf uns, ka­men dann aber zu uns rü­ber, als sie merk­ten, dass wir eher dar­an dach­ten, am grab selbst ein biss­chen an­däch­tig zu sein. ei­ner der her­ren brach­te dann die urne, in die mein opa um­ge­bet­tet wur­de, sehr an­däch­tig, zu uns rü­ber. ich kam mir vor wie im film:

die urne war sehr schön (und kom­pos­tiert sich in den nächs­ten jah­ren selbst), auch die klei­ne an­dacht war stil­voll, aber vor al­lem la­gen die bei­den jetzt wie­der zu­sam­men. dar­über freu­ten sich auch die bei­den be­stat­ter.

auf dem rück­weg sa­hen wir die vor­be­rei­tun­gen für ei­nen schul­klas­sen­aus­flug in den wald, für den (of­fen­sicht­lich) eine falk­ne­rin aus dem kreis nort­heim en­ga­giert wor­den war, die den kin­dern ei­nen rot­schwanz­bus­sard, eine schlei­er­eu­le und ei­nen uhu mit­ge­bracht hat­te.

schlei­er­eu­le
uhu

mein va­ter, der sich mit vö­geln ei­gent­lich sehr gut aus­kennt [sic!] er­kann­te den rot­schwanz­bus­sard nicht, was aber dar­an liegt, dass er nicht hei­misch ist, son­dern aus nord­ame­ri­ka kommt. die schlei­er­eu­le war re­la­tiv jung, der uhu hin­ge­gen um die 36 jah­re alt. in der wi­ki­pe­dia steht, dass uhus in ge­fan­gen­schaft bis zu 68 jah­re alt wer­den kön­nen. in frei­heit wer­den sie bei wei­tem nicht so alt. eine häu­fi­ge to­des­ur­sa­che von eu­len in deutsch­land ist hun­ger. es gibt im­mer we­ni­ger mög­lich­kei­ten für eu­len im win­ter mäu­se zu ja­gen, ei­ner­seits weil die schäd­lichs­be­kämp­fung die zahl der mäu­se kräf­tig re­du­ziert (und die nah­rung ver­gif­tet), an­de­rer­seits weil eu­len kaum noch zu­gang zu scheu­nen ha­ben, um dort auch im win­ter zu ja­gen. weg­flie­gen woll­ten die schlei­er­eu­le und der uhu, als wir so um sie rum­stan­den, trotz­dem stän­dig.


nach dem abend­essen habe ich die spei­se­kar­te nach whis­ky ab­ge­sucht. im „frei­geist“ gabs nur ei­nen schot­ti­schen sin­gle malt, bun­na­hab­hain. der kommt wie mein lieb­lings­whis­ky laphroiag auch aus is­lay und in der tat hat er mir auch sehr gut ge­schmeckt: viel we­ni­ger tor­fig als der laphroiag, aber ähn­lich äthe­risch-leicht. im whis­ky-store wird er als „leicht mit Früch­ten, ei­nem Hauch Va­nil­le“ be­schrie­ben und ich muss sa­gen das stimmt. vor al­lem schmeckt er sehr viel kom­ple­xer, bei­na­he wür­de ich sa­gen kom­pli­zier­ter, als der laphroiag. ger­ne wie­der.


jetzt ein mit­tags­schläf­chen.


neu­co­re

felix schwenzel in notiert

toll, rené nerd­core schreibt jetzt re­la­tiv re­gel­mäs­sig links aus die­sem gros­sen, neu­en in­ter­net links ausdem gei­len, neu­en in­ter­net™“ ins in­ter­net, als samm­lung. mit emo­jis im ti­tel. ich freue mich sehr, nicht nur weil er mich heu­te auch ver­linkt hat oder weil er emo­jis im ti­tel ver­wen­det, son­dern weil ichs gut fin­de. über­haupt fin­de ich nerd­core (wie­der) toll. ich freue mich je­den tag über das was rené ins netz schreibt und ver­weist (zum bei­spiel) und habe das ge­fühl, dass nerd­core nach der pau­se wie neu, viel fri­scher ist.

(das ist eine emp­feh­lung nerd­core zu abon­nie­ren, falls das nicht klar ge­wor­den ist, per RSS, twit­ter oder wie man es eben am liebs­ten mag.)


  aeon.co: Splat goes the theo­ry   #

loui­se o fres­co er­klärt, war­um obst und ge­mü­se aus tra­di­tione­lem, re­gio­na­lem an­bau nicht un­be­dingt bes­ser ist, als aus dem in­dus­tri­ell und en­er­ge­tisch op­ti­mier­ten treib­haus.

zu­mal dop­pel-blind-test zei­gen, dass frei ge­wach­se­ne to­ma­ten kei­nes­falls bes­ser (oder schlech­ter) schme­cken als die aus dem treib­haus und auf nähr­flüs­sig­keit ge­wach­se­nen.

loui­se o fres­co:

The coun­ter­in­tui­ti­ve les­son lear­ned from the case of to­ma­toes is that high-tech pro­duc­tion sys­tems pro­du­ce the hig­hest yields with the lo­west use of re­sour­ces per kilo pro­du­ced, and the lo­west los­ses. You might not be in­te­res­ted in high yields or ef­fi­ci­en­cy, but the trou­ble is that the low yields as­so­cia­ted with or­ga­nic far­ming uti­li­se more land to reach the same vo­lu­me of pro­duc­tion, lea­ving less land un­til­led and de­sti­ned for con­ser­va­ti­on. Bes­i­des, it is pre­cis­e­ly be­cau­se of the­se ef­fi­ci­en­ci­es that fun­ding, time and space are freed up for na­tu­re con­ser­va­ti­on, lei­su­re and arts.

auch wenn man den text mit ei­ner pri­se skep­sis le­sen soll­te, bringt er ein paar sehr über­zeu­gen­de ar­gu­men­te für die wei­te­re in­dus­tria­li­sie­rung der nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on, die ei­nen nach­denk­lich ma­chen (soll­ten).

  ste­fan-nig­ge­mei­er.de: Stoff für Frem­den­fein­de: die er­folg­rei­che So­cial-Me­dia-Stra­te­gie von „Fo­cus On­line“   #

mit­ar­bei­ter von fo­cus-on­line soll­te man mit der glei­chen ver­ach­tung wie mit­ar­bei­ter der bild-zei­tung stra­fen. ste­fan nig­ge­mei­er zeigt war­um.

  bo­ing­bo­ing.net: How Ame­ri­ca bought and sold ra­cism, and why it still mat­ters   #

viel­leicht darf sa­ti­re „al­les“, aber ka­ri­ka­tu­ren soll­ten nicht al­les dür­fen, wie man bei ei­nem blick in die ge­schich­te se­hen kann.

  tech­dirt.com: T-Mo­bi­le Ex­empts Vi­deo Streams From Wire­less Data Caps, Sets A Hor­ri­ble Pre­ce­dent   #

karl bode zi­tiert matt wood von free press:

"T-Mo­bi­le wants to sug­gest it’s sa­ving cus­to­mers by ex­emp­ting vi­deo from its data caps. But we have to re­mem­ber that T-Mo­bi­le im­po­sed the­se caps in the first place. It’s a cheap sa­les trick: First you fa­bri­ca­te a pro­blem for cus­to­mers; then you make that pro­blem go away and act like you’ve done them a huge fa­vor."

wie ge­sagt: man­gel schaf­fen und dann geld oder image mit der be­sei­ti­gung des man­gels ver­die­nen ist das ge­schäfts­mo­dell der wahl.

  hei­se.de: Kunst­ak­ti­on ge­gen rus­si­schen Ge­heim­dienst FSB   #

flo­ri­an röt­zer:

Paw­len­sky, der ge­gen den „ewi­gen Ter­ror“ des Ge­heim­diens­tes pro­tes­tier­te, wur­de wie­der ein­mal we­gen Van­da­lis­mus und des ord­nungs­stö­ren­den Ver­hal­tens an­ge­klagt. Dem Rich­ter soll er ge­sagt ha­ben, so die Web­site Me­dia­zo­ne, dass er des Ter­ro­ris­mus an­ge­klagt wer­den wol­le: „Ich glau­be, das ist die Lo­gik Ih­res Sys­tems. Und bis mei­ne For­de­run­gen ein­ge­löst wer­den, wei­ge­re ich mich, ir­gend­ei­ne Ih­rer Ge­richts­ri­tua­le zu er­fül­len.“

  the­guar­di­an.com: The day I met Hel­mut Schmidt, my chain-smo­king fa­ther fi­gu­re   #

wolf­gang blau:

I had a strong hea­da­che by then from all the ci­ga­ret­tes but he con­tin­ued to ask ques­ti­ons – alt­hough none re­gar­ding user comm­ents. In fact, he as­ked me more ques­ti­ons about the fu­ture of di­gi­tal jour­na­lism than any print jour­na­list I have ever work­ed with – a good role mo­del in­de­ed.

(via wolf­gang blau)

  sla­te.com: Ico­nic book co­vers as GIFS: The Gre­at Gats­by and Moby Dick be­co­me even more eye-pop­ping in mo­ti­on.   #

sehr hübsch, buch­co­ver ver­GIFt. (via)


  zeit.de: Hel­mut Schmidt: Ein Le­ben für Deutsch­land   #

nach­ruf von theo som­mer auf hel­mut schmidt:

Wäh­rend sei­ner letz­ten Er­kran­kung schrieb ich ihm ein paar Zei­len; er freu­te sich dar­über. Aber ich woll­te ihn so bald wie mög­lich se­hen, ihn auf­hei­tern, mit ihm über die Welt­läu­fe re­den. Also nahm ich mir vor, ihn auch ohne Ter­min am vo­ri­gen Wo­chen­en­de ein­fach zu über­fal­len. Am Sams­tag­vor­mit­tag fuhr ich in den Neu­ber­ger­weg, mit ei­nem Beu­tel­chen voll Bai­leys-Pra­li­nen, das mei­ne Se­kre­tä­rin Eva Bont­zas be­sorgt hat­te – Bai­leys war das ein­zi­ge al­ko­ho­li­sche Ge­tränk, das er gern zu sich nahm. Vor dem Haus traf ich ei­nen sei­ner Si­cher­heits­be­am­ten. „Es wird wohl nichts mit dem Be­such“, sag­te er. „Der Chef hat die gan­ze Nacht nicht ge­schla­fen. Jetzt schläft er. Ich weiß nicht, wann er auf­wacht.“

Hel­mut Schmidt ist nicht wie­der auf­ge­wacht. Ich traue­re um ei­nen Freund, der mir viel be­deu­tet hat. An sei­nem Grab wer­de ich mit Mat­thi­as Clau­di­us sa­gen: „Sie ha­ben ei­nen gu­ten Mann be­gra­ben. Mir war er mehr.“

hel­mut schmidt war ein mann mit ei­nem mit­tei­lungs­be­dürf­nis wie ein blog­ger:

Er blieb rast­los tä­tig, reis­te ohne Un­ter­lass um die Welt, hielt Vor­trä­ge und schrieb in drei­ßig Jah­ren drei­ßig Bü­cher, alle le­sens­wert und be­den­kens­wert, al­les Best­sel­ler.

Von 1983 bis heu­te schrieb er 282 Ar­ti­kel, meist gro­ße Aus­ar­bei­tun­gen.

  ny­ti­mes.com: Hel­mut Schmidt, As­ser­ti­ve West Ger­man Chan­cell­or, Dies at 96   #

ein et­was di­stan­zier­te­res por­trait von hel­mut schmidt in der new york times. ich habe hel­mut schmidt bis­her jeg­li­chen hu­mor ab­ge­spro­chen, aber wie man am ende des nyt-ar­ti­kels sieht, zu un­recht:

As­ked to as­sess his suc­ces­sor, Mr. Kohl, he was cha­rac­te­risti­cal­ly wi­the­ring. “I think the­re are still two or th­ree fields in which he still needs a lot of edu­ca­ti­on,” he told The Times. As­ked which ones, he ans­we­red, “In­ter­na­tio­nal af­fairs, arms con­trol and mi­li­ta­ry stra­tegy, and eco­no­mics and fi­nan­ce.”

[nach­trag 11.11.2015]
auch sehr (an­ge­nehm) di­stan­ziert der nach­ruf von ste­fan rei­ne­cke in der taz.

  you­tube.com: Gün­ter Gaus im Ge­spräch mit Hel­mut Schmidt (1966)   #

fast 50 jah­re al­tes in­ter­view von gün­ter gaus mit hel­mut schmidt. bei ste­fan nig­ge­mei­er ge­fun­den .

  sz-ma­ga­zin.sued­deut­sche.de: »Wir ho­len dich da raus«   #

ron­ja von wurmb-sei­bel und ni­klas schenck über ha­sib azi­zi, dem sie bei sei­ner flucht nach deutsch­land ge­hol­fen ha­ben.

  kraut­re­por­ter.de: Der In­nen­mi­nis­ter ist ein Re­fu­gié   #

1685 floh eine ahnin von tho­mas de mai­ziè­re aus frank­reich nach kas­sel.

  xkcd.com: Iso­la­ti­on   #

DUDE. ITS BEEN TWO CEN­TU­RIES.
TAKE A HINT.

  blog.nz-on­line.de: War­um in Nürn­berg die Schlo­te nicht rau­chen   #

wie in nürn­berg (und an­ders­wo) mo­bil­funk­mas­ten ver­bor­gen wer­den (via).

  blogs.taz.de: Words Of Wis­dom: Chris­toph Waltz über Bond und Bond­bö­se­wich­te   #

chris­ti­an ihle hat ein paar klu­ge pas­sa­gen aus ei­nem sz-in­ter­view mit chris­toph waltz ko­piert. das gan­ze in­ter­view gibt’s bei blend­le [€].

  thi­sisnt­hap­pi­ness.com: The Gi­f­a­thon - is on, Ja­mes Cur­ran   #

tol­le gifs.


plas­tik­ge­röll­las­ter #auf­dem­weg­zurar­beit #la­ter­gram


Photo by felix schwenzel in Rotes Rathaus. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

plas­tik­ge­röll­las­ter #auf­dem­weg­zurar­beit #la­ter­gram


Photo by felix schwenzel in EsPresto AG. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

be­spre­chungs­sym­bol­bild


ei­ner der grün­de, war­um ich re­zep­te blog­ge ins in­ter­net schrei­be ist die wie­der­auf­find­bar­keit für mich selbst. zum bei­spiel die­ses re­zept. um das wie­der­zu­fin­den muss­te ich nir­gend­wo blät­tern oder den pas­sen­den zet­tel su­chen, son­dern ein­fach nur nach sar­di­nen su­chen.

schmeck­te ge­nau­so gut wie vor ei­nem jahr. und nicht die boh­ne nach fisch, ob­wohl zwei do­sen öl­sar­di­nen drin sind.


schrift­grös­se

felix schwenzel in notiert

ich weiss nicht ob’s am al­ter liegt oder am trend, aber ich hab die schrift­grös­sen hier ein biss­chen grös­ser ge­macht. sich am le­se­mo­dus von ios zu ori­en­tie­ren kann kei­ne fal­sche wahl sein, hab ich mir ge­dacht. auch die schrift­gra­de für grös­se­re dar­stel­lun­gen sind ein biss­chen ge­wach­sen.


  zeit.de: Sie nen­nen es Ster­be­haus   #

su­per re­cher­che von marc brost und an­dre­as vei­el:

In ge­wis­ser Wei­se funk­tio­niert die Deut­sche Bank wie ein Or­den. Je­der hält je­den in Schach. Ein fein aus­ge­klü­gel­tes Sys­tem von Pri­vi­le­gi­en, Sank­tio­nen und Ein­schüch­te­rung er­stickt jede Kri­tik. Wer von il­le­ga­len Vor­gän­gen in der Bank weiß, der kann das der Öf­fent­lich­keit nicht mit­tei­len. Denn selbst wenn die Aus­sa­gen ju­ris­tisch was­ser­dicht wä­ren, selbst wenn die Vor­wür­fe mit Do­ku­men­ten zu be­le­gen wä­ren – die Bank könn­te den Ver­rä­ter mit Re­gress­for­de­run­gen we­gen Ge­heim­nis­ver­rats oder an­geb­li­cher Ruf­schä­di­gung fi­nan­zi­ell ver­nich­ten. „Man weiß: Wenn man in den Vor­stand ein­tritt, kommt man nicht mehr un­schul­dig her­aus“, sagt ei­ner der Ehe­ma­li­gen. „Es ist ein Deal auf Le­bens­zeit.“

  zeit.de: Phil Coll­ins: „Selbst ich wer­de ir­gend­wann cool“   #

sym­pa­thi­sches, lan­ges in­ter­view mit phil coll­ins.

  se­ri­en­jun­kies.de: The Mup­pets: Neu­er Show­run­ner und Neu­aus­rich­tung   #

anke grö­ner hat es ein paar wo­chen vor mir ge­merkt, dass die mup­pets neu­auf­la­ge ste­reo­ty­per co­me­dy-quark ist:

Der Rest der Fol­ge fühl­te sich ähn­lich falsch an; die Mup­pets sind hier zu er­wach­sen, zu zy­nisch, zu ab­ge­brüht, um mir noch Spaß zu ma­chen.

mir ma­chen die mup­pets nach 6 fol­gen auch kei­nen spass mehr. nach fol­ge 6 hat­te ich mich ent­schie­den, das nicht mehr wei­ter­zu­gu­cken. es scheint vie­len an­de­ren men­schen ähn­lich wie mir zu er­ge­hen, die zu­schau­er­zah­len ha­ben sich seit der pre­mie­re hal­biert. jetzt soll es eine krea­ti­ve neu­aus­rich­tung ge­ben. ich ver­mu­te, für mich ist das jetzt zu spät.

  bo­ing­bo­ing.net: Re­pu­bli­can de­ba­te with all the dia­log re­mo­ved   #

hihi.

  frau­ruth.de: Mein Kampf   #

frau ruth hat sich die ver­lei­hung von ir­gend­was an karl ove knaus­gård an­ge­se­hen und er­fah­ren, wie er aus­ge­spro­chen wird. moni hat auch was zu knaus­gårds neu­em buch träu­men ge­schrie­ben.

  ju­li­are­da.eu : Leis­tungs­schutz­recht 2.0: Die EU-Kom­mis­si­on rüs­tet zum An­griff auf den Hy­per­link   #

ju­lia reda über die nächs­ten ir­ren plä­ne der eu-kom­mis­si­on zum leis­tungs­schutz­recht: zoll und rechts­un­si­cher­heit auf links:

Laut ei­nem ges­tern ge­le­ak­ten Plan für die Ur­he­ber­rechts­re­form (via IP­Kat) er­wägt die Kom­mis­si­on ent­ge­gen der bis­he­ri­gen Rechts­spre­chung und al­ler Ver­nunft das blo­ße Ver­lin­ken von In­hal­ten un­ter Ur­he­ber­rechts­schutz zu stel­len. Da­mit hät­ten die Pres­se­ver­le­ger ein po­ten­tes Druck­mit­tel – und gleich­zei­tig wür­de jede der Quer­ver­bin­dun­gen, die das In­ter­net erst zu ei­nem Netz ma­chen, zur ju­ris­ti­schen Tret­mi­ne.

rené hat auch was dazu und ti_leo auch.

  bo­ing­bo­ing.net: Po­li­ce uni­on th­rea­tens "sur­pri­se" for Quen­tin Ta­ran­ti­no   #

rob be­schiz­za:

That the po­li­ce are out of con­trol and care litt­le for the con­sent of the po­li­ced seems ob­vious. That they'­re so per­fect­ly nasty and ob­vious about it is be­co­ming a sick joke.

  you­tube.com: Do­nald Trump Mo­no­lo­gue   #

1a-stra­te­gie ge­gen jede form von kri­tik: sich selbst be­schimp­fen, sich auch mit den übels­ten (und wah­ren) vor­wür­fen ein­rei­ben und wei­ter­ge­hen. hier sieht man, wie do­nald trump sich in der show live als ras­sis­ten be­schimp­fen lässt und das pro­blem (dass er sich wie ein ein ras­sis­ti­sches arsch­loch be­nimmt) als gag ins lee­re lau­fen lässt.

youtube-video laden, info, direktlink

  then­ext­web.com: Fa­ra­day wants you to be­lie­ve it's not a front for the Ap­ple Car, but pro­ba­b­ly is   #

ap­ple war auch mein ers­ter ge­dan­ke. aber mit mei­nen ers­ten ge­dan­ken lie­ge ich oft sehr weit da­ne­ben.


vom pots­da­mer platz zum teu­fels­berg

felix schwenzel in artikel

weil die bei­fah­re­rin in der bo­ti­cel­li-aus­stel­lung ver­ab­re­det war und es ei­lig hat­te, hab ich sie heu­te zur ge­mäl­de­ga­le­rie ge­fah­ren, den miet­wa­gen dort ab­ge­stellt und mich zu fuss auf den weg zum teu­fels­berg ge­macht. auf dem teu­fels­berg ist die­se ehe­ma­li­ge ab­hör­sta­ti­on mit den ku­geln, die man aus film und fern­se­hen und netz­po­li­ti­schen in­ter­views kennt. aus­ser­dem ist der teu­fels­berg qua­si ex-ber­lin. laut wi­ki­pe­dia lie­gen un­ter der ex-ab­hör­sta­ti­on „26 Mil­lio­nen Ku­bik­me­ter Trüm­mer­schutt“. das ent­spre­che „grob ei­nem Drit­tel der Trüm­mer zer­bomb­ter Ber­li­ner Häu­ser“. tat­säch­lich sah ich bei mei­nem auf­stieg auf den teu­fels­berg im­mer wie­der schutt und bau­ma­te­ri­al zwi­schen den pflan­zen lie­gen.

zu­erst kam ich auf mei­nem weg an dem ge­bäu­de vor­bei, in dem holtz­brinck vor sie­ben jah­ren mit ei­nem nach­rich­ten­por­tal für jun­ge men­schen (zoo­mer.de) ge­schei­tert ist. ge­nau, aus­ge­wach­se­ne jour­na­lis­ten, die ihre le­ser du­zen und ih­nen bun­te tex­te vor­wer­fen, in der hoff­nung, dass sie von der ziel­grup­pe ge­teilt wer­den, gibt’s nicht erst seit ze.tt oder ben­to.de. zoo­mer ist le­dig­lich sie­ben jah­re frü­her ge­schei­tert als ze.tt und ben­to.

da­mals er­klär­te man mir bei zom­mer.de, dass das ge­du­ze so sein müs­se:

das rum­ge­du­ze will die ziel­grup­pe üb­ri­gens so ha­ben, liess ich mir er­klä­ren. 21 bis 35 jäh­ri­ge sind so. sie wol­len auf nach­rich­ten­por­ta­len ge­duzt wer­den. markt­for­schung, doo!

der witz ist, dass ben­to.de und ze.tt den glei­chen quark wie zom­mer.de da­mals ma­chen: in ar­ti­keln und über­schrif­ten wild du­zen, aber im im­pres­sum und der da­ten­schutz­er­klä­rung — why so se­rious? — wird plötz­lich steif ge­siezt.

ben­to:

Der An­bie­ter ver­wen­det Coo­kies, um Ih­nen eine mög­lichst kom­for­ta­ble Nut­zung des An­ge­bo­tes zu er­mög­li­chen.

ze.tt:

ze.tt ver­si­chert Ih­nen, dass Ihre Da­ten ge­mäß den gel­ten­den Da­ten­schutz­be­stim­mun­gen, ge­mäß dem Te­le­me­di­en­ge­setz des Rund­funk­staats­ver­tra­ges, dem Bun­des­da­ten­schutz­ge­setz so­wie wei­te­ren da­ten­schutz­recht­li­cher Be­stim­mun­gen ge­nutzt wer­den.

ein paar häu­ser wei­ter gabs das glei­che fas­sa­den-mo­tiv an ei­nem neu ge­bau­ten wohn­haus.

un­ten in dem haus streif­ten ein paar sehr jun­ge si­cher­heits-/wach­män­ner rum, ei­ner von ih­nen sass an ei­nem klei­nen tisch und schau­te auf ei­nem por­ta­blen DVD-spie­ler fil­me an. hät­te der arme mann nen lap­top ge­habt, hät­te er ein biss­chen ze.tt oder ben­to le­sen kön­nen.

ein paar blö­cke wei­ter, ich glau­be nach dem ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um, war noch ein jun­ger mann zu se­hen, auf ein ex-mau­er­stück ge­malt:




weil ich kurz da­nach pink­len muss­te, bin ich ins in­ter­con­ti­nen­tal aufs klo ge­gan­gen. in gros­sen ho­tels kann man pri­ma aufs klo ge­hen. ei­gent­lich soll­te das in je­dem rei­se­füh­rer ste­hen. die toi­let­ten gros­ser ho­tels sind im­mer top ge­pflegt, bie­ten gute pri­vat­s­hä­re — wo be­kommt man die heut­zu­ta­ge sonst noch? — und fast im­mer or­dent­li­che hand­tü­cher. und blu­men.

selbst in den USA, wo man auf toi­let­ten we­gen der gros­sen spalt­mas­se der tü­ren qua­si im frei­en sitzt, ha­ben die gros­sen ho­tels meist sehr an­ge­nehm ge­schlos­se­ne WC-ka­bi­nen.

an der har­den­berg-/kant­stras­se spries­sen der­zeit die hoch­häu­ser. dort wird so viel ge­baut, dass man sich fast in den os­ten ver­setzt fühlt. lei­der muss ich sa­gen, fin­de ich das so­gar re­la­tiv schick.

auch das bi­ki­ni-ein­kaufs­zen­trum hat dem vier­tel gut ge­tan, selbst das zoo-pa­last-kino sieht wie­der vor­zeig­bar aus. ne­ben dem zoo-pa­last hat kürz­lich ein jim-block-re­stau­rant auf­ge­macht, wie in ham­burg, di­rekt un­ter dem va­ter-re­stau­rant, dem block haus. weil ich jim block mag und aus­ser­dem hun­ger hat­te, hab ich mir dort ei­nen bur­ger ge­kauft. zum bur­ger gabs ei­nen win­zi­gen gur­ken­sa­lat aus gur­ken-wür­feln, was ich scha­de fand, den das co­les­law im jim block war frü­her über­ra­gend gut.

lei­der konn­te ich die klei­ne scha­le gur­ken­sa­lat nicht auf­es­sen, da sie mir nach dem ers­ten bis­sen aus der hand glitt. of­fen­bar ist der sa­lat mit viel glit­schi­ger sah­ne an­ge­macht. der bur­ger (bbq) war lei­der auch scheis­se. roch ko­misch, schmeck­te ko­misch und die bröt­chen­hälf­ten wa­ren eis­kalt. die pom­mes und die ma­yo­nai­se wa­ren al­ler­dings su­per. was mir auch auf­fiel: das licht dort hat das po­ten­zi­al ei­nen in den wahn­sinn zu trei­ben; als ich mir das be­rühmt-be­rüch­tig­te block-steak-pfef­fer-salz auf die pom­mes streu­te, gab es ei­nen op­ti­schen ef­fekt wie bei dis­ko stro­bo­skop­licht. man sah die pfef­fer­kör­ner beim fal­len im­mer nur kurz auf­blit­zen, dann wur­den sie un­sicht­bar. das müs­sen ir­gend­wel­che in­ter­fe­renz-ef­fek­te der LED oder neon-be­leuch­tung dort ge­we­sen sein.

der steak-pfef­fer ist üb­ri­gens das ein­zi­ge was bei jim block um­sonst ist, bzw. was es ohne zu fra­gen gibt. auch nach ser­vi­et­ten muss man fra­gen, von ket­chup und mayo gar nicht erst zu spre­chen.


ver­lässt man den ku­damm über die joa­chim­s­ta­ler stras­se, bzw. bun­des­al­lee wird’s wie­der ty­pisch west­ber­li­ne­risch schrot­tig und ab­ge­nutzt. er­staun­lich wie ein paar hun­dert me­ter fuss­weg den cha­rak­ter ei­nes quar­tiers ver­än­dern kön­nen. tra­shig kann man die mö­bel­ge­schäf­te an der bun­des­al­lee üb­ri­gens un­ge­straft nen­nen:

an den wohn­blocks in der ge­gend kann man aber im­mer­hin im­mer wie­der hüb­sche schat­ten- und licht­spie­le be­ob­ach­ten:

am ho­hen­zol­lern­damm dann das sym­bol­bild für west-ber­lin schlecht­hin:

wei­ter nach (ich glau­be) zehlen­dorf. ich glau­be dort gibt es vie­le an­tro­po­so­phi­sche ein­rich­tun­gen, die ar­chi­tek­tur be­müht sich dort je­den­falls sehr um die ver­mei­dung von rech­ten win­keln:

auch die adams fa­mi­ly hat hier of­fen­bar eine ber­lin-re­si­denz:

zu­cker­süs­se, far­ben­pral­le herbst­bil­der sind heu­te wahr­schein­lich zehn­tau­sen­de ent­stan­den, ich habe auch ei­ni­ge ge­macht. sie­he auch oben. hier noch zwei:




am s-bahn­hof gru­ne­wald habe ich mir eine fla­sche frisch­ge­press­ten oran­gen­saft ge­kauft und mir vor­ge­nom­men den auf dem teu­fels­berg zu trin­ken. der bahn­hofs­vor­platz fühl­te sich an wie in der düs­sel­dor­fer city. alt­ge­wor­de­ne, ar­ri­vier­te pop­per in se­gel­schu­hen, sau­be­ren lu­xus-SUVs, die mal eben draus­sen ein sekt­chen schlür­fen ge­hen, wenn das wet­ter so prall ist. auf dem bahn­hofs­vor­platz! ich staun­te sehr. den bah­hofs­vor­platz habe ich nicht fo­to­gra­fiert, da­für aber die un­ter­füh­rung.

hin­ter dem bahn­hof geht’s di­rekt in den gru­ne­wald. al­les sehr un­spek­ta­ku­lär, wald eben. den teu­fels­berg lie­fen ne­ben mir auch sehr vie­le an­de­re spa­zier­gän­ger hoch. oben an­ge­kom­men sah ich, dass die an­la­ge mit den ku­geln sehr ge­wis­sen­haft um­zäunt ist. ich war zu er­schöpft um eine run­de um die an­la­ge zu dre­hen, um zu se­hen ob es da ir­gend­wo ei­nen ein­lass gab.

also setz­te ich mich auf eine bank in die pral­le son­ne, fo­to­gra­fier­te die son­ne, trank mei­nen oran­gen­saft und in­sta­gramm­te ein paar bil­der. gre­gor klar kün­dig­te an, dort wo ich sass, auch bald vor­bei­zu­kom­men, ich war dann aber schon lan­ge wie­der auf dem weg zur s-bahn, als er dann da war.

ins­ge­samt war ich heu­te 16 ki­lo­me­ter und 5 stun­den zu fuss un­ter­wegs.


Photo by felix schwenzel in Teufelsberg. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

vom teu­fels­berg in die son­ne run­ter­fo­to­gra­fiert.


hu­ber­tus­see