heute nachmittag sind wir kurz an den müggelsee gefahren, der mit dem auto geschlagene 40 minuten entfernt ist. mit der bahn wären wir über eine stunde unterwegs gewesen. und weil wir noch den mietwagen hatten, sind wir natürlich auto gefahren.
der ortsteil wo man kurz vor dem müggelsee unter der spree durchlaufen kann, heisst glaube ich eisengrundfriedrichshagen. dort wurde bis 2010 auch das berliner bürgerbräu gebraut, in einer ziemlich grossen und mittlerweile ziemlich verfallenen brauerrei, die jetzt laut wikipedia nur noch als brauereimuseum genutzt wird.
neben der ex-brauerei liegt der spreetunnel.
demnächst soll es dort richtig schön werden.
im moment wird die eine hälfte des spreetunnels schön gemacht.
auf der anderen seite ist es bei schönem wetter bestimmt sehr schön.
wir sind dann an der spree runtergelaufen, und fragten uns ein paar hundert meter weiter, ob das eine kunst-installation oder notwendigkeit ist.
noch ein paar hundert meter weiter ein sehr interessantes gastronomie-konzept: einfach das restaurant schlecht erreichbar machen und dann auf kundschaft hoffen, die sich durch nichts abschrecken lassen.
auf den ungefähr 4 kilometern an der spree entlang war sehr wenig los, wahrscheinlich lags auch am beschissenen wetter. ein bisschen fühlte sich der weg wie in schottland an. den rückweg sind wir dann mit der strassenbahn gefahren.
und stellt dabei ein paar gute fragen. ich kann die fragen auch nicht alle beantworten, ausser der allgemeinen feststellung, dass realität natürlich immer subjektiv ist. niemand kann die realität voll erfassen, wenn das so wäre, gäbe es bereits eine heilung für krebs oder ein mittel gegen schnupfen. weil die zelluläre realität der menschlichen wahrnehmung aber verschlossen ist und wir uns ihr nur mit primitiven werkzeugen näheren können sind uns unendlich viele aspekte der realität noch immer verschlossen, trotz rasterlektronenmikroskopen oder enormen fortschritten der molekularbiologie, der virologie und anderen wissenschaftszweigen.
aber auch die realität die wir mit den augen und dem verstand erfassen können ist nur nur ein winziger ausschnitt aus dem gesamtbild. abhängig von unserem aufenthaltsort, unserer erziehung, ausbildung oder gesellschaftsform in der wir leben, abhängig von unserem alter, unserem familienstand oder freunden — aber natürlich auch abhängig von unserem medienkonsum — nehmen wir die „realität“ unterschiedlich wahr. und dann kommt noch das ganze geraffel mit der erkenntnistheorie oder gar der quantenphysik dazu.
der witz ist: wir sollten uns stets vor augen halten, dass nicht nur jon snow nichts weiss, sondern dass wir alle nichts wissen. oder in diesem zusammenhang, dass wir uns die welt bewusst oder unbewusst oder aus mangel an wahrnehmungskapazität so oder so zurechtfiltern. gehirnforscher und psychologen wissen ebenfalls, dass wir unsere wahrnehmung massiv filtern. viele menschen nehmen gerne drogen um mit den grenzen dieser wahrnehmungsfilter zu experimentieren, aber richtig im alltag funktionieren, ich glaube das ist konsens, können wir nur mit intakten filtermechanismen.
während meines zivildienstes und meiner ausbildung empfand ich es als ausgesprochen überraschend zu erfahren welche lebensweisen, ansichten und probleme ausserhalb eines gymnasiums und eines mittelklassehaushalts existieren. ich erkannte in meiner zivildienst- und ausbildungsfilterblase, dass ich die letzten 18 jahre in einer gymnasiums- und mittelklassefamilienblase lebte.
ich erkannte aber auch, dass der bevorzugte lebensraum der menschen blasen sind. und der einzige weg aus einer blase besteht darin, in andere blasen zu steigen. die werkzeuge, um möglichst viele blasen zu betreten liegen auf der hand: reisen, lesen, neugierde, experimentierfreude, lernen, kommunizieren und lesen, lesen und lesen.
aber das wichtigste werkzeug ist und bleibt das ständig aufgefrischte bewusstsein, dass wir nunmal in blasen leben und dass es werkzeuge dagegen gibt, die wir immer wieder aktiv nutzen müssen.
ich weiss gar nicht, warum der begriff der filter-bubble im zusammenhang mit den „neuen“ medien so negativ konotiert ist. ich habe es in den letzen 40 jahren immer vermieden die bild-zeitung oder andere publikationen zu lesen, die meinem weltbild zu wider laufen. genauso wie ich nicht auf death metal konzerte gehe (eigentlich auf gar keine konzerte), schliesse ich (schon immer) einen grossteil der auf der welt existierenden publikationen und menschen aus meiner wahrnehmung aus. warum sollte ich das im internet anders handhaben?
mein medienkonsum ist trotzdem relativ divers und zeitintensiv, erst recht durchs internet, aber neben den natürlichen filtern, filtere ich selbstverständlich auch bewusst. ich vermeide echtzeitnachrichten und ziehe abgehangene berichterstattung vor, selbst der alte tanker tagesschau ist mir an den meisten tagen viel zu hektisch und aufgeregt. ich bin froh über die vorfilterung die facebook in meiner timeline vornimmt und bin immer wieder erstaunt darüber, dass es leute gibt die ihrer twitter-timeline akribisch folgen. mir reicht es bei twitter alle paar tage mal kurz die lage zu sondieren und unter umständen auf ein paar vorgeworfene infohäppchen zu reagieren.
vor zwanzig jahren habe ich meine informationen über die aussenwelt (mehr oder weniger) ausschliesslich über wochenzeitungen bezogen. dadurch verliert die welt keinesfalls ihren schrecken und die grausamkeiten die in der welt passierten zogen dadurch keinesfalls an mir vorbei, aber die ereignisse liessen sich durch die zeitliche distanz sehr viel besser einordnen und verdauen. als nachrichtenjunkie am livestream der welt zu sitzen ist ein bisschen wie ausschliessliche rohkosternährung. nicht gegen gelegentliche rohkost, aber gekocht und gewürzt schmeckt essen meistens besser und lässt sich sehr viel leichter verdauen.
so wie ich mich entschieden habe mir keine kaum horrorfilme oder schnulzige romanzen anzusehen, habe ich mich auch entschieden nur bestimmte publikationen zu lesen, bzw. informanten auszufiltern, die mich zu sehr aufregen oder ratlos werden lassen. um die frage vom nuf oben also kurz zu beantworten: du darfst. du sollst. du kannst.
Die Dummheit, mit der wir es hier, in Dresden und anderswo, zu tun haben, ist also nicht eine des Geistes, jedenfalls nicht in erster Linie. Es geht nicht um einen Mangel an Intelligenz: In diesem Sinne dumme Menschen können sehr intelligent sein – oder sagen wir besser: schlau? Nein, es geht um Seelendummheit, und um, wie Musil sagte, die Dummheit als »Gefühlsfehler«, die ihren Ursprung in Furcht vor dem Leben, in Angst vor der Zukunft, ja, in Panik hat. Und in der Unfähigkeit, damit auf andere Art als hassend umzugehen.
einer der besten texte die ich bisher als reaktion auf die anschläge von paris gelesen habe. wobei ich nicht viel dazu gelesen habe, auch aus der erkenntnis heraus, dass aus unmittelbaren reaktionen, meist kein allzu grosser erkenntnisgewinn erwächst, dafür aber um so mehr aufregung. und aufregung gilt es insbesondere jetzt zu vermeiden.
Wenige Stunden nach den Anschlägen in Paris mit rund 130 Toten Freitagnacht haben sich erste Strafverfolger hierzulande für umfangreichere Überwachungskompetenzen ausgesprochen. "Das eng gefasste Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung muss überdacht werden", betonte der stellvertretende Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, am Samstag gegenüber der "Rheinischen Post".
erstaunlich, wie schnell und schamlos die instrumentalisierung von katastrophen manchmal einsetzt. abgesehen davon dass frankreich bereits eine vorratsdatenspeicherung für 12 monate durchführt (und dieser hinweis natürlich auch eine instrumentalisierung der anschlagsserie ist), ist es doch erschreckend zu sehen, dass führende mitglieder des sicherheitsaparats glauben, mit ein paar selektoren oder regexen liessen sich die arschlöcher, die uns mit ihrem anschlägen in angst und schrecken versetzen wollen, einfangen. als wären die so blöd, ihre planungen per email und handy durchzuführen. diese allmachtsphantasie, dass man nur mehr überwachen müsse um irgendwann alles zu wissen, hat sascha lobo bereits mehrfach brilliant in seiner kolumne thematisiert.
Centuries have passed since the wars of religion ceased in Europe, and since men stopped dying in large numbers because of arcane theological disputes. Hence, perhaps, the incredulity and denial with which Westerners have greeted news of the theology and practices of the Islamic State. Many refuse to believe that this group is as devout as it claims to be, or as backward-looking or apocalyptic as its actions and statements suggest.
sehr langer, auf mehreren ebenen schwer verdaubarer text von graeme wood über den ISIS.
jenkins zitiert, wie wood, diverse islam-gelehrte, nur eben andere. vor allem widerspricht jenkins woods these, bzw. woods quellenauswahl zur frage, was den wahren glauben ausmache, bzw. wie weit man bei der interpretation von heiligen schriften gehen darf und wie weit man sich wörtlich an die texte halten müsse. da — und an vielen anderen stellen — habe wood zu viel „ausgelassen“ um zu einem ausgewogenen bild zu kommen. das kann man jetzt hier nachlesen oder wem das noch nicht reicht, auch in einem interview mit bernard haykel, einem experten der auch ausgiebig im atlantic-stück von wood zu wort kam.
Um es klarzustellen – ich habe nichts persönlich gegen Ellis Fröder. Ich habe allerdings viel gegen Verantwortliche in öffentlich-rechtlichen Anstalten, die immer noch nicht in der Lage sind, für Milliarden an Rundfunkbeiträgen eine zuverlässige Berichterstattung auch – und gerade in Krisensituationen zu gewährleisten. Wenn die „Mutter aller deutschen Fernsehnachrichten“ als erste Sondersendung nach dermaßen dramatischen Ereignissen wie am Freitagabend in Paris, lediglich ein sechs Minuten langes Geplänkel zweier in dieser Situation offensichtlich überforderter Fernsehfrauen zustande bringt, dann ist das schon fast eine Bankrotterklärung gegenüber den Zuschauern.
als beleg für die „unfähigkeit“ der öffentlich-rechtlichen „Anstalten“ zitiert horst müller den dialog zwischen susanne daubner und ellis fröder in der sonderausgabe der tagesschau am 13. november 2015, ab 23.35 im volltext. ich finde das gespräch, im gegenteil zu horst müller, allerdings beispielhaft gut: keine spekulationen, bzw. vermutungen klar als solche kennzeichnen, keine übereiligen schlussfolgerungen, dafür aber ein paar hintergründe die als gesichert gelten können.
die frage ist tatsächlich, was erwartet horst müller? livebilder von leichen und blutenden menschen? live-einspielungen von handybilder oder filmen die möglicherweise gerade die sozialen medien fluten? wenn ich die tagesschau einschalte (was ich in den seltenseten fällen tue) erwarte ich genau das was susanne daubner und ellis fröder geatn haben: eine sonderierung der als gesichert geltenden fakten und eine einordnung, welche informationen als gesichert gelten — und welche nicht.
jan girlich über die potenziellen gefahren einer bargeldlosen zukunft. mir ist der text etwas zu FUD, auch wenn er ein paar nachvollziehbare und wichtige argumente aufzählt. aber völlig unverständlich ist mir, warum ein autor auf netzpolitik auf eine pressemitteilung eines herstellers von „sicherheitssoftware“ linkt, um damit nachzuweisen dass bei bargeldlosen bezahlmethoden „der Betrug rasant“ wachse.
ich gebe zu: ich google manchmal auch die thesen über die ich schreben möchte um dann einen passenden artikel zu verlinken, aber von pressemitteilungen mit eindeutigem hintergrund, nehme ich dann schon abstand. und bei netzpolitik oder einem CCC-mitglied erwarte ich schon ein bisschen bessere expertise und quellenkentnis.
[nachtrag 17.11.2015]
auf netzpolitik ist der link auf die pressemitteilung jetzt mit einem link auf eine „unabhängigere Quelle für Betrug mit bargeldlosen Zahlungsmitteln“ ersetzt, einen artikel auf businesswire, dessen zentrale aussage ist, dass man dem betrug mit bargeldlosen zahlungsmitteln vor allem durch den einsatz von EMV-konformen zahlungskarten entgegentreten kann. der artikel plädiert also für chips statt magnetkarten für den bargeldlosen zahlungsverkehr. auch nicht erwähnt wird, dass die verluste durch betrug vor allem von den banken, bzw. zahlungsdienstleistern getragen werden:
Of the total $16.31 billion lost to fraud last year, card issuers worldwide absorbed 62%. Merchants accounted for the other 38%. In the U.S., card issuers lost $4.91 billion and merchants lost $2.95 billion. Those losses do not include related costs issuers and merchants incur.
das widerspricht natürlich der these im netzpolitik-artikel, dass die bargeldlosen zahlungsverfahren von banken vor allem aus profitgier, bzw. aus kostengründen in den markt gedrückt würden. unerwähnt bleibt folglich auch der hinweis bei netzpolitik, dass verluste durch betrügerische aktivitäten fast immer durch die kartenausgeber getragen werden und nicht beim konsumenten landen, eine sicherheit die bargeld in den wenigsten fällen bietet.
auf dem weg zum flughafen tegel, um sieben uhr morgens am kurt-schumacher-platz
heute sehr früh zum flughafen gefahren um dort nen mietwagen zu holen. bis jetzt hab ich am flughafen tegel immer grössere autos bekommen als ich bestellt und bezahlt habe und vor allem hat nie einer der autovermietungsschalterangestellten versucht sein verkaufsscript auf mich anzuwenden. na gut, den vollkasskoschutz mit null euro selbstbeteiligung versuchen mir immer alle anzudrehen. heute kam ich dann doch wieder in den genuss einer sales-script-aufführung: „ihnen kann ich heute etwas besonderes anbieten, für nur 16 euro ein upgrade auf ne e-klasse …“
das ist eigentlich schon der todesstoss für ein verkaufsgespräch, weil der herr mit 16 euro eigentlich 48 euro meinte: 16 euro pro tag. aufs glatteis geführt zu werden mag ich nur unter bestimmten umständen. heute jedenfalls war ich nicht in diesen umständen und sagte „nö danke“.
„mit dem vollkaskoschutz mit null euro selbstbeteiligung bekommen sie die e-klasse kostenlos.“
natürlich kostet das vollkasko-upgrade mehr als 16 euro pro tag. diese sales-tricks funktionieren bei mir sehr gut, wenn ich nach 17 stunden flug aus einem flugzeug steige, heute um sieben war ich ausgeschlafen. ich lehnte erneut dankend ab.
„ok, ich mache ihnen ein angebot und gebe ihnen das upgrade für 7 euro.“
weil die e-klasse ein diesel mit harnstoff-technologie war, die ja so umweltfreundlich sein soll, aber auch um endlich ins auto steigen zu können, sagte ich dann ja.
um neun sind wir losgefahren, pünktlich um zwölf, wie vom navigationssystem vorausgesagt kamen wir im „hotel freigeist“ in northeim an. wir waren hier mit meiner mutter, meinem vater und meiner schwester verabredet, um meinen opa, der vor zwanzig jahren gestorben war, umzubetten, damit er neben seiner frau, die letztes jahr gestorben war, liegen konnte.
vorher gabs natürlich noch mittagessen. auf der speisekarte wird novalis zitiert:
Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
meine mutter mochte den spruch.
ich nahm als vorspeise ein rinder-tartare, von regionalen rindern glaube ich, dass mir etwas zu pompös ornamentiert war, aber sehr, sehr lecker schmeckte.
tartare im hotel freigeist
als hauptgang hab ich mir ein pilzrisotto kommen lassen. das war auch sehr lecker und es kam viel bescheidener auf den tisch.
ruhewald bürgerholz in northeim
meine oma haben wir letztes jahr im „ruhewald bürgerholz“ bestatten lassen. sie sprach nicht gerne über ihren tod, vor allem weil sie ihn auch mit 92 für sehr unwahrscheinlich hielt. ihr einziger ausgesprochener wunsch war, neben ihrem mann bestattet zu werden. letzte jahr liess sich dieser wunsch aus irgendwelchen bürokratischen oder organisatorischen gründen noch nicht umsetzen, dieses jahr konnten wir ihr den wunsch erfüllen.
blick vom ruhewald bürgerholz in northeim auf einen anderen wald
das grab im wald zu finden war gar nicht so einfach. die bestatter warteten eigentlich am „andachtsplatz“ auf uns, kamen dann aber zu uns rüber, als sie merkten, dass wir eher daran dachten, am grab selbst ein bisschen andächtig zu sein. einer der herren brachte dann die urne, in die mein opa umgebettet wurde, sehr andächtig, zu uns rüber. ich kam mir vor wie im film:
die urne war sehr schön (und kompostiert sich in den nächsten jahren selbst), auch die kleine andacht war stilvoll, aber vor allem lagen die beiden jetzt wieder zusammen. darüber freuten sich auch die beiden bestatter.
auf dem rückweg sahen wir die vorbereitungen für einen schulklassenausflug in den wald, für den (offensichtlich) eine falknerin aus dem kreis northeim engagiert worden war, die den kindern einen rotschwanzbussard, eine schleiereule und einen uhu mitgebracht hatte.
schleiereule
uhu
mein vater, der sich mit vögeln eigentlich sehr gut auskennt [sic!] erkannte den rotschwanzbussard nicht, was aber daran liegt, dass er nicht heimisch ist, sondern aus nordamerika kommt. die schleiereule war relativ jung, der uhu hingegen um die 36 jahre alt. in der wikipedia steht, dass uhus in gefangenschaft bis zu 68 jahre alt werden können. in freiheit werden sie bei weitem nicht so alt. eine häufige todesursache von eulen in deutschland ist hunger. es gibt immer weniger möglichkeiten für eulen im winter mäuse zu jagen, einerseits weil die schädlichsbekämpfung die zahl der mäuse kräftig reduziert (und die nahrung vergiftet), andererseits weil eulen kaum noch zugang zu scheunen haben, um dort auch im winter zu jagen. wegfliegen wollten die schleiereule und der uhu, als wir so um sie rumstanden, trotzdem ständig.
nach dem abendessen habe ich die speisekarte nach whisky abgesucht. im „freigeist“ gabs nur einen schottischen single malt, bunnahabhain. der kommt wie mein lieblingswhisky laphroiag auch aus islay und in der tat hat er mir auch sehr gut geschmeckt: viel weniger torfig als der laphroiag, aber ähnlich ätherisch-leicht. im whisky-store wird er als „leicht mit Früchten, einem Hauch Vanille“ beschrieben und ich muss sagen das stimmt. vor allem schmeckt er sehr viel komplexer, beinahe würde ich sagen komplizierter, als der laphroiag. gerne wieder.
toll, rené nerdcore schreibt jetzt relativ regelmässig links aus diesem grossen, neuen internetlinks aus „dem geilen, neuen internet™“ ins internet, als sammlung. mit emojis im titel. ich freue mich sehr, nicht nur weil er mich heute auch verlinkt hat oder weil er emojis im titel verwendet, sondern weil ichs gut finde. überhaupt finde ich nerdcore (wieder) toll. ich freue mich jeden tag über das was rené ins netz schreibt und verweist (zum beispiel) und habe das gefühl, dass nerdcore nach der pause wie neu, viel frischer ist.
(das ist eine empfehlung nerdcore zu abonnieren, falls das nicht klar geworden ist, per RSS, twitter oder wie man es eben am liebsten mag.)
louise o fresco erklärt, warum obst und gemüse aus traditionelem, regionalem anbau nicht unbedingt besser ist, als aus dem industriell und energetisch optimierten treibhaus.
zumal doppel-blind-test zeigen, dass frei gewachsene tomaten keinesfalls besser (oder schlechter) schmecken als die aus dem treibhaus und auf nährflüssigkeit gewachsenen.
louise o fresco:
The counterintuitive lesson learned from the case of tomatoes is that high-tech production systems produce the highest yields with the lowest use of resources per kilo produced, and the lowest losses. You might not be interested in high yields or efficiency, but the trouble is that the low yields associated with organic farming utilise more land to reach the same volume of production, leaving less land untilled and destined for conservation. Besides, it is precisely because of these efficiencies that funding, time and space are freed up for nature conservation, leisure and arts.
auch wenn man den text mit einer prise skepsis lesen sollte, bringt er ein paar sehr überzeugende argumente für die weitere industrialisierung der nahrungsmittelproduktion, die einen nachdenklich machen (sollten).
mitarbeiter von focus-online sollte man mit der gleichen verachtung wie mitarbeiter der bild-zeitung strafen. stefan niggemeier zeigt warum.
"T-Mobile wants to suggest it’s saving customers by exempting video from its data caps. But we have to remember that T-Mobile imposed these caps in the first place. It’s a cheap sales trick: First you fabricate a problem for customers; then you make that problem go away and act like you’ve done them a huge favor."
wie gesagt: mangel schaffen und dann geld oder image mit der beseitigung des mangels verdienen ist das geschäftsmodell der wahl.
Pawlensky, der gegen den „ewigen Terror“ des Geheimdienstes protestierte, wurde wieder einmal wegen Vandalismus und des ordnungsstörenden Verhaltens angeklagt. Dem Richter soll er gesagt haben, so die Website Mediazone, dass er des Terrorismus angeklagt werden wolle: „Ich glaube, das ist die Logik Ihres Systems. Und bis meine Forderungen eingelöst werden, weigere ich mich, irgendeine Ihrer Gerichtsrituale zu erfüllen.“
I had a strong headache by then from all the cigarettes but he continued to ask questions – although none regarding user comments. In fact, he asked me more questions about the future of digital journalism than any print journalist I have ever worked with – a good role model indeed.
Während seiner letzten Erkrankung schrieb ich ihm ein paar Zeilen; er freute sich darüber. Aber ich wollte ihn so bald wie möglich sehen, ihn aufheitern, mit ihm über die Weltläufe reden. Also nahm ich mir vor, ihn auch ohne Termin am vorigen Wochenende einfach zu überfallen. Am Samstagvormittag fuhr ich in den Neubergerweg, mit einem Beutelchen voll Baileys-Pralinen, das meine Sekretärin Eva Bontzas besorgt hatte – Baileys war das einzige alkoholische Getränk, das er gern zu sich nahm. Vor dem Haus traf ich einen seiner Sicherheitsbeamten. „Es wird wohl nichts mit dem Besuch“, sagte er. „Der Chef hat die ganze Nacht nicht geschlafen. Jetzt schläft er. Ich weiß nicht, wann er aufwacht.“
Helmut Schmidt ist nicht wieder aufgewacht. Ich trauere um einen Freund, der mir viel bedeutet hat. An seinem Grab werde ich mit Matthias Claudius sagen: „Sie haben einen guten Mann begraben. Mir war er mehr.“
helmut schmidt war ein mann mit einem mitteilungsbedürfnis wie ein blogger:
Er blieb rastlos tätig, reiste ohne Unterlass um die Welt, hielt Vorträge und schrieb in dreißig Jahren dreißig Bücher, alle lesenswert und bedenkenswert, alles Bestseller.
Von 1983 bis heute schrieb er 282 Artikel, meist große Ausarbeitungen.
ein etwas distanzierteres portrait von helmut schmidt in der new york times. ich habe helmut schmidt bisher jeglichen humor abgesprochen, aber wie man am ende des nyt-artikels sieht, zu unrecht:
Asked to assess his successor, Mr. Kohl, he was characteristically withering. “I think there are still two or three fields in which he still needs a lot of education,” he told The Times. Asked which ones, he answered, “International affairs, arms control and military strategy, and economics and finance.”
christian ihle hat ein paar kluge passagen aus einem sz-interview mit christoph waltz kopiert. das ganze interview gibt’s bei blendle [€].
einer der gründe, warum ich rezepte blogge ins internet schreibe ist die wiederauffindbarkeit für mich selbst. zum beispiel dieses rezept. um das wiederzufinden musste ich nirgendwo blättern oder den passenden zettel suchen, sondern einfach nur nach sardinen suchen.
schmeckte genauso gut wie vor einem jahr. und nicht die bohne nach fisch, obwohl zwei dosen ölsardinen drin sind.
ich weiss nicht ob’s am alter liegt oder am trend, aber ich hab die schriftgrössen hier ein bisschen grösser gemacht. sich am lesemodus von ios zu orientieren kann keine falsche wahl sein, hab ich mir gedacht. auch die schriftgrade für grössere darstellungen sind ein bisschen gewachsen.
super recherche von marc brost und andreas veiel:
In gewisser Weise funktioniert die Deutsche Bank wie ein Orden. Jeder hält jeden in Schach. Ein fein ausgeklügeltes System von Privilegien, Sanktionen und Einschüchterung erstickt jede Kritik. Wer von illegalen Vorgängen in der Bank weiß, der kann das der Öffentlichkeit nicht mitteilen. Denn selbst wenn die Aussagen juristisch wasserdicht wären, selbst wenn die Vorwürfe mit Dokumenten zu belegen wären – die Bank könnte den Verräter mit Regressforderungen wegen Geheimnisverrats oder angeblicher Rufschädigung finanziell vernichten. „Man weiß: Wenn man in den Vorstand eintritt, kommt man nicht mehr unschuldig heraus“, sagt einer der Ehemaligen. „Es ist ein Deal auf Lebenszeit.“
anke gröner hat es ein paar wochen vor mirgemerkt, dass die muppets neuauflage stereotyper comedy-quark ist:
Der Rest der Folge fühlte sich ähnlich falsch an; die Muppets sind hier zu erwachsen, zu zynisch, zu abgebrüht, um mir noch Spaß zu machen.
mir machen die muppets nach 6 folgen auch keinen spass mehr. nach folge 6 hatte ich mich entschieden, das nicht mehr weiterzugucken. es scheint vielen anderen menschen ähnlich wie mir zu ergehen, die zuschauerzahlen haben sich seit der premiere halbiert. jetzt soll es eine kreative neuausrichtung geben. ich vermute, für mich ist das jetzt zu spät.
frau ruth hat sich die verleihung von irgendwas an karl ove knausgård angesehen und erfahren, wie er ausgesprochen wird. moni hat auch was zu knausgårds neuem buch träumen geschrieben.
julia reda über die nächsten irren pläne der eu-kommission zum leistungsschutzrecht: zoll und rechtsunsicherheit auf links:
Laut einem gestern geleakten Plan für die Urheberrechtsreform (via IPKat) erwägt die Kommission entgegen der bisherigen Rechtssprechung und aller Vernunft das bloße Verlinken von Inhalten unter Urheberrechtsschutz zu stellen. Damit hätten die Presseverleger ein potentes Druckmittel – und gleichzeitig würde jede der Querverbindungen, die das Internet erst zu einem Netz machen, zur juristischen Tretmine.
That the police are out of control and care little for the consent of the policed seems obvious. That they're so perfectly nasty and obvious about it is becoming a sick joke.
1a-strategie gegen jede form von kritik: sich selbst beschimpfen, sich auch mit den übelsten (und wahren) vorwürfen einreiben und weitergehen. hier sieht man, wie donald trump sich in der show live als rassisten beschimpfen lässt und das problem (dass er sich wie ein ein rassistisches arschloch benimmt) als gag ins leere laufen lässt.
weil die beifahrerin in der boticelli-ausstellung verabredet war und es eilig hatte, hab ich sie heute zur gemäldegalerie gefahren, den mietwagen dort abgestellt und mich zu fuss auf den weg zum teufelsberg gemacht. auf dem teufelsberg ist diese ehemalige abhörstation mit den kugeln, die man aus film und fernsehen und netzpolitischen interviews kennt. ausserdem ist der teufelsberg quasi ex-berlin. laut wikipedia liegen unter der ex-abhörstation „26 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt“. das entspreche „grob einem Drittel der Trümmer zerbombter Berliner Häuser“. tatsächlich sah ich bei meinem aufstieg auf den teufelsberg immer wieder schutt und baumaterial zwischen den pflanzen liegen.
zuerst kam ich auf meinem weg an dem gebäude vorbei, in dem holtzbrinck vor sieben jahren mit einem nachrichtenportal für junge menschen (zoomer.de) gescheitert ist. genau, ausgewachsene journalisten, die ihre leser duzen und ihnen bunte texte vorwerfen, in der hoffnung, dass sie von der zielgruppe geteilt werden, gibt’s nicht erst seit ze.tt oder bento.de. zoomer ist lediglich sieben jahre früher gescheitert als ze.tt und bento.
damals erklärte man mir bei zommer.de, dass das geduze so sein müsse:
das rumgeduze will die zielgruppe übrigens so haben, liess ich mir erklären. 21 bis 35 jährige sind so. sie wollen auf nachrichtenportalen geduzt werden. marktforschung, doo!
der witz ist, dass bento.de und ze.tt den gleichen quark wie zommer.de damals machen: in artikeln und überschriften wild duzen, aber im impressum und der datenschutzerklärung — why so serious? — wird plötzlich steif gesiezt.
ze.tt versichert Ihnen, dass Ihre Daten gemäß den geltenden Datenschutzbestimmungen, gemäß dem Telemediengesetz des Rundfunkstaatsvertrages, dem Bundesdatenschutzgesetz sowie weiteren datenschutzrechtlicher Bestimmungen genutzt werden.
ein paar häuser weiter gabs das gleiche fassaden-motiv an einem neu gebauten wohnhaus.
unten in dem haus streiften ein paar sehr junge sicherheits-/wachmänner rum, einer von ihnen sass an einem kleinen tisch und schaute auf einem portablen DVD-spieler filme an. hätte der arme mann nen laptop gehabt, hätte er ein bisschen ze.tt oder bento lesen können.
ein paar blöcke weiter, ich glaube nach dem verteidigungsministerium, war noch ein junger mann zu sehen, auf ein ex-mauerstück gemalt:
weil ich kurz danach pinklen musste, bin ich ins intercontinental aufs klo gegangen. in grossen hotels kann man prima aufs klo gehen. eigentlich sollte das in jedem reiseführer stehen. die toiletten grosser hotels sind immer top gepflegt, bieten gute privatshäre — wo bekommt man die heutzutage sonst noch? — und fast immer ordentliche handtücher. und blumen.
selbst in den USA, wo man auf toiletten wegen der grossen spaltmasse der türen quasi im freien sitzt, haben die grossen hotels meist sehr angenehm geschlossene WC-kabinen.
an der hardenberg-/kantstrasse spriessen derzeit die hochhäuser. dort wird so viel gebaut, dass man sich fast in den osten versetzt fühlt. leider muss ich sagen, finde ich das sogar relativ schick.
auch das bikini-einkaufszentrum hat dem viertel gut getan, selbst das zoo-palast-kino sieht wieder vorzeigbar aus. neben dem zoo-palast hat kürzlich ein jim-block-restaurant aufgemacht, wie in hamburg, direkt unter dem vater-restaurant, dem block haus. weil ich jim block mag und ausserdem hunger hatte, hab ich mir dort einen burger gekauft. zum burger gabs einen winzigen gurkensalat aus gurken-würfeln, was ich schade fand, den das coleslaw im jim block war früher überragend gut.
leider konnte ich die kleine schale gurkensalat nicht aufessen, da sie mir nach dem ersten bissen aus der hand glitt. offenbar ist der salat mit viel glitschiger sahne angemacht. der burger (bbq) war leider auch scheisse. roch komisch, schmeckte komisch und die brötchenhälften waren eiskalt. die pommes und die mayonaise waren allerdings super. was mir auch auffiel: das licht dort hat das potenzial einen in den wahnsinn zu treiben; als ich mir das berühmt-berüchtigte block-steak-pfeffer-salz auf die pommes streute, gab es einen optischen effekt wie bei disko stroboskoplicht. man sah die pfefferkörner beim fallen immer nur kurz aufblitzen, dann wurden sie unsichtbar. das müssen irgendwelche interferenz-effekte der LED oder neon-beleuchtung dort gewesen sein.
der steak-pfeffer ist übrigens das einzige was bei jim block umsonst ist, bzw. was es ohne zu fragen gibt. auch nach servietten muss man fragen, von ketchup und mayo gar nicht erst zu sprechen.
verlässt man den kudamm über die joachimstaler strasse, bzw. bundesallee wird’s wieder typisch westberlinerisch schrottig und abgenutzt. erstaunlich wie ein paar hundert meter fussweg den charakter eines quartiers verändern können. trashig kann man die möbelgeschäfte an der bundesallee übrigens ungestraft nennen:
an den wohnblocks in der gegend kann man aber immerhin immer wieder hübsche schatten- und lichtspiele beobachten:
am hohenzollerndamm dann das symbolbild für west-berlin schlechthin:
weiter nach (ich glaube) zehlendorf. ich glaube dort gibt es viele antroposophische einrichtungen, die architektur bemüht sich dort jedenfalls sehr um die vermeidung von rechten winkeln:
auch die adams family hat hier offenbar eine berlin-residenz:
zuckersüsse, farbenpralle herbstbilder sind heute wahrscheinlich zehntausende entstanden, ich habe auch einige gemacht. siehe auch oben. hier noch zwei:
am s-bahnhof grunewald habe ich mir eine flasche frischgepressten orangensaft gekauft und mir vorgenommen den auf dem teufelsberg zu trinken. der bahnhofsvorplatz fühlte sich an wie in der düsseldorfer city. altgewordene, arrivierte popper in segelschuhen, sauberen luxus-SUVs, die mal eben draussen ein sektchen schlürfen gehen, wenn das wetter so prall ist. auf dem bahnhofsvorplatz! ich staunte sehr. den bahhofsvorplatz habe ich nicht fotografiert, dafür aber die unterführung.
hinter dem bahnhof geht’s direkt in den grunewald. alles sehr unspektakulär, wald eben. den teufelsberg liefen neben mir auch sehr viele andere spaziergänger hoch. oben angekommen sah ich, dass die anlage mit den kugeln sehr gewissenhaft umzäunt ist. ich war zu erschöpft um eine runde um die anlage zu drehen, um zu sehen ob es da irgendwo einen einlass gab.
also setzte ich mich auf eine bank in die pralle sonne, fotografierte die sonne, trank meinen orangensaft und instagrammte ein paar bilder. gregor klar kündigte an, dort wo ich sass, auch bald vorbeizukommen, ich war dann aber schon lange wieder auf dem weg zur s-bahn, als er dann da war.
insgesamt war ich heute 16 kilometer und 5 stunden zu fuss unterwegs.
vom teufelsberg in die sonne runterfotografiert.