
buchpromotion #drohnen
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rote beete #beetroot
telefon auf den tisch legen, kamera-app starten, auslöser drücken.
wie sieht das bei euch aus? #tischfoto
wolfgang lünenbürger will nicht mit nazis reden, unter anderem weil: „Toleranz endet mit z“.
peter breuer meint: „wir werden wohl oder übel mit ihnen reden müssen.“
und ich weiss es nicht, glaube aber paradoxerweise, dass beide recht haben. vor allem, weil die grenzen eben nicht so klar zu ziehen sind, wie wolfgang lünenbürger das darstellt. andererseits bin ich ziemlich ratlos. ich weiss noch nicht mal mehr, ob ich es gut finde, sich über hassdeppen lustig zu machen, auch wenn das sehr gut gemacht ist, wie hier von „just luca“.
vielleicht ist auch was ganz anderes wichtig. so wie sich viele seit jahren abmühen narrative gegen die überwachung zu finden, sollten wir uns alle vielleicht künftig abmühen, narrative für die einwanderung und die integration deutschlands in europa und die welt zu finden.
so wie der begriff des datenschutz sicherlich nicht besonders geeignet ist, um gegen die ausgefeilten narrative der überwachungsbefürworter anzugehen („wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten“, „sicherheit!“), dürften diese (richtigen und wichtigen) worte von bodo ramelow kaum gegen idiotische narrative wie „das boot ist voll“ ankommen:
Sollte in diesem Zuwanderungsgesetz festgelegt werden, wie viele ausländische Fachkräfte benötigt werden?
Nein. Ich lehne sowohl eine Quote als auch eine Nützlichkeits-Debatte ab. Es geht vielmehr darum, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Wir müssen einfach zur Kenntnis nehmen, dass unsere Geburtenrate zu niedrig ist, um die Sterberate auszugleichen.
was uns auch fehlt, ist ein positives narrativ um unser deutschlandbild zu beschreiben. ich bin zum beispiel nie in meinem leben auf die idee gekommen, zu behaupten ich sei „stolz“ darauf deutscher zu sein. im gegenteil, in meiner jugendzeit empfand ich unser land (und seine politik) eher beschämend (deutschlandhass, über den alan posener hier reflektiert, hatte ich allerdings auch nie). ich habe aber während meines ersten längeren auslandsaufenthalt gemerkt, dass ich deutschland und viele der lebensweisen hier doch sehr schätze, vor allem die kritische und unpathetische haltung unserer eigenen geschichte gegenüber, aber auch eine gewisse rationalität und distanz zu unserer rolle in der welt.
aber ich glaube wir haben alle auf halben weg aufgehört uns gedanken darüber zu machen, wie man ein positives deutschlandbild aufbauen könnte oder deutsch-sein neu, konstruktiv, inklusiv und menschenfreundlich definieren könnte. uns fällt es immer noch irre schwer, menschen mit anderer hautfarbe oder herkunft als deutsche zu bezeichnen. noch immer muss man durch bürokratische, kafkaeske mühlen laufen, um als deutscher staatsbürger anerkannt zu werden, statt einfach zu sagen, wer in deutschland geboren wurde, ist deutscher. warum fällt es uns so schwer die europäische integration, das zusammenrücken der europäischen staaten positiv darszustellen oder gar als erstrebenswertes nationales ideal anzusehen? warum fällt es uns so schwer uns zuerst als weltbürger, als europäer und dann als deutsche zu begreifen? so wie jemand in dallas zuerst amerikaner ist und erst dann texaner.
warum glauben wir in einer vernetzten, voneinander wirtschaftlich und politisch auf allen ebenen verwobenen welt, immer noch, nationale interessen seien wichtiger als europäische? wie kommt es, dass wir glauben, deutschland sei ohne dichte wurzeln und verästelungen in alle teile der welt irgendwie überlebensfähig?
warum glauben wir immer noch, wir müssten armen ländern („afrika“) helfen, statt zu erkennen, dass wir uns der welt öffnen müssen und andere, schwächere, staaten oder menschen zur abwechslung auch mal gerecht und fair behandeln müssten, statt immer nur auf unsere (wirtschaftlichen, politischen) vorteile zu bedacht sein?
oder ganz anders gefragt: kann es sein, dass wir in den letzten jahrzehnten verpasst haben, tragfähige ideen zu entwickeln, welche rolle wir in der welt spielen wollen und welche rolle die welt in uns spielen soll? warum glauben wir immer noch, isolation sei eine alternative zur globalisierung? warum glauben wir immer noch, deutsch-sein habe etwas mit der hautfarbe oder herkunft zu tun?
ich glaube eines der (vielen) probleme, dessen auswirkungen wir jetzt zu spüren bekommen, ist die unbeantwortete frage nach unserer identität, die frage nach dem, was wir eigentlich wollen, als nation, als europäer, als menschen. diese debatte haben wir nie nachvollziehbar und konstruktiv geführt — oder zumindest nie zu einem greifbaren ergebnis geführt.
spreeblick.com: Entscheide dich endlich, Deutschland [Update]
johnny haeusler hat eine wunderbare wutrede geschrieben, in der er des braunen dumpf einordnet, von dem wir in den letzten monaten so viel aus den medien erfahren:
Aber: Man muss Respekt, Verständnis und Solidarität auch selbst erfahren, um diese Tugenden teilen zu können. Der von der Politik geförderte Neoliberalismus, das Hofieren der Wirtschaft, das Drängen der Schulen auf eine Individualkarriere, Kürzungen bei Sozialleistungen sind Teil der Saat, die wir ernten. Eine Gesellschaft, die sozialdemokratischen Werte missachtet, Schwächere auslacht und als Verlierer hinterlässt, muss sich nicht wundern, wenn sich diese an noch Schwächeren vergehen und vermeintlich Stärkeren hinterherlaufen, weil sie vorgeben, ihnen zuzuhören, sie zu verstehen und Lösungen für ihre Misere zu haben.
einen ganz wichtigen aspekt betont er mehrfach: rechtsextremismus, gewalttätigen fremdenhass oder rechte gewalt können wir nicht nur bekämpfen, indem wir uns als gesellschaft klar dagegen positionieren, sondern hier ist vor allem der staat mit seinem gewaltmonopol gefragt. aber dass sich in den letzten jahrzehnten der eindruck verfestigt, dass die verantwortlichen immer wieder rechte gewalt tolerieren oder für deren motive verständnis aufbringen, ist der eigentliche skandal — auch das arbeitet johnny haeusler sehr nachvollziehbar aus.
festhalten möchte ich noch: wütend und gleichzeitig differenziert schreiben können nicht viele. johnny haeusler schon.
.@blendlede hat leider ein auffälliges qualitätsproblem. offenbar werden viele texte per OCR oder anderen 80erjahre-technologien eingelesen und mangelhaft oder gar nicht nachbearbeitet. worte werden von erratischen trennzeichen zerfetzt, in interviews sind die fragen oft nicht von den antworten zu unterscheiden, in manchen texten fehlen absätze oder satzteile.
da blendle die texte verkauft, halte ich das für ein ernstes problem, auch wenn man das geld zurückgeben kann. ich habe jetzt relativ viele texte auf blendle gelesen und viele dieser texte sind absolut OK und fehlerfrei. aber die texte die fehlerhaft sind, zerstören den guten eindruck relativ schnell wieder, vor allem weil man fehler nicht einfach melden kann, bzw. das gefühl bekommt, blendle sind fehlerhafte texte egal. man kann texte teilen und empfehlen, aber nicht auf fehler hinweisen.
viele der probleme können auch mit exhaltierten print-layouts zu tun haben, die sich nicht ohne weiteres auf das online-layout übertragen lassen (einschübe, schmuckbuchstaben am absatzanfang, infokästen, zwischenüberschriften), aber mein eindruck ist auch, dass niemand die importierten texte prüft. genau das ist ein eindruck, der ein grosses potenzial für imageschäden birgt. die freude auf den zugriff auf ein grosses, kostenpflichtiges archiv von texten verfliegt schnell, wenn dieses archiv einen qualitativ minderwertigen eindruck macht.
und wo ich gerade am meckern bin: meta-angaben wie das artikel-datum oder die autorin gehören in den teaser. ich sehe zwar ein datum wenn ich den artikel (kostenpflichtig) lese, aber im teaser ist das publikationsdatum grundsätzlich nicht vermerkt. die autorennamen tauchen mal in einer autorenzeile, mal im anreisser, aber manchmal auch nur am artikelende auf — und gelegentlich nirgendwo. warum werden diese informationen nicht grundsätzlich immer angezeigt?
letzte frage: bei den artikelempfehlungen werden mir bei „trending heute“ oder auch in „mein blendle“ oft meine eigenen empfehlungstexte angezeigt, obwohl es auch viele andere empfehlungstexte gibt. warum? ich weiss doch was ich geschrieben habe und von dem artikel halte.
einen noch: eigenwerbung ist ja OK. aber wenn eine firma behauptet alle zu „mögen“, dann hat das immer etwas leicht fischiges (screenshot):
Felix, lade dein Guthaben jetzt auf und wir schenken dir zusätzlich 2,50 €! (Wir mögen dich.)
[nachtrag]
stefan niggemeier hat mich (zu recht) gefragt, warum ich so unkonkret in meiner kritik bin und keine beispiele, bzw. links setze. bei der antwort ist mir ein noch grösserer bug wieder eingefallen, auf den mich ein paar kommentatoren unter meinem letzten blendle-artikel hingewiesen haben:
angemeldete blendle-benutzer zahlen für blendle-artikel auf die ich linke (wenn sie drauf klicken).
ein klick auf https://blendle.com/i/zeit/es-knattern-die-tastaturen/bnl-zeit-20150813-68696_es_knattern_die_tastaturen/r/sh-tw kostet angemeldete blendle-benutzer ein paar cent und blendle bedankt sich nach dem klick wie folgt:
Du hast gerade den ersten Artikel für € 0,45 gekauft. Dieser Betrag wurde von den 2,50 € abgezogen, die wir dir bei deiner Anmeldung geschenkt haben
(der link ist der twitter-link, den blendle einsetzen würde, wenn ich den artikel per twitter empfehlen würde. und ja, man kann das geld von blendle mit einem weiteren klick am artikelende zurückfordern.)
und der link ist auch einer der links auf einen text, die ich als unlesbar bezeichnen würde. vermutlich fehlen dort ein paar überschriften oder absätze. im zweiten teil des textes geht es offensichtlich um die AMC-serie „Halt and Catch Fire“ — nur steht genau das nirgendwo im text. irgendetwas fehlt — was ist nicht zu erkennen.
ein anderes beispiel ist ein unsagbar doofes interview von matthias matusek mit peter sloterdijk. dort kann man zwischen fragen und antworten nicht unterscheiden (screenshot) und der text hat gleich am anfang an prominenter stelle ein überflüssiges trennzeichen („Glückslä- cheln“). diese offenbar vom original übernommenen trennzeichen, sind mir immer wieder auf blendle aufgefallen, aber die verlink ich jetzt nicht alle.
letztes beispiel kommt von josef joffe. der text enthält, wie alle joffe-artikel, eine grosse menge unsinn und klugscheisserei — und auf blendle zusätzlich noch typografische löcher; copy und paste von blendle:
Hat der Staat nicht das Recht, seine Geheimnisse zu schützen?
Die ffäre II ist das nicht. Die Ermittlung gegen wurde gestoppt, Range verjagt. Redakteure wurden nicht verhaftet, Räume nicht durchsucht.
das sollte wahrscheinlich heissen:
Hat der Staat nicht das Recht, seine Geheimnisse zu schützen?
Die Spiegel-Äffäre II ist das nicht. Die Ermittlung gegen netzpolitik.org wurde gestoppt, Range verjagt.
möglicherweise werden links beim einlesen von blendle einfach ausgelassen. wenn das so wäre, wäre das eindeutig ein kapitaler bock — und kein bug.
spiegel.de: Blendle: Digitalkiosk startet in Deutschland, Partner bekannt
guter artikel über blendle auf spiegel online, mit informationen die ich nicht aufgeschrieben habe, weil ich, im gegenteil zu martin u. müller, nicht recherchiert habe, sondern mir blendle nur angeguckt habe und drin gelesen habe.
die von candan.eu (oder canhost.eu) sind witzig. nach bald 48 stunden #serverausfall lassen sie ihre kunden wissen, dass voraussichtlich 4-5 monate ihrer daten (datenbanken, emails, webdaten) weg sind, weil sie „ausdrücklich keine Backups ausführen“ und ihr „RADI10 abgeschmiert“ ist. zitat aus der kundenmail:
Wir bedauern dies sehr und sind selbst geschockt, da es (zum Glück) äußerst selten zu solchen Ausfällen mit Datenverlust kommt, doch auch ein RAID10 ist nur teuer, und bietet keinen Schutz vor Datenverlust. Wir versichern Ihnen jedoch, dass die Serverstruktur von uns nun akribisch überprüft wird, um die Sicherheit Ihrer Daten zu gewährleisten, wir werden nach und nach die Festplatten SSD in anderen Storage-Systeme prüfen, und auswechseln, so dass es nicht erneut zu solch einer Störung kommen wird.
jemand der bei wahrscheinlich sehr, sehr vielen kunden die daten mehrerer monate verdaddelt hat meint, er könne einem weismachen er werde _nun_ akribisch prüfen und die sicherheit der daten „gewährleisten“? sehr guter witz!
wirres.net hat den plattenausfall jetzt nach fast 3 tagen offline-sein ohne grössere datenverluste überlebt (ein paar notizen vom tag des plattenausfalls sind weg). die webseiten der beifahrerin (und unzähligen andere) haben jetzt ein vier-monatiges loch, bzw. sind auf dem stand vom april märz diesen jahres.
candan habe ich jahrelang an freunde und kunden empfohlen. von dieser empfehlung möchte ich ab sofort ausdrücklich abstand nehmen. vor drei monaten war ich bereits von den ständigen problemen mit meinem hoster candan extrem genervt, habe aber (vor allem aus bequemlichkeit) noch abstand genommen konkrete umzugspläne für mein zuhause in angriff zu nehmen. das dürfte sich jetzt ändern. ausfälle und technische probleme sind das eine, verlorenes vertrauen ist was ganz anderes. das kunststück, mich nach 13 jahren dazu zu bringen mir einen neuen hoster zu suchen, ist candan jetzt aber gelungen.
vor ein paar tagen wurde ich von blendle gefragt, ob ich für blendle beta-testen und artikel kuratieren möchte. geld bekäme ich dafür nicht, aber dafür einen „einen Free-Account, mit dem du soviel lesen kannst wie du möchtest“. da ich mich — in aller bescheidenheit — für einen ganz guten tester, feedback-geber und kuratoren halte, war ich natürlich ein bisschen enttäuscht, nicht auch noch ein fürstliches honorar angeboten zu bekommen.
seit samstag habe ich jetzt zugriff auf blendle und obwohl ich jetzt schon 26 artikel gekauft habe, sind meine zwei euro fünfzig blendle-begrüssungsgeld noch bei € 2,50. offenbar kann ich also so viel lesen wie ich möchte.
lesen kann ich in den jeweils aktuellen ausgaben (und deren archiv, das bei blendle ungefähr 2 monate zurückgeht) vom spiegel, der FAZ und FAS, der süddeutschen, der zeit, dem tagesspiegel, im stern, der neon, der brigitte, der gala und ein paar springer-kackblättern. es gibt auch ein paar englischsprachige blätter, die washington post, das wall street journal und den economist, von dem man ja sehr viel gutes hört, aber in dem ich bisher eher wenig gelesen habe.
die links in diesem absatz führen alle die noch keine blendle-mitglieder sind in eine sackgasse, sorry. so lange blendle nicht offiziell gelauncht ist, kommt man offenbar noch nicht rein. nochmal sorry.
[nachtrag 24.08.2015]
blendle-benutzer die die links klicken, bekommen offensichtlich ohne weitere rückfrage die kosten der artikel von ihrem konto abgezogen.
tatsächlich habe ich heute zum ersten mal wieder die frankfurter allgemeien sonntagszeitung gelesen, unter anderem diesen erstaunlich differenzierten, aber auch enorm unentschlossenen artikel über das wohl und wehe des urheberrechtsschutzes, stefan niggemeier über konstruktive nachrichten, oder diese von julian trauthig umgeschriebene und in der FAS veröffentlichten pressemitteilung von joey’s pizza. ach, und noch einen FAS/FAZ-text übers tropical island (möglicherweise hört das erst auf, wenn alle die redaktion komplett durchs tropical-island geschleust wurde).
das blendle-lesen am computer-bildschirm ist wegen des horizontalen scrollings etwas gewöhnungsbedürftig, aber auf dem mobiltelefon-browser schmerzfrei und einfach — um nicht zu sagen vorbildlich. eine app vermisse ich hier nicht, so dass ich noch nicht mal geprüft habe, ob es eine app gibt. alles funktioniert so wie man es erwartet. anmelden kann man sich passwortlos, indem man sich einen temporären, magischen login-link per mail schicken lässt, oder sich per facebook oder twitter anmeldet. im gegenteil zu sobooks und der spiegel-magazin-browseransicht kann man alle texte auch per copy und paste kopieren
die navigation ist übersichtlich und mit der empfehlungsfunktion werden populäre artikel nach oben gespült, bzw. hochempfohlen. das blendle-interne weiterempfehlen geht einfach, man kann empfehlungen mit tweetlänge kommentieren, man kann sich autoren- oder stichwortalerts erstellen, die suchfunktion funktioniert ganz ordentlich …
kurz gesagt: blendle kommt mir vor, wie ein wahrgewordener traum.
wie oft habe ich mich in den letzten jahren gefragt, warum der spiegel keine einzelartikel verkauft, sondern mich immer nur mit bescheuerten abo-fallen nervt oder zum heft-kauf nötigt. wie oft habe ich mich gefragt, warum sich zeitungen nicht auf ein einheitliches, faires zahlsystem für einzelartikel einigen, sondern texte hinter undurchdringbaren anmeldesystemen und apothekenpreisen verstecken. und plötzlich geht’s, plötzlich sind alle relevanten sehr viele deutschsprachige pressetexte nur noch einen klick entfernt.
dem offenen, freien netz, der linkkultur, dem offenen austausch tut ein solches angebot natürlich nicht gut, wie man an den blendle-links, die ich oben gesetzt habe sieht; 99% meiner leser schicke ich mit den links gegen eine undurchdringbare wand, weil blendle noch nicht offen ist und die wenigsten zugriff auf blendle haben. aber selbst wenn blendle endlich für jeden zugänglich sein sollte, steht vor dem lesen eine kurze anmeldeprozedur und ein geschlossenes ökosystem. exemplarisch ist dafür ein ganz ordentlich recherchierter artikel von philipp sickmann im tagesspiegel (den ich zuerst auf blendle, dank der empfehlungsfunktion, gefunden habe). sickmann fasst darin die bedenken einiger früher internetnutzer zusammen, die vor den gesellschaftlichen folgen warnen, die entstehen könnten, „wenn die Sicht auf die Welt von wenigen Diensten bestimmt wird.“ sickmann zitiert den iranischen blogger hossein derakhshan:
In seinem Beitrag „The Web We Have To Save“, erschienen auf Medium.com, kritisiert er die Entwicklungen unserer Zeit: Die vorherrschenden sozialen Netzwerke würden den Hyperlink entwerten, der allgegenwärtige Stream sei nun die dominante Form, um Informationen zu organisieren.
das schreibt er auf tagesspiegel.de, ganz ironiefrei, ohne einen einzigen link. ok, der text enthält zwei hyperlinks auf andere tagesspiegel-texte. auf blendle findet sich im text kein einziger link.
ich hole das mit den links mal nach. hier ein paar links die in dem text von philipp sickmann hätten gesetzt werden können:
medium.com/matter: The Web We Have to Save
pessimistisches, langes lesestück von hossein derakhshan, die wegen seines blogs für 6 jahre im iran im gefängnis sass und der das alte web, das vor seiner inhaftierung, vermisst. zu grossen teilen gebe ich ihm recht, an manchen stellen seines textes möchte ich widersprechen und finde seine darstellung zu eindimensional. aber in einem punkt hat er sicherlich recht:
But the scariest outcome of the centralization of information in the age of social networks is something else: It is making us all much less powerful in relation to governments and corporations.
[nachtrag 23.08.2015]
den text gibt’s in der zeit auch auf deutsch.
(ursprünglich veröffentlicht am 15.07.2015 06:26)
(von jennifer granick)
die linklosigkeit und der silocharakter sind ein echter wermutstropfen bei blendle. blendle ist wirklich toll, ein ganz grosser schritt nach vorne und ein wahrgewordener traum aller exzessiven leser. ich habe keine ahnung wann sich blendle für alle öffnet — aber ich hoffe bald!
npr.org: Brains Sweep Themselves Clean Of Toxins During Sleep
interessante erklärungsmöglichkeit, warum wir schlafen (müssen).
(ursprünglich veröffentlicht am 18.08.2015 15:58)
konradlischka.info: Drei kluge Gedanken über das Mitmachnetz
Ich probiere etwas aus: Statt einfach nur Links zu interessanten Texten zu verbreiten, greife ich drei kluge Gedanken raus. Erster Versuch:
Wer? Jakob Nielsen ist ein Berater für benutzerfreundliche Gestaltung.
Worüber? Nielsen schreibt im Oktober 2000 diesen Text über Content Creation by Average People - also die Frage, wie man jedermann dazu bringt, Inhalte im Netz zu publizieren. Es gab damals kein Facebook, kein Wikipedia, keine Blogs, kein Twitter, kein Yelp, kein Instagram, kein Flickr. Nielsen sieht all das voraus, aber weil er diese Dienste nicht kannte, ist seine Analyse ungetrübt von Beispielen.
(ursprünglich veröffentlicht am 19.08.2015 08:23)
bildblog.de: Krebserkrankung als Clickbait
das problem mit den manipulations- und verarschungsartisten, denen der bauer-verlag in gorsser zahl und diversität eine anstellung gewährt, ist vor allem, dass sie so tun als sei das was sie tun journalismus oder informationsvermittlung.
malte weldings kommentar zu dieser tv-movie-aktion:
Bedrückend, dass das am Ende ja auch Menschen sind, die da arbeiten bei TV Movie. Sie könnten neben Dir in der Bahn sitzen. Aber vermutlich parken sie eher auf dem Radweg.
(ursprünglich veröffentlicht am 19.08.2015 06:45)
das ist ein sehr tolles rätsel, vor allem die auflösung:
nytimes.com/interactive/2015/08/13/upshot/are-you-smarter-than-other-new-york-times-readers.html
(ix kann in der kaffeepause nur 1 schritt vorausdenken)
(ursprünglich veröffentlicht am 19.08.2015 13:52)
A reminder that Werner Herzog's cameo in Penguins of Madagascar is pure joy
youtube
(ursprünglich veröffentlicht am 19.08.2015 12:29)
Every Kinder Surprise contains a dead Minion. pic.twitter.com/41Sn5m4tOX
(ursprünglich veröffentlicht am 18.08.2015 13:44)
Donald Trump insults your friends.
(ursprünglich veröffentlicht am 18.08.2015 12:36)
sz-magazin.sueddeutsche.de: Der Verkehrspsychologe Jörg-Michael Sohn im Interview
der verkehrspsychologe jörg-michael sohn:
Sie selbst haben kein Auto. Warum nicht?
Die meisten Autofahrer unterschätzen die Zeit, die sie brauchen, um das Mobilitätskonzept eigenes Auto zu erhalten. Berechnen Sie einmal, wie viel Zeit Sie im Auto, mit dem Auto und für das Auto verbringen. Zur Fahrtzeit kommt die Zeit für Tanken, Waschen, Anmelden, Werkstattchecks. Nicht zu vergessen: die Arbeitszeit, die Sie aufwenden müssen, um sich das Auto leisten zu können. Addieren Sie das alles und verrechnen es mit der Fahrleistung pro Jahr, dann erhalten Sie je nach Wagenklasse und Einkommen eine Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen drei und 27 Kilometer pro Stunde. Für mich als Nicht-Autofahrer entfällt das alles. Ich steige aufs Fahrrad und kann sofort losfahren.
das gilt für städte — oder die schweiz. ich kenne ein paar schweizer die tatsächlich keinen führerschein brauchen und doch, mit ihrem generalabonnement in jeden winkel der schweiz kommen. gleiches gilt für grosse deutsche städte. die sind vom öffentlichen nahverkehr meist so gut erschlossen, dass ein auto eher eine belastung und zeitschleuder ist. aber sobald man in entlegeneren ländlichen gebieten wohnt ist man ohne auto demobilisiert.
ich bin übrigens ein grosser fan des nachtfahrens. nachts zu fahren kommt den mythen und bildern der auto-werbung noch am nächsten. leider isses dann dunkel und nachts muss man auch meist nirgendwo hin fahren.
ich möchte ausserdem jörg-michael sohn widersprechen, wenn er sagt, dass selbstfahrende autos sich seiner meinung nach nie durchsetzen werden. ich glaube, dass selbstfahrende autos mittelfristig dazu führen werden, den indidualverkehr in städten radikal zu verändern. ein verbot von individuellen menschen-gesteuerten autos wird sich in absehbarer zeit und bei entsprechenden (selbstfahrenden) alternativen durchsetzen lassen. ob sich dass dann auch auf gebiete ausserhalb urbaner räume ausweiten lässt muss man sehen. aber in städten sehe ich das durchaus als einen akzepttablen weg, städte wieder attraktiver zu machen.
(ursprünglich veröffentlicht am 16.08.2015 15:25)
nytimes.com: Oliver Sacks: Sabbath
oliver sacks, wie der titel bereits verrät, über den sabbath und sein leben.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.08.2015 07:06)
herzdamengeschichten.de: Woanders – diesmal mit Schlüsseln, Sylt, Shirts und anderem
maximailian buddenbohm:
Feuilleton: Ein Artikel über E-Books auf dem Handy. Ich kann nicht nachvollziehen, warum man auf dem Handy nicht konzentriert lesen können sollte. Ich lese gerne und oft auf dem Handy Bücher, das ist gar kein Problem. Die Konzentration ist eine Frage des Textes und meiner Stimmung, nicht des Mediums. Man muss eben lesen wollen. Und wer als Jugendlicher Reclambücher unter der Bettdecke gelesen hat, wie es sich gehört, der kann ja wohl auch auf einem Handy lesen. Echtjetztmal.
genau!
(ursprünglich veröffentlicht am 16.08.2015 15:43)
spiegel.de: Nostalgie: Hallo, hier ist Norbert
norbert blüm ruft nummern aus seinem telefonbuch an:
Er reist zu Genscher – „Hans-Dietrich, wie geht's dir denn?“ Genscher hat sich eine Prellung am Rückenwirbel zugezogen, als er die Entfernung zwischen Gesäß und Stuhl nicht richtig eingeschätzt hat.
„Ja, mach dir nichts draus, Hans-Dietrich, du hast einfach mehr Ahnung von Politik als von Physik.“
(via)
(ursprünglich veröffentlicht am 16.08.2015 15:40)
anmutunddemut.de: Gebratene Nudeln
(ursprünglich veröffentlicht am 16.08.2015 13:31)
Just an FYI: All table salt is sea salt. Mined salt just happens to come from long-buried, evaporated, prehistoric seas.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.08.2015 09:04)
Jeder will Adminrechte, aber keiner will die Verantwortung für das System tragen.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.08.2015 12:22)
Wer wirklich glaubte, Flüchtlingen ginge es besser als Einheimischen, würde doch seinen Pass verbrennen und sich in die Schlange einreihen.
(ursprünglich veröffentlicht am 17.08.2015 11:48)
"Um Ihren De-Mail-Vertrag zu beenden, senden Sie uns bitte eine unterschriebene Kündigung per Brief oder Fax" - nicht mal dazu taugt De-Mail
(ursprünglich veröffentlicht am 17.08.2015 11:45)
(ursprünglich veröffentlicht am 17.08.2015 09:30)
berlin ist ja vor allem wegen seiner hervorragenden öffentlichen sanitären anlagen bei touristen beliebt.
vor ungefähr 20 jahren war ich mal per bus und bahn in schottland. an die reiseroute und die orte die ich besucht habe, erinnere ich mich kaum. ich erinnere mich an edinburgh, ullapool und dass ich eine whisky-brennerei besucht habe. welche das war, weiss ich nicht mehr. ich erinnere mich aber noch an viele details, an die maische-behälter und die probe am ende der destillerie-tour und dass ich dort bemerkte, dass ich whisky nicht besonders mag. aber damals war ich ja auch in meinem zwanzigern. an den geschmack von whisky wurde ich erst in meinem studium langsam herangeführt, durch den vielfachen genuss von whisky-sour und irgendwann mal einer flasche japanischen single malt whiskys, die ein kollege zu irgendeinem anlass mal mit ins büro brachte.
whisky-sour mag ich immer noch, aber auf idee whisky pur zu trinken bin ich in den letzten 12 jahren nicht einmal gekommen.
und dann sind wir im sommer nach schottland gefahren. startpunkt war wieder edinburgh, von dort über fort wiliam auf die insel skye, über ullapool und lochinver richtung inverness und wieder nach edinburgh. auf der insel skye bin in in dunvegan, abends in einem restaurant, zum ersten mal seit 12 jahren auf die idee gekommen einen (single malt) whisky zu bestellen. ich wählte den 10 jahre alten talisker aus, weil der auf skye hergestellt wird und im gegenteil zu den älteren whiskys bezahlbar war.
dem talisker sagt man nach, dass er sehr torfig sei, klärte mich die beifahrerin auf, die sehr viel besser auf die reise vorbereitet war als ich. ich fand den whisky dann aber nicht torfig, sondern eher teerig. ein geruch und geschmack mit dem ich durchaus durchaus positive erinnerungen verbinde, zum beispiel an strandurlaube in meiner kindheit, bei denen ich damals öfter kleine teerstücke auf dem strand oder unter meinen füssen fand. der whisky roch quasi sommerlich, ein bisschen wie von der sonne aufgeweichter asphalt. die beifahrein fand den talisker scheusslich, sie fand den teer/asphalt geruch unerträglich.
ich erkannte aber, dass dieser doch sehr charakteristische geschmack einen riesigen vorteil hatte: jedes mal wenn ich von jetzt an talisker trinken würde, werde ich an dunvegan und die insel skye denken müssen. um diese prägung zu verstärken, haben wir dann natürlich auch die destillerie besucht. unsere bed and breakfast wirtin riet uns zwar von dem besuch ab, man würde dort einen unverschämten eintrittspreis nehmen, der whisky sei ungeniessbar und der whisky im talisker-laden wäre teurer als überall sonst auf der welt — aber das hielt uns nicht vom besuch ab.
die destillerie ist bemerkenswert klein und abgelegen und nur über eine einspurige strasse zu erreichen. wobei die einspurigen strassen in den highlands gar nicht so unüblich sind. glück hatten wir auch mit der führung, die zwar 9 pfund pro person kostete, aber gleich nach unserer ankunft losging. fotografieren war bei talisker fast nirgendwo erlaubt, deshalb habe ich dort auch kaum fotos gemacht. aber die produktion wird einem bei talisker — und allen anderen destillerien die wir besucht haben — sehr detailiert und liebevoll erklärt. bei talisker, aber auch vielen anderen destillerien, wird der gerstenmalz nicht mehr selbst hergestellt. die gerste wird von zulieferern gemälzt (also gewässert und nach 2-3 tagen keimung getrocknet) und danach über torfrauch aromatisiert. bei talsiker, wie gesagt, verhältnismässig stark. aber gemahlen wird der malz bei talisker dann natürlich noch selbst, mit einer einzigen mühle die auch schon seit jahrzehnten fehlerfrei und klaglos ihren dienst verrichte.
die details die einem die tour-guides so erzählen, sind natürlich von vorne bis hinten darauf ausgerichtet dem besucher ein narrativ in den kopf zu setzen, dass er dann in seinem kopf abspielen kann, wenn er den entsprechenden whisky trinkt. so behauptete unsere tour-führerin, dass für bestimmte produktionsschritte ausschliesslich regenwasser benutzt würde und in einem besonders trockenen sommer sogar die produktion für ein paar tage gestoppt wurde, weil man diese produktionsschritte eben nur mit dem wasser das man „schon immer“ verwendet habe durchführen wollte. was mir aber vor allem im gedächnis blieb — bei jeder einzelnen destillerie die wir besucht haben — sind die unterschiedlichen gerüche. der geruch bei den maische-kesseln, in denen der zucker in mehreren schritten aus dem malz ausgewaschen wird (das ergibt dann die „würze“), der geruch der fermentierungs- oder gärungsbehälter, in denen dem die würze von hefen zu einer art bier umgewandelt wird. wikipedia:
Die entstehende Gärbrühe (wash) hat einen Alkoholgehalt von sechs bis zehn Prozent und ist mit einem starken Bier ohne Hopfen vergleichbar.
der geruch der destillierkessel und um den spirit safe, durch den das destillat zur steuerlichen erfassung fliesst und um die brände vom qualitativ minderwertigen vorlauf und nachlauf zu trennen. der geruch der brände in den destillierräumen ist wunderbar, fast unangenehm intensiv.
destillieranlage bei #glenfiddich.
viele destillierien verbieten dort fotos aus „sicherheitsgründen“, weil die besucher angeblich vom alkoholgehalt in der luft und der hitze der brennblasen umgehauen werden könnten. in einer der vier destillerien die wir besucht haben (benromach) liess uns der tour-führer an den verschiedenen destillaten riechen, einmal am vorlauf, einmal am nachlauf und einmal am mittellauf (middle cut, heart). vor- und nachlauf rochen (naturgemäss) weniger gut, aber im mittellauf, der nach mindestens 3 jahren reife dann whisky genannt werden darf, roch man bereits deutlich den geist des whiskys. der tour-führer schlug vor etwas vom mittellauf-brand auf den handflächen zu verteilen, den alkohol verfliegen zu lassen und dann an den händen zu riechen. erstaunlicherweise konnte man an diesem destillat bereits herbe eichennoten erkennen, auch ein bisschen leder- und fruchtspuren — whisky-geruch eben. das roch jedenfalls so gut, dass ich mir vornahm, sollte ich mich jemals wieder glattrasieren, whisky künftig als rasierwasser zu benutzen.
unverständlich fand ich, warum man bei talisker auf einen gang in die fasslager verzichtete. wir konnten lediglich einen blick durch eine glasscheibe auf eins der hergerichteten lagerhäuser werfen.
später bei glen moray und glenfiddich zeigte sich, dass der gang in die lager olfaktorisch das tollste erlebnis ist. da aus den whisky-fässern, die fast alle aus eichenholz bestehen und zum grössten teil importierte, einmal gebrauchte, amerikanische bourbon-fässer sind, pro jahr etwa 2-3 prozent whisky verdunsten, riechen die lagerhäuser entsprechend intensiv und angenehm nach whisky. alkohol-produzenten nennen das den angel’s share, also den anteil der engel. sehr schön esoterisch.
all diese geruchserlebnisse haben das potenzial aus whisky-verachtern liebhaber zu machen, die besucher sozusagen mit whisky, durch die nase, anzufixen. bei glen moray und glenfiddich ging man sogar so weit uns besucher in ein paar fässer reinriechen zu lassen.
bei benromach konnten wir auch die gemälzte, getrocknete und geräucherte gerste probieren — und in allen destillerien konnte man natürlich auch, am ende der führung, das fertige produkt probieren. ich nicht wirklich, weil ich ja fahren musste. auf die fahrer-situation war eigentlich nur glenfiddich vorbereitet, die fahrer bekamen für den preis der führung eine mini-flasche 12 jahre alten glenfiddich geschenkt. natürlich habe ich die whiskys doch alle ein ganz klein bisschen probiert.
grosszügiges probiergelage bei glenfiddich. etwas stillos fand ich, dass man zum whisky leitungswasser statt des viel gelobten quellwassers (das in jedem produktionsschritt genutzt werde) serviert. ach, das quellwasser wird auch nicht zur destillatskühlung und gerstenquellung genutzt.
wie oben in der bildunterschrift angedeutet, die destillerien legen sehr grossen wert auf das wasser, das sie für die whisky-herstellung verwenden. allerdings dann eben doch nicht in jedem produktionsschritt — und auch nicht bei der verkostung. alle destillerien empfehlen nämlich dem whisky ein paar tropfen wasser zuzufügen, weil sich der geschmack dann besser entfalte (ungekühlt soll man den whisky sowieso trinken). nur: keine einzige destillerie schenkte zur verkostung das jeweils verwendete quellwasser aus.
auch eine andere komponente die den geschmack des whiskys entscheidend beeinflussen dürfte wurde bei keiner einzigen führung über eine erwähnung hinaus weiter erklärt: die hefe die den gerstenzucker in alkohol, bzw. bier umwandelt. klar scheint zu sein, dass alle destillerien brauereihefe verwenden, aber ob sie bestimmte hefefamilien oder mischungen verwenden, ob die hefen genetisch modifiziert sind, wie sie hergestellt werden — darüber redet keiner. das informativste was ich zu diesem thema finden konnte war dieser artikel auf whiskyscience.blogspot.com. kompliziertes thema, aber bei einem produkt das nur aus 3 zutaten (gerste, wasser, hefe) und gelegentlich torf-rauch hergestellt wird, ist das eigentümlich.
wo wir waren:
in schottland haben wir keinen whisky gekauft. sowohl der wechselkurs des pfunds, die preise der destillerien, als auch unsere angst vor gepäckübergewicht sprachen dagegen. tatsächlich waren die beiden sorten die wir haben wollten bei amazon am günstigsten und auch per prime zu bekommen:
ich bin wirklich kein whisky-kenner, aber ich kenne jetzt ein paar whiskys. so wie die whisky-herstellung in vielen aspekten leicht esoterisch anmutet und sich beinahe zwanghaft traditionell darstellt, so kann ich mir jetzt jedes glas whisky mit meinen erinnerungen aufladen. das klappt übrigens auch ganz gut mit portwein, nachdem ich mir vor ziemlich genau 26 jahren einen ziemlich guten schwipps in diversen portwein-kellereien angetrunken hatte. mit (abgerissenem) baguette und bestimmten käsesorten klappt das auch, da muss ich immer an strandurlaub in frankreich denken.
[nachtrag 18.08.2015]
auf den tipp von daniel in den kommentaren habe ich mir gestern die video-führung durch die laphroaig destillerie angesehen und eine flasche 10 jahre alten laphroaig gekauft (whisky.de-store, mit verkostungs-video). schmeckt toll, ich mag das warme, erdige, gar nicht teerige und auch gar nicht so rauchige. und, oh wunder, der beifahrerin schmeckt er auch. dem kind schmecken weder talisker, noch der laphroaig, dafür aber der glen moray port cask.
grossartige, extrem aufwändige visualisierung und einordnung der toten des zweiten weltkriegs von neil halloran. ich fand die daten-illustration so grandios, dass ich der aufforderung am ende des videos nachgekommen bin, bei gefallen den vorgeschlagenen eintrittspreis zu bezahlen. das kann man hier machen, dort gibt es auch eine „interaktive“ version.
gefunden bei wait but why.
welt.de: Ai Weiwei: Warum wir den Künstler nicht mehr verstehen
oh wei, oh wei. wenn der galerist eines künstlers seinen künstler wie schales sauerbier anpreisen muss, dann wird’s schnell peinlich. auch wenn andreas rosenfelder und ronja von rönne hier recht tendenziös über ai weiwei schreiben:
„Wir appellieren an die deutsche Öffentlichkeit“, so warnte der Berliner Galerist Alexander Ochs als Sprecher von Ai Weiweis Freundeskreis schon letzte Woche die Medien, „ihn in Zukunft als herausragenden Künstler wahrzunehmen und nicht als politischen Aktivisten.“
Man wünscht ja keinem Künstler der Welt, dass sein Galerist es für nötig hält, die Leute per Dekret dazu aufzufordern, ihn als bedeutenden Künstler zu betrachten, erst recht nicht als herausragenden. Und natürlich bewirkt ein solcher Aufruf das Gegenteil – er macht erst recht darauf aufmerksam, dass der Künstler Ai Weiwei jetzt keinen mehr interessiert. Als Künstler war Ai Weiwei deshalb so irrsinnig erfolgreich, weil seine in den Westen verschifften Kunstwerke dort als politische Schmuggelware erschienen – ein Gegengeschäft zu all den nach China exportierten VWs und Maschinen, gut für die moralische Außenhandelsbilanz. Aber je mehr Großproduktionen in Großauflagen Ai Weiwei aus Peking an die Museen der Welt verkaufte, desto weniger nahm man seine Ästhetik ernst. Sein Geschäftsmodell basierte am Ende ganz auf seiner Glaubwürdigkeit als staatlich geprüfter Dissident. Und genau diese Glaubwürdigkeit steht schon nach ein paar sonnigen Tagen in Deutschland auf dem Spiel.
bei christian y. schmidt gefunden. apropos christian y. schmidt; das was er hier auf facebook kommentiert und verlinkt, lohnt sich auch zu lesen:
(ursprünglich veröffentlicht am 16.08.2015 11:32)
jezebel.com: Sharon Stone On Her Abrasiveness: 'I Have Brain Damage...Deal With It'
der link behandelt einen artikel rund um (einen klick entfernte, harmlose) nacktbilder von sharon stone. normalerweise verlinke ich solche clickbait und aufmerksamkeitserschleicher ja nicht, aber das begleitende portrait/interview auf harpers basar mit sharon stone ist ziemlich gut. stone hatte 2001, nach einem schlaganfall ein hirn-aneurysma, nach dessen operation sie schwere motorische und rhetorische störungen bekam:
“It almost feels like my entire DNA changed. My brain isn’t sitting where it used to, my body type changed, and even my food allergies are different.” On the plus side, “I became more emotionally intelligent. I chose to work very hard to open up other parts of my mind. Now I’m stronger. And I can be abrasively direct. That scares people, but I think that’s not my problem.” She laughs. “It’s like, I have brain damage; you’ll just have to deal with it.”
ich fands lesenswert, und rochus wolf offenbar auch, denn der hat’s mir empfohlen.
(ursprünglich veröffentlicht am 16.08.2015 08:10)
zoebeck.wordpress.com: Flucht
ein freund von zoe beck, der „der im Moment noch anonym bleiben möchte“, hat einen text über die situation und die geschichte von syrien geschrieben, der unbedingt lesenswert ist:
1 – Der Status Quo, der casus bellum
In sämtlichen vom IS besetzten Regionen, ob im Irak, in Syrien, Libyen etc. ist die Situation so entsetzlich grausam, dass die wenigen Überlebenden, welche ihre Angehörigen verloren, einfach a) zu sehr mit dem eigenen Überleben beschäftigt sind und b) so abgestumpft und c) so hoffnungslos, dass die wirklichen Wehklagen gar keinen Einzug in unsere Medien finden. Wer allerdings vom tatsächlichen Wirkungsgrad der Abschlachtungsorgien des IS nicht so wirklich überzeugt ist, kann über Beirut, Amman oder Antalya gerne in diese Regionen einreisen und sich ein Bild machen. Ein One Way Ticket ist dabei anzuraten, denn dass herkömmliche Mitteleuropäer im Bürgerkrieg verschleppt, ermordet oder als Kanonefutter eingesetzt werden, ist nicht auszuschließen. Den Rest erledigen mörderische 40 bis 50 Grad Hitze, massiver Wassermangel, Nahrungsmangel und Epidemien. Aber gehen wir davon aus, dass der normale Mitteleuropäer das überlebt, weil er noch selbst Armeedienst geleistet hat, über topographische, sprachliche und medizinische Kenntnisse verfügt: Das, was er / sie dort sieht, wird so wenig begreiflich und erklärbar sein, dass einem im wahrsten Sinne die Worte fehlen. Schweigen. Trauma. Unfallopfer auf deutschen Autobahnen, nicht zu reden von Mißbrauchsopfern sprechen teils bis zum Lebensende nicht vom erlebten Leid, trotz Traumatherapeuten, Ärzten, Psychologen etc. pp., welche Hilfe leisten.
2 – Das Thema WLAN, Smartphone etc.
Es ist richtig, dass nicht jeder in einer Kriegsregion sofort Zugang zu Elektrizität und technischem Zubehör hat. Aber viele eben doch. Dort, wo Militär ist, ist immer auch Strom. Liegt in der Natur der Sache. Es gibt einfach auch mehr Waffen als Brot. Liegt auch in der Natur des Krieges. Sprich, es ist tatsächlich einfacher, ein Smartphone aufzuladen, selbst an der Batterie eines ausgebrannten Jeeps, als Trinkwasser zu besorgen.
weiterlesen auf zoebeck.wordpress.com …
(ursprünglich veröffentlicht am 15.08.2015 20:22)
zeit.de: Prostitution: Sex ist auch nur eine Dienstleistung
gut differenziert von sophie elmenthaler:
Amnesty International hat eine gute Entscheidung getroffen. Zunächst einmal hat die Organisation ihren Beschluss nach Beratungen und Gesprächen mit Sexarbeiterinnen aus verschiedenen Ländern gefasst. Das heißt, sie hat sich wirklich angehört, welche Bedürfnisse Frauen im Prostitutionsgewerbe haben, anstatt über ihren Kopf hinweg zu reden. Amnesty International hat beschlossen, zwischen Zwangsprostitution und freiwilliger Sexarbeit sorgfältig zu unterscheiden. Unter anderem deshalb, weil so erst Strukturen entstehen, die es erleichtern, Zwangsprostitution anzuzeigen und sichtbar zu machen, da die Opfer nicht mehr kriminalisiert werden.
schön finde ich auch (keine ironie), dass sophie elmenthaler das argument, „keine emanzipierte, richtige Frau würde freiwillig Sex gegen Geld haben“ wollen, einmal sexistisch nennt und das später dann so relativiert:
Sexarbeit ist oft lukrativer als andere Jobs. Wer sich einmal anschaut, was Friseurinnen, Altenpflegerinnen oder Callcenter-Agentinnen verdienen, sollte sich nicht darüber aufregen, dass Frauen sich in anderen Gewerbezweigen umschauen. Insofern ist vielleicht doch etwas dran an der Behauptung, dass viele Frauen nicht wirklich freiwillig Sexarbeiterinnen sind.
so zu argumentieren lässt raum zum nachdenken. für diese art zu argumentieren gibt’s bestimmt auch nen rhetorisches fachwort, oder?
(ursprünglich veröffentlicht am 15.08.2015 20:09)
sehr toller lesetipp, bzw. blogtipp, bzw. hinweis auf eine tolle website von konrad lischka. nämlich auf . dort schreibt tim urban alle paar tage oder wochen lange texte zu themen die ihn interessieren oder über die er stolpert und dann so lange recherchiert, bis er zufrieden ist. ein paar texte habe ich jetzt schon gelesen, unter anderem diesen hier über das fermi-paradoxon (wikipedia: „Das Fermi-Paradoxon […] hinterfragt die Wahrscheinlichkeit intelligenten außerirdischen Lebens.“) oder diesen hier über mich (und dich).
(ursprünglich veröffentlicht am 15.08.2015 13:37)
kurzkritik: kill bill fury road auf norwegisch, ohne autos, im mittelalter und in kurz (und gut).
länger: relativ kurzer, norwegischer low-budget-film, der eigentlich allen gefallen sollte die quentin tarantinos rachedramen mögen oder die das verfolgungsdrama des aktuellen mad max-films mochten.
im norwegischen original gibt’s den film aus unerfindlichen gründen nicht beim deutschen netflix. dort läuft er nur deutsch synchronisiert. für den norwegischen original-track muss man auf netflix USA ausweichen (hab ich gemacht, fands super).
die zwei trailer zum film, die ich auf youtube gefunden habe, geben die stimmung im film einigermassen wieder, spoilern aber für meinen geschmack etwas doll. ich würde empfehlen den film ohne grosse erwartungen anzugucken, ohne die trailer anzugucken: trailer 1, trailer 2.
bei amazon kann man den film kaufen oder leihen, mit untertiteln.
filmseiten bei der imdb und rotten tomatoes.
news.wisc.edu: Apes may be closer to speaking than many scientists think
das ist alles sehr faszinierend und zur feier des tages, wollte ich dann doch mal etwas mehr über koko die gorilla-frau erfahren. das hier ist eine doku von PBS von 1999 über die gorillas koko und michael. sehr fesselnd, wenn auch mitunter aus dem off etwas dick aufgetragen.
(ursprünglich veröffentlicht am 15.08.2015 08:38)
der teaser für die neue staffel fargo sieht ja wohl mal sehr vielversprechend aus.
(ursprünglich veröffentlicht am 14.08.2015 13:46)
boingboing.net: Video of man singing opera while undergoing brain surgery
das hat mich zu tränen gerührt, ich weiss allerdings nicht ob das die situation insgesamt war (sänger singt auf dem OP-tisch während seiner gehirnoperation) oder ob es schubert’s „Gute Nacht“-lied war.
(ursprünglich veröffentlicht am 15.08.2015 07:22)
This is an epic display of top-notch lip syncing and world-class shade throwing. I smiled the whole way through this.
das ist in der kombination mit der genervten beifahrerin wirklich sehr, sehr witzig.
(ursprünglich veröffentlicht am 15.08.2015 06:20)
boston.com: Harvard student loses Facebook internship after pointing out privacy flaws
bei facebook herrscht ganz offensichtlich eine ausgeprägte flachpfeifen-kultur. kühnheit und das austesten von grenzen ist das privileg hochbezahlter facebook-angestellter oder -gründer. alle anderen bekommen die die allgemeinen geschäftsbedingungen um die ohren geschlagen.
die AGB sind auch das hauptwerkzeug der facebook-unternehmenssprecher: sobald einem oder einer der facebook-unternehmenssprecher keine argumente mehr einfallen, werden die allgemeinen geschäftsbedingungen als pseudoargument rausgekramt — wichtig ist dabei niemals spezifisch zu werden, oder zu sagen, um welchen punkt der allgemeinen geschäftsbedingungen es genau geht.
In his first letter to investors back in 2012, Mark Zuckerberg said that Facebook follows an approach they coined the “Hacker Way.” […]
Khanna thought his extension — which he built quickly and which tested boundaries — was performing a public good by showing users how their data was being used.
“I didn’t write the program to be malicious,” he said. […]
In the closing of his letter to investors, Zuckerberg said one of the five core values of Facebook is for its employees to “be bold.”
But not too bold.
(ursprünglich veröffentlicht am 14.08.2015 11:01)
getidan.de: Behörden und Geflüchtete: In diesen Tagen wird die Ineffizienz, Inkompetenz und soziale Verwahrlosung deutscher Behörden deutlich.
ines kappert über die institutionalisierte misanthropie und das versagen der „leitungsebene“:
Zu Recht weist etwa Jochen Schwarz vom Projekt Flüchtlinglotsen Pankow darauf hin, dass die so wichtige private Hilfe mit einer „Skandalisierung der fatalen jahrelangen Fehlpolitik auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene” verbunden werden muss.
Nur so kann die soziale Verwahrlosung der verantwortlichen Behörden gebremst werden. Diese übrigens basiert wesentlich auf einem Versagen der Leitungsebene. Würde das Management die Mitarbeitenden anweisen, sich lösungsorientiert zu benehmen und ihnen als erste Maßnahme basales Englisch als Sprache der Kommunikation verordnen sowie längerfristig auf eine Entbürokratisierung der Anträge dringen – es gäbe die langen Schlangen und die langen Wartezeiten nicht, genauso wenig wie Hunger und Durst in den Vor- und Hinterhöfen.
Insofern war es richtig, dass Oliver Höfinghoff, Exvorsitzender der Piratenfraktion und Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, eigenen Angaben zufolge Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gegen Sozialsenator Mario Czaja (CDU) und gegen Franz Allert, den Leiter des [Landesamts für Gesundheit und Soziales], gestellt hat. Er hat die Verbindung hergestellt.
(ursprünglich veröffentlicht am 15.08.2015 07:06)
tippfehler bei meedia: müsste das nicht „Verkacksgruppe“ heissen?
http://meedia.de/2015/08/14/faz-digitalchef-blumencron-wir-muessen-uns-selbst-kannibalisieren-sonst-machen-es-andere/