Ein neuer Spot kann heute in drei Minuten die Welt umrunden. Dass Youtube nicht von Werbern erfunden wurde, zeigt, wie hinterher unsere Branche ist. Der große Vorteil für Konsumenten ist, dass Sie heute niemanden mehr verarschen können. Wenn ich heute ein falsches Versprechen gebe, kommt das dank der digitalen Infrastruktur in Sekunden raus, und ich bin erledigt. Die beste Werbung verspricht nur das, was ein Produkt auch halten kann.
so muss fernsehserienkritik sein. effektiver gehts nicht. nachdem ich das was anke gröner über girls schrob gelesen hatte, flackerte sofort ein das-will-ich-sehen-schild vor meinem inneren auge auf.
volker beck und thomas oppermann wollen (quasi) auf der autobahn das rasen nicht lassen, solange es keine verbindliche regeln für alle, also ein allgemeines tempolimit gibt. nur dass es nicht um fahrgeschwindigkeit auf autobahnen geht, sondern um anständiges und transparentes verhalten von abgeordneten.
The best thing we can do isn't necessarily to try to pay for everything, which is unrealistic and often not an option. Our best option is to avoid supporting and using proprietary monocultures.
schon klar. die frage ist wie (und wann und wo). eine antwort könnte sein, so viel wie möglich selbst zu machen, selbst zu hosten und die proprietären dienste nur als zusatz, als etwas auf das man zur not verzichten kann, zu behandeln. möglichst oft offene dienste benutzen, dienste zu denen es alternativen gibt. was das konkret heisst, ist natürlich nicht immer leicht zu beantworten.
Bloggen mag zwar sooo 2005 sein, aber unter netztechnischen Gesichtspunkten immerhin ausfallsicherer, weil internetziger als so ein zentrales Blubberrohr wie Twitter. Die Gier Aufmerksamkeit zu bündeln und technisch zu zentralisieren führt, wie man sieht zu partieller Blindheit, nicht nur technisch temporär sondern auch unter Gesichtspunkten der Ausgewogenheit der Informiertheit. Zentralorgane können keine Lösung für die Zukunft sein. Ob Facebook, Twitter oder iPad: Alles technologisch restaurative Schritte.
In many ways Google Reader was to me only the most evolved, Web-based evolution of the kind of design that Microsoft practiced for years: design that predicates itself on a high bar of user expertise. In the case of Microsoft's Office products, they virtually demanded that new users read the accompanying manuals before it was possible to do the work you set out to do. In the case of Google Reader, it was virtually expected that you read all of the blogs that were then engaged in the then-current meta-narrative about blogging and syndication and all that nonsense before you could read the feeds you were actually interested in.
das ist eins der grundprobleme im internet: was experten erwarten ist oft das gegenteil von einfach zu bedienen. die ansprüche von neueinsteigern und die von ingenieuren unter einen hut zu bringen ist die eigentliche herausforderung. apple schafft das ganz gut, dort leben die kommandozeile und die grafische bedienoberfläche friedlich nebeneinander. ein os x-rechner (ne windows-kiste wahrscheinlich auch, aber was weiss ich schon dadrüber) lässt sich komplett über die tastatur bedienen, aber ebenso auch ohne tastatur. im web bekommt facebook den spagat auch erstaunlich gut hin. google in letzter zeit nicht so.
There is no one to talk to at Google about my service problem because there is no there there. The services I pay for are delivered by robot magic in the cloud. When something goes wrong, it just goes wrong. There's nobody to track down the virus's origin and make it stop.
jeffry zeldman zahlt für sein postfach, als google-apps kunde. offenbar hilft es auch nicht immer für dienste zu bezahlen (von wegen „selbst schuld wer sich auf kostenlose dienste verlässt“). service bei bezahlten leistungen kann auch in frustrierende sackgassen führen. obwohl ich für ein problem mit der bezahlten google custom search kürzlich nicht nur einen bug-report losgeworden bin, sondern der fehler erst eingestanden und dann behoben wurde. innerhalb von wenigen tagen. aber abhängigkeit und das gefühl von machtlosigkeit saugt. so oder so.
Simplicity is not about making something without ornament, but rather about making something very complex, then slicing elements away, until you reveal the very essence.
(unbedingt den link oben anklicken und christoph niemanns app-geschichte ansehen und lesen.)
Kürzlich ging ein Bild durch die Internetrohre, das den Petersplatz in Rom zur Papstverkündigung 2005 mit derselben Situation von 2013 vergleicht.
das mit der wiedererkennbarkeit nehm ich den werbefuzzis nicht ab. das neue BMW-soundlogo klingt wie das intro von blue bloods. ein bisschen pathetisch, ziemlich grosskotzig und pathetisch. das neue soundlogo ist mit der titelmelodie jeder anderen serie mit pathosüberschwang aus amerika verwechselbar. andererseits: was weiss ich schon?
What is rarely mentioned is that "security" measures can be turned against defenders if attackers can hijack them. This is as true when a mugger uses his victim's gun against him as it is when a casino's own CCTVs are used to defeat its own anti-cheating measures.
michael schophaus hat die billigausgabe des sterns (einmalig einen euro) angesehen. ich habe mir den stern auch gekauft. das layout erinnert mich an die 70er jahre. zu der zeit las ich blättere ich als präpubertierender den stern regelmässig durch, um mammae-bilder zu betrachten. das neue layout hat ähnlich viele horizontale striche wie damals und die schriften sind so serifig, wie in den 70ern. gestalterisch ist der stern etwas retro, was aber keinesfalls schlecht ist.
was mir negativ auffiel ist der tonfall der artikel und bildunterschriften. der ist infantil, schwachsinnig und teilweise grosskotzig. man weiss beim lesen nicht, ob die autoren die leser für blöd verkaufen wollen oder ob es den autoren an talent, menschenverstand oder zurückhaltung mangelt.
so stand neben einem bild einer skulptur von peter fischli und david weiss, die von zwei kindern betrachtet wird:
Mit Steinen kennen sich Imogen und Gabriel, beide dreieinhalb, schon ziemlich gut aus. Man kann mit Steinen spielen. Oder sie stapeln. Wenn einem so ein Ding auf den Fuß fällt, dann tut das weh. Also nähern sich die beiden Kinder dem Kunstwerk von Peter Fischli und David Weiss nicht nur staunend, sondern mit Ehrfurcht.
da wünscht man sich als leser einen hauch von markwort-fakten-fakten-fakten-geist der im heft umherwehen würde.
das gorbatschow-interview fängt mit stern-eigenlob an: gorbatschow rede nicht mehr mit journalisten, für den stern mache er aber eine ausnahme. „Wir kennen uns ja seit Jahren“ soll gorbatschow den stern-journalisten (katja gloger und bettina sengling) gesagt haben. das wort „stern“ scheint mir im interview ähnlich oft vorzukommen, wie das wort „russland“.
völlig schwachsinnig wirds dann, wenn die namenlosen stern-autoren sich ans redaktionelle produktmarketing machen. wildfleischsauerfleisch wird dort wie folgt angepriesen:
Mehr Bio geht nicht
Ein freies, wildes Leben in Wäldern und Wiesen und ein schneller Tod fern aller Schlachthöfe — fast möchte man fürs Wildschweinsein optieren. Oder ein lustiger Rehbock sein.
ich optiere dafür, künftig weiterhin kein sternleser zu sein. obwohl mir ein artikel gefallen hat („legale staatsfeinde“, wie die grossen vier beratungsunternehmen google, amazon und anderen grossunternehmen helfen, der steuer ein schnippchen zu schlagen). ein artikel mit aha-erlebnis ist selbst für ein heft für einen euro ein bisschen dürre.
ulrike langer war auf der/dem SXSW und hat einen trend gefunden. den sofortismus:
So werden Datenbrille, Datendienste und Selbstvermessungs-Tools dafür sorgen, dass noch mehr in den Moment gepresst wird. Aus dem “Hier und Jetzt" wird zunehmend ein “Dort und Gleich" und die Anforderungen an intelligente Filter, um das wirklich für den Augenblick Relevante vom Aufschiebbaren zu trennen, werden steigen. Mein Prognose: Dieses hochinteressante Thema wird auch auf der South by Southwest 2014 noch eine große Rolle spielen.
wann stellt google google+ wegen erfolglosigkeit ein? es geht nicht um social, es geht um gute werkzeuge. irgendwann versteht google das auch. oder auch nicht.
Google's entire premise was built on the idea of building advertising that was non-intrusive and non-annoying such that it created value for people. The whole reason that Adblock exists is to fight back against bad advertising.
Von Salinger heißt es, er habe in den Jahrzehnten nach der Veröffentlichung seiner letzten Geschichte nur noch für sich geschrieben: „Ich schreibe gerne. Ich liebe das Schreiben“, vertraute er 1974 einem Reporter an. „Aber nur noch für mich und zu meinem eigenen Vergnügen.“ Ein Zustand, der mir immer erstrebenswert schien. Schreiben um des Schreibens Willen, nicht für Ruhm oder Geld. Insofern ist dieses Blog auch der Versuch, den Spaß am Schreiben zurückzugewinnen. Dinge zu schreiben, die mir wichtig sind und auf die ich Lust hab, ohne dabei an Verwertungsmöglichkeiten zu denken. Oder um es mit den Worten des Agenten zu sagen: die Entscheidungshoheit und Produktionsmittel sich zurückzuholen. Und wenn es dabei noch den einen oder die andere interessiert: umso besser.
denny's ist eine der ketten, die ich in deutschland schmerzlich vermisse. oder fällt irgendwem spontan ein, wo man in deutschland um 4 uhr morgens kräftig frühstücken kann oder um 2 uhr morgens gemütlich und in ruhe einen kaffee trinken kann?
Es ist wohl eher so, dass die CSU die Ansichten einer radikalen Minderheit vertritt, die nicht rational, sondern religiös argumentiert.
Movie theaters should be hubs for social activity. Watching a movie at home or on a laptop or a tablet isn't the same as watching it in a theater. And most of the great movies aren't showing in theaters now.
vor 6 tagen habe ich von der telekom einen newsletter mit „medieninformation“ bekommen. diesen newsletter bekomme ich seit ein paar monaten aus gründen die mir unbekannt sind. dadrin stand unter anderem:
Die De-Mail setzt sich weiter durch. Bereits mehr als hundert Großkunden möchten ihre Vorteile nutzen, zeitraubende Arbeitsschritte sparen und im Endeffekt den bundesdeutschen Bürgerinnen und Bürgern das Leben bequemer machen. Den Weg dorthin beschreiten sowohl Städte und Kommunen wie Düsseldorf und Bonn als auch beispielsweise die Allianz Deutschland AG, die LVM Versicherung, TARGOBANK sowie die Volks- und Raiffeisenbanken im nord- und westdeutschen Raum.
Der FC Bayern München hatte sich bereits für die De-Mail entschieden, jetzt setzt auch der Deutsche Fußball Bund (DFB) darauf.
dass sich die de-mail durchsetzt hatte ich bisher nicht mitbekommen. vielen dank als für die information, man lernt ja nie aus. ich habe mir dann mal die info-seite der telekom zur de-mail angesehen. dort erfährt man beispielsweise:
Für De-Mail gelten jedoch ganz klare gesetzliche Vorgaben, die die Nachweisbarkeit regeln. Dazu gehört vor allem, dass sich alle Teilnehmer klar identifizieren müssen.
in einem video erklärt mir ein extrem schlechter schauspieler, dass das internet nicht wirklich sicher sei: „da gibts so viele, die sich mit falschen identitäten ins internet schleichen. […] und was machen die? die greifen die privaten daten ab, melden sich dann unter falschen namen an und sagen »ich bin deine bank, überweis mir 150 euro.«“ dabei wackelt er die ganze zeit mit dem kopf und lässt sich hin und wieder von kindern in seinem redefluss unterbrechen.
ich habe vor sechs tagen die versender der telekom „medieninformation“ gefragt, ob ihnen die grandiose ironie ihrer de-mail-werbekampagne bewusst sei. mit gefakten menschen namenlosen schauspielern für ein produkt zu werben, mit dem identitätdienbstahl oder vorgaukelung fremder identitäten ausgeschlossen werden sollen. gegen lügen anwerben mit leuten, die so tun als seien sie etwas, was sie gar nicht sind. für authentizität werben und dafür schauspieler anstellen. grandios.
wenn werbung so offensichtlich lügt und sich selbst widerspricht ist das irgendwie eine erfrischend ironische art der meta-kommunikation durch die blume. möglicherweise also eine art versteckter botschaft der marketing-abteilung an die menschen im lande: „sorry, unsere chefs wollten dass wir dieses nutzlose und überteuerte witzprodukt bewerben und wir konnten leider nicht nein sagen“. kann natürlich auch ein coup der werbeagentur sein, die noch eine rechnung mit der telekom offen hatte und sich so, dank der merkbefreitheit des telekom-managements, bei der telekom hintenrum rächen wollte.
eigentlich finde ich diese art der werbung ganz grossartig, auf eine meta-hinterfotzige art und weise ehrlich und defensiv. das ist wie hackfleischwerbung die von einem dressierten pferd gesprochen wird („100% rind vertrauen sie mir!“). oder werbung für milchprodukte mit offen laktose intoleranten menschen („i’m loving it, the farting“). werbung für legale downloads mit transportablen gefängniszellen. wurstwerbung mit niki lauda.
die frage ob die schauspieler in der werbung wirklich de-mailer sind, hat mir die telekom noch nicht beantwortet. auch meine frage, ob die tatsache dass der FC bayern münchen de-mail vielleicht deshalb benutzt, weil er werbepartner der telekom ist und nicht weil er einen bedarf oder nutzen davon hat. ich finde das enttäuschend bis unprofessionell. erst flutet man mich ungefragt mit informationen und wenn ich mal auf den werbemüll reagiere ist plötzlich niemand zuständig.
[nachtrag 18.03.2013]
eben mit einem sprecher der telekom telefoniert und fast alle meine fragen beantwortet bekommen, bis auf die, zu denen er keine ausskunft geben durfte oder wollte. fragen deren antworten den datenschutz verletzen, konnte er natürlich auch nicht beantworten. ebenso blieben fragen offen, zu denen die telekom aus wettbewerbsgründen nichts sagt. aber das gespräch war trotzdem sehr informativ und professionell. ich versuche in den nächsten tagen nochmal etwas konkreteres dazu nachzutragen.
auf eienm anderen bild auf der kampagnen-site ist jemand abgebildet der in der gebrüder grimm bibliothek der humbold universität berlin sitzt und ein schild hält auf dem steht:
Ich bin De-Mailer.
Damit ich meine Hausarbeit noch kurz vor knapp verschicken kann. Aber sicher.
die Liste der partner (privatkunden/wer ist schon dabei?) umfasst neben ein paar versicherungen, banken, einen fertighaushersteller, einen it-dienstleister und die lohndirekt gmbh. auf der seite steht, das seien „alle De-Mail Partner“. ich frage mich, an wen will der unbekannte de-mailer aus der uni seine hausarbeit schicken? an die ergo-versicherung? an die targo-bank? vor allem: warum?
Im SPIEGEL gab es kürzlich eine interessante Grafik zu dem ersten Twittersturm, der die Sexismusdebatte in Gang setzte und vielen nun als Beweis für die Bedeutung dieser neuen sozialen Bewegung gilt. Von den 80.000 Tweets, die in den ersten fünf Tagen abgesetzt wurden, waren 30.000 Retweets, also Weiterleitungen bereits gesendeter Mitteilungen. Zu den am meisten weiterverschickten Nachrichten gehörte der Spruch: "Meine Frau wollte auch etwas zu #aufschrei twittern. Das W-Lan reicht aber nicht bis in die Küche."
in der kolumne beleuchtet er einen interessanten aspekt der #aufschrei-debatte, die fleischhauer „die Sexismusdebatte“ nennt. er nennt das internet eine „Parallelwelt“, in der bekanntheit eine relative grösse sei:
Hier zählen 7000 Follower auf Twitter allemal mehr als 4,5 Millionen Zuschauer an einem Sonntagabend in der ARD. So funktioniert der Hinweis auf das Netz auch in jeder Redaktionskonferenz als Bedeutungsnachweis ersten Ranges. Mit dem Satz, dass dies aber in den sozialen Medien gerade heftig diskutiert werde, lässt sich noch dem abseitigsten Thema Dringlichkeit verleihen.
das ist natürlich etwas ganz neues. in der alten paralellwelt, die der asozialen klassischen medien, bestanden bedeutungsnachweise noch darin, dass andere zeitungen, bzw. ein paar oberchecker die für diese zeitungen schrieben, über ein thema berichteten. dreissig, vierzig leute, vielleicht auch 100, die die oberen plätzen der führenden tageszeitungen befüllen durften, genügten als bedeutungsnachweis in redaktionskonferenzen und parlamenten.
dass mit presseausweisen legitimierte oberchecker jetzt nicht mehr die einzigen sind, die diese debatten auslösen, führen und mit argumenten füllen können, scheint fleischhauer sehr zu bedauern. man hört ihn beim lesen seiner kolumne beinahe murmeln, „da könnte ja jeder kommen“.
die geringschätzung von normalsterblichen menschen, diesen figuren, die früher lediglich abonements bezahlten und werbung in relevanten medien betrachteten, zieht sich konsequent durch fleischhauers argumentation. warum dürfen diese unqualifizierten menschen überall mitreden? wie soll diese person, die gerade mal 7000 follower hat (wie fleischhauer auch), irgendwie für einen führenden journalisten wie fleischhauer relevant sein, der schliesslich schon das eine oder andere mal mehr in talkshows mit millionnen zusehern aufgetreten ist?
ganz besonders dumm finde ich jan fleischhauers steile these, dass die beteiligung „an den in Rede stehenden Debatten“ (im internet) so gering sei, dass „die Zahl oft nicht einmal ausreicht, um den bei herkömmlichen Protesten beliebten Platz vor dem Brandenburger Tor zu füllen“. das ist bei den debatten in talkshows oder zeitungen oder dem bundestag natürlich ganz anders. wenn so eine talkrunde oder redaktion auf den pariser platz tritt, wirkt das ruck zuck wie ein ostermarsch zu zeiten des NATO doppelbeschlusses.
aber eigentlich wollte ich etwas ganz anderes sagen. ich kann mir sehr gut denken welche anstrengungen es bedeutet, wöchentlich eine kolumne zu schreiben und sich stundenlang meinungen aus der nase zu ziehen und sachen die man vom hörensagen im laufe der woche mitbekommen hat entsprechend zu verwursten. bei meinungsstarken stücken, bleibt für recherche natürlich wenig zeit. wenn renomierte blätter wie die augsburger algemeine, die waltroper-zeitung, das pc-magazin, die mainpost, spiegel-online, die taz oder die dpa einen tweet als einen der am häufigsten¹ retweeten beiträge zur #aufschrei-debatte zitieren (ohne den tweet zu verlinken²), dann kann fleischhauer — der sich „Journalist und Autor“ nennt — das natürlich auch. einfach abschreiben, einen bindestrich zwischen w und lan einfügen, keinen link setzen und auf gar keinen fall erwähnen, dass der tweet von gallenbitter gerade mal 201 retweets erzielt hat (stand 12.03.2013), weil sich das nicht gut neben der zahl von „30.000 Retweets“ machen würde:
Mein Frau wollte auch etwas zu #aufschrei twittern. Das WLAN reicht aber nicht bis in die Küche.
robert basic hat mal bei FAZ, WAZ, spiegel, zeit, axel springer und focus nachgefragt, wie „man denn zu dem Zitatrecht und Zitaten der Blogger stehen würde, die sich auf die jeweiligen Medienquellen beziehen“ (einfache frage eigentlich, zumla die presseverleger ja eigentlich betonen, das zitatrecht würde nicht angetastet). eindeutige antworten gabs keine, nur die zeit hat klar geantwortet. robert basic fazitiert:
Weitere Anrufe bei anderen Verlagen ergaben klassisches Ping-Pong. Man müsse mich hierin und dorthin verweisen, Zuständigkeit und dies und jenes. Niemand drängelt sich vor. Der Grundtenor klingt beinahe so, als wären die professionellen Medien und Wächter der Demokatrie nicht in der Lage, professionell zu agieren, wenn es mal selbst um klare Meinugsbekundung in eigener Sache geht. Ich bin absolut erstaunt und auch froh, dass mein einfaches Experiment und Anliegen so auf Widerstand und Schwierigkeiten stößt.
die verleger meinen ja, das #lsr ergäbe keine rechtsunsicherheiten. dafür agieren sie aber recht unsicher, wenn nachgefragt wird.
daniel goffart, der leiter der hauptstadtredaktion des „focus“:
Für die vollständige Nutzung eines Artikels hingegen sollen Google & Co. in Zukunft bezahlen.
stefan niggemeier:
An welcher Stelle Google Artikel vollständig anzeigt und inwiefern eine solche Nutzung erst »in Zukunft« kostenpflichtig wird und es nicht längst ist, lässt Goffart offen.
fakten, fakten, fakten. und immer ans verdrehen denken.
schockierend. stefan niggemeier und lukas heinser treten dieses jahr nicht beim grand prix an. nein. nicht schockierend. sehr schade. vielleicht nächstes jahr von der ceBIT?
grossartig und wunderbar differenziert und auch für bundespräsidenten verständlich geschrieben, der offene brief an gauck:
Dass gerade Sie als Bundespräsident und großer Verfechter der Freiheit sich von dieser wichtigen Debatte abgrenzen und sie nicht als wichtiges Thema begreifen, macht uns große Sorgen. Es geht hier nicht um eine „Frauenfrage“, sondern um eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit, die in der Verfassung verankert ist. Geschlechtergerechtigkeit kann nur dann gelingen, wenn alle dazu beitragen und Verantwortung übernehmen - „diesen Prozess sollte die ganze Gesellschaft vollziehen“, wie Sie so schön sagten. Nutzen Sie die Woche vor dem Internationalen Frauentag, um den hier lebenden Frauen den Rücken zu stärken. Helfen Sie, diese Gesellschaft zu verändern, damit alle Menschen in Freiheit und Würde leben können.
Kaum hat man die Jugend überstanden, befindet man sich in der Postadoleszenz. Nur einmal den Lebenswecker gesnoozt und schon ist alles dahin. Zumindest die Schönheit. Die Haare grau, die Haut schlaff, die Aura schwächlich, man schrupft ein und gleichzeitig erhöht sich das Gesamtvolumen. Älterwerden ist kein Spaß.
Es kommt das Alter der Zipperlein. Der nie endende Schnupfen, die große Erschöpfung. Alles siecht dahin.
david bowies neues album kann man sich kostenlos auf itunes anhören. hab ich gemacht und bin begeistert. ich fühle mich wie in den 80er jahren. wenn jetzt noch the cure ein neues album rausbringen das die essenz all der grossartigkeiten die sie in den 80ern produziert haben einfängt ohne nostalgisch oder gestrig zu werden — so wie bowie das hinbekommen hat — werde ich vielleicht wieder jemand, der seine musik-app auf dem telefon benutzt.
Für Quellen die unter das Leistungsschutzrecht fallen, und eine Anzeige eines Snippet in den Suchergebnissen wünschen, erheben wir eine Listungsgebühr in Höhe der dadurch im Rahmen des Leistungsschutzrechts entstehenden Kosten.
ob ein opt-in per erweitertem robots.txt ne lösung ist weiss ich nicht:
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copyright='Freedom of Citation License v1.0: Free manual and/or automatized citation is granted for the content hosted on this domain, within the restrictions defined in disallowed, titleLength, snippetLength, imageSize, speakingUrlDisplay as long as there is a link to the original source. All rights from the German Leistungsschutzrecht are waived.'
aber machbar ist das bestimmt — wenn es von google unterstützt wird, ziehen anbieter und andere suchmaschinen ruckzuck nach. /quote.fm
ich bin auch beeindruckt. moves zeichnet im hintergrund alle meine (grösseren) bewegungen auf. wenn und wann ich los zur u-bahn gehe, wenn ich fahre, wenn ich laufe, falls ich renne. im hintergrund, immer, einfach so — und das beste — es funktioniert.
Deutschland ist das Land des Rechthabens. Aber nicht nur das. In Deutschland reicht es nicht aus, bloß recht zu haben. Man muss auch schon immer recht gehabt haben. "Ich habe es schon immer gesagt", dieser Satz gilt in Medien wie auf politischen Bühnen als Ausdruck des Triumphs, quer durch alle Parteien. Und nicht nur dort, diese Haltung zieht sich durch die Bevölkerung.
und ich möchte das zitat oben noch mit einem anderen zitat von ascha lobo ergänzen, aus einem interview mit der ftd:
Internetexperte zu werden ist leichter, als Internetexperte zu bleiben: Das Netz wandelt sich enorm schnell.
so wie es aussieht funktioniert ab morgen weder blackbirdpie, noch das native oembedden von twitter-urls in wordpress. dank twitters api1.1.
das war ein bisschen voreilig. denn entgegen den eigenen ankündigungen hat twitter nun doch noch nicht der API 1.0 am 5. märz das licht ausgeschaltet, sondern führt vor der endgültigen abschaltung irgendwann (twitter legt sich nicht auf ein datum fest) erst noch „blackout tests“ durch, twitter dazu:
What dates should I be aware of?
We will perform the first of what we call "blackout tests" for API v1 on March 5th, 2013. We will not be permanently shutting off API v1 on this date. […]
What are blackout tests?
The blackout tests, which will take place on different days of the week and at varying times of day, are meant to help you better understand the impact the retirement will have on your applications and users. API methods will temporarily respond to requests as if the retirement has already happened -- with an HTTP 410 Gone.
On March 5th, 2013, from around 9:00am to 10:00am PST, we'll perform the first of these tests, limited only to unauthenticated requests. All unauthenticated requests during that time window will be responded to with a HTTP 410 Gone. Be sure to follow @twitterapi to receive notices before, during, and after the blackout test.
sollten die pläne für die abschaltung der API so umgesetzt werden wie geplant, bedeutete das (unter vielen anderem) für wordpress-plugins wie blackbird pie das ende. blackbird pie erlaubt es blogger in wordpress entweder mit einem shortcode oder einer twitter-URL einen tweet einzubetten:
diese anfrage liefert informationen zum twitter-avatar des benutzers, hintergrundbild, verwendeten farben und dem twitter-client zurück
daraus bastelt blackbird pie dann einen tweet in html
wordpress kann das seit ein paar versionen auch nativ, also ohne den blackbird-pie-plugin. aus einer einzelnen zeile mit einer twitter-URL baut wordpress soetwas:
diese anfrage liefert den einbettcode zurück,
den worpress dann wie oben anzeigt.
mit der twitter API 1.1 ändert sich an den API-abfragen ein entscheidendes detail. die anfrage muss authentifiziert sein. einfach, könnte man denken, jeder hat ja ein twitter account, dann authentifiziere ich mich halt. nur leider fragt man ja nicht selbst die API ab, sondern wordpress oder die web-app die man zum ins internet schreiben benutzt. damit die sich authentifizieren kann, muss man erst mit seinem twitter account eine twitter app erstellen:
und wenn man den namen der app, die beschreibung und website mit der man die app nutzen will eingegeben hat, die nutzungsbedingungen abgenicjt hat und ein captcha gelöst hat,
kann man sich die „OAuth settings“ erstellen lassen. die bestehen aus einem „Consumer key“ und einem „Consumer secret“
ausserdem muss man dann ein „oAuth token“ erstellen, dass aus einem „Access token“ und einem „Access token secret“ besteht.
mit diesen daten kann sich dann die webapp (das blog, der plugin) gegenüber twitter authentifizieren. einige wordpress-twitter-plugins oder webapps können das bereits und mit einer php oAuth-library kann man das mit ein paar PHP kenntnissen auch selbst nachrüsten. ich habe das in meine blackbird pie implementierung die ich für meine monatlichen twitter-lieblinge benutze kürzlich gemacht. meine monatlichen twitterlieblinge werden also noch eine weile so aussehen können wie sie aussehen (ich nutze aber auch kein wordpress hier). für den blackbird-pie-plugin selbst hat das noch niemand gemacht, der wurde seit über einem jahr nicht mehr aktualisiert.
es gibt auch noch eine weitere hürde die twitter seinen nutzern (bzw. entwicklern) in den weg gelegt hat: die twitter „Developer Display Requirements“.
in den „Display Requirements“ ist bestimmt wie ein tweet auszusehen hat. zum beispiel soll immer das profilbild angezeigt werden, der benutzername muss zuerst angezeigt werden, dann der @twittername. blackbird pie macht das andersrum, so wie twitter das auch vor einigen jahren noch gemacht hat. ausserdem findet twitter, dass der benutzername über dem eigentlichen tweet angezeigt werden muss. das macht blackbird pie auch umgekehrt. blackbird pie tweets wie der ganz oben, sind also aus der sicht von twitter illegal. theoretisch kann das dazu führen, dass twitter die app und die authentifizierung sperrt und man dann wieder auf dem trockenen sitzt.
frank westphal hat aus furcht vor konsequenzen die darstellung von tweets auf rivva entsprechend angepasst. das sieht jetzt ziemlich verhunzt aus. zum beispiel: rivva.de/188861715
andererseits kann man das auch verstehen. twitter will kontrolle über die darstellung von tweets haben und sieht mit dem kontrollierten zugang zum API eine möglichkeit dazu. völlig absurd ist aber die verrammelung des oEmbed-zugangspunktes. hier fragen wordpress und andere systeme ja nach der von twitter sanktionierten, geforderten und geförderten tweet-darstellung. wordpress merkt: oh ich habe hier einen tweet und fragt twitter: „wie soll ich den darstellen?“. das geht per oEmbed idiotensicher und einfach — ohne jede weitere konfiguration die der nutzer vornehmen muss.
immerhin scheint twitter hier ein einsehen zu haben. in einem ticket zur drohenden verrammelung des twitter-oEmbed-zugangs berichtet ein wordpress-entwickler, dass twitter einen rückziehen beim thema authentifiziertes oEmbed zu machen scheint:
Initial response from Twitter is that "the endpoint will continue to operate unauthenticated, as-is the spirit of oEmbed." Still trying to confirm whether that means 1.0's oEmbed endpoint will remain in operation past the 1.0 shutdown, if 1.1's oEmbed endpoint will be changed to be entirely unauthenticated, or both. Either way, we're in the clear in terms of not needing to implement something new.
dieses innehalten beim thema oEmbed ist einerseits beruhigend, andererseits erschreckend, wie kurzsichtig und rücksichtslos twitter beim durchpeitschen seiner API 1.1 vorgeht. benutzerfreundlich und innovationsfördernd ist das alles nicht.
immerhin gibts ja noch die methode gröner lieblingstweets zu verbloggen. mit screenshots.