kiffen auf der cebit?
ich weiss nicht ob die frage nach dem grad der intoxizierung der besucher der cebit bei der suche nach dem richtigen cebit-konzept hilfreich ist.

[aus einem sonderheft der c’t zur cebit]
ich weiss nicht ob die frage nach dem grad der intoxizierung der besucher der cebit bei der suche nach dem richtigen cebit-konzept hilfreich ist.

[aus einem sonderheft der c’t zur cebit]
Und im Rücktritt versuchte [Karl-Theodor zu Guttenberg] noch einmal die unzulässige Verquickung des tödlichen Schicksals deutscher Soldaten mit seinem eigenen, selbstverschuldeten politischen Schicksal. Sie erneut als Entschuldigung für sein Zaudern, für sein Festhalten an dem Amt, vorzuschieben, ist einfach nur ekelhaft.
andere für die eigenen zwecke zu instrumentalisieren ist abstossend. michael spreng erklärt auf den punkt genau warum der verweis auf tote deutsche soldaten in karl-theodor zu guttenbergs verteidigungsreden immer wieder bitter aufstösst. aber das instrumentalisieren von opfern für die eigenen zwecke hat offenbar system im hause guttenberg.
als till schweiger kürzlich austillte [sic!] [/via] und „sexualstraftätern“ ihre menschenrechte absprechen wollte, lobte stephanie zu guttenberg till schweiger per SMS und BILD für seinen einsatz für ein vorsinnflutliches, barbarisches rechtssystem (bzw. seinen „mut“, solchen schwachsinn zu reden). aufklärung, prävention, harte strafen für kriminelle, wer sollte etwas dagegen haben? aber die errungenschaften eines modernen rechtssystems einfach mal so auszuhebeln — weil es um unsere kinder geht, oder weil schweiger eine überbordende phantasie hat oder zu hysterie neigt, wohin soll das führen? sollen verurteilte sexualstraftäter nach gutdünken verprügelt werden dürfen, im knast analverkehr von anderen gefängnissinsassen verabreicht bekommen oder bei lebendigem leib organe entnommen werden dürfen? oder sollen sie doch noch das eine oder andere (menschen-) recht behalten, wie zum beispiel das recht nahrung zu sich nehmen zu dürfen?
das perfide und ekelhafte an diesen argumentationsmustern, die gerne als „wachrütteln“ oder „an die opfer denken“ verkauft werden, ist ja gerade das ausspielen der opfer gegen alle anderen um den eigenen abstrusen politischen forderungen gewicht zu verleihen. en passant erreicht man mit solchen argumentationsmethoden auch, dass alle, die nicht die gleichen radikalen forderungen erheben, blöd in einem opferfeindlichem licht dastehen.
die gutenbergs haben offenbar eine neigung sich pathetisch und lautstark auf die seite der opfer zu stellen um ihre (fernseh-, polit- oder vereins-) karriere zu befördern, gewicht und totschlagargumente für ihre nicht unumstrittenen politischen forderungen zu generieren und alle andersdenkenden zu diskreditieren. selbst wenn sie der opfer wegen auf der opfer-seite stünden, eklig wirds genau dann wenn sie die opfer auf ein schutzschild heben und das schild dann zur selbstverteidigung nutzen:
diese argumentationsmuster sind kein zufall oder versehen, dahinter steckt berechnung. und das ist das eigentlich ekelhafte, weil dahinter vor allem die (leider berechtigte) hoffnung steht, bei weniger rhetorik- oder strategiebegabten menschen an popularität zu gewinnen. die im besten falle ursprünglich vorhandene intention zu helfen wird zweitrangig, die verhälnissmässigkeit bleibt auf der strecke.
nochmal: ein geschmäckle bleibt nicht wenn man sich für eine gute sache einsetzt, sondern wenn man sich für eine gute sache einsetzt, um damit etwas ganz anderes zu erreichen und sich selbst in ein gutes licht zu tauchen. demut beim helfen? nicht mit den guttenbergs. helfen, nächstenliebe ist für die guttenbergs eine lautstarke, marktschreierische show, kein „uneigennütziges Wohlwollen“ oder gelebte „Barmherzigkeit“.
[nachtrag 09.03.2011]
super guter und super langer artikel von volker zastrow in der FAS zum thema. zastrow holt weit aus und betrachtet das phänomen guttenberg von allen seiten. unbedingte leseempfehlung.
zum ersten mal seit monaten (oder jahren?) mal wieder harald schmidt (in der mediathek, geht noch bis zum 4.3.2011) gesehen. ach je. man hat es als komiker aber heutzutage auch nicht mehr leicht, alle guttenbergwitze sind bereits auf twitter oder anderswo im internet gemacht worden, was bleibt schmidt da neben den schlechten guttenberg-witzen? richtig, ein käßmann-witz. der war in seiner unerwartetheit auch ganz OK, aber schmidt ist auch wirklich nicht zu beneiden. er hat ne sendung die mit 60 minuten völlig überdimensioniert ist, seine finger schmerzen ganz offensichtlich von den schlägen, die ihm seine ARD-vorgesetzten in der vergangenheit verabreicht haben, da isses auch nicht einfach seinen humor zu behalten. ich muss aber zugeben, dass ich beim käßmann-gag und dem gadaffi-helge-schneider-mashup kurz gelacht habe, aber das war es in den ersten zwanzig minuten auch schon.
immerhin hat sich schmidt meine sympathie mit einer bewährten defensiv-strategie, die auch dr. karl-theodor guttenberg un dix gerne anwenden, zurückerobert, als er seinen lebenslauf à la guttenberg frisierte und sich über sich selbst lustig machte um seionen gegnern den wind aus den segel zu nehmen:

das rumhacken und dissen von oliver pocher beim lebenslauf-frisieren und später in der sendung, als er pocher bei einer aufnahmepanne in einer fussgängerzone als kinderquäler und arschloch outete, war dann schon wieder fast zu biestig und unsouverän:

ach doch, zwei gags, bzw. ein gag und ein einspieler sassen dann noch: erstens das bild von kim il jong kim jong il mit stefan mappus war witzig:
und der einspieler mit muammar el gaddafi, gespielt von einer sehr alten dame, liess fast wieder alte schmidteinander-qualitäten und assoziationen aufleben:
harald schmidt ist ohne die möglichkeit vorzuspulen kaum erträglich (nimmt er eigentlich die bauerfeind mit zu SAT1?). das immerhin hat er mit „wetten dass?“ gemein. die sendung ist mit 60 minuten ungefähr 30 minuten zu lang. die hälfte seiner gagschreiber und seines ensembles sollte er feuert. und wenn er, oder seine gagschreiber, ihre hemmungen verlieren gags aus twitter oder von sascha lobo oder peter breuer oder peter glaser abzuschreiben, könnte die sendung wieder so amüsant werden, dass ich sie so regelmässig wie die daily oder late show sehe.
[nachtrag 21:40h]
na gut. dass nicht schon alle gadaffi-witze gemacht wurden, zeigt charlie brooker in diesem video. er zeigt auch noch etwas anderes, was harald schmidt (schon seit einer ganzen weile) fehlt: ein standpunkt, die fähigkeit sich aufzuregen und dieser aufregung mit witz und intelligenz ausdruck zu geben.
[nachtrag 26.02.2011]
am freitag sind die beifahrerin und ix nach aschaffenburg gefahren. in würzburg hatten wir ne stunde, statt einer halben stunde aufenthalt, was uns gelegenheit gab den unfassbar hässlichen bahnhof und bahnhofsvorplatz von würzburg zu betrachten. am ende des vorplatzes, am anfang der fussgängerzone, gabs einen billig-bäcker (oder besser tiefkühlwaren-aufbäcker) namens „star back“. über den namen könnt ich mich unendlich beömmeln, der laden ist aber offenbar eine in der gegend von würz- und aschaffenburg recht weit verbreitete kette, wie in berlin oder hamburg die „back factory“. während ich mich weiter über den namen beömmelte, haben wir uns jeweils eine kalte pizza aus der auslage geholt, bezhalt hingesetzt und den bahnhofsvorplatz weiter betrachtet.
als wir eine weile später in aschaffenburg ankamen, wurden wir von einer wolke aus possierlichkeit, hübschigkeit und aufgeräumtheit eingenebelt. vermutlich wirkte aschaffenburg auch deshalb so hübsch und sympathisch auf uns, weil wir würzburgs hässlichkeit noch frisch im hinterkopf hatten. für berliner augen, wirkt die stadt zudem so, als ob die ausschliesslich von reinungskräften bevölkert ist.
in aschaffenburg redet man auch um einiges sympathischer als in würzburg. das fränkisch in aschaffenburg ist stark von einem hessischen dialekt durchzogen und so, zumindest in meinen ohren, um einiges sympathischer als das würzburger fränkisch. ausserdem sind die reinigungskräfte in aschaffenburg unfassbar freundlich. die reinigungskräfte kümmern sich in aschaffenburg auch liebevoll um die öffentlichen toiletten, die sich alle, aus irgendwelchen mir nicht ganz nachvollziehbaren gründen, in parkhäusern befinden, genausso sauber wie der rest der stadt sind und keinen eintritt kosten. aschaffenburg ist eine äusserst blasen-freundliche stadt!
vom bahnhof sind wir gleich in irgendeine kirche neben der kunsthalle jesuitenkirche (also wahrscheinlich die jesuitenkirche?) gegangen, in der ein festakt zur eröffnung der lüpertz-ausstellung (die sich wegen frame-gedöns nicht direkt verlinken lässt) stattfand, der insgesamt und aus verschiedenen gründen ziemlich unerträglich war. da markus lüpertz anwesend war, trotz seiner „zahlreichen anderen termine“, wie die kuratorin der ausstellung, frau dr. dings, es ausdrückte, wurden wir zeuge wie fünf oder sechs personen nacheinander und teilweise mehrfach, verbal in markus lüpertz arsch krochen. ein enddarm-festakt quasi. schlimmer als die arschkriecherei war nur noch das musikalische rahmenprogramm.
danach habe ich einen wurstsalat und ein weizenbier im schlappeseppel gegeessen. die beifahrerin ass wisswürste, die sie gwissenhaft schälte. unsere aschaffenburger begleitung, ass die weisswürste mit schale, was mich ein bisschen irritierte. mein wurstsalat und mein weissbier waren extrem lecker und von dem naturtrüben bier, hat sogar die beifahrerin eins getrunken und gemocht, obwohl sie bier nicht leiden kann. auch im schlappeseppel waren die einheimischen reinungskräfte sehr, sehr freundlich, einige von ihnen haben sogar bedient, statt zu putzen.
nach dem essen gingen wir rüber zum kornhäuschen, wo die gegenausstellung zur offiziellen lüpertz-ausstellung stattfand. laut pressetext lud das kornhäuschen „Künstlerinnen und Künstler ein, sich zum Mythos Markus Lüpertz künstlerisch zu äußern“. in echt, war die ausstellung voll mit arbeiten, die sich über lüpertz mokierten, ihn veralberten und teilweise wunderbar beschimpften.
irgendjemand vom kornhäuschen schaffte es tatsächlich lüpertz dazu zu bringen sich kurz die ausstellung „wir alle ♥ lüpertz“ anzugucken. lüpertz fand die arbeiten offenbar alle sehr amüsant, nur an der arbeit von ingke günther, die ca. 30 oder 40 schimpfworte aus ihrem fundus von insgesamt 1405 schimpfworten sorgfältig für lüpertz ausgewählt hatte und im kornhäuschen aufgehängt hatte, hatte lüpertz etwas auszusetzen. „kunstschwuchtel“ fand er nicht so toll. über „oberaffe“, „lackaffe“ oder „lufterhitzer“ beklagte er sich aber nicht.
der bürgermeister, der beim offiziellen lüpertz-schmeichel-festakt noch eine ultimative lobhuddelei aufgesagt hatte, kam später auch noch vorbei und liess sich alle arbeiten erklären. mit dem bürgermeister hatten wir später noch eine stark irritierende begegnung der dritten art, auf die ich nicht weiter eingehen möchte, die aber meinen eindruck, dass die aschaffenburger sehr, sehr freundlich, vielleicht sogar einen ticken zu freundlich sind, bestätigte.
nach dreissig stunden war ich jedenfalls wieder ganz froh, von unfreundlichen hanseaten umgeben zu sein.
(vielen dank an anne hundhausen, ina bruchlos und die vielen aschaffenburger reinigungskräfte. ganz im ernst.)
seit ein paar wochen funktioniert zuhause in hamburg das UMTS-netz nicht mehr richtig. das telefon zeigt vollausschlag, wie immer, an, aber wenn ich versuche rauzszutelefonieren ist das netz belegt und wenn man mich anruft, klingelt es in der leitung, aber mein telefon bleibt stumm. irritierenderweise gehts hin und wieder, offenbar gibts hier kurze UMTS-spontanheilungen. seit drei wochen geht das jetzt so. vor zwei wochen habe ich ne störungsmeldung bei o2 aufgegeben. als ich am montag erfuhr, dass am arbeitsplatz eines befreundeten bloggers (in der nähe meiner wohnung in hamburg), das gleiche phänomen auftritt hab ix mal bei o2 nachgefragt. der hotliner sagte mir, dass die behebung einer störung 24h oder 24 tage dauern könne. messerscharf und leicht ironisch folgerte ich auf twitter, dass das UMTS-gedöns dann in 3 tagen wieder gehen würde.
lobenswerterweise griff das o2-twitter-account meinen tweet auf. muss man ja mal loben, dass die nicht nur sagen, dass sie für „uns“ da sind, um unsere „Fragen zu beantworten“ und uns „zu helfen“, sondern dass sie auch wirklich etwas tun, um diesen eindruck zu erwecken.
jedenfalls sagte mir „JD“ vom @o2online_de-twitter-team: „gemeint war damit, dass das Störungsende im Voraus nicht bekannt ist.“ was ich leicht pampig mit diesem tweet erwiderte: „@o2online_de schon klar was der hotliner meint. was ix meine: 3 wochen störung sind echt scheisse.“
zu meiner verwunderung liess sich „JD“ nicht von meinem fakälsprachen-filter abschrecken und antwortete nochmal: „@diplix ja, da versteh ich dich voll und ganz. Scheint komplizierter zu sein.“
das „ich verstehe“ wiederum erinnerte mich an diesen ausschnitt aus two and a half men: „i understand“
ich muss ja ehrlich sagen: ich verstehe, dass das nicht einfach ist an der twitter-hotline zu sitzen und nölige kunden zu bespassen. verstehe ich. voll und ganz. und das UMTS geht heute mal wieder. aber die 24 tage sind ja auch vorbei.
das sind die sachen, die ich am vollblut- und qualitätsjournalismus-portal meedia so schätze. jede noch so kleine pressescheissmeldung findet einen vollblutjournalisten der sie ein bisschen umformuliert und veröffentlicht.
felix disselhoff ist ein echter vollblutjournalist.
[ich fahre morgen nach aschaffenburg. der preis für einen regulären rückfahrtfahrschein beträgt 111 euro. ich zahle allerdings nix, weil ich eine bahncard 100 besitze. die deutsche bahn AG (DB) ist ein deutsches verkehrsunternehmen mit sitz in berlin. es entstand 1994 aus der fusion der staatsbahnen deutsche bundesbahn und deutsche reichsbahn. das unternehmen beschreibt sich selbst als weltweit zweitgrößtes transportunternehmen nach der deutschen post AG. das bundeseigene unternehmen ist das größte eisenbahnverkehrs- und eisenbahninfrastrukturunternehmen in europa.]
in aller bescheidenheit beschränktheit kenne ich nur vier (einigermassen) gute typografische witze und drei davon sind von mir (eins, zwei, drei). der vierte ist nicht von mir (und auch nicht von peter glaser), dafür aber auch der beste: „I shot the serif“:
wer kennt noch typografische witze? oder heisst es typografiewitze? oder witze über buchstaben?
[nachtrag aus den kommentaren]
die verleger jammern mal wieder.
der satz oben ist nicht ganz korrekt, denn die verlage jammern seit jahren pausenlos. mal ist es die kostenloskultur, die die zeitungs-kultur zerstört (wegen irgendeines geburtsfehlers), mal die suchmaschinen die sich parasitär an den von verlegern geschaffenen inhalten bereichern, dann ist es der staat, der droht die privatsphäre seiner bürger besser zu schützen und beispielsweise den adresshandel einschränken will und damit die pressefreiheit bedroht, dann mal wieder das internet als ganzes, dass es hinz und kunz erlaubt sachen anzubieten und zu kaufen ohne auf die dienstleistungen von zeitungen zurückgreifen zu müssen. es ist, als ob die ganze welt sich gegen die verleger verschworen hätte.
doch dann, vor nicht einmal einem jahr, leuchtete ein hoffnungsschimmer auf. steve jobs erfindet das ipad, ein tablet das erstaunlicherweise einfach mal so funktioniert und eng mit dem apple-eigenen app-ökosystem verbunden ist, das bereits vom iphone her bekannt ist, gewissen qualitätsstandards folgt und das viele menschen lieben, weil es eben einfach funktioniert, mit betonung auf „einfach“.
die verleger sehen eine chance. ein geschlossenes, kontrolliertes system in dem nicht wie im www relative anarchie herrscht, wo jeder anbieten kann was er will, sondern wo, wie in anständigen redaktionen, auf die qualität geachtet wird. kontrolle! darauf fahren verleger ab!
dass das mit der kontrolle bei apple, genau wie in den meisten redaktionen, nicht immer so toll funktioniert, dass manchmal auch schrott durchrutscht, manchmal ganz tolle sachen aus unerfindlichen gründen ausgesperrt werden und eben vor allem nicht einfach hinz und kunz mitmachen können, sondern nur leute die eintritt zahlen und sich an bestimmte regeln halten, auf ihr äusseres achten und titten und ärsche zensieren, damit können sich die verleger arrangieren. sie finden das geschlossene, kontrollierte system toll, vor allem weil man offensichtlich richtig viel geld damit verdienen kann.
mathias döpfner, der chef des springer-verlags, möchte gar niederknien vor dem schöpfer dieses geschlossenen systems, so begeistert ist er vom konzept:
Jeder Verleger der Welt sollte sich einmal am Tag hinsetzen, um zu beten und Steve Jobs dafür zu danken, dass er die Verlagsbranche rettet", sagte der Springer-CEO in einem Fernsehinterview mit dem US-Journalisten Charlie Rose. "Das iPad bringt das, auf das wir alle gewartet haben."
[…]
Das "coole Gerät" sei "einfach zu benutzen" und der Preis sei massenmarkttauglich. Aus Verlegersicht besonders wichtig ist das einfache und bereits etablierte Bezahlmodell.
toll. nix wie rein da, mal eben ein paar millionen reininvestieren. das war vor nicht mal einem jahr.
jetzt sagt VDZ-geschäftsführer wolfgang fürstner, das sprachrohr der deutschen verleger, dass apple die spielregeln ändere und plötzlich keine stabilen vertragsbedingungen für die verleger anbiete. wohlgemerkt, es geht um das ipad, ein gerät, dass noch kein jahr auf dem markt ist und das nicht wie ein blatt papier so ist wie es ist, sondern ständig weiterentwickelt und verbessert wird.
im september letzten jahres, also vor etwa vier monaten, hat apple mit dem 4er iOS-betriebssystem die möglichkeit geschaffen, dass ipad oder iphone-benutzer in dafür angepassten apps einkäufe durchführen können. so können besitzer einer kostenlosen zeitschriften-app in der app eine neue ausgabe kaufen. oder spieler können sich neue level oder werkzeuge freischalten. oder was weiss ich. von anfang an hiess es dazu in den AGBs:
Apps utilizing a system other than the In App Purchase API (IAP) to purchase content, functionality, or services in an app will be rejected.
mit anderen worten, im vertrag den jeder app-entwickler mit apple abschliesst steht drin, dass der entwickler ausserhalb der app keine inhalte für die app verkaufen darf, sofern er diese möglichkeit nicht auch in der app bietet. dass apple diese vertragsklausel in den letzten letzten 4 monaten nicht durchgesetzt hat, ist eine andere sache. im vertrag stehts drin.
jetzt jammern die verleger, dass apple auf seinen eigenen regeln besteht und diese künftig durchsetzen will. „instabile vertragsbedingunegen“, man fühlt sich betrogen und die pressfreiheit ist plötzlich wieder in gefahr.
ich frage mich, lesen verleger die verträge die sie abschliessen vor dem abschluss nicht durch? investieren verleger millionen in systeme, ohne die verträge wasserdicht zu machen? reden die überhaupt mit ihren geschäftspartnern? und vor allem, verstehen verleger nicht den sinn von geschlossenen, kontrollierten, fremdbestimmten systemen?
mir kommt das so ein bisschen vor, als ob die verleger sich in einen zug nach hamburg setzen und auf halben weg, wenn sich zeigt dass der zug wirklich nach hamburg fährt, merken dass münchen auch ne schöne stadt ist. die verleger erinnern sich dann an ihren gesellschaftlichen auftrag und die pressefreiheit und schnauzen den zugchef an, bestehen darauf nach münchen zu fahren und in die lok wollen sie auch, wegen der pressefreiheit.
ist das denn so schwer zu begreifen? wer sich in ein geschlossenes, kontrolliertes system, wie ein flugzeug, einen zug oder den apple-app-store begibt (was ja durchaus vorteile haben kann, man kommt zuverlässig von a nach b, man kann für sachen geld verlangen, die sonst kein arsch bezahlen würde), ist man dazu verdammt nach den regeln dieses systems zu agieren — oder das system zu verlassen.
die verleger wollen (oder können) keine züge kaufen (zu teuer, zu wartungsintensiv, zu kompliziert, zu risikoreich), wollen aber trotzdem lokführer spielen. die verleger wollen dass alle anderen sich an die anweisungen des piloten halten, sie selbst wollen aber gerne die durchsagen schreiben und aufsagen und ausserdem die flugroute mitbestimmen.
der grösste witz an der ganzen sache ist ja, dass die verleger rumbehaupten dass alles im sinne ihrer leser zu tun. dass sie die interessen, adressen oder telefonnummern ihrer leser benötigten um ihnen ein adequates lesevergnügen zu bieten. sie behaupten, dass es im interesse des lesers ist, sich abos auf komplizierten, selbst zusammengedengelten verleger-webseiten zu kaufen, statt es sich mit einem klick in einer app zu besorgen. sie glauben, dass es im interesse der leser ist, sie nach der kündigung eines abos anzurufen oder sich per post an sie ranzuwanzen und zu fragen ob sie nicht vielleicht doch wieder ein abo abschliessen wollten. verleger tun so, als ob ihre leser es knorke fänden, wenn verlage mit ihren adressen handel betreiben und sie über interessante preisausschreiben informieren.
verleger stemmen sich mit aller kraft gegen drei hauptströmungen die das internet vorantreibt: einfachheit, offenheit und kundenorientierung.
sie leiden unter kontrollwahn und lieben es die fakten mit ihren krokodilstränen zu verwischen. interessanterweise verbietet apple den verlagen keinesfalls ihre abos auch über ihre eigenen systeme zu verkaufen. apple verpflichtet sie lediglich dazu, wenn sie das tun wollen, auch die in-app kauf-alternative anzubieten. dass sie mit ihrem datenhunger und hochkomplizierten bestellsytemen gegen die unkomplizierte einklick-abo-variante von apple nicht anstinken können ist den verlegern wohl klar. deshalb entscheiden sie sich wohl demnächst in eigener sache kräftig gegen apple zu trommeln und hier und da ein paar tatsachen zu verdrehen. es geht ja ums ganze, um pressefreiheit, adresshandel, und die eigene rendite. die verleger haben sich jetzt sogar überlegt, dass man mal mit apple reden könnte:
Wir stehen erst am Anfang des Dialogs mit Apple. Wir wollen daher nicht mit prozessualen Möglichkeiten drohen. Solange wir einen fairen Interessenausgleich erzielen können, stehen politische und rechtliche Möglichkeiten nicht auf der Tagesordnung. Das ist für uns klar. Wir befinden uns am Beginn einer neuen Wirtschaftsordnung, die auch mittelständischen Verlagen Beteiligung am Wettbewerb und Marktzugang ermöglichen muss. Wenn das nicht möglich ist, ist die Politik aufgerufen, einen neuen Ordnungsrahmen zu schaffen.
übersetzt steht da: wir haben bisher nicht mit apple geredet, weil wir davon ausgingen, dass apple auf uns zukommt und uns mit kleinen präsenten begrüsst. schliesslich wäre das ipad ohne die verleger nie zu einem solchen erfolg geworden. wir verleger sind unfassbar wichtig für das gemeinwohl. wenn apple jetzt allerdings nicht nach unserer pfeife tanzt, lassen wir unsere anwälte und unsere lobbyisten von der kette. wohin das führt, wenn wir unseren publizistischen und politischen einfluss spielen lassen, davon kann google ja schon ein lied singen.
vieles was apple macht, mag ich nicht. ich habe kein iphone und kein ipad, unter anderem weil mir das konzept von geschlossenen systemen unwohlsein bereitet. ich habe zwar ein macbook, fühle mich aber mit dem teil nicht eingeschlossen oder in meinen optionen nicht eingeschränkt. ich kann kommandozeilen-tools benutzen, DVDs oder CDs rippen, wenn ich wollte und alles was je ein entwickler für os x entwickelt hat installieren und ausführen. genauso wie auf meinem pre. der liess sich mit einem einfachen konami-code rooten, wenn es genügend entwickler gäbe, könnte ich all deren software auf meinem pre installieren, ohne dass palm oder jetzt HP die software erst prüfen müsste.
ich mag es, mir einbilden zu können, dass ich machen kann was ich will. ich mag es weniger, in meinen optionen eingeschränkt zu sein.
das tolle an rivva waren gar nicht die stories die es oben, oder auf der startseite, anzeigte, sondern die links drunter, die meta-ebene, wer was über die stories sagte die nach oben schwommen.
nicht die dinge die oben schwammen waren das wirklich interessante, sondern die, die es zum schwimmen brachten. das war die magie von rivva. und das ist der wahre verlust. das salz. rivva hat das salz des ozeans der information sichtbar gemacht. jetzt sieht man das salz nicht mehr, sondern schmeckt es nur noch. schade.
apropos oben schwimmen, apropos pathos und poesie. mein liebster satzfetzen den ich jemals am anfang eines romans las lautet: „sorrow floats“. und „sorrow“ war ein furzender hund.
in meinem vorherigen artikel habe ich ja behauptet, dass spiegel-online links verkauft und damit das suchmaschinen-ranking der verlinkten site erhöht. frank patalong, leiter des netzwelt-ressorts bei spiegel-online, stellte das in dem artikel den ix kritisierte lediglich als eine „weit verbreitete Praxis“ in der „Blog-Szene“ dar, und vergass zu erwähnen, dass es ebenfalls eine weit verbreitete praxis im gesamten internet und insbesondere auch auf webseiten grosser medienhäuser und eben spiegel-online ist. christoph kappes wollte das in einem kommentar bei mir gerne differenzieren:
Die beiden Fälle sind unterschiedlich, weil in einem Falle die Suchmaschine "getäuscht" wird. In anderem Fall bilden die Links die wirtschaftliche Kooperation ab.
ich sehe das nicht so. suchmaschinen (so sehen die das zumindest) werden in jedem fall von bezahlten links getäuscht. egal ob das blogger machen oder, beispielsweise, spiegel-online. egal ob werbung drübersteht oder nicht.
googles sicht ist da ganz einfach:
Search engine guidelines require machine-readable disclosure of paid links in the same way that consumers online and offline appreciate disclosure of paid relationships (for example, a full-page newspaper ad may be headed by the word "Advertisement")
auf deutsch: bezahlte links müssen maschinenlesabr gekennzeichnet werden. man markiert bezahlte links mit dem rel="nofollow" attribut.
spiegel-online macht das nicht, was auch verständlich ist, denn sonst würden die werbetreibenden, bzw. link-käufer natürlich weniger bezahlen. einerseits sorgt spiegel-online durch „kooperationsseiten“ wie dieser natürlich für einen transfer von traffic und kunden zum partner. aber eben auch google-juice wird transferiert, also, in patalongs worten, spiegel-online trägt dazu bei „das Ranking dieser Webseiten in den Listen der Suchmaschinen zu verbessern“.
wirft man einen blick auf den quelltext der parship-werbeseite bei spiegel-online, findet man zunächst tatsächlich mehrere links zu parship.de. unter anderem diesen:
kein nofollow-attribut, ein klarer verstoss gegen die suchmaschinen-regeln. spiegel-online oder parship verstehen aber ihr geschäft. damit die parship.spiegel.de-seite nicht in den google suchergebnissemn auftaucht, wurde noch ein canonical-link hinzugefügt:
damit kann man suchmaschinen auf doppelt vorhandene inhalte hinweisen („duplicate content“), dass heisst, die parship.spiegel.de-seite wird von google ignoriert, weil die spiegel-seite sagt, dass das original bei parship.de liegt. das funktioniert ganz gut:
damit ist die spiegel-parship-seite in den suchergebissen unsichtbar, der google-juice der spiegel-domain wird aber weitergegeben.
ich bin kein allzugrosser SEO-experte und die wege von google sind sowieso unergründlich. es kann also durchaus sein, dass das canonical-attribut so wirkt, dass die seite parship-spiegel.de den suchmaschinen-richtlinien entspricht, der offiziellen dokumentation und regeln von google ist das aber so nicht zu entnehmen.
zumal spiegel-online auch „partner“-seiten hat wie diese, auf denen das canonical-attribut nicht verwendet wird und die links ebensowenig mit „nofollow“ gekennzeichnet sind.
tatsache ist: spiegel-online verkauft links und kennzeichnet diese nicht wie von suchmaschinen gefordert als bezahlte links. aus googles sicht ist das klares suchmaschinen-spamming. möglicherweise ist das auch der grund für die subdomains auf denen spiegel-online dieses spielchen spielt: um die cashcow-domain spiegel.de mit einem pagerank 8 vor einer möglichen abwertung zu schützen. suchmaschinen-spam mit airbag eben.
übrigens, robert basic sah das vor drei jahren anders. den lesern gegenüber achtet er auf grösste transparenz und offenlegung, gegenüber google aber nicht. also keine maschinenlesabare offenlegung, dass die links bezahlt sind mittels „nofollow“. warum?
Annahme: Ich verkaufe Paid Links, siehe Sidebar rechts unten. Das mag Google nicht leiden. Und ich mag Google nicht leiden, die sich null kooperativ zeigen, Argumente dazu habe ich durchgekaut, alter Hut. Kurzum: Ich sehe es nicht ein, warum wir für Google die Drecksarbeit machen, dafür letztlich nur ein bescheidenes Suchranking “geschenkt” bekommen, Google aber Milliarden nicht zu einem geringen Anteil durch unsere Arbeit einsackt.
basic legt lobenswerterweise grossen wert auf transparenz. wenn er wirbt oder geschäfte macht, sagt er was er tut. auch beim verkauf von links tut er das. meiner meinung nach (wenn das oben noch seine meinung ist), täuscht er mit dieser haltung zwar nicht seine leser, wenn die den „anzeige“-text sehen, dafür aber suchmaschinenbenutzer, die dann durch gekaufte links manipulierte schergebnisse zu sehen bekommen.
da christoph kappes den artikel angeregt hat, hier gleich noch seine anmerkung zu meinem hinweis, dass spiegel-online auch (wie angeblich auch die „blogs-zene“) google-juice weitergibt:
frank patalong, eine wie sascha pallenberg kürzlich meinte, „technische Flachpfeife“, der das netzwelt-ressort von spiegel online verantwortet, schrieb heute den wahrscheinlich beklopptesten artikel seiner karriere.
den artikel schrob er er auf eine seite, auf der es unten von bezahlten und kryptisch als „Serviceangebote von SPIEGEL-ONLINE-Partnern“ gekennzeichneten spam werbelinks wimmelt (kleine auswahl: routenplaner, „Ein Service von Navteq“, arztsuche, „Ein Angebot von imedo.de“, jobsuche, „Ein Service von Monster.de“). patalong:
Seine angekündigte und inzwischen erfolgte Skandal-Veröffentlichung bezieht sich auf eine in der Blog-Szene weit verbreitete Praxis, den sogenannten bezahlten Backlink […]. Dabei kassieren Blogger in der Regel kleine Summen dafür, bestimmte Webseiten in ihren Blogs zu verlinken und so dazu beizutragen, das Ranking dieser Webseiten in den Listen der Suchmaschinen zu verbessern. Denn Teil der Suchlogik von Crawler-Suchmaschinen wie Google ist das Prinzip: je mehr Links dorthin, desto wichtiger die Seite".
der spiegel macht nichts anderes. bezahlte backlinks, teilweise getarnt durch sub-domains wie spiegel.monster.de, manchmal aber auch monster.spiegel.de, en masse, auf jeder einzelnen redaktionellen seite. das ist nicht ungewöhnlich, denn diese praxis ist in der medienszene weit verbreitet. die welt.de machts, die zeit.de machts — alle machen es. dabei kassieren die onlineautritte der medienhäuser in der regel grössere summen dafür, das ranking dieser webseiten in den listen der suchmaschinen zu verbessern. vor nicht allzulanger zeit wurde der pagerank diverser webseiten dafür von google massiv zurückgesetzt, weil google diese art der werbung als spam und suchmaschinenmanipulation sieht.
aber immerhin ist patalong auch ansatzweise selbstkritisch:
Die Steigerung dieses Prinzips ist die so genannte Pre-Sell-Page. Sie ist eine quasi eingeschleuste Seite eines Werbekunden in den redaktionellen Kontext eines Blogs - so wie die Sonderbeilage der Zeitung zum Thema "Autofrühling". Das ist okay, solange "Werbung" darübersteht.
beim spiegel steht „Serviceangebote“ drüber oder „Winterreifenspecial“. ist das okay?
patalong scheint an einer art offenlegungsallergie zu leiden. aber er hat nicht nur den finger in der nase, während er das nasenbohren kritisiert, er lässt auch andere das sagen, was er gerne selbst sagen würde, weil er aus journalistischen gründen um objektiv zu wirken, das nicht selbst sagen kann:
Ein von uns kontaktierter Blogger wollte dazu öffentlich nichts sagen, um sich nicht mit dem als konfliktfreudig bekannten "Disser" Pallenberg anzulegen.
na gut, muss er ja nicht verraten, dass pallenberg ihn verletzt hat. trotzdem liest sich dass jetzt wie eine billige retourkutsche und ein beleidigtes abwatschen, weil pallenberg nicht mit patalong sprechen wollte:
Die 'Qualitaet' des Contents (von SPIEGEL ONLINE, Red.) laesst mich einfach nicht ueber meinen Schatten springen, um sie bei ihrer Recherche auch nur annaehernd zu unterstuetzen.
also flott unter die fussmatte gucken, um zu sehen, ob da vielleicht etwas dreck liegt:
Uns lagen Informationen vor, dass Pallenbergs Motive nicht ganz uneigennützig sein könnten.
natürlich! pallenberg bettelt, ganz eigennützig, um aufmerksamkeit und anerkennung. wie jeder journalist das auch tut. und ja, er stellt sich im vorfeld ungeschickt, grosskotzig und unproffesionell an, wie er mittlerweile selbst einräumt. aber oh schreck! es „rumort in Bloggerkreisen“! patalong raunt: eine kampagne, gegen einen wettbewerber könnte das ganze sein! und pallenberg sitzt laut patalong im glashaus, weil er selber links zu unternehmen setzt, google-anzeigen einbindet, „in denen die Produkte, über die er schreibt, beworben werden“, gewinnspiele veranstaltet und affiliate-werbung macht. alles dinge die das glashaus, in dem patalong sitzt und schreibt, natürlich niemals machen würde.
ach je, ich habe pillepallenberg (sorry) auch ans bein gepinkelt, weil ich genervt war von seinem tschaka-getue und seinen aufgeblasenen ankündigungen und seinem ungeschickten gezappel. aber so eine billige retourkutsche, ohne jede selbstreflektion und eleganz ist nochmal ne nummer peinlicher. ich plädiere für eine strafversetzung von patalong zu onlinekosten.de.
allein für diesen satz, sollte patalong bei der wortspielpolizei angeklagt werden und zur strafe sechs wolf schneider bücher lesen:
Doch ist das wirklich ein Skandal?
Wenn, dann ist wäre es ein szeneweiter, denn natürlich sind die Zeiten der unbefleckten Informationsempfängnis auch in Blogginghausen lange Zeit vorbei.
ich glaube ernsthaft, dass ein schwachsinnigerer satz inhaltlich, wie sprachlich, noch nie gesagt wurde.
netbooknews.de: Basicthinking, Onlinekosten GmbH und der Keyword-Spam
das ist ein lauer furz, kein tsunami, und schon gar kein ultimativer. hier sieht man deutlich, was für ein aufgeblasener tschka-fatzke und journalistendarsteller sascha pallenberg ist, wenn man bedenkt, was er im vorfeld für einen wind um diesen lauen furz gemacht hat. dass basicthinking und onlinekosten.de auf ihrem verzweifelten monetarisierungsweg sich schon lange in eine öde-popöde-gasse manövriert haben, erkennt eine flügellahme taube auf den ersten blick. wer gesteht dem content-, linkbait- und werbequark auf basicthinking.de oder onlinekosten.de auch nur ein quentchen glaubwürdigkeit zu? ausser leuten die sch zum beispiel auch musicals angucken?
„tsunami“. tz.
oder kann mir mal jemand erklären, wo genau die brisanz von pallenbergs „enthüllungen“ steckt? und was enthüllt pallenberg demnächst? eine enthüllung die die medienwelt erschüttern wird? kai diekmann pinkelt im stehen?
[via]
[nachtrag 28.01.2010]
ah. sascha pallenberg rudert kräftig zurück und distanziert sich von seinem verbal-tschaka-grossankündigungs-gedöns:
Ja, ich habe offenbar zu heftig getrommelt und muss nun damit leben, dass mir aus dem Tsunami ein Wellchen in einem Tuempel gemacht wird. Ich haette da professioneller agieren und gewisse Begrifflichkeiten vermeiden sollen. Das war nicht richtig und die Konsequenzen trage ich nun. [quelle]
fragt jens berger in der telepolis.
ich habe mich vor zwei jahren schonmal über deutsche reeder furchtbar aufgeregt die einerseits einen grossteil ihrer flotte aus steuergründen ausflaggen, also unter der flagge von beispielsweise karibischen inselstaaten fahren lassen und andererseits von der politik regelmässig fordern, diese ausgeflaggten schiffe von der marine oder bundespolizei vor piratenangriffen beschützen zu lassen (PDF-pressemitteilung des verbands deutscher reeder vom oktober 2010, gleichlautende forderung in der frankfurter rundschau von januar 2011, tagesspiegel zum thema im dezember 2008).
in der telepolis schreibt jens berger jetzt etwas ausführlicher zum thema. der artikel wirkt, zumindest bei mir, wie ein brechmittel und zeigt deutlich und detailiert, wie deutsche reeder völlig ungeniert gewinne durch steuerflucht und steuertricks privatisieren, aber die risiken und die übernahme der kosten dafür vergesellschaften und dem steuerzahler aufdrücken wollen.
Die Forderung der deutschen Reeder, ihre Schiffe künftig durch bewaffnete Polizisten oder Marinesoldaten an Bord absichern zu lassen, ist nicht nur realitätsfern, sondern auch unanständig. Es ist ja nicht nur so, dass die Reeder bereits bis zur Hutkrempe vom deutschen Steuerzahler subventioniert werden. Die Ausflaggung der Schiffe hat eine völkerrechtliche Situation geschaffen, die die Wünsche der Reeder ohnehin ad absurdum führt.
[…] Es stellt sich ohnehin die Frage, warum ein Staat eine bestimmte Branche auf Kosten der Arbeitnehmer und des Fiskus weiterhin in diesem absurden Maß unterstützen sollte. Doch das ist keine Thema der öffentlichen Diskussion. Vielleicht wäre zunächst zu klären, wer denn hier die Piraten sind.
als ich heute sascha lobos leser-wahl-vorschläge für seinen vortrag auf der republica gelesen habe, bin ix aus dem staunen nicht mehr rausgekommen.
nachdem jens scholz und ix letztes jahr die gleiche idee (jens, ix) für einen vortrag hatten („warum das internet scheisse ist“), hatten dieses jahr sascha lobo und ix die gleiche idee. OK. ich hatte nur eine idee, sascha hat drei. anfang januar hab ich meinen vorschlag eingereicht und kann damit reinen gewissens behaupten, mich bei der ideenfindung nicht an sascha lobo orientiert zu haben.
wenn ich allerdings das glück habe, dass erstens mein vortragsvorschlag von den republica-organisatoren angenommen wird, kann ich zweitens, wenn saschas vortragstermin vor meinen gelegt wird, seine besten ideen klauen und dann selbst verwursten.
natürlich muss sein vortragsvorschlag „welt 2026“ erstmal gewählt werden, was er aber mit sicherheit wird, weil er natürlich das beste thema von allen ist.
hier ist der text meiner bewerbung für die republica 2011 von anfang januar:
die zukunft des internet, der welt und des ganzen rest
1996 hatte ich mir fest vorgenommen einen text über die potenziale und die zukunft des internet schreiben. damals war der internet-hass noch nicht erfunden, bzw. man nannte internet-hass damals gleichgültigkeit. ich war damals feuer und flamme für die möglichkeiten die das internet bot und in zukunft bieten würde. ein paar jahre später habe ich mich geärgert, den text nicht geschrieben zu haben. hätte ich ihn geschrieben, gälte ich jetzt sicherlich als visionär. so hat mich meine faulheit und unentschlossenheit davon abgehalten früh visionär zu werden. also habe ich mir gedacht, werde ich eben später visionär. auf der republica 2011 möchte ich über die potenziale und die zukunft des internet (und der welt) reden, um dann in einem vortrag auf der republica 2021 zu zeigen, dass ich in jedem einzelnen punkt recht behalten haben werde.
hier, der einfachheithalber, der entsprechende vorschlag von sascha:
Die Welt 2026
In fünfzehn Jahren sieht die Welt zweifellos anders aus, aber wie? Atombetriebene MacBooks? Digitale Demokratur? Alles augmented? Das Internet eine Facebook-App? Oder der Börsengang des Internet? Apple führt die Todesstrafe ein? In diesem Vortrag soll über diese zugegeben plumpen Fragen hinaus in Szenarien erforscht werden, wie die Digitale Welt sich entwickeln könnte und in ihrem Fahrwasser die Kohlenstoffwelt. Zusätzlich zu den Szenarien werden drei bis fünf Geschäftsmodelle der Zukunft vorgestellt (mit 97% Erfolgsgarantie ab 2026).
blackberry bewirbt den neuen blackberry torch auf seiner homepage mit dem beeindruckend blöden werbespruch „Alles in einem Design“. ich finde das eine prima idee, den blackberry mal mit einem design herzustellen. das ist mal ein alleinstellungsmerkmal.
und weil ich gerade dabei war, einen test des blackberry torch zu schreiben, hab ich auch gleich noch einen kurzen film mit dem blackberry aufgenommen.
da der blackberry den ich in den letzten wochen getestet habe mit einer vodafone SIM kam, hatte ich auch die gelegenheit „deutschlands bestes netz“, so nennt vodafone sein netz, zu testen. und was soll ich sagen, es hat mich nicht enttäuscht. in meiner berliner wohnung, mitten im prenzlauerberg, zeigte mir das vodafone-netz die GPRS-nase. kein umts-empfang, das o2-netz zeigt mir dagegen zuhause UMTS-vollausschlag an. weitere stichproben zeigten mir, dass das vodafone-netz fast überall dort wo das o2-netz schwächelte, ebenfalls schwächelte. selbst am alexanderplatz, mitten in berlin, im kaufhof-restaurant, schwächelte das vodafone-netz und zeigte mir (wie o2) keinen empfang an. einen punkt konnte das vodafone-netz lediglich auf dem firmen-klo holen. da hatte es, im gegenteil zu o2, guten empfang.
noch erschüternder fand ich, dass das vodafone-blackberry-portal (www.mobileemail.vodafone.de) vom blackberry aus nicht zu bedienen ist. um dort mein vorbereitetes blackberry-account „fertigzustellen“, musste ich einen normalen browser auf einem normalen computer (allerdings mit ungültigem betriebssystem) benutzen. aber wie gesagt: schön wenn sich die vorurteile die ix gegen vodafone habe, bestätigen.
gestern hab ix post von der FAS bekommen. mal wieder die altbekannte und unfassbar dumme anwanz-tour „Sie wurden ausgewählt um“ ein paar als meinungsumfrage getarnte unsinnige fragen zu beantworten und um ihnen ein abo anzudrehen. verlage wanzen sich auch gerne mit folgender variation an: „Ihre Meinung ist uns wichtig“ und deshalb wollen wir ihnen ein abo verticken.
lobenswerterweise war ein rückumschlag beigelegt, dessen porto die „marktforschung“ der faz gerne übernimmt. was spricht eigentlich dagegen, den rückumschlag leer zuzukleben und in den briefkasten zu werfen? was wäre wenn das alle, die solchen werbemüll bekommen, tun würden?
warum ist online werbung so scheisse und im wahrsten sinne des wortes daneben? nachdem johnny haeusler kürzlich drüber räsoniert hat, nimmt louis gray das neue google opt-out plugin zum anlass, werbetreibende darum anzuflehen seine profildaten auszuwerten, um ihm endlich passende werbung zu zeigen. oder zumindest keinen nervigen müll mehr.
For almost two years now, I've been asking ad companies to leverage my social profiles online. I am tired of getting singles ads, or mortgage ads or used car ads or any type of ads that don't match me as an individual. […] I would be more than eager to put more data into the system to make it a better system, including all the ads everywhere I go.
So instead of embracing these ad blockers and cookie strippers, let's find a way to make the quality of the ads more personal, more relevant, and simply better overall. Please.
ix hab mir vor ner weile auch mal gedanken dazu gemacht, wobei ich mich nicht gefragt habe, warum werbung fast nie passt, sondern warum werbung eigentlich blinken und quäken muss. hat werbung früher nicht auch ohne anklicken, doofe facebookseite und langweilige landingpages funktioniert?
und nein, ich will mit getränken keinen dialog führen, sondern sie einfach nur trinken. oder eben nicht. ich trink eh nur dialogfreies leitungswasser und flaschenbier.
drei sachen haben mich in den letzten beiden wochen genervt.
1) was der duzende ikea-katolg sagt
2) was der freundliche, siezende, info-schalter-mitarbeiter von ikea moorfleet sagte
3) was der showprofi hinter dem tresen von von der ah und lunk bei der rückgabe von zwei türdämpfern sagte
zu 1)
ikea sagt:
Wie machen wir das nur, dass wir Jahr für Jahr günstiger werden? Ganz einfach: Je mehr Produkte wir verkaufen und Platz sparend verpacken, desto mehr sparen wir bei Produktion und Transport. Diese Ersparnis geben wir sofort an dich weiter.
zum beispiel türdämpfer. zwei stück davon kosten bei ikea 5,00 euro. die dinger sind zugegebenermassen toll, passen auf die „INTEGRAL“ scharniere mit 110° öffnungswinkel, die für 4,00 euro für zwei stück verkauft werden.
im lignoshop.de kosten zwei tüdämpfer der gleichen marke (ikea verkauft bänder und dämpfer von blum) 3,06 euro.
mit anderen worten, ikea verkauft ein produkt dass sie bei einem fremdhersteller einkaufen (wahrscheinlich zu einem einkaufspreis von unter einem euro) für 2,50 euro. peanuts, klar, aber der vollmundige spruch mit der ersparniss die ikea an die kunden weitergibt, schmeckt plötzlich leicht schal.
zu ikeas verteidigung muss man sagen, dass sie die türbänder selbst zu einem preis verkaufen, der mit den preisen, beispielsweise des lignoshops, mithalten kann. zwei integral standardbänder mit 110° öffnungswinkel verkauft ikea für 4,00 euro, bei lignoshop kosten zwei baugleiche bänder 4,68 euro und man muss noch zwei montageplatten für 1,10 euro kaufen, die bei ikea bei den 4,00 euro bereits inklusive sind.
die bänder mit 155° öffnungswinkel kosten bei ikea pro stück 5,00 euro, bei lignoshop zahlt man dafür 5,62 euro (5,07 plus montageplatte für 0,55 euro).
wobei man sich durchaus berechtigt darüber aufregen kann, dass ikea in die tüte mit den 155° bändern nur eins legt, in die 110° band-tüte aber zwei. diese verbraucher-täuschung täuscht sogar das küchen-beratungspersonal-frau die uns nach der küchenplanung zwei bänder zuwenig auf die einkaufsliste gesetzt hat — wohl weil sie wie jeder normale mensch davon ausgeht, das je zwei bänder pro verpackungseinheit verkauft werden.
zu 2)
der man an der infotheke beantwortete meine frage, ob es für die 155° bänder auch dämpfer gäbe mit nein. na toll. da kauft man bei ikea ne küche wo fast alle türen leise zufallen, bis auf die mit grossem öffnungswinkel, die knallen dann.
besonders ärgerlich und unverständlich ist, dass der hersteller der 155° bänder, die firma blum, diese dämpfer zum aufstecken durchaus führt. hier, bei lignoshop kann man sie einzeln für 2,12 euro kaufen.
nochmal langsam zum mitschreiben und für die mitlesenden suchmaschinen-crawler:
die ikea integral scharniere (so nennt ikea türbänder, bzw. topfbänder) mit 153° öffnungswinkel (so nennt ikea einen 155° öffnungswinkel) können mit blum blumotion aufsteck-türdämpfern 973A (bestellnummer 973A7000) gedämpft werden. kaufen kann man die dinger unter anderem hier.
türdämpfer für ikea integral scharniere mit 110° öffnungswinkel kann man um ein vielfaches günstiger als bei ikea, beispielsweise hier kaufen.
hier ein paar bilder der ikea, bzw. blum scharniere mit und ohne blum blumotion türdämpfer.
zu 3)
ungeduld gibt immer probleme, genauso wie der glaube im internet oder auf möbelhersteller-webseiten selbst alles recherchieren zu können. ich wollte dem ikea-typen natürlich nicht glauben, dass es keine dämpfer für die weitwinkel-scharniere gäbe. alles was ich bei blum auf den webseiten passendes fand, waren türdämpfer zum einschrauben (blumotion 971A). bestellnummer 971A05E0. zwischen weihnachten und neujahr bei ah und lunk angerufen, „ja haben wir, jaja, wir machen nur gerade inventur, kommen sie im neuen jahr!“ also in der ersten januar-woche zu von der ah und lunk gefahren: „nee, die haben wir nicht, nur welche von hettich“. also haben wir die dinger zum einschrauben von hettich gekauft. die waren aber aus zwei gründen scheisse. sie machten fiese klack-geräusche bei öffnen der tür, passten nicht 100% (die tür fiel zuerst zu, bevor sie gebremst wurde, statt einfach sanft zuzufallen) und sie waren katastrophal kompliziert auszurichten.
dann traf es mich wie der blitz. ich erinnerte mich an einen werbedisplay von blum auf dem verkaufstresen von ah und lunk wo die blum 155° bänder gezeigt wurden mit genau diesem aufclip-dämpfer. also der beifahrerin aufgetragen die hettich-dämpfer zurückzubringen und die neuen zu kaufen. ich habe der beifahrerin extra einen ausdruck dieser seite mitgegeben und die bestellnummer 973A7000 rot umrandet. kann nix schiefgehen, denkt man, screenshot, foto, bestellnummer und demo-display auf dem verkaufstresen. ging aber schief, der fachverkäufer meinte es besser zu wissen und gab ihr dämpfer für 110° öffnungswinkel-bänder mit. die seien richtig.
also bin ich selbst hingefahren um die falschen bänder zurückzugeben und zu versuchen die richtigen zu kaufen. man muss dazu wissen, dass ah und lunk einer der wenigen händler in hamburg ist, die überhaupt blum-produkte führen. ah und lunk hat überhaupt die tollsten produkte die es für schreiner überhaupt gibt. wachskit, makita-maschinen, schubladen-auszüge, bänder, werkzeugkisten — lauter sachen, die man einmal kauft und die nie kaputtgehen, weil sie für profis gemacht sind. also genau das zeug, was man im baumarkt nicht bekommt. wo alles was man kauft toll verpackt ist, aber nach genau 2 jahren kaputtgeht und wo man noch nie von wachskit oder makita gehört hat. weil die produkte bei ah und lunk so toll sind und man sie in hamburg fast nirgendwo anders bekommt, ist der laden immer voll und hat öffnungszeiten wie in den siebziger jahren und sehr gewöhnungsbedürftiges verkaufspersonal. dort gibt es auch mindestens 10 verkäufer, von denen aber immer 80 prozent in hinterzimmern oder im lager aufhalten.
um es kurz zu machen, als ich die falschen dämpfer zurückbrachte, machte sich der verkäufer ersten über mich lustig, was ich immer sehr amüsant finde weil ich blogger bin und das danach aufschreiben kann und sagte mir, dass sie die dämpfer nicht vorrätig hätten. ich entgegnete, dass sie die dämpfer aber mit einem beispielwerkstück auf dem verkaufstresen bewerben würden und fragte ob er die dämpfer nicht bestellen könne. der verkäufer erklärte mir, dass man ihn auslachen würde, wenn er zwei dämpfer bestellen würde. in anderen worten, mit laufkundschaft oder schnöseligen privatkunden möchte man bei ah und lunk nichts zu tun haben. bei ah und lunk verkauft man eben nur das was gerade vorrätig ist und was der chef persönlich für gut oder betsellenswert hält.
ich hab die dinger dann bei lignoshop bestellt. da musst eich zwar 4,95 euro versandkosten bezahlen, musste aber nicht dreimal hinfahren, habe bekommen was ich bestellt habe, niemand machte sich über mich lustig und niemand wurde ausgelacht.
und jetzt schliessen alle türen in der neuen küche leise. ausser man haut die tür zu fest zu.
eben hat mir stefan niggemeier den link zu diesem artikel von johanna adorján geschickt. ob ich den schon gelesen hätte. hatte ich nicht, ich lese gerade fast nix, weil ich den grossteil meiner freizeit damit verbringe möbel hin und her zu schieben, küchen aufzubauen oder passende türdämpfer zu finden oder mir amerikanische fernsehserien aus der konserve anzusehen (hätte mir meine verwandschaft doch bloss nicht gesagt, dass „two and a half men“ lustig ist, isses nämlich wirklich).
also hab ich den artikel gelesen. der artikel ist natürlich, wie alles was johanna adorján schreibt, lesenswert. der teaser des artikels, der möglicherweise gar nicht von johanna adorján stammt, sondern von einem redakteur, weiss man ja nie so genau, fasst den artikel tatsächlich pointiert zusammen:
Mitten in Berlin, am sogenannten Spreedreieck, steht ein Gebäude von überwältigender Hässlichkeit. Keiner wollte es so. Trotzdem wurde es gebaut. Wie konnte das geschehen?
jetzt frage ich mich, was macht eigentlich eine stadt aus? schönheit? muss eine stadt, müssen die gebäude einer stadt schön sein, um einer stadt zu dienen? heidelberg ist schön, freiburg auch und tübingen glaube ich auch. aber sind das städte, oder pittoreske provinzkäffer?
ist es nicht vielleicht so, dass die attraktivität einer stadt mit deren hässlichkeit steigt? oder moderater gefragt: kann einer gut funktionierenden stadt hässlichkeit überhaupt etwas anhaben? new york ist, wie berlin, abgrundtief hässlich. und trotzdem liebt jeder diese beiden städte. oder genauer, jeder hass-liebt beide städte. eine richtig gute stadt wird ständig beschimpft. das alljährliche gejammer der einwohner gehört zu einer attraktiven stadt einfach dazu. die berliner jammern wie die new yorker über den mangelhaften winterdienst, in new york stapelt sich im winter — und manchmal auch im sommer — der müll meterhoch in den strassen und alle jammern ständig über den öffentlichen nahverkehr.
aber hat sich schonmal jemand gefragt, warum die schwaben in massen nach berlin kommen? vielleicht weil sie die schnauze voll haben von der kehrwoche, den abgeleckten gehwegen, dem funtionierenden nahverkehr und den pittoresken schwäbischen vorstädten?
hat die schön-, hässlich- oder sauberkeit vielleicht gar nichts mit der attraktivität einer stadt zu tun, sondern viel eher faktoren wie dichte, funktionalität, vielfalt oder sogar gigantismus?
zurück zum spreedreieck. einerseits finde ich den bau gar nicht so hässlich. ich fahre jede woche ein paarmal mit der s-bahn an dem bau vorbei. und wenn ich so an dem teil vorbeifahre denke ich immer, „gar nicht mal so schlecht“. ich mag wie die fassade sich beim vorbeifahren öffnet und schliesst, je nach position der s-bahn, ich mag wie die friedrichstrasse sich in eine schlucht verwandelt hat, die einem eine ahnung von grossstadt gibt. ich mag wie die frische fassade jetzt schon oll und abgeranzt wirkt und ich mag die etwas missratenen proportionen. im vergleich zum wirklich abgrundtief hässlichen alexa am alexanderplatz (oder jedem anderen in den letzten jahren an einer s-bahn-linie gebauten einkaufszentrum) würde ich mich sogar dazu hinreissen lassen, das gebäude, im vergleich, als meisterwerk zu bezeichnen.
überhaupt, wenn man schon über hässlichkeit klagt, finden sich in berlin tatsächlich hundertmal mehr beispiele auf denen man berechtigt herumhacken und mäkeln könnte. allein der historisierende kotzbrocken namens „hotel adlon“ am pariser platz: was für eine peinliche posse dieses gebäude ist! und was passiert mit diesem peinlichen machwerk? günter behnisch pinkelt dem hässlichen ding einfach ans bein und klebt einen glaspalast an dessen rückwand. jetzt steht die akademie der künste am pariser platz und schreit laut und deutlich: guck mal wie peinlich romantisierend und aus der zeit gefallen das gebäude neben mir ist. behnischs bau wirkt auf mich, als hätte ein spöttischer sprayer „miniatur wunderland“ auf die brandwand des adlon gesprüht.
gewöhnung, dichte und vielfalt gleichen die hässlichkeit aus. einfach so. über das alexa rege ich mich schon lange nicht mehr auf. es steht da, ist hässlich — und funktioniert. der laden ist immer voll. es ist hässlich, lebt aber. die schönhauser-allee-arkaden: hässlich wie die nacht, aber sie funktionieren. ich geh da städig rein.
vor einer weile war der kaufhof am alexanderplatz ein hässlicher betonklotz mit waben-fassade. dann kam kleihues und wollte das haus schön machen und es hagelte proteste. auch von mir. jetzt steht da ein wunderschöner klotz, lebt und ist immer voll.
hässlichkeit in der stadt ist sowas von relativ.
besonders interessant finde ich ja, dass johanna adorján in ihrem artikel ständig mies van er rohe an die wand malt:
Für eben jenen Ort hatte Ludwig Mies van der Rohe 1921 seinen gläsernen Wolkenkratzer „Wabe“ entworfen, der, obwohl nie gebaut, zu einer Ikone der Moderne wurde, einem der wichtigsten Gedankengebäude des 20. Jahrhunderts.
mies entwurf sei „kühn“ gewesen und, so zitiert sie den architekten arno brandlhuber, der jetzige entwurf sei jetzt zu einem „Quasimodo“, einem zwitter aus „Mies und dem 19. Jahrhundert“ geworden. also eben nicht kühn, nicht ikonisch und total unwichtig. mag ja alles sein, aber mies entwurf wäre sicher noch hässlicher geworden. den vorplatz vor dem seagram building das mies van der rohe 1950 in new york baute, nutzen übrigens auch keine skateboardfahrer.
das was wir heute als die bausünden der sechziger und siebziger jahre in modernen metropolen wahrnehmen, geht zu nicht unwesentlichen teilen auf die bauphilosophie von ludwig mies van der rohe zurück. uniforme, schmucklose bauten, industrialisierte baumethoden die sich nach den bedürfnissen der technik und nicht denen der menschen richteten sind wurden in den letzten jahren nicht als kühn oder ikonisch wahrgenommen, sondern als das traurige elend der moderne. der amerikanische architektur-kritiker peter blake veralberte das motto der modernen bauphilosophie „form follows function“ mit „form follows fiasco".
nochmal: gewöhnung, dichte und vielfalt gleichen die hässlichkeit aus. als ich in stuttghart architektur studierte, befand sich die architektur-fakultät in einem ausgesprochen hässlichen gebäude namens k2. über die jahre begann ich das gebäude zu lieben. die grundrisse waren genial auf die nutzung zugeschnitten, das gebäude war irre funktional und hatte — auf den zweiten blick — echte qualitäten. im übrigen (jetzt versteige ich mich zu einer ganz steilen these) würde ich behaupten, dass gutes design oder gute gestaltung sich oft dadurch offenbart, dass sie auf den ersten blick hässlich wirkt. mir ist beispielsweise (bis auf wenige ausnahmen) noch keine neue modelreihe von mercedes oder BMW auf den ersten blick schön vorgekommen. immer erst nach ein paar jahren, offenbarten sich mir die details, die gestaltungsgrundsätze, so dass ich, immer erst nach einer ganzen weile, sagen konnte: schönes auto. neues oder ungewohntes wirkt auf den ersten blick immer hässlich. leben wir ein paar jahre mit dem neuen, gewöhnen wir uns nicht nur daran, hat es die richtigen qualitäten, schätzen wir es am ende vielleicht sogar.
mit kunst verhält es sich meiner meinung nach ähnlich. mein verhältnis zur kunst ist seit früher kindheit vom gleichen mechanismus geprägt: als meine eltern einen fuss von joachim bandau anschleppten (etwa in der art des kleinen fusses hier, etwas minimalistischer und matter) fand ich das als kind maximal bescheuert und geld-verschwenderisch. mittlerweile liebe ich die plastik über alles und streichle sie jedesmal wenn ich zuhause bei meinen eltern bin. kunst verändert sich, oder genauer die rezeption von kunst verändert sich, wenn man mit ihr zusammen lebt. viele qualitäten von kunst offenbaren sich erst, wenn man ihnen eine weile ausgesetzt ist. hässliches verwandelt sich oft in bewundernswertes, wunderschönes.
das soll jetzt nicht heissen, dass alles hässliche mit der zeit und der gewöhnung schön wird, oder dass das spreedreieck schön sei, sondern es soll heissen, dass wir manchen dingen zeit geben müssen. und: das wirklich hässliche lässt sich in einen funktionierenden (stadt) organismus trefflich integrieren (und auch ignorieren).
was ich sagen wollte: der bau am spreedreieck ist ausdruck unserer zeit. die verkrüppelten proportionen sind ausdruck der unfähigen verwaltung, von kompromissen, mauscheleien, inkompetenz, bescheuerten bauvorschriften und grössenwahn. vielleicht ist der bau auch wirklich hässlich. wenn man allerdings bedenkt, dass sich, als der eiffelturm gebaut wurde, alle pariser darin einig waren, dass er abgrundtief hässlich sei, ist das was johanna adorján über das spreedreieck schrob vielleicht das grösste kompliment was man einem gebäude machen kann. schön hässlich und eben urban.
[p.s.: die urls von faz-artikeln sind wirklich hässlich. keiner wollte es so. trotzdem sehen die URLs so aus. wie konnte das geschehen?]


















