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wenn frank patalong das hier sieht, ruft er wahrscheinlich wieder foul. oder „scheiss werbeblocker!“

wenn frank patalong das hier sieht, ruft er wahrscheinlich wieder foul. oder „scheiss werbeblocker!“

dieses internet macht mich noch ganz verrückt. vor zwei tagen tauchte in meinem feedreader dieses bild auf.

der brandeins-RSS-feed zeigt den aktuellen titel, aus welchen gründen auch immer, ein paar tage bevor die ausgabe am kiosk, meinem briefkasten und der brandeins-website liegt.
als ich dann heute @jkleskes tweet, bzw. erneut das titelbild sah, fing ich an wie wild in der wohnung nach dem heft rumzusuchen. ich war der festen überzeugung, das heft bereits vor zwei tagen in den händen gehalten zu haben und es irgendwo hingeschlampt zu haben. dabei lag es gerade erst ein paar stunden in meinem briefkasten.
vielleicht macht das internet ja doch blöd?
[nachtrag 26.03.2010]
wie es dazu kam das @jkleske auf dem cover landete.
das ist sehr witzig: der künstler marcus coates hat vogelgezwittscher aufgenommen, es stark verlangsamt und verschiedenen leuten beigebracht, diese verlangsamten vogel-gesänge nach zu singen. diese gesänge hat er dann wieder auf die ursprüngliche geschwindigkeit beschleunigt — und heraus kam (von menschen gesungenes) vogelgezwittscher. die aufnahmen der menschen, die die vogelgesänge nachsingen werden dann wieder auf die ursprüngliche geschwindigkeit beschleunigt und mit den original vogelgesängen hinterlegt. heraus kommen dann aufnahmen von menschen die wie vögel zu zwittschern scheinen. das kann man sich ausschnittweise hier ansehen.
die einfache erklärung dazu ist (wenn ich das richtig verstanden habe), dass vögel tonfolgen bis zu achtmal schneller wahrnehmen können als menschen. vögel nehmen tonfolgen bis zu achtmal schneller wahr als menschen: geoff sample, der mit coates bei dem projekt mitgearbeitet hat, erklärt:
Birds are thought to have a finer temporal discrimination of sounds than humans. This means they hear the individual elements of composite sounds that for us appear as a single blurred sound. Their hearing may have up to eight times the temporal resolution that ours can achieve. One way getting some impression of this is by slowing down bird sounds; the simple way of doing this also lowers the pitch of the sound by the same factor and this is a fascinating way of tuning in to the hidden depth of birdsong, a kind of transformation to a more human musical sensibility.
hier kann man sich verlangsamte vogelgesänge anhören.
[via boingboing]
[nachtrag 26.03.2010, 7:20h]
da hab ix wohl was falsch verstanden. in den kommentaren wies mich eckhard rotte darauf hin, dass die töne in marcus coates arbeit echtes vogelgezwittscher sind. es geht marcus coates mehr um die bewegungen der menschen, die die vögel nachahmen. und die sind in der tat auch witzig. es würde mich jetzt aber doch interessieren, wie sich das anhört wenn menschen mit dieser technik vogelgesänge nachahmen.
in einem unfassbar selbstmitleidigen artikel auf spiegel online schreibt frank patalong, dass die weigerung von „immer mehr“ konsumenten von „online-medien“ sowohl für inhalte zu bezahlen, als auch werbung zu „akzeptieren“, „den Fortbestand kostenloser Angebote im Netz“ gefährde.
Der inzwischen 16 Jahre alte Deal zwischen Online-Medien und Mediennutzern lautet eigentlich so: Wir liefern Ihnen kostenfrei Inhalte, und Sie sehen sich dafür im Umfeld Werbung an.
ich hab von dem deal noch nichts gehört. ich glaube frank patalong verwechselt da was. er verwechselt toleranz mit zustimmung. der deal lautet anders: solange die werbung auf online-medien nicht nervt oder versucht die nutzer zu täuschen, tolerieren „mediennutzer“ werbung. vor allem frage ich mich, wie patalong darauf kommt, er hätte einen deal mit spiegel-online lesern, der dazu führt, dass sich die leser die werbung „ansehen“ würden? in was für einer welt lebt patalong?
glaubt patalong vielleicht auch, dass ich während ich auf die bahn oder den bus warte, fleissig die werbung an der haltestelle studiere, weil die werbung ja schliesslich die pflege der haltestelle finanziert? hab ich auch einen deal mit jc deceaux oder wall?
glaubt er auch, dass fernsehzuschauer einen deal mit dem privatsendern haben und in den werbepausen sitzenbleiben und während des hauptfilms pinkeln gehen um den fortbestand des privatfernsehens nicht zu gefährden?
ich will ja nicht ungerecht sein. vielleicht glaubt und lebt patalong ja wirklich den quatsch den er schreibt und trifft sich abends mit seinen kumpels an litfasssäulen oder plakaten, um werbung zu betrachten und zu diskutieren und seinen deal mit der deutschen volkswirschaft einzuhalten. vielleicht erklärt er seinen kindern tatsächlich, dass sie die fernsehwerbung immer ganz genau betrachten müssten, weil sie sonst den fortbestand des (privaten) kinderfernsehens gefährdeten.
aber mal im ernst. wenn es überhaupt einen deal gibt lautet der wie folgt:
wen du willst dass deine leser dich ernstnehmen und unterstützen, musst du sie auch ernst nehmen.
ein einfacher satz, der aber ein paar konsequenzen nach sich zieht.
das jämmerlich an patalongs text ist ja nicht die forderung nach einem deal zwischen produzenten und konsumenten, sondern die einseitigkeit seiner forderungen. er fragt fordernd:
Wann schalten Sie Ihren Werbeblocker ab?
fragt aber nicht: was können wir besser machen? wie können wir uns verändern? schuld haben, wie immer, die anderen. statt darüber zu klagen, dass „42 Prozent der weltweiten Online-Werbeumsätze fließen allein Google“ zufliessen, könnte er ja auch mal fragen warum das so ist. vielleicht ist ein grund dafür, dass die werbung bei google nicht nervt. erstaunlicherweise zeigen meine adblock-plugin-optionen folgendes an:

erstaunlich, oder?
andere haben zu diesem thema bereits viel klügeres als ich (oder patalong) geschrieben. giesbert damaschke beispielsweise bereits vor 11 jahren, auch auf spiegel online. oder maurice sand, vor einem tag, der patalongs pseudo-argumente auseinandernimmt. mehr dazu auch auf rivva.
ich glaube ja, dass es der falsche weg ist, die frage danach, wie man im internet geld verdienen könnte, mit der suche nach schuldigen zu beantworten (adblocker, werbekrise, renitente leser). die frage ist ja durchaus brennend und wird beispielsweise auch von leuten gestellt, die sich sorgen um ihre ganz persönliche zukunft machen. und die art wie jens weinreich die frage stellt und antworten sucht, finde ich persönlich ungefähr achthundert mal sympathischer als die von patalong. jens weinreich schreibt :
Wie lässt sich Qualitätsjournalismus finanzieren?
Antworten darauf muss jeder selber finden. Oder sich einen anderen Job suchen.
das ist der entscheidende punkt. wer leser beschuldigt an der misere des qualitätsjournalismus schuld zu sein, hat ungefähr gar nichts verstanden (oder mag nicht zugeben, dass er selbst auf dem schlauch steht). ich kenne auch keine lösung. aber von einem bin ich fest überzeugt: geld verdienen im internet geht nicht gegen die leser, sondern nur mit ihnen. und ich bin der festen überzeugung, dass leser bereit sind sich finanziell zu beteiligen, wenn man sie ernstnimmt, offen, ehrlich und transparent erklärt für was man geld braucht — und es ihnen leicht macht geld oder aufmerksamkeit zu geben.
der regensburger bischof gerhard ludwig müller sieht eine „kampagne“ der „medien“ gegen „die kirche“. br-online.de schreibt:
Der Bischof von Regensburg bat die Katholiken und Katholikinnen, der Kirche treu zu bleiben, „so wie auch damals die Katholiken und Katholikinnen treu gewesen sind, der Kirche Jesu Christi.“ Die Menschen würden „manipuliert durch verkürzte Berichte, durch ständige Wiederholung von Vorgängen aus alter Zeit.“ So dass „der Eindruck erweckt wird, die Kirche – das ist eine Institution, wo die Leute völlig verdorben sind“, so Müller in seiner Predigt.
jemand, der jeden tag mehrfach die geschichte von einem handwerker der vor mehreren tausend jahren zu tode gefoltert wurde erzählt, findet es manipulativ, wenn man verkürzt von vorgängen aus alter zeit berichtet?
erschüttert gerhard ludwig müller mit solchen äusserungen nicht die grundfesten der kirche? was wäre die kirche ohne die manipulation von menschen durch verkürzte, unbewiesene, aufgepimpte und ständig wiederholte, zweitausend jahre alte geschichten?
bald ist es dann wohl soweit, dass sich bischöfe öffentlich gegen wunschdenken, realitätsferne oder das anbeten von untoten aussprechen.
[br-online-link via jonet, siehe auch die originalpredigt von gerhard ludwig müller. bildquelle]
→ weiterlesenin der verfilmung von 2006 von janoschs kinderbuch „Oh, wie schön ist Panama“ spricht dietmar bär die stimme des kleinen bären. über solche fäktchen könnt ich mich ewig beömmeln.
ich kann ja karneval nicht sonderlich leiden, aber wenn es jetzt karnevals-zeit wäre und ich ein kostüm suchen würde, ich glaube dieses kostüm (links) wäre derzeit topaktuell.
als ich nach dem oben erwähnten bild gesucht habe, bin ich über diesen artikel von mir gestolpert. dabei fiel mir auf, dass vertuschung, relativierung, verharmlosung und mangel an aufrichtigkeit sowas wie klassische katholische grundtugenden zu sein scheinen. es sind immer die anderen. damals schrob ix:
arschlöcher sind arschlöcher, ob sie nun atheistisch, katholisch oder was weiss ich für einen glauben haben. die grössten arschlöcher sind aber die, die ausschliesslich mit dem finger auf andere zeigen.
im gleichen artikel (wohlgemerkt von 2007) hatte ich einen screenshot einer eher unglücklichen suchmaschinenoptimierungs-massnahme, die heute noch das gleiche, ziemlich deplazierte ergebnis bringt:
ich weiss ja nicht, ob ich oder irgendwer anders bei mister wong „genau“ richtig ist.
das vermurkste mister-wong-SEO-gedöns funktioniert übrigens mit fast beliebigen stichworten:
in einem relativ „uferlosen“ meedia interview lobt wolf schneider mehrfach seinen exzellenten zugang zur jugend und schlussfolgert ganz unbescheiden:
Dass Großväter und Enkel häufig eine herzlichere Beziehung haben als Väter und Söhne ist ja bekannt, und offenbar kommt meine verhältnismäßig lebendige und ungeheuer erfahrungsgesättigte Art bei jungen Leuten ganz gut an.
ich habe mir jetzt nochmal dieses video angesehen (in dem er, unter anderem mir rät, vor dem schreiben zu denken) und habe danach ein bisschen lachen müssen. vor allem habe ich bemerkt, dass ich offensichtlich nicht mehr ganz jung bin.
immerhin war die idee steif vor der kamera sitzend vorgeschriebene texte vorzulesen nicht von ihm selbst, sondern von schülern der henri-nannen-schule, die, laut wolf schneider, seine art mit ihnen zu reden so fanden, „dass sie meinten, das sollte man in einem Video-Blog bringen.“ ich bin mir nicht ganz sicher ob wolf schneider dazu neigt, sich durch ein bisschen lob selbst zu überschätzen, ob er so eine art lob-fischer ist oder ob er sich lob gerne zurechtschneidert.
klar ist, er lobt und wiederholt sich gerne selbst:
mit dieser riesenportion eigenlob und geschwätzigkeit ginge er glatt als blogger durch.
[nachtrag 20.03.2010, 13:45h]
christian jakubetz widmet sich gleich zweimal ( 19. und 20. märz ) dem thema wolf schneider und der geschwätzigkeit.
bevor bill gates billiardär wurde (in amerika sind milliardäre ja bekanntlich billionäre) hiess er übrigens nicht „bill“, sondern „mill“. zu studienzeiten gab er sich den vornamen „hund“.
[dieser eintrag ist quasi eine ergänzung zu diesem.]
[zum thema „ix sein egozentrum“ siehe auch 2007, anfang 2006, ende 2006 oder hier]
heute war ich bei vodafone im hamburger flagship-store. mein vater wollte auch so ein handy haben, mit dem man fettige fingerspuren auf dem display anbringen kann und auf dem sich alles so fluschig bewegt, wenn man mit dem finger auf dem bildschirm rumdrückt. gleichzeitig ist er aber auch leider wenig risikofreudig, so dass ein wechsel zu einem günstigeren anbieter oder einem mit einer klaren tarifstruktur, für ihn nicht in frage kam. könnte ja sein, dass beim wechsel was schiefgeht. ich vermute, diese angst ist neben den obligatorischen 24-monats-knebel-verträgen auch das, was den kundenstamm von vodafone auf dem derzeigen niveau hält.
wir entschieden uns für ein motorola milestone mit einem happy-weekend-tarif (oder so) mit 60 freiminuten für knapp 30 euro monatliche grundgebühr und zuzahlung von 250 euro für das handy. versurfen kann man 200MB, danach wird von 7,2 MBit/s auf 64 KBit/s gedrosselt.
wobei ich mit den 7,2 MBit/s für die ersten 200 monatlichen megabytes nicht so sicher bin. ich habe zwar im flaggenschiff-laden gefragt ob die vorhandene SIM-karte für den neuen tarif geeignet sei, bzw. neu genug sei, was der verkäufer bejahte und dann fragte, ob wir nicht auch interesse an den vodafone festnetz-tarifen hätten. da merkt man dann die grossen erfolge der vodafone-mitarbeiter-schulungen. man kann offenbar mit keinem vodafone-mitarbeiter sprechen, ohne dass er versucht einem auch einen vodafone festnetz-anschluss anzudrehen. aber zurück zum thema. ich bin mir nicht ganz sicher, ob man mit einer SIM-karte auf der „Mannesmann D2“ steht, auch mit 7,2 MBit/s downloaden kann. ausser d2 hat schon um die jahrtausendwende grossflächig UMTS-SIM-karten ausgegeben.
überhaupt funktionierte nach dem einstecken der alten SIM-karte ins milestone erstmal fast gar nix. keine internetverbindung und kein SMS-versand. ohne internetverbindung ist so ein android-telefon ja recht hilflos. für die internet-verbindung musste ich erstmal den android einrichtungs-assistenten beenden und in die telefon-einstellungs-untiefen gehen um dort vodafone.de als daten-dings auswählen. gut möglich, dass ich dabei einen voreingestellten APN ausgewählt habe, der meinen vater jetzt zwei euro achtig pro megabyte kostet. die SMS-zentrale für den versand von SMS einzustellen war noch etwas komplizierter. eine reguläre einstellung gabs dafür nicht, aber google spuckte diese seite aus, auf der beschrieben wird, man solle …
Auf Telefon gehen und eintippen: *#*#4636#*#* Im Menü den ersten Punkt wählen, runterscrollen bis SMSC aktulisieREN drücken (2. Button) Nummer wird eingetragen (ggf. korrigieren, bei mir wurden dahinter weitere Zeichen angezeigt) aktualisieRT drücken (1. Button) FERTIG! (einfach über die Zurück-Taste raus und testen)
das klappte erst beim vierten versuch. und jetzt soll niemand sagen, das geht bei vodafoen doch ganz einfach mit dem „HandyKonfigurator“ (schreibweise von vodafone). nö. das milestone kennt der vodafone handykonfigurator nicht.
was ich mich wirklich frage: was denkte sich vodafone dabei? meint man bei vodafone tatsächlich, dass leute die sich ein neues smartfone kaufen informatiker sind? im prinzip hat der verkäufer meinem vater ein stück metallschrott verkauft, mit dem er ausser SMS empfang und telefonie ungefähr nichts smartes hätte machen können, hätte er es zuhause alleine ausgepackt und versucht in betrieb zu nehmen. natürlich kann man mit dem teil wieder in den laden gehen und sich helfen lassen, die hotline anrufen, die dann vielleicht doch eine möglichkeit findet eine konfigurations-SMS aufs handy zu schicken — aber warum kann so ein teil nicht einfach vorkonfiguriert sein oder einen assistenten an bord haben, der einem nicht nur die einrichtung des google-accounts abnimmt, sondern auch das ganze vodafone-gedöns?
einerseits ist das ja lobenswert, dass vodafone das milestone nur minimal brandet. tatsächlich habe ich nur ein einziges programm mit dem vodafone-logo gefunden. das schien aber nichts anderes zu machen als die vodafone.de-site im browser aufzurufen.
und andererseits war ich froh, dass das handy (zumindest auf den ersten und zweiten blick) nicht mit malware vollgepackt war oder uns nach dem einschalten mit einem vodafone-spruch wie „VodafoneUK is fed up of dirty homo's and is going after beaver“ begrüsste.
aber abgesehen davon, dass man die vier bescheuerten touch-bedientasten für „zurück“, „menü“, „home“ und „suche“ am unteren bildschirmrand ständig ausversehen auslöst, scheint mir das milestone ein ganz OKayes handy zu sein. aber vodafone? offenbar lautet die vodafone-mission nach wie vor: wir machen es den kunden so schwer wie möglich, einfach ist doch nur was für weicheier. jetzt hab ich 24 monate zeit meinen vater von einem provider-wechsel zu überzeugen.
mir will nichts zu den wortspielen die mir eingefallen sind einfallen. deshalb stell ich sie kommentarlos aus meinem notizbuch online:
so wie hamburger natürlich nicht mit einem salatblatt und einer brötchenhälfte auf dem kopf rumlaufen, laufen amerikaner nicht mit zuckerguss auf dem kopf herum. ich kann das aus eigener erfahrung bestätigen.
abgesehen davon, kann man amerikaner erstaunlich einfach selbst backen, sofern man eine rührmaschine und einen ofen hat. was mich dann aber doch überrascht hat war, dass amerikaner, also die, sie man backt, ein päckchen vanilliepudding-pulver im teig haben. hört sich eklig an, schmeckt aber lecker. die beifahrerin hat mir heute ein amerikaner-rezept ausgedruckt und hingelegt, dass dann das zur folge hatte:
beim guss habe ich ein bisschen gespart, 200 gramm zucker im guss waren mir dann doch ein bisschen viel, schliesslich waren im teig schon 100 gramm. trotzdem sehr pudrig und lecker.
im rezept steht:
Zubereitungszeit: 10 Min.
Ruhezeit: 1 Tag 11 Std.
das stimmt nicht ganz. um viertel nach acht, nach der tagesschau, habe ich angefangen zu backen, um 20:45h haben wir die amerikaner bereits gut abgekühlt gegessen. und als ruhezeit werden mir gleich 6 stunden schlaf reichen. 1 tag und 11 stunden halte ich für übertrieben, auch wenn ich noch urlaub habe.
bild von peter breuer (@genueser), via sascha lobo.
als ich eben diesen artikel von mspro in seinem faz-blog aus meinen referern gefischt habe und die illustration am anfang des artikels sah, musste ich unweigerlich an diese illustration von monochrom denken:
abgesehen davon, dass mspro mal wieder irre viel schreibt, mich zitiert und über volltext-RSS (siehe auch meinen artikel dazu) und das verhältnis vom produzent zum leser nachdenkt, hat ein absatz seines elaborats eine wunderbare überschrift:
Google, der Robin Hood der Aufmerksamkeit
wer drei stunden zeit hat, kann ja mal den ganzen text lesen.
grandioses plädoyer von lawrence lessig den arsch hoch zu bekommen und etwas für die freiheit der kultur zu tun.
die basic thinking-betreiber kündigen an, ihren RSS-feed gekürzt zu haben. angeblich aus einem „einfachen grund“:
Basic Thinking muss sich früher oder später über Werbung refinanzieren. Im Feed wird die Werbung aber nicht angezeigt. Deshalb ist uns natürlich daran gelegen, dass die Besucher die Posts auf unserer Seite lesen – und eben nicht komplett über RSS.
die einnahmen die durch werbung im feed generiert würden, reichten nicht aus und das sei zuwenig die „Redaktion durchzufüttern“. die reaktion vieler leser in den kommentaren lautet: „und tschüss“. das wiederum findet jürgen vielmeier vom yuccatree doof:
Wie undankbar kann man sein? Manchmal verstehe ich die Menschen nicht. BasicThinking hat ein kleines Redaktionsteam, das täglich in allen Kanälen des Internet nach spannenden Themen sucht und sie aktueller präsentiert als so manche Nachrichtenredaktion. Dafür verlangen die Macher kein Geld; Werbung ist bisher äußerst dezent auf der Seite geschaltet.
undankbare leser? wer liest den zeitungen oder weblogs aus dankbarkeit? ehrlichgesagt finde ich, dass es genau umgekehrt ist. ich bin dankbar für jeden leser, dankbar für jeden der mir seine aufmerksamkeit schenkt und vielleicht sogar das, was ich mache, schätzt. dafür bin ich bereit einiges zu tun. zum beispiel versuche ich das lesen so einfach wie möglich zu machen. ich biete nicht nur einen rss-feed an, den man einfach in einem feedreader abonnieren kann, prüfe regelmässig dass er in diversen feedreadern einigermassen aussieht, ich versuche auch, meine website so einfach wie möglich zugänglich zu machen, ich achte darauf, dass die seiten (möglichst) schnell laden, biete eine funktionierende suche an, achte darauf, dass suchmaschinen die site gut indexieren können und dass alle einträge eindeutige und auf wunsch kurze urls haben. zumindest technisch versuche ich wirres.net so einfach wie möglich lesbar zu machen. das mit der rechtschreibung und der fehlenden gross/kleinschriebung widerspricht dem zwar ein wenig, aber zumindest technisch versuche ich alle möglichen steine aus dem weg zu räumen.
vor allem bin ich aus eigener erfahrung der überzeugung, dass volltext-RSS-feeds der einfachste und beste weg sind um effizient an informationen zu kommen. informationsquellen ohne volltext-RSS fallen ruck-zuck aus meinen aufmerksamkeits-radar. ein beispiel ist das blog von richard gleim. richard postet manchmal zehn bis zwanzig bilder täglich, meistens schnappschüsse die kleine, kurze momente einfangen und die ich ebenso schnappschussartig konsumiere. für eine weile war richards RSS-feed gekürzt. in dieser zeit tauchten nicht die bilder in meinem feedreader auf, sondern nur kurze text-teaser. ich habe es für eine weile versucht und auf die teaser geklickt, verlor aber schnell die lust daran. ich nahm gnogongo.de nicht mehr wahr. seit ein paar wochen ist der feed wieder komplett und ich freue mich über fast jedes seiner bilder in meinem feedreader.
jürgen vielmeier meint, das sei doch nur ein „mausklick mehr“. mag sein, aber darum geht es nicht. es geht darum, dass ich jemandem aufmerksamkeit schenke und dieser jemand der seinen RSS-fedd kürzt meint, durch eine technische hürde noch einen zusätzlichen ticken aufmerksamkeit verlangen zu können. und es geht um effizienz (und nicht etwa um oberflächlichkeit). mein feedreader ist proppevoll, ich habe genug damit zu tun den müll auszublenden, zu überspringen und das was mich interessiert, auf einen blick erkennen zu können. wenn ich erst nach einem klick, zehn, zwanzig sekunden ladezeit, einem weiteren klick um den tab im browser zu wechseln und weitere sekunden um die stelle wiederzufinden an der ich aufgehört habe zu lesen, entscheiden kann ob mich das was ich sehe interessiert, ist das ein unterschied von zehn bis zwanzig sekunden. das ist zuviel. zumal ich in meinem feed-reader gar nicht klicke, sondern komplett per tastatur navigiere.
wenn ich etwas interessant finde, bin ich gerne bereit mehr, viel mehr zeit zu investieren. letztendlich ist das in der analogen, der papierwelt nicht anders. wenn sich ein verleger entscheiden würde die überschriften auf der titelseite in der gleichen schriftgrösse wie den fliesstext zu setzen und auf fotos oder illustrationen zu verzichten, damit die leser die artikel aufmerksamer lesen und nicht nur die seite nach interessantem scannen, verliert er aufmerksamkeit, statt sie zu gewinnen. wer es dem leser schwer macht, verliert leser. wer den lesern vorschreiben möchte wie sie etwas konsumieren sollen, verliert leser. wer den lesern den eindruck vermittelt sie seien undankbar, verliert leser und sympathien.
im prinzip ist der streit darum, ob man RSS-feeds aus (angeblich) kommerziellen gründen, kürzen sollte, uralt. die riesenmschine hat ihren RSS-feed von anfang an gekürzt und damit im laufe der zeit jede interessanz für mich verloren. ich mochte das projekt, aber es war inkompatibel zu meinen lesegewohnheiten. aus dem selben grund, vermute ich mal, schaltete ehrensenf vor jahren seinen RSS-feed ab. so nach dem motto: „wenn ihr uns aufmerksamkiet schenken wollt, tut das auf unserer site, sonst haben wir nichts davon“. offenbar ist ehrensenf mittlerweile so verzeifelt, dass sie seit einigen tagen wieder einen funktionierenden RSS-feed anbieten. natürlich ohne eingebettete videos, das würde es dem leser ja zu einfach machen, ehrensenf aufmerksamkeit zu schenken.
um endlich zum punkt zu kommen. ich glaube, das argument RSS-feeds zu kürzen oder zu verkrüppeln um mehr werbeumsätze zu machen, ist ein irrtum. es geht um aufmerksamkeit. ja, sagen jetzt die RSS-kürzer, von aufmerksamkeit kann ich mir aber nichts kaufen. ich glaube schon. es gibt einige kommerziell zumindest ansatzweise erfolgreiche blogs und webseiten, die volle RSS-feeds anbieten. das bildblog, spreeblick, nerdcore oder zum beispiel daringfireball. und wie es der zufall will, hat john gruber, der betreiber von daringfireball, gerade darüber geschrieben, dass die kompletten RSS-feeds sich für ihn kommerziell absolut lohnen:
It should go without saying that what works for me here at Daring Fireball, as a one-man show, may well not work (or work nearly as well) for a large operation with a full editorial staff such as Macworld. But: DF’s RSS feed, which contains the full content of the site, not only generates money directly, but has grown to become the single largest source of revenue on the site.
[…]
When I switched DF’s free public RSS feed to full-content in August 2007, DF’s web page views had been growing steadily month-to-month. After the switch, web page views were stagnant, with no growth, for about a year. (If anything, they went down in the first few months.) Butreadership clearly continued to grow: subscribers to the feed skyrocketed. And, about a year ago, even web page views started growing significantly once again — going from a little over one million per month to a little over two million per month.
natürlich ist die situation bei daringfireball speziell. englischsprachige blogs und vor allem gadget-blogs haben einen potenziell riesigen leserkreis, aber vor allem schreibt gruber nicht so einen müll wie basic-thinking („informelle Selbstbestimmung“ — was soll das sein, selbstbestimmung ohne antragsformular?*), sondern kenntnissreich und unprätentiös. gruber schreibt so gut, dass ich für seinen feed sogar bezahlen würde. aber er bittet mich weder um geld, noch zwingt er mich seine texte auf seiner webseite zu lesen — und verdient sich damit einen goldenen arsch.
[nachtrag]
über das kürzen von feeds und vermarktungsgedöns schreibt auch der werbeblogger lesenswert.
[nachtrag 06.03.2010]
marcel weiss schreibt lesenswert und weit ausholend über die aufmerksamkeitsökonomie und das kürzen von RSS-feeds.
ausserdem hackr.de über seine persönliche aufmerksamkeitsökonomie und einen weiteren wichtigen punkt:
als publisher muss man sich über eines jedenfalls im klaren sein: das umstellen von fullfeeds auf excerptfeeds bringt vl. einige klicks, birgt aber auch mitunter signifikante opportunitätskosten. man verliert nicht nur leser […], man verliert gerade die, denen das wichtig ist, weil sie mehr als nur eine quelle lesen und ihren output dann sharen und faven und streuen usw, man verliert die katalysatoren und damit alle von diesen getriggerten indirekten klicks.
[nachtrag 07.03.2010]
*) im riedel-artikel bei basic thinking steht jetzt nicht mehr „informelle selbstbestimmung“, sondern „informationelle selbstbestimmung“. informelle korrektur, quasi.










