„einen satz zu deutschland? tschuldigung?“
[via mail und dings]
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sind schon ziemlich super.
die athletin, schauspielerin und model aimee mullins, der beide unterschenkel fehlen, sagte kürzlich:
pamela anderson has more prostetic in her body than i do, but nobody calls her disabled.
gestern hab ich im fernsehen wieder ein paar sachen gelernt. die letzte sendung des „kölner treffs“ erfüllte also quasi den öffentlich rechtlichen bildungsauftrag.
1. ich ertrage gundrun landgrebe nicht
irgendwie sieht sie ja ganz bezaubernd aus, die landgrebe. so ertrug ich die kameraschwenks die sie zeigten im laufe der sendung völlig problemlos. allerdings — und ich übertreibe nicht — beim ersten satz aus ihrem mund, musste ich sofort vorspulen. ich finde das deshalb bemerkenswert, weil ich sie als schauspielerin, beispielsweise in „das merkwürdige verhalten geschlechtsreifer großstädter zur paarungszeit“ sehr gut aushielt. bemerkenswert auch deshalb, weil ich selbstgefälliges, humorloses und wichtigtuerisches rumgerede manchmal durchaus 5-10 minuten aushalte, zum beispiel bei guido cantz.
2. guido cantz ist nicht witzig
guido cantz scheint ganz ausserordentlich diszipliniert und fleissig zu sein, ein echtes arbeitstier, einer der seit bald zwanzig jahren die immergleichen auswendig gelernten pointen in bierzelten und karnevalssitzungen abfeuert, einer der sich für harte und stumpfsinnige arbeit nicht zu schade ist. diese disziplin nötigt mir respekt ab, aber er ringt mir nicht ein einziges müdes lächeln ab.
3. lächeln kann schmerzen
die geschwister hofmann, zwei schwäbische schwestern die ihr geld unter anderem mit volksmusik und lächeln verdienen, sehen aus, wie sich die moderatoren in privatradios anhören: immer am lächeln und sich über irgendwas am freuen. die schwestern haben in der sendung 45 minuten dauergelächelt.
4. ich ertrage bettina böttinger nicht
also eigentlich ertrage ich sie schon, aber eher mit der eigentümlichen faszination die mich beim betrachten von überfahrenen tieren ergreift. sie schafft es trotz einer mit plattitüden und betroffenheitsrhetorik triefenden gesprächsführung, mit todernstem gesicht und völliger abwesenheit von humor, immer mal wieder gar nicht mal so uninteressantes gespräche hinzubekommen. wirklich unerträglich war wiederum, als sie den kölner oberbürgermeister und einen pfarrer zum eingestürzten kölner stadtarchiv befragte. da wirkte ihre mimik noch staatstragender und maskenhafter als die des oberbürgermeisters. das muss man erstmal hinbekommen.
aber besonders unerträglich ist ihre stolz vorgetragene ignoranz.
da fragt die moderatorin diverser fernsehsendungen, in denen prominenten und weniger prominenten teils sehr persönliche fragen gestellt werden, doch tatsächlich, wie man so gestört sein könne, persönliches im internet zu veröffentlichen. wedekind, die seit einiger zeit bloggt, fragt sie:
sie schreiben persönliche dinge, aber die adressaten kennen sie nicht persönlich. ich persönlich unterhalte mich […], sehr altmodisch, lieber mit ner freundin. was ist der sittliche mehrwert […], dass sie das [gegenüber anonymen menschen] im internet tun? sie kennen die die es lesen […] nicht.
faszinierend, wie man im fernsehen sitzen kann und auf eine karriere zurückblickt, die zum allergrössten teil darauf aufbaut, möglichst vielen menschen spanende persönliche geschichten vor der kamera, vor tausenden anonymen zusehern, aus der nase zu ziehen. und wie man das, wenn es im inernet geschieht, in eine frage verpackt, verurteilen kann. aber wahrscheinlich ist das gar keine ignoranz, sondern arroganz.
immerhin antwortete beate wedekind darauf genau richtig, indem sie böttinger darauf hinwies, dass das im journalismus ja nun leider fast immer so ist, dass man die adressaten von dem was man schreibt nicht persönlich kennen würde.
5. bloggen funktioniert
beate wedekind wurde unter anderem als „vollblutjournalistin“ vorgestellt. was auch immer das bedeuten soll. es bedeutet wahrscheinlich das gleiche wie „powerfrau“, nämlich gar nix. tatsache ist, dass beate wedekind offenbar gerne und viel zeitungen liest und ein grosses mitteilungsbedürfnis hat. also hat sie angefangen ins internet zu schreiben. in der sendung erfuhr man, dass sie dort ihren speiseplan veröffentlicht, ihre weltsicht und teilweise auch „persönliches“. ausserdem erfuhr man dass sie das quasi als hobby täte, also nichts damit verdient. was ich während der sendung sympathisch fand, war wie wedekind darstellte was daran spass macht: das veröffentlichen und schreiben an sich, das teilen von erlebtem und gelernten, sich dialogen öffnen und die freude daran zu haben, zu sehen, dass es andere (nicht alle) auch interessiert was man so denkt oder tut. ich hatte das gefühl, dass sie begriffen hatte, dass man, wenn man dinge teilt, erfahrungen, gefühle, scheitern aufschreibt, mehr zurückbekommt als man reingesteckt hat. also, dass sie die sogwirkung die „bloggen“ erzeugt oder erzeugen kann, erkannt hat.
wenn man sich dann aber ihr blog ansieht, schüttelt es einen erstmal. ästhetik ist frau wedekind offenbar ein fremdwort, dafür sind ihr begrüssungsformeln und grüsse ein grosses anliegen: jeder eintrag beginnt mit „Liebe Freundinnen und Freunde“ und endet mit
Beste Grüsse
Ihre Beate Wedekind
Eure Beate
wirklich erschütternd sind ihre vielfältigen meinungen, hier die vom 14.03.2008:
Meine Meinung? Nicht einmal die Eltern scheinen ja an ihn heran gekommen zu sein. Meine Meinung? Unglaublich Meine Meinung? Sauber! Gute Arbeit Meine Meinung? Eine durch und durch undurchsichtige Geschichte. Gut, dass er sich äußert. Meine Meinung? Eine prima Aktion Meine Meinung? Welch brutale Parallelwelt. Meine Meinung? Fataler Kreislauf Meine Meinung? Florian Gallenbergers erster Spielfilm; für einen Kurzfilm hat er schon einen Oscar bekommen. Hauptdarsteller Ulrich Tukur: grandioser Schauspieler Meine Meinung? Die Kölner Gebäude sind wirklich spektakulär. Die Nachbarschaft hat dennoch unter ihnen gelitten. Meine Meinung? Thesen, die unsere Hilflosigkeit nur unterstreichen. Meine Meinung? Das greift tatsächlich um sich. Meine Meinung? Sie hat sich doch gut wieder gefangen. Meine Meinung? Sehr sehr traurig und vollkommen unverständlich. Meine Meinung? Die armen Kinder. Meine Meinung? Eine der entwürdigendsten Gesten auf der ganzen Welt Meine Meinung? Interessant Meine Meinung? Vom alten Wissen der Hexen und Heiler. Meine Meinung? Da kommt der Appetit von ganz allein. Meine Meinung? Nur was für Schwindelfreie.
meine lieblingsmeinung? eindeutig das prägnante und differenzierte „Die armen Kinder“!
trotzdem. trotz all der typografischen und sprachlichen schrecklichkeiten, das blog von beate wedekind zeigt das grossartige am bloggen: jeder kann es. journalisten und manche blogfatzkes finden das ganz schrecklich, dass einfach jeder seine meinung, seine ergüsse veröffentlichen kann (obwohl die journalisten und fatzkes meisten das wort „dürfen“ wählen). ich finde es grandios. und es funktioniert. na gut. bei mir persönlich funktioniert „WAS GIBT’S NEUES.... ? Von Beate Wedekind, 57“ nicht, aber irgendwo, bei irgendwem, funktionierts. im prinzip.
ein kommentator bei stefan niggemeier schrieb heute:
Nur Menschen, die sich für so wichtig halten, dass sie der Welt miteilen müssen, was sie grade tun und denken, twittern. Und im Zweifelsfall ist alles von Belang.
[den kommentar halte ich für eine relativ exemplarische meinung zu twitter, insbesondere in diesem kommentarstrang. ich habe den jetzt nur zufällig rausgepickt.]
hm. das gegenteil von der welt etwas mitzuteilen ist schweigen. wäre die welt besser, wenn alle schwiegen? sollte der mitteilungsdrang reguliert werden, so dass sich nur noch zertifizierte meinungs-, befindlichkeits- und denk-experten mitteilen dürfen? oder anonyme supatopchecker in niggemeiers kommentaren?
naja. ich rege mich manchmal auch über den quark auf, der am nebentisch geredet wird. oder über die blödsinnigen kommentare bei stefan-niggemeier.de. oder über den hirnlosen mist, den turi2 schreibt. nur stelle ich deshalb nicht die gesprochene sprache in frage, oder verurteile andere, die zufällig auch die gesprochene sprache, blogs, twitter oder das fernsehen benutzen um sich, ihre meinung oder ihr wissen mitzuteilen.
was genau ist daran so schwer zu verstehen, dass nicht twitter der grund für den blödsinn ist der auf twitter zuweilen steht, sondern dass blödioten der grund sind für den blödsinn der auf twitter steht?
nils minkmar, autor einer meiner lieblingszeitungen schreibt über eine meiner lieblingssendungen im fernsehen:
Christian Rach ist Saarländer. Er hat daher einen guten Draht zu Leuten auf jedem Level. Da gibt es keine Attitüde, aber auch keine bemühte Leutseligkeit. Es geht um die Sache, ohne die Personen dabei gering zu schätzen. Rach verliert bei solchen Besuchen zwar oft die Fassung, aber er brüllt und tobt nie, wie sein britischer Kollege Gordon Ramsay, sondern findet für seine Empörung deutliche, aber nie demütigende oder herabsetzende Worte.
[…]
Rachs Kriterien sind, wie die eines jeden guten Kritikers, klar und für jeden nachvollziehbar: Einrichtung übersichtlich halten, viel selber kochen, viel sparen und allgemeine Sauberkeit und Umsicht walten lassen. Es sind Kriterien, die sich auf nahezu alle Branchen übertragen lassen.
das ist ganz grossartig geschrieben und der text kommt zudem ganz ohne katzen aus. würde man mich in die grimme online jury wählen, würde ich minkmar für diesen artikel einen goldenen dings verleihen.
ebenso verdient malte welding allein für diesen satz einen preis:
Wir sind im Arsch, aber dafür riecht’s hier gar nicht schlecht.
eigentlich verdient er für jeden satz dieses artikels einen preis.
um den bogen zu schliessen, zitiert malte am ende des artikels nils minkmar, der sagt, dass der letzte satz in camus „Der Mythos des Sisyphos” unsinn sei (der satz lautet „Man muß sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen.“). er schliesst sich minkmar an und sagt:
So einfach, so wahr. Man muss sich Franz Müntefering als unglücklichen Menschen vorstellen.
ich habe camus übrigens nie verstanden. ich wollte ihn immer verstehen, weil ich ahnte, dass das was er schreibt klug sein könnte und weil er immer so schicke klamotten trug. aber ich habe ihn nie wirklich verstanden. trotzdem glaube ich, dass eher camus als welding und minkmar recht haben. den stein muss sisyphos eh hochrollen, dazu hat ihn ja irgendein arschloch verdammt. wäre er unglücklich, hätte er eine doppelte last zu rollen: den stein und sein unglück. sich bei dieser scheiss-arbeit glücklich zu fühlen, darin eine erfüllung zu sehen, macht die ganze sache erheblich einfacher. ich arbeite im übrigen auch daran, künftig glücksgefühle beim erstellen meiner steuererklärung zu erleben. noch schaffe ich das nicht, aber ich weiss, ich kann es. irgendwann einmal.
heute abend war ich um 20 uhr mit zwei freunden im prassnik verabredet. ich habe in den letzten 5 jahren in berlin nicht herausfinden können, wann das prassnik aufmacht, ausser, dass es immer zu ist, ausser es ist nach 20 uhr. also habe ich mich die zweieinhalb stündchen bis acht in die neue odessa bar in der torstrasse gesetzt. das habe ich im sommer hin und wieder gemacht, wenn ich im prassnik verabredet war oder wenn die bvg streikte und ich zu fuss nach hause laufen musste und auf dem weg ein, zwei bierchen zu mir nehmen wollte. das eine oder andere mal habe ich mich auch gleich in der neuen odessa bar verabredet, es soll ja leute geben, die auch gerne schon vor 20 uhr bier trinken. beim biertrinken schaue ich — zumindest solange ich alleine bin — bevorzugt in meinen laptop. da stehen meistens dinge drin, die mich interessieren, manchmal schreibe ich beim biertrinken auch dinge in meinen laptop rein. so verbringe ich im übrigen meinen feierabend am liebsten. biertrinkend in den laptop schauend. (arbeit ist, kaffee-trinkend in den laptop zu schauen.)
nachdem ich heute abend dann in der odessa bar nach zwei stunden und zwei bier (mit zwanzig prozent trinkgeld) bezahlte, kam die bedienung nach 5 minuten nochmal angetrippelt, beugte sich zu mir herunter und sagte mir „eigentlich sind hier laptops nicht so gerne gesehen“.
bisher hat mein laptop in der gastronomie nie zu problemen geführt, ausser einmal glaube ich, da wollte das fellas in der stargarder mal für ne weile laptop-benutzer verscheuchen, damit die anderen gäste besser fussball gucken konnten oder sich nicht von laptops belästigen lassen mussten. ich weiss nicht ob das mittlerweile, wo kaum noch fussball gespielt, bzw. gezeigt wird, geändert hat, ich kanns ja nicht nachprüfen, wenn ich dort nicht mehr hingehe.
auch in der odessa bar kann ich nicht nachprüfen ob dort demnächst handys nicht mehr „so gerne gesehen“ werden, oder ob die betreiber künftig die lektüre der FAZ in ihren räumlichkeiten unterbinden wollen. kann ja sein und ist auch deren gutes recht. wo kämen wir denn hin, wenn jeder selbst bestimmen kann wie und welche medien er in der gastronomie zu konsumiert.
ordnung muss sein, auch in berlin mitte.
twitter hat, wie das geasamte internet, ungeahnte potenziale. man denkt ja, nicht nur in seriösen redaktionsstuben, dass das was auf twitter so abgesondert wird, völlig irrelvanter quark ist. tatsache ist aber, dass twitter ein kommunikativer sprengsatz innewohnt. befindlichkeiten kann ich nirgendwo effektiver kommunizieren als bei twitter. nur ein beispiel: als ich aus der premiere von „matrix revolutions“ spazierte, fing mich damals ein fernsehteam vom 2DF ab und interviewte mich kurz zu meinen eindrücken. meine unmassgebliche meinung (dass der film scheisse ist) wurde damals wirklich zur primetime im 2DF gesendet. das feedback dazu waren ca. 3 SMS von leuten die mich erkannt hatten. sondere ich meine meinung zu einem gesehenen film über twitter ab, sprechen mich danach mindestens doppelt so viele menschen darauf an, wie damals, zur primetime im 2DF.
ähnlich verhält es sich mit persönlichen mitteilungen. als die beifahrerin achtlos und stark verschlüsselt twitterete, dass wir überlegten uns aus steuerlichen gründen zu vermählen, wusste kurz danach die gesamte verwandschaft bescheid ohne dass wir auch nur einen einzigen angerufen hatte. ein einziger tweet kann in etwa so effektiv wie 60 minuten am telefon sein.
mittlerweile erfahre ich über twitter mehr über die befindlichdlichkeiten und den gesundheitszustand der verwandschaft, als über das telefon (und als mir lieb ist). hier kommt neuerdings ein gehöriges digitales gefälle ins spiel. am wochenende erreichte mich ein besorgter anruf der verwandschaft, dass ich das was ich auf twitter gelesen haben könnte, doch bitte nicht unbedacht telefonisch weitergeben solle, da man es der offline-verwandtschaft doch lieber persönlich, telefonisch mitteilen wolle.
twitter ist beunruhigend effektiv.
manchmal wacht das kind morgens schweissgebadet auf und fragt: „wo ist eigentlich mein uropa?“
was ich nicht wusste, offenbar kann dem kind geholfen werden. toll.
ich lese sowas wahnsinnig gern. malte schrieb vorher, glaube ich, nicht so. immer schon wirklich gut, aber nicht so gut. ich lese das wirklich gerne. aber ich sehe auch geren „wetten dass …?“ und gucke mir auch gerne überfahrene tiere an.
ist das was malte da macht eigentlich hyperreal, surreal oder was ganz was anderes?
apropos technik, dave winer schreibt über ein faszinierendes konzept:
Fractional Horsepower is a very powerful idea. It says that sometimes you can make a new product by taking an old one and scaling it down.
technik radikal zu vereinfachen, aus weniger mehr zu machen, ist ein ein paradoxes, aber gut funktionierendes und erprobtes konzept.
einen aspekt dieser idee steckt in mies van der rohes spruch „less is more“. aber es steckt noch ein anderer aspekt dadrin. wenn eine technik oder allgemeiner, ein sache enge grenzen hat, werden ungeahnte kreative kräfte freigesetzt. ich glaube der architekt günter behnisch hat mir das erstmals vor augen geführt, als er vom bau der berliner akademie der künste erzählte. behnisch baut ja gerne mit glas, die berliner bauvorschriften am pariser platz versuchten aber mit allen mitteln genau das zu verhindern, indem sie vorschrieben, dass fensterflächen nur einen gewissen prozentsatz der fassade bedecken dürften und der rest aus stein zu haben sei. die auseinandersetzung mit diesen vorschriften, das reiben an den engen vorgaben setzte ungeahnte kräfte in behnisch frei. er kämpfte schlussendlich eine komplette glas-fassade durch und stellte, wie man sehen kann, einen beachtlichen bau auf den pariser platz.
ich schloss damals aus behnischs erzählungen über den bau der akademie, dass einschränkung, einengung einen unstillbaren drang die grenzen zu sprengen entfacht und der am besten und am einfachsten zu erlangenden treibstoff für kreativität ist.
das beste beispiel dafür, was die vereinfachung und verknappung von eigenschaften zu entfachen vermag, ist twitter. aber das schreibt winer ja auch, seit jahrzehnten, oder so.
ich habe mal, vor langer zeit, als schreiner gearbeitet. es gibt fast nichts befriedigenderes als aus einem rohen stück holz oder einer nackten spanplatte etwas nützliches oder schönes zu bauen, was danach vor einem steht, sich anfassen und zeigen lässt (und meistens gut riecht). die befriedigung geht übrigens über das werk hinaus. das gefühl etwas bleibendes, physisches zu geschaffen zu haben, ist ziemlich unbeschreiblich gut.
heute befriedigt es mich auch zutiefst, wenn ich grosse oder kleine technische probleme löse, irgendein technisches gadget bei mir oder anderen zum laufen bekommen habe, wenn eine webseite funktioniert, gut aussieht und einfach da ist, wenn ich den alten anrufbeantworter meiner eltern wegschmeissen kann und die fritzbox, die in einem unbenutzten, stillen kämmerchen steht, meinen eltern die nachrichten die anrufer aufsprechen, per email zustellt. oder wenn mein telefon autmatisch ohne manuelles synchronisieren auch alle termine und adressen die auf meinem rechner stehen, anzeigt und mich per GPS und tomtom durch die welt navigiert. es ist irre befreidigend, wenn ich meinem vater statt eines analogen weltempfängers ein kleines internetradio hinstelle mit dem er 50 trilliarden weltweite radiosender ampfangen kann, den WDR oder chinesisches talkradio, alles nur mit wlan und strom, ohne dachantenne oder kurzwellenpfeiffen. oder wenn man über VOIP plötzlich kostenlos und mit den alten telefonen telefonieren kann. oder wenn die netzwerkfestplate beim kunden 100GB dateien in 3 minuten auf ihr RAID6-laufwerk kopiert. über das netzwerk! oder wenn der freund plötzlich statt auf seinen 80GB festplattenrekorder, fernsehsendnungen, filme und DVDs auf einer terrabyte-festplatte speichern und am fernseher angucken und aufzeichnen kann.
das ist alles irre befriedigend. aber leider auch irre fragil. technik ist grossartig, verschafft uns allen ungeahnte freiheiten und ungeahnte möglichkeiten. aber sie geht auch ständig kaputt. früher wurde ab und zu eine DVD zerkratzt oder man verlor mal eine (video-) kassette an den bandsalat, heute ist die ganze sammlung weg, wenn eine festplatte platzt. plötzlich kann man nicht mehr telefonieren, wenn das internet mal klemmt, plötzlich kan mein vater keinen WDR-sender mehr empfangen, weil das noxon-internetradio kryptisch sagt, die seien plötzlich und wer weiss warum „not available“. wenn mein telefon im urlaub abkackt, kann ich keine postkarten mehr schreiben und den weg nicht mehr finden. wenn die fritzbox bei meinen eltern implodiert, ist nicht nur das internet weg, sondern auch das telefon und der anrufbeantworter und wenn microsoft mal wieder nen neuen browser rausbringt sehen 30% der von mir gebauten webseiten plötzlich bei 50% aller benutzer wie bei hempels unterm sofa aus.
mein 15 jahre altes gesellenstück sieht heute noch aus wie am ersten tag. es ist ein bisschen gealtert, aber in würde. technische lösungen, elektronik, webseiten altern nicht in würde. sie gehen einfach kaputt, funktionieren von einem tag zum anderen nicht, sind voller undurchschaubarer abhängigkeiten, müssen geupdated, gepflegt und administriert werden. ständig.
trotzdem. ich liebe technik. unnützes zeug, dass einem vorgaukelt, dass man damit zeit sparen könnte oder das leben vereinfachen könnte. denn unterm strich tut sie das auch, die technik. irgendwie.
heiraten in las vegas ist ganz einfach. ich kann das aus eigener erfahrung berichten. man muss nur hinfahren, sich im „Marriage Bureau“ eine lizenz zum heiraten ausstellen lassen und danach eine kapelle aussuchen. die behörde hat übrigens täglich, auch an feiertagen, bis 24 uhr geöffnet, man zeigt seine ausweise, füllt ein formular aus und fertig.
in las vegas gibt es zehn trillionen kapellen in denen man heiraten kann. allen gemeinsam ist, dass sie mit lizensierten standesbeamten oder pfarrern zusamenarbeiten, die die hochzeit durchführen (und separat, per „spende“ bezahlt werden). aber im prinzip kann man mit seiner heiratslizenz in eine kapelle hereinpsazieren und verheiratet wieder rausgehen.
um die hochzeit danach in deutschland (rückwirkend) anerkennen zu lassen braucht man dann allerdings noch ein paar unterlagen, sehr viel geduld und die fähigkeit, deutsche beamte zu ertragen. einerseits verlangen die deutschen behörden für die rückwirkende anerkennung der hochzeit eine beglaubigte kopie, die man sich mit einer 10 dollar geldanweisung recht einfach auf dem postweg besorgen kann. ausserdem wollen die deutschen behörden, dass man diese offiziell beglaubigte kopie nochmals beglaubigen lässt, mit einer sogenannten „apostille“. andere europäische länder schenken amerikanischen urkunden auch ohne apostille glauben, die deutschen, so sagte uns ein freundlicher mitarbeiter im einwohnermeldeamt in hamburg, tun das nicht, weil hochzeitsurkunden so oft gefälscht würden.
abgesehen davon dass hochzeiten in las vegas in den augen eines mitarbeiters des einwohnermeldeamtes hamburg wahrscheinlich eh ein fake sind, so ganz ohne aufgebot, deutsche stempel und bürokratisches gebimmel — welchen grund gibt es eine hochzeit zu „fälschen“? oder warum sollte die beglaubigte kopie leichter zu fälschen sein als eine apostille?
egal, die apostille kann man ebenfalls per post beantragen, man muss einfach die beglaubigte kopie und eine $20 geldanweisung ans „recorder’s office“ des clark county schicken und bekommt sie innerhalb von zwei bis drei wochen zurück.
im bürgeramt mitte in hamburg, wo wir unsere hochzeit von den deutschen behörden anerkennen lassen wollten, wies man uns allerdings mit unseren unterlagen empört ab. da deutsch schliesslich die amtssprache sei, könnten wir ohne einen ordentliche amtliche übersetzung der urkunde und der apostille leider nicht den deutschen beamtensegen bekommen. erstaunlich fand ich, dass sich eine stadt die sich „das tor zur welt“ nennt, beamte leistet die die sprache dieser welt nicht sprechen. quasi eine weltmetropole mit dem behördengeist von hinterarschheim.
also haben wir nochmal 60 euro und zwei wochen wartezeit in einen amtliche übersetzung investiert und sind dann, das schlimmste ahnend, wieder zum amt gegangen. wie erwartet, war die bedienung im bürgeramt mit unseren unterlagen immer noch nicht zufrieden. die übersetzung würdigte sie komischerweise mit keinem blick, dafür aber die apostille. die sähe nicht richtig aus. die sehe sonst ganz anders aus. ausserdem sei sie nur an die beglaubigte urkunde angetackert und nicht, wie das eigentlich zu sein hätte, mit einem offiziellen siegel befestigt. sie müsste das mal mit ihrem chef besprechen. nach 10 minuten kam sie zurück und sagte uns, kurz bevor unsere köpfe kafkaesk explodierten, dass sie beim standesamt gefragt hätte und dort habe man gesagt, die apostille sei in ordnung so.
merke: deutschen beamten ist nicht nur die beglaubigung und übersetzung der beglaubiten kopie wichtig, sondern auch das aussehen dieser unterlagen. deutsche beamte in einer weltstadt ist das weltstadtimage scheissegal. deutschland hat ein problem mit gefälschten hochzeitsurkunden.
trotzdem. ix bin jetzt nicht nur verheiratet, sondern habe auf der lohnsteuerkarte steuerklasse III und 0,5 kinder.
ganz offenbar ist die diskussion um das bedingungslose grundeinkommen in den letzten wochen am hochschwappen. obwohl diskussion mag ich das nicht nennen; die blogger haben wieder mal ein thema gefunden, wegen dem sie sich mal wieder die köpfe einschlagen können.
ich bin vor ein paar jahren, als ich götz werner zum thema bedingungsloses grundeinkommen reden hörte nicht zum anhänger des bedingslosen grundeinkommens geworden, sondern zum anhänger von götz werner. die art und weise wie er für seine idee (die er im übrigen gar nicht als seien idee verkauft) wirbt ist bemerkenswert. er fordert nicht das bedingungslose grundeinkommen in deutschland einzuführen, sondern darüber nachzudenken. und zum nachdenken liefert er ein menge guter argumente, aber auch gleich ein bisschen skepsis mit dazu. ich halte seine strategie die leute zum nachdenken zu bewegen, statt sie zu versuchen zu überzeugen für mehr als einen rhetorischen trick. er pflanzt damit ein langlebiges virus in die köpfe seiner zuhörer.
dieses virus wütet nun schon seit einigen jahren in meinem kopf. ich bin in sachen wirtschaft und steuerrecht jemand der absolutes unwissen und ignoranz für sich reklamiert. mehr noch. wenn ich verträge oder steuerbescheide lese, muss ich nach 2-3 sätzen meine aufmerksamkeit anderen dingen zuwenden oder schlafe ein. ich habe quasi eine finanzallergie (oder genauer eine behördendeutsch-allergie). deshalb würde ich mir auch nicht anmassen zu behaupten ich wüsste was für auswirkungen die einführung eines bedingungslosen grundeinkommens hätte. ich masse mir aber an, zu behaupten, dass das aktuelle steuerrecht exakt folgende wirkung hat: es ist der blanke horror, nicht nur für menschen mit behördendeutsch-allergie.
diese einschätzung setzt sich zusammen aus beobachtungen und eigenen erfahrungen. letzte woche zum beispiel habe ich meinen einkommensteuerbescheid für das jahr 2007 bekommen. einerseits finde ich es grossartig, dass sich ein hochqualifizierter und gut bezahlter steuerbeamter mehrere stunden mit mir und meinen finanzen bschäftigt, sich die angaben, die mein ebenfalls hochqualifizierter und gut bezahlter steuerberater, gemacht hat durchliest, bewertet und mir danach bescheid sagt, was er darüber denkt. meine finanzen sind nicht sonderlich komplex, im gegenteil. ich hatte hier und da ein wenig einkommen, ein paar ausgaben, kein vermögen, wenig abschreibungen oder steuerspargedöns. trotzdem war der bescheid sieben seiten lang.
das problem ist, dass der bescheid mein einkommen für die jahre 2008 und 2009 aus dem einkommen des jahres 2007 hochrechnet, was aber ungefähr rein gar nix mit meiner einkommensituation im jahr 2008 und 2009 zu tun hat. in zwei jahren ändert sich ja manchmal einiges. ich werde dem bescheid natürlich widersprechen. da ich aber nicht weiss wie man das macht, wird mein steuerberater das machen müssen. dem muss ich die sachlage erst wieder erklären, damit er die situation in beamtendeutsch übersetzen kann. dann wird der hochqualifizierte und gut bezahlte steuerbeamte sich wieder einige stunden mit meiner finanzsituation beschäftigen und mir erneut bescheid sagen. wahrscheinlich werden wir uns — über bande — einige zeit lang streiten. mehrere tage wertvolle arbeitszeit und ein paar hundert euro für beratung gehen für diesen quark drauf, nur weil wir so ein kompliziertes steuerrecht haben.
was ich sagen will: unser steuersytem ist so dermassen aufgeblasen, so intransparent und unverständlich, so verästelt und vollgestopft mit ausnahmen und sonderregelungen, dass man es noch nichteinmal im vollrausch als gerecht oder angemessen bezeichnen könnte.
allein schon wegen des steuersystems, aber auch wegen den ungerechtigkeiten und schikanen im schatten von harz IV und allen möglichen anderen bürokratiemonstern muss man sich wünschen, dass menschen weiterhin über einfache, gerechte und verständliche alternativen zum status quo nachdenken.
und auch wenn es nur eine von vielen alternativen ist, die idee des bedingunglslosen grundeinkommens halte ich nach wie vor für sehr nachdenkenswert und diskussionswürdig. nicht nur, aber auch, weil sie tonnenweise bürokratie, sonderregelungen, schlupflöcher und beamtendeutsch überflüssig machen würde.
david gergen (wikipedia eintrag:
many people don’t believe this, but trust remains the coin of the realm in politics. a presidet who is trusted by the people, by the congress, by the press, by foreign countries, is a president who can get a lot of good things done. you break that trust, violate that trust, everything else tumbles around you.
gesagt im west wing bonus material der staffel 3, „documentary special“.
aha. die „kellog company“ erhebt anspruch auf das wort „POPS“ wie in „Dinkelpops“, „Amaranth-Pops“, „Schokopops“ oder „Weizenhonigpops“. diese kombinationen „seien geeignet, zu Verwechslungen zu führen.“ zu verwechselungen mit kellogsprodukten aus puffgetreide.
beim oberflächlichen lesen (vor allem bem einsatz von versalien), verwechsle ich das wort „POPS“ oft mit „POPOS“ oder „PUPS“. gibts gegen solche verwechselungen ein juristisches mittel?
ix frage mich gerade, was mit worten wie „POPStars“ oder „alkoPOPS“ oder „PUPSflocken“ ist. verletzen die auch kellog-markenrechte?
und heissen die „weizenhonigpops“ aus zucker von kellogs nicht eigentlich „smacks“?
da fällt mir gerade ein, heisst „popcorn“ auf deutsch nicht eigentlich puffmais? wie wärs mit da mit markenrechtsfreiem „puffweizen mit honig“, „puffamaranth“ und „puffdinkel“? oder ist „PUFF“ auch eine geschützte bezeichnung für kellogs?