erstaunlich. wennn man sich dem alten, bedrohlichen bau nähert in den sich das prenzlauer „bürgeramt“ breitgemacht hat, öffnet sich die gigantische, antike holztür. automatisch. als ob sie sagen wollte: „willkommen!“
hunterte am pc selbsterstellte hinweisblätter sind an die wände und türen geklebt. überall liegen infoblätter herum, alles ist voller hinweise. ich finde trotzdem den automaten an dem man nummern zieht. da ich eine halbe stunde vor der offiziellen öffnungszeit da bin, ist es die nummer 0004!
vor ein paar wochen, als ich mir mal wieder ein einschreiben oder päckchen bei der post abholen musste, malte mir die postangestellte noch schreckensbilder an die wand: „ihr ausweis ist ungültig, seit fast einem jahr. das wird teuer! das gibt ärger!“ mein einschreiben wollte sie mir auch am liebsten gar nicht rausrücken, so ohne gültigen ausweis. anderswo hörte ich, dass die beamten ständig an den passfotos rummäkeln und behaupten sie würde nicht die biometrischen vorgaben erfüllen und antragsteller mehrfach zurück zum fotografen schickten.
im bürgeramt prenzlau nix davon. um acht uhr sass ich vor einem knuddeligen bürgerbeamten der nichts anderes tat als mein passbild auszuschneiden, mir hin und wieder papiere zum unterschreiben rüberzuschhieben und mich am ende für reisepass, personalausweis und vorläufigen personalausweis 81 euro per EC-karte bezahlen liess.
nach 15 minuten war ich wieder draussen. was ist los in dieser stadt, dass man sich noch nicht mal mehr über beamte oder ämter aufregen kann?
[hinweis: der artikel steht auch auf qype.com. qype.com wirbt auf wirres.net.]
“Die guten Redaktionen sollten ihre Siele geschlossen halten, damit der ganze Dreck von unten nicht durch ihre Scheißhäuser nach oben kommt.” Stern-Kolumnist Hans-Ulrich Jörges ist in guter Form heute abend. Über die Blog-Szene, den “Dreck von unten”, lässt er sich ganz besonders gerne aus. Dazu hat er sich vor der Veranstaltung extra ein paar Worte zurecht gelegt, und die packt er jetzt aus, obwohl Moderator Hajo Schumacher ihn eigentlich etwas ganz anderes gefragt hat. Sein “loser generated content” erntet ihm prompt einen kleinen Szenenapplaus im Jungjournalistenpublikum, und Henryk M Broder schreibt sich diese neue Vokabel gleich ab - vielleicht kann er sie an passender Stelle auch mal anbringen.
ich verlink das nicht um wieder eine dieser aufreger-journalistenn-vs-blogger-polarisierungs-diskussionen anzufachen, sondern weil ich mag wie das aufgeschrieben wurde und das sprechblasen-blog seit gerade eben abonniert habe.
über ein paar umwege ist mir zu ohren gekommen, dass manche leser sich hier an der werbung stören. seit drei jahren biete ich eine funktion an, mit der man die werbung einfach ausblenden kann. der feed ist auch werbefrei.
ich mag pathos nicht besonders. aber ins internet zu schreiben, leser zu finden (oder umgekehrt) und reaktionen zu bekommen ist durch und durch befriedigend. witzigerweise stumpft die gelegentliche aufregung die ich vor dem veröffentlichen oder beim schreiben von artikeln manchmal spüre nicht ab. etwas in der öffentlichkeit zu tun, eine position zu beziehen, sich zu entblössen, angreifbar, hinterfragbar zu machen kribbelt. und ich mag es, dieses kribbeln. dieses kribbeln, das entsteht wenn man etwas sagt, etwas aufschreibt das unter umständen widerspruch erntet oder zustimmung, sympathie oder aversion, reaktionen oder keine reaktionen zu bekommen. das ist die eigentliche motivation ins internet zu schreiben.
ich weiss, es gibt menschen die besser und prägnanter und witziger schreiben als ich, ich habe mich halb im ernst und halb im spass immer gerne einen dilettanten genannt. ich kann alles, aber nichts richtig.
so gesehen ist es folgerichtig auch andere sachen zu tun die ich nicht richtig kann. vorträge halten oder filmemachen, zum beispiel. ich habe mich entschieden das filmen jetzt regelmässig zu machen. in eine kamera reinsprechen, vor mich hin reden und irgendwie versuchen zu einem punkt kommen ohne die potenziellen zuschauer allzusehr zu langweilen. ich weiss ich kann es nicht, ich weiss ich dilettiere, ich weiss ich bin nicht witzig, ich versuche es nur, herr knüwer. und das in der öffentlichkeit zu tun, das auszuprobieren, kribbelt eben.
eigentlich wollte ich nur sagen, dass dieser film im prinzip acht tage zu spät ist, ich viel zu langsam und bedacht rede, ich die filme nicht selbst schneide und filme (was einerseit grossartig ist, andererseits eben auch zu verzögerungen führen kann) und dass ich mir jedes mal bevor ich die filme zum ersten mal sehe fast in die hose scheisse vor aufregung. aber ich weiss, es wird immer besser. hoffentlich. denn ich mach das jetzt jede woche.
man kann von friedman halten was er will, aber seine gespräche mit hinterbänklern des bundestags können schon sehr amüsant sein. michel friedman diskutiert mit lale akgün von der SDP und ich habe das gefühl sie weicht seinen fragen leicht panisch aus. friedman weicht seinen eigenen fragen zwar auch ab und zu aus, trotzdem ist das sehenswert.
grimme online award
1900-1930 uhr
sekt trinken, rumstehen, zwei promis beim posen zugucken.
1930 uhr
sodbrennen vom sekt.
1935 uhr
noch nen sekt vom tablett gekapert.
1940 uhr
rumstehen, warten.
2005 uhr
erste spannung: franzi tritt ein glas kaputt.
2110 uhr
reingehen.
2115 uhr
es gibt ca 50 tische. ich soll mich an tisch eins, zwei oder drei setzen. bin zu feige mich zu guildo horn an tisch drei zu setzen, setze mich an tisch zwei. an tisch zehn (oder so) hinter mir sitzen irgendwelche anzugträger. bei einem sind die ellenbogen am anzug durchgescheuert. bei mir scheuern anzüge immer zuerst an der stelle oben, zwischen den oberschenkeln durch. wie scheuert man ellenbogen auf?
2120 uhr
steffen hallaschka betritt die bühne, redet irgendwas, geht wieder, kommt wieder, redet weiter und lässt dann irgendwen anders reden. vor mir baut ein kamerateam ein stativ und eine kamera auf. ich sehe nix mehr. ich höre, dass „der“ tagesschau blog durch „schlichte textqualität“ besticht. ich höre wie kai gniffke bescheiden wirken möchte und behauptet im tagesschau-blog würden er und seine kollegen nur das aufs papier bringen was die redaktion an vorarbeit leistet. die bloggen auf papier? respekt!
2122 uhr
ich fange an zu schwitzen.
2130 uhr
ich lese auf meinem handy in einem nach stefan niggemeier benannten blog.
2135 uhr
ich lese kommentare in einem nach stefan niggemeier benannten blog.
2202 uhr
bernd begemann redet wie udo lindenberg. seine gestik finde ich fast so lustig wie das was er sagt. bernd begemann singt zwei lieder.
2235 uhr
guildo horn ist wirklich witzig. steffen hallaschka auch. ärgere mich, mich nicht zu guildo horn gesetzt zu haben.
2250 uhr
ein fatzke kommt auf die bühne und redet selbstverliebt von seiner zeitschrift als qualitäts-marktführer, von auflagen und visits. an seiner brille erkennt man, dass er sich für eine coole sau hält. er bittet vier andere fatzkes auf die bühne die das unmögliche schaffen. sie wirken noch selbstverliebter als er und meinen den ehrlichsten preis an diesem abend gewonnen zu haben.
2300 uhr
alle die vorhin geredet haben gehen auf die bühne und winken.
2315 uhr
ich versuche meine gesprächspartner davon zu überzeugen, dass ich die fähigkeit habe blogs durch blosses gastschreiben zu grimnme online award-trägern zu machen. bei bildblog, riesenmaschine und niggemeier habe es schon geklappt. keiner lacht. einer bloggt was.
2320 uhr
entschliesse mich das gerücht in die welt zu setzen, dass katrin bauernfeind tita von hardenbergs schwangerschaftvertretung bei polylux sein wird.
2330 uhr
die schlangen vorm büffet lichten sich. ich entschheide mich für einen suppenteller salatdressing mit kalbsfleisch und rukkola.
2340 uhr
stelle die vermutung auf, dass der barkeeper das kölsch nicht zapft, sondern schüttelt. warum sonst ist in dem gesöff keine kohlensäure?
2350 uhr
endecke kohlensäurehaltiges flaschenbier in einem frei zugänglichen kühlschrank.
0000 uhr
tita von hardenberg sagt, katrin bauernfeind als ihre schwangerschaftsvertretung fände sie eine super idee. ich solle unbedingt das gerücht in die welt setzen, dass katrin sie vertritt. das nachtmagazin läuft.
0020-0115 uhr
[keine notizen vorhanden]
0115 uhr
jemand vom rbb fragt mich ob ich nicht mal für den rbb gastbloggen möchte.
0200 uhr
lege mich hin.
0500 uhr
wache auf, habe geträumt, dass ich verschlafen habe, weil ich den wecker vorm einschlafen falsch bedient habe.
0530 uhr
wache erneut auf und kontrolliere den wecker. allles in ordnung.
0555 uhr
warte darauf, dass der wecker klingelt.
0600 uhr
wecker klingelt.
0630 uhr
wundere mich warum der boden im frisch renovierten kölner hauptbahnhof so ruiniert ist.
0700 uhr
wundere mich wie an einem donnerstag morgen der ganze ICE durchreserviert sein kann.
0847 uhr
sascha lobo fragt mich am telefon ob er mich geweckt habe. ix verneine.
martin schöb findet chat atkins, nein einen blogartikel von chat atkins, nein dass chat atkins von ihm abgeschrieben habe, ohne eine quelle zu nennen, „über die Maßen unappetitlich“.
ich vermute es ist einfach schwer quellen der inspiration sauber aufzuschreiben, wenn man nur eine hand zum schreiben hat, weil die andere versucht den zeigefinger hochzuhalten und ab und zu in einen kleinen topf ironie zu tunken.
nicht unappetitlich, aber über die massen hermetisch, finde ich, dass schöb es noch nichtmal in der kopie des taz-artikels in seinem blogdings schafft auch nur einen link auf eine der webseiten einzubauen über die er berichtet. ach doch. einen. den auf die taz.
aus unerfindlichen gründen lieben es journalisten „der logbuch“ und „der weblog“ statt „das logbuch“ und „das weblog“ zu sagen. thomas lückerath kann das sogar variieren. er kann alles, sogar in einem satz, schreiben:
[…] die Website Fudder - Neuigkeiten aus Freiburg, das schon erwähnte Blog von Stefan Niggemeier und der Tagesschau-Blog […]
erstaunlich aufmerksam auch die kollegen von der dpa. die merken fast alles. zum beispiel, dass stefan niggemeier „für seinen nach ihm benannten Blog“ irgend so einen preis bekommt.
die bürgerjournalismus-seite readers edition hatte mal den ehrgeiz bürgern die nicht alleine schreiben können einen platz zum schreiben zu geben. oder so. diese artikel sollen wegen der besseren lesbarkeit alle mit einem bild illustriert werden. wie illustriert man einen artikel der mit „Weltkunst auf einem Fleck“ überschrieben ist und über eine ausstellung in madrid berichtet? klar, mit einem fleck.
nur was macht der bürgerbildredakteur wenn er kein fleck-bild zur hand hat? klar, er lässt sich eins faxen:
die grimme pannen-show präsentiert auf ihrer onlineseite eine ejaculatio preisträger praecox (die bekanntgabe der preisträger ist eigentlich für mittwoch den 20.06.20007 geplant):
Preisträger des Grimme Online Award INFORMATIONFudder- Neuigkeiten aus Freiburg
Stefan Niggemeier - Blog
Tagesschau-Blog
Preisträger des Grimme Online Award WISSEN UND BILDUNG
Elektrischer Reporter
Preisträger des Grimme Online Award KULTUR UND UNTERHALTUNG
Nach 100 Jahren
Polylog.tv
Preisträger des Publikumspreises zum Grimme Online Award
hausgemacht.tv
was kommt noch, um die professionalität des grimme instituts zu demonstrieren? da bin ix echt mal gespannt.
schon erstaunlich welche sensibilität die organisatoren mit dem timing demostrieren. hausgemacht.tv ein paar tage nach dem launch nominieren und hausgemacht.tv ein paar tage vornoch vor ende des letzten tages der abstimmung zum publikumspreis als preisträger verkünden. wozu braucht man da noch kritiker, wenn sich die organisatoren selbst mit spott übergiessen? was für ein anblick! sieht toll aus, riecht aber leider komisch.
[nachtrag 19.06.2007]
mittlerweile hat man die vorzeitig ejakulierte seite zurückgezogen, sie zeigt jetzt nicht mehr die gewinner an, sondern irgendwelche ollen kamellen.
[nachtrag 2]
jetzt sind die preisträger an anderer stelle wieder online.
berlin veranstaltet gerade ein kleines gegenprogramm zur documenta. strassenkunst für arme. an der karl liebknecht strasse hat man hat die rasenflächen ausgehoben, sand reingestreut und kunst draufgestellt. dieses ding von roberto barta, „rosso corsa“ genannt ist eine von einem corsa zerbogene autobahnleitplanke mit rotem autolack.
besser gefällt mir diese matraze von thomas moecker aus beton.
was aber gar nicht geht, ist das was mehdorn am hauptbahnhof einem offenbar von ihm präferierten künstler hat hinstellen lassen:
das ist ne ganz harte nummer, bei deren anblick ich kurz mal die vorzüge des vandalismus zu erkennen glaubte.
es ist ganz einfach nicht ganz einfach. die frage ob man konsequent so leben kann und soll, dass man nichts schlechtes tut und vor allem nichts schlechtes unterstützt. ich bin dabei nicht sonderlich konseqent. mein verzicht auf problematische produkte beschränkt sich zur zeit auf müller-produkte. ich mag es einerseits nicht, dass in fast allen produkten von müller molke zu sein scheint und von müller und seinen geschäftspraktiken habe ich bisher nur negatives gelesen. trotzdem, inkonsequent wie ich bin, bei froop drücke ich ein auge zu, der scheiss schmeckt einfach zu lecker und weihenstefan, das auch zu müller gehört, kauf ich auch ständig. mcdonalds, hab ich mal gehört ist weder bei seiner einkaufspolitik, noch bei seiner personalpolitik sonderlich fair und transparent. die verbraucher verarscht mcdonalds auch hin und wieder ganz gerne. trotzdem geh ich weiter regelmässig — und wie die beifahrerin meint, viel zu oft — hin. bei shell hab ich auch schonmal getankt (wer nicht?), ich fliege mit dem flugzeug und beteilige mich nach kräften mit meinem konsum an der ausbeutung der dritten welt und der unterstützung des schweine-kapitalismus.
als vor längerer zeit bekannt wurde, dass sich yahoo in china äusserst regierungsnah verhielt, reagierte ich zwar empört, verdrängte das aber wie ca. 99 prozent aller deutschen und benutzte yahoo (und die deutsche bank, atomstrom, in china produzierte billig waren und was weiss ich alles) weiter. konsequenzen ziehe ich meist erst, so wie ungefähr jeder mensch auf dieser welt, wenn ich selbst direkt oder indirekt betroffen bin.
als vor ein paar wochen adical fragte ob wir mit bestimmten werbetreibenden ein problem hätten, sagte ich nur bei einem nein. der grund: ich finde die firma einfach doof. bei yahoo nein zu sagen, hätte ich heuchlerisch gefunden, schliesslich benutzte ich deren produkte täglich, hatte auf jeder seite ein aktuelles flickr-bild eingeblendet (flickr gehört zu yahoo), werfe links in zwei del.icio.us-streams, fand yahoo-pipes ein unfassbar innovatives produkt, nutzte die voreingestellte yahoo-suche auf meinem handy und yahoo-groups als mailinglisten-verwaltung. kurz, ich unterstützte yahoo nach allen meinen viralen kräften und habe durch mein vorbild yahoo sicher einige hundert benutzer beschert. warum da ein banner von yahoo ablehnen? wein predigen, aber nicht trinken? päpstlicher als fonsi sein? nicht darauf vertrauen, dass öffentlicher druck yahoo von seiner praxis recht vor humanität zu stellen abbringt?
ich habe in dieser woche umdenken müssen, weil es gerade in dieser woche klar wurde, dass yahoo sich um öffentlichen druck und anstand einen scheissdreck zu kümmern scheint und dieses muster auch konsequent vor meiner haustür anwendet. vorgestern schrieb ich das hier beim ramblog in die kommentare:
ich erkenne […] im verhalten von flickr/yahoo ein muster […] dass mich unglaublich ärgert. nämlich nicht den benutzer oder menschen (oder gar menschenrechte, anstand) ins zentrum zu stellen, sondern gesetze, vorschriften, profit oder das was die juristen des mutterkonzerns für richtig halten. das muster wurde in china angewandt und jetzt auch in deutschland. und wenn dann auch noch die aktionäre ablehnen menschenrechte etwas mehr ins zentrum des unternehmerischen interesses zu rücken, dann möchte ich nicht mehr zahlender kunde sein oder diesen laden durch meine beteiligung unterstützen. in einen laden der seine kunden wie arschlöcher oder kleinkinder behandelt mag ich nicht gehen.
also löschte ix mein flickr und mein yahoo-account.
das kann man „umdenken“, „dazulernen“ oder wenigsten einmal konsequenzen ziehen nennen. oder „lächerlich“, „pathetisch“, „publicitygeil“ oder „sich windend“ nennen. ich nenne es „die schnauze voll haben“. ich würde mich bei der frage ob ich ein banner für yahoo auf meiner seite „zulassen“ würde heute anders entscheiden. würde mich adical mich allerdings fragen ob ich für mcdonalds, weihenstefan, mercedes, die telekom, die deutsche bank, siemens, google oder airberlin werbung zulassen würde, ich sagte ja, auch wenn alle diese firmen hier oder dort schon mal etwas fragwürdiges getan haben. schliesslich sind all diese firmen schonmal empfänger meines geldes gewesen. warum soll ich es nicht zurücknehmen? die einzigen gründe die mir einfiellen banner dieser firmen abzulehnen wären, dass ich nicht mehr meine meinung zu diesen firmen schreiben dürfte oder bezahlte werbung ohne kennzeichnung in meine artikel einflössen. dass meine meinung mit werbung an der seite auf manche ästheten lächerlich, unglaubwürdig oder inkonsequent wirkt, damit werde ich dann wohl leben müssen, genauso wie ich damit leben muss, dass ein hund mit gestörter verdauung auf meiner seite auf andere ästheten ebenso wirkt.
werbung hier an der seite ist kein statment, keine moralische wertung oder gutheissung des werbetreibenden, sondern das was es ist: werbung und ein weg mit dem was ich schreibe geld zu verdienen. sonst nix.
ich bin keine moralische instanz und ich behaupte auch nicht, dass ich moralisch ein besonders versierter mensch bin. ich habe nicht die hybris und nicht die fähigkeit alle meine handlungen moralisch bis zur letzten instanz abzuklopfen. ich versuche es, aber so einfach wie manche sich die welt wünschen, ist sie nunmal nicht. auf seinem blog keine werbung zu dulden funktioniert nicht als moralische absolution, auch wenn das jetzt manche sogar schon im chor brüllen. manche hoch erhoben zeigefinger wären zur zeit einfach besser in den zugehörigen arschlöchern aufgehoben.
gestern wollte ich mal die bahn testen. inspiriert von einem zugchef der offenbar bei dieter-thomas heck in der sprechschule war („wir freuen uns dass sie, liebe gäste, gemeinsam mit uns, ihrem service-team, nach hamburg fahren!“), liess ich, als ich im hamburger hauptbahnhof ausstieg, meinen schlüsselbund am platz liegen. ich schlenderte zum „servicepunkt“, stellte mich in die schlange und trug nach 5 minuten der servicepunkt-frau meinen versuchsaufbau vor. sie rief in altona an und erklärte dort jemandem den versuch den ich im ICE 1506 aufgebaut hatte. aus dem telefonhörer kam das versprechen in 10 minuten zurückzurufen.
komischerweise hatte ich von anfang an keine sorge dass mein experiment scheitern könnte und kaufte mir erstmal sechs stück glutamathaltige und frittierte schlachtabfälle. zehn minuten später klingelte tatsächlich das telefon im servicepunkt und ich wurde gebeten mein experiment in altona zu beenden, indem ich am dortigen servicepunkt meinen schlüsselbund abholen solle.
was mich dann aber doch ein bisschen wunderte: ich sollte in altona nicht nur den empfang meines schlüsselbundes quittieren, sondern auch — „damit wir es zuordnen können“ — meinen namen und meine anschrift hinterlassen. zuordnen? bin ich vielleicht teil eines grossen versuchsaufbaus?
ich hatte schon befürchtungen dass durch das multitasking (zuhören, zwischenrufen, filmen, schwitzen) auf dieser veranstaltung der film für watch berlin total peinlich wird. meine pein beim watchen dieses films hält sich einigermassen in grenzen.
es ist einfachdie leute für dumm zu verkaufen, zu bevormunden oder auf menschenrechte zu scheissen. es ist aber auch einfach sein flickr account zu löschen. sobald ich rausgefunden habe wie ich einen backup meiner flickr-bilder anfertige, lösche ich den pro-account den ich mir erst kürzlich gekauft habe.
mich ärgert nicht von yahoo geld für die anzeige zu nehmen die diese woche hier geschaltet ist, sondern dass ich yahoo geld für ein flickr-pro-account gezahlt habe und flickr jahrelang anderen leuten empfohlen habe. die unbezahlte werbung für flickr/yahoo ärgert mich, weil sie von herzen kam. die anzeige kommt nicht von herzen, sondern von adical.
der punk der heute um 7:30h mit mir die tram richtung hackeschen markt bestieg, war tatsächlich auf dem weg zur arbeit. frisch geduscht, vermutlich mit ner stulle im rucksack, sass er dann ab 7:45 auf der treppe zur s-bahn.