limitless s01e19 (a dog’s breakfast)

noch 3 folgen in dieser staffel und die aufstellung für die kommende staffel läuft bereits perfekt. es gibt voraussichtlich einen neuen superbösewicht, es gibt die chance, dass rebecca und brian wieder zusammenfinden, bzw. brian aufhört rebecca über seinen deal mit senator morra im dunkeln zu lassen und morra deutet, ohne einen anflug von boshaftigkeit oder superbösewichttum an, dass er vorhabe die welt zu beherrschen und sich keine sorgen über den möglichen neuen superbösewicht zu machen.
ich schreibe das alles völlig unironisch auf, mir gefällt es wirklich immer besser, in welche richtung limitless aufgeblasen wird, nämlich in die gleiche richtung, in die auch, zum beispiel, person of interest — oder jeder bessere james bond film aufgeblasen wurde.
ich habe eben auch gemerkt, dass es mich heute abend am meisten interessierte, wie die geschichte von limitless weitergesponnen wird und die zwei folgen billions oder the night manager weniger. das ist für mich ein weiteres starkes zeichen dafür, dass ich limitless wirklich gut finde. nur better call saul kann da noch mithalten — und das guck ich jetzt auch.

linsengemüse nach www.tim-makeltet.info/Rezepte/Salate-und-Gemüse/2009/06/linsengemüse/
die letzten 10 jahre twitter waren ja eher so zu glauben und zu schreiben, man sollte mehr bloggen und twittert dann eh.
Thinking I should blog more. (Is twttr taking my blog juice and dispersing it in little bits before a post builds up?)
(via)
apple keynote vom 21. märz 2016

ich habe mir die keynotes von steve jobs immer gerne angesehen. die sachen, die er auf diesen keynotes vorstellte wollte ich, kurz nach der jeweiligen keynote, meist gleich haben. er konnte spontane kaufanreize in seinen zuschauern herauskitzeln. als er 1999 das damals neue plastik-ibook vorstellte, rief er eine assoziation hervor, die leider sehr gut haften blieb: die dinger seien so schön, dass man sie ablecken wollte. dieses bild bin ich seitdem nicht mehr losgeworden, steve jobs ist quasi gegen meinen willen, in meinen kopf eingedrungen. selbst die blödsinnige idee, an den laptop einen griff zu montieren, hielt ich für genial. natürlich habe ich mir nach steve-jobs-keynotes nie wirklich eins der neuen produkte gekauft. mir fiel immer rechtzeitig ein, dass ich das gedöns meist gar nicht brauchte.
aber eine ganz bestimmte kunstfertigkeit von steve jobs, blieb jedes mal bei mir hängen: er hatte die fähigkeit, dass man sein auf positiv getrimmtes, mit superlativen vollgestopftes PR-sprech überhören konnte und trotzdem die botschaft hängen blieb.
als ich gestern abend die märz-keynote von tim cook überflog, fiel auf, dass tim cook diese fähigkeit nicht mal ansatzweise hat. bei ihm, und seinen kollegen die ihn auf der bühne unterstützten, bleibt das PR-sprech als das hängen was es ist: PR-sprech. ich werde von cook nicht auf eine metaebene gehoben, von der aus ich die PR-sprache ausblenden kann, das gegenteil ist der fall: ich bleibe auf dem boden kleben, weil die sprache so schleimig ist und ich so sehr mit der sprache ringe, dass ich gar keine chance habe, mich auf eine euphorische zwischenebene heben zu lassen.
handwerklich war das alles ok, tolle ausleuchtung, eine intime atmosphäre, alle vorab kursierenden gerüchte bestätigt, also alle erwartungen erfüllt, aber der PR-sprach-schleim, machte das event unerträglich.
interessant war jedenfalls der spin, den cook dem konflikt zwischen apple und der US-regierung, genauer dem justizministerium, gab. er versuchte nicht nur die wir-schützen-die-privatshäre-unserer-kunden-karte, sondern auch die patriotismus-karte zu spielen. im prinzip dürfte das strategisch die richtige richtung sein, die medien werden es dankbar aufnehmen, aber das anzuhören, das unkonkrete und emotional aufgeladene PR-gesülze, war leider an der schmerzgrenze.
den part über die umweltbemühungen apples, habe ich komplett übersprungen, die vorstellung des iphone SE, das ich ebenfalls für eine gute strategische entscheidung halte, hat mich irre gelangweilt (jeder einzelne witz von greg joswiak, ist gegen die wand gefahren). phil schillers ipad-gedöns hab ich auch übersprungen, so dass ich die stundenlange keynote tatsächlich ziemlich flott durch hatte.
ich glaube die apple-keynote-situation kann man gut so zusammenfassen: alles richtig gemacht, aber insgesamt ist das alles ziemlich furchtbar und das pr-speak distortion field von steve jobs fehlt sehr.
house of cards s04e10 bis e13

diese staffel house of cards hat mir sehr gut gefallen. nach einem etwas schleppenden anfang, gings es ziemlich schnell los mit dem thema der serie: dem versuch die motive und die charaktere der underwoods zu verstehen und nachvollziehbar zu machen. es geht im grund wirklich um nichts anderes als genau das. das handlung drum herum ist nicht uninteressant, die charaktere sind fast alle auf ihre art interessant, aber sie dienen nur dazu, den underwoods bälle zuzuspielen, auf die sie reagieren können, so dass man sie besser verstehen kann.
ich würde sogar so weit gehen hier beinahe ein neues genre auszurufen. reguläre fernsehserien funktionieren eigentlich ganz anders: jemand sympathisches, ein guter, versucht die problembälle die ihm zugeworfen werden — oder an den kopf geknallt werden — zu lösen und spätestens am ende der folge (oder der darauffolgenden), hat er (oder sie) die probleme gelöst, und wir, die zuschauer, werden in unserem glauben bestärkt, dass das gute am ende gewinnt. nicht die menschen die manipulieren, täuschen oder korrupt sind, sondern immer die, die auf der seite der wahrheit und der gerechtgkeit sind. besonders gute serien zeigen, dass auch die guten ihre schattenseiten haben, aber um sich als guter im fernsehen zu qualifizieren, muss man mindestens ein funktionierendes gewissen haben und seine schattenseiten bereuen.

house of cards zeigt in dieser staffel das gegenteil. durch die beinahe chirurgisch präzise charakterzeichnung der beiden underwoods, besteht kein zweifel, dass sie rücksichtslos und ohne jedes gewissen auf ihr ziel (machterlangung und machterhalt) hinarbeiten und jeden zerstören (oder auf ihre seite ziehen und korrumpieren), der sich sich ihnen in den weg stellt.
in jeder einzelnen folge werden den beiden underwoods problembälle zugeworfen — oder problemknüppel zwischen die beine — und jede folge endet mit einem kleinen happy end für die beiden bösewichter. so wie das sonst nur den guten passiert. am staffelende landet zwar eine ganze lastwagenladung problembälle und -knüppel auf den beiden, aber man sieht es in ihren gesichtern, dass sie sich auf die herausforderung freuen. am ende hört claire underwood sogar, wie frank mit dem publikum redet: „we don’t submit to terror, we make the terror“.
damit wird für die nächste staffel bereits der ton gesetzt, für 13 weitere folgen in denen die bösewichter, die terror- und chaosmacher wieder in jeder folge ein taktisches happy end feiern dürfen.
das kunststück der serie, das ich am meisten bewundere, ist tatsächlich, dass es spätestens am ende dieser staffel jedem klar sein müsste, dass frank und claire underwood riesige und skrupellose arschlöcher sind, man die beiden aber immer noch, auf eine oder zwei arten bewundern und mögen kann — und will. nichts ist schwarz weiss gezeichnet, weder die hauptdarsteller, noch die nebenrollen.
leider, oder zum glück, nimmt die serie keinen direkten bezug auf die derzeitige politische situation in den USA. der fiktive präsidentschaftswahlkampf in house of cards wirkt sehr viel realistischer, als der echte präsidentschaftswahllkampf, der sich sich im moment in den USA abspielt. der populismus der underwoods, aber auch ihres republikanischen gegeners, ist sehr viel subtiler und ziselierter, als der brutale, dummbratzige populismus von donald trump.
und wenn man so will, kann man house of cards als ein plädoyer für abgebrühte, in seilschaften und kumpaneien verstrickte politprofis sehen. für die nixons, chenys oder clintons und gegen die vor emotionen überkochenden und von engstirnigem, ideologischem ehrgeiz getriebenen tea-party vollspacken oder den plumpen trump. wobei house of cards, der einfachheit halber, charismatische, und in der öffentlichen wahrnehmung hinreichend integere, politiker wie john f. kennedy, barack obama oder josiah bartlet, einfach ausblendet. insofern ist house of cards dann eben doch nur fiktion.
zu allen einzelbesprechungen zur dritten staffel house of cards.
house of cards s04e07 bis e10

in diesen vier folgen geht es vor allem um die ränkespiele der underwoods um die nominierung als demokratisches präsidentschaftskandidatenpaar. mir gefällt der rückfall auf die erzählmuster aus der ersten staffel, in denen frank und claire gemainsam manipulieren, lügen, täuschen und pokern um ein gemeinsames ziel zu erreichen. der ewiglange, beinahe staffellange exkurs über das auseinanderleben der beiden, war erzählerisch sicher wichtig, zerstörte allerdings das beste narrativ der serie: zwei arschlöcher die an einem strang ziehen, sind erfolgreicher als zwei, die an verschiedenen strängen ziehen. ausserdem macht es definitiv mehr spass, das intrigenspinnen in dieser konstellation zu betrachten. kann auch sein, dass sich diese serie wirklich besonders gut zum binge-watchen eignet und house of cards seine qualitäten genau dann entfaltet, wenn man mehrere folgen hintereinander ansieht und die kritische haltung während des hintereinander wegsehens auf einen minimalwert abrutscht.
so oder so: mir gefällt das (wieder) wirklich gut, was da erzählt wird, wie es erzählt wird und wie das alles gespielt und inszeniert wird. ich bilde mir auch ein, dass sich die serie prima für politische bildung eignet, gar nicht mal so sehr weil sie die realität abbildet (tut sie ja nicht), sondern weil sie zeitlos politische mechanismen zeigt und im besten fall eine kritische haltung und besseres verständnis gegenüber politik und meinungsbildungsprozessen fördert. vor allem zeigt die serie, wie schwierig (politische) verschwörungen sind, verschwörungen und manipulationen funktionieren eben nicht immer und benötigen ständiges nachbessern, umsteuern und eine gewisse hemmungslosigkiet. ständig kommen doug oder der pressesprecher zu underwood und sagen ihren standardsatz auf: „we have an issue, sir!“
immer wieder müssen die underwoods ihre verschwörungsstrategien umplanen und improvisieren, hinter jeder ecke lauern gegner, mit denen die underwoods auf die eine (zerstören) oder andere (auf die eigene seite ziehen) art umgehen müssen.
ganz besonders gut hat mir die szene gefallen, in der frank underwood gegenüber seiner aussenministerin kurz die wahrheit rauslässt; ja, dass was lucas goodwin in seinen notizen aufschrieb, stimmt alles, er, frank underwood, habe peter russo und zoe barnes umgebracht, das sei alles wahr und niemand würde es jemals glauben, so gut seien sie, die underwoods, dass sie damit durchkämen. kurz danach deklariert er das natürlich als witz, aber es verfehlt nicht seine wirkung und intimidiert die aussenministerin wieder auf linie.
vier punkte für alle vier folgen.
formel 1 rennen in melbourne

aus unerfndlichen gründen schaue ich gelegentlich gerne formel 1. schon seit einer ganzen weile ist mir schnurz, wer da gewinnt — was natürlich nicht unbedingt förderlich für die spannung ist. es gibt kaum ein geräusch, bei dem ich besser einschlafe, als bei formel-1-lärm aus lautsprechern.
richtig spannend ist die formel 1 schon lange nicht mehr. eher faszinierend. ich wundere mich jedes mal, welchen aufwand die formel-1-macher in diese rennen stecken. in dieser saison gibt’s wohl ein neues feature: 3 oder 4 meter hohe zäune rund um die gesamte strecke, die in den monaten vor dem rennen montiert werden und danach wieder abgebaut werden.
immerhin hat sich in diesem rennen gezeigt, dass sich die zäune lohnen, als sie das auto von alonso aus der luft auffingen. der unfall von alonso zeigte auch, welche fortschritte die formel 1 in den letzten jahren durchgemacht hat: aus einem völlig zerstörten auto kletterte ein unverletzter alonso. dieses primat der sicherheit macht aus der formel 1 dann allerdings eher fernsehen wie in serien oder fernsehfilmen. richtig schiefgehen kann eigentlich nichts mehr, die spannung kommt dann durch die inszenierung oder die qualität der schauspieler zu stande — im besten fall. das durchinszenierte und relativ risikolose spiel macht die formel 1 nicht zwangsläufig langweilig, erhöht aber den bedarf an inszenierung. genau das, der zwingende bedarf an inszenierung, ist in diesem saisonauftakt wieder überdeutlich geworden: die bemühungen das qualifying spannender zu machen, die grössere auswahl an unterschiedlich schnellen und haltbaren reifen, haben die vorberichterstattjng über die formel 1 bestimmt.
geguckt habe ich die sendung auf tv-now, das fernsehportal der RTL-gruppe, auf dem man live-sendungen und aufzeichnungen sehen kann. einen kostenlosen stream der formel-1-rennen gab es dort, glaube ich, noch nie, seit kurzem kann man sich dort allerdings einen kostenpflichtigen zugang anlegen, mit dem man auch das live-fernsehen im browser betrachten kann. der erste monat ist kostenlos, danach kostet das, sich selbst immer noch „free-tv“ bezeichnende privatfernsehen, 3 euro im monat. die anmeldung fühlte sich sehr 80ziger-jahre mässig an. sie erforderte geschätzte vierhundertdreiundzwanzig klicks, inklusive zwei bestätigungsmailklicks — und trotzdem wurde mir nach angabe meines namen, meiner mailadresse, doppelter bestätigung und angabe meiner zahlungsinformationen, unverdrossen ein kostenloser probemonat für tv-now angeboten und das betrachten des live-streams verweigert. bei solchem technikscheiss hilft oft ein browserwechsel, allerdings funktioniert tv-now (natürlich) nicht auf safari, weil die RTL-mediengruppe sich geistig noch in den 80er jahren befindet und den adobe-flash player, im gegenteil zum rest der welt, für modern hält. erst als ich auf die idee kam, mich nach meiner registrierung und anmeldung im chrome einmal auszuloggen und dann wieder einzuloggen, durfte ich den livestream von RTL betrachten.
kann natürlich auch sein, dass diese katastrophale anmeldeprozedur ein versuch ist, die zuschauer vom laptop zurück an den HD-fernseher zu treiben oder dass das eine art test ist: um unser werbeverseuchtes free-tv zu betrachten, muss man nicht nur zahlen, sondern auch eine stoische haltung zu technik haben. eine andere vermutung ist, dass entweder amazon oder netflix die RTL-mediengruppe längst heimlich aufgekauft hat und die sender, und deren online-auftritte, durch kundenfeindliche haltung auszutrocknen versucht. mir scheint, auch wenn meine vermutung nicht stimmt, dass RTL den kampf um die kundschaft schon lange aufgegeben hat und in den verbleibenden jahren lediglich versucht noch den letzten tropfen rendite aus dem laden auszuquetschen, bevor man den laden dicht macht.
ćevapčići mit krautsalat und reis

das essen ist ein ernährungsklassiker bei uns. die ćevapčići sind von der wirklich tollen fleischerei bünger in der müllerstrasse 156. neben diesen wirklich leckeren ćevapčići hat bünger eine ziemlich tolle auswahl von bratwürsten und gelegentlich gibt’s sogar echte pinkel-würste dort.
der krautsalat ist nach einem rezept von tim mälzer aus heimat aus spitzkohl. dort steht:
Anders als Weißkrautsalat muss man den zarten Spitzkohl nicht kneten, wenn man ihn besonders fein hobelt.
ich war zuerst skeptisch, aber es stimmt. auch ohne vorheriges salziges kneten, war der spitzkohl am ende wunderbar zart. nach dem hobeln hab ich den spitzkohl ein bisschen gesaltzen und gepfeffert und ein bisschen zucker zugegeben. für die vinaigrette habe ich 50 milliliter weissen balsamico (statt rotweinessig) mit 2 esslöffeln honig und 50 milliliter sonnenblumenöl (statt rapsöl) und noch mehr salz und pfeffer verrührt. die rote zwiebel fein zu würfeln, statt wie sonst in feine scheiben zu schneiden, ergab einen wunderbaren farbeffekt. den kümmel aus mälzers rezept hab ich (natürlich) weggelassen.
der reis kam aus unseren 30-euro-reiskocher und diesen reiskocher möchte ich an dieser stelle ausdrücklich loben. obwohl der eine eher einfache elektronik hat, wirft er stets gut gegarten reis aus, egal obs langkornreis ist oder sushi-reis. um reis im kochtopf zu bereiten, bin ich einfach zu doof.
links vom 19.03.2016
nytimes.com: What Are Trump Fans Really ‘Afraid’ to Say? #
guter text von lindy west in der NYT:
It’s an odd construction. Once you say, “He says what I’m afraid to say,” and point to a man who is essentially a 24/7 fire hose of unequivocal bigotry, you’ve said what you’re afraid to say, so how afraid could you have been in the first place? The phrase is a dodge, a way to acknowledge that you’re aware it’s a little naughty to be a misogynist xenophobe in 2016, while letting like-minded people know, with a conspiratorial wink, that you’re only pretending to care. It’s a wild grab for plausible deniability — how can I be a white supremacist when I’m just your nice grandpa? — an artifact of a culture in which some people believe that it’s worse to be called racist than to be racist.
das eigentlich erschreckende an trump ist ja, dass wir in europa, oder speziell in deutschland, der politischen und gesellschaftlichen entwicklung in dieser zeit ausnahmsweise mal nicht um ein paar jahre hinterherhinken. leuten die rassistische äusserungen loslassen, und sich danach empören, wenn sie dann als rassisten bezeichnet werden, kennen wir, auch in deutschland, zu genüge.
für mich hört sich das immer so an: „es muss doch wieder möglch sein, auch dumme sachen zu sagen, ohne gleich als dumm bezeichnet zu werden!“ (via)
techcrunch.com: U.S. Attorney General defends FBI case against Apple on Stephen Colbert’s show #
die US-amerikanische generalstaatsanwältin loretta lynch bei colbert. ich mag es sehr gerne, klugen menschen, bei unterhaltungen zuzuschauen. und da gibt es keinen zweifel, dass sowohl loretta lynch, als auch stphen colbert sehr klug sind. colbert ist sogar so lustig, dass er es schafft der aussage „über laufende ermittlungen geben wir keine auskunft“ witzig erscheinen zu lassen. was loretta lynch über die laufenden ermittlungen zum anschlag in boston sagte, glänzte dann leider vor allem durch das, was sie in ihren äusserungen wegliess. zumindest die länge des interview-textes des time magazins mit tim cook suggeriert, dass tim cook weniger wegliess. aber das kann ich nur verlinken, nicht beurteilen, weil mir der text bisher zu lang war und ich ihn nur zur hälfte gelesen habe.
zeit.de: „Die Kunst, stilvoll älter zu werden“: Als ich alt wurde #
wunderbar, susanne mayer über das älterwerden.
krautreporter.de: Warum ich aus Sachsen weggezogen bin #
absolute leseempfehlung. auch wegen dieses textes, bin ich froh, dass die krautreporter ihre krautpaywall noch nicht hochgezogen haben.
waitbutwhy.com: Everything You Should Know About Sound #
natürlich wird hier nicht alles über schall erklärt, aber doch so einiges. vor allem, wie das mit den schallwellen funktioniert.
spiegel.de: Feminismus-Kritik: Kolumne von Margarete Stokowski #
ich sag ja immer: actio et reactio und manchmal ist reactio spanender und differenzierter, als actio. ich bin seit diesem, schon etwas älteren, text, grosser margarete stokowski fan.
daredevil s02e01 (into the ring)

laaaangweilig. ich habe selten so einen langweiligen staffelauftakt gesehen. man merkt schon, dass viel mühe in die zeichnung der charaktere gesteckt wurde, nur leider ist das alles furchtbar platt und langweilig. ich weiss zwar nicht mehr, wie der staffelauftakt der ersten staffel war, aber ich bin sicher er war interessanter, weil ich nach der ersten folge lust hatte weiterzuschauen. nach dieser folge, würde ich lieber kressesamen bei keimen zusehen, als weiter daredevil zu gucken.
die hauptfigur der serie, matt murdock, fand ich schon in der ersten staffel unsympathisch, ganz grandios fand ich allerdings den bösewicht der ersten staffel, wilson fisk, wunderbar gespielt von vincent d'onofrio. in dieser zweiten staffel habe ich noch nichts gefunden, was mich interessiert oder der stange hält. eine folge geb ich der serie noch — sobald mich die kresse langweilt.
limitless s01e18 (bezgranichnyy)

das prägende stilmittel in dieser folge war neu und teilweise ziemlich witzig: brian finch erzählt geschichten aus seinem leben (und seiner phantasie) und man sieht, wie die protagonisten mit brians stimme sprechen. besonders witzig ist das in den szenen, in denen brian betrunken ist, weil dann die protagonisten seiner erzählungen ebenfalls lallen. zwar wurde das stilmittel über die sendung hinweg etwas zu oft benutzt, aber es zeigt, warum ich limitless sehr gerne mag: es ist verspielt und experimentierfreudig und schafft es dennoch seine geschichte zügig zu erzählen.
brian finch ist in dieser folge in russland, und im gegenteil zu manch anderer serie wird auch der umgang mit des landessprache spielerisch und schlüssig dargestellt. brian unterhält sich mit den russen auf russisch, das spricht er ja, wenn er auf NZT ist, und wenn er dann russisch spricht, wird die sendung kurz angehalten, zurückgespult und darauf hingewiesen, dass er jetzt zwar russisch spreche, aber als zuschauerservice der rest der szene jetzt dennoch auf englisch gezeigt werde.
wirklich vorangekommen ist die geschichte in dieser folge zwar nicht, keiner seiner inneren oder äusseren konflikte wurde gelöst, aber finch hatte in russland zeit über seine probleme nachzudenken und ein bisschen rumzuvögeln. der love-interest ist wie immer ein bisschen schwer nachvollziehbar, aber das passt schon.
in der zwischenzeit habe ich gelesen, dass limitless schon vor einer weile den sendeplatz von person of interest übernommen hat und dass CBS offensichtlich mehr interesse an der fortsetzung von limitless hat, als an der von person of interest — POI ist eine fremdproduktion (warner brothers), limitless wird von CBS selbst produziert. eine entscheidung, in der es bedauerlicherweise eher um rendite, als um inhalte geht. daran musste ich denken, als ich peer schaders jüngsten text über amazon las, speziell diesen absatz:
Amazon denkt anders. „At Amazon we like things to work in five to seven years“, hat Jeff Bezos schon vor Jahren in „Wired“ erklärt. „We're willing to plant seeds, let them grow – and we're very stubborn.“ Anders gesagt: Amazon verschiebt das Geldverdienen auf später. Viel später. […] Das macht Amazon als Angreifer in vielen Branchen so gefährlich. In der TV-Branche ist die Situation besonders kritisch, weil durch renditegetriebene Entwicklungen notwendige Investitionen in Inhalte vernachlässigt wurden.
während die grossen sender ihre rendite optimieren, bemühen sich amazon (und netflix) darum, ihren zuschauern in den hintern zu kriechen. bleibt natürlich zu hoffen, dass POI, wenn es jetzt quasi, durch eine verkürzte staffel, renditegetrieben aus dem CBS-programm geworfen wird, von netflix oder amazon aufgenommen und weitergeführt wird. denn die geschichte von person of interest dürfte noch lange nicht auserzählt sein. immerhin scheint limitless dann mindestens noch eine staffel weiterzugehen, was mich, ganz offensichtich, freuen würde.
krautreporter.de: Amazon will alles - und noch viel mehr #
peer schader über amazons geschäftsfelder und warum amazon gerade im fernsehsektor gefährlich für die branche werden könnte. weil man das aber wohl erst in 5 bis 7 jahren merkt, ist die meute noch nicht aufgescheucht.
serienjunkies.de: Person of Interest: Warum beendet CBS die Serie? #
christian junklewitz über die kommende, verkürzte person of interest staffel und mögliche gründe dafür.
better call saul s02e05 (rebecca)

bei anderen serien nervt es mich, wenn die geschichte so dahin plätschert. bei better call saul nicht, im gegenteil. als dieese folge zuende war dachte ich: könnte das vielleicht noch ein paar stunden so weitergehen? kim, wie sie gegen wände rennt, bis sich eine tür öffnet; chuck, wie er stämdig in seinem jacket raschelt; jimmy wie er ständig gegen die wand rennt, bis sie nachgibt; mike, wie er stoisch und etwas schräg guckend durch die welt geht, auf der suche nach ruhe.
das einzige was ein bisschen nervt ist — jimmy mcgill, aber das macht die anderen figuren umso sympathischer und interessanter.
auch prima: obwohl die geschichte von folge zu folge komplexer wird und sich ständig neue handlungsstränge auftun, die parallel erzählt werden, bleibt eigentlich alles übersichtlich. das liegt auch daran, dass die meisten zuschauer bereits einen blick in die zukunft geworfen haben und einige der neuen figuren, eigentlich alte bekannte sind. andererseits sind einige der neuen handlungsstränge lediglich blicke in die vergangenheit, die weniger zur komplikation, als zur aufhellung dienen.
kurz: hat wieder spass gemacht, kann von mir aus so weitergehen.
the night manager s01e04

(enthält kleinere spoiler)
diese folge hat, wie die letzte, eher genervt. nicht so schlimm, wie die letzte, aber immer noch. völlig unverständlich, wie in fast allen agenten-filmen, ist die liebelei zwischen jonathan pine und ropers frau. offenbar ist das eine schlimme spion-geschichten-schreiber-macke, dem spion eine liebschaft mit der frau oder geliebten des oberbösewichts oder eine erektile überfunktion anzudichten.
glücklicherweise teilen die führungsoffiziere von pine meine einschätzung. angela burr teilt ihm telefonisch mit: „you blew your mission!“, er habe seine mission in den sand gesetzt. hat er natürlich nicht, bzw. er sieht’s anders und verweigert den befehl, die mission zu beenden.
neben dem turteln sieht man in dieser folge vor allem sehr viele vertragsunterzeichnungen, ein paar reisen um die welt und auch ein paar klassische szenen in und um schlecht beleuchtete überseecontainer. darauf mag heutzutage kaum ein videospiel, film oder fernsehserie verzichten.
zwischendurch erzählt angela burr noch eine geschichte, wie sie zufälig mit richard roper zeugin eines sarin-angriffs wurde — und während sie schockiert und traumatisiert gewesen sei, habe roper dort, im angesicht des elends und des todes, vor allem eine geschäftidee gesehen. ich dachte eigentlich, dass roper mittlerweile ausreichend als ultraböser und gewissenloser megabösewicht etabliert sei, aber die toten die seinen weg säumen, reichen den drehbuchschreibern offenbar noch nicht. die boshaftigkeit ropers muss dem publikum nochmal extra unter die nase gerieben werden, statt die handlung voranzubringen.
weil in dieser folge etwas mehr passierte, ein bisschen spannung aufkam und nicht alles völlig absurd wirkte, bin ich nicht so enttäuscht wie letztes mal. trotzdem habe ich drei tage gebraucht, bis ich die folge zuende gesehen habe, die gefahr dass ich vor staffelende das interesse verliere, ist nach wie vor akut.
links vom 17.03.2016
berliner-zeitung.de: Kritiker: Dachrestaurant verschandelt das Berliner Schloss #
„Ein Dachrestaurant, womöglich mit großen Sonnenschirmen, würde letztlich zu einer Banalisierung des Bauwerks führen“, warnt Kahlfeldt.
haha, der war gut! das banalste gebäude der jüngeren architekturgeschichte, ein naiver, historisierender versuch die grossmannssucht der vergangen jahrhunderte per angeklebter fassde wieder aufleben zu lassen, wird nicht durch ein dachrestaurant banal, sondern ist es wegen der banalen grundidee schon längst. zur erinnerung, im rekonstruierten schloss wird kein könig oder kaiser hausen, das gigantische gebäude ist ein zweckbau, wie jedes andere x-beliebige gebäude in der stadt. stahlbetonskelet, fassade drankleben und dann den ganzen scheiss mit läden, büros oder veranstaltungsflächen füllen.
nur weil die angeklebte fassade im fall des schlossen etwas aufwändiger ausfällt und sich an einem jahrhunderte alten vorbild orientiert, wird aus einem banalen gebäude, noch lange kein sakrales.

facebook.com: Trump vs. Obama: Dealing With Protesters #
buzzfeed vergleicht den umgang mit protestierenden von trump, mit dem von obama. ziemlich eindrücklich, dass man beinahe mitleid mit trump bekommen könnte, wegen seiner rhetorischen minderbegabung bekommen kann. wäre da nicht die bösartigkeit und die hemmungslose hetze von trump.
mir fällt dazu, und zu mancher anderen aktuellen poltischen konstellation noch folgendes ein: ich hab nichts gegen dumme oder unterdurchschnittlich intelligente menschen . im gegenteil, ich hab im laufe meines lebens mit vielen menschen zusammengearbeitet, bekanntschaft oder freundschaft geschlossen, die mit hoher wahrscheinlichkieit unterdurchschnittlich intelligent sind — aber auch mit vielen, die überdutrchschnittlich intelligent sind oder um ein viellfaches klüger als ich.
problematisch wird dummheit erst, wenn sie mit boshaftigkeit oder gemeinheit verbunden ist. aber intelligenz oder klugheit wird ebenfalls zu einem problem, wenn sie mit böswilligkeit oder niedertracht verbunden ist.
bielinski.de: Ich hab Snapatmung #
heiko bielinski findet es schade, dass er auf snapchat keine penis-bildchen geschickt bekommt und macht einfach selber welche.
facebook.com/JAZZL0UNGE: Dean Martin & Catarina Valente - One Note Samba #
dean martin und katharina valente, ziemlich grossartig. durchgeprobt bis aufs äusserste und trotzdem wirkt alles echt und relativ spontan.
kottke.org: Relax and watch someone unslice a tomato #
sehr entspannend. und ein happy end!
berliner-zeitung.de: Facebook-Post: Ex-Lehrer attackiert Frauke Petry scharf #
phillip lengsfeld findet die äusserungen eines ehemaligen lehrers von frauke petry „einfach unprofessionell“ und „ethisch fragwürdig“. ich nicht.
mjg59.dreamwidth.org: I stayed in a hotel with Android lightswitches and it was just as bad as you'd imagine #
interessant. ich glaube solche sicherheitslücken werden uns in zukunft noch einiges an kopfzerbrechen bereiten.
kino-zeit.de: Content is King #
alex matzkeit über kino-content-marketing, mit einem link auf diese keynote, bei der ich dreimal kichern musste
marral

„erlebnisküche aus mesopotamien“ (bei marral)
als vorspeise habe ich einen baby-spinat-salat bestellt der wirklich sehr toll war. zwischen den spinatblättern befanden sich ein paar minz-blätter und der salat war mit hellen sultaninen, pinienkernen und feta-käse bestreut. insgesamt hatte der salat dadurch eine angenehme und interessante süss-saure note. esse ich gerne wieder.
die hauptspeise war lamm, angeblich filet, das ein bisschen zu fest und durch war und in einer art western-sosse getränkt war. das war durchaus lecker und wurde mit ein paar kläcksen humus und zwei anderen sossen serviert. das fleisch lag auf einem ruccola-bett, das auch sehr lecker angemacht war, aber noch ganze, zerdrückte kardamon-samen enthielt, auf denen rumzukauen mir kein vergnügen bereitete. erkennen konnte man die kardamonsamen auch erst im mund, weil der laden unfassbar düster war.
beim lamm war auch noch ein klecks rote-zwiebeln-salsa, dass ich schon von ottolenghi kannte. ottolenghi war auch die hauptassoziation des abends. die würzmischungen, bzw. geschmackserlebnisse waren denen von ottolenghi nicht unähnlich. viel süss, viel sauer, viel interessante exotik.
über die preise kann ich nicht klagen, alles absolut im rahmen.

bestes geburtstagsgeschenk seit jahren: meine erste eigene brennblase.
ich kauf mir meine geschenke ja gerne das Jahr über selbst, aber darauf wär ix alleine nie gekommen.
panikherz

friedrich küppersbusch meint in seiner rezension auf spiegel.de, das neue buch von benjamin stuckrad-barre sei „geil“. ich finde das wort geil eher ungeil und fand das buch einfach ziemlich gut.
tatsächlich habe ich mir das buch, wie ein sehr gute fernsehserie, in andertalb binge-sitzungen, übers letzte wochenende, am stück reingezogen. eine staffel fernsehserie dauert so in etwa 8 bis 14 stunden, je nachdem wie viele folgen sie hat, das panikherz zu lesen, dauert, laut kindle-app, ca. 14 stunden. dass ich nun ausgerechnet benjamin stuckrad-barre binge-gelesen habe und die anderen, ganz sicher sehr tollen bücher auf meinem bücherstapel, neben dem bett, weiter ungelesenes papier sein lasse (sogar bov’s unzweifelhaft grandioses auerhaus) hatte zwei gründe. ich hatte gerade ein bisschen die nase voll vom fernsehserien gucken und ich hatte so eine ahnung.
nachdem ich die rezension von küppersbusch und eine von helene hegemann gelesen hatte, war ich sicher, dass mir das buch sehr gefallen würde. in beiden rezensionen wurde klar, dass sich stuckrad-barre in panikherz, unter anderem, mit prominenten trifft und darüber schreibt. das roch sehr angenehm nach deutsches theater, meinem lieblingsbuch von stuckrad-barre, in dem er ironisch distanziert, aber teilweise mit viel herz und zuneigung, über prominente schreibt, die er besucht. 2010 gab’s dazu eine fortsetzung, so steht’s zumindest im klappentext von auch deutsche unter den opfern. nur: auch deutsche unter den opfern hatte mir damals (bis heute) niemand empfohlen.
nicht dass ich auf das urteil oder empfehlungen von helene hegemann besonders viel geben würde, aber ich muss nachträglich sagen, sie hat in ihrer rezension den geist des buches ziemlich gut auf den punkt gebracht:
Wo normalerweise effekthascherische Ausführungen darüber erfolgen, wie schlimm alles ist und wie ernst man sich trotzdem nimmt, wird hier alles, was so schlimm ist, mit einer selbstironischen, total klaren und unzynischen Traurigkeit abgearbeitet, die rührend und abschreckend und erhellend und in ihrer, ja, Liebenswürdigkeit wirklich, wirklich wichtig ist.
bevor ich panikherz gelesen hatte, hielt ich die aufgeregtheit ihrer rezension um den „Teufelskreis von Depression und Selbstmedikamention“, das „ganz unten ankommen“ und die todesnähe von benjamin stuckrad-barre für übertrieben und erwartete im buch, neben den begegnungen mit prominenten, eher eine öde, morgenmagazinige drogenbeichte: „och ja, hab halt n bisschen viel gekokst, hab mir einmal beinahe auf die maßschuhe gekotzt und am ende musste ich dann die villa im tessin verkloppen.“
natürlich hatte hegemann recht (sie hatte das buch ja auch schon gelesen) und ich nicht, mit meinen bescheuerten vorurteilen. die „selbstironische, total klare und unzynische“ art, mit der benjamin stuckrad-barre die jahre seiner manischen sucht erzählt, ging mir wirklich nah. obwohl sich stuckrad-barre jeden pathos in seiner erzählung verkneift, ausser bei seinem hemmungslosen enthusiasmus und fantum, vor allem gegenüber udo lindenberg, haben mich manche teile der erzählung tief berührt und gerührt.
für mich am erstaunlichsten war, wie nachvollziehbar das alles erzählt ist, auch wenn mir der lebenstil von benjamin stuckrad-barre fremder nicht sein könnte. die charaktereigenschaften, die er am helden seiner autobiographie herausarbeitet, die irre eitelkeit, das besessene achten auf äusserlichkeiten und klamotten, seine tiefe liebe zur musik, seine (wahrscheinlich gut entlohnte) zuneigung zum verkackten springer-verlag und seine überbordenden emotionen und ekstatik — damit kann ich in meinem leben wenig anfangen. meine serotonin-produktion reicht offenbar aus, um mich in einen dauerzustand bräsiger selbstzufriedenheit zu versetzen.
aber ich erkannte auch gemeinsamkeiten. udo lindenberg fand ich immer ganz lustig, über den songtext von renate von stich konnte ich mich damals kaputtlachen, stark wie zwei hab ich mir mehr oder weniger am erscheinungstag geholt und cello kann ich stundenlang in dauerschleife hören. und, jetzt kommts raus, ich will so schreiben können wie benjamin stuckrad-barre. ich war nie ein ausgesprochener fan von benjamin stuckrad-barre, ich hab wenig bücher von ihm gelesen und noch weniger gut gefunden, ich fand all die fernsehauftritte, die ich von ihm sah, doof, aber das was er in deutsches theater und jetzt in panikherz veranstaltet hat, das nötigt mir eifersucht und bewunderung ab. benjamin stuckrad-barre beschreibt dieses gefühl in panikherz auf den punkt genau:
Und dann kündigte [Harald Schmidt] den Gast Adam Green an, dessen ödes Songwriterschluffitum gerade der heiße Scheiß war, obendrein hatte er ein Gedichtbändlein bei SUHRKAMP veröffentlicht und war also der Hipster der Saison, ekelhaft — beziehungsweise schade, dass ich selbst das nicht war.
ich bewundere aufrichtig die fähigkeit von benjamin stuckrad-barre, situationen und menschen gleichzeitig glasklar und ambivalent zu beschreiben, ironische distanz mit aufrichtiger bewunderung zu kombinieren. er schafft es, assoziationsketten und metaebenen in luftige höhen zu schrauben und doch immer wieder heile unten anzukommen.
einerseits weil die kindle-app, mit der ich das buch vor allem auf meinem laptop gelesen habe, kein copy und paste erlaubt und andererseits weil mir viele passagen im buch so irre gut gefielen, habe ich während des lesens, das halbe buch ungefähr zwanzigtausend zeichen abgetippt. ich bilde mir ein, dass ich so dem text ein bisschen näher gekommen bin, ein bisschen so, wie ich immer die quelltexte von webseiten oder anwendungen lese, um zu verstehen wie man solche sachen baut.
natürlich ist das eine völlig absurde hoffnung durchs lesen oder abschreiben oder intensives studium eines fremden schreibstils, selbst besser schreiben zu lernen, aber dass wir alle auf den schultern von (grösseren oder kleineren) giganten stehen hat benjamin stuckrad-barre selbst wunderbar beschrieben:
So wie ich direkt nach dem Abitur zur Musikmesse »Popkomm« nach Köln gefahren war mit hochstaplerischen Visitenkarten, die ich bei Karstadt in einem Automaten angefertigt hatte […], und durch Nachahmung vorgefundener Sprech- und Verhaltensweisen und Akzentuierung vorhandener PERSÖNLICHKEITSMERKMALE dann einfach Musikjournalist wurde; durch Hören sehr alter Platten und Biertrinken: Rolling-Stone-Redakteur; durch eng sitzende Polyesteroberteile und gute Laune: Plattenfirmenmitarbeiter; durch Kaputtheitsmitteilungsdrang und Welterschöpfung: Buchautor; durch Zukurzgekommenen-Sarkasmus: Schmidt-Witzeschreiber; durch Lichtsucht: Fernsehdepp — und, möglicherweise, durch all das zusammen schließlich: Essgestörter.
ich bewundere die ständig aufflammende scharfsinnigkeit von benjamin stuckrad-barre, beim beschreiben von alltagssituationen, ich beobachtete mich beim lesen öfter beim innerlichen nicken und zustimmen, als beim kopfschütteln und „du oberflächlicher depp“-denken. auch wenn benjamin stuckrad-barre zum ende des buches etwas ins schwadronieren gerät und stellenweise etwas arg viel über musik tönt, das buch ist so vollgestopft mit klugen alltagsbeobachtungen, liebevollen parodien und weltdeutungen, dass es mir möglicherweise noch jahrelang als zitatschatzkammer dienen wird.
Wenn uns Menschen irgendwer oder irgendwas — sei es JENES HÖHERE WESEN oder auch nur ein Satellit — zuschaut hier unten, muss doch denken, wir spinnen. Manchmal schaue ich mir Ameisen an, wie die da auf einem halben Quadratmeter stundenlang vor sich hin schuften, extrem dizispliniert und offenkundig von keinem Zweifel angekrankt, dieses Sandkorn, das muss jetzt aber so was von dringend nach da drüben transportiert werden und immer so weiter — und dann denke ich, das ist doch vollkommen irre, wozu denn die Hektik, warum so beflissen, was sind denn das für Prioritäten? Wenigstens nicht ganz so beeilen müsstet ihr euch! Das mit dem Sandkorn — hat das nicht, auf den Weltenlauf umgerechnet, eventuell auch Zeit bis morgen, übermorgen?
neben dem schreibstil- und zitate-bergbau diente mir das buch aber auch als vertiefung von ahnungen und längst vorhandenen überzeugungen. es zeigt, vor allem im ersten teil des buches, wie wichtig, und wie schwer es ist, leidenschaften zu entwickeln. wir brauchen dafür mentoren, lehrer, freunde, zufälle und mitunter zeit. es ist für alle beteiligten nicht immer ganz leicht die qualitäten oder den nutzen der leidenschaften zu erkennen, oder sie mit den erwartungen ans leben übereinzubringen. das buch zeigt aber auch, wie wichtig es ist, dass es leute gibt die sich an den rand bewegen, die die linien überschreiten, die die meisten nicht überschreiten wollen oder können und von dort berichten. wenn die, die diese grenzen überschreiten, auch noch anständig schreiben, berichten oder musizieren können und uns von ihren erfahrungen so berichten können, dass wir auf irgendeiner ebene etwas davon rezipieren können, haben sie einen teil der mission erfüllt. der andere teil der mission ist natürlich, sich selbst wieder zu fangen, zu ihren ursprüngen zurückzukehren, oder wie benjamin stuckrad-barre das in einem angenehmen anflug von pathos ganz einfach sagt: „nach hause kommen“. ich finde, beides ist benjamin stuckrad-barre ziemlich gut gelungen.
zwei leseproben bei springer:
rezensionen:
- helene hegeman (spon)
- friedrich küppersbusch (spon)
- thomas hüetlin (spiegel/blendle, €)
Also mir macht Politik ja Spass.