links vom 29.01.2015
krautreporter.de: Katar, Petrodollars und die Journalisten #
hach. jens weinreich über die handball WM in katar, für die katar „rund 700 Journalisten die Reisekosten bezahlen“ will:
All jenen, die die Offerte erhielten, war eigentlich ein feines journalistisches Thema geliefert worden. Sie hätten öffentlich die Frage erörtern können, wie sich Katar, das wegen der WM 2022 und seines sklavenhalterähnlichen Kafala-Systems weltweit in der Kritik steht, eine gute Presse organisieren will. Derlei Betrachtungen aber sucht man in Archiven und im Internet vergeblich. Darin liegt vielleicht eine gewisse Logik.
normalerweise nennt jens weinreich das worüber er schreibt sports and politics, was auf den ersten blick ähnlich langweilig klingt wie „handball-WM“. aber wenn man zum beispiel diesen text liest, ist erstaunt, wie tiefgreifend kaputt und zynisch das gute alte system rund um „brot und spiele“ ist.
nytimes.com: The Weird Science of Naming New Products #
neal gabler über den langwierigen und schwierigen prozess der namens(er)findung für produkte oder firmen. sehr lang, sehr detailiert, sehr einleuchtend (damit meine ich den text, aber es passt auch auf den namensfindungsprozess) /per mail
taz.de: Tracking auf Nachrichtenseiten: Das Lesen der Leser #
svenja bednarczyk über werbetracking bei journalistischen angeboten. mit offenlegung, was ja keinesfalls selbstverständlich ist:
Hinweis: Auch taz.de trackt. Mehr dazu auf taz.de/!119279
spiegel.de: Sascha Lobo: Warum Verschlüsselung unverzichtbar ist #
sascha lobo hat leider mal wieder recht:
Das heißt auch: Egal wie groß ein Plan der Regierung inszeniert wird, irgendetwas tun zu wollen - im Zweifel ist er nichts wert. Null. Das ist nicht nur eine unterskandalisierte Kehrtwende, das ist die Aufkündigung jeder politischen Verlässlichkeit. Es handelt sich um die Gewissheit, dass die Regierung Merkel alles Anvisierte, Versprochene, Herbeivisionierte in der Sekunde ins Gegenteil verkehren wird, in der es opportun erscheint.
auch wenn die bundesregierung natürlich beteuert, nichts gegen verschlüsselung zu haben, solange eine hintertüre für die behörden existiert, ist sie mit dieser dieser forderung natürlich de-fakto gegen sichere verschlüsselung, denn verschlüsselung wird unwirksam und unbrauchbar, wenn sie mit geringem aufwand -- egal von wem und ob mit richterlicher genehmigung oder nicht -- geknackt werden kann.
spiegel-online klammert sich an flash
apropos spiegel-online und apropos youtube nutzt jetzt standardmässig das HTML5 video-element:
auch wenn der „optimiert für den internet-explorer“-hinweis fehlt, fühlt sich @SPIEGELONLINE doch sehr 90er an. pic.twitter.com/pVO5fIM0H8
— felix schwenzel (@diplix) 28.01.2015 11:43
sehr lobenswert, dass @spiegelonline auf meine klage, dass videos ohne flash-player erstens nicht funktionieren und zweitens offenbaren dass UTF8 nichts für spiegel-online-fehlermeldungen ist, geantwortet hat:
@diplix Das wird sich in Zukunft sicher ändern, derzeit geht es aber noch nicht ohne Flash. Tut uns leid!
— SPIEGEL ONLINE (@SPIEGELONLINE) 28.01.2015 11:47
was mich allerdings wundert: warum geht das in der mobilen version von spiegel online, zum beispiel auf meinem iphone-safari, das ja bekanntlich auch kein flash installiert hat? diese frage hat die freundlichen spiegel-online-social-media-redaktion dann offenbar überfordert und blieb unbeantwortet.
@spiegelonline aber die mobilversion funktioniert mit ohne flash — warum nicht auch die desktop-version? pic.twitter.com/wCef57b4D1
— felix schwenzel (@diplix) 28.01.2015 11:49
war ich zu unfreundlich oder muss man „Tut uns leid!“ als finale antwort akzeptieren? technisch muss das doch easy-peasy funktionieren, zum beispiel mit einer weiterleitung für alle browser mit der flash version 0.0.0, auf die mobile version von spiegel.de. oder so.
[nachtrag 25.04.2015]
seit ein paar wochen funktionieren die videos auf spiegel online auch mit deinstalliertem flash auf desktop-browsern.
schlüpfriger boulevard

spiegel.de: 80-jährige Judi Dench: Reif fürs erste Tattoo #
spiegel-online dichtet sich hier eine nicht nur blödsinnige, sondern auch falsche überschrift zusammen. judi dench hat sich bereits den hintern tätowieren lassen, das erzählte zumindest der filmproduzent harvey weinsstein vor ein paar wochen in der graham norton show. den ausschnitt kann man sich bei time.com (oder youtube) ansehen. laut wikipedia, bzw. dem boulevardblatt new york post hat sie das auf einem empfang auch mal selbst erzählt:
“[He] said, 'Mrs. Brown' should be a film," Dench said of the 1997 project that launched her Hollywood career after Weinstein took it from the BBC to US cinemas. “It was thanks to Harvey, whose name I have had tattooed on my bum ever since," Dench joked while accepting a British Film Institute award in London.
in der dpa-meldung steht auch nichts von einem ersten tattoo, sondern, dass dench „Lust auf eine Tätowierung“ habe.
ganz abgesehen davon ist die ausgabe von mitte januar der graham norton show sehr sehenswert.
links vom 28.01.2015
zeit.de: Jan Böhmermann: Der Alleinunterhalter #
matthias kalle über jan böhmermann:
Er schreibt für eine Lokalzeitung, mit 18 Jahren wird er Reporter bei Radio Bremen, dann geht er nach Köln, beginnt ein Studium, bricht es ab, arbeitet für den Hörfunksender 1Live. 2005, Böhmermann ist 24, erfindet er die Radiorubrik Lukas' Tagebuch, in der er den Fußballer Lukas Podolski parodiert. Daraus stammt der Satz: „Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel“, von dem einige bis heute glauben, dass er tatsächlich von Podolski stammt. Der verklagt den WDR und verweigert der ARD während der Weltmeisterschaft 2006 Interviews. „Das war das erste Mal“, sagt Böhmermann, „dass ich ahnte, was ich anrichten kann.“
youtube.com: Unge & die YouTuber Szene: Jan Böhmermann im Interview bei Visa Vie (zqnce) #
jan böhmermann über youtuber speziell, aber eigentlich über medienkompetenz und medienkritik. / stefan niggemeier
blog.sobooks.de: Der eilige Gral der E-Book-Welt #
sascha lobo über sichtbarkeit und auffindbarkeit und empfehlbarkeit von eletronischen büchern. was mich daran erinnert ...
serienjunkies.de: Better Call Saul: Ab Februar bei Netflix Deutschland #
lecker:
Ab Mittwoch, dem 11. Februar um 0.01 Uhr werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz die ersten beiden Episoden von „Better Call Saul“ in der Originalversion und der Synchronfassung bei Netflix verfügbar gemacht.
faz.net: Jungbrunnen: Wie man Eier entkocht #
faszinierend, es scheint möglich zu sein verkochte, „denaturierte“ proteine wieder herzustellen, also beispielsweise ein gekochtes ei wieder flüssig zu machen:
Der entscheidende Kick dafür kommt von einer Art Mini-Zentrifuge. Das Eiweiß mit den denaturierten Proteinen wird verflüssigt, etwas Harnsäure dazu gegeben, und das Ganze in einem Glaszylinder so heftig „geschleudert“, dass sich die Flüssigkeit als dünner Film an der Außenwand des Glasbehälters heftet und mitdreht. Am Ende sind es die Scherkräfte in diesem Schleudertopf, der dafür sorgt, dass sich die Aminosäureketten auflösen, entwirren und anschließend in einem faszinierenden Prozess der Selbstorganisation zu dem intakten Protein neu zusammen fügen.
faz.net: Verschlüsselungstechnik: Ein staatliches Monopol? #
konstanze kurz erklärt schlüssig, warum de maizière antiverschlüsselungsbegehren hinkt:
Bundesinnenminister Thomas de Maizière versucht das Ansinnen der Kryptoregulierung zu erklären, indem er einen Vergleich mit Alarmanlagen und anderen Sicherungen an Häusern heranzieht. Natürlich halte der Staat die Bürger dazu an, das eigene Haus zu verschließen und vielleicht eine Alarmanlage anzuschaffen, trotzdem habe die Polizei „selbstverständlich das Recht, unter bestimmten rechtsstaatlichen Voraussetzungen in ein Haus einzudringen“. Was de Maizière unerwähnt lässt: Der Staat verschafft sich dabei den Zweitschlüssel zu allen Häusern, um heimlich und verdeckt eindringen zu können. Bisher müssen auch noch keine patriotischen Hintertüren eingebaut werden, um im Fall der Fälle den Behörden Zugang zu verschaffen. Auch verbietet keine staatliche Stelle, Titan-Gitter an den Fenstern anzubringen und dicke Stahltüren einzubauen, um Eindringlinge abzuwehren. Doch genau das ermöglicht in der virtuellen Welt die Kryptographie.
tres-click.com: Wie Disney-Prinzessinnen mit realistischen Haaren aussehen würden #
hihi.
person of interest: die hauptstatistin
heute abend (auf netflix) wieder ein paar folgen person of interest (imdb) geguckt. eine meiner meinung nach ganz gute mittelgute serie. die episoden sind immer schön in sich abgeschlossen, aber durch die staffeln ziehen sich ein paar rote fäden, die die aufmerksamkeit und neugier ganz gut halten können — trotz der vielen ungereimtheiten, deren zeuge man jede folge wird. jj abrams fungierte zumindest bei der folge 22 der ersten staffel, ich vermute auch bei anderen, als ausführender produzent; was wiederum das stückchenweise auflösen der geheimnisse der protagonisten erklären dürfte.
was mir in dieser s01-e22-folge auffiel war eine verdächtige person, die den beiden hauptfiguren, finch und reese, ständig folgte. da die beiden die ganze folge über keine notiz von ihr nahmen, vermute ich sie war die hauptstatistin in dieser folge. ich habe sie mal rot markiert. die nächsten folgen schaue ich mir auch aufmerksam an, um zu sehen ob es da ein muster gibt.







links vom 27.01.2015
linkedin.com: Big Idea 2015: The Coming Micropayment Disruption #
walter isaacson:
An easy micropayment system for digital content could help save journalism.
ein traum der jetzt seit mindestens 10 jahren geträumt wird und für das bisher keine lösung gefunden wurde. das hat natürlich auch mit den zwei kleinen unscheinbaren adjektiven einfach und micro zu tun. aber selbst wenn es das gäbe (ansätze von flattr, easy-pay, etc. gibt es ja), den tipping-point zur akzeptierten massenakzeptanz zu erreichen, ist fast noch schwerer. so gesehen gibt es wohl keine rettung für den journalismus.
internetworld.de: Blumencron liest Agenturchefs die Leviten #
Zum Abschluss seiner Rede nahm Müller von Blumencron die anwesende Online-Werbenbranche in die Pflicht: „Sie, liebe Agenturgründer, müssen lernen, mobile Werbung zu verkaufen. Wenn Sie das nicht lernen, dann werden wir alle untergehen, und zwar Sie zuerst.“
naja. das mag schon stimmen. die agenturen müssen aber möglicherweise vorher noch was ganz anderes lernen: gute mobile werbung, bzw. werbekonzepte zu machen.
netzpolitik.org: Corporate Blogger: Telekom verteidigt Auskunftsblockade im Untersuchungsausschuss - und verplappert sich #
der telekom ist der schutz des eigenen image offenbar wichtiger, als der schutz der privatshäre ihrer kunden. könnte man meinen wenn man diesen artikel bei netzpolitik.org liest oder in den kommentaren zu diesem telekom-blogartikel.
scienceblogs.de: „Du wirst nie wieder ruhig schlafen können. Wir wissen wo du wohnst!“: Nette Fundstücke aus meinem Postfach #
ich bin ein bisschen neidisch auf die fanpost die florian freistetter bekommt. oder eher doch nicht.
fusion.net: Fact check: How many private jets actually flew in to Davos? #
sind mitte januar wirklich 1.700 privatflugzeuge auf dem weg nach davos gewesen, wie cnn und andere medien berichteten? natürlich nicht. das haben allerdings auch schon andere medien geradegerückt.
blog.desk.pm: Does Sponsoring Daring Fireball Actually Work? #
app-entwickler john saddington hat zweimal werbung bei daring-fireball geschaltet (jeweils für 8.000 bis 10.000 dollar) und schreibt hier auf wie und warum das funktioniert hat.
geekdad.com: Danish "Archer" Demonstrates Gullibility of Audience #
vor ein paar tagen hab ich ein video mit dem bogenschützen lars anderson verlinkt. jim macquarrie hat dadrüber was zu sagen:
There's this video, which at least a dozen people have forwarded to me, is circulating the Internet at the moment purporting to “demolish every Hollywood myth" about archery and “prove that Hollywood archery is not historical." Since apparently hundreds of sites have uncritically repeated its many preposterous and unsupportable claims, with the result that many people have asked me about it, I thought I should offer a detailed analysis.
The question really comes down to three separate categories; (1) the claims made in the narration; (2) the trick shots shown, and (3) Andersen's actual archery ability.
We'll start with the third. Andersen's quick-shooting technique is obviously effective (if speed is the goal), in that he is able to fire a lot of arrows at a very rapid pace. It's worth noting that the narrator goes to great pains to explain why shooting at close-up distances is so important and denigrates “warrior archers only shooting at long distances," (just one of many totally false claims) in order to paper over the fact that the man obviously can't hit anything that's more than about 20 feet away. No doubt there are literally hundreds of failed attempts that were cut out of the carefully-edited video. His gimmick is speed, not accuracy, and it's obvious to anyone who actually knows anything about archery that his complete lack of any kind of consistent form is going to require camera tricks and a lot of luck, which is exactly what's on display here. He may in fact be the fastest archer in the world; he just shouldn't pretend to be accurate.
perlentaucher.de: Medienticker vom 26.01.2015 #
zitat des tages im perlentaucher-medienticker von heute:
Wenn die Welt klar wäre, gäbe es keine Kunst.
— Albert Camus
links vom 26.01.2015
zeit.de: Ikea Hamburg-Altona: Pommes blau-gelb #
elke spanner über das sechs monate alte ikea altona:
Ikea Altona ist zum öffentlichen Raum geworden. Zum Jugendtreff. Zur Stadtteilmensa.
Sarahs Eltern waren entschieden dagegen, dass der Möbelriese in die Nachbarschaft zieht. Sie haben sich geschworen, dort niemals hinzugehen. Aber die Aversion gegen den schwedischen Besatzer hat sich mit der Zeit etwas gelegt. Denn hier, sagt Sarah, "kriege ich mittags zumindest immer was Warmes".
öffentlicher raum ist das natürlich nicht, weil ikea in seinen räumen natürlich das sagen hat und nicht die öffentlichkeit. ich finds trotzdem faszinierend, dass die bürger initiativen die das innenstadt-ikea verhindern wollten, eigentlich gegen sich selbst, ihren eigenen lebensstil protestiert haben, den sie jetzt bei 1 euro-kaffee in vollen zügen geniessen.
medium.com/@hankgreen: Holy Shit, I Interviewed the President #
hank green über die legitimität und relevanz von medien (und sich selbst). das ist erstaunlich klug geschrieben und fein beobachtet, bezieht sich aber vornehmlich auf die katastrophale medienlandschaft in amerika. trotzdem gibt es parallelen, auch zur mittlerweile jahrzehntelangen alten deutschen diskussion um relevanz und legitimität von bloggern und journalisten.
scripting.com: A note about blogging #
dave winer:
A good blog exists independently of people reading it.
Even if no one read my blog, I'd still write it. Not exactly sure why. Maybe it's something like this -- I would still cook even if I was the only person eating.
schöne metapher. ich koch auch meistens nur das, was mir schmeckt. andererseits freue ich mich natürlich, wenns dem rest der familie schmeckt. und natürlich würde ich auch für mich alleine kochen, aber wenn ich für andere mitkoche, gebe ich mir sehr viel mehr mühe, als wenn ich für mich alleine koche. das kind mag keinen koriander, deshalb verzichte ich beim kochen manchmal auf koriander, manchmal mach ich dem kind ne extraportion, aber manchmal arbeite ich den korander so ein, dass das kind gar nicht merkt, dass im essen koriander ist.
1ppm.de: Offener Brief an HD+ #
ich finde das auch erstaunlich, was die privatsender da veranstalten. für ein paar euro pro monat kann ich tausende von serien und filmen über netflix, amazon prime instant video und manchmal auch über den itunes-store bekommen, in bester qualität, jederzeit stoppbar, abrufbar zu den zeiten zu denen es mir passt. und die privatsender wollen ihr programm in bester qualität an die bedingung knüpfen, dass ich es nur zu vorgegebenen zeiten ansehen kann, nicht pausieren kann und eine chipkarte muss ich auch bei irgendwem beantragen? ich habe mir die zukunft anders vorgestellt. aber mir solls recht sein.
wired.com: The Weirdest, Coolest Stuff We've Learned About Rosetta's Comet So Far #
faszinierend.
links vom 25.01.2015
quora.com: Why Is Stephen Fry Such A Big Deal? #
wunderbarer quora-strang über stephen fry, der angeführt wird von seiner eigenen antwort:
Excellent question: maybe he isn't?
auch mal wieder sehenswert, stephen frys argumente, warum die katholische kirche keine kraft für das gute in der welt ist auf youtube und englisch.
anmutunddemut.de: Vikings - Staffel 1 #
ben fand vikings etwas blutleer, ich nicht. auch wenn das alles historisch nicht 100% akkurat ist, finde ich fiktionale wikinger-geschichten anzuschauen mindestens so spannend wie die geo-epoche über die wikinger zu lesen. aber abgesehen davon fand ich sowohl die erste, wie auch die zweite staffel jeweils ganz spannend und unterhaltsam -- und vor allem relativ wenig stereotyp.
apropos stereotypen; ganz allgemein ist mir in den letzten jahren aufgefallen, dass ich mittelgute fernsehserien ganz gut sehen kann, solange sie sich nicht allzu vieler stereotypen bedienen oder, wenn sie doch vorkommen, sie von einer metaebene aus betrachten oder sie mehr oder weniger geschickt dekonstruieren. oder nochmal anders gesagt: wenn das strickmuster der serie nicht nur eingeschliffene sehgewohnheiten bedient, die serie sich mit dem produktionsdesign ein bisschen mühe gibt und die schauspieler wenigstens ansatzweise überzeugen, dann schau ich mir das fast immer an.
digg.com: Using Only Hand Tools To Make A Wooden Spoon Is A Terrific Pain In The Ass #
kann man machen: löffel mit der hand schnitzen.
notesofberlin.com: Für Digital Natives #
hihi, „analoge e-books“ ...
links vom 24.01.2015
deutschlandfunk.de: Staatliche Überwachung - Befallen vom Überwachungsvirus #
friedemann karig kompetent und metaphernreich über staatliche überwachung als virus, der uns befallen hat, aber seine zerstörerische wirkung noch nicht entfaltet hat. das essay ist ziemlich lang und erscheint im rahmen der reihe essays und diskus in einer fünfteiligen reihe im deutschlandradio. (ich habe auch ein essay beigesteuert das am 1. februar dort erscheint).
als ich friedemann karigs text las, kam mir auch eine metapher für die anlasslose erfassung von metadaten in den sinn: der staat beobachtet uns zwar nicht beim kacken, weiss aber genau wann wir kacken, wie lange und wo. ich habe meine eigenen feldstudien dazu ausgeführt und frage seit einer weile ausgewählte kollegen, wenn sie austreten, was sie zu machen gedenken, gross oder klein. diese metadatenabfrage stösst auf keine grosse gegenliebe. daraus kann man schliessen, dass viele dem staat mehr vertrauen entgegenbringen als mir oder dass überwachung solange ok ist, wie nicht darüber geredet wird.
newyorker.com: What the Web Said Yesterday #
jill lepore, unter anderem, über das internet archiv von brewster kahle und darüber, dass die behauptung „das internet vergisst nie“ totaler quatsch ist:
The Internet as most people now know it--Web-based and commercial--began in the mid-nineties. Just as soon as it began, it started disappearing.
sehr langes stück, mit sehr vielen hintergründen. /via
boingboing.net: WATCH: Incredible archer shows his speed-shooting skills #
faszinierend was lars andersen mit einem bogen und pfeilen veranstaltet. und faszinierend, wie ahnungslos und geschichtsvergessen wir offenbar in die vergangenheit zurückblicken.
[nachtrag 27.01.2015]
jim macquarrie findet den kommentar über dem video oben nicht gut und begründet das auch ausführlich:
“He uses forgotten historical methods…” No, they were not forgotten. They just weren’t European. Archery is one of the oldest human activities, found in virtually every culture on Earth, and dating back tens of thousands of years. There are wide variations in equipment and shooting techniques around the world, and Andersen’s “discoveries” are well-known to anyone who has ever studied Asian and Eastern European archery, such as Mongolian, Tibetan or Hungarian styles. The famous Native American archer Ishi was known for shooting in a style very similar to Andersen’s, putting the arrow on the outside of the bow in the style of the Yahi People of the Pacific Northwest.
/via
pri.org: What it's like to drive Saudi Arabian princesses around #
There a small irony in the fact that Larson, a woman, was hired to be the chauffeur for these Saudi women, when women are banned from driving in Saudi Arabia. However, Larson says that many of the parents of the teenage princesses that she drove around were fairly Westernized.
wie fliegen fliegen.
links vom 23.01.2015
sueddeutsche.de: Die Maus und ihr Macher: Armin Maiwald #
kleines, nettes portrait über armin maiwald.
ennolenze.de: Meine unlizenzierten Fotos in den Medien #
enno lenze hat unter anderem bilder und ein video mit dem FDP-politiker tobias huch angefertigt und veröffentlicht, die ein für ein bisschen aufregung sorgten und „gerade durch die deutschen Nachrichten“ gehen. auch spiegel online zeigte das video:
Ich fragte jeweils (unter meinem echten Namen) an, ob ich die Szenen, die Tobias Huch zeigen, von ihnen kaufen kann. Das sind Szenen, die nun mal von mir stammen und an denen sie keine Rechte haben können. Bei Spiegel Online sagte mir, dass ich das Material für einen vierstelligen Betrag kaufen kann. Von den anderen steht eine Antwort noch aus.
das ist genial. wenn das stimmt, hat spiegel online das problem mit den lousy pennys, die man angeblich online verdienen kann, gelöst!
[nachtrag 24.01.2015]
in den kommentaren zum oben verlinkten artikel hat sich sven christian von spiegel online gemeldet und sagt sinngemäss, dass die antwort auf die kaufanfrage für die bewegtbilder eine allgemeine, ungeprüfte preisauskunft gewesen sei. zu einem verkauf wäre es, seiner aussage nach, nie gekommen, weder an lenze, noch an dritte.
siehe auch was rivva aggregiert.
krautreporter.de: Olympia 2024: Spiel mit dem Feuer #
jens weinreich:
So läuft das hierzulande immer bei Olympiabewerbungen. Da wächst nichts organisch von unten, da sind keine Visionäre am Werk, die Risiken eingehen und in derlei Großprojekte investieren (Geist, Arbeit, Geld), da toben sich Sportbürokraten aus.
kickstarter.com: San Francisco Pixel Poster #
das projekt ist eigentlich das ideale beispiel für das, was an crowdfunding-kampagnen für kreative arbeit ganz grossartig sein kann. für 6 euro bekommt man ein poster, ab $500 kann man sich ins poster reinzeichnen lassen. /via
blogs.taz.de/popblog: Boyhood (Regie: Richard Linklater) #
hm.ich finde den titel eigentlich so bescheuert, dass ich mir den film nicht angucken wollte. sollte ich aber vielleicht doch.
zeit.de: Down-Syndrom: Wer darf leben? #
Zwei Jungen mit Down-Syndrom: Benjamin lebt, Luca ist tot. Entschieden haben das ihre Eltern. Ein Dilemma, in das Tests vor der Geburt immer mehr Paare stürzen.
beeindruckendes, langes und differenziertes lesestück.
medium.com: Pirating the 2015 Oscars #
The Internet's own Andy Baio continues his excellent tradition of finding how Oscar movies are being pirated.
typischer tag eines mannes
😀😏😏😏😏😏😏😏😏😏😏😏
😏😏😏😏😏😏😏😏😏😏😏😴
typischer tag einer frau
😀😒😣😱😖😑😠😡😶😇😘😨
😞😊😳😕😬😜😂😶😩😓😤😴
links vom 22.01.2015
ennomane.de: Oertels Augenbrauen #
enno park:
Bitte nennt also in Zukunft Nazis, Arschlöcher und Bekloppte einfach Nazis, Arschlöcher und Bekloppte und hört auf, dick, alt oder beliebiges Aussehen, das nicht euren Schönheitsidealen entspricht, zum Schimpfwort zu machen und zum Anlass, sich über andere Menschen lustig zu machen.
stasi-mediathek.de: Kamerafahrt mit einem PKW durch West-Berlin #
stasi-street-view, am anfang durch den wedding in den — vermutlich — 70er jahren.
blogs.taz.de/popblog: Unbroken (Regie: Angelina Jolie) #
scheint man sich sparen zu können, den film. gut zu wissen.
nzz.ch: Seitenblick: Die Uhr, die keine ist #
peter glaser über ne uhr und ein telefon:
Die Bezeichnung «Uhr» für das Gerät, das beiläufig auch die Zeit anzeigen kann und am Handgelenk getragen wird, ist übrigens eher irreführend, so wie ein iPhone - und mit ihm die ganze Gattung der Smartphones - kein Telefon ist, wie man ursprünglich angenommen hatte, sondern eine Art Universalfernbedienung für unser Leben.
techcrunch.com: How The Watch Industry Will Save Itself #
langes lesestück mit relativ viel hintergrund: john biggs über armbanduhren, schweizer uhren, die quarzkrise, die swatch und natürlich auch ein bisschen über die apple-uhr und strategie.
wired.com: What's Up With That: Birds Bob Their Heads When They Walk #
warum vögel mit dem kopf wackeln, wenn sie laufen.
(eigentlich wackeln sie gar nicht mit dem kopf, sondern ziehen ihren kopf vor, halten ihn an einer stelle und ziehen den körper drunter weg — bis sie den kopf wieder vorziehen)
nicobruenjes.de: Kritik der kritischen Krautkritik #
da ist was dran: die zugänglichkeit (im weitesten sinne) der krautreporter ist verbesserungswürdig. die website ist zum finden von (potenziell) interessanten artikeln (die es gibt) nahezu ungeeignet. der navigationspunkt „übersicht“ öffnet eine chronologische liste der letzten artikelüberschriften — und das ist es. keine auswahl nach reportagen, meistgelesenem oder themen. das rss immer noch ohne autorennamen. meta-inhalte wie die morgenpost sind nicht ausblendbar und bilder werden bei mir auf diversen browsern immer noch verzerrt oder gar nicht angezeigt.
krautreporter.de: Die Diktatur der Lerchen #
theresia enzensberger:
Die neoliberale Tendenz, die Crary in der Stigmatisierung des Schlafs sieht, findet sich in unseren Bewältigungsstrategien wieder. Statt effizient schlafen zu wollen, sollten wir dem Schlaf vielleicht einfach mit mehr Wohlwollen begegnen und aufhören, immer sofort eine Pathologie zu vermuten. Manchmal sind Vielschläfer nämlich auch völlig gesund - nach meinem Besuch im Schlaflabor habe ich das jetzt sogar schriftlich.
den artikel fand ich gut: aus einer persönlichen erfahrung heraus berichten, mit expertengesprächen und -meinungen anreichern, alles einfach, übersichtlich und ein bisschen subjektiv halten: so sollten gute blogs funktionieren.
ich sehe krautreporter.de jetzt einfach als ein gemeinschaftsblog (nicht mehr als magazin) mit gehobenem anspruch und gewöhnungsbedürftigem CMS. ein blog mit der mission eine neue finanzierungsform für blogs zu finden. (aber vielleicht kann man das ganze dann langfristig doch auch auf wordpress umstellen?)
links vom 21.01.2015
operation-harakiri.de: Die verschleuderte Freiheit #
ralf heimann:
Wer Freiheit gegen Geld eintauscht, hat schon relativ bald beides verloren.
dld-conference.com/videos: The Internet is not the Answer (Andrew Keen, Mike Butcher) #
ich habe dieses interview zwar auch an meine buchkritik zu andrew keens „das digitale debakel“ gehängt, möchte aber trotzdem nochmal gesondert auf das gespräch mit mike butcher auf dem dld hinweisen. ich finde es nämlich aus mehreren gründen ziemlich gut (nenne aber nur einen): keen ist definiv ein besserer redner als autor. aber vielleicht muss man ab und zu ein buch schreiben (oder vortrag vorbereiten oder bloggen) um über dinge nachzudenken — und zur not auch nur halb zuende zu denken.
vielleicht hätte ich mir nur dieses video ansehen sollen, statt das buch zu lesen.
nautil.us/blog: How Boredom Can Boost Your Creativity #
david schulz:
As we all know, being bored can feel awful, as though the monotonous tick-tock of time is slowly eating your brain. This is why Candy Crush was invented.
etwas ernster:
The advantages of feeling disgust are obvious: The smell of decay for instance protects us from eating spoiled, potentially dangerous food. Similarly, according to Plutchik, boredom may have evolved because it protects us from lethargy.
und ganz grossartig, dieses zitat vom norwegischen philosophen lars svendsen:
Boredom pulls things out of their usual contexts. It can open ways up for a new configuration of things, and therefore also for a new meaning, by virtue of the fact that it has already deprived things of meaning.
als kind habe ich meine langeweile sehr gemocht und genossen. heute komme ich, ausser beim duschen und spazieren gehen kaum noch dazu. hilfreich isses auf jedenfall vor dem langweilen viel zu lesen und nachzudenken und dann in der dusche oder beim spazieren gehen einfach alles fahren zu lassen und abzudriften.
prenzlauerberg-nachrichten.de: Negativeland: Klappe, die letzte #
es fühlt sich wie eine ewigkeit an, dass ich das letzte mal eine DVD irgendwo reingeschoben habe. noch vor ein paar jahren, schien es beinahe unvorstellbar, dass filme und serien über eine fernsprechleitung ins auge gelangen, mittlerweile klappt das aber so reibungslos und bequem, dass ich nie wieder etwas mit DVDs zu tun haben will. das ist natürlich bitter für video- und DVDheken, aber leider auch mehr oder weniger unausweichlich.
ich erinnere mich auch, die ersten folgen breaking bad und the good wife im englischsprachigen import-regal der video collection in der schönhauser allee gefunden zu haben, wofür ich den einkäufern der video collection damals sehr dankbar war, aber das empfehlungs- und ausprobiergedöns funktioniert auch im netz hervorragend. danke für den fisch jedenfalls.
esquire.com: Marilyn Manson Interview - Marilyn Manson on ’The Pale Emperor,‘ Grunge, Courtney Love #
Esquire: What do you think the headline of this article should be?
Marilyn Manson: “Marilyn Manson deserves to have his dick sucked for creating the word 'grunge,' and for also making rock 'n' roll cool again, because he's a hooligan."
taz.de: Die Wahrheit: Plauschen über die Welt #
brutale replik auf bernd matthies überlegungen zu satire.
buzzfeed.com: Die 21 absurdesten Zeitungsmeldungen aus Deutschland #
hoffentlich wird philipp jahner von buzzfeed gut bezahlt. er ist nämlich gold wert.
0800 2602601
gestern und heute mehrere anrufe auf meinem (o₂-handy) von der 0800 2602601. jedes mal wenn ich rangehe beendet sich die verbindung. die nummer ist von o₂ deutschland, finde ich im internet herraus. das passt. o₂ ist nicht in der lage mittels seines eigenen kommunikationsnetzes eine verbindung zu seinen kunden aufzubauen.
weil ich mir sorgen mache, dass es um die umschaltung unseres DSL-anschlusses gehen könnte, die sich nun schon seit etwas mehr als 5 monaten hinzieht, rufe ich o₂ zurück.
die dame in der DSL-abteilung liest mir die einträge aus dem CRM vor, „umgehend schalten …“, „technische probleme …“, „kunden benachrichtigen sobald …“
… ja, da gäbe es noch ein paar technische probleme bei der schaltung. normalerweise würde die schaltung selbst so ungefähr zwei bis drei wochen dauern. da wo ich wohne, gäbe es aber wohl gerade technische probleme (ich vermute: viele DSL-kunden), weshalb es in meinem fall noch so um die 3 monate dauern würde bis der anschluss geschaltet würde. internet hätte ich aber noch, fragt die dame besorgt nach. ja, ja, der 16k DSL-anschluss, den ich gerne, seit über 5 monaten, zu einem schnelleren DSL-anschluss umwandeln würde, funktioniert einwandfrei.
die dame ist sich relativ sicher, dass es zum DSL-anschluss keine rückfragen an mich gegeben habe, wenn sie, die DSL-abteilung anrufen würde, käme das mit einer münchener absendernummer bei mir an. wahrscheinlich wollte sich jemand aus dem marketing bei mir erkundigen, ob ich zufrieden mit meinen telekomunikationsdienstleister sei.
das oben habe ich mir heute früh notiert. eben, so gegen 13 uhr, klingelte mein telefon wieder mit der 0800 2602601 und diesmal klappte es mit der verbindung als ich den anruf annahm. wieder eine sehr freundliche mitarbeiterin, die sich „mal melden“ wollte und bescheid sagen wollte, warum es zu verzögerungen bei meiner bestellung gekommen sei. es hätte technische probleme bei der telekom gegeben, die jetzt aber behoben seien und die aufträge würden jetzt wieder normal bearbeitet. die drei monate wartezeit die mir ihre kollegin heute früh in aussicht gestellt habe, seien wohl eine sehr vorsichtige schätzung gewesen, sie wolle sich zwar nicht zu weit aus dem fenster lehnen, glaube aber, dass das sehr viel schneller gehe. ausserdem würde sie mir für „die entstandenen unannehmlichkeiten“ eine gutschrift von 30 euro anbieten.
das habe ich gerne angenommen und bin jetzt — wie seit ungefähr fünf monaten — gespannt was als nächstes kommt. bei so einer arktis-expedition DSL-umschaltung kann ja einiges schiefgehen.
links vom 20.01.2015
schreiben-was-wird.de: Die Krautreporter: Kritik der Kritiker #
kai schächtele:
Seit zwei, drei Jahren vergehen kaum ein Mittagessen oder ein Feierabendbier, ohne dass sich Journalisten darüber beklagten, aus den Verlagen kämen keine oder zu wenige innovatorische Impulse. Und dann versuchen es ein paar Selbständige mit der Hybris und der Naivität, die man für eine solche Unternehmung braucht (mal eben knapp eine Million Euro einzusammeln, ohne zu wissen, worauf man sich da wirklich einlässt - das muss man sich erstmal trauen), einen innovatorischen Impuls zu setzen und kriegen jetzt beinahe jede Woche Knüppel zwischen die Beine geworfen. Beziehungsweise zwischen die Finger. Wie unter solchen Bedingungen die dringend notwendigen Innovationen über unsere Branche kommen sollen, soll bitte mal jemand derer erklären, die sich jetzt über die Performance der Krautreporter beschweren. Natürlich machen sie nicht alles richtig im Moment. Aber sie machen auch nicht alles falsch. Im Gegenteil.
kai schächtele hat (natürlich) recht. aber warum kritik von mitgliedern der innovation und dem bessermachen im weg stehen soll, das verstehe ich nicht.
pando.com: Dan Lyons' Career: An Obituary #
also ich finde das witzig.
scoutingny.com: The Top 25 Bad Smells That Remind You You're In New York City #
was fehlt ist der klassische u-bahngeruch aus abgeriebenem metall, gummi und öl. obwohl es den eigentlich in jeder stadt mit ubahn gibt. ich kann mich also quasi überall per geruch an new york erinnern.
czyslansky.net: Die Santander Consumer Bank fordert vom Blog Czyslansky die Löschung einer Kundenkritik zum Service der Bank #
die santander consumer bank scheint eine hervorragende kommunikationsabteilung zu besitzen.
„Riesen-Scheiss-Pleite“

in der danksagung am ende seines neuen buches beschreibt andrew keen, wie ihn der atlantic-books-chef toby mundy überredete ein buch zu schreiben, in dem er seine „Überlegungen zum Internet“ zusammenfassen solle:
»Es ist ganz einfach«, versprach er mir. »Schreib einfach alles auf, was du über das Internet denkst.«
keen hat das tatsächlich gemacht und man kann das auch relativ kurz zusammenfassen: er denkt über das internet nicht viel gutes. das internet, schreibt er einmal in einem nebensatz, habe zwar ein paar gute seiten, sei unterm strich aber eine „Riesen-Scheiss-Pleite“. die „Riesen-Scheiss-Pleite“ ist eigentlich ein zitat, das er in kapitel 8 einem „ungekämmten und unrasierten Jungen“, der auf einer konfernez neben ihm sass, in den mund legt. im original lautete das zitat wahrscheinlich „epic fucking fail“. keen greift dieses zitat auf den folgenden seiten (oder im buch-promo-material) wieder auf, um zu beschreiben was er über das internet denkt.
keen wollte das buch ursprünglich auch „epic fail“ nennen, nannte es dann im original dann aber „the internet is not the answer“. auf deutsch entschied sich die deutsche verlags-anstalt dann für den epischen titel: „Das digitale Debakel: Warum das Internet gescheitert ist - und wie wir es retten können“.
der deutsche titel ist verständlicherweise etwas auf randale gebürstet. nach der verleihung des friedenspreises des deutschen buchhandels an jaron lanier erwartet der verlag offenbar zu recht, dass die internet-kritischen deutschen intellektuellen und feuilletons neue nahrung brauchen. um ganz sicher zu gehen, dass die zielgruppe das buch auch als internetkritisch erkennt, hat man das buch dann gleich auf dem cover in 14 worten zusammengefasst.
auch beim umschlagtext übertrieb man zur sicherheit gleich ein bisschen und sagt über keen:
Er lehrte an mehreren US-amerikanischen Universitäten und gründete 1995 ein erfolgreiches Internetunternehmen im Silicon Valley.
im buch schreibt keen auf seite 226 das gegenteil:
Während Kalanick in den Neunzigern mit Scour scheiterte, scheiterte ich mit meinem eigenen Musik-Start-Up AudioCafe.
um die einleitung von keens buch zu lesen, habe ich mehrere anläufe gebraucht. texte in denen mehr rumbehauptet als argumentiert wird, verlieren ganz schnell mein interesse. nachdem er 5 seiten auf michael und xochi birch und deren battery-club rumhackt, füllt er die restlichen 7 einleitungsseiten mit allgemeinem internet-gemäkel, das der verlag im promotion-material auf diesen absatz zusammengedampft hat:
Nicht die Gesellschaft profitiert von einer „hypervernetzten“ Welt, sondern eine elitäre Gruppe junger weißer Männer. Was ihnen immer mehr Reichtum beschert, macht uns in vielerlei Hinsicht ärmer. Das Internet vernichtet Arbeitsplätze, unterbindet den Wettbewerb und befördert Intoleranz und Voyeurismus. Es ist kein Ort der Freiheit, sondern ein Überwachungsapparat, dem wir kosten- und bedenkenlos zuarbeiten. Kurzum: Das Internet ist ein wirtschaftliches, kulturelles und gesellschaftliches Debakel.
ganz einfach: schreib einfach auf was du über das internet denkst — zack, ist die einleitung fertig!
ich habe keen ein paar mal live erlebt und gesehen und fand ihn mit seiner schneidenden stimme und brillianten rhetorik immer sehr überzeugend. einer seiner vorträge auf der next-konferenz im jahr 2009 hat mich massgeblich zu meinem vortrag warum das internet scheisse ist inspiriert. aber gerade weil ich keen schätze, hat mich die fehlende tiefe der argumentation in der einleitung besonders genervt.
die folgenden kapitel kommen einer analyse dann schon etwas näher. keen zeichnet die entstehung des internets und des world wide webs nach und hält sich mit dem, was er über das internet denkt, ein bisschen zurück. er zitiert freund und feind und irgendwann beim lesen wird einem klar, dass keen eigentlich gar nicht das internet scheisse findet, sondern den kapitalismus.
Die Spielregeln der New Economy sind daher dieselben wie die der Old Economy — nur mit Aufputschmitteln.
Simon Head vom Institute for Puplic Knowledge an der New York University erklärt, damit sei Amazon zusammen mit Wal-Mart »das unverschämt rücksichtsloseste Unternehmen der Vereinigten Staaten«.
im prinzip erfüllt keen also sascha lobos forderung, keinen quark zu erzählen:
Beschleunigungskritik ohne Kapitalismuskritik ist Quark.
tatsächlich differenziert andrew keen in seinen analyse-kapiteln auch gelegentlich und räumt ein, dass die probleme die das internet verursacht auch schon in der welt ohne internet existierten. aber leider vereinfacht er mitunter auch so sehr, dass das bild, das er zeichnet, mir stellenweise sehr verzerrt erscheint.
in keens weltbild ist das internet am niedergang der kultur schuld. seine lieblingsbeispiele sind der buchhandel und die musikbranche. er beklagt sich sogar darüber, dass es kaum noch vinyl-platten gebe und sieht die schuld im niedergang der musikindustrie nicht nur in piraterie, der „Monopolisierung des Online-Musikmarkts durch Anbieter wie iTunes und Amazon“ (und spotify und youtube und soundcloud [sic!]), sondern auch in einer von ihm persönlich ausgedachten neuen gefahr, der „Tyrannei der übergrossen Auswahl“. störende fakten lässt keen einfach weg. bei ihm liest sich der niedergang der buchbranche wie eine logische folge von amazon:
Im Jahr 2014 gab es rund 3440 im Börsenverein des Deutschen Buchhandels organisierte Buchläden und damit fast ein Drittel weniger als noch 1999.
keen verliert kein wort darüber, dass ende der neunziger jahre ein brutaler konzentrationsprozess im buchhandel begann, bei dem filialisten wie thalia oder hugendubel aggressiv expandierten. torsten meinicke, ein buchhädler aus hamburg, erinnerte im deutschlandfunk daran, welche probleme in den neunziger jahren auch erkennbar waren:
Es sind zu viele Bücher, wir müssen weniger produzieren. Mit dem Ergebnis, dass bei der nächsten Herbstvorschau die Titelzahl der Neuerscheinungen noch einmal erhöht worden ist. Das hat sehr lange gedauert, bis ein paar Sachen erstmals zurückgefahren wurden.
ganz ohne die hilfe des internets kreierte die buchbranche eine „Tyrannei der übergrossen Auswahl“; 1969 lag die anzahl der neuerscheinungen und neuauflagen bei 35.577, um 40 jahre später, 2007 und 2011, auf rekordwerte von über 96.000 zu steigen. konzentrationsprozesse, „eine Fokussierung des Geschäfts auf immer weniger und schnelllebigere Titel“ (nochmal deutschlandfunk) und viele andere faktoren, sorgen dafür, dass sich die buchbranche seit jahrzehnten in unruhigen gewässern befindet — aber für keen ist die antwort ganz einfach: amazon, internet — die sind schuld.
„Mir persönlich gefällt das, was ich da sehe, nicht.“ andrew keen über instagram, aber eigentlich über das internet.
keen schreckt auch vor unsinnigen behauptungen nicht zurück. basierend auf seiner unbegründeten, einfach in den raum gestellten these, dass „das publikum“ schlechter informiert denn je sei, versteigt er sich zu der gewagten these, dass früher™, als es noch medien gab die „uneingeschränkt vertrauenswürdig“ waren, sogar über kriege wahrheitsgemäss, objektiv und ohne jede propaganda berichtet wurde. das sei jetzt „angesichts der Macht und Popularität der sozialen Medien“ vorbei. plötzlich, wegen des internets, bleibe die wahrheit bei der kriegsberichterstattung auf der strecke.
diese vereinfachungen, zuspitzungen, einseitigkeiten und blödsinnigkeiten, die sich durch das ganze buch ziehen, rauben keens analyse einiges an glaubwürdigkeit und durchschlagkraft. das ist schade, denn vieles an seiner analyse ist natürlich richtig und diskussionswürdig.
die fehlende tiefe der analyse und die teilweise geradezu schlampige aneinanderreihung von begebenheiten, zitaten, beschimpfungen und steilen thesen ist die grösste enttäuchung an keens buch. vielleicht hat sich keen aber auch einfach nicht getraut, das grosse fass aufzumachen, nämlich statt internetkritik gesellschaftskritik zu üben. sogar seine hin und wieder durchscheinende kapitalismuskritik relativiert er mehrfach, offenbar um das fass geschlossen zu halten. er konzentriert sich lieber darauf, „junge weiße“ internetfuzzis wie mark zuckerberg, travis kalanick, eric schmidt oder steve jobs [sic!] (zu recht) anzuprangern — aber verzichtet darauf, die selben strukturellen missstände im finanzsektor, justizsystem oder globalen handel aufzuzeigen. flapsig und vereinfachend ausgedrückt, für andrew keen ist das internet nicht scheisse, weil die welt scheisse ist, sondern das internet ist für ihn scheisse, weil das internet scheisse ist und alles zerstört.
teilweise sind keens auslassungen auch frappierend. über microsoft oder den ehemals elitären „jungen weißen Mann“ bill gates verliert keen nicht ein einziges negatives wort. wenn es um das böse geht, schreibt er immer von der dreierkombination google, apple, facebook — manchmal ergänzt von uber, instagram und twitter. und während er seitenweise über junge, weisse, grosskotzige männer wie zuckerberg, kevin systrom, larry page, travis kalanick schimpft, die sich ihre jeweils ungefähr 30 milliarden dollar privatvermögen aus „unserer Arbeit, unserer Produktivität“ zusammengeklaubt hätten, erwähnt er menschen wie craig newmark gar nicht. der hat zwar auch, wie die vorher genannten, eine ganze branche zerstört, aber sich daran nicht „grosskotzig“ bereichert. das passt keen dann einfach nicht ins narrativ von der „einen elitäre Gruppe junger weißer Männer“ und so lässt er es einfach aus.
keen redet auch unablässig vom niedergang der kultur, vor allem wegen des von ihm festgestellten absurden kult um amateure, der „Tyrannei der übergrossen Auswahl“, der piraterie und kostenloskultur, vergisst aber zu erwähnen, dass derzeit alle welt zeuge einer renaissance des qualitäts-fernsehens wird, die nicht unwesentlich durch die vernetzung und das internet befeuert wird. keen bietet amanda palmer als zeugin gegen die schlechte bezahlung von künstlern durch spotify auf, erwähnt aber nicht, dass sie eine grosse verfechterin der „kostenlos-“ und „sharing-kultur“ ist, die keen so sehr verachtet und als euphemismen für piraterie versteht.
amanda palmer:
Free Digital Content (and Tits) for Everybody.
andrew keen:
»Kostenlose« Inhalte haben in Wirklichkeit einen unbezahlbaren Preis. Und der Erfolg des Internets ist in Wirklichkeit eine riesige Pleite. Eine Riesen-Scheiß-Pleite.
nochmal zum promo-material des verlags. dort heisst es:
Andrew Keen liefert eine scharfe, pointierte Analyse unserer vernetzten Welt und zeigt, was sich ändern muss, um ein endgültiges Scheitern des Internets zu verhindern.
tatsächlich versucht keen nach 248 seiten die antwort (auf 22 ½ seiten) darauf zu geben, wie man das scheitern des internets verhindern könnte. auch das kann man flott zusammenfassen: regulierung, globale steuern für oligarchen und einen neuen gesellschaftsvertrag an den sich alle halten:
Die Antwort ist, das Internet mit Gesetzen und Verordnungen aus seiner Dauerpubertät zu holen.
»Was für eine Gesellschaft schaffen wir hier eigentlich?«, fragt Jeff Jarvis. Diese Frage sollte am Anfang jedes Gesprächs über das Internet stehen.
das ist nicht falsch, aber auch irre unkonkret. immerhin haben wir das jahr 2015 und nicht nur das internet sollte aus seiner „Dauerpubertät“, in der es sich zweifellos befindet, geholt werden, auch die internetkritik sollte mittlerweile etwas weiter sein, als lediglich „regulierung“ zu rufen oder auf regierungen zu hoffen, die „Google die Stirn bieten“. diese forderungen erhob andrew keen schon, als ich ihn 2009 erstmals sah. dass es auch konkreter und klüger geht, zeigt übrigens ein anderes jüngst erschienes buch: michael seemanns „das neue spiel“. seine analyse ist der von keen sehr ähnlich (allerdings im gegenteil zu keen, ohne häme, gespött und ad-hominem-angriffe aufgeschrieben), aber seine „10 regeln für das neue spiel“ sind konkreter, klüger und differenzierter als keens ganzes buch. aber das, und strategien für den umgang mit dem internet, sind das thema eines eigenen texts, der wahrscheinlich anfang februar im internet erscheint.
nachdem ich das buch gelesen habe, fiel mir ein besserer, passenderer umschlagtext für andrew keens buch ein als das original:
Das Internet hat versagt. Trotz seiner offenen, dezentralen Struktur hat es uns nicht mehr Chancengleichheit und Vielfalt gebracht, im Gegenteil: Es vergrößert die wirtschaftliche und kulturelle Ungleichheit. Der Graben zwischen zwischen einer Handvoll junger weißer Männer, die an Reichtum und Einfluss gewinnen, und dem Rest der Gesellschaft wird immer größer. Bissig und pointiert rechnet Silicon-Valley-Insider Andrew keen mit unserer vernetzten Gesellschaft ab und fordert uns auf, staatlicher Untätigkeit und Internetmonopolisten wie Google und Amazon den Kampf anzusagen.
das ist mein vorschlag:
Das Internet ist nicht gescheitert, wir haben nur noch nicht die richtigen Strategien entwickelt damit umzugehen. Andrew Keen hatte sich fest vorgenommen sich ein paar Strategien auszudenken, es aber in der kürze der Zeit bis zur Drucklegung nicht geschafft sie auszuformulieren. Dafür hat er bissig und pointiert aufgeschrieben, wie das Internet entstanden ist und was er über das Internet denkt.
andere über das buch:
- christian stöcker hat mit keen geredet. das interview ist besser und versöhnlicher als das buch.
- vera linß fasst das buch fürs deutschlandradio zusammen.
- alexandra borchardt hat 10 thesen aus keens buch destiliert.
- rupert sommer über andrew keens auftritt beim dld.
- detlef borchers vom dld, unter anderem über andrew keens auftritt.
- andrew keens auftritt beim dld — tatsächlich ziemlich eindrücklicher und überzeugender auftritt von andrew keen (keen ist definiv ein besserer redner als autor).
ich habe das buch vom verlag als rezensionsexemplar (als gebundene ausgabe) zur verfügung gestellt bekommen.
links vom 19.01.2015
facebook.com: Peter Breuer - Til Schweiger, ich will mein Geld zurück ... #
peter breuer hat honig im kopf nicht so gut gefallen. hier schreibt er auf warum.
connected.tante.cc: Ich kann dich das nicht tun lassen, Dave #
Der Professor, der sich an meiner Hochschule am meisten mit künstlicher Intelligenz beschäftigte, sagte immer: „Wirkliche künstliche Intelligenz ist nur noch 20 Jahre weg. Und das ist sie schon seit 40 Jahren.“
brandeins.de: Kurt Starke im Interview: „Die Liebe ist nicht totzukriegen“ #
gutes interview mit dem sexualforscher kurt starke.
soup.fh.vc: gif einer katze die etwas, in etwa 1,70 meter höhe, in der luft fängt, in den mund steckt und auf den füssen landet #
mehr oder weniger das katzen-gif des jahres.
Auszeit? Nö. (t3n 38)

Als Mobiltelefone noch schwer und klobig waren und Unmengen von Geld gekostet haben, habe ich viele Leute sagen hören, dass der Besitz so eines mobilen Telefons grässlich sein müsse: „da ist man ja immer erreichbar.“ Die Praxis im laufe der letzten 30 Jahre hat aber gezeigt, dass kaum jemand hört wenn sein Handy klingelt und die Leute genauso gut oder schlecht zu erreichen sind, wie zu Zeiten der Deutschen Bundespost.
Die Zukunft hat gegenüber Zukunftspessimisten einen entscheidenden Vorteil: sie ist nicht vorhersehbar. Sie nimmt oft Wendungen, die niemand vorhergesehen hat. Funklöcher, leere Akkus, WhatsApp-Serverausfälle sind Innovationen des 21. Jahrhunderts, die man in den achtziger Jahren unmöglich erahnen konnte.
Die Befürchtungen von Fortschrittsskeptikern sind über die Jahrhunderte hinweg beinahe immer gleichlautend: das Neue, fürchten sie, sei schlecht für das freie oder kreative Denken, lenke ab, schädige irgendwie die Gesundheit oder das Wohlbefinden und man müsse sich und andere davor schützen. Jaron Lanierr Karl G. Bauer stellte 1787 fest, dass die „erzwungene Lage und der Mangel aller körperlichen Bewegung beim Lesen, in Verbindung mit der so gewaltsamen Abwechslung von Vorstellungen und Empfindungen […] Schlaffheit, Verschleimung, Blähungen und Verstopfung in den Eingeweiden, […] Siechheit und Weichlichkeit im ganzen Körper“ erzeuge.
Mal war es das Lesen, mal der Mangel an Frömmigkeit, der Rock’n’Roll, das Fernsehen oder die Mobiltelefone, die den Menschen schadeten und Unheil brachten, heute ist es das Netz, die E-Mail, das Smartphone oder das Chatten, die die Produktivität oder gar das Auskosten des „wahren Lebens“ hemmen. Das Netz zum Vergnügen zu benutzen oder zum ziellosen Browsen scheint als ein Hochverrat am Gebot zur Produktivität und Disziplin angesehen zu werden.
Wobei die Annahme, dass Dinge, die Menschen mit Vergnügen tun, nutzlos oder gar schädlich sein müssten, wahrscheinlich mindestens so alt wie die Menschheit ist.
Früher war es der Klerus, der sich Vorschriften ersann, wie man ein frommes und Gottgefälliges Leben zu führen habe. Heute sind es Herrscharen von Beratern, Trainern oder Selbstoptimierungsgurus die sich Tipps und Anleitungen ausdenken, wie man ein gesundes, glückliches und produktives Leben führen kann. Gebote und Dogmen wurden abgeschwächt zu Tipps oder Optimierungsanleitungen, aber die Zielrichtung ist immer noch die Gleiche: das Gewissen. Auf das Gewissen wird aus allen Rohren gefeuert, in der Hoffnung darüber konformes Verhalten zu formen. Menschen die produktiver, leistungsfähiger und gesünder sind. Menschen, die sich an vorgegebene Regeln halten.
Was wir stattdessen fördern sollten, sei es in der Schule, der Ausbildung, im Beruf, ist echtes Selbstbewusstsein. Selbstbewusstsein im Sinne von realistischer Eigenwahrnehmung, Intuition und der Fähigkeit die Signale des eigenen Körpers und Geistes richtig zu deuten. Menschen, die ihre Achtsamkeit und ihre Selbstwahrnehmung trainieren, achten meistens ganz gut auf Ihre Gesundheit und bemerken auch ohne Regelkorsett, wenn sie sich verausgaben oder in allzu viel Ablenkung verlieren¹. Wer sich selbst und seinen vermeintlich versteckten Signalen zuhört, muss keine Auszeit vom Netz nehmen, um zu sich selbst zu finden oder zum gefühlten Produktivitätsniveuau der Achtziger Jahre zurück zu kehren.
Zumal Flanieren, scheinbar zielloses Umherstreifen oder Rumdaddeln im Netz, den gleichen Sinn hat, wie kindliches Spielen; während wir uns spielerisch in ihr bewegen, lernen wir die (digitale) Welt zu begreifen, zu verstehen und schliesslich auch zu formen. Ohne eine gewisse Missachtung von Regeln, entstehen keine neuen Dinge, gibt es keine Kreativität. Innovation entsteht nicht, indem man mal eine Auszeit nimmt, sondern indem man das Selbstbewusstsein der Menschen fördert und sie ermuntert auf ihre Intuition zu hören — statt auf Besserwisser, die Enthaltsamkeit predigen.
Die Furcht vor Technologie, bzw. Fortschrittängste sind eng verknüpft mit der Furcht vor selbstbestimmten, emanzipierten Menschen. Das passt auch gut zusammen, weil beides eigentlich Furcht vor dem Unbekannten und Unberechenbaren ist. Sowohl Menschen, die tun was sie für richtig halten, als auch Technologie, die sich immer weiter entwickelt, werden nicht einfach verschwinden. Darauf sollten wir uns einstellen.
1) Siehe auch Patrick Breitenbach: „[Es] scheint sich ein ganz wichtiges neues Bildungs- und Kompetenzziel zu kristallisieren: Wir benötigen in Zukunft Menschen mit einer geübten und entwickelten Selbstwahrnehmung und Selbstachtung.“
anmerkung: das ist der text meiner ersten kolumne im (gedruckten) t3n-magazin. die kolumne ist im aktuellen heft nummer 38. in ein paar wochen kommt die neue ausgabe, mit einer neuen kolumne von mir. die taucht dann in ca. drei monaten hier auf.
weil ich für die kolumne bezahlt werde, enthält es auch gross und kleinschreibung. zwei links habe ich hinzugefügt. einiges an inspiration stammt (offensichtlich) aus katrin passigs standardsitualtionen der technologiekritik und technologiebegeisterung.
links vom 18.01.2015
buzzfeed.com: 27 Wortwitze, die Dich zur Weißglut bringen #
wirklich witzig wäre natürlich diese gif-reihe mal auf die bühne zu bringen. also nachzuspielen. oder so. na gut. mittelwitzig. ein bisschen. ach egal.
serienjunkies.de: Battle Creek: Trailer zur neuen Serie von Vince Gilligan #
sieht gut aus.