heute habe ich ein neues wort gelernt („framing“) und wie wichtig es ist auf twitter zu differenzieren („It's not that simple“). framing musste ich nachschlagen, das mit dem differenzieren war mir bekannt, aber ich wusste nicht, dass es auf twitter gefordert ist. ich dachte immer auf twitter soll man vor allem witzig und unterhaltsam sein.
aber der reihe nach. heute früh ist mir ein — wie ich finde — kleines, total pfiffiges wortspiel eingefallen. ich habe es natürlich gleich getwittert und gebloggt.
auf das wortspiel kam ich, nachdem mir heute früh auffiel, wie sehr sich obama (zu recht und sehr gekonnt) bemüht, für seine gesundheitsreform öffentlichkeitswirksame werbung zu machen: gestern bei colbert, wo er sich der gesundheitsreform zu liebe kräftig über sich selbst lustig machte, und vor ein paar monaten, im märz, bei zach galifianakis zwischen zwei farnen. auch dort liess er es sich nicht nehmen, witze über sich selbst zu machen.
luci @autofocus wies mich unter dem bild korrekt darauf hin, dass die folter unter der bush-regierung stattfand — und nicht in obamas amtszeit¹. leider verwechselte sie dann barack obama mit der senatorin dianne feinstein, bzw. den senats untersuchungsausschuss unter feinstein, mit dem weissen haus unter obama:
@diplix war die Folter nicht unter der Bush Administration? Während Obama sie öffentlich macht?
ob sich dieser tweet von @autofocus dann noch auf mich bezog oder auf alle die obama kritisieren oder nur auf republikaer oder leute mit tea-party-stil bezog, weiss ich nicht:
@MeredithHaaf Dieses "schieb alles auf Obama" ist halt auch astreiner Republikaner-Stil.
was, wenn in meinem „beknackten Banner“ tatsächlich schuldzuweisungen, tea-party- oder republikaer-stil zwischen den zeilen steckten?
also schaute ich mal nach:
hm. da scheint tatsächlich was zwischen den zeilen zu stehen — in comic sans?
ach je. ich muss echt ins differenzierungsbootcamp.
1) ist natürlich auch nicht so „simple“: zwangsernährung und misshandlungen gab es auch unter obama, beispielsweise in guantanamo, das entgegen obamas wahlversprechen übrigens auch noch nicht aufgelöst wurde.
Ever realised how fucking surreal reading a book actually is? You stare at marked slices of tree for hours on end, hallucinating vividly
auch wenn barack obama weiterhin versucht die foltermethoden des CIA zu verschleiern oder zu decken und dokumente auch dem geheimdienst-komitee des senats vorenthält, auch wenn er weiterhin für masslose, anlasslose total-überwachung grosser teile der menscheit steht, lustig kann er auch sein, vor allem wenns um werbung für seine gesundheitsreform geht.
so gibt’s jetzt quasi beides: obama care und obama doesn’t care.
(die comedy-central-videos sind nur aus den USA abrufbar, oder durch einem VPN-tunnel. zwischenzeitlich gibt und gab es kopien des auftritts auf youtube, die aber von viacom zügig entfernt werden.)
Ein Prenzlauer Berger soll 15 Euro wegen Falschparkens zahlen. Seit drei Jahren weigert er sich, und saß deswegen schon im Gefängnis. Er will weiterkämpfen, koste es, was es wolle.
wie der strand bookstore amazon überlebt hat: unter anderem auch neue bücher verkaufen, rezensionsexemplare von kritiker aufkaufen und ...:
The Basses have also tapped into New York's great subsidizing resource: the global rich. If you've bought $15 million worth of living space on Park Avenue, it probably has a library, so what's another $80,000 to fill those shelves? Make a call to the Strand with a few suggestions -- “sports, business, art" -- and a truckful of well-chosen, excellent-condition books will arrive. (Fred recalls that when Ron Perelman bought his estate on the East End from the late artist Alfonso Ossorio, the Strand had just cleared out Ossorio's library; Perelman ordered a new selection of books, refilling the shelves.) In more than a few cases, the buyers request not subject matter but color. In the Hamptons, a wall of white books on a few favored topics is a popular order, cheerfully fulfilled.
ich war anfang der neunziger jahren zum ersten mal dort. im keller roch es muffig, die ausstattung wirkte wie ein überdachter trödelmarkt. als ich dieses jahr mal wieder dort war, roch es nicht mehr muffig und der laden wirkte etwas aufgeräumter. aber die anregende atmosphäre, das gefühl über all schnäppchen zu sehen und das bedürfnis dort zu übernachten, war immer noch wie damals. /via
und ich weise gerne nochmal darauf hin: ich benutze keinen adblocker, aber dafür ein schrott-blocker, der verhindert das tracker, bugs, scripte und apps von dritten auf webseiten nachgeladen werden. das ist quasi eine browser-seitige heise zwei-klick privatshären-lösung. schöner nebeneffekt: nur anbieter die keine adserver von dritten nutzen kommen bei mir mit ihrer werbung durch.
jim edwards meint, dass niemand merkt, wie apple das nächste grosse ding vorbereitet: telefone zum zahlungsmittel ausbauen:
Most people think that Touch ID is about security - no one can use or steal your iPhone 5S because you cannot unlock it without the owner's fingerprint. But as Business Insider has noted before, Touch ID has a much more important application as a business. Because it makes your phone almost completely secure, the iPhone suddenly become an almost perfect mobile payments device.
alle sind sich irgendwie einig, dass schnelle, allgegenwärtige kommunikationsnetze für die zukunft entscheidend sind. die privaten netzbetreiber wollen den breitbandausbau aber nur vorantreiben, wenn ihnen sprudelnde gewinne in aussicht stehen, weshalb sie die netzneutralität aus dem weg geräumt haben möchten, die deutsche regierung will nicht selbst investieren, sondern anreize für die privaten netzbetreiber schaffen.
Als Gründe dafür, dass diese Projekte bisher nicht angegangen wurden, nennt die Bundesregierung [...] beim Breitbandausbau - mangelhafte Renditeaussichten für Privatinvestoren.
und was kommt am ende raus? halbgarer murks, und das ausgerechnet beim breitbandausbau, der infrastruktur die die basis des künftigen globalen wettbewerbs und wachstums ist, bei dem wir schon jetzt hinterherhinken. /via
schöner kleiner kommentar von pascal paukner zur netzneutralität und warum das bild von den schnellen überholspuren oder den sicheren verbindungen für „spezialdienste“ quatsch ist:
Wären die Straßen in Europa in einem so miserablen Zustand, dass für Krankenwagen und Feuerwehrautos kein Durchkommen mehr wäre, würden Politiker schief angeschaut, die forderten, man müsse Privatstraßen für Rettungskräfte bauen.
Stattdessen würde man hergehen und schleunigst in die öffentliche Infrastruktur investieren. Auch wenn das steigende Kosten bedeutete. So sollte man auch mit dem Internet verfahren.
niemand fordert privatstrassen für krankenwagen. ausser die regierung im neuland.
hört sich vielversprechend an, was deutsche und europäische fernsehmacher gerade machen:
Gut möglich also, dass das deutsche Fernsehen schon bald jene Probleme bekommt, die es sich so lange gewünscht hat. Wie viel sie ihrem Publikum zumuten können oder wollen, durften die Autoren und Regisseure lange genug nicht herausfinden, jetzt geht es ihnen ein bisschen wie einem Alkoholiker, der nach Jahren der Abstinenz das kontrollierte Trinken lernen muss. „Sicher werden wir auch Dinge scheitern sehen“, sagt Berben. „Aber auch in Amerika gibt es Unmengen von seriellen Erzählungen. Wir sehen immer nur die Erfolge.“ In der aktuellen „Goldgräberstimmung“ sieht er zwar auch die Gefahr, „den Markt aus dem Auge zu verlieren“ - und trotzdem eine einmalige Chance: „Wir müssen diese Phase nützen, um viel auszuprobieren.“
ausprobieren, verwerfen, neu probieren ist sicherlich das, was der fernsehbranche hier lange gefehlt hat — eigentlich fast jeder branche.
ich habe mich kürzlich was ganz anderes gefragt: ist bei film und fernsehen mittlerweile — zumindest bei meiner persönlichen wahrnehmung — das gleiche passiert wie bei der musik? dass deutscher gesang sich oft einfach unerträglich anhört und man sich lieber englischsprachigen gesang anhört, weil das erträglicher ist? ich würde, wenn ich mich das so direkt frage, eher zu einem nein tendieren. nicht die (deutsche) sprache ist unerträglich, sondern viele deutsche schauspieler (und sänger). denn es gibt bemerkenswerte ausnahmen. pastevka, daniel brühl, anke engelke, christoph maria herbst (und viele, viele mehr) — und auch in sachen deutschsprachiger musik fallen mir einige beispiele ein. es wird also bestimmt alles gut.
Als die Schwiegermutter uns eine LED-Kerze eines ehemaligen Kaffee-Konzerns schenkte, lachten wir sie noch aus. Aber wie so oft: mit wachsender Erfahrung wächst die Einsicht in die Weisheit der Eltern. Und manchmal sieht man beschämt die Eltern early adoptend.
ich hab auch kürzlich noch über diese LED-kerzen gelacht. am samstag war ich kurz davor mir eine „echtwachs“ LED-kerze zu kaufen. früher gabs auch glühbirnen in kerzenoptik, sehr funzelig, mit sehr rötlichem licht, aber ich fand die damals toll und habe jahrelang überlegt wie man um das leuchtmittel eine schöne leuchte, bzw. halterung bauen könnte.
kurzkritik #interstellar: ganz grosser pathetischer scheiss, mit 1 paar wirklich guten details & ahas. viel gelacht über hans zimmers musik.
katia kelm und susanne englmayer bieten einen schreibkurs für blogger und bloggerinnen an:
Nahezu unverzichtbar ist die Arbeit am Text und damit verbunden der Austausch mit anderen, die sich auf ähnlichen Wegen befinden. Und das am besten in jeder einzelnen Phase der Reise - beim Schreiben und Lesen, beim Vorlesen und Hinhören, nicht zuletzt beim Erkennen und Benennen der differierenden Absichten und Erfahrungen innerhalb ein und desselben Textes.
Kurzum: Jeder, der nicht über exquisite Verdrängungsleistungen verfügt, kann seit Langem wissen, dass die Internet-Revolution die klassischen Printmedien unumkehrbar marginalisiert. Es wird auch in zehn, zwanzig und dreißig Jahren noch gedruckte Bücher und Zeitungen geben - aber eben so, wie es heute noch Pferde und Kutschen gibt. Keine kulturkritisch-nostalgische, in sich noch so überzeugende Klage über die großartige Haptik von Büchern, den Geruch einer frischen Zeitung und das anheimelnde Rascheln beim Umblättern einer Seite wird etwas daran ändern, dass sich elektronische Publikationsformen aufgrund ihrer ökonomischen, ökologischen und vor allem logistischen Vorteile durchsetzen - ach was, bereits durchgesetzt haben.
es gibt sogar mehr pferde und segelboote als jemals in der geschichte -- aber die werden eben nicht mehr zum transport oder briefversand genutzt, sondern als hobby oder sport. papier war nach steinplatten, papyrus und schweinehäuten auch mal ein neues medium und hat sich wegen einer besseren usability und wirtschaftlichkeit durchgesetzt. nicht wegen der haptik oder sinnlichkeit. und genau dehalb setzen sich elektronische verbreitungswege jetzt durch -- auch wenn an der sinnlichkeit, teilweise schon ganz erfolgreich, noch gearbeitet wird
ben kingsley hat was gesagt und christoph koch hat mitgeschrieben:
Wenn ich meine Rollen auswähle, dann suche ich nach großen, bedeutenden Männern. Viele der Männer, die ich spiele, sind deutlich intelligenter als ich. Andere sind weitaus geduldiger, andere viel brutaler. Aber genau das ist die Herausforderung. Wie ein Berg, der sich vor einem erhebt und von dem man am Anfang denkt, dass man ihn nie erklimmen wird. Bis man es dann versucht.
schönes plädoyer für mehr lokaljournalismus von juliane wiedermeier:
Die Kollegen, die jeden Tag in der gut gefüllten Bundespressekonferenz sitzen, können sich das wohl kaum vorstellen. Aber im Lokaljournalismus ist man oft allein auf weiter Flur. Jeder, der dort irgendwas macht und veröffentlicht, ist schon ein Gewinn. Dennoch fühle ich mich oft wie jemand, der mit einer kleinen Taschenlampe in einem riesigen Keller steht und mal hierhin leuchtet, mal dorthin.
bei vodafones kleinem kongress am donnerstag habe ich gelernt, welche chancen schnelle kommunikationsnetze uns jetzt und in zukunft bieten. gerhard fettweis zeigte, welche zukunftschancen in echtzeitkommunikationssystemen mit niedrigen latenzzeiten liegen, jeder zweite vortragende schien sich bereits heute auf die nächste generation mobiler netzwerkarchitekturen zu freuen. niedrige latenzzeiten, grosse datenvolumen, allgegenwärtigkeit und zugänglichkeit — das ist die grundlage der vernetzten gesellschaft.
unser internetzugang zuhause lahmt ein bisschen. auf dem papier hat er 16 mbit/s, praktisch kommt bei uns etwa die hälfte an, raus geht’s mit 750 kbit/s. da über die leitung mittlerweile nicht nur das telefon geht, sondern auch die tagesschau, hd-filme, netflix, youtube, vpn-tunnel zur arbeit — also grosse teile unseres lebens — dachte ich anfang 2014: das könnte ruhig ein bisschen schneller sein.
also habe ich bei o2 angerufen: ja, das geht, technisch könne ich 50 mbit/s haben. natürlich gehe das mit dem derzeitigen vertrag nicht, ich müsse einen neuen vertrag abschliessen. ob ich denn alle vier telefonnummern behalten wolle? das gehe dann leider nicht, die dsl-router könnten das [aus irgendwelchen gründen] noch nicht. urks. dann eben nicht, sagte ich der o2-stimme.
im sommer prüfte ich das angebot von o2 erneut, weil ich plötzlich ein LTE-fähiges handy besass und sah: 50 mbit/s und mehrere telefonnummern funktionieren jetzt. man kann das DSL sogar mit ner fritzbox bekommen. also habe ich mitte august telefonisch einen neuen DSL-vertrag beauftragt. ein paar tage später bekam ich einen rückruf für den „datenabgleich“. die freundliche dame erklärte mir, dass ich demnächst ein paar formulare zugeschickt bekäme die ich zurückfaxen müsste (ich muss immer über das wort „faxen“ lachen) und in 6 wochen würde ich wahrscheinlich meine neue fritzbox zugeschickt bekommen und die umstellung würde dann in den folgenden tagen erfolgen.
jetzt, 4 monate später, zeigt mir die fritzbox immer noch 6,0 mbit/s downstream-geschwindigkeit an. meine vertragsumstellung ist seit 4 monaten bei o2 in bearbeitung. mich stört das im prinzip nur minimal, was mich aber ernsthaft schockiert ist die unfähigkeit von o2 zu kommunizieren. seit dem anruf zum „datenabgleich“ hat o2 keinen kontakt mehr mit mir aufgenommen. eine auftragsbstätigung bekam ich erst auf nachfrage.
ich rufe ungefähr alle 4 wochen bei der hotline an, stelle eine einfache frage („können sie mir etwas zum status meiner bestellung sagen?“) und werde in der regel drei bis viermal zu verschiedenen ansprechpartnern mit unterschiedlichen kompetenzniveaus und berechtigungsstufen durchgestellt; von der hotline zur DSL-abteilung, da die erste DSL-abteilung die vertragsdetails nicht einsehen kann, werde ich dann noch in eine andere DSL-abteilung verbunden, die die vertragsdetails einsehen kann, aber auch nichts sagen kann. vor zwei monaten sagte mir eine mitarbeiterin der DSL-abteilung, die auch vertragsdetails einsehen kann, dass das problem eine andere abteilung sei, die leider mit einem anderen system arbeite und derzeit die interne portierung blockiere.
das war, wie gesagt, im oktober; zwei monate nach der bestellung hing mein vertrag im system- und abteilungschaos bei o2 fest.
hihi; die @o2de hotline so: meine DSL-umstellung verzögert sich, weil o2 auf den eigenen, internen portierungsauftrag nicht antwortet.
@o2de versprach mitte oktober nach diesen tweet per DM:
Vielen Dank, wir schicken das noch mal in die Fachabteilung und machen da etwas Druck.
mitte november liess ich mir bei meinem monatlichen anruf von der DSL-abteilung sagen, dass man das jetzt mal ordentlich eskaliere. meinen wunsch etwas über den status oder die natur der probleme zu erfahren, konnte der mensch am telefon nicht nachkommen. er könne nichts anderes tun, als den fall zu „eskalieren“. auch @o2de versprach erneut:
Dass Du mittlerweile wirklich verärgert und genervt bist, kann ich bei dem Ausmaß an Schwierigkeiten verstehen. Die Kollegen haben Deinen …
Fall an die Fachabteilung weitergeleitet und versuchen so schnell es geht eine Lösung zu schaffen.
seitdem ist wieder beinahe ein monat vergangen, ohne dass ich ein sterbenswörtchen von o2 gehört habe.
Die Telefónica Gruppe zählt mit einer Präsenz in 24 Ländern weltweit und einer Kundenbasis von mehr als 313 Millionen Anschlüssen zu den größten Telekommunikationsgesellschaften der Welt.
ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob grösse etwas gutes ist oder etwas mit dem man sich brüsten sollte. deshalb habe ich bei einen kleinen, bescheidenen vorschlag für eine ergänzung der FAQs oder der firmenselbstbeschreibung:
Bei unserer europäischen Expansion haben wir uns leider total übernommen und die Schwierigkeiten bei der Zusammenführung verschiedener EDV-basierter Verwaltungssysteme und Abteilungen sträflich unterschätzt. Wir entschuldigen uns daher bei unseren Premium- und Bestandskunden, dass wir deren Anregungen und Wünsche derzeit nicht bearbeiten können. Alle unsere zweihundertfünfzigtausend Mitarbeiter sind derzeit mit internen Prozessen, Neukundenakquise und dem Inkasso beschäftigt. Sollten sie Bestandskunde sein, melden sie sich bitte in ein paar Jahren nocheinmal, wenn unsere Umstrukturierung abgeschlossen ist.
tl;dr: seit mitte august schafft o2 es nicht meine vertragsumstellung durchzuführen, vermutlich wegen abteilungshickhack, inkompatibler computersysteme und der unfähigkeit intern und extern zu kommunizieren.
[nachtrag 09.12.2014]
es tut sich offenbar etwas, nachdem @o2de zum dritten mal „in den fachabteilungen“ nachgefragt hat:
@o2de schrieb mir eben auf twitter, dass „die Schaltung“ nun für den 15.01.2015 geplant sei. sobald der termin für den telekom-techniker bestätigt sei, bekäme ich nochmal gesondert bescheid. ich finde das sehr erfreulich und muss das twitter-team von o2 ausdrücklich loben (keine ironie). aber dass twitter der einzige funktionierende feedback-kanal eines milliarden-schweren kommunikationskonzerns zu sein scheint, beunruhigt mich dann wieder ein bisschen. aber das wird schon. bestimmt. nach fast fast einem halben jahr.
das ist schon ein kunststück: jakob augstein schreibt eine ganze kolumne über george packers merkel-portrait und schafft es nicht das ding zu verlinken (siehe wirres.net vom 30.11). ich entziehe hiermit spiegel online das „online“.
vodafone hat mich heute auf die veranstaltung digitising europe im gasometer eingeladen. weil die kanzlerin auch auf der konferenz sprechen wollte, waren die sicherheitsvorkehrungen sehr, sehr hoch:
im vorfeld musste ich meinen geburtsort und mein geburtsdatum angeben. wegen dem BKA, wie es hiess.
nachdem wir (ich war mit dem nufdort) uns unsere umhängeausweise abgeholt hatten und um kurz vor 10 ins gasometer gehen wollten, wurden wir dort abgewiesen, weil unsere umhängeausweise keinen roten punkt hatten.
also sind wir 200 meter zurück zum akkreditierungsschalter gegangen, haben uns dort rote punkte auf den umhängeausweis kleben lassen und konnten dann ins gasometer.
im gasometer musste ich meinen laptop einmal einschalten, um zu beweisen, dass mein laptop ein computer ist.
im gasometer haben wir uns dann alle sehr sicher gefühlt.
die rede von angela merkel war erstaunlich fluffig und im gegenteil zu ihren vorrednern, die beide leitende positionen bei vodafone innehaben, auch erstaunlich buzzwordfrei. ich mochte auch, dass merkel IT wie „informations-technologie“ aussprach und nicht wie „information technology“. weil ich mir keinen notizen gemacht habe, sind mir von angela merkels rede nur zwei dinge im gedächnis geblieben: merkel meinte, man solle bei innovationen, IT- und netztechnologien nicht nur die risiken betrachten, sondern auch die chancen. daraus leitete sie unter anderem ab, dass man beim thema datenschutz sowohl gesetzliche möglichkeiten schaffen müsse, die eine weitgehende personalisierung von kommerziellen angeboten ermögliche, als auch die kontrollmöglichkeiten einzelner, was ihre privatsphäre angeht, stärken müsse. auch wenn das natürlich eine sowohl-als-auch-aussage ist, kann man da eigentlich nichts gegen sagen und dieses sowohl-als-auch spiegelt sehr gut meine persönliche meinung zum datenschutz. wie sich das konkret auswirkt, wenn das in gesetzesform gegossen wird, könnte natürlich noch spannend werden.
bei der netzneutralität wurde merkel konkreter. sie wiederholte die seit kurzem bekannte (und falsche) regierungshaltung, dass sowohl das „freie, offene und allgemein zugängliche internet“ geschützt werden müsse, wie auch möglichkeiten für „innovative spezialdienste“ geschaffen werden müssten. heise zitiert merkel wie folgt:
„Innovationsfreundliches Internet heißt, dass es eine bestimmte Sicherheit für Spezialdienste gibt“, sagte sie. „Die können sich nur entwickeln, wenn auch berechenbare Qualitätsstandards zur Verfügung stehen.“ Diese „Spezialdienste“ sollten bevorzugt durchs Netz geleitet werden.
mich erinnert diese haltung ein bisschen an orwells farm der tiere (oder den CIA filmanimal farm)
Alle Dienste sind gleich, aber manche sind gleicher.
die gut lobbyierte regierungs-, bzw. telekomunikationsanbieterhaltung zur netzneutralität ist so absurd und unlogisch, dass sie eigentlich nur von bürokraten oder profitorientierten massanzugsträgern stammen kann. versucht man sie zu verbildlichen, kommt man auf aussagen wie:
wir sind für einen freien, offenen markt, aber bestimmten waren wollen wir zölle auferlegen, um innovationen zu fördern.
oder nochmal anders gesagt: das was merkel und die vO₂dakoms europas sich unter netzneutralität vorstellen, ist nicht der forsche ausbau des autobahnnetzes, sondern investitionen in profitabel erscheinende privatautobahnen, auf denen man, während der autobahnausbau schleppend oder gar nicht vorangeht, fürs vorankommen blechen muss.
das ist ja im prinzip legitim, nur leider haben telekomkonzerne nicht den mut offen zu sagen, dass sie ihre netze nur ausbauen wollen, wenn ihnen die netzneutralität nicht in die quere kommt und ihre geschäftsmodelle gefährdet. stattdessen verschleiern sie ihr profitstreben mit nebelkerzengerede von „innovation“, „sicherheit“ und „zukunftsfähigkeit“.
apropos innovation. wenn man den präsidenten, CEOs, CTOs heute zuhörte, könnte man denken, wow, die telekommunikationsbranche sprudelt ja nur so vor innovation. GSM, 1G, 2G, 3G, 4G und demnächst sogar 5G, smartphones, handys und demnächst noch innovativere, unvorstellbar schnelle dienste — wie toll sind diese konzerne denn bitte? irre, was die in den letzten 30 jahren so geschaffen haben.
und dann fällt einem wieder ein, wie die telekom, vodafone und wie sie alle heissen, jahrelang innovationen gebremst haben, indem sie, zum beispiel, telefonherstellern absurde vorschriften gemacht haben und so telefonfunktionen konsequent kastriert haben, um proprietäre und teure angebote zu pushen, die keiner wollte. errinnert sich noch jemand an WAP? i-mode? vor 14 jahren wurden diese dienste von den telekomunternehmen als heisser scheiss gepusht riesengrosse innovationen gefeiert - und niemand wollte sie und kaum einer nutzte sie.
damals, wie heute bei der aufweichung der netzneutralität durch sogenannte „schnelle überholspuren“, ist die motiviation solcher „innovationen“ in erster linie kaufmännisch. man macht sich hoffnungen, damit ganz viel geld verdienen zu können.
wenn man vodafone, der telekom, telefónica und all den anderen anbietern von netzdiensten die „innovationen“ überlässt, kommen sachen raus wie zur jahrtausendwende vizzavi, sperrung von telefonfunktionen wie bluetooth und infrarot, damit man fotos vom telefon lediglich (teuer) per MMS verschicken kann oder (überteurte und oft abo-basierte) downloadportale für klingeltöne und bilder. wenn man an dieses prä-smartphone-zeit zurückdenkt, assoziert man mit den netzanbietern eher innovationshemmer, als -treiber. wobei das heute nicht anders ist, man denke nur an den routerzwang, willkürliche drosselungen und nicht vorhandenenes internet in grossstadt-ubahntunneln.
die beste visualisierung der innovationskompetenz der grossen netzanbieter ist die absenz eines einfachen und breit akzeptierten mobilen bezahlsystems in europa. obwohl da seit 20 jahren kräftig „innovation“ betrieben wird, ist im endkundenmarkt genau gar nichts angekommen.
das war so ungefähr, was mir bei der selbstbeweihräucherung von vodafone und der telekommunkationsbranche heute im gasometer durch den kopf ging. und ich bin mir sehr, sehr sicher, dass die aufweichung der netzneutralität, die vodafone, die telekom, telefónica (usw.) erfolgreich als innovationsgarantie lobbyiert haben, genau die gleichen folgen haben wird, wie damals™: innovation ersticken, endkunden nerven, gründer ohne kapital benachteiligen und für eine weile ein paar lausige pennys in die taschen der netzanbieteraktionäre spülen.
bis wieder jemand von aussen kommt und die kleinlichen, gemeinwohlfeindlichen geschäftsmodelle der netzanbieter in der pfeife rauchen wird — so wie es apple, google, whatsapp, facebook, aber vor allem das offene, freie internet erst kürzlich getan haben.
renée j. james rede über grosse datenmengen (big data) fand ich relativ beeindruckend, aber ihre folien waren wirklich sehr überambitioniert.
jörg dräger redet englisch wie christoph waltz. sein vortrag war aber trotzdem — oder gerade deshalb — super.
ulf ewaldsson hat das bester sprecher-training aller vortragenden genossen. er hielt sich nicht mit details oder kleinkram auf, sondern wanderte an den grossen innovationslinien der telekomunikationsindustrie entlang, intonierte seine worte wie tim cook und war dabei trotzdem noch überzeugend und glaubwürdig.
matthew kirk hatte neben der moderatorin mishal husain den angenehmsten britischen akzent und könnte ohne kostümwechsel eine rolle in jedem beliebigen remake von 70er-jahre fernsehserien mitmachen. und mishal husain könnte ohne kostümwechsel in the newsroom mitspielen.
kenneth cukiers anzug passte nicht besonders gut, aber sein vortrag war einer der wenigen, in dem es nicht um die eigenen leistungen ging.
auch wenn das was ich oben über innovation und netzneutralität schrieb etwas negativ klingt, ich fand die veranstaltung heute sehr erhellend und für so eine selbstvergewisserungsnabelschau auch sehr divers. es ist erstaunlich, was sich in den letzten 20 jahren in der kommunkationsbranche getan hat und noch erstaunlicher, was sich mit allgegenwärtigen, schnelleren, besseren netzen noch alles denken lässt. vor allem zeigt sich, dass hier, in der netzinfrastruktur, der entscheidende (und kritische) punkt für die zukunft liegt. wie diese zukunft aussieht, wurde heute im inspirirenden, wie im beunruhigenden sinne deutlich. es zeigt sich vor allem, was wir alle, die politik, unternehmen, die gesellschaft, viel zu lange nicht erkannt haben: dass die netzinfrastrukturen viel zu wichtig sind, um sie alleine der profitorientierten privatwirtschaft zu überlassen. danke vodafone, für die erinnerung. vielleicht fasst das ja auch jemand so für angela merkel zusammen. die sz hat es mal versucht.
[nachtrag 05.12.2014] heise meldet, dass die bundesregierung bereits ein konzept in der schublade hat:
Spezialdienste dürften nur „bei ausreichenden Netzkapazitäten erbracht werden“, heißt es demnach in einem Konzept des Bundeswirtschaftsministeriums, auf das sich das Bundeskabinett nun geeinigt habe. Es wolle demnächst einen Vorschlag in die europäischen Verhandlungen einbringen.
Insgesamt plane die Regierung, ein offenes, gleiches Internet für alle und eine garantiert reibungslose Abwicklung von Spezialdiensten wie Video on Demand oder Telemedizin gegen Aufpreis. Spezialdienste dürften nicht diskriminierend auf andere Dienste wirken und andere Internetangebote nicht ersetzen. So soll die Vielfalt im Netz erhalten werden. Die Regulierungsbehörden sollen sicherstellen, dass diese Vorgaben eingehalten werden.
für mich hört sich das nach einem ähnlich undurchsichtigem gewurschtel wie beim leistungsschutzrecht an. wie wird „ausreichend“ definiert? wann genau, diskriminieren „spezialdienste“, wann nicht? hier scheinen sich grosse interpretationsspielräume zu öffnen und in der folge dann rechtsunsicherheiten.
Was immer klarer wird: Diese Bundesregierung möchte mangelnde finanzielle Unterstützung für den Breitbandausbau mit weniger Netzneutralitätsregeln für die Telekommunikationsunternehmen kompensieren.
Mit dem vorgelegten Positionspapier werden Drosselkom-Tarife legalisiert, aber derzeitigen Verletzungen der Netzneutralität nicht wirksam einen Riegel vorgeschoben. Das liest sich erstmal wie eine Mogelpackung.
dass blogger immer alles fotografieren müssen, ey.
steffan heuer und thomas ramge wunderbar differenziert über google und seine vielen gescheiterten strategien:
Von außen und über die vergangenen Jahre hinweg betrachtet, scheinen die Investitionsentscheidungen von Google vor allem den persönlichen, hochfliegenden Vorlieben der beiden Gründer zu folgen. Die stecken das Scheitern von großen Projekten beachtlich souverän weg. Nach einem geheimen Masterplan mit dem Ziel der Weltherrschaft sieht das eher nicht aus.
theresia enzensberger und hannes grassegger haben sich mal den datenhandel von grossen publikumstiteln angesehen:
Deutsche Medienhäuser kämpfen in ihren Zeitungen und Magazinen meist engagiert für den Datenschutz. Doch manche handeln gleichzeitig mit ihren Kundendaten.
Profisurfer sind braun gebrannte Beaus und schöne Frauen in Bikinis. Wer anders aussieht oder sich der Soft-Porno-Ästhetik verweigert, findet in der Szene keinen Platz.
ich glaube man kann das für viele sportarten verallgemeinern: gebt dem volk arsch und spiele.