ich habs nicht leicht, auch wegen der vielen steve jobs biopics. mir sagen jetzt schon real,-kassierer, dass ix wie steve wozniak aussähe.
videotheken: weggeströmt

vox.com: I worked in a video store for 25 years. Here’s what I learned as my industry died.
dennis perkins hat 25 jahre in einer videothek gearbeitet und meint dort etwas gelernt zu haben:
An algorithm is no substitute for human interaction
Over the years, we’d come to know our customers’ tastes, their pet peeves, and their soft spots. Our experience and movie expertise helped us make informed, intuitive leaps to find and fulfill entertainment needs they didn’t even always know they had. I’ve had parents hug me for introducing their kids to Miyazaki and The Iron Giant. Nice old ladies have baked me cookies for starting them off on The Wire.
ich war früher sehr regelmässiger videothek-, später dann DVDhekbesucher. ich habe mich in all den jahren nicht einmal „beraten“ oder mir sachen persönlich empfehlen lassen. ich will nicht ausschliessen dass die persönliche beratung für manche gut funktioniert. empfehlungen haben etwas mit vertrauen (und vertrautheit) zu tun, und mit angestellten in einer videothek möchte ich nicht erst vertrautheit und vertrauen aufbauen, bevor ich etwas ausleihe. das war mir schon vor 10 oder 20 jahren zu mühsam.
was in meiner lieblingsvideothek immer gut funktionierte war das hervorheben von einzelnen titeln auf den regalen. gute „kuration“ ist im übertragenen sinne natürlich auch beratung. so habe ich habe breaking bad und the good wife durch geschickte platzierung in meiner videothek „entdeckt“. obwohl, genaugenommen lag es wohl daran, dass sie damals neuzugänge waren und dementsprechend im originalversionen-regal standen. the wire habe ich übrigens aus der FAZ oder FAS empfohlen bekommen.
With online streaming, we don’t decide — we settle. And when we aren’t grabbed immediately, we move on. That means folks are less likely to engage with a film on a deep level; worse, it means people stop taking chances on challenging films. Unlike that DVD they paid for and brought home, a movie on Netflix will be watched only so long as it falls within the viewer’s comfort zone. As that comfort zone expands, the desire to look outside of it contracts.
halte ich ebenso für quatsch. ich habe mir schon die abstrusesten filme auf netflix angesehen, für die ich in der DVDhek niemals geld ausgegeben hätte. wenn mir jemand sagt: „schau das!“ schau ich mir das an und vertraue dem urteil auch, wenn ich nicht sofort in den film oder die sendung gesaugt werde. ausnahme: /w Bob and David auf netflix, das nilz bokelberg gerade auf wired.de empfahl. hab ich nach 10 minuten abschalten müssen weil ich mich in der tat nicht auf einer tieferen ebene damit auseinandersetzen wollte.
mir kommt das, was dennis perkins hier sagt, ziemlich arrogant vor. natürlich gibt es menschen die keine lust haben filmkritiken anzusehen oder unsicher bei der auswahl ihrer abendunterhaltung sind. natürlich gibt es leute, die froh sind, wenn sich jemand auf sie einlässt und sich mühe gibt, sie zu beraten oder passende oder grandiose filme zu empfehlen. aber zu glauben angestellte in videotheken seien für empfehlungen, das perlentauchen oder qualitätssehen unerlässlich ist reine arroganz. es gab schon immer und gibt nach wie vor medien, freunde, kollegen, bekannte — ja auch marketingmassnahmen — die genau dafür sorgen, dass wir unsere lahmarschigkeit (comfort zones) verlassen und uns auf die suche nach aufregendem, neuen oder überraschenden input machen. das hat immer schon auch gut ohne persönliche beratung funktioniert.

A good video store curates culture. Subjective? Certainly. But who do you want shepherding the legacy of TV and movies — a corporation or a store filled with passionate, knowledgeable movie geeks?
dank des internets haben wir alle zugriff auf passionierte und fast allwissende filmfreunde. wir können uns vortrefflich über mainstreamkultur austauschen, aber eben auch in beliebige subkulturelle filterblasen herabsteigen. wir können uns im netz überall und ständig fingerzeige geben lassen, wo wir bestimmte filme oder serien finden. wenn mir jemand sachen empfiehlt, die ich gerne angesehen habe, werde ich das nächste mal auch wieder auf ihn oder sie hören. und ja, zum teil funktioniert das auch auf den webseiten der grossen plattformen. dort finden wir in den bewertungssektionen die gleichen passionierten und wissenden „movie geeks“, die sonst in videotheken rumhingen.
A great video store’s library of films is like a little bubble outside the march of technology or economics, preserving the fringes, the forgotten, the noncommercial, or the straight-up weird.
aber auch die algorithmen, zum beispiel von netflix, leisten gute arbeit. ich habe mir noch nie so viele skandinawische filme (im original) angesehen, wie in den letzten jahren. letzte woche empfahl mir der netflix algorithmus einen polnischen film, der gar nicht mal schlecht war.
wichtiger noch, erst durch streaming dienste wie netflix oder amazon prime habe ich überhaupt zugriff auf bestimmte filme. was dennis perkins „the fringes“ nennt, nennt man im internet auch den „long tail“, dass abseitige, unkommerzielle lebt im internet und auf streaming-plattformen genauso gut, wie in einem liebevoll geführten filmladen an der ecke.
tileo.wordpress.com: Konzentrationstest
ti_leo kann sich besser konzentrieren, ist schneller und sorgfältiger als ich. dafür habe ich meine arbeitsleistung über die zeit verbessert, sie hat nachgelassen.
oder anders gesagt: in dem was ich mache bin ich unterdurchschnittlich gut, habe aber nen langen atem und steigere mich langsam in richtung durchschnitt.
das sind meine konzentrationstest-ergebnisse:
Das bedeuten Ihre Ergebnisse im Einzelnen
Insgesamt wurden 95 von 196 Aufgaben bearbeitet, wobei 83% richtig gelöst wurden.Sorgfalt und Fehlerfreiheit liegen im befriedigenden bis guten Bereich. Eine weitere Steigerung würde das Ergebnis verbessern.
Wiederholen Sie den Konzentrationstest regelmäßig im Abstand von 6 Wochen um Ihr Konzentrationsvermögen zu steigern.
Konzentration und Ausdauer
Die Arbeitsleistung (Anzahl der richtig gelösten Aufgaben) ist im Vergleich mit anderen leicht unterdurchschnittlich. Und auch die Arbeitsgeschwindigkeit ist im Vergleich mit anderen leicht unterdurchschnittlich. Versuchen Sie, Ihr Arbeitstempo zu erhöhen, um bessere Leistungen zu erzielen.Konzentriertes Arbeiten erfordert Ausdauer. Ihre Arbeitsleistung blieb über die Zeit konstant bzw. verbesserte sich deutlich. Auch das Arbeitstempo konnten Sie deutlich steigern.
Insgesamt betrachtet, ist das Konzentrationsvermögen durchschnittlich und könnte durch spezielle Trainings deutlich gesteigert werden.
links vom 26.11.2015
spiegel.de: Überwachung für mehr Sicherheit? Ein fataler Trend #
sascha lobos kolumne wird immer besser. ich verstehe das ehrlich gesagt nicht, weil er ja nicht ewig immer besser werden kann und eigentlich immer auf das gleiche hinweist: die wachsende oder immer sichtbarer werden irrationalität unserer gesellschaft und politik. von mal zu mal werden seine argumente besser, evidenter, fluffiger, nachvollziehbarer. einige seiner letzten kolumnen wollte ich nach dem lesen unbedingt verlinken, liess es dann aber, weil ich glaubte, dass sie ohnehin schon jeder gelesen hat. heute würde ich die kolumne aber gerne explizit empfehlen.
Ja, der Planer der Anschläge von Paris hat Monate vorher öffentlich damit angegeben, wie leicht es ist, den Überwachungsapparat auszutricksen und vor Ort Anschläge zu planen. Er hat seinen Wohnsitz Belgien bestätigt und angedeutet, dass ein neuer Anschlag geplant ist. In einem für jeden zugänglichen Medium des IS.
Wenn also diese Daten offensichtlich nicht ausreichen, um einen Anschlag zu verhindern - welche Daten um alles in der Welt hofft man dann per Generalüberwachung zu bekommen? Die rationale Herangehensweise wäre das Eingeständnis, dass es nicht darum geht, neue Daten zu bekommen, sondern die längst vorhandenen besser auszuwerten. Die scheinrationale Herangehensweise aber wird sich durchsetzen: mehr Überwachung. Mehr Daten. Die Irrationalität dahinter lautet: Wir finden die Nadel im Heuhaufen nicht, also brauchen wir mehr Heu. Das hört sich so verstörend an, es könnte auch in Donald Trumps Wahlprogramm stehen. Es handelt sich aber ernsthaft um die europäische Strategie gegen den Terror.
tagesanzeiger.ch: «Ich wollte eine Legende schaffen» #
ziemlich tolles interview mit dem isländischen komiker und ex bürgermeister von reykjavik jón gnarr (via):
Gingen Dinge auch schief?
Ich kann nicht sagen, dass etwas wirklich komplett schiefging. Ich merkte bald: Ich kann das. Alle können das. Politik ist für jedermann. Es ist ja nicht so, dass man ein Flugzeug fliegen und zuerst die ganze Technik kennen muss. Ein Politiker sollte einfach verantwortungsbewusst sein, regelmässig im Büro erscheinen und einfach seinen fucking Job machen.
es lohnt sich wirklich das ganze interview zu lesen.
nachdenkseiten.de: Wie Amazon Kunden und den Staat täuscht – ein Selbstversuch #
etwas übergeigte überschrift, aber jens berger stellt gute und richtige fragen.
Wenn es um Steuervermeidung und Amazon geht, dann können wir nicht nur über die Steuervermeidungsstrategien von Amazon selbst sprechen – Amazon verhilft auch anderen Nicht-EU-Anbietern, ihrerseits Steuern zu vermeiden und dabei inländische Anbieter aus dem Markt zu drängen.
buzzfeed.com: 23 GIFs That Will Teach You A Damn Thing For Once In Your Life #
auch übergeigt die überschrift, trotzdem sind da schöne schöne GIFs dabei. serviert in amp-html.
thewalrus.ca: Catharsis Is a Superhero #
ziemlich gute zusammenfassung und parallelenzeichnung von jessica jones. leider relativ viele andeutungen und handlungsstränge, weshalb ich den text erst nach dem sehen von allen 13 folgen empfehlen würde.
turi2.de: Basta: Sponsored Post über Sponsored Posts. #
sehr meta.
Ralph Günther widmet den „Sponsored Posts“ auf lousypennies.de nun einen
ArtikelSponsored Post.
amazon.de: Mr. Robot [dt./OV] #
mr robot lässt sich bei amazon prime gucken. ich empfehle es gerne und immer wieder.
amazon.de: The Man in the High Castle [OV/OmU] #
das guck ich jetzt diese tage.
kottke.org: Tank with stabilized gun excels at balancing beer #
nach dem leider gefakten tänzer mit dem bierhalter, hier ein mutmasslich authentisches video von einem panzer, der in voller fahrt ein bier hält.
hauckundbauer.blogspot.com: Hach, ich könnte stundenlang so liegen bleiben! (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 22. November 2015) #

tomhillenbrand.de: Armer Autor, Du hast echt keine Freunde #
allein wegen des eingebetteten keks-klau-GIFs lohnt es sich, diesen artikel anzuklicken.
tileo.wordpress.com: Selbstgemachter Sauerteig aus Scheidenpilz #
it’s a thing, ja.
northkoreaninteriors.tumblr.com #
sensationelle aufnahmen nord-koreanischer innenarchitektur von oliver wainwright.
(via)
wired.com: Game of Thrones Teases Return of Jon Snow in New Poster #
war ja klar.
Home, sweet Office (t3n 42)

Präsenz ist relativ. Ich glaube, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass sich Präsenz, wie fast alles heutzutage, fragmentarisiert. Als ich mit 16 Jahren mit zwei Freunden per Mitfahrzentrale nach Frankreich zu einem zweiwöchigen Campingurlaub aufbrach, war meine Präsenz in Frankreich nahezu unfragmentiert: Ich war für meine Eltern nicht ohne Weiteres erreichbar. Es gab keine Mobiltelefone und eigentlich konnte nur die schneckenlangsame Briefpost oder der eine oder andere Münzfernsprecher meine totale Frankreichpräsenz ansatzweise aushebeln.
Wenn man früher verreiste, war man wirklich weg. Wenn man heute mit seinem Mobiltelefon verreist, sind nicht nur die Postkarten via Instagram et al. innerhalb von Sekunden in der Heimat, man ist auch per SMS oder Messenger so gut erreichbar, dass man ohne Weiteres von Multipräsenz reden könnte; wir können dank Technologie gleichzeitig an vielen Orten sein.
Manche sehen das, was moderne Kommunikationstechnologien uns heute ermöglichen, als den Horror der ständigen Erreichbarkeit an. Mich entspannt es, weil mir die Technologie – zumindest theoretisch – die Wahl lässt. Ich kann mein Mobiltelefon oder meinen Laptop schließlich immer noch abschalten.
Schon in den 90ern empfand ich meine Nichterreichbarkeit bei Abwesenheit von meinem Festnetzanschluss als umständliches Grauen. Ich hatte zwar, um meine Präsenz am Festnetz zumindest ansatzweise zu simulieren, eine Reihe Workarounds installiert, zum Beispiel durch den Anschluss eines Anrufbeantworters mit Fernabfragefunktion. Ich hätte damals alles gegeben (mein Lachen, meine Aufmerksamkeit oder ungeteilte Präsenz), um besser und entspannter erreichbar zu sein und auf den Fernabfragequatsch in Telefonzellen verzichten zu können.
Jetzt, fast 30 Jahre später, bin ich ständig erreichbar und freue mich jeden Tag darüber – auch, weil ich mir sicher bin, mit den heutigen Technologien meine Präsenz besser und flexibler gestalten und kontrollieren zu können als jemals zuvor.
Der Witz ist natürlich, dass diese Präsenztechnologien es mir nicht nur erlauben, viel flexibler und zufriedener zu leben und zu arbeiten. Sie haben auch einen Preis. Wenn ich an mehreren Orten zugleich sein kann, muss ich auch meine Aufmerksamkeit und meine Konzentration verteilen. Meine Arbeitsleistungen sind nicht mehr nur an einem Ort, im Büro, überwachbar, sondern überall und fast immer. Ich flexibilisiere nicht nur meinen Alltag, ich halse mir auch Verantwortung und vermeintliche Pflichten für meine Arbeit auf, die ich früher™ bequem im Büro hätte zurücklassen können. Ich verteile meine Aufgaben nicht mehr auf eine Acht-Stunden-Periode, sondern auf meinen gesamten Alltag. Plötzlich arbeite ich auch am Wochenende – weil es geht.
Technologie bringt uns ungeahnte Fähigkeiten, Bequemlichkeit und Flexibilität – aber neben diesen Segen auch jede Menge Flüche, die mehr oder weniger unbemerkt in unseren Alltag kriechen.
Die entscheidende Frage ist deshalb nicht Home oder Präsenzoffice, Flexibilisierung oder Konsolidierung, sondern wie wir die Vor und Nachteile ausbalancieren, wie wir unsere Arbeits- und Lebensbedingungen so gestalten und verhandeln, dass am Ende alle etwas gewinnen und am Ende doch die Vorteile überwiegen.
Ich versuche in letzter Zeit übrigens wieder, regelmäßig ins Büro zu gehen. Das hilft zwar kaum dabei, meine Präsenz zu defragmentarisieren, aber es erleichtert mir, zwischen Arbeit und Freizeit zu trennen. Morgens, nach einem sehr frühen Frühstück, versuche ich ein paar Stunden lang das Internet leer zu lesen und ins Internet zu schreiben, um dann, mit einem frühen Mittagessen, mein Arbeits-Arbeitspensum zu erledigen.
Gerade weil ich weiß, dass ich ins Homeoffice könnte, gehe ich besonders gerne ins Büro, erst recht, wenn ich die Flexibilität, die mir mein Arbeitgeber gewährt, gerade gar nicht benötige. Mir reicht (derzeit) die Flexibilität als Potenzial. Zumal im Büro sehr fleissige und freundliche Kolleginnen und Kollegen und ein genauso freundlicher Bürohund rumlaufen.
Was ich allerdings im Büro sehr vermisse: die Möglichkeit zu einem kurzen Mittagsschlaf.

was verleger vergessen: adblocker könnten imageverluste wegen unseriöser werbung verhindern.
links vom 24.11.2015
frau-dingens.de: Jessica Jones – die feministische Serie, die wir verdient haben #
mina:
In diesem Kontext ist Jessica Jones so gut, wie wenige Charaktere vor ihr. Sie ist sie selbst, ohne Entschuldigungen für ihr Leben, aber durchaus mit Reue für einige ihrer Handlungen bzw. die Folgen ihrer Handlungen. Diese Differenzierung findet sich leider nicht oft – entweder sind Heldinnen „stark“ in dem Sinne, dass sie aufhören zu reflektieren, zu bereuen oder zu wachsen (eine recht männliche Definition vom Heldin sein) oder sie brechen unter der Last ihrer Fehler fast zusammen, alle Aktionen werden zu Reaktionen auf ihren eigenen Schmerz. Jessica Jones dagegen ist komplex.
(hervorhebung von mir)
vor allem bedient jessica jones eben nicht die rollenklischees und stereotypen die wir sonst aus dem fernsehen und kino gewohnt sind. die story ist, wie die hauptrolle, vielschichtig und komplex — und selbst der bösewicht kilgrave wird in seiner arschlochigkeit mitunter verwirrend mehrdimensional gezeichnet.
wenn mina sagt, jessica jones sei eine feministische serie hat sie natürlich recht, auch wenn ich eher sagen würde, jessica jones ist, trotz all der fantastischen superkräfte die dort am werk sind, erschreckend realistisch und feinfühlig. kilgraves taten gingen mir so nah wie schon lange nicht mehr in einer fernsehserie, weil sie so realistisch, in gewissem sinne alltäglich sind.
ich würde auch noch einen schritt weiter gehen und jessica jones als humanistische allegorie bezeichnen; gutes zu tun, das richtige zu tun ist in manchen situationen unfassbar schwer. die komplexität der welt, des bösen und des guten wird in jessica jones eben nicht — wie so oft — unterkomplex dargestellt, sondern aus allen möglichen perspektiven ausgeleuchtet. das ist mitunter schwer zu ertragen — macht aber auch den reiz der serie aus und kompensiert die handwerklichen, filmischen schwächen die man der serie an manchen stellen durchaus vorwerfen könnte: jede menge continuity-fehler, unspektakuläre kamera, schlechte maske und sex in unterwäsche und laken.
jensrehlaender.com: SPIEGEL blamiert sich mit Social Media-Schelte für @RegSprecher #
jens rehländer findet einen text im gedruckten spiegel peinlich, der sich darüber beklagt, dass der regierungssprecher regierungsbotschaften öffentlich macht. der text (kann man auf blendle für 75 cent lesen) ist in der tat bemerkenswert inkonsistent. einerseits beklagt er sich darüber, dass das presseamt „keine klare Linie im Umgang mit Facebook-Trollen“ habe, andererseits dass „die Regierung“ auf facebook nicht nur „informiere“, sondern auch „moderiere, kommentiere“ und sich „anbiedere“. eine klare forderung wie es dem spiegel recht gemacht werden könne fehlt ausser dem vagen hinweis, dass man künftig bitte als journalist auch ohne rüffel essensfotos aus dem regierungsflieger twittern wolle.
facebook.com: Timeline Photos - Keanu Reeves Online #
schöne geschichte, nur gibt’s keine quelle, die die zitate irgendwie belegt. reine fan-fiction also, auch wenn bekannte tatsachen eingestreut werden.
littlegreenfootballs.com: We Found Where Donald Trump's "Black Crimes" Graphic Came From #
donals trump lügt und verbreitet rassistische nazi-propaganda, meint littlegreenfootballs.com.
vowe.net: Und Ihr wundert Euch #
warum niemand das „Smart“ im „Smart-TV“ nutzt.
vimeo.com: Buster Keaton - The Art of the Gag on Vimeo #
grandios!
instagram.com: Instagram-Video von @youtiao666 #
sirenen. (via)
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(ursprünglich veröffentlicht am 24.11.2015 07:26)
tileo.wordpress.com: ti_leos Links der Woche (KW 47) #
sehr viel mehr links bei ti_leo. ich habe noch nicht alle gelesen, will aber nicht ausschliessen, dass dann links von dort noch in meine linksammlung rüberschwappen.

jessica jones: pipi langstrumpf in erwachsen und sehr, sehr dunkel. #netflix #marvel
Michael Seemann - das wort kontrolle kommt bekanntlich aus …
das wort kontrolle kommt bekanntlich aus dem französischen "contre role", die gegenrolle quasi. eine parallele aufzeichnung von beständen, mit der man aktuelle bestände gegenchecken kann. die daten des einen schriftsatzes verifizieren also die daten des anderen.
mithilfe der modernen datenverarbeitung werden die contre roles immer schneller und dynamischer. sie zeichnen daten in echtzeit auf, vergleichen sie mit ihren gegenaufzeichnungen und haben dann noch zeit in sekundenbruchteilen aktionen anzustoßen. wie beispielsweise die stellung eines roboterarms zu korrigieren.
die entwicklung reicht jetzt so weit, dass sie menschliche handlungen in echtzeit korrigieren kann. roboterarme bauen schon lange autos, seit neustem ersetzen sie die zittrigen hände von chirurgen. und bald schon werden uns die contre roles das autofahren abnehmen.
das wichtigste aber: wir können bald bequem auf der tanzfläche ein bier trinken, ohne deswegen mit dem tanzen aufhören zu müssen. prost
(die bildquelle ist eine 3 jahre alte bierwerbung. gizmodo zweifelte allerdings schon 2012 daran, dass dieser roboterarm mehr als ein visueller trickeffekt ist. auf reddit gibt’s auch einen längeren strang (von 2013) zum thema.)
links vom 21.11.2015
newyorker.com: Unfollow — How a prized daughter of the Westboro Baptist Church came to question its beliefs. #
faszinierendes und sehr langes portrait von megan phelps-roper, die jahrelang eines von vielen twitter-konten der hass-predigenden westboro baptist church bediente und sich vor ein paar jahren langsam von der kirche und dem hass löste. ich finde, man kann aus der geschichte viel lernen und erkennen. die wichtigste lehre ist meiner meinung jedoch, dass man niemals die menschlichkeit anderer menschen, auch die seiner grössten gegner, leugnen sollte. oder anders gesagt: man sollte immer versuchen an das gute im menschen zu glauben.
Abitbol had learned while running Net Hate that relating to hateful people on a human level was the best way to deal with them. He saw that Phelps-Roper had a lot of followers and was an influential person in the church, so he wanted to counter her message. And he wanted to humanize Jews to Westboro. “I wanted to be like really nice so that they would have a hard time hating me,” he said. One day, he tweeted about the television show “Gossip Girl,” and Phelps-Roper responded jocularly about one of its characters. “You know, for an evil something something, you sure do crack me up,” Abitbol responded.
(via)
gruenderszene.de: Daimlers Ex-Boss hält Tesla für einen Witz #
edzard reuter über tesla:
„Das ist doch ein Witz! Das ist doch nicht Ernst zu nehmen in der Abwägung mit einem großen Industrieunternehmen. Das sind kleine Aufkömmlinge, die übrigens mit gewaltigen Verlusten, die sie ständig machen, sich das geleistet haben. Also warten wir’s mal ab. Ich bitte sie um alles in der Welt. Nein, ich bleibe dabei: Die deutsche Autoindustrie braucht sich technologisch mit Sicherheit nicht verstecken.“
auf gewisse weise faszinierend. als ich eben an die amtzeit von reuter bei daimler zurückdachte, erinnerte ich mich daran, dass reuter damals daimler in einer gewaltigen kraftanstrengung zu einem technologiekonzern umbauen wollte. in der wikipedia steht dazu:
Der gesamte Verlust dieses Konzernumbaus von Daimler-Benz durch Käufe, Betriebsverluste bei den neuen Gesellschaften und Wertberichtigungen summierte sich auf rund 36 Milliarden DM, was [der Wirtschaftswissenschaftler] Ekkehard Wenger als „größte Kapitalvernichtung, die es jemals in Deutschland zu Friedenszeiten gegeben hat“ kommentierte.
aber in einer sache hat reuter definitiv recht: „warten wir’s mal ab.“
blogs.taz.de/reptilienfonds: Heim ins Reich: Warum die Ausladung Xavier Nadoos noch schlimmer ist als seine vorherige Einladung #
heiko werning:
Die Absage nun ist allerdings noch viel schlimmer. Erstens leistet Thomas Schreiber, offenbar der zuständige Mann im Sender, schlicht einen intellektuellen Offenbarungseid, wenn er nun verkündet: „Die Wucht der Reaktionen hat uns überrascht.“ Ahnungslosigkeit trifft Realitätsverlust – anders ist diese Überraschung nicht zu erklären. Aber nun genau diese „Wucht der Reaktionen“ als Grund anzugeben, Naidoo wieder auszuladen, ist eine Bankrotterklärung auf allen Ebenen. Der NDR knickt also ein vor dem Zorn einer Teilöffentlichkeit (dass ich zu ihr gehöre, macht es nicht besser). Wird das Programm dann zukünftig auch geändert, sobald eine hinreichende Menge an Leuten Unwillen dagegen äußert? Hat man sich über diese Frage wirklich so wenig Gedanken im Vorfeld gemacht (was bei einer zig Millionen teuren Veranstaltung bereits der nächste Skandal wäre), dass man nun plötzlich so lapidar sagen kann: Huch, sorry, da haben wir wohl nicht aufgepasst, dann halt nicht?
blogs.taz.de/riotmama: Lutz Bachmann & Xavier Naidoo: spot the difference #
jacinta nandi ist sehr wütend, unter anderem wegen dieses buzzfeeds-stücks von anna dushime:
The difference is all those smug white Germans, smug white middle-class Germans, posting Buzzfeed quizzes about the difference between Xavier Naidoo and Lutz Bachmann and Erica Steinbach have no idea that white privilege is a thing
ich bin sicher, jacinta nandi hat in allem was sie sagt mehr oder weniger recht, ich bin mir aber nicht ganz sicher ob sie bemerkt hat, dass anna dushime nicht unbedingt eine von diesen „smug white Germans, smug white middle-class Germans“ ist. oder sie bezieht sich auf andere „quizzes“ die ich übersehen habe.
ganz anderes thema: ich finde xavier naidoos musik scheisse, weil er ne pathetische flitzpiepe ist und mir seine musik und sein gesang körperliches unwohlsein bereitet. ich habe mir allerdings von leuten, die ich sehr gerne mag und die ihn kennen, sagen lassen, dass er furchbar nett und freundlich sein soll.
twitter.com/hanvoi: Die Kritik an Xavier Naidoo ist „eine Form von Terrorismus“. Findet: Til Schweiger. #yolo #
til schweiger hat auch ne meinung zu xavier naidoo.
serienjunkies.de: Deutschlandpremiere von Mr. Robot bei Amazon Prime #
den artikel bei den serienjunkies habe ich nicht gelesen, dafür habe ich aber die ganze staffel mr. robot gesehen und kann sie wärmstens empfehlen. spätestens nach 1,8 folgen sollte einem dann aber eine parallele klar werden. wenn nicht: trotzdem weiter gucken.
spiegel.de: Paris Anschlag: Wieso Massenüberwachung keine Lösung ist #
christian stöcker:
Einmal mehr zeigt sich stattdessen: Die Massenüberwachung, die sich, angeführt von der NSA, bei den Diensten als Standardparadigma durchgesetzt hat, läuft augenscheinlich ins Leere. Obwohl sie bereits Informationen über die Täter hatten - wie übrigens auch im Fall der Attentate auf "Charlie Hebdo" im Januar - gelang es den Behörden nicht, sie gezielt so zu überwachen, dass man ihre Taten hätte verhindern können.
techdirt.com: After Endless Demonization Of Encryption, Police Find Paris Attackers Coordinated Via Unencrypted SMS #
wenn schaufensterpolitik sich mit spekulation und lüge vermischt wird’s haarsträubend. via kai biermann.
bildblog.de: Kein Sprengstoff-Rettungswagen und andere Dochnichtnews aus Hannover #
mats schönauer:
Aber „Bild“ hat Recht: Die ZDF-Leute haben sich Zeit gelassen. Bestimmt noch mal tief durchgeatmet, vielleicht sogar recherchiert. Was für Luschen.
realvirtuality.info: Real Virtualinks 47/15 #
Ich gehe dann jetzt auch mal offiziell unter die Kuratoren
sehr, sehr schön!
welt.de: Advantage Becker #
benjamin stuckrad-barre interviewt boris becker. schon 5 jahre alt und ich habe es schon hier empfohlen, aber — auch wenns in der welt steht — lesenwert und unterhaltsam. (via piqd)
nerdcore.de: Sushi made from BigMacs #
dass hiroyuki terada aus einem big mac und ein paar pommes sushi baut ist schon sehenswert. noch bemerkenswerter finde ich allerdings ihn bei der arbeit zu beobachten, wie er seine arbeitsfläche fast zwanghaft sauber und ordentlich hält, seine präzsisen und gar nicht mal so schnellen bewegungen.
spiegel.de: SPAM Cartoons Deutscher Karikaturenpreis 2015 — Bei Rot bitte hier halten #
hihi.
dlisted.com: Reid Ewing From “Modern Family” Talks About Body Dysmorphic Disorder And His Plastic Surgery Nightmares #
ich kann mich nicht erinnern (wobei das nichts heissen muss), dass michael k ohne sarkasmus über einen prominenten geschrieben hat. hier schon und er empfiehlt diesen text vom modern family darsteller reid ewing zu lesen:
I Underwent Cosmetic Surgery for My Body Dysmorphia... And I Wish I Hadn't
empfehlungsgedöns
im prinzip fing alles mit yahoo an. 1994, sagt die wikipedia, stellten die yahoo-gründer david filo und jerry yang eine seite mit links ins netz, die sie „Jerry and David’s Guide to the World Wide Web“ nannten. auf der liste waren tipps für webseiten aufgezählt, die man sich ansehen konnte. 1995 fing ich ebenfalls mit solchen listen an. auf meiner „homepage“, aber auch mit anderen, zum beispiel meinem kommilitonen thomas kemmer, der eine liste mit interessanten architektur-links erstellte und die ich mitpflegte: die gelbe seite.
früher nannte man das guide, wegweiser, homepage, später dann weblog und heute heisst der vorgang leseempfehlungen auszusprechen kuratierung. die kuratierung war jedoch für einige jahre auf dem absteigenden ast, weil ein paar ingenieure einen kosten- und zeitgünstigeren ansatz gefunden hatten, um das wissen der welt zu erschliessen: algorithmen, also suchmaschinen die das web wie kuratoren durchforsteten, ihre relevanzwertung allerdings nicht nach gefühl oder expertise durchführten, sondern durch das zusammenrechnen von verschiedenen messbaren signalen. damit überholte google yahoo irgendwann mehr oder weniger uneinholbar.
aber das kuratieren, also die manuelle relevanzbewertung von sachen im internet, hat in den letzten jahren eine gewisse rehabilitierung erfahren. sowohl in den sozialen netzwerken, als auch in blogs wird zum grossen teil auf zeug im netz verlinkt. es gibt unzählige newsletter, die einem morgens die nachrichtenlage und links dorthin anbieten. und es gibt eine wachsende zahl komerzieller und professioneller — oder sollte ich sagen hauptberuflicher — anbieter dieser dienstleistung: niuws in form einer app mit „handkuratierten“ inhalten in themenboxen (ich mach da mit), blendle mit empfehlungsmenschen und ressorts wie interviews, medien oder politik (ich mach da mit) oder jetzt, ganz neu, mit piqd.de (ich hab da nen „premium“-zugang zum testen, mach da aber nicht mit).
kuration, empfehlungen, linklisten, hinweistweets, geteilte artikel überall. mittlerweile kann man den eindruck bekommen, dass es bald mehr empfehlungswebseiten gibt, als seiten die originäre inhalte produzieren. oder dass es bald meta-kuratoren gibt, die nicht ausgewählte, relevante inhalte empfehlen, sondern kuratoren, also die empfehler selbst empfehlen.
aber nicht nur die unübersichtlichkeit der medienlandschaft ist ein problem, ein viel grösseres ist die begrenzte aufmerksamkeit und zeit die man als konsument hat. oder anders gefragt: wie gut können sich aggregatoren im medienmix behaupten? wie schaffen sie es, sich in unseren alltag zu drängen?
ich hol mal kurz aus:
blendle fühlt sich für mich wie eine gigantische sonntagszeitung an. wenn ich früher™ meinte nicht viel zu tun zu haben, also zeit hatte, habe ich mir oft eine sonntagszeitung gekauft in der erwartung damit eine angenehme zeit verbringen zu können und interessante sachen zu lesen zu bekommen. so ist das bei blendle im moment auch: ich gehe zu blendle, im wissen, dass ich dort wohl einige zeit verbringen werde und mich festlesen werde. umgekehrt, gehe ich eben nicht „mal eben“ zu blendle, vor allem nicht, wenn meine todo-liste mich anschreit: tu was! ebenso wenig öffne ich meine niuws-app oder piqd.de um in einer arbeitspause mal kurz auf andere gedanken zu kommen oder kurz zu prokrastinieren. das mache ich meist mit spiegel.de um einen kurzen überblick über die vorgefilterte weltlage zu bekommen — oder werfe einen kurzen blick auf meine twitter- oder facebook-timelines.
all die empfehlungsmaschinen, niuws, piqd, blendle und meinetwegen auch die linksektion auf dieser website haben eigentlich keinen platz im alltag, sondern sind soetwas wie sofa-angebote. oder bahnfahrangebote — aber da sitzt man ja auch im sofa, quasi. ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich mich gegen einen besuch dieser webseiten entscheide oder den besuch auf einen späteren zeitpunkt verschieben möchte, weil ich weiss, dort verliere ich jetzt zu viel zeit, die ich gerade nicht verlieren möchte. mir fiel das auf, als ich gestern in einem wartezimmer sass und dort eine alte ausgabe des stern aufschlug. dadrinnen waren tatsächlich einige lesenswerte artikel, bzw. interviews. zum beispiel dieses mit max mosley [blendle-bezahllink, 0,65€]. das interview erschien in der ausgabe vom 1. oktober und wurde auf blendle einige male heftigst empfohlen. würde ich mehr zeit auf blendle verbringen, wäre es mir vielleicht schon vorher aufgefallen. isses aber nicht. und einer der gründe dafür dürfte sein, dass meine/unsere zeit eben nicht beliebig verfügbar ist.
die konkurenz um unsere aufmerksamkeit oder um unsere „sofa-zeit“ tobt gerade mit besonderer intensität. es prasseln so viele günstige und hochqualitative angebote auf mich ein, dass ich mich ständig fragen muss: soll ich mich jetzt vom fernseher berieseln lassen? meine lieblingsserien weitergucken? das angefangene buch weiterlesen? oder sollte ich mich gar mit anderen treffen und ein bisschen zeit mit anderen menschen auf sofas oder barhockern verbringen? oder doch lieber meine feeds weglesen? twitter und facebook durchlesen? mal bei blendle, niuws oder jetzt piqd vorbeischauen?
weil mich frederik fischer eingeladen hat mir piqd.de anzusehen, habe ich mich gestern entschieden mal ein wenig zeit dort zu verbringen. alles sehr schön aufgeräumt und übersichtlich dort! aha:
piqd ist ein Aggregator.
Wir respektieren unsere Quellen und feiern unsere Fundstücke.Jedes unserer Schwerpunktthemen wird von einer kleinen Redaktion aus Fachjournalisten, Wissenschaftlern und Politikern betreut. Jeder Experte kann pro Tag maximal einen Link posten.
gut, nur ein link pro tag, eine dankenswerte einschränkung, die es vielleicht leichter macht sich durch den informationsüberfluss durchzukämpfen. andererseits sind 66 „experten“ dann auch wieder ne menge.
was ich sehr mag ist die möglichkeit der experten einen link wortreich zu empfehlen. auf twitter oder niuws ist die zeichenzahl des empfehlungstextes eingeschränkt (niuws hat das limit für die empfehlungstextlänge gerade kräftig nach oben korrigiert), auf facebook und in blogs geht das schon lange so. wobei sich leider wenige die mühe machen, längere erklärungstexte, einschätzungen oder gründe den text zu lesen an den link zu heften. bei piqd.de sind die „experten“ offenbar dazu angehalten.
die empfehlungstexte sind teilweise so gut, dass ich den link gar nicht mehr klicke (zum beispiel).
im kanal „literarischer journalismus“ habe ich auch schon eine perle geborgen, dieses interview mit boris becker. das ist zwar 5 jahre alt und steht in der würg welt, aber ist (natürlich) ein tolles lesestück. beim punkt datum habe ich auch die einzige kritik an piqd.de; die empfehlungstexte der „piqer“ haben kein datum, die „original-artikel“ nur gelegentlich. immerhin sind die kommentare unter den artikel verdatumt.
ansonsten gibt es an piqd.de nix zu meckern: die gestaltung ist anmutig, die site funktioniert auf allen geräten, die ich ausprobiert habe, einwandfrei, die kanal- und themenauswahl ist so zeitgeistig dass einem beim piqd.de-besuch beinahe ein dutt auf dem kopf wächst. sehr geschickt auch nicht von „netzpolitik“ zu reden, sondern von politik und netz.
ausser dem unterstreichungs-design (zu eng an den buchstaben nach meinem gefühl) hab ich tatsächlich nichts an piqd.de auszusetzen. na gut, es ist etwas irritierend sich von aktiven politikern texte empfehlen zu lassen, ich beobachte mal, wie das auf dauer auf mich wirkt, aber ansonsten ist piqd.de eine willkommene bereicherung in meinem ohnehin schon völlig überladenen medien-menü.
p.s.: meine lieblingsempfehlungsquelle ist übrigens der digg-RSS feed. ich habe schonmal vor ein monaten aufgeschrieben warum. natürlich ist das ausschliesslich englischsprachig, aber mir gefällt, wie der feed in mein medienmenü passt: die empfehlungen schwimmen in meiner informationsquelle nummer eins, meinem RSS-reader. keine separate app, kein separates ansurfen einer webseite, kein trara (das gleiche gilt übrigens für rivva und seinen RSS feed). und in aller bescheidenheit, ich glaube genau das ist auch der grund, warum es nicht wenige leute gibt, die meine (fast) täglichen links schätzen. eine übersicht an dingen die möglicherweise interessant sein könnten, ein kommentar dazu, der bei der einschätzung der relevanz hilft (oft auch nicht) und sonst nichts.
links vom 19.11.2015
christoph-koch.net: Grüner wird’s nicht – die Biosaftpioniere von Voelkel #
christoph koch über den demeter saftladen voelkel, der „mit regelmäßigen Innovationen sowohl der frechen und agilen Start-up-Konkurrenz als auch der fortschreitenden Marktkonzentration trotzen kann.“
boingboing.net: The US government turned down Anne Frank's visa application #
es fällt uns ganz offensichtlich schwer, aus der geschichte zu lernen.
washingtonpost.com: My white neighbor thought I was breaking into my own apartment. Nineteen cops showed up. #
angst ist ein schlechter ratgeber bei der polizeiarbeit — und auch sonst überall.
dlisted.com: The Chick From Blindspot Thinks Her Fake Tattoos Are Poisoning Her #
ich habe mir bisher alle folgen von blindspot angesehen und die serie hat es immerhin geschafft mich bei der stange zu halten — obwohl jaimie alexander, die in der serie jane doe spielt, eine extrem schlechte schauspielerische leistung abliefert. jaimie alexander steht, wie horst tappert, leider nur einen gesichtsausdruck zur verfügung, den sie im gegenteil zu tappert aber immer wieder (vergeblich) zu varieren versucht.
wer mich, glaube ich, am weitergucken hält ist marianne jean-baptiste, deren darstellung der zerissenen und widersprüchlichen stellvertretenden FBI-direktorin ich bestechend finde, wie alles andere was sie bisher gemacht hat wo ich sie bisher gesehen habe (robocop, broadchurch).
nollendorfblog.de: Der Matussek-Pirinçci-Effekt: Wer Homo-Hasser füttert, dem fallen sie als Flüchtlingshetzer auf den Kopf #
johannes kram:
Matussek hat Homosexualität als einen „Fehler der Natur“ bezeichnet. Das war im Febuar 2014. Im November des gleichen Jahres sendete die ARD ihre „Themenwoche Toleranz“. Matussek war Gast einer der Auftaktsendungen. Die Rolle, die die Fernsehmacher für ihn vorgesehen hatten, war jedoch nicht die desjenigen, der sich für seine intoleranten Auswürfe zu rechtfertigen hat. Im Gegenteil. Matussek wurde selbst zum Opfer von Intoleranz gekürt. „Herr Matussek (…) ist ein pointiert argumentierender, aber kein unreflektiert hetzender Zeitgenosse“ beschied der Redaktionsleiter des für die Sendung verantwortlichen Hessischen Rundfunks: „Wir sollten doch so fair und tolerant miteinander umgehen, dass auch ein Matussek bei uns vorkommen kann.“
Die ARD hat Matussek damit genau die Positionierung zugeschrieben, die dieser selbst für sich ausgedacht hatte: Jemand der gegen Menschen hetzen darf, weil die, gegen die er hetzt durch ihre heftige Gegenwehr ja beweisen, dass sie die eigentliche Gefahr sind, gegen die man sich ja wehren muss.
kottke.org: This machine automagically turns trees into logs #
da ist natürlich keine automagie am werk, sondern pure kraft, um nicht zu sagen gewalt. mir ist kürzlich beim autofahren auch (wieder) aufgefallen, welche macht uns maschinen verleihen, oder konkreter, welche bärenkräfte wir uns mit hilfe von maschinen aneignen können. jeder der schonmal ein ausgefallenes auto wegschieben musste, weiss wie schwer diese kisten sind und dass selbst kleinwagen dieses gewicht mit leichtigkeit bewegen und beschleunigen können. was wir hingegen oft vergessen ist, welche verantwortung wir uns mit der steuerung dieser monster auferlegen.
trotzdem kann ich mir dieses video stundenlang immer wieder ansehen.
boingboing.net: The Web is pretty great with Javascript turned off #
ich habe immer relativ sorgfältig versucht, webseiten für die ich verantwortlich bin auch in würde „degraden“ zu lassen und auch ohne javascript möglichst komplett funktionieren zu lassen. zum allergrössten teil funktioniert diese webseite jedenfalls auch ohne javascript. javascript zeigt hier und da bestimmte zusatzinfos an, oder macht deren anzeige komfortabler, aber die kernfunktionen, text- und bildanzeige und navigation funktionieren auch ohne javascript.
sueddeutsche.de: Außenansicht - Die heimlichen Kosten Olympias #
warum es keine gute idee ist, olympische spiele zur stadtentwicklung zu nutzen.
leitmedium.de: Neuer Stift – die Schrift wird digital, aber der Fleck bleibt analog #
neuer trend: handschriftlich bloggen.
vowe.net: Digitalisierung bei der Bahn #
es ist und bleibt kompliziert bei der bahn.
papierliebhaberei
ich kenne viele leute die online-banking für teufelszeug halten. weil das ja so unsicher sein soll. so stand es ja auch in den achtziger und neunziger jahren in den zeitungen. ähnliche vorbehalte gibt es bei sehr vielen menschen die ich kenne gegenüber kreditkarten oder anderen bargeldlosen zahlungsverfahren. weil es immer wieder betrugsfälle bei diesen zahlungsmitteln gibt, sind diese methoden folglich zu meiden.
wenn internetskeptiker davor warnen privates ins internet zu schreiben (die jugend!), fotos im internet zu veröffentlichen (identitätsdiebstahl!) oder undifferenziert vor dem grossen, bösen google warnen, lachen wir (die „internetgemeinde“) in der regel laut auf. überzogene ängste von politikern vor offenen wlans ridikülisiert netzpolitik seit vielen jahren. netzpolitik und grosse teile dieser „internetgemeinde“ versuchen seit jahren die chancen der digitalisierung hervorzuheben und überzogener angstmache und sicherheitsbedenken aus politik und gesellschaft entgegen zu wirken.
nur beim zahlungsverkehr ist das aluhut-tragen nach wie vor schick. netzpolitisch bestens gebildete aktivisten, wie zuletzt andreas von gunten, warnen mit methoden vor einer bargeldlosen gesellschaft, die normalerweise von innenpolitikern oder grossverlagen genutzt werden: indem vor totalitären potenzialen gewarnt wird und kreativer logik arumentiert wird.
oder jetzt auf netzpolitik, von jan girlich. mit jan girlich stimme ich überein, dass es unbedingt zahlungsmethoden geben muss, die zahlungen ermöglichen, die nicht ohne weiteres nachverfolgbar sind. bargeld funktioniert für solche fälle nach wie vor bestens. allerdings gibt und gab und gibt es durchaus auch bargeldlose zahlungsmittel, die das ermöglichen. die geldkarte beispielsweise erlaubt (unter bestimmten umständen) anonyme zahlungsvorgänge, genauso wie vorausbezahlte kreditkarten (prepaid-karten). diese werden „ohne Bonitätsprüfung auch an nicht kreditwürdige Personen ausgegeben, die beispielsweise noch nicht volljährig sind oder für die ein Negativeintrag in der Schufa vorliegt.“ (zitat wikipedia)
diese möglichkeiten erwähnt jan girlich in seinem netzpolitik-artikel, in dem er vor einer bargeldlosen zukunft warnt, nicht. im gegenteil:
Festgehalten werden kann, dass wir ohne Bargeld unserer Möglichkeit anonym und spurlos zu zahlen beraubt werden.
bitcoins sind ganz sicher noch nicht im mainstream angekommen, aber als ich zuletzt darüber gelesen habe, blieb bei mir hängen, dass man mit bitcoins anonym und spurlos zahlen könne (siehe anmerkung unten). und was hindert uns weitere technische alternativen zu entwickeln (oder zu fordern), die uns ermöglichen anonym und spurlos zu zahlen?
mich erinnert diese argumentation an die diskussion, dass guter journalismus nur auf dem trägermedium papier möglich sei. in dieser diskussion wurde verkannt, dass nicht das trägermedium entscheidend für qualität ist, sondern die ideen hinter der journalistischen arbeit. so wie die idee des journalismus nicht untrennbar mit papier verbunden ist, ist auch die idee der anonymen und spurlosen bezahlung nicht untrennbar mit papier oder bargeld verbunden.
aber jan girlich meint festhalten zu können, dass „die Argumente der Befürworter“ von bargeldlosen zahlungsmitteln sich leicht entkräften liessen:
Das Ende der Kriminalität wird die Abschaffung des Bargelds ganz gewiss nicht, denn gerade bei bargeldlosen Bezahlmethoden wächst der Betrug rasant z.B. mit gestohlenen Logins durch Trojaner.
um diese these zu belegen, verlinkte jan girlich vor ein paar tagen auf die FUD-pressemitteilung eines sicherheitsdienstleisters, ich habe das vor ein paar tagen hier kurz notiert. den link hat jan girlich nach meinem hinweis mittlerweile ausgetauscht, mit einem link auf einen text, der für die flächendeckende einführung von EMV-verfahren (chip statt magnetstreifen) plädiert. das habe ich ebenfalls kurz notiert.
natürlich ist es unbestritten, dass der betrug „bei bargeldlosen Bezahlmethoden“ zunimmt, momentan sogar stärker als sich bargeldlose bezahlverfahren durchsetzen. den entscheidenden punkt lässt girlich aber aus: die verluste werden zum allergrössten teil von den kreditinstituten getragen.
sonst liest man auf netzpolitik von etwas pragmatischeren herangehensweisen an probleme, die die digitalisierung mitbringt: statt auf emails zu verzichten oder emails als gefahr darzustellen, wird starke verschlüsselung empfohlen. bei sicherheitsproblemen oder datenschutzproblemen fordert netzpolitik in den wenigsten fällen die betroffenen dienste abzustellen, sondern technische und organisatorische verbesserungen; zwei-faktor-authentifizierung und starke passwörter, statt abstinenz von der digitalen teilhabe.
das meiste von dem was jan girlich in seinem kurzen artikel zusammengetragen hat, deutet auf ernste probleme. wir sollen uns sorgfältig mit diesen problemen auseinandersetzen: wie können wir sicherstellen dass die teilhabe aller menschen in der digitalen welt gesichert ist, wie können wir in der digitalen welt privatshäre sicherstellen, wie können wir betrug, diebstahl und kriminalität verhindern? was mir überhaupt nicht gefällt ist stimmungsmache und das streuen von angst und unsicherheit durch unredliche oder einseitige argumentation.
anmerkung/nachtrag:
bitcoins sind nicht anonym und spurlos meinen viele, am besten begründet von torsten kleinz hier und folgenden kommentaren. nichtsdestotrotz sind bitcoins (noch) schwer mit personen in verbindung zu bringen, wie es unter anderem in diesem ars technica artikel steht:
Bitcoin, a novel digital currency based on cryptography, provided a similarly hard-to-trace method of handling payments. Though anyone in the world could watch payments flowing through the Bitcoin system, tying particular accounts to individuals could prove extremely challenging.
spreetunnel
heute nachmittag sind wir kurz an den müggelsee gefahren, der mit dem auto geschlagene 40 minuten entfernt ist. mit der bahn wären wir über eine stunde unterwegs gewesen. und weil wir noch den mietwagen hatten, sind wir natürlich auto gefahren.
der ortsteil wo man kurz vor dem müggelsee unter der spree durchlaufen kann, heisst glaube ich eisengrund friedrichshagen. dort wurde bis 2010 auch das berliner bürgerbräu gebraut, in einer ziemlich grossen und mittlerweile ziemlich verfallenen brauerrei, die jetzt laut wikipedia nur noch als brauereimuseum genutzt wird.


neben der ex-brauerei liegt der spreetunnel.

demnächst soll es dort richtig schön werden.

im moment wird die eine hälfte des spreetunnels schön gemacht.


auf der anderen seite ist es bei schönem wetter bestimmt sehr schön.


wir sind dann an der spree runtergelaufen, und fragten uns ein paar hundert meter weiter, ob das eine kunst-installation oder notwendigkeit ist.

noch ein paar hundert meter weiter ein sehr interessantes gastronomie-konzept: einfach das restaurant schlecht erreichbar machen und dann auf kundschaft hoffen, die sich durch nichts abschrecken lassen.

auf den ungefähr 4 kilometern an der spree entlang war sehr wenig los, wahrscheinlich lags auch am beschissenen wetter. ein bisschen fühlte sich der weg wie in schottland an. den rückweg sind wir dann mit der strassenbahn gefahren.

filterrealität und filtersouveränität
das nuf fragt (ohne fragezeichen):
und stellt dabei ein paar gute fragen. ich kann die fragen auch nicht alle beantworten, ausser der allgemeinen feststellung, dass realität natürlich immer subjektiv ist. niemand kann die realität voll erfassen, wenn das so wäre, gäbe es bereits eine heilung für krebs oder ein mittel gegen schnupfen. weil die zelluläre realität der menschlichen wahrnehmung aber verschlossen ist und wir uns ihr nur mit primitiven werkzeugen näheren können sind uns unendlich viele aspekte der realität noch immer verschlossen, trotz rasterlektronenmikroskopen oder enormen fortschritten der molekularbiologie, der virologie und anderen wissenschaftszweigen.
aber auch die realität die wir mit den augen und dem verstand erfassen können ist nur nur ein winziger ausschnitt aus dem gesamtbild. abhängig von unserem aufenthaltsort, unserer erziehung, ausbildung oder gesellschaftsform in der wir leben, abhängig von unserem alter, unserem familienstand oder freunden — aber natürlich auch abhängig von unserem medienkonsum — nehmen wir die „realität“ unterschiedlich wahr. und dann kommt noch das ganze geraffel mit der erkenntnistheorie oder gar der quantenphysik dazu.
der witz ist: wir sollten uns stets vor augen halten, dass nicht nur jon snow nichts weiss, sondern dass wir alle nichts wissen. oder in diesem zusammenhang, dass wir uns die welt bewusst oder unbewusst oder aus mangel an wahrnehmungskapazität so oder so zurechtfiltern. gehirnforscher und psychologen wissen ebenfalls, dass wir unsere wahrnehmung massiv filtern. viele menschen nehmen gerne drogen um mit den grenzen dieser wahrnehmungsfilter zu experimentieren, aber richtig im alltag funktionieren, ich glaube das ist konsens, können wir nur mit intakten filtermechanismen.
vor drei jahren schrob ich zum thema filterblasen das folgende:
während meines zivildienstes und meiner ausbildung empfand ich es als ausgesprochen überraschend zu erfahren welche lebensweisen, ansichten und probleme ausserhalb eines gymnasiums und eines mittelklassehaushalts existieren. ich erkannte in meiner zivildienst- und ausbildungsfilterblase, dass ich die letzten 18 jahre in einer gymnasiums- und mittelklassefamilienblase lebte.
ich erkannte aber auch, dass der bevorzugte lebensraum der menschen blasen sind. und der einzige weg aus einer blase besteht darin, in andere blasen zu steigen. die werkzeuge, um möglichst viele blasen zu betreten liegen auf der hand: reisen, lesen, neugierde, experimentierfreude, lernen, kommunizieren und lesen, lesen und lesen.
aber das wichtigste werkzeug ist und bleibt das ständig aufgefrischte bewusstsein, dass wir nunmal in blasen leben und dass es werkzeuge dagegen gibt, die wir immer wieder aktiv nutzen müssen.
ich weiss gar nicht, warum der begriff der filter-bubble im zusammenhang mit den „neuen“ medien so negativ konotiert ist. ich habe es in den letzen 40 jahren immer vermieden die bild-zeitung oder andere publikationen zu lesen, die meinem weltbild zu wider laufen. genauso wie ich nicht auf death metal konzerte gehe (eigentlich auf gar keine konzerte), schliesse ich (schon immer) einen grossteil der auf der welt existierenden publikationen und menschen aus meiner wahrnehmung aus. warum sollte ich das im internet anders handhaben?
mein medienkonsum ist trotzdem relativ divers und zeitintensiv, erst recht durchs internet, aber neben den natürlichen filtern, filtere ich selbstverständlich auch bewusst. ich vermeide echtzeitnachrichten und ziehe abgehangene berichterstattung vor, selbst der alte tanker tagesschau ist mir an den meisten tagen viel zu hektisch und aufgeregt. ich bin froh über die vorfilterung die facebook in meiner timeline vornimmt und bin immer wieder erstaunt darüber, dass es leute gibt die ihrer twitter-timeline akribisch folgen. mir reicht es bei twitter alle paar tage mal kurz die lage zu sondieren und unter umständen auf ein paar vorgeworfene infohäppchen zu reagieren.
vor zwanzig jahren habe ich meine informationen über die aussenwelt (mehr oder weniger) ausschliesslich über wochenzeitungen bezogen. dadurch verliert die welt keinesfalls ihren schrecken und die grausamkeiten die in der welt passierten zogen dadurch keinesfalls an mir vorbei, aber die ereignisse liessen sich durch die zeitliche distanz sehr viel besser einordnen und verdauen. als nachrichtenjunkie am livestream der welt zu sitzen ist ein bisschen wie ausschliessliche rohkosternährung. nicht gegen gelegentliche rohkost, aber gekocht und gewürzt schmeckt essen meistens besser und lässt sich sehr viel leichter verdauen.
so wie ich mich entschieden habe mir keine kaum horrorfilme oder schnulzige romanzen anzusehen, habe ich mich auch entschieden nur bestimmte publikationen zu lesen, bzw. informanten auszufiltern, die mich zu sehr aufregen oder ratlos werden lassen. um die frage vom nuf oben also kurz zu beantworten: du darfst. du sollst. du kannst.
links vom 15.11.2015
sz-magazin.sueddeutsche.de: Axel Hacke über Dummheit #
axel hacke:
Die Dummheit, mit der wir es hier, in Dresden und anderswo, zu tun haben, ist also nicht eine des Geistes, jedenfalls nicht in erster Linie. Es geht nicht um einen Mangel an Intelligenz: In diesem Sinne dumme Menschen können sehr intelligent sein – oder sagen wir besser: schlau? Nein, es geht um Seelendummheit, und um, wie Musil sagte, die Dummheit als »Gefühlsfehler«, die ihren Ursprung in Furcht vor dem Leben, in Angst vor der Zukunft, ja, in Panik hat. Und in der Unfähigkeit, damit auf andere Art als hassend umzugehen.
einer der besten texte die ich bisher als reaktion auf die anschläge von paris gelesen habe. wobei ich nicht viel dazu gelesen habe, auch aus der erkenntnis heraus, dass aus unmittelbaren reaktionen, meist kein allzu grosser erkenntnisgewinn erwächst, dafür aber um so mehr aufregung. und aufregung gilt es insbesondere jetzt zu vermeiden.
heise.de: Pariser Anschläge: Polizei ruft nach erweiterter Vorratsdatenspeicherung #
Wenige Stunden nach den Anschlägen in Paris mit rund 130 Toten Freitagnacht haben sich erste Strafverfolger hierzulande für umfangreichere Überwachungskompetenzen ausgesprochen. "Das eng gefasste Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung muss überdacht werden", betonte der stellvertretende Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, am Samstag gegenüber der "Rheinischen Post".
erstaunlich, wie schnell und schamlos die instrumentalisierung von katastrophen manchmal einsetzt. abgesehen davon dass frankreich bereits eine vorratsdatenspeicherung für 12 monate durchführt (und dieser hinweis natürlich auch eine instrumentalisierung der anschlagsserie ist), ist es doch erschreckend zu sehen, dass führende mitglieder des sicherheitsaparats glauben, mit ein paar selektoren oder regexen liessen sich die arschlöcher, die uns mit ihrem anschlägen in angst und schrecken versetzen wollen, einfangen. als wären die so blöd, ihre planungen per email und handy durchzuführen. diese allmachtsphantasie, dass man nur mehr überwachen müsse um irgendwann alles zu wissen, hat sascha lobo bereits mehrfach brilliant in seiner kolumne thematisiert.
theatlantic.com: What ISIS Really Wants #
graeme wood:
Centuries have passed since the wars of religion ceased in Europe, and since men stopped dying in large numbers because of arcane theological disputes. Hence, perhaps, the incredulity and denial with which Westerners have greeted news of the theology and practices of the Islamic State. Many refuse to believe that this group is as devout as it claims to be, or as backward-looking or apocalyptic as its actions and statements suggest.
sehr langer, auf mehreren ebenen schwer verdaubarer text von graeme wood über den ISIS.
[nachtrag, via]
jack jenkins widerspricht graeme wood ziemlich scharf auf think progress: What The Atlantic Gets Dangerously Wrong About ISIS And Islam
jenkins zitiert, wie wood, diverse islam-gelehrte, nur eben andere. vor allem widerspricht jenkins woods these, bzw. woods quellenauswahl zur frage, was den wahren glauben ausmache, bzw. wie weit man bei der interpretation von heiligen schriften gehen darf und wie weit man sich wörtlich an die texte halten müsse. da — und an vielen anderen stellen — habe wood zu viel „ausgelassen“ um zu einem ausgewogenen bild zu kommen. das kann man jetzt hier nachlesen oder wem das noch nicht reicht, auch in einem interview mit bernard haykel, einem experten der auch ausgiebig im atlantic-stück von wood zu wort kam.
blogmedien.de: „Was ich hier sage, sind Vermutungen“ #
horst müller:
Um es klarzustellen – ich habe nichts persönlich gegen Ellis Fröder. Ich habe allerdings viel gegen Verantwortliche in öffentlich-rechtlichen Anstalten, die immer noch nicht in der Lage sind, für Milliarden an Rundfunkbeiträgen eine zuverlässige Berichterstattung auch – und gerade in Krisensituationen zu gewährleisten. Wenn die „Mutter aller deutschen Fernsehnachrichten“ als erste Sondersendung nach dermaßen dramatischen Ereignissen wie am Freitagabend in Paris, lediglich ein sechs Minuten langes Geplänkel zweier in dieser Situation offensichtlich überforderter Fernsehfrauen zustande bringt, dann ist das schon fast eine Bankrotterklärung gegenüber den Zuschauern.
als beleg für die „unfähigkeit“ der öffentlich-rechtlichen „Anstalten“ zitiert horst müller den dialog zwischen susanne daubner und ellis fröder in der sonderausgabe der tagesschau am 13. november 2015, ab 23.35 im volltext. ich finde das gespräch, im gegenteil zu horst müller, allerdings beispielhaft gut: keine spekulationen, bzw. vermutungen klar als solche kennzeichnen, keine übereiligen schlussfolgerungen, dafür aber ein paar hintergründe die als gesichert gelten können.
die frage ist tatsächlich, was erwartet horst müller? livebilder von leichen und blutenden menschen? live-einspielungen von handybilder oder filmen die möglicherweise gerade die sozialen medien fluten? wenn ich die tagesschau einschalte (was ich in den seltenseten fällen tue) erwarte ich genau das was susanne daubner und ellis fröder geatn haben: eine sonderierung der als gesichert geltenden fakten und eine einordnung, welche informationen als gesichert gelten — und welche nicht.
netzpolitik.org: Bargeldlose Zukunft
jan girlich über die potenziellen gefahren einer bargeldlosen zukunft. mir ist der text etwas zu FUD, auch wenn er ein paar nachvollziehbare und wichtige argumente aufzählt. aber völlig unverständlich ist mir, warum ein autor auf netzpolitik auf eine pressemitteilung eines herstellers von „sicherheitssoftware“ linkt, um damit nachzuweisen dass bei bargeldlosen bezahlmethoden „der Betrug rasant“ wachse.
ich gebe zu: ich google manchmal auch die thesen über die ich schreben möchte um dann einen passenden artikel zu verlinken, aber von pressemitteilungen mit eindeutigem hintergrund, nehme ich dann schon abstand. und bei netzpolitik oder einem CCC-mitglied erwarte ich schon ein bisschen bessere expertise und quellenkentnis.
[nachtrag 17.11.2015]
auf netzpolitik ist der link auf die pressemitteilung jetzt mit einem link auf eine „unabhängigere Quelle für Betrug mit bargeldlosen Zahlungsmitteln“ ersetzt, einen artikel auf businesswire, dessen zentrale aussage ist, dass man dem betrug mit bargeldlosen zahlungsmitteln vor allem durch den einsatz von EMV-konformen zahlungskarten entgegentreten kann. der artikel plädiert also für chips statt magnetkarten für den bargeldlosen zahlungsverkehr. auch nicht erwähnt wird, dass die verluste durch betrug vor allem von den banken, bzw. zahlungsdienstleistern getragen werden:
Of the total $16.31 billion lost to fraud last year, card issuers worldwide absorbed 62%. Merchants accounted for the other 38%. In the U.S., card issuers lost $4.91 billion and merchants lost $2.95 billion. Those losses do not include related costs issuers and merchants incur.
das widerspricht natürlich der these im netzpolitik-artikel, dass die bargeldlosen zahlungsverfahren von banken vor allem aus profitgier, bzw. aus kostengründen in den markt gedrückt würden. unerwähnt bleibt folglich auch der hinweis bei netzpolitik, dass verluste durch betrügerische aktivitäten fast immer durch die kartenausgeber getragen werden und nicht beim konsumenten landen, eine sicherheit die bargeld in den wenigsten fällen bietet.