16. Fail. Fail often and fail cheaply. This is the very best gift the web has given to people who want to bootstrap their way into a new business.
Aber das passiert eben, wenn Künstler Klientelpolitik machen, wenn Literaten zu Lobbyisten werden: Sie klingen hohl und humorlos, sie verbreiten Angst und Vernebelung, wo ihr Geschäft doch die Aufklärung ist. "1500 Autoren gegen Gier und Geiz", so war die Schlagzeile zum neuesten Lobby-Coup hier auf SPIEGEL ONLINE - und wenn das mehr wie ein Protest gegen Media-Markt klingt als nach geistigem Leben, dann kann man das nicht den Redakteuren vorwerfen, die die Schlagzeile gemacht haben: "Gier" und "Geiz", das sind zwei Schlüsselworte aus dem Autoren-Aufruf, der die Wirklichkeit einigermaßen banalisiert.
constanze kurz über diese urheberrechts-dings:
Doch nur eine Gesetzgebung, die sich auf die Verfolgung von kommerziellen Urheberrechtsverletzungen beschränkt, wird gesellschaftlich akzeptanzfähig. Sobald die Massen der privaten Filesharer kriminalisiert werden, ist eine Eskalation unvermeidlich, die leicht in einen Boykott von kommerziell vertriebenen Werken münden kann.
Ich habe die Schnauze voll. Ich habe keine Lust mehr mich von den gutverdienenden Urheber-Lakaien der Verwertungsindustrie beschimpfen zu lassen. Ich habe keine Lust mehr auf die Eindimensionalität dieser Debatte. Ich kritisiere die Ausbeutung von Autoren durch Verlage und Verwerter. Ich bin fertig damit, mich als Raubkopierer diffamieren zu lassen. Ich sehe nicht ein, dass Charlotte Roche oder irgendwelche Tatort-Autoren, einen Alleinvertretungsanspruch auf das Wort Urheber erheben. Ich lasse mich nicht als Prosumer titulieren. Ich will, dass Urhebern Respekt gezollt wird. Ich freue mich auf den Tag, an dem die Verwertungsindustrie sterben wird. Ich will, dass wir uns selbst organisieren.
Der in diesem Zusammenhang behauptete Interessengegensatz zwischen Grubenponys und Minenbetreibern entwirft ein abwegiges Bild unserer Arbeitsrealität. In einer arbeitsteiligen Gesellschaft geben Grubenponys die Vermarktung ihrer Produktion in die Hände von Grubenbetreibern, Bergbaugesellschaften oder Ponyzüchtern, wenn diese ihre Interessen bestmöglich vertreten und verteidigen. Die neuen Realitäten der Elektrizität und der Dampfmaschinen sind kein Grund, den profanen Diebstahl bergbaulicher Tätigkeit zu rechtfertigen oder gar seine Legalisierung zu fordern. Im Gegenteil: Es gilt, den Schutz des Bergrechts zu stärken und den heutigen Bedingungen des schnellen und massenhaften Zugangs zu den Gruben anzupassen.
"100 Künstler warnen vor Abschaffung des Urheberrechts" ist genauso wie "100 Polizisten warnen vor Aufhebung des Einreiseverbots für Aliens"
Ob ihr es glaubt oder nicht: Das war alles. Ihr habt jetzt (na gut, beinahe) das komplette Manifest der Urheber gelesen. Das war's. Das ist der Aufschrei aus dem Kern der Seele von über hundert prominenten Künstlern. Das ist das Beste und Überzeugendste, was Leute, die von sich selbst sagen “Wir sind die Urheber" zustande bringen zu einem Thema, von dem sie selbst behaupten, dass es uns nicht nur vor der Willkür unserer Feudalherren schützt, sondern auch ihr eigenes Überleben sichert.
Der Ausgangspunkt der Debatte ist nicht die Forderung nach einer Abschaffung des Urheberrechts. Der Ausgangspunkt ist vielmehr der vehement und auf zahlreichen Wegen immer wieder vorgetragene Wunsch der Branchenverbände, Bürgerrechte einzuschränken, um die Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen zu erleichtern.
Tatsache ist: Weder die bestehenden Bezahlsysteme (Gema, Urheberrecht, Pauschalabgaben) noch die vorgeschlagenen (Kulturflatrate) sorgen dafür, dass die Künstler von ihrer Arbeit leben können. Während Dieter Bohlen oder Hansi Hinterseer immer reicher werden und der Gema-Vorstandsvorsitzende ein Jahresgehalt von 380.000 Euro erhält, beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen von Musikern in Deutschland laut Künstlersozialkasse 11.521 Euro, das der unter 30-jährigen Musiker sogar nur 9.525 Euro. Es hat alles zwei Seiten, es gibt auch in der Kulturindustrie ein Oben und ein Unten, es gibt auch hier die 99 Prozent und den Rest.
Wer angesichts solcher Zahlen behauptet, das bestehende Urheberrecht schütze und finanziere „die Kreativen“, ist ein Scharlatan.
michael stepper meint, dass die „aufbegehrenden Blogger-Neobohème“ auf dem absteigenden ast sei. frank westphal von rivva widerspricht:
Laut meiner Datenbasis entstehen mindestens genauso viele neue Blogs wie alte wegsterben. Tatsächlich abgenommen hat die Linkliebe untereinander und die Publikationszahl pro Tag. Den Blogs geht es gut. Wirklich.
aber frank westphal sagt auch:
Ich arbeite an einem für meine Verhältnisse riesig großen Update, dass Rivva komplett auf den Kopf stellen wird, die erwähnte Balance [zwischen partizipativen und noch nicht so partizipativen Medien] herstellen und die Schätze heben soll, die in Blogs noch schlummern. Tut mir leid, dass es nicht schneller geht/ging, doch so langsam habe ich alle Bausteine dafür zusammen.
das ist wirklich sehr erfreulich und ich bin sehr, sehr gespannt.
zurück zu michael stepper. der meint nämlich auch:
Lobo ist – das darf man ruhig neidlos anerkennen – ein gnadenlos guter Selbstvermarkter, der den Sprung vom Blogger zum allseits gefragten Social-Media-Experten geschafft hat. Er selbst steht aber seit einiger Zeit in Lohn und Brot von SPIEGEL Online und verhilft durch seine wöchentliche Kolumne „Die Mensch-Maschine“ dem gefühlt stetig an Relevanz einbüßenden SPON zu einer Image-Politur im Social Web.
Und Lobo ist dabei nur das populärste Beispiel einer immer größer werdenden Zahl von Autoren, die ihre Web-Reputation gegen Geld und eine noch größere Reichweite eintauschen.
das ist zum teil leider knapp daneben formuliert. der lohn und brot von spiegel online lässt sich, wie bei den meisten online-medien, eher mit hohn und brotlos beschreiben. das was man als freier journalist bei deutschen online-portalen verdient würde wahrscheinlich nicht nur hilmar kopper als „peanuts“ bezeichnen. es ist meiner meinung nach ausschliesslich die reichweite, wegen der sascha lobo bei spiegel-online schreibt. sein arsch lässt sich sascha lobo anderswo vergolden. seine reputation und reichweite lässt er sich bei spiegel-online vergolden.
deshalb hat auch nicht sascha lobo (oder eine „immer größer werdenden Zahl von Autoren“) seine „webreputation“ gegen irgendwas eingetauscht, sondern jeder nährt ein bisschen etwas vom anderen: win-win wie die marketing-fuzzis sagen oder wie ich sage: gute idee.
aus genau diesem grund halten leute wie sascha lobo, kathrin passig (oder ix) übrigens auch honorarfrei vorträge auf der republica: man kann damit mehr menschen anders, teilweise besser und direkter ansprechen und im optimalfall bewegen als in schriftform. reichweite führt zu reputation.
andererseits ist genau diese reichweite natürlich auch der grund, warum so viele menschen plattformen wie facebook, twitter, flickr oder instagram nutzen. so gesehen geht sascha lobo nicht mit dem besten beispiel voran, wenn er die konzentration aufs bloggen und den verzicht auf die geliehene reichweite kommerzieller netzwerke fordert. ich unterstelle sascha lobo allerdings, dass es ihm nicht ums prinzip geht, sondern um das problembewusstsein geht. solange man facebook, twitter oder spiegel-online als nützliche werkzeuge zur reichenweitensteigerung begreift und sich der notwendigkeit eines eigenen standbeins, ist man auf der sicheren seite.
aber selbst wenn bekannte blogger in „Lohn und Brot“ von etablierten medien stehen, heisst das noch lange nicht, dass ihre blogaktivitäten darunter leiden würden. im gegenteil. seitdem stefan niggemeier für den spiegel arbeitet nutzt er sein blog weiterhin um themen bekannt zu machen, die er im spiegel nicht unterbringen kann oder will. das war auch nicht anders als er noch geFAZt hat. jens weinreich betreibt beides parallel, ebenso thomas wiegold, dirk von gehlen, michalis pantelouris, …
und das ist tatsächlich auch der grundgedanke an sascha lobos plädoyer mehr in selbstverwalteten blogs zu schreiben: autonomie, unabhängigkeit von redaktionellen prozessen. diese freiheit ist übrigens auch der grund warum immer mehr journalisten neben ihrem brotjob bloggen. dass es nicht schaden würde, wenn auch nicht-journalisten und nicht-PRler mehr bloggen würden ist auch klar — aber ein ganz anderes thema.
ich glaube auch nicht, dass sich spiegel-online um seine relevanz oder wahrnehmung in der öffentlichkeit sorgen machen muss. spiegel online ist laut ivw nach bild.de mit fünzig schrillionen monatlichen zugriffen nach wie vor das reichweitenstärkste nachrichtenportal in deutschland. oder habe ich (ausser dem gejammer um die boulevardisierung von spiegel-online) irgendeinen grossen trend verpasst?
katia kelm beisst beim versuch fremde müll-„wildablagerung“ loszuwerden bei der hamburger stadtreinigung auf granit
das lieblingsargument von allen bürokratie-fans ist offenbar: da kann ja jeder kommen. was bürger einfach nicht verstehen wollen: stadteigene betriebe sind nicht etwa dafür da unkompliziert und pragmatisch zu helfen, sondern um einfache sachverhalte kompliziert zu verwalten und zuständigkeiten hin und her zu schieben.
pudelschwanz- oder penisbild, man weiss es nicht, durchsucht aber schon mal die wohnung des beschuldigten um das zu klären.
Denn, wie die Staatsanwaltschaft auf Anfrage mitteilte, durch die Hausdurchsuchung soll zunächst herausgefunden werden, ob sich der gegen den Herrn gehegte Anfangsverdacht erhärtet. Auf Nachfrage meinte die Staatsanwaltschaft, dass ihr bislang nicht bekannt sei, ob das Bild nun ein männliches Glied oder einen Pudelschweif zeigte, dies solle ja durch die Ermittlungen erst herausgefunden werden. Ob dann, so es sich um ein männliches Glied handelt, automatisch auch der Straftatbestand der Pornografie erfüllt sei, würde sich danach zeigen.
alvar freude fragt matthias landwehr, literaturagent und verantwortliche hinter der aktion "Wir sind die Urheber" was er eigentlich konkret fordert. gute frage.
marcel-andré casasola merkle mit einer schönen analogie zu DRM-gedöns:
Vor dem ersten Losfahren musste ich den Hersteller anrufen und ihm erzählen, in welchen drei Stadtteilen ich das Fahrrad nutzen will. Wenn ich in einen unautorisierten Stadtteil fahre, schlägt automatisch die Bremse an. Da muss ich selbst gar nichts tun. Das ist Service. Ich kann dann bei dem Hersteller anrufen und das Fahrrad umbuchen. So komme ich durch die ganze Stadt.
The 8-year-old twins love their iPad. They draw, play games and expand their vocabulary. Their family's teenagers also like the hand-held computer tablets, too, but the clan's elders show no interest.
Orangutans are extremely intelligent but limited by their physical inability to talk, she said.
“They are sort of trapped in those bodies," Jacobs said. “They have the intelligence that they need to communicate, but they don't have the right equipment, because they don't have voice boxes or vocal cords. So this gives them a way to let us know what they know, what they are capable of, what they would like to have."
amy (oder pink) hat die rp12 gar nicht gefallen:
Die re:publica hat sich zu einem selbstgefälligen Nerdolymp ohne wirklichen Einfluss entwickelt, der weit weg von der Mehrheit der deutschen und auch internationalen Internetnutzer agiert und in einer Welt voller Memes, Datentarife und Semirebellionen lebt. Abzüglich der pulsierenden Kreativität, der wirklichen Neuerungen und der magischen Momente, die einen Menschen formen, definieren, und das ganze Leben lang begleiten werden. Und ich habe Angst, dass diese professionalisierte Langeweile die Zukunft des hiesigen Netzes ist.
Intellekt ist in der Politik nur eine kleine Münze. Wichtiger sind soziale Kompetenz, also Umgang mit Menschen, Leidenschaft, Mut, Risikobereitschaft und Ziele, die über den eigenen Karrierehorizont hinausreichen. An allem mangelt es Röttgen.
gerald angerer (@lokalreporter) hat alle 4000 teilnehmer der republica fotografiert und etwas zu ihnen geschrieben. na gut, nicht alle, aber viele. durch diesen blogeintrag vom lokalreporter hab ich mehr leute kennengelernt als in drei tagen republica.
mein zweiter next-tag fing heute etwas später an, weil ich am vormittag gründe hatte woanders zu sein. ich kam zum ende eines panels mit edial dekker, caroline drucker und felix petersen zurück in den keynote-track. dem gespräch zu folgen war mir unmöglich, einerseits, weil ich zu spät kam und nicht wusste um was es geht, andererseits weil mich felix petersens aussehen nachhaltig irritiert. ich vermute der dachdecker-schnurrbart und die 70er-jahre kassenbrille sind eine art selbstmarketing-massnahme (wie bei sascha lobo), fürchte aber gleichzeitig, dass das aussehen ernstgemeint ist, weshalb ich mich hier am ende des satzes für den anfang diese satzes entschuldigen möchte.
das folgende panel trieb mich wieder aus dem saal zum buffet, das bereits um knapp 12:00 uhr (statt 12:30 uhr) öffnete und so das schlange stehen vermeiden liess. ich bin immer wieder beeindruckt, wie das catering der next es am zweiten tag schafft die reste vom vortag in die vorspeisen einzuarbeiten: auf einem teelöffelchen spargel- und einem weiteren teelöffelchen kartoffelsalat vom vortag thronte heute eine garnele. dazu eine mini bullete und etwas vom caesar’s-salad vom abend. dazu gabs in verschiedenen sossen die reste der 4000 puten die eigens für die next-konferenz geschlachtet wurden. wie immer sehr lecker und lehrreich.
um 13:30 uhr sass ich dann mit ungefähr 40 oder 50 anderen zuschauern wieder im keynote-track, wartete bis mein handy aufgeladen war und entscheid mich dann zum track-hopping. im mobile-track sah und hörte ich dann reimund schmald vom spracherkennungsspezialisten nuance, bei dem meine persönliche spracherkennung leider nicht 100% funktionierte. rheinisches englisch. (ich übertreibe natürlich des witzes wegen, ausser dass er mit einem starken akzent sprach, kann sich reimund schmald ganz prima englisch ausdrücken.) pflichtgemäss prognostizierte er am ende seines vortrags, dass im jahr 2015 alles mit der stimme gesteuert werden würde, fernseher, telefone, auto-zündungen und -bordcomputer, menschen, tiere und powerpointpräsentationen. (ich habe gerade wieder übertrieben und mir sachen ausgedacht, die reimund schmald gar nicht sagte.)
sehr beeindruckend, auch wieder wegen seiner präsentationstechnik, war dann michael breidenbruecker von RjDj. er präsentierte mit einem iphone das direkt an den projektor angeschlossen war. er zeigte eine musik-app die auf die umgebung und die von den sensoren erfassbaren tätigkeiten des benutzers reagierte und entsprechend kontextsensitive playlisten zusammenstellte. eine andere app baute einen den sensordaten entsprechenden soundtrack gleich selbst zusammen. ich finde sowas theoretisch total toll und interessant, privat bin ich da aber ein oller technologie-pessimist und frage mich, wer will denn sowas? ständig, egal was man macht, von kontextsensitiver musik beschallt werden, nachdem man die app wochen oder tagelang trainiert hat? alle ausser mir wahrscheinlich.
danach ging ich wieder in den keynote-track um mir mit den anderen 40 verbliebenen keynote-track-interessierten aram bartholl anzusehen. der war viel angenehmer und interessanter als seine programmankündigung erwarten liess: „Aram Bartholl, Artist“. künstler auf der next tragen ja meistens einen ich-bin-ein-künstler-erkennungsschal, bartholl war einfach nur sympathisch und unprätentiös und zeigte und erklärte seine wunderbaren projekte, von denen das bekannteste die dead drops und seine beteiligung am fuck-google-projekt sein dürften. er hatte auch wunderbare bilder in seiner präsentation, wie die beiden t-shirts mit der aufschrift „i am currently away from my computer“ und „don’t tag me in theis photo“ oder das foto in dem eine kleine menschenmasse in einen media markt drängt an den ein schild angeflanscht war mit der aufschrift „grosse online-shop eröffnung“.
der 15:30-track („The Future of Media“) war dann wieder durchgehend interessant. nate elliots fazit „if you make your technology invisible, you’re going to have success.“ blieb mir im sinn und tom ewings ausführungen über unsere beiden menschlichen entscheidungs-systeme, das unbewusste (system 1) und das bewusste (system 2), und wie manipulierbar sie sind. nachdem ewing über die entscheidungssysteme sprach, führte david weinberger seine ansichten zu wissenssystemen aus. das war alles irre einleuchtend („knowledge is a network“, „education should make the public smarter“), wenn auch nicht wirklich viel neues dabei war, so war es doch gut zum argumente-aufladen. die wichtigste botschaft: das internet ist im prinzip kein medium, sondern besteht aus menschen (!), die botschaften aus ihrer ganz individuellen motivation heraus weitertragen. das internet sei deshalb ein medium mit eigenen motiven: „it’s only the people who are moving your message along, doing you a favour.“ wir, die menschen, seien das medium des internets. platitüden kann weinberger auf jeden fall weitaus auf- und anregegender rüberbringen, als ich.
mein rp12-vortrag auf spiegel-online mit einer sehr liebevollen text-anmoderation von judith horchert:
Sein Publikum lacht nicht nur über die flachen Thesen, sondern auch über seine dilettantisch zusammengehauenen Folien - manche von ihnen scheint er selbst zum ersten Mal zu sehen. Ab und an verliert er den Faden oder schiebt eine unprofessionelle Bemerkung ein, wie "jetzt habe ich die Überleitung vergessen" oder "ich hoffe, ich rülpse jetzt nicht". Dabei ist sein Vortrag nicht nur urkomisch, sondern die gelungene Karikatur eines Menschen, der sich öffentlich zu Internetthemen äußert - und es vielleicht besser ließe.
Zwischen der Einstiegs- und Schlussplattitüde liegt eine gute halbe Stunde Vortrag, in dem kaum ein Klischee unbedient bleibt. Schwenzel wirft fast ohne Zusammenhang ein paar abgedroschene Internet-Floskeln in den Raum, von "Kostenloskultur" ist da die Rede, vom "virtuellen öffentlichen Raum", von "Shitstorms" und "Kontrollverlust."
sascha lobo über facebooks börsengang und eins meiner absoluten lieblingsbücher (das einen nicht unerheblichen anteil an meiner art zu schreiben hat und einer der gründe ist, warum ich mein architektur-studium durchgehalten habe):
Der Designer Otl Aicher, der das Nachkriegsdeutschland gestaltete, veröffentlichte in seinem Todesjahr 1991 ein Buch namens "analog und digital". Konsequent in Kleinbuchstaben gedruckt und damit kaum lesbar; selbst Genies versagen im eigenen Fach ab und an ja völlig.
und ich wette hiermit mit mir selbst um ein sixpack schloss-pils, dass sascha lobo den grimme online-award (erneut) gewinnt. warum? weil er es verdient.
Ob wir das Internet brauchen, ist nicht mehr die Frage. Es geht nur noch darum, das Urheberrecht allgemeinverträglich neu zu regeln. Einige Vorschläge zur Güte.
reportage von michael finkel über den amerikaner george wright, der nach 40 jahren auf der flucht auf betreiben des FBI in portugal festgenommen wurde. /kottke.org
netzpolitik-interview mit marcel-andré casasola merkle (@zeitweise), auf dessen vortrag ich mich (hoffentlich bald) auf youtube sehr freue. siehe auch dieses interview in der taz. was casasola merkle sagt, ist stellenweise sehr klug und faszinierend. jetzt verstehe ich auch, warum jens best ihm in der republica-akkreditierungsschlange sagte, er (casasola merkle) sei einer der wenigen piraten, die er (jens best) nicht „bashen“ würde.
Dieekt im Anschluss kam dann Felix Schwenzels Vortrag, „Soylent Green, äh, the internet is people!“, den ich zwar recht unterhaltsam fand, aber letztlich nicht lange durchhielt, zumal er auch keine Neuigkeiten enthielt. Bald wurde es für mich langweilig (wahrscheinlich lag es an der etwas leiernd-monotonen Vortragsart, die mir beim Versuch, ein Gähnen zu unterdrücken, fast das Trommelfell zerrissen hätte) und ich bin raus, ab in die Sonne.
bin fast ein bisschen froh, dass jemand auch mal was negatives zu meinem vortrag und vortragsstil sagt.
Da war's hinterher richtig erholsam, sich Felix Schwenzel anzuhören, den Meister der Gemeinplatzveredelung. Natürlich weiß jeder, daß das Internet aus Leuten besteht, aber es so brilliant erklärt zu kriegen, hat wahrlich Spaß gemacht! Zu dumm, daß ich seine Hysteriekurve nicht fotografieren konnte, die war genial. Und wahr.
die station, der vorplatz, alles leer. zumindest auf den ersten und zweiten blick.
der „affenfelsen“ wurde nach der rp12 gegen einen affenkäfig ausgetauscht.
auch wenn es nicht so voll war wie auf der republica, relativ voll wars insgesamt auch.
der „keynote“-track, also der netx12-hauptsaal, war allerdings von 11 bis 12:30 sehr spärlich mit publikum besetzt. thema war „the networked world“ oder genauer das internet der dinge und 3D-drucken. der ganze track war eine eigentümliche mischung aus grunzlangweilig, achnaja und ganz interessant. klar, dieses 3D-drucken von digitalen objekten ist das nächste grosse ding und aus dem rapid prototyping dass ich vor 13 jahren während des architektur-studiums kennen gelernt habe, ist mittlerweile rapid-manufacturing geworden, die technik ist weiter verbreitet, besser, günstiger als damals und teilweise kann man (mit HP-druckern) bereits auf dem schreibtisch 3D-drucken. auch die materialien in die gedruckt werden kann sind vielfältiger und interessanter geworden.
aber angesichts des irren potenzials das in der technologie steckt, konnten mich die vorträge irgendwie nicht angemessen euphorisieren. was schade ist, denn die möglichkeiten sind faszinierend: alles was am computer kontruiert werden kann, kann kostengünstig gebaut und individuell angepasst werden. die urheberrechtsfragen, die gestaltungsfragen, die weitere verschränkung von digital und analog — die vielen möglichkeiten des 3D-druckens haben gänsehaut- und konflikt-potenzial. davon kam, wie oft auch auf der republica, zu wenig rüber.
obwohl die technologie des 3D-druckens alles andere als neu ist, zeigte die „demonstration“ am ende des „networked world“-tracks, wie sehr wir paralysiert vor dem potenzial der technologie rumsitzen und nicht so recht wissen, was wir damit anfangen sollen: die demo bestand aus einem ständchen auf einer 3D-gedruckten geige, das von einem sehr haarigen geiger vorgespielt wurde und mich fragend zurückliess:
warum muss eine geige die mit einer technologie hergestellt wurde, die es erlaubt das ding beliebig zu gestalten und klangoptimieren, in der gleichen form hergestellt werden wie die holz-geigen der letzten 500 jahre? und warum hörte sich das so schrecklich an?
beim auftritt von christopher von deylen war dann meine toleranzschwelle für schreckliche töne überschritten und ich verliess den saal um mir auf der toilette angenehmere klänge anzuhören.
ich weiss nach wie vor nicht, ob die entscheidung auf englisch als next-konferenz-sprache zu setzen eine kluge entscheidung war. denn es ist nicht nur eine qual vielen deutschen beim englisch-stolpern reden zuzuhören, sondern offenbar auch für die sprecher selbst. möglicherweise hängt das unvermögen der meisten deutschen sprecher einigermassen schmerzfrei englisch zu sprechen auch tatsächlich mit der unsitte der filmsynchronisierung in deutschland zusammen. denn der schwede alexander bard, der den track „robots and humans“ mit einer betrachtung des internets als „revolution“ abschloss (ohne über roboter zu sprechen), sprach tadelloses und sehr aufweckendes englisch. er hatte allerdings auch kurze hosen an und benutzte statt powerpoint eine schultafel. johannes kleske fand seinen vortrag mittreissend (bzw. „mind-blowing“), ich fand ihn immerhin wachhaltend, aber für meinen geschmack etwas zu steil rummeinend. einerseits ritt bard im galopp auf allgemeinplätzen rum (der meister der „Gemeinplatzveredelung“ bin schliesslich ix!), andererseits fand ich viele seiner als fakten vorgetragenen meinungen etwas arg krude.
bis hierhin fand ich die #next12 ziemlich langweilig. das essen war tatsächlich mal wieder das next-highlight: vorspeisen-tellerchen mit rohem lachs, huhn, salätchen und köstlichen gebratenen spargelscheibchen, irgendeinen fisch auf einem perfektem spargelrisotto, pesto-gnochi-gemüse und köstliches, weichgequältes rindfleisch. bis 15:30 fasste dieser tweet meine meinung zur next ganz gut zusammen:
bis jetzt ist die #next12 etwas für kämpfer. kämpfen am buffet und gegen den schlaf.
gegen halb vier riss dann aber kyle mcdonald das ruder herum.
nach einer bereits sehr sympathisch und interessanten einführung von jeremy abbett über das machen, das bauen von dingen (jeremy abbet baut und hält wirklich schöne presentationen), sprach kyle mcdonald über ein paar seiner projekte und warum man irre viel zurückbekommt, wenn man ideen und werkzeuge kostenlos weitergibt quelloffen veröffentlicht.
bemerkenswert fand ich vor allem seine art der präsentation. während er ruhig und angenehm lauter kluge und sympathische sachen aussprach, hatte er ein finder-fenster offen und zeigte bilder, aber vor allem filme in kleinen quickview-fenstern, die mal grösser, mal fullscreen zeigte, manchmal vor und zurücksprang, aber offenbar nie den überblick verlor. ich fand das sehr beeindruckend, was aber auch daran lag, dass er wirklich schöne sachen gemacht hat. wichtiger noch, er zeigte sachen, die alle möglichen leute mit seinen sachen, seinen werkzeugen gemacht haben. beispielsweise hat er eine open source gesichterkennungssoftware geschrieben die offenbar einfach zu installieren, zu benutzen und zu erweitern ist.
einige demos sind auf dieser vimeo-seite verlinkt. kyle mcdonald zeigte dann eine unzahl an projekten die andere leute mit seiner software angestellt haben, aber auch einige dinge die er ausprobiert hat und die etwas unheimlich scheinen — aber auch live auf der bühne funktionierten.
ein bemerkenswertes zitat (von ursula k. le guin) hat er mir auch ins hirn gebrannt:
The creative adult is the child who has survived.
meine leicht euphorisierte und inspirierte stimmung versaute dann kate hartman mit einer ein bisschen ichigen und leierigen präsentation darüber, was sie so macht, was ihre vorlieben sind. das wäre total unerträgich gewesen, wenn sie nicht auch ein paar ihrer projekte und lehrveranstaltungen vorgestellt hätte die tatsächlich ganz interessant waren. von der twitterden topfpflanze hatte ich zum beispiel vor ein paar jahren (oder monaten?) schon mal gehört. ihre etwas, äh, grenzpeinliche und -anstrengende art wird bereits in den ersten 2 minuten dieses TED-auftritts deutlich. der talk auf der next enthielt übrigens (mehr oder weniger) den kompletten TED-talk plus 20 minuten technik-gedöns.
ganz unerträglich und mit viel heisser luft präsentiert war dann franziska von lewinskis gemeinplatz-präsentation darüber, wie digitale technologien unsere fernsehgewohnheiten verändern. meine lieblingszitate (wortstellungsfehler (möglicherweise) von franziska von lewinski übernommen):
how can actually advertisers use the internet to deepen the brand-experience?
i like the old spice guy, but don’t tell my husband.
i brought one wish. please all creatives. please all advertisers. [hier habe ich aufgehört mitzuschreiben, sie sagte dann aber, dass bitte alle kampagnen wie die old-spice-kampagne machen sollen, die sich über verschiedene medienkanäle erstrecken.]
dankenswerter weise zeigte sie am ende noch einen film, der die heisse luft die sie auf der bühne abliess nochmal mit bunten bildern und buzzwords anreicherte (auch hier zu sehen).
das sound-design ist ziemlich bombastisch. aber nicht im guten sinne, sondern im sinne von angeberisch. aber vielleicht bin ich auch noch vom rp12-sounddesign verironisiert.
das wlan funktioniert, man muss sich allerdings mit einem QR-code (auf der umhänge-namenskarte) anmelden. auch wenn man kabelnetz benutzt.
schöne eröffnung von matthias schrader in der faz (gefunden bei turi2):
Wenn Sie sich heute föhnen, sagen Sie ja auch nicht: Liebling, ich verbinde mich jetzt mit dem weltweiten Stromnetz.
viele startupgründer scheint neben dem geld vor allem eins zu treiben: es dem vater zeigen. deshalb sind schwanzvergleiche bei jungen unternehmern noch beliebter als bei bloggern. vermute ich mal.
Besorgte Fragen wie 2008, ob man denn die kritische Masse erreicht habe, werden längst nicht mehr gestellt. Eher gilt die Sorge den Ausgeschlossenen, den Verlierern im Modernisierungwettbewerb, wenn Sascha Lobo in seinem Vortrag halb ironisch einen Weg forderte, wie man dauerhaft mit 30 Millionen Internet-Nichtnutzern umzugehen habe.
Mit ihrer Art, die Station Berlin zu bespielen, dürfte der Kontrast (und die Konkurrenz) dann sichtbar werden, wenn in der nächsten Woche die Next 2012 an gleicher Stelle all die Startup-Stars und Investoren-Schleckermäuler versammelt.
die politik besteht aus menschen. meint michael spreng. und hat natürlich recht, wie immer, wenn er nicht über anonymität im internet schreibt.
mir haben auf der republica die vorträge und menschen gefallen, die sich unprätentiös gaben und im besten falle auch sind. neben dem wort „flausch“ oder flauschigkeit, war das wort unprätentiös für mein empfinden der entscheidende begriff für die republica dieses jahr.
ja, es war irre flauschig, kontroverses, was es dem hörensagen nach durchaus gegeben haben soll, habe ich nicht mitbekommen. ich habe von einem BR-fernsehteam gehört die verzweifelt nach sascha-lobo-hassern gesucht haben — und zumindest auf der republica niemanden fanden.
auf den bühnen kamen die unprätentiösen menschen am besten an. neben philip banse, raul krauthausen, sascha lobo, johnny haeusler und vielen anderen, fiel das besonders beim regierungssprecher steffen seibert auf. es gab leute die sich über die positive resonanz die der @regierungssprecher auf der rp12-bühne provozierte wunderten und sowas wie schmeichelei oder kritikunfähigkeit der anwesenden vernetzten menschen witterten.
ich glaube es ist ganz anders, bzw. viel einfacher: seibert schmeichelte sich nicht ein, sondern war, ganz im wortsinn, unprätentiös: er war ehrlich, versuchte sich nicht klüger, grösser oder toller zu machen als er ist, stand zu seinen erfahrungs- und wissenlücken und versuchte seine unsicherheit nicht zu kaschieren. dass er zudem medienprofi ist, der seine worte wohl zu wählen weiss und mit einer ordentlichen portion humor und schlagfertigkeit gesegnet ist hilft, entscheidend und entwaffnend ist aber, glaube ich, das steffen seibert bereit war zu seinen schwächen und fehlern zu stehen und bescheiden auftrat. bescheiden in dem sinne, dass ihm klar war, dass er das publikum nicht durch seine herausgehobene postion als sprecher der regierung oder ex-nachrichtensprecher (oder gar einem akademischen titel) zu gewinnen versuchte, sondern auf der bühne, hier und jetzt, mit dem was er sagte.
ich glaube wenn ich politiker werden würde, wäre das mit dem eingestehen von schwächen und fehlern, dem verzicht auf die darstellung von bescheidwissertum und dem verzicht auf das einfordern von respekt qua amt der weg den ich auf der öffentlichen bühne wählen würde. ich glaube eine solche politische bewegung gibts noch nicht. (hinweis: der letzte satz war ironisch.)
wenn ich mal zeit habe, schau ich mir all die veranstaltungen, die ich auf der republica dieses jahr verpasst habe, aus der konserve an. ich vermute, das meiste zeug ist bald online. von philip banse sind schon ein paar sachen online, ich gehe davon aus, dass sich der republica youtube-kanal auch bald füllen wird [nachtrag: die vorträge werden wohl alle bei spiegel-online veröffentlicht.]. irgendwann sammeln sich im republica-flickr-account sicher auch ein paar mehr bilder als bis jetzt. auf das rp12-blog werde ich auch weiterhin meinen blick haben. sascha lobos vortrag und die anderen tracks auf der bühne eins sollten sich bereits irgendwo auf spiegel-online finden lassen. n24 hat 40 minuten interviews von der rp12.
die vorbereitung für meinen vortrag hat mich nicht wenig zeit gekostet, das durchweg positive feedback hat mich aber ziemlich umgehauen, onlne wie offline. während meines vortrags hab ich mal eben 117 neue follower bekommen und während des vortrags twitterten mir ungefähr hundert tweets positives feedback hinterher. das hat mich ganz ungemein gefreut. und die bude schien voll zu sein. vielen dank für das interesse und die vielen netten worte!
[nachtrag 09.05.2012]
bei spiegel online sind die vorträge von neelie kroes, udo vetter, kathrin passig und mir zu sehen. ausserdem die diskussion von jacob appelbaum, frank rieger und carolin wiedemann zum thema anonymous.
diese antwort von christian fischer auf formspring war der aufhänger meines vortrags, der aber keinesfalls persönlich gemeint war, sondern — natürlich — exemplarisch.
am anfang habe ich einen ziemlich alten klassiker verwurstet.
dieser tweet war auch für einen geklauten gag gut:
Was sind das eigentlich für Leute, die bis um zwölf Bauernmarkt und Müllentsorgung schaffen? Haben die kein Socialmedialife?
hierher habe ich die definition des öffentlichen raums und das günter berg-zitat, dass das „internet als öffentlicher raum ein mythos“ sei.
die beiden douglas adams zitate
Another problem with the net is that it’s still ‘technology’, and ‘technology’, as the computer scientist Bran Ferren memorably defined it, is ‘stuff that doesn’t work yet.’
und
Anything that gets invented after you’re thirty is against the natural order of things and the beginning of the end of civilisation as we know it until it’s been around for about ten years when it gradually turns out to be alright really.
gerfried stockers zitat „Die Trennung von Realem und Virtuellem ist obsolet“ kommt aus diesem european-artikel.
johannes kleske hat einiges an „hirnfutter“ von kevin slavin zusammengestellt, dass mich sehr inspiriert hat und mein fazit war zum grossen teil von diesem artikel auf zeit-online von kilian trotier inspiriert.
wenn der vortrag, bzw. die aufzeichnung online ist, verlinke ich die aufzeichnung natürlich auch hier.
Wenn @diplix es schafft, seinen Vortrag morgen ohne die Begriffe "steile These" und "Flausch" zu halten, spendiere ich ihm ein Bier.
nicht „steile these“ zu sagen, habe ich natürlich (absichtlich) versemmelt. @zwanzigtausend war aber so freundlich beide augen zuzudrücken und mir persönlich zu sagen, dass das angebot noch steht.
tag zwei war auch sehr harmonisch, so harmonisch, dass die frau in manchen veranstaltungen vor rührung den tränen nahe war.
von mir aus kann philip banse jeden tag 2 stunden programm auf der republica machen1, seine blogger-gespräche sind extraordinär. er sucht sich die richtigen und interessanten leute raus und stellt unprätentiös genau die fragen die man auch stellen würde, wenn sie einem einfallen würden. letztes jahr war sein gespräch mit julia probst ein totales highlight, dieses jahr das mit raul krauthausen. raul krauthausen stahl allen die show, so wie julia probst das letztes jahr schaffte und philip banse sorgt für die bühne. (raul krauthausens neue kategoriesierung von menschen in behinderte und noch nicht behinderte: unbezahlbar, seine menschenfreundlichkeit, pragmatische weltsicht und sein humor: herzwärmend.)
auch die gespräche mit debora weber-wulff vom vroniplag, matthias bauer über sein wir-sind-einzelfall.de und frank westphal über rivva.de waren enorm erkenntnisreich.
sonst hat mich am zweiten tag nicht allzuviel vom hocker gehauen, auch wenn mir zu ohren gekommen ist, dass ich einiges verpasst habe. die gröner habe ich bisher auch verpasst, aber all die verpassten sessions und noch nicht getroffenen freunde lassen sich sicher vortrefflich nachbereiten.
nicht nachbereiten lässt sich mein vortrag, den ich heute um 12:30 auf bühne 2 halten werde. den muss ich jetzt weiter vorbereiten, damit ich nicht allzusehr an meinen worten und gedanken hängen bleibe.
patricia fasst das, über was ich reden möchte ganz gut zusammen:
Mich hat das Internet wirklich glücklich gemacht. Wie jeder ordentliche Mensch unserer digitalen Generation hat es mir alles geschenkt: Meine Wohnung, meinen Job, meine Arbeitskollegen, meine Freunde, meine Bildung, meine Freizeit und nicht zuletzt meinen Ehemann. Lediglich die Kinder sind nicht aus dem Internet. […]
Und das Schönste: Ich habe verstanden, dass das Internet keine Technologie ist, sondern aus Menschen besteht. Manche dieser Menschen kenne ich in der Zwischenzeit persönlich, andere nicht, aber allen möchte ich sagen: Danke! Ohne Euch wären 8 Jahre Blog doof.
jetzt such ich noch worte bis 12:30h.
[nachtrag 05.05.2012]
1) philip banse macht jeden tag ein paar stunden program auf der republica, nur für die leute (mich eingeschlossen) die den gag oben nicht verstanden haben.
dieses jahr findet die republica unter dem motto ersatzverkehr statt.
und auch wenn es nicht ganz leicht ist die neue location zu erreichen, so lohnt es sich doch. es gibt irre viel platz auf dem sich die 4000 teilnehmer optimal verteilen. die next fand in den letzten beiden jahren in den gleichen räumlichkeiten statt und ich muss sagen, im kontrast hat das organisations-team der republica akkustisch und raumteilerisch einen besseren job gemacht als die beiden letzten nexten in der station. die vortragssääle liegen teilweise auch kopf an kopf, sind aber durch trockenbauwände akustisch getrennt. der vorplatz vor dem eingang ist durchgastronomisiert und dank des gut geplanten wetters nicht nur von mario sixtus bevölkert.
der räumliche mix stimmt. es gibt viele altbekannte die dieses jahr zum ersten mal auf der republica sind und all die die seit jahren kommen, sind auch dieses jahr dabei. alles ist schön. wunderschön. selbst die leute denen ich im letzten jahr ans bein gepinkelt habe, sind hyperfreundlich
auch wenn diese hyperharmonie und flauschigkeit gar nicht nervt, ein bisschen fehlen mir die reibungspunkte. die medien berichten grösstenteils wohlwollend, sind teilweise verpartnert, sascha lobo beschimpft sein publikum nicht mal mehr in einem startrant, sondern beflauscht es nur noch und alle sind so irre freundlich. selbst über das nicht funktionierende wlan freuen sich (irgendwie) alle, wohl auch weil die telekom und o2 dieses mal (endlich) die funkzellen rund um die republica verstärkt haben.
christian stöcker vertreibt mit seinem artikel ein bisschen die gefühlte flauschigkeit der veranstaltung. sicher hat er damit recht, wenn er ein wenig dramatisiert: „Es wird Zeit, sich zu fürchten“.
meika laaf wünschte sich in ihrem taz-artikel netzoptimismus, dass sich „der Springer-Mann Christoph Keese mit Innenminister Friedrich ein Taxi“ zu republica teilen würden, und tatsächlich sitzt christoph keese in einigen veranstaltungen ganz hinten im publikum und langweilt sich ein bisschen. auf die bühne kommt er laut programm leider nicht. es bleibt flauschig.
angesehen habe ich mir raul krauthausens vortrag (unterhaltsam, mitreissend, aha-effektiv), kixka nebraskas vortrag (nervös, aber oho, gut strukturiert, allerdings mit zwei keynote-effekten zu viel) und natürlich sascha lobos vortrag (viel ironischer, lustiger, geistreicher und ernsthafter als der tagesspiegel-liveblogger johannes schneider das beschreibt). die anderen tracks die ich mir angesehen habe waren teilweise so denglisch oder flauschig, dass ich sie bereits verdrängt habe.
Gutes hat seinen Preis - diese Faustregel existiert wohl, seit es Geld gibt. Wir haben sie verinnerlicht und stellen sie kaum noch infrage, weil sie sich in den meisten Fällen bewährt hat. Doch die Gleichsetzung von Qualität und Preis hat einen gravierenden Nachteil. Unterbewusst ziehen wir zugleich den Gegenschluss: Wenn Gutes seinen Preis hat, dann muss Teures auch gut sein.
Das aber ist eine Fehleinschätzung, für die wir vor allem bezahlen, wenn wir von einem Produkt nichts oder nur wenig verstehen. Und mal ehrlich, das kommt ziemlich oft vor, nicht nur bei Spirituosen. Kaum ein Verkäufer hat ein Interesse daran, dass wir alles verstehen. In unserer Unsicherheit orientieren wir uns zwangsläufig am Preis - als Qualitätssignal.
das perfide an werbung ist glaube ich auch, dass sei uns durch ihre oft miserable qualität suggeriert, dass wir ihr widerstehen könnten, sie ignorieren könnten. wir sind aber nicht imun, nicht mal ansatzweise. werber sind wie hacker und spammer; sie finden immer lücken und löcher in unserer software und wir kommen mit dem patchen nicht hinterher.
duckduckgo wird immer toller, ist immer noch meine default-suchmaschine.
That's why today we're announcing DuckDuckHack: an open source platform to create instant answer plugins for DuckDuckGo. Think of them like add-ons for Firefox.
Wenn wir, die Facebook- und Internetnutzer, ihren Ansatz ernst nehmen und uns zugleich der Gefahren des Netzes bewusst sind, die Eli Pariser schildert, wenn wir die Sorgen nicht ausblenden, von denen Sherry Turkle berichtet, dann können wir uns im Vernetztsein austoben und das Internet als das sehen, was es im besten Falle ist: als größten und aufregendsten Weltentwurf unserer Zeit.