ma­thi­as döpf­ner meint, chi­ne­si­sche kom­mu­nis­ten sind die bes­se­ren ka­pi­ta­lis­ten

felix schwenzel

ma­thi­as döpf­ner schreibt in der welt:

Das freie Mo­dell des Wes­tens ist la­tent und akut be­droht. Akut gar nicht mehr so sehr durch alte kom­mu­nis­ti­sche Trutz­bur­gen wie Nord­ko­rea oder Kuba, son­dern viel­mehr durch die Ag­gres­si­on des nicht­de­mo­kra­ti­schen, also to­ta­li­tä­ren und da­mit we­sent­lich ef­fi­zi­en­te­ren Ka­pi­ta­lis­mus Chi­nas.

das ist ja ne in­ter­es­san­te lo­gik. bleibt na­tür­lich die fra­ge, war­um der to­ta­li­tä­re und da­mit doch ei­gent­lich we­sent­lich ef­fi­zi­en­te­ren ka­pi­ta­lis­mus, bei­spiels­wei­se der DDR, so sang und klang­los un­ter­ge­gan­gen ist. weil die DDR-kom­mu­nis­ten kei­ne rich­ti­gen ka­pi­ta­lis­ten wa­ren, die kom­mu­nis­ten in chi­na aber schon?

ir­gend­wie eine kru­de lo­gik, die der ka­pi­ta­list döpf­ner da aufs par­kett legt. so rich­tig über­zeugt von der stär­ke der frei­en markt­wirt­schaft und der frei­en welt, scheint döpf­ner nicht zu sein, wenn er das chi­ne­si­sche, bzw. to­ta­li­tä­re mo­dell als „ef­fek­ti­ver“ an­sieht. ein paar kri­sen, welt-krie­ge und glo­ba­le kon­flik­te hat das an­geb­lich so schwa­che freie mo­dell des wes­tens ja schliess­lich be­reits über­lebt. und wo­her weiss döpf­ner ei­gent­lich, dass ein frei­es, de­mo­kra­ti­sches chi­na, mit ei­nem ent­fes­sel­ten ka­pi­ta­lis­mus nicht noch stär­ker und be­droh­li­cher wäre?

und weiss döpf­ner ei­gent­lich, dass sein heils­brin­ger, der „die ver­lags­in­dus­trie“ sei­ner über­zeu­gung nach ret­ten soll, das ipad, in chi­na her­ge­stellt wird?

ei­ner­seits be­droht chi­na den wes­ten akut, an­der­seits ret­tet es den wes­ten? güns­ti­ge pro­duk­te aus chi­na fin­det döpf­ner knor­ke, aber die wirt­schaft­li­che stär­ke die chi­na dar­aus schöpft, ist ihm un­an­ge­nehm?

manch­mal, ins­be­son­de­re wenn man den leicht het­zi­gen text döpf­ners ganz liest, kann man den ein­druck ge­win­nen, dass bei döpf­ner ein paar si­che­run­gen durch­ge­brannt sind.

[in­ter­view via bea­te we­de­kind ge­fun­den]


win­dows ipho­ne 7

felix schwenzel

Mul­ti­me­dia-In­hal­te über­trägt das iPho­ne mit der Zune-An­wen­dung zwi­schen Te­le­fon und PC. Für die An­bin­dung an den Mac gibt es ak­tu­ell eine gut funk­tio­nie­ren­de Beta des Win­dows Pho­ne 7 Con­nec­tors.

klei­ner au­to­kor­rek­tur-feh­ler (?) in vol­ker we­bers win­dows pho­ne 7 test in der ak­tu­el­len ix. oder schreibt man te­le­fon auf eng­lisch be­reits ge­ne­rell mit ei­nem klei­nen i da­vor?

[ab­ge­se­hen da­von, mir ge­fällt das typo-ge­döns und de­sign der neu­en win­dows pho­nes be­nut­zer­ober­flä­che. nur ha­ben will ich keins. in drei, vier jah­ren guck ich mir die din­ger noch­mal an.]

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wa­ckel­bil­der

felix schwenzel

die­ses bild kann ich mir, wie fast alle auf die­ser site, stun­den­lang an­se­hen. heu­te abend mach ich das viel­leicht auch mal, stun­den­lang auf die couch set­zen und jack ni­chol­son beim ka­cken zu­gu­cken.

apro­pos: die­se wa­ckel­bil­der wä­ren doch su­per sinn­vol­le in­hal­te für die­se di­gi­ta­len bil­der­rah­men-din­ger, vor al­lem die et­was sub­ti­le­ren (1, 2, 3, 4, etc.).

[ganz im ernst: ich fas­se ein­fach nicht, wie fas­zi­niert ich von die­sen bil­dern bin. ein­fa­che, gut aus­ge­wähl­te stand­bil­der aus fil­men ha­ben ja be­reits oft iko­no­gra­fi­sches po­ten­zi­al, bzw. sper­ren gros­se mo­men­te ei­nes fil­mes in ein bild. klar, das ist der witz an fo­to­gra­fie, nur sind bil­der aus fil­men na­tür­lich ex­trem auf­ge­la­den mit zu­sätz­li­chen (be)deu­tun­gen. wenn sol­che auf­ge­la­de­nen bil­der von gros­sen mo­men­ten aus der ki­no­ge­schich­te jetzt auch noch die fä­hig­keit ha­ben mehr als ei­nen mo­ment oder ver­schie­de­ne aspek­te ei­nes mo­men­tes zu zei­gen, dann wird aus ei­nem gif manch­mal et­was ganz gros­ses.]


wurst­fin­ger

felix schwenzel


VER­LE­GER­STREIT­KIN­DER­KA­CKE

felix schwenzel

ich habe ei­nen text von nico lum­ma von vor drei wo­chen mal ak­tua­li­siert und leicht re­di­giert ein paar wor­te ge­tauscht.

Seit ei­ni­gen Ta­gen gibt es in ver­schie­de­nen Me­di­en Be­rich­te um ei­nen ver­meint­li­chen Fa­mi­li­en­streit im Hau­se Neven Du­Mont. Ich bin zu­tiefst an­ge­wi­dert von der Art und Wei­se, wie hier ver­sucht wird, aus ei­ner ver­meint­li­chen Va­ter ge­gen Sohn Si­tua­ti­on Ka­pi­tal zu schla­gen. Kon­stan­tin Neven Du­Mont ist ei­gent­lich ein net­ter Mensch, aber gleich­zei­tig auch ein bes­ser­wis­se­ri­scher Ko­rin­then­ka­cker, der nicht nur al­les, al­les bes­ser weiß, son­dern auch noch alle dar­über in­for­mie­ren muß, wie es bes­ser gin­ge und was man bit­te zu tun oder zu las­sen hät­te. Freund­li­cher aus­ge­drückt wür­de ich sa­gen, dass Kon­stan­tin Neven Du­Mont ei­ni­ges an Sen­dungs­be­wusst­sein hat. An­statt im Kon­flikt mit sei­nem Va­ter nun ein­fach eine net­te Email zu schrei­ben oder ihn an­zu­ru­fen, ver­sucht Kon­stan­tin Neven Du­Mont nix an­de­res, als ihn öf­fent­lich in die Pfan­ne zu hau­en. Bei­de, Al­fred und Kon­stan­tin Neven Du­Mont sind nur Men­schen, und noch dazu sehr net­te, und in ei­nem per­sön­li­chen Ge­spräch hät­te sich vie­les klä­ren las­sen.

Für mich ist die an­geb­li­che Du­Mont-Feh­de al­ler­dings kei­ne Stern­stun­de der deut­schen Ver­lags­land­schaft, son­dern ein Zei­chen für den mie­sen klein­krä­me­ri­schen wir-ge­gen-uns Cha­rak­ter der jour­na­lis­tisch ge­präg­ten Sze­ne in Deutsch­land. Al­ter Schwe­de, so et­was Selbst­ge­rech­tes ist mir we­gen ei­ner der­ar­ti­gen Kin­der­ka­cke noch nicht über den Weg ge­lau­fen! Es kotzt mich an, wie hier ver­sucht wird, Auf­merk­sam­keit zu er­lan­gen. Das ist Bild- oder gar Ex­press-Stil! Klärt das wie Män­ner, trefft Euch auf ein Bier!

[Dis­clo­sure: Der Text ist ur­sprüng­lich von Nico Lum­ma, mit dem ich hin und wie­der mal Kaf­fee ge­trun­ken habe oder was es­sen war. Er und ich sind bei­des net­te Men­schen und ha­ben sol­che schwach­sin­ni­gen und dum­men Tex­te ei­gent­lich nicht nö­tig.]


„gra­tis-kul­tur“ im ki­osk

felix schwenzel

ganz gross“, don dah­l­mann über die elen­den, vom qua­li­täts­jour­na­lis­mus schma­rot­zen­den ki­osk­be­sit­zer:

Auf der Ta­gung des VDZ (Ver­band Deut­scher Zeit­schrif­ten­ver­le­ger) hat sich die Bran­che ge­gen An­ge­bo­te ge­wehrt, die die In­hal­te der Ver­la­ge nut­zen, um sich selbst ei­nen Vor­teil zu ver­schaf­fen. “Es kann nicht sein, dass wir teu­ren Qua­li­täts­jour­na­lis­mus be­trei­ben, und an­de­re ein­fach ab­kas­sie­ren”, be­klag­te sich Hu­bert Bur­da, Vor­sit­zen­der des VDZ. Seit Jah­ren liegt die Or­ga­ni­sa­ti­on mit dem Ver­band der Deut­schen Ki­osk­be­sit­zer im Streit. (al­les le­sen!)

ich habe die ki­osk-me­ta­pher vor ei­nem jahr auch mal im zu­sam­men­hang mit hu­bert bur­da be­nutzt, als er sei­ne ers­ten äus­se­run­gen zum leis­tungs­schutz­recht erst­mals (?) öf­fent­lich äus­ser­te. aber don dah­l­mann macht das (na­tür­lich) viel ele­gan­ter und poin­tier­ter.


mei­nung und mel­dung

felix schwenzel

ta­ges­spie­gel von heu­te, sei­te 2:

Seit fast 100 Jah­ren gab es auf der Ka­ri­bik­in­sel kei­ne Fäl­le von Cho­le­ra mehr. Des­we­gen sind die Hai­tia­ner fest da­von über­zeugt, dass die Krank­heit von au­ßen ein­ge­schleppt wur­de. Ei­ni­ge, wenn auch bei wei­tem nicht alle, ma­chen die UN- Trup­pen da­für ver­ant­wort­lich, die Cho­le­ra ins Land ge­bracht zu ha­ben. Im­mer mehr Hai­tia­ner ge­hen des­halb auf die Stra­ße, ma­chen ih­rem Un­mut Luft.

ta­ges­spie­gel von heu­te, sei­te 6:

Die Ant­wort lie­fer­te jetzt eine mo­le­ku­lar­bio­lo­gi­sche Un­ter­su­chung der US-Seu­chen­be­hör­de CDC: Der in Hai­ti gras­sie­ren­de Vi­brio cho­le­rae ge­hört zu ei­nem be­son­ders ag­gres­si­ven, asia­ti­schen Stamm der Se­ro­grup­pe O1, Sub­typ Oga­wa, der die­sen Som­mer eine Epi­de­mie in Ne­pal ver­ur­sach­te. Die US-Seu­chen­be­hör­de hält sich zwar of­fi­zi­ell mit An­schul­di­gun­gen zu­rück. Doch je­der Hai­tia­ner weiß, dass an ei­nem Zu­fluss des Ar­ti­bo­ni­te die ne­pa­le­si­sche UN-Ka­ser­ne liegt. We­ni­ge Wo­chen vor dem Aus­bruch der Cho­le­ra war dort eine neue Ein­heit aus Kath­man­du ein­ge­trof­fen.

wenn man den ar­ti­kel auf sei­te 2 liest, hat man das ge­fühl, das mit der von UN-sol­da­ten ein­ge­schlepp­ten cho­le­ra sei nichts als ein bö­ses ge­rücht in den stras­sen von port-au-prin­ce. wenn man den ar­ti­kel des mi­kro­bio­lo­gen alex­an­der s. ke­kulé liest (wohl­ge­merkt im res­sort „mei­nung“), hat man das ge­fühl, to­bi­as käu­fer, der den be­richt auf sei­te 2 schrob, ent­hal­te ei­nem in­for­ma­tio­nen vor oder ist nicht in­for­miert, ob­wohl er laut ta­ges­spie­gel in port-au-prin­ce ist.

wit­zi­ger­wei­se kom­me ich mir be­reits beim le­sen des ta­ges­spie­gel ver­schau­kelt vor — ob­wohl der ja ganz of­fen­sicht­lich die me­dail­le aus meh­re­ren per­spek­ti­ven be­leuch­tet. ich fra­ge mich aber: wie ver­schau­kelt wird man sich als hai­tia­ner füh­len? er­scheint der ta­ges­spie­gel ei­gent­lich auch auf hai­tia­nisch?

[nach­trag 17.11.2010, 20:00h]

in der FAZ von heu­te (druck­aus­ga­be) wird ein biss­chen dif­fe­ren­zier­ter be­rich­tet, wenn auch mit dem te­nor, dass das wohl al­les ge­rüch­te sind, mit der ein­ge­schlepp­ten cho­le­ra:

Denn seit Ta­gen kur­siert das Ge­rücht, dass ein Stütz­punkt ne­pa­le­si­scher „Blau­hel­me“ im De­part­ment Ar­ti­bo­ni­te in Zen­tral­hai­ti der Ur­sprung der Epi­de­mie sei. Of­fi­zi­ell las­sen Re­gie­rung und Mi­nus­tah wis­sen, man habe eine Un­ter­su­chung ein­ge­lei­tet, ver­fü­ge aber noch nicht über ge­si­cher­te Er­kennt­nis­se über die Her­kunft der Seu­che; zu­dem sei es jetzt an­ge­zeigt, nach vor­ne zu bli­cken, statt frucht­los Rück­schau zu hal­ten. Doch dar­in se­hen vie­le Hai­tia­ner ei­nen Ver­tu­schungs­ver­such. Sie hal­ten sich zur Er­klä­rung der Seu­che lie­ber an die Fo­tos und Vi­deo­auf­nah­men, die viel­tau­send­fach per In­ter­net ver­brei­tet wer­den. Sie zei­gen ei­nen Last­wa­gen, der schein­bar un­ge­rei­nig­te Ab­wäs­ser aus dem Mi­nus­tah-La­ger nahe der Stadt Mi­re­ba­lais in ei­nen Zu­fluss des Flus­ses Ar­ti­bo­ni­te pumpt.

Für die Ent­sor­gung der Ab­wäs­ser ist ein hai­tia­ni­sches Un­ter­neh­men zu­stän­dig, das an­geb­lich der Frau des schei­den­den Prä­si­den­ten René Pré­val ge­hört. In Ne­pal soll es we­ni­ge Wo­chen vor der Ent­sen­dung der ne­pa­le­si­schen Mi­nus­tah-Sol­da­ten ei­nen Aus­bruch der Cho­le­ra ge­ge­ben ha­ben.

wenn man ein biss­chen nach der oben er­wähn­ten CDC-stu­die goo­gelt, stellt man fest, dass die stu­die am 1. no­vem­ber ver­öf­fent­licht wur­de und ers­te mel­dun­gen, die die „ge­rüch­te“ zu­min­dest an­satz­wei­se be­stä­tig­ten, be­reits eben­falls am ers­ten no­vem­ber, auch in eta­blier­ten, se­riö­sen me­di­en die run­de mach­ten. wenn ich das lese, fan­ge ich wirk­lich an zu zwei­feln, was sich die me­di­en hier­zu­lan­de so zu­recht­rei­men und ob die kor­re­spon­den­ten-be­rich­te noch per luft­post ver­schickt wer­den. qua­li­täts­jour­na­lis­mus. klar.


bei der ge­burt ge­trennt …

felix schwenzel

jür­gen vo­gel und john mal­ko­vich

bo­nus: hel­mut kohl und tra­cy mor­gan.


die wahr­heit

felix schwenzel


„it’s a mo­vie about ho­pe“

felix schwenzel

die bei­fah­re­rin bringt im­mer wie­der do­ku­men­tar­fil­me für das kind aus der stadt­bi­blio­thek mit nach­hau­se, um das bil­dungs­ni­veau des kin­des zu he­ben. kürz­lich brach­te sie ei­nen hau­fen DVDs mit ha­rald leschs „al­pha cen­tau­ri“ mit. als wir die ers­te fol­ge der ers­ten DVD ge­mein­sam an­sa­hen (ins­ge­samt gibts glaub ich acht oder neun DVDs in der se­rie), wur­de das kind im­mer un­ru­hi­ger, die bei­fah­re­rin im­mer stil­ler, bis das kind nach ca. 5 mi­nu­ten auf­stand und — leicht frus­triert — aus­rief „lang­wei­lig, ich ver­steh kein wort!“. die ers­te fol­ge war wirk­lich kom­pli­ziert („Wie vie­le Di­men­sio­nen hat das Uni­ver­sum?“). ich fin­de den lesch ja ziem­lich klas­se und kann mir das zeug ohne ende an­se­hen, aber für das kind, ist es wohl doch noch ein biss­chen har­ter to­bak. aber lesch soll hier gar nicht das the­ma sein.

denn: aus­ser­dem hat­te die bei­fah­re­rin eine nicht mehr ganz fri­sche DVD (im­mer­hin von 1991) aus­ge­lie­hen, „a short histo­ry of time“, eine stark bio­gra­phi­sie­ren­de ver­si­on von ste­phen haw­kings best­sel­ler. ich habe den film ges­tern und heu­te ge­se­hen und fand ihn ziem­lich be­ein­dru­ckend. aus meh­re­ren grün­den.

ers­tens nervt phil­ip glass’ mu­sik über­ra­schen­der wei­se kein biss­chen, zwei­tens ist der film für 1991 mit ganz an­sehn­li­chen spe­cial ef­fects (alle ana­log pro­du­ziert, wie man im ma­king-of gut er­ken­nen kann) ver­se­hen und drit­tens sind ste­phen haw­king und sein for­schung in der tat ziem­lich span­nend.

im ma­king-of plau­dert der re­gis­seur von „a brief histo­ry of time“, er­rol mor­ris, ein we­nig über haw­king und trifft da­mit ei­nen ganz ent­schei­den­den na­gel auf den kopf:

ste­phen haw­king, his frail­ty, his mor­ta­li­ty, in a way has be­co­me a sym­bol for, i think, ever­y­bo­dy.

gros­se geis­ter, hoch­in­tel­li­gen­te men­schen, die in und mit ih­rem kopf sa­chen ma­chen, die für uns nor­mal­sterbi­che un­vor­stell­bar sind, ha­ben wir schon im­mer ger­ne ver­göt­tert „ge­nies“ ge­nannt und zu ei­ner art pop kopp-stars ge­macht. haw­king um­schreibt das so:

But I think an­o­ther re­ason is, that the pu­blic wants he­roes. They made Ein­stein a hero, and now they are ma­king me a hero, though with much less ju­s­ti­fi­ca­ti­on. But I fit the part of a di­s­ab­led ge­ni­us. At least I am cle­ar­ly di­s­ab­led.

wo­bei es dass na­tür­lich nicht ganz trifft. so wie haw­king ur­sprüng­lich in­spi­riert von ro­ger pen­ro­se’s theo­rien über schwar­ze lö­cher, auf eine theo­rie der zeit und des ur­knalls (und der strah­lung von schwar­zen lö­chern) kam, wer­den wir beim be­trach­ten von haw­kings zer­brech­lich­keit und fra­gi­li­tät auch an un­se­re ei­ge­ne sterb­lich­keit er­in­nert und iden­ti­fi­zie­ren uns mit ihm.

dass das sich be­wusst-ma­chen de ei­ge­nen sterb­lich­keit un­ge­heu­re (krea­ti­ve, phi­lo­so­phi­sche, wis­sen­schaft­li­che) en­er­gien wach­ru­fen kann, eben da­für scheint haw­king ein bes­tens ge­eig­ne­tes sym­bol zu sein, im dop­pel­ten sin­ne. so hat haw­king erst nach­dem sei­ne krank­heit dia­gnos­ti­ziert wur­de an­ge­fan­gen ernst­haft zu ar­bei­ten und bahn­bre­chen­de wer­ke zu ver­öf­fent­li­chen. er sagt von sich selbst, dass er vor­her ei­gent­lich nur blöd­sinn im kopf hat­te und erst die krank­heit ihn zu dem wis­sen­schaft­ler ge­macht habe, der er jetzt sei. ich muss­te beim se­hen des fil­mes un­wei­ger­lich wie­der an wolf­gang herrn­dorf den­ken, wel­che en­er­gien sei­ne krebs­dia­gno­se in ihm frei­setz­te und dass auch haw­king vor knapp dreis­sig jah­ren von den ärz­ten nur eine le­bens­er­war­tung von zwei bis drei jah­ren pro­gnos­ti­ziert be­kam.

er­rol mor­ris nennt sei­nen film „a mo­vie about hope“, ei­nen film über die hoff­nung und da­mit hat er recht.

den film kann man hier in kom­plet­ter län­ge on­line an­se­hen. fragt mich nicht war­um.

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fol­ge mir

felix schwenzel

wir­res.net kann man fol­gen

mir kann man fol­gen

flat­tern kann man mich nicht nur un­ter je­dem ar­ti­kel, son­dern auch

beim zu­rück­fol­gen bin ich ex­trem will­kür­lich. auf twit­ter fol­ge ich fast nie leu­ten zu­rück die eng­lisch twit­tern oder das wort „so­cial me­dia“ auf ei­nen blick öf­ter als zwei-, drei­mal be­nut­zen (mei­ne der­zei­ti­ge schmerz­gren­ze). bei goog­le-buzz (oder im goog­le-rea­der) fol­ge ich fast al­len leu­ten die mir kei­ne fefe-links in den rea­der sha­ren (zwei ma­chen das schon. mehr fefe hal­te ich nicht aus) und ein oder zwei in­ter­es­san­te links in den letz­ten ta­gen geshared ha­ben. auf face­book, xing und lin­ke­din bin ich am will­kür­lichs­ten. manch­mal be­stä­ti­ge ich an­fra­gen von leu­te die ich nicht ken­ne, wenn sie ir­gend­wie in­ter­es­sant schei­nen, was aber nur geht, wenn sie das eine oder an­de­re von sich preis­ge­ben oder mir sa­gen, war­um ich ihre an­fra­ge be­stä­ti­gen soll. bei lin­ke­din und face­book ach­te ich beim be­stä­ti­gen von an­fra­gen auch auf das be­nut­zer-foto, schliess­lich tau­chen be­stä­ti­ge kon­tak­te im adress­buch mei­nes han­dys auf.

das sind na­tür­lich nur mei­ne ei­ge­nen re­gel, die sich stän­dig än­dern. viel­leicht sind mei­ne re­geln auch gar nicht so will­kür­lich, son­dern eher — äh — in­tui­tiv. weil nach­ge­dacht hab ich dar­über noch nicht be­son­ders viel. soll­te man aber mal ma­chen. ir­gend­wann.


flattr im ok­to­ber

felix schwenzel

die flattr-zah­len vom ok­to­ber sind da. mei­ne flattr ein­nah­men im ok­to­ber be­tra­gen 84,75€.

mein ar­ti­kel „So­fort-Kul­tur!“ hat im ok­to­ber noch 32 flat­trs er­hal­ten, die 23,04€ wert wa­ren (15 flat­trs und 3,47€ wa­ren es be­reits im sep­tem­ber). sa­scha lo­bos „ant­wort­ant­wort­ant­wort auf mei­ne buch­fra­ge“ hat 47 flat­trs er­hal­ten, was 22,47€ macht, die — selbst­ver­ständ­lich — sa­scha lobo zu­ste­hen.

er­staun­lich: ein flattr (un­ter „son­nen­un­ter­gang“) gab vier euro fünf­zig. auch er­staun­lich: 4 flat­trs und 1,62€ für ein au­to­ma­tisch am 10.10.2010 um 10:10 uhr ver­öf­fent­lich­tes zah­len­mys­tik-dings, ohne in­halt.

über die mo­na­te lässt sich beim bes­ten wil­len kein mus­ter bei der an­zahl der flat­trs und der ein­nah­men fest­stel­len. seit april habe ich je­den mo­nat gleich­blei­bend un­ge­fähr 20 ar­ti­kel ver­öf­fent­licht (ein kon­stanz, die mich selbst er­staunt). im juni gabs 247 flat­trs und 77€ ein­nah­men, im juli nur 57 flat­trs, aber 85€ ein­nah­men.

an­bei ein nichts­sa­gen­des dia­gramm.


ne­bel­ker­zen

felix schwenzel

ir­gend­wann mal habe ich ge­sagt, dass die „blogo­sphä­re“ eine der we­ni­gen grup­pen ist, zu der ich mich je­mals zug­hö­rig er­klä­ren wür­de, weil sie so un­fass­bar he­te­ro­gen ist:

„die blog­ger“ sind die ers­te grup­pe der ich mich frei­wil­lig als mit­glied zu­ord­nen las­se, auch weil sie so wun­der­bar he­te­ro­gen sind. […] ähn­li­che grupp­pen, äus­serst he­te­ro­gen und un­fass­bar, sind zum bei­spiel „au­toren“, „wich­ser“, „män­ner“, „ar­bei­ten­de“, „den­ken­de“ oder „fern­seh­gu­cker“. (fast al­len) die­sen grupp­pen schlies­se ich mich ähn­lich un­be­küm­mert an wie der der „blog­ger“.

die he­te­ro­ge­ni­tät ei­ner grup­pe schliesst selbst­ver­ständ­lich mit ein, dass sie auch arsch­lö­cher be­inhal­tet. das ha­ben grup­pen so an sich. schwie­rig wirds für mich im­mer ge­nau dann, wenn die arsch­lö­cher an­fan­gen zu schrei­en und re­geln für alle an­de­ren in der grup­pe auf­stel­len wol­len. an­stän­di­ge deut­sche ma­chen dies und das nicht. ech­te män­ner kri­ti­sie­ren sich nicht öf­fent­lich, son­dern trin­ken mit­ein­an­der bier. an­stän­di­ge SPD­ler neh­men kei­ne be­ra­ter­jobs in der wirt­schaft an. an­stän­di­ge blog­ger ma­chen kei­ne wer­bung, jour­na­lis­ten kön­nen nicht blog­gen.

alle paar jah­re kom­men sie aus ih­ren lö­chern ge­kro­chen, die re­gel­auf­stel­ler-arsch­lö­cher, fa­seln von leit­kul­tu­ren, da­ten­schutz­richt­li­ni­en oder un­ab­ding­ba­ren rech­ten die blog­kom­men­ta­to­ren an­geb­lich zu ge­wäh­ren sei­en. die rech­te von blog­kom­men­ta­to­ren die auf­ge­regt ein­ge­for­dert wer­den, va­ri­ie­ren zwi­schen: alle kom­men­ta­re sind frei­zu­schal­ten (sonst sei das zen­sur!), kom­men­tar­funk­tio­nen sind grund­sätz­lich an­zu­bie­ten (sonst sei das ding kein blog!) hin zu ei­nem ganz neu­en dog­ma, dass die an­ony­mi­tät ei­nes je­den blog­kom­men­ta­tors zu wah­ren sei (sonst sei das bild-zei­tungs-ni­veau!) oder al­ter­na­tiv, dass stö­ren­de kom­men­ta­re ein­fach still­schwei­gend zu lö­schen sei­en (weil al­les an­de­re nur pro­vo­zie­re oder der pro­fi­lie­rung des blog­be­trei­bers die­ne).

das är­ger­li­che an den re­gel­auf­stel­ler-arsch­lö­chern ist, dass sie meist nicht ar­gu­men­tie­ren oder vom ein­zel­fall aus­ge­hen, son­dern dog­men auf­stel­len. wo ist der un­ter­schied, zwi­schen ei­nem po­lit­ker der von „leit­kul­tur“ oder „über­frem­dung“ fa­selt und blog­gern die be­haup­ten, jour­na­lis­ten könn­ten kei­ne ech­ten blog­ger sein? die ar­gu­men­ta­ti­ons­mus­ter zu­min­dest sind die glei­chen: ideo­lo­gisch, mis­an­throp, po­pu­lis­tisch und meist arsch­lochig. arsch­lochig vor al­lem auch des­halb, weil dog­men kei­ne ar­gu­men­te sind (über die man dis­ku­tie­ren könn­te), son­dern eben lehr­sät­ze.

das be­son­ders un­an­ge­neh­me an den dog­ma­ti­kern ist, dass sie für ihre kurz­fris­ti­gen zie­le hys­te­rie pro­vo­zie­ren und von den ei­gent­li­chen pro­ble­men und miss­stän­den ab­len­ken. oft ge­schieht das so­gar ohne ab­sicht, aber mit der­sel­ben ab­stump­fen­den wir­kung. nichts ge­gen den schock­wel­len­rei­ter, er ist nur ei­nes von vie­len bei­spie­len die ich wäh­len könn­te, aber ich neh­me ihn mal we­gen des ge­rin­gen schwie­rig­keits­gra­des als bei­spiel: ist mal je­man­dem auf­ge­fal­len wie oft der schock­wel­len­rei­ter „zen­sur!“ schreit? ge­fühlt 300 mal pro jahr und tat­säch­lich ziem­lich oft. je­den klein­schiss, bei je­der pri­vat­feh­de oder edit­war oder im müll ge­lan­de­tem le­ser­brief (oder kom­men­tar) „zen­sur“ zu schrei­en ver­ne­belt die wahr­neh­mung und tri­via­li­siert das ei­gent­li­che pro­blem. oder an­ders ge­sagt: wenn man bei über je­dem scheiss „zen­sur“ schreit, fällts schwer sich über ech­te zen­sur zu em­pö­ren — oder sie über­haupt noch als sol­che zu er­ken­nen.

das glei­che prin­zip wen­den po­li­ti­ker ger­ne an — auch wenn da oft eine pri­se mehr be­rech­nung hin­ter­steckt. wenn sie bei­spiels­wei­se von ei­nem ver­fas­sungs­mäs­si­gen grund­recht der bür­ger auf frei­heit und si­cher­heit re­den, ge­fähr­dun­gen hoch­hys­te­ri­sie­ren, sei­en es ge­sund­heits­ge­fah­ren oder ter­ro­ris­ten, ver­ne­beln sie eben­so wie auf­ge­reg­tes zen­sur­ge­schrei die wahr­neh­mung und tri­via­li­sie­ren das ei­gent­li­che the­ma. schlim­mer noch, die ur­sprüng­li­che streit­fra­ge wird aus dem wahr­neh­mungs­feld ge­scho­ben. denn das fun­da­men­ta­le pro­blem — und das zeigt nicht nur die ge­schich­te — ist ein staat der sei­nen bür­gern kei­ne si­cher­heit und frei­heit vor dem staat ga­ran­tiert (mehr dazu hab ich mal hier vor zwei jah­ren ge­schrie­ben).

eben­so tri­via­li­siert man die ge­fah­ren de­nen die wah­rung der per­sön­lich­keits­rech­te oder der pri­vat­s­sphä­re in un­se­rer ge­sell­schaft aus­ge­setzt sind, wenn man ste­fan nig­ge­mei­er in der dis­kus­si­on um das so­ge­nann­te „kon­stan­tin­gate“ vor­wirft mit bild-me­tho­den vor­zu­ge­hen oder ein omi­nö­ses recht auf an­ony­mi­tät ver­letzt zu ha­ben oder ver­bre­chen ge­gen den da­ten­schutz be­gan­gen zu ha­ben. ich fin­de durch­aus, dass ste­fan nig­ge­mei­ers vor­ge­hen zu kri­ti­sie­ren ist, aber ein­fach mit der gros­sen prin­zi­pi­en­keu­le drauf­zu­hau­en, sich ein paar lehr­sät­ze aus der nase zu zie­hen, ei­nen ver­stoss ge­gen die­se dog­men zu­sam­men­rei­men und dann die ver­lo­re­ne ehre des ste­fan nig­ge­mei­ers zu pro­kla­mie­ren ist voll ai­gner.

die macht das nach dem glei­chen mus­ter. ängs­te oder un­si­cher­hei­ten auf­spü­ren, die­se ängs­te auf­bla­sen, ohne in­ter­es­se an de­tails die­se un­si­cher­hei­ten auf­put­schen und mit der prin­zi­pi­en­keu­le ein­fach über­all drauf­hau­en. so hat das wun­der­bar bei der goog­le street-view- oder face­book-dis­kus­si­on funk­tio­niert. am ende stan­den auf al­len sei­ten hys­te­ri­sche dis­ku­tan­ten, die der ge­gen­sei­te ent­we­der ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit, un­kennt­nis, dumm­heit — oder hys­te­rie vor­war­fen. in­mit­ten die­ses ne­bel­ker­zen-mee­res, las­sen sich jetzt pri­ma schau­fens­ter-ge­set­ze ver­ab­schie­den, die — wie die dis­kus­si­on — nie­man­dem hel­fen und kein ein­zi­ges pro­blem lö­sen — aus­ser das pro­blem von ai­gners vor­he­ri­ger pro­fil­lo­sig­keit.

und das ist das ei­gent­lich wi­der­li­che an der dis­kus­si­on um „kon­stan­tin­gate“, aber auch an vie­len aspek­ten der po­li­tik (oder in tei­len, na­tür­lich nur ex­em­pla­risch, an nico lum­ma): kein in­ter­es­se an de­tails, hin­ter­grün­den oder den din­gen hin­ter dem au­gen­schein auf­brin­gen, dog­ma­tisch und laut schrei­end mit der prin­zi­pi­en­keu­le drauf­hau­en und dann schein­hei­lig all­ge­mein­gül­ti­ge re­geln oder ge­set­ze for­dern.

da könn­te man echt in­ter­net-, po­li­tik und welt­ver­dros­sen zu­gleich wer­den.

ab­ge­se­hen da­von, eine ab­schlies­sen­de mei­nung habe ich dazu auch nicht. ei­gent­lich zu gar nix.


adolf loos

felix schwenzel

ich bin ja aus­ge­bil­de­ter ar­chi­tekt und auch wenn ich kei­ne ah­nung von ar­chi­tek­tur habe (eine weit­ver­brei­te­te un­sit­te un­ter ar­chi­tek­ten), habe ich das stu­di­um zu­en­de ge­bracht. dass ich das stu­di­um zu­en­de ge­bracht habe habe ich (un­ter an­de­rem) zwei in­spi­ra­ti­ons­quel­len zu ver­dan­ken: ein­mal otl ai­cher und sei­nem buch „die welt als ent­wurf“ und te­le­po­lis, die da­mals, vor 12, 15 jah­ren nicht nur schon on­line war, son­dern auch tol­le ar­chi­tek­tur-theo­re­ti­sche tex­te on­line hat­ten (bei­spiel).

an die­se zeit muss­te ich heu­te zu­rück­den­ken, als ich die­sen text von ro­bert kal­ten­brun­ner über adolf loos las. sehr le­sens­wert. wie auch otl ai­cher.

[wir­res.net, bzw. ei­ner sei­ner vor­läu­fer, war in den frü­hen an­fangs­ta­gen üb­ri­gens mal in ro­tis ge­setzt. das hat nur kaum ei­ner ge­merkt, weil es 1995 noch kei­ne web­fonts gab. das mit der klein­schrei­bung hat aber auch was mit mei­ner bne­geis­te­rung über ai­cher zu tun.]


[nach­trag]
ich muss das buch wirk­lich noch­mal raus­su­chen. ich glau­be neu­le­sen könn­te sich loh­nen:


bob geldoof

felix schwenzel

ix hab mich vor fünf jah­ren schon­mal et­was un­ge­lenk über bob geldof und sei­nen ge­wis­sen-be­ru­hi­gungs-scheiss den er mit hil­fe von schwer­rei­chen mu­si­kan­ten ver­an­stal­tet auf­ge­regt. ähn­lich un­ge­lenk wie geldof, der sich da­mals über kri­tik an sei­nem vor­ge­hen echauf­fier­te. die kri­tik an geldof kas­per­le­thea­ter ist nicht neu, im ge­gen­teil, aber die­ser ar­ti­kel über ein buch des jour­na­lis­ten pe­ter gill, scheint ein paar schwer­wie­gen­de ar­gu­men­te da­für zu­sam­men­ge­tra­gen zu ha­ben, dass bob geldof ein quak­sal­ber ist.

Das Bit­te­re an die­ser zwei­ten Hilfs­ak­ti­on aber war, dass der äthio­pi­sche Prä­si­dent Me­les Ze­na­wi von Geldof, Bono und Tony Blair auf dem Edin­burg­her Gip­fel ho­fiert wur­de. Gill kann sich nur wun­dern, wie der Mann, der kurz zu­vor die Wah­len in Äthio­pi­en in ei­nem Blut­bad hat­te en­den las­sen, als neu­es Role Mo­del des afri­ka­ni­schen Staats­füh­rers au­ra­ti­siert wur­de. Bono schwärm­te von sei­nen öko­no­mi­schen Kennt­nis­sen, Blair fei­er­te ihn als Vor­zei­ge­po­li­ti­ker. Seit­her durf­te Me­les, wie Da­vid Rieff in ei­ner ex­zel­len­ten Be­spre­chung des Bu­ches von Gill an­merkt, "Afri­ka auf ei­nem nach dem an­de­ren Pa­nel ver­tre­ten, von G8 über G 20 bis Ko­pen­ha­gen 2009." Was be­deu­tet, das Live8 vor al­lem ei­nem ge­hol­fen hat: Dem Des­po­ten Me­les Ze­na­wi. (quel­le)

bei mu­si­kan­ten (und schau­spie­lern) die sich po­li­tisch be­tä­ti­gen soll­te man sehr, sehr vor­sich­tig sein.


geht doch!

felix schwenzel

ma­rio six­tus blin­ken­lich­ten pro­duk­tio­nen haut ei­nen sen­dungs-dum­my nach dem an­de­ren raus. mit dem an­schau­en kom­me ich noch nach, mit dem kri­ti­sie­ren kaum noch. so ge­fiel mir der dum­my für „web-wis­sen kom­pakt“ vor ein paar wo­chen ganz gut, zu­min­dest un­ge­fähr zwei­hun­dert mal bes­ser als der un­säg­lich doo­fe „hy­per­land“-dum­my. da­mals klag­te ich vor al­lem über den gan­zen tand, mit dem der „hy­per­land“-dum­my (und an­de­re blin­ken­li­chen-send­unegn) auf­ge­pimpt wur­de (unö­ti­ge ani­ma­tio­nen, mo­de­ra­ti­on, sinn­freie sym­bol­bil­der, der „ba­ro­cke über­fluss an bil­dern, schnit­ten, split­screens, trans­for­ma­ti­ons­ef­fek­ten und al­lem was das schnitt­pro­gramm“ her­gibt), steht seit ges­tern ein sen­dungs-dum­my on­line, der ganz nach mei­nem ge­schmack ist.

ein biss­chen elek­tri­scher re­por­ter 1.0, schö­ne art­di­rek­ti­on und gra­fik, kein tand, vie­le in­ter­views und — ganz neu und mal was neu­es — nicht im­mer die glei­chen pap­na­sen die sich zu den im­mer­sel­ben the­men zum hun­dert­tau­sends­ten male äus­sern. sehr schön, sehr in­for­ma­tiv, gute the­men­wahl und — end­lich — eine sen­dung ohne hek­ti­sches, elek­tri­sches hy­per­ven­ti­lie­ren: der „epo­li­tik“-dum­my.


re­gu­la­to­ren

felix schwenzel

am wo­chen­en­de war ich bei mei­nen el­tern zu be­such, weil die un­ter an­de­rem hil­fe brauch­ten eine erb­schaft un­ter­zu­brin­gen und an die wän­de zu na­geln. un­ter an­de­rem woll­ten sie di­ver­se „re­gu­la­to­ren“ im haus un­ter­brin­gen. mei­ne el­tern woll­ten ei­nen bis­her leer­ste­hen­den raum mit den erb­stü­cken, aber auch den res­ten der stu­den­ten­bu­de mei­ner schwe­se­ter ein­rich­ten. ich ent­schied mich zwei der re­gu­la­to­ren aus der erb­mas­se an eine wand zu hän­gen und wie­der gang­bar zu ma­chen.

mein va­ter war et­was ent­setzt über mei­ne art der hän­gung, er mein­te so­was habe er ja, aus­ser in ei­nem uh­ren­la­den, noch nie ge­se­hen, zwei re­gu­la­to­ren ne­ben­ein­an­der. das ent­schei­den­de de­tail war je­doch das stu­den­ten­bu­den­bett mei­ner schwes­ter ne­ben den uh­ren. ich habe lan­ge nicht mehr so et­was me­di­ta­ti­ves er­lebt, wie den bei­den ti­cken­den­den re­gu­la­to­ren auf dem al­ten bett mei­ner schwe­setr lie­gend zu lau­schen.

das ti­cken der bei­den uh­ren war um ei­ni­ge hun­derts­tel se­kun­den ver­scho­ben, was man beim lau­schen des tick-tick-tack-tack, tick-tack-tack-tick, tack- tick-tack-tick und tack-tack-tick-tick-ge­räuschs leicht er­ken­nen konn­te, wenn man sich auf das ti­cken kon­zen­trier­te. lan­ge habe ich das ver­ge­hen der zeit nicht mehr so sinn­lich er­lebt, wie an die­sem wo­chen­en­de, wo ich im bett lie­gend dem ti­cken der bei­den uh­ren lausch­te und die bei­den pen­del beim aus­schla­gen be­ob­ach­te­te. auch wenn ich die­ses gan­ze di­gi­tal-ge­döns lie­be und schät­ze, die­se bei­den uh­ren sind für mich das sinn­bild all des­sen, was uns durch die di­gi­ta­li­sie­rung an sinn­li­chen er­fah­run­gen ver­lo­ren geht. wer in der letz­ten zeit ei­ner pen­del­uhr ge­lauscht hat, wird ver­ste­hen was ich mei­ne. alle an­de­ren nicht.


lo­ki schmidt

felix schwenzel

hel­mut schmidt sieht loki schmidt an

der tod von loki schmidt macht mich trau­rig, geht mir emo­tio­nal aber nicht wirk­lich nahe, auch wenn ich sie und ihre un­prä­ten­tiö­se art un­heim­lich moch­te.

wenn ich aber ge­mein­sa­me in­ter­views mit hel­mut und loki schmidt sehe, er­schüt­terts mich, wie hel­mut schmidt, der olle eis­klotz, sie hin und wie­der an­sieht und da­bei tie­fe ver­traut­heit und zu­nei­gung zu ihr au­strahlt. das schwers­te ist im­mer das zu­rück­blei­ben. ich füh­le tie­fes mit­leid mit hel­mut schmidt.

[bild­quel­le ARD, „wir schmidts“, me­dia­thek-link]


hand-witz

felix schwenzel

höhö.


[nach­trag 28.10.2010]
ist mir erst jetzt auf­ge­fal­len, dass man die hand, den hand-witz, die witz-hand viel­leicht auf dem foto oben gar nicht er­ken­nen kann. auf den fol­gen­den fo­tos zwar auch nicht, aber viel­leicht kann man sie ein biss­chen bes­ser nicht er­ken­nen.


wolf­gang herrn­dorf

felix schwenzel

ich habe die gross­ar­tig­keit des­sen, was schascha lobo in die­sem ar­ti­kel ver­linkt hat, fast über­se­hen, weil sa­scha vor­her fast drei ab­sät­ze über mu­sik ge­schrie­ben hat. und da es mir schon schwer fällt mu­sik an­zu­hö­ren, aber noch schwe­rer fällt über mu­sik zu le­sen, hab ich den ar­ti­kel heu­te früh, als er bei mir im goog­le rea­der auf­tauch­te, nur so über­flo­gen.

die­ser gan­ze schrott mit ir­gend­wel­chen dep­pen die in der ubahn mit ipho­nes mu­sik ma­chen oder die kreuz­lang­wei­li­ge scheis­se die „im­prov ever­y­whe­re“ ver­an­stal­ten, wird mir stän­dig in mei­nen goog­le-rea­der rein­geshared und ploppt über tage im­mer wie­der — wenn ei­ner den müll in sei­nem „rea­der“ oder „buzz“ „shared“ — di­rekt vor mei­ne nase. sa­scha lo­bos ar­ti­kel hat mir heu­te kei­ner in den rea­der geshared, den muss­te ich mir ana­log sha­ren las­sen, von der bei­fah­re­rin, die mich heu­te abend frag­te: „has­te das ge­le­sen, mit dem wolf­gang herrn­dorf, der hat krebs, nicht mehr lan­ge zu le­ben und schreibt jetzt bü­cher und ein blog dass ihm sa­scha lobo ein­ge­rich­tet hat.“

sie hat das glau­be ich völ­lig an­ders ge­sagt, und auch noch fast alle de­tails und poin­ten ge­nannt, aber ge­nau wie bei ei­nem gu­ten kri­mi oder ei­nem gu­ten film ist es scheiss­egal, wenn man die ge­schich­te kennt oder so­gar das ende (vie­le fil­me zei­gen heut­zu­ta­ge ja so­gar das ende des films am an­fang). es kommt nicht auf die sto­ry an (herrn­dorf hat krebs, stirbt mög­li­cher­wei­se bald und schreibt trotz­dem wei­ter bü­cher), son­dern was man aus ihr macht, wie man sie er­zählt. und wie wolf­gang herrn­dorf sei­ne ge­schich­te er­zählt [„däm­me­rung“, zwei kur­ze rück­blen­den (eins und zwei) und „eins“ (le­se­emp­feh­lungs­rei­hen­fol­ge via sa­scha lobo)], haut mich um. ohne pa­thos und doch er­schüt­ternd, er­schüt­ternd, aber doch wit­zig, ich-be­zo­gen ohne ende und doch fin­det man sich in je­dem zwei­ten ab­satz selbst wie­der. al­les dreht sich um den mög­li­chen tod und doch tropft aus je­der zei­le an­ste­cken­de hoff­nung, rea­lis­mus und op­ti­mis­mus.

zum ers­ten mal seit lan­ger zeit be­daue­re ich es mal wie­der am bild­schirm le­sen zu müs­sen und (ab)sät­ze, frag­men­te die ich fest­hal­ten möch­te nicht mit ei­nem text­mar­ker mar­kie­ren zu kön­nen:

Der Ge­sichts­aus­druck des Fünf­zehn­jäh­ri­gen er­in­nert mich auf son­der­ba­re Wei­se an das, was ich ur­sprüng­lich ein­mal ge­wollt habe im Le­ben. Der trot­zi­ge, hell­wa­che, an­ge­wi­der­te Blick, die Er­kennt­nis, daß die­se Welt eine Zu­mu­tung ist und der ab­les­ba­re Wil­le, ihr bei­zei­ten noch mit der Axt den Schä­del zu spal­ten. So gut wie Ham­sun habe ich na­tür­lich nie aus­ge­se­hen, aber ich weiß noch sehr ge­nau, wie sich die­ses Ge­sicht von in­nen an­fühl­te. (quel­le)

Pas­sig steht ir­gend­wann mit der Hüf­te an ei­nen Tisch ge­lehnt und hin­ter­läßt ei­nen Brief, in dem steht, daß bei der Häß­lich­keit mei­ner Bett­wä­sche Krebs die not­wen­di­ge Fol­ge sei. Ich brau­che lan­ge, um her­aus­zu­fin­den, wel­che Bett­wä­sche sie meint und daß sie bei mir zu Hau­se war. (quel­le)

Ge­sprä­che mit den Ärz­ten lau­fen dar­auf hin­aus, daß sie ver­su­chen, mir Er­in­ne­rungs­lü­cken nach­zu­wei­sen, weil ich mich an sie und ihre Na­men nicht er­in­ne­re. Mich nen­nen sie grund­sätz­lich Herns­dorf. (quel­le)

ir­gend­wann hab ich mal ge­le­sen, dass die in­ter­essanz der men­schen, die krea­ti­vi­tät und le­bens­freu­de der mensch­heit in ih­rer sterb­lich­keit (bzw. dem be­wusst­sein der­sel­ben) be­grün­det liegt. bei wolf­gang herrn­dorf ist die­ses phä­no­men kon­zen­triert zu be­ob­ach­ten. so kon­zen­triert dass es ei­nen schüt­telt.

Eine In­fra­ge­stel­lung der Exis­tenz, eine nicht mehr nur bloß abs­trak­te Er­kennt­nis der ei­ge­nen Be­deu­tungs­lo­sig­keit im An­ge­sicht der Un­end­lich­keit und eine Selbst­über­re­dung zum Le­ben. Schließ­lich die Ge­wiß­heit, die Sa­che in den Griff zu be­kom­men.
Eine Selbst­täu­schung, von der ich von An­fang an wuß­te, daß sie eine Selbst­täu­schung ist, und die trotz­dem funk­tio­nier­te. Im Grun­de nichts an­de­res als die Ein­stel­lung, mit der ich im Al­ter von sechs oder sie­ben Jah­ren, nach der Er­kennt­nis des To­des, auch wei­ter­ge­lebt habe: Ich wer­de ster­ben, ja, aber es ist noch lan­ge hin (und der Tag wird nie kom­men).

Es be­ginnt: Das Le­ben in der Ge­gen­wart. (quel­le)

am bes­ten al­les le­sen. jetzt gleich!


son­nen­un­ter­gang

felix schwenzel

ich fand das ge­ra­de ne su­per idee, am mon­tag­mor­gen ein foto vom vor­he­ri­gen mitt­woch mit ei­nem son­nen­un­ter­gang zu pos­ten. schlimm, was ich mir manch­mal so ein­bil­de.