con­do­leez­za ri­ce

felix schwenzel

con­do­leez­za rice, die ehe­ma­li­ge si­cher­heits­be­ra­te­rin und aus­sen­mi­nis­te­rin der ver­ei­nig­ten staa­ten war am don­nerstg bei jon ste­wart zu gast. er­staun­li­cher­wei­se wirk­te con­do­leez­za rice al­les an­de­re als un­sym­pa­thisch. an­de­rer­seits re­de­ten ste­wart und rice auch nicht über po­li­tik (nur ein­mal, als ste­wart rice frag­te ob dick che­ney nicht ein biss­chen un­heim­lich sei und ob die tem­pa­ra­tur, wenn man an sei­nem büro vor­bei­gin­ge, nicht ein we­nig stei­ge), son­dern über ihre au­to­bio­gra­phie. die au­to­bio­gra­phie reicht al­ler­dings nicht in den teil ih­res le­bens, den sie im weis­sen haus ver­brach­te, die­sen teil will sie in ei­nem wei­te­ren buch be­schrei­ben.

die gan­ze (se­hens­wer­te) sen­dung kann man hier se­hen, die zwei tei­le des in­ter­views hier.


sz

felix schwenzel

„gute pla­ka­te“ gibts auch mit be­schis­se­ner ty­po­gra­fie

dass man das klei­ne ß nicht in ver­sa­li­en be­nut­zen soll­te wuss­te ich be­reits, wenn­gleich es mir na­tür­lich auch to­tal egal ist. dass es aber be­reits ein gros­ses es­zett gibt, auch in uni­code-zei­chen­sät­zen, wuss­te ich nicht.

so sieht das aus: ẞ (und so das klei­ne: ß)

mehr dazu in der wi­ki­pe­dia: Gro­ßes ß.


an­wort­ant­wort­ant­wort auf mei­ne buch­fra­ge

felix schwenzel

das hier ist sa­scha lo­bos „an­wort­ant­wort­ant­wort“ auf mei­ne buch­fra­ge an sa­scha lobo. drü­ben woll­te ich die ant­wort nicht mehr drun­ter­kle­ben, ich fand den ein­trag auch schon so po­ten­zi­ell un­über­sicht­lich. trotz­dem hän­gen die­se „an­wort­ant­wort­ant­wort“ und mei­ne ur­sprüng­li­che fra­ge, sa­scha lo­bos ant­wort, mei­ne ant­wort­ant­wort na­tür­lich zu­sam­men und soll­ten un­be­dingt vor die­ser an­wort­ant­wort­ant­wort von sa­scha lobo ge­le­sen wer­den! die kom­men­ta­re da­drun­ter na­tür­lich auch.

Am 13.10.2010 um 23:45 schrieb Sa­scha Lobo:

hal­lo lie­ber fe­lix,

ich hielt dich ja im­mer für den pro­to­typ des blog­gers. weil du zwar völ­li­gen un­sinn ge­schrie­ben hast – aber im­mer­hin das, was du woll­test und dich nicht um die le­ser­mei­nung ge­küm­mert hast wie spree­blick oder netz­po­li­tik, wo john­ny und mar­kus für ein wi­der­wär­tig selbst­ge­rech­tes pu­bli­kum schrei­ben, das ju­belt, wenn sei­ne klein­geis­ti­gen er­war­tun­gen er­füllt wer­den. nig­ge­mei­er könn­te auch pro­to­blog­ger sein, aber dann wie­der nicht, weil er eine ei­ge­ne liga dar­stellt, bey­ond blog­ging, nig­ge­mei­er könn­te tex­te in fan­ta­sie­spra­che in die rin­de ei­ner ei­che bei leip­zig ein­rit­zen, sei­ne stump­fen fans wür­den be­geis­tert hin­pil­gern und ihm ein flattr-blüm­chen hin­le­gen. da­bei ist er ganz of­fen­sicht­lich ge­lang­weilt von der stän­di­gen be­schäf­ti­gung mit dem dreck, den er kri­ti­siert. ich möch­te also hof­fen, dass un­se­re freund­schaft auf ei­nem aus­rei­chend fes­ten fun­da­ment steht, be­vor ich dich fra­ge:

willst du mich ver­ar­schen, du er­leb­nis­schrott­blog­ger?

hast du mei­ne ant­wort über­haupt ge­le­sen, be­vor du dei­ne un­ge­len­ken, feh­ler­strot­zen­den buch­sta­ben­ket­ten drun­ter­ge­flanscht hast?

80% dei­ner kom­men­ta­to­ren sind im bes­ten fall schwer ge­stört und im nicht ein­mal schlech­tes­ten fall von der rea­li­tät er­wach­se­ner, ar­bei­ten­der men­schen eine mil­li­on ki­lo­me­ter ent­fernt. und wenn man da­von auf dei­ne le­ser­schaft schliesst, ist ja ei­gent­lich al­les egal, trotz­dem hät­test du dir we­nigs­tens die mühe ma­chen kön­nen, mei­ne ant­wort durch­zu­le­sen.

schwarz­fah­ren ist ver­bo­ten und ich habe kein pro­blem da­mit, wohl aber mit dra­ko­ni­schen stra­fen, wie kin­der nachts an ost­deut­schen land­bahn­hö­fen aus­zu­set­zen, oder schwarz­fah­rer zu ver­prü­geln.

ge­nau das habe ich doch ge­schrie­ben, dass es "eine un­an­stän­dig­keit" ist. war­um tust du so, als hät­te ich die to­des­stra­fe für raub­ko­pie­rer rück­wir­kend zum 1.7. '93 ge­for­dert oder ähn­lich "dra­ko­ni­sche stra­fen"? in den ers­ten von durch­tränk­ter dumm­heit feucht­klam­men blogs steht be­reits, ich wür­de netz­sper­ren für das ur­he­ber­recht for­dern. völ­lig ab­ge­se­hen da­von, dass du selbst in der fra­ge­mail doc­to­row auf so nichts-che­cken­de wei­se falsch ver­stan­den hast, als woll­test du dich da­mit bei mee­dia be­wer­ben (wo der po­kul­tur­jun­kie of­fen­bar die zeit bis zur ren­te hirn­ener­gie­spa­rend durch­brin­gen will):

"oder soll­te ich den wor­ten cory doc­to­rows glau­ben schen­ken, der be­haup­tet, das un­au­to­ri­sier­te ver­tei­len in tausch­bör­sen, bzw. die mög­lich­keit das buch kos­ten­los her­un­ter­la­den zu kön­nen, den ver­kaufs­zah­len hilft?"

du bist ver­wun­dert, dass ich die­se aus­sa­ge von dir "über­in­ter­pre­tie­re"? und be­lehrst mich dann auch noch, dass "äp­fel nicht un­wahr" sein müs­sen? das wür­de ja so­gar noch im blog von ms­pro als un­an­ge­nehm ver­schwur­bel­te me­ta­pher auf­fal­len, der sein zu­sam­men­ge­klau­tes twit­ter­buch na­tür­lich nicht kos­ten­los zum down­load an­bie­tet, ob­wohl er doch so ge­gen das ur­he­ber­recht ist. ja, ich hät­te das doc­to­row-zi­tat über­prü­fen kön­nen, aber für dein lä­cher­li­ches blog mit 12 de­pres­si­ven lang­zeit­stu­den­ten als le­ser und kom­men­tar-imi­ta­to­ren durch­fors­te ich doch nicht die 23 mil­lio­nen in­ter­views von doc­to­row, der über nichts an­de­res spricht als sei­ne ei­ge­ne, un­ge­heu­re su­per­heit, der typ ist eine fast so schlim­me ich-hupe wie be­ra­tungs-con­sul­tant knü­wer. dann aber neh­me ich dir wirk­lich übel:

"dass die ur­he­ber selbst be­stim­men kön­nen sol­len, was mit ih­ren wer­ken ge­schieht ist, glau­be ich, mehr oder we­ni­ger un­strit­tig,"

sehe ich so ver­wirrt aus wie stö­cker von der spon netz­welt oder jo­chen weg­ner, von dem ich nicht wis­sen will, mit wel­chen pil­len er es so lan­ge beim fo­cus ("deutsch­lands bes­te am­peln - das ul­ti­ma­ti­ve ran­king") aus­ge­hal­ten hat und war­um? oder han­delt es sich bei dei­ner fest­an­stel­lung um die haus­meis­ter­li­che be­treu­ung ei­nes wurm­lochs, durch das du die 80er jah­re in stand hal­ten musst? UN­STRIT­TIG? das ist der strit­tigs­te punkt über­haupt in der dis­kus­si­on zwi­schen dem selbst­zu­frie­de­nen po­lit­feuil­le­ton, das wie neo­spies­ser ma­rio six­tus nichts will als bei ge­si­cher­ter ren­te am ka­min den le­bens­abend mit dem neu­en fran­zen zu ver­brin­gen – und den apo­lo­ge­ten der ego­is­ti­schen, dau­er­mas­tur­bie­ren­den file­sha­ring-pu­ber­tä­ter, die noch nie­mals in ih­rem le­ben ge­ar­bei­tet ha­ben, aber glau­ben, die welt müs­se al­les um­sonst für sie be­reit­hal­ten.

lies doch mal mei­nen dis­put mit dem un­er­träg­li­chen tur­bo­bes­ser­wis­ser mar­cel weiss, mit des­sen be­leh­rungs­en­er­gie man die po­lar­kap­pen drei win­ter lang eis­frei hal­ten könn­te, der seit sei­nem weg­gang von blog­werk ge­gen den voll­stän­di­gen be­deu­tungs­ver­lust kämpft und der seit jah­ren mit dem eben­falls vier­zehn­jäh­ri­gen mar­tin wei­gert der welt er­klärt, wie sie im di­gi­ta­len ge­fäl­ligst zu funk­tio­nie­ren hat, weil ihre "er­kennt­nis­se" – die je­dem fuss­gän­ger­zo­nen­pre­di­ger pein­lich wä­ren vor platt­heit – sie selbst so sehr be­rau­schen. oder lies, was jetzt.de-jour­na­lis­ten­dar­stel­ler dirk von geh­len dazu mein­te, der glück hat, dass sei­ne chefs von der süd­deut­schen zei­tung das in­ter­net für eine mi­schung aus fax, fern­se­her und elek­tro­ni­schen le­ser­brief­käs­ten hal­ten und des­halb sein blog nicht le­sen: für je­den zwei­ten bei­trag zum the­ma ur­he­ber­recht in dirks selbst­ge­fäl­li­gem blog wür­den sie nicht nur ihn feu­ern, son­dern auch alle, die so ähn­lich heis­sen oder schon mal in der kan­ti­ne mit ihm ge­spro­chen ha­ben.

und im­mer geht es dar­um, dass eben doch strit­tig ist, ob und wie der ur­he­ber be­stim­men darf, was mit sei­nem werk pas­siert. es ist su­per­strit­tig. es ist gi­gast­rit­tig. es ist s21strit­tig. dass du das ver­kennst, lässt dich auf den nai­vi­täts­pfa­den der pi­ra­ten wan­deln (falls dein ge­dächt­nis noch so schlecht ist: das war im jahr 2009 eine par­tei, die ihre kur­ze chan­ce, die po­li­tik für im­mer zu ver­än­dern, so un­fass­bar däm­lich nicht ge­nutzt hat, wie es nur nerds hin­be­kom­men).

und dass du schliess­lich am ende dei­ner ant­wort auf mei­ne ant­wort auf dei­ne fra­ge mit der for­mu­lie­rung um die ecke kommst:

"die fra­ge war eher: ist das auf­tre­ten von schwarz­fah­rern oder blin­den pas­sa­gie­ren nicht ein zei­chen da­für, dass man ein re­le­van­tes, atrak­ti­ves pro­dukt an­bie­tet, […] und ist das ge­gen­teil […] nicht viel­leicht ein zei­chen da­für, dass man et­was an­bie­tet, was nur sehr we­ni­ge leu­te in­ter­es­siert?"

soll ich es doch ganz schnaf­te fin­den, wenn mein buch il­le­gal ko­piert wird? soll ich es dei­ner un­qua­li­fi­zier­ten, ner­vi­gen blog­ger-mei­nung nach gut fin­den, dass sich end­lich je­mand für mich in­ter­es­siert? dass end­lich ir­gend­ein 19jäh­ri­ger in 30 se­kun­den ei­nen drm-kna­cker über das ebook drü­ber­ge­bü­gelt hat und mein quatsch­buch für wich­tig ge­nug er­ach­tet hat, um es in die ego­is­ten-netz­wer­ke ein­zu­pfle­gen? hast du üb­ri­gens ge­se­hen, dass so­gar der an­bie­der­mann olaf kol­brück kom­men­tiert hat, mit ei­ner däm­li­chen spitz­fin­dig­keit, ver­mut­lich, um da­von ab­zu­len­ken, dass er aus mut­lo­sig­keit sein po­ten­zi­al im blog ei­nes zwei­ein­halbt­klas­si­gen me­di­en­ma­ga­zins aus dem 90er jah­ren ver­küm­mern lässt?

"wür­de ich ein buch ge­schrie­ben ha­ben und wür­de es in tausch­bör­sen auf­tau­chen, ich glau­be ich wür­de ne fla­sche re­le­vanz-scham­pus auf­ma­chen und mir auf die schul­ter klop­fen."

ist der ti­tel dei­nes blogs, "fach­blog für ir­rele­vanz" wirk­lich PURE ko­ket­te­rie? wenn es über­haupt je re­le­vanz ge­ben soll­te, lässt sie sich mit si­cher­heit nicht da­durch aus­drü­cken, dass schmie­ri­ge file­sha­ring-ego­is­ten aus lan­ge­wei­le be­schlos­sen ha­ben, files zu sha­ren. wie er­bärm­lich ist das denn? nach die­ser teen­ager­re­le­vanz zu stre­ben, die nicht ei­nen ver­kack­ten fun­ken re­spekt be­inhal­tet, ge­schwei­ge denn zah­lungs­wil­len – und mir kommt es da nur aufs geld an, denkst du, ich schrei­be bü­cher aus über­zeu­gung? kann ich von tausch­bör­sen­re­le­vanz mei­ne teu­ren hob­bies be­zah­len? wenn ich so ärm­lich und ohne je­den stil le­ben wür­de wie nig­ge­mei­er oder kath­rin pas­sig, dann wäre das viel­leicht okay, aber ich brau­che 10.000 net­to im mo­nat, da kann ich mich nicht mit die­sem kin­der-re­le­vanz­shit aus­ein­an­der­set­zen.


herz-bröt­chen und streu­sel­ku­chen

felix schwenzel

bei uns in der fir­ma gibt es eine sehr schö­ne tra­di­ti­on: ein­mal im mo­nat set­zen sich alle an­ge­stell­ten um 11 uhr zu­sam­men und brun­chen. die brunch­wa­ren be­sor­gen die mit­ar­bei­ter selbst, je­der kauft für un­ge­fähr fünf euro et­was ein. mei­ne auf­ga­be ist es zum brunch für 5 euro bröt­chen („schrip­pen“) zu kau­fen. je nach­dem wel­chen weg ich zur ar­beit wäh­le oder je nach­dem wo ich mich durch den je­wei­li­gen er­satz­ver­kehr in ber­lin wie­der­fin­de, wäh­le ich den bä­cker meist spon­tan aus.

letz­te wo­che wähl­te ich ei­nen bä­cker, der sei­ne bä­cke­rei­fach­ver­käu­fe­rin­nen dazu zwingt schürz­chen und häub­chen zu tra­gen. die re­ak­ti­on auf mein an­sin­nen „30 schrip­pen“ war ei­sig und ver­wirrt. die ver­käu­fe­rin re­agier­te, als sei mein an­sin­nen et­was un­ge­hö­ri­ges. ze­ternd be­weg­te sie sich zur bröt­chen­aus­la­ge und be­gann mit ei­ner greif­zan­ge bröt­chen in eine pa­pier­tü­te zu schau­feln, bis sie kurz dar­auf merk­te, dass ihr vor­ge­hen ex­trem in­ef­fek­tiv war. also such­te sie eine grös­se­re plas­tik­tü­te und zog sich ei­nen la­tex-hand­schuh zum ef­fek­ti­ve­ren bröt­chen-grei­fen an.

er­schwe­rend für die ver­käu­fe­rin kam hin­zu, dass kurz vor mei­ner be­stel­lung eine un­ab­läs­sig vor sich hin­re­den­de äl­te­re dame den ver­kauf­raum be­trat. sie ben­n­an­te und kom­men­tier­te al­les was sie sah laut und deut­lich: „ach sie ha­ben das bo­n­aqua-was­ser! das ist gut! sehr le­cker! ist das schin­ken? was kos­ten denn die be­leg­ten bröt­chen? kann man die auch ohne to­ma­te ha­ben?“

die ver­käu­fe­rin stand kurz da­vor zu we­gen über­for­de­rung zu plat­zen. als sie sich in ei­nem ver­zwei­fel­ten ver­such die kon­zen­tra­ti­on zu be­hal­ten der bröt­chen­aus­la­ge zu­wand­te und die plap­pern­de äl­te­re dame aus­zu­blen­den ver­such­te, nahm die­se ihre chan­ce wahr, beug­te sich über die vir­ti­ne in die aus­la­ge und griff sich eine rie­si­ge streu­sel­ku­chen-plat­te aus der vi­tri­ne, ver­stau­te den ku­chen in ih­rer ja­cke und re­de­te wei­ter: „ich schreib das dann auf! die bröt­chen mit dem schin­ken se­hen wirk­lich sehr gut aus.“ und ver­liess lang­sam den la­den.

als die bä­cker­tei­fach­ver­käu­fe­rin sich wie­der mir zu­wand­te, er­klär­te sie mir, dass ich künf­tig doch bit­te sol­che un­ge­wöhn­li­chen ein­käu­fe vor­be­stel­len sol­le. ich zahl­te wort­los, dach­te lei­se, dass es si­cher­lich kein nächs­tes mal und dem­entspre­chend auch kei­ne vor­be­stel­lung ge­ben wür­de und war dann aber doch ver­wun­dert, als ich beim brunch merk­te, dass die bröt­chen auf ih­rer ober­sei­te alle ein herz ein­ge­ritzt hat­ten.


buch­fra­ge

felix schwenzel

Am 11.10.2010 um 18:56 schrieb fe­lix schwen­zel:

hal­lo sa­scha,

lei­der kann ich dir die­se buch­fra­ge nicht über love­ly­books.de stel­len, da ich mich nicht kurz ge­nug fas­sen kann. des­halb stel­le ich sie dir per email und wir­res.net, wo ich die fra­ge und dei­ne even­tu­el­le ant­wort ger­ne ver­öf­fent­li­chen wür­de.

aus pu­rer neu­gier habe ich eben bei pi­ra­te­bay nach „stroh­feu­er“ ge­sucht. lei­der ken­ne ich mich mit der il­le­ga­len be­schaf­fung von le­se­wa­ren nicht be­son­ders gut aus, so dass ich nach die­ser ei­nen stich­pro­be ein­fach mal an­neh­me, dass dein ro­man (noch?) nicht als ebook raub­ko­piert wird.

mich wür­de aber in­ter­es­sie­ren, was du per­sön­lich dar­über den­ken wür­dest, wenn das der fall wäre. oder an­ders ge­fragt, ich fra­ge mich, was ich den­ken wür­de, wenn ich ein buch ge­schrie­ben hät­te und ich es in un­au­to­ri­sier­ter form, kos­ten­los im in­ter­net her­um­lie­gend fin­den wür­de. ich fra­ge mich ob ich mich dann freu­en wür­de, ein buch ge­schrie­ben zu ha­ben, dass ei­ni­ge leu­te so re­le­vant fin­den, dass sie sich die mühe ma­chen es zu di­gi­ta­li­sie­ren oder den ko­pier­schutz zu kna­cken, oder ob ich mich dar­über är­gern wür­de, weil mir da­durch ein­nah­men oder um­satz- und ab­satz­zah­len ver­lo­ren gin­gen.

mir fehlt lei­der die phat­a­sie, mich in die­se si­tua­ti­on an­ge­mes­sen ein­zu­füh­len, wes­halb mir auch par­tout kein mass­stab ein­fällt, wie ich, wäre ich in die­ser si­tua­ti­on, mei­nen är­ger quan­ti­fi­zie­ren soll­te. wie wür­de ich den mög­li­chen auf­merk­sam­keits­ge­winn ge­gen den po­ten­zi­el­len ein­nah­me­ver­lust ab­wä­gen? spie­len die ein­nah­men aus dem buch­ver­kauf für mich als au­tor über­haupt eine so gros­se rol­le? müss­te ich ne­ben mei­nen in­ter­es­sen, aus fair­ness oder so­li­da­ri­tät, auch die in­ter­es­sen des ver­la­ges be­den­ken? oder soll­te ich den wor­ten cory doc­to­rows glau­ben schen­ken, der be­haup­tet, das un­au­to­ri­sier­te ver­tei­len in tausch­bör­sen, bzw. die mög­lich­keit das buch kos­ten­los her­un­ter­la­den zu kön­nen, den ver­kaufs­zah­len hilft?

des­halb fra­ge ich dich: wie fän­dest du es, wenn dein buch ir­gend­wo in den wei­ten des in­ter­nets un­au­to­ri­siert her­un­ter zu la­den wäre?

wür­dest du dich freu­en oder är­gern? und war­um?

lie­be grüs­se, ix

Am 12.10.2010 um 10:11 schrieb Sa­scha Lobo:

Wenn "Stroh­feu­er" il­le­gal her­un­ter­zu­la­den wäre, wür­de mich das är­gern. Was mich fast noch mehr är­gert, sind Be­haup­tun­gen wie die von Cory Doc­to­row, un­au­to­ri­sier­tes Ver­tei­len in Tausch­bör­sen wür­de ge­ne­rell den Ver­kauf för­dern (über sei­nen spe­zi­el­len Fall hin­aus). Das hal­te ich für eine an­bie­dern­de Schutz­be­haup­tung: er hat Angst, dass sei­ne Nerd-Fans ihn sonst doof fin­den.

Es ist ja nicht so, dass ähn­li­che Me­cha­nis­men für Deutsch­land nicht über­prüft wor­den wä­ren. 2007 ha­ben wir mit der Rie­sen­ma­schi­ne bei Hey­ne (Ran­dom House) ein Pa­pier-Ta­schen­buch auf den Markt ge­bracht, das gleich­zei­tig kos­ten­los her­un­ter­zu­la­den war (und auch im­mer noch ist). Das Er­geb­nis war er­nüch­ternd; das Buch wur­de über 20.000 Mal her­un­ter­ge­la­den, mit ei­nem Klick, ohne ir­gend­wel­che Da­ten hin­ter­las­sen zu müs­sen, was nicht be­son­ders leicht mit Ran­dom House her­aus­zu­ver­han­deln war – und die Ver­kaufs­zah­len wa­ren sehr, sehr ge­ring. Die Über­tra­gung des In­ter­es­ses vom Ebook zum ge­druck­ten Buch hat zu­min­dest in die­sem Fall über­haupt nicht funk­tio­niert. Das habe ich vor­her be­fürch­tet, aber ich hal­te viel da­von, theo­re­ti­sche An­nah­men auch prak­tisch aus­zu­pro­bie­ren, weil ich selbst die Er­fah­rung ge­macht habe, dass man trotz Fach­wis­sen, Er­fah­rung und Ge­fühl im­mer noch grau­en­voll falsch lie­gen kann.

Dass die Ver­brei­tungs­ef­fek­te von il­le­ga­len Tausch­bör­sen für den Ver­kauf von Mu­sik tat­säch­lich an­ders ge­la­gert sein könn­ten und es dort für die­se Ef­fek­te auch so­li­de­re Un­ter­su­chun­gen gibt, steht auf ei­nem an­de­ren Blatt. Al­ler­dings ei­nem Blatt, das mir nicht so wich­tig ist – denn ich hal­te es für rich­tig, für Kul­tur­gü­ter zu be­zah­len, wenn der Ur­he­ber sich das so aus­ge­sucht hat. Ich glau­be an das Recht des Ur­he­bers, über die Be­din­gun­gen der Ver­brei­tung sei­nes Wer­kes zu be­stim­men, zu­min­dest für eine be­stimm­te Zeit. Wer das nicht tut, muss kon­se­quen­ter­wei­se so et­was Gu­tes wie Crea­ti­ve Com­mons ab­leh­nen, denn auch da­für ist die Grund­la­ge, dass der Ur­he­ber be­stim­men darf, was mit sei­nem Werk pas­sie­ren darf und was nicht. Dass das Ur­he­ber­recht in sei­ner ak­tu­el­len Form in vie­len Punk­ten für das di­gi­ta­le Zeit­al­ter un­ge­eig­net ist, ist ab­so­lut rich­tig. Die Ab­schaf­fung von "geis­ti­gem Ei­gen­tum" als Re­ak­ti­on wäre ab­so­lut falsch. Die Ab­schaf­fung wür­de den­je­ni­gen wirt­schaft­lich nüt­zen, die oh­ne­hin die größ­te Wirk­macht ha­ben. Die Funk­ti­on des geis­ti­gen Ei­gen­tums schützt den Ur­he­ber, egal, wie­viel Geld der hat, die­se Schutz­funk­ti­on des Schwä­che­ren ge­gen­über dem Stär­ke­ren wird oft un­ter­schla­gen.

Wer "Stroh­feu­er" oder ir­gend­ein an­de­res Buch il­le­gal her­un­ter­lädt, han­delt in mei­nen Au­gen ego­is­tisch. Er nutzt ein Pro­dukt, will aber da­für nicht be­zah­len. Das Ar­gu­ment, er wür­de das Buch sonst gar nicht kau­fen und das eBook bloß ko­pie­ren und nichts weg­neh­men, kann ich eben­so­we­nig gel­ten las­sen wie bei je­man­dem, der im Zug nicht be­zah­len will. Da­durch geht auch nichts ka­putt, man nimmt nichts weg, der Zug fährt so­wie­so, es ent­steht "nur" ein vir­tu­el­ler Scha­den und trotz­dem ist es all­ge­mein als un­an­stän­dig an­er­kannt. Als schwer­wie­gen­des Ver­bre­chen emp­fin­de ich das aber nicht, son­dern eben als Un­an­stän­dig­keit. Kann man un­ter dem Schutz­man­tel der Sieb­zehn­jäh­rig­keit mal ma­chen, aber ir­gend­wann ist es sinn­voll ein­zu­se­hen, dass il­le­ga­les Her­un­ter­la­den ein schmie­ri­ger Akt ist, wenn ei­nen Klick wei­ter das Pro­dukt le­gal zu kau­fen ist. Für den il­le­ga­len Down­load aus ei­ner Art Not­wehr her­aus, wenn das di­gi­ta­le Kul­tur­pro­dukt aus gro­tes­ken An­walts­grün­den erst drei Jah­re spä­ter oder nie ver­füg­bar ist, habe ich aber durch­aus Ver­ständ­nis.

Der mög­li­che Auf­merk­sam­keits­ge­winn, von dem oft ge­spro­chen wird, in­ter­es­siert mich ex­akt null, erst recht von den­je­ni­gen Leu­ten, die il­le­gal her­un­ter­la­den, denn de­ren Auf­merk­sam­keit ist in die­sem spe­zi­el­len Fall nichts wert, und zwar ih­nen selbst nichts wert. Es geht an die­ser Stel­le vor al­lem um Geld, Geld­flüs­se si­chern ei­nen Groß­teil der Kul­tur, in al­len mög­li­chen Be­rei­chen. Wer das ab­lehnt, soll ent­we­der kon­se­quent für die Ab­schaf­fung des ge­sam­ten Sys­tems kämp­fen, das re­spek­tie­re ich po­li­tisch – oder ak­zep­tie­ren, dass man für Kul­tur­gü­ter be­zahlt. Aber nicht den Ka­pi­ta­lis­mus an der Stel­le toll fin­den, wo es ei­nem nützt, und nur dort doof fin­den, wo er der ei­ge­nen Be­quem­lich­keit im Weg steht. Um die­sen sehr, sehr kom­pli­zier­ten Pro­zess zwi­schen Markt und Kul­tur zu or­ga­ni­sie­ren, gibt es Ver­la­ge – Au­toren al­lein könn­ten das nicht. Die Ver­la­ge da al­le­samt un­dif­fe­ren­ziert zu ver­teu­feln und als "blö­de Con­tent­in­dus­trie" zu be­schimp­fen, zeugt von er­heb­li­chem Un­wis­sen und ge­rin­ger Kennt­nis der Funk­ti­ons­wei­se der Kul­tur­land­schaft. Mir ist be­wusst, dass Tei­le der dif­fu­sen "In­ter­net­sze­ne" mei­ne Hal­tung ganz fürch­ter­lich fin­den. Das ist ihr gu­tes Recht, ge­nau­so wie es mein Recht ist, sie da­für fürch­ter­lich zu fin­den.

Am 12.10.2010 um 19:46 schrieb fe­lix schwen­zel:

ich weiss gar nicht so ge­nau, ob doc­to­row ge­sagt hat „un­au­to­ri­sier­tes Ver­tei­len in Tausch­bör­sen wür­de ge­ne­rell den Ver­kauf för­dern“, da hast du mei­ne un­ge­naue wie­der­ga­be von doc­to­rows wor­ten viel­leicht über­in­ter­pre­tiert. ich habe kürz­lich fol­gen­des von doc­to­row ge­le­sen:

For me, the ans­wer is simp­le: if I give away my ebooks un­der a Crea­ti­ve Com­mons li­cence that al­lows non-com­mer­cial sha­ring, I'll at­tract rea­ders who buy hard co­pies. It's work­ed for me – I've had books on the New York Times best­sel­ler list for the past two ye­ars.
What should other ar­tists do? Well, I'm not re­al­ly bo­the­red.

ich lese das eher wie: so­et­was kann funk­tio­nie­ren, oder eben auch nicht. für mich ver­hält sich das ein biss­chen so wie die par­al­le­le von deut­schen und ame­ri­ka­ni­schen tech­blogs. man kann ein paar jah­re lang ein tech-blog auf­bau­en und dann mit et­was glück den la­den für ein paar mil­lio­nen an AOL ver­kau­fen, aber wenn man das in deutsch­land ver­sucht, kann man auch mit 5000 le­sern am tag und knie­tief im dis­po en­den. äp­fel und bir­nen ame­ri­ka und deutsch­land sind schwer zu ver­glei­chen, was aber nicht heis­sen muss, dass äp­fel un­wahr sind.

dass die ur­he­ber selbst be­stim­men kön­nen sol­len, was mit ih­ren wer­ken ge­schieht ist, glau­be ich, mehr oder we­ni­ger un­strit­tig, selbst wenn das werk durch und durch­ge­he­ge­mannt ist, soll­te es dem he­ge­mann über­las­sen blei­ben, wie das buch ver­trie­ben wer­den soll­te (he­ge­mann hat es üb­ri­gens im­mer­hin mit ei­nem film in die tausch­bör­sen ge­schafft). ge­nau­so wie es un­strit­tig ist, dass es hier­zu durch­aus aus­nah­men gibt. kaf­ka wäre ein bei­spiel bei dem es durch­aus (von mir aus „ge­sell­schaft­lich“) sinn­voll er­schien, sich dem wil­len des ur­he­bers zu ent­zie­hen. eben­so von aus­nah­men durch­wo­ben sehe ich ur­he­ber­rechts­fra­gen bei nach­rich­ten oder an­de­ren ge­sell­schaft­lich re­le­van­ten geis­ti­gen (re­cher­che- oder for­schungs-) leis­tun­gen.

aber das war auch nicht mei­ne fra­ge, noch sehe ich es als streit­punkt. schwarz­fah­ren ist ver­bo­ten und ich habe kein pro­blem da­mit, wohl aber mit dra­ko­ni­schen stra­fen, wie kin­der nachts an ost­deut­schen land­bahn­hö­fen aus­zu­set­zen, oder schwarz­fah­rer zu ver­prü­geln.

die fra­ge war eher: ist das auf­tre­ten von schwarz­fah­rern oder blin­den pas­sa­gie­ren nicht ein zei­chen da­für, dass man ein re­le­van­tes, atrak­ti­ves pro­dukt an­bie­tet, dass man et­was ge­schaf­fen hat, was die leu­te un­be­dingt ha­ben oder nut­zen wol­len und ist das ge­gen­teil, kei­ne schwarz­fah­rer, kei­ne blin­den pas­sa­gie­re, kei­ne schwarz­ko­pie­rer nicht viel­leicht ein zei­chen da­für, dass man et­was an­bie­tet, was nur sehr we­ni­ge leu­te in­ter­es­siert?

ich will das nicht ne­ga­tiv klin­gen las­sen, im ge­gen­teil, was ich sa­gen will: wür­de ich ein buch ge­schrie­ben ha­ben und wür­de es in tausch­bör­sen auf­tau­chen, ich glau­be ich wür­de ne fla­sche re­le­vanz-scham­pus auf­ma­chen und mir auf die schul­ter klop­fen.

und noch eine fra­ge (nicht spe­zi­ell an dich, son­dern ein­fach mal so in den raum ge­stellt): wer hat das „geis­ti­ge ei­gen­tum“ an bank­sys simpsons ope­ner, den fox von you­tube hat ent­fer­nen las­sen? fox, bank­sy, groe­ning, spon oder gar ein ein­horn?


[nach­trag 12.10.2010]
mar­cel weiss hat ein paar ganz klu­ge, le­sens­wer­te an­mer­kun­gen zum sa­schas und mei­nem mail­we­che­sel und zu ein paar der kom­men­ta­re hier.


[nach­trag 16.10.2010]
hier gehts wei­ter mit sa­scha lo­bos ant­wort­ant­wort­ant­wort .


flach­trom­pe­ter al­fons

felix schwenzel

„spies­ser al­fons“ läuft ge­gen ei­nen la­ter­nen­pfahl und fin­det jetzt alle la­ter­nen­pfäh­le doof. un­ter an­de­rem, weil die la­ter­nen­pfäh­le nicht or­dent­lich aus­ge­bil­det sind.

nach vier ab­sät­zen ein­lei­ten­dem schub­la­den-den­ken (aus­ge­bil­de­te jour­na­lis­ten vs. selbst­er­nann­te jour­na­lis­ten), ver­all­ge­mei­nern, klug­scheis­sen und be­schö­ni­gen, wen­det sich „spies­ser al­fons“ ir­gend­ei­nem ty­pen („un­hold“) zu des­sen trei­ben er, wahr­schein­lich so­gar zu recht, ge­löscht se­hen will und des­sen ur­he­ber er hin­ter schloss und rie­gel oder in ei­ner zwags­ja­cke se­hen will. aber war­um phi­lo­so­phiert „spies­ser al­fons“ aus­ufernd über ar­ti­kel 5 des grund­ge­set­zes, pres­se­frei­heit, blog­ger, ärz­te, jour­na­lis­ten oder die ret­tung des abend­lan­des durch pres­se­aus­wei­se? weil der „durch­ge­knall­te Blog­ger“ sich nicht nur hin und wie­der als „Fern­seh­tech­ni­ker” und „Re­ser­ve­of­fi­zier” oder „Elek­tro­in­ge­nieur” be­zeich­net, son­dern auch als „Jour­na­list“?

Doch wäh­rend ein aus­ge­bil­de­ter Jour­na­list auf­grund sei­nes Wis­sen und aus Er­fah­rung weiß, wo sei­ne Gren­zen lie­gen und er in al­ler Re­gel ei­nen Chef­re­dak­teur oder Res­sort­chef vor sich hat, der die Bei­trä­ge vor Ver­öf­fent­li­chung ge­gen­liest, ist das bei ei­nem selbst­er­nann­ten Jour­na­lis­ten kaum der Fall. Zum Bei­spiel bei ei­nem Blog­ger.

ne­ben der tat­sa­che, dass „wis­sen“ und „er­fah­rung“ nur in den sel­tens­ten fäl­len das sind, was arsch­lö­cher von ih­rem arsch­loch­tum ab­hält, fra­ge ich mich im­mer wie­der, wo­her die­ser drang von min­der­be­mit­tel­ten men­schen kommt, din­ge die ih­nen in der welt be­geg­nen nicht nur in lieb­los ka­te­go­ri­sier­te schub­la­den zu ste­cken, son­dern gleich die gan­ze welt als schrank zu be­trach­ten und statt des in­halts, die schub­la­den zu kri­ti­sie­ren.

so geht es beim spies­ser nicht ein­fach um ir­gend­ei­nen depp, der „be­schimpft und be­lei­digt“, son­dern um leu­te die kei­ne aus­bil­dung als jour­na­list ha­ben („Blog­ger“), so sind bei ste­pahnie zu gut­ten­berg nicht pä­do­phi­le straf­tä­ter, in­ef­fek­ti­ve po­li­zei­ar­beit (und zum bei­spiel feh­len­de mit­tel der po­li­zei) eine ge­fahr für „un­se­re kin­der“, son­dern „das in­ter­net“. nicht ein­zel­ne po­li­ti­ker sind kor­rupt, ge­fähr­lich oder blöd, son­dern gleich die gan­ze po­li­tik, nicht ein­zel­ne, (jaja, vie­le) fern­seh­sen­dun­gen sind schrott, nein „das fern­se­hen“ ist ins­ge­samt schrott, nicht ro­bert leicht ver­sagt, son­dern gleich und in gän­ze „die me­di­en“.

dif­fe­ren­zie­ren, ein­zel­ne zu­sam­men­hän­ge oder prot­ago­nis­ten her­aus­ar­bei­ten und zu kri­ti­sie­ren ist müh­sam, klar, und wenn man zu ho­hen puls hat, viel­leicht auch un­mög­lich, aber das man sich mit schub­la­den-den­ken und -spre­chen zum af­fen macht, soll­te man zu­min­dest be­den­ken.

[nach­trag 12.10.2010]
apro­pos or­dent­li­che jour­na­lis­ten-ak­kre­di­tie­rung, für die sich der „spies­ser al­fons“ so lei­den­schaft­lich ein­setzt, hier in ei­nem et­was an­de­rem zu­sam­men­hang:

Wer aus der Is­la­mi­schen Re­pu­blik be­rich­ten will, braucht ein Jour­na­lis­ten­vi­sum. Da sind die Ira­ner nicht zum Scher­zen auf­ge­legt. Sie wol­len kon­trol­lie­ren, was und wor­über die Aus­län­der be­rich­ten und das Vi­sum ist für die Be­hör­den die ef­fek­tivs­te Mög­lich­keit, un­er­wünsch­ten Me­di­en­ver­tre­tern die Tür vor der Nase zu­zu­schla­gen. Eine Mög­lich­keit, von der reich­lich Ge­brauch ge­macht wird.

(via don dah­l­manns buzz)


10.10.2010, 10 uhr

felix schwenzel

bit­te die­sen ar­ti­kel igno­rie­ren. es geht nur um ein biss­chen zah­len­mys­tik.


mitt­woch ist der neue sonn­tag

felix schwenzel

heu­te früh um acht hab ich mich mit ma­thi­as ri­chel und herrn bosch zum kaf­fee-trin­ken mit mi­kro­fon ge­trof­fen. er­staun­li­cher­wei­se wa­ren bei­de pünkt­lich und eben­so un­ra­siert wie ix. wir ha­ben uns dann über an­der­t­alb stun­den über ir­gend­was un­ter­hal­ten, was sehr an­ge­nehm war. ma­thi­as ri­chel hat un­ser ge­spräch auf­ge­zeich­net (nicht mit pa­pier und blei­stift, son­dern mit mi­kro­fon und mac­book) und mit wei­ter­füh­ren­den links ver­öf­fent­licht (47MB mp3 down­load hier).

eine der kaf­fee­zu­be­rei­te­rin­nen hat uns freund­li­cher­wei­se fo­to­gra­fiert. aus­ser dass ich et­was un­vor­teil­haft ge­trof­fen bin, fin­de ich das foto ziem­lich wit­zig, zu­mal wir uns nicht ab­ge­spro­chen ha­ben, son­dern alle spon­tan so be­scheu­ert ge­guckt ha­ben.


„das wird man doch noch­mal sa­gen dür­fen!!“

felix schwenzel

„WIR sind das volk!!“

klaus stutt­mann trifft zwei nä­gel auf den kopf.


re­cy­cling-wit­ze

felix schwenzel

in nord­ko­rea wird kim jong il mit ziem­li­cher si­cher­heit zu­rück­tre­ten, und die macht an sei­nen jüngs­ten sohn über­ge­ben. es ist der nicht so hel­le sohn, dem kim die macht über­gibt, sein name ist üb­ri­gens kim jong w. il.

und es bleibt zu hof­fen, dass die über­nah­me in nord­ko­rea bes­ser läuft als das bei jay leno und co­nan o'­bri­en ge­klappt hat.

(bei­de gags bei da­vid let­ter­man ge­klaut, der sich üb­ri­gens auch selbst be­klaut: der kim jong w. il gag lief schon­mal im juni 2009)


de­mo­kra­ti­sche le­gi­ti­mie­rung

felix schwenzel

süd­deut­sche.de:

Der Vor­stands­vor­sit­zen­de der Deut­schen Bahn, Rü­di­ger Gru­be, hält die Pro­tes­te ge­gen das um­strit­te­ne Bahn­pro­jekt Stutt­gart 21 für nicht ge­recht­fer­tigt. "Ein Wi­der­stands­recht ge­gen ei­nen Bahn­hofs­bau gibt es nicht", sag­te Gru­be der Bild am Sonn­tag. Das Bau­pro­jekt sei de­mo­kra­tisch aus­rei­chend le­gi­ti­miert. "Bei uns ent­schei­den Par­la­men­te, nie­mand sonst. Un­se­re frei ge­wähl­ten Volks­ver­tre­ter ha­ben das Dut­zen­de Mal ge­tan: im Bund, im Land, in Stadt und Re­gi­on. Im­mer mit gro­ßen Mehr­hei­ten", sag­te Gru­be.

seit ges­tern abend muss ich zwang­haft an de­mo­kra­tisch le­gi­ti­mier­te din­ge den­ken, din­ge ge­gen die es des­halb laut rü­di­ger gru­be auch kein „wi­der­stands­recht“ gäbe oder ge­ge­ben habe:

  • so wa­ren ho­mo­se­xua­li­tät und ehe­bruch in deutsch­land de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert bis 1969 straf­bar. ver­ge­wal­ti­gung in der ehe war bis 1997 so­wohl de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert als auch straf­frei. meint gru­be ernst­haft, die schwu­len und die frau­en hät­ten da­ge­gen kei­nen wi­der­stand leis­ten dür­fen?
  • die bom­bar­die­rung hun­der­ter men­schen und zwei­er tank­last­zü­ge in der nähe von kun­dus war, so­weit ich sehe, de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert. meint gru­be des­halb, dass man kriegs­hand­lun­gen wi­der­stands­los hin­neh­men soll­te?
  • die eu­ro­päi­schen zug-zu­las­sungs­kos­ten sind eu­ro­pa­weit de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert. gru­bes vor­gän­ger hat sie trotz­dem deut­lich kri­ti­siert, ge­nau­so wie die ent­schei­dung ge­gen ei­nen bör­sen­gang der bahn. hält gru­be sich neu­er­dings bei der po­li­ti­schen ein­fluss­nah­me zu­rück, um den de­mo­kra­ti­schen kräf­ten von lob­by-in­ter­es­sen un­ver­fäscht ih­ren lauf zu las­sen?
  • in den USA sind und wa­ren wa­ter­boar­ding, gua­ta­na­mo bay oder der viet­nam-krieg durch­aus aus­rei­chend de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert. trotz­dem scha­den oder scha­de­ten sie der de­mo­kra­tie und dem an­se­hen des lan­des. auch die ras­sen­tren­nung in den USA war de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert und ge­setz­lich fest­ge­legt. hat­ten die schwar­zen in den USA des­halb kein wi­der­stands­recht? hät­te rü­di­ger gru­be das nie­der­knüp­peln schwar­zer pro­tes­tie­ren­der da­mals gut­ge­heis­sen?

rü­di­ger gru­be hat ein ver­schro­be­nes de­mo­kra­tie­ver­ständ­nis. ge­wal­ten­tei­lung und scheint dar­in kein the­ma zu sein. im­mer­hin glaubt gru­be von sich selbst, dass er durch sei­nen le­bens­weg wer­te wie „glaub­wür­dig­keit“ oder „re­spekt“ ver­in­ner­licht habe. das mit der glaub­wür­dig­keit soll­te er noch­mal über­den­ken.


[nach­trag 15:00h]
ant­je schrupp hat mei­ner mei­nung nach sehr pas­send zu den the­men „macht“ und „le­gi­ti­mie­rung“ ge­schrie­ben und hoi pol­loi hat den „bun­des­bahn­prä­si­den­ten“ schön il­lus­triert.

[nach­trag 18:15h]
Der frü­he­re Ver­fas­sungs­recht­ler Ernst-Gott­fried Mah­ren­holz spricht im In­ter­view über das Vor­ge­hen der Po­li­zei in Sutt­gart, die Fra­ge der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit und ei­nen mög­li­chen Bau­stopp.“ [via]


of­fen­le­gungs-all­er­gie

felix schwenzel

wenn sich ein un­ter­neh­men mit ei­nem an­de­ren un­ter­neh­men so eng be­gat­tet, dass man so­gar ei­nen dop­pel­na­men an­nimmt (stay­fri­ends.spie­gel.de), wür­de ich mir un­ter ei­nem sol­chen ar­ti­kel schon ei­nen hin­weis auf die ge­gen­sei­ti­ge ver­ban­de­lung und ko­ope­ra­ti­on wün­schen.

dass der ar­ti­kel ei­ner­seits sau­sack­blöd und hys­te­risch auf­bau­schend ist und an­de­rer­seits auch selt­sam zu­rück­hal­tend, zum bei­spiel beim hin­weis auf kri­tik der stif­tung wa­ren­test an stay­fri­ends („Im Früh­jahr war das Por­tal in Sa­chen Da­ten­schutz be­reits von der Stif­tung Wa­ren­test kri­ti­siert wor­den.“ - war­um kein link hier­hin?) sei nur ne­ben­bei be­merkt.

das wirk­lich skan­da­lö­se, die jahr­markts-, ver­wir­rungs- und ver­ar­schungs-stra­te­gien von stay­fri­ends um mit­glie­der zu wer­ben und zu kos­ten­pflich­ti­gen „gold“ mit­glie­dern zu ma­chen, blei­ben un­er­wähnt. so fra­ge ich mich im­mer wie­der, wie hin­ter­fot­zig je­mand sein muss, der sich ein „so­zia­les netz­werk“ aus­denkt, dass die nut­zer mit nach­rich­ten wie die­sen kon­fron­tiert:

[E-Mail]
Be­treff: Per­sön­li­che Nach­richt von Kers­tin
»Nach­richt le­sen

[Web­site]
Sie kön­nen die­se Nach­richt noch nicht le­sen! Jetzt Gold-Mit­glied wer­den und alle Nach­rich­ten le­sen

ganz ehr­lich, face­book mag auch et­li­che arsch­loch-kom­po­nen­ten ha­ben und an der ei­nen oder an­de­ren stel­le ver­misst man auch bei face­book den re­spekt vor den nut­zern, aber bei stay­frfri­ends kom­me ich mir vor wie eine milch­kuh der stän­dig gras ver­spro­chen wird, die aber in wahr­heit nur ge­mol­ken wer­den soll.


ap­ple

felix schwenzel

screen­shots aus der do­ku­men­ta­ti­on „die kö­che und die ster­ne“ von lutz hach­meis­ter die auf arte lief, noch ein paar tage 22 stun­den on­line steht be­vor sie de­pu­bli­ziert wird und am frei­tag den 15. ok­to­ber um 01:00 Uhr wie­der­holt wird und sehr se­hens­wert ist und die ich mir nur an­ge­se­hen habe, weil stevan paul sie mir in sei­nem blog ans herz ge­legt hat.


wolf­gang jo­ops kar­ne­vals­bil­der

felix schwenzel

wolf­gang joop fo­to­gra­fiert von and­re ri­val

mehr als fremd­schä­men, ver­spü­re ich mit­leid mit wolf­gang joop. und and­re ri­val ist gar nicht wit­zig.

[mehr bil­der bei welt.de]


kos­ten­lo­s­kul­tur?

felix schwenzel

vor ein paar wo­chen, mit­ten im ur­laub auf rü­gen, klin­gel­te mein te­le­fon. am te­le­fon war ca­th­rin-he­g­ner, die ver­ant­wort­li­che re­dak­teu­rin von screen.tv, ei­nem von der pro7-sat1-me­dia-dings fi­nan­zier­tem on­line-ma­ga­zin. sie sag­te mir, dass sie un­ter an­de­rem die­sen und an­de­re flattr-ar­ti­kel von mir ger­ne ge­le­sen hät­te und frag­te mich ob ich nicht ei­nen ar­ti­kel über flattr — oder ge­nau­er — über die „chan­cen von paid con­tent im in­ter­net“ für screen.tv schrei­ben wür­de. es gäbe auch ein ho­no­rar und ste­fan nig­ge­mei­er und peer scha­der hät­ten auch schon für screen.tv ge­schrie­ben. aus­ser­dem kön­ne ich schrei­ben was ich wol­le, in­halt­li­che vor­ga­ben zum ar­ti­kel gäbe es nicht. screen.tv ver­ste­he sich als un­ab­hän­gi­ger „ideen­ge­ber“ rund um das the­ma be­wegt­bild.

dass ste­fan nig­ge­mei­er mal für screen.tv ge­schrie­ben hat, ver­such­te ihm spä­ter ein spie­gel-re­dak­teur um die oh­ren zu hau­en, aber da ich be­kann­ter­mas­sen eh käuf­lich und un­se­ri­ös bin, wird der spie­gel si­cher­lich nicht ver­su­chen mit dreck nach mir zu wer­fen. scha­de ei­gent­lich.

zu­rück aus dem ur­laub hab ich zu­ge­sagt.

den ar­ti­kel selbst habe ich mir an ein paar aben­den aus der nase ge­zo­gen und als er fer­tig war, habe ich er­schreckt fest­ge­stellt, dass er we­der be­son­ders gut, lus­tig, noch, wie ge­for­dert, un­ter zehn­tau­send zei­chen lang war. ca­th­rin he­g­ner hat ihn dann ein biss­chen ge­kürzt und ir­gend­wie prä­gnan­ter ge­macht (wie auch im­mer sie das ge­schafft hat), das büro li­ni­en­treu hat ihn auf­ge­hübscht, auf print ge­bürs­tet und ziem­lich stark ver­schwen­zelt und jetzt liegt er hier und ge­fällt mir so­gar ein biss­chen:

screen.tv: so­fort-kul­tur!


mei­ne haupt­the­se im text ist alt­be­kannt: ix bin der fes­ten über­zeu­gung, dass me­di­en­kon­su­men­ten für ih­ren me­di­en­kon­sum be­reit sind zu zah­len und wenn es ein­fach und un­kom­pli­ziert mög­lich ist auch tun. des­halb woll­ten wir un­be­dingt ei­nen flattr but­ton un­ter den text set­zen (der flattr-but­ton dort und hier ist iden­tisch), qua­si als ab­stim­mung oder mei­nungs­bild zum rea­lis­mus mei­ner the­se.

da ich für den text be­reits ein an­stän­di­ges ho­no­rar kas­siert habe, möch­te ich den be­trag der even­tu­ell durch den flattr but­ton zu­sam­men­kommt wei­ter­ge­ben. für vor­schlä­ge an wen ich den be­trag spen­den könn­te bin ich dank­bar, an­sons­ten den­ke ich der­zeit an die­ses pro­jekt von chris­ti­an ja­ku­betz oder dass ich die dar­ben­de fern­seh und film­in­dus­trie un­ter­stüt­ze, in­dem ich das kom­plett­set von the wire kau­fe.

kom­men­ta­re un­ter den ar­ti­kel bei screen.tv ein­zu­bau­en er­schien al­len be­tei­lig­ten et­was kom­pli­ziert, des­halb soll hier der ort zum kom­men­tie­ren des screen.tv-ar­ti­kels sein. aus­ser­dem wer­de ich hier links und ar­ti­kel nach­tra­gen, die mir zum the­ma zu pas­send er­schei­nen.


da­mit fan­ge ich dann gleich mal an: vie­le ideen zum the­ma und zum ar­ti­kel habe ich von mar­cel weiss auf­ge­grif­fen. be­son­ders gut ge­fal­len ha­ben mir mar­cels ge­dan­ken zu clay shir­kys neu­em buch ge­fal­len. nach re­dak­ti­ons­schluss hat mar­cel weiss noch­mal et­was zum the­ma fi­nan­zie­rung von me­di­en­an­ge­bo­ten mit spen­den ge­schrie­ben und an­dre­as von gun­ten hat ei­nen le­sens­wer­ten und viel­fach ge­flat­ter­ten ar­ti­kel über „das ge­schwätz von der gra­tis­kul­tur“ ge­schrie­ben. das habe ich auch vor knapp ei­nem jahr ge­tan, al­ler­dings nicht ganz so prä­gnant.

auch die ge­dan­ken von le­an­der wat­tig zum the­ma frei­wil­li­ges be­zah­len fand ich in­spi­rie­rend. et­was un­ter­stüt­zen, zum bei­spiel durch frei­wil­li­ge zah­lung für et­was was man (ge­sell­schaft­lich, per­sön­lich) sinn­voll hält, oder für et­was was ei­nem im wei­tes­ten sin­ne et­was gibt und dem man et­was zu­rück­ge­ben möch­te, ist mit si­cher­heit in uns al­len ver­an­kert. und ich glau­be auch, dass hier nicht nur ge­sell­schaft­li­cher druck et­was zu ge­ben vor­han­den ist, son­dern auch eine art psy­chi­scher druck; wer mir ei­nen ge­fal­len oder et­was gu­tes tut, hat et­was bei mir gut. steckt die­se hal­tung nicht mehr oder we­ni­ger in uns al­len?

so könn­te man statt zah­lungs­druck (oder zah­lungs­zwang) lie­ber ver­su­chen zah­lungs­sog auf­zu­bau­en?

die­ser ar­ti­kel über eine for­schungs­ar­beit des his­to­ri­kers eck­hard höff­ner über die „Ge­schich­te und We­sen des Ur­he­ber­rechts“ hat mich sehr be­ein­druckt, aber kei­nen platz im ar­ti­kel ge­fun­den. ar­ti­kel zum the­ma gab es auch (eng­lisch­spra­chig) in wired und (deutsch) im spie­gel-on­line.

tim pritl­ove hat vor­ges­tern noch­mal in­ter­es­sant über flattr phi­lo­so­phiert und khoi vinh weist dar­auf hin, dass ra­dio­head, bzw. de­ren bas­sist über das pay-what-you-like mo­dell der band phi­lo­so­phiert.


[nach­trag 18:30]
mar­cel weiss wi­der­spricht er­gänzt mei­nen text und ver­tritt die gar nihct mal so un­wahr­schein­li­che an­sicht, dass die ein­nah­men der neu­en ge­schäfts­mo­del­le sehr viel ge­rin­ger aus­fal­len wer­den als bis­her. zu­min­dest für die al­ten play­er, bzw. die gros­sen play­er. ich kann mir zu­min­dest vor­stel­len dass ein­zel­ne oder klei­ne wen­di­ge or­ga­ni­sa­tio­nen durch­aus mehr aus dem markt her­aus­ho­len kön­nen.

die von dirk von geh­len und mar­cel weiss (zu recht) kri­ti­sier­te „merk­wür­di­ge Auf­tei­lung auf meh­re­re Sei­ten“ mei­nes ar­ti­kels bei screen.tv (die den art­kel wohl print­ar­ti­ger wir­ken las­sen soll), kann man üb­ri­gens mit dem „sa­fa­ri rea­der“ au­to­ma­gisch ab­schal­ten.


fil­me mit au­gen

felix schwenzel

nach­dem ich den la­bor-dum­my für hy­per­land kürz­lich zu auf­ge­bla­se­ner flitz­ka­cke er­klärkt habe, er­klä­re ich dies­mal ei­nen wei­te­ren dum­my aus dem la­bor des elek­tri­schen re­por­ters als se­hens­wert. ich kor­ri­gie­re: hö­rens­wert. in gla­sers blau­em pla­ne­ten sitzt pe­ter gla­ser vor der ka­me­ra und tut das was er am bes­ten kann: er er­zählt was aus den wei­ten der welt und den wei­ten des net­zes. ich kann pe­ter gla­ser stun­den­lang zu­hö­ren, wie er erst vom hölz­chen, dann vom stöck­chen und da­nach von ir­gend­was er­zählt. glück­li­cher­wei­se re­det pe­ter gla­ser in „Gla­sers Blau­er Pla­net“ aber nur knapp zwei­ein­halb mi­nu­ten, so dass man am ende der fol­ge an­ge­fixt, aber nicht über­zu­ckert ist und lust auf die nächs­te fol­ge hat.

nur war­um sämt­li­che sen­dun­gen aus der werk­statt des elek­tri­schen re­por­ters ei­nen mit ei­nem na­he­zu ba­ro­cken über­fluss an bil­dern, schnit­ten, split­screens, trans­for­ma­ti­ons­ef­fek­ten und al­lem was das schnitt­pro­gramm und das bild­ar­chiv her­ge­ben über­schüt­tet wer­den, das er­schliesst sich mir nicht. wozu die­se un­fass­ba­re or­na­men­tik? ist das das rhein­land, dass man dort je­den furz, je­des wort, jede sil­be aus­schmü­cken und über­bor­dend il­lus­tie­ren muss? war­um ist das ein­zig mi­ni­ma­lis­ti­sche an den blin­ken­lich­ten pro­duk­tio­nen die web­site des elek­tri­schen re­por­ters?

das gute an gla­sers blau­em pla­ne­ten ist aber, dass man ihn auch ein­fach nur hö­ren kann, ohne was zu ver­pas­sen. ra­dio mit ge­fla­cker.

und man kann gla­sers blau­en pla­ne­ten auch wun­der­bar für über­lei­tun­gen nut­zen:

screen­shot gla­sers blau­er pla­net
screen­shot board­walk em­pire

board­walk em­pire ist auch irre bild­las­tig und fast ba­rock in sei­ner de­tail­ver­ses­se­nen op­tik, aber im ge­gen­teil zu den bil­der­flu­ten bei den blin­ken­lich­ten pro­duk­tio­nen nicht be­lie­big. an­sons­ten kann ich dies­mal pe­ter praschl voll zu­stim­men, der meint, dass das board­walk em­pire so gut sei, „dass es Schau­dern macht“. praschl meint: „Scor­se­ses neue TV-Se­rie könn­te das Kino rui­nie­ren.“

nur dass ge­ra­de die­se se­rie das kino rui­nie­ren kön­ne, ist mei­ner mei­nung nach quatsch. wahr ist, dass es in den letz­ten jah­ren meh­re­re ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en gab, die ihre ge­schich­ten über 10 oder zwölf stun­den er­zäh­len, statt in an­der­t­alb und da­mit neue, fas­zi­nie­ren­de neue er­zähl­for­men ge­fun­den ha­ben. brea­king bad, die so­pra­nosm, the wire, the west wing — all die­se se­ri­en sind als ki­no­fil­me un­vor­stell­bar. mir geht es im kino mitt­ler­wei­le oft so, dass ich am ende des fil­mes den­ke „oh, schon zu­en­de?“ und fra­ge war­um die ge­schich­te so bruch­stück­haft und ge­hetzt er­zählt wur­de. ki­no­fil­me ex­plo­die­ren ei­nem vor der nase, gute fern­seh­se­ri­en fres­sen sich, fol­ge für fol­ge in ei­nen rein.

das heisst na­tür­lich nicht, dass gute ki­no­fil­me nicht mehr mög­lich sind, im ge­gen­teil. auch das kino er­fin­det stän­dig neue er­zähl­for­men. das kino ist noch lan­ge nicht tot, was al­ler­dings ein pro­blem wer­den könn­te ist das über­le­ben von ki­nos. mit der fa­mi­lie ei­nen film zu se­hen, ist mitt­ler­wei­le ein fast un­be­zahl­ba­rer lu­xus ge­wor­den. für ei­nen ki­no­abend zu dritt muss ich mitt­ler­wei­le fast 40 euro aus­ge­ben. da kauf ich mir doch lie­ber ne dvd oder leih oder kauf den film on­line für 20 oder 10 euro.


ham­burg

felix schwenzel

heu­te nach der ar­beit hat­te ich den un­still­ba­ren drang ein­kau­fen zu ge­hen. also raus aus den home-of­fice-kla­mot­ten, rein in den an­zug und die s-bahn. zu­erst bei bud­ni­kow­ski voll­korn-ge­döns für mein mor­gend­li­ches müs­li ge­kauft, old-spi­ce-deo ge­kauft (was ich nicht erst seit der old-spi­ce-you­tube-kam­pa­gne kau­fe, son­dern seit jah­ren kau­fe, weil mich der ge­ruch an mei­ne zeit als aus­tausch­stu­dent in den USA er­in­nert). da­nach im asia-la­den am bahn­hof so­ja­sos­se, chi­li-sos­se, ko­kos­milch und cur­ry-pas­te ge­kauft und dann ent­schie­den, statt mit der bahn zu fuss zu­rück zu den lan­dungs­brü­cken zu lau­fen.

am chi­le-haus mal am neu­en rach-re­stau­rant, dem „slow­man“ vor­bei­ge­lau­fen, das bei qype er­staun­li­cher­wei­se schon re­la­tiv vie­le re­views ge­sam­melt hat. den na­men find ich ziem­lich be­scheu­ert, hört sich an wie re­stau­rant mit lah­men kell­nern.

auch der schnitt des re­stau­rants scheint sub­op­ti­mal. dort wo man auf dem foto den re­stau­rant­na­men sieht klebt ein zet­tel, man sol­le doch bit­te den ein­gang „an der spit­ze des chi­li-hau­ses“ be­nut­zen. wo auch im­mer die ist. die kar­te sah gut aus und im la­den die leu­te rum­ste­hen zu se­hen, die man aus dem fern­se­hen kennt (ich guck die sen­dung ger­ne) hat­te was ei­gen­tüm­lich pa­pa­raz­zi-ar­ti­ges und rea­li­täts-ver­schie­ben­des. fo­tos von den na­sen hab ich kei­ne ge­macht, aber ir­gend­wann wer­de ich da mal es­sen ge­hen.

da­nach bin ix vor­bei an den spie­gel-ver­lags-hoch­häu­sern rich­tung spei­cher­stadt ge­lau­fen. mei­ne güte. jour­na­lis­ten se­hen nicht nur aus wie leh­rer, auch ihre le­bens­räu­me glei­chen de­nen von leh­rern. man denkt ja im­mer, das cha­os, der schmutz und die ka­putt­heit und ab­ge­ranzt­heit von schu­len lie­ge an den rück­sichts­lo­sen und zum van­da­lis­mus nei­gen­den schü­lern, aber jour­na­lis­ten schaf­fen es ihre bü­ros auch ohne schü­ler ab­zu­ran­zen. beim vor­bei­lau­fen an der spie­gel-kan­ti­ne ist mir dann auch klar ge­wor­den, war­um man­che spie­gel-jour­na­lis­ten so schrei­ben wie auf koks. oran­ge macht of­fen­bar grös­sen­wahn­sin­nig.

zur spei­cher­stadt hin stol­pert man über lau­ter bau­stel­len. hoch­was­ser­schutz-mau­ern, brü­cken­sa­nie­run­gen und über al­lem thro­nend die philar­mo­nie. ich mag den ent­wurf ja ganz ger­ne, aber die ver­zo­ge­nen, teil­wei­se ge­öff­ne­ten fens­ter se­hen ir­gend­wie ka­putt und aus­ver­se­hen an­ge­lau­fen aus. zu­min­dest nicht wie auf den ent­wurfs­zeich­nun­gen. aber auf die roll­trep­pe freu ich mich trotz­dem.

ne­ben den bau­stel­len, stol­pert man zwi­schen dem spie­gel-ver­lag und den lan­dungs­brü­cken stän­dig über ska­ter. als ich frü­her ein skate­board be­nutzt habe, habe ich es als trans­port­mit­tel be­nutzt, qua­si für den kom­bi­ver­kehr: bus und bahn, fuss und roll. die jun­gen men­schen heu­te be­nut­zen skate­boards als mit­tel sich ele­gant auf die fres­se zu le­gen, zu sprin­gen und stadt­mö­bel zu zer­krat­zen.

und: eher als das vor­an­kom­men, scheint bei den mo­der­nen be­nut­zern von skate­boards das fest­hal­ten im vor­der­grund zu ste­hen.

um die lan­dungs­brü­cken her­um gibt es ei­ni­ge ei­gen­tüm­li­che kir­chen. eine fin­ni­sche, eien schwe­di­sche, eine dä­ni­sche see­manns­kir­che, aber auch eine fluss­schif­fer­kir­che. die hat in den letz­ten mo­na­ten of­fen­bar kräf­tig ex­pan­diert. habe ich hier frü­her nur ein kir­chen­schiff ge­se­hen (dop­pel­deu­tig­keit ga­lo­re!), ha­ben die jetzt auch noch ei­nen ver­wal­tungs­trakt und in­nen­hof ins was­ser ge­setzt. am geld scheints nicht zu man­geln.

da­nach vor­bei am gru­ner und jahr ge­bäu­de, dass um 17:30 wirk­te als sei dort ge­ra­de eine leh­rer­kon­fe­renz zu ende ge­gan­gen (den witz hab ich so­eben zum letz­ten mal ge­macht, ver­spro­chen). an der rück­sei­te vom G&J-ge­bäu­de stieg rauch auf, aber auch bra­ten­duft und alt­wei­ber­som­mer-stim­mung.

kurz be­vor ich wie­der zu­hau­se war, be­merk­te ich dann, dass ich die gan­ze tour mit of­fe­ner hose rum­ge­lau­fen war. nächs­tes mal fahr ich wie­der bahn.


hy­per­land

felix schwenzel

mein name ist fe­lix schwen­zel.

ma­rio six­tus blin­ken­lich­ten pro­duk­tio­nen hat ei­nen ers­ten dum­my für ein wö­chent­li­ches in­ter­net-dings im 2DF pro­du­ziert, hy­per­land.

wo der ich-lese-vom-prom­ter-ab-und-mir-ist-egal-ob-man-das-hört-ton­fall von ma­rio six­tus noch char­mant war und ein biss­chen an pe­ter von zahn er­in­ner­te, ist der ich-lese-ab-weil-ich-of­fen­bar-nicht-an­ders-kann-ton­fall von na­dia za­bou­ra lei­der et­was schmerz­haft. die­se schau­spiel­schu­len-ton­fall, mit dem na­dia za­bou­ra ver­sucht auch die letz­te un­hör­ba­re sil­be aus­zu­be­to­nen er­scheint mir to­tal ver­krampft und un­au­then­tisch. und am an­fang den ei­ge­nen na­men zu flö­ten ist auch to­tal RT­LII.

apo­ro­pos RT­LII. die ku­lis­se wirkt wie gut ge­meint, also nicht gut. die be­müh­te und über­flüs­si­ge mi­mik und ges­tik wie die von chris­ti­an rach. bert­ram gu­gel wirkt wie ott­mar zitt­lau, ge­spielt von bas­ti­an pas­tew­ka. die sound­ef­fek­te wir­ken wie aus ner ol­len schub­la­de von ko­balt. er­in­nert mich an eh­ren­senf in ver­si­on 0.1 auf via­gra. wenn man 80 pro­zent weg­las­sen wür­de (ku­lis­se, ein­lei­tung, vor­stel­lung mit na­men, un­nö­ti­ge ani­ma­tio­nen, das vor­le­sen vom prom­ter, die ges­tik, die über­flüs­si­gen ad­jek­ti­ve, die ab­mo­de­ra­ti­on) könn­te das was wer­den mit die­sem „hy­per­land“.

merkt man, dass mir der dum­my nicht ge­fal­len hat?


ro­bin hood

felix schwenzel

ro­bin hood ist ein ganz gu­ter film. schmut­zig, mat­schig, nicht all­zu ro­man­tisch und kit­schig (nur ein biss­chen, zum ende hin), ziem­lich gran­di­os be­setzt und to­tal rid­ly scot­tisch und pre­que­lig. ich hab mir den film in der DVD­thek für 2 euro ge­lie­hen, was ver­mut­lich le­gal ist, aber das weiss bei der heu­ti­gen li­zenz und nut­zungs­rech­te-, ur­he­ber­rechts- und leis­tungs­schutz­recht­la­ge ja nie­mand mehr. zu­min­dest hat mir ein klei­ner mann ge­dankt:

„By purcha­sing this DVD, you are sup­port­ing your lo­cal film and te­le­vi­si­on in­dus­try. Thank you.“

ganz wun­der­bar fand ich auch den an­fang des films. dort konn­te man bei­na­he so­was wie im­pli­zi­te selbst­kri­tik der film­in­dus­trie, die sich eben noch bei mir be­dankt hat, se­hen:

„In times of ty­ran­ny and in­ju­s­ti­ce when law op­pres­ses the peo­p­le, the out­law ta­kes his place in histo­ry.“

ana­lo­gie ga­lo­re! eine in­dus­trie, die mir vor­schrei­ben will, auf wel­chem end­ge­rät ich ei­nen film se­hen darf, die mir ver­bie­ten will, fil­me die ich in den USA ge­kauft habe, in deutsch­land zu se­hen, die mir ver­bie­ten will screen­shots oder si­cher­heits­ko­pien von fil­men zu ma­chen und ge­gen an­geb­li­che raub­ko­pie­rer mit frag­wür­di­gen ju­ris­ti­schen mit­teln vor­geht, glo­ri­fi­ziert „out­laws“? leu­te die sich ge­gen blöd­sin­ni­ge, un­ge­rech­te und aus geld­gier ge­bo­re­ne ge­set­ze auf­leh­nen und ma­chen was sie für rich­tig hal­ten?

ob man das gut­fin­den mag oder nicht, aber in zei­ten in de­nen DRM und un­ver­ständ­li­che ur­he­ber­rechts- und li­zen­sie­rungs­re­ge­lun­gen leu­te ner­ven und den ge­nuss von be­zahl­ten wa­ren nach­hal­tig stö­ren, än­dern ha­cker und raub­ko­pie­rer den lauf der ge­schäfts­mo­del­le.

ir­gend­wie muss man die film­in­dus­trie auch wie­der lie­ben, mit all ih­rer wi­der­sprüch­lich­keit und ab­sur­di­tät.


„war­um liegt hier über­all stroh rum?“

felix schwenzel

sa­scha lobo re­zen­siert re­zen­sio­nen sei­nes bu­ches:

Na­tür­lich gab es auch ne­ga­ti­ve Kri­ti­ken, ich weiss gar nicht, wann ich das letz­te Mal ir­gend­et­was ge­macht habe, was alle gut fan­den. Mit drei in die Hose viel­leicht.

sehr amü­sant, ich glaub ich muss bald mal nach nem re­zen­si­ons­exem­plar fra­gen und mir ei­nen nach­mit­tag frei neh­men, um das buch zu le­sen.

[ei­gent­lich wollt ich ja „arsch­loch­cre­scen­do“ als über­schrift neh­men, ein ty­pi­scher, gran­dio­ser lobo-neo­lo­gis­mus, aber der plat­te witz mit dem stroh muss­te dann doch sein.]


kris­ti­na schrö­der mit pe­nis­na­se

felix schwenzel

die neue aus­ga­be des dum­my-ma­ga­zins ist da und zeigt auf dem ti­tel kris­ti­na schrö­der mit pe­nis-nase und zahn­lü­cke.

die pe­nis-nase hat aber nicht etwa oli­ver gehrs oder ein gra­fi­ker ge­malt, son­dern „Ah­med und sei­ne Kum­pels aus Kreuz­berg“. fa­bi­an diet­rich merkt im dum­my-blog an: „Über­rascht hat uns dann aber, dass vor al­lem die Mäd­chen die fie­ses­ten Pe­nis­na­sen und Fer­ke­lei­en pro­du­zier­ten.“

wit­zi­ger als die pe­nis­na­sen-schrö­der find ich aber die emo-schrö­der.