home drin­king

felix schwenzel in getrunken

zum ers­ten de­zem­ber habe ich ei­nen whis­ky+ci­gars-ad­vents­ka­len­der (ohne zi­gar­ren, nur mit whis­ky-pro­ben) vom kind und der bei­fah­re­rin ge­schenkt be­kom­men. der wahr­schein­lich bes­te ad­vents­ka­len­der, den ich seit 43 jah­ren be­kom­men habe.

je­den tag ein klei­nes fläsch­chen whis­ky zur blind­ver­kos­tung. der zet­tel, auf dem die whis­ky­sor­te und eine klei­ne be­schrei­bung steht, ist um­ge­kehrt auf die fla­sche ge­klebt. jetzt kann ich whis­ky tastings zu­hau­se ma­chen.

1. dal­mo­re 12y

ich kann mich schon nicht mehr ge­nau er­in­nern, ist schliess­lich schon 5 tage her. ich er­in­ner mich aber an ei­nen fruch­ti­gen ge­schmack und ei­nen mil­den, rei­chen ge­ruch. auf dem zet­tel steht, dass der whis­ky je zur hälf­te in bour­bon-fäs­sern und sher­ry-fäs­sern lag. eine gute er­öff­nung, nach der ich ger­ne noch zwei wei­te­re glä­ser dal­mo­re ge­trun­ken hät­te.

2. hyde no.5, aras casks

an den ge­ruch er­in­ne­re ich mich gut. et­was spitz, al­ko­ho­lisch, oder wie mein va­ter sa­gen wür­de: u-boot-treib­stoff. der ge­ruch ist nicht stö­rend, ein biss­chen va­nil­le kommt auch durch, aber mir fiel auf: eher kein klas­si­scher schot­te. und tat­säch­lich war’s ein iri­scher whis­ky. hab ich noch nie be­wusst ge­trun­ken, iri­schen whis­ky. der ge­schmack war run­der als der ge­ruch ah­nen liess, le­cker, aber ei­nen ti­cken an­ders als die aus schott­land, aber fan wer­de ich wohl erst, wenn ich mal nach ir­land rei­se.

3. eli­jah craig 12y

auch die­ser whis­ky hat­te ei­nen et­was spit­zen, al­ko­ho­li­schen ge­ruch. an­ge­nehm, in­ter­es­sant, leicht nach frisch des­in­fi­zier­tem jun­gem le­der. der ge­schmack war we­ni­ger mal­zig, was kein wun­der ist, denn der eli­jah craig ist ein bour­bon. we­ni­ger gers­ten­malz und ich mein­te das raus­schme­cken zu kön­nen. viel­leicht habe ich auch zu schnell auf den bei­pack­zet­tel ge­schaut, nach­dem ich wuss­te, dass die­ser whis­key mit e ge­schrie­ben wird, schmeck­te ich es je­den­falls ein­deu­tig raus. kei­ne fra­ge, das war ein sehr gu­ter whis­key, aber ne gan­ze fla­sche wür­de ich da­von nicht un­be­dingt kau­fen.

4. ben­rin­nes 18y

der ge­ruch war schön voll und rund. das muss­te wie­der ein schot­te sein. ist es auch. auf dem bei­pack­zet­tel stand: „nicht ei­nen hauch von rauch, statt­des­sen mit in ho­nig ge­tauch­tem ei­chen­wald mit blu­men­wie­se.“ das bild in­spi­rier­te mich nicht, aber süf­fig und leicht blu­mig war er dann schon, der ben­rin­nes.

5. laphro­aig sel­ect

schon beim ein­schen­ken traf mich eine hef­ti­ge torf­no­te. „toll!“, rief ich der bei­fah­re­rin zu. beim schnüf­feln konn­te ich leich­te bit­te­re teer­no­ten raus­dif­fe­ren­zie­ren. für ei­nen mo­ment dach­ten die bei­fah­re­rin und ich, dass das ein ta­lis­ker sein könn­te, der hat­te auch so ei­nen ganz leich­te ver­dün­ner-note. der ge­schmack: wie ich es am liebs­ten mag, sehr rund, der rau­chi­ge torf in­ten­siv, aber auch rund, kein bren­nen, kei­ne spur von süs­se und frucht. ich freu­te mich sehr, dass ich mich auch schon blind in den whis­ky ver­lieb­te, als ich den bei­pack­zet­tel las: mei­ne lieb­lings­bren­ne­rei!

der sel­ect ent­hält laut whis­ky.de „An­tei­le al­ler be­kann­ten Laphro­aig-Ab­fül­lun­gen (10 Jah­re, PX Cask, Quar­ter Cask und Tri­ple Wood)“ — also eine mi­schung ohne al­ters­an­ga­be die auf mil­de und rund­heit ge­trimmt ist. toll ist, dass hier wei­ter­hin der cha­rak­ter des laphro­aig durch­scheint, aber ich mags lie­ber ein biss­chen di­rek­ter. der 10 jah­re alte, re­gu­lä­re laphro­aig, bleibt mein ab­so­lu­ter fa­vo­rit. aber viel­leicht ist der sel­ect ein gu­ter ein­stieg für an­de­re?

6. auchroisk 24y

an­ge­neh­mer ge­ruch, hat mir aber nicht mal in an­sät­zen ge­schmeckt. ich habe mich ge­fühlt wie der 24 jäh­ri­ge fe­lix, der in schott­land erst­mals bei ei­nem bren­ne­rei­be­such ei­nen whis­ky pro­bier­te: un­wohl, nicht an­ge­tan: zu vie­le spit­zen, leicht me­tal­li­scher ge­schmack, kei­ne wär­me. nicht mein ding. eine fla­sche des 24 jah­re al­ten auchroisk konn­te ich auf die schnel­le nicht er­goo­geln, aber ähn­lich alte auchroisk sind sehr, sehr teu­er. hilft nichts, dass das zeug teu­er ist, ich mag den nicht.


die links habe ich er­ra­tisch aus­ge­wählt. ger­ne hät­te ich öf­ter whis­kyand­ci­gars.de ver­linkt, die meis­ten whis­ky habe ich aber dort nicht fin­den kön­nen oder kei­ne ge­duld für die lan­gen la­de­zei­ten der sei­te. whis­ky.de hin­ge­gen ist er­staun­lich gut such­ma­schi­nen­op­ti­miert, schnell und über­sicht­lich. aber whis­ky + ci­gars ist wohl auch eher ein la­den zum hin­ge­hen.


nach­trä­ge:


Photo by felix schwenzel in Rehberge. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

gu­ten mor­gen.


fluch und se­gen

felix schwenzel in notiert

die kalt­mam­sel hat ei­nen von frag­los vie­len po­si­ti­ven aspek­ten der ver­net­zung her­aus­ge­ar­bei­tet:

(Sie se­hen: Ich hal­te mich trotz al­ler In­ter­net­schlech­tig­keit am war­men Ker­zen­schein des „Ever­y­bo­dy has a voice“ fest. Das In­ter­net hat mir erst­mals di­rek­ten und ein­fa­chen Zu­gang zu den Stim­men von Be­hin­der­ten er­mög­licht, von Roll­stuhl­fah­re­rin­nen, Ge­hör­lo­sen, Seh­be­hin­der­ten, Klein­wüch­si­gen, Men­schen aus dem Au­tis­mus-Spek­trum. Dank ih­rer sehe ich den All­tag und die Welt mit an­de­ren Au­gen, näm­lich ein biss­chen auch mit ih­ren.)

ich will das nicht re­la­ti­vie­ren oder der kalt­mam­sel wor­te in den mund le­gen, aber mir kam die­ser ge­dan­ke in den sinn, den ich, trotz sei­ner tri­via­li­tät, kurz aus­for­mu­lie­ren möch­te: das was toll an der ver­net­zung durch das netz und so­zia­le me­di­en ist, ist auch im­mer gleich­zei­tig ein fluch. durch die ver­net­zung ha­ben wir nicht nur di­rek­ten und ein­fa­chen zu­gang zu den stim­men von in­ter­es­san­ten men­schen, son­dern auch zu den stim­men von arsch­lö­chern, men­schen­has­sern, ra­di­ka­len und ma­rio-barth-fans. das ist frei­lich kein neu­es pro­blem, son­dern ei­gent­lich al­len din­gen in­ne­woh­nend: man kann je­des werk­zeug zum gu­ten und zum we­ni­ger gu­ten nut­zen.

was wir im fall des in­ter­nets noch nicht be­son­ders gut ge­lernt ha­ben, ist der um­gang mit die­ser sicht­bar­keit. so­wohl die fil­te­rung die­ser neu­en sin­nes­ein­drü­cke, als auch ihre be­wer­tung fällt uns noch enorm schwer. und was wir noch über­haupt nicht drauf ha­ben: die we­che­sel­wir­kun­gen, die auf­schau­ke­lungs­be­we­gun­gen und schwin­gun­gen des sys­tems rich­tig ein­zu­schät­zen. ich habe lan­ge da­für ar­gu­men­tiert, dass es vor al­lem um das er­ler­nen neu­er fil­ter- und sicht­bar­keits­me­tho­den geht, so­zu­sa­gen um die ge­schick­te kon­struk­ti­on von fil­tern, die nicht al­les durch­las­sen, aber uns auch nicht die sicht ver­stel­len.

was ich stark un­ter­schätzt habe, sind die schwin­gun­gen, die auf­schau­ke­lun­gen die durch die sicht­bar­keit ent­ste­hen kön­nen. ein paar die­ser me­cha­nis­men habe ich in den letz­ten jah­ren ver­meint­lich in mei­nem um­feld er­kannt; ich weiss un­ge­fähr, wie blogs und jour­na­lis­mus the­men auf die agen­da he­ben kön­nen (säue durchs dorf trei­ben), ich ken­ne ein paar der the­men, die in be­stimm­ten ziel­grup­pen em­pö­rung und ak­ti­vis­mus aus­lö­sen kön­nen, aber ich habe un­ter­schätzt wie sehr sich wel­len ab­seits mei­nes tel­ler­rands auf­schau­keln kön­nen und so­gar ei­nen dep­pen ins weis­se haus spü­len kön­nen. ob­wohl ich mir die­ses vi­deo re­gel­mäs­sig alle paar jah­re an­se­he, es zeigt sich, ganz ver­stan­den habe ich (und vie­le an­de­re) das al­les noch nicht.


früh zur post, weil dann viel­leicht die schlan­ge kür­zer ist. (bei post | post­bank)


am­phtml — up­date

felix schwenzel in notiert

ich stel­le seit an­fang des jah­res mei­ne sei­ten auch im AMP-for­mat zur ver­fü­gung. die sei­ten wur­den früh von goog­le in­de­xiert, im april flo­gen mei­ne AMP-sei­ten dann kom­plett aus dem in­dex raus. ich konn­te mir nicht er­klä­ren war­um und ver­such­te feh­ler in mei­ner im­ple­men­tie­rung zu fin­den. jetzt, fast 8 mo­na­te spä­ter, hab ich den feh­ler ge­fun­den. eine blöd­heit von mir. sämt­li­che AMP-sei­ten hat­ten eine ro­bots-meta-an­wei­sung im hea­der, die goog­le das in­de­xie­ren ver­bot. ei­gent­lich soll­te die­se sper­re nur für sei­ten gel­ten, die äl­ter als drei jah­re sind gel­ten, aber ein klei­ner feh­ler in der AMP-sei­ten-vor­la­ge sperr­te alle sei­ten.

seit­dem ich die ro­bots-an­wei­sung in ord­nung ge­bracht habe, tau­chen mei­ne sei­ten auch als AMP-sei­ten in (mo­bi­len) goog­le such­ergeb­nis­sen auf.


„re­al is­sues“

felix schwenzel in artikel

be­ein­dru­cken­der auf­tritt von ber­nie san­ders bei co­nan o’bri­en, nicht nur we­gen san­ders und den din­gen die er sag­te, son­dern weil co­nan o’bri­en (zeit­wei­lig) un­ge­wöhn­lich ernst war und die rich­ti­gen fra­gen stell­te.

was san­ders sag­te, mach­te mich nach­denk­lich und wühl­te mich auf meh­re­ren ebe­nen auf. ei­ner­seits, weil ich im som­mer durch­aus ein ge­spal­te­nes ver­hält­nis zu san­ders hat­te und ihn, in­spi­riert durch mein me­di­en­me­nü nicht für den ge­eig­ne­ten kan­di­da­ten hielt. die me­di­en die ich lese, wur­den nicht müde, san­ders als po­pu­lis­ten oder so­zia­lis­ten zu be­zeich­nen, den man we­der ernst neh­men kön­ne und der erst recht kei­ne chan­ce ha­ben wür­de ge­wählt zu wer­den, weil er so weit links ste­he. mich ha­ben die­se ver­glei­che im­mer ge­stört, die trump und san­ders in den glei­chen po­pu­lis­ten­topf war­fen, weil ich san­ders durch­aus als ver­nünf­tig und ver­ant­wor­tungs­voll emp­fand.

trotz­dem blieb bei mir hän­gen: dass es un­vor­stell­bar wäre, dass san­ders sich ge­gen ei­nen re­pu­bli­ka­ner durch­set­zen kön­nen wür­de und dass das nur die eta­blier­te­re, mo­de­ra­te­re und main­strea­mi­ge­re hil­la­ry clin­ton kön­ne. der un­glaub­li­che rück­halt von san­ders bei jun­gen men­schen, sei­ne sor­ge um die wach­sen­de ein­kom­mens­un­gleich­heit und gros­se so­zi­al be­nach­tei­lig­te und mit sor­ge in die zu­kunft bli­cken­de be­völ­ke­rungs­schich­ten, wur­den von den me­di­en, die ich lese und in an­sät­zen ernst neh­me, als nicht wahl­ent­schei­dend dar­ge­stellt. die sta­bi­li­tät und kon­ti­nui­tät, für die clin­ton stün­de, hin­ge­gen schon.

heu­te snd wir alle klü­ger. die un­zu­frie­den­heit mit dem eta­blier­ten, teil­wei­se ver­filz­ten und ge­lähm­ten sys­tem war wohl auch wahl­ent­schei­dend und clin­ton scheint es nicht ge­schafft zu ha­ben, die­ses mo­ment im lin­ken spek­trum zu mo­bi­li­sie­ren.

wes­halb mich der auf­tritt von san­ders eben­falls auf­rühr­te war sei­ne me­di­en­kri­tik. ei­gent­lich bin ich kein gros­ser fan von pau­scha­ler me­di­en­kri­tik oder der hal­tung, „die me­di­en“ sei­en schuld an trump, ge­nau­so wie ich es däm­lich fin­de, san­ders als po­pu­lis­ten zu be­zeich­nen oder san­ders zu­sam­men mit trump in den dem­ago­gen-ei­mer zu wer­fen. aber san­ders me­di­en­kri­tik hat­te sub­stanz, die mich zu­min­dest nach­denk­lich mach­te. zu recht kri­ti­siert er, dass die me­di­en sich auf leicht ver­dau­li­che, sen­sa­ti­ons­hei­schen­de aspek­te kon­zen­trie­ren wür­den, weil die ga­ran­tiert le­ser- oder zu­schau­er­inter­es­se ge­ne­rie­ren wür­den. die „real is­sue“, die the­men die un­se­re zu­kunft, den fort­be­stand un­se­rer de­mo­kra­ti­schen ge­sell­schaf­ten be­tref­fen, wer­den ger­ne igno­riert oder in die rand­spal­ten ge­drängt.

ein ge­dan­ke der mir in den sinn kam, war eine par­al­le­le zur wer­bung. gros­se agen­tu­ren sau­gen die ta­len­tier­tes­ten und bes­ten jun­gen köp­fe ein, um für gröss­ten­teils tri­via­len scheiss ma­ni­pu­la­ti­ve wer­bung zu bau­en. die gan­ze krea­ti­ve en­er­gie, der ge­stal­tungs­wil­len gan­zer ge­ne­ra­tio­nen, fliesst in die kon­su­men­ten­er­re­gung, statt in die (po­li­ti­sche) ge­stal­tung un­se­res zu­sam­men­le­bens und ge­rech­te or­ga­ni­sa­ti­on un­se­rer ge­sell­schaf­ten. ge­nau­so fliesst die en­er­gie gan­zer jour­na­lis­ten-jahr­gän­ge in die auf­ar­bei­tung von skan­däl­chen, aus­rut­schern, die auf­ar­bei­tung von pri­vat- und in­tim­kram von po­li­ti­kern oder an­de­ren pro­mi­nen­ten, statt in die kon­struk­ti­ve auf­ar­bei­tung der kri­sen und her­aus­for­de­run­gen, de­nen wir uns ge­gen­über­se­hen.

auch des­halb habe ich mich vor ein paar mo­na­ten da­für ent­schie­den, per­spec­ti­ve dai­ly zu un­ter­stüt­zen, die sich zu­min­dest vor­ge­nom­men ha­ben, die­sen miss­stand kon­struk­tiv und wort­reich an­zu­ge­hen. aber hier ist das pro­blem: ob­wohl ich abon­nent und un­ter­stüt­zer von per­spec­ti­ve dai­ly bin, lese ich dort kaum. die the­men und ar­ti­kel schaf­fen es kaum über mei­nen tel­le­r­and, wenn ich mal ei­nen ar­ti­kel lese lang­wei­le ich mich oft oder ver­mis­se sub­stanz. im­mer­hin: beim auf­ruf der start­sei­te lä­chel­te mich die­ser ar­ti­kel an, der in etwa das glei­che the­ma hat, wie das was ich hier zu be­han­deln ver­su­che. noch nicht ge­le­sen, aber im­mer­hin mei­ne auf­merk­sam­keit ge­won­nen und auf mei­ner le­se­lis­te ge­lan­det:

per­spec­ti­ve-dai­ly.de: Für das Volk, ge­gen den Po­pu­lis­mus

es ist eine elen­e­de zwick­müh­le: vie­le me­di­en kön­nen es sich aus ver­schie­de­nen grün­den nicht leis­ten sub­stan­zi­ell über die „real is­sue“, die wich­ti­gen the­men zu schrei­ben, ent­we­der weil sie nicht die mit­tel ha­ben, oder wis­sen, dass sich die­se art ar­ti­kel nie­mals re­fi­nan­zie­ren wird. ent­ste­hen sol­che ar­ti­kel, ist es schwer sie an den mann und die frau zu brin­gen, weil sie sich nicht so leicht und emo­tinal kon­su­mie­ren las­sen. das meta-, tra­la­la- und em­pö­rungs­ge­döns lässt sich ein­fa­cher her­stel­len und spült (drin­gend be­nö­tig­tes) geld in die kas­sen.

so oder so, ich glau­be es gibt durch­aus wege ab­seits des plat­ten po­pu­lis­mus, ab­seits der aus­ge­latsch­ten me­di­en­pfa­de, ge­gen den wahn­sinn zu steu­ern, den trump und sei­ne kum­pels uns auf der welt­büh­ne vor­spie­len. auf mich hat­te der auf­tritt von san­ders je­den­falls eine in­spi­rie­ren­de wir­kung. ich, wir, alle, de­nen die par­la­men­ta­ri­sche de­mo­kra­tie am her­zen liegt, müs­sen — und kön­nen — et­was tun um das irr­sin­ni­ge und hoh­le ge­gen­sei­ti­ge auf­schau­keln von po­li­tik und me­di­en auf­zu­bre­chen. sei es durch die (fi­nan­zi­el­le) un­ter­stüt­zung von ent­spre­chen­den me­di­en­an­ge­bo­ten oder durch die ak­ti­ve be­set­zung von klaf­fen­den lü­cken, wie es chris­toph kap­pes hier vor­schlägt. es ist mög­lich die wirk­lich drän­gen­den the­men an­zu­pa­cken, sicht­bar zu ma­chen, zu dis­ku­tie­ren und lö­sun­gen zu fin­den. der ruck und der druck sind da.

youtube-video laden, info, direktlink

le­se­tipp: sa­scha lobo rollt das the­ma me­di­en­kri­tik von ei­ner an­de­ren sei­te auf.


Photo by felix schwenzel in Kamerunerstrasse Berlin. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

sehr tol­ler ad­vents­ka­len­der vom kind + der bei­fah­re­rin. ix jetzt je­den mor­gen mit fah­ne …


mac­book­bat­te­rie → /dev/null

felix schwenzel in bilder

mein mac­book hat die bat­te­rie auf­ge­ge­ben. die ist zwar voll­ge­la­den und hat auch noch, nach über drei jah­ren, über 80% ka­pa­zi­tät, aber das mac­book möch­te die ger­ne ge­tauscht se­hen (nach­trag) und wei­gert sich auch ohne an­ge­schlos­se­nes strom­ka­bel an zu ge­hen oder an zu blei­ben.

beim ap­ple store sind seit drei ta­gen kei­ne ter­mi­ne an der ge­ni­us-bar zu be­kom­men. bei bet­ter­worx.de geht nie­mand ans te­le­fon. bei cy­ber­port dau­ert der tausch, laut te­le­fo­ni­scher aus­kunft, un­ge­fähr 4 wo­chen. bei gra­vis ist der ak­ku­tausch nen ti­cken teu­rer als bei cy­ber­port (aber bil­li­ger als der ap­ple-store-pau­schal­preis) und dau­ert eine wo­che. die qua­li­fi­zier­tes­te aus­sa­ge gabs bei ima­zing.de: dau­ert so 3-4 werk­ta­ge, weil der neue akku eben erst be­stellt wer­den müs­se, was al­lein schon 2-3 tage dau­ern könn­te. da­für ruft ima­zing die höchs­te re­pa­ra­tur­pau­scha­le auf.

und jetzt? ein­fach in den ap­ple-store lat­schen, ohne ge­ni­us-bar-ter­min? ima­zing, weil die pre­mi­um ap­ple part­ner sind (gra­vis und cy­ber­port nicht, war­um ei­gent­lich?) oder zu gra­vis, weil die am te­le­fon den bes­ten ein­druck ge­macht ha­ben und nen ta­cken güns­ti­ger sind?

[nach­trag 30.11.2016]

selbst­re­pa­ra­tur bei den neue­ren mac­books scheint ge­fah­ren zu ber­gen.


fe­ver → mi­ni­flux

felix schwenzel in notiert

ir­gend­wo in mei­nem feed­rea­der (im­mer noch ree­der auf ma­cos und ios) las ich von mi­ni­flux. ein mi­ni­ma­lis­ti­scher feed­rea­der der auf dem ei­ge­nen ser­ver läuft und (un­ter an­de­rem) den ree­der-rea­der be­fül­len kann, über die fe­ver-API. fe­ver hat mich nun ein paar jah­re be­glei­tet und mir tau­sen­de von ar­ti­keln ser­viert. aber fe­ver wird seit ein paar jah­ren nicht mehr wei­ter­ent­wi­ckelt.

fe­ver funk­tio­nier­te aber wei­ter­hin sehr, sehr gut, aber ich spie­le ger­ne mit neu­em rum, also in­stal­lier­te ich mir flux mi­ni­flux, ex­por­tier­te und im­por­tier­te mei­ne feeds von fe­ver zu mi­ni­flux und fer­tig.

naja, nicht ganz fer­tig. in mei­nem fe­ver wa­ren of­fen­bar sehr vie­le in­ak­ti­ve feeds. fe­ver schau­te gross­zü­gig üerr die hin­weg und klag­te nicht. mi­ni­flux schon. so wur­den aus 1200 feeds nach ein paar stun­den auf­räu­men, ca. 600 feeds. da ist im­mer noch viel schrott oder in­ak­ti­ves drin, aber zu­min­dest nichts (tech­nisch) feh­ler­haf­tes mehr. mi­ni­flux zieht auch ein paar feeds, die ich in fe­ver nie sah, aber ich habe auch ein un­be­stimm­tes ge­fühl, dass ein biss­chen was feh­len könn­te, also dass fe­ver zu­ver­läs­si­ger feeds ab­rief.

hier ist mei­ne lis­te von RSS-feeds, die ich re­gel­mäs­sig lese im OPML-for­mat.

mi­ni­flux hat ein paar fea­tures die den um­stieg loh­nes­wert mach­ten. es gibt ei­nen me­cha­nis­mus, mit dem man ein­zel­ne feeds die nur ge­kürzt vor­lie­gen, kom­plett la­den kann. auch die zu­sam­men­ar­beit mit dem ree­der ist bes­ser als die von fe­ver. so kann ich statt ei­nen ar­ti­kel mit drei klicks zu pin­board zu spei­chern, ein­fach auf den book­mark-stern kli­cken und mi­ni­flux spült den ar­ti­kel dann über die pin­board-API zu pin­board rü­ber. sehr prak­tisch auch, dass die ge­book­mark­ten ar­ti­kel dann auch für spä­te­res le­sen im ree­der ver­blei­ben.

tl;dr: mi­ni­flux ist kos­ten­los, be­schei­den, funk­tio­niert und ich mag es.


@di­plix Dan­ke für den Test. Du könn­test noch kurz drauf hin­wei­sen, dass es eine test­ba­re hos­ted Ver­si­on gibt. Senkt Ein­stiegs­hür­de.

Cas­par C. Mier­au (@leit­me­di­um30.11.2016 9:37


me­di­en­me­nü-up­date

felix schwenzel in notiert

weil mich je­mand (per mail) ge­fragt hat, was ich so lese, an­bei mei­ne (leicht mo­di­fi­zier­te und mit links an­ge­rei­cher­te) ant­wort, die qua­si ein up­date zu mei­nem me­di­en­me­nü von vor ein paar jah­ren ist.

seit ein paar jah­ren habe ich auch mei­ne letz­ten prin­ta­bos ge­kün­digt, weil ich es nicht mehr ein­se­he, alt­pa­pier zu hor­ten. nach wie vor ist mei­ne haupt­le­se­quel­le mein rss rea­der mit der­zeit ca. 600 quel­len, da­von ei­ni­ge ku­ra­tiert, so dass die zahl der quel­len um ei­ni­ges hö­her ist, die mir der rss-rea­der vors auge spült.

sehr toll fand ich lan­ge zeit auch blend­le, ei­ner­seits weil dort (so gut) wie al­les zu fin­den ist und an­de­rer­seits, weil es dort ganz gute emp­feh­lungs­me­cha­ni­ken gibt. aber das stö­bern dort, oder gar durch­blät­tern gan­zer zei­tun­gen/ma­ga­zi­ne kos­tet zeit, die ich manch­mal für län­ge­re zeit nicht auf­brin­gen mag. die ku­ra­tier­ten blend­le-news­let­ter hin­ge­gen sind to­ta­ler schrott und lan­den im­mer gleich im müll­ei­mer.

was ich im­mer noch re­gel­mäs­sig kau­fe, al­ler­dings nicht jede aus­ga­be: geo epo­che. fin­de ich su­per, lese ich wahn­sin­nig ger­ne und meist in ei­nem oder zwei rüt­schen durch. bei der brand­eins dach­te ich, nach­dem ich das abo ge­kün­digt habe, dass ich sie öf­ter on­line lese wür­de, ist ja al­les on­line, mehr oder we­ni­ger, mach ich aber kaum.

in letz­ter zeit auch sehr ger­ne und als ein­zi­gen von fünf die mir täg­lich ins post­fach quel­len: der ta­ges­spie­gel check­point news­let­ter. flott ge­schrie­be­ner über­blick über die lage in ber­lin und der welt, mit vie­len mög­lich­kei­ten das ge­le­se­ne zu ver­tie­fen (aka links).

auf der ar­beit liegt noch die pa­pier-c’t rum, da­von lese ich fast jede aus­ga­be, al­ler­dings dau­ert das nie län­ger als 20 mi­nu­ten. dann bin ich durch, ent­we­der weil ich die ar­ti­kel schon (aus dem netz) ken­ne oder weil mich 60% der in­hal­te nicht in­ter­es­sie­ren.

face­book und twit­ter spü­len mir manch­mal, wenn mein feed­rea­der leer ist, auch links, ar­ti­kel oder vi­de­os vors auge, aber face­book ist für mich ein biss­chen wie c’t le­sen: vie­les hab ich schon an­ders­wo ge­le­sen, das meis­te in­ter­es­siert mich nicht.

weil ich für die ge­druck­te t3n schrei­be, be­kom­me ich auch im­mer ein be­leg­ex­em­plar. ich blät­te­re jede aus­ga­be durch, blei­be aber an den we­nigs­ten ar­ti­keln hän­gen. die ak­tu­el­le aus­ga­be da­ge­gen fin­de ich ziem­lich toll: in­ter­es­sant er­schei­nen­de ar­ti­kel, das lay­out ge­fällt mir und das völ­lig ab­we­gi­ge the­ma ge­fällt mir auch.

manch­mal wün­sche ich mir die gute alte zeit zu­rück, in der ich sonn­tags eine FAS ge­kauft habe und an ei­nem nach­mit­tag in ei­nem café durch­ge­ar­bei­tet habe oder die mon­ta­ge an de­nen ich früh mor­gens von ham­burg nach ber­lin ge­pen­delt bin und mir ei­nen ta­ges­spie­gel ge­kauft und im zug ge­le­sen habe. ich glau­be aber, das ist ähn­lich wie das spie­len im sand­kas­ten: eine wun­der­schö­ne er­in­ne­rung, aber vor­bei.

letz­te wo­che ist mir eine aus­ga­be des ta­ges­spie­gel ber­li­ners in die hän­de ge­fal­len. sieht toll aus, fühlt sich an wie ein ge­druck­tes quer­feld­ein­blog. ge­nau wie die t3n hab ich es am wo­chen­en­de aber nicht ge­schafft da­drin zu le­sen. was ich hin­ge­gen ge­schafft habe: ein paar hun­dert rss-ar­ti­kel zu le­sen (wo­von ich 10-15 stück ge­book­markt habe, für spä­te­res tei­len oder ver­lin­ken), 4 blend­le ar­ti­kel, dar­un­ter ei­nem von ste­fan nig­ge­mei­er über den you­tuber/fern­seh­fuz­zi bil­ly eich­ner, des­sen vi­de­os ich mir da­nach gleich für an­der­t­alb stun­den alle an­sah. 

das ist üb­ri­gens auch ei­ner der vie­len vor­tei­le vom on­line-le­sen. wenn ich über ei­nen you­tuber, film, eine fern­seh­se­rie oder in­ter­es­san­te men­schen lese, kann ich das ge­le­se­ne gleich ver­tie­fen, ne­ben­an, ei­nen brow­ser­tab wei­ter, als you­tube-clip, trai­ler oder mini-goog­le-re­cher­che.

guil­ty plea­su­re, nach wie vor, un­ge­fähr ein­mal täg­lich spie­gel on­line. über la­ter­pay hab ich auch schon be­zahlt, an mir solls nicht lie­gen, falls das schei­tert.


kurzktik mr. tur­ner

felix schwenzel in gesehen

noch ein film in dem in den ers­ten 30 mi­nu­ten so gut wie nichts pas­siert. das be­son­de­re an tur­ner, der ver­fil­mung des le­bens von wil­liam tur­ner: auch den rest des films pas­siert nichts.

der film fängt mit ei­ner wun­der­schö­nen land­schafts­ein­stel­lung an, die hol­län­di­sche hü­gel zeigt und zwei hol­län­de­rin­nen die sich (auf nie­der­län­disch) un­ter­hal­ten und lang­sam auf die ka­me­ra zu­ge­hen. als sie nach 3 mi­nu­ten die ka­me­ra er­reicht ha­ben und vor­bei­ge­hen, schwenkt die ka­me­ra auf ei­nen hü­gel, auf dem man sieht, wie tur­ner land­schafts­skiz­zen zeich­net. nächs­te ein­stel­lung: tur­ner kommt zu­hau­se an. das ist so un­ge­fähr das grund­re­zept des films: sze­nen aus tur­ners le­ben zei­gen, teil­wei­se mit schön kon­stru­ier­ten bil­dern ge­filmt, aber im­mer un­prä­ten­ti­os und un­pa­the­tisch, und dann ein schnitt, der wei­te­re sze­nen aus tur­ners le­ben zeigt, die ent­we­der ein paar se­kun­den, stun­den, tage oder jah­re aus­ein­an­der lie­gen kön­nen.

un­er­träg­lich sind die dia­lo­ge: die leu­te un­ter­hal­ten sich auf un­fass­bar ge­stelz­te wei­se, sind steif und in kon­ven­tio­nen ge­fan­gen. ich gehe da­von aus, dass die dia­lo­ge ei­ni­ger­mas­sen au­then­tisch zei­gen, wie man sich im 19ten jahr­hun­dert un­ter­hal­ten hat — was die dia­lo­ge nicht er­träg­li­cher macht, aber im­mer­hin in­ter­es­san­ter. mir ge­fiel das am an­fang nicht be­son­ders, aber nach und nach ge­wöhn­te ich mich dar­an und ver­folg­te das nicht-ge­sche­hen mit wach­sen­dem in­ter­es­se.

man be­kommt ei­nen gu­ten ein­blick in tur­ners (mög­li­cher­wei­se ge­führ­tes) le­ben und die zeit in der er leb­te. man sieht, dass er auf die kon­ven­tio­nen nicht viel gibt und statt sich ge­stelzt zu un­ter­hal­ten, lie­ber brummt oder schweigt. man sieht wie er wie am fliess­band malt, wie er (und sei­ne haus­häl­te­rin) von schnitt zu schnitt äl­ter wer­den und wie er am ende stirbt.

viel mehr als ein tur­ner-por­trait, ist der film ein por­trait der zeit in der tur­ner leb­te und des fort­schritts den er mit­er­leb­te. es ist die zeit, in der mo­der­ne ma­le­rei sich lang­sam ent­wi­ckel­te, un­ter kräf­ti­ger mit­hil­fe von tur­ner selbst, eine zeit in der die ers­ten ei­sen­bah­nen ge­baut wur­den und die fo­to­gra­fie sich lang­sam du­trch­setz­te — bei­des von tur­ner in­ter­es­siert und (ver­hal­ten) fas­zi­niert be­ob­ach­tet. am ende war ich froh den film zu­en­de ge­se­hen zu ha­ben ob­wohl — oder ge­ra­de weil — in dem film nichts pas­siert son­dern ein­fach nur das eine oder an­de­re ge­zeigt wird. von mir aus kön­nen viel mehr fil­me so auf­ge­baut sein.


kurz­kri­tik go­li­ath

felix schwenzel in gesehen

go­li­ath auf ama­zon geht so los, wie ich mir das von viel mehr fern­seh­se­ri­en wün­sche: es pas­siert erst­mal gar nichts (ok, ein boot ex­plo­diert, aber sonst pas­siert wirk­lich fast nichts).

zu se­hen sind: los an­ge­les, ein säu­fer und rau­cher und ein paar leu­te die er trifft. der säu­fer fährt rau­chend in sei­nem schmut­zi­gen ca­brio durch LA, trifft sei­ne toch­ter, sei­ne ex-frau. LA bei nacht, LA in der son­ne, lan­ge, schö­ne bil­der ei­ner stadt die ich mag, weil ich dort kei­nen heu­schnup­fen habe und es dort das bes­te licht der welt gibt. könn­te ich mir ewig an­se­hen, hab ich dann auch eine fol­ge lang. in der zwei­ten fol­ge pas­sie­ren dan plötz­lich sa­chen, die mei­ne in­ter­es­sier­te auf­merk­sam­keit er­re­gen. es kris­tal­li­siert sich eine un­der­dog-ge­gen-über­mäch­ti­ge-geg­ner-ge­schich­te her­aus, die jede se­kun­de lang nach­voll­zieh­bar und lo­gisch bleibt und der ich ger­ne zu­se­he, weil ich wie alle men­schen, ger­ne un­der­dogs da­bei zu­se­he, wie sie ge­gen (schein­bar) über­mäch­ti­ge geg­ner kämp­fen.

ich wuss­te das vor­her nicht, aber go­li­ath scheint eine ge­richts­se­rie zu sein, ein gen­re von dem es be­reits 20 schril­lio­nen va­ri­an­ten gibt, mal gran­di­os (wie the good wife oder bos­ton le­gal), mal we­ni­ger. in der zwei­ten fol­ge scheint es dann auch so, dass die se­rie das gen­re schön va­ri­iert und es schafft — ob­wohl wei­ter­hin fast gar nichts pas­siert — mich alle 10 mi­nu­ten zu über­ra­schen — und zwar wirk­lich zu über­ra­schen.

es pas­siert nicht oft, dass ich nach zwei fol­gen ei­ner fern­seh­se­rie wirk­lich un­be­dingt wei­ter­se­hen möch­te. go­li­ath ist aber so ein fall.


Die Ge­hirn-Al­che­mis­ten (t3n 46)

felix schwenzel in t3n

Künst­li­che In­tel­li­genz ist dem Flug­ha­fen Ber­lin Bran­den­burg (BER) ziem­lich ähn­lich. Der be­vor­ste­hen­de Durch­bruch wird im­mer wie­der laut­stark und über­op­ti­mis­tisch an­ge­kün­digt — und dann doch wie­der ein paar Jah­re nach hin­ten ver­scho­ben. Seit über fünf­zig Jah­ren kommt die KI-For­schung nicht rich­tig aus dem Quark. Schon vor vie­len Jahr­zehn­ten pro­gnos­ti­zier­ten op­ti­mis­ti­sche KI-for­scher die bal­di­ge Fer­tig­stel­lung ler­nen­der Ma­schi­nen, die dem mensch­li­chen Geist weit über­le­gen sein wür­den. Die spek­ta­ku­lärs­ten Er­geb­nis­se jahr­zehn­te­lan­ger For­schung hal­ten vie­le von uns jetzt in den Han­dy-Hän­den: per­sön­li­che As­sis­ten­ten, die da­ten­hung­rig sind, ein­fa­che Auf­ga­ben er­fül­len kön­nen und uns manch­mal so­gar ver­ste­hen.

Im Um­feld der For­schung zur künst­li­chen In­tel­li­genz sind bril­lan­te Men­schen tä­tig, und die KI-For­schung und ihre An­wen­dung hat be­ein­dru­cken­de Fort­schrit­te ge­macht. Aber ich bin den An­kün­di­gun­gen ei­nes bal­di­gen Durch­bruchs bei der künst­li­chen In­tel­li­genz ge­gen­über sehr skep­tisch — nicht nur we­gen Siri.

Ich glau­be, dass wir bei al­lem Grö­ßen­wahn, der uns Men­schen prägt, bei der Be­ur­tei­lung un­se­rer ko­gni­ti­ven Fä­hig­kei­ten und bei der Er­klä­rung un­se­rer Ge­hirn­funk­tio­nen die Kom­ple­xi­tät des Geis­tes re­gel­mä­ßig sträf­lich un­ter­schät­zen. Un­ser Mo­dell der Ge­hirn­funk­ti­on ist meist ge­prägt vom ak­tu­el­len Stand der Tech­no­lo­gie. Als die auf­kom­men­de Was­ser­wirt­schaft vor 2000 Jah­ren die Land­wirt­schaft re­vo­lu­tio­nier­te, glaub­ten vie­le Ge­lehr­te, un­ser Ge­hirn sei ein kom­ple­xes Sys­tem aus Strö­men von Säf­ten, die es für Ge­sund­heit und Wohl­be­fin­den ins Gleich­ge­wicht zu brin­gen gel­te. Im 16. Jahr­hun­dert, als es Men­schen im­mer bes­ser ge­lang, kom­ple­xe Au­to­ma­ten und Ma­schi­nen zu bau­en, wirk­te es lo­gisch, den Men­schen als kom­ple­xe Ma­schi­ne zu be­trach­ten. Als Che­mie und Elek­tri­zi­tät im 18. Jahr­hun­dert die Welt ver­än­der­ten, er­schien es fol­ge­rich­tig, das Le­ben und die Funk­ti­on des Men­schen mit che­mi­schen und elek­tri­schen Vor­gän­gen zu er­klä­ren. Als Mit­te des 19. Jahr­hun­derts die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gie ra­san­te Fort­schrit­te mach­te, ver­glich der Phy­sio­lo­ge Her­mann von Helm­holtz das Ge­hirn mit ei­nem Te­le­gra­fen. Heu­te ist al­les Soft­ware und Kom­mu­ni­ka­ti­on. Also, klar, muss auch das Ge­hirn wie eine hoch­kom­ple­xe, ver­netz­te Soft­ware funk­tio­nie­ren.

Un­se­re Ver­su­che, das Ge­hirn zu ver­ste­hen, sind ganz of­fen­bar größ­ten­teils me­ta­pho­risch und von ge­ra­de ak­tu­el­len tech­no­lo­gi­schen Trends ge­prägt. Oder an­ders ge­sagt: wer ei­nen Ham­mer hält, sieht über­all und in al­lem Nä­gel. Im Mo­ment be­schäf­ti­gen sich die gro­ßen Geis­ter ger­ne mit Soft­ware — und je­der, der sich die letz­ten 20 Jah­re nicht un­ter ei­nem Stein ver­steckt ge­hal­ten hat, weiß, wie kom­plex und welt­ver­än­dernd Soft­ware, ins­be­son­de­re in ei­ner ver­netz­ten Welt, mitt­ler­wei­le wirkt.

Und trotz­dem wis­sen wir im­mer noch nicht, wie das Ge­hirn funk­tio­niert. Das Ge­hirn, den Men­schen an sich, als kom­ple­xe Soft­ware zu be­trach­ten, ist nach An­sicht des Neu­ro­phy­sio­lo­gen Ro­bert Epstein eine ge­nau­so pri­mi­ti­ve und kurz­sich­ti­ge me­ta­pho­ri­sche Her­an­ge­hens­wei­se wie die Ge­hirn­funk­ti­ons­er­klä­rungs­me­ta­phern der letz­ten Jahr­hun­der­te. Er sagt klipp und klar: das Ge­hirn ver­ar­bei­tet kei­ne In­for­ma­tio­nen, spei­chert kei­ne Er­in­ne­run­gen — un­ser Ge­hirn ist kein Com­pu­ter. Epsteins Ar­gu­men­ta­ti­on er­scheint mir schlüs­sig, aber auch, wenn man sei­nen Aus­füh­run­gen nicht fol­gen mag, soll­te min­des­tens die­ser eine Ge­dan­ke hän­gen­blei­ben: un­ser Ge­hirn al­lein mit kom­ple­xen che­mi­schen, elek­tri­schen oder in­for­ma­ti­ons­ver­ar­bei­ten­den Vor­gän­gen zu er­klä­ren ist naiv und wird der Wirk­lich­keit nicht ge­recht.

Mein Ge­fühl sagt mir vor al­lem, dass wir nicht nur die Kom­ple­xi­tät un­se­rer ei­ge­nen ko­gni­ti­ven Fä­hig­kei­ten un­ter­schät­zen, son­dern auch den Rest un­se­rer Kör­per­funk­tio­nen. So fort­ge­schrit­ten die me­di­zi­ni­sche For­schung uns heu­te auch er­schei­nen mag, wir soll­ten uns da­vor hü­ten, zu glau­ben, dass wir al­lein des­halb bes­se­re Au­tos bau­en kön­nen, weil wir ein paar mal den Mo­tor mit ei­nem ge­ziel­ten Ham­mer­schlag auf den An­las­ser wie­der zum Lau­fen ge­bracht ha­ben.
Fort­schrit­te in der me­di­zi­ni­schen For­schung zei­gen im­mer wie­der, wie we­nig wir ei­gent­lich über den mensch­li­chen Kör­per und die Ver­schrän­kung von Kör­per und Geist wis­sen. Am spek­ta­ku­lärs­ten er­schei­nen mir die Er­kennt­nis­se aus der For­schung zu den so­ge­nann­ten Mi­kro­bio­men in un­se­rem Kör­per. Nicht nur das Ver­dau­ungs­sys­tem be­her­bergt ein kom­ple­xes, fast kom­plett un­er­forsch­tes Sys­tem aus hun­der­ten Bil­lio­nen Mi­kro­or­ga­nis­men, das so­wohl un­se­re Phy­sio­gno­mie ent­schei­dend zu prä­gen scheint, als auch un­se­re Stim­mun­gen und Lau­nen be­ein­flusst — und wohl auch mit der Ent­ste­hung von Krebs in Zu­sam­men­hang steht.

Wir soll­ten uns nicht blen­den las­sen von un­se­rem heu­ti­gen Wis­sens­stand. Auch wenn wir vie­le Vor­gän­ge in der Welt mitt­ler­wei­le in An­sät­zen ver­ste­hen und er­klä­ren kön­nen, gibt es noch sehr viel zu ent­de­cken. Wir sind in­so­fern alle ein biss­chen Jon Snow und wis­sen so gut wie gar nichts über die Welt.

Mir er­schei­nen die Trans­hu­ma­nis­ten ein we­nig wie die Al­che­mis­ten der letz­ten Jahr­tau­sen­de. Sie su­chen, wie vie­le Al­che­mis­ten es ta­ten, nach dem ewi­gen Le­ben und dem Stein des Wei­sen. Der Glau­be, den Men­schen nicht nur in Soft­ware ab­bil­den, son­dern auch gleich ver­bes­sern zu kön­nen, er­scheint mir ähn­lich am­bi­tio­niert wie die Idee, Gold syn­the­ti­sie­ren zu wol­len.

Aber auch wenn die Al­che­mis­ten größ­ten­teils im Dun­keln sto­cher­ten, leg­ten sie mit ih­rer For­schung eine Ba­sis, auf der wei­ter ge­forscht wer­den konn­te. Auch wenn die Trans­hu­ma­nis­ten, wie ich glau­be, auf dem Holz­weg sind, der Wis­sen­schaft und dem Er­kennt­nis­zu­ge­winn wird’s nicht scha­den. Denn der Wis­sen­schaft hel­fen auch gut aus­ge­leuch­te­te und er­forsch­te Holz­we­ge. Die Er­kennt­nis­se und das ab­seh­ba­re Wi­der­le­gen von fal­schen oder ver­ein­fa­chen­den Hy­po­the­sen kann und wird die Grund­la­ge für wei­te­re For­scher­ge­ne­ra­tio­nen sein. Von da­her kann ich den Trans­hu­ma­nis­ten auf ih­rem Weg zur Un­sterb­lich­keit und di­gi­ta­len Ewig­keit nur zu­ru­fen: Nur zu, im­mer vor­an; euer Schei­tern wird uns alle klü­ger ma­chen.

Auf t3n.de le­sen


Photo by felix schwenzel on November 22, 2016. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

stür­mi­sche zei­ten.


ich mag die sorg­fäl­ti­gen und dif­fe­ren­zier­ten film­kri­ti­ken von @batz sehr, sehr ger­ne. ak­tu­el­les bei­spiel: fuenf-film­freun­de.de/2016/11/17/phan­tas­ti­sche-tier­we­sen-und-wo-sie-zu-fin­den-sind-re­view/


güns­ti­ger be­we­gungs­mel­der, selbst­ge­macht

felix schwenzel in artikel

be­we­gungs­mel­der sind nach der kühl­schrank­be­leuch­tung eine der bes­ten er­fin­dun­gen der welt. be­we­gungs­mel­der wir­ken auf mich nach wie vor wie ma­gie. ich gehe ir­gend­wo hin und das licht geht au­to­ma­tisch an. wie toll ist das denn bit­te? manch­mal wird die ma­gie ein biss­chen ge­stört durch lau­te knack­ge­räu­sche von re­lais. des­halb wirkt der be­we­gungs­mel­der den ich mir zu­sam­men­ge­stöp­selt habe und im wohn­zim­mer un­ter die schreib­tisch­plat­te ge­legt habe be­son­ders be­ein­dru­ckend auf mich: er schal­tet nachts bei be­we­gung, also wenn ich ins bett gehe oder aufs klo, eine un­se­rer hue-lam­pen ein — das geht laut­los und stu­fen­los hoch­dim­mend.

am wo­chen­en­de habe ich mir ei­nen zwei­ten be­we­gungs­mel­der zu­sam­men­ge­baut, für die kü­che. in der kü­che habe ich, zum ent­set­zen der bei­fah­re­rin, ei­nen der licht­schal­ter de­ak­ti­viert und das licht über eine funk­steck­do­se steu­er­bar ge­macht. statt ei­nes prak­ti­schen schal­ters, hat das licht jetzt ei­nen knopf auf ei­ner fern­be­die­nung mit 7 but­tons. die bei­fah­re­rin hat das, völ­lig zu recht, als ei­nen enor­men rück­schritt ge­brand­markt: „das ist kei­ne ver­bes­se­rung!“

in kom­bi­na­ti­on mit ei­nem be­we­gungs­mel­der aber doch. nur am sonn­tag­mor­gen, nach­dem ich den licht­schal­ter ent­fernt hat­te, war der be­we­gungs­mel­der noch nicht fer­tig. den habe ich dann nach dem mit­tag­essen in 20 mi­nu­ten zu­sam­men­ge­baut. für die ka­li­brie­rung und fein­ein­stel­lun­gen habe ich dann sechs stun­den ge­braucht.

im fol­gen­den be­schrei­be ich kurz, wie ich den ver­netz­ten be­we­gungs­mel­der ge­baut habe. die ein­zel­tei­le für den be­we­gungs­mel­der kos­ten we­ni­ger 10 euro, was ein ziem­li­cher un­ter­schied zu den ver­netz­ten be­we­gungs­mel­dern die man sonst so kau­fen kann (hue: 40 euro, eve: 40 euro, fi­ba­ro: 50 euro, de­vo­lo: 60 euro). nach­teil mei­ner selbst­bau­lö­sung: sie ist nicht bat­te­rie­be­trie­ben, son­dern braucht ein ka­bel.

die ein­zel­tei­le die ich be­nutzt habe (und zum gröss­ten teil bei ama­zon be­stellt habe, di­rekt aus chi­na be­kommt man die tei­le si­cher um ein viel­fa­ches bil­li­ger):

der PIR-sen­sor will 5 volt ha­ben, also habe ich ihn an den VIN-Pin des node-mcu an­ge­schlos­sen, den da­ten­pin des sen­sors an den node-mcu pin 12. im prin­zip wars das schon.

in den de­ckel der ver­tei­ler­do­se habe ich ein loch für den PIR sen­sor ge­bohrt und auf die vor­der­sei­te für den lin­sen­kopf vier lö­cher ge­sto­chen, da­mit ich ihn ein­fach von aus­sen auf­ste­cken kann.

so­weit, so ein­fach. für die soft­ware habe ich mir ein paar zei­len von über­all her zu­sam­men­ge­stü­ckelt. die soft­ware ver­bin­det den node-mcu zu­erst mit un­se­rem wlan, dann mit un­se­rem mqtt-ser­ver. da­nach sen­det der node-mcu bei be­we­gung die nach­richt „ON“ und nach ein paar se­kun­den wie­der ein „OFF“. das aus­le­sen der sen­sor­da­ten habe ich zu­erst mit ei­ner selbst­ge­schrie­be­nen schlei­fe ab­ge­fragt, ir­gend­wie woll­te das aber am sonn­tag nicht klap­pen, so dass ich mir von hier eine ele­gan­te­re lö­sung ko­piert habe und mit mei­nem code kom­bi­niert habe. den code habe ich auf git­hub ge­la­den.

die ein­stel­lung der zwei po­ten­zio­me­ter des PIR-sen­sors ist ziem­lich fum­me­lig. den für die aus­lö­se­dau­er habe ich ganz nach links ge­dreht, was in etwa be­deu­tet, dass der sen­sor alle 5 se­kun­den be­we­gung mel­den kann. das po­ten­zio­me­ter für die emp­find­lich­keit (oder reich­wei­te) habe ich nicht ganz nach links ge­dreht, son­dern (in etwa) auf 10 vor. das fie­se an die­sen PIR-sen­so­ren ist de­ren enor­me emp­find­lich­keit — und dass ich de­ren funk­ti­ons­prin­zip nicht ganz ver­ste­he. der sen­sor löst auch aus, wenn man ihn mit schwar­zem kle­be­band ab­klebt oder in eine dunk­le kis­te steckt. was ich dann aber nach ein paar stun­den rum­pro­bie­ren ver­stan­den habe: wenn man den sen­sor mit sei­ner kap­pe ab­deckt, ein we­nig zeit zur selbst­ka­li­brie­rung lässt und ihm freie sicht auf die welt ge­währt, ver­schwin­den die fal­schen po­si­tiv-mel­dun­gen nach ei­ner wei­le.

jetzt hängt der be­we­gungs­mel­der über der tür und mel­det be­we­gung zu­ver­läs­sig per mqtt ins in­ter­ne netz­werk, so­bald je­mad die kü­che be­tritt.

das ist (noch) nicht be­son­ders schön, funk­tio­niert aber zu­ver­läs­sig. das nächs­te pro­jekt, was mir na­tür­lich erst ein­ge­fal­len ist, als das ding so, halb fest­ge­na­gelt an der wand hing: der be­we­gungs­sen­sor kann auch in die (ikea) uhr dar­über wan­dern. hin­ter dem zif­fern­blatt ist aus­rei­chend luft um die elek­tro­nik und ka­bel un­ter­zu­brin­gen und der PIR-sen­sor könn­te über ein loch im zif­fen­blatt nach draus­sen gu­cken. nur auf den lin­sen-dom müss­te ich ver­zich­ten. eben habe ich das noch­mal aus­pro­biert und die glas­schei­be mit zwei la­gen tesa-film si­mu­liert; der sen­sor ist dann im­mer noch sehr emp­find­lich und büsst ein biss­chen sei­ner vor­her bei­na­he 180° um­fas­sen­den blick­win­kels ein — funk­tio­niert aber.

die mel­dun­gen des be­we­gungs­sen­sors fängt mei­ne home-as­sistant-in­stal­la­ti­on ein und re­agiert mit die­ser ei­ner ein­fa­chen au­to­ma­ti­on auf be­we­gung:

wenn der sen­sor 10 mi­nu­ten kei­ne be­we­gung re­gis­triert, schal­tet er das licht aus, an­sons­ten, bei je­der be­we­gung und beim be­tre­ten der kü­che, geht das licht über der ar­beits­plat­te an. das funk­tio­niert auch bei län­ge­ren auf­ent­hal­ten in der kü­che. auch fal­sche po­si­tiv­mel­dun­gen we­gen luft­be­we­gun­gen, konn­te ich letz­te nacht nicht be­ob­ach­ten, al­ler­dings ei­ni­ge fal­sche po­si­tiv­mel­dun­gen, weil das ding von der wand ge­fal­len war, weil ich es nur mit kle­be­band be­fes­tigt hat­te.

das kü­chen­de­cken­licht schal­te ich da­mit noch nicht aus (ob­wohl ich es könn­te, dank die­ses ap­pa­rats), das ma­che ich dann an ei­nem der nächs­ten wo­chen­en­den.


[nach­trag 05.03.2017]
statt ei­nes selbst­ge­schrie­be­nen sket­ches für die kom­mu­ni­ka­ti­on mit dem sen­sor und dem mqtt-ser­ver, nut­ze ich seit dem fe­bru­ar die es­peasy-firm­ware. so­bald die ein­mal auf dem esp8266 ist, las­sen sich be­we­gungs­sen­so­ren als schal­ter (swit­ches) kon­fi­gu­rie­ren und per mqtt aus­le­sen. das macht die gan­ze sa­che um ein viel­fa­cher pfle­ge­leich­ter und auch ein biss­chen sta­bi­ler. an­satz­wei­se habe ich das hier kurz be­schrie­ben.


zwei tex­te die für mei­ne mor­gend­li­che mei­nungs­bil­dung heu­te wich­tig wa­ren:


Photo by felix schwenzel in Berliner Straße / Breite Straße. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

es frühlingt. #wet­ter­jet­lag



fern­se­hen im sep­tem­ber, ok­to­ber und no­vem­ber

felix schwenzel in gesehen

die se­rie, auf de­ren ein­zel­nen fol­gen ich mich im ok­to­ber und no­vem­ber am meis­ten freue, ist na­tür­lich west­world. mein ers­ter ein­druck hat sich im lau­fe der ers­ten sie­ben fol­gen voll be­stä­tigt. ein tol­les en­sem­ble, in­ter­es­sant ver­schach­tel­te er­zähl­strän­ge, ein­ge­packt in eine auf­wän­di­ge und sorg­fäl­tig die er­zäh­lung ver­schlei­ern­de in­sze­nie­rung. scha­de nur, dass die in­sze­nie­rung so auf­wän­dig ist, dass die pro­duk­ti­on der nächs­ten staf­fel wohl län­ger als ein jahr dau­ern wird. (läuft auf HBO.)

ähn­lich auf­wän­dig in­sze­niert und gut be­setzt: the crown, eine se­rie, in der (auf net­flix) die ers­ten zehn jah­re von kö­ni­gin eli­sa­beth er­zählt wer­den. die (na­tür­lich) er­fun­de­nen dia­lo­ge sind so gut ge­schrie­ben, dass ich nach die­ser ers­ten staf­fel tat­säch­lich den ein­druck hat­te, et­was da­zu­ge­lernt zu ha­ben. im prin­zip be­wegt sich die se­rie auf the west wing-ni­veau. die­se art von doku-fic­tion ver­mit­telt ver­ständ­nis für po­li­ti­sche vor­gän­ge und die mech­nis­men von macht. vie­le dreh­buch­schrei­ber be­kom­men das nicht hin. aa­ron sor­kin hat das für west wing ge­schafft, pe­ter mor­gan hat das in the queen ge­schafft und eben auch in the crown. zu­erst leicht ir­ri­tie­rend, dann im lau­fe der se­rie im­mer über­zeu­gen­der: der ame­ri­ka­ner john lith­gow als win­s­ton chur­chill. sel­ten habe ich ei­nen 71-jäh­ri­gen ei­nen 80-jäh­ri­gen so über­zeu­gend spie­len ge­se­hen (kei­ne iro­nie). auch clai­re foy und matt smith als kö­ni­gin eli­sa­beth und prinz phil­ip spie­len mehr als pas­sa­bel.

die ers­te fol­ge der drit­ten staf­fel black mir­ror (auf net­flix) fand ich furcht­bar. zu pas­tel­lig, zu dick auf­ge­tra­gen, gräss­lich über­spielt, un­raf­fi­niert, ver­kack­tes ende. auf die zwei­te fol­ge hat­te ich dann gar kei­ne lust mehr und habe über eine wo­che ge­braucht, um mich wie­der auf­zu­raf­fen um sie zu se­hen. die fand ich raf­fi­nier­ter, et­was her­aus­for­dern­der, aber die hin­ter­ge­dan­ken, er­zähl­mus­ter und auf­lö­sung am ende kam mir aus dem weih­nachts­spe­cial von vor zwei jah­ren be­kannt und ein biss­chen aus­ge­lutscht vor. die idee, zeit im kopf durch tech­no­lo­gi­sche ma­ni­pu­la­ti­on zu stau­chen, ist an sich na­tür­lich gran­di­os und aus­wäl­zens­wert, aber sie ver­liert dann auch schnell ih­ren reiz.

ich habe mir dann noch die vier­te fol­ge black mir­ror an­ge­se­hen, weil ich auf den vor­schau­bil­dern ge­se­hen habe, dass dort ma­cken­zie da­vis mit­spielt, die ich in halt and catch fire sehr ger­ne ge­se­hen habe. im ers­ten teil der fol­ge ent­stand der ein­druck, dass ma­cken­zie da­vis in ei­ner art 80zi­ger jah­re be­set­zungs­fal­le steckt und ver­dammt zu sein scheint, bis in alle ewig­keit acht­zi­ger-cha­rak­te­re zu spie­len. nor­ma­lerwei­e­se bin ich kein gros­ser ver­tei­di­ger von hap­py ends, im ge­gen­teil, mich ner­ven die oft, aber im rah­men ei­ner staf­fel black mir­ror, in der nichts und nie­mand hap­py en­det, war das eine gros­se er­leich­te­rung. trotz­dem noch nicht wei­ter­ge­guckt als die­se drei fol­gen.

die ak­tu­el­le staf­fel der gra­ham nor­ton show kommt mir ge­ra­de et­was saft­los vor. es man­gelt (na­tür­lich) nicht an pro­mis, aber in die­ser staf­fel hat die sen­dung bei mir noch nicht zün­den kön­nen. in ei­ner der fol­gen hat rob­bie wil­liams zwar eine wit­zi­ge ge­schich­te er­zählt und tom crui­se die ex­akt glei­che ge­schich­te wie bei jim­my kim­mel — und das wars auch schon so un­ge­fähr, was hän­gen­blieb.

nach­dem ich in der ers­ten staf­fel nach vier fol­gen lu­ci­fer auf­ge­hört habe die se­rie zu gu­cken, dach­te ich kürz­lich: kann ich ja noch­mal rein­schau­en. nach drei fol­gen hat­te ich die nase dann schon wie­der voll. die haupt­rol­len sind zu schön, oder ge­nau­er hol­ly­wood-kli­schee­haft be­setzt, die ge­schich­te win­det sich am bo­den, auf der su­che nach sinn und ge­halt und die dreh­bü­cher ma­chen den ein­druck als wür­den sie nicht ge­schrie­ben, son­dern ge­kotzt. ei­gent­lich scha­de, weil die se­rie ein paar ele­men­te und ideen hat, die ei­gent­lich po­ten­zi­al hät­ten.

po­ten­zi­al hat im prin­zip auch le­thal we­paon, die se­ri­en­ad­ap­ti­on der film­rei­he von da­mals™ mit mel gib­son und dan­ny glover. in den ers­ten paar fol­gen konn­te man die mühe die­se po­ten­zia­le her­aus­zu­ar­bei­ten noch er­ken­nen, nach un­ge­fähr drei fol­gen hat sich das al­les ein­ge­schlif­fen zu ei­nem gräss­li­chen kli­scheesa­lat mit ste­reo­ty­pen­dres­sing. furcht­ba­rer hö­he­punkt ist die mo­ra­li­sie­ren­de fol­ge 6 in der mei­ne sämt­li­chen warn­lam­pen für müll an­fin­gen zu leuch­ten: schwa­che frau­en die von rau­hen hel­den be­schützt wer­den müs­sen, pa­the­ti­sche gar­di­nen­prdig­ten für fa­mi­li­en­wer­te, mo­ral­vor­stel­lun­gen aus den 50er jah­ren, die sel­fie-pos­ten­den kin­dern, ohne iro­ni­schen bruch, an den kopf ge­schleu­dert wer­den und die schen­kel­klop­fen­de ver­herr­li­chung von kor­rup­ti­on und po­li­zei-will­kür und -ge­walt. im prin­zip hat die se­rie jetzt bei mir voll ver­kackt.

auch gräss­lich: ber­lin sta­ti­on, ein ge­heim­dienst-dings des „pre­mi­um en­ter­tain­ment net­work“ epix. in­ter­es­sant ist, dass die se­rie, wie der name na­he­legt, kom­plett in ber­lin spielt und dem­entspre­chend (lei­der) eine men­ge deut­scher schau­spiel­kunst of­fe­riert. mir ge­fiel im pi­lo­ten der wil­de ritt durch ber­lin und das wie­der­erken­nen von spiel­or­ten und dass die haupt­fi­gur der se­rie be­reits nach 10 mi­nu­ten tot auf pots­da­mer platz lag. der rest ist lei­der mies ge­mach­ter se­ri­en­trash. schlim­me dia­lo­ge, ab­sur­de hand­lungs­strän­ge, zwei­fel­haf­te si­cher­heits­be­hör­den- und über­wa­chungs­wahn­ver­herr­li­chung und stumpf­sin­ni­ge in­sze­nie­run­gen wie die­se hier:

hier sieht man die eli­te der ame­ri­ka­ni­schen aus­lands­ge­heim­diens­te, wie sie auf ei­nen im büro lau­fen­den fern­se­her star­ren, in dem ein be­richt über eine zei­tungs­sto­ry (der ber­li­ner zei­tung) zu se­hen ist — und alle schei­nen schwer ge­schockt zu sein. eine se­rie die sug­ge­riert, dass ei­ner der ef­fek­tivs­ten und mäch­tigs­ten ge­heim­diens­te der welt neu­ig­kei­ten, die in ei­ner zei­tung ste­hen, aus dem fern­se­her er­fährt, kann und will ich ein­fach nicht ernst­neh­men. an­sons­ten der üb­li­che, lieb­lo­se in­sze­nie­rung­s­chrott aus hol­ly­wood: com­pu­ter­hack­ing mit ani­ma­tio­nen wie aus tron, ge­hei­me tref­fen in den ab­hör­an­la­gen­rui­nen auf dem teu­fels­berg und ro­meo-agen­ten die je­den und jede, mit dem sie in kon­takt tre­ten in null-kom­ma-nix ins bett und treu er­ge­ben be­kom­men. schrei­en­der un­sinn.

im ver­gleich sehr lie­be­voll in­sze­niert hin­ge­gen: izom­bie. eine ganz gut an­ge­leg­te ge­schich­te mit ei­ner (re­la­tiv) star­ken weib­li­chen haupt­rol­le, nach­voll­zieh­ba­ren zom­bies und kri­mi­nal­fäl­len. über den blöd­sinn, den die sto­ry im­mer wie­der ver­zapft kann ich gut hin­weg­se­hen, weils un­ter­halt­sam und nicht all zu stö­rend ste­reo­typ in­sze­niert und ge­schrie­ben ist. die se­rie be­dient kon­se­quent, aber re­la­tiv ge­konnt, das lieb­lings­re­zept mit­tel­gu­ter fern­seh­pro­duk­tio­nen: ein lan­ger ro­ter fa­den mit ent­wick­lungs­po­ten­zi­al und das ta­ges­ge­schäft wird mit fol­gen­lan­gen kri­mi­nal­fäl­len ab­ge­han­delt. so las­sen sich un­auf­wän­dig vie­le stun­den fern­se­hen ma­chen und zu­schau­er am ro­ten span­nungs­fa­den hal­ten. ich habe bis­her nur zwei oder drei fol­gen ge­se­hen, wer­de aber wohl noch ein biss­chen wei­ter gu­cken.

luke cage (auf net­flix) hat mir hin­ge­gen rich­tig gut ge­fal­len. in we­ni­gen ta­gen weg­ge­guckt und ob­wohl die pro­duk­ti­on teil­wei­se sehr of­fen­sicht­lich ein sehr spar­sa­mes bud­get hat­te, mach­ten das dreh­buch und der gross­ar­ti­ge mike col­ter das al­les mehr als wett. die hand­lung und die mo­ti­ve von luke cage blie­ben in je­dem mo­ment der se­rie nach­voll­zieh­bar, die bö­se­wich­ter ka­men bei­na­he an dare­de­vils wil­son fisk her­an.

mehr als eine fol­ge von tre­pa­li­um (auf net­flix) habe ich nicht aus­ge­hal­ten. an­ge­nehm fand ich das fran­zö­sisch, schlimm die däm­lich und durch­sich­tig auf­ge­bau­te ge­schich­te und die gröss­ten­teils schreck­li­che schau­spie­le­rei. sci­ence-fic­tion wie er mir ge­stoh­len blei­ben kann.

die zwei­te staf­fel nar­cos (auf net­flix) habe ich mir zwar bis zum ende an­ge­se­hen, aber es war ein biss­chen zäh. die se­rie ist wirk­lich gut ge­macht, ich habe das ge­fühl, sie ist zum al­ler­gröss­ten teil ak­ku­rat und im his­to­ri­schen rah­men, aber auch ein biss­chen ein­tö­nig, auch wenn sich buch und re­gie gros­se mühe ge­ben dem wahn von pa­blo es­co­bar und dem ame­ri­ka­ni­schen dro­gen­krieg ein biss­chen far­be ein­zu­hau­chen. das ist al­les lehr­buch­mäs­sig in­sze­niert und dra­ma­ti­siert und schafft es so­gar, wenn man die er­zähl­te ge­schich­te kennt, hier und da über­ra­schun­gen ein­zu­bau­en. an­de­rer­seits ist das al­les auch ir­gend­wie ab­stos­send, weil ich mich stän­dig da­bei er­wisch­te, mich mit arsch­lö­chern zu em­pa­thi­sie­ren. denn, und das ist der ei­gent­li­che witz, die se­rie han­delt fast aus­schliess­lich von arsch­lö­chern, auf al­len sei­ten.


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  blogs.taz.de/riot­ma­ma: iden­ti­ty po­li­tics

gran­di­os, wie ja­c­in­ta nan­di (auf deng­lisch) hier ihre ge­dan­ken zu den grün­den trump ge­wählt zu ha­ben auf­drö­selt.