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mein ironiedetektor hat nen hitzeschaden, deshalb gehe ich jetzt davon aus, dass fleischhauer ein weinerliches, anerkennung heischendes softei ist. (mein detektor für peinliches trittbrettfahren funktioniert aber.)

Wenn man merkt, man hängt sich total rein als Kolumnist, hat tolle Quoten, die Leute sprechen einen auf der Straße an, aber die Preise bekommen immer die andern. #metwo

Jan Fleischhauer (@janfleischhauer26.07.2018 19:55


fichtig und ralsch

felix schwenzel in notiert

Stefan Niggemeier: Wenn wir jetzt alle aufhören, uns über Ihre Texte zu beklagen, schreiben Sie andere Texte?
Harald Martenstein: Ja, sofort.

stefan niggemeier und harald martenstein haben sich zusammengesetzt und geredet. hier kann man das jetzt auch ohne übermedien-abo lesen. das zitat oben fasst das gespräch im prinzip aber bereits ganz gut zusammen: unterhaltsam, aber leider auch quatschig. witzig und gleichzeitig unendlich deprimierend. grandioser schlagabtausch, bei dem zu viele schläge danebengehen.

was mich an dem gespräch aber am meisten erschüttert hat: ich kann mich (zu grossen teilen) mit den aussagen beider identifizieren.

martenstein weist mehrfach darauf hin, dass es ihn motiviere, wenn er gegenwind bekommt und dass er besonders gerne positionen einnimmt oder verargumentiert die gerade (vermeintlich) unpopulär sind. manchmal mache es ihm auch spass, wenn „gewisse leute sich aufregen“.

diese art zwanghafter individualismus ist mir nicht fremd. ich schweige eher zu den themen die ohnehin alle beackern und wenn ich doch etwas schreiben möchte, versuche ich zumindest vorab gedanklich die gegenposition einzunehmen. mich reizt der sportliche aspekt des gegenposition einnehmens, seit ich in der amerikanischen highschool für schuldebatten dazu motiviert wurde. am ende reicht beim bloggen meine vor- und verstellungskraft (oder auch der mut) oft nicht aus, um dann auch tatsächlich gegenpositionen zu veröffentlichen. meistens ende ich dann in wild herumdifferenzierenden artikeln.

trotzdem, die (gezielte) provokation ist im prinzip die essenz des bloggens, die ich immer wieder in den letzten 15 jahren praktiziert habe. zuspitzung, gezielte provokation, frontale kritik machen spass und generieren aufmerksamkeit. genau diese gezielten provokationen durch elaborierte, möglichst pointenreiche kritik ist übrigens auch für das kribbel beim veröffentlichen verantwortlich. die aufmerksamkeit die ich in der regel suche ist auch gar nicht die von möglichst vielen, sondern meistens ganz speziell die der angegriffenen. im prinzip dient das ganze bloggedöns — und wahrscheinlich auch das kolumnenschreiben — auch immer der selbstvergewisserung. ich bin, weil ich reaktionen hervorrufe.

da unterscheiden sich verhaltensauffällige kinder wenig von bloggern oder kolumnisten. mit ein paar jahrzehneten lebens- und schreiberfahrung funktioniert die aufmerksamkeitserzeugung zwar viel ausgefeilter, pointenreicher und eleganter als in jungen jahren, aber die motivation ist die gleiche: es geht nicht darum der weltbeste (in irgendwas) zu sein oder sich mit den besten, grössten zu messen, der adressat, der gegner an dem man sich messen möchte ist immer der, der im sichtfeld sitzt. es geht nicht um richtiges oder falsches verhalten, es geht darum reaktionen von leuten im eigenen sichtfeld zu erzeugen. egal ob man applaus oder buhrufe hört, wichtig ist auf der bühne zu stehen, in der aufmerksamkeit, egal wie viele im saal sitzen.

diese fixierung auf die rezeption lässt sich im grunde natürlich schwer mit dem oben erwähnten individualitäts- oder autarkieanspruch vereinbaren, individuell ist da gerade noch die skepsis gegenüber dem mainstream oder dem massengeschmack und der fähigkeit eben auch ablehnung positiv zu rezipieren.

provokation oder das intellektuelle herumtänzeln um positionen ist auch eine art sport. positionen einzunehmen hinter denen man vielleicht gar nicht steht oder die den eigenen überzeugungen widersprechen ist intellektueller kraftsport. und wie beim kraftsport besteht immer die gefahr das aus dem annehmen von herausforderungen protzerei wird.

so sehr ich mich mit vielen identifizieren konnte was martenstein im gespräch sagte, eins wurde im laufe des gesprächs deutlich: durch den kontrast zu stefan niggemeiers ernsthaftigkeit, wirkten die provokantions-strategien martensteins plötzlich total infantil.

die fragen, mit denen stefan niggemeier offensichtlich ständig ringt, was ist richtig, was ist falsch, welche nebenwirkungen kann mein verhalten haben, stellt sich harald martenstein gar nicht. zumindest nicht ernsthaft. er ist auf der suche nach intellektuellen herausforderungen und rationalisiert das mit dem kampf für meinungspluralismus. dissidenz, abweichung von einem vermeintlichen „mainstream“ scheinen für martenstein selbstzweck zu sein. martenstein scheint sich in der rolle des kanarienvogel im meinungsfreiheitsbergwerk zu gefallen. er verfechtet irgendwelche ansichten, gesichtspunkte, die er in der öffentlichen debatte vermisst, themen bei denen bei „vielen Leuten in dieser Gesellschaft ein gewisser Unwille entstanden ist“ — ausschliesslich um (sich) zu unterhalten und die grenzen auszutesten:

Räumen wir also probehalber ein, dass Sie Recht haben in dieser Frage. Dann muss es trotzdem legitim sein, anderer Ansicht zu sein. Das ist nicht gefährlich. Gefährlich wird es in einer Gesellschaft, wenn man keine Dissidenten-Ansicht mehr äußern darf. Unterdrückung ist gefährlich. Eine Dissidenten-Ansicht ist nicht gefährlich.

diese rationalisierung des eigenen spieltriebs, der lust an der intellektuellen herausfforderung, ist mir bei aller liebe zu martenstein doch etwas zu narzistisch. wie gesagt, ich bin hin und her gerissen. mir sind die motive von martenstein nicht fremd. ich verstehe seine haltung und seine rationalisierungen sind nicht dumm. was mir aber bei martenstein fehlt ist die einfache frage: was ist richtig? nachdem ich das gespräch gelesen habe, scheint mir diese frage für martenstein überhaupt keine relevanz zu besitzen.

Stefan Niggemeier: Die Frage ist doch: Von welcher Seite droht gerade die größere Gefahr für die bunte Gesellschaft. Haben Sie nicht das Gefühl, dass Sie eigentlich gegen die falschen kämpfen?
Harald Martenstein: Ich kämpfe ja nicht.
Stefan Niggemeier: Natürlich kämpfen Sie.
Harald Martenstein: Meinetwegen. Ich kämpfe gegen bestimmte Auswüchse, ich kämpfe gegen Übertreibungen.

martenstein turnt hoch oben in den metaebenen, niggemeier ringt mit sich und der welt auf dem boden.
in der metabene braucht man keine haltung, nur positionen die man aber beliebig wechseln kann.

übermedien.de: „Man sollte mit der Verteidigung der Freiheit nicht warten, bis es keine mehr gibt


die meisten nachrichtenabwurfstellen die ix lese haben den neuesten, vermeintlichen amazon-skandal ohne eigene nachdifferenzierung übernommen. deshalb: bevor man sich über irgendwas aufregt, erst mal 1-2 tage warten und dann gucken ob jemand nachdifferenziert hat.

Wer sich über Amazons angebliches Wegwerf-Verhalten aufgeregt hat, sollte diesen instruktiven, hintergründigen und sachlichen Text lesen, ⁦@m_steierwortfilter.de/wp/hintergruen…

Christoph Kappes (@ChristophKappes11.06.2018 7:24


kann man nicht oft genug wiederholen, dass der rechtsstaat eben nicht dem schutz des staates, sondern dem schutz vor dem übergriff des staates dient. insbesondere, aber nicht nur, politiker vergessen das immer wieder.

"Ganze Härte des Rechtsstaates" meint seine Gewaltlegitimierung (=Rechtssicherheit), aber "Rechtsstaat" ist im Kern genau das Gegenteil: Die Beschränkung Handelns auf Gesetze, Vorrang von Grundrechten, Unabhängige Justiz etc. Der Rechtsstaat ist "hart", aber gegen den Staat.

Christoph Kappes (@ChristophKappes09.06.2018 7:49


den satz muss ich mir unbedingt merken. für support-mails die ich an freunde und verwandte schreibe. optimalerweise in versalien:

HINWEIS: DIESES HILFSANGEBOT GILT NUR BIS ENDE DES LAUFENDEN MONATS.

freundliche mail von einer google-mitarbeiterin an unsere marketing-abteilung: „Gerne stehe ich Ihnen bei Google AdWords beratend zur Seite.“

zwei absätze später: „Hinweis: Dieses Hilfsangebot gilt nur bis Ende des laufenden Monats.“

Felix Schwenzel (@iximbuero05.06.2018 12:40


der griechische feinkosthändler in weissensee bietet „frische eier von deutschen kleinbauern aus brandenburg“.
wer isst denn sowas?


einer meiner ratschläge die ich immer wieder gerne „erteile“ ist, dass es „disclosure“ oder besser „offenlegung“ heisst — und nicht „disclaimer“. disclaimer sind haftungsausschüsse. sonst aber lesenswert: pr-blogger.de/2018/05/09/republica-vs-bundeswehr


der polizist, der gestern in einem viel zu kleinen polizei-corsa an mir vorbeifuhr, sah aus wie der räuber hotzenplotz.


walking out of confronting the future

felix schwenzel in notiert

der tagesspiegel-verlag hat irgendwas für mich übrig. ich bekomme jede ausgabe des tagesspiegel-berliner-magazins vorab zugeschickt, ich bekomme einladungen zu tagesspiegel-berliner-launch-parties und zu tagesspiegel-veranstaltungen. jetzt bereits zweimal für die tagesspiegel-diskussions-veranstaltung confronting the future.

gut vorbereitet: der modertaior andreas kluth

heute war das thema „Company Campus vs. Cloudworking – Wie verbinden wir Leben und Arbeiten?“, was ja theoretisch nicht das schlechteste thema ist und vom moderator andreas kluth in seiner (sehr gut vorbereitete) anmoderation auch erfreulich breit aufgespannt wurde. leider war diese anmoderation von kluth auch schon das beste an der veranstaltung. auf ihn folgte eine 15 minutige marketing-präsentation der firma wework, vertreten durch ihren „General Manager Nordeuropa“ wybo wijnbergen. was bei mir nach diesen 15 minuten hängen blieb war, das wework ordentlich expandiert, ziemlich geil ist und leuten eine „experience“ vermittelt, nicht nur einen ort zum (zusammen) arbeiten. ausserdem postulierte er, dass menschen sich lieber in „echt“ treffen und zusammenarbeiten und implizierte, dass dieses online-gedöns an bildschirmen irgendwie nicht so knorke sei. ich fand das marketing-geseiere unangenehm und die fotos die wijnbergen von den wework-coworking-spaces zeigte uneinladend. was mich selbst verwunderte, weil ich die idee von gemeinsamen arbeiten in relativ günstigen gemeinschaftsbüros eigentlich ziemlich super finde. aber bis auf „erlebnis“, „inspiration“ oder wework-expansion, lieferte wijnbergen keine argumente — und thesen, die zur diskussion taugten schon gar nicht.

danach moderierte andreas kluth karim el-ishmawi an, sehr vielversprechend als ehemaligen organisator von „illegalen parties“ in leerstehenden immobilien und geschäftsführer von kinzo architekten. el-ishmawi schaffte es auch nicht diksussionswürdige thesen rüberzubringen, was aber auch daran liegen konnte, dass er heftig mit der englischen sprache kämpfte, in der die veranstaltung abgehalten wurde. ganz grässlich auch seine präsentationsfolien, die er während seiner 15 minuten durchklickerte. die auf den folien zu sehenden, von kinzo gestalteten büroräume waren bunt, aber kalt und sahen aus wie entwurfszeichnungen die durch einen raytracer gejagt wurden um sie fotorealistisch zu machen. dazu eine schreckliche typografie, die man auch auf der kinzo-website bewundern kann (eine viel zu enggesetzte und abgemagerte apercu light).

als andreas kluth feststellte, dass er jetzt als moderator ein problem habe, weil die beiden diskutanten keinen gegensätzlichen meinungen erkennen liessen, bin ich aufgestanden und nach hause gegangen, auch weil mir die phantasie fehlte, mir vorzustellen wie hier aus zwei luftleeren impulsen noch eine spannende diskussion entstehen hätte könnte. die diskrepanz zwischen meinen erwartungen und dem in 40 minuten geliefertem input war einfach zu gross.

die schuhe von andreas kluth, karim el-ishmawi und wybo wijnbergen

was ich gut fand: die biker-stiefel von andreas kluth.
auch gut: die freundliche grüssdame mit dem gelben sonnenschirm, die am (schwer erkennbaren) eingang stand und mich nicht nur beim kommen überaus freundlich begrüsste, sondern auch beim gehen. wenn ichs genau betrachte, war sie sogar die einzige die mich freundlich grüsste, der rest der veranstaltungsmenschen schaffte es gerade mal so höflich zu sein.

unangenehm fand ich auch den raum, den der tagesspiegel-verlag den immobilien-menschen einräumte, denen der veranstaltungsraum gehört (bzw. den sie mitsamt den anliegenden grundstücken „entwickeln“). schon klar, die ermöglichen mit ihrer unterstützung die veranstaltungsreihe und dafür dürfen sie ja auch auf der veranstaltungsseite ihre logos hinpappen. zusätzlich nutzten sie ihre redezeit auf der bühne, um darauf hinzuweisen dass sie nicht nur wohnungen bauen wollen, sondern auch „kultur“ und „diskurs“ fördern wollen. also unterstützen sie eben solche veranstaltungen und künstler, die den maroden bau dekorieren dürfen. die alibifunktion die die zahlreichenm, aufgehängten arbeiten der künstler ausströmten, vergällte mir völlig den zugang zu ebendiesen. kunst, die primär der dekoration von profitinteressen und immobilienentwicklung dient, riecht irgendwie komisch.

andererseits; solange noch gebaut wird und der veranstaltungsort („kornversuchsspeicher“) marode dasteht, sind künstler und journalisten immerhin noch willkommen. das ändert sich dann spätestens, wenn die wohnungen und büroräume fertig „entwickelt“ sind, dann werden sie uninteressant, weil ihre gedbeutel zu prekär sind.

dem tagespiegel-verlag scheint das laute schulterklopfen der imombilien-menschen auch ein bisschen unangenehm zu sein, denn weder in seiner twitter-berichterstattung, noch auf der veranstaltungswebsite wird auf die redebeiträge und das „engagement“ der immobilen-menschen hingewiesen. vornehmes schweigen, statt kontroverser, interessanter diskussion. konfrontation ist zwar das motto der veranstaltung, aber motti sind ja ohnehin egal.

mast mit überwachungskameras, der ehemalige kornversuchsspeicher und ein kran

witzig auch: vor zwei wochen lautete das diskussionsthema: „Freiheit vs. Sicherheit – Macht Videoüberwachung unsere Städte sicherer?“ eine der antworten lieferte sicher auch der veranstaltungsort selbst, an dessen eingang gleich drei überwachungskameras an einem mast aufgehängt waren (vermutlich noch ein paar mehr in der umgebung, damit prekär lebende menschen nachts nicht auf die idee kommen, die gut ausgestattete bar zu leeren.

aber abgesehen davon: das bier war gut und das wetter, das sich während der veranstaltung und auf meinem heimweg (zu fuss) zusammenbraute auch.


mein vortrag auf der #rp18

felix schwenzel in notiert

… ist bisher nur in der live-strream-aufzeichnung auf youtube zu sehen, ab ungefähr sekunde 27268 und hier als einzelfilm. danke gregor fischer/re:publica für dieses (CC BY-SA 2.0) sehr vorteilhafte bild.

auch wenn katrin passig meine präsentation (glaube ich) ganz gut fand, hat sie die aufzeichnungs-regie ein bisschen überfordert. ein paar meiner eingebauten wort-bild-dissonanz-effekte sind deshalb in der aufzeichnung verloren gegangen, aber das sind sie wohl auch zum teil im saal, wohl auch, weil sie teilweise etwas zu dick aufgetragen waren oder einfach nicht so super waren.

die abschrift folgt weiter unten, hier, eingebettet, die 30-minuten version.

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nokia sleep

felix schwenzel in notiert

ich habe bisher meinen schlaf mit der apple watch in kombination mit der autosleep-app getrackt. das hat eigentlich ganz gut funktioniert, obwohl ich die uhr nachts nicht trage (sondern lade). durch die kombination mit der iphone app weiss autosleep, dass ich wach bin, solange, oder sobald, sich mein iphone bewegt. trägt man die uhr nicht, trackt autosleep natürlich auch nicht die schlafherzfrequenz oder schlaftiefe.

das scheint das nokia sleep ganz gut hinzubekommen. die auswertung meiner nächtlichen herzfrequenz sieht schlüssig aus. der vergleich mit den werten der apple watch muss ich hier nächste nacht mal machen, um zu sehen ob die messung der herzfrequenz durch die matraze hindurch wirklich funktioniert oder hokus-pokus ist.

was mir bei autosleep fehlte, war die anbindung an meine hausautomatisierung. es gibt keinen weg die daten aus der apple watch oder aus autosleep auszulesen oder auslöser für aktionen zu definieren. die nokia sleep kommt mit einer anbindung an ifttt. das mag ich eigentlich nur so mittel, einerseits weil die reaktionszeiten von ifttt aus erfahrung eher bescheiden sind und weil ich mich bei hausautomatisierung eher ungerne auf daten aus der cloud verlasse (measure local, act local). grundsätzlich halten sich meine bedenken, vitaldaten in der cloud zu speichern in grenzen. auf apple-servern dürfte sich da seit jahren einiges angesammelt haben. jetzt liegen vitaldaten von mir eben auch bei nokia, nachdem ich sie auch dem mittlerweile insolvent gegangenen sen.se für eine weile über deren sleep-peanut zugeführt habe. jetzt pumpt eben die (der) nokia health diese daten in die nokia cloud. aber mit exterritorital gelagerten daten kann ich leben, was mich am cloud-gedöns eher nervt ist die (oft fehlende) zugänglichkeit der daten. ich möchte die auch selbst auswerten können und in echtzeit darauf zugreifen. bevor ich mir die nokia sleep gekauft habe, hab ich mir die API von nokia health angeschaut und das sah eigentlich ganz gut aus. theoretisch gibt es zugriff per API auf alle daten in der cloud, gesichert über oauth2 und token-basierte requests. das sieht in meiner mittelkompetenten einschätzung seriös und ausreichend sicher aus, aber eben auch kompliziert. was gut für die sicherheit und schwierig für die selbstauswertung ist.

da das einzig relevante datum für die heimautomatisierung aber ohnehin der zeitpunkt wann ich mich ins bett lege und aufstehe ist, entschied ich mich für den ifttt-weg, statt selbst eine API-anbindung zu basteln (diektzugriff auf das per wlan im heimnetze eingebundene nokia health scheint nicht möglich, das teil scheint keine offenen ports zu haben). ifttt triggert meinen heimautomatisierungszentrale homeassistant wenn ich mich ins bett lege und wenn ich aufstehe. das funktioniert erstaunlich gut und für ifttt-verhältnisse auch irre flott. sobald ich 30-60 sekunden im bett liege, schlägt der auslöser bei mir auf. beim aufstehen dauerts gerade mal 2-3 sekunden. das ergebnis ist befriedigend: restlichter im schlafzimmer kann ich so ausschalten (lassen) sobald ich im bett bin. ist der vorhang noch offen, schliesst der sich. weil die daten zuverlässig und zeitnah sind, könnte ich auch einen alarm scharf schalten (hätten wir einen) oder bewegungsmelder oder telefone stummschalten. sobald ich aufstehe, sind die bewegungsmelder wieder aktiv und abhängig von der zeit oder dem schlafzustand der mitbewohner liesse sich der vorhang öffnen. diese präzise und relativ zeitnahe bett-präsenz-erkennung für die heimautomatisierung war der hauptgrund mir den (die) nokia sleep zu kaufen. vorher hat das zwar auch ganz gut funktioniert, indem ich verschiedene sensordaten über bayesische wahrscheinlichkeitsrechnung zusammenführte (zeit, helligkeit, bewegungsmelderdaten, status meines laptops, an der steckdose gemssener ladestrom der apple watch, co2-gehalt der luft). diese bayesische sensor blieb aber, trotz ständiger optimierung leider eher unscharf, mit zu vielen falschen positiven. in sachen bett-präsenz-erkennung bin ich nach der ersten nacht hochzufrieden mit dem nokia sleep.

auch die nokia health mate app, bzw. deren schlafauswertung wirkt positiv. die sen.se-app, die die daten die meine sleep-peanut in die cloud pumpte, nervte bereits nach ein paar tagen und wirkte wie unseröser und unzuverlässiger hokus-pokus. dagegen scheint mir die health-mate-auswertung und usability um welten besser. die daten stehen nach dem aufstehen sofort zur verfügung (sen.se rechnete daran teilweise stundenlang rum) und daten sind übersichtlich und schlüssig dargestellt. für alle daten (schlaftiefe, einschlafdauer, aufwachdauer, herzfrequenz, etc.) gibt es detailansichten und angeblich habe ich heute nacht 3 minuten geschnarcht (so gegen 5:13 uhr). unzufrieden ist nokia lediglich mit der dauer meines nachtschlafs (fünfeinhalb stunden), aber ich bin mit dem nokia sleep nach einer nacht ganz zufrieden.


vor einer weile erwähnte ein kollege, dass aale, also alle aale, auch der europäische aal, auch aale in europäischen binnengewässern, imigranten aus der sargassosee in der nähe der bahamas sind. aale werden ausschliesslich in der sargassosee geboren. ich wollte das nicht glauben (weil ich noch nie davon gehört hatte) und schlug es nach:

Aale schlüpfen im Atlantik, in der Sargassosee (in der Nähe der Bahamas). Wegen ihrer Form heißen die Aallarven Weidenblattlarven (Leptocephalus-Larve). Etwa drei Jahre brauchen diese Larven, um von der Sargassosee an die europäischen Küsten zu gelangen. […]

Wenn die Weidenblattlarven in den europäischen Küstengewässern ankommen, wandeln sie sich zu den ca. 7 cm langen Glasaalen. Im Frühjahr schwimmen sie in zum Teil großen Schwärmen von den europäischen Küsten flussaufwärts in die Binnengewässer des Landesinneren.
(wikipedia)

eben bin ich in meinem nachrichten-feed auf diesen bbc-artikel gestossen: Why baby eels are one of Spain’s most expensive foods.

wenn die glasaale im november in den europäischen küstengewässern auftauchen, fischen spanische fischer sie ab und verkaufen sie für um die 1000 euro pro kilo (den ersten fang auch für bis zu 5000 euro). allerdings schmecken sie nicht besonders gut, haben keine besonders angenehme konsistenz. aber offenbar gibt es genügend menschen, die sich ab und an etwas exklusivität leisten möchten, und die dinger für ein paar hundert euro pro portion in restaurants bestellen.

auch witzig, seit 1991 gibt’s babyaal-imitat aus surimi-masse, statt angulas heissen die gulas. die verkaufen sich so gut, dass es sie in spanien angeblich jeden lebensmittelladen gibt.

lesenswert: bbc.com: Why baby eels are one of Spain’s most expensive foods


motorisierter vorhang

felix schwenzel in notiert

letzte woche war ich sehr aufgeregt. für unser ehemaliges kinderzimmer habe ich eine motorisierte vorhangschiene in china bestellt. in unserer (ziemlich) automatischen wohnung sind bisher keine motorisierten aktoren vorhanden (ausser der lüfter im badezimmer). bisher läuft alles eher unter dem motto sensorik und beleuchtung. genau betrachtet haben die heizungsthermostate von tado kleine motoren zur ventilsteuerung, aber eine grosse, motorisierte geste fehlt bisher.

aufgeregt bin ich aus mehreren gründen. zum einen, weil solche spielereien, automatische vorhänge (oder rollos), bisher in unerrichbaren preisklassen lagen. ich bin bei meiner recherche auf lösungen gestossen, die bei 250-400 euro anfingen (motor chinesische händler auf amazon.de) bis hin zu lösungen für unsere drei meter fünfzig breite fensterfront, von 484,00 euro bis 1120,00 euro. selbst bei ikea kostet eine vorhangschiene für 3,50 meter um die 44 euro (3 schienen à 8€, 6 halter à 4€, zubehör für mindestens 4€).

wegen dieser preisklassen habe ich lange überlegt, mir selbst eine mechanik zu bauen. gerade war in der c’t ein projekt dazu, die einkaufsliste hat die c’t auf ca. 40 euro geschätzt, exklusive 3d-druck fürs gehäuse. anders als in der c’t vorgeschlagen, hätte ich 3d-drucker motorengurte als zugseil benutzt, aber die komplexität der motorensteuerung, der eichung, der mechanik und das befestigungs- und rollengedöns fürchtete ich, könnte mich überfordern, zu viel zeit kosten oder am ende, wegen des trashigen aussehens, einen niedrigen waf-, bzw. beifahrerin-akzeptanz-faktor> haben.

weil ich auf aliexpress einen händler gefunden habe, der mir eine 3,50 meter lange schiene, mit motor und gurt und gardinenrollern, inklusive versand, für knapp 130 euro verkaufen wollte, bin ich jetzt, wie gesagt, etwas aufgeregt (das hier ist der kauflink, mir wurde der preis aber auf nachfrage auf 130 euro angepasst).

passt das, lärmt das teil, lässt sich der motor mit dem rfxtrx oder rflink fernsteuern und mit dem home-assistant automatisiern? schliessen und öffnen die gardinen richtig? muss ich noch einfuhr- und umsatzsteuer bezahlen? kommt dass zeug heile an? funktioniert das wirklich, wie das marketing behauptet, wenn man an der gardine leicht zieht, dass der motor sie dann automatisch schliesst oder öffnet?

die 130 euro sind noch unter meiner schmerzgrenze, sollte ich tatsächlich (was ich nicht erwarte) schrott bekommen. so oder so, gibt das ein, zwei spannende bastelabende. aufregend.


recherchelinks


kliffhänger

felix schwenzel in notiert

viele serien haben so gute cliffhanger, dass sie bei mir das gegenteil bewirken: ich schalte voll befriedigt und inspiriert ab und schau nie mehr weiter. gerade ist mir das bei der zweiten folge manhunt: unabomber passiert. die hauptcharaktere ausreichend deckend gezeichnet, die geschichte sorgfältig vom anfang und ende her beleuchtet, nur der vermeintlich interessante mittelteil, die ermittlung von theodore kaczynski, die wohl für die kommenden sechs folgen vorgesehen war fehlte noch. ich fand das ende der zweiten folge, die das krachende scheitern von james r. fitzgerald, beim versuch ein geständnis zu erquatschen, zeigte, so inspirierend und befriedigend, dass ich wohl nicht mehr weitersehen werde.

vor ein paar monaten ist mir das gleiche mit this is us passiert. die grandiose einführung in die familiensaga, die NBC wohl über drei staffeln erzählen will, reichte mir vollkommen. mehr wollte ich nicht sehen und den rest lieber meiner phantasie überlassen. ich wollte den guten geschmack, den die erste folge bei mir im mund hinterliess, unverfälscht behalten.

überhaupt wäre das ein spannendes literarischen genre — oder mindestens ein interessantes hobby: fernsehserien, von denen man nur eine oder zwei folgen gesehen hat, selbst, in der eigenen vorstellung zuende zu führen.

gerade fällt mir auf, im rückblick wünsche ich mir lost nach der vierten staffel nicht mehr weitergeschaut zu haben, sondern mir den weiteren verlauf selbst aus der nase gezogen zu haben. wenn ich eins aus lost gelernt habe ist das wohl: serien aufhören zu gucken, wenn sie am besten sind. wie nennt man das dann am besten, cliff jumping?


dark, verdichtung, kopftisch, maschinenempathie

felix schwenzel in notiert

dark abgeschaltet nach 13 minuten und 24 sekunden, nach der ersten dramaturgischen zeitlupe. filme oder serien die zeitlupe zur dramatisierung einer szene benutzen kann man in 90 prozent der fälle vergessen. der einzige filmemacher dem ich zeitlupen verzeihe ist peter sellers, wenn er sich mit kato als clouseau prügelt.


beim spazieren gehen drüber nachgedacht, warum ich bestimmte kolumnen nicht mag, bzw. andere sehr gerne. es lässt sich wohl darauf runterbrechen, dass ich in geschriebenen texten kein gelaber mag, auch wenn ich selbst fleissig solche texte ins internet schreibe. labern ist natürlich nicht ganz das passende wort, aber ich glaube was es beschreibt ist vor allem fehlende dichte. texte die ich mag sollten verdichtet sein — oder runtergekocht aufs wesentliche. wahrscheinlich ist das auch der grund, warum dichtung anspruchsvolles schreiben bezeichnet. das gegenteil eines gedichteten textes wäre demnach ein geblähter text. bei blähkunst wird es dann andererseits auch wieder interessant.

beim weiterlaufen fiel mir dann ein, dass constantin seibt auch schonmal, unendlich elegant, in diese kerbe geschlagen hat, als er folgendes schrob:

Das Konzept von komprimierter Zeit ist auch das der Grund, warum Leute gern lesen: Sie machen ein blendendes Geschäft. In einer Minute haben sie eine Stunde fremde Denkarbeit oder mehr gewonnen.

ich kann es selbst nicht glauben, aber um den absatz oben zu schreiben, habe ich auch fast eine halbe stunde nachgedacht.


ich bin so eine art 1password für grosse teile meiner verwandschaft. wenn ich mir deren passworte nicht merke und notiere, hätten viele amerikanische plattformen sehr viel weniger user engagement. und ich würde sehr viel weniger mit meiner verwandschaft telefonieren.


ich mag newsletter, immerhin ist diese website mehr oder weniger aus einem newsletter entstanden, den ich um die jahrtausendwende regelmässig und ohne double opt-in verschickte. ich lese den checkpoint nach wie vor mittelregelmässig (sonst wandert morgens so gut wie alles in den mülleimer). was ich aber erschütternd finde: die inhalte sind später im netz nicht mehr aufzufinden (ausnahmen bestätigen die regel). man kann die texte natürlich kopieren und weiterschicken — oder wie ich, kopieren und ins notizzettelprogram einfügen. das habe ich mit einem abschnitt aus dem checkpoint (von lorenz maroldt) vom 1. februar gemacht und eben nochmal danach gegoogelt: nichts gefunden.

weil mir der abschnitt wirklich gut gefiel und ich finde, dass hinweise auf die bigotterie und heuchlerei grosser teile des springer-verlags einfach gut zu googlen sein müssen, habe ich den abschnitt jetzt hierhin kopiert:

Starke Prosa. Der Checkpoint fand die Fassadenstürmerei der Hochschule gegen „Alleen/Alleen und Blumen/Blumen/Blumen und Frauen/Alleen/Alleen und Frauen/Alleen und Blumen und Frauen und/ein Bewunderer“ ja dagegen eher ein bisschen albern und dichtete deshalb, stets die sich ereifernden, tilgungsbereiten Gremien vor Augen, einen konstruktiven Kompromissvorschlag - Sie erinnern sich vielleicht:
 
Köpfe
Köpfe und Bretter
Bretter
Bretter und Nägel
Köpfe
Köpfe und Nägel
Köpfe und Bretter und Nägel und
eine Schraube (locker)

 
Tatsächlich kam das Gedicht ganz gut an – so gut sogar, dass einige Checkpoint-Lyrik-Fans es im Online-Forum der „Welt“ posteten, wo es wiederum viel Zustimmung und neue Freunde fand. Doch plötzlich, kaum zu fassen - war es weg. Einfach verschwunden! Ausgelöscht, ja: ausgemerzt von der Sprachpolizei einer kleinen Minderheit von Tugendterroristen, euphemistisch „Community Management“ genannt. Und wie der Asta der ASH hat auch das CM der Welt eine Begründung aus dem Setzbaukasten der Kunstfreiheitsgegner per Mail einer nachfragenden Leserin übersandt: „Ihr Kommentar wurde nicht veröffentlicht, da er gegen unsere Nutzungsregeln verstößt: Bitte bleiben Sie sachlich im Ton.“ Tja, so weit sind wir jetzt schon gekommen: Bretter, Nägel, Schrauben – nichts darf man mehr sagen. Aber einen Versuch haben wir noch, ok? Wie wäre es damit: „Kopf. Tisch.“ Besser? 

 
 


vor ein paar wochen bin ich zu fuss vom wedding in den tiergarten gegangen, zum trödelmarkt. auf dem weg dahin habe ich dreimal einen mit neon-sportklamotten und man-bun ausgestatteten jogger überholt. einmal, als er sich in einem hauseingang warm machte, streckte oder autogen vorbereitete. irgendwann rannte er an mir vorbei, hielt 50 meter weiter aber wieder an, um irgendwas an seiner apple-watch und seinem an den oberarm geschnallten iphone einzustellen. ich erkannte: am oberarm lässt sich ein iphone nicht sonderlich gut bedienen.

danach lief (im sinne von gehen) ich ein bis zwei kilometer weiter, bis er (endlich) wieder an mir vorbeirauschte. nach 50 metern blieb er erneut stehen, sah ziemlich angestrengt und leidend aus, stützte sich auf seine knie und keuchte. als ich mich kurze zeit später umschaute, lief er zurück auf los.


apropos apple-watch. ende dezember habe ich mir so eine gegen grosse widerstände gekauft. weil ich armbanduhren grundsätzlich scheisse unnütz und verunstaltend finde, habe ich mir lange verboten sowas zu kaufen. vor allem zu einem solchen preis. irgendwann konnte ich aber meinen widerstand brechen, weil die uhr nicht nur die uhrzeit anzeigt, sondern auch zählen kann. schritte, herzschläge, gelaufene kilometer und … nee, das wars schon.

das hauptargument war aber stille. mehr noch als armbanduhren hasse ich klingeltöne und vibrierende handys. die vibration in meiner brusttasche hat mich immer in den wahnsinn getrieben, weil ich nie unterscheiden konnte ob das nun ein phantomvibrieren oder ein anruf war. meine zwei jahre gut funktionierende lösung war blitzen. wenn ich eine nachricht bekam oder jemand anrief, blitzte mein telefon in meiner jacket-brusttasche. das hat erstaunlich gut funktioniert, die beifahrerin musste mich nie öfter als einmal pro woche anschreien, warum ich denn nicht ans telefon ginge.

mit der apple watch pochen nachrichten und anrufe auf meinen arm. ich habe zwar 80% aller benachrichtigungen abgeschaltet, aber die die ich haben möchte klopfen jetzt — bisher völlig ohne phantomklopfen.


für meine t3n-kolumne habe ich mir folgende überschrift notiert, aber leider nicht die passende kolumne dazu geschrieben. muss ich irgendwann mal machen.

maschinenempathie ist die neue sozialkompetenz


thor: ragnarok

felix schwenzel in gesehen

am ende irgendwie unterhaltsam, aber die versatzstücke aus 2000 jahren popkultur die hier wild kombiniert und zusammengewürfelt werden, waren irgendwie zu dick aufgetragen.

pommes mit zu viel mayonaise.


jason kottke nagelt es auf den punkt:

„I kinda hate myself for loving these ads, but dammit they’re super clever. They used the energy of their opponents against them, like in ju-jitsu.“


das fernseh-lagerfeuer ist zwar zeitverschoben, wird immer trotzdem immer grösser; das war auch mein abendprogram (und von ein paar millionen anderen):

So: [The Cloverfield Paradox] itself may not be great. (I haven’t seen it yet; I watched “Star Trek: Discovery” and another episode of “Altered Carbon” last night instead.) And the deal seems to …

sixcolors.com/link/2018/02/netflix-announces-releases-cloverfield-paradox/


es ist eine sehr schlechte idee, den öffentlichen raum privaten unternehmen zu überlassen. trotzdem machen wir es immer wieder und mit vergnügen. bis es dann kafkaesque wird. hackr.de/…/sorry-this-carrier-is-currently-not-supported


mein vorschlag für einen vortrag auf der republica 2018

felix schwenzel in notiert

ich denke einmal im jehr gerne etwas intensiver nach und bereite deshalb (fast) jedes jahr gerne in wochenlanger arbeit einen vortrag für die republica vor. vor dem vortrag, zur bewerbungszeit, im januar, denke ich auch über den vortrag, bzw. das thema nach, aber lange nicht so intensiv, wie bei der konkreten ausarbeitung. dieses jahr merkt man das leider meinem bewerbungstext an. aber ich glaube das thema, menschliche autonomie und das stetige individuelle und kollektive antreiben durch fragen und in frage stellen, passt zur republica und interessiert mich. ich hoffe das interesse am thema ist nicht nur bei mir vorhanden.

das ist der bewerbungstext, den ich eben abgegeben habe:

42. warum wir nach fragen, nicht nur nach antworten suchen müssen

wo steht der mensch, wie kann er sich zwischen kontrollverlust, allherrschenden digitalen megakonzernen, autonomen maschinen, mächtigen algorithmen als selbststämdig denkender und agierender mensch positionieren und behaupten? oder befreit und die digitale revolution bereits — und wir merken es wegen lauter griesgram und wut gar nicht?

vor knapp zwanzig jahren hatte ich das gefühl, die wichtigste frage der menscheit gefunden zu haben. sie lautet: „was willst du eigentlich?“

mich interessierte, wie verschiedenen menschen diese frage beantworten würden und stellte sie (für mehrere jahre) ins internet. leider waren damals noch nicht besonders viele menschen im internet, weshalb die zwei antworten darauf eher unbefriedigend waren und ich sie mir auch nicht gemerkt habe.

in der rückschau muss ich zugeben, dass die frage, ganz ohne kontext und einordnung, auch eher bescheuert und eventuell sogar ein bisschen aggressiv wirkt, jedenfalls nicht, wie die die wichtigste frage der menscheit. in meinem vortrag möchte ich den damals fehlenden kontext nachliefern und erklären, was ich mit der frage erreichen wollte und warum ich sie nach wie vor, ganz besonders heute, für wichtig halte.

das problem ist nämlich, in aller kürze, dass es einige menschen gibt die diese frage für sich beantwortet haben und bei der arbeit an der antwort so viel macht und einfluss gewonnen haben, dass sie unsere eigene fähigkeit nach antworten (und fragen) zu suchen massiv beeinflussen. um nur eins von vielen beispielen herauszugreifen; mark zuckerberg hat die frage beantwortet mit: „alle menschen der welt miteinander verbinden“. die frage ist aber nicht nur: wollen wir das auch? sondern: welche anderen antworten gibt es, was wollen wir (eigentlich), welche neuen fragen ergeben sich aus zuckerbergs antwort?

ich glaube, plakativ gesagt, dass wir nicht nur über privatsphäre, den schutz von daten oder vor überwachung nachdenken sollten, sondern vermehrt über unsere (individuelle) vorstellung von zukunft und die (digitale) gestaltung unseres lebens, individuell und kollektiv. statt lediglich in autonome apparate (fahrzeuge, plattformen) forschung und geld zu investieren, sollten wir unsere eigene, persönliche und kollektive vorstellung von autonomie erforschen, in utopien giessen und immer wieder (in) frage(n) stellen. 


afd-watcher

felix schwenzel in notiert

im märz schrieb die taz einen artikel über ein paar afd-watchblogs. dadrin wird der sprecher der afd zitiert:

Der AfD selbst kann gegen die Watchblogs nicht viel ausrichten. „Solange diese keine Unwahrheiten über uns verbreiten, müssen wir sie als kritische Begleiter akzeptieren“, sagt AfD-Sprecher Christian Lüth auf Anfrage der taz. Sobald jedoch der faire demokratische Umgang nicht mehr eingehalten werden würde, behalte man sich vor, dagegen vorzugehen.

anfang april entscheid man sich bei der afd offenbar um und schickte einem der watchblogs, wir-sind-afd.de, eine abmahnung — wegen verletzung der namensrechte. unwahrheiten verbreitet wir-sind-afd.de offenbar nicht, aber als kritischen begleiter akzeptieren will die afd die seite anscheinend trotzdem nicht mehr.

wegen dieser abmahnung gibt’s am 16. januar jetzt eine mündliche verhandlung in köln:

Weil die Frage, wie man mich un­ter­stüt­zen kann, schon mehrfach kam — auch dafür: Danke. — möchte ich darauf noch kurz eingehen: Im Moment habe ich alles, was ich brauche. Im worst case, sprich: Wenn die Gegenseite den Prozess gewinnt, wäre ich zum einen die Domain los, zum anderen kämen für die erste Instanz knapp 6.000€ Pro­zess­kos­ten auf mich zu. Falls das passiert, müsste ich euch doch um die eine oder andere Mark bitten.