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die­ter nuhr ist nicht der ein­zi­ge ko­mi­ker der be­droht, be­schimpft oder von vie­len ge­hasst wird. wenn hu­mor nur in ei­ner har­mo­ni­schen wohl­fühl-um­ge­bung mög­lich wäre, gäbe es kei­ne ko­mi­ker, kei­ne sa­ti­ri­ker, son­dern nur nuhrs.

nur ein kitz­klei­nes bei­spiel: der ti­ta­nic wer­den seit jahr­zehn­ten (schon lan­ge vor dem in­ter­net) im­mer wie­der mal auf­ge­brach­te hass­meu­ten von der bild-zei­tung an den hals ge­hetzt. da flie­gen dann auch mit­un­ter to­des­dro­hun­gen aufs ti­ta­nic ton­band. kein ein­zi­ges mal habe ich da­nach so ein selbst­mit­lei­di­ges, ab­sur­des rühr­stück von ei­nem ti­ta­nic-chef­re­dak­teur in ei­ner zei­tung ge­le­sen.

wie die­ter nuhr mit kri­tik, an­grif­fen und be­dro­hun­gen um­geht ist ihm selbst über­las­sen. in in­ter­views brüs­tet er sich mit­un­ter da­mit, dass es ihm spass ma­che ab­mah­nun­gen zu ver­schi­cken an leu­te, die ihn be­lei­di­gen und nicht sich ent­schul­di­gen wol­len. er hat ganz of­fen­sicht­lich die mit­tel und die lust sich ge­gen voll­idio­ten zu weh­ren und ar­ti­kel in der FAZ zu plat­zie­ren. aber ich möch­te es mir auch selbst über­las­sen, wie ich ihn wahrn­meh­me: als wit­zig oder hu­mor­los, als sou­ve­rän oder weh­lei­dig, als poin­tiert oder stumpf.


Sepp Blat­ter show­e­red with fake mo­ney af­ter stunt co­me­di­an gets into FIFA press con­fe­rence pic.twit­ter.com/smMc92Qouj

Mar­tyn Zieg­ler (@mar­tyn­zieg­ler20.07.2015 14:17


kol­le­ge: möch­test du ein hand­si­gnier­tes stück pa­pier von fe­lix schwen­zel er­wer­ben?
ich: nö. kann ix mir doch selbst ma­chen …
http://www.ebay.de/itm/171864739299


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  wolf­gang­mi­ch­al.de Wie Eu­ro­pa wirk­lich ent­steht

wer meint es sei be­reits al­les ge­sagt zu grie­chen­land und eu­ro­pa, dem emp­feh­le ich noch die­sen text von wolf­gang mi­ch­al zu le­sen:

Die In­nen­ein­rich­tung Eu­ro­pas wird nicht mehr al­lein den Eli­ten über­las­sen. Im grie­chi­schen Re­fe­ren­dum konn­ten wir ei­nen ers­ten zag­haf­ten An­satz zur For­mu­lie­rung ei­ner Al­ter­na­ti­ve er­ken­nen. Und durch das Re­fe­ren­dum er­leb­ten wir erst­mals eine So­li­da­ri­sie­rung (und Po­la­ri­sie­rung) der Men­schen quer zu den eu­ro­päi­schen Na­tio­nal­staa­ten: Auf den Stra­ßen von Ir­land bis Ita­li­en fei­er­ten die Ver­tei­di­ger der grie­chi­schen „Nein“-Po­li­tik ihre Hel­den; an den Stamm­ti­schen von Mün­chen bis Riga re­gier­ten die An­hän­ger der har­ten Li­nie ge­gen die „Ver­schwen­der“ des Sü­dens.

ich fin­de die po­pu­lis­ti­sche (und be­que­me) ver­ein­fa­chung der grie­chen­land-kri­se auf die fra­gen nach „un­se­ren“ wohl­stand (also steu­er­gel­dern) oder „de­ren“ [faul­heit|kor­rup­ti­on|ver­schwen­dung|über ihre kos­ten le­ben] über­sieht im­mer wie­der eine der ent­schei­den­den fra­gen: un­ser wohl­stand, un­se­re po­li­ti­sche zu­kunft hängt ent­schei­dend vom jahr­hun­dert­pro­jekt der eu­ro­päi­schen ei­ni­gung ab. es ist eben ge­ra­de im deut­schen in­ter­es­se eu­ro­pa zu ei­nem funk­tio­nie­ren­den mo­del zu ma­chen. die zu­kunft deutsch­lands liegt nicht in ei­nem ge­sun­den, rei­chen und kraft­strotz­de­nen na­tio­nal­staat — son­dern in der po­li­ti­schen eu­ro­päi­schen uni­on.

Es ist ein Trug­schluss zu glau­ben, die Grie­chen hät­ten sich mit der Ei­ni­gung von Sonn­tag wie­der nur Zeit ge­kauft, nein, es ist die Troi­ka, es sind die durch die Troi­ka ver­tre­te­nen Son­der-In­ter­es­sen, die sich im­mer wei­te­re Zeit kau­fen. Der Kon­flikt selbst bleibt un­ge­löst.

Der nächs­te Auf­stand wird des­halb dra­ma­ti­scher aus­fal­len als der jet­zi­ge, der über­nächs­te könn­te in ei­nen Bür­ger­krieg mün­den. Wer die Ge­schich­te der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka stu­diert, wird se­hen, dass auch die­ses Pro­jekt nicht von heu­te auf mor­gen auf dem Pa­pier ent­stan­den ist, son­dern nach har­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen im Rah­men ei­nes öko­no­misch-po­li­ti­schen Nord-Süd-Kon­flikts.

(bei wolf wit­te ge­fun­den)

in die­sem zu­sam­men­hang ist ei­gent­lich auch die rede von ge­or­ge sor­os in ber­lin von 2010 ganz le­sens­wert.


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  Nach­dem wie­der alle, an­ge­regt durch den …

chris­toph kap­pes:

Nach­dem wie­der alle, an­ge­regt durch den Ka­sus Nuhr, erst über Shit­s­torms re­den, dann über das Dif­fe­ren­zie­ren und in der drit­ten Pha­se wie­der ei­ni­ge "An­stand" for­dern, möch­te ich drei Vor­schlä­ge ma­chen:
1. Dif­fe­ren­ziert doch lie­ber zu­erst, da­nach könnt Ihr ja im­mer noch Shit­s­torms durch­füh­ren oder sie be­kämp­fen
2. For­dert kei­nen An­stand, das führt zu nichts. Bes­ser wir­ken Dro­hun­gen und Be­lei­di­gun­gen.
3. Ihr dürft mich gern be­lei­di­gen. Mei­ne Re­gel ist ganz ein­fach: Wer mich be­lei­digt, kennt mich nicht. Viel Spass, un­ten ist noch Platz.


PDF be­co­mes 4th most po­pu­lar re­li­gi­on pic.twit­ter.com/ts­Q­v­J­wiA­dR

Alex Micu (@axelk15.07.2015 17:15


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  klei­ner­d­rei.org: Es kann ein we­nig lau­ter wer­den: Über das Dis­ku­tie­ren im Netz
lu­cie:

Aus­ser­dem stellt sich auch hier wie­der die Fra­ge, wer ei­gent­lich den An­spruch er­hebt, dass ihre_sei­ne Mei­nung re­spek­tiert und für zu­hö­rens­wert er­ach­tet wird? Die­je­ni­gen, die sich über den „rau­en Ton“ be­schwe­ren, sind oft ge­nug auch jene, die sehr dar­an ge­wöhnt sind, dass ihre Stim­me ge­hört wird (wie z.B. Jour­na­list_in­nen) und selbst bei Wi­der­spruch ihre Re­le­vanz nicht grund­sätz­lich in Fra­ge ge­stellt wird.


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  ta­ges­spie­gel.de: Grie­chen­land-Dra­ma: So­li­da­ri­tät? Ich bin ir­ri­tiert!

ich bin im­mer wie­der er­staunt wie ein­fach und un­kom­pli­ziert die welt für man­che men­schen zu sein scheint. hier ver­sucht ha­rald mar­ten­stein die welt den deut­schen wohl­stand mit der lo­gik ei­ner schwä­bi­schen haus­frau zu er­klä­ren. das funk­tio­niert er­staun­lich gut, wenn man die lo­gi­schen fä­hig­kei­ten und den sinn für kom­ple­xi­tät ei­ner schwä­bi­schen haus­frau hat.

was mich aber wirk­lich ir­ri­tiert, das wort eu­ro­pa („eu­rop…“) kommt in mar­ten­steins text ein­mal vor, deutsch­land („deutsch…“) neun mal. mög­li­cher­wei­se ist mar­ten­stein des­halb ir­ri­tiert, weil er nicht be­grif­fen hat, dass ein ge­ein­tes und funk­tio­nie­ren­des eu­ro­pa sehr im deut­schen in­ter­es­se ist und un­ser wohl­stand sehr viel en­ger mit eu­ro­pa ver­knüpft ist, als al­lein mit dem „deut­schen Steu­er­zah­ler“.


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  faz.net: Die­ter Nuhr über Shit­s­torms: Di­gi­ta­les Mit­tel­al­ter

je­mand der lan­ge zeit da­von leb­te sich über an­de­re lus­tig zu ma­chen, die äus­se­run­gen an­de­rer als dumm oder un­be­dacht oder flach zu ent­lar­ven, be­klagt sich dar­über, dass sich jetzt an­de­re über ihn lus­tig ma­chen oder sei­ne äus­se­run­gen als dumm oder flach be­zeich­nen? ein ko­mi­ker for­dert als re­ak­ti­on auf eine pro­vo­zie­ren­de iro­nisch/sa­ti­ri­sche äus­se­rung sach­lich­keit und das un­ter­las­sen von po­le­mik?

das pein­lichs­te auf der welt ist glau­be ich ein haupt­be­ruf­li­cher clown, der sich zu ernst nimmt. (via)


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  pan­do.com: Pan­do: 1500!

pan­do.com hat sich vor ein paar wo­chen hin­ter eine be­zahl­wand zu­rück­ge­zo­gen und mel­det heu­te (fast) 1500 zah­len­de mit­glie­der. die be­zahl­wand ist ein biss­chen durch­läs­sig, mit­glie­der kön­nen ar­ti­kel für 48 stun­den „tei­len“, also für an­de­re öff­nen.

ich fin­de das ei­ner­seits gut, weil jour­na­lis­mus und so. muss sich ja ir­gend­wie fi­nan­zie­ren und pan­do hat sich nie ge­ziert sich auch mit gros­sen tie­ren an­zu­le­gen. da ist es gut sich un­ab­hän­gig von in­ves­to­ren und wer­be­fuz­zis zu ma­chen.

an­de­rer­seits er­in­nert mich das web an das deut­sche reich anno 1800: über­all muss man zah­len um rein­zu­kom­men, je­der re­gelt die zah­lun­gen, die mit­glie­der­re­geln an­ders. das tei­len wird ein­ge­schränkt, links ver­fal­len nach 48 stun­den (trotz re­gel num­mer 1), zu­gän­ge ver­fal­len nach mit­glied­schaft.

um das mal aus­zu­pro­bie­ren bin ich eben pan­do.com-mit­glied ge­wor­den. die an­mel­dung funk­tio­niert nur mit kre­dit­kar­te und kos­tet pro mo­nat $10. die an­mel­dung selbst geht flott — auch wenn ich mir mei­ner zah­lungs­da­ten nicht ganz si­cher bin, wenn ein jour­na­lis­ten-la­den die kre­dit­kar­ten­da­ten von mir höchst selbst in emp­fang nimmt.

tat­säch­lich darf ich 20 mal pro mo­nat ei­nen ar­ti­kel für 48 stun­den frei­schal­ten. das hier zum bei­spiel ist die dr­ölf­hun­dert­zwei­und­sech­sigs­te ge­schich­te über die schwei­ne­rei­en die das CIA in den letz­ten jahr­zehn­ten, bis heu­te ver­an­stal­tet hat: The CIA and the Ame­ri­can Psy­cho­lo­gi­cal As­so­cia­ti­on: Part­ners in crime

bei­spiel­haft ein­fach ist die ab­mel­dung von der mit­glied­schaft. auf der mit­glie­der­sei­te ein­fach „can­cel re­bill“ kli­cken und die au­to­ma­tisch ver­län­gern­de mit­glied­schaft wird um­ge­wan­delt in eine bei mir am 18. au­gust ab­lau­fen­de mit­glied­schaft.

wer­bung und tra­cker wer­den üb­ri­gens für an­ge­mel­de­te pan­do-mit­glie­der wei­ter­hin an­ge­zeigt. und ei­nen (voll­text) RSS-feed für mit­glie­der scheint es auch nicht zu ge­ben.


wie kön­nen men­schen mit ei­nem mi­ni­ma­len sinn für äs­the­tik es übers herz brin­gen, an­füh­rungs­zei­chen zu un­ter­strei­chen?


mei­ne ers­te buch­be­stel­lung war 1998 — und das buch habe ich bis heu­te nicht ge­le­sen …
die zwei­te be­stel­lung war ein ge­schenk.


Um Deutsch­land zu ver­ste­hen, reicht es auch heu­te noch, Ekel Al­fred zu ken­nen.

Dicht­heit & Wah­rung (@der­kut­ter12.07.2015 13:58


Am Bei­spiel Grie­chen­land kön­nen Saar­land, Ber­lin, Bre­men schon mal se­hen, was ih­nen bei der Neu­ver­hand­lung des Län­der­fi­nanz­aus­gleichs blüht.

Dicht­heit & Wah­rung (@der­kut­ter12.07.2015 13:39


Mit nem So­cial Web als Si­cher­heits­ven­til der Ge­sell­schaft wür­de es die DDR heu­te noch ge­ben.

Guen­ter Hack (@guen­ter­hack16.07.2015 19:20


Es geht nicht um Hal­tungs­no­ten. Auch ein em­pa­thi­sche­rer Mer­kel­auf­tritt än­der­te nichts an den Scheiß­ge­set­zen, die in un­ser al­ler Na­men gel­ten

Dicht­heit & Wah­rung (@der­kut­ter16.07.2015 10:32


kurz­kri­tik mr. ro­bot ps1.3_da3m0ns: über­flüs­si­ge deh­nungs­fol­ge de­ren 44 mi­nu­ten hand­lung auch in ei­nen tweet ge­passt hät­ten.


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  kott­ke.org: The stand clear of the clo­sing doors guy
die­ses vi­deo ir­ri­tiert mich über­haupt nicht.

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  spie­gel.de: Ama­zon: Wie der Kon­zern den Ebook-Markt er­obert
er­staun­lich dif­fe­ren­zier­tes stück über ama­zon auf spie­gel on­line von chris­ti­an ri­ckens. im text steht zwar nicht all­zu viel neu­es drin, aber al­lein dass der text dif­fe­ren­ziert ist und meh­re­re fa­cet­ten zeigt hat mich er­staunt. was an sich schon wie­der er­staun­lich ist.


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  mspr0.de: Mer­kels Dis­con­nect

ex­trem gute ana­ly­se von mi­cha­el see­mann zu mer­kels strei­chel­de­sas­ter. ich stim­me nicht bei al­len schluss­fol­ge­run­gen zu, vor al­lem glau­be ich, dass wir alle un­ter hef­ti­gem dis­con­nect lei­den. wir sind min­des­tens ge­nau­so dis­con­nec­ted und hilf­los ge­gen­über dem flücht­lings­lei­den wie mer­kel — und vor al­lem sind wir (lei­der) alle ge­nau­so weit von prag­ma­ti­schen lö­sun­gen ent­fernt, wie vor 10 oder 20 jah­ren. ich kann mich je­den­falls nicht dar­an er­in­nern, dass die rot-grü­ne ko­ali­ti­on vor ein paar jah­ren mensch­li­che­re po­li­ti­sche lö­sun­gen zum um­gang mit flücht­lin­gen vor­ge­schla­gen oder durch­ge­setzt hät­te, ge­schwei­ge denn, dass es da­mals ei­nen ab­schie­be­stopp oder eine lo­cke­rung der asyl- und blei­be­recht­re­geln ge­ge­ben hät­te.

das eine ist, sich über mer­kel lus­tig zu ma­chen und die wi­der­sprüch­lich­kei­ten in die sie sich stän­dig ver­strickt her­aus­zu­ar­bei­ten, aber mit dem fin­ger auf mer­kel zu zei­gen und zu im­pli­zie­ren es läge in ih­rer hand der deut­schen flücht­lings­po­li­tik und al­len ein­wan­de­rungs­fra­gen mit den rich­ti­gen po­li­ti­schen ent­schei­dun­gen ein mensch­li­ches ant­litz zu ver­lei­hen, ist zu ein­fach ge­dacht. ich sehe hier auch ein bru­ta­les ver­sa­gen von uns al­len, als ge­sell­schaft, als ein­zel­ne.

ge­nau wie an­ge­la mer­kel, lei­den und füh­len wir beim sicht­bar­wer­den von ein­zel­schick­sa­len mit — und wie mer­kel sind wir über­for­dert, wenn wir kon­kre­te po­li­ti­sche lö­sun­gen nen­nen sol­len. wir schaf­fen es ja selbst kaum, men­schen die seit ge­ne­ra­tio­nen hier le­ben als deut­sche zu se­hen — ohne je­des mal ein­schrän­kun­gen hin­ter­her­zu­schi­cken, die die wor­te mi­gra­ti­on oder her­kunft ent­hal­ten.


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  bo­ing­bo­ing.net: Ex­cel­lent mas­hup: “It's a Mad Mad Mad Max Fury Road”
äus­serst ir­ri­tie­ren­des vi­deo.

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