Es gibt eine simple Ökonomie dieses boomenden Kunstmarktes, der bereits too big is to fail: Das überschüssige Kapital schafft sich ein Spielfeld, auf dem es vollkommen losgelöst walten kann. Eine kleine Clique von superreichen Sammlern treibt sich gegenseitig die Preise in die Höhe. Davon profitiert ein global vernetztes und immer enger mit Banken verflochtenes Kunstbusiness. Kunstkonsum ist zum Schwanzvergleich der Oligarchen geworden. Der Kunstmarkt ist eine böse Karikatur des Kapitalmarkts geworden. Die Banken werden Sammler, die Banken organisieren Kunstanleihen und liefern schließlich die Expertisen darüber, was Kunstwerke wert sind.
diese ökonomisierung und privatisierung eines teils der zeitgenössischen kunst habe eine schwerwiegende folge für „uns normale Menschen“:
Die Kunst verliert ihren eigentlichen Adressaten, den nach Freiheit, Schönheit und Fantasie verlangenden Menschen, eine Gesellschaft, die sich traut, ästhetische Experimente zu treiben. Sie verliert genau die Leute, die sie weder haben noch konsumieren, sondern verstehen wollen. Wie man Kunst eben so "verstehen" kann.
langer, klug erscheinender text von daniel brockmeier:
Ich habe einen sehr langen Blogpost zur Demut geschrieben, in dem ich die Texte zur Demut von Haltungsturnen, wirres.net und anmut und demut analysiere. Am Ende gebe ich dann noch meinen eigenen Senf dazu. Das ganze ist so episch lang, dass ihr auch nur das Fazit lesen könnt, falls euch die Zeit fehlt ...
das hier sind bilder vom anwalt @fritzclapp, der hier die hells angels in warenzeichen-angelegenheiten vertritt und offensichtlich schonmal was von frisuren-marketing gehört hat. den nyt-artikel um den es eigentlich geht, „Despite Outlaw Image, Hells Angels Sue Often“, kann man auf jeden fall lesen.
das ist wirklich unfassbar realistisch und angsteinflössend.
[nachtrag 21.12.2013]
die roboter sind dann vielleicht doch keine bots, sondern von menschen gesteuerte automaten. möglicherweise. mich beruhigt das vorerst nochmal ein bisschen. dank an fennek.
Nicht die öffentlichen Aufrufe der Schriftsteller und Unternehmen werden dafür sorgen, dass die Überwachung eingeschränkt und besser kontrolliert wird. Das können wir nur selbst, indem wir uns entscheiden, keine Untertanen zu sein.
rené walter bei schlecker milfenstein über klickbaiting:
Ich prangere das an.
ich habs wirklich nicht mitbekommen, dass die beiden ihre blogs für einen tag getauscht haben. obwohl ich beide abonniert habe. /fakeblog.de
Tut nach wie vor ein bisschen weh, die Beasties in so 'nem Urheberrechtsblödsinn mit ansehen zu müssen.
fühlt sich alles sehr falsch und unentspannt an. möglciherweise summe ich heute den ganzen tag dieses bekannte beastie boys lied: „... you got to fight ... for your right ... to shake the pagoda tree ...“
caspar clemens mierau zeigt sehr schön den überwachungswahn der vierten gewalt:
Besonders lustig ist diese Tracker-Liste bei der FAZ, wenn man den FAZ-Service-Artikel “Wie wehre ich mich gegen Überwachung?" liest, in dem unter anderem die Frage aufgeworfen wird:
“Was wissen Google und Facebook denn über mich?"
Nun, in diesem Fall weiß Google zumindest, dass gerade der Artikel gelesen wird. Hätte man der Ehrlichkeit halber ja mal hinschreiben können. Statt dessen wird aber lieber mit dem Finger auf das Internet gezeigt - so als passiere es eben “dort" und nicht “hier und jetzt".
sascha lobos beste spon-kolumne seit langem:
[I]n welcher verdammten Welt sind Journalisten Terroristen, in welcher verdammten Welt fühlt sich ein supergroßmächtiger Staat bedroht durch eine durchreisende, depressive Frau im Rollstuhl?
Die grausige Antwort: nur in einer Wahnwelt. Der Spähskandal ist das Symptom eines politischen Wahnsystems. Demokratien weltweit sind vergiftet von einer - man muss sie so nennen! - amtlichen Wahnvorstellung, in der jede Person eine potentielle Bedrohung ist. Und deshalb überwacht werden muss: Alle stehen immer unter Verdacht. Eine Wahnwelt, in der Demokratien nicht zu demokratisch werden dürfen - weil Transparenz und Kontrolle des Spähapparates als Machtbeschränkung gesehen werden. Das ist der Schlüssel zum Verständnis des Spähskandals.
erstaunlich, autoren die sich nicht über mangelnde urheberrechte beklagen, sondern über mangelnde grundrechte.
[nachtrag 14:00 uhr]
gegen solche kleingeistigen anmerkungen, wie meine oben, oder andere auf facebook, wendet sich sascha lobo, ziemlich zu recht:
Dieser Thread hier in seiner außerordentlich kleingeistigen Häme zeigt ungefähr 95% aller Gründe, warum die deutschsprachige “Netzgemeinde” so exzeptionell wirkungslos ist. Unter anderem, weil sie damit beschäftigt ist, die eigene Position am allergeilsten von allen zu finden, und in dieser Selbstgewissheit köchelnd jede Millimeterabweichung davon als schlimmste Sünde des Planeten zu brandmarken. Das allerwichtigste ist ja natürlich Abgrenzung – nicht gegen die Überwachung, sondern gegen Leute, die nicht auf die vorgeschriebene Art gegen Überwachung sind. Schon klar. Die Kommentare hier sind so unfassbar ernüchternd, so schrebergartig – und das wird Euch erschüttern – so urdeutsch, wie latenter Kulturpessimismus nur sein kann. Grauenvoll, egozentrisch, unklug.
uwe lenhart verrät wie man sich aus verkehrsdelikten herauswindet: durch schweigen:
Jeder, der von der Polizei - auch auf frischer Tat - angetroffen oder aufgesucht wird, sollte dieser gegenüber keinerlei Angaben machen, sondern konsequent schweigen. Schweige- und Akteneinsichtsrecht stellen das Kernstück der Verteidigung dar. Diese basieren auf verschiedenen rechtsstaatlichen Prinzipien. Nur wer den Vorwurf kennt und weiß, worauf dieser beruht und durch welche Beweismittel er gestützt werden soll, kann sich aktiv und effektiv verteidigen.
der artikel zeigt wunderbar, wie unser rechtsystem funktioniert: nach festen regeln, die dazu führen können, dass auch schuldige oder arschlöcher sich herauswinden können, wenn sie (oder ihr anwalt) die regeln beherrschen. dass deutschland und sehr viele andere staaten diese regeln unter dem vorwand der terrorbekämpfung aushöhlen ist dann umso verständlicher: diese regeln stören die staatsorgane bei der effektiven ausführung von staatlicher willkür.
dave winer hat dieses stück zu lobeshymnen inspiriert und tatsächlich ist es ziemlich beispielhaft, wie startup- oder techjournalismus sein sollte.
wenn ich das richtig verstehe, haben manche katholiken einen fetisch, den sie mit einem lateinischen namen versehen: lactatio, also die nährung von erwachsenen mit muttermilch. der heilige bernhard hat die geschichte damals wohl am besten erzählt.
martin weigert zieht lesenswerte parallelen zwischen (von google abhängigen) „contentfarmen“ und (von facebook abhängigen) viralschleudern. martin weigert sich nicht zu differenzieren. (für den letzten satz möchte ich mich entschuldigen.)
As skeuomorphism fades from popularity, 'Skew' turns the idea on it's head: we re-made some well known skeuomorphic interface designs in the materials and objects they were trying to imitate; as well as subtly commenting on the mundane cycle of the digital day-to-day.
geheimdienste sind vor allem deshalb effektiv, weil sie es — wie ihre gegenspieler — schaffen, angst und schrecken zu verbreiten. sie statuieren exempel um ihre macht zu demonstrieren und ihre bürokratische struktur, ihre strukturellen schwächen und ihre oftmals völlig inkompetenten führungssrukturen und arbeitsweisen zu verschleiern.
jörg friedrich geht von einer ähnlichen these aus, kommt aber zu ganz anderen schlussfolgerungen. was die NSA-spähaffäre aber vor allem zeigt: wir müssen da noch viel, viel mehr drüber nachdenken. also ich zumindest.
es ist immer das gleiche: willst du erfolg, stecke liebe und mühe in das was du tust. und mach es denen, die du ansprechen möchtest (nicht allen), leicht.
Gibt es eigentlich irgendjemanden, der noch nicht Mandiba ist? Warum schreibt nicht Dieter Bohlen, dass Mandela für ihn Vorbild sowohl im Umgang mit den Menschenrechten, Freiheit und Frauen war? Warum nicht Jürgen von der Lippe, dass Mandela im auch in Bezug auf Kleidung stets Vorbild gewesen sei? Warum bekennt nicht Daniela Katzenberger, dass sie, als sie letztens vierzig Minuten auf den Abflug ihrer Maschine nach Mallorca watete, sich gefühlt habe wie Mandela auf Robben Island?
Wenn Herrndorf mit dem Buch jemandem im Vorbeigehen ein Denkmal setzt, dann seinen Freunden. Von seinen Eltern hat er sich verabschiedet. Kinder hatte er keine.
brian abelson über metriken, die von analogen, aber auch die von digitalen maschinen:
Almost 250 years later, horsepower is still being used to sell engines. The problem, however, is that over time--as the cost of extracting and shipping resources around the world plummeted--the calculation of horsepower remained the same. One wonders how different the world might look if Watt had added a simple denominator that accounted for the resources required to generate a given amount of force; what if American auto-culture had been focused on selling efficiency and not horsepower?
Here, we begin to see what metrics are for and the effects they have over time.
ganz schlimm ist allerdings die art und weise wie brian abelson co₂ schreibt, nämlich mit einem grossen C und einer null mit hochgestellter 2: C0²
silke müller macht sich über den vorschlag von hatice akyün mehr „binnentourismus“ in berlin zu unternehmen lustig. meine gelegentlichen berlin-wanderungen (teil eins, zwei, fotos) finde ich allerdings sehr nachahmendswert. man entdeckt so tatsächlich dinge in berlin, die durchaus entdeckenswert sind.
Medium's further additions of a “Top 100" leaderboard and a “Reading List" feed of suggested stories hammer home the message that “This is a place you come to read, and, please, stay a while."
ok, ein bisschen verstehe ich jetzt schon was medium.com sein will. ein tumblr.com für lesestücke. ein stück technik, dass alles einfach machen will: das erstellen von schön illustrierten texten, das lesen, autoren und themen folgen, sammeln, empfehlen und kommentieren.
es gibt nicht wenige blogs, die ich seit über sechs jahren abonniert habe und die mich immer noch erfreuen. eigentlich folge ich auch nicht blogs, sondern autoren, menschen. ob die nun auf blogger.com schreiben, wordpress.com, tumblr.com, medium.com oder einem selbstgehosteten blog ist eigentlich egal. und wenn medium das weiterhin gut macht, gibt es vielleicht den einen oder anderen autoren, der das regelmässig nutzt. aber konzeptionell haut mich das alles noch nicht so richtig um.
in dem verlinkten artikel gehts aber um was ganz anderes, nämlich web vs. app. aber das steht ja auch schon so in der überschrift.
Medienhäuser basteln seit Jahren an ihren CMS' herum und dann schafft Medium ein Backend, das äußerst intuitiv und ansprechend ist. Eigentlich genauso reibungslos, wie ich es mir überall wünschen würde (dabei haben wir ein gutes System!). Dazu bietet es Funktionen, über die wir Journalisten schon lange nachdenken: Tweets von Textpassagen (ja, hat die NYT inzwischen auch) und Annotationen, also Kommentare zu bestimmten Worten, Sätzen oder Absätzen.
ja, ich bewundere die features die medium anbietet auch. nicht nur das design ist überragend, auch die details wie die responsiveness, also zum beispiel das aussehen auf telefonen, ist überragen gelöst. aber das wird nicht allzulange alleinstellungsmerkmal bleiben.
grandios argumentiert. wer inhalte anbietet sollte die inhalte in den vordergrund stellen, nicht die monetarisierung oder die followermehrung. wer es schafft aufmerksamkeit zu erregen, sollte diese nicht allzusehr zum ablenken von den inhalten nutzen und vor allem seine leser nicht vor den kopf stossen. und für lesevergnügen, inhaltlich wie optisch sind mehr leute bereit als die zahlenanbeter glauben — wenn es denn bald jemanden gibt, der das problem der micropayments löst. /daringfireball.net
hans-martin tillack findet den wulff-prozess erhellend — „wenn man sich für Promi-Klatsch interessiert“. ich finde den hans-martin-tillack-artikel auch erhellend — wenn man sich für details interessiert.
josh blue, ein stehaufkomiker der mit einer cerebralen bewegungsstörung geboren wurde, oder wie man früher, glaube ich, sagte, einer spastik, habe ich gestern zum ersten mal bei craig ferguson gesehen. das war witzig, aber ich habe die hälfte nicht verstanden. in diesen beiden clips habe ich mehr verstanden: eins, zwei. in der wikipedia steht, dass das was josh blue macht „self-deprecating humor“, also laut wörterbuch sich selbst herabwürdigender humor sei. den mag ich allerdings nicht nur bei behinderten, sondern auch bei noch nicht behinderten, wie raul krauthausen das mal nannte.
Kioskforscher: Frau Gurung, fast jedes Kinderheft hat ein Gimmick. Würde sich ein gutes Magazin nicht auch ohne Spielzeug verkaufen?
Gurung: “Schwer zu sagen - unser Verlag vertreibt Kinderhefte ausschließlich mit Gimmick. Extras sind wichtig, um im Regal Aufmerksamkeit zu bekommen, schließlich entscheidet auch der Quengelfaktor der Kinder, welches Heft gekauft wird. Ein gutes Extra provoziert bei Kindern ein Gefühl, dieses 'Das will ich jetzt unbedingt haben!'. Unsere Auswertungen zeigen, dass sich Ausgaben mit gutem Gimmick merklich besser verkaufen."
Also ist das Extra letztlich wichtiger als das Magazin?
“Das Magazin ist schon das Hauptprodukt. Quengelfaktor allein reicht nicht, zumindest nicht langfristig. Dafür ist die Haltung der Eltern doch zu wichtig. Eltern kaufen ihren Kindern am ehesten Hefte, die sie für lesenswert halten. Da zählt der Inhalt."
ich war ja auch mal kind und habe mir vor allem micky-maus-hefte und ypse gekauft. wenn ich so zurückdenke, waren die hefte eben nicht das hauptprodukt, sondern der gimmick. yps habe ich fast nie gelesen, die comics waren ehrlichgesagt selbst für mich als kind zu scheisse. micky-maus-hefte hatten damals immer irgendeinen pappkram zum zusammenbasteln. wenn ich mich recht erinnere, fand ich das immer so interessant, dass ich das als erstes gemacht habe — bevor ich die comics gelesen habe. 5 freunde-bücher hab ich dann allerdings auch ohne gimmicks gekauft. /bielinski.de, wo noch mehr lesenswerte links stecken.
ich finde den vollbart der reporterin sehr beeindruckend und weihnachtlich und die beiden halbnackttänzer leider ein bisschen witzig. / robert basic
The ANC is a typical terrorist organisation ... Anyone who thinks it is going to run the government in South Africa is living in cloud-cuckoo land.
ich verstehe medium auch nicht. alles wunderschön, technisch wie optisch. aber was ist das jetzt? ein ort wo ich tolle geschichten finde? oder ein undurchschaubares sammelsurium? andersrum gefragt, warum sollte ich bei medium bessere geschichten finden als in meinem feedreader oder meinen diversen anderen timelines?
Frank Sinatra was in the wrong country at the wrong time. He arrived in Australia for concerts in July 1974, just three years after Germaine Greer had published The Female Eunuch and only 18 months after Melbourne singer Helen Reddy had a worldwide hit with I Am Woman, virtually the theme song for the then rapidly expanding women's liberation movement.
It was hardly the right moment for Sinatra to get up on stage at Melbourne's Festival Hall and describe Australia's female journalists as "buck-and-a-half hookers".
das ist witzig, selbst mit so einem linkbait, einem bemüht provokativen spähaffären-verharmlosungsstück, reagieren gerade mal 4 kommentatoren und ein twitternutzer. auch witzig: während sich die huffington post in den USA ja als linkslastiges gegengewicht gegen die grösstenteils strunzdumm argumentierende rechte versteht, passiert in deutschland genau das gegenteil. den grössten zuspruch und „autoren“-strom bekommt die #huffpo deutschland aus dem rechtlastigen lager, in dem sich auch allerhand verschwörungstheoretiker und esoteriker tummeln. und die argumente dieser autoren sind, wenig überraschend, fast durchgängig auf tea-party-niveau: populistisch, establishment- und wissenschaftsfeinlich und meistens von ergreifender geistiger schlichtheit.
don dahlmann in thomas knüwers neuem intmag über autoblogger und deren verhältnis zur automobilindustrie. dass er vergisst zu erwähnen, dass er selbst autoblogger ist macht nix, denn der artikel ist extrem ausgewogen. was stört sind die trennzeichen, die übrigblieben, als man den text aus der drucksatzdatei kopierte. das macht leider einen ziemlich lieblosen eindruck.
also ich finde das witzig, dass mario barth seinen fans nicht erlaubt in seinen videos zu spulen oder zu springen. das ist aber auch so ungefähr das einzig witzige an mario barth.
die geschichte mit „elan“ und „diane“ in einem flugzeug (die ix auch verlinkt habe) ist ausgedacht. david weigel nimmt das zum anlass grundsätzlich zu werden:
This is fairly fucked. Yes, people on the Internet want to believe salacious stories. Reporters want to publish stories that people read. If there's a great reward, and little downside, to be had in publishing bullshit, the Internet's going to get more bullshit. As one of my colleagues put it, “'Too good to check' used to be a warning to newspaper editors not to jump on bullshit stories. Now it's a business model."
Stattdessen verriet [Marietta Slomka] ein sonderbares Demokratieverständnis: Wenn eine Handvoll Leute über die Geschicke des Landes entscheidet, eine Elite, ist sie damit zufrieden. Wenn Hunderttausende Parteimitglieder befragt werden, regt sich ihr Misstrauen.
Mit diesem Misstrauen ist die Journalistin beileibe nicht allein. Als es um die Verhandlungen über den Koalitionsvertrag ging, benutzte die "taz" das Wort "feilschen", und die "Zeit" nannte den Kampf um Ministerposten ein "Geschacher". [...]
Das sind keine Zufälle. Die Wahrheit ist, dass mancher in der deutschen Öffentlichkeit immer noch Probleme mit dem politischen Interessenausgleich hat. Dem Volk, das über alte republikanische Traditionen nicht verfügt, sind die demokratischen Verfahren suspekt. Tiefsitzende Vorurteile entladen sich in einer gefährlichen Politikerschelte. Ohne Politiker gibt es aber keine Demokratie.
augstein hat recht, gabriel hat recht und susanne klickerklacker kommt auch drin vor.
Aber hinter Gabriels Konzept steckt mehr als nur die Idee, sich den Schwarzen Peter gar nicht erst ins Blatt stecken zu lassen. Er hat es gesagt: Die SPD muss sich entscheiden, was für eine Partei sie ist. Will sie insgesamt, als Partei, andere handeln lassen und sich selbst aufs Meckern beschränken? Meckern ist ja ein Zustand, in dem man auf andere schimpft, über die eigenen Unbilden klagt, doch sich in Wahrheit dabei überaus behaglich fühlt. Also: Worum geht es den SPD-Mitgliedern, worum geht es der Partei? Um das eigene Wohlbefinden oder um Gestaltungsmacht? Gehört die Sozialdemokratie zur Gesellschaft, oder ist sie ihr Gegenüber? Gabriel hat schon vor Jahren erkannt, wie tief dieses Problem reicht. Dass das Wurzelwerk der SPD geschrumpft ist, dass sie sich, seit Jahrzehnten schon, in sich zurückgezogen hat. Sie ist keine Volkspartei mehr.
alles richtig. aber auch vollkommen falsch. handeln um des handelns willen kann man sich als handlungsmaxime vornehmen und sich dann einreden, dass schlechte politik besser umgesetzt wird, wenn sie von den richtigen leuten, nämlich einem selbst, umgesetzt wird.
For a week, I was an Amazon elf: a temporary worker who got a job through a Swansea employment agency - though it turned out I wasn't the only journalist who happened upon this idea. Last Monday, BBC's Panorama aired a programme that featured secret filming from inside the same warehouse. I wonder for a moment if we have committed the ultimate media absurdity and the show's undercover reporter, Adam Littler, has secretly filmed me while I was secretly interviewing him. He didn't, but it's not a coincidence that the heat is on the world's most successful online business. Because Amazon is the future of shopping; being an Amazon "associate" in an Amazon "fulfilment centre" - take that for doublespeak, Mr Orwell - is the future of work; and Amazon's payment of minimal tax in any jurisdiction is the future of global business. A future in which multinational corporations wield more power than governments.
ben_ über domink schwarz' „atemberaubende“ reise-bilder aus nordkorea (die man übrigens mit den pfeiltasten durchklicken kann) und über wahrheit als kompromiss.
nur fürs protokoll, kai biermann nennt die aussage von sigmar gabriel, dass die vorratsdatenspeicherung in norwegen bei der feststellung des täters der anschläge von oslo geholfen hätte, „infam“ und sagt, dass gabriel sich dabei „einer Lüge bedient“.
dirk von gehlen über das ausprobieren, journalismus und buzzfeed:
Hinter der Art und Weise wie ich zum Bloggen kam, wie ich Twitter kennenlernte und überhaupt all die Möglich- und Schwierigkeiten des Dialog-Netzes steckt ein vergleichbares Grundprinzip, das man sehr vereinfacht als “Ausprobieren/Machen” beschreiben kann. Wenn ich danach gefragt werden, bemühe ich eine erfrischende Poolmetapher und erkläre, dass man Schwimmen auch nur lernt wenn man nass wird und nicht wenn man am Beckenrand vermeintlich schlaue Dinge über das Wesen des Wassers verbreitet.
frank rieger vs. rené obermann geht auch eins zu eins aus. frank rieger hat gekonnt argumentiert und war trotz des elenden duzens ausreichend angriffslustig. und man sieht, im ccc hat man seine strategie zur weltrettung gut abgesprochen: die thesen von frank rieger glichen bis aufs haar denen, die felix von leitner im neuen ccc-verlautbarungsorgan faz kürzlichaufschrob. und rené obermann ist offensichtlich zu klug, um sich in die enge treiben lassen.
lüge oder ahnungslosigkeit? warum glaubt sigmar gabriel mit solchen stunts durchzukommen? weil er weiss, dass er damit durchkommt und kein hahn, ausser ein paar arschlöchern im netz, danach krähen wird.
satire ist gut, wenn unter oder neben ihr eine haltung durchschimmert. das ist bei blogs, ganz allgemein oder speziell, übrigens nicht anders.
Der Beschluss zur Vorratsdatenspeicherung zeugt für mich allerdings weniger von Verantwortung oder Sicherheit, sondern von einem Menschen- und Gesellschaftsbild, das nicht so recht ins 21. Jahrhundert passen will. Immerhin passt es zur Großen Koalition.
ich fand das rededuell zwischen slomka und gabriel (ungefähr ab minute 7) ist eins zu eins ausgegangen. gabriel weil er überzeugend den eindruck macht, von dem was er sagt überzeugt zu sein und slomka, weil sie, obwohl ihr harter logikwind entgegenwehte, nicht locker liess. das gespräch gibts auch bei youtube. /spiegel.de
Der Verein Deutsche Sprache vermutet sprachliche Kreativität systematisch bei den Falschen. Deshalb hasst man dort die Lehnwörter, die aus einer der lebendigsten Sprachen der Welt ins Deutsche kommen, und deshalb wählt man dort Sätze zu Schlagzeilen, die aus dem Internet und von gefühligen Poeten der deutschen Romantik stammen.
die arroganz der papiermännchen. denn natürlich sassen in der jury nur alte, weisse männer mit papier-fetisch. das durchschnittsalter der jury: 73 jahre.
die neue koalition beweist fingerspitzengefühl, nachdem herausgekommen ist, wie leicht sich metadaten von geheimdiensten abgreifen lassen, soll das jetzt einheitlich geregelt werden und das missbrauchspotenzial nochmal kräftig angehoben werden. die SPD positioniert sich damit klar gegen die grundrechte aller bürger. so wie das zu erwarten war. siehe auch was udo vetter dazu zu sagen hat: „Rausverkauf der Freiheitsrechte“
mark duffy überlegt, warum ihm bei buzzfeed gekündigt wurde:
Ben Smith made me delete a post I did on Axe Body Spray's ads, titled, "The Objectification Of Women By Axe Continues Unabated in 2013" (it was initially called something to the effect of "Axe Body Spray Continues its Contribution to Rape Culture," but I quickly softened it). Get this: he made me delete it one month after it was posted, due to apparent pressure from Axe's owner Unilever. How that's for editorial integrity? Ben Smith also questioned other posts I did knocking major advertisers' ads (he kept repeating the phrase "punching down"), including the pathetically pandering, irresponsible Nike "Fat Boy" commercial.
drunter steht eine wenige überzeugende replik seines ehemaligen chefs.
wunderbar differenziert und mit ein paar lesenswerten links, rené walther zu „Goldieblox vs. Beastie Boys“, ein dings, das ich vor ein paar tagen schonmal in den links hatte (und aktualisiert habe) und über das ich mich gestern ein bisschen auf facebook gekeilt habe.
noch vor ein paar tagen dachte ich: warum hört man von felix von leitner oder dem CCC eigentlich so wenig zur NSA-affäre? da taucht dieser text von felix von leitner in der faz auf, den ich gar nicht mal schlecht finde. auch, weil er frei von der typischen sind-die-alle-blöd fefe-haltung ist.
Mitverantwortlich für den Prism-Skandal ist eine grundrechtsfeindliche Spähindustrie, begünstigt von überwachungsfanatischen Politikern.
hört sich langweiliger an, als der text tatsächlich ist. hat bei mir das empörungslevel wieder ein bisschen angehoben.
zwei anmerkungen zu diesem klugen, kleinen artikel: ersten ich bin froh, dass stefan niggemeier wieder aus dem urlaub zurück ist. zweitens ist die krise des journalismus nicht im gegensatz von digital/analog oder wegbrechenden geschäftsmodellen begründet, sondern durch die schwierigkeit der journalisten, ihre leser ernst zu nehmen, mit ihnen auf augenhöhe zu reden. es ist die arroganz die in den letzten jahren aus vielen heften tropfte, die ich mir trotz allem immer wieder gekauft habe. der tonfall, und schlimmer, so wie das stefan niggemeier schön auf den punkt bringt, die haltung.
um den absatz zu verstehen, muss man natürlich den ganzen artikel lesen.
schöner letzter absatz von johannes ritter und christian müssgen:
Beust arbeitet heute als Rechtsanwalt in Hamburg. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit sei, so heißt es auf seiner Internetseite, „die Beratung von Investoren und Projektentwicklern bei Fragen der Ansiedlung, in Genehmigungsverfahren und bei der Konzeption von Finanzierungsstrategien“. Das nennt man Chuzpe.
die netzpiloten habe ich seit jahren abonniert und das ist das erste oder zweite mal, dass ich in deren feed etwas lesenswertes gefunden habe. immerhin.
der medienwandel beschleunigt sich und regen ist nass. schon klar. trotzdem hat holger schmidt noch ein paar interessante gemeinplätze loszuwerden. interessant für alle die in den letzten 10 jahren unter einem stein gewohnt haben oder zahlen für vorträge über den medienwandel benötigen. und: schönes theme hat holger schmidt da ausgesucht.
patrick beuth warnt vor allmachtswünschen der NSA, die (sinngemäss) für alles was möglich ist, auch eine genehmigung haben möchte. warnenswert ist vielleicht noch, dass sich geheimdienste meisten einen dreck darum kümmern, was genehmigt ist und was nicht.
einerseits ja, das ist schon ätzend wenn einen das gegenüber versucht einzulullen. andererseits, das ist der job eines pressesprechers. und es funktioniert ja offensichtlich auch meistens.
die welt will sich einfach nicht an die modelle der wissenschaftler anpassen und macht voll einen auf diva; kompliziert, geheimniskrämerisch und unberechenbar. immerhin hab ich jetzt dazugelernt, wie man ozean-temperaturen im nachhinein messen kann.
Every pirate wants to be an admiral, of course, but for the Beasties to decry remix culture even as they go to court to defend their (perfectly legitimate) right to make new things out of other creators' old rope is pretty sad.
was für ein historischer schuss in den eigenen arsch. die melodie für girls haben die beastie boys schliesslich, wie alle guten künstler und werbefuzzis, auch geklaut. und so muss das auch sein, das nennt man kultur. andere leute deshalb zu verklagen ist voll sackgesicht.
[nachtrag 26.11.2013] die beastie boys sagen nicht sie hätten die spielzeugfirma verklagt, sondern die spielzeugfirma sie, nachdem sie „gefragt“ hätten („we tried to simply ask“), warum ihr lied ohne vorherige genehmigung benutzt worden sei. interessant wäre noch zu erfahren, wie die beastie boys die frage formuliert haben. die spielzeugfirma scheint die frage jedenfalls als drohung empfunden zu haben und hat deshalb vorsorglich (preemptive) geklagt, um sich gegen copyrightklagen der beastie boys zu schützen. in der klageschrift steht zumindest, dass nicht die beastie boys „gefragt“ haben warum ihr lied benutzt wurde, sondern deren anwälte:
In response to this criticism, the Beastie Boys have now threatened GoldieBloxwith copyright infringement. Lawyers for the Beastie Boys claim that the GoldieBlox GirlsParody Video is a copyright infringement, is not a fair use, and that GoldieBlox’s unauthorized use of the Beastie Boys intellectual property is a “big problem” that has a “very significantimpact.”
mike masnick weist darauf hin, dass „fair use“ auch dann fair use bleibt, wenn es den rechteinhabern nicht passt.
der staub auf meinen büchern könnte aus resten verbrannter astronauten-unterwäsche bestehen. das mit den windeln, die astronauten in ihren raumanzügen tragen haben wir ja schon alle gelesen.
gut dass politiker email-metadaten als vollkommen harmlos ansehen. so müssen sie sich jetzt nicht mehr sorgen machen als jeder x-beliebige bürger, auf dessen meta-daten die geheimdienste und strafverfolgungsbehörden und jeder hacker mit ein bisschen skill, ebenfalls zugriff haben.
jon evans plädiert dafür die entwicklungshilfe (nicht die katastrophenhilfe) abzuschaffen und mit bedingungslosen direkt-zahlungen an bedürftige zu ersetzen. hört sich zuerst absurd an, aber folgerichtig wenn man seinen argumenten folgt.
I believe we in the rich West have both a moral obligation and a practical incentive to help the world’s desperately poor. (After all, you can’t trade with someone who’s broke.) I’m hardly the first to criticize the development-aid industry, and observe that, even more than most industries, it is a hive of waste and bureaucracy, largely devoted to its own self-perpetuation. I accept that some individual aid projects are beneficial, and a few in the industry have of late been trying to innovate; in particular, moving towards simply giving needy recipients cash, in a few specific cases.
die überschrift zu lesen reicht eigentlich schon. drehbuchautoren schaffen es einfach nicht mit den absurditäten und beklopptheiten der realität mitzuhalten.
Nearly every choice AFP appears to have made here was bad. It shouldn't have used the photos the way it did. It shouldn't have responded the way it did. It shouldn't have argued the ridiculous legal argument it tried. And it never should have let the case continue, rather than figuring out a way to settle.
ich kann allgemeine geschäftsbedingungen auch nicht lesen, weil ich beim lesen sofort schwere narkoleptische anfälle bekomme. aber anwälte sollten das schon können.
ich weiss nicht ob das was özlem gezer hier ins spiegel-blog geschrieben hat über die aktuelle spiegel-titelgeschichte hinausgeht, aber ich fands lesenswert.
in der tat. die folge in dieser woche war wirklich gut und erzählerisch lose verschränkt mit dem zweiten thor-film. so wie the good wife sich auf aktuelle ereignisse in unserer welt bezieht, bezieht sich agents of s.h.i.e.l.d auf das aktuelle marvel-universum.
grossartige kleine (selbst)portraits von berlinern. das format ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, weil sich die bilder kaum bewegen. daran gewöhn man sich aber schnell und lernt es nach ein paar clips zu schätzen. /via der beifahrerin ihr facebook
The results are a little disappointing. Only four companies -- Dropbox, Google, SpiderOak and Sonic.net -- got a perfect score on the five categories measured.
google spielt das spiel, wir-kümmern-um-uns-die-belange-der-benutzer, am weitaus besten. zumindest wenns um technik geht. nicht unbedingt, wenns um nutzerdaten geht.
antonia baum über alice schwarzer. und paulita aus spanien über prostitution:
Als ich 17 Jahre alt war, habe ich auch so gedacht! Ich war gegen Prostitution. Jetzt verdiene ich mein Geld als Prostituierte und spiele in Pornos mit. Ich arbeite vier Tage und kann davon drei Monate leben. Das ist doch super! Ich musste vorhin auf die Bühne gehen und meinen Po zeigen, weil die Diskussion so dumm und einseitig ist. Prostitution ist nicht das Problem. Das Problem ist Sexismus, Rassismus und Armut! Darüber muss man reden!
Wenn das alles so super war, warum also ist das Ganze dann innerhalb von nur zwei Jahren derart gescheitert? Das Problem war die Userbasis, die nie groß genug wurde, um das Ganze aus Betreibersicht rentabel zu machen. Es scheint so zu sein, dass “gute Artikel im Netz lesen und empfehlen" eher nur ein Nischenpublikum anspricht, das nicht ausreicht, um ein entsprechendes Werkzeug profitabel zu machen.
muss man einfach mal festhalten. ein bild journalist, in diesem fall der social media kopf der bild zeitung, torsten beeck, moniert, dass ein anderer journalist „schlecht recherchiert und suggestiv“ schreibt. nochmal zum mitschreiben:
am 18.11. hat ein bild-zeitungs-journalist sich über suggestives schreiben beklagt.
.@doktordab Geschichte ist einfach schlecht recherchiert und suggestiv - und zu sagen: "ich habe nur eine Frage gestellt" ist lächerlich.
Natürlich möchte man bei real den Eindruck erwecken, es sei auf jeglichen „Schnickschnack“, auf jegliche, überflüssige Gestaltung verzichtet worden. Durchkonzipiert und -gestaltet ist die Marke gleichwohl. Das Ergebnis ist eine aufwendige Markeninszenierung, die die Illusion vermitteln soll, es handele sich bei „Ohne teuer“ gar nicht um eine Marke im herkömmlichen Sinn. Auch auf Nachfrage wollte man mir nicht mitteilen, welche Agentur für die Gestaltung der Verpackungen verantwortlich zeichnet. Verständlich, denn es wäre der Illusion wenig zuträglich. Nichts soll von dem mutmaßlich kleinen Preis ablenken, schon gar nicht ein Budget für kreativen „Schnickschnack“.