Ich bin jedenfalls sehr froh darüber, dass mir der Inhalt dieser lieb gewordenen Buchruine schon seit einigen Jahren als Textdatei zur Verfügung steht: Lesbar auf jedem System und Bildschirm, schnell nach bestimmten Textstellen durchsuchbar und formatierbar in Schriftart und -größe nach persönlicher Tagesform.
warum glauben so viele menschen, dass ebooks keine haptischen qualitäten haben? textdateien fühlen sich anders an als pdf-dateien. eine pdf-datei fühlt sich auf einem apple laptop anders an als auf einen mobiltelefon oder windows-rechner. vermisst eigenlich jemand die haptischen qualitäten von 5,25" oder 3,5"-disketten oder kinofilmen? /marcel weiss
auch wenn das „riot game“, das ein „kleines italienisches Entwicklerteam“ gerade entwickelt, für mich etwas doll nach krawall-verherrlichung aussieht und damit eher haarsträubend auf mich wirkt, empfinde ich die 8-bit-klötzchen-ästhetik sehr beeindruckend. trotz der niedrigstauflösung wirken die bilder, vor allem im promo-video, fast hyperrealistisch. aber wahrscheinlich bin ich nur nostalgisch.
man sollte ja besser nicht dabei sein, wenn gesetze und würste gemacht werden. aber was macht man, wenn die würste die hinten rauskommen total verhunzt sind?
„Gesetze sind wie Würste, man sollte besser nicht dabei sein, wenn sie gemacht werden“, oder „Je weniger die Leute wissen, wie Würste und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie!“ wird gern Otto von Bismarck zugeschrieben. Das Bonmot geht jedoch auf den amerikanischen Dichter John Godfrey Saxe (1816-1887) zurück und wird erst seit den 1930er Jahren mit Bismarck in Verbindung gebracht
Die Trennung von nicht-digitaler Welt und digitaler Welt hebt sich immer mehr auf. Ein Leben ohne Internet ist mittlerweile für den Großteil der Gesellschaft weder vorstellbar noch lebbar. Deswegen ist die Herausforderung, die Grund- und Bürgerrechte der ehemals nicht-digitalen Welt verlustfrei in die digitale Welt zu übertragen. Alles andere bedeutet, dass eine technische Entwicklung die Bürger um ihre hart erkämpften Rechte bringen würde.
grandiös! ein musik-video aus stock footage.
(„stock footage“ wie in „stock photos“, also vorproduziertes, universell einzusetzendes bild- und filmmaterial).
Die Abscheu und Faszination für die Zunge als werbewirksames Gestaltungsmittel trieb mich neulich in einen großen Supermarkt mit der Mission, alle Zungen, die mir beim Einkaufen begegnen, fotografisch zu dokumentieren. Hier die Ergebnisse.
stefan niggemeier über das ausscheiden von christopher lauer aus diesem twitter-dings:
[Lauer] habe in den vergangenen dreieinhalb Jahren »166 Acht-Stunden-Arbeitstage« auf Twitter verbracht, rechnet er vor, und den Gegenwert von 800 mittellangen Gastbeiträgen in der Zeitung verfasst. Das soll wohl schockierend klingen, wobei er leider die entscheidenden Fragen offen lässt, was er in dieser Zeit hätte Sinnvolleres tun können anstatt auf Twitter rumzuhängen oder wer diese 800 mittellangen Gastbeiträge von ihm hätte lesen wollen.
erstaunlich platte rechnung für jemanden den ich eigentlich nicht für doof gehalten habe. die rechnung erinnert mich ein bisschen an die auch nicht ganz ernst gemeinten rechnungen der unterhaltungsindustrie, die jeden unlizensierten download als verlust von zwei bis 50 dollar verbuchen und behaupten, dass dieses geld jetzt fehle um die künstler vor dem hungertuch zu bewahren. wenn alle journalisten, blogger oder politiker auf solchen strunzdummen rechenspiele in ihren artikeln und reden verzichten würden, könnten mit der gewonnenen denkenergie ein paar tausend schöne gedichte entstehen.
je länger ich jetzt aber über lauers entscheidung nachdenke, desto genialer erscheint sie mir. wenn ich aufhören würde zu twittern und stattdessen nur noch gastartikel in der FAZ verfassen würde und in öffentlich-rechtlichen talkshows auftreten würde, könnte ich viel mehr leute erreichen als über dieses scheiss-twitter.
Tumblr provides its users with the oldest privacy-control strategy on the Internet: security through obscurity and multiple pseudonymity. Its users prefer a coarse-grained scheme they can easily understand over a sophisticated fine-grained privacy control -- such as Facebook provides -- that requires a lot of time and patience. To quote Sweet Brown, Ain't nobody got time for that.
Tumblr proves that the issue is less about public vs. private and more about whether you are findable and identifiable by people who actually know you in real life.
malte welding erklärt telekommunikation in deutschland und stellt die richtigen fragen:
Haben Schwarz und der Berlin Story Verlag nun ihre neue Macht bewiesen? Weil sie die Möglichkeit nutzten, eine Öffentlichkeit zu schaffen, die groß genug war, dass sie nach sechs respektive zwölf Monaten Abnutzungskrieg tatsächlich das bekamen, was man eigentlich durch ein (in Zahlen 1) Telefonat für erledigt hätte halten müssen?
Triumphe sehen anders aus.
das hört sich alles sehr deprimierend an, was malte da schreibt. aber es gibt auch ne menge die funktioniert. mein DSL-umzug von hamburg nach berlin hat zum beispiel wunderbar funktioniert. und an die neuen zugangsdaten die ich brauchte, kam ich schon nach dem zweiten anruf bei der hotline, wo mich beim ersten versuch ein misanthroper miesmuffel abbügelte und mir beim zweiten versuch ein hilfsbereiter, geduldiger und entspannter telefonator die zugangsdaten diktierte.
joachim rohloff dekonstruiert die rechtschreibung, zeichensetzung und stringenz in frank schirrmachers buch payback:
Obwohl aus der Studie auch hervorgeht, dass der »electronic flow of new information« im ehrwürdigen Drahttelefon 2002 noch dreißigmal so groß war wie im Internet, insinuiert Schirrmacher, es gehe bei diesen gigantischen Datenmengen um Informationen von Print bis Internet, die wir alle irgendwie bewältigen müssen. Denn kaum jemand fühlt sich wohl von dem Umstand überfordert, dass sein Nachbar ständig telefoniert und achthundert Familienfotos besitzt.
Eine andere Quelle solcher vorgeblich verbindlichen Definitionen sind die Gesetzbücher. In einer früheren Kolumne schrieb ich über Differenzen zwischen „Eigentum“ und „Besitz“. In der Diskussion wurde an verschiedenen Stellen kritisiert, dass die Bedeutung der Begriffe in der Kolumne nicht mit der, die das Bürgerliche Gesetzbuch vorschreibt, übereinstimmen. Aber warum sollte sich eine Kolumne an die Begriffe halten, die ein Gesetzbuch für die Regelung von Vertragsverhältnissen benötigt?
klar müssen wir uns präzise ausdrücken, aber das darf nicht zu fachsprachen-kauderwelsch führen, wie sebastian heiser das kürzlich in taz-hausblog eindrucksvoll erklärt hat. den mittelweg zwischen der fachsprache und der strassensprachen zu finden ist oft mühsam und schwierig, etwas kompliziertes allgemeinverständlich, differenziert und einfach -- und trotzdem präzise -- auszudrücken, ist warum wir journalisten und erklärbären wie sascha lobo und jörg friedrich brauchen. hoimar von ditfurth haben wir ja leider nicht mehr.
wer chinesisch spricht, muss damit rechnen, nur von chinesen verstanden zu werden.
ein kapitel von jens bergmanns neuem buch „ich, ich, ich“ (den titel hab ich gekürzt):
Die Pooth plauderte mit dem Reporter dann über ihre Work-Life-Balance - "von sieben Tagen die Woche arbeite ich vier, und zwei nehm ich frei". Dass dies auch gedruckt wurde, gefiel ihr gar nicht, sie verlangte mithilfe ihres Anwalts eine Gegendarstellung und Wiedergutmachung, allerdings ohne Erfolg.
oliver lysiak findet den neuen stirb langsam nicht so toll:
Stirb langsam stirbt. Hoffen wir das Bruce noch rüstig genug ist einen sechsten Teil zu drehen, der besser ist damit diese lieblose Gurke nicht das Finale eines bis jetzt zurecht legendären Franchise bleibt. Yippie-kay-yay, indeed.
joshua oppenheimer (unter anderem) über seinen film „The Act of Killing“:
Es ist eine Herausforderung, anzuerkennen, dass die Täter Menschen sind, auch wenn wir mit ihren schlimmsten Gewalttaten konfrontiert sind. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass sie Menschen sind. Hitler war nicht grün, hatte keine Schuppen und keine scharfen Zähne. Er war ein menschliches Wesen. Wir neigen dazu, Menschen wie ihn als Monster abzustempeln. Aber wenn wir das tun, versichern wir uns lediglich selbst, dass wir nicht so sind wie sie.
!function(d,s){var js,fjs=d.getElementsByTagName(s)[0];js=d.createElement(s);js.src="https://quote.fm/embed.js?id=76114";js.charset="UTF-8";fjs.parentNode.insertBefore(js,fjs);}(document,"script");
später im interview sagt joshua oppenheimer, dass alle gesellschaften auf massengewalt aufgebaut seien. manchmal vergessen wir glaube ich, in welchen paradiesisch, friedlichen zuständen wir seit fast 70 jahren in europa leben — zumindest im vergleich zu den letzten 5000 jahren.
der verleger christopher schroer schreibt jeff bezos, dass er nicht mehr mit amazon zusammenarbeiten möchte. das liest sich ziemlich pathetisch und ist teilweise sehr ungenau:
Sie sind, waren es nie und werden es auch wohl zukünftig nicht werden: ein Unternehmen, das Menschen wie Menschen, das Verlage wie Partner, das Kunden wie Könige und Kaiser behandelt. Ein Unternehmen, welches sich u.a. dem Kulturgut „Buch“ verschreibt und soziale und ethische Grundsätze beachtet.
in sachen kunden irrt schroer. amazon behandelt kunden wie könige und kaiser. amazon schreit in der werbung nicht rum, dass es billig sei, es ist einfach billig und gibt kosteneinsparungen konsequent an kunden weiter. amazon nimmt fast immer alles ohne rumzumaulen zurück, anrufe und emails bei amazon haben bisher immer zu meiner zufriedenheit geführt. amazon ist für viele waren die ich gerne kaufe die einzige quelle: zum beispiel englischsprachige DVDs, günstige bücher in originalsprache. händler mit denen ich in den letzten 20 jahren zu tun hatte, wenn ich mir bücher oder filme im original kaufen wollte, haben mich stets wie ein blödes arschloch behandelt, die preise verdoppelt, mich schlecht oder gar nicht beraten, den scheiss bei problemen nicht zurückgenommen und von mir verlangt, dass ich stundenlang zu ihnen hinfahre. zudem nehmen viele händler nur bargeld an (rechnung geht nicht, wir kennen uns doch kaum, kartenterminal ist zu teuer). möglicherweise konnten sie mit dieser praxis ihre angestellten und lieferanten gut bezahlen, mussten ihre geschäftprozesse nie optimieren oder beschleunigen und konnten sich repräsentative innenstadtlagen leisten, aber wie ein könig oder kaiser kam ich mir in diesen läden sehr selten vor.
andererseits ist das natürlich ein problem. wenn man seine kunden wie kaiser behandelt, behandelt man seine angestellten und lieferanten schnell wie frohnarbeiter oder mundschenke.
das problem mit dem heutigen klassischen einzelhandel oder auch dem verlagswesen ist aber, dass sie ihre angestellten, produzenten, autoren oder zulieferer oft genauso schlecht behandeln wie beispielsweise amazon, dazu aber auch noch mit ihren kunden umgehen als seien die blöde. eher spezielles beispiel, aber der bioladen in der kameruner strasse kann sein zugegebenermassen köstliches demeterbrot behalten, weil die beifahrerin keine lust hat sich von den mit sich selbst beschäftigten angestellten wie ein bittsteller behandeln zu lassen.
wie das funktionieren könnte zeigen die dm-märkte. gute produkte, gute preise, die angestellten werden gut und fair behandelt, die angestellten sind ausnehmend freundlich und sympathisch. da zahle ich, wenns drauf ankommt, auch gerne mal ein paar euro mehr, weil ich meine zu wissen, dass weder die angestellten, noch die zulieferer noch die kunden (ich) schlecht behandelt werden. auch meine apple-produkte habe ich lange zeit immer gerne in kleinen, mittelständischen fachgeschäften gekauft, auch wenn der gesamtpreis mal etwas höher war als im versandhandel.
was ich sagen wollte: verleger, händler oder dienstleister die ihren laden nicht um ihrer selbst betreiben, sondern für ihre kunden (oder ihren kunden zumindest dieses gefühl vermitteln), müssen keine angst vor amazon haben.
andere frage: hat schonmal jemand was vom schroer-verlag gehört?
manche ideen liegen auf der strasse. oder in der luft. nachdem ich kürzlich diesen film aus der sendung mit der maus gesehen habe, in dem es um die funktionsweise von zylinderschlössern geht, hatte ich das starke bedürfnis etwas über lockpicking (warum gibts dafür eigentlich kein deutsches wort? schlossknacken ist zu destruktiv, dietrichen zu gestrig, schlossöffnen zu schlüsselig) zu lernen.
auf youtube kann man sich schnell einen überblick verschaffen wie man mit einem spanner und kleinen zahn- oder hakenbewehrten stiften fast jedes zylinderschloss öffnen kann. wenn ich das im fernsehkrimis gesehen habe hielt ich die einfachheit dieses vorgangs immer für völlig unrealistisch. wenn man die technik hinter dem lockpicking aber ein paarmal per video demonstriert bekommen hat, wird einem angst und bange, was für ein witz zylinderschlösser sind. da kann man die tür auch gleich offen stehen lassen.
zumindest fiel mir dann beim duschen und beim nachdenken darüber, dass ich das auch mal gerne lernen würde, ein, dass ich das ja mal mit unserem kellervorhängeschloss probieren könnte. und beim nachdenken über vorhängeschlösser fielen mir die „liebesschlösser“ die überall in hamburg und berlin rumhängen ein. ich fand die idee witzig, die schlösser mal testweise zu öffnen und neu zu hängen und arrangieren.
und dann les ix eben in diesem internet, dass diese idee von mir keinesfalls originell ist:
dass detlef guertler nicht den unterschied zwischen „disclaimer“ und „disclosure“ kennt oder das wort „offenlegung“ nicht benutzen will, ist schon ein bisschen disclaimend erschütternd.
mike masnick fasst nochmal das hin und her zwischen tesla und der new york times in sachen tesla-s-modell-test zusammen und zitiert am ende dan frommer, der sagt, dass „everyone's a media company now“. keine besonders neue erkenntnis.
tetsuro matsuzawa sagt, dass wir teile unserer gedächnisleistung während der evolution verloren haben, um „andere kognitive Fähigkeiten zu entwickeln“:
Denn ein allzu gutes Gedächtnis könnte ein tieferes Verständnis der Welt womöglich sogar behindert haben. "In unserem Denken gibt eine Zukunft und eine Vergangenheit", sagt Matsuzawa. "Die Schimpansen dagegen leben im Hier und Jetzt."
verstehe ich das richtig? schimpansen nutzen so eine art inkonsistenz im zeit-raum-kontinuum um dinge aus der vergangenheit ins hier und jetzt zu retten?
die new york times schrob einen wenig schmeichelhaften artikel über das neue tesla-s model, ein elektroauto, mit dem man von a nach b kommt. der gründer von tesla, elon musk, war mit dem testergebnis, oder dem was in dem artikel stand, nicht einverstanden:
NYTimes article about Tesla range in cold is fake. Vehicle logs tell true story that he didn't actually charge to max & took a long detour.
jetzt folgte ein längerer blogartikel in dem elon musk die behauptungen der nyt zu widerlegen versucht.
patrick george ist auf jalopnik.com ein bisschen skeptisch:
Numerical data doesn't always illustrate real-world driving conditions and what actually happens on the road.
darrell etherington ist auf techcrunch weniger skeptisch:
But overall, Musk's evidence is pretty damning, especially backed up as it is by solid data from the Model S itself. He ends by calling for the NYT to launch an investigation into the article and its writing, and after an attack like this, I'd guess the NYT would have to do just that in order to be able to come up with a satisfactory response.
ich finde bemerkenswert, dass tesla jede aktion der autotester aufzeichnet und welches medienecho kritik an kritischen artikeln in etablierten medien heutzutage hervorrufen kann.
der mitgründer von AOL steve case am 13.02.2013 vor einem senats komitee zur us-einwanderungspolitik:
Today, 40 percent of Fortune 500 companies in the United States were started by immigrants or the children of immigrants, employing 10 million people across the globe and doing $4 trillion in revenue. Of the 10 most valuable brands globally, seven of them come from American companies founded by immigrants or their children. In the past 15 years, immigrants founded one quarter of U.S. venture-backed public companies.
History teaches us that the most open and inclusive societies tend to be the most successful: Spain in the early 1400s pioneering navigation and global trade; Italy in the 1500s advancing science and learning. But no country has benefited more from immigration than the United States. We began as a startup founded by immigrant settlers who left a difficult situation to build a better life. What distinguishes us is that we have always been a magnet for risk-taking men and women from across the world hoping to start businesses, innovate, and contribute. That is part of our DNA. It is why in the 20th century we created more wealth, opportunity, and economic growth than any other nation.
das wort „pissflitschen“ war bis heute fast aus meinem wortschatz verschwunden. heute fiel es mir aus unerfindlichen gründen wieder ein, als ich diesen artikel las.
Aber es gibt sehr gute Gründe täglich 10000flies zu lesen. Zum einen ersetzt es für mich (beinahe) die Tageszeitung. Texte zu aktuelle Themen wie aufgebende Päpste, Bildungsministerinnen mit verlorenen Doktoren oder Abstimmungen über die Ehe zwischen Homosexuellen in Frankreich finde ich dort. Meine Tageszeitung ist für gewöhnlich auch einen Tag “zu spät" aber wesentlich unhandlicher als mein iPhone.
Darüber hinaus finde ich es sehr spannend zu sehen, welche Themen, welche Medien, welche Blogs, welche Autoren viele Fliegen haben. Durch 10000flies schaue ich einmal täglich über den Rand meine Filterbubble. Immer wieder bin ich überrascht, was die Leute lesen, was sie spannend finden, sowohl im positiven wie im negativen.
zuletzt habe ich hier etwas über eine angeblich geplante neue armbanduhr von apple gelesen. die technik-blogs sind voll mit diesem gerücht.
mir ist ein ding was man sich um den arm schnallen kann eigentlich egal. mir ist auch (noch) das ipad egal, so wie mir lange das macbook air egal war (zu teuer, zu beschränkt) und das iphone (lange zeit kein UMTS, kein tethering). mittlerweile ist mir weder das iphone, noch das macbook air egal, wohl aber arbanduhren, die ich seit mindestens 20 jahren nicht mehr trage.
trotzdem denke ich gerade drüber nach was an so einer armbanduhr dran sein könnte, dass alle so aufgeregt sind. ich glaube ja, dass das wirklich bahnbrechende am iphone an smartfones die sensoren sind. ein modernes smartfone hat nicht nur hypersensible berührungssensoren die völlig neue benutzerschnittstellen, interaktionsmöglichkeiten und bedienungsmetaphern ermöglichen, sondern so ein smartfone kennt auch seine genau lage im raum. nicht nur den ort, auch die richtung in die es zeigt, ob es sich bewegt oder rotiert oder beschleunigt, wie hell es ist, welche geräusche es umgeben — und ein bild kann es sich eigentlich auch jederzeit von seiner umgebung machen.
diese potenziale werden bereits kräftig für smartfone-anwendungen genutzt, die man sich vorher schwer für ein „telefon“ hätte vorstellen können. es gibt apps die tiefschlafphasen messen, wenn man das telefon auf der matraze plaziert¹, man kann spiele steuern indem man das telefon neigt oder bewegt, wenn man das telefon auf den himmel richtet kann man die sterne bei tageslicht sehen oder flugzeuge hinter wolken.
und dann musste ich mir eben vorstellen, was passieren könnte, wenn man sich ein smartfone an den arm schnallt und die bewegungssensoren geschickt auswertet:
man könnte fotos schiessen, indem man den arm ausstreckt und mit dem finger schnippt
man könnte bewegungen wie ein kung-fu-kämpfer machen und dabei geräusche wie kunf-fu-kämpfer in filmen von sich geben (wisch, zusch, wusch)
man könnte telefongespräche annehmen, indem man den sein ohrläppchen anfasst
in dem moment wo man seine linke hand an den mund führt, würde einem siri zuhören
man könnte ein fragezeichen in die luft malen und siri sagt einem wo man gerade ist
im navigationsmodus könnten vibrationen an der jeweiligen armseite signalisieren, ob man in die falsche richtung läuft (so wie lenkräder in oberklasseautos vibrieren wenn man zu weit recht oder links fährt)
das ding am arm könnte bemerken wenn man jemandem die hand schüttelt und versuchen zum ding am arm des gegenübers kontakt aufzunehmen
es könnte erkennen ob man buchstaben mit dem finger auf eine oberfläche zeichnet
eine überwachung der körpertemperatur, des blutdrucks, der schlaf- und aktivitätsphase wäre lückenlos möglich. es soll ja einige leute geben die sich gerne selbst quantifizieren.
nicht nur stephen wolfram könnte jeden seiner schritte zählen, das ding an der hand wäre auch ein pedometer für jedermann, dass auch gleichzeitig jede art von sportlicher betätigung erkennen und aufzeichnen könnte
wenn apple einen computer zum an den arm schnallen verkaufen würde, dann wäre „uhr“ oder „smartwatch“ sicher nicht die richtige bezeichnung. das ding wäre eher ein persönlicher sensor, der natürlich auch die position, uhrzeit oder das wetter anzeigen könnte. aber die hauptaufgabe dieses geräts wäre es, persönliche daten zu sammeln und eine mensch-computer kommunikation zu ermöglichen, bei der sich der computer wie ein körperorgan anfühlt. könnte aber natürlich auch ganz anders kommen.
1) ich hab damit aufgehört als ich mein iphone im schlaf aus dem bett warf und danach eine 4 stündige wachphase mitten in der nacht hatte.
Flattr-Klicks freuen mich ganz besonders, selbst wenn ein Klick nur ein paar Cents ausmacht. Ich finde, das ist ein wenig so, als wäre man digitaler Straßenkünstler und jemand würde, nachdem er hier vorbeikam und ein wenig zugehört hat, beim Weggehen eine Münze in meinen Hut werfen. Das ist doch eine äußerst ehrbare Art, mit einem Text zu Geld zu kommen, ich verstehe gar nicht, wie man das nicht toll finden kann.
der rest des textes geht darum, wie man sein bloggen professionalisieren kann ohne zum arschloch seelenlosen businessblogger zu werden. ich drück die daumen, dass das was die GLS-bank und maximilian buddenbohm probieren gut funktionieren wird.
katia kelm sammelt jetzt gelegentlich links zur kunst in ihrem blog. eine klare leseempfehlung gebe ich für An Open Letter From a Dancer Who Refused to Participate in Marina Abramovic's MOCA Performance, einem offenen brief einer tänzerin der $150 geboten wurden um vier stunden nackt und ohne zu sprechen auf einem sich langsam drehenden tisch zu liegen und dabei jede art von ansprache, berührung oder erniedrigung zu ignorieren, fünzehn stunden proben durchzuführen und ein „Non-Disclosure Agreement“ zu unterschreiben, dass ihr androhte eine million dollar schadensersatz plus anwaltskosten zu zahlen, sollte sie über das casting sprechen.
archeologische haarmode. mit film. nachdem ich den film gesehen habe, glaube ich, dass die kurzhaarfrisur eine der grössten errungenschaften des 20ten jahrhunderts ist.
der seitentitel des neuesten spiegel-blog-artikels lautet: „Ralf Hoppe über Genauigkeit im Journalismus und seine Island-Recherche“. leider geht es genau darum in hoppes artikel, in dem er auf eine recherche¹ von alexander svensson reagiert (übrigens ziemlich ungenau auf die wortfeld-startseite verlinkt), gar nicht. es geht um die relativierung von hoppes ungenauigkeit und den hinweis, dass es eigentlich um etwas ganz anderes geht.
hoppe schreibt:
Meine Gesprächspartner erzählten mir in großer Übereinstimmung, wie wichtig und gleichzeitig schwierig es sei, in dieser Krisensituation an stabile Informationen zu gelangen. Das Fehlen verlässlicher Quellen wurde als großes Manko erlebt. Da ich kein Isländisch spreche oder lese, kann ich die Qualität der traditionellen Medien, Zeitungen, Rundfunk, nicht beurteilen.
im spiegel schrob er allerdings, als könne er es beurteilen:
In Island war man sehr stolz darauf, eine vernetzte, bloggende Gesellschaft geworden zu sein, die althergebrachten Medien fristeten ihr Dasein, staubige Staats-Rundfunksender, von Untoten bewohnt, sklerotische Zeitungen.
egal. was mich beeindruckt, ist wie er ein „Gerücht“ aufgriff und damit seine geschichte zu untermauern versuchte:
Ich konnte aber, entsprechend meiner Rolle als Reporter, Fragen stellen. […] Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich von jenem Gerücht: Regierung und Banker wollten die Goldschätze außer Landes bringen, Startbahn oder Flughafen müssten blockiert werden. Ich nahm mir ein Taxi und fuhr zum Flughafen. Dort traf ich Isländer, die dort standen, weil sie verhindern wollten, dass die Regierung irgendwelche Schätze außer Landes fliegt. Sie waren da, um die Startbahn zu blockieren, sie standen vor dem Flughafen. Der Abend blieb mir in Erinnerung, denn die Leute schienen mir irgendwie typisch in ihrer gereizten Orientierungslosigkeit. Ich sprach mit einigen von ihnen, stand eine Weile frierend herum und fuhr dann wieder zurück ins Hotel. Dass sie ihr Vorhaben nicht umgesetzt haben, ist mir inzwischen klar geworden. Um so peinlicher, dass mir so ein Fehler in einem Text passiert, der sich mit der Genauigkeit von journalistischer Arbeit beschäftigt.
selten habe ich eine so trotzige entschuldigung gelesen. genaugenommen ist es ja auch gar keine keine entschuldigung, sondern wahrscheinlich selbstmitleid. selbstmitleid eines offenbar manchmal ungenau arbeitenden journalisten, der sich gerne als präzsise und verlässlich arbeitenden journalisten darstellen würde und diesen ruf nun vor dahergelaufenen, aufgeblasenen popanzen verteidigen soll. ihm ist das jetzt peinlich, nicht etwa, als er es ungeprüft aus seiner erinnerung hinschrob. hoppe entschuldigt sich nicht für diesen „Fehler“, sondern er erklärt: die geschichte sei in einem format erschienen, in dem spiegel-journalisten „persönliche Geschichten erzählen, eigene Erfahrungen und Beobachtungen.“ logisch, wer einen text liest der persönliche erfahrungen und beobachtungen erzählt, muss doch quasi mit ungenauigkeiten und kleinen fehlern rechnen. tz. machen diese blogger doch auch alle.
ausserdem sei das das was alexander svensson da behandelt gar nicht relevant, erklärt er den spiegel-blog lesern, wichtig sei etwas ganz anderes: es geht um die
durch das Netz und die sozialen Medien beförderte Neigung, sich schnell, aber oberflächlich zu empören, irgendwas zu liken oder eben jemanden als Lügner und Arschloch abzustempeln.
und damit es auch das hinterletzte internet-arschloch versteht, erklärt er es nochmal für doofe:
Was machen die sozialen Medien mit der Generation der Jungen? Wie modelliert das Netz ihre Kommunikation, ihr Denken, Fühlen? Das ist, so habe ich es jedenfalls beabsichtigt, das eigentlich wichtige Thema der Kolumne.
ich würde mich mal über eine kolumne freuen in der beleuchtet wird, welche neigungen der niedergang einer einst irre reichweitenstarken, relevanten und beinahe allmächtigen redaktion, bei ihren selbstverliebten mitgliedern befördert. wie reagieren leute, deren exklusives privileg es einst war, leute hoch- oder niederzuschreiben, kampagnen zu fahren, skandale zu entfachen und andere menschen als lügner zu entlarven, wenn sie nicht mehr die einzigen sind die es können? wie modelliert ein solcher verlust ihre kommunikation, ihr denken, fühlen?
1) in alexander svenssons recherche ensteht der eindruck, dass ralf hoppe sich eine geschichte ausgedacht hat, um den mangel an „guten Journalisten“ in island zu illustrieren (ix schrob mehrfach drüber, hier und hier und auch hier).
hervorhebungen in den zitaten von mir. die anderen hervorhebungen sind auch von mir.
sehr inspirierende gedankengänge von michail vanis zu unserem verhältnis zur natur:
The ideology that we have created to define nature as human beings actually stops us ethically from experimenting with new technologies. For example, if we collectively agreed to save a species from extinction, maybe we could genetically modify it to survive the new conditions that we have introduced. This seems far from possible at the moment because you have two parallel schools of thought: the scientists and the romanticists. The scientists are prepared to take risks and talk openly about modifying organisms, the climate, the natural world. On the other hand, the romanticists protect the ideological, paradoxical nature that they believe in truly on ethical, emotional and guilt-driven grounds. This disagreement is a huge problem in conservation.
natürlich will niemand die pandas aussterben lassen, aber der gedanke genau daran hilft vielleicht, zu erkennen was für ein verschrobenes bild wir von „natur“ haben.
detlef guertler fragt sich auch, wie der spiegel-dokumentation die mutmasslich völlig quatschige geschichte durchgerutscht sein kann, die ralf hoppe im spiegel erwähnte:
Eigentlich passt es ja nicht zu meinen bisherigen Erfahrungen mit dem Spiegel, dass dort komplett erfundene Geschichten gedruckt werden. Eine reale Geschichte überdreht, oder aufgeblasen, oder missdeutet - das passiert oft genug. Aber eine glatte Erfindung kriegt man doch niemals durch die Dokumentation durch. Den Spiegel-Faktcheckern muss der Redakteur doch irgendeine Quelle vorgelegt haben, irgendetwas, was zumindest so sehr als Beleg gelten kann, dass der Dokumentar seinen Haken dranmachen kann. Wenn hingegen auf die Frage “Woher haben Sie das?" nur ein “Das hab ich mal irgendwo gelesen" kommt, fliegt die entsprechende Passage eben wieder raus. So läuft da meines Wissens das normale Geschäft, und das ist auch gut so. In diesem Fall muss da etwas Anormales passiert sein. Aber was??
stimmt alles, was der kiezneurotiker über den kaisers in der pappelallee schreibt. bis auf die frischtheken. da hab ich in den 10 jahren in denen ich den markt besuchte nicht einmal eingekauft, weil mir sowohl die inhalte der theken, als auch die thekensituation angst machten.
es fehlt auch so einiges. zum beispiel, dass der pfandautomat im pappelalleekaisers wahrscheinlich der am übelsten stinkende im ganzen universum ist oder dass die kassen fast komplett von verhippten studenten betrieben werden, die im schnitt 20 mal langsamer arbeiten als die kollegen von aldi.
ich hab den text nicht kapiert. den letzten satz des tl;dr habe ich nach 15 mal lautem vorlesen entschlüsseln können, aber nicht verstehen:
Burnout ist ein politisches und technosoziales Problem. Die langfristige, gesellschaftliche Lösung heißt wählen, die kurzfristige, persönliche ignorieren lernen.
die langfristige lösung heisst also wählen lernen, die kurzfristige ignorieren lernen. abgesehen davon, dass auch dem ignorieren eine wahl vorausgeht, ist ignorieren lernen und können bereits seit ein paar hunderttausend jahren eine erfolgreich angewandte überlebensstrategie. und ob man probleme bei der informationsverarbeitung nun neurasthenie, burnout, jagdunfall oder hysterie nennt, bei der benennung politischer und gesellschaftlicher probleme hilft einem das nur bedingt.