lauenburg
sehr malerisch, dieses lauenburg.


dort haben die beifahrerin und ix uns heute als touristen verkleidet (etwas unauthentisch, weil nicht mit zweidrittel-hosen) in den gassen herumgetrieben.
in lauenburg gibt es offenbar eine gleichstellungsbeauftragte die nicht lange fackelt und auch mal gerne die gleichstellung vollstreckt und dafür kassiert.

lauenburg schien heute an einer sehr, sehr vollen elbe zu liegen, so dass man einige der sitzbänke nur über das wasser erreichen konnte.

als ich dieses plakat sah, habe ich mich zuerst ein bisschen wegen der überdosis euphorie und pathos erschrocken und dann komischerweise an BP und den golf von mexico denken müssen. bitte nicht fragen warum.

hihi
extrem widersprüchliche werbung

das streetart aussenwerbungs-unternehmen wall hat seine besten texter zur eigenwerbung verpflichtet um allen werbewilligen in berlin die zentrale botschaft von wall einzubläuen: „Wall bietet in Berlin die ganze Bandbreite leistungsstarker Aussenwerbung.“
blöd nur, dass der letzte satz den ganzen vorherigen werbe-blah widerspricht:

wie blöd ist das denn? warum soll man denn werbung bei einem unternehmen buchen, wennn dann an der werbung niemand vorbeikommt? dann kann man auch gleich auf dem mond werben. da kommt auch niemand dran vorbei.
[hier kann man übrigens auch werben, ohne das jemand die werbung sieht. einfach die taste „w“ drücken - und weg isse die werbung.]
gauck is my president

ich halte die nominierung der SPD und grünen von joachim gauck für das amt des bundespräsidenten für eine kluge entscheidung. dem parteipolitisch motivierten kandidaten christian wulff einen überparteilich auftretenden, redegewandten und klugen kanditaten gegenüberzustellen, der in ost und west für seine arbeit geschätzt wird, hat eine gewisse brillianz. brillianter und populärer wäre eventuell noch die nominierung von horst schlämmer gewesen.
gauck scheint nicht nur bei unseriösen nicht-repräsentativen web-umfragen populär zu sein, selbst die konservative „welt“ findet ihn besser als wulff und stellt treffend fest: „Ein Bundespräsident darf nicht nach Parteibuch ausgewählt werden.“
einen faszinierenden gedanken schreibt detlef guertler in sein taz-blog. warum sollen wir nicht versuchen dafür zu sorgen, dass nicht wulff, sondern gauck gewählt wird?
[W]enn es gelänge, [Gauck] durch eine Volksbewegung ins Amt zu heben, würde das Deutschlands politische Kultur massiv bereichern; durch einen Sieg der direkten Demokratie über küchenkabinettliches Parteiengeschacher, und natürlich auch durch das rückstandslose Verschwinden von Guido Westerwelle und Angela Merkel – es sei denn, dass die Kanzlerin als alte Gauck-Bekannte und Überlebenskünstlerin noch schnell die Fronten wechselt und sich an die Spitze der Reformbewegung stellt.
nicht nur wullfs profillosigkeit oder seine angebliche nähe zu einer eigentümlichen christlichen „missierungsbewegung“ machen wulff in meinen augen unakzeptabel als bundespräsidenten, vor allem das hauruckartige und parteipolitisch motivierte durchpeitschen von wulff als kandidat der CDU/CSU/FDP-koalition scheint nicht nur mir sauer aufzustossen, sondern auch vielen in der FDP.
Es geht nicht darum, sich den Kopf der CDU- und FDP-Idioten zu zerbrechen, sondern darum, alle Kräfte zu mobilisieren, um Joachim Gauck zum Bundespräsidenten zu machen. Ich schlage dafür den Montagswahlkampf vor: Jeder mache an jedem Ort an jedem Montag um 17 Uhr Wahlkampf für Joachim Gauck, so gut er eben kann. Ob durch Abhaltung einer Demo oder eines Flashmobs, ob durch eine Schweigeminute oder eine Redeviertelstunde im Büro. Ob durch Tragen eines Go-for-Gauck-T-Shirts oder durch Verstreuen von als verkollerte Stasi-Akten verkleidetem Konfetti – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
das wäre doch mal eine prima gelegenheit die angebliche kampagnenfähigkeit* des blog-, facbook-, twitter- und internetcommunitybenutzer-dings mal auszutesten.
ich fordere mich hiermit öffentlich auf, für joachim gauck zu wahlkämpfen. vier wochen zeit.
*) der oben verlinkte artikel bei den ruhbaronen ist ein weitere trauriger journalistischer tiefpunkt, der diesem hetz-artikel, zumindest in sprachlicher und journalistischer unfähigkeit, in nichts nachsteht. für eine kurze weile dachte ich ja, die diversen unterirdischen artikel bei den ruhrbaronen seien ausrutscher gewesen. mittlerweile glaube ich aber, dass man dort den ehrgeiz hat die „bild“-zeitung sprachlich und journalistisch zu unterbieten.
[nachtrag 21:05h]
regina mönch schreibt in der faz:
Joachim Gaucks Kandidatur ist ein Coup und ein intellektuelles Versprechen, das an die Bewerbung Richard von Weizsäckers erinnert.
ein so brillianter coup, dass man kaum glauben möchte dass die SPD daran beteiligt war. [via haiko hebig]
[nachtrag 06.06.2010, 18:35]
tolles interview mit joachim gauck in der welt. ausserdem, oben bereits in einem link versteckt, gibt es hier bei petitiononline.com eine petition für die wahl von joachim gauck zum bundespräsidenten und seit heute früh diese von nico lumma aufgesetze website wir-fuer-gauck.de. beide petionien zu zeichnen schadet sicherlich nichts.
[nachtrag 07.06.2010]
die illustration von christian wulffs-„profil“ habe ix mit freundlicher genehmigung von klaus stuttmann ausgeliehen.
niggemeier vs. keese*

ich war auch auf der veranstaltung von auf der arnd haller, der justiziar von google deutschland, nikolas hill, „Staatsrat der Behörde für Kultur, Sport und Medien“, christoph keese, lobbyist der axel springer ag und stefan niggemeier über das leistungsschutzrecht diskutierten und über die stefan niggemeier einen furiosen artikel verfasst hat. ich bin der erfindung des hyperlinks heute sehr dankbar, denn dem artikel von stefan niggemeier ist eigentlich nichts hinzuzufügen und so brauche ich nicht zu versuchen meine notizen zu entziffern und etwas darüber schreiben, was mir unter umständen auch noch eine verleumndungsklage von christoph keese eingebracht hätte. oder ist die behauptung, jemand könne rehäugig lügen ohne rot zu werden, gar nicht verleumnderisch?
*) niggemeier hat eindeutig gewonnen, nicht nur laut @haberflock. klarer punktsieg, auch schon bevor er den artikel schrob.
→ weiterlesenund es hat bing gemacht …

[via]
schroedern
bei den ruhrbaronen ist in den letzten tagen ein erschütterndes schauspiel zu beobachten. im ersten akt kotzt sich stefan schroeder in einem kurzen text über das, seiner meinung nach, zu milde urteil gegen jörg tauss aus und vergisst vor lauter kotzerei und hasskübel-ausschütten die fakten einigermassen zusammenzuhalten. nach hinweisen in den kommentaren doktert er an seinem text herum, ändert ein paar unhaltbare passagen, besteht aber, im zweiten akt, darauf ausser einem kleinen fehler, keine fehler gemacht zu haben.
im dritten akt fühlt sich stefan schroeder bereits so geschwächt, dass er sich mit stefan laurin zu einer „autorengruppe“ zusammenschliesst um weiter emotionen gegen tauss zu schüren darüber zu berichten, dass sie von jörg tauss’ amnwalt einen korrekturbogen geschickt bekommen haben, in dem sie auf weitere fehler aufmerksam gemacht wurden und gleichzeitig gebeten wurden, diese fehler zu korrigieren (laut tauss anwalt übrigens ohne kostennote).
im vierten, und sicherlich nicht letzten akt, schicken tauss und sein anwalt der „autorengruppe“ erneut einen korrekturbogen, diesmal mit kostennote. [@jmoenikes-tweets via wayne]
da haben wir den salat: aus einer hass-laune heraus kotzt stefan schroeder ins ruhbarone-blog und jetzt tanzen mehrere erwachsene männer und hunderte kommentatoren um die pfütze und streiten sich seit ein paar tagen über den wahrheitsgehalt der auf dem boden wabernden kotze. die beiden stefans von den ruhrbaronen sind der meinung, dass die kotze in wahrheit ein leckeres süppchen voller „klarer worte“, wahrheit und schönheit ist, tauss und sein anwalt bestehen weiter darauf einige der klümpchen aus der pfütze zu entfernen seien, wahrscheinlich weil sie der irrigen überzeugung sind, dass journalisten-kotze rufschädigend sei. journalisten-kotze ist zwar in der tat rufschädigend, meist aber lediglich für den, der sie produziert hat.
eine einfache meldung aus der berliner zeitung:
Sprayer gefasst: Drei Männer haben in Mitte auf einer Fläche von 95 Quadratmetern einen S-Bahnzug besprüht. Zivilbeamte der Bundespolizei nahmen am Montagmorgen zwei der drei Graffitisprayer auf frischer Tat fest. Ein 32-Jähriger versuchte zu flüchten und trat einen Beamten gegen den Oberkörper. Der 32-jährige Leipziger und der 33-jährige Berliner sind bereits wegen gleicher Delikte bekannt.
wie würde der ruhrbaron stefan schroeder, rein hypothetisch, diese meldung wohl kommentieren? so vielleicht?
in berlin haben zivilpolizisten drei asoziale schweine beim zerstören von fortbewegungsmitteln auf frischer tat erwischt. obwohl die polizisten die blindwütigen allgemeinguts-zerstörer an der flucht hindern konnten, entwischte eines der drei vandalen-schweine. ich hätte ihm gegönnt, dass die zivilpolizisten ihm auf der flucht in die beine geschossen hätten, damit er seiner gerechten strafe zugeführt hätte werden können. jetzt kann er sich mit seiner widerlichen tat, für deren folgen wir steuerzahler zum grossen teil aufkommen müssen, bei seinen verlotterten freunden brüsten. dieses asoziale grobzeug, dass uns immer wieder ganze strassen- oder s-bahn-züge vollschmiert ist nachgewisenermassen resozialisierungsresistent. da bei den proleten, die diese gesellschaftsschädigenden schandtaten begehen, meist kein geld zu holen ist und sie kurz nach ihrer tat meist auf freien fuss gesetzt werden, sehe ich nur eine erfolgversprechende methode unter diese grassierende seuche einen schlussstrich zu ziehen. sprayern die hand abhacken!
und ende.
das was malte welding zum thema ursula von der leyen sagt, hat auf den ersten blick nicht viel mit stefan schroeder und stefan laurin zu tun:
Es reicht nicht, durch Kindergärten zu ziehen und Vergewaltigungen von Kindern schlecht zu finden. Das tut jeder, er tourt damit bloß nicht durch die Republik, weil es selbstverständlich ist und den politischen Aussagegehalt hat von Facebookgruppen, die sich gegen AIDS, Krieg und Umweltverschmutzung richten. Dass sie ihren politischen Gegnern implizit unterstellt hat, Kinderpornographie gutzuheißen, zeugt hingegen von einer Skrupellosigkeit, die selten zu finden ist. (weiterlesen)
gegen leute zu hetzen und emotionen zu schüren die mit kinderpornografie in verbindung gebracht werden ist billig - genauso billig wie zu versuchen das leid von kindern zu instrumenetalisieren um symbolische, aber nutzlose gesetze durchzupeitschen. differenzieren, oder auf einer sachlichen ebene bleiben, kann man auch, wenn man diese taten verabscheuungswürdig findet.
besonders erschütternd ist deshalb zu sehen, wie die ruhrbarone mit der kritik an schroeders text umgehen. stefan schroeder meint, er werde kritisiert weil er seiner meinung „klare worte“ gegeben habe und die kritik daran nichts als tauss-verteidigung wäre. stefan laurin hängt die latte noch ein bisschen höher und echauffiert sich darüber, dass man den text kritisiere, statt sich über die tat aufzuregen. in den kommentaren sagt er:
Hat sich mal einer von Euch klar gemacht, um was für Bilder es das geht? Dass dafür Kinder missbraucht wurden? Hat auch nur einmal einer daran gedacht, anstatt reflexartig Tauss zu verteidigen?
als ob es nicht möglich sei, sowohl den text, als auch tauss zu kritisieren, als ob die abscheulichkeit der bilder um die es geht, die (journalistische) abscheulichkeit von billiger polemik rechtfertigen würde. ich finde es abstossend, wie stefan laurin das leid missbrauchter und vergewaltigter kinder zur verteidigung eines textes nutzt, der voller unwahrheiten, gehässigkeit, wut und journalistischer unfähigkeit ist. statt die leser mit argumenten von der eigenen position zu überzeugen, versuchen stefan laurin und stefan schroeder die leser mit ekel und emotionaler manipulation zu überzeugen. klar, das kann man machen, wenn man für die „bild“-zeitung oder den waz-konzern arbeitet, aber für die journalistische reputation ist das sicher nicht förderlich.
up in the air

was für ein wunderbarer film.
man soll filme ja nicht nach dem vorspann beurteilen. bei up in the air kann man das machen. der vorspann versetzt einen in genau die richtige erwartungshaltung. auf den punkt geschnitten, kein schnitt zuviel, keiner zu wenig, keiner zu lang, keine der zwei minuten langweilig. wäre der film nicht so gut, würde ich sagen, der vorspann wäre besser als der film selbst. jetzt kann ich nur sagen, wer den vorspann mag, sollte sich sofort in eine DVDthek seines vertrauens bewegen und den film ausleihen.
3cm auf jeder seite

eins der lustigsten youtube-videos das ich je gesehen habe.
[nachtrag 31.05.2010]
es sind 3, nicht 6 zentimeter auf jeder seite. das hab ix inner überschrift korrigiert.
kekse
in der db-lounge bekommt man kostenlose kalte und heisse getränke, servietten, löffel, zeitungen und kekse. ausserdem sind sie auf den meisten deutschen bahnhöfen der einzige ort an denen man kostenlos pinkeln kann. der kaffee in der db-lounge im berliner hauptbahnhof ist übrigens erstaunlich lecker. die kostenlos-kultur der db-lounge wird aber auch von einigen menschen ausgenutzt. heute abend sass ich einem älteren herrn gegenüber, der sich zu seinem kaffee auf eine untertasse ungefähr zwanzig kostenlose, einzeln verpackte kekse gepackt hatte und sich ungefähr 5 minuten damit beschäftigte die kekse auszupacken, in seinen mund zu schieben und sie genüsslich und lautstark zu zerkauen.
vor ein paar wochen hab ich den typen übrigens auf youtube gesehen.
stefan winterbauer formuliert knapp daneben
stefan winterbauer schreibt erstaunliches:
Auch in den USA haben die Einwohner der Bundesstaaten Oregon, Washington und jüngst Massachusetts wegen des Ausspähens privater Daten eine Sammelklage gegen Google eingereicht.
das sind 3826000 (oregon), 6664000 (washington) und 6594000 menschen, in summe also 17084000 menschen, die eine sammelklage gegen google eingereicht haben? erstaunlich!
blödsinn ist es natürlich auch, wenn winterbauer schreibt:
Offiziell wollte Google lediglich den Standort von WLAN-Netzen speichern, um seine ortsbasierten Dienste zu verbessern.
es sind nicht die „ortsbasierten Dienste“ die google mit der erfassung von wlan-netzen verbessern wollte, sondern die qualität und geschwindigkeit der ortung.
noch quatschiger ist es einen satz vorher:
Bei dem Abfotografieren von Häusern und Straßenzügen hatten die Google Autos, versehentlich wie es heißt, sensible Daten aus ungesicherten, privaten WLAN-Netzen gespeichert, u.a. Internet-Adressen und Auszüge von E-Mails.
natürlich hat google diese daten nicht nur aus ungesicherte privaten, sondern allen ungesicherten WLAN-netzen erfasst, an denen das streetview-auto vorbeifuhr. des weiteren kann man keine daten aus privaten WLANs „abfotografieren“ und autos sind denkbar ungeeignet um daten zu speichern. dafür benutzt man beispielsweise festplatten. obwohl: es kann kann natürlich sein, dass man in der meedia-redaktion daten auf 3,5 zoll oder gar 2,5 zoll autos speichert. weiss man ja nicht.
[nachtrag]
stefan winterbauer schreibt erschütternder weise im medium magazin eine kolumne namens „Blasen und Phrasen“. diese kolumne ist laut selbstbeschreibung ein „Brevier für mehr Klartext“. die haben humor!
ich frage demnächst mal beim „medium magazin“ nach, ob die interesse an einer rechtschreib- und zeichensetzungs-kolumne von mir hätten.
[nachtrag 27.05.2010, 09:20h]
stefan winterbauer hat sich in den kommentaren bedankt und den text bei meedia von „ungenauigkeiten“ und „ungereimtheiten“ befreit — freilich ohne das im text, wie er es gerne sagt, zu „kommunizieren“.
ulbricht und ix
david foster wallace: „schrecklich amüsant - aber in zukunft ohne mich“
vor ein paar tagen hat mir die beifahrerin ein buch von david foster wallace auf den nachttisch gelegt. auf dem nachttisch sind bücher bei mir nicht sonderlich gut aufgehoben, weil ich beim im bett lesen immer einschlafe. als ich es dann mal mit in die badewanne nahm, hab ich es in einem rutsch halb durchgelesen (zuende gelesen habe ich es an einem anderen tag in der badewanne). es ist mit 183 kleinen seiten aber auch nicht sonderlich umfangreich. der inhalt des buches lässt sich ebenfalls flott zusammenfassen: david foster wallace begibt sich im märz 1995 für eine woche an bord eines kreuzfahrtschiffes und schreibt darüber.
das buch liest sich auch deshalb so flüssig, weil es grossartig von marcus ingendaay übersetzt wurde. mir ist das überhaupt noch nie passiert, dass ich beim lesen dachte: „was für ein schönes deutsch!“ und mir plötzlich auffiel, dass das gar kein deutscher autor ist, den ich da lese. ingendaay hat das buch so toll übersetzt, dass wallace glatt als deutscher autor durchgehen würde. ich würde sogar so weit gehen und sagen, ingendaay übersetzt und schreibt noch einen ticken besser als carl weissner.
wallace schreibt unprätentiös, aber unfassbar scharf und genau beobachtend, lästert unerbittlich gegen gäste oder bedienstete die er nicht mag, wirkt aber nie misanthrop, im gegenteil, er schreibt extrem subjektiv, wertet aber vielmehr durch die art wie er menschen und zustände neutral beschreibt als durch urteile. ähnlich wie jochen reineckes „geister abschütteln“, erinnert mich „schrecklich amüsant - aber in zukunft ohne mich“ an einen zu lang geratenen blogartikel. wallace nennt sich im buch auch einmal selbst „verkappter journalist“, etwas was heutzutage nur noch blogger tun (oder so von musikanten genannt werden). statt hyperlinks nutzt wallace fussnoten, insgesamt weit über 136 stück. fussnote 136 ist die letzte fussnote, da manche fussnoten aber auch mit fussnoten versehen sind, dürften es so um die 150 fussnoten sein.
natürlich schweift wallace teilweise irre weit ab, bleibt aber selbst in diesen abschweifungen akribisch. in einer dieser abschweifungen, widmet er sich über ca. 10 seiten der werbung und der PR. er regt sich furchtbar über einen bezahlten PR-text des von ihm hochgeschätzten amerikanischen schriftstellers frank conroy auf, der im katalog der kreuzfahrtlinie, mit der auch wallace unterwegs war, erschienen ist.
Das Hauptübel des Projekts «Meine Celebrity-Kreuzfahrt» ist seine Scheinheiligkeit. Wie dreist hier Product-Placement betrieben wird, zersetzt jede literarische Seriosität und übertrifft in dieser hinsicht alles, was man in den vergangenen Jahren erleben musste. Conroys «Essay» erscheint in einer Art Sonderteil in der Mitte des Heftes, auf dünnerem Papier und mit einem anderen Layout, und erweckt dadurch den Eindruck eines Auszugs aus einem eigenständigen literarischen Werk. Doch das ist keineswegs der Fall. Tatsächlich handelt es sich um eine reine Auftragsarbeit, bezahlt von Celebrity, nur wird das nirgendwo erwähnt. […]
Kurz, Celebrity Cruises verkauft uns Conroys Reisebericht als Essay und nicht als Werbung. Dies jedoch ist von Übel. Warum? Weil ein Essay, unabhängig von der darin zum Ausdruck gebrachten Wertung des Celebrity-Produkts, eben zuallererst dem Leser verpflichtet ist und nicht dem Auftraggeber. Und ob er sich dessen bewusst ist oder nicht, der Leser verlässt sich auf diese Selbstverpflichtung des Autors und begegnet dem Essay mit einem hohen Grad an Vertrauen. Werbung funktioniert dagegen völlig anders. Werbung hat sich, was ihren Wahrheitsgehalt angeht, nur an bestimmte formaljuristische und mit etwas rhetorischem Geschick leicht zu umgehende Regeln zu halten — und kennt darüber hinaus nur ein einziges Ziel: Umsatzsteigerung. Ganz gleich, was die Werbung zur Ergötzung des Lesers alles inszeniert, es geschieht nie zu dessen Nutzen. Und der Leser weiß das natürlich, er weiß dass der Unterhaltungswert von Werbung einem Geschäftskalkül folgt und wird ihr entsprechend mit Vorsicht begegnen. Wir alle nehmen Werbung gewissermaßen nur gefiltert wahr38.
Im Fall des Conroy-«Essays» setzt Celebrity Cruises alles daran, diesen Filter durch den Kunstanspruch des Textes zu deaktivieren. Doch Werbung, die vorgibt, Kunst zu sein, gleicht im günstigsten Fall dem gewinnenden Lächeln dessen, der etwas von einem will. Das ist nicht nur unaufrichtig, die dubiose Ausstrahlung solcher Erzeugnisse kann sich in uns anreichern wie ein Umweltgift. Die aus Berechnung unternommene Simulation zweckfreier Freundlichkeit bringt langfristig alle unsere Maßstäbe durcheinander und führt dazu, dass irgendwann auch das echte Lächeln, die genuine Kunst, die wahre Freundlichkeit unter Kommerzverdacht stehen. Andauernder Vertrauensbruch macht ratlos und einsam, hilflos und wütend und ängstlich. Er ist die Ursache von Verzeiflung.
(38) Aus diesem Grund wird selbst wirklich schöne, intelligente oder mitreißende Werbung (und die gibt es) niemals echte Kunst sein können. Ihr fehlt nämlich derGeschenkcharakter(d.h. sie wurde niefürihren Adressaten gemacht).[seite 65 ff., fettungen von mir]
die fussnote 38 hat es meiner meinung nach in sich. in einigen blogartikeln der letzen tage habe ich genau über dieses thema gelesen, wenn auch meist in etwas anderem zusammenhang. so schreibt michael seemann auf faz.net, dass blogtexte (in der regel) „geschenke“ seien:
Man setzt sich hin, schreibt und veröffentlicht ohne die Intention, irgendetwas dafür zurück zu bekommen. Antje Schrupp hat das auf ihre unnachahmlich persönliche Art erzählt, wie das Bloggen für sie funktioniert und ich kann mich ihrer Erfahrung nur anschließen. Für sie funktioniert Bloggen über eine Form des "Begehrens" nach dem Ausdruck für ein Thema. Dieser Ausdruck, würde ich hinzufügen, ist ein Begehren des Schenkens, des Teilens der Information mit der Welt.
dieser geschenkcharakter von blogs (oder auch literatur oder kunst) ist wohl auch der grund, warum einige so empfindlich oder übersensibel auf werbung in blogs reagieren. wie ich mir vor einer weile schon mal länglich überlegt habe, auch nicht ganz zu unrecht. vertrauen und aufmerksamkeit der leser sind, ebenso wie blogtexte, geschenke, die man gar nicht hoch genug schätzen kann. vor allem wenn man so schreibt wie ix.
um die pathos-skala noch eine stufe höherzudrehen: heute habe ich bei ralf schwartz ein video über einem todkranken mann gesehen, der seine ganze sozialhilfe und restlebenszeit für musikinstrumente und kostenlosen musikuntericht ausgibt die er kindern schenkt. unter anderem sagt er in diesem film: „music is a gift.“
bleibt eigentlich nur eine frage: ist das werbung wenn ich zum kauf des david foster wallace-buches auffordere?
wie sein t-shirt-aufdruck aussehen
es gibt diese „How to look like your shirt print“-gruppe auf facebook und flickr, wo sich leute fotografieren die so aussehen wie ihr t-shirt-aufdruck. grossartig finde ich herrn bosch als jack-nicolson-t-shirt. eigentlich ist es immer ein schlechtes zeichen, wenn man dieselben sachen wie die bild-zeitung gut findet, aber diese facebook-gruppe find ix gut.
und ix hab jetzt auch ein bild auf dem ich aussehe wie mein t-shirt:

das shirt ist übrigens schon mindestens 8 oder 9 jahre alt und habe ich habe es hierher.
amazon, google-reader, haustechnik, pampelmusen, celine dion
verkäuferkonto bei amazon gesperrt bekommen, weil mich nach acht jahren mit ausschliesslich positiven bewertungen, ein kunde negativ bewertete und zu meinen frasier-DVDs meinte:
Zustand wurde "wie neu" beschrieben war jedoch höchstens als "gebraucht" einzustufen.
so schnell kann das gehen. ich habe ja hoffnung dass ich bei amazon nicht mit einem textbaustein-robert abgespeist werde und meine bitte um reaktivierung meines verkäufer-kontos auch gelesen wird.
mein ganzer google-reader ist voll mit google zeug. google-tv, neues android, font-einbettungs-API, buzz-API, eric-schmidt-zitate, und tausend andere google-neuigkeiten — alles weil google eine entwickler-konferenz macht und google-angestellte manchmal was sagen. jetzt weiss ich immerhin warum das ding google-reader heisst.
wer links oder weiterführende informationen sucht, kann ja in seinen eigenen feed-reader gucken.
ich muss dringend millionär werden. einer meiner ersten kindheitsträume war nicht lokomotiv-führer zu werden, sondern elektrische geräte fernsteuern zu können. dazu muss man natürlich wissen, dass elektrische geräte in meiner kindheit alle per hand gesteuert wurden. lichtschalter musste man drücken, radiosender wechselte man durch drehen an einem drehknopf, manche plattenspieler haben damals zwar bereits den tonabnehmer automatisch auf die platte gelegt, aber nur wenn man einen schalter am gerät bediente. ich glaube selbst fernseher musste man damals noch per hand bedienen, aber es gab ja eh nur drei sender.
als kind habe ich mir teilweise hochkomplexe mechanische konstruktionen gebaut, um beispielsweise vom bett aus das licht auszumachen oder zugangskontrollen und alarmanlagen zur zimmer-sicherung zu haben. damals hatte ich übrigens noch grössere probleme mit der qualitätssicherung als heute.
heutzutage kann man wenigsten fast die gesamte „unterhaltungselektronik“ fernsteuern oder in seine hostentasche stecken. aber lichtschalter, heizungen, waschmaschinen, geschirrspüler, wasserkocher oder kaffeemaschinen sind immer noch nicht ordentlich fernsteuerbar. technisch geht das zwar mittlerweile, ist aber wohl irre teuer und die verschiedenen systeme scheinen zueinander völlig inkompatibel zu sein. da muss sich dringend etwas tun!
manche pampelmusen schminken sich offenbar mit rouge und lidschatten.

dieses grand-prix-gedöns interessiert mich relativ wenig, auch wenn stefan niggemeier kürzlich einen halben abend damit zubrachte mir auch nur ein quentchen interesse an der veranstaltung abzugewinnen. was mich dann ein bisschen traumatisiert hat war dieses video das er mir gezeigt hat, in dem celine dion 1988 für die schweiz singt (und gewann). an diesem auftritt ist wirklich alles schrecklich: die musik, die stimme, die gestik, der pathos, das kleid, die frisur, die schuhe, das gesicht, die augenbrauen. (ist das eigentlich eine urbane legende, dass das wort „hackfresse“ eigens für celine dion erfunden wurde?)
hamburger kunsthalle macht dicht

die hamburger kunsthalle soll für mehrere monate schliessen, schreibt die taz. laut taz hat die hamburger kultursenatorin karin von welck der kunstahalle vorgegeben im jahr 2010 220tausend euro zu sparen. wenn man die kunsthalle mehrere monate nicht öffne, so die rechnung, könne man das geld sparen:
Die ersten beiden Schließungswochen beruhen allerdings auf regulären Ausstellungsumbauten: "Pop Life" geht, Wandmaler David Tremlett kommt; eine aufwendige Installation. Falls alles nach Plan verläuft, soll sie am 24. Juni eröffnet werden - und danach sofort schließen. Bis Ende September müssen die drei Etagen sowie der Eingangsbereich des Gebäudes geschlossen bleiben, will man besagte 220.000 Euro einsparen.
witzig. statt wie anderswo nächte der offenen museen zu veranstalten, veranstaltet hamburg monate des geschlossenen museums.
ein prima vorschlag kommt von katia kelm:
vielleicht sollten die die galerie der gegenwart einfach an ikea vermieten. dann bringt der laden wenigstens mal was ein.
[via, mehr fotos]
[nachtrag 04.06.2010]
vom hörensagen habe ich die information, dass die kunsthalle nun doch nicht schliesst, aber weiterhin sparen muss. nur soll die leitung der kunsthalle sich selbst überlegen wie das geld einzusparen ist und nicht der senat. sobald ich dazu eine linkbare quelle gefunden habe, trage ich sie hier nach.
nur das beste
sony (update)
sony music ist doch das label, dass beyonces promo-videos aus beyonces eigenem youtube-channel gekickt hat und das im presse-promo-heft der neuen platte der fantastischen vier nicht existierende medienpartnerschaften mit diversen blogs annonciert hat?
heute hat sony erneut extreme überforderung mit der realität bewiesen. am tag bevor die platte der fantastischen vier rauskommt, hat sony die offiziellen promo-videos der fantastischen vier von youtube entfernen lassen.

[via]
[nachtrag 14.05.2010, 21:46h]
das video , bzw. die videos , sind wieder online.
[nachtrag 15.05.2010, 18:00h]
auf eine frage von professorbunsen antwortete smudo heute, dass die „fanta sie“ liste mit blogs ein „sony-tippfehler“ sei und die gesperrten filme im fanta4-kanal mit dem „youtubegemastreit“ zu tun hätten und nicht von sony music gesperrt wurden, sondern von youtube. ausserdem meint smudo ich brächte da „youtubegemastreit, pr mappe nebensatz und andere sachen durcheinander“ und antwortet auf eine frage von thomas knüwer, dass ix (und nicht die fanta4) ein „pr-problem“ hätte.
ganz ehrlich: ich verstehe nicht was smudo meint, interpretiere das was ich weiter oben geschrieben habe aber gerne: ich wollte nichts durcheinander bringen, sondern lediglich meinem eindruck ausdruck verleihen, dass sony music gerade einen ziemlich desorientierten eindruck macht halt wiederholt fehler passieren. ob die videos wegen eines gema-streits, wegen urheberrechts-paranoiden musikindustriemanagern, inkompetenz oder wegen technischer probleme verschwunden sind, ist mir tatsächlich relativ total egal. ich weiss nur, dass weder die musikindustrie, noch sony music, noch der fanta4-youtubekanal oder smudo gerade sonderlich souverän wirken. aber auch da mag es durchaus sein, dass ich was durcheinanderbringe. ix beziehe meine infos ja schliesslich „überwiegend aus dem inet“ und aus sony-music-pr-material.
next10, tag 2
der zweite next-tag begann für mich um 11 uhr in track 1 mit vorträgen stefana broadbent, stowe boyd, jemima gibbons und andrew keen. peter kabel habe ich geholfen sein ladekabel in eine steckdose zu stecken, was sich witzig anhörte, als ich es gestern nachmittag @jovelstefan erzählte, aufgeschrieben aber nur so mittel-witzig wirkt. lobenswerterweise wurden bereits am zweiten tag die projektoren für die präsentationen so justiert, dass sie nicht mehr verzerrten. dafür wirkten einige referenten akkustisch und visuell etwas verzerrt.
stefana broadbent redete ca. 20 minuten darüber, dass wir (privat) im durchschnitt nur mit 4-5 menschen regelmässig telefonieren, mit etwas mehr menschen SMSen oder emailen und mit sehr viel mehr menschen lose kontakte, beispielsweise über facebook, unterhalten. das war nicht uninteressant, haute mich aber nicht vom stuhl, weil mir nichts davon wirklich neu oder überraschend vorkam. auf der TED-konferenz redete stefana broadbent über ganz ähnliche themen, allerdings nur 10 minuten.
stowe boyd habe ich schon öfter auf konferenzen reden gehört, aber nie verstanden was er eigentlich sagen will. diesmal hatte ich mir vorgenommen stowe boyds vortrag ganz besonders konzentriert zuzuhören, aber ausser plattitüden (die er „forschungsergebnisse“ nennt), konnte ich aus seinem vortrag nichts heraushören. da sein vortrag aber sehr wohlwollend aufgenommen wurde, lasse ich mich hiermit zu folgender steilen these hinreissen: stowe boyd ist so eine art jeff jarvis für blöde businesskasper. ich habe auch nur ganz geringe hoffnungen, dass ich erkenntnisse aus holger schmidts interview mit stowe boyd gewinnen kann, da bereits die überschrift die qualität eines satzes wie „draussen regnet es“ hat:
was für eine grandios banale überschrift!
jemima gibbons las ihren vortrag ab, was furchtbar anstrengend für alle beteiligten war und ihr von ihrem nachredner andrew keen auch gleich um die ohren gehauen wurde. sie formulierte ein paar hübsche metaphern um den wandel unserer wahrnehmung von führungsqualität zu illustrieren. ihre hauptthese lässt sich in etwa so zusammenfassen: unantastbare, scheinbar perfekte führungsfiguren (oder „helden“) kan es heutzutage nicht mehr geben. ihre schwächen werden durch die neuen (sozialen) netze offengelegt, sie sind angreifbar und effektiver zu kritisieren. also müssen führungsfiguren heutzutage authentisch, offen und ehrlich sein: „social leaders have to be an example, but it has to be true.“
andrew keen zerriss sämtliche ihre thesen danach in der luft. in einem polemischen feuerwerk strohfeuer zerriss er die thesen aller seiner vorredner, was einerseits ziemlich beeindruckend war, aber, wie ix fand, auch ein bisschen arschlochig rüberkam. man kann es aber auch sehen wie arne kittler, nämlich, dass keen „im Handumdrehen die etwas ziellosen Vorträge seiner drei Vorredner […] in einen interessanten gemeinsamen Kontext stellte“. keen wiederholte seine kernthesen vom letzten jahr (wir müssen die gefahren und chancen die das internet bietet zuende denken) und warnte vor ideologischen und naiven herangehensweisen. keen wies beispielsweise darauf hin, dass sich an den eigentlichen machtstrukturen auch durch die sozialen netzwerke nichts verändern würde und der radikale individualismus und wettbewerb in den sozialen netzen uns eher schaden als nützen würde:
the competitive world of social media is making us more fragile and unsocial.
keens rhetorisches talent ist beeindruckend und sein aufruf das grosse ganze kritisch zu betrachten und zu durchdenken findet meine volle zustimmung. gleichzeitig dient keens wurstigkeit und sein hang erstmal auf alles draufzuhauen, bevor er zurückrudert die dinge differenzierter betrachtet, nicht dazu, sich einen ruf als begnadeter denker oder theoretiker zu erwerben, als den er sich, glaube ich, gerne sehen würde.
nach dem exzellenten mittagessen, das zum grossen teil aus den resten vom vortag bestand, sprach karlheinz brandenburg vom fraunhofer institut darüber wie er und seine kollegen das mp3-format erfunden haben. er hat das angenehm nüchtern und trocken und einen tacken interessanter und authentischer als es in der wikipedia steht erzählt und hat im übrigen, wenn er englisch spricht, exakt den gleichen akzent wie christoph walz.
gegen 14 uhr sprang eine, wie sie sich selbst beschreibt, „reife, erfahrene, selbstbewusste ältere frau“ („mature, experienced, confident older woman“) auf die bühne (foto) und eröffnete ihren vortrag indem sie das publikum wissen liess, dass sie gerne mit jungen männern um die zwanzig fickt:
i date younger men. predominantly men in their twenties. and when i date younger men, i have sex with younger men.
cindy gallop hat das selbstbewusstsein eines bulldozers, wovon man sich in diesem TED-konferenz-video überzeugen kann. ihr vortrag auf der next war etwas ausführlicher als der auf der TED, vor allem weil sie über die reaktionen die das vortragsvideo auf youtube hervorrief und ihre letztes jahr auf der TED-konfernez gelaunchte website makelovenotporn.com sprach.
faszinierend fand ich, wie cindy galoop mit den teilweise recht grenzwertigen kommentaren auf youtube umgeht. erstens beantwortet sie fast alle kommentare, auch wenn sie grob beleidigend sind und zweitens sagt sie, nehme sie die kommentare nie persönlich. man kann in der kommentarspalte ihres TED-videos sehr schön beobachten, wie sie zum beispiel auf einen kommentar, der unter anderem die beschimpfung „olle schrulle“ („old crone“) enthält, sachlich antwortet und mit „Yours, Old Crone :)“ schliesst. cindy galoop erzählte wie erschrocken die teilweise anonymen kommentatoren oft seien, wenn sie persönlich antworte und wie manchmal selbst die grössten deppen plötzlich differenziert kommentierten.
so ein umgang mit kritik erfordert eine riesige portion selbstbewusstsein und ich glaube, dass die welt um einiges besser wäre, wenn alle so gelassen mit kritik umgingen wie cindy galoop. allerdings wäre die welt auch nahezu unerträglich, wenn alle sprächen wie cindy galoop. ihre extrem schrille art zu reden, war knapp an der grenze zum schmerz, was sicherlich zu einem teil auch der überforderten tontechnik zu verdanken war.
thomas knüwer war schwer enttäuscht von der next10. der zweite, feuilleton-lastige tag, hat mich nach dem schwachen und nach eigenlob riechenden ersten tag ein bisschen versöhnlicher gestimmt, aber wenn das essen besser als das programm ist, stimmt am konzept etwas nicht. es gab zu viele, zu mittelmässige vorträge und technische pannen, vieles auf den bühnen war lieblos vorbereitetet. man kann die next10 tatsächlich in einem tweet zusammenfassen:
Philipp Wanning: gut organisiert - selten inspiriert. #next10
falls mich jemand fragen würde, was ich an der next11 verbessern würde, ich würde sagen: die konferenz auf einen tag zusammenstreichen, alle mittlemässigen und uninteressanten vorträge streichen und einen einzigen track mit exzellenten vorträgen und moderatoren durchziehen.
ausserdem:
- nespresso-kaffeemaschinen an denen man sich selbstbedienen kann, wünsche ich mir künftig auf jeder konferenz.
- das hier ist das symbolbild schlechthin für die next10.
- der offizielle flickr-stream der next, twitterbilder von der next10.
- heise.de über die next10.
micropayment
nur so ein gedanke, den ich auf der next hatte (weil die konferenz-sprache englisch war, kam mir der gedanke auch auf englisch. sorry.):
what happens if micropayment works one day?
ganz im ernst, sollte ein funktionierendes micropayment-model auftauchen — zum beispiel flattr — und grossflächig funktionieren und akzeptanz finden, was passiert dann? wer profitiert davon? (gross-) verlage, blogger, twitterer, musikanten, filmemacher?
hat das mal jemand zuende gedacht? oder sind alle nur damit beschäftigt darüber nachzudenken ob und wie soetwas funktionieren könnte?
im neunnetz wird weiterdiskutiert.