zeugnissverweigerungsrecht
wenn ich als schüler etwas vom zeugnissverweigerungsrecht gewusst hätte, wäre mein notenspiegel sicher besser gewesen.
wenn ich als schüler etwas vom zeugnissverweigerungsrecht gewusst hätte, wäre mein notenspiegel sicher besser gewesen.
heuet abend hat mich o2 in die o2-arena eingeladen um mir das alicia keys konzert anzuhören. das hatte mit dem von ethority organisierten xda-projekt zu tun, bei dem zwei blogger (er und ix) und vier forums-affine menschen einen xda und eine telefonflatrate zum testen bekamen und darüber schreiben sollten.
im rahmen dieses projektes sollten also mal alle teilnehmer zusammenkommen und bekamen auf den xda und die 6-monatige-o2-flatrate also noch eine konzertkarte und eine premium-dings-zugangs-karte. damit sollten kost und logis kostenlos sein. weil ich vorher noch in hamburg war, kam ich etwas später und erfuhr erst nach der schrecklichen vorgruppe, dass ich meine premium-dings-karte in ein blaues armband umwandeln könne, mit dem ich dann frei saufen und eine vorspeise und ein hauptgericht essen dürfte.
als mir nach einer halben stunde alicia keys die ohren klingelten (o2 arena, ohren klingeln: höhö), ging ich raus um in der premium-lounge ein bier zu trinken. leider konnten mir weder die kellner oder die zahlreichen anderen rumstehenden aufpasser, kartenabreisser kartenscanner und sicherheitsleute sagen wo ich dieses ominöse blaue band bekommen würde. selbst die voll wichtig aussehende dame an die mich ein nicht minder wichtig aussehender kartenscanner verwies, konnte mir das nicht sagen. und das, obwohl die dame sogar ein klemmbrett trug, also definitiv die wichtigste von allen in sichtweite sein musste. so ging ich übelgelaunt zurück zur bar und liess die herumstehenden, zahlreichen, wichtig aussehenden angestellten weiter wichtige abstimmungsgespräche führen, wo sich, als ich schon für mein bier bezahlen wollte, eine bardame meines premium-dings-passes erbarmte und mir das bier so gab und mich endlich mal ein bisschen wichtig fühlen liess.
zu essen bekam ich nach dem konzert auch noch ein bisschen (crabmeat-burger mit mango und chili von „borcherts-catering“ — war triefig, aber ganz OK), aber nur weil sich unser ethority-gastgeber verbal kräftig ins zeug legte.
das konzert war so lala. irgendwer meinte hinterher „gute show“. kann ich nicht sagen. alicia keys sprang zuerst ein bisschen auf der bühne rum, setzte sich dann irgendwann an den flügel und liess ihre band rumspringen. sie hat die ganze zeit gesungen, was lobenswert ist, und leider zwischenzeitlich auch immer wieder geredet, was grausam war. sänger sollten nicht reden, genauso wie moderatoren nicht singen sollten. beides ist peinlich, vor allem wenn man seinem publikum verbal in den hintern steigt um dafür applaus einzuheimsen und das dann auch noch 5mal textgleich wiederholt.
ich bin mittlerweile so weit, dass ich musik nur noch mit einer „skip“-taste ertrage. zuhause kann ich schreckliche lieder vorspulen, im konzert muss man sie unerbittlich ertragen. leider hat alicia keys einige unerträgliche lieder im repertoire, bei denen sie mitunter auch ganz schrecklich laut singt. ihre stimme ist ja durchaus angenehm, sie dringt mir teilweise auch unter die haut und erzeugt eine leichte gänsehaut, aber 1,5 stunden sind dann doch ungefähr 1,2 stunden zu viel für mich.
die o2-arena ist jetzt ungefähr 5 wochen alt und schon ganz enorm runtergerockt. aus den armlehnen kam bereits der schaumstoff gequollen, die toiletten sehen aus und riechen wie bei die mir zuhause und die halle hat den charme eines fünf jahre alten ikea-warenlagers (auch farblich). bei der gastronomie im „premium“-bereich erwartet man dann auch eher borcherts-köttbülar und wird auch ähnlich zuvorkommend bedient. nur die kostenlose babynahrung und free-refills fehlen.
eine stunde nach dem konzert wurden wir vor die wahl gestellt uns einschliessen zu lassen, oder zu gehen. das mit dem premium-service muss man in der o2-arena noch ein wenig üben. sonst wars aber super. echt.
jochen wegner ist der barack obama des focus. ich kann das heft nicht leiden und der online auftritt rauscht komplett an meiner aufmerksamkeitsschwelle vorbei. ich glaube zum letzten mal hab ich die focus.de-seite zur cebit aufgerufen. oder zur fussball wm. ich frage mich gerade obs schonmal nen focus.de-artikel in rivva (huch: rivva-leitmedien platz 433) gab? wegner hingegen finde ich super.
jochen wegner würde ich, wenn er auf podien spricht, sogar hinterherreisen. wenn er auf einem podium etwas sagt, halte ich das immer für wahnsinnig intelligent (hier ist kein ironietag versteckt!) und er kommt mir völlig uneitel und sympathisch vor. wenn ich markwort sehe, platzt er vor eitelkeit, redet populistisches, seichtest, uninteressantes zeug und ich fühle mich durch ihn bestätigt, dass focus ein käseblatt ist.
wegner verleiht dem focus ein menschliches antlitz, er gibt mir das gefühl, wenn ich ihn reden höre, das focus.de doch ein profundes, interessantes produkt sein könnte. wenn wegner barack obama ist, ist helmut markwort george w. bush. er personifiziert alles was mir am gedruckten focus (und am journalismus) unsympathisch ist: oberflächlichkeit, populismus, rechtslastiger kampagnen-journalismus, selbstverliebtheit, infotainment und humorlosigkeit.
wegner gab mir heute hoffnung, dass das mit dem onlinejournalismus in deutschland doch noch was werden könnte. heute auf dem erste podium der veranstaltung „besser online“ sass er zusammen mit stefan keuchel, dem aalglatten presssprecher von google, manfred hart, dem stammelnden und offenbar an einer schweren argumente-allergie leidenen chefredakteur von bild.de, wolfgang büchner, dem haarigen, aber ziemlich überzeugenden chefredakteur von spiegel-online und jörg sadrozinski, dem redaktionsleiter von tagesschau.de, dem man jede gremiensitzung die er erleiden musste, an seiner bürokratisch-differenziert sprache ablesen kann, auf dem podium (ausser sadrozinski sprach niemand von „journalistinnen und journalisten“ und ausser der moderatorin michaela skott, war niemand so sehr (vergeblich) auf ausgleich bemüht wie er).
obwohl frau skott in der tat „die unerträgliche kunst, aus spannenden diskussionen durch zwischenmoderationen die luft zu nehmen“ beherrscht, bliebe dank wegner (und büchner) am ende der diskussion hoffnung.
hoffnung, dass es leute gibt die das internet verstehen, oder genauer verstehen wollen und die potenziale und chancen erkennen und daraus, im besten falle, guten journalismus machen. am deutlichsten zeigte sich das für mich bei der diskussion, als es um google ging. verleger und chefredakteure haben ja ein ziemlich gespaltenes verhältnis zu google. einerseits schaufelt google ihnen massig traffic ins haus, wegner meinte bei focus seien es 40%, bei anderen blättern auch gut und gerne mal 60-70%. andererseits argmentieren viele, vor allem belgische, zeitungsverleger, dass das was google und google-news mache content-klau und parasitär sei. oder wie manfred hart von bild.de nebulös sagte, journalisten mögen es nicht, wie gogle mit ihnen umgeht. wenn ich mich recht erinnerte behauptete er sogar, dass die uraufgaben des journalismus, recherche, einordung und zusammenfassung von ereignissen von google „verhindert“ (oder verändert?) würden. wegner reicherte harts worte mit ein paar durchaus nachvollziehbaren und klugen argumenten an: das problem mit google sei vor allem die mangelnde transparenz. die regeln nach denen google beispielsweise hin und wieder webseiten abstraft, seien nicht transparent, bzw. schwer nachvollziehbar bis willkürlich. zumindest sei es schwer herauszufinden, wenn man mal aus dem index geflogen sei, weshalb und was man tun kann um wieder reinzukommen. google werde durch sein quasi-monopol in deutschland, wo ca. 90% der internetnutzer google als suchmaschine nutzen, zu einer art neuem gatekeeper (kein wunder dass da journalisten fuchsig werden).
der pressesprecher von google wich dem mangelnde-transparenz-vorwurf geschickt aus, indem er antwortete, er könne das nicht nachvollziehen, warum google zum feindbild stilisiert würde. er häte auch extra mal die definition von monopol nachgeschlagen (ich auch). google sei nunmal einfach eine suchmaschine (was so auch nicht mehr wirklich stimmt) die sich durchaus harter konkurenz ausgesetzt sehe: microsoft, yahoo, äh, ich glaube er nannte auch eine dritte, aber die fällt mir jetzt partout nicht mehr ein. dass google mit yahoo bei der online werbung zusammenarbeiten (möchte) vergass er zu erwähnen. dafür wies er darauf hin, dass die benutzer ja auch über soziale netzwerke, facebook, twitter, myspace an informationen kämen, dass man das mit der starken stellung von google also nicht überbewerten solle. dass google auch im bereich soziale netzwerke schwere geschütze gegen die konkurenz auffährt und man mit myspace eine milliardenschwere werbe-kooperation hat, erwähnte er auch nicht (das präzisierte wegner später, als er sagte, google werde mehr und mehr zum „web“ selbst). aber er wurde nicht müde, zu betonen, dass google vielen webseiten sehr viel traffic zuspüle, auch kleineren seiten. traffic, den wegner übrigens sehr hochwertig nannte. leser, die von google kämen seien im nutzerverhalten kaum von denen zu unterscheiden, die über die homepage kämen.
zu suchmaschinen und suchmaschinenoptimierung sagte wegner auch noch zwei dinge die mir aus der seele sprachen. für ein schlechtes produkt könne man so viel werbung machen wie man wolle, nur wird dadurch das schlechte produkt nicht besser. im gegenteil, mehr leute bemerken, dass das produkt schlecht ist. insofern störe ihn exessive suchmaschinenoptimierung bei der konkurenz gar nicht. im gegenteil, manchmal wünsche er sich beim lesen von papier-zeitungen, dass man dort mal ein bisschen suchmaschinenoptimierung betreibe. gute suchmaschinenoptimierung, beispielsweise mit überschriften die auch mal was mit dem inhalt des artiels zu tun hätten, helfe den lesern eben auch, das wichtige auf einen blick zu erkennen.
wolfgang büchner, von spiegle online stiess in das selbe horn: an erster stelle käme die qualität, dann erst solle man sich um reichweite kümmern und dann um monetarisierung. am anfang der diskussion scherze büchner auch mit manfred hart, der ihm androhte, dass bild.de nächstes jahr spiegel online bei den leserzahlen überholen würde, dass ihm das wirklich nix ausmachen würde, solange man sie nicht bei der qualität überholten. das befürchte er allerdings nicht.
und nochetwas beeindruckte mich an wegners ausführungen. bei focus.de habe man workflows im content-managment-system entwickelt und umgesetzt, die die redakteure dazu anhalten auf leserkommentare mit inhaltlicher kritik oder korrekturvorschlägen zu reagieren, entweder in kommentarform oder durch eine korrektur des artikels.
und um diese eloge auf jochen wegner endlich abzuschliessen, möchte ich noch eines erwähnen was er sagte und was sich entweder als prophetisch oder einfach blöd dahin gesagt herausstellen könnte: er könne sich vorstellen, dass angesichts des stetig weiterwachsenden suchmaschinen-traffics, dem vormarsch von aggregatoren und feedreadern, journalisten in zukunft vielleicht reine feedproduzenten werden. angesichts meiner feedburner zahlen (konstant um die 3000 abos) und dagegen beinahe lächerlichen leserzahlen, könnte da was dran sein.
was mir ausserdem noch so auffiel:
[nachtrag 19.10.2008]
peter schink hat die erste podiumsdiskussion schön knapp zusammengefasst.
alexander svensson hat seine folien online.
[nachtrag 22.10.2008]
jochen wegner hat sich am samstag sechs minuten vor der kamera zu den plänen von focus.de geäussert, wie ix finde sehr interessant. ich habe mich auch zu irgendwas geäussert. achso, stefan niggemeier auch.
dieser artikel von peter glaser ist ein augenöffner. ein augenöffner dafür, dass die deutschen (und wahrscheinlich auch alle anderen) zeitungsverlage online bisher so einigermassen alles vergeigt haben was zu vergeigen ist.
das konzept bezahlter inhalte war kein irrweg, es war von anfang an dumm. es war dumm zu glauben, dass leser massenhaft für inhalte, für nachrichten bezahlen würden. es war vor allem auch von anfang an verlogen zu behaupten, für „qualitätsjournalismus“ müsse der leser eben zahlen. die währung mit der zeitungsverleger schon immer kalkulierten ist aufmerksamkeit. die auflage einer (papier-) zeitung misst nicht die einnahmen aus dem verkauf, sondern die reichweite, die aufmerksamkeit die ihr die leser schenken. diese aufmerksamkeit lässt sich wiederum mit werbeeinnahmen vergolden. auch wenn es in deutschland bis jetzt kaum gratis-zeitungen gibt, waren zeitungen genau betrachtet schon immer kostenlos. zeitungen und zeitschriften liegen in cafés aus, beim friseur, im flugzeug, sie werden in lesezirkeln in umlauf gebracht, selbst in der dunklen zeit ohne internet, lagen bei mir zuhause stets mehrere zeitungen und zeitschriften auf dem küchentisch aus, die ich kostenlos lesen konnte. aber zeitungen wurden doch auch immer verkauft? janee. die kosten eine zeitung zu drucken und zu vertreiben übersteigen den verkaufspreis bei weitem. papier, druck und vertrieb einer zeitung die für 80 cent verkauft wird, dürfe den verlag so um die zwei euro fünfzig kosten. und bei abos zählt nicht der abopreis, sondern die bindung der abonnenten die wiederum in werbeerlöse umzusetzen ist.
zeitungen und zeitschriften finanzieren sich schon immer aus den werbeeinnahmen.
aber die verleger meinten sie seien pfiffig genug und könnten mal eben im internet ein neues geschäftsmodell kreieren; sich über den verkauf refinanzieren, statt über werbung. dieses modell ist komplett in die hose gegangen, zeitungen verloren aufmerksamkeit, relevanz, bedeutung und leser weil die sich ihre informationen (weiterhin) dort holten wo sie kostenlos oder leicht zugänglich lagen und liegen.
die verleger wurden, während sie sich in ihrer hybris sonnten, rechts und links überholt. google perfektionierte das traditionelle refinanzierungsmodell der verleger und schaffte es (fremde) inhalte mit werbung zu vergolden. selbst die gute alte cashcow kleinanzeigen wird mittlerweile von anderen als den verlegern gemolken. zwischenzeitlich „ebay“, jetzt „craigslist“, „amazon marketplace“ und tausend andere websites öffnen märkte, die die kleinanzeigenteile der zeitungen sehr alt, sehr unpraktisch und sehr teuer aussehen lassen.
und was machen die verleger? statt endlich die potenziale zu erkennen und zu nutzen jammern und klagen sie, lügen sich in die taschen und quälen uns mit blöden sprüchen darüber, dass qualität nur auf papier entstehen kann.
es ist die aufmerksamkeit um die es geht, nicht das medium.
noch blödsinniger und langweiliger als blödsinniges und langweiliges fernsehen oder blödsinnige und langweilige fernseh-jubelshows mit einem gastauftritt von jemandem, der die blödsinnige und langweilige show „blödsinnig und langweilig“ nennt, sind die blödsinnigen und langweiligen berichte, kommentare und interviews die dazu im nachhinein aus nicht minder blödsinnigen medien sprudeln.
ich sehe es schon kommen: bald wird es ein berliner auf die titel- und startseiten schaffen weil er in einem haufen hundescheisse scheisse erkannte und den mut hatte das vor einer kamera einem haufen hundebesitzer ins gesicht zu sagen.
→ weiterlesenrené fasst es ganz gut zusammen:
Es geht mir beim Bloggen also vor allem lediglich ummichundmeineWebsite und den Content, den ich da haben will. Und ich verstehe es tatsächlichüberhauptnicht, warum ich da andere Websites zum Maßstab machen soll. [im zusammenhang lesen]
ix ergänze: warum (und vor allem wie) sollte ich das was andere leute (oder gar meine leser) interessiert zum massstab machen?
neben vielen anderen, war dies mein lieblings-zitat heute abend: „auch unfertiges kann seinen zwec
ich bin leider zu müde um noch zu versuchen mich irgendwie klug zum thema zu äussern — und zwar müde im ganz praktischen sinne, als auch im allgemeinen. das thema vortsdatenspeicherung, datenschutz und eigentlich auch web2.0 und web ganz allgemein ist eigentlich viel zu akut und wichtig um es mit einem denkboykott aus müdigkeit zu belegen.
mir kommt einerseits enorm viel dazu in den sinn und andererseits nichts sinnvolles aus der feder. trotzdem, mir fiel in den letzten tagen auf, dass zu dem thema viel zu wenig gedacht wird, viel zu wenig bewusstseinsbildung und aufklärungsarbeit stattfinden und dass wenn das thema diskutiert wird, die diskussion meist angstbesetzt oder von aktuellen datenskandalen entfacht wird (und nach wenigen tagen wieder aus dem bewusstsein verschwindet).
mit dem globalen, grenzenlosen internet haben wir ziemlich unvorbereitet neuland betreten, viele leben in diesem neuen lebensraum, dessen gesetzmässigkeiten technisch und politisch noch nicht einmal ansatzweise ausgelotet sind, aber unsere lebenswirklichkeit bereits entscheidend beeinflusst.
dass daten überhaupt in diesem nie dagewesenen umfang gesammelt und gespeichert werden können, trifft alle beteiligten völlig unvorbereitet, anbieter, nutzer und politik gleichermassen. auch weil alle gleichermassen ratlos (oder ahnunglos) vor den durch diese neue welt aufgeworfenen fragen stehen, finde ich es wichtig und richtig sich zusammenzutun und zu versuchen die grenzen auszuloten, sich meinungen zu bilden, zu streiten, zu debattieren. ein anfang ist gegen uferlose datensammelwut zu demonstrieren, sich zusammenzurotten und aufzustehen und zu sagen „ich habe rechte“. ich weiss zwar noch nicht genau welche, ich habe noch nicht alles zuende gedacht, ich bin müde, aber einfach so weitermachen, die techniker, die technokraten, die politiker einfach bestimmen zu lassen wo es langgehen soll ist nicht der richtige weg.
deshalb, auch wenn es sich vielleicht doof anhört, lohnt es sich ganz bestimmt jetzt zu demonstrieren.
und es besteht meiner meinung nach, ganz im gegenteil zu gregor keuschnigs einwand, kein gegensatz zwischen protest und aufklärung. es geht darum ein bewusstsein zu schaffen, wachzurütteln (zur not sich selbst) und vor allem seinen arsch hoch zu kriegen.
gestern habe ich mit halbem ohr in der tagesschau aufgeschnappt, wie angela merkel davon sprach, dass sich die „sparerinnen und sparer“ keine sorgen machen müssten weil politiker und politikerinnen, banker und bankerinnen, versicherungsmanager und versicherungsmanagerinnen, aufsichtsbehörden und aufsichtbehördinnen und vor allem experten und expertinnen kümmern würden. irgendwer wolle auch mit irgendwas bürgen, für die sparer und sparerinnen, bzw. deren einlagen. und diese einlagen betreffen, wenn ich das richtig verstanden habe, nicht nur die sparerinnen.
In einem Interview bekräftigt Oliver Pocher, dass es zwischen ihm und seinemProtegeeHarald Schmidt keine Spannungen gab oder gibt. Allerdings sieht Pocher sich auch in der Lage, eine Sendung alleine zu bestreiten.
genau. nach dieser logik ist woody allen die muse von scarlett johansson und donald sutherland der filius von kiefer sutherland.
[nachtrag 07.10.2008]
aus dem „protegee“ harald schmidt ist bei jetzt dwdl.de der „arbeitgeber“ harald schmidt geworden.
nicht nur um das kompliment zurückzugeben, sondern weil es mir tatsächlich bereits vor ein paar tagen aufgefallen ist, das übersichtlichste web 2.0 expo ich-will-umsonst-rein-geblogge macht christian heller. bei ihm habe ich zum erstenmal die preisstrukturen der web 2.0 expo verstanden und bewundere, dass er glaubhaft den eindruck vermittelt, er habe sich bereits einen überblick über die veranstaltung verschafft.
apropos überblick. die woche vom 20. bis zum 24. oktober (KW43) scheint ziemlich unübersichtlich, bzw. vollgepackt mit internet-fuzzi-zeug zu werden.
letztes jahr und auch dieses jahr habe ich mich bitterlich beklagt, dass das konferenzprogramm so hinterwälderisch und einsnullig daherkam. das programm wurde damals auf eine html-seite geschmiert und am eingang zur konferenz gab ein eine gedruckte ausgabe die zwar schön bunt, aber ebenso unverständlich daherkam. eine praktische .ics-kalenderdatei die man in seinem desktop-kalender abonieren konnte und mit seinem taschentelefon synchronisieren konnte bot o’reilly damals nicht an und überliess die arbeit, dann doch wieder ein bisschen zweinullig, den benutzern selbst. damals hat sich jeremy keith die mühe gemacht die einzelnen workshops und keynotes in das ics-format zu übertragen.
dieses jahr hatte ich ja bereits der hoffnung ausdruck verliehen, dass die veranstalter lernfähig sind. in sachen termin-planung scheinen sich meine hoffnungen zu erfüllen. o’reilly kooperiert offenbar mit dem total zweinulligen „crowdvine.com“, einer webanwendung zum organisieren und communitisieren von konferenzen oder anderen veranstaltungen. crowdvine verspricht:
CrowdVine, founded in 2007, builds simple and powerful social software to help people connect. While we believe our products are very good, the killer feature of social software is people.
mark zuckerberg hat ja mal gesagt, dass man „online communities“ nicht erzwingen, bzw. bauen kann, sondern den menschen eigentich nur gute werkzeuge geben muss, um die herum sich dann im besten fall gemeinschaften bilden könnten. crowdvine für die web 2.0 expo erfüllt diesen anspruch. kurz und schmerzfrei anmelden (schön datensparsam, man muss lediglich einen spitzname, seine emailadresse und ein passwort eingeben) klickt man sich indem man auf ein grosses „+“ klickt seine sessions und keynotes für die man sich interessiert zusammen.
am ende hat man dann eine liste mit den veranstaltungen die einen interessieren, sieht wer sich ebenfalls für die veranstaltung interessiert, wo und wann sie stattfindet, wenn man will kann man sich ziemlich viele informationen über die referenten ansehen und sich ein netzwerk mit bekanten zusammenklicken. und an kann sich die termine mit einem klick als .ics-datei-abo oder -download in seinen desktop-kalender ziehen. das sieht dann bei mir so aus:
sehr lobenswert. die web 2.0 expo und ix könnten noch freunde werden. technisch. inhaltlich habe ich nichts gefunden was mich euphorisieren würde. viele der workshops drehen sich darum, wie man inhalte und anwendungen auf taschentelefone bekommt, man liest von allgemeinplätzen („Building Successful Next Generation Web 2.0 Applications“) und überall steht was von „social-“, „cloud-“ und „location based-“ gedöns. mal schaun, manchmal lernt man ja auch was, wenn man ein buch zum zwölften mal liest. vielleicht lernt man ja auch was, wenn man einen referenten zum zwölften mal zuhört.
mein profil auf crowdvine, meine expo-kalenderdatei.
am sonntag war ich, statt formel1 zu gucken, mal wieder auf einer kaffee.satz-lesung. das schöne an solchen lesungen ist, man sich prima inspirieren lassen (mir kommen auf lesungen immer unheimlich viele gute ideen in den kopf die ich kurz nach der lesung allerdings alle wieder vergessen habe) und viel über sich selbst lernen.
ich habe gestern beispielsweise bemerkt, dass ich mich mehr und mehr in ein intolerantes, vorurteilsbeladenes arschloch verwandle (oder schon immer eins war). wenn jemand einen text vorliest der nicht 100 prozentig meinen hör- oder lesegewohnheiten entspricht schalte ich erstmal auf stur und lasse den text aus formalen gründen auf der einen seite rein und auf der anderen seite gleich wieder raus ohne ihn auch nur ansatzweise verstehen zu wollen. wohlgemerkt aus formalen gründen, weil mir irgendwas am satzbau oder an der erzählform nicht passt.
am sonntag waren es die texte von andreas stichmann, den jochen reinecke hier adäquat gewürdigt hat. erst als das halbe publikum sich scheckig lachte, liess ich mich herab den text überhaupt wahrzunehmen, hinter die formale fassade, an die man sich als toleranter mensch ja auch einfach so gewöhnen kann, zu blicken um dort wunderbare und urkomische gedanken, fragmente und beobachtungen wahrzunehmen. als jemand, der von anderen verlangt, über formalien wie rechtschreibung oder gross- und kleinschreibung hinwegzusehen, ist so eine haltung schon ganz schön dreist.
noch arroganter und intolerater war ich bei der wahrnehmung des gastgebers. jedesmal wenn ich ihn sehe, wenn er sich breit grinsend, wild gestikulierend, selbstverliebt und irgendwelchen spontan ausgedachten quatsch erzählend vor das publikum stellt, empfinde ich abscheu. muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen, ich sitz bei dem in der wohnung und finde ihn einfach doof obwohl er doch das gleiche macht wie jeder der ein publikum hat. er versucht sein publikum nicht zu langweilen, lustig zu sein, zu unterhalten und will einfach nur gemocht werden. bestens verständliche motive, die auch mich (manchmal) in meinen hellen stunden antreiben.
auch ich bin selbstgefällig, dränge mich in den vordergrund und tue das, was ich tue oft mit handwerklichen fehlern. ich bin so vermessen schlecht oder gar nicht vorbereitet vor mein publikum zu treten, sie mit ollen kamellen zu langweilen und verleihe meiner ich-bezogenheit brutalsmöglich ausdruck. und nur bei diesem schauspieler stört es mich. aber vielleicht nervte mich auch gar nicht der schauspieler so sehr, sondern das publikum. warum lachen und klatschen die bei witzen die einem eigentlich die fussnägel aufrollen sollten, warum schreit eine aus dem publikum „mehr!“, als die qualvolle performance endlich zuende geht?
ansonsten fand ich die lesung übrigens ganz grandios. und ich bin mittlerweile bereit, jochen reinecke zum witzigsten menschen den ich kenne zu erklären — und das obwohl er aussieht wie ein jurastudent mit leichtem hang zur adipositas, frisch aus dem verbindungshaus.
die andere lesung, am samstag, war übrigens auch ganz famos. tondokumente davon gibt es auch ein paar.
… hatte gestern offenbar die aufgabe überschriften für den tagesspiegel zu kalauern. im kulturteil las ix „Die Kirche im Castorf lassen“, auf seite zwei über „Schwund und Sühne“ und auf dem titel stand etwas von „Kreischsägen“.
tissy bruhns hat den wortspielkönig allerdings nicht an ihren artikel gelassen und, wie ix fand, treffend das „Ende des »bürgerlichen Lagers«“ analysiert. oder hatte der wortspielkönig vor dem lesen von bruhns schon mein hirn erweicht?
Adolf Hitler, der den BKA-Präsidenten Horst Herold spielt, ist bis zur Schlussszene die einzige Figur, durch die die Autoren zu uns sprechen. [satz im zusamenhang lesen]
grandiose filmkritik, grandioser schlusssatz.
ich bin mir noch nicht ganz klar, warum, aber ich bin erschüttert. nachdem ich heute mittag im de:bug-blog über eine diskussionsveranstaltung in der akademie der künste gelesen hatte, entschoss ich mich relativ spontan mir heute abend das „Akademie-Gespräch“ über „Das System Google“ anzusehen. das podium war ziemlich hochkarätig besetzt:
während mercedes bunz 15 lange minuten von adam und eva die 10jährige geschichte von google nacherzählte und erklärte was man mit google so alles machen kann, machte sich annette kroeber riel bereits fleissig notizen und guckte latent genervt. keine ahnung ob sie von mercedes bunz etwas neues erfuhr oder sich noch aktiv auf ihre redebeiträge vorbereitete. ich habe zumindest in den ersten 15 minuten nichts neues erfahren.
chervel, schaar und reischl eröffneten die diskussion mit redebeiträgen die sich kurz mit folgenden worten zusammenfassen lassen: „google und was google macht, ist nicht ganz unproblematisch.“ ich glaube reischl fasste es folgendermassen zusammen „google ist cool, googles datensammelwut ist uncool.“ schaar bemühte für diese aussage eine kleine analogie: kindern müsse man beim fernsehen anfangs erklären, dass die menschen im fernseher einen gar nicht sehen können, dass das nur so aussehe und dass sie ruhig „in der nase bohren“ könnten, die menschen im fernsehen sähen einen dabei nicht. im internet sei das anders, da hinterliesse zwar nicht das nasebohren, aber jeder schritt spuren. bei den daten die da gesammelt würden, fing es an kompliziert zu werden. ip-adressen würden zusammen mit suchanfragen gespeichert, über cookies könnten die suchanfragen und ip-adressen „theoretisch“ zu profilen geformt werden und google wisse so, wer man sei. die ip-adressen und suchanfragen seien früher „unbefristet“ gespeichert worden, datenschützer hätten aber erreicht, dass google die daten jetzt noch für 18 monate speichere und davon rede, die daten künftig nur noch 9 monate zu speichern. welche daten nun genau gespeichert würden und vor allem wozu, wisse er aber auch nicht genau. ausserdem beklagte er, dass den benutzern oft das bewusstsein fehle dass sie datenspuren hinterliessen. die antwort von annette kroeber riel von google auf die frage wozu google diese daten benutze fiel dann leider auch unbefriedigend aus und deutete bereits das dilema der ganzen diskussion um google, internet und datenschutz heute abend, aber auch darüber hinaus an.
google nutze die daten dafür die produkte zu verbessern und „die sicherheit“ zu verbessern. beides präzsisierte sie zwar noch noch, indem sie sagte, die daten der suchabfragen würden beispielsweise dafür genutzt die suchergenisse „kleiner“ sprachen zu verbessern, man brauche einfach eine gewisse zahl an daten um gute ergebnisse zu liefern, bei grossen sprachen wie englisch oder deutsch deutlich weniger, als für kleine sprachen. leider sagte sie das nicht, aber vermutlich meinte sie damit funktionen wie korrekturvorschläge, semantische analysen über statistische auswertung um ähnliche wortbedeutungen zu erfassen und beispielsweise bei der suche nach einem wort im singular auch die pluralformen im suchergebniss anzuzeigen. ebensowenig sagte sie, wozu dafür ip-adressen oder daten aus denen potenziell profile konstruiert werden können, gespeichert werden müssten. auch als sie später auf nachfrage den recht generischen begriff der „sicherheit“ etwas differenzierte, blieb sie eine antwort schuldig wozu diese potenziell persönlichen daten denn überhaupt und vor allem so lange gespeichert werden müssten.
das dilema der diskussion lautet ahnungslosigkeit. der datenschutzbeauftragte der bundesregierung weiss nicht welche daten gespeichert werden und wozu, die google-lobbyistin weiss es auch nicht und kann es noch weniger plausibel erklären, so dass sowohl die nutzer als auch die zuhörer der diskussion es nicht erfahren, geschweige denn verstehen und am ende bleiben diffuse ängste, verdächtigungen und wilde spekulationen.
irgendwann sagte annette kroeber riel zu peter schaar, google habe auf die anfrage der europäischen datenschützer „ausführlich dargelegt“ wozu google die daten sammelt. präzise und befriedigend wiederholen konnte oder wollte sie es aber nicht. ebenso schien es im späteren diskussionsverlauf, dass peter schaar weder verstehen wolle oder könne, wozu diese daten genutzt werden, geschweige denn, dass der normale benutzer oder zuhörer in der diskussion es verstünde.
klaus staeck verdeutlichte später mit seinen zwei oder drei redebeiträgeen das elende dilema, als er seiner ahnungslosigkeit donnernd ausdruck verlieh, indem er das „system google“ in sein beinahe wahnhaftes gesellschaftsbild und seine fundamentale kapitalismuskritik einzumontieren versuchte und wild rumsuggerierte, ob das „system google“ nicht die demokratie in frage stelle. er kippte eine ganze LKW-ladung vorurteile und hysterie aus und nannte das später „kritik üben“.
ein zuhörer fasste diese absurde situation am ende mit einem filmzitat zusammen: „wenn dich die komplexität nicht schafft, dann tuts am ende der widerspruch.“ nochmal langsam zum mitdenken: google schafft ungeheuer komplexe technische systeme, die wegen ihrer überragender qualität oft eine marktbeherrschende stellung erreichen, schafft es aber nicht die bedenken die durch diese situation entstehen glaubwürdig zu entkräften. auf der anderen seite sind diejenigen die sich mit oder ohne mandat dazu berufen fühlen dieses system zu kontrollieren, zu regulieren oder zu kritisieren völlig von der komplexität, den technischen und politischen gegebenheiten überfordert. sie verstehen weder wie es funktioniert, noch wissen sie was sie eigentlich fordern wollen oder sollen. gänzlich überfordert scheinen die gemeinen nutzer zu sein. sie hören mal fundierte warnungen, mal unfundiertes vorurteils- und hysterie-geplärre und basteln sich aus lückenhaftem wissen, manglhafter medienkompetenz und vorurteilen eine gefährliche amgst-melange zusammen, die dann zu äusserungen führt wie „wie kann ich verhindern, dass meine ganzen persönlichen daten veröffentlicht werden“ oder zur absurden behauptung, dass früher die viel aufwändigere recherche in bilbiotheken oder enzyklopädien den recherchierenden viel klüger gemacht hätten als das heutige „google-geklicke“.
der grund für meine erschütterung nach dieser diskussion ist, dass ich sowohl auf dem podium, also auch bei der google-vertreterin, als auch im publikum völlige ahnungslosigkeit festgestellt habe. und ich will das gar nicht als vorwurf formulieren, sondern eben als eine erschütternde erkenntnis. und auch der google-vertreterin will ich nicht zu nahe treten, sie war umgeben von agression, einen bräsig-aggressiven gerald reischl, der sich bitterlich beklagte nicht genug gesprächspartner bei google zu finden, einem onkelig-aggressiven peter schaar, der rhetorisch glänzend aber auch stetig halbwissen demonstrierend rumnörgelte und einem vor klassenkampf-aggro-rhetorik beinahe platzendem klaus staeck. das publikum strahlte ebenso konstant eine latente aggressivität aus. da ist es sicherlich nicht einfach gegenzuhalten, aber ein wenig rhetorische brillianz und wissen hätten da sicher nicht geschadet.
keien frage, google muss kontrolliert werden, bzw. braucht starke gegenspieler die es verstehen und klar in seine schranken verweisen (können). nur müssen diese gegenspieler verstehen um was es geht, müssen die technische kompetenz besitzen um einzuschätzen was google überhaupt treibt, einschätzen können was fortschritt ist und was rückschritt und vor allem verstehen was im interesse der benutzer ist. letztendlich geht es um die fähigkeit zu formulieren was wir, die bürger, die benutzer eigentlich wollen, es geht um politische willensbildung, um aufklärung, um fundierte kritik. ein gedanke von peter schaar blieb mir hängen, ein gewinnorientiertes unternehmen wie google, das an den nutzern einen riesenhaufen geld verdient hat eine verpflichtung den nutzern möglichkeiten zu bieten, sich spurenlos und ohne angst vor repression im netz zu bewegen. nur wie? niemand will auf die grandiosen dienste von google verzichten und trotzdem muss das digitale leben soetwas wie klare, unverrückbare menschenrechte bieten. mit den bisherigen gestzlichen rahmen kommen wir da nicht unbedingt viel weiter, wir brauchen eine politische willensbildung, um uns klar zu werden was „informationsfreiheit“ überhaupt bedeutet, wie demokratie und freiheit im netz funktionieren sollen und wir brauchen kompetente politiker (oder datenschützer) die diese auf augenhöhe mit dem gesetzgeber oder unternehmen wie google durchsetzen können.
und wir brauchen aufklärung. bildung. transparenz. google muss deutlich klarer und transparenter agieren und sollte ein grösstmögliches interesse daran haben, den nutzer zu erklären was sie tun, was mit ihren daten geschieht und — wichtiger noch — den nutzern die macht über ihre daten (zurück)geben. eine lobbyistin die auf einer podiumsdiskussion auf fast alle fragen stotternd antwortet, dass die das eigentlich nicht wisse, ist da nicht hilfreich. eine mini-ausgabe von oskar lafontaine die auf dem podium cholerisch, demagogisch und ahnungslos vorurteile rausposaunt und von demokratie schwafelt ist da ebensowenig hilfreich. und ein autor der ein „kritisches“ buch zu google verfasst, aber ausser klagen, dass er von google bisher nicht als gesprächspartner akzeptiert wurde so gut wie nichts substanzielles sagt ist auch nicht hilfreich.
ich glaube google täte sich einen riesengefallen seine vertreter in der öffentlichkeit nicht nur medienkompetenz fordern zu lassen, sondern diese auch aktiv und agressiv zu fördern. warum gibt google kein geld, um in schulen medien- und internet-kompetenz-untericht zu fördern? was hält google davon ab, menschen beizubringen wie sie ihre daten schützen, wie sie sich sicher, anonym im internet, auf google bewegen? nicht „don’t be evil“: „do good.“
vorurteile, halbwissen, paranoia, ängste sind die grössten konkurenten von google, nicht microsoft oder apple oder die zeitschriftenverleger oder der perlentaucher.
aber: das was ich heute abend gesehen habe, stimmt mich nicht zuversichtlich, im gegenteil. ich bin erschüttert.
[die diskussion wurde aufgezeichnet, ich vermute sie wird irgendwann in den nächsten wochen hier zu sehen sein.]
[nachtrag 02.10.2008]
volkhard bode schreibt auf boersenblatt.de ungefähr von den gleichen eindrücken wie ix. gefunden beim perlentaucher.
[nachtrag 05.10.2008]
ein paar zitate von der veranstaltung beim deutschlandfunk, zusammengetragen von frank hessenland.
letztes jahr fand die web 2.0 expo auf dem berliner messegelände statt. es war schrecklich weitläufig, leer und überdimensioniert und vor allem komplett ab vom schuss (foto von dort). dieses jahr findet die konferenz im „berliner congress center“ (das ist denglisch für „berliner kongress-zentrum“) statt, mitten in berlin, zentral gelegen:
Co-produced by O’Reilly Media and TechWeb, the second Web 2.0 Expo Europe, taking place 21-23 October, will welcome delegates to a new venue - the Berliner Congress Center, a beautifully-designed space in a central Berlin location. [quelle]
bei o’reilly ist man also durchaus bereit dazuzulernen (wie heisst nochmal das gegenteil von beratungsresistent?). letztes jahr las man die grössten klagen über die web 2.0 expo über die räumlichkeiten und die versorgung mit nahrungsmitteln. selbst kaffee-engpässe waren letztes jahr zu beklagen.
inhaltlich war ich letztes jahr nicht unzufrieden. ich fand tim o’reillys keynote inspirierend, die anderen vorträge die ich sah ebenso — wenn ich sie denn fand. die verteilung der vorträge, der workshops, die ganze organisation war, nun ja, thomas knüwer nannte es damals so:
Das Programm zur Expo ist unübersichtlich und die Organisation ohnehin grausam schlecht. Im Presseraum wirbelt dafür eine huhnhysterische Tanja-Anja und stellt Journalisten aus dem gleichen Land wahllos einander vor.
nach letztem jahr kann es also eigentlich nur besser werden.
bleibt nur noch eine frage: was ist mit den inhalten? wird man dieses jahr wieder, wie letztes jahr von offenen standards, von offenen schnittstellen, von der widgetisierung und zunehmenden geräteunabhängigkeit des webs reden?
vermutlich. wird aber sicher trotzdem spannend.
siehe auch: web 2.0 expo berlin (29.09.2008)
nächster artikel zur web2expo: ein blick auf das programm der web 2.0 expo dieses jahr.
nutriculinary.wordpress.com von herrn paulsen. es geht dadrin ums essen, eine tätigkeit der ich auch sehr gerne nachgehe, neuerdings auch wieder vermehrt der zubereitung derselben. ich mochte zwar auch immer paulsen gemischtwaren-kiosk, aber offenbar sind fachblogs, bzw. thematisch eng gefasste blogs jetzt irgendwie ein grosses ding.
apropos essen. jochen reinecke hat am sonntag auf der kaffee-satz-lesung auch nur übers essen gelesen. er scheint so beschäftigt mit essen und übers essen-schreiben, dass er jetzt fürs normale rumeierernde geblogge gar keine zeit mehr zu haben scheint. schade.
[„neu auf meiner blogrolle“ ist übrigens nur so ein spruch, auch wenns stimmt. eigentlich bedeutet das „neu in meinem feedreader“.]
die kollegin hatte heute drei windeln auf ihrem schreibtisch liegen. als ich sie fragte ob das ihre windeln seien, bejahte sie und bot mir freundlicherweise auch eine windel an: „du kannst gerne auch eine haben, die gehen allerdings nur bis 12 kilo.“
das erstaunte mich wirklich sehr und ich antwortete ihr, dass das ja irre lieb von ihr sei, aber dass ich maximal so um die 700 gramm schaffen würde und das auch meist zielgenau anderswo versenken könne.
spanier reden immer so als würden sie gerade als volkstribun eine wichtige reden halten. auch wenn sie ihrer freundin nur sagen, dass der kaffee sehr lecker schmecken würde und dass sie später unbedingt noch zum brandenburger tor laufen müssten. ES SCHEINT SPANIERN SEHR WICHTIG ZU SEIN, LAUT ZU REDEN!
[im weg stehen sie auch immer.]
kürzlich dachte ich, wäre doch toll, wenn es einen mashup aus google-maps und freien call-a-bikes gäbe (google mapshup, quasi). schliesslich liegen die daten der freien mietfahrräder vor und so ein mashup soll ja angeblich so leicht zu programmieren sein, dass selbst leute wie du und ich das können sollen können. und siehe da, die bahn hat es tatsächlich getan, es gibt einen call-a-bike-mashup.
dass die karte irre umständlich zu bedienen ist und auf dem taschen-telefon nicht funktioniert scheint der bahn sowas wie eine ehrensache zu sein.
apropos „taschen-telefon“. vor ein paar wochen habe ich mir ein taxi bestellt, um 00:19h hatte ich die taxizentrale angerufen und um 00:21h bekam ich eine SMS in der stand, dass mein „Taxi 809“ vom „Halteplatz Wismarplatz“ kommen würde und dass man sich bedanke, dass ich 0800 222 22 55 gewählt hätte. sehr lobenswert.