die beifahrerin hat sich in den kopf gesetzt, dass wir einmal um berlin wandern, auf dem 66-seen-wanderweg. dafür hat sie sich sogar dieses buch gekauft und hat uns am sonntag zwei kleine etappen in und um strausberg rausgesucht.
für die anreise habe ich mir, wie von mir empfohlen, die geo epoche „wilder westen“ gekauft, denn die anreise per u- und s-bahn dauert knapp 1½ stunden. gute gelegenheit zum lesen. in strausberg haben wir dann einen bock gesehen, sind entlang der alten stadtmauer in die altstadt gegangen und haben dort einen kleinen umweg zur marienkirche gemacht.
in strausberg sieht man, dass die stadt sehr alt ist. man sieht mittelalterliche spuren und man sieht was passiert, wenn man häuser einfach ein paar dekaden rumstehen lässt.
vor dem wandern muss man sich natürlich erstmal stärken. wir haben das im restaurant zur fähre gemacht, wo man sehr nett draussen im vorgarten sitzen kann.
die bedienungen waren enorm freundlich, aber sehr selten. es hat ungefähr 45 minuten gedauert, bis wir unsere bestellungen vor uns stehen hatten, ich hatte mich für schweineleber entschieden.
sowohl der rotkohl als auch das kartoffelpüree waren hausgemacht und sehr lecker. die leber auch. die beifahrerin war mit ihrem salat glaube ich nur so mittelzufrieden.
dann sind wir am ufer des straussees entlang richtung süden gelaufen, bis wir am südende des sees auf den offiziellen, mit blauen punkten gekennzeichneten 66-seen-wanderweg gelangten.
der wanderweg führt durch wohngebiete, kleine und grosse wäldchen, über s-bahnschienen und strassen. einsamkeit und stille muss man nicht fürchten, der strassen- und zivilisationslärm verliess uns — zumindest auf dieser etappe — nie.
am südlichen ende des herrensee gibt es einen „ruheforst“. hier können sich waldmenschen bestatten lassen, markiert oder unmarkiert. die infotafel erklärt:
Der RuheForst Strausberg am Herrensee bietet Menschen die letzte Ruhestätte in einem herrlichen, leicht zu erreichenden Mischwald.
Im RuheForst befinden sich zahlreiche RuheBiotope, deren Mittelpunkt jeweils ein Baum bildet. Um einen RuheBiotop befinden sich bis zu 12 Urnenplätze. Hier können einzelne Personen, Familien oder sich im Leben nahestehende Menschen zusammen beigesetzt werden.
der beifahrerin gegenüber äusserte ich den wunsch, dass meine urne auf dem kaminsims stehen solle, das sei, falls sie fragen sollte, mein letzter wille. - „aber wir haben doch gar keinen kamin!“ - „dann musst du einen bauen, wenn ich sterbe …“
irgendwann fanden wir ein stück gerahmten wald. das ausstellungstück wald würde, so erklärte es eine infotafel, naturverjüngt, das heisst der waldbestand wird auf „natürlichem“ weg erneuert, durch „samenbefall“, „stockausschlag“ und „wurzelbrut“. ob der rahmen wanderer zur samenspende oder nur zur bewunderung animieren soll, weiss ich nicht.
Hmhm. Was tun mit Texten, die lesenswert sind, sei es weil gut oder schlecht, und zu denen man Kommentare hat? Öde Linkliste? Alternative?
die antwort lautet natürlich, ganz allgeimein: ins internet schreiben. am besten natürlich in sowas wie ein blog, weil dann kann man sie abonnieren, wenn man möchte. ich finde es schadet auch nicht, leseempfehlungen zu vertwittern oder auf facebook zu posten, wobei ich finde das dort links oft zu schnell im rauschen untergehen oder, unter umständen, die nur facebook kennt, weggerechnet werden. stehen die leseempfehlungen in einem blog, sind die chancen, dass ich sie finde und lese um einiges grösser. andererseits sendet man durchs twittern oder facebooken ein maschinenlesbares, bzw. per API auslesabres signal, das wiederum aggregatoren wie rivva nutzen können. aber das funktioniert mit einem verweis in einem blog ja auch.
besonders schön ist natürlich, wenn man links nicht nur sammelt und aussiebt, sondern auch eine kleine oder grosse anmerkung dazu schreibt. john gruber macht das seit vielen jahren. er kommentiert links manchmal nur mit einem satz, oft mit einem zitat, manchmal auch mit längeren anmerkungen. eigentlich macht jason kottke das auch, boingboing ebenso — wenn man es genau betrachtet machen es die meisten blogger so. und ob jeder link einen eigenen „artikel“ bekommt oder mehrere in einem zusammengefasst werden ist ja auch eher ne formalie. nico brünjes macht das seit einiger zeit relativ regelmässig in sammelform, maximilian buddenbohm macht das sehr regelmässig, anke gröner zu selten (wobei sie sehr regelmässig kommentierte linklisten zu büchern veröffentlicht).
blogs sind meiner meinung nach das optimale format für die empfehlung von lesenswerten texten. welches format man dafür wählt, wieviel mühe man sich damit gibt, wie regelmässig man das macht — meiner meinung ist das egal. hauptsache man macht es. und hauptsache man schreibt etwas dazu, einen kommentar (140 zeichen oder länger, zur not funktioniert auch oft ein „hihi“), ein zitat, eine kurzzusammenfassung oder eine reihe standardvorlagen („super text, ausdrucken“, „will haben“, „wow“, „nicht gelesen, aber tolle überschrift“).
ich mache das mit dem linksammeln und veröffentlichen übrigens aus genau zwei bis drei gründen. da ich eh ständig im netz lese, was relativ zeitaufwändig ist, kann ich einen text der mir gefiel auch mit relativ geringen zeitaufwand als lesenswert kennzeichnen. ich mache das indem ich mit einem bookmarklet einfach ein bookmark bei pinboard anlege und mit dem buchstaben „s“ (wie sharen) verschlagworte. das führt auch dazu, dass der link bei @wirresnet landet.
der zweite grund ist, dass ich nach dem lesen eines textes nicht selten das bedürfnis habe etwas anzumerken. das kann ein einfaches „hihi“ sein, ein ausdruck der bewunderung oder der abneigung oder manchmal auch nur ein besonders tolles zitat aus dem text sein. mit diesem prinzip war quote.fm mal ne weile sehr erfolgreich. viele kommentare oder zitate schreibe ich schon beim anlegen des bookmarks in pinboard dazu. wenn ich auf dem telefon lese, schreibe ich sie allerdings meist nicht dazu, sondern merke sie mir einfach. das klappt trotz meines schlechten gedächnisses ganz gut.
der dritte und wichtigste grund links zu sammeln, kurz zu kommentieren (oder ein zitat rauszuziehen) ist eigentlich gar kein grund, sondern ein zustand: weil ich gerne veröffentliche. oder teile. oder mitteile. oder gerne sehe wie und ob leute auf das was ich veröffentliche reagieren.
so wie sich manche diese frage stellen:
Wenn in einem Wald ein Baum umfällt und niemand ist da der es hört, hat es dann ein Geräusch dabei gegeben?
frage ich mich oft:
habe ich diese anmerkung zu diesem text überhaupt gedacht, wenn ich sie nicht veröffentliche?
der vierte grund links zu sammeln und auszusieben ist übrigens, dass es mir bei der verdauung von themengebieten hilft. oder genauer, beim sammeln und denken. meine blog ist eben auch mein notizzettel. pinboard ist eher eine art kladde in die ich fast alles werfe, aber was im blog landet, habe ich bereits ausgesiebt und damit als wichtig markiert.
auf den ersten blick wirkt es vielleicht, als würde das sammeln, sieben und veröffentlichen viel arbeit machen. der zweite blick zeigt, das stimmt. aber das macht nichts, denn wie mit allem was man mit einer gewissen regelmässigkeit macht, schleicht sich auch beim linksammeln und veröffentlichen nach einer weile eine gewisse routine ein — dank der man den aufwand dann gar nicht mehr wahrnimmt. was ich sagen will: man muss es einfach machen und wenn man es dann ne weile macht, merkt man, auf welche art es einem am leichtesten fällt — und man merkt irgendwann auch, dass es einem selbst beim denken und zusammenhalten von zitaten und bemerkenswerten texten hilft.
technisch gibt es eigentlich kaum hürden: wer ein wordpress am laufen hat kann entweder das wordpress „Press This“-Bookmarklet nutzen oder (je nach verwendetem theme) kann man mit ein paar klicks einen beitrag mit der beitragsvorlage „link“ erstellen, mit postalicious oder feedwordpress kann man die erstellung von linklisten oder linkartikeln ganz oder halb automatisieren. oder man bastelt sich eine artikelvorlage selbst, mit der man einmal pro woche (oder öfter) einen artikel aus den gesammelten links zusammenstöpselt. auch hier gilt, wei bei fast allem im leben: man muss einfach anfangen, ein bisschen rumprobieren und dann kommt der appetit von ganz alleine.
zwei bemerkenswert blöde artikel zum thema doofe-texte-dank-internet-immer-besser-zugänglich habe ich weiter unten separat von den heutigen links kommentiert. zum verständnis meiner anmerkungen wäre es natürlich hilfreich, die beiden texte selbst zu lesen. die sind aber so absurd, doof und konfus, dass ich das eigentlich niemandem zumuten möchte. deshalb empfehle ich allen meinen lesern hier aufzuhören zu lesen und sich vielleicht was interessantes zu lesen zu besorgen. vielleicht mal wieder ein buch? oder zum kiosk laufen und die geo-epoche kaufen? die mit dem wilden westen soll sehr gut sein.
keine ahnung warum clemens lukitsch die diskussion und den skandal um die gestohlenen bilder von verschiedenen promininenten frauen mit „prüderie“ in zusammenhang bringt:
Wieder einmal entlädt sich die in der amerikanischen Gesellschaft weit verbreitete, größtenteils religiös motivierte Prüderie an solchen „Skandalen“.
auf jeden fall hat er nach dem stellen einiger zusammenhangsloser rhetorischen fragen, noch ein paar tolle tipps für die betroffenen frauen parat:
Angriff wäre in diesem Fall die beste Verteidigung: Lawrence und Co. sollten mit einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit das Thema aufgreifen und die Gelegenheit nutzen, für eine unverkrampfte Diskussion und einen ehrlichen Umgang zu werben.
clemens lukitsch fordert einen unverkrampften und ehrlichen umgang mit dem eindringen in die eigene intim- und privatshäre?
oder meint er, dass die opfer eines verbrechens, deren nacktbilder gegen ihren willen in die öffentlichkeit getragen wurden, das aufflammen von prüderie zur gelegenheit nehmen sollten, gegen prüderie zu kämpfen und für einen ehrlichen umgang mit nacktheit zu werben?
die etwas weit hergeholten gedanken mit der prüderie und der verkrampftheit hat sich lukitsch möglicherweise bei florian siebeck in der faz angelesen.
florian siebeck suggeriert, dass „scheinheiligkeit“ im spiel sei, wenn prominente frauen sich auf instagram exponierten und schockiert seien, „wenn Nacktbilder an die Öffentlichkeit gelangen“.
anlässlich der selbstgestellten frage, warum sich „alle so darüber“ aufregen, phantasiert florian siebeck absurderweise einen sittlichen verfall der gesellschaft herbei. denn seiner beobachtung nach sei es „nicht ungewöhnlich“, „Bilder von Genitalien per Whatsapp zu verschicken“. was diese vermeintliche beobachtung von siebeck mit der verletzung der privatshäre von prominenten frauen zu tun hat, bleibt mir wahrscheinlich ewig ein rätsel.
kann mir jemand erklären, was der folgende tiefschürfende gedanke zum thema „sexting“ von florian siebeck mit kate upton, jennifer lawrence oder irgendwas, was in den letzten tagen passiert ist, zu tun hat?
Bedenklich wird es, wenn die Schamgrenze so weit gesunken ist, dass ein Mensch vollkommen wahllos und unaufgefordert Nacktbilder an andere schickt.
kann natürlich sein, dass ihm das einfach so eingefallen ist, genauso wie man in einem kommentar zu einem banküberfall auch mal über die frage sinnieren könnte, ob man spargelwasser eher mit salz und zucker versetzt oder nur mit salz. hängt ja alles irgendwie zusammen.
apropos scheinheiligkeit. siebeck sagt am ende seines kommentars:
Es gilt der Grundsatz: Was wer daheim anstellt, ist Privatsache.
das hält ihn allerdings nicht davon ab, die privatsachen von jennifer lawrence (und „hundert Prominenten“) genauestens zu untersuchen und seine meinung dazu öffentlich rauszutratschen:
Das ist auch das Problem mit den Nacktbildern, die nun von hundert Prominenten im Netz aufgetaucht sind: Sie sind einfach nicht schön. Jennifer Lawrence: ein Graus. Vollkommene Desillusionierung. Sie ist tatsächlich auch nur ein Mensch.
florian siebeck ist tatsächlich an bigotterie und scheinheiligkeit kaum zu überbieten und möglicherweise nur eine tratschtüte, die versucht einen journalisten darzustellen.
[nachtrag 07.09.2014] das man statt sexualisiertem blödsinn auch sinnvoll über den icloud-hack schreiben kann, zeigt wired:
issie lapowsky spekuliert, dass eine klage der prominenten opfer des icloud-hacks firmen die cloud-dienste anbieten unter druck setzen könnte, mehr für die sicherheit ihrer benutzer zu tun — und so gut für uns alle sein könnte.
andy greenberg spekuliert über die nutzung von werkzeugen für strafverfolgungsbehörden beim icloud-hack in der letzten woche.
ende mai hat mich ein netter pr-mensch angeschrieben und gefragt ob ich ein bier mit christian ulmen trinken möchte. wer will das nicht? deshalb bin ich dann am 6. juni nach feierabend zur bar visite ma tente (besuch mein zelt, oder rheinisch: fisimatenten) gegangen. la tente war aber leider verrammelt, weil drinnen noch „gedreht“ wurde, also hab ich mir das erste bier selbst am kiosk nebenan geholt und ohne christian ulmen getrunken. aber dafür mit stefan niggemeier, der auch eingeladen war, und dem netten pr-menschen.
aber der grund warum mich der nette pr-mann zum visite ma tente eingeladen hat (und warum ich diesen text schreibe) ist natürlich ein anderer: pr für eine von christian ulmen, dem br und puls produzierte webserie. am 6. juni konnten ein paar journalisten und ich einen blick auf einen ersten rohschnitt einer folge dieser webserie werfen. die serie geht um mann und frau, jede folge ist um die 3 minuten lang und wird im nachtprogramm des bayerischen rundfunks versendet und auf youtube und mannfrau.de gestellt.
alles super, dachte ich da: nette pr-menschen, bier, youtube, ulmen, beschränkung auf ein extrem kurzes format — was soll bei so einem konzept noch schief gehen?
was schief gehen kann, sieht man, wenn man sich die beiden ersten folgen ansieht. dachte ich beim ersten rohschnitt noch: „och ja, ok, das hat potenzial“, dachte ich beim betrachten der beiden ersten folgen: „schade.“ und schade schreibe ich jetzt nicht, weil ich für das schreiben dieses artikels ein honorar von dem netten pr-menschen bekomme, sondern weil ich wirklich glaube, dass die produzenten beim rahmen alles richtig gemacht haben: ein kurzes format, professionell gedreht, auf unterhaltung ausgerichtet, alles ins internet stellen und mit ordentlicher, freundlicher pr bekannt machen. nur leider ist dann beim inhalt was schief gelaufen.
die erste reaktion der beifahrerin (die ich natürlich zwang auch beide folgen anzusehen) war:
das ist wohl das beknackteste was ich seit langem gesehen hab.
mich erinnert der humor von mann | frau an samstag-abend-show-sketche aus den 80ern, eine zeit in der man keine probleme damit hatte stereotype klischees zu bedienen. aber 2014 wirken stereotypen und klischees — vor allem gehäuft, glattpoliert und relativ ungebrochen — dann doch eher irritierend. das leben des manns dreht sich um alkohol, sex und fussball, die frau sorgt sich ums (sexy) aussehen und darum, einen mann zur familiengründung zu finden?
natürlich kann man solche klischees brechen und die erste beiden folgen versuchen das ja auch nach kräften. nur leider zündet der humor nicht. ich weiss nicht genau ob der humor zu schwach ist oder ob es die darstellerische leistung ist. ich weiss nur, bei mir kommt nichts witziges an. was schade ist, weil ich das format gerne gut gefunden hätte.
ich habe auch das kind (19) gezwungen eine folge zu sehen, während der er tatsächlich zweimal ansatzweise gelacht hat. kurz flammte meine hoffnung auf, dass bei manchen menschen vielleicht doch der humor ankommen könnte. als die drei minuten rum waren fragte er mich dann aber kopfschütteld: „was soll das?“ die antwort auf diese berechtigte frage lautet wahrscheinlich „unterhalten“. die frage ist nur: wen? ich vermute bei den mittvierzigern sind die beifahrerin und ich nicht die einzigen, die mit mann | frau nichts anzufangen wissen. das kind ist möglicherweise auch nicht der einzige teenager, der sich kopfschütteld abwendet.
ich bin ja ein grosser fan von christian ulmen als schauspieler und als verkleideter improvisationskünstler. und in der ersten folge sorgt er auch auch gleich mit wenigen sätzen für ein darstellerisches highlight. er schafft es seine nicht gerade brilliant geschriebenen sätze unprätentiös und mit leichtigkeit dahinzusagen, wie man es bei deutschen schauspielern eher selten sieht. ich musste beim betrachten und zuhören beinahe ein bisschen kichern, obwohl nichts an dem was er sagt witzig ist. mirko lang hingegen kann man beim darstellen eines schauspielers beobachten, dem in der schauspielschule eine unnatürlich deutliche aussprache eingehämmert worden ist.
da ich ja quasi für das ansehen der webserie bezahlt werde, schau ich mir sicherlich noch die weiteren folgen von mann | frau an — und ich will auch nicht die hoffnung aufgeben, dass den autoren noch was witziges einfällt, dass mirko lang das schau-spielen sein lässt, dass christian ulmen öfter zu sehen sein wird und dass mir nicht nur der rahmen, sondern auch der inhalt (ein bisschen) gefallen wird. mal schauen, heute werden die ersten 4 folgen ausgestrahlt (im kanal von puls, hier die playlist) und ab jetzt werden jeden mittwoch 2 weitere folgen kommen. siehe auch mannfrau.de.
was der innenausschuss des EU-parlaments ganz vergessen hat: um terroristen zu fangen muss man auch unbedingt genitaldaten und etwaige hautkrankheiten von fluggästen speichern. das weiss man doch seit der frühen neuzeit (und dem kino), dass terroristen auffällige hautmerkmale tragen.
gegen zwei das haus verlassen und zur s-bahn-station sonnenallee gefahren. dort bin ich die sonnenallee richtung potsdamer platz runtergelaufen. die strecke ist ziemlich ereignislos gewesen, zum ersten mal hab ich die kamera glaube ich in kreuzberg rausgeholt, dann nochmal bei der topographie des terrors, weil dort ein gedenk-bulli stand.
am leipziger platz, auf der riesigen wiese steht ein rotes sofa. dadrauf sass ein älteres päärchen. das wäre ein schönes bild gewesen. weil ich mich aber noch lange nicht traue leute anzusprechen ob ich sie fotografieren darf, habe ich dann die hochhäuser am potsdamer platz fotografiert (mit skrwt geradegezogen).
mittlerweile war es fast fünf und mir fiel ein, ich könnte ja ins kino gehen. also an der kasse des cinestar imax gefragt ob noch ein platz in der imax-vorstellung von guardians of the galaxy frei wäre. eigentlich sei die ausverkauft, aber gerade sei noch ein platz frei geworden. ganz hinten in der mitte: perfekt. hoch gefahren, aufs klo gegangen, hingesetzt, licht geht aus. ich mag das wenn die puzzleteile eines tages so, fast ohne planung, ineinander fallen: raus aus dem haus, 17 kilometer bahn fahren, 8 kilometer laufen, ins kino gehen, in den sitz fallen, licht geht aus.
im imax war ich bisher noch nie, es liefen drei trailer, einer für den neuen hobbit der im nächsten jahr kommt und der mir (zumindest der 3D trailer) gleich die lust auf 3D nahm. das angebliche 3D sah aus wie im puppentheater: bemalte flächen oder scheiben, die mit abstand hintereinander angeordnet sind und sich manchmal bewegen. die flachen figuren im vordergrund zu doll ausgeleuchtet, die hintergründe so detailiert und scharf wie zinnsoldaten. kalt, flach, zu hell und pathetisch — früher haben mir filmtrailer lust gemacht auf den film. der hobbit trailer flüsterte mir eindeutig zu: „spar dir das geld“.
j sei dank in 2D, aber noch irritierender: der trailer zu interstellar. zuerst dachte ich: warum zeigen die jetzt nen trailer zu true detective? dann hab ich mich gefragt: warum schwitzt und weint matthew mcconaughey den ganzen trailer über? wegen des wurmlochs?
dann kam werbung für das IMAX. ich sitze im IMAX-kino und man zeigt mir werbung für das IMAX? ich sehe eine riesige leinwand, 3D gibts auch, der sound kann von hinten, von der seite und oben und unten kommen erklärt mir die werbung. ich musste mir kurz vorstellen, das die carsharing-fahrzeuge die überall in der stadt rumstehen das auch bald machen: erstens kenndaten vorstellen, dann ne kurze demo und ein kurzer eigenwerbungsfilm. im IMAX kam danach noch ein zweiter IMAX-werbefilm, der lag wahrscheinlich noch bei sony rum, also wurde der auch gezeigt.
was in den werbefilmen fehlte, aber tatsächlich ein ganz grossartiges argument für das imax-dings am potsdamer platz ist: die sitze. viel beinfreiheit, eigene armlehnen und viel arschfreiheit.
der film selbst war aber super. das 3D nervte nicht, der pathos, die tränendrüsen-geschichten wurden immer wieder mit passablem humor gebrochen. habe mich schon lange nicht mehr so gut amüsiert gefühlt. ein film der runtergeht wie 3 tafeln schokolade.
ich war mittlerweile 6 mal in new york city. beim ersten und zweiten mal habe ich allerdings den jfk-flughafen nicht verlassen. die stadt habe ich mir zum ersten mal richtig angesehen, als ich mich mit knapp mitte zwanzig jahren, nach meiner ausbildung als schreiner, für eine woche in einem hotel und eineinhalb wochen bei einem bekannten meiner eltern in brooklyn einquartierte. das zweite mal habe ich mir new york während des studiums für ein paar wochen angesehen und jetzt waren wir erneut ungefähr 11 tage dort.
an new york ist einiges sehr beeindruckend, aber drei dinge sind besonders auffällig: new york kommt einem bereits beim ersten besuch wie eine gute bekannte vor, an jeder zweiten ecke hat man den eindruck schonmal gewesen zu sein, weil man sie aus film oder fernsehen kennt. und die stadt wandelt sich mit einer ungeheuren geschwindigkeit. ich habe eigentlich ein ganz gutes ortsgedächnis, dass heisst wenn ich schonmal an einem ort war oder ihn in einem film gesehen habe, erkenne ich ihn ziemlich gut wieder, wenn ich dort bin. in new york fiel mir das dieses jahr ziemlich schwer. es sind in den letzten 16 jahren so viele neubauten hinzugekommen, so viele bauten verschwunden und so einschneidende veränderungen am strassenbild vorgenommen worden, dass ich sogar mit google-maps hin und wieder die orientierung verloren habe.
auch wenn es eine binsenfeststellung ist, aber das beeindruckenste an new york ist in der tat die dichte. natürlich fällt die jedem besucher bereits auf der strasse (oder auf dem east river) auf, aber wenn man auf ein dach in manhatten steigt, traut man seinen augen kaum, wie dicht und tetrishaft diese stadt ist.
im sommer rauscht new york — tag und nacht. in den strassen ziehen oder drücken klima- und belüftungsanlagen luft in oder aus den häusern, in den häusern rauschen die klimaanlagen oder ventilatoren ebenso konstant. wenn einen der jetlagt plagt und man um vier uhr wach im bett liegt, bei offenem fenster, wähnt man sich in new york beinahe am meer. obwohl die klimaanlagen gleichmässiger und weisser, nicht so bunt wie das meer rauschen. darüber liegt das regelmässige heulen der krankenwagen, das wirklich ständig durch die strassenschluchten hallt. die dichte hat zur folge, dass man auch fast immer menschen hört. meist generieren die new yorker geräusche mit ihren kraftfahrzeugen, aber selbst in einem etwas ruhigeren wohnviertel wie chelsea, hört man jede nacht, immer wieder menschen reden oder schreien.
dieses jahr fielen mir in new york ziemlich viele extrem hohe und schlanke neubauten auf. insbesondere an der südseite des central park fallen zwei dieser spitzen auf. ein bekannter erzählte uns (laut über die immobilien-entwickler schimpfend) dass die bauherren dieser stangengebäude „luftschächte“ der umgebenden gebäude aufkauften und deshalb so hoch bauen könnten. natürlich hatte ich mich verhört, es handelt sich nicht um luftschächte, sondern um luftrechte. in der new york times ist diese entwicklung in einem sehr langen artikel wunderbar beschrieben: „The Great Air Race“.
ich versuche mal auf meine laienhafte art wiederzugeben, in gebotener kürze, wie das mit den luftrechten in new york funktioniert (kann gut sein, dass ich erneut verständnisfehler einbaue):
in new york ist die bauhöhe jedes grundstücks reguliert. je nach strassenblock kann das unterschiedlich sein, vor allem wurde die erlaubte bauhöhe jedes grundstücks aber nach der (stadtplanerisch) erwünschten dichte jedes blocks berechnet. das heisst, dass die stadtplaner in der vergangenheit festgelegt haben mit wieviel quadratmeter (bzw. quadrat-fuss) nutzfläche ein block insgesamt bebaut werden solle. würde diese zahl für einen block von zehntausend quadratmetern grundfläche auf hunderttausend quadratmeter nutzfläche festgelegt, könnte jeder grundbesitzer auf diesem block 10 etagen hoch bauen. für manche grundstücke an boulevards oder bestimmten strassen oder vierteln konnten die begrenzung nach oben oder unten verschoben werden, aber wichtig ist: aus dieser vorgegebenen blockdichte kann für jedes grundstück berechnet werden, wie hoch dort gebaut werden kann.
baut ein eigentümer auf seinem grundstück aber nur 5 etagen mit jeweils 100 qm nutzfläche, obwohl er 10 etagen hoch bauen dürfte, hätte er luftrechte für 500 quadratmeter übrig. der witz in new york ist jetzt aber, dass der eigentümer diese luftrechte verkaufen kann, allerdings nur an eigentümer die an sein grundstück angrenzen. hat ein block also noch nicht die vorgegebene dichte erreicht, weil viele eigentümer ihre maximale bauhöhe nicht ausgeschöpft haben, kann ein käufer dieser rechte aufaddieren und entsprechnd hoch bauen.
dieser luftrechtehandel hat in den letzten 20 jahren in new york wohl enorm geblüht, teilweise sind die quadratmeter-preise für luft bereits halb so teuer wie die quadratmeterpreise für grund und boden.
“The trading of air rights is more prevalent than it’s ever been before,” said Robert Von Ancken, an air-rights expert and appraiser who is the chairman of Landauer Valuation and Advisory Services, “and it’s why you’re seeing these monster buildings springing up all over town. All of these new supertowers that are changing the look of the city’s horizon, they couldn’t happen without air-rights transfers.”
Mr. Von Ancken estimates that air rights trade for 50 to 60 percent of what the earth beneath them would sell for. Once sold, they are gone for good, a detail that occasionally adds a serious stress component to negotiations.
dieser lufthandel führt aber offenbar nicht nur zu „monster-gebäuden“, sondern auch zu tetris-gebäuden. gebäude die andere gebäude überbauen oder überhängen. der locationscout nick carr (dessen blog ich sehr empfehlen möchte), hat von einem dieser gebäuder sehr schöne bilder veröffentlicht.
bei nick carr habe ich auch eine liste von über 100 dingen die an new york nett toll sein sollen gefunden — aus einer nyt-ausgabe von 1976. nummer 46 war bisher mein lieblingsargument, warum ich berlin so toll finde:
46) More movies, plays, and ballet than anywhere else in the world, and not going
man muss in new york (oder berlin) eben nirgendwo hingehen, weil man auch irgendwann anders hingehen kann. in der folge kann man gemütlich zuhause sitzen und sich trotzdem total grossstädtisch fühlen.
in new york hab ich mir zwar meistens mit meiner aeropress-maschine kaffee selbst gekocht, aber auch einmal kalt gebrühten kaffee aus dem kühlregal gekauft. mir schmeckte der sehr gut (kaum bitterstoffe, trotzdem toller kaffeegeschmack), die beifahrein meinte allerdings, leider auch nicht ganz unzutreffend: „der schmeckt wie zu dünner und gleichzeitig zu starker kaffee.“
neben den unendlich vielen „delis“ gibt es in new york unendlich viele „diners“. wir haben dort nicht gerade selten gegessen, zum leid unseres blutbildes. trotzdem möchte ich zwei herauspicken und besonders empfehlen. einmal das stage restaurant (4sq-link), das eigentlich gar kein restaurant ist, sondern ein langer, schlauchartiger raum mit einer theke. das hatte uns @misscaro empfohlen und ich würde es jedem weiterempfehlen der nichts gegen fetthaltiges essen hat und keinen besonders ausgeprägten sinn für hygiene hat.
auch das square diner (4sq-link) in tribeca war eine empfehlung eines freundes. das klassische amerikanische diner, wie wir es aus film und fernsehen kennen. innen sehen die ein bisschen aus, wie ein speisewagen mit langer theke und von aussen … auch. frühstück im diner bedeutet erstmal ei. alles mit ei. speck, kartoffeln, sandwich, brot — mit ei. gerührt, gebraten, gemischt mit beliebigen zutaten — aber hauptsache ei. zum mittag- oder abendessen ist die auswahl etwas grösser: sandwiches, burger, fleisch oder salate. für einen überblick lohnt es sich die foursquare-foto-seite des square diner anzusehen.
ich hatte im square diner einen „chef-salat“, einen nach art des kochs. der koch ist wie man erkennt ein grosser fleischliebhaber, hat aber auch nichts gegen käse.
ich habe einmal beobachtet wie man in midtown die blumen giesst: von einem tankwagen aus mit dem schlauch draufhalten. das geht gut, auch wenn es durchaus blumenerdeverluste zu beklagen gibt.
auf einem dach in chelsea abend zu essen ist so ungefähr das grossartigste was man machen kann. ich vermute aber, dass das für ungefähr jedes dach in manhatten gilt.
als erstes habe ich in den USA folgendes gemacht: ein stück pizza und ein bier gekauft. dann einen knoblauch-bagel gegessen, eine fahrradtour gemacht, ein telefon und eine amerikanische SIM-karte gekauft.
dieses vorgehen (eine amerikanische SIM-karte zu kaufen) war eine der besten entscheidungen die wir in unserem USA-urlaub getroffen haben. das vorankommen und (zurecht) finden funktioniert in new york city (und dem rest der USA) mit apple- und google-maps und foursquare wirklich um längen besser und spontaner als mit papierkarten und -listen. die karten-apps und foursquare, funktionieren insbesondere in new york hervorragend, aber auch im rest des landes. auch die strassen-navigation funktionierte auf diese art und weise sehr, sehr gut, bis auf einen halben tag nördlich von san francisco auf dem highway 1, wo es partout keinen empfang gab.
ganz besonders hervorheben möchte ich google-maps, das in nyc (und san francisco und anderen städten) das u-bahn und bus-system sehr gut kennt und so bei der zu-fuss-erkundung ungemein hilfreich ist.
die vorherigen male die ich in new york war, habe ich fast nie busse benutzt. dank google-maps haben wir dieses jahr, wenn google-maps das vorschlug, recht oft den bus benutzt. google-maps kennt auch die regionalbahnfahrpläne und beispielsweise den weg per u-bahn zum john-f.-kennedy-flughafen.
zurück zur überschrift; datennutzung in den USA mit einem deutschen o2-vertrag ist eher so naja. mir bot man per sms zuerst den kauf von 6 MB datennutzung pro tag für 12 euro an, später dann für 2 euro. andere verträge oder anbieter bieten möglicherweise etwas mehr datenvolumen und weniger nepp an, aber damit kommt man so oder so nicht weit. dank dieses artikels von alexander kurz („USA-Urlaub mit dem iPhone: Wie man ein freigeschaltetes iPhone mit einer AT&T GoPhone Prepaid SIM nutzen kann“) erfuhr ich von der möglichkeit sich problemlos eine prepaid-SIM bei at&t zu besorgen die für 60 dollar 2,5 GB datennutzung enthält.
hier die kurzversion wie man sich und seinem handy (oder smartfone) in den USA datennutzung ermöglicht (in etwa deckungsgleich mit dem was alexander kurz erzählt):
hier die etwas ausführlichere geschichte zu meiner at&t SIM-karte.
wie von alexander kurz empfohlen, bin ich zum at&t-laden am times square gegangen. die annahme, dass der kauf dort problemlos funktioniert, weil man dort öfter touristen bedient, hat sich bestätigt. am eingang des ladens gibt es einen grussonkel begrüsst einen ein freundlicher mitarbeiter, der sich den vornamen und das anliegen notiert und einen in eine art elektrische warteschlange einsortiert. in anderen at&t-läden wird man auch immer am eingang begrüsst und oft auch darauf hingewiesen, dass es eine gewisse wartezeit gebe. witzigerweise war im at&t-store vor mir auch auch ein felix in der elektrischen warteschlange. der sagte dazu später zu einem mitarbeiter, der ihn darauf ansprach dass ix auch felix hiesse: „oh yeah, sure, thats my brother.“
die wartezeit war relativ lang, aber als ich bedient wurde, ging es wirklich schnell: „i’d like to have a 60 dollar pay as you go plan“ — „no problem“. beim bezahlen fragte mich die mitarbeiterin ob ich mein telefon dabei habe und nachdem ich es ihr in die hand drückte habe, steckte sie die SIM ein, konfigurierte das telefon, legte mir ein online-konto an, übertrug mein gerade bezahltes guthaben auf die SIM und nannte mir meine telefonnummer. wartezeit ca. 20 minuten, bedienzeit ca. 9 minuten.
zuhause angekommen bekam ich irgendwann panik, weil ich die PIN-nummer meiner SIM nirgendwo finden konnte. online fand ich heraus, dass sie in der regel (bei at&t) immer 1111 lautet und dass die PIN für amerikanische SIMs in der regel gar nicht aktiviert ist.
die verbrauchserfassung von at&t ist sehr genau. das was ich bei at&t abfragen konnte (*777*3#) deckte sich exakt mit der verbrauchsanzeige des iphone. die ersten 2,5 GB hielten ca. 2,5 wochen. die kartennutzung (google- und apple-maps) ist nicht sonderlich datenintensiv, aber wir haben fürs instagrammen und gelegentliche surfen in wlan-freien gegenden relativ hemmungslos getethert, also ein weiteres iphone und ein kindle-fire-tablet mitangeschlossen.
als die ursprünglichen 2,5 GB verbraucht waren, war das nachkaufen des ersten zusätzlichen gigabytes etwas aufwändig, weil diese option nicht in meinem online-account erschien. auch die at&t-mitarbeiterin in einem at&t-laden in portland war damit überfordert und rief selbst die hotline an. die ist übrigens zu 90% automatisiert und für selbstbediener. nach ca. 40 minuten hin und her hatte ich ein frisches GB zum verbrauch. das zweite extragigabyte ging es etwas einfacher, auch wenn ich online nach wie vor nicht die option zum nachkaufen von 1 GB datenvolumen finden konnte. mein vorgehen war wie folgt:
ich hab keine ahnung was die konkurenz von at&t in den USA für touristen anbietet, die gerne auf der strasse online sein wollen. das angebot von at&t fand ich fair und sehr befriedigend. man ist in den USA telefonisch erreichbar und wirklich (fast) durchgehend online. 3G, 4G/LTE funktionierten mit dem iphone wunderbar, wenn „service“ verfügbar war, war auch das internet zuverlässig und schnell vorhanden. der vertragsabschluss war trotz mangelnder echter US-adresse problemlos und auch meine deutsche kreditkarte funktionierte beim bezahlen (manchmal an tanksäulen gabs probleme wegen zip-code-abfragen). wer mag, kann mich gerne auf andere erfahrungsberichte hinweisen, die ich dann verlinke. fragen beantworte ich auch gerne in den kommentaren.
vor ein paar tagen analysierte thomas steinschneider die widersprüchliche darstellung und manipulative sprache von journalisten am beispiel der berichterstattung über die ukraine und russland:
Diese manipulierte Sprache, diese selbstwidersprüchlichen Aussagen, immer und immer wieder zu Gunsten der „atlantischen“ Sichtweise - das ist keine Propaganda? Das sind alles nur einzelne, kleine Versehen, wie sie halt immer mal vorkommen? Gut, nehmen wir an, wir haben es hier tatsächlich nicht mit Propaganda zu tun. Wenn solche Fehler unterlaufen, dann ist allerdings die Mehrheit der Journalisten so komplett unprofessionell und inkompetent und ahnungslos in dem, was sie sagen, daß sie von politischer Berichterstattung lieber die Finger lassen sollte.
tatsächlich fällt mir auch immer wieder das gleiche zitat von josef joffe ein, wenn ich vorwürfe höre, die deutsche presse sei gelenkt oder beteilige sich an propaganda:
Versuche nie durch Konspiration zu erklären, was auf Chaos oder Inkompetenz zurückgeführt werden muss.
inkompetenz und chaos sind zwei entscheidende mitspieler in der welt der publikationen (ich nehme blogger oder mich selbst da nicht aus). am auffälligsten ist diese inkompentenz natürlich bei weitreichenstarken publikationen. und eben auch am tragischsten, weil sie damit das gegenteil von aufklärung bewirken.
ein weiteres schönes bespiel von ahnungslosigkeit und desinteresse an logik hat friedrich leist im spiegel entdeckt:
der spiegel titelt angesichts irgendeiner statistik, dass „Weiße Schüler an US-Schulen erstmals in der Minderheit“ seien. das ist auf so vielen ebenen dumm, unlogisch und schwarz/weiss gedacht, dass man gar nicht weiss wo man anfangen soll. vielleicht bei der definition von minderheit? spiegel-online verfängt sich hier auf grandiose weise in einem wort-labyrinth:
Zwar stellen weiße Amerikaner weiterhin die größte gesellschaftliche Gruppe an den Schulen im Land. Doch zahlenmäßig gesehen sind die Minderheiten in der Mehrheit - zusammen stellen sie 50,2 Prozent.
die mehrheit ist eine minderheit, weil die minderheiten in der mehrheit sind? meine güte, fällt die blödsinnigkeit dieser aussage eigentlich niemandem beim gegenlesen auf?
für eine bessere erklärung der blödsinnigkeit und weiss-fixierte eurozentrizität dieses quastsches, lohnt es sich das video von hari kondabolu anzusehen, der das wunderbar und witzig erklärt (ab ca. minute 3:28):
aber auch gleich im ersten absatz des spiegel-artikels versteckt weiterer blödsinn:
Die Zusammensetzung der Schülerschaft in den USA wandelt sich. Schüler ohne Migrationshintergrund sind zu Beginn des neuen Schuljahres im Herbst erstmals in der Minderheit.
es gibt in amerika schüler ohne migrationshintergrund? hat bei spiegel-online wirklich niemand davon gehört, dass die vorfahren fast aller amerikaner migranten sind? oder meint der autor allen ernstes, das bei menschen, deren migrationshintergrund ein paar hundert jahre alt ist, dieser hintergrund verblasst? wenn das so ist, warum verblasst der migrationshintergrund von dunkelhäutigen menschen nicht, deren „migration“ (oder verschleppung) auch teilweise bereits ein paar hundert jahre zurückliegt? ist das ein rein „weisses“ privileg, seinen migrationshintergrund verblassen zu lassen?
beim nachdenken über den oben zitierten satz frage ich mich tatsächlich, ob das noch unwissen und inkompetenz ist, oder ob in diesem satz vielleicht doch übler rassismus und herrenmenschentum durchschimmert.
natürlich sind schreiende dummheit und ausgespägte wissenslücken, anthropo-, ego- oder eurozentrizität nicht auf journalisten beschränkt. aber bei denen fällt es dank der neuen verbreitungswege heutzutage besonders auf. deshalb wäre es vielleicht gar nicht so schlecht, vielleicht neben den fakten, auch hin und wieder mal die perspektive vor (oder nach) der veröffentlichung zu überprüfen. oder bei der anstellung von journalisten auf lernfähigkeit zu achten, nicht nur auf bildungsabschlüsse.
auf die alte verkäufer-masche „sie sind mir sympathisch, deshalb hab ich hier was für sie …“ reingefallen und den verkäufer auch noch für kompetent gehalten. wahrscheinlich nicht zu unrecht.
ca. 1400 emails bearbeitet, gelöscht, beantwortet oder für spätere bearbeitung markiert. 400 sind noch übrig und ungelesen und -bearbeitet.
ein blau kariertes hemd getragen.
keinen jetlag gehabt, sondern nur den ganzen tag von einer art weissem nebel umwabbert gewesen.
seit ich mein letztes auto während meines studiums in stuttgart verschenkt habe, bin ich froh kein auto zu besitzen. bevor ich es verschenkt habe, bin ich die knapp 2000 meter von meiner wohnung zum uni-gebäude oft mit dem auto gefahren (weil es ging). das führte oft zu stundenlangen parkplatzsuchen und nicht wenigen strafzetteln. nachdem ich einmal ungefähr 34 stunden an der uni verbracht hatte, konnte ich morgens mein auto nicht mehr dort finden, wo ich dachte es abgestellt zu haben. da ich mich von der durchgemachten nacht im arbeitraum nicht mehr für besonders zurechnungsfähig hielt, lief ich nach hause und nahm mir vor den parkplatz am nächsten tag oder abend zu suchen. als ich das auto auch nach 2 tagen nicht finden konnte, war ich mir relativ sicher, dass es wohl geklaut wurde. obwohl ich das eigentlich gar nicht glauben konnte — wer klaut einen alten golf II diesel?
ich meldete das auto bei der polizei als gestohlen und ein paar tage oder wochen später meldete die sich tatsächlich wieder. das auto wurde an einer autobahn-raststätte gefunden, vollgetankt und vom müll im innenraum befreit. auch die antenne wurde repariert. leider hatten die deppen die mir das auto geklaut haben den diesel-golf mit benzin vollgetankt. ich liess den tank leerpumpen, füllte diesel nach und fuhr wieder nachhause. zuhause wurde mir klar: in einer stadt brauche ich kein auto.
seitdem bin ich dankbarer nutzer des öffentlichen nahverkehrs, der bahn und diverser mietauto-anbieter.
seit ich bis vor ein paar jahren regelmässig mit der bahn zwischen hamburg und berlin pendelte und dafür eine bahncard 100 nutzte, bin ich auch nutzer von flinkster, dem car-sharing dienst der bahn. das ist praktisch, wenn wir mal grössere besorgungen machen müssen oder mittel-spontan zu ikea müssen. leider sind gerade die flinkster-autos zu ikea-stosszeiten schwer zu bekommen, ausserdem sind sie stationär: man holt sie an zentralen parkplätzen ab und stellt sie dort auch wieder ab.
da die bahn, bzw. flinkster auch den multicity-dienst von citroën verwaltet, habe ich seit dem start des dienstes auch zugriff zu den multicity-autos. die kann man in der stadt verteilt finden und im prinzip auch überall abstellen — ausser im wedding. das ist natürlich doof, wenn man im wedding wohnt, aber oft stelle ich die kisten trotzdem im wedding ab und sehe auch, dass sie dort meistens nicht lange stehen bleiben, weil sie meist sofort wieder weggeliehen werden.
vor ein paar wochen, wir wollten mit einem picknickkorb zu einem gartenfest am anderen ende der stadt fahren, versagte meine flinkster-identifikationskarte. zwei multicity-wagen liessen sich nicht öffnen. keine ahnung warum, meine karte war weder gesperrt noch kaputt, die wagen zeigten keine fehlfunktion und erschienen in der app als unreserviert. jedenfalls hatte ich die schnauze voll davon, nur mitglied bei einem dieser carsharing-anbieter zu sein und beschloss mich auch bei anderen diensten anzumelden. schliesslich gibts in berlin ja viele andere solche anbieter, teilweise mit noch bescheuerteren namen als flinkster: drive-now, car2go oder citee.
den ausschlag mich auch noch andereswo anzumelden hat dann eine app gegeben, die noch kein flinkster unterstützt, sondern bis jetzt nur drive-now und car2go: allryder.
als don dahlmann auf facebook verkündete, jetzt pressesprecher von allryder zu sein, habe ich mir die app, von der ich vorher noch nie gehört hatte, runtergeladen. (so einfach ist das, liebe startups, einfach einen blogger als pressesprecher einstellen und schon gibts aufmerksamkeit und neugier.)
allryder hat den anspruch eine app zu sein, die alle anderen beherrscht. ich mag trotz der blöden werbesprüche die einfachheit der bedienung: man gibt einen startpunkt an (in der regel den momentanen standort) und ein ziel an und bekommt als antwort eine übersicht mit möglichkeiten zum ziel zu gelangen (wohlgemerkt, nach drei klicks).
in den ersten spalten stehen die öffentlichen verkehrsmittel mit umsteigemöglichkeiten, fahrtzeit und fahrtkosten. dass die app die laufzeit zum nächsten bahnhof oder zur bushaltestelle berechnet ist nicht ungewöhnlich. ungewöhnlich fand ich aber die übersichtliche darstellung und idiotensichere bedienung. ein klick auf den fussweg zeigt eine karte, metainformationen wie der bahnsteig — falls das nötig sein sollte — werden mitangezeigt. weiter rechts werden die kosten und die dauer einer taxifahrt angezeigt und falls mietautos in der nähe sind, wird der fussweg, die fahrtzeit, die kosten und die (geschätzte) parkzeit für den mietwagen mitangezeigt.
was ich gut finde ist, dass jede fahroption die wichtigsten metadaten und zusatzinfos mitanzeigt. ein klick auf die taxifahrt bietet neben der vermutlichen fahrtroute die rufnummern und telefonsymbole der wichtigsten taxizentralen (allerdings keinen mytaxi-link). ein klick auf eine carsharing-fahroption zeigt neben den wichtigen geographischen informationen auch einen link in die jeweilige app des car-sharing-anbieters. die karte in der allryder-app bietet bei den car-sharing fahroptionen an, die routenführung mit einem klick an apples karten programm oder google maps zu übergeben. das kommt einem, wenn man auf der strasse steht alles sehr gut durchdacht vor.
wegen der wirklich einfachen bedienung hat sich allryder gleich einen platz ganz oben in meiner fahren-app-liste erobert. davor steht allerdings immer noch die grandiose, meistens auch nur zwei klicks erfordernde, abfahrt-app, die aber lediglich die abfahrtzeiten von bussen und bahnen anzeigt.
auch wenn bei allryder derzeit noch flinkster, call a bike und multicity fehlen, nutze ich die app bereits erstaunlich oft, vor allem da sie sich schneller anfühlt und einfacher zu bedienen ist, als die nativen apps der einzelnen anbieter.
weil ich mich ja nach dem erlebnis des verschlossen gebliebenen multicity fahrzeugs noch bei einem anderen anbieter anmelden wollte, habe ich mich vor ein paar wochen erstmal bei drive-now angemeldet. die online-anmeldung ist relativ einfach, reicht aber natürlich nicht aus, weil man online seinen führerschein und personalausweis nicht so ohne weiteres vorzeigen kann. nach der anmeldung und diversen mails in denen man bestätigungslinks klicken muss, darf man sich dann in einer sixt-filiale die drive-now-mitgliedskarte holen.
was ich bei drive-now im gegenteil zur flinkster-flotte mag: man wird vom auto namentlich begrüsst und fährt schlüssellos. bei flinkster und multicity klappt das mit den schlüsseln im handschuhfach zwar auch problemlos, aber ohne schlüssel fühlt sich autofahren eindeutig besser an. allerdings muss man bei drive-now vor dem fahren noch eine lange liste mit fragen beantworten. ob das auto sauber ist oder beschädigungen aufweist, ob man sich abends auch immer die zähne putzt oder zahnseide benutzt und ob man vielleicht ein paar sonderangebote oder bonus-pakete von drive-now kaufen möchte. so gesehen müsste drive-now eigentlich drive-later heissen, aber das geht schon in ordnung.
ein echtes problem ist erstaunlicherweise die online-anbindung der autos. jede buchung und jedes öffnen und schliessen des autos wird übers internet abgewickelt. ausgerechnet bei meiner ersten fahrt, nachdem ich das auto mitten in berlin parkte, sah sich das auto nicht in der lage sich ins internet einzuwählen und mich vom auto abzumelden. ich persönlich kenne das ja als o2-kunde, aber so ein auto das völlig abhängig vom internet ist und mitten in berlin nicht reinkommt, das ist schon traurig.
die hotline und die presseabteilung von drive-now wollte mir nicht verraten, wer für das löchrige internet der BMW-flotte zuständig ist. immerhin war das system so freundlich, mir nach 3 stunden eine SMS zu schicken, in der ich gefragt wurde, ob das normal sei, dass ich jetzt schon seit drei stunden mit dem auto rumkurven würde. es war mir zwar gelungen das auto zweieinhalb stunden vorher davon zu überzeugen meine abmeldung auch offline anzunehmen und sich zu verschliessen, aber die zentrale wusste das nicht und liess die stoppuhr weiterlaufen.
immerhin habe ich seit der ersten fahrt keine probleme mehr mit den BMW leihautos gehabt, im gegenteil. es zeigt sich aber, dass es nichts schadet, bei mehr als einem anbieter eine kundenkarte zu haben, zumal die verfügbarkeit der autos in berlin auch nicht total optimal ist. mal ist meilenweit kein BMW zu bekommen, mal kein multicity-citroën. demnächst melde ich mich auch noch bei car2go an, zumal die smarts eher lücken zum parken finden.
die preise von drive-now, multicity und car2go sind übrigens nicht besonders günstig. für eine halbe stunde fahrtzeit zahlt man 8 bis 9 euro. für längere mietzeiten ist ein flinkster meistens um einiges günstiger. für grössere autos ist dann wiederum robben und wientjes das günstigste. aber für kurze strecken oder wenn man keine lust hat 20 oder 30 minuten auf den nächsten verspäteten bus zu warten, sind die kurzmietdinger schon sehr praktisch.
alle links zu drive-now (zum beispiel dieser link) sind affiliate-, also werbelinks, die mir möglicherweise prämien oder pekuniäre vorteile verschaffen, den menschen die sich über meine werbelinks anmelden aber keine nachteile entstehen lassen. wenn ich das richtig verstanden habe, ist die anmeldung bei drive-now über meinen werbelink sogar ein bisschen günstiger als bei einer regulären anmeldung (€19 statt €29 anmeldegebühr). mit keiner anderen der hier erwähnten firmen bin ich geschäftlich verbunden. vor allem scheint, ausser drive-now, kein anderer carsharing-anbieter ein affiliate-werbeprogramm aufgelegt zu haben. ich kenne zwar den pressesprecher von allryder, don dahlmann, seit ewigkeiten, habe aber seitdem er pressesprecher bei allryder ist, nicht mehr mit ihm gesprochen (leider).
2 möhren, 6 kleine kartoffeln, 1 rote paprika, 3 kleine zwiebeln hab ich geachtelt oder einfach so kleingeschnitten und mit rosmarin, olivenöl und ein bisschen thymian für 40 minuten in den ziemlich heissen ofen gestellt (und einmal umgerührt). diese menge reicht für zwei personen.
die kapernvinaigrette hab ich aus einem halben glas kleinhackter kapern, ungefähr 50 gramm zitronensaft, 2 esslöffeln senf, 2 esslöffeln honig und 50 gramm olivenöl gemacht. salz und pfeffer habe ich aus ganzen pfefferkörnern und 6 fingerspitzen natriumchlorid feingemörsert.
zum servieren hab ich ein paar geviertelte kirschtomaten und ganze kapern auf dem gemüse verteilt.
sieht nicht irre lecker aus, war aber sehr, sehr schmackhaft und wie fast alles von ottolenghi, sehr befriedigend.
seit einer weile kann os x dieses benachrichtigungs-gedöns, mit dem man sich über neue emails informieren lassen kann, an termine erinnern lassen kann und wenns sein muss auch über den batteriestand des laptops. webseiten können safari jetzt auch bescheid sagen, wenn es etwas neues gibt oder die webseite gerne mal hallo sagen möchte. das geht natürlich erst nach einer einwilligung (opt-in). so sähe der einwilligungsdialog auf wirres.net aus:
das gute an diesen benachrichtigungen: sie funktionieren auch, wenn safari nicht läuft, die benachrichtigungen sind in der betriebssystem-eigenen mitteilungszentrale verankert und lassen sich einfach aktivieren und deaktivieren. das weniger gute ist, dass sie eben nur in safari funktionieren und sowohl schnell nerven, als auch leicht übersehbar sind.
ich habe das jetzt mal testweise mit hilfe von roost eingerichtet. roost kümmert sich nach einer anmeldung um die speicherung der benachrichtigungs-interessenten, um kommunikation mit apple und bietet eine ganz gute datenschnittstelle (API) an. der versand von ein paar tausend benachrichtigungen ist kostenlos, die einzige gegenleistung des website-betreibers ist der einbau eines trackers eines javascriptschnipsels von roost.
ich habe die einbindung so gemacht, dass der roost-javascriptcode erst geladen wird, wenn ein (os x) safari-benutzer auf dieses banner klickt (das nicht safari-nutzer gar nicht erst sehen):
kann sein dass es nach einem klick kurz dauert, bis die einwilligung abgefragt wird.
wie gesagt, das funktioniert nur mit safari auf os x. die benachrichtigungen die ich, bzw. roost, bzw. apple verschickt sind die überschrift und der link zu neu veröffentlichten artikeln auf wirres.net.
vor ein paar tagen in der ubahn saß mir eine frau gegenüber, die auf dem bildschirm ihres offenbar ausgeschalteten iphones herumwischte und tippte. hin und wieder legte sie dich das telefon in den schoss und tippte etwas auf einer kleinen funktastatur. von den angeschlossenen kopfhörern hatte sie nur einen ins ohr gesteckt.
wegen ihres blindenstocks wusste ich natürlich sofort, das die frau blind war, aber die nutzung eines iphones ohne beleuchtung, ohne sichtbaren bildschirm fand ich enorm faszinierend.
das spart bestimmt irre viel batterie, wenn man ohne bildschirmbeleuchtung unterwegs ist. andererseits (ich hab das voice-over-feature später mal ausprobiert) quatscht das telefon dann die ganze zeit. das kostet ja möglicherweise auch akku.
das voice-over-feature ist jedenfalls ziemlich faszinierend: wenns aktiviert ist, führen berührungen von bildschimbereichen dazu, dass sie vorgelesen oder beschrieben werden. doppel-tappen, wählt den bereich oder schalter dann aus, scrollen kann man dann mit mehreren fingern.
ein magazin, dessen aktueller titel „was wäre wenn wir die welt neu denken?“ lautet, wird von vielen leserinnen dafür kritisiert, dass es nicht weiter denkt als bis zum ersten besten gesprächspartner. was liegt da näher, als angesichts dieser zu 90 prozent sachlich vorgetragener kritik „unbehagen“ zu spüren, weil diese aufforderung zum „umdenken“ wie „umerziehen“ ankommen könnte?
und wäre es wirklich besser ein magazin, an dem man einen bestimmten aspekt zu kritisieren hat, nicht mehr zu kaufen, als öffentlich kritik daran zu üben, in der hoffnung dass es besser wird? in meiner welt kann man eine suppe noch als versalzen kritisieren, ohne ein überlegenes rezept vorzulegen oder eine kochmütze zu tragen.
julia mnsk hat auf facebook die brandeins gefragt, warum in den letzten heften so wenige frauen vorkommen.
Noch den Titelmann im Kopf bemerke ich allerdings dann, dass mich noch weitere Herren anstarrten. In meiner Wohnung angekommen, sah ich noch mehr. Und noch mehr. Und noch mehr. Und fragte mich, was eigentlich mit den Damen passiert ist. Bis auf Gabriele Fischer fand ich genau drei Portraits (und natürlich die Dame im kurzen Schwarzen hinten drauf). Meine weitere Recherche trieb mich durch ältere Ausgaben, wo die Quote noch schlechter aussah. Im letzten Heft, beispielsweise, gab es bis auf die Werbedarstellungen keine einzige Frau.
Liebe Frau Mnsk, wir sind kein Quotenmagazin, wir suchen nicht nach Männern oder Frauen, wir suchen nach dem interessantesten Gesprächspartner. Nur darauf kommt es an. Wenn wir also viele Männer im Magazin haben, dann ist das ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Nun aber krampfhaft Frauen ins Heft zu heben, erscheint mir nicht die richtige Lösung. Schöne Grüße, Frank Dahlmann
die angemessenste antwort darauf dürfte die von anna luz de león sein:
Um HIMMELS WILLEN. Gute Besserung @brandeins.
was mich aber beim ersten lesen von frank dahlmanns antwort wunderte, ist der grössenwahnsinnige anspruch, den frank dahlmann in seine antwort rein formuliert hat: die brandeins zeige in ihrem heft ein spiegelbild der gesellschaft.
wer solche sachen behauptet, hat es sich entweder in seiner filterblase so gemütlich gemacht, dass er zu müde geworden ist aufzustehen um auch nur ein bisschen über seine tellerränder zu blicken oder er hat es mit ernsthaften wahrnehmungsstörungen zu tun. die vorstellung, die man sich in einer redaktion von der welt macht, mit dem spiegelbild der gesellschaft zu verwechseln, lässt aber vielleicht auch auf ein elitäres selbstbild schliessen: welt ist, was wir bei der brandeins wahrnehmen.
Liebe Alle, offenbar richtet sich die Verärgerung gegen die Begriffe "Quote" und "Spiegel der Gesellschaft". Das war sicher unglücklich formuliert und wenn ich damit jemanden verletzt habe, dann bitte ich gern um Entschuldigung. Aber die Herangehensweise an ein Thema ist nun mal so. Wir sagen in den Themenkonferenzen nie: Lass uns mal eine Geschichte über Person x machen. Welches Thema könnten wir dazu bringen? Sondern: Lass uns über dieses Thema schreiben. Welche Person könnte dazu die besten Aussagen treffen?
auch hier legt frank dahlmann nahe, dass die antwort der redaktionskonferenz auf die frage „Welche Person könnte dazu die besten Aussagen treffen?“ die realität abbildet. wenn der redaktion, dem autor oder den gesprächspartnern der redakteure keine frauen einfallen, dann gibt es sie auch nicht.
wäre frank dahlmann ein DJ, würde er möglicherweise auch nicht verstehen, warum sich leute darüber beschweren, dass er immer nur country-musik spielen würde:
Wir spielen jede Musik die wir interessant finden. Nur darauf kommt es an. Dass wir nur Countrymusik spielen ist ein Spiegelbild der Musikszene. Jetzt auch noch krampfhaft Westernmusik abzuspielen, erscheint mir nicht die richtige Lösung zu sein.
das traurige an der haltung, die frank dahlmann in diesem facebook-strang zu verteidigen versucht, ist neben der merkbefreitheit, (mal wieder) die journalistische haltung: nämlich keine (so isses halt). oder genauer eine resignierte (uns fiel nix ein) oder eine wenig neugierige (den jansen haben wir doch schon so oft gehabt, wer weiss ob die lehmann überhaupt was taugt?).
es kann natürlich auch sein, dass frank dahlmann das eigene heft nicht gelesen oder verstanden hat. im aktuellen heft geht es nämlich um „neu-denken“ und „alternativen“. gabriele fischer ruft in ihrem editorial zum zweifel am althergebrachten auf:
Wer zweifelt, muss suchen, streiten, neu denken, Kompromisse schließen, scheitern, wieder neu denken.
wolf lotter beklagt „fundamentalismus“:
[Die] Realität zeigt uns, dass Wirtschaft, Gesellschaft und Organisation umso besser funktionieren, je mehr sie sich auf Komplexität, Vielfalt und damit auf Alternativen einlassen. Wer etwas anderes wissen will, als er schon kennt, ist in der Wissensgesellschaft schlicht im Vorteil.
ich weiss nicht ob der journalist frank dahlmann nur nicht glücklich formulieren kann, oder ob es wirklich seiner haltung entspricht, wenn er auf freundliche kritik und den hinweis auf mangelnde vielfalt antwortet: vielfalt interessiert uns nicht. unsere themenkonferenzen liefern das optimale ergebnis, wir suchen nicht vielfalt, sondern qualität. wir sind uns sehr sicher, dass unsere qualitätsmassstäbe optimal und ausgewogen sind, vielen dank für ihre anregung frau mnsk, aber ihre idee ist quatsch. schöne grüsse, dudilum.
vielleicht ist es auch zeit dafür, dass die brandeins mal wieder scheitert. sich radikal neu denkt, neu erfindet. von bequemlichkeit, selbstverliebtheit und arroganz befreit. und wieder mehr fragen stellt, als antworten zu geben und andere am erfahrungsschatz ihrer redakteure teilhaben zu lassen.
die brandeins ist nach wie vor ein tolles magazin. aber ich lese kaum einen artikel, an dessen ende ich mich nicht frage: und? fehlt hier nicht noch was? wars das? tiefer gehts nicht? zum beispiel die pimmelparade das streitgespräch zwischen stephan noller und nicolas clasen, moderiert von thomas ramge. vier seiten lang über onlinewerbung streiten — und kein einziges mal fällt das wort ad-blocker? ernsthaft?
Für jedwedes Thema nur Männer als Gesprächspartner zu finden ist nicht Spiegelbild der Gesellschaft, sondern Spiegelbild Ihrer Redaktion. Die Idee, dass Sie damit mit den „Besten" sprechen, ist verzerrt, denn Sie folgen längst einer Quote, einer Männerquote nämlich.
Und ich dachte bislang, brand eins würde nicht die Gesellschaft spiegeln, sondern ihr verhelfen, nach vorne zu denken. Gut, dass Frank Dahlmann die Positionierung auf den Punkt bringt. Eine Illusion weniger in der Medienszene.
Wenn der Anteil der Artikel über/mit Beteiligung von Frauen sich im Allgemeinen also bei rund einem Drittel bewegen würde (gerne auch mehr, natürlich), könnte man der Brand eins wohl keinen großen Vorwurf machen. Gerade mit einer weiblichen Chefredakteurin ist es aber schon sehr verwunderlich, warum im aktuellen Heft wirklich kaum von Frauen die Rede ist (in nur 5 Artikeln von 24 längeren wird überwiegend von Frauen berichtet, in 14 stark überwiegend von Männern). Klar, Branchen wie Schiffbau oder Fischerei ist es schon mit größerem Aufwand verbunden, Frauen zu finden. Aber dass der Brand-eins-Redaktion auch für die Themen Bürgerlicher Widerstand ("Nahverkehr"), Demokratie ("Demokratie selber machen") oder Gema ("Da ist Musik drin") keine einzige Frau eingefallen ist, ist schon seltsam bis schade. Sieht halt dann leider echt ignorant bis gewollt aus.
I was wrong, I'm sorry. > If I was wrong, I'm sorry. > If I offended you, I'm sorry. > I'm sorry you feel offended. > Fuck you.
Äh… nö. Zumindest hier in Taipeh gibt es das schon lange.
ich so: in stuttgart habe ich bereits vor 16 oder 17 jahren in einer innenstadtfiliale von ikea eingekauft. die filiale war zwischen der uni und dem hauptbahnhof, was ich damals enorm praktisch fand. ich konnte sozusagen auf dem weg nachhause teelichter kaufen. paul katzenberger war dort auch vor 15 jahren.
Wachstum und Innovationskraft Mit der Eröffnung des Einrichtungshauses in Eching bei München hat IKEA 1974 den deutschen Markt betreten. Mittlerweile gibt es 46 IKEA Einrichtungshäuser in Deutschland. Heute ist IKEA Marktführer im Möbelhandel, Trendsetter und gleichzeitig Innovationstreiber. Im Sommer 2014 wird in Hamburg-Altona das erste innerstädtische IKEA Einrichtungshaus eröffnet.
am gendarmenmarkt konnte man vor ein paar tagen beobachten, wie praktisch kräne sind. dank moderner technik, kann man heutzutage von oben nach unten bauen.
in tempelhof, richtung neukölln, bin ich ausversehen in die monopol-siedlung gelaufen. die wurde 1922/23 vom architekten wolfgang binder gebaut und zaubert ein bisschen kleinstadt nach berlin. erinnerte mich ein bisschen an die eisenbahnersiedlung in der meine oma früher wohnte. dort konnte ich als kind noch aus dem fenster alte dampflokomotiven in betrieb sehen. daran, dass ich als kind noch dampflokomotiven in betrieb gesehen habe, kann man entweder sehen wie alt ich bin oder wie lange die russschleudern nach dem krieg noch in betrieb waren.
die siedlung steht unter denkmalschutz, der aber offenbar nicht aktiv wahrgenommen wird. die häuser sind nicht im besten schuss, ebenso sind die plätze der siedlung sehr zugewuchert. eigentlich super.
um die colditzbrücke ist ein riesiges gewerbegebiet, in dem man sich in ansprechender umgebung das auto polieren lassen kann oder sich riesige veranstaltungsräume mieten kann. beim schlendern durch das gewerbegebiet macht sich der strukturwandel gut bemerkbar, ein paar alte industriegelände werben beinahe verzweifelt um „kreative“ die sich hier bitteschön einmieten mögen. ich habe das gefühl, die gentrifizierung ist in manchen ecken von tempelhof noch weit weg.
ein stückchen weiter, auf dem weg nach neukölln dann viele grüne blicke.
noch weiter dann in neukölln der riesige, leerstehnende komplex der ehemaligen neuköllner frauenklinik im mariendorfer weg. mehr oder weniger jede fensterscheibe ist eingeschlagen, durch die fenster sieht man, dass fast alles mit graffitis vollgemalt ist.
der neuköllner stadtrat für stadtentwicklung, thomas blesing (SPD), sagte vor ungefähr einem jahr im tagesspiegel, das der investor dem das gelände gehört „in naher Zukunft mit der Entwicklung des Geländes beginnen“ möchte. davon sieht man derzeit ungefähr gar nichts.
derweil erzählt uns die SPD aber, dass günstiger wohnraum nur am tempelhofer feld zu bauen ist. manchmal fragt man sich dann schon, was solche stadtentwickler den lieben langen tag tun oder ob die stadt überhaupt ein stadtentwicklungskonzept hat. leerstand gibts in berlin jedenfalls mehr als genug. die frauenklinik steht seit 5 jahren leer.
noch fünf tage online, sandra maischbergers portrait-ode an alfred biolek in der ARD-mediathek: Mensch, Bio!
manfred klimek wars zu lang und episch und irgendwie auch zu undistanziert. mir hat’s gefallen. alfred biolek kommt mir seit langem vor wie ein alter bekannter. möglicherweise weil er im fernsehen auf eine art „hemmungslos privat“ ist. das sind auch nicht meine worte, sondern die eines seiner redakteure, dem ich mal vor 20 jahren beim essen gegenübersass und der von den ersten aufzeichnungen von alfredissimo sprach. ich glaube das beschreibt bioleks haltung vor der kamera ganz gut. und deshalb dürfte das gefühl von mir, alfred biolek vom fernsehen fast ein bisschen privat zu kennen, ganz gut.
irgendwann mal wollte ich biolek auch in echt sehen und besorgte mir karten zu einer aufzeichnung von boulevard bio und fuhr mit zwei freunden, die auch grosse biolek-fans waren nach köln. die sendung war nett und biolek auch, mein kumpel karsten konnte sogar ein autogram abstauben. näher hab ich biolek nie kennengelernt, ich bin aber sicher: hätte ich es, hätte es keine überraschungen gegeben. das wäre wahrscheinlich genauso gewesen wie bei den bloggern die ich gerne lesen. wenn man jemanden lange und gerne liest, gibts beim ersten treffen auch keine überraschungen — ausser der überraschung, dass man die person wirklich gut übers blog kennen gelernt hat.
nett ist wohl die beste und passenste beschreibung von alfred biolek. in allem was biolek tut und tat war und ist er nett. manchmal offenbar auch zu nett, wie es auch ein zwei mal in dem film von maischberger anklang. nach maischbergers film fiel mir auch auf, dass biolek lange zeit eine art idol von mir war und das ideale leben führte, dass ich irgendwann auch führen wollte: nett sein, viele freunde haben, gerne auch prominente, wenn sie nett sind, kochen, essen und trinken. ein leben, das alfred biolek auch noch im hohen alter von 80 jahren zu führen imstande ist.
ich habe mich bei maischbergers film keine sekunde gelangweilt und stellenweise sogar vom stellenweise zu dick aufgetragenen pathos anstecken lassen.
Eine Kollektion mit Hubsteigern. Wir haben auch so einen Zuhause, um die Kerzen an unserem Kristallleuchter austauschen zu können.
[Für die Erstellung und Bewerbung von ein paar Ebay-Kollektionen habe ich ein (pauschal) Honorar bekommen. Etwas mehr zu den Ebay-Kollektionen habe ich hier geschrieben.]
eigenartiger, aber ganz guter film. der film entblättert von viertelstunde zu viertelstunde mehr an bedeutung und sinn, scarlett johansson entblättert sich den ganzen film über. ich mochte den film sehr, auch wenn er wenig unterhaltsam ist. aber man merkt die leidenschaft, die die filmemacher in das projekt gesteckt haben. jedes detail stimmt, die bilder sind teilweise umwerfend realistisch, beinahe naturalistisch — und dann wieder, plötzlich, hyper-ober-ästhetisiert. das gleiche spiel zieht sich durch alle aspekte des films, musik, geräusche und die geschichte.
der beinahe bizarre naturalismus im film kommt wohl auch daher, dass viele szenen mit versteckter kamera gedreht wurden und viele protagonisten nicht von anfang an wussten, dass sie in einem film mitspielen. eine szene, in der scarlett johansson hinfällt, wurde mit versteckter kamera aufgenommen und von einem paparazzo fotografiert. wired schreibt über die hintergründe, die zu einem kleinen meme-phänomen geführt haben.
genauso faszinierend wie den film selbst, fand ich die extras, also die interviews der filmemacher (ich hab den film im US-itunes-store gekauft). einerseits redeten die teilweise genauso witzig wie die schotten im film und andererseits half das sehen ein bisschen beim verstehen. da hilft der film nämlich nur in kleinster dosis.