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pay­wall vs. ver­wäs­ser­te mar­ke

felix schwenzel

mee­dia be­rich­tet von „macht­kämp­fen“ im spie­gel-ver­lag über die künf­ti­ge on­line stra­te­gie.

Stei­fe Bri­se an der Eri­cus­spit­ze: In der Spie­gel-Chef­re­dak­ti­on ist of­fen­bar ein er­bit­ter­ter Streit um die Print-On­line-Stra­te­gie ent­brannt. Nach MEE­DIA-In­for­ma­tio­nen for­dert Blatt­ma­cher Ge­org Ma­s­co­lo ve­he­ment eine Be­zahl­schran­ke für das über­aus er­folg­rei­che Nach­rich­ten-Por­tal. Da­mit soll der zu­letzt deut­li­che Auf­la­gen­rück­gang ge­stoppt wer­den. Geg­ner die­ser Stra­te­gie ist nicht nur Di­gi­tal-Chef­re­dak­teur Ma­thi­as Mül­ler von Blu­men­cron, son­dern auch Ge­schäfts­füh­rer Ove Saf­fe.

ich hal­te das für sehr plau­si­bel. der print-chef­re­dak­teur macht sich, höchts­wahr­schein­lich zu recht, sor­gen um den di­gi­tal-um­satz der print-aus­ga­be. der sprin­gen­de punkt ist wohl, dass „man fürch­tet, dass das kos­ten­lo­se Nach­rich­ten­an­ge­bot die Heft­ver­käu­fe kan­ni­ba­li­siert.“

ich glau­be, dass die­ser glau­be so­wohl völ­li­ger quatsch, als auch nicht ganz un­be­rech­tigt ist.

ei­ner­seits kau­fe ich mir den ge­druck­ten spie­gel schon seit ei­ner gan­zen wei­le nicht mehr. ma­che ich es doch, bin ich re­pro­du­zier­bar ent­täuscht. der spie­gel ist ein­fach un­er­träg­lich, und das nicht nur we­gen der fräu­lein rot­ten­mei­er-hal­tung der au­toren. an­ders ge­sagt, mir ist es schnurz­pieps­egal, ob es spie­gel.de (on­line) gibt oder nicht, ob er was kos­tet oder wer­be­fi­nan­ziert ist — den spie­gel (print) kauf ich oder abo­nier ich mir nicht, weil ich ihn für ein ten­den­ziö­ses, ar­ro­gan­tes kä­se­blatt hal­te, das mei­nem me­di­en-menü nichts mir re­le­van­tes hin­zu­fü­gen kann.

an­der­seits könn­te man durch­aus eine art ka­ni­ba­li­sie­rung er­ken­nen. denn die aus­sen­stehn­den völ­lig un­nach­voll­zieh­ba­re tren­nung der print- und der on­line-re­dak­tio­nen des spie­gels er­schliesst sich nach aus­sen so gut wie gar nicht. ir­gend­wo las ich kürz­lich, dass aus der print­re­dak­ti­on nur 2-4 ar­ti­kel pro wo­che in das of­fe­ne netz spie­gel.de flies­sen. an den ehe­ma­li­gen print-ar­ti­keln steht zwar on­line ir­gend­was von „ma­ga­zin“ und ne­ben den print-ar­ti­keln wird auch im­mer (glau­be ich) das zu­ge­hö­ri­ge spie­gel-ti­tel­blatt an­ge­zeigt — aber mal im ernst: wer glaubt, dass die le­ser die­se be­klopp­te dif­fe­ren­zie­rung nach­voll­zie­hen lebt in ei­nem el­fen­bein­turm oder ei­ner re­dak­ti­ons­bla­se. in­so­fern kan­ni­ba­li­siert sich der spie­gel na­tür­lich selbst, weil da wo „spie­gel“ drauf­steht auch „spie­gel“ wahr­ge­nom­men wird — und da­mit der spie­gel zu­min­dest im netz den ein­druck ei­ner kom­plett kos­ten­lo­sen ver­füg­bar­keit er­weckt. dass die print-re­dak­ti­on die ver­füg­bar­keit ih­rer ar­ti­kel ver­knappt und erst nach ei­ner scham­frist (von 4 wo­chen) goog­le das kom­ple­te heft zum frass vor­wirft, stört nie­man­den. oder ge­nau­er: mich störts nicht, weil ich nicht über­zeugt bin, nach dem ab­schluss ei­nes (on­line) abos bes­se­re in­hal­te zu be­kom­men als ohne. und ich glau­be, dass ich nicht der ein­zi­ge bin der so denkt.

kurz ge­sagt: on­line fin­det der print-spie­gel so gut wie gar nicht statt (ob­wohl der spie­gel (print) fast kom­plett on­line ist). kommt mal et­was wirk­lich gu­tes aus dem ge­druck­ten spie­gel auf spie­gel.de, schaf­fen es die ar­ti­kel nicht, ir­gend­wen da­von zu über­zeu­gen auf print oder print-HTML5 oder die print-spie­gel-app um­zu­stei­gen. der print-spie­gel hat es 18 jah­re lang ver­passt sich ge­gen den on­line-spie­gel zu pro­fi­lie­ren oder ei­nen ei­ge­nen mar­ken­kern oder qua­li­täts­an­spruch her­aus­zu­bil­den.

die ent­schei­dung des spie­gels vor 18 jah­ren eine on­line-ver­si­on des spie­gels ins netz zu brin­gen war ei­ner­seits bril­li­ant, hat aber die „spie­gel“-mar­ke ver­wäs­sert ve­ronlined. dass jetzt die ver­kauf­zah­len des spie­gels ein­bre­chen, ge­druckt, ve­r­appt und verHTML5t hat si­cher auch mit dem all­ge­mei­nen rück­gang von print­kon­sum zu tun, wahr­schein­lich aber auch mit der wahr­ge­nom­me­nen qua­li­tät des spie­gels, aber vor al­lem da­mit, dass nie­mand aus­ser­halb des spie­gel­ge­bäu­des zwi­schen spie­gel.de und dem SPIE­GEL un­ter­schei­den mag.

da wird auch kei­ne pay­wall hel­fen, son­dern, wenn über­haupt, dass DER SPIE­GEL sei­nen po­ten­zi­el­len le­sern ein­drück­lich klar macht, in­halt­lich et­was bes­se­res zu lie­fern als das was man heut­zu­ta­ge (kos­ten­los) im netz fin­den kann. spie­gel-le­ser wis­sen mehr — die­se zei­ten sind längst vor­bei. wenn ich mehr über die jün­ge­re ge­schich­te er­fah­ren will, kau­fe ich mir ganz si­cher kei­nen spie­gel, son­dern die geo epo­che. zu fast al­len an­de­ren the­men fal­len mir zig al­ter­na­ti­ven ein, kos­ten­los und kos­ten­pflich­tig, die ich eher le­sen oder kau­fen wür­de als den spie­gel.

ich habe mir den HTML5 print-spie­gel vor ei­ner wei­le mal an­ge­se­hen. nett, tech­nisch gut ge­macht. aber war­um ich für den ar­ro­gant, all­wis­send und kä­sig ge­schrie­be­nen mist mehr zah­len soll als für das was ich in mei­nem feed­rea­der, spie­gel.de, zeit.de, geo epo­che, brand­eins, c’t oder sonst­wo fin­de, wur­de mir bis­her nicht klar. da reicht zur ver­ede­lung des print-spie­gels auch nicht der ein­kauf ei­ner nig­ge­mei­er-edel­fe­der, zu­mal der of­fen­bar manch­mal schwie­rig­kei­ten hat, die ar­ti­kel, die er schreibt, über­haupt im heft un­ter­zu­brin­gen und die re­cher­chen dann eben ver­kos­ten­lost.


über­haupt. kann sich noch je­mand an den letz­ten scoop, die letz­te gros­se ent­hül­lungs­sto­ry im spie­gel er­in­nern? ich glau­be das war ir­gend­was mit franz jo­sef strauss. die wiki­leaks-kope­ra­ti­on war in mei­ner er­in­ne­rung we­nig über­zeu­gend und bot kaum ge­sprächs­stoff (ge­re­det wur­de über wiki­leaks, nicht dar­über wie der spie­gel die da­ten auf­be­rei­tet hat­te), den bun­destro­ja­ner gabs bei der FAZ, sa­scha lobo schreibt on­line und nicht im heft, sau­ber re­cher­chier­tes und bull­shit und FUD-frei­es zum in­ter­net schaff­te es in den letz­ten drei jah­ren nicht ins heft — im ge­gen­teil.

und — wer soll sich den di­gi­ta­len spie­gel über­haupt kau­fen? di­gi­ta­le first ad­op­ters ganz si­cher nicht. was der spie­gel bis­her über das in­ter­net schrob war gröss­ten­teils haar­sträu­bend. wer sich in di­gi­ta­li­en aus­kennt kommt doch nicht im traum da­r­uf sich ein heft zu kau­fen, in dem sei­ne le­bens­welt mit un­ver­stän­dins, hass und hohn be­han­delt wird. aber ohne on­line-af­fi­ne first ad­op­ters be­kommt man di­gi­tal auch kei­nen fuss auf den bo­den. ob klas­si­sche spie­gel-le­ser be­reit sind statt ei­nes hefts eine di­gi­ta­le aus­ga­be in die­sem laut spie­gel ach so ge­fähr­li­chen in­ter­net oder die­sen da­ten­schutz­ka­ta­stro­phen von ap­ple oder goog­le für den glei­chen preis wie die pa­pier-aus­ga­be zu kau­fen ist ziem­lich frag­wür­dig. wo soll denn da der mehr­wert sein?


mal zu­en­de ge­dacht: gäbe es eine pay­wall — wie wür­de dann künf­tig zwi­schen on­line- und print-spie­gel un­ter­schie­den? gäbe es viel­leicht so­gar zwei pay­walls, eine für on­line und eine für den di­gi­ta­li­sier­ten print-spie­gel? lä­gen hin­ter der pay­wall print- und on­line-in­hal­te bei­sam­men, war­um dann noch zwei ge­trenn­te re­dak­tio­nen? oder glaubt ma­s­co­lo, dass ein kos­ten­pflich­ti­ger spie­gel-on­line die le­ser zu der über­le­gung führt, wenn ich be­zah­le, dann gleich für den „ech­ten“ spie­gel? eine pay­wall löst das pro­fi­lie­rungs­pro­blem des print-spie­gel wohl eher nicht. ich glau­be im ge­gen­teil, dass das pro­blem da­mit grös­ser wird. bis­her kann ich die bei­den spie­gel an den kos­ten un­ter­schei­den, wor­an soll­te man sie, wenn sie bei­de kos­ten­pflich­tig wä­ren un­ter­schei­den? am in­ter­net-hass? an der fräu­lein-rot­ten­mei­er-hal­tung der au­toren?


ich glau­be um die ver­käu­fe der di­gi­tal-aus­ga­be des spie­gel zu er­hö­hen muss die qua­li­tät des spie­gels hoch, der preis der di­gi­tal-aus­ga­be run­ter und der spie­gel-on­line müss­te um­be­nannt wer­den, zum bei­spiel in die blu­men­cron-post oder das ma­ga­zin oder tmfkas (the ma­ga­zi­ne form­er­ly known as spie­gel).


10 jah­re

felix schwenzel

heu­te sind ex­akt 10 jah­re seit dem ers­ten rich­ti­gen ein­trag auf wir­res.net ver­gan­gen.


wa­ckel­bil­der

felix schwenzel

(mit jit­ter­gram ge­macht.)


DVD­thek-lob

felix schwenzel

ich muss mal wie­der, ohne spe­zi­el­len an­lass, mei­ne DVD­thek lo­ben. ob­wohl ich glau­be, dass die li­zenz­fra­gen zu den game of thro­nes DVDs der ers­ten staf­fel un­ter ju­ris­ten zu­min­dest strit­tig sein könn­ten, gibt sich mei­ne DVD­thek zu­min­dest mühe ei­nem al­ter­na­ti­ven zur un­li­zen­sier­ten nut­zung an­zu­bie­ten. OK, man kann sich die ers­te staf­fel mitt­ler­wei­le auch bei ama­zon ho­len (ama­zon.co.uk 36,00 €, ama­zon.de 59,00 €). aber ich woll­te die vi­deo coll­ec­tion an der star­gar­der stras­se ja eh nur mal eben lo­ben.


wired.de 2012/1

felix schwenzel

drei euro acht­zig dach­te ich, da kann man ja fast nix falsch ma­chen und kauf­te mir die neue wired. die­se aus­ga­be wur­de von alex­an­der von streit ver­ant­wor­tet, was sich auch an­ge­nehm im heft aus­wirkt, es fehlt der auf­ge­reg­te, kny­wers­te­ri­sche ton. im heft zu­min­dest.

das co­ver ist ist con­dé-nast-mäs­sig hy­per­hys­te­risch: „DAS WEB STEHT VOR DEM BLACK OUT“, „WETT­RÜS­TEN“, „Der selt­sa­me Fall des KIM DOT COM“. im heft­in­ne­ren ist das dann glück­li­cher­wei­se al­les viel we­ni­ger hys­te­risch und der ar­ti­kel über den dro­hen­den „WEB BLACK OUT“ ist so­gar ziem­lich gut. die fak­ten stim­men (glaub ix), er liest sich gut und ist sach­lich und aus­ge­gli­chen. wer in dem chao­ti­schen lay­out lan­ge ge­nug sucht, fin­det auch die au­toren des stücks, gleich sechs leu­te: fre­de­rik fi­scher, tors­ten kleinz, mi­cha­el moor­stedt, alex­an­der von streit, an­dre­as win­terer, ulf han­ne­mann.

jo­nah leh­rers text über die schwie­rig­kei­ten der wis­sen­schaft kom­ple­xi­tät zu er­fas­sen, ins­be­son­de­re die des mensch­li­chen kör­pers ist eben­falls ein le­se­schmaus. ein paar stun­den be­vor ich sei­nen text in der wired in der ba­de­wan­ne las, hat­te ich ge­ra­de ein in­ter­view mit ihm aus mei­ner time­line ge­fischt und ge­book­markt. klei­ne welt. apro­pos klei­ne welt. auf eng­lisch kann man den text von leh­rer auch on­line le­sen, ge­nau wie den, eben­falls le­sens­wer­ten text von tom che­shire über tumb­lr und den tumb­lr-grün­der da­vid karp.

das spricht jetzt nicht so irre für den qua­li­täts-jour­na­lis­mus-stand­ort deutsch­land, dass von den drei in­ter­es­san­tes­ten tex­ten, nur ei­ner von deut­schen jour­na­lis­ten ge­schrie­ben wur­de. was aber wirk­lich pein­lich ist, ist dass die re­dak­ti­on der deut­schen wired es we­der schafft den text un­fall­frei über­set­zen zu las­sen (war­um wer­den die über­set­zer ei­gent­lich nicht ge­nannt?), noch den na­men des au­tors kor­rekt zu schrei­ben.

so steht im ori­gi­nal des tumb­lr-tex­tes:

At the time, Karp was run­ning his own con­sul­tancy, Da­vid­ville, which built busi­ness web­sites, along with a 24-year-old pro­gramm­er cal­led Mar­co Ar­ment, who would la­ter found In­sta­pa­per.

in deutsch­land kann man die­ses gan­zen ins­ta-dingse of­fen­bar nicht so gut un­ter­schei­den und mach­te doch glatt das hier draus:

Zu je­ner Zeit be­saß er eine ei­ge­ne Be­ra­tungs­fir­ma, die sich ins­be­son­de­re um den Auf­bau von Busi­ness-Web­sites küm­mer­te. Ihm zur Sei­te stand Mar­co Ar­ment, ein da­mals 24-jäh­ri­ger Pro­gram­mie­rer, der spä­ter den Fo­to­dienst In­sta­gram grün­den soll­te.

wired.de setzt da aber noch ei­nen drauf und nennt den au­tor tom che­shire ku­rio­ser­wei­se TOM CHE­SI­RE (ver­sa­li­en von wired.de über­nom­men).

die bes­ten der bes­ten, sir.
(sor­ry für den fe­fes­lang. kommt nicht wie­der vor.)


als ich eben aus der ba­de­wan­ne kroch (ja die wired kann man in ei­ner ba­de­wan­nen-ses­si­on durch­le­sen), hat­te ich ein gu­tes ge­fühl. trotz der vie­len re­dak­tio­nel­len wer­bung mit ton­nen von gad­get-ge­döns (die man gut über­blät­tern kann) fühl­te ich mich gut in­fo­tai­ned. ein paar an­re­gen­de tex­te, ein paar hüb­sche und teil­wei­se in­spi­rie­ren­de bil­der, kei­ne jour­na­lis­ti­schen fehl­leis­tun­gen über die man sich gross auf­re­gen müss­te. noch nicht mal die ko­lum­ne von tho­mas knü­wer nerv­te dies­mal mit neun­mal­klug­heit. echt OK das heft.

na gut, über pe­ter kru­ses ko­lum­ne bin ich bei­na­he ein­ge­schla­fen. das liegt aber dar­an, dass das was er schrob bes­ser ver­ständ­lich ist, wenn er es sagt und dass man, wenn man das was er ge­sagt hat schon kennt, von sei­ner ver­schach­tel­ten art zu schrei­ben schläf­rig wer­den kann. auch das über­am­bi­tio­nier­te lay­out nervt nach wie vor, man kann die wer­bung im­mer noch nicht vom den re­dak­tio­nel­len in­hal­ten un­ter­schei­den, aber für 3,80€ kann man viel­leicht nicht mehr er­war­ten.


viel­leicht ist der an­satz gar nicht mal schlecht. eine gute, lan­ge ti­tel­ge­schich­te von ein paar fä­hi­gen leu­ten schrei­ben las­sen, an­sons­ten gute tex­te aus den in­ter­na­tio­na­len aus­ga­ben über­neh­men, ein paar fri­sche ko­lum­nis­ten mit kur­zen tex­ten ran­las­sen und den rest des hef­tes mit glas­per­len und wer­bung fül­len. ge­fällt mir auf je­den fall bes­ser als die (stück­wei­se) über­am­bi­tio­nier­te und auf­ge­bla­sen­se erst­aus­ga­be.

was (ein biss­chen) fehlt: herz­blut. of­fen­heit im um­gang mit feh­lern (oder dient das wired-blog nur dem mar­ke­ting?). ab­we­gi­ges. lay­out.


[nach­trag 16.04.2012]
chris­toph kap­pes hat be­reits vor ein paar ta­gen über die zwei­te aus­ga­be der wired ge­schrie­ben.


wolf­gang blau über das in­ter­net

felix schwenzel

die kalt­mam­sell schreibt:

Dies hier geht ge­ra­de durch mei­ne Ecke des In­ter­nets, ob­wohl die Ver­an­stal­tung be­reits ei­ni­ge Mo­na­te her ist: Wolf­gang Blau, Chef­re­dak­teur von Zeit on­line, spricht vor Par­la­men­ta­ri­ern der En­quete-Ko­mis­si­on In­ter­net und Di­gi­ta­le Ge­sell­schaft des Deut­schen Bun­des­ta­ges über Sta­tus und Zu­kunft des In­ter­net.
[…]
Der Vor­trag ist auch als Vor­trag selbst emp­feh­lens­wert: Blau ar­gu­men­tiert sehr sach­lich; er hat ein An­lie­gen, und man merkt sei­ne Lei­den­schaft da­hin­ter. Doch er ver­lässst sich ganz auf Ar­gu­men­te, po­le­mi­siert nicht, ver­kneift sich Über­spit­zun­gen. Das Re­fe­rat ent­hält kei­nen ein­zi­gen La­cher, und den­noch habe ich ihm ge­fes­selt zu­ge­hört.

und sie hat recht. den vor­trag kann man sich aber auch un­ge­fes­selt sehr gut an­hö­ren.

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neu­es kom­men­tar­dings

felix schwenzel

wie ei­ni­ge wis­sen, läuft hier kein word­press, son­dern eine fast zehn jah­re alte soft­ware die zwar ein kom­men­tar­sys­tem mit­brach­te, das aber so un­be­dien­bar war, dass ich seit ca. 2004 zu­erst ha­l­os­can als ex­ter­nes kom­men­tar­sys­tem an wir­res.net an­flansch­te. vor ein paar jah­ren hat dann die fir­ma echo oder js-kit (so ge­nau weiss ich das nicht, die be­nen­nen sich stän­dig um) ha­l­os­can ge­kauft. mit echo war das mit der be­dien­bar­keit auch nicht so weit her, aber echo hat­te zu­min­dest die al­ten ha­l­os­can-kom­men­ta­re über­nom­men, so dass die kom­men­tar­struk­tur seit 2004 er­hal­ten blieb.

al­ter­na­ti­ven zu echo habe ich im­mer wie­der aus­pro­biert. zu­letzt vor 3 jah­ren mal dis­qus. der im­port der da­ten funk­tio­nier­te da­mals aber nicht be­son­ders gut und das ba­ckend von dis­qus trieb mich da­mals mehr oder we­ni­ger in den wahn­sinn. also liess ich al­les beim al­ten, auch wenn sich im­mer mehr leu­te dar­über be­schwer­ten, wie scheis­se die­ses echo-kom­men­tar­sys­tem doch sei. vor al­lem mo­bil war es so gut wie un­be­dien­bar.

vor zwei wo­chen kün­dig­te echo (oder js-kit) nun an, dass sie sich dies­mal nicht um­be­nen­nen wür­den, son­dern ih­ren ge­schäfts­zweck an­ders aus­rich­ten wür­den und des­halb das kom­men­tar­sys­tem im ok­to­ber die­ses jah­res ein­stel­len wür­den. also habe ich mir dis­qus noch­mal an­ge­se­hen und die im­port funk­ti­on noch­mal ge­tes­tet. nach 2 ta­gen war der im­port ab­ge­schlos­sen, lei­der feh­len jetzt von den an­geb­lich 23.000 kom­men­ta­ren ca. 19.000. auch die ant­wort­strän­ge wur­den von dis­qus nicht über­nom­men, pro­fil­bil­der und email-adres­sen lei­der auch nicht. aber auf den ers­ten blick ge­hen die kom­men­ta­re recht weit zu­rück. die feh­len­den kom­men­ta­re schei­nen die al­ten von ha­l­os­can zu sein, de­nen in der ex­port­da­tei von echo kei­ne kor­rek­ten zu­wei­sun­gen zu ein­zel­nen ar­ti­keln an­ge­hef­tet wur­den.

so ist das dann eben, feh­len halt ein paar kom­men­ta­re. da­für funk­tio­niert das kom­men­tie­ren jetzt of­fen­bar auch mo­bil ganz gut, dis­qus hat ein ei­ge­nes mo­bi­les the­me. ich bin mal ge­spannt wie dis­qus auf die le­ser re­agiert, die hier mit de­ak­ti­vier­ten coo­kies von dritt­sei­ten auf­schla­gen und kom­men­tie­ren, in der ver­gan­gen­heit hat das im­mer wie­der zu un­schö­nen drei­fach­pos­tings ge­führt. über re­ges tes­ten wür­de ich mich freu­en.

stan­dard-mäs­sig la­den die dis­qus-kom­men­ta­re und das ent­spre­chen­de ja­va­script üb­ri­gens nicht. erst wenn man den kom­men­tar-slider öff­net oder auf ei­nen kom­men­tar-per­ma­link klickt, wird der ja­va­script-schnip­sel von dis­qus mit­samt sei­nen an­ge­häng­ten web­bugs und zähl­pi­xeln nach­ge­la­den. das heisst aber na­tür­lich auch, dass mit de­ak­ti­vier­tem ja­va­script oder ja­va­script­blo­ckern, die ja­va­script von dritt­sei­ten blo­ckie­ren, wei­ter­hin kein un­fall­frei­es kom­men­tie­ren mög­lich ist. aber track­backs oder tweets mit links zu ein­zel­nen ar­ti­keln wer­den wei­ter­hin an­ge­zeigt. feed­back kommt also an, wenn man sich die mühe macht.


os­tern (nach­trag)

felix schwenzel

über os­tern war ix off­line. bei mei­nen el­tern. die ha­ben zwar in­ter­net zu­hau­se, aber län­ger als 10 mi­nu­ten am stück war ich nicht wirk­lich on­line. das lag gar nicht mal dar­an dar­an, dass nicht nur mei­ne fa­mi­lie dort war, son­dern auch die mei­ner schwes­ter, dass mei­ne el­tern mir eine el­len­lan­ge todo-lis­te prä­sen­tier­ten (tisch­bein an­lei­men, wohn­zim­mer um­räu­men, plas­tik von joa­chim ban­dau auf­hän­gen, neu­en ofen be­wun­dern und aus­pro­bie­ren ob man da­drin wirk­lich piz­za ba­cken kann (geht), in­sta­gram er­klä­ren und in­stal­lie­ren, fritz­box und ipho­nes ak­tua­li­sie­ren, stän­dig fleisch es­sen), son­dern vor al­lem dar­an, dass wir zwei ta­ges­aus­flü­ge nach hol­land in die nie­der­lan­de und nach bel­gi­en un­ter­nom­men ha­ben. ge­nau­er, nach maas­tricht und nach ant­wer­pen. und in den nie­der­lan­den und bel­gi­en, stellt man das in­ter­net­ge­döns auf dem te­le­fon bes­ser ab, hab ich mir sa­gen las­sen.

ver­passt hab ich in der zeit im in­ter­net, glaub ich, nicht viel. ge­se­hen hab ix da­für aber ei­ni­ges. zum bei­spiel in maas­tricht das wun­der­ba­re bon­ne­fan­ten musuem, in dem ak­tu­ell die ziem­lich viel­sei­ti­ge, et­was sol-le­witt-las­ti­ge aus­stel­lung der samm­lung von mar­tin vis­ser zu se­hen ist. vie­le tol­le ar­bei­ten, be­son­ders wit­zig fand ich aber die sol-le­witt-ar­beit an ei­ner der wän­de, die von 3 mit­ar­bei­tern des „es­tate sol le­witt“ in 7 ta­gen in bunt­stift-stri­chen mit 1,5 mil­li­me­ter ab­stand er­stelt wur­de. aus der ent­fer­nung sah das aus wie meh­re­re pas­tell­far­be­ne farb-flä­chen, aus der nähe wie dia­go­na­le bunt­stift­li­ni­en mit 1,5 mm ab­stand.

fas­zi­nie­rend ei­nert­seits, weil die ar­beit be­ein­dru­ckend ist, an­de­rer­seits weil sie als „ori­gi­nal“ sol-le­witt-ar­beit gilt, ob­wohl sie im jahr 2012 ent­stan­den ist, sol le­witt aber 2007 ver­starb. so ist das mit den ori­gi­na­len in der kunst­sze­ne. auch hier be­stimmt nicht ori­gi­na­li­tät die ori­gi­na­li­tät der ar­beit, son­dern die li­zenz.

eben­so in­spi­rie­rend das mu­se­um van he­den­da­agse kunst ant­wer­pen, ins­be­son­de­re die son­der­aus­stel­lung der be­ein­dru­cken­den vi­deo-ar­bei­ten von chan­tal aker­mann. ent­we­der die ar­bei­ten wa­ren echt gut oder die prä­sen­ta­ti­on über eine gan­ze eta­ge war ex­zel­lent.

ix und yves klein (M HKA ant­wer­pen)
ix und die bei­fah­re­rin und chan­tal aker­mann (M HKA ant­wer­pen)
ix und und chan­tal aker­mann (M HKA ant­wer­pen)
ix und gold (bon­ne­fan­ten mu­se­um maas­tricht)
ix und ne schwar­ze wand (bon­ne­fan­ten mu­se­um maas­tricht)
j. (bon­ne­fan­ten mu­se­um maas­tricht)
j. (bon­ne­fan­ten mu­se­um maas­tricht)
j. (bon­ne­fan­ten mu­se­um maas­tricht)
j. (bon­ne­fan­ten mu­se­um maas­tricht)
buch­hand­lung in ei­ner um­ge­wid­me­ten kir­che in maas­tricht

paul van dyks uni­ver­sal­lö­sung: ar­beits­grup­pen

felix schwenzel

paul van dyk so auf die fra­ge, ob uns die pi­ra­ten auf dau­er er­hal­ten blei­ben:

Die Grü­nen ha­ben zwar auch als wil­der Hau­fen an­ge­fan­gen, aber die woll­ten wirk­lich was, näm­lich Um­welt­schutz. Aber zum In­ter­net gibt es in den eta­blier­ten Par­tei­en längst gro­ße Ar­beits­grup­pen. Des­halb glau­be ich, wir brau­chen die Pi­ra­ten nicht.

das ist mal ein schö­nes pi­ra­ten-wat­te­bäusch­chen-bas­hing von ei­nem SPD-fan. wo­bei mich so eine die-ar­beits­grup­pen-da-oben-un­ter­ta­nen-hal­tung auch ein biss­chen trau­rig macht.

an­de­rer­seits ist das auch pri­ma stoff zum wei­ter­spin­nen:

  • wir brau­chen kei­ne neu­en mu­si­ker. die aus­ge­bil­de­ten mu­si­ker mit viel er­fah­rung ma­chen das doch viel bes­ser als blu­ti­ge an­fän­ger. es gibt auch schon sehr viel schö­ne mu­sik.
  • uni­ver­si­tä­ten sind über­flüs­sig, da es schon sehr vie­le klu­ge men­schen gibt.
  • wozu ei­gent­lich blog­gen? es gibt doch gros­se me­di­en­häu­ser?

klar ist das zi­tat oben aus dem zu­sam­men­hang ge­ris­sen. das gan­ze, auf zwei sei­ten zer­ris­se­ne in­ter­view gibts auf ta­ges­spie­gel.de. das in­ter­view wird aber nicht bes­ser wenn man den rest von van dyks ant­wor­ten liest. im ge­gen­teil. er sagt auch die­se vor weis­heit und dif­fe­ren­zie­rungs­ver­mö­gen strot­zen­den sät­ze:

Ta­ges­spie­gel: Treibt es Sie als Mu­sik­pro­du­zen­ten um, dass mit den Pi­ra­ten jetzt die Freun­de des frei­en Down­loads im Ab­ge­ord­ne­ten­haus sit­zen?

Paul van Dyk: Per­sön­lich trifft mich das nicht, aber ich habe ein an­de­res De­mo­kra­tie­ver­ständ­nis. Wenn ich in ein Taxi stei­ge, möch­te ich, dass der Fah­rer das Ziel kennt. Der soll nicht erst los­fah­ren und un­ter­wegs dau­ernd sa­gen, dass er sich nicht aus­kennt. Ich sehe hin­ter dem Er­folg der Pi­ra­ten eher ei­nen Pseu­do-Pro­test. Neh­men wir das Acta-Ab­kom­men, mit dem ein­fach deut­sche Ge­set­ze in EU-Recht um­ge­setzt wer­den sol­len. Es geht da­bei nur ganz am Ran­de dar­um, ob ei­ner ei­nen Hol­ly­wood-Film oder ein Mu­sik­stück run­ter­lädt. Wor­um es geht, ist Kri­mi­na­li­tät, um Da­ten­klau. Wenn ei­ner alle Ver­schlüs­se­lun­gen knackt, wür­de un­se­re Zi­vi­li­sa­ti­on zu­sam­men­bre­chen. Ich weiß nicht, ob das im In­ter­es­se von Herrn Lau­er ist. Der sieht mir je­den­falls aus wie ein Be­sitz­stands­wah­rer.

ich ver­ste­he das ar­gu­ment ein­fach nicht. wenn ACTA gar nichts am sta­tus quo ver­än­dert, war­um soll man es dann um­set­zen? ist das EU-recht ir­gend­wie bes­ser? le­cke­rer? kna­cki­ger? wirk­sa­mer? ach es geht um da­ten­klau, um kri­mi­na­li­tät? wie der name ACTA schon sagt: Anti-Coun­ter­feit­ing Trade Agree­ment, was auf deutsch über­setzt Anti-Da­ten­klau und -Kri­mi­na­li­täts-Ab­kom­men be­deu­tet. klar van dyk.

wo­bei der satz „wenn ei­ner alle Ver­schlüs­se­lun­gen knackt, wür­de un­se­re Zi­vi­li­sa­ti­on zu­sam­men­bre­chen“ tat­säch­lich ein su­per ar­gu­ment ge­gen pseu­do-pro­tes­te und die pi­ra­ten und über­haupt die­ses gan­ze netz-dings ist.

ich fin­de paul van dyk hat sich mit die­sem in­ter­view eine eh­ren­dok­tor­wür­de der uni­ver­si­tät des tak­ka-tuk­ka-lands ver­dient. ei­nen eh­ren­platz im SPD-on­line-bei­rat so­wie­so.


gün­ter jauch, mit char­lot­te ro­che und jan böh­mer­mann

felix schwenzel

die sen­dung vom sonn­tag von ro­che und böh­mer­mann, die kon­se­quent als „gün­ther jauch, mit char­lot­te ro­che und jan böh­mer­mann“ an­ge­kün­digt wird, war mal wie­der hart an der gren­ze zum fremd­schä­men oder ge­nau­er an der gren­ze vor dem in die hose ma­chen, vor sor­ge, die sen­dung könn­te den mo­de­ra­to­ren ent­glei­ten. was, die sen­dung aber im­mer wie­der für mich ret­tet, ist das hap­py end. der kur­ze mo­ment nach der sen­dung in dem ro­che und böh­mer­mann die sen­dung selbst kri­ti­sie­ren und be­wer­ten.

die­se an­der­t­alb mi­nu­ten sind, ne­ben den gross­ar­ti­gen ein­spie­lern, der su­pe­ren vor­spann­mu­sik und dem aus der zeit ge­fal­le­nen an­sa­ger, im­mer mein lieb­lings­stück. und zwar aus dem ein­fa­chen grund, dass bei­de ge­nau das was ich über sen­dung dach­te aus­spre­chen. in der sen­dung vom sonn­tag dach­te ich, so hel­le ist der sohn vom och­sen­knecht ja nicht ge­ra­de, aber we­nigs­tens ir­gend­wie kon­se­quent doof und da­von un­tan­giert. und böh­mer­mann sagt: „wil­son gon­za­les ist echt cool. er ist ein klei­nes biss­chen … er denkt nicht so viel wei­ter als … also … er denkt nicht sehr viel wei­ter als man … also … er denkt nicht viel wei­ter … sehr weit … “.

aber der ham­mer gag am ende: „das war gün­ther jauch, mit char­lot­te ro­che und jan böh­mer­mann. nächs­ten sonn­tag zu gast, ro­bert mu­ga­be, jo­seph kony, mah­moud ah­ma­di­ne­jad und … an­drea nah­les. ich wün­sche ih­nen ei­nen an­ge­neh­men start in die wo­che.“

trä­nen ge­lacht.


le­bens­lü­gen

felix schwenzel

51 tat­ort-au­toren ha­ben of­fen­bar die schnau­ze voll da­von, im schat­ten von schau­spie­lern und in­ten­da­ten rum zu ste­hen und mel­den sich mit ei­ner of­fen­bar has­tig for­mu­lier­ten wort­mel­dung für ihre 15 mi­nu­ten ruhm auf­merk­sam­keit an.

nicht nur ole reiß­mann fragt sich, wo­vor die au­toren ei­gent­lich so viel angst ha­ben. ole reiß­mann:

War­um muss man das Ur­he­ber­recht so ve­he­ment ge­gen “Le­bens­lü­gen” ver­tei­di­gen, wo es doch oh­ne­hin “ul­ti­ma­tiv ver­brieft” ist?

nach dem le­sen des of­fe­nen briefs der 51 tat­ort-au­toren fiel mir auf, dass sie nicht nur den grü­nen, den pi­ra­ten, den lin­ken und der netz­ge­mein­de „le­bens­lü­gen“ vor­hal­ten, son­dern auch selbst un­ter ein paar le­bens­lü­gen oder wunsch­vor­stel­lun­gen zu lei­den schei­nen:

le­bens­lü­gen von tat­ort-au­toren:

  • zu glau­ben, weil man als dreh­buch­au­tor für den tat­ort ar­bei­tet, schaf­fe man „qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Kunst und Kul­tur“.
  • die hoff­nung, dass ei­nem leu­te, die man als dem­ago­gisch, über­dra­ma­ti­sie­rend, po­li­tisch ver­kürzt und rechts­ver­stös­se ka­schie­rend be­zeich­net, bei den ho­no­rar-ver­hand­lun­gen mit sei­nem ar­beit­ge­ber zur sei­te ste­hen.
  • der glau­be, dass „Kunst/Kul­tur“ und „ma­te­ri­el­le Ab­si­che­rung“ in ei­nem di­rek­ten und ga­ran­tier­ten zu­sam­men­hang ste­hen.
  • die hoff­nung, dass man kon­struk­ti­ve ge­sprä­che mit der be­haup­tung an­facht, die an­de­re sei­te sei ah­nungs­los und feind­lich ge­sinnt.

be­son­ders ge­fällt mir wie­der mal der pau­schal­vor­wurf an die „user“, also alle be­nut­zer des in­ter­nets (also wohl auch mein va­ter und mei­ne mut­ter), dass die­se in ei­ner „Um­sonst­kul­tur“ leb­ten:

Die­se po­li­ti­sche Ver­kür­zung von Grü­nen, Pi­ra­ten, Lin­ken und Netz­ge­mein­de dient le­dig­lich der Auf­wer­tung der User-In­ter­es­sen, de­ren Um­sonst­kul­tur so in den Rang ei­nes Grund­rech­tes ge­hievt wer­den soll.

erst­mal bin ich na­tür­lich froh, dass ich für den et­was lieb­los ge­set­zen text der dreh­buch­au­to­ren nichts zah­len muss­te, fra­ge mich aber, ob die dreh­buch­au­to­ren was da­ge­gen ha­ben, dass ich mir ein­fach so die dai­ly show mit jon ste­wart an­se­hen kann oder dass ix auf spie­gel-, zeit- oder dings-on­line teil­wei­se har­sche kri­ti­ken ih­rer dreh­bü­cher kos­ten­los durch­le­sen kann.

mög­li­cher­wei­se mei­nen sie mit „um­sonst­kul­tur“ aber auch, dass es leu­te gibt, die sich tat­or­te aus der ARD-me­dia­thek ki­no­fil­me oder mu­sik­stü­cke kos­ten­los aus dem in­ter­net sau­gen. das trifft si­cher­lich zu, ge­nau­so wie es zu­trifft, dass es leu­te gibt die in den puff ge­hen, leu­te die durch­fall ha­ben oder leu­te die la­den­dieb­stahl be­ge­hen. aber des­halb herrscht doch hier „in der Bun­des­re­pu­blik“ kei­ne be­zahl­sex-, dünn­schiss- oder klep­to­ma­nie-kul­tur.

im­mer­hin, das freut mich wirk­lich sehr, ha­ben die tat­ort-au­toren zum ers­ten mal seit lan­ger zeit et­was ge­schrie­ben, das mich nicht un­fass­bar lang­weilt, son­dern vor al­lem (und das fin­de ich im­mer gut) ir­ri­tiert und in­spi­riert.


Das In­ter­es­san­te an den #Tat­ort-Au­toren ist, dass sie sich be­reits per Kul­tur-Flat­rate (via GEZ) fi­nan­zie­ren. Ei­gent­lich zu­kunfts­wei­send.

about 5 hours ago via Tweet­Deck Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@ur­bach Mat­thi­as Ur­bach


ich habe ge­hört, es gibt „in der Bun­des­re­pu­blik“ sonn­tags so eine art tat­ort-ri­tu­al. bei uns läuft das üb­ri­gens so ab: ich set­ze mich mit mei­nem lap­top in die kü­che um zu le­sen, mei­ne ruhe zu ha­ben oder zu schrei­ben, die frau und manch­mal das kind lie­gen vor dem fern­se­her und schau­en tat­ort. in letz­ter zeit ha­ben bei­de öf­ter ihre lap­tops auf den knien. wenn ich fra­ge was sie mit den lap­tops ma­chen, ant­wor­ten bei­de: „tat­ort ist lang­wei­lig.“ das ha­ben sie frü­her im­mer erst nach dem tat­ort ge­sagt.


mar­kus be­cke­dahl weist auf eine „lie­bens­wer­te“ ant­wort des CCC an die dreh­buch­au­to­ren hin:

Lie­be Tat­ort-Dreh­buch­schrei­ber,

mit Freu­de neh­men wir – ganz kess als Ver­tre­ter der von Euch an­ge­pran­ger­ten “Netz­ge­mein­de” – Euer In­ter­es­se an un­se­ren Ge­dan­ken zu ei­ner Ver­sach­li­chung der Dis­kus­si­on über Ur­he­ber- und Ur­he­ber­ver­wer­tungs­rech­te im di­gi­ta­len Zeit­al­ter wahr. Be­vor wir aber un­nö­tig gleich zu Be­ginn Schub­la­den öff­nen: Auch wir sind Ur­he­ber, so­gar Be­rufs­ur­he­ber, um ge­nau zu sein. Wir sind Pro­gram­mie­rer, Ha­cker, Mu­si­ker, Au­toren von Bü­chern und Ar­ti­keln, brin­gen gar ei­ge­ne Zei­tun­gen, Blogs und Pod­casts her­aus. Wir spre­chen also nicht nur mit Ur­he­bern, wir sind sel­ber wel­che. Es wird da­her kei­nen “his­to­ri­schen Kom­pro­miß” ge­ben, denn es ste­hen sich nicht zwei Sei­ten ge­gen­über, je­den­falls nicht Ur­he­ber und Re­zi­pi­en­ten, son­dern al­len­falls prä­di­gi­ta­le Igno­ran­ten mit Rech­te­ver­wer­tungs­fe­tisch auf der ei­nen Sei­te und Ihr und wir auf der an­de­ren, die wir de­ren Ver­trä­ge auf­ge­zwun­gen be­kom­men.

und, noch­mal mar­kus be­cke­dahl:

Wer sich üb­ri­gens fragt, wo­her plötz­lich die­ser PR-Spin des Ver­ban­des der Dreh­buch­au­to­ren kommt: Das war an­ge­kün­digt. Die Po­li­tik hat sich das ge­wünscht und be­kommt jetzt ge­lie­fert.

Gleich­zei­tig un­ter­strich er (An­mer­kung: Staats­se­kre­tär Hans-Joa­chim Otto), wie auch sei­ne Kol­le­gen aus Rei­hen von CDU, SPD und FDP, dass vor al­lem die Krea­tiv­bran­che selbst ge­for­dert sei, der öf­fent­li­chen Dis­kus­si­on eine neue Rich­tung zu ge­ben, die An­lie­gen der Ur­he­ber be­greif­bar zu ma­chen. Ge­ra­de Künst­ler sei­en “sprach­ge­wal­ti­ge” Bot­schaf­ter.”


ty­po­gra­fi­sche wit­ze 2

felix schwenzel

ah, mal wie­der ein ty­po­gra­fi­scher witz (hier ge­lie­hen):

äl­te­re ty­po­gra­fi­sche wit­ze auf wir­res.net:


über­schrif­ten zu tweet­scha­ren

felix schwenzel

mei­ne the­se ist ja, dass pos­til­li­on-über­schrif­ten her­vor­rag­nd als tweets ge­eig­net sind. der rest der ar­ti­kel ist meist über­flüs­sig.

q.e.d:

Sa­ti­re­for­scher mes­sen Re­kord­ni­veau an Iro­nie, als Papst in Kuba Fort­schrit­te for­dert

/riv­va.de


war­um man han­dys re­cy­clen soll­te und was man macht, wenn ei­nem je­mand auf den kopf kackt

felix schwenzel

in der sen­dung mit der maus war am sonn­tag zu se­hen, war­um es sinn­voll ist, alte han­dys in das re­cy­cling zu ge­ben: da­mit die re­cy­cling-un­ter­neh­mer gold, sil­ber, sel­te­ne er­den und al­les mög­li­che aus ih­nen ex­tra­hie­ren kön­nen und sich eine gol­de­ne nase ver­die­nen kön­nen. oder so.

in der ARD-me­dia­thek fin­det sich die kom­plet­te sen­dung vom sonn­tag. die ak­tu­el­le sen­dung lohnt sich auch des­halb, weil in der sen­dung ei­nem maul­wurf (spoi­ler: von ei­nem hund) auf den kopf geg­kackt wird und er sich an­ge­mes­sen da­für re­van­chiert. in kin­der­sen­dun­gen kann man so­viel ler­nen!


was chris­toph kee­se ver­ach­tet

felix schwenzel

die­ser ar­ti­kel von chris­toph kee­se ist auf vie­len ebe­nen ent­lar­vend. kee­se reiht fak­ten und zah­len an­ein­an­der de­nen man kaum wi­der­spre­chen kann, da sie fak­tisch sind schei­nen. die schlüs­se die er dar­aus zieht, sind al­ler­dings gröss­ten­teils ha­ne­bü­chen. net­ter­wei­se fin­den sich die meis­ten ge­gen­ar­gu­me­te zu kee­ses pseu­do­ar­gu­men­ten in den kom­men­ta­ren un­ter kee­ses ar­ti­kel (un­be­dingt alle kom­men­ta­re le­sen). bis auf eine von kee­ses be­haup­tun­gen, die un­wi­der­spro­chen bleibt:

3. Al­lein im Jahr 2011 hat Goog­le in den USA 32 un­ter­schied­li­che Lob­by-Be­ra­te­rungs­un­ter­neh­men an­ge­heu­ert, um ge­gen 62 ge­plan­te Ge­set­ze in Re­prä­sen­ta­ten­haus und Se­nat vor­zu­ge­hen. Nicht alle da­von hat­ten mit im­ma­te­ri­el­len Gü­tern, also geis­ti­gem Ei­gen­tum, zu tun, doch un­ter dem Strich lag der Schwer­punkt klar auf Ge­set­zen zu Ur­he­ber- und Pa­tent­recht so­wie zu Wer­be­re­gu­lie­run­gen. Der Auf­stand ge­gen SOPA, PIPA und ACTA ist in wich­ti­gen Tei­len ein Er­geb­nis des Goog­le-Lob­by­is­mus.

echt? hält kee­se die tau­sen­den von men­schen die in ganz eu­ro­pa ge­gen acta auf die stras­se ge­gan­gen sind, die hun­der­ten von men­schen die ge­gen sopa, pipa, acta an­schro­ben für goog­le-ge­steu­ert? und über­haupt: was wäre das für ein gran­dio­ser lob­by­is­mus, der die leu­te zu pro­tes­ten auf die stras­se treibt?

oder an­ders­rum: wo wa­ren die leu­te auf den stras­sen die durch den eben­falls mil­lio­nen­schwer ge­stütz­ten pro-ACTA/SOPA/PIPA-lob­by­is­mus auf die stras­se ge­trie­ben wur­den um da­für zu pro­tes­tie­ren? wo wa­ren die men­schen­mas­sen auf den stras­sen, die für die sen­kung der mehr­wert­steu­er­sät­ze für ho­te­liers de­mons­triert ha­ben?

mal im ernst, kee­ses ver­ach­tung für men­schen die sich um die frei­heit sor­gen — be­rech­tigt oder nicht — fin­de ich be­ach­tens­wert. aber so ti­cken lob­by­is­ten wie chris­toph kee­se of­fen­sicht­lich: de­mo­kra­tie ist in ord­nung, so­lan­ge das volk die schnau­ze hält. und hält es nicht die schnau­ze, steckt ganz si­cher die an­de­re sei­te da­hin­ter. kee­se hält die men­schen für durch und durch steu­er­bar.

wie ge­sagt. ich fin­de das be­ach­tens­wert. und auch ver­ach­tens­wert.


wu­schu ma­ki

felix schwenzel

youtube-video laden, info, direktlink


ziem­lich wit­zig und für den web­vi­deo-preis no­mi­niert . / das­nuf


he­te­ro­gen

felix schwenzel

veit me­dick und an­nett mei­ritz zi­tie­ren im spie­gel-on­line for­sa-chef man­fred güll­ner zu den wäh­lern der pi­ra­ten im saar­land:

Das ist ein Phä­no­men. […] Wäh­rend die Grü­nen in ih­rer An­fangs­zeit nur ein sehr schma­les Seg­ment des deut­schen Bil­dungs­bür­ger­tums ak­ti­vie­ren konn­ten, sind die Pi­ra­ten in al­len Schich­ten zu fin­den. Es ist falsch, ihre Wäh­ler­schaft nur auf die In­ter­net-Nerds zu re­du­zie­ren. Sie ist sehr he­te­ro­gen.

mei­ne wor­te, al­ler­dings in be­zug auf so­gen­n­an­te „blog­ger“: die sind auch sehr he­te­ro­gen. wie das netz. he­te­ro­gen ist gut.

he­te­ro­gen treibt die eta­blier­ten (wa­sauch­im­mer) in den wahn­sinn. he­te­ro­gen bie­tet kei­ne an­griffs­flä­che. (oder an­ders ge­sagt: war­um die pi­ra­ten zur drit­ten volks­par­tei zu wer­den dro­hen.)


ha­fen­ci­ty

felix schwenzel

heu­te bin ich mal wie­der durch die ha­fen­ci­ty ge­lau­fen. ar­chi­tek­to­nisch ist das was man dort sieht ja eher pop und kein rock’n’roll (wie sven auf#re­ge­ner sa­gen wür­de). ich wür­de viel­leicht noch hin­zu­fü­gen, dass al­les wirkt wie swa­rov­ski-pop. viel glit­zer und das star­ke be­mü­hen den neu­en stadt­teil leu­ten die auf swa­rov­ski und an­de­ren wert­voll aus­se­hen­den glit­zer­kram ste­hen, at­trak­tiv zu er­schei­nen.

bei son­ne und am wo­chen­en­de funk­tio­niert es aber. die leu­te be­völ­kern das re­tor­ten-vier­tel wie die flie­gen die scheis­se. auch sonst scheint es zu funk­tio­nie­ren. vor den schau­fens­tern der im­mo­bi­li­en-händ­ler herrscht an­drang. der leer­stand ist nicht auf den ers­ten blick zu er­ken­nen.

ein paar der häu­ser hal­te ich durch­aus für ge­lun­gen, aber ob die mi­schung des neu­en vier­tels aus­ge­wo­gen ge­nug ist um das vier­tel über das pro­me­nie­ren und das be­su­chen der phil­har­mo­nie hin­aus at­trak­tiv zu ma­chen wird sich zei­gen. ich hab lei­se zwei­fel. aber zum pro­me­nie­ren und fo­to­gra­fie­ren eig­net es sich her­vor­ra­gend.

ha­fen­ci­ty
mar­co-polo-turm
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has­te mal ein ar­gu­ment?

felix schwenzel

ich habe in mei­nem ar­ti­kel in der taz.de mal wie­der be­haup­tet, dass es gar kei­ne „kos­ten­lo­s­kul­tur“ im in­ter­net gebe, son­dern im ge­gen­teil, eine ziem­lich aus­ge­präg­te be­reit­schaft im netz für krea­ti­ve wer­ke zu zah­len. ich habe für mei­ne the­se in der taz.de nicht so irre vie­le ar­gu­men­te auf­ge­schrie­ben, eben­so wie für mei­ne zwei­te the­se, dass ge­gen­sei­ti­ger re­spekt ei­gent­lich nur durch ge­gen­sei­ti­gen re­spekt mög­lich wird.

mich wür­de es wirk­lich mal in­ter­es­sie­ren, wel­che ar­gu­men­te oder kon­kre­ten hin­wei­se es da­für gibt, dass in­ter­net­nut­zer pau­schal nicht zu zah­len be­reit sind, also eine kos­ten­lo­s­kul­tur im netz gras­siert. kann mir je­mand ech­te ar­gu­men­te oder zah­len da­für nen­nen oder dar­auf hin­wei­sen? mei­ner er­in­ne­rung nach exis­tiert die kos­ten­lo­s­kul­tur le­dig­lich als be­haup­tung — ich kann mich ge­ra­de zu­min­dest an kein ein­zi­ges stich­hal­ti­ges ar­gu­ment er­in­nern, das die­se the­se stüt­ze. auch im kom­men­tar­be­reich zu mei­nem ar­ti­kel auf taz.de fin­de ich le­dig­lich die wie­der­hol­te be­haup­tung, dass es eine kos­ten­lo­s­kul­tur gibt oder ge­ben muss, im­mer ohne auch nur ein­zi­ges stich­hal­ti­ges ar­gu­ment. mög­li­cher­wei­se bin ich aber auch zu blöd um die ar­gu­men­te zu er­ken­nen.


ich sam­mel mal eben kurz und lieb­los link­reich ein paar ar­gu­men­te, war­um ich glau­be, dass es eine gros­se zah­lungs­be­reit­schaft im in­ter­net gibt:

crowdfunding 1

in letz­ter zeit gibt es da­für ei­ni­ge bei­spie­le. ze­frank hat für sei­ne show, die er neu auf­le­gen will auf kick­star­ter die drei­fa­che sum­me an start­ka­pi­tal zu­sam­men­ge­tra­gen als er ur­sprüng­lich woll­te.

crowdfunding 2

da­ni­el lies­ke hat vor ei­nem jahr ei­nen co­mic (kos­ten­los) ins netz ge­stellt und sich da­mit mitt­ler­wei­le selbst­städ­nig ge­macht. rené walt­her schrob dazu: „Der Mann [hat] sich da­mit selb­stän­dig ge­macht, ei­nen Ver­lag da­für ge­fun­den, eine App per Kick­star­ter fi­nan­ziert, das Teil in dr­ölf Spra­chen über­set­zen las­sen und 2012 soll das Co­mic in Buch­form er­schei­nen.“

crowdfunding 3

tim scha­fer, ad­ven­ture­spiel-de­si­gner von spie­len wie mon­key is­land oder day of the ten­ta­cle frag­te auf kick­star­ter nach 400tau­send dol­lar um ein neu­es ad­ven­ture­spiel zu ma­chen (et­was hin­ter­grund bei nerd­core). er konn­te kei­ne spie­le­fir­ma für das pro­jekt be­geis­tern. fi­nan­ziert ha­ben ihm die an­hän­ger der kso­ten­lo­s­kul­tur fast 3,5 mil­lio­nen dol­lar.

kaufen, kaufen, kaufen

itu­nes mu­sic store, app store, ama­zon mu­sic, net­flix, hulu-plus und vie­le an­de­re diens­te die ein­fa­che be­zah­lung, fai­re prei­se und gu­ten kun­den­ser­vice bie­ten ma­chen stän­dig stei­gen­de schril­lio­nen­um­sät­ze. wie kann so­et­was bei ei­ner aus­ge­präg­ten kos­ten­lo­s­kul­tur pas­sie­ren?

fairness

lou­is ck hat eine büh­nen­show> auf­wän­dig pro­du­ziert und ab­fil­men las­sen. auf ei­ge­ne kos­ten. er hat die top­ak­tu­el­le show im de­zem­ber zum down­load an­ge­bo­ten für 5 dol­lar. un­ge­wöh­lich dar­an war, dass er we­der ein­schränk­te von wo die show zu kau­fen ist (re­gi­on code), dass die auf­zeich­nung kei­nen ko­pier­schutz oder an­de­re gän­ge­lungs­me­tho­den (DRM) be­inhal­te­te, so dass man sie sich an­se­hen konn­te wo und wie man woll­te und dass er zwar dar­um bat die show nicht ohne sei­ne zu­stim­mung per tor­rent oder down­load an­zu­bie­ten, ihm das aber an­de­rer­seits auch egal war (mehr dazu hier und hier).

lou­is ck be­schimpft sein pu­bli­kum in sei­ner show teil­wei­se aufs übels­te. als kun­den be­schimpft er sei­ne fans nicht, im ge­gen­teil, er bie­tet ih­nen ei­nen fai­ren deal an. der er­folg? lou­is ck nahm mit der show so­viel ein, dass er mehr als die hälf­te der ein­nah­men spen­de­te und an sei­ne mit­ar­bei­ter aus­schüt­te­te.


was ich ei­gent­lich auch nur fra­gen woll­te: wel­che ar­gu­men­te gibt es für das exis­tie­ren ei­ner kos­ten­lo­s­kul­tur? ich freue mich im kom­men­tar­be­reich oder per email über ar­gu­men­te die über das blos­se be­haup­ten hin­aus­ge­hen (auch ger­ne links da­hin) und ich wer­de mich be­mü­hen sie ge­gen mei­ne the­se ab­zu­wä­gen.


[nach­trag 24.03.2012]
nina pa­ley (via) hat mit 15-17 jäh­ri­gen ju­gend­li­chen ge­spro­chen und sie ge­fragt wie sie künst­ler un­ter­stüt­zen wür­den. sehr le­sens­wert. nina pa­leys lieb­lings­zi­tat von ei­ner fünf­zehn­jäh­ri­gen:

We don’t want ever­y­thing for free. We just want ever­y­thing.


[nach­trag 24.03.2012]
je­mand schrob mir per mail fol­gen­des:

vor­ab: ich hal­te den Be­griff "Kos­ten­lo­s­kul­tur" für falsch.

Ich glau­be aber, dass er sich schlicht und ein­fach dem Um­stand ver­dankt, dass die Nut­zung ge­wis­ser Diens­te (Such­ma­schi­nen, Ar­chi­ve ...) nicht auf die­sel­be Art und Wei­se be­zahlt wer­den muss, wie man es vor der Exis­tenz die­ser Diens­te ge­wohnt war, für eine Dienst­leis­tung be­zah­len zu müs­sen. Tat­säch­lich kann ich In­for­ma­tio­nen er­hal­ten, ohne da­für Geld aus­zu­ge­ben, für die ich frü­her Geld aus­ge­ben muss­te.

Mich über­zeu­gen we­der Ihre Crowd­fun­ding­bei­spie­le, noch Ihre un­er­müd­li­chen Hin­wei­se auf die Be­reit­schaft im Netz für krea­ti­ve Wer­ke zu zah­len. Ers­tens ist ein Bei­spiel kein Be­weis. Zwei­tens hängt die Be­reit­schaft, für krea­ti­ve Wer­ke zu be­zah­len, we­sent­lich vom Ein­kom­men ab.

Mir per­sön­lich wäre es viel lie­ber, es gäbe tat­säch­lich eine Kos­ten­lo­s­kul­tur im Sin­ne von "tei­len statt tau­schen". Mit "tei­len" mei­ne ich nicht nur, dass ich mei­ne Ur­laubs­fo­tos auf ei­ner so­ge­nannt "so­zia­len" Platt­form mit an­de­ren Usern tei­le, son­dern dass ich mein krea­ti­ves Werk zum kos­ten­lo­sen Down­load an­bie­te. Stel­len Sie sich bloß mal vor, wir wür­den uns alle dar­an ge­wöh­nen, und es wür­de vom Netz in die ma­te­ri­el­le Welt über­grei­fen, weil wir nicht mehr ein­se­hen wol­len, für et­was be­zah­len zu sol­len. Das wäre doch herr­lich. Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen hät­ten dann kei­nen Tausch­wert mehr, und in­fol­ge­des­sen wä­ren wir alle un­er­mess­lich reich, weil uns al­les zur Ver­fü­gung steht, und nie­mand könn­te sich mehr an der Ar­beit an­de­rer, und vor al­lem auf Kos­ten je­ner Ar­bei­ten­den be­rei­chern. Aber selbst wenn es nicht auf die ma­te­ri­el­le Welt über­grif­fe: Ist doch toll, wenn Men­schen Zu­gang zu krea­ti­ven Wer­ken ha­ben, den sie nicht hät­ten, wenn sie da­für be­zah­len müss­ten.

Und schließ­lich kann nicht oft ge­nug die Fra­ge "Cui bono?" ge­stellt wer­den, in die­sem Fall an die­je­ni­gen, die so eif­rig ge­gen die Kos­ten­lo­s­kul­tur wet­tern.

Ich fin­de, man soll­te die Vor­zü­ge der Kos­ten­lo­s­kul­tur, auch wenn sie noch gar nicht rich­tig exis­tiert, lo­ben, an­statt ge­gen sie zu ar­gu­men­tie­ren.

ich habe dar­auf ge­ant­wor­tet:

ja, das ist auch ein aspekt: was ist schlecht an den vie­len din­gen die es im in­ter­net, mit vol­ler ab­sicht und durch­aus triff­ti­gen grün­den, gibt. wenn sich also ent­wick­ler bei­spiels­wei­se ent­schei­den ihre soft­ware als li­zenz­ge­büh­ren­freie open source soft­ware zu ver­öf­fent­li­chen um so an­de­ren die ge­le­gen­heit zu ge­ben, dar­auf auf­zu­bau­en oder sie zu ver­bes­sern? wenn leu­te die et­was zu sa­gen ha­ben, das ohne be­zahl­schran­ke, son­dern zum ge­dan­ken­aus­tausch und da­zu­ler­nen ma­chen. wenn mu­si­ker ihre mu­sik in CC-li­zenz ver­öf­fent­li­chen oder vi­deo, wie frü­her im ra­dio, im drit­ten auf for­mel1 oder auf MTV ver­öf­fent­li­chen um auf­merk­sam­keit und auch geld zu ver­die­nen.

so ge­se­hen, wie ein kom­men­ta­tor un­ten in den kom­men­ta­ren schrob, gibt es eben bei­des. eine aus­ge­präg­te kos­ten­lo­s­kul­tur, eben­so wie eine aus­ge­präg­te be­zahl-, crowd­fun­ding- oder sonst­wie-be­zahl­kul­tur. und, auch wenn sie das be­zwei­feln, ich glau­be es gibt ein be­dürf­nis da­für, leu­ten die ei­nem eine freu­de be­rei­ten, eben­so eine freu­de zu be­rei­ten. der­zeit noch vor­nehm­lich mit geld, ein­tritts­geld, kauf­prei­se, spen­den, mer­chan­di­se. es mag frei­lich auch sein, dass sich die ge­sell­schaft­li­che kon­ven­ti­on für was man an­stän­di­ger­wei­se be­zahlt ste­tig än­dert. schliess­lich be­zah­len ver­le­ger und fern­seh­pro­du­zen­ten in­ter­view­part­nern, egal wie­viel geis­ti­ges ei­gen­tum die­se ab­son­dern, nie­mals ho­no­ra­re. nie­mand zahlt (bil­den­de) künst­ler nach der qua­li­tät ih­rer ar­beit, die prei­se am kunst­markt sind spe­ku­la­ti­ons­prei­se. je teu­rer die vor­he­ri­gen ar­bei­ten ei­nes künst­lers verauft wur­den, des­to mehr sind sei­ne ak­tu­el­len wert.

ja. mög­li­cher­wei­se sind bei­spie­le kei­ne be­wei­se, aber eben doch star­ke hin­wei­se auf eine ten­denz. die mil­li­ar­den­um­sät­ze von ap­ple und ama­zon und vie­len mehr sind mei­ner mei­nung nach aber mehr als bei­spie­le. sie zei­gen deut­lich: es wird be­zahlt wenn der preis stimmt, der kom­fort und die qua­li­tät kos­ten­los über­le­gen ist oder wenn man das ge­fühl hat, dass geld kommt beim künst­ler und nicht bei ir­gend­wel­chen BWL-fuz­zis an. tat­säch­lich sind die ein­zi­gen „be­wei­se“ für eine an­geb­li­che kos­ten­lo­s­kul­tur die ich bis­her ge­hört habe eben auch bei­spie­le. ja, es gibt vie­le die nicht für A zah­len wol­len, aber viel­leicht für B. ge­nau­so wie es vie­le gibt die ko­ka­in oder speed oder crys­tal meth kon­su­mie­ren — und man trotz­dem dar­aus nicht auf eine aus­ge­präg­te dro­gen­kul­tur in deutsch­land schlies­sen kann.

die vor­zü­ge ei­ner kos­ten­los-kul­tur prei­se ich üb­ri­gens ziem­lich un­er­müd­lich an (fin­de ich zu­min­dest). aber viel­leicht soll­te man das viel ag­gres­si­ver ma­chen.


kot­zen, ins ge­sicht pin­keln, ver­ar­schen, re­spekt und an­stand

felix schwenzel

zu sven re­ge­ners wut­an­fall kürz­lich im ra­dio kann man al­les mög­li­che sa­gen und das meis­te wur­de auch schon ge­sagt. das was dazu ge­sagt wur­de und ich be­mer­kens- und le­sens­wert fand, habe ich eben hier ver­linkt.

ges­tern abend hab ich für die taz in un­ge­fähr 5000 zei­chen et­was zum the­ma ge­schrie­ben, die eben ver­öf­fent­licht wur­den: „Das Ge­fühl, ver­arscht zu wer­den

die­sen ab­satz hab ich mir selbst aus dem taz-ar­ti­kel raus­ge­stri­chen, bzw. nicht mehr im taz-ar­ti­kel un­ter­brin­gen kön­nen:

Re­ge­ner sagt, dass Rock’n’Rol­ler wie er jede ein­zel­ne Mark (sic!) von Leu­ten be­kom­men, die sa­gen: ja das ist mir das wert, ich gebe 99 Cent für die­ses Lied aus. Al­les an­de­re sei „Sub­ven­ti­ons­thea­ter“ oder „Stras­sen­mu­sik“. Wenn mich mein ju­ris­ti­sches Halb­wis­sen nicht ganz trügt stimmt das so nicht. Je­der Mensch in Deutsch­land der ei­nen Com­pu­ter oder ein Smart­fo­ne kauft, zahlt Ab­ga­ben an die Ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten. Es gibt Ab­ga­ben für CD-Lauf­wer­ke, für CD- und DVD-Roh­lin­ge, Spei­cher­sticks, für Fern­se­her und Ra­di­os und mitt­ler­wei­le auch Com­pu­ter und Smart­fo­nes wird so­gar eine mo­nat­li­che Ge­bühr fäl­lig die an­tei­lig auch Rock’n’Rol­lern wie Re­ge­ner zu­gu­te kom­men. Selbst wenn ich Ele­ment of Crime hass­te und nie hö­ren woll­te, hät­te ich be­reits mehr­fach die eine oder an­de­re Mark an Sven Re­ge­ner ab­ge­ge­ben.

zum the­ma ur­he­ber­recht hat sven re­ge­ner schon öf­ter was ge­sagt, un­ter an­de­rem hier.


„Will The Re­al Mitt Rom­ney Plea­se Stand Up“

felix schwenzel

manch­mal gibts tage, da läuft ein vi­deo von abends bis mor­gens (oder um­ge­kehrt) durch mei­ne time­line. und ich igno­rie­re es. bis eben, da las ich auf on­line­jour­na­lis­mus.de:

Ein be­ein­dru­cken­des Vi­deo aus dem an­sons­ten in­ter­net­mä­ßig nicht so span­nen­dem US-Wahl­kampf:

und sah es mir dann doch an. und fand es nicht schlecht.

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