kategorie: links ×


  stefan-niggemeier.de: Manfred Güllner, der Volks-Vertreter
stefan niggemeier:

Güllners Essay lässt sich also auch als Bewerbung zum Präsidenten des Retourkutscherverbandes lesen.


  spreeblick.com: Entscheide dich endlich, Deutschland [Update]

johnny haeusler hat eine wunderbare wutrede geschrieben, in der er des braunen dumpf einordnet, von dem wir in den letzten monaten so viel aus den medien erfahren:

Aber: Man muss Respekt, Verständnis und Solidarität auch selbst erfahren, um diese Tugenden teilen zu können. Der von der Politik geförderte Neoliberalismus, das Hofieren der Wirtschaft, das Drängen der Schulen auf eine Individualkarriere, Kürzungen bei Sozialleistungen sind Teil der Saat, die wir ernten. Eine Gesellschaft, die sozialdemokratischen Werte missachtet, Schwächere auslacht und als Verlierer hinterlässt, muss sich nicht wundern, wenn sich diese an noch Schwächeren vergehen und vermeintlich Stärkeren hinterherlaufen, weil sie vorgeben, ihnen zuzuhören, sie zu verstehen und Lösungen für ihre Misere zu haben.

einen ganz wichtigen aspekt betont er mehrfach: rechtsextremismus, gewalttätigen fremdenhass oder rechte gewalt können wir nicht nur bekämpfen, indem wir uns als gesellschaft klar dagegen positionieren, sondern hier ist vor allem der staat mit seinem gewaltmonopol gefragt. aber dass sich in den letzten jahrzehnten der eindruck verfestigt, dass die verantwortlichen immer wieder rechte gewalt tolerieren oder für deren motive verständnis aufbringen, ist der eigentliche skandal — auch das arbeitet johnny haeusler sehr nachvollziehbar aus.


festhalten möchte ich noch: wütend und gleichzeitig differenziert schreiben können nicht viele. johnny haeusler schon.


  kaiserinnenreich.de: Was ich nicht weiß.

„Wenn jemand ungerecht behandelt wird, musst du etwas tun“, so wurde ich erzogen. Früher dachte ich, aus dieser Überzeugung werden Menschen Politiker_innen. Ich habe noch nie so viel Ungerechtigkeit an einem Ort gesehen, wie in diesen Tagen vor dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales. Ich weiß nicht viel. Ich weiß nur, dass etwas getan werden muss.


  spiegel.de: Blendle: Digitalkiosk startet in Deutschland, Partner bekannt

guter artikel über blendle auf spiegel online, mit informationen die ich nicht aufgeschrieben habe, weil ich, im gegenteil zu martin u. müller, nicht recherchiert habe, sondern mir blendle nur angeguckt habe und drin gelesen habe.


  bildblog.de: Krebserkrankung als Clickbait

das problem mit den manipulations- und verarschungsartisten, denen der bauer-verlag in gorsser zahl und diversität eine anstellung gewährt, ist vor allem, dass sie so tun als sei das was sie tun journalismus oder informationsvermittlung.

malte weldings kommentar zu dieser tv-movie-aktion:

Bedrückend, dass das am Ende ja auch Menschen sind, die da arbeiten bei TV Movie. Sie könnten neben Dir in der Bahn sitzen. Aber vermutlich parken sie eher auf dem Radweg.


  npr.org: Brains Sweep Themselves Clean Of Toxins During Sleep
interessante erklärungsmöglichkeit, warum wir schlafen (müssen).


  nytimes.com: Oliver Sacks: Sabbath
oliver sacks, wie der titel bereits verrät, über den sabbath und sein leben.


  herzdamengeschichten.de: Woanders – diesmal mit Schlüsseln, Sylt, Shirts und anderem
maximailian buddenbohm:

Feuilleton: Ein Artikel über E-Books auf dem Handy. Ich kann nicht nachvollziehen, warum man auf dem Handy nicht konzentriert lesen können sollte. Ich lese gerne und oft auf dem Handy Bücher, das ist gar kein Problem. Die Konzentration ist eine Frage des Textes und meiner Stimmung, nicht des Mediums. Man muss eben lesen wollen. Und wer als Jugendlicher Reclambücher unter der Bettdecke gelesen hat, wie es sich gehört, der kann ja wohl auch auf einem Handy lesen. Echtjetztmal.

genau!


  spiegel.de: Nostalgie: Hallo, hier ist Norbert
norbert blüm ruft nummern aus seinem telefonbuch an:

Er reist zu Genscher – „Hans-Dietrich, wie geht's dir denn?“ Genscher hat sich eine Prellung am Rückenwirbel zugezogen, als er die Entfernung zwischen Gesäß und Stuhl nicht richtig eingeschätzt hat.

„Ja, mach dir nichts draus, Hans-Dietrich, du hast einfach mehr Ahnung von Politik als von Physik.“

(via)


  sz-magazin.sueddeutsche.de: Der Verkehrspsychologe Jörg-Michael Sohn im Interview
der verkehrspsychologe jörg-michael sohn:

Sie selbst haben kein Auto. Warum nicht?
Die meisten Autofahrer unterschätzen die Zeit, die sie brauchen, um das Mobilitätskonzept eigenes Auto zu erhalten. Berechnen Sie einmal, wie viel Zeit Sie im Auto, mit dem Auto und für das Auto verbringen. Zur Fahrtzeit kommt die Zeit für Tanken, Waschen, Anmelden, Werkstattchecks. Nicht zu vergessen: die Arbeitszeit, die Sie aufwenden müssen, um sich das Auto leisten zu können. Addieren Sie das alles und verrechnen es mit der Fahrleistung pro Jahr, dann erhalten Sie je nach Wagenklasse und Einkommen eine Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen drei und 27 Kilometer pro Stunde. Für mich als Nicht-Autofahrer entfällt das alles. Ich steige aufs Fahrrad und kann sofort losfahren.

das gilt für städte — oder die schweiz. ich kenne ein paar schweizer die tatsächlich keinen führerschein brauchen und doch, mit ihrem generalabonnement in jeden winkel der schweiz kommen. gleiches gilt für grosse deutsche städte. die sind vom öffentlichen nahverkehr meist so gut erschlossen, dass ein auto eher eine belastung und zeitschleuder ist. aber sobald man in entlegeneren ländlichen gebieten wohnt ist man ohne auto demobilisiert.

ich bin übrigens ein grosser fan des nachtfahrens. nachts zu fahren kommt den mythen und bildern der auto-werbung noch am nächsten. leider isses dann dunkel und nachts muss man auch meist nirgendwo hin fahren.

ich möchte ausserdem jörg-michael sohn widersprechen, wenn er sagt, dass selbstfahrende autos sich seiner meinung nach nie durchsetzen werden. ich glaube, dass selbstfahrende autos mittelfristig dazu führen werden, den indidualverkehr in städten radikal zu verändern. ein verbot von individuellen menschen-gesteuerten autos wird sich in absehbarer zeit und bei entsprechenden (selbstfahrenden) alternativen durchsetzen lassen. ob sich dass dann auch auf gebiete ausserhalb urbaner räume ausweiten lässt muss man sehen. aber in städten sehe ich das durchaus als einen akzepttablen weg, städte wieder attraktiver zu machen.


  welt.de: Ai Weiwei: Warum wir den Künstler nicht mehr verstehen

oh wei, oh wei. wenn der galerist eines künstlers seinen künstler wie schales sauerbier anpreisen muss, dann wird’s schnell peinlich. auch wenn andreas rosenfelder und ronja von rönne hier recht tendenziös über ai weiwei schreiben:

„Wir appellieren an die deutsche Öffentlichkeit“, so warnte der Berliner Galerist Alexander Ochs als Sprecher von Ai Weiweis Freundeskreis schon letzte Woche die Medien, „ihn in Zukunft als herausragenden Künstler wahrzunehmen und nicht als politischen Aktivisten.“

Man wünscht ja keinem Künstler der Welt, dass sein Galerist es für nötig hält, die Leute per Dekret dazu aufzufordern, ihn als bedeutenden Künstler zu betrachten, erst recht nicht als herausragenden. Und natürlich bewirkt ein solcher Aufruf das Gegenteil – er macht erst recht darauf aufmerksam, dass der Künstler Ai Weiwei jetzt keinen mehr interessiert. Als Künstler war Ai Weiwei deshalb so irrsinnig erfolgreich, weil seine in den Westen verschifften Kunstwerke dort als politische Schmuggelware erschienen – ein Gegengeschäft zu all den nach China exportierten VWs und Maschinen, gut für die moralische Außenhandelsbilanz. Aber je mehr Großproduktionen in Großauflagen Ai Weiwei aus Peking an die Museen der Welt verkaufte, desto weniger nahm man seine Ästhetik ernst. Sein Geschäftsmodell basierte am Ende ganz auf seiner Glaubwürdigkeit als staatlich geprüfter Dissident. Und genau diese Glaubwürdigkeit steht schon nach ein paar sonnigen Tagen in Deutschland auf dem Spiel.

bei christian y. schmidt gefunden. apropos christian y. schmidt; das was er hier auf facebook kommentiert und verlinkt, lohnt sich auch zu lesen:


  jezebel.com: Sharon Stone On Her Abrasiveness: 'I Have Brain Damage...Deal With It'

der link behandelt einen artikel rund um (einen klick entfernte, harmlose) nacktbilder von sharon stone. normalerweise verlinke ich solche clickbait und aufmerksamkeitserschleicher ja nicht, aber das begleitende portrait/interview auf harpers basar mit sharon stone ist ziemlich gut. stone hatte 2001, nach einem schlaganfall ein hirn-aneurysma, nach dessen operation sie schwere motorische und rhetorische störungen bekam:

“It almost feels like my entire DNA changed. My brain isn’t sitting where it used to, my body type changed, and even my food allergies are different.” On the plus side, “I became more emotionally intelligent. I chose to work very hard to open up other parts of my mind. Now I’m stronger. And I can be abrasively direct. That scares people, but I think that’s not my problem.” She laughs. “It’s like, I have brain damage; you’ll just have to deal with it.”

ich fands lesenswert, und rochus wolf offenbar auch, denn der hat’s mir empfohlen.


  zoebeck.wordpress.com: Flucht
ein freund von zoe beck, der „der im Moment noch anonym bleiben möchte“, hat einen text über die situation und die geschichte von syrien geschrieben, der unbedingt lesenswert ist:

1 – Der Status Quo, der casus bellum

In sämtlichen vom IS besetzten Regionen, ob im Irak, in Syrien, Libyen etc. ist die Situation so entsetzlich grausam, dass die wenigen Überlebenden, welche ihre Angehörigen verloren, einfach a) zu sehr mit dem eigenen Überleben beschäftigt sind und b) so abgestumpft und c) so hoffnungslos, dass die wirklichen Wehklagen gar keinen Einzug in unsere Medien finden. Wer allerdings vom tatsächlichen Wirkungsgrad der Abschlachtungsorgien des IS nicht so wirklich überzeugt ist, kann über Beirut, Amman oder Antalya gerne in diese Regionen einreisen und sich ein Bild machen. Ein One Way Ticket ist dabei anzuraten, denn dass herkömmliche Mitteleuropäer im Bürgerkrieg verschleppt, ermordet oder als Kanonefutter eingesetzt werden, ist nicht auszuschließen. Den Rest erledigen mörderische 40 bis 50 Grad Hitze, massiver Wassermangel, Nahrungsmangel und Epidemien. Aber gehen wir davon aus, dass der normale Mitteleuropäer das überlebt, weil er noch selbst Armeedienst geleistet hat, über topographische, sprachliche und medizinische Kenntnisse verfügt: Das, was er / sie dort sieht, wird so wenig begreiflich und erklärbar sein, dass einem im wahrsten Sinne die Worte fehlen. Schweigen. Trauma. Unfallopfer auf deutschen Autobahnen, nicht zu reden von Mißbrauchsopfern sprechen teils bis zum Lebensende nicht vom erlebten Leid, trotz Traumatherapeuten, Ärzten, Psychologen etc. pp., welche Hilfe leisten.

2 – Das Thema WLAN, Smartphone etc.

Es ist richtig, dass nicht jeder in einer Kriegsregion sofort Zugang zu Elektrizität und technischem Zubehör hat. Aber viele eben doch. Dort, wo Militär ist, ist immer auch Strom. Liegt in der Natur der Sache. Es gibt einfach auch mehr Waffen als Brot. Liegt auch in der Natur des Krieges. Sprich, es ist tatsächlich einfacher, ein Smartphone aufzuladen, selbst an der Batterie eines ausgebrannten Jeeps, als Trinkwasser zu besorgen.

weiterlesen auf zoebeck.wordpress.com …


  zeit.de: Prostitution: Sex ist auch nur eine Dienstleistung

gut differenziert von sophie elmenthaler:

Amnesty International hat eine gute Entscheidung getroffen. Zunächst einmal hat die Organisation ihren Beschluss nach Beratungen und Gesprächen mit Sexarbeiterinnen aus verschiedenen Ländern gefasst. Das heißt, sie hat sich wirklich angehört, welche Bedürfnisse Frauen im Prostitutionsgewerbe haben, anstatt über ihren Kopf hinweg zu reden. Amnesty International hat beschlossen, zwischen Zwangsprostitution und freiwilliger Sexarbeit sorgfältig zu unterscheiden. Unter anderem deshalb, weil so erst Strukturen entstehen, die es erleichtern, Zwangsprostitution anzuzeigen und sichtbar zu machen, da die Opfer nicht mehr kriminalisiert werden.

schön finde ich auch (keine ironie), dass sophie elmenthaler das argument, „keine emanzipierte, richtige Frau würde freiwillig Sex gegen Geld haben“ wollen, einmal sexistisch nennt und das später dann so relativiert:

Sexarbeit ist oft lukrativer als andere Jobs. Wer sich einmal anschaut, was Friseurinnen, Altenpflegerinnen oder Callcenter-Agentinnen verdienen, sollte sich nicht darüber aufregen, dass Frauen sich in anderen Gewerbezweigen umschauen. Insofern ist vielleicht doch etwas dran an der Behauptung, dass viele Frauen nicht wirklich freiwillig Sexarbeiterinnen sind.

so zu argumentieren lässt raum zum nachdenken. für diese art zu argumentieren gibt’s bestimmt auch nen rhetorisches fachwort, oder?


  konradlischka.info: So läuft Digitaljournalismus: Irrsinnig lange Texte, kaum Updates, keine Fotos

sehr toller lesetipp, bzw. blogtipp, bzw. hinweis auf eine tolle website von konrad lischka. nämlich auf . dort schreibt tim urban alle paar tage oder wochen lange texte zu themen die ihn interessieren oder über die er stolpert und dann so lange recherchiert, bis er zufrieden ist. ein paar texte habe ich jetzt schon gelesen, unter anderem diesen hier über das fermi-paradoxon (wikipedia: „Das Fermi-Paradoxon […] hinterfragt die Wahrscheinlichkeit intelligenten außerirdischen Lebens.“) oder diesen hier über mich (und dich).


  news.wisc.edu: Apes may be closer to speaking than many scientists think
das ist alles sehr faszinierend und zur feier des tages, wollte ich dann doch mal etwas mehr über koko die gorilla-frau erfahren. das hier ist eine doku von PBS von 1999 über die gorillas koko und michael. sehr fesselnd, wenn auch mitunter aus dem off etwas dick aufgetragen.


  boingboing.net: Video of man singing opera while undergoing brain surgery

das hat mich zu tränen gerührt, ich weiss allerdings nicht ob das die situation insgesamt war (sänger singt auf dem OP-tisch während seiner gehirnoperation) oder ob es schubert’s „Gute Nacht“-lied war.

youtube-video laden, info, direktlink

  getidan.de: Behörden und Geflüchtete: In diesen Tagen wird die Ineffizienz, Inkompetenz und soziale Verwahrlosung deutscher Behörden deutlich.
ines kappert über die institutionalisierte misanthropie und das versagen der „leitungsebene“:

Zu Recht weist etwa Jochen Schwarz vom Projekt Flüchtlinglotsen Pankow darauf hin, dass die so wichtige private Hilfe mit einer „Skandalisierung der fatalen jahrelangen Fehlpolitik auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene” verbunden werden muss.

Nur so kann die soziale Verwahrlosung der verantwortlichen Behörden gebremst werden. Diese übrigens basiert wesentlich auf einem Versagen der Leitungsebene. Würde das Management die Mitarbeitenden anweisen, sich lösungsorientiert zu benehmen und ihnen als erste Maßnahme basales Englisch als Sprache der Kommunikation verordnen sowie längerfristig auf eine Entbürokratisierung der Anträge dringen – es gäbe die langen Schlangen und die langen Wartezeiten nicht, genauso wenig wie Hunger und Durst in den Vor- und Hinterhöfen.

Insofern war es richtig, dass Oliver Höfinghoff, Exvorsitzender der Piratenfraktion und Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, eigenen Angaben zufolge Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gegen Sozialsenator Mario Czaja (CDU) und gegen Franz Allert, den Leiter des [Landesamts für Gesundheit und Soziales], gestellt hat. Er hat die Verbindung hergestellt.


  boston.com: Harvard student loses Facebook internship after pointing out privacy flaws

bei facebook herrscht ganz offensichtlich eine ausgeprägte flachpfeifen-kultur. kühnheit und das austesten von grenzen ist das privileg hochbezahlter facebook-angestellter oder -gründer. alle anderen bekommen die die allgemeinen geschäftsbedingungen um die ohren geschlagen.

die AGB sind auch das hauptwerkzeug der facebook-unternehmenssprecher: sobald einem oder einer der facebook-unternehmenssprecher keine argumente mehr einfallen, werden die allgemeinen geschäftsbedingungen als pseudoargument rausgekramt — wichtig ist dabei niemals spezifisch zu werden, oder zu sagen, um welchen punkt der allgemeinen geschäftsbedingungen es genau geht.

In his first letter to investors back in 2012, Mark Zuckerberg said that Facebook follows an approach they coined the “Hacker Way.” […]

Khanna thought his extension — which he built quickly and which tested boundaries — was performing a public good by showing users how their data was being used.

“I didn’t write the program to be malicious,” he said. […]

In the closing of his letter to investors, Zuckerberg said one of the five core values of Facebook is for its employees to “be bold.”

But not too bold.


  sueddeutsche.de: Flüchtlingsdebatte - Elitäre Kritik an Til Schweiger

guter text von hannah beitzer, in dem sie til schweiger gegen kritik und häme verteidigt. auch wenn hier der gleiche mechanismus arbeitet, den markus reiter kürzlich auf deutschlandradiokultur.de kritisierte:
formale kritik an personen oder ihren äusserungen sollte man abschwächen oder weglassen, wenn einem der inhalt der äusserungen passt oder damit übereinstimmt — und kritik, häme oder ridikülisierung nur für abweichende meinungen reservieren. mit anderen worten, solange till schweiger auf unserer seite steht, sparen wir uns kritik an ihm und machen uns nicht über seinen ausrufezeichengebrauch lustig, sobald er wieder öffentlich die todesstrafe für kinderschänder fordert oder schreikrämpfe wegen des deutschen rechtssystems bekommt, können wir wieder witze über ihn machen?

ich persönlich halte es lieber mit dem grundsatz, dass man sich grundsätzlich über alles lustig machen muss. auch (und erst recht) über die guten oder die, die man auf der eigenen seite wähnt. humor ist, wie die gewaltenteilung im politischen bereich, viel zu wichtig für die checks and balances, als dass man sie für die richtige sache einfach pausieren lassen könnte. nicht nur die vermeintlich bösen, auch die vermeintlich guten müssen kritik, kontrolle und witze ertragen. was dann im übrigen auch nicht ausschliesst, die guten und ihre vorhaben zu unterstützen.

das steht am ende von hannah beitzers text:

Denn so erfordert es doppelten Mut von Leuten wie Til Schweiger, sich in Deutschland zu Flüchtlingen zu bekennen: gegenüber den vielen Rassisten und Flüchtlingsfeinden - und gegenüber denen, die ihnen eigentlich zur Seite stehen sollten.

es geht meiner bescheidenen meinung nicht nur um ein „bekenntnis“ zu flüchtlingen, sondern viel mehr um ein bekenntnis zu anstand und menschlichkeit. und mehr noch: um anständiges und menschenfreundliches handeln — nicht nur dem bekenntnis dazu.

und wo ich gerade beim wortklauben bin: die gestalten die sich in den letzten monaten ins zentrum der aufmerksamkeit brachten, sind eben nicht nur rassisten und „flüchtlingsfeinde“, sondern menschenfeinde und hassstreubomben. dieser hass und diese ausgeprägte misanthropie verursachen auch fremdenhass, aber sie vergiften noch viel mehr bereiche unserer gesellschaft, weshalb wir uns alle für mehr menschlichlichkeit in jedem lebensbereich einsetzen sollten.