nach dem selbstgebauten temperatur und luftfeuchtigkeitssensor im bad, habe ich überlegt wie ich am einfachsten und günstigsten sensoren in die übrigen räume bekomme. das mysensors-projekt bietet da interessante ansätze, aber ich schrecke ein bisschen vor dem selbstmachen zurück, insbesondere weil ich die temperatur und luftfeuchtigkeit gerne batteriebetrieben messen würde — ohne alle paar wochen die batterien tauschen zu müssen.
also habe ich nach günstigen temperatur-sensoren gegoogelt. am vielversprechendsten erschienen mir [-werbelink] diese transmittersensoren für eine [-werbelink] FT0073 wetterstation. sie kosten um die 10 euro, sind klein und batteriebetrieben. ihre werte funken sie per 433 mhz signal zur wetterstation, wobei mich die wetterstaion, die die werte von 4 sensoren parallel anzeigen kann, (natürlich) nicht interessierte; ich wollte die daten in meinen home-assistenten bekommen und dort jeweils auswerten und langfristig sammeln.
testweise habe ich zunächst einen der sensoren bestellt und ins wohnzimmer gehängt, wo er dem stummen thermo-/hygrometer zur seite stand.
leider funktioniere das auslesen der daten mit dieser bibliothek nicht und auch der neue sensor blieb zunächst still. bei amazon war lediglich der produktname der wetterstation angegeben (FT0073), aber sobald ich herausgefunden hatte, dass die sensoren selbst den eingängigen produktnamen F007th tragen, war das auffinden der richtigen bibliothek nicht all zu schwer: die Arduino F007th Sketches von @AMcAnerney schienen vielversprechend.
an [-werbelink] einen ESP8622 12E schloss ich einen 433-mhz-empfänger [-werbelink] aus diesem set an und modifizierte und erweiterte einen der sketche von @AMcAnerney so, dass die daten von bis zu sechs modulen per mqtt ins lokale netz gefunkt werden.
meinen ersten sketch dazu habe ich auf github geladen. grundsätzlich funktioniert der sketch; er hört auf funksignale der sensoren, entschlüsselt sie und sendet sie per mqtt ins heimnetz, wo home-assistant sie dann einsammelt und anzeigt.
mittlerweile habe ich vier weitere sensoren gekauft und in der wohnung aufgehängt und ein paar schwachpunkte des sketches ausgebessert. einerseits sendet der der ESP8622 die mqtt-daten jetzt mit dem retain flag, so dass programme, die die sensordaten einlesen, immer den letzten messwert bekommen, auch wenn der sensorenleser gerade offline ist oder wegen mangelnder schwankungen gerade nichts sendet. ausserdem habe ich, um hardware zu sparen, die aufgabe der sensordatensammlung dem mikrocontroller übergeben, der auch schon mit einem DHT22 die temperatur und feuchtigkeit im bad misst (sowie die helligkeit und neuerdings auch bewegungen). das ist alles irre unelegant aneinandergereiht, aber weil es ja vielelicht irgendwem helfen könnte, hab ich das auch auf github gepackt.
das schöne an vernetzten sensoren ist einerseits, dass ich die daten sehen kann, ohne aufzustehen. am rechner, auf dem handy. mit den daten im (heim-) netz kann ich mir die daten auf verschiedene weise ansehen (bilder vom home-assistant, home-assistant-dashboard oder in apples home-app).
wirklich spannend, und der eigentliche grund warum die beifahrerin vor einer weile angefangen hat (unkommunikative) thermometer und hygrometer zu kaufen, war unserer furcht vor schimmelbildung, wenn wir wäsche im wohnzimmer oder schlafzimmer zum trocknen aufhängen. die gefahr der schimmelbildung hängt zwar nicht ausschliesslich mit der luftfeuchtigkeit zusammen, sondern, soweit ich das verstanden habe, auf (mir) unverständliche weise mit dem taupunkt und der kältesten stelle im raum. das problem löst (wieder) der home-assistant: der hat eine komponente die einem die berechnung (nach einer eichmessung) abnimmt, der Mold Indicator:
The Mold Indicator sensor component consumes information of two temperature sensors and a humidity sensor to give an indication for possible mold growth in your home.
die aussentemperatur liefert mir die dark sky api, die innentemperatur und -feuchtigkeit die innensensoren. so habe ich im home-assistant nicht nur einen indikator für die schimmelgefahr, sondern kann auch sehen wie der wert fluktuiert — oder mir hinweise auf zu hohe werte aufs handy senden lassen.
in grafana erkennt man dann, dass die sensoren einerseits immer wieder (kurz) falsche werte funken, aber auch, dass die temperaturen in unseren räumen bemerkenswert stabil sind und meist nur zwischen einem bis andertalb grad fluktuieren. wir haben das glück, dass unsere wohnung einerseits gut isoliert ist und andererseits kaum fenster und aussenflächen hat. lediglich das kinderzimmer hat eine wand und ein paar fenster zur strasse, küche, stube und schlafzimmer haben je ein fenster und sehr wenig aussenwandfläche, die zudem auch noch gut isoliert ist. auch die fenster sind (relativ) neu und halten offenbar die kälte (oder hitze) gut draussen.
energiesparpotenzial haben wir eigentlich kaum welches, unsere gas-rechnung ist sehr, sehr niedrig. trotzdem möchten wir in den nächsten wochen gerne mal probieren, was eine elektronische, vernetze heizungssteuerung an komfortgewinn bringen könnte. derzeit orientiert sich die heizungssteuerung nämlich an einem raumthermostat das im kinderzimmer hängt, weshalb wir dort ständig manuell nachregeln müssen, falls es doch mal ein bisschen wärmer sein soll.
ein kollege von mir hat sich vor einer weile einen kleinen mikrocontroller und ein relais in die gegensprechanlage eingebaut, mit dem er den türsummer jetzt fernauslösen kann. die betriebsspannung für den esp8266 holt er sich aus der gegensprechanlage, wandelt ihn mit einem spannungswandler auf verträgliche 3 volt runter. mit dem esp8266 mikrocontroller und dem relais, kann er jetzt, über ein paar umwege, den türsummer der haustür mit seiner apple watch auslösen. er nutzt zur haus wohnungssteuerung die FHEM-software — ich bin ja eher ein freund des home-assistenten — aber beide hausautomations-server machen im prinzip das gleiche: aktoren und sensoren einbinden und steuern. und weil man diese hausautomations-server relativ mühelos auch über homebridge zu homekit überbrücken kann (home-assistant, FHEM), kann mein kollege seinen türsummer jetzt auch mit apples homekit steuern.
ich erzähle das, weil ich auch gerade sehr viel freude daran habe unsere wohnung zu automatisiseren und ich fasziniert bin, wie einfach diese sachen dank günstiger hardware und ziemlich gut entwickelter software mittlerweile sind. gestern fiel mir dann mal wieder auf, wie relativ dieses einfach ist. denn genau betrachtet ist es natürlich nicht einfach einen hausautomations-server zu betreiben, zu pflegen oder einzurichten, mikrocontroller mit der arduino IDE zu flashen oder sich konzepte zur einbindung, verwendung und zum zusammenbau von aktoren und sensoren zu überlegen. es ist, genau betrachtet ein elendes gefrickel und, ähnlich wie das bauen von webseiten, eben sowohl einfach als auch furchtbar komplex. für mich war das komplexitätniveau für den webseitenbau ende der neunziger genau richtig, so wie jetzt das niveau der heimautomatisierung. webseitenbau in den neunzigern war kompliziert und wurde im laufe der jahre auch immer komplizierter, aber die werkzeuge und die die maschinen wurden eben immer besser. und man konnte von anderen lernen, weil (mehr oder weniger) alle quelltexte offen waren. so wie jetzt bei der heimautomatisierung: es gibt wunderbare werkzeuge, lebendige gemeinschaften, die ihre erfahrungen und ihren code teilen und ständig verbessern.
die andere möglichkeit die man derzeit für die heimautomatisierung hat, ist viel geld zu bezahlen. es gibt mittlerweile viele, ziemlich ausgereifte und mächtige systeme und plattformen, für die man nicht viel mehr geschick, als für den anschluss eines fernsehers braucht. der nachteil dieser plattformen ist neben den anschaffungskosten, dass man sich an die plattformen bindet und die haus- und wohnungsdaten daten meist auf oder über deren server laufen. diese zentralisierung kann dann auch schnell zu mittleren katastrophen führen, wenn die infrastruktur dieser plattformen ausfällt oder die plattformen aus kommerziellen gründen einfach zu machen. jüngst ist das mit den automatischen haustierfutterstellen von petnet passiert. nachdem die server von petnet ausfielen, funktionierten auch deren verkauften, automatischen futterstellen nicht mehr.
die situation beim sogenannten internet of things ist der des webs nicht ganz unähnlich. das open web war (und ist) vielversprechend und aufregend, aber eben auch komplex und anspruchsvoll. die grossen, zentralen webplattformen konnten sich durchsetzen, weil sie die teilnahme einfach für jeden machen, (fast) ohne technische hürden. im internet of things bieten zentrale, kommerzielle plattformen genau das gleiche: niedrige einstiegshürden und komfort. bezahlt wird mit geld, kontrollverlust und abhängigkeiten.
die chance, die wir beim offenen web verpasst haben (den verlinkten text von jason kottke über das www unbedingt lesen), wiederholt sich beim internet der dinge wieder: gegen zentralisierungstendenzen kommt man mit offenen, verteilten ansätzen kaum an, weil zentrale plattformen (meist) ein viel besseres angebot in sachen komfort und nutzen machen können.
das gleiche gerät, das sich mein kollege zum summer-betätigen selbst gebaut hat, kann man übrigens auch hier für €99 kaufen (derzeit €79 für vorbestellungen). wenn man so ein nello kauft, funktioniert der türsummer künftig über den server der firma nello. die app nutzt die API des nello-servers und jeder öffnungsvorgang läuft eben über den nello-server. das hat — wenn’s funktioniert — einen grossen komfortgewinn zur folge: man kann fremden zugang ins haus gewähren, man sieht jeden öffnungsvorgang in der app und in deren verlaufsfunktion, man kann den zugang automatisieren. aber wenn der server von nello nicht mehr funktioniert, ist auch der komfort hin. (automatisiertes türöffnen scheint derzeit gerade ziemlich angesagt zu sein: ding, ring, mydbell, skybell)
ich vermute, wir kommen um zentrale plattformen nicht herum, aber ähnlich wie beim web, sollten wir sehr darauf achten, uns nicht allzu abhängig von diesen plattformen zu machen und möglichst viel kontrolle zu behalten. aber das bedeutet natürlich auch, dass wir uns tiefergehnd mit der technologie beschäftigen müssen. das habe ich zumindest in der nächsten zeit vor.
im mai habe ich der beifahrerin ein hue-starterset gekauft. sie mag die beiden lampen sehr, weil sie dimmbar sind und in verschiedenen weiss-tönen leuchten können. das dimm- und weisslevel stellt sie sich je nach tageszeit und stimmung über den mitgelieferten und über ihrem sofa angebrachten hue-schalter ein. sie weigert sich allerdings die leuchten per iphone oder siri zu steuern. sie drückt halt gerne auf tasten rum.
bei mir ist das gegenteil der fall. je mehr dinge ich über mein telefon oder meinen rechner steuern kann, desto mächtiger besser fühle ich mich. zugegebenermassen ist das konzept eine leuchte über eine app zu steuern eher gewöhnungsbedürftig: telefon in die hand nehmen, entsperren, app aufrufen, ein paar mal klicken … die hue app bietet zwar auch widgets an, die sich über den sperrbildschirm steuern lassen, aber auch die sind nicht so das gelbe vom ei. seit iOS10 und der neuen home-app ist das viel besser geworden. jetzt kann ich die wichtigsten geräte mit einem wisch steuern.
die wichtigsten geräte zuhause im schnellzugriff
433 mhz steckdosen in der home app
aber ich greife vorraus. die hue-lampen weckten in mir das bedürfnis nicht nur ständig (zwei) lichter per telefon an und auszuschalten, sondern vor allem mehr lichter steuern zu können. zufällig stiess ich auf einen artikel, in dem beschrieben wurde wie man alte funksteckdosen über die home-app steuern könnte. von denen lagen bei uns noch drei stück rum, zwei bereits im wohnzimmer verbaut, um zwei ikea-schrankbeleuchtungen per fernbedienung zu steuern.
das projekt funktionierte so gut, dass ich an zwei wochenenden nicht nur die drei funksteckdosen app-steuerbar machte, sondern auch gleich nocheinen baumarkt-funk-bewegungsschalter. naja, so gut funktionierte der zweite teil dann auch wieder nicht. während der erste teil relativ unkompliziert war und hier vor allem relativ gut beschrieben war, war der zweite teil um einiges haariger. und wenn ich genauer nachdenke, war auch der erste teil gar nicht so unkompliziert:
ich musste lernen, wie man die arduino entwicklungsumgebung unter macos benutzt und einrichtet (funktionierte damals nicht unter macos sierra, ich musste auf unseren mac-mini-server ausweichen, auf dem noch el capitan läuft),
ich musste c++ ein bisschen verstehen lernen,
die pin-nummern und -zuordnungen auf dem esp8266 esp-12e verstehen lernen
und mich mit billigen chinesischen 433 mhz funkmodulen rumschlagen, die nicht immer so funktionieren wie angegeben
aber am ende hatte ich einen esp8266-mikrocontroller der im wlan hing und über einen kleinen webserver befehle empfing, mit denen er funksteckdosen schaltete. so ist er jetzt auch nach knapp 30 tagen hier im einsatz, lediglich die befehle die er empfängt und weitergibt habe ich nach und nach ein bisschen erweitert. ich finde allein das schon senasationell: steckdosen über http steuern! in der firma haben wir für den serverschrank im rechenzentrum vor ein paar jahren eine sackteure, über http steuerbare steckdosenleiste gekauft, die ich so sensationell fand, dass ich mit ihr für ein foto posierte, das noch heute in der firma in der wand hängt. jetzt habe ich über http steuerbare steckdosen zuhause!
weil die steckdosen über http steuerbar sind, sind sie auch über apps zu steuern. ich habe mir dann noch homebridge auf unserem macmini-server installiert und die steckdose per http-modul eingebunden. damit tauchen sie dann in der home-app in meinem telefon auf oder lassen sich per siri steuern. einziger nachteil: es gab keine logik für den schalter-status. wenn ich oder die beifahrerin eine der steckdosen per fernbedienung schalteten, bekamen weder der arduino, noch homebridge, noch die home-app etwas davon mit. die status-erkennung habe ich mir aber erstmal auf die lange bank todo-liste geschoben.
den bewegungsmelder zum laufen zu bringen war leider irre aufwändig. das teil sendet mit einem etwas komplexeren protokoll als die steckdosen und für dieses protokoll musste ich erstmal die richtigen arduino-bibliotheken finden. diese bibliotheken von randy simons funktionierten, zusammen mit dem neuen 433 MHZ-empfänger, den ich gekauft hatte, nachdem ich bemerkt hatte, dass der billige chinesische empfänger den ich zuerst gekauft hatte, kaputt war. was ich allerdings wegen meiner ahnungslosigkeit nicht hinbekam, war die daten die der bewegungsmelder sendete, der funkempfänger empfing und die bibliotheken von randy simons entschlüsselten, wieder über http zu verschicken.
stundenlang versuchte ich hinzubekommen, den arduino zum reden zu bringen. erst als mir aufging, dass die callbacks, die die funkbibliotheken beim empfang von daten aufriefen, von und in interrupt-zyklen aufgerufen wurden, verstand ich das problem ansatzweise. in diesen callbacks sollte man besser keine längeren operationen durchführen, las ich im netz. bei einem längeren spaziergang ging mir dann die lösung auf: einfach in den callbacks eine variable setzen, die die empfangenen daten speichert und diese dann im loop abarbeiten. meine erste bewegungsmelder-lösung war etwas unbefriedigend: ich liess den arduino die signale des bewegungsmelder gleich wieder per funk an eine steckdose weitersenden. das funktionierte zwar, aber mitunter dauerte es zwei bis drei sekunden, bis das licht anging. so unbefriedigend das war, beliess ich es erstmal.
home assistant
ich hatte nämlich ein neues spielzeug entdeckt: den home assistenten, eine software, die kommunikationsfreudige hausgeräte vernetzt und steuerbar macht. die liste der unterstützen komponenten ist beeindruckend und es setzte ein manischer kreislauf ein: plötzlich sah ich, was in sachen heimautomatisierung alles möglich war, lernte das mysensor-projekt kennen, owntracks, das ähnlich wie google latitude funktioniert und vom home assistenten zur präsenenzdetektierung benutzt werden kann, die auch zuverlässig funktioniert, wenn man sie mit beacons kombiniert. ausserdem kann man mit home assistant netzwerkscans durchführen, um zu sehen, wer zuhause ist, bzw. wessen telefon oder laptop in benutzung ist.
meine präsenz, getrackt mit owntracks, datensammlung von home assistant
aus den daten die home assistant sammelt kann man sich übersichtliche graphen anfertigen lassen oder benachrichtigungen per growl, telegram oder sonstwas schicken lassen. natürlich gab es viele falsche positivmeldungen, so dass die benachrichtigungen schnell nervten. aber darum ging es mir ja auch gar nicht, ich war einfach fasziniert, was man mit dieser software alles machen konnte.
leider musste ich dann, bevor ich home assistant weiter im detail erforschen konnte, in den urlaub fahren.
wieder zuhause, nahm ich mir vor, den bewegungsmelder zu verbessern. statt die lampe direkt vom mikrocontroller/arduino zu schalten, wollte ich die bewegungsdaten per mqtt an den home assistenten übertragen. mqtt hatte ich schon bei der einrichtung von owntracks kennengelernt. meine idee war jeweils einen arduino für den versand von 433-MHZ-signalen und einen für den empfang von 433-MHZ-signalen zu verwenden. meinen ehrgeiz das alles mit einem mikrocontroller zu machen, hatte ich mit pragmatismus ersetzt. tatsächlich funktionierte der ansatz ganz gut. mit hilfe der beispiele aus randy simons bibliotheken, ein bisschen mqtt-code aus dem netz und vielen experimenten hatte ich bald einen arduino der 433-MHZ-funksignale aller art empfing und per mqtt ins netz blies. mit diesen informationen konnte wiederum home assistant etwas anfangen. ich konnte automatisierungen schreiben, die auf das bewegungsfunksignal reagierten, eine steckdose schalten und einen timer setzen, der das licht nach einer minute wieder abschaltet — falls keine weiteren bewegungen erkannt werden. genauso konnte ich aber auch betätigungen der 433-MHZ-fernbedienung erkennen und daraus auch (endlich) den status der steckdosen ableiten. und weil home assistant jetzt eigentlich alle funksignale empfing, konnte ich die olle 433-MHZ-fernbedienung (von den alten funksteckdosen) für die beifahrerin auch so einrichten, dass sie damit die hue-lampen schalten kann. so kann sie jetzt alle lampen im wohnzimmer per fernbedienung schalten — und ich (dank home-assistant-homebridge-modul) per home-app oder siri oder home assistant.
alte 433 mhz funkfernbedienung — schaltet jetzt auch hue-lampen
jetzt hatten wir also einen bewegungsmelder im flur, der dort das licht für jeweils eine minute anschaltete (und mittlerweile auch in weniger als einer sekunde reagierte) und fünf schaltbare lampen, deren status in der home-app und im home-assistent korrekt angezeigt wurde.
sensoren
im urlaub hatte ich viel über sensoren nachgedacht. am anfang jeder automatisierung (und überwachung) stehen natürlich sensoren. viele sensoren. das mysensors-projekt hat dafür viele gute lösungen, die vor allem nicht ein vermögen kosten, wie die regulären, kommerziellen „smarten“ sensoren für bewegung, temperatur, luftfeuchtigkeit oder helligkeit. andererseits war das alles furchtbar kompliziert. für das nächste projekt wollte ich mir erst nochmal einen einfachen sensor auf esp8266 12e-basis selbst bauen — ohne die mysensor-bibliotheken und -komplexität. so habe ich einen DHT22 temperatur- und feuchtigkeitssensor an den arduino angeschlossen und ihn die daten per mqtt in netz blasen lassen.
das funktionierte auch auf anhieb super, bis auf die tatsache, dass der sensor einen viel zu niedrige luftfeuchtigkeit meldete. nach ein paar testtagen, war klar, dass die luftfeuchtigkeit zuverlässig ungefähr 50% zu niedrig ist. also multipliziere ich die sensorwerte mit 2 und gut ist.
home assistant
einen temperatur- und luftfeuchtigkeitssensor haben wir schon länger im bad, allerdings ist der wenig kommunikativ und zeigt seine daten nur auf einem stillen LCD-bildschirm an. die beifahrerin hat den ins bad gestellt, weil sie bei anhaltend hoher luftfeuchtigkeit schimmel fürchtet und nicht müde wird, alle bewohner unserer wohnung darauf hinzuweisen, nach dem duschen das licht im bad anzulassen, damit der lüfter die feuchtigkeit rausbläst. laut DHT22, der ziemlich schnell reagiert, gehen die luftfeuchtigkeitswerte beim duschen sehr flott nach oben, fallen dann leicht ab und bleiben für eine weile auf mittelhohem niveau. wenn der lüfter 30 minuten läuft, fällt der wert auf etwas unter 70% (siehe grafik weiter unten).
weil der mit dem licht gekoppelte lüfter uns schon lange genervt hat, vor allem wegen der lautstärke, aber eben auch weil man eben dran denken musste ihn nach dem duschen anzulassen, war mein nächstes projekt diese kopplung aufzuheben. der lüfter sollte sich lediglich bei (zu) hoher luftfeuchtigkeit (automatisch) einschalten. gute sensorwerte hatte ich jetzt ja (im home-assistant), jetzt brauchte ich nur noch einen (fern-) schalter. auch das wollte ich mit einer fernschaltbaren steckdose machen. glücklicherweise ist unsere bad-elektrik gut zugänglich. unser bad hat eine abgehängte decke und über eine lucke über der speisekammer kommt man gut auf die andere seite der abgehängten decke.
die meiste arbeit war dann auch nicht die elektroinstallation, sondern die steuerungslogik, die ich experiementiell mit dem home-assistant-app-daemon umgesetzt habe. der soll das scripten etwas vereinfachen, war aber für einen python- und programmier-dummkopf eine echte herausforderung. die logik funktioniert jetzt so, dass der lüfter beim überschreiten einer schwelle (70% luftfeuchtigkeit) für 15 minuten anspringt und sich dann abschaltet. ist die feuchtigkeit dann noch über 70%, geht der lüfter wieder an, bis es trocken genug ist. manuell ist der lüfter natürlich auch schaltbar — entweder über die funk-fernbedienung, die home-assistant-weboberfläche oder die home-app. weil ich ja noch einen dash-button rumliegen hatte, habe ich den per dasher so konfiguriert, dass er den lüfter manuell entweder an oder ausschaltet.
dash button als lüftungsschalter
ganz besonderes vergnügen bereitet mir der lichtsensor den ich noch zum DHT22-sensor hinzufügte. an diesen modulen lässt sich ein schwellenwert einstellen, mit dem ich gut erkennen kann, ob eins der lichter im bad eingeschaltet ist. auch der lichtsensor sendet seine status per mqtt an den home assistant, wo der status dann augenblicklich angezeigt wird. mein neues hobby ist jetzt am bad-eingang zu stehen, das licht ein und aus zu schalten und fasziniert zu beobachten wie nicht nur das licht im bad an und aus geht, sondern auch der indikator auf meinem bildschirm.
mit einem kleinen script schickt mir der home assistant jetzt immer eine nachricht, wenn das licht im bad länger als 30 minuten eingeschaltet ist.
todos
meine liste mit todos ist lang. ich hätte gerne mehr bewegungssensoren, automatisch geschaltetes licht ist schon toll, gerade wenn man nachts mal aufs klo muss. ein sensor, der den status der „fertig“-LED auf der waschmaschine ans interne netz weitergibt und home assistant eine nachricht schicken lässt, ein automatisches türschloss und eine urlaubsschaltung, die bei abwesenheit die lichter so schaltet, als wären wir zuhause. mehr steuerbare lichter, ein magic mirror.
vor allem muss das natürlich alles etwas wartungsfreundlicher und stabiler gemacht werden. schon jetzt laufen im haus vier microcontroller mit wlan und anbindung an einen lokalen mqtt-server, auf dem mac mini laufen unzählige prozesse, die zwar automatisch starten, aber hier und da noch ziemlich fehleranfällig. in dieser hinsicht muss ich die hue-leuchten nochmal lobend erwähnen. die laufen nach der einrichtung, funktionieren immer mit super kurzen latenzen und brauchen null wartung. dafür haben sie einen sehr, sehr stolzen preis und der bewegungsmelder ist immer noch nicht auf dem markt.
die grafik ist mit grafana erstellt. home assistant kann alle gesammelten daten (die die temperatur- und luftfeuchtigkeit im bad) in eine influx-datenbank blasen, woraus grafana dann wunderbare, explorierbare graphen erstellen kann. fabian affolter hat das hier wunderbar beschrieben. grafana, influxdb und home assistant laufen alle auf unserem macmini-server.
unsere badezimmer-daten
gleichzeitig grossartig und erschreckend finde ich das vergnügen, dass ich an den gesammelten daten habe. oben sind die daten des temperatur- und feuchtigkeitssensor im bad zu sehen, sowie die laufzeiten des ventilators. man erkennt gut, wann einzelne einwohner der wohnung geduscht haben, und wenn man genau hinsieht (reinzoomt), auch unsere stuhlgangzeiten (wenn wir danach höflicherweise den ventilator eingeschaltet haben). die bewegungsmelderdaten zeigen relativ zuverlässig an, wann jemand spät nach hause geht oder der letzte das haus verlässt. der luftfeuchtesensor ist (zumindest an der stelle an der er momentan angebracht ist) so empfindlich, dass man ihn beinahe als präsenzsensor nutzen kann, dafür muss man ihn natürlich nicht anhauchen, sondern es reicht einfach im bad zu atmen.
derzeit will ich auf diese daten nicht verzichten, weil sie auch helfen fehlfunktionen oder unregelmässigkeiten zu finden. aber ein bisschen überraschend finde ich es schon, wie aussagekräftig diese trivialen daten sind und welche muster und schlüsse man aus ihnen lesen und ziehen kann.
was mir auch aufällt: das alles ist überhaupt nicht „smart“ und unser heim wird durch diese vernetzten geräte keinen deut klüger. im gegenteil; auch wenn man die geräte tagelang schult und eicht und scriptet, am ende gibt es dann doch unmengen an falschen alarmen, falschen werten und keines der geräte denkt einen schritt weiter als man selbst. trotzdem bereitet es mir unendliches vergnügen bestimmte sachen nicht mehr machen zu müssen (licht im flur anmachen), aber dafür andere um so mehr (scripten, fehler suchen, haare raufen, wenn wieder was nicht funktioniert). noch grösseres vergnügen bereitet es mir, mir sachen auszudenken die niemand braucht und die niemandem helfen — einfach weil es geht und die umsetzung mich herausfordert.
nachdem mein erster entwurf für die kolumne abgelehnt wurde (zu recht), ist letzte woche die akzeptierte kolumne im heftund online erschienen. die kolumne ist etwas weniger provokativ, aber meine abneigung gegen werbung ist nach wie vor spürbar.
ich habe ja ein gespaltenes verhältnis zur werbung. ich weiss, dass sie wichtig ist, aber um so mehr ärgert es mich, wenn sie schlecht, nervig, intrusiv oder ranwanzig ist. ich mache in bescheidem masse selbst werbung und finde viele werber sympathisch. aber ich glaube der entscheidende punkt ist, dass ich versuche eine distanzierte haltung zu werbung einzunehmen — oder zumindest nicht mit ihr zu fraternalisieren oder genauer: sie immer (auch) aus der distanz zu betrachten und innere distanz zu wahren. ein bisschen ist das wie mit der bildzeitung: eine freie presse ist wichtig, deshalb muss man die bild ertragen, aber frei presse bedeutet nicht, alles was sie produziert gut finden zu müssen und nachzumachen. sich über die bild zu ärgern und sie meinetwegen maxgoldig zu verachten ist wichtig, aber wichtiger ist den blick fürs positive am journalismus nicht zu verlieren.
Als ich Anfang Mai den Physiker und Comic-Zeichner Randall Munroe auf der Republica sprechen hörte, verstand ich nicht alles, war aber auf mehreren Ebenen begeistert. Der Vortrag handelte, wie seine Comics, ausschliesslich von Dingen die Randall Munroe interessieren, meist geht es bei ihm um mathematische oder wissenschaftliche Thesen, manchmal um popkulturelle Nischenthemen. Die Comics sind anspruchsvoll und setzen meist naturwissenschaftliches oder abseitiges Hintergrundwissen vorraus. Munroe selbst erklärt die Motive und Gags nie, aber es gibt ein von Fans betriebenes Wiki, dass sich die Erklärung der einzelnen Comics zur Aufgabe gesetzt hat.
Randall Munroe ignoriert nicht nur den Wissensstand seine Publikums und den Massengeschmack, er bricht auch sämtliche Konventionen, an die sich Publizierende angeblich halten sollten und formuliert sie für sich einfach neu. Damals dachte und schrieb ich, dass ich mir diese Haltung, radikal nur das zu tun was einen selbst interessiert und mit Leidenschaft erfüllt, von mehr Bloggern, Journalisten, Youtubern oder anderen Publizierenden wünschen würde. Nur mit dieser Haltung entstehen unverwechselbare, unoptimierte, eigene Werke, die vielleicht nicht jedem gefallen, aber wenigen dann um so mehr.
Das grossartige am Internet ist ja, dass sich in den vielfältigen Blasen, im Schaum des Netzes, gewaltige Micropopularitäten entwickeln können. Hundertausende Nerds folgen und bewundern Randall Munroe, Gamer gucken in unfassbar grosser Zahl Letsplayern beim Spielen zu, es gibt Blog-, Tumblr- und Communityblasen, Instagramhashtags, Facebookgruppen, zu allen möglichen Nischenthemen, mit teils erstaunlich grossen Folgschaften. Diese Blasen kristallisieren sich oft um Einzelpersonen oder Gruppen, die ihre Interessen mit manischer Leidenschaft verfolgen und, dank des Netzes, leicht und gut zugänglich mit Anderen teilen können.
Tragisch ist, dass Werbung und Marketing immer früher in diese Nischen drängen und jeden Trend, der sich irgendwo abzuzeichnen beginnt, aufgeregt aufgreifen und vereinnahmen zu versuchen. Die Marketingfachleute erzählen uns dann, dass sie es sind, die durch Influencer-Marketing, Ads, Product-Placement oder andere „Monetarisierungs“-Optionen, eine vielfältige Kultur oder Qualitätsjournalismus erst möglich machen. Tatsächlich saugt diese Monetarisierung aber gerade bei frischen Nischenphänomenen Originalität und Haltung auf desaströse Weise ab. Wenn Günther Jauch Werbung für die Naturschutzkampagne eines Bierherstellers macht, findet ein Imagetransfer statt, der der Bierkampagne im besten Fall ein bisschen Glaubwürdigkeit verleiht, aber Jauch kaum Glaubwürdigkeit kostet. Der Parasit, der Jauch gerade mal ein bisschen kratzt, saugt junge Influencer oft so radikal aus, dass man auf vielen Kanälen das Gefühl hat, dass der Parasit den ursprünglichen Wirt komplett ersetzt hat.
Was gegen solche Vereinnahmungen hilft, ist eine grundsätzlich kritische Haltung gegenüber Werbung. Werbung mag kreativ sein, sie kann sogar witzig und ironisch sein — aber sie ist niemals authentisch, im Gegenteil, sie saugt Authentizität und Glaubwürdigkeit aus ihrem Wirt.
Absurder Weise könnte Werbung von einer grösseren Distanz ihrer Wirte sogar profitieren. Ich glaube fest daran, dass differenzierte Kritik an Produkten oder Dienstleistungen bessere Werbung ist, als die klassischen Hurra- und Shiny-Happy-People-Werbebotschaften. Amazon-Produktseiten zeigen sehr erfolgreich, wie das funktionieren kann und Amazon präsentiert auch unter eigenen Produkten mitunter tausende negativer Rezensionen. Ich glaube das kann auch in anderen Bereichen funktionieren, aber dafür ist vor allem eine gut entwickelte Distanz und grundsätzlich kritische Haltung gegenüber allen Formen von Werbung nötig.
ich bin ja mitglied bei blogfoster, einem portal, das gesponserte artikel an blogs vermittelt. alle paar wochen schaue ich mir dort angebote an und manchmal gibt es themen oder angebote für gesponserte artikel, von denen ich glaube dass sie passen würden. kürzlich gab es das angebot über eine kreditkarte (santander 1plus card, kein affiliate-link) zu schreiben, die für die wir uns ohnehin interessiert haben, weil sie bei auslandszahlungen keine auslandsgebühren aufschlägt. ich dachte mir, wenn wir uns die ohnehin holen wollen, warum nicht nur drüber schreiben, sondern auch gleich dafür bezahlen lassen, dass ich drüber schreibe?
mein pitch war aber wohl nicht aufregend genug und ich wurde von der bank abgelehnt.
ein anderer sponsored post, auf den ich mich bewarb, war von der berliner morgenpost, die die app ihres „berliner newsportals“ live.morgenpost.de bewerben wollte. im briefing verbat man sich von seiten der morgenpost einen vergleich mit dem tagesspiegel checkpoint:
Sollte ein Vergleich zw. Tagesspiegel-Checkpoint und berlinlive.de gezogen werden, hinkt dieser. Der Tagesspiegel checkpoint liefert einen täglichen Newsletter, berlinlive.de bietet Nachrichten im Echtzeit und zeigt das aktuelle Geschehen in Berlin.
nachdem ich ausgewählt wurde über die app zu schreiben, stellte ich diese bedingung:
den hinkenden vergleich zum tagesspiegel checkpoint ziehe ich so oder so (siehe pitch). sollte das nicht möglich sein, oder der kunde das nicht will, müsst ihr mich von der teilnehmerliste streichen.
ich wollte meine leser auch nicht fragen, »welches Hashtag sie auf der Seite als ihr persönliches „Tranding“ Tag sehen«, weil ich solche fragen als völlig sinnlos ansehe (der „tranding“-rechtschreibfehler ist ausnahmsweise nicht von mir).
leider wollte sich der kunde auf meine bedingungen nicht einlassen. ich finde das bedauerlich, auch wenn es natürlich das gute recht der morgenpost ist, sich in bezahlten texten nicht mit der gut gemachten konkurenz vergleichen zu lassen. aber ich finde es auch bemerkenswert, weil das auf mich etwas unsouverän wirkt.
die morgenpost ist ja journalistisch eher dem boulevard zuzuordnen, aber soweit ich weiss, relativ moderat. trotz boulevard, fand ich die idee nicht schlecht, eine art (hyper) lokale informationsquelle auf meinem handy zu haben, mit der ich mich mal eben kurz über die lage in meiner stadt informieren könnte. leider war das „mal eben“ schon das erste problem. die app fühlt sich an wie eine (sehr langsame) webseite — und ist wohl auch eine webseite, die in einen app-rahmen gepresst wurde. jedes seitenladen wird von einem animierten „bitte warten“ symbol eingeleitet und manche der hashtags führten mich (hier am 10. juli) auf tomcat-fehlerseiten.
die langsamen ladezeiten und der langsame seitenaufbau sind vor allem deshalb unverständlich, wenn man sieht, was man ganz ohne app-zauberei, mit preloading und google-AMP machen kann: auf mobilen geräten funktioniert diese ausgabe der washinton post gefühlt 20 mal schneller als die morgenpost „berlinlive.de“: washingtonpost.com/pwa/
was mich an der morgenpost-live-app auch störte: gesten für das zurückblättern oder neu laden funktionieren nicht wie gewohnt. das zurückwischen funktioniert zwar ähnlich wie in anderen apps, aber nur widerwillig und nach mehreren versuchen. als ich das gerade eben reproduzieren und bestätigen wollte, führte das anklicken einer geschichte („#CityWest bekommt neus Großkino mit sieben Sälen“) mich aus der app zu safari. zurück in der app, wurde mir ein artikel („Im Westen Berlins“) angezeigt, aus dem ich nicht mehr herausnavigieren konnte, weder mit gesten, noch mit (nicht vorhandenen) navigationselementen. insgesamt fühlt sich die app überhaupt nicht nach app an, sondern wie eine eingeklemmte website im app-mantel.
hätte mich die morgenpost für den artikel bezahlt, hätte ich mir mühe gegeben auch postive aspekte der app zu finden, die es ohne frage gibt. ohne den honorar-anreiz fällt mir das differenzierte nachdenken und beschäftigen mit diesem halbherzigen produkt wirklich schwer. mit honorar hätte ich mir gedanken darüber gemacht, was die morgenpost-live im vergleich zum tagesspiegel checkpoint für vorteile hätte, trotz all ihrer technische unzulänglichkeiten. und ich hätte mich wahrscheinlich zurückhaltender gewundert, über diese bildstrecke zu einem sack reiseiner wanderstrecke in china.
eigentlich, wenn ich so überlege, ist es vielleicht einfach am besten, wenn sponsoren mich und meine bedingungen ablehnen.
[nachtrag 04.08.2016] ich habe mal ein paar der bezahlten, sponsored posts gesucht und gesammelt (da ist auch ein offensichtlich unbezahlter artikel dabei).
Ich kann Werbung nicht leiden, obwohl ich für diese Kolumne (zum überwiegenden Teil) mit Werbegeld bezahlt werde. Ich verabscheue Werbung nicht nur, weil sie sich rüpelhaft verhält und ständig meinen Gedanken- und Lesefluss im Netz und der Welt stört, ich verachte Werbung vor allem deshalb, weil sie sich rücksichtslos in jeden Lebensbereich schiebt.
Werbung dringt in jede Ritze, jede Pore unseres Lebens. Sie überzieht alles mit einem fiesen, grellen Schleim aus Halbwahrheiten, Stereotypen und Habsucht. Werbung ist Spam, der sich hübsch gemacht hat. Spam, der von tausenden, teils brillanten, Köpfen kreativ hübsch und auf Freundlichkeit getrimmt wird und manchmal sogar unterhaltsam, ironisch oder distanziert daherkommt. Aber im Kern unterscheiden sich Spam und Werbung nicht, beide schiessen aus vollen Rohren auf alles was sich bewegt, in der Hoffnung, dass alle paar tausend Schuss ein Treffer gelingt.
Die Bewohner des Internets haben von diesem Dauerfeuer mittlerweile genug und wehren sich mit Werbeblockern, ebenso die Bewohner von São Paulo und Grenoble. In beiden Städten wurde Strassenwerbung einfach komplett verboten.
Es wundert mich allerdings, dass Journalisten und andere Publizierende, sich teils vehement für Werbung einsetzen und sie verteidigen. So veranstaltet stern.de zur Zeit eine Kampagne, in der Stern-Autoren und der Chefredakteur von stern.de dafür plädieren Werbeblocker abzuschalten. Vor ein paar Jahren verharmloste der damalige spiegel.de-Autor Frank Patalog Onlinewerbung als „ein wenig Bling-Bling“, das Leser zu ertragen hätten, wenn sie in den Genuss von „kostenlosen Inhalten“ kommen wollten. Im Kern mag das sogar stimmen, aber warum müssen ausgerechnet Journalisten, die sich in ihrem Selbstverständnis der Wahrhaftigkeit, der differenzierten, fairen und aufklärenden Berichterstattung verpflichtet fühlen, sich für etwas stark machen, dass darauf ausgelegt ist, zu manipulieren und zu täuschen? Sollte Journalisten etwas, das von ihren Texten ablenkt, das die Leser beim Lesen stört und manipuliert, nicht viel eher grundsätzlich ablehnen?
Nähmen Journalisten den Pressekodex und das Gebot zur Trennung von Redaktion und Werbung ernst, bliebe ihnen, gar keine andere Wahl, als Werbung zu verachten oder mindestens zu versuchen, maximale Distanz zu wahren.
Fehlende Distanz zu Werbung untergräbt Vertrauen und Authentizität. Jeder Bereich in dem sich Werbung übermässig stark ausbreitet, kämpft mit diesem Phänomen. Mache Blogs sind dank eines Übermasses teils ungekennzeichneter Werbung, jeder Menge Gewinnspielen oder gesponserten Artikeln, kaum noch von den Werbeheftchen zu unterscheiden, die uns die Post in die Briefkästen stopft. Manche Youtuber sind dank Product-Placement und Werbeverträgen mittlerweile so authentisch wie der Bausparfuchs von Schwäbisch Hall. Auf Instagram sind sich sogenannte Influencer nicht zu schade, ihre individuelle Ästhetik und Bildsprache für ein paar Euro der ausgelutschten shiny-happy-people-Werbeästhetik anzupassen. Auf Instagram überspringe ich ständig Bilder die so glatt und überstylt sind, dass sie eigentlich nur (versteckte) Werbung sein können — und meisten auch sind.
Der Youtuber Fynn Kliemann, der sich weigert seinen Youtube-Kanal zu monetarisieren, Product Placement zu betreiben oder Werbedeals abzuschliessen, erklärte seine Abneigung Werbung zu machen wie folgt: „Ich bin jetzt überhaupt nicht grundsätzlich gegen alles oder gegen das System. […] Ich habe einfach nur kein Bock auf Sachen, die von mir verlangt werden und ich stehe nicht dahinter. Und das ist der Inbegriff von Werbung.“
Werbung mag kreativ sein, sie kann sogar witzig und ironisch sein — aber sie ist niemals authentisch. Deshalb muss man sie nicht zwangsläufig ablehnen, aber ich finde, dass wir, Publizierende und Konsumenten, Werbung unbedingt als das sehen und behandeln sollten, was sie ist: manipulativ, parasitär und in der Regel unerwünscht. Werbung zu verachten ist der erste Schritt zur Parität. Sie verachtet uns schliesslich auch.
ich habe noch einen nachtrag zur frage der angemessenheit des wortes „verachtung“ und meiner widersprüchlichen haltung zu werbung geschrieben.
ich habe zwei folgen braunschlagauf netflix gesehen. früher wäre ich in die videothek gegangen, hätte das ziemlich bescheuerte DVD-cover gesehen, die DVD im regal stehen gelassen und mir was anderes ausgeliehen. in der tat ist das gar nicht so unwahrscheinlich, dass genau das passiert ist, denn die braunschlag-DVD erschien im märz 2012 — eine zeit in der ich noch in videotheken gegangen bin (glaub ich).
jetzt habe ich die serie angefangen, weil mich @zwanzigtausend darauf aufmerksam gemacht hat:
mir haben die beiden folgen, die ich bis jetzt gesehen habe, ganz gut gefallen. ich wusste vorher nicht um was es in braunschlag geht und habe einfach angefangen zu gucken. dieses vergnügen möchte ich niemandem verderben und schlage vor, hier, an dieser stelle, einfach aufzuhören zu lesen und rüber zu netflix zu gehen und einfach eine oder zwei folgen zu gucken. meine unsortierten gedanken zur serie kann man hier auch später noch lesen.
braunschlag spielt in einem fiktiven ösetereichischen provinzdorf. mir gefiel die auffällig gute kameraarbeit gleich von anfang an. die kamera drängt sich nicht auf, liefert aber wunderbare bilder. diese bilder sind stellenweise aufwändig durchkomponiert, wie kleine stillleben des provinzlebens. manchmal sind die kompositionen so gut gelungen, dass ich allein wegen der bilder leise lachen musste und mich an ihrer absurdität erfreute.
genauso gefiel mir von anfang an, dass man gleich ins geschehen geworfen wird und der film sich nicht mit einer bemühten, langwierigen exposition aufhält oder sich die mühe macht, grossartig zu erklären, wer zu sehen ist und was sich da abspielt. mir war klar, dass sich das alles im laufe der serie klärt, aber dass sich filmemacher darauf verlassen, dass ihre zuschauer diese geduld aufbringen, erscheint mir — zumindest im deutschsprachigen raum — eher ungewöhnlich.
was ebenfalls augenscheinlich ist und in den ersten paar minuten irritierend: die leute sprechen komisch, sehr komisch. in der filmrealität scheint das niemanden zu stören, eben weil alle so sprechen. mir fiel dann irgendwann auf, dass ich diese sprache aus dem skiurlaub kenne: sie sprechen östereichisch. östereichisch ist dem deutschen nicht ganz unähnlich, aber doch ganz anders. nach zwei folgen verspürte ich irritierenderweise das bedürfnis, auf fragen der beifahrerin oder des kindes ebenfalls östereichisch zu antworten. leider ist das ziemlich schwer, weshalb ich dem drang dann widerstand.
die geschichte, die braunschlag erzählt, ist eher vorhersehbar und langweilig, aber das macht nichts, weil das zusammenspiel der charaktere, die nicht besonders subtile, aber gut dosierte überzeichnung der figuren, tatsächlich spass macht. je mehr ich drüber nachdenke, desto weniger steil erscheint mir die these, dass die erzählung sich stilistisch an den cartoons von gerhard haderer orientiert. und selbst wenn die these zu steil ist, mir bereitet beides ähnliches vergnügen: haderer cartoons zu betrachten und braunschlag gucken.
schauspielerisch kann ich zu 90 prozent nichts aussetzen. eigentlich möchte ich nur an manuel rubey rumnörgeln, der den „apostolischen visitator“ banyardi spielt. die texte die ihm die drehbuchautoren in den mund legen sind exquisit, aber sie kommen leider zu gestelzt, zu gespielt, zu artifiziell aus seinem mund. in der zweiten folge gibt es einen wunderbar absurden dialog von banyardi mit der „deutschen magd“ silke und im zusammenspiel der beiden kackt manuel rubey leider total ab. in einer weiteren szene geht’s dann, weil er nicht sprechen muss und einfach eine folge grandios absurd überzeichneter bilder gezeigt wird.
die serie ist acht folgen lang, eine fortsetzung, habe ich in der wikipedia gelesen, wird’s nicht geben, aber die restlichen sechs folgen sehe ich mir sicher noch an.
ich bin ein mittelgrosser fan von sixt. die website zum bestellen von mietwagen funktioniert einigermassen, die abwicklung ist schnell und zuverlässig: führerschein und kreditkarte zeigen, tippi-di-tipp, fertig. in der regel jedenfalls. manchmal gerate ich dann doch an übertrainierte angestellte, die mir eine phalanx an trickfragen stellen, um mich zu diversen upgrades zu bewegen. und sixt ist nicht besonders günstig. deshalb hat meine zuneigung zu sixt in letzter zeit ein bisschen gelitten.
nettes interview im spiegel mit erich sixt, der meint: geld müsse man verachten. apropos geld, der link zum interview ist ein blendle-bezahllink für €0,74
die letzten zwei mietwagen habe ich bei billiger-mietwagen.de gemietet, was am ende meist so um die 50% weniger kostet als bei sixt direkt. die auswahl dort ist ein bisschen komplizierter, weil man dort angebote von ein paar dutzend firmen findet, die nicht immer ohne weiteres vergleichbar sind und teilweise sehr unterscheidliche mietbedingungen haben. mich hat das früher immer ein bisschen abgeschreckt, denn bei angeboten wie billiger-mietwagen.de hat man es plötzlich mit drei bis vier vertragspartnern zu tun. bei meiner letzten miete hat billiger-mietwagen.de mir einen vermittler (car del mar) vermittelt, car del mar hat mir einen vermieter vermittelt (keddy), der wohl eine tochtergesellschaft von europcar ist und die miete über europcar abwickelt. de-facto habe ich es zwar mit vier partnern zu tun, praktisch ist aber doch alles mit ein paar klicks beim hauptvermittler erledigt.
im gegenteil zu sixt, hat die abholung bei keddy/europcar ungefähr dreimal so lang gedauert. ausweis, kreditkarte, voucher, führerschein, tippi-di-tipp, noch mehr tippi-di-tipp, dann die freundlich geflötete frage: „für nur sechs euro können sie auf einen audi a3 upgraden …“. ich hasse diese tricks, frage aber trotzdem freundlich: „pro tag?“ „ja, sechs euro pro tag“. natürlich funktioniert der trick beim ersten mal oder wenn die kunden übernächtigt sind, aber warum zum kack nennen die vermieter nicht einfach die gesamtsumme — oder mindestens den zusatz pro tag? ich glaube das nächste mal werde ich bei der frage aggressiv.
genau so arschig finde ich die frage: „brauchen sie ein navigationssystem?“ ich sage immer „nein“ und umgehe so den symbolischen navigationssystem-aufpreis — denn bisher hatte jedes, wirklich jedes auto, dass ich in den letzten 5 jahren gemietet habe, ein eingebautes navigationssystem. kundenverarschung als grundprinzip scheint die profite der autovermieter massiv zu erhöhen, aber zufriedene kunden gewinnt man so doch nicht?
wenn ich mir ansehe, wie gut die minuten-, bzw. stundenweise miete von stadtautos (car2go, drive-now, etc.) mittlerweile vor sich geht, frage ich mich sowieso, warum der mietprozess so irre lange dauern muss. ich setz mich doch nicht an meinem computer und vergleiche minutenlang angebote, versicherungen, inklusiv-kilometer, extras, um dann am schalter durch irgendwelche irritationstricks alles über den haufen zu werfen. ja, ich freue mich über upgrades, eine bessere wagenklasse, aber ich freue mich nicht, wenn ich das gefühl habe, auf der anderen seite der theke will mich jemand über den tisch ziehen. dann lieber niemanden auf der anderen seite der theke und alles per automat.
in amerika ist diese unsitte am schalter auch weitverbreitet. die verkäufer versuchen alles einem mit falschen angaben (den tagespreis) zu upgrades zu bewegen oder zum gebührenpflichtigen navigationssystem zu bringen, aber einen vorteil hat das automieten in den USA: je nach klasse sucht man sich den wagen auf dem parkplatz frei aus. es gibt für jede klasse eie park-reihe, die schlüssel stecken, und das auto das einem am besten gefällt nimmt man dann.
das führt mich zum letzte grossen mysterium der mietwagenbranche: warum machen die vermieter auf ihren seiten werbung dafür, einen golf oder einen BMW mieten zu können, wenn man am ende dann doch einen focus oder audi bekommt? ich mag den überraschungseffekt ja meistens, aber das muss doch über geschicktes fuhrparkmanagement zu machen sein, dass man exakt das auto das man online bestellt, am ende auch bekommt?
weil ich dort jetzt zweimal zufrieden — und ich glaube günstig — ein auto fürs wochenende gemietet habe, empfehle ich billiger-mietwagen.de hier mal per affiliate link. wer über diesen link einen mietwagen mietet, spielt mir eine 10 euro werbeprämie von billiger-mietwagen.de zu: affiliate link
die letzten wochen fernsehen waren natürlich von der sechsten staffel game of thrones dominiert. ich habe an dieser staffel nichts auszusetzen gehabt, jede folge erfüllte die erwartungen, die wohl die meisten an die serie hatten: fortführung der vielen erzählstränge, saubere, aufwändige inszenierung, viele überraschende tode und rätsel — und viel raum für spekulationen und diskussionen in den weiten des internets.
ebenfalls alle (meine) erwartungen hat die dritte staffel silicon valley erfüllt, auch wenn diese staffel etwas dunkler ausfiel. wurden in den ersten beiden staffeln die folgen jeweils mit einem versöhnlichen bis happy ende gekrönt, endeten die folgen der dritten staffel auch gerne im totalen chaos und platten cliffhangern. das ändert aber nichts am grundton der serie, der das treiben der technik-blase in und um san francisco enorm überzeichnet und radikal der lächerlichkeit preisgibt und dabei doch stets auf dem boden des vorstellbaren bleibt. ich musste in jeder folge mindesten ein bis zwei mal laut lachen, was ein ziemlich gutes zeichen ist. was mich ein bisschen überraschte ist, dass dan lyons einer der autoren der serie ist. ich hielt dan lyons bisher für einen ziemlichen schwachmaten, mit dessen schreibe und humor ich nicht viel anfangen konnte. aber silicon valley ist in der tat gut geschrieben, gut recherchiert und witzig. und daran dürfte dan lyons einen anteil haben.
im new yorker ist ein wunderbarer artikel über die show und ihre entstehung erschienen. den wandel der show-runner auf dem schmalen grat zwischen fiktion und realität, fasst dieses zitat aus dem artikel gut zusammen:
After the scene aired, viewers complained about the lack of diversity in the audience. Berg recalled, “A friend of mine who works in tech called me and said, ‘Why aren’t there any women? That’s bullshit!’ I said to her, ‘It is bullshit! Unfortunately, we shot that audience footage at the actual TechCrunch Disrupt.’”
ganz schnell durchgerutscht in den letzten beiden monaten, ist die dritte staffel peaky blinders. ich mochte die ersten drei folgen, auch wenn ich ungefähr nichts von dem was dort passierte verstand. die darauf folgenden drei episoden klärten das dann, schlossen ein paar handlungsstränge ab und auch tom hardy darf wieder in andertalb folgen mitspielen. erfreulich finde ich, dass es wohl noch mindestens zwei weitere staffeln gibt, weniger erfreulich fand ich den massiven cliffhanger am ende dieser staffel.
gerade vor ein paar wochen gestartet, und jetzt auch schon um eine staffel verlängert, ist die comic-umsetzung von preacher. preacher hat sich in nur fünf folgen zu einer meiner lieblingsfernsehserien entwickelt. die wilde mischung aus western, revenge-drama, vampir-, superhelden- und mysterygedöns ist überraschend gut gelungen. mir gefallen die überzeichneten figuren, der humor und dass ich, weil ich die comics nicht kenne, überhaupt keine ahnung habe, wohin sich die geschichte entwickelt. zum ersten mal seit breaking bad habe ich (ein kleinwenig) das gefühl, dass ich eine serie gucke, die bereits in der ersten staffel ihren zentralen protagonisten verlieren könnte. wenn die serie auf diesem niveau und diesem look’n’feel weitermacht, gucke ich gerne 10 staffeln davon.
die zweite staffel wayward pines nervt ein bisschen, so wie ich das nach dem piloten hervorgesehen habe. auch der handlungsverlauf war relativ vorhersehbar — und trotzdem guck ich die serie noch weiter. je länger ich die serie gucke, desto unglaubwürdiger, löchriger und absurder kommt mir die ganze geschichte vor. die serie hält sich auch nicht lange mit widersprüchen oder der klärung von widersprüchen auf, sondern versucht einfach die geschichte, mit möglichst niedrigen produktionskosten, schnell weiterzuerzählen und voranzutreiben. da stört es dann auch nicht, dass eine expedition, in die angeblich seit ein paar tausend jahren von menschen unberührte natur, auf ein frisch gemähte wiese führt. die behauptung von unberührter, wilder natur muss ausreichen, für die visuelle darstellung reicht das budget eben nicht. ich werd mir den scheiss aber wohl trotzdem weiter ansehen.
ganz schlimm fand ich auch die letzte (fünfte) staffel person of interest. der serie merkte man schon immer das niedrige produktionsbudget an (eine hauptstatistin muss reichen, deutschland kann man auch in new york schnell nachbauen), aber in dieser letzten staffel wurde offensichtlich auch bei den autoren gespart. versprach die serie in den ersten staffeln kluges nachdenken über die implikationen von künstlicher intelligenz, überwachung und das, was uns menschen im kern ausmacht, wurde das in dieser staffel fast vollständig von absurden, mcgyver-esquen handlungssträngen, pseudo-spannenden, durchsichtigen erzählmustern und hanebüchenen dialogen verdeckt. erst in der letzten folge hatte ich das gefühl, dass das autorenteam nicht mehr nur aus praktikanten und fliessband-serien-autoren bestand.
es ist immer schwer, serien befriedigend zu ende zu führen und in ansätzen gelang es der serie den künstlich hochgepushten konflikt zwischen gut und böse wieder einigermassen einzukochen — wäre da bloss nicht die absurde zwangsstörung amerikanischer produktionen, jedem scheiss auch noch ein happy-end-krönchen aufzusetzen.
ganz schlimm auch in diesem jahr: the last ship. bereits die erste staffel war eine grässliche, pathostriefende idealisierung von militärischer disziplin, gehorsam und kameradschaft. eine serie, die sich anfühlte als sei der writers room im pentagon untergebracht. und trotzdem habe ich mir den scheiss gerne angesehen. denn auch wenn die serie sich anfühlt wie ein rekrutierungsvideo der US-marine, ist das erzählmuster dem von star-trek gar nicht mal so unähnlich: ein (raum-) schiff, gestrandet in einer (potenziell) feindseligen, menschenleeren welt, in der superschurken, unsichtbare kräfte und gewalten nicht nur die mannschaft gefährden, sondern die gesamte (verbliebene) menschheit. die lösung in star-trek, oder hier in in the last ship, liegt stets in einer starken führungspersönlichkeit, die sich auf ihre disziplinierte, gehorsame mannschaft verlassen kann. bei star-trek ist das abstraktionslevel etwas grösser um diese militär-logik erträglich zu machen, bei serien wie the last ship — oder früher bei serien wie JAG, muss man das abstrahieren und distanzieren dann selbst vornehmen.
so grässlich the last ship auch ist, ich schaue es mir gerne an. my guilty pleasure.
was ich von cleverman nach vier folgen halten soll, weiss ich noch nicht so recht. der pilot hatte es mir ziemlich angetan und ich fand auch die darauf folgenden episoden nicht schlecht. aber ich fürchte dass sich die serie einerseits im immer komplexer werdenden handlungssträngenetz verfangen könnte und sie andererseits ihre erdung im immer aufgeblaseneren mystery-gedöns ein bisschen verlieren könnte. trotzdem, bis auf die künstliche körperbehaarung der hairypeople, sauber und aufwändig produziert und nach wie vor sehenswert.
sehr schön wegzusehen ist das britische new blood auf BBC one. eine polizei-serie, deren kriminalfälle, bzw. deren aufklärung sich über zwei bis drei folgen hinzieht und durchgängig unterhaltsam, klug und geerdet gemacht ist. aufhänger für das handlugsgerüst und den serientitel sind zwei begabte neulinge, die sich an ihren vorgesetzten reiben und ständig für ihre unorthodoxen ermittlungsmethoden rechtfertigen müssen. die beiden geben ein prima odd-couple ab und auch wenn der humor sich manchmal ein bisschen 80er-jahre mässig anfühlt, ist das anständige, zeitgemässe krimi-unerhaltung.
graham nortons show ist gerade nach 14 folgen in die sommerpause gegangen und ich habe seit folge acht und neun jede folge angeschaut und erstaunt festgestellt, dass es in wirklich jeder ausgabe mindestens einen fäkalwitz gibt oder jemanden, der davon erzählt, wie er sich mal in die hosen gekackt hat. ich kann jede einzelne ausgabe der show empfehlen. wer alle folgen sehen möchte: sie liegen (fast) alle (noch) auf youtube.
ausserdem weggeguckt wie schokolade: sechs folgen von penn and teller: fool us. die sendung ist immer gleich aufgebaut: jonathan ross, der moderator der sendung, betritt die bühne, macht zwei witze, holt penn und teller auf die bühne, die setzen sich vor die bühne und sehen dann drei zauberern bei einer nummer zu, bevor sie selbst eine nummer aus ihrem bühnenprogram zeigen. der witz der sendung ist, penn und teller mit einer nummer zu täuschen, also einen trick zu zeigen, den sie sich nicht erklären können. leider kennen penn und teller so ungefähr alle tricks der welt, aber hin und wieder bekommt es einer der gäste dann doch hin, etwas zu zeigen, was sich die beiden nicht ohne weiteres erklären können. penn jillette wird dann manchmal ein bisschen aggressiv und unwirsch, aber das ist immer alles höchst unterhaltsam. die tricks werden übrigens nie erklärt, penn deutet zum beweis, dass sie sich nicht haben foolen lassen, immer nur die lösungen an. wer sich ein bisschen mit zaubertricks auskennt, ahnt das ohnehin meistens, aber darum geht es ja auch nicht, sondern es kommt eben immer drauf an, wie unterhaltsam eine nummer ist. und das ist der eigentliche reiz der sendung: man bekommt dort tatsächlich erstklassige und unterhaltsame zauberei zu sehen.
worauf ich mich im juli freue ist natürlich die zweite staffel mr robot (geht am 13. los) und brain dead, die neue serie der the-good-wife-macher robert und michelle king. ken levine hat ein bisschen was darüber geschrieben: BRAINDEAD — My sort of review.
das angenehme an unserer moskau-reise war, dass wir einen reiseführer dabei hatten, der sich in moskau auskannte und sich die mühe gemacht hat, uns in der kurzen zeit unseres aufenthalts möglichst viele highlights der stadt zu zeigen. eins der grossen hightlights der stadt ist die moskauer u-bahn, umgangssprachlich auch metro (метро) genannt. den grossteil eines tages haben wir tatsächlich damit verbracht, möglichst viele der beeindruckenden ubahnhöfe abzufahren.
was mir als erstes auffiel, waren die teilweise irre langen rolltreppen. der wikipedia entnehme ich, dass die moskauer metro „zu den U-Bahn-Systemen mit den tiefsten Tunneln und Bahnhöfen der Welt“ gehöre. auch bemerkenswert, am fuss jeder rolltreppe sitzt eine uniformierte aufsichtsperson, die recht und ordnung im auge behalten soll und wahrscheinlich für ein sicherheitsgefühl sorgen soll. was in moskau, wie in allen grossstädten der welt — ausser deutschen — klappt: alle stehen rechts und halten die linke seite frei, für eilige mitmenschen. warum das überall auf der welt klappt, nur in deutschland nicht, ist eine frage, die wahrscheinlich immer unbeantwortet bleiben wird.
an den rolltreppendecken hing früher massenhaft werbung, als wir in moskau waren, war die moskauer metro zu 100% werbefrei. weder in den bahnhöfen, noch den zügen hing auch nur der hauch von werbung, mit einer ausnahme: werbung für das metro-eigene wlan. loggte man sich in das wlan ein, konnte man hingegen werbung ansehen. man musste das sogar. ansonsten: nichts.
der kiyevskaya-bahnhof hat die „völkerfreundschaft“ zwischen der ukarine und russland zum thema. die decken sind voll mit farbenprächtigen, offensichtlich kürzlich restaurierten bildern.
am ende der halle zwischen den bahnsteigen, ist ei sehr grosses mosaik angebracht, das (laut wikipedia) das 300 jährige jubiläum der wiedervereinigung der ukraine und russland feiert.
sehr schön auch die bronze-figuren von matvey manizer auf dem ploshchad revolyutsii-bahnhof. laut wikipedia ist das einer berühmtesten moskauer u-bahnhöfe und wurde 1953 eröffnet. die skulpturen zeigen „sowjetbürger“ in heldenhaften posen, ingenieure, bergleute, soldaten mit hunden, soldaten ohne hunde und männer die aussehen wie partisanen. besonders auffällig ist jedoch die beliebtheit der hunde bei den moskauern. deren schnauzen sind abgewetzt blank, weil viele moskauer offensichtlich glauben, dass die berührung der hunde-skulpturen glück bringe. tatsächlich kann man die moskauer in diesem bahnhof dabei beobachten, wie sie geschäftig und eilig an den skulpturen vorbeigehen, die hunde im vorbeigehen aber geistesabwesend berühren.
die glasmalereien im novoslobodskaya-bahnhof sind auch ganz wunderbar und sollen „sowjetbürger“ verherrlichen.
auf facebook habe ich dieses video von barack obamas musikalischem promo-auftritt zigmal geteilt gesehen, meist enthielten die kommentare zum geteilten video die worte „cool“, „unfassbar super“, „hammer“, „coole socke“, „wow“, „lässig“ oder ähnliche lobpreisungen. und natürlich zu recht; obamas auftritt ist witzig, nicht die spur selbstverliebt und lässig. vor allem nicht peinlich.
aber natürlich ist es (politische) werbung, für TTIPTPP etwas arg platt, etwas geschickter für hillary clinton und gegen donald trump.
dieses slow-jam-the-news-dings hat jimmy fallon natürlich nicht zum ersten mal gemacht. vor ein paar monaten hat er das mit jeb bush gemacht, als der sich noch um das amt des präsidenten bemüht hat. ausserdem mit brian williams oder mit mitt romney.
ich habe mir dann noch den rest der sendung angesehen, das slow-jam-the-news-dings war am anfang der sendung, danach unterhielten sich obama und fallon noch auf dem sofa und später trat madonna auf.
ich fand das gespräch der beiden auf der couch dann (natürlich) sehr viel aufschlussreicher, als das slow-jam-the-news-dings. obama zeigte auf der couch dann nämlich seine eigentliche superkraft. die ist eben nicht (nur) lässigkeit oder coolness, sondern dass er es tatsächlich versteht, spontane witzigkeit und lässigkeit, mit dem ernst seines amtes zu verbinden. als fallon obama fragte, ob er glaube, dass die republikaner glücklich mit ihrem künftigen präsidentschaftskandidaten trump seien, antwortete er zuerst „well, we are“ und erntete eine runde lacher — um gleich danach hinterherzuschieben: „that was too easy“ und die sache etwas ernsthafter zu differenzieren.
fallon hat seinen job als witziger stichwortgeber ziemlich gut gemacht. weil er weiss, dass er obama nicht journalistisch oder thematisch konfrontieren kann, konfrontierte er ihn mit witzvorlagen. aber fallon war auch gut vorbereitet und kramte ein zitat von obama raus, das der bei einer abschlussrede auf der howard university gesagt hatte:
Democracy requires compromise, even when you are 100 percent right.
das zitat gefällt mir sehr und es fasst auch ganz gut die politische linie zusammen, die obama in letzter zeit verstärkt nach aussen kommuniziert: in einer demokratie müssen wir miteinander reden und uns verständigen, politische überzeugungen, seien sie (vermeintlich) noch so richtig, lassen sich nicht übers knie brechen, erfordern langwieriges aushandeln und abwägen und kompromisse:
And finally, change requires more than just speaking out -- it requires listening, as well. In particular, it requires listening to those with whom you disagree, and being prepared to compromise.
was ich unterm strich ein bisschen witzig fand: obama kritisierte donald trump indirekt (und natürlich zu recht) als unseriösen reality-tv honk, dem die ernsthaftigkeit und fähigkeiten präsident zu sein fehlten — in einer zotenreissenden, grösstenteils gescripteten unterhaltungsshow. obama:
the main role i’m going to be playing in [the process of the presidential election], is to remind the american people, that this is a serious job. this is not reality-tv, i have seen the decisions that have to be made and the work that has to be done.
am ende von obamas auftritt, schrieben er und jimmy fallon gemeinsam thank-you-notes. das ist einer meiner lieblingsteile der sendung und auch diesmal ganz witzig. am ende trug fallon für meinen geschmack aber einen ticken zu dick auf, als er obama, ganz unironisch, in den himmel lobte:
thank you, president obama, for serving our nation with dignity, class, patience, eloquence, optimism and integrity. thus marking the first time, anyone has sincerly said, thanks obama.
aber OK. jimmy fallon darf das.
nach obama trat madonna auf und sang, von den roots begleitet, borderline. ich fands schrecklich und mir fiel auf, dass madonna auf mich wirkt, wie eine weibliche version von karl lagerfeld. witzig fand ich, dass madonna sich am ende ihres auftritts auf den boden fallen liess.
die „block research group“ der ETH-zürich hat in venedig, auf der architekturbiennale, ein gewölbe gebaut, das aus sandsteinblöcken besteht, die einfach aneinander gefügt sind — ohne kleber, mörtel oder irgendwelche befestigungsmechanismen oder bewehrung. ich habe das projekt zuerst in der wired gesehen, aber es gibt bei der ETH auch eine deutschsprachige pressemitteilung und einen englischen factsheet zum projekt.
ich habe oft probleme mit moderner, computergestützter architektur, weil sie sich oft vom baumaterial entfernt und materie in (eigentlich) unmögliche formen zwängt. computergestützt können sich architekten jede beliebige form aus dem hintern ziehen und dann computergestützt umsetzen. das sieht dann oft beeindruckend aus, wenn die schwerkraft und die physik (scheinbar) ausser kraft gesetzt sind. ich mag frank gehrys bauten, die er sich scheinbar oft mit computerhilfe aus dem hintern zieht meist nicht. das guggenheim-museum in bilbao von gehry, mag ich zum beispiel nur so halb. um die vermeintlich leichten aussenformen des museums hinzubekommen, musste gehry komplizierte stahlkonstruktionen bauen, die das ganze zusammenhalten. wenn ich solche blder sehe, habe ich das gefühl, dass gehry hier gebogen und gedrückt hat, bis es passt. leicht, natürlich oder materialgerecht ist da nichts — es soll nur so wirken. im grund ist das eine mogelpakung.
das ETH-gewölbe aus unbewehrtem kalkstein hingegen fühlt sich materialgerecht an. zwar wurden die kalksteine gewaltsam aus der erde geschnitten und anschliessend mit brutalen maschinen zersägt, aber die konstruktion fügt sich der physik, ohne sich ihr zu ergeben. die konstruktion wehrt sich nicht gegen die schwerkraft, wie viele von gehrys bauten, sie spielt mit der schwerkraft, so wie wir es bei jedem schritt tun, den wir gehen. gehen, habe ich mal gelesen und danach auch beobachtet, ist eigentlich kontrolliertes, rhytmisches fallen. wir ergeben uns kurz der schwerkraft, fangen uns dann und kommen so voran. ein spiel mit der schwerkraft, wie das ballspielen.
wie kompliziert die konstruktion ist, sieht man ansatzweise in diesem promotionsvideo der ETH-projektgruppe.
auch wenn die konstruktion an sich kompliziert ist, das ergebnis wirkt leicht, auch wenn es 16 tonnen wiegt. ich bin jedenfalls sehr beindruckt von dem ding und der ausführung.
am zweiten oder dritten tag unseres moskau aufenthaltes haben uns freunde meines schwagers in den moskauer staatszirkus eingeladen. da die moskauer freunde meines schwagers mit kindern unterwegs waren, war das folgerichtig. ich mag zirkus aber auch sehr gerne. mein erster berufswunsch war — natürlich — clown, auch wenn die clowns mich bei meinem meiner ersten zirkusbesuche zum weinen gebracht haben.
nach einem picknick im freien sind wir hin zum riesigen betonzelt. die wikipedia sagt, dass betonzelt sei anfang der siebziger jahre erbaut worden. das kommt definitiv hin, die eingangsbereiche und die fassade sehen eindeutig nach siebziger-jahre aus.
insgesamt scheint das gebäude in gutem schuss zu sein und vor allem der eigentliche theater-/vorstellungsraum scheint vor zehn oder zwanzig jahren kräftig modernisiert worden zu sein. oben, über den rängen ist eine durchgehende LED-wand angebracht, die zwar niedrig-auflösend ist, aber während der vorstellung für video-einspielungen oder stimmungslicht benutzt wird. die sitze auf den rängen sind relativ eng, zumindets da wo wir sassen, aber insgesamt ist die sitzsituation ziemlich geschickt gemacht. die zuschauer sitzen im prinzip im kreis, lediglich unterbrochen von publikums- und artisteneingängen
im klassischen zirkuszelt ist die sitzsituation ja eher U-förmig, der manegeneingang, und das orchester darüber, nehmen da ziemlich viel platz weg und machen die plätze neben dem manegeneingang eher billig. im moskauer staatszirkus wirkte das geschickter aufgeteilt, zumal die eingangsfluchten mehrere etagen hatten, oben fürs publikum, unten für künstler und techniker und tiere.
russischer staatszirkus von innen. gegenüber, was aussieht wie ein bungalow, sitzt (und steht) das orchester
die magie vom theater, ebenso wie vom zirkus, wird ja meist durch geschickt gesetztes licht erzeugt. das funktionierte hier zunächst ganz hervorragend. zu beginn der vorstellung (zumindets in meiner erinnerung) wurde es stockdunkel, bis ein spot eine kleine, minimalistische szene in der manege beleuchtete: ein kinderbett. ein starkes, minimalistisch inszeniertes bild, das aber nach kurzer zeit von einer alt-männer-phantasie zerstört wurde, denn herein kam ein kind und eine frau, wie sich der regisseur oder produzent der aktuellen schau, wohl mütter nach ein paar wodka vorstellen: schlank, jung, adrett, perfekt frisiert und in ein leichtes kleidchen gehüllt. als die mutter das kind ins bett gebracht hat ging erneut das licht aus — und dann wieder an. der kuschelbär war zwischenzeitlich zum leben erwacht, von der decke seilte sich ein weissgekleideter hiphop-engel ab, dann fiel eine weisse feder von der decke und es zeigte sich, dass der russische staatszirkus keine berührungsängste mit kitsch und pathos hat. es wurde hemmungslos in jede klischeeschublade gegriffen, die gerade offenstand. immerhin technisch perfekt.
zirkus ist ja immer (ein bisschen) pathetisch, und das ist auch völlig OK und gehört dazu, aber wie immer, macht hier die dosis das vergnügen. für mich war die pathos- und kitschdosis eine spur zu hoch.
wie das ungefähr aussieht, zeigt dieser trailer zu der schow die wir gesehen haben (messenger, altersfreigabe 0 jahre).
was man im trailer auch sieht: in der show treten auch wilde tiere auf (aber auch ein paar domestizierte). wildkatzen, krokodile, schlangen und seeelefanten. mein erster gedanke war dann nicht mal unbedingt: „das ist aber nicht besonders tiergerecht“ sondern: „hm, das ist ganz schön langweilig und sinnbefreit“. bei den schlangen und den krokodilen war das besonders auffällig: erst wurden die krokodile in die manege geschaufelt, ein paar tänzer tänzelten um sie rum und riefen wahrscheinlich auf russisch: „guckt mal, wir haben krokodile!“ — und dann wurden sie wieder aus der manege geschauffelt. gleiches spiel mit ein paar schlangen: schlanke frauen trugen sie in die manege, tänzelten ein bisschen — und dann wieder raus. der leopard an der leine: rein, in einem körbchen durch die mange geschwenkt, wieder raus. bei den löwen war das ein bisschen aufwändiger, kam aber aufs gleiche raus: rein, hoppedihopp, wieder raus.
die einzige tiernummer die unterhaltsam war, war die mit den seeelefanten. dort sah ich zwar das, was ich schon unzählige male vorher gesehen hatte, aber es war unterhaltsam, lustig und gut inszeniert. allerdings blieb mir schön während der seelenaten-nummer das lachen im halse stecken, weil ich mir krassen anthropomorphismus diagnostizierte und mich plötzlich unsympathisch und naiv fand. muss ich wirklich lachen, wenn abgerichtete, eingesperrte tiere sachen machen, und durch geschickte narative menschliche eigenschaften auf sich projizieren lassen? ja, musste ich wohl, ich war ja im zirkus.
wirklich gut waren sämtliche artisten, auch wenn sie im rahmen der inszenierung in teilweise enorm peinliche kostüme gezwängt wurden. auch hier war die technische umsetzung einwandfrei; die seile der seiltänzer wurden unbemerkt gespannt und umgespannt, die artisten zogen ihre nummern fehlerfrei durch und brachten ihre teils beachtlichen kraft- und geschicklichkeitsübungen mit scheinbarer leichtigkeit rüber. aber bei all der professionalität und perfektion, spürte ich — oder bildete mir ein — dass die arbeit in der manage den darstellern nicht besonders viel freude bereitet. unter all dem kitsch, dem perfekt gesetzten licht, trotz des grandiosen live-orchesters, lag ein dicker schleier traurigkeit und zwang.
kann natürlich auch sein, dass ich traurigkeit nicht mehr von effekt-nebel unterscheiden kann, aber irgendwie war ich froh, als das alles vorbei war, auch wenn am ende nochmal kräftig auf die kitschtube gedrückt wurde.
es gibt neben der messenger-show, die wir sahen, wohl noch andere aufführungen im russischen staatszirkus, aber die promotionbilder suggerieren alle eine sehr grosse affinität zum kitsch.
immerhin erfreulich, dass die werbung gegen zirkusse, wie den russischen staatszirkus, in deutschland auch kaum einen deut besser ist.
werbung gegen wildtiere im zirkus
ich hoffe mein eindruck vom russischen staatszirkus klang jetzt nicht zu negativ. ich fürchte ein bisschen, dass ich aus dem zirkus-alter vielleicht einfach ein raus bin — und das muss gar nicht mal mit meinem alter zusammenhängen. ich glaube mein geschmack hat sich einfach gewandelt. als ich jünger war, dachte ich die affektierte, theatralische art kunststücke im zirkus zu präsentieren, sei eben die art, wie man kunstücke präsentiert. mittlerweile halte ich genau dieses theatralische moment nicht mehr so gut aus. ich probiere es trotzdem immer wieder gerne aus, zuletzt vor drei oder vier jahren imn berlin, im roncalli winterzirkus, auch im betonzelt, im tempodrom. den winterzirkus fand ich unterm strich eher enttäuschend, obwohl der zirkus roncalli vor 25 jahren eine offenbarung für mich war. in den letzten jahren habe ich einfach das gefühl, im zirkus einfach nichts neues mehr zu sehen und das alte kann ich noch nicht wieder schätzen. obwohl, wenn ich recht nachdenke, bin ich auch vom neuen teilweise genervt. vor 20 jahren war der cirque du soleil ja auch noch neu und als ich die show damals in den USA sah, war ich auch eher underwhelmed und overkitsched.
aber das betonzelt ist wirklich schön und enorm funktional.
„Read more blogs“ sagt seth godin, mehr blogs zu lesen sei der beste weg schlauer, effektiver und besser informiert zu sein. wer mag da widersprechen?
seth godin empfiehlt möglichst viele blogs mit feedly.com zu abonnieren. feedly funktioniert wirklich gut, feedly hat einen anständigen web-reader, mit dem man die abonnierten blogs per browser lesen kann, ne eigene app und lässt sich vor allem mit meiner lieblings feed-lese-app reeder auf dem handy anzeigen.
dieser link öffnet feedly mit meinem RSS-feed, mit dem angebot wirres.net zu folgen. danach muss man sich (natürlich) auch noch anmelden, falls man noch kein feedly-konto hat (oder es mit seinem facebook- oder google-konto verknüpft hat). und danach kann man sich auf feedly sehr einfach weitere blog-abos zusammenklicken.
ich hoste mir mein feedly seit vielen jahren selbst, mit fever°. das ist etwas komplizierter, kommt aber aufs gleiche raus: mit fever verwalte ich meine abos, so wie das mit feedly auch geht, mit dem reeder lese ich die abos.
RSS funktioniert übrigens wirklich gut. gestern früh habe ich einen artikel gepostet. am abend hatte der artikel ungefähr 10 bis 30 views über die webseite und ungefähr 400 über RSS-reader. für mich bedeutet das — neben der vermutung dass offenbar niemand den artikel interessant fand — dass es darum geht in die informationsströme der potenziellen leser zu gelangen. über twitter und facebook funktioniert das in der regel ganz gut, aber eben auch per RSS. feedly macht die benutzung von RSS sehr einfach — und RSS ost immer noch einer der beliebten wege, sich seine informationsströme selbst zu organisieren — abseits und unabhängig von den grossen plattformen (auch wenn feedly eine grosse plattform ist).
das mit der geschwindigkeit von webseiten, AMP, instant articles, dieser webseite und so, hat mich in den letzten tagen nochmal interessiert. ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, was das google page speed tool eigentlich von mir will. ich glaube ich habe es jetzt ein bisschen besser verstanden und ich habe einen weg gefunden, das relativ gut nachvollziehbar zu machen. google chrome bietet mit seinen entwicklertools (chrome menue → weitere Tools → Entwicklertools) einen netzwerk-reiter an, mit dem man einerseits sehen kann was der browser lädt, aber auch wie schnell und wann. und das tool bietet einen drosselungsmodus an, das heisst man kann verschiedene netzwerkgeschwindigkeiten testen. von offline, GPRS, 2G, 3G, 4G, wifi und DSL ist alles dabei. lädt man eine seite mit aktivierter GPRS-drosselung, kann man genau sehen, was der browser beim laden einer seite macht — und in welcher reihenfolge. webseiten-laden in zeitlupe sozusagen.
wirres.net startseite, geladen am 30. mai mit GPRS
man sieht relativ gut, dass es einen entscheidenden zeitpunkt gibt, nämlich der, an dem der browser anfängt die seite anzuzeigen (rendering). das ist meist der zeitpunkt den der browser mit DOM content loaded angibt. eine ausnahme ist möglich: falls noch fonts geladen werden, die für das rendering benötigt werden, wartet der browser ca. drei sekunden mit der anzeige der schrift, auch wenn der DOM-inhalt bereits in weniger als 3 sekunden geladen sein sollte. dauert das laden der fonts länger, wird die schrift in einer vorhandenen (system-) schriftart angezeigt und später mit dem nachgeladenen font angezeigt.
wirres.net einzelartikel beim laden unter GPRS, man sieht die brevia-schrift ist noch nicht da und das bild lädt auch noch
nach dem laden des DOM-inhalts und dem redering der seite, werden dann noch weitere resourcen nachgeladen: bilder, javascripte, CSS-dateien, noch mehr schriften, etc. genau das ist der entscheidende zweite punkt: je weniger CSS-dateien und scripte für das rendern der seite geladen werden müssen, umso besser (schneller) lädt die seite. und das ist bereits das erste problem: es galt und gilt als gute praxis, CSS und javascript im kopf des HTML-dokuments unterzubringen. damit geht der browser in der regel aber davon aus, dass sie so wichtig sind, dass sie erst geladen werden müssen, bevor der browser die seite rendert. deshalb sollte man alle CSS-dateien und javascripte die nicht entscheidend wichtig sind, asynchron oder so spät wie möglich laden.
das ist auch der trick von AMP: die konzentration darauf, den ersten teil der seite so schnell wie möglich zu laden, den rest später.
das was später geladen wird, sollte natürlich auch so optimiert wie möglich sein: möglichst komprimiert, möglichst einfach, mit möglichst wenig ladevorgängen. und mit den entwicklertools und der drosselung kann man dann gut beobachten, wo es möglicherweise klemmt oder was beim laden passiert.
über GPRS lädt die startseite von wirres.net komplett in etwas über vier minuten. vier minuten um eine seite zu laden ist natürlich irre und eigentlich unakzepttabel. aber immerhin zeigt sich die seite bereits nach knapp 10 sekunden, wenn auch ohne bilder und ohne die brevia schrift.
ich wollte natürlich wissen, wie meine seite so im vergleich zu meinen lieblingswebseiten steht und habe die auch mal gemessen. einmal im chrome normal geladen, dann auf GPRS gedrosselt und dann nochmal normal. das sind die ergebnisse:
daringfireball ist die kleinste seite (in kilobyte) und lädt deshalb auch am schnellsten unter GPRS. erstaunlich schlecht unoptimiert ist die ladezeit des DOMS. bei daring fireball stecken die scripte und stile offenbar noch alle im kopf. das ist in diesem fall OK, weil die seite einerseits so klein ist und andererseits der server von daringfireball immer sehr, sehr schnell antwortet.
der spiegel hat seine mobiel seite kilobyte-mässig auch sehr gut optimiert, aber das DOM zu laden dauert unnötig lange.
die startseiten von nerdcore und uebermedien sind jeweils über 5 megabyte gross. damit laden sie ewig. ich habe das jeweils nach ungefähr 10 minuten abgebrochen. viel optimierungsspielraum besteht beim laden des DOM bei uebermedien. das ist noch schlechter als bei spiegel-online.
was mich wundert ist die performance von anmut und demut. die seite sieht eigentlich sehr schlank und minimalistisch aus, aber das DOM lädt nicht in guter geschwindigkeit und die bilder scheinen extrem unoptimiert zu sein. ole reissmann’s blog lädt mit schneller netzverbindung vorbildlich, lediglich mit langsamer netzwerkverbindung klemmt es ein bisschen.
das gilt eigentlich für alle webseiten: fast alle laden unter normalen bedingungen komplett in unter drei sekunden, der rest ist spätestens nach 5 sekdunen komplett da. nerdcore lädt zwar 10 sekudnen lang, fühlt sich aber nicht so an.
ich weiss dass der test alles andere als professionell und genau ist. um zuverlässige werte zu bekommen, müsste man ganze testreihen durchführen und die werte mitteln. das ist mir aber zu aufwändig. wie schrottig unterschiedlich die werte ausfallen, sieht man auch an den screenshots oben. einmal lädt das DOM von wirres.net mit GPRS unter 10 sekunden, auf dem zweiten screenshot hats 14 sekunden gedauert.
weitere verzerrungen der messergebnisse können durch das aktivierte ghostery kommen. ghostery blockiert ein paar werbescripte und tracker, das heisst ohne ghostery könnten manche der seiten oben in der tabelle schlechter abschneiden.
vor einer weile ist das leuchtmittel der schreibtischlampe der beifahrerin kaputtgegangen. das leuchtmittel war son halogenstab, mit einigen hundert watt und der schlechtesten energieeffizienzklasse die es gibt: E. dafür wollten wir keinen ersatz mehr kaufen — also musste eine neue leuchte her. weil die beifahrerin die leuchte vor allem zum fernsehen und sofasitzen benutzt, sollte sie dimmbar sein.
dimmbare leuchten zu finden ist schwieriger als man denkt. bei ikea gibt’s derzeit gar keine dimmbaren leuchten. gestern, um ein last-minute-geschenk für die beifahrerin zu kaufen, hab ich auch bei habitat nach dimmbaren leuchten geschaut und dort gibt’s nur zwei modelle mit halogenen, proprietären, eigentümlichen leuchtmitteln, die sich per berührung in 4 helligkeitsstufen schalten lassen. jetzt gibt’s bei ikea und vielen anderen händlern fast nur noch LED-leuchtmittel — aber nichts um LED zu dimmen.
im saturn fiel mein auge dann auf das philips-hue-system. das hatte ich vor ner weile bereits auf meinen amazon-wunschzettel gesetzt. leider ist das schweineteuer, erlaubt aber die enthaltenen LED-leuchtmittel beliebig zu dimmen. neben dem preis, sind die angebotenen sockel ein wermutstropfen: die gibt’s nur mit der dicken fassung (E27) — und die passt in die wenigsten tischlampen.
zuerst dachte ich, dass ich der beifahrerin als ersatz für ihre schreibtischlampe das philips hue go kaufen würde, eine unfassbar hässliche halbkreisschale aus semi-transparentem plastik, die komplett dimmbar ist und in sehr vielen farben leuchten kann. ausserdem enthält sie einen akku, der sie auch für 3 stunden ohne kabel nutzbar macht. allerdings hatte ich den verdacht, dass weder das leuchtmittel, noch der akku austauschbar sind und liess wieder von dem teil ab.
am ende entschied ich mich für ein starter-set mit zwei regulären birnen mit e27 sockel, einem separaten, echten (dimm-) schalter und der obligatorischen hue-bridge, die das ganze system vernetzt: [-werbelink] philips hue white ambiance starter set.
bei amazon kostet das 133 euro, bei saturn habe ich 139 euro bezahlt, aber aus unerfindlichen gründen noch einen elf-euro-rabatt-gutschein bekommen. die gesparten elf euro habe ich dann für einen sockel mit kabel und schalter bei butlers ausgegeben, damit die beifahrerin die hue-birne auf den schreibtisch stellen kann.
zum glück hat sich die beifahrerin darüber gefreut, dass ich ihr etwas geschenkt habe, was ich eigentlich selbst haben wollte. sie gibt ihr geld auch gerne für technik-spielereien aus, zumal das in diesem fall wirklich nützlich war: endlich wieder dimmbares licht, mit guter energieeffizienz auf dem schreibtisch.
die installation der zwei LED-leuchtmittel, der bridge und des tasters war wirklich einfach: bridge per kabel an den router, birnen einschrauben — fertig. funktionierte auf anhieb. die philips hue-app für das iphone hat irre schlechte bewertungen, funktioniert aber fürs erste sehr gut. mit der bridge bekannt macht man die app per tastendruck auf die bridge, danach kann man die leuchten mit dem mitgelieferten taster oder per app steuern, dimmen oder die leuchtfarbe anpassen. das white ambiance starterkit hat, wie es auch im namen steckt, lediglich verschiedene weisstöne im angebot, von bläulichem weiss, über rötlich-gelbes, hin zu gelblichem weiss, wie man es von den guten alten glühbirnen kennt. für farbeffekte müssten wir nachrüsten, die birnen, die „millionen“ farben können, kosten [-werbelink] um die 60 euro, die [-werbelink] bunten leuchtstreifen sind für 2 meter nochmal nen ticken teurer.
so einfach die grundeinrichtung war, kompliziert wird’s, wenn man die app für geo-fencing einrichten möchte, also dafür sorgen, dass die leuchten angehen wenn man nach sonnenuntergang nach hause kommt, oder ausgehen, wenn man das haus verlässt. dafür braucht man (logischerweise) ein hue-konto, was sich auch mit ein paar klicks einrichten lässt, wenn man die richtigen buttons, in der richtigen reihenfolge drückt. das war insgesamt so blödsinnig gemacht, dass die beifahrerin nach 10 minuten entnervt aufgab und mir das handy zuwarf um die anmeldung abzuschliessen. noch komplizierter ist die einrichtung des hue-systems für das apple home-kit. dafür muss man sich ein drittes mal authentifizieren, diesmal allerdings nicht an der bridge, sondern per code. dieser homekitcode ist in der verpackung des starter-sets versteckt und lässt sich scannen oder manuell eingeben. danach kann man die leuchten auch per siri-sprachkommando steuern. einmal eingerichtet klappt das erstaunlich gut, aber kompliziert wird’s, wenn man das auf mehreren iphones machen will. hier musste ich zum ersten mal im einrichtungsprozess googeln, um zu lesen, dass man das hue system nur einmal mit homekit verbinden kann, die berechtigungen aber teilen könne. irgendwo in der app sei ein teilen-symbol, mit dem man dann familienmitglieder einladen könne das gerade eingerichtete system mitzunutzen — sofern man deren icloud-email-adresse kennt. interessant, dass der einrichtungsprozess genau dann kompliziert und unverständlich wird, sobald apple ins spiel kommt. früher war das umgekehrt.
trotzdem, dank homekit lassen sich wohl auch andere systeme integrieren, bzw, andere apps nutzen. die beifahrerin und ich sind gespannt, was sich mit dem system so alles machen lässt. aber das wichtigste ist: wir haben endlich dimmbare, energieeffiziente LED leuchten und das in einem hoffentlich gut erweiterbaren system integriert.
wir finden das hue system soweit sehr super. abzüge in der wertung gebe ich für die irren preise und die unübersichtliche anmeldeprozedur für ein hue-konto. das reicht aber immer noch für vier punkte.
musste heute einkaufen gehen, weil die beifahrerin morgen geburtstag hat und ich nicht bei bei amazon bestellen konnte. einerseits weil ich nicht sicher war, was ich kaufen wollte, andererseits, weil ich dem am-gleichen-tag-lieferdings von amazon nicht traue. ein bisschen zu recht, wie sich in einem paralellen realitätstrang zeigte: da hatte sich die beifahrerin nämlich selbst was bei amazon bestellt (einen sonnenschirm für den laptop!), was für fünf euro lieferkosten (die gleichzeitig per gutschein erstattet wurden) heute geliefert werden sollte. das hat amazon aber nicht geschafft und liefert das dann montag, wie sich die beifahrerin um 20 uhr von der amazon webseite sagen liess.
ich also in die stadt. das gute an berlin ist ja bekanntlich, dass man schon in der stadt ist, aber der wedding ist eher für alltagseinkäufe geeignet. also erstmal in den prenzlauer berg. dort wurde, während ich in einem geschäft war, eine ampel an einer hauptverkehrsstrasse abgeschaltet. bevor ich ins geschäft ging floss der verkehr dort, als ich wieder rauskam, war das chaos ausgebrochen. berliner an hauptverkehrsstrassenkreuzungen heizen sich emotional sehr schnell auf. um das anzugaffen, blieb ich eine weile dort stehen. plötzlich kamen polizeimotorräder, die die strasse sperrten. das sieht man in mitte öfter, meistens für limosinen von staatsgästen, die zum auswärtigen amt fahren oder von dort wieder flüchten. ich schaue mir das motorradpolizistenballet immer sehr gerne an. drei bis vier fahren vor, stellen sich dem verkehr in den weg, halten den verkehr auf, warten bis weitere polizeimotorräder kommen, lassen sich von denen ablösen und preschen weiter vor, um die nächste und die übernächste kreuzung zu sperren.
der witz war, dass die polizeimotorräder die strasse für andere motorräder sperrten. hunderte, ziemlich aggressiv aussehende motorradfahrer, auf sich ziemlich aggressiv anhörenden motorrädern fuhren an mir vorbei. wie ich eben nachschlug, taten sie das, um gegen gewalt zu demonstrieren. weiter, mit der ubahn, an den potsdamer platz.
in der ubahn sah ich einen jungen mit einem t-shirt, auf dem stand: klingeln ist silber, vibrieren ist gold. das bezog sich hoffentlich auf mobiltelefone und nicht auf irgendwelche sexualpraktiken. wenn es sich auf mobiltelefone bezog, möchte ich ergänzen, dass blinken dann platin ist. mein telefon habe ich vor einem jahr vom vibrieren aufs blinken umgestellt. unter anderem, weil ich am ganzen körper phantomvibrieren hatte und ständig glaubte mein telefon zu spüren — ausser wenn es tatsächlich vibrierte. seitdem blitzt der blitz bei benachrichtigungen dreimal, bei anrufen ständig. erstaunlicherweise funktioniert das wirklich gut, auch wenn es meine mitmenschen sehr stark irritiert.
am potsdamer platz ging ich kurz zu habitat um dort nach ██████ oder █████████ zu gucken. gleich am eingang begrüsste mich ein mitarbeiter etwas zu überschwänglich mit „guten tag!“. später fragte er mich freundlich, ob er mir zwei fragen stellen könne. er stellte mir dann zwar drei, war aber sehr freundlich und kennt jetzt meine postleitzahl.
habitat hat den ruf, ikea in teuer und etwas besserer qualität zu sein. das habitat das aber so offensichtlich macht, wunderte mich dann aber doch:
level-regale von habitat, die teure variante der lack-regale von ikea
lack-regal, die bei ikea 10 euro kosten, heissen bei habitat level und kosten um die 100 euro. sie sind aufwändiger und dicker lackiert, bzw. beschichtet und fühlen sich schwerer an — und wahrscheinlich ist auch der befestigungsmechanismus etwas stabiler, als der von lack. ob das den preisunterschied von 90 euro rechtfertig, will ich mich gar nicht erst fragen.
(in meiner schreinerlehre hab ich solche regale öfter selbst gemacht und verdeckt mit massiven, riesigen ringschrauben montiert. die dinger hingen dann meist so fest an der wand, dass man sich draufsetzen konnte.)
auf dem weg zum ██████ sah ich wieder den motarradkorso gegen gewalt. die am weiterfahren gehinderten autofahrer machten einen aggressiven eindruck. ich fuhr, nachdem ich im ██████ nichts gefunden hatte, mit der ubahn weiter zum alexanderplatz. dort war volksfest und alles voll. in der galeriea kaufhof zeigte sich, dass darth vader auch eins von diesen plastiklichtschwertern benutzt wie das kind es früher tat.
darth vader in der galeria kaufhof am alexanderplatz
auch der motorradkorso war schon da:
motorradkorso gegen gewalt
im tunnel unter dem alexanderplatz veranstalteten die motorradfahrer einen höllenlärm mit ihren motorrädern, alles um gegen gewalt zu demonstrieren.
im ██████ am alexanderplatz konnte ich mich dann endlich entscheiden, was ich der beifahrerin schenken würde und wie ich mich dafür rechtfertigen würde. trotzdem lief ich noch vom alexanderplatz zum hackeschen markt, um dort noch nach █████████ oder ████████████ zu sehen, die das geschenk ergänzen würden.
unterwegs sah ich (offenbar) baugruben-kunst:
früher gab es um den hackeschen markt herum teilweise noch ganz nützliche geschäfte, mittlerweile sind die fast komplett mit mode, beauty oder bio-health-lifestyle-läden ersetzt worden. trotzdem fand ich, was ich suchte. jetzt, beschloss ich, hätte ich mir ein eis verdient. an der neuen ice-robot eisdiele (eigenwerbung: „die wahrscheinlich modernsten Eisdiele Deutschlands“) musste ich vorbeigehen, weil dort lautstark like ice in the sunshine rausplärrte. die anderen läden waren von langen (menschen) schlangen blockiert. also weiter, zu fuss, zur invalidenstrasse, zu yoli, einen etwas sauren gefrorenen jogurt essen. dort sind nie schlangen.
danach sollte ich im real im wedding noch sprudelwasser kaufen, auf dem weg nach oben, fuhr ein sehr grosser, hellhäutiger und weiss gekleideter mann an mir auf der rolltreppe vorbei, mit einem riesigen paket weisser riese in der rechten hand.
person of interest, ehemals eine meiner liebsten mittelguten fernsehserien, ist nicht mehr mittelgut, eher schlecht. ich sehe mir die folgen an, um zu erfahren wie es weitergeht, und werde von den serienmachern entlang stumpfsinniger dialoge und inszenierungen in die irre geführt. die folgen ziehen sich ins unendliche und sind meisten entweder langweilig oder stumpfsinnig. die letzte folge (s05e07) warf immerhin ein paar interessante fragen zum thema freien willen und zu den überlegungen, welchen preis wir für sicherheit zu zahlen bereit sind. aber ich bin kurz davor, die abschlussstaffel nicht zuende zu gucken.
the good wife hat zu einem guten ende geführt. ich habe mich dann aber irgendwie nicht bemüssigt gefühlt noch eine abschlusskritik zu schreiben, das ist was ich mir nach dem ansehen der letzten folge notiert habe:
gutes ende. nicht versöhnlich, nicht besonders happy, offen, aber nicht unentschlossen. ein ende nach dem motto: das leben geht weiter, auch wenn man nicht genau weiss wie. so war die serie auch über 7 staffeln: sie hat einen unspektakulär begleitet, das zeitgeschehen reflektiert und analysiert, manchmal ein bisschen dramtischer, meisten eher undramatisch, so wie das leben eben.
etwas ausführlicher und angemessen euphorisch, schreibt das nuf über die serie.
deutschland 83 zuende geguckt. nach den ersten drei folgen war ich mässig begeistert und noch etwas kritisch. oder genauer, immer noch relativ uninteressiert und unengagiert. dann bekam ich die grippe und habe die restlichen folgen mehr oder weniger im fieberwahn weggeatmet. das funktionierte ganz gut und vor allem hat es das geschafft, mich dann doch ein bisschen für die serie zu begeistern. ich fand insbesondere die detailliebe der kulissen und requisiten sehr, sehr toll und auch die inszenierung und dramatisierung der geschichte sehr OK. was mich am anfang etwas genervt hat, hat mich am ende hoch erfreut: das abdudeln sämtlicher achtziger-jahre-hits, an die ich mich erinnere. man könnte deutschland 83 in einem satz zusammenfassen: actionreiche und dramatisierte achtzigerjahre nostalgie, mit interessanten spannungselementen.
die zweite staffel wayward pines ist gerade angelaufen. ich fand die erste staffel so mittel, habe sie aber interessiert weggeguckt. eigentlich hatte die erste staffel ein ganz gutes ende und schloss die geschchite eigentlich befriedigend ab, die zweite staffel scheint so eine art reboot zu sein. bin mässig interessiert, werde aber wohl mal reinschaun.
graham nortons sendung schaue ich immer wieder gerne an und sie erfüllt gleich mehrere zwecke: sie langweilt mich fast nie, schafft gute laune und hält einen auf dem laufenden in sachen film- und fernsehserienstarts. ausserdem erzählen die gäste mit vorliebe fäkalwitze.
game of thrones bereitet mir weiterhin grosses vergnügen. ich mag die erzählwendungen und die erzählart, auch wenn das alles eigentlich völlig blödsinnig ist, was die serie einem auftischt. aber die blödsinnigkeit ist so geschickt verpackt und erzählt, dass alles in sich völlig logisch erscheint, wenn man die serie schaut.
der pilot von preacher baut die kommende serienadaption in eine ähnlich blödsinnige richtung auf. einerseits ein klassisches western-thema, wie im grandiosen justified, mit einer priese banshee, andererseits ein bisschen übernatürliches mystery- und verschwörungsgedöns um der serie pfeffer in den arsch zu blasen. mal schauen ob das klappt, der pilot hat mir zumindest ganz gut gefallen, auch wenn es teilweise zu dick aufgetragen war.
ganz grandios finde ich die aktuelle staffel silicon valley. im gegenteil zu den vorherigen staffeln, geht noch mehr den bach hinunter und die protagonisten stellen sich noch dümmer an, als in den vergangenen jahren. aber zuverlässig unterhaltsam und ein exzellentes ensemble.
peaky blinders gefällt mir, egal ob ich der handlung folgen kann oder nicht. gerade gelesen, dass die serie um staffel 4 und 5 verlängert worden ist, was ein bisschen die spannung rausnimmt, aber eigentlich hocherfreulich ist.
modern family ist nach wie vor in jeder folge ein grosses vergnügen, ebenso die sendung mit der maus, die am sonntag erklärte, wie man aus erde eisen gewinnt, bzw. in der eisenzeit gewonnen hat. bedauerlich finde ich, dass limitless nicht fortgesetzt wird.
serien die mir zu blöd geworden sind und die ich nicht mehr gucke: big bang theory (phantasieloses, klischeebehaftetes rumgedruckse), bones (war das immer schon so schlecht und ist mir das erst in diesem jahr aufgefallen?), blindspot, marvels agents of shield, lucifer (nach drei folgen beendet).
serien die ich demnächst weitersehen möchte: the americans (nach der zweiten staffel pausiert, fand die serie aber ziemlich gut und spannend), vikings (auch nach der zweiten staffel pausiert, auch weil mir die geschichte etwas zu viele wilde wendungen genommen hat).
was ich mir demnächst noch ansehen möchte: empire.
Für mich sind Bildung, Wissen und Lernen wie Bergbau. Man kann tief oder oberflächlich graben, man kann immer weiter graben, es gibt härtere Schichten und Schichten durch die man leicht kommt — aber es gibt kaum Grenzen. Von der Oberfläche erschliesst sich der Sinn des Bergbaus nicht ohne Weiteres. Sich zu überwinden, überhaupt mit dem Bergbau zu beginnen, ist bereits eine der grossen Hürden. Man muss jahrelang den Umgang mit Bergbaumaschinen lernen und scheinbar unsinnige Sachen einüben, um die oberen Schichten des Bergbaus betreten zu können.
So sehr dieser Vergleich auch hinkt, er beschreibt relativ gut mein Verhältnis zur Bildung. Ich begriff die Schule in meiner Jugend nicht als Grundausbildung, die mir Kompetenz und Handwerkszeug für die Navigation der Welt beibringen sollte, sondern als unsinnige Pflicht. Bis ich verstand, dass Lernen, Lesen und Schreiben nicht nur mühsam sind, sondern mir nie gesehene Welten und Galaxien erschliessen können, musste ich dreimal sitzenbleiben und von unzähligen Leuten an die Hand genommen werden und zur Schule und zum Lernen gezerrt werden.
Das Problem mit Bildung ist gar nicht mal so sehr die Bildung an sich, sondern überhaupt Interesse an ihr zu entwickeln. Was mir half Bildungshunger zu entwickeln, waren Vorbilder, Menschen die mir zeigten, was man mit Bildung anfangen konnte. Leute wie Hoimar von Ditfurth, den ich zuerst im Fernsehen und dann in seinen Büchern kennen lernte, und der in mir eine flammende Neugier auf die Welt weckte. So absurd es klingen mag, aber das verpönte Fernsehen weckte in mir intellektuelle und wissenschaftliche Neugier und später Neugier auf Bücher, immer mehr Bücher.
So wie das Fernsehen, dient auch das Internet zum großen Teil der Zerstreuung und hat unter vielen Intellektuellen, wie das Fernsehen, den Ruf Menschen zu verblöden. Aber es hat auch das Potenzial Neugier zu wecken. Die Möglichkeiten auch völlig unwahrscheinliche Interessen und Leidenschaften zu entwickeln, Wissen zu erwerben oder zu vertiefen, sind dank des Netzes um ein vielfaches gewachsen — und vor allem: um ein Vielfaches einfacher zugänglich als je zuvor.
Allein dafür, dass mir das Netz erlaubt, etwas über die Herstellung glänzender Lehmkugeln oder weichem Rührei zu erfahren, dass ich sehen kann wie man effektiv Zwiebeln schneidet oder wie man einen funktionierenden Sechzylindermotor herstellt, bin ich dem Netz unendlich dankbar. Noch dankbarer sollte man Menschen sein, die sich die Mühe machen komplizierte Dinge einfach zu erklären, detailliert aus ihrem Berufsleben berichten, egal ob auf Facebook, in Blogs oder auf Youtube. Gerade im Softwarebereich erlebe ich immer wieder unglaublich hilfreiche Menschen, die nicht nur quelloffene Software schreiben, sondern auch bis zur Belastungsgrenze willens sind, ihr Wissen zu teilen und zu erklären und zu dokumentieren.
Dank des Internets sind die oberen Schichten des Bergbaus schon ganz gut beleuchtet, der Weg in die Tiefe ist zwar immer noch mühsam — aber ich glaube, es war nie einfacher zu lernen und sich von der Lust am Lernen, am Wissen anstecken zu lassen. Ich bedaure es nur wenig, dass diese großartige Reizüberflutung nicht schon zu meiner Jugendzeit auf mich einprasselte, denn sie prasselt jetzt ja auf mich ein. Nie in meinem Leben habe ich so viel gelernt, wie in den letzten 20 jahren im Netz; mir haben die modernen, vernetzen Medien nicht nur 15 Minuten Ruhm gebracht, sondern auch 20 Jahre leidenschaftliches, stetiges (dazu-)lernen.
Um diese Reiz- und Wissensvielfalt am Leben zu erhalten, sollten wir uns nicht nur auf kommerzielle Anbieter verlassen, sondern, pflichtbewusst und stetig, unser Wissen teilen, dokumentieren, aufschreiben, verfilmen, vortragen. Und, mindestens genauso wichtig: die vorhanden Perlen sortieren, aufbereiten, zugänglich machen und andere mit Wissensdurst anstecken.
Deshalb: Frage nicht, was das Netz für dich tun kann, frage was du für das Netz tun kannst.
mir ist tatsächlich egal ob mein artikel im google reader, auf flipboard oder sonstwo gelesen wird. ich hätte auch nichts dagegen, wenn meine artikel im volltext auf facebook oder twitter oder eben da eingebettet würden, wo sie sich optimal lesen lassen und zum leser kommen, statt vom leser zu verlangen, dass er zu einem kommt. solange alle basisinformationen wie mein name, ein link zum original, das veröffentlichungsdatum bestehen bleiben und der volltext und die anhänge korrekt dargestellt werden. gut wäre auch, wenn sich änderungen am original auch am eingebetteten text auswirken würden. mit RSS funktioniert das ja seit jahren prima. aber vielleicht kann das auch noch besser funktionieren?
(von dort habe ich mir auch die überschrift geliehen.)
ich bin übrigens nach wie vor begeistert von den instant articles. sie werden gut angenommen, insbesondere (natürlich) wenn sie viel auf facebook weitergeteilt werden. mein letzter öfter (dreimal auf facebook, achtmal auf twitter) geteilter artikel hat dementsprechend auch eine ganz gute verbreitung gefunden. so sieht das aus:
die pageviews der startseite, auf der der artikel auch im volltext steht, werden von der abgebildeten zählung, bzw. anzeige nicht erfasst, pi mal daumen ergeben sich hier nochmal ca. 1000 pageviews, die piwik über das content-tracking erfasst, was für den gedenkblog-artikel ca. 3200 pageviews in den letzten 4 tagen ergibt.
in der regel werden meine artikel am meisten über RSS gelesen, auf wirres.net kommen die meisten besucher über twitter.com — wenn ich artikel dort anteasere. böte twitter ein natives werkzeug an, mit dem die artikel auf twitter.com gelesen werden könnten, hatte ich auch nichts dagegegen, jedenfalls, wenn es so reibungslos funktionieren würde, wie die facebook instant articles. interessant finde ich übrigens, dass durch die implementierung der instant articles und die anforderungen von facebook, auch kleine verbesserungen und anpassungen zurück in die website geflossen sind.
auch wenn ich das mantraartig wiederhole: es geht meiner meinung nach bei der zukunft des publizierens nicht darum webseiten abzuschaffen und nur noch auf facebook zu publizieren, sondern darum, in die informationsströme der nutzer zu gelangen. die sind immer noch vielfältiger als viele denken, auch wenn facebook sich dank überlegener technologie mehr und mehr vom kuchen einverleibt. es geht darum dort zu publizieren, wo die leser sind und so technisch zu publizieren, dass es mit den lesegewohnheiten der leser übereinstimmt. bei volltext-RSS haben sich verleger lange gegen diese idee gewehrt, dank AMP und facebook instant articles hat sich diese abwehrhaltung in den letzten monaten (j sei dank) abgeschwächt. auch das widerhole ich ständig seit fast einem jahrzehnt: suchmaschinen- und socialmedia-optimierung sollte sich immer an den bedürfnissen der leser orientieren. technische schlupflöcher auszunutzen lohnt sich gelegentlich kurzfristig, langsfristig lohnt sich nur ein: texte und artikel gut zugänglich (auch schnell) auszuliefern, mehrwert für leser schaffen (qualität, was auch immer das konkret für einzelne zielgruppen heisst) und den lesegewohnheiten der leser entgegenkommen (gut lesbare und bedienbare mobile ansicht, leser nicht übermässig verwirren oder mit neuen/kreativen bedienkonzepten überfordern).
der kaffee hat in moskau nirgendwo geschmeckt, auch nicht bei starbucks. starbucks war auch gleich die erste station die wir in moskau, im flughafen, angesteuert haben. dort gab es zwar grundsätzlich die gleichen sachen wie in deutschland oder amerika, aber geschmeckt hat der kaffee trotzdem nicht. was natürlich auch daran gelegen haben kann, dass ich noch in der grippe-rekonvalenzenz war. alternativ kann es auch am wasser gelegen haben. leitungswasser trinken die moskauer nicht, weil sie ihm nicht trauen. vielleicht machen sie aber kaffee aus leitungswasser?
die beifahrerin mag keine kuhmilch im kaffee, und leider war die sojamilch im moskauer starbucks im flughafen gerade alle. alternativ bot die gut englisch sprechende bedienung der beifahrerin kokosmilch an. also einen latte mit kokosmilch. die beifahrerin fands scheusslich. wir haben trotzdem alles ausgetrunken.
englisch sprechen in moskau die wenigsten, meist sind es die jüngeren, die englisch sprechen und auch bei den strassen- und hinweisschildern sind lediglich die jüngeren auch englisch, bzw. mit lateinischen buchstaben beschriftet. auf der fahrt vom flughafen nach moskau (mit dem aeroexpress) war ich beeindruckt von der plattenbaudichte um und in moskau.
plattenbauten am stadtrand von moskau
moskau steht voll mit plattenbauten, die auf den ersten blick nicht besonders einladend aussehen. auf den zweiten blick erkennt man aber, dass viele wohnungen sich voneinander unterscheiden: neuere und ältere fenster, manche bewohner gestalten den fassadenanteil ihrer wohnung sogar individuell, die balkone sind fast ausnahmslos zu wintergärten verglast. beim blick aus unserem hotelzimmer sahen wir selbstverständlich auch auf plattenbauten, mich beeindruckte immer wieder, wie dicht bebaut die stadt ist und dass die elektifizierung mit langen kabeln über das dach stattfindet — auch und gearde bei hochhäusern.
blick aus dem hotelzimmer auf plattenbauten
der autoverkehr in moskau ist der wahrgewordene traum von 60er-jahre stadtplanern. in moskau muss man zum überqueren von hauptverkehrsadern immer noch fussgängerunterführungen benutzen — so wie bei uns seit bestimmt 20 jahren nicht mehr. fahrradfahrer auf den strassen habe ich nicht gesehen, ich glaube das wäre auch lebensmüde. die moskauer haben den ruf relativ rücksichtslose autofahrer zu sein. was ich allerdings gesehen habe, bzw. um 22 uhr am ersten abend (und in den folgenden um 23 uhr) zuerst gehört und dann gesehen habe war ein pferd. ein pferd, dass im schritt unter unserem hotelfenster langlief, mit einer reiterin, die beim reiten mit ihrem smartfone gerade das internet leerlas. auf dem foto sind die reiterin und das pferd schon längst verschwunden, ich wollte die szene aber trotzdem festhalten.
blick aus dem hotelzimmer auf die strasse
in den supermärkten gibt es vieles, was es auch bei uns gibt, zu ähnlichen preisen wie bei uns: deutsches bier, frosta tiefkühlkost habe ich geshehen, deutsches marzipan und viel hochprozentiges. was es bei uns allerdings nicht gibt sind frische, kurz in salz eingelegte gurken. sehr köstlich, davon haben wir sehr viele gegessen und sehr genossen. es gibt aber auch sachen, die es bei uns wohl niemals geben würde, weil die deutschen humorbeauftragten solche wortspeile wohl niemals freigeben würden und die wurstlobby fischwiener ganz sicher verbieten würde.
ganz toll sind die moskauer bäckereien. ganz besonders hatte es uns ein laden angetan, der paul hiess. dort gab es herrliches weissbrot, innen weich und duftig und aussen knusprig.