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  vcjk.word­press.com: 1.7.2015

Die Sarg­trä­ger soll­ten auf dem Weg zur Auf­lo­cke­rung der Stim­mung ge­le­gent­lich Aus­fall­schrit­te und klei­ne Hüp­fer voll­füh­ren. Wenn mei­nen An­ge­hö­ri­gen da­nach ist, dür­fen die Sarg­trä­ger auch tan­zen. Am Ende wird der Sarg vor ei­nem Ur­nen­grab ab­ge­stellt, wor­auf die Sarg­trä­ger und der Be­stat­ter mit ge­spiel­ter Über­aschung und Ver­zweif­lung re­agie­ren. Um mei­ne Be­wun­de­rung für Ma­cher und Prag­ma­ti­ker zu ze­le­brie­ren, wird das Pro­blem vor Ort mit ei­nem aus dem Pu­bli­kum er­bet­tel­ten Ben­zin­ka­nis­ter ge­löst („Bit­te tre­ten Sie et­was zu­rück!“). Als Urne wer­den aus dem Pu­bli­kum zwei Tup­per­do­sen auf­ge­trie­ben, die mit den Wor­ten „Die Bro­te kön­nen drin­nen blei­ben, gibt ja gleich was rich­ti­ges, he­he­he.“ an die Sarg­trä­ger über­ge­ben wer­den.

(aus mei­nen back­links ge­fischt)


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  nerd­core.de: The­re will be Blood: Wie Hate-Speech das Netz ver­än­dert

die­ser (gar nicht viel zu) lan­ge text von rené wal­ter dürf­te wahr­schein­lich mein lieb­lings­text des mo­nats wer­den. ich hab zwar erst 2000 wör­ter ver­daut, aber freue mich sehr auf den rest. mei­ne lieb­lings­pas­sa­ge hab ich gleich mal raus­ko­piert:

„Che­cking Pri­vi­le­ge“ ist schwer, sehr oft ge­lingt es nicht wirk­lich und meis­tens sin­ken die Leu­te zu­rück in ihre dr­ölf­zehn­tau­sen­den In­di­vi­du­al-Ko­gni­tio­nen, weil es ein­fa­cher ist und be­que­mer. Ich weiß das, denn ich ge­hö­re öf­ter zu die­sen Men­schen, als mir lieb ist.

Aber ich hal­te es eben auch mit John Hod­ge­man, der auf Twit­ter als Er­wi­de­rung auf ei­nen Ar­ti­kel von Jo­na­than Chait (zu dem wir spä­ter noch­mal kom­men wer­den) fol­gen­des schrieb:

„I will say that the ‚PC‘ cri­ti­ques, even at their most in­fu­ria­ting to me, al­most al­ways make me think and yes check my pri­vi­le­ge. I’d never he­ard of cis-gen­der un­til it had been hur­led at me as an in­va­li­da­ting in­sult on Twit­ter. I bet it’s true for @jo­na­than­chait too. but I am glad I know it now. I am glad to give the­se is­sues thought. It en­lar­ges me. it en­lar­ges me to be cal­led out, even when I con­clude the cal­ler is a troll, and espe­ci­al­ly when it’s by a per­son I re­spect.“

Denn selbst wenn Leu­te Ihr ge­check­tes Pri­vi­leg zu­nächst nicht an­neh­men mö­gen, das Be­wusst­sein dar­um bleibt und sie ah­nen viel­leicht, dass et­was dran sein könn­te. Im ol­len Höh­len­gleich­nis liest sich das so: „Wenn man den Be­frei­ten nun mit Ge­walt aus der Höh­le schlepp­te und durch den un­weg­sa­men und stei­len Auf­gang an die Ober­flä­che bräch­te, wür­de er sich da­ge­gen sträu­ben und wäre noch ver­wirr­ter, denn er wäre vom Glanz des Son­nen­lichts ge­blen­det und könn­te da­her zu­nächst gar nichts se­hen. Lang­sam müss­te er sich an den An­blick des Neu­en ge­wöh­nen […] und zu­letzt wür­de er es wa­gen, die Son­ne un­mit­tel­bar an­zu­se­hen und ihre Be­schaf­fen­heit wahr­zu­neh­men. Dann könn­te er auch be­grei­fen, dass es die Son­ne ist, de­ren Licht Schat­ten er­zeugt.“

Ge­nau dar­an ar­bei­ten Fe­mi­nis­tin­nen und ge­nau das ist „Check your pri­vi­le­ge“.

wer heu­te nichts be­son­de­res zu tun hat kann ja mal den gan­zen text le­sen. sonst, so wie ich, heu­te abend dann …


[nach­trag 02.07.2015]
hab jetzt den text zu­en­de ge­le­sen und muss sa­gen: su­per! mit viel herz­blut, dif­fe­ren­zie­rung, fach­kennt­nis, tie­fe und ei­ner da­vid fos­ter wal­lace wür­di­gen an­zahl von fuss­no­ten ge­schrie­ben. mei­ne le­se­emp­feh­lung wie­der­ho­le ich jetzt aber nicht noch­mal. der ver­schlei­er­te le­se­be­fehl steht ja schon oben.


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  nzz.ch/gla­se­rei: Die Ge­rät­chen­fra­ge 

pe­ter gla­ser:

Das TILT am Flip­per war ein ele­gan­tes Stück Af­fekt­be­zäh­mung, das man sich in neu­er Form manch­mal für Kom­men­ta­re im Netz wün­schen wür­de.


Photo by felix schwenzel in Französische Straße. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

spie­gel­bild in spie­gel­bild.


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  gq.com: Chris Chris­tie: A Histo­ry of Dick Mo­ves

GQ ver­sucht chris chris­tie mit die­sem ar­ti­kel den weg ins weis­se haus zu ver­bau­en. könn­te klap­pen.

(liest sich ein biss­chen wie sich house of cards guckt.)

sie­he auch: niu.ws/longreads


Rechts­spre­chung von 1966. Nur 50 Jah­re her! pic.twit­ter.com/l2CNDJ7qXD

fem­In­sist (@fem­In­sist21.06.2015 11:56


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  cal­lie­we.ex­po­sure.co: Ice­land Ad­ven­ture by Cal­lie Whee­ler

ame­ri­ka­ner in is­land. wun­der­ba­rer rei­se­be­richt, irre land­schafts­fo­tos und ein paar sel­fies. wer den link an­klickt kann sich ei­nen lan­gen, ziem­lich in­ter­es­san­ten dia­abend si­mu­lie­ren. /via


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  schnei­er.com: Why We En­crypt
bruce schnei­er er­klärt, war­um wir alle im­mer ver­schlüs­seln soll­ten. netz­po­li­tik hat sich die mühe ge­macht und den text über­setzt.


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  zeit.de: „Geld ist nie weg?“
marc brost und mark schie­r­itz:

Lutz Otte hat die Da­ten von Steu­er­sün­dern an den deut­schen Fis­kus ge­lie­fert und muss­te da­für in der Schweiz ins Ge­fäng­nis. Ein Ge­spräch über Gier, Mo­ral und eine Ta­sche vol­ler Bar­geld.

ZEIT: Wie vie­le Adres­sen ha­ben Sie ge­lie­fert?

Otte: Ich hat­te ins­ge­samt etwa 18.000 deut­sche Adres­sen. Im Ge­spräch stell­te sich her­aus, dass man an ei­nem Groß­teil die­ser Na­men gar nicht in­ter­es­siert war. Man hat ge­sagt: Al­les, was un­ter 100.000 Euro ist, macht uns viel zu viel Ar­beit, das wol­len wir gar nicht ver­fol­gen. Und da­mit fie­len die meis­ten Adres­sen un­ter den Tisch.


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  tech­dirt.com: France Ta­kes Its War On Uber Up A Notch: Ar­rests Top Execs

frank­reich scheint für ame­ri­ka­ner ab­so­lut un­vor­stell­bar zu sein.



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  Long­board in der S-Bahn. The Ba­va­ri­an Style

mprae­to­ri­us:

Long­board in der S-Bahn. The Ba­va­ri­an Style


di­gi­tal bau­haus 2015

felix schwenzel

die­ses wo­chen­en­de fin­det in wei­mar der zwei­te di­gi­tal bau­haus sum­mit statt. ich wur­de von den ver­an­stal­tern ein­ge­la­den von dort zu be­rich­ten. ab frei­tag wer­de ich das twit­ter-kon­to @digi_bau und das face­book-kon­to des di­gi­tal bau­haus sum­mit mit­be­fül­len. der eine oder an­de­re bei­trag wird viel­leicht auch hier oder in mei­nem twit­ter-kon­to auf­tau­chen.

die ver­an­stal­ter (un­ter an­de­rem die zen­tra­le in­tel­li­genz agen­tur) be­schrei­ben das pro­gramm so:

De­sign ist mehr als die Ge­stal­tung von Ober­flä­chen. De­sign lenkt die Nut­zungs­wei­se ei­nes Pro­dukts, den Zu­gang zu In­for­ma­tio­nen und das Ver­hal­ten von Men­schen. De­sign ge­stal­tet Ge­sell­schaft. Un­ter dem Ti­tel „De­sig­ning So­cie­ty“ fragt der Di­gi­tal Bau­haus Sum­mit 2015 nach den Mög­lich­kei­ten und Gren­zen von Ge­sell­schaft­de­sign in der heu­ti­gen De­sign­ge­sell­schaft.

das pro­gramm, die lo­ca­ti­ons und die spre­cher schei­nen viel­ver­spre­chend zu sein. tim le­be­recht will „eine neue ära der ro­ma­tik“ aus­ru­fen, lou­is klein wird über „so­zia­les de­sign“ re­den, ni­klas maak wird über „das bau­haus als kom­mu­ne“ re­fe­rie­ren, liss c. wer­ner will über das „de­si­gnen von de­sign“ re­den und fried­rich liech­ten­stein macht auch ir­gend­was. ich bin sehr ge­spannt auf die vor­trä­ge und work­shops, auch weil ich bei ei­ni­gen vor­trags­an­kün­di­gun­gen auch nach wie­der­hol­tem le­sen nicht her­aus­fin­den konn­te um was es ge­hen wird — und es wohl erst vor ort er­fah­ren wer­de.

auch die ver­an­stal­tungs­or­te an sich schei­nen mir in­ter­es­sant zu sein. am frei­tag fin­det die ver­an­stal­tung in der al­ten staats­bank (bau­jahr 1894) statt, am sams­tag in ei­nem al­ten nazi-bau, der fried­rich nietz­sche ge­dächt­nis­hal­le.

eine hand­voll ti­ckets ist wohl noch ver­füg­bar, wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe, ist die teil­neh­mer­zahl auf 150 be­grenzt.

DI­GI­TAL BAU­HAUS SUM­MIT 2015
De­sig­ning So­cie­ty
3. + 4. Juli 2014, Wei­mar

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  me­t­abe­ne.de: #308 (Wir sind uns fremd ge­wor­den)

mei­ne neue lieb­lings­me­ta­pher für glas halb­voll/halb­leer.


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  blog.beet­le­bum.de: Na­tur­schau­spie­le über Ber­lin

jo­han­nes be­ob­ach­tet, wie die über­schrift schon an­deu­tet, ein „Na­tur­schau­spie­le“ über ber­lin.

auf der der fahrt aus der schweiz ins rhein­land am sams­tag konn­ten wir auch eine wol­ken­front am an­sons­ten kla­ren him­mel be­ob­ach­ten: dunk­le wol­ken aus de­nen, gut sicht­bar, schwar­ze fä­den raus­hin­gen. da die wol­ken re­la­tiv weit weg wa­ren schie­nen sich die fä­den nicht zu be­we­gen, aber als wir uns der front nä­her­ten, wur­de uns klar, dass in den wol­ken ei­ni­ges an ki­ne­ti­scher en­er­gie steck­te. wir fuh­ren wie durch ei­nen dunk­len was­ser­vor­hang, ein zwei­hun­dert me­ter lang, be­war­fen uns die wol­ken zu­dem mit ziem­lich gros­sen ha­gel­bro­cken. nach 200 me­tern war der spuk vor­bei und die son­ne schien wie­der.


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  wahr­heit­ueber­wahr­heit.blog­spot.de: Zeit für Ver­trau­en

„tho­mas“ über die­sen ar­ti­kel in der zeit von götz ha­mann. sehr, sehr wit­zig. und trau­rig. aber das ist man von be­sin­nungs­auf­sät­zen zum jour­na­lis­mus in der zeit ja schon ge­wohnt. (via)

Fa­zit ist nun: Jour­na­lis­ten der Zeit lo­ben sich erst mal ein biss­chen, streu­en dann et­was Pseu­do-Selbst­kri­tik ein, är­gern sich erst über den dum­men Le­ser, der sei­nen qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Jour­na­lis­mus we­gen Feh­lern in der Ver­gan­gen­heit nicht er­kennt und dann über den dum­men Le­ser, der sich über den min­der­wer­ti­gen Jour­na­lis­mus be­schwert, den man ihm gibt, weil man's muß, dann über den dum­men Le­ser bzw. Zu­schau­er, der sei­ne Auf­merk­sam­keit lie­ber Sa­ti­re­sen­dun­gen als Top­jour­na­lis­mus schenkt.



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  Ban­ta­baa - Of­fe­ner Brief zur Be­hand­lung von Flücht­lin­gen in Kreuz­berg an den Lei­ter der der Di­rek­ti­on 5, Herrn Ste­fan Weis

Ban­ta­baa:

Of­fe­ner Brief
Herrn Ste­fan Weis
Di­rek­ti­on 5
Lei­ter der Di­rek­ti­on
Frie­sen­str. 16
10965 Ber­lin

Be­hand­lung von Flücht­lin­gen in Kreuz­berg

Sehr ge­ehr­ter Herr Weis,

wir wen­den uns er­neut an Sie, weil wir mit Ih­nen und ei­ni­gen Ih­rer Kol­le­gen in ei­nem sehr gu­ten Aus­tausch stan­den und da­her den Ein­druck ge­won­nen hat­ten, dass Sie un­se­re Ar­beit für die Flücht­lin­ge in und um den Gör­lit­zer Park un­ter­stüt­zen.

Ban­ta­baa hat un­ter an­de­rem zum Ziel, Flücht­lin­gen rund um den Gör­lit­zer Park eine Al­ter­na­ti­ve zum Dro­gen­ver­kauf zu er­öff­nen. Wir bie­ten Sprach­kur­se, Rechts­be­ra­tung und Un­ter­neh­mun­gen zur In­te­gra­ti­on. So­weit es an­ge­sichts der schwie­ri­gen Rechts­la­ge mög­lich ist, ver­mit­teln wir Jobs und Prak­ti­kas. Wir pla­nen den Ver­kauf von Ku­chen und Ge­trän­ken im Park, hier war­ten wir nur noch auf die not­wen­di­gen Ge­neh­mi­gun­gen. Flücht­lin­ge ba­cken, ko­chen, put­zen, bau­en, schrei­ben, ma­len, mu­si­zie­ren und re­pa­rie­ren. Es gibt vie­le Mög­lich­kei­ten und ers­te Er­fol­ge ha­ben sich ein­ge­stellt. Umso mehr lei­den wir un­ter dem Um­gang der Po­li­zei mit den Flücht­lin­gen hier in Kreuz­berg. Die­ser ist in kei­ner Wei­se mehr ak­zep­ta­bel:

Je­der mit schwar­zer Haut­far­be, der sich in Kreuz­berg auf­hält, wird sys­te­ma­tisch kon­trol­liert und ihm Geld, Fahr­rad so­wie teil­wei­se auch Han­dys, Klei­dungs­stü­cke usw. ab­ge­nom­men. Auch Men­schen, die kei­ne Dro­gen bei sich ha­ben und von de­nen wir mit Ge­wiss­heit sa­gen kön­nen, dass sie nicht dea­len, sind be­trof­fen. Die Kon­trol­len fin­den nach­weis­lich ohne je­den An­halts­punkt statt.

Für ei­nen der Flücht­lin­ge hat­ten wir Spen­den ge­sam­melt, da­mit er sich Fuß­ball­schu­he kau­fen kann, nach­dem wir ihn an ei­nen Fuß­ball­ver­ein ver­mit­teln konn­ten. Nach dem Deutsch­kurs in un­se­ren Ver­eins­räu­men hat er sich auf dem Weg zu ei­nem Sport­la­den ge­macht, als er in eine Kon­trol­le kam und ihm das Geld ohne Quit­tung weg­ge­nom­men wur­de. Er hat le­dig­lich ei­nen hand­ge­schrie­be­nen Zet­tel er­hal­ten, aus dem nicht er­sicht­lich ist, wer das Geld ge­nom­men hat. Sei­ne Iden­ti­tät wur­de im Üb­ri­gen auch nicht auf­ge­nom­men. Of­fen­sicht­lich ging es al­lein um das Geld.

In ei­nem wei­te­ren Fall hat­ten wir vor­mit­tags eine Ver­an­stal­tung in un­se­ren Ver­eins­räu­men. Eine Ab­ge­ord­ne­te des Deut­schen Bun­des­ta­ges war zu Be­such, um sich bei den Flücht­lin­gen über ihre Si­tua­ti­on zu er­kun­di­gen. Kur­ze Zeit spä­ter - wir hat­ten ge­ra­de den Gast ver­ab­schie­det - ver­such­te die Po­li­zei mit Ge­walt in un­se­re Ver­eins­räu­me ein­zu­drin­gen. An­geb­lich hiel­te sich je­mand in den Räu­men auf, der ge­ra­de beim Dea­len be­ob­ach­tet wor­den wäre. Trotz meh­re­rer Zeu­gen, die be­stä­ti­gen konn­ten, dass der Be­trof­fe­ne die gan­ze Zeit an un­se­rer Ver­an­stal­tung teil­ge­nom­men hat, und der Un­ter­stüt­zung ei­nes An­wal­tes, be­harr­ten die Be­am­ten auf Zu­gang zu un­se­ren Räu­men. Wir ha­ben das zur De­es­ka­la­ti­on der Si­tua­ti­on ge­stat­tet und der Be­am­te be­stä­tig­te, dass es ein Irr­tum sei und es sich nicht um den­je­ni­gen han­deln wür­de, der beim Dea­len be­ob­ach­tet wor­den sei. Das hat die Po­li­zei je­doch nicht da­von ab­ge­hal­ten, den Be­trof­fe­nen beim Ver­las­sen un­se­rer Räu­me – als wir schon nicht mehr an­we­send wa­ren – fest­zu­neh­men und ihm Geld, Fahr­rad und Schu­he ab­zu­neh­men.

Ein an­de­rer Flücht­ling wohnt auf un­se­re Ver­mitt­lung in ei­ner WG in der Falcken­stein­stra­ße. Beim Ein­kau­fen bei Kai­sers wur­de er aus dem La­den ab­ge­führt, zu Lidl in die Wran­gel­stra­ße ge­bracht und ihm dort sein Ein­kaufs­geld ab­ge­nom­men. Er kam von zu hau­se und woll­te für das Abend­essen ein­kau­fen. Der Be­trof­fe­ne ist Asyl­be­wer­ber, hat eine Ar­beits­stel­le und war­tet nur auf die Zu­stim­mung des Ar­beits­am­tes.

Wir könn­ten noch zahl­rei­che Bei­spie­le an­füh­ren. Be­son­ders er­schre­ckend ist, dass im­mer häu­fi­ger Geld ohne Pro­to­koll ab­ge­nom­men wird. Die Flücht­lin­ge weh­ren sich nicht, weil sie froh sind, wenn sie da­von kom­men.

Uns ist be­wusst, dass es ei­nen ho­hen po­li­ti­schen Druck gibt, den Gör­lit­zer Park „zu säu­bern“. Den­noch le­ben wir in ei­nem Rechts­staat, auch die Po­li­zei ist an Recht und Ge­setz ge­bun­den. Die von uns be­treu­ten Flücht­lin­ge wis­sen, was Dik­ta­tur und Po­li­zei­will­kür be­deu­tet. Die Po­li­zei soll­te da­her ge­ra­de ge­gen­über die­sen Flücht­lin­gen eine be­son­de­re Sen­si­bi­li­tät an den Tag le­gen. Per­so­nen, bei de­nen kei­ne Ver­dacht auf eine Straf­tat be­steht, dür­fen nicht will­kür­lich durch­sucht und auf­ge­hal­ten wer­den, nur weil sie schwarz sind. Dass die­sen Men­schen zu­dem Geld, Fahr­rad und Klei­dung weg­ge­nom­men wird, wo sie eh kaum et­was zum Le­ben ha­ben, macht ei­nen sprach­los. Es gibt vie­le Afri­ka­ner in Kreuz­berg, die nicht dea­len und vie­le, die viel­leicht auch ein­mal im Park wa­ren, ha­ben dies auf­ge­ge­ben. Wir soll­ten ge­mein­sam die­se Men­schen un­ter­stüt­zen, statt sie wie Kri­mi­nel­le zu be­han­deln.

Und auch die Men­schen, die häu­fig aus Ver­zweif­lung und man­gels Ar­beits­al­ter­na­ti­ve Dro­gen ver­kau­fen, ver­die­nen ei­nen re­spekt­vol­len Um­gang. Statt ih­nen zu hel­fen und ih­nen eine Mög­lich­keit zu ge­ben, in Deutsch­land Geld zu ver­die­nen und ihre Fa­mi­li­en in Afri­ka zu un­ter­stüt­zen, wer­den sie kri­mi­na­li­siert, aus­ge­grenzt und am Ende ab­ge­scho­ben.

Wir ap­pel­lie­ren da­her an Sie, die­se will­kür­li­chen Po­li­zei­kon­trol­len al­lein we­gen der Haut­far­be zu un­ter­bin­den. Die ent­wen­de­ten Geld­be­trä­ge, Fahr­rä­der, Klei­dungs­stü­cke usw. sind um­ge­hend zu­rück­zu­ge­ben. Die­se Art der Aus­räu­be­rei muss ein Ende ha­ben.

Mit freund­li­chen Grü­ßen

Bri­git­ta Va­ra­di­nek An­ni­ka Va­ra­di­nek


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  ft.com: In­sta­gram un­fil­te­red

lan­ges le­se­stück mit lachs­far­be­nem hin­ter­grund von han­nah kuch­ler über den (mit-) grün­der von in­sta­gram, ke­vin systrom.



wie sich die men­schen vor der er­fin­dung des smart­fo­nes igno­rier­ten

felix schwenzel

pe­der se­ve­rin krøy­er: fa­mi­li­en­por­trait der hirsch­sprung fa­mi­lie /an­dre­as il­len­seer. (bild­quel­le)