auch wenn man in dieser folge viel aus dem mike-handlungsstrang sieht, hätte ich gerne mehr von mike gesehen. immer wenn ich jimmy mcgill sehe, entweicht mir ein leicht genervtes stöhnen. seine geschichte, seine geschichten, sein dampfgeplauder nerven irre. aber es hielt sich in dieser folge in grenzen, weil die handlung eher um jimmy ihn herum abspielt - oder genauer zusammenbraut, und er lediglich reagiert.
wie er reagiert, ist immerhin überraschend, auch wenn es uns in dieser folge weder vergönnt ist die wirkung con jimmys reaktion auf chucks meisterstück (wer es gesehen hat weiss was ich meine, wer es nicht gesehen hat, dem sag ich nichts), noch die wirkung von mikes reaktion auf die drohungen des mexikanischen drogenkartells, zu sehen.
im prinzip ist diese folge eine reine vorbereitungsfolge, deren, wahrscheinlich explosive, folgen wir dann in der nächsten (vorletzten) sendung sehen können. ohne zu viel zu verraten, lässt sich wohl erahnen, dass wir in der nächsten folge erfahren, wie ein alter bekannter im rollstuhl landet und dass chuck, wegen ein paar zahlendrehern, so kräftig auf den deckel bekommen wird, dass er sich davon nicht mehr erholen wird.
better call saul ist nach wie vor das beste was auf meinem bildschirm läuft und wegen der initialen, über vier minuten langen, ohne schnitt gedrehten, eingangssequenz und einiger anderer wunderbarer details, gebe ich die höchstwertung, auch wenn die beiden folgenden folgen sicher noch besser werden.
ich mag in dieser serie weder maggie siff, noch ihre rolle als psychologin wendy rhoades. eigentlich spielt sie ja eine „chaka!“-trainerin, bzw. arschloch-optimiererin bei axe capital. das ist eine wirklich undankbare rolle, weil ihr alle attestieren überragend in ihrem feld zu sein und man sich als drehbuchschreiber und schaupielerin fragen muss: wie stellt man so eine überfliegerin eigentlich dar? irgendwann reicht es eben nicht, ihre qualitäten immer nur zu behaupten, irgendwann muss man sie auch in aktion zeigen.
wie ihre qualitäten als trainerin und wie ihr zwischen-den-fronten-stehen zwischen bobby axelrod und ihrem mann chuck rhoades, bisher dargestllt wurde, fand ich äusserst schwach. in dieser folge haben sich die autoren beeindruckende mühe mit wendys rolle und ihren dialogen gegeben, so dass ich tatsächlich relativ beeindruckt war.
das setting ist natürlich wieder völlig überdramatisiert, als bobby axelrod sie um eine sitzung bittet, nachdem er einen ziemlich teuren fehler gemacht hat und dem grund dafür nachgehen möchte. weil die „sitzung“ abends bis spät in die nacht stattfinden muss, entflammt das die eifersucht sowohl von chuck rhoades, als auch axelrods frau, die zudem auch noch wendys loyalität gegenüber axelrod anzweifelt. aber die extrem langen dialoge zwischen axelrod und wendy, fand ich wirklich gut. die beiden liessen nichts aus, waren ehrlich und wendy konnte, wie man sich das von einer guten psychologin wünscht, nicht nur beim blick in die tiefe assistieren, sondern auch die fundstücke pragmatisch und ohne verurteilung einordnen. besonders beeindruckend (für hollywood-verhältnisse): obwohl wendy ihrem patienten wirklich nahe rückt, wurde den beiden keine gegenseitige sexuelle attraktion angedichtet. ihr verhältnis ist freundschaftlich und von respekt geprägt, aber ficken wollen sie eindeutig nicht. in jeder anderen hollywood-produktion, wären die beiden gemeinsam im bett gelandet.
am ende der folge bekommt man nochmal zu sehen, dass chuck rhoades ein egomanes arschloch ist, das wirklich jeden betrügt, beschimpft oder manipuliert, wenn es ihm in den kram passt. bobby axelrod ist zwar auch ein arschloch, aber dafür ein ehrliches, loyales arschloch, dass zu seinem arschlochsein steht. rhoades hingegen fordert lediglich loyalität, geben mag er sie nicht.
ich weiss nicht ob ich diese folge so euphorisch bewerten würde wenn ich sie nochmal schauen würde, aber weil es jetzt schon ein paar tage her ist, dass ich die folge gesehen habe, erscheint sie mir in der rückschau 5 punkte wert.
(mit ben affleck, henry cavill, amy adams und den pet shop boys.)
ben affleck war überraschend witzig und locker und gar nicht traurig. henry cavill hat einen sehr kleinen kopf auf einem sehr massiven, etwas steifen körper und geht irgendwie gar nicht. amy adams war sympatisch und obwohl ich sie schon in bestimmt 10 filmen gesehen habe, hab ich sie bis jetzt nicht wiedererkannt.
das wiederkehrende thema dieser sendung waren akzente, britischer akzent von amerikanern, amerikanische von engländern und dass ben affleck (und ich) nicht wusste, dass christian bale engländer ist. henry cavill ist übrigens auch engländer, superman ist engländer!
johannes büchs erklärt wie glasflaschen hergesetllt werden, insbesondere braune glasflaschen für arzneien. ich bin immer noch unterbegeistert von büchs, aber die sachgeschichte, bzw. die glasblasemaschinen waren ziemlich faszinierend.
ausserdem wurde eine sehr, sehr alte sachgeschichte von armin maiwald über die herstellung von heftpflastern gezeigt, die auch wirklich sehr alt sein musste, weil armin maiwald aus dem off ein paar sympathische, aber auch ein bisschen alberne witzchen machte. eigentlich waren die witze sogar — auf eine sympatische art — ein bisschen peinlich, so wurde am ende der sachgeschichte, lachen vom band eingespielt.
bei shaun das schaf, hatte bitzer ein pflaster am hintern und ich frage mich, wie die programmplanung bei der sendung mit der maus eigentlich funktioniert: „wir haben hier ne alte sachgeschichte über heftpflaster, macht doch mal eine shaun das schaf mit nem pflaster!“ oder „oh, in shaun das schaf sieht man einmal kurz ein pflaster — haben wir nicht auch was mit pflastern?“
ansonsten fand ich shaun das schaf wieder doof und moralisierend.
die beifahrerin schlug mir gestern vor, dieses rezept („Spagetti al Urlaub“) von hans gerlach zu kochen. nachdem sie heute irgendwelche teuren spagetti und eine bio-zitrone besorgt hatte, hab ich das eben gekocht:
ich hab zuerst mit der brühe angefangen und 450 milliliter wasser mit zwei teelöffeln hefefreiem hühnerbrühenpulver und dem saft der bio-zitrone zum kochen gebracht. vorher hab ich noch die schale der zitrone abgerieben. die brühe soll sich um die hälfte reduzieren, was bei mir so um die 10 minuten gedauert hat. die 500 gramm spagetti brauchten 10 minuten, in der zeit habe ich 80 gramm (selbst) geriebenen parmesan mit zwei eiern und und ein bisschen (50 millilitern) salzwasser verquirlt und die zitronenschale mit einer (grossen) handvoll fein gehackter, glatter petersilie vermengt. als die brühe auf ca. 225 milliliter flüssigkeit verdampft war, habe ich zwei esslöffel butter, die petersilie und zitronenschale unter die brühe gerührt, die spagetti abgegossen und alles zusammengemengt.
das war am ende schön cremig, fast sahnig und angenehm sauer. die menge soll angeblich für 4 personen reichen, wir haben alles zu dritt weggemümmelt.
ich hatte, bevor ich angefangen habe black mirror zu gucken, mehrfach gehört, dass die erste folge die schlechteste sei und die folgenden immer besser würden. bis jetzt empfinde ich das genaue gegenteil. die erste folge fand ich am besten, die zweite ziemlich gut und die dritte, the entire history of you, eher so naja.
in dieser folge geht es um einen rasend eifersüchtigen typen, der, wie am anfang angedeutet wird, auch von allgemeinen selbstzweifeln geplagt wird und ausser viel geld offenbar kaum andere herausstechende charaktermerkmale hat. diese geschichte hätte auch in einem 70er-jahre setting erzählt werden können, was witzigerweise auch durch die 70er-jahre autos, die die protagonisten fahren (wenn sie mal kein taxi fahren), unterstrichen wird. die geschichte könnte auch als lückenfüller in einer folge game of thrones erzählt werden oder als kostümdrama an könig ludwigs hof. eigentlich wurde diese geschichte auch schon tausendmal erzählt. dass sich in dieser variante die eifersucht, unsicherheit und egomanie über eine technologie kanalisiert, mit der menschen all ihre erinnerungen speichern und wieder und wieder abspielen können, kommt mir komplett vernachlässigbar vor.
die eigentlichen fragen nach vertrauen, offenheit oder beziehungsfähigkeit stellen sich mit und ohne technologie. menschen suchen seit tausenden jahren nach antworten auf die frage, wie sie mit ihrer eifersucht oder vertrauenskrisen umgehen sollen.
[W]enn man naiv ist, was verliert man dabei? Es ist noch keine Beziehung durch umfassendes Mitlesen gerettet worden, aber maßlose Überwachung hat noch jede getötet.
weil die in the entire history of you erzählte geschichte so vorhersehbar war und das ende nach ungefähr 10 minuten klar war, habe ich mich in dieser folge black mirror furchtbar gelangweilt. die geschichte ist mir auch nicht in den kopf gekrochen, im gegenteil: sie liess mich nicht über technologiefolgen nachdenken, sondern über die beklopptheit der protagonisten. dazu kam, dass in dieser folge die zeigefinger der autoren sichtbar waren. in den vorherigen beiden folgen, haben sie sich bemüht, ihre zeigefinger, das bewerten von technologiefolgen, sorgfältig zwischen den zeilen zu verstecken.
nach diesen drei folgen haben ich bereits die erste staffel black mirror durch. folge 1 habe ich die höchstwertung (5/5) gegeben, weil sie mich auf eine angenehme art verstört hat, folge 2 hat mich noch immer begeistert (4/5), ich fand sie klug dramatisiert und ebenfalls verstörend. diese folge hat mich aggressiv gelangweilt und genervt.
nicht ganz so verstörend wie die erste folge, aber auch verstörend. in 15 million merits wird eine hermetische welt gezeigt, in der die menschen in kleinen medienboxen wohnen und sich den ganzen tag mit medieninhalten beschallen lassen (müssen). adblocker kosten geld, weggucken wird bestraft. geld (merits) verdienen die menschen, indem sie den ganzen tag lang fahrrad fahren, geld geben sie für essen, adblocking oder für klamotten für ihre avatare aus. das ist alles schön bunt und ziemlich dystopisch dargestellt.
verstörend ist die unentrinnbarkeit des systems, niemand begehrt auf, jeder bekommt ausreichend brot und spiele und das system scheint in gewisser weise selbstorganisierend, es wird kein grosser, böser führer gezeigt oder repression, die über die soziale kontrolle durch mitmenschen hinausgeht.
genau wie die erste folge, kann man auch diese folge als intelligente gesellschaftkritik verstehen, indem vorhandene gesellschaftliche zustände überspitzt gezeichnet werden und weitergedacht werden. war das in der ersten folge die druck- und machtverschiebung durch soziale medien und das netz, ist es in dieser folge das spiel der massenmedien und castingshows mit authentizität, massengeschmäckern und dem primat der unterhaltung, dem sich die menschenwürde und anstand, nach der logik der massenmedien, unterzuordnen haben.
das alles wird sehr plastisch und drastisch, mit relativ minimalen mitteln, dargestellt und ist allein dadurch — ha — unterhaltsam. natürlich ist es ein bisschen paradox sich eine sendung auf einem hochauflösenden bildschirm anzugucken, in der menschen kritisch dargestellt werden, die sich sendungen auf hochauflösenden bildschirmen ansehen.
was diese folge, wie die erste, bei mir geschafft hat: sie hat sich in meinem kopf festgesetzt und es wieder geschafft, bilder in mir entstehen zu lassen, die ich nicht mehr so einfach loswerde. das schaffen die wenigsten fernsehserien — und black mirror hat’s nun schon zweimal geschafft.
seit der ankündigung von AMP habe ich mich, vor allem aus technologischer neugier, bemüht das format bereitzustellen. im januar begann google meine AMP-formatierten seiten in den index aufzunehmen, etwa 500 AMP seiten auf wirres.net waren am 2.2.2016 indexiert. zu diesem zeitpunkt hatte ich auch bereits die meisten fehler der seiten beseitigt, heute sind meine seiten, AMP-technisch, laut webmaster console und laut debugging tool, fehelrfrei.
aber google hat nicht nur über die letzten wochen hinweg gemerkt, dass meine AMP-seiten syntaktisch korrekt sind (die 6 monierten fehler datieren allesamt auf versionen von vor dem 2.1.2016), sondern auch nur 4 meiner AMP-seiten im index.
auch als ich noch mehr seiten im google-index hatte, hatte ich maximal 1-2 besucher pro tag auf meinen AMP-seiten, im google-index war ich, soweit ich sehen konnte, AMP-mässig unsichtbar. das heisst auch mobile suchergebnisseiten, zeigten nie meine AMP-seiten an, sondern stets die regulären seiten. das ist ja nicht weiter schlimm, aber ich habe das gefühl, dass google white oder blacklists führt und AMP-seiten nur von renomierten, reichweitenstarken webseiten in die (mobilen) suchergebnisseiten aufnimmt.
ich finde die idee und die ausführung hinter dem AMP-projekt nach wie vor faszinierend, weil es verspricht, seiten im web — und nicht etwa nur in apps — effektiv und von störendem und irritierenden müll befreit, auszuliefern, aber die implementierung und adaption von AMP scheint, selbst bei google selbst, unter aller kanone zu sein. deshalb bin ich gespannt auf den öffentlichen facebook instant articles rollout mitte april, auch wenn sich die vorteile vor allem in der app auswirken werden, aber immerhin ist die facebook-implementierung so gelöst, dass es immer einen fallback auf die webversion gibt und die instant-articles-version wie ein sahnehäubchen funktioniert.
apple news ist übrigens auch eine mittlere katastrophe, zumindest, wenn man ein medium mit nur um die 100tausend seitenansichten im monat (30.000 web, 60.000 RSS) betreibt. ich habe mich dort vor einem halben jahr testweise angemeldet und vorerst nur einen (englischsprachigen) RSS-kanal angemeldet, was einer mittleren katastrophe gleich kam, weil sich die apple news inhalte per RSS nicht aktualisierten und auch nicht editieren liessen. jetzt ist das apple news format teoretisch für jeden offen, aber apple lässt auch hier seinen manischen kontrollwahn walten. meine bitte um freigabe meines apple news kanals wurde bereits zweimal abgelehnt, weil die apple-türsteher zweimal meinten, dass mein kanalname ihnen nicht passt und mich zweimal zurückgewisen haben. von mir aus kann apple seinen news-format alleine nutzen, das zudem auch noch irre kompliziert und sehr proprietär ist.
nachdem ich mich eher oberflächlich mit jan böhmermanns be deutsch-video beschäftigt habe, hat sich gestern sascha lobo sehr klug damit auseinandergesetzt, und jetzt hat anke gröner ganz wunderbar beschrieben, warum sie das video kritisch betrachtet, nachdem sie es vor zwei tagen erst ganz lustig fand.
uninteressant, langweilig, stereotypenreitend, pathetisch und öde. eine ganze stunde lang habe ich mir gelangweilt eine geschichte angesehen, die versucht spannung aufzubauen und konflikte und kleine mysterien aufzubauen, ohne auch nur einen interessanten menschen zu zeigen, dessen schicksal mich die bohne interessieren würde.
die geschichte lässt sich in einem satz beschreiben: es wird eine art sekte gezeigt in der sich alle irre wohlzufühlen scheinen und einer (gespielt von aaron paul), der nach ein bisschen zu viel drogen, leichte zweifel an der lehre in sich aufkeimen sieht.
das ist alles nicht nur irre langweilig, sondern auch total flach, lustlos und viel zu langatmig inszeniert. hier ein paar sexszenen, von denen man eine sogar zweimal gezeigt bekommt, stumpfsinnige vorträge, die der religiösen indoktrination dienen sollen („wollt ihr mir ins licht folgen?“) und immer wieder durchsichtige, sendungsinterne cliffhanger, die von werbepause zu werbepause mitgeschleppt werden, um dann unspektakulär aufgelöst zu werden.
schaupielerisch ist das alles auf schlechtem tatort-niveau und aaron paul horst tappert ungelenk durch die sendung und reisst das niveau nochmal ein paar punkte runter.
glatte 0 punkte von 5.
[nachtrag 02.04.2016]
eine komplett andere wahrnehmung scheint henning harder von den serienjunkies gehabt zu haben, der die pilotepisode „top besetzt“, „intelligent“ und „fesselnd“ fand. er fand es auch völlig normal, dass sich frauen in der serie immer wieder „sexuell anbieten“ (seine worte), dass aaron paul „hervorragend emotional“ spiele und gibt 5/5 punkten.
trump hat schon den amerikanischen botschafter einbestellt:
ich musste bei diesem video ansatzweise über eines lachen: wie einfach jan böhmermann til lindemann parodiert. ansonsten eher nicht; ich konnte nicht besonders viel lachen und habe das video auch nicht zuende geguckt. aber das soll ja auch so sein, weil das video komplett ironiefrei ist. jan böhmermann transportiert in dem video eine botschaft, an der es überhaupt nichts auszusetzen gibt, aber der heilige ernst, mit dem böhmermann das vorträgt, das fehlen von jeglichem witz, oder genauer, jeder doppelbödigkeit, ist eben unwitzig. es ist die gleiche idee, wie beim kölner karneval, den ich auch völlig witzlos finde: sich ne perücke oder ein kostüm anzuziehen und sich selbst für sein jeck-sein zu loben ist nicht automatisch unterhaltsam.
natürlich meint jan böhmermann es gut, aber das macht es eben auch so unerträglich.
sascha lobo hat nicht nur 270 kolumnen für spiegel-online geschrieben, sondern auch die knapp 54000 kommentare dadrunter gelesen. und jetzt ist etwas in ihm zerbrochen.
Die kleinsten, nur noch diffus erkennbaren Details auf die empfindlichste Goldwaage zu legen, die man kriegen kann. Und gleichzeitig selbst ungenau, nachlässig und verschwiemelt zu kommunizieren und vorzugehen. Nur dann alles ganz, ganz genau zu nehmen, wenn es einem ins längst vorgefertigte Bild passt, aber in allen anderen Bereichen gilt keine Regel, keine Logik, keine Konsistenz, kein gar nichts – das ist er, der Netzaberglaube.
die überschrift sagt es schon, barack obama beklagt sich über fehlenden investigativen journalismus, ohne zu bemerken, dass seine regierung nicht ganzunbeteiligt daran ist, dass es der investigative journalismus besonders schwer hat. die gnadenlose verfolgung von whistleblowern, das unter druck setzen von journalisten (fragen sie mal laura poitras oder david miranda, welchen spass es macht investigativ unterwegs zu sein) und die radikale intransparenz der regierung, lassen obamas klage, nun ja, ansatzweise scheinheilig erscheinen. und gerade diese scheinheiligkeit, die lücke zwischen anspruch und wirklichkeit, könnte einer der gründe sein, dass die obama-regierung so besonders verschwiegen ist:
Way back in 2011, I saw Daniel Ellsberg speak, and he speculated that a key reason why President Obama was so incredibly hostile to a free and open press was because he was embarrassed by his own actions that they were investigating. Ellsberg pointed out that the previous president, George W. Bush was known for widely abusing the power of his position, but he seemed proud of doing so. President Obama, on the other hand, got elected with promises of moving away from such abuses and restoring civil liberties. But that didn't happen. Things went in the other direction under his watch and his command. So you could understand why the President remains less than keen about leaks and the media digging into things like mass surveillance of Americans, or secret drone bombing campaigns.
dazu passt auch, was netzpolitik aufgeschrieben hat:
Bei insgesamt 769.903 Anfragen bedeutet dies fast 600.000 Schwärzungen und Ablehnungen. Zu Beginn von Obamas Amtszeit 2008 lag die Ablehnungsquote noch bei 65 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland gab es im vergangenen Jahr weniger als 10.000 Anfragen. Die Ablehnungsquote schwankt hier jedes Jahr deutlich, liegt aber im Schnitt etwa bei einem Drittel.
schonungsloses, tiefschürfendes, sehr langes und ein bisschen gemeines portrait über ben affleck, von anne helen petersen. es geht in dem portrait zwar auch um ben afflecks privatleben, aber wirklich interessant ist, dass genau diese details unter dem aspekt der karriereplanung und der PR-strategie analysiert werden. ich fand das sehr erhellend und auch ein bisschen unterhaltsam für meine dunkle, voyoristische seite.
das ist eines der probleme der totalüberwachung: wirklich kriminelle, finden die lücken im system immer und nutzen sie gekonnt aus. hier ein beispiel, in dem verbrecher ihre fluchtwege an den einflugschneisen von flughäfen ausrichten, weil sie dann nicht von polizeihubschraubern verfolgt und erfasst werden können.
eine geschichte über einen soldaten (der gegen eingeborene amerikaner kämpfte) und einen waffenproduzenten. eigentlich ist das unwahrscheinlich, dass mir so eine geschichte gefallen würde, aber sie entbehrt nicht einer gewissen faszination. deshalb: auch lesenswert.
Ja, „Focus Online“ ist schnell. Schneller als die meisten anderen. Aber wenn der Pizza-Lieferdienst nur zwei Minuten braucht und statt einer warmen Pizza eine kalte Ratte bringt, sollte man sich vielleicht mal fragen, ob Schnelligkeit wirklich alles ist.
ich guck better call saul nach wie vor irre gerne. und auch wenn es aktuell so um die drei handlungsstränge gibt, fügen die sich angenehm aneinander. dazu kommt, dass die spannung sich nicht aus besonders spannenden vorgängen speist, sondern aus der zeitlupen-artigen — oder eher echtzeitigen — erzählung speist. die frage ist nicht, wie bei breaking bad, „überleben walter oder jesse das jetzt?“, „bringen sie den mann um?“, „kommen sie da wider raus?“, sondern „nimmt kim das grosse angebot an, oder das kleine?“ oder „schläft jimmy jetzt wieder im nagelstudio?“
apropos gross oder klein, den pipi-kacka-witz fand ich ganz grandios. bjarne bock sieht das auf serienjunkies.de ganz anders:
An diesem Punkt sollte angemerkt werden, dass weder Comedy noch Drama per se gut oder schlecht sind - ich persönlich verehre Gilligan und Co. normalerweise für ihren besonderen Sinn für Humor. Doch bei dieser Episode bin ich etwas kritischer eingestellt. Dabei beziehe ich mich in erster Linie auf den Part, in dem Jimmy, nachdem er sich endlich dazu durchgerungen hat, seinen seriösen Job bei Davis & Main aufzugeben, alles daran setzt, gefeuert zu werden, damit er zumindest noch die Willkommensprämie abgreifen kann.
So vergnüglich und einfallsreich die Montagesequenz mit dem „Wabbel-Wackel-Armigen-Windhosen-Kamerad“ auch ist, Jimmys Figur läuft darin gleich mehrmals Gefahr, den sprichwörtlichen „Shark zu jumpen“, also etwas derart Lächerliches oder Unglaubwürdiges zu tun, dass man als Zuschauer aufhört, sich mit ihm zu identifizieren. Wem sein Toilettenspülungsboykott noch nicht genug war, der hat sich wohl spätestens beim Dudelsackkonzert im Büro gewundert.
genau an diesen beiden stellen konnte ich mich ganz besonders mit „jimmys figur“ identifizieren, eigentlich sogar zum ersten mal in der ganzen serie. sonst identifiziere ich mich in dieser serie natürlich mit mike!
ich bin auch froh, dass anke gröner die serie auch gerne guckt. ich bin eigentlich um jeden menschen froh, der sich diese serie mit vergnügen anguckt, weil es zeigt, dass auch serien, die gegen den spannungserwartungsstrom schwimmen, erfolgreich und sehr unterhaltsam sein können.
auf mediasteak gefunden, eine doku über den niederländischen rocker-club satudarah, der seinen protagonisten erstaunlich nahe auf die pelle rückt und sie bei ein paar ihrer treffen, selbstinszenierungen und initialisierungsriten beobachtet.
die doku zu sehen, steht dem konsum von sons of anarchy in fast nichts nach. das, was ich an sons of anarchy so schrecklich fand, das pimmelfechten, der alberne männlichkeitskult, überhaupt das kultische und die völlige abwesenheit von akzeptablen humor, kann man eins zu eins in der doku beobachten. insofern muss man sons of anarchy wohl eins zu gute halten, dass es teile der rocker-realität wohl sehr akkurat abgebildet hat. nur dass die realität die die doku zeigt, noch ein bisschen alberner wirkt.
ein weiterer erstaunlicher paralleleffekt: wie bei sons of anarchy erwischte ich mich stellenweise, wie ich anstzweise, immer nur ganz kurz, sympathien für die heiopeis entwickelte und sie gleichzeitig für enorm schlechte schauspieler hielt. trotz ihres manischen männlichkeitswahns und seiner teilweise sehr schlechten darstellung, liess es sich nicht vermeiden, dass stellenweise menschlichkeit durchschimmerte.
wie gesagt, die doku ist erstaunlich nah und angenehm zurückhaltend, weshalb ich 4 punkte gebe und guten gewissens empfehlen kann, sich das auch anzugucken, zum beispiel in der ARD-mediathek.
die uhr am roten filzhaus funktioniert wieder.
die überschrift der aktuellen kolumne von sascha lobo hört sich an, wie die überschrift einiger älterer kolumnen von ihm, aber in der kolumne selbst, konzentriert er sich auf einen neuen aspekt: beinahe alle der islamistischen attentäter der letzten zwei jahre waren polizeibekannt.
Alle 15 identifizierten Attentäter standen auf Terrorwarnlisten oder „Islamistische Gefährder“-Listen in mindestens einem europäischen Land. Die meisten standen zusätzlich auf weiteren Listen wie der No-Fly-List oder der TIDE der Vereinigten Staaten. Alle 15 konnten als gewaltaffin eingestuft werden. 14 hatten bekannten Kontakt mit anderen radikalen Islamisten (einer radikalisierte sich offenbar nur über das Netz). Zwölf hatten Reisen zum „Islamischen Staat“ nach Syrien, in den Irak oder nach Jemen zu al-Qaida unternommen. Zehn hatten Vorstrafen, die meisten wegen Gewaltverbrechen. Acht schließlich waren zum Teil seit Jahren zur Fahndung ausgeschrieben
sascha lobo attestiert den europäischen behörden und staaten totales strukturelles versagen:
Das also ist die grausige Realität in Deutschland und Europa - ein überlastetes, weil kaputtgespartes Justizsystem verurteilt Verbrecher, die dann von der überlasteten, weil kaputtgesparten Polizei nicht ins Gefängnis gebracht werden können.
Absurditäten des Überwachungszeitalters: Nie war Untertauchen leichter, dank strukturellen Staatsversagens.
ich finde den artikel von sascha lobo dringend nötig, bzw. frage mich, warum dieser aspekt in der terror-berichterstattung bisher so kurz gekommen ist. dringend notwendig fand ich vorgestern auch die relativierung des islamistischen terrors durch constantin seibt. ich kann mich irren, aber ich habe das gefühl, dass sascha lobo, beim zweiten punkt der gefährlichen reaktionen auf den terror, indirekt constantin seibts reaktion kritisiert:
Ja. Es gibt einen mörderischen, islamistischen Faschismus in Europa. Die gefährlichste Antwort darauf ist ein europäischer Gegenfaschismus. Die zweitgefährlichste Antwort ist die Verharmlosung oder gar Leugnung des islamistischen Faschismus. Hier soll die Rede sein von der drittgefährlichsten Antwort darauf, denn es ist diejenige, die seitens Politik und Behörden aktuell vorgetragen wird.
ich finde zwar nicht, dass seibt in seiner kolumne den islamistischen terror verharmlost, sondern ihn relativiert, ihn ins verhältnis setzt und einordnet. und relativierung, also einordnung, ist immer wichtig, auch wenn jede relativierung angriffsflächen für den vorwurf der verharmlosung öffnet. constantin seibts fischgräten-vergleich ist heftig kritisiert worden und mittlerweile auch (leider stillschweigend, siehe auch den nachtrag unten) geändert worden, aber er zeigt meiner meinung nach gut, dass angst und kopfloser aktionismus nie die optimale reaktion auf reale gefahren und risiken sind. auch wenn jeder einzelne verkehrsteilnehmer von den tausenden verkehrstoten pro jahr weiss, setzen sich die meisten eben nicht mit angst ans steuer. interessanterweise reagiert der staat beim versuch die zahl der verkehrtoten zu reduzieren, ganz anders als beim terror: er achtet akribisch darauf freiheitsrechte nicht zu stark einzuschränken: statt eines generellen tempolimits, stellt das verkehrsministerium schilder mit appellen auf („runter vom gas“).
einordnung, auch der vergleich von äpfeln mit birnen, ist und bleibt wichtig, wie unter anderem auch gerade bernd hoecker mit seiner relativierung der „flüchtlingswelle“ gezeigt hat. aber auch sascha lobo relativiert in seiner kolumne. er relativiert die stolz vorgetragenen ermittlungserfolge der behörden und setzt sie (implizit) ins verhältnis, zu ihrem scheitern.
[nachtrag]
constantin seibt hat etwas länger über die kritik an seinem fischgräten-vergleich und die korrektur auf facebook geschrieben:
Und als Journalist hat man fast keine Chance, nicht den Job der Terroristen zu tun, ausser man tut seinen Job nicht.
Also was tun? Ich glaube, dass Kühle im Zweifel die bessere Haltung ist als geheuchelter Schrecken oder geheucheltes Mitgefühl: Geheuchelt, weil man das Los eines Verstümmelten oder von jemanden, der jemanden verloren hat, nur als Echo nachempfindet. Und Terror hat ja immer eine politische Absicht: Die Terroristen wollen einen zu etwas bringen. Und die Leute, die das Bomben- und Gewehrfeuer dazu benutzen, ihre kühlen Hände zu wärmen, auch.
am ende wurde mir the night manager ein bisschen zu james bondig. pine trank wodka martini, fing an wahllos böserwichter zu töten und das finale orientierte sich genauso an james bond finalen: alle besitztümer, das halbe imperium des bösewichts geht in flammen auf und der bösewicht über den jordan. das ende suggeriert, dass die welt jetzt nach den ganzen explosionen und der todesstrafe für den bösewicht ein bisschen besser geworden ist, die musik wird schmusig und nervenschonend. in der regel ist das alles ganz unterhaltsam, im sinne von spannend — und im fall von the night manager nicht ganz so ausgelutscht und stereotyp wie, zum beispiel beim letzten james bond — aber eben auch uninspiriert und unraffiniert.
natürlich sind solche — jetzt hätt ich beinahe filmenden gesagt — serienfinale auf eine bestimmte art raffiniert und überraschend, nämlich in dem sinne, dass man gespannt ist, wie die guten dass jetzt doch noch hinbekommen werden, den bösen zur strecke zu bringen. aber weil das muster immer das gleiche ist, wirklich immer, ist es eben auch ultimativ öde. die dramaturgischen mittel solche finale aufzubauen nerven mich zunehmend. es werden situationen antizipiert, vorbereitungen und absprachen getroffen, von denen man immer nur einen teil sieht, die sich aber nahtlos und perfekt im finale aneinander reihen. wie durch zauberhand haben die guten immer ein ass mehr, als die bösen, in der hinterhand, die guten sind den bösen immer einen kleinen schritt voraus und niemals erleiden sie technische defekte. das finale ist ein festival der aufgehenden pläne, des perfekten timings und der technischen perfektion.
dabei fing es so gut an. ich fand es grandios, dass die agentin angela birch am anfang der serie in einem büro gezeigt wurde, in dem die heizung nicht funktionierte und einer einer der analysten wutentbrant und frustriert auf die heizung einschlug. den rest der serie funktionierte die staatliche technik dann stets fehlerlos und perfekt.
dieser manische zwang am ende solcher agentenfilme und -serien ein dreifaches happy end zu präsentieren ist wahnsinnig enttäuschend und der tag, an dem der held eines agentenfilms nicht seinen love-interest knutschend und liebkosend in die arme schliesst, der held den bösewicht nicht in den sicheren tod schickt und das imperium des bösewichts nicht in einem symbolfeuerer aufgeht und mit symbolexplosionen in die luft fliegt, diesen tag werde ich mir rot im blog anstreichen.
für die beiden letzten folgen, aber auch die ganze serie gebe ich drei punkte. die serie hatte, wie ich fand, einen starken anfang, schwächelte in der mitte extrem und entschied sich dann am ende, sich minutiös an die genreregeln zu halten, was unterhaltsam und spannend war, aber eben auch enttäuschend.
wunderbare, dringend notwendige relativierung und einordnung des islamistischen terrors durch constantin seibt:
Sicher. Nur ist die Wahrscheinlichkeit verschwindend klein. Seit dem World-Trade-Center-Attentat 2001 ermordeten islamistische Attentäter in Westeuropa und den USA etwa 450 Menschen. So grausam jeder dieser Morde ist, es gibt Gefährlicheres. Allein in Deutschland sterben pro Jahr über 500 Leute an einer Fischgräte ersticken pro Jahr über 1000 Leute an verschluckten Fremdkörpern.
Im Westen ist, wie Forscher sagen, der islamistische Terror vor allem eine Jugendkultur. Jihadismus in Europa ist nicht die Radikalisierung des Islam, sondern die Islamisierung Radikaler. Meist sind es ganze Freundescliquen, die sich rekrutieren lassen: in Deutschland, Belgien, Frankreich meist Kleinkriminelle, in England öfter Studenten. Der Islamische Staat verspricht ihnen ein Abenteuer, einen Feind, einen Neustart und einen Kick: Mit nichts lässt sich besser schockieren als mit der Konversion zum radikalen Islam.
[nachtrag 31.03.2016]
constantin seibt hat seinen text mittlerweile geändert, statt 500 toten durch fischgräten, spricht er jetzt von über 1000 leuten, die an verschluckten gegenständen sterben.
[nachtrag 31.03.2016, 12:00]
constantin seibt hat etwas länger über die kritik an seinem fischgräten-vergleich und die korrektur auf facebook geschrieben (der facebook-artikel ist leider nicht beim tagesanzeiger verlinkt). ich habe das thema auch nochmal in einem separaten artikel aufgegriffen.