bet­ter call saul s02e08 (fi­fi)

felix schwenzel in gesehen

auch wenn man in die­ser fol­ge viel aus dem mike-hand­lungs­strang sieht, hät­te ich ger­ne mehr von mike ge­se­hen. im­mer wenn ich jim­my mc­gill sehe, ent­weicht mir ein leicht ge­nerv­tes stöh­nen. sei­ne ge­schich­te, sei­ne ge­schich­ten, sein dampf­ge­plau­der ner­ven irre. aber es hielt sich in die­ser fol­ge in gren­zen, weil die hand­lung eher um jim­my ihn her­um ab­spielt - oder ge­nau­er zu­sam­men­braut, und er le­dig­lich re­agiert.

wie er re­agiert, ist im­mer­hin über­ra­schend, auch wenn es uns in die­ser fol­ge we­der ver­gönnt ist die wir­kung con jim­mys re­ak­ti­on auf chucks meis­ter­stück (wer es ge­se­hen hat weiss was ich mei­ne, wer es nicht ge­se­hen hat, dem sag ich nichts), noch die wir­kung von mi­kes re­ak­ti­on auf die dro­hun­gen des me­xi­ka­ni­schen dro­gen­kar­tells, zu se­hen.

im prin­zip ist die­se fol­ge eine rei­ne vor­be­rei­tungs­fol­ge, de­ren, wahr­schein­lich ex­plo­si­ve, fol­gen wir dann in der nächs­ten (vor­letz­ten) sen­dung se­hen kön­nen. ohne zu viel zu ver­ra­ten, lässt sich wohl er­ah­nen, dass wir in der nächs­ten fol­ge er­fah­ren, wie ein al­ter be­kann­ter im roll­stuhl lan­det und dass chuck, we­gen ein paar zah­len­dre­hern, so kräf­tig auf den de­ckel be­kom­men wird, dass er sich da­von nicht mehr er­ho­len wird.

bet­ter call saul ist nach wie vor das bes­te was auf mei­nem bild­schirm läuft und we­gen der in­itia­len, über vier mi­nu­ten lan­gen, ohne schnitt ge­dreh­ten, ein­gangs­se­quenz und ei­ni­ger an­de­rer wun­der­ba­rer de­tails, gebe ich die höchst­wer­tung, auch wenn die bei­den fol­gen­den fol­gen si­cher noch bes­ser wer­den.


bil­li­ons s01e11 (ma­gi­cal thin­king)

felix schwenzel in gesehen

ich mag in die­ser se­rie we­der mag­gie siff, noch ihre rol­le als psy­cho­lo­gin wen­dy rhoa­des. ei­gent­lich spielt sie ja eine „cha­ka!“-trai­ne­rin, bzw. arsch­loch-op­ti­mie­re­rin bei axe ca­pi­tal. das ist eine wirk­lich un­dank­ba­re rol­le, weil ihr alle at­tes­tie­ren über­ra­gend in ih­rem feld zu sein und man sich als dreh­buch­schrei­ber und schau­pie­le­rin fra­gen muss: wie stellt man so eine über­flie­ge­rin ei­gent­lich dar? ir­gend­wann reicht es eben nicht, ihre qua­li­tä­ten im­mer nur zu be­haup­ten, ir­gend­wann muss man sie auch in ak­ti­on zei­gen.

wie ihre qua­li­tä­ten als trai­ne­rin und wie ihr zwi­schen-den-fron­ten-ste­hen zwi­schen bob­by axel­rod und ih­rem mann chuck rhoa­des, bis­her dar­gestllt wur­de, fand ich äus­serst schwach. in die­ser fol­ge ha­ben sich die au­toren be­ein­dru­cken­de mühe mit wen­dys rol­le und ih­ren dia­lo­gen ge­ge­ben, so dass ich tat­säch­lich re­la­tiv be­ein­druckt war.

das set­ting ist na­tür­lich wie­der völ­lig über­dra­ma­ti­siert, als bob­by axel­rod sie um eine sit­zung bit­tet, nach­dem er ei­nen ziem­lich teu­ren feh­ler ge­macht hat und dem grund da­für nach­ge­hen möch­te. weil die „sit­zung“ abends bis spät in die nacht statt­fin­den muss, ent­flammt das die ei­fer­sucht so­wohl von chuck rhoa­des, als auch axel­rods frau, die zu­dem auch noch wen­dys loya­li­tät ge­gen­über axel­rod an­zwei­felt. aber die ex­trem lan­gen dia­lo­ge zwi­schen axel­rod und wen­dy, fand ich wirk­lich gut. die bei­den lies­sen nichts aus, wa­ren ehr­lich und wen­dy konn­te, wie man sich das von ei­ner gu­ten psy­cho­lo­gin wünscht, nicht nur beim blick in die tie­fe as­sis­tie­ren, son­dern auch die fund­stü­cke prag­ma­tisch und ohne ver­ur­tei­lung ein­ord­nen. be­son­ders be­ein­dru­ckend (für hol­ly­wood-ver­hält­nis­se): ob­wohl wen­dy ih­rem pa­ti­en­ten wirk­lich nahe rückt, wur­de den bei­den kei­ne ge­gen­sei­ti­ge se­xu­el­le at­trak­ti­on an­ge­dich­tet. ihr ver­hält­nis ist freund­schaft­lich und von re­spekt ge­prägt, aber fi­cken wol­len sie ein­deu­tig nicht. in je­der an­de­ren hol­ly­wood-pro­duk­ti­on, wä­ren die bei­den ge­mein­sam im bett ge­lan­det.

am ende der fol­ge be­kommt man noch­mal zu se­hen, dass chuck rhoa­des ein ego­ma­nes arsch­loch ist, das wirk­lich je­den be­trügt, be­schimpft oder ma­ni­pu­liert, wenn es ihm in den kram passt. bob­by axel­rod ist zwar auch ein arsch­loch, aber da­für ein ehr­li­ches, loya­les arsch­loch, dass zu sei­nem arsch­loch­sein steht. rhoa­des hin­ge­gen for­dert le­dig­lich loya­li­tät, ge­ben mag er sie nicht.

ich weiss nicht ob ich die­se fol­ge so eu­pho­risch be­wer­ten wür­de wenn ich sie noch­mal schau­en wür­de, aber weil es jetzt schon ein paar tage her ist, dass ich die fol­ge ge­se­hen habe, er­scheint sie mir in der rück­schau 5 punk­te wert.


Photo by felix schwenzel on April 07, 2016. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

blech- und zie­gel­skulp­tur


the gra­ham nor­ton show s19e01

felix schwenzel in gesehen

(mit ben af­fleck, hen­ry ca­vill, amy adams und den pet shop boys.)

ben af­fleck war über­ra­schend wit­zig und lo­cker und gar nicht trau­rig. hen­ry ca­vill hat ei­nen sehr klei­nen kopf auf ei­nem sehr mas­si­ven, et­was stei­fen kör­per und geht ir­gend­wie gar nicht. amy adams war sym­pa­tisch und ob­wohl ich sie schon in be­stimmt 10 fil­men ge­se­hen habe, hab ich sie bis jetzt nicht wie­der­erkannt.

das wie­der­keh­ren­de the­ma die­ser sen­dung wa­ren ak­zen­te, bri­ti­scher ak­zent von ame­ri­ka­nern, ame­ri­ka­ni­sche von eng­län­dern und dass ben af­fleck (und ich) nicht wuss­te, dass chris­ti­an bale eng­län­der ist. hen­ry ca­vill ist üb­ri­gens auch eng­län­der, su­per­man ist eng­län­der!

(auf you­tube, bei der BBC)


sen­dung mit der maus vom 3. april 2016

felix schwenzel in gesehen

jo­han­nes büchs er­klärt wie glas­fla­schen her­ge­setllt wer­den, ins­be­son­de­re brau­ne glas­fla­schen für arz­nei­en. ich bin im­mer noch un­ter­be­geis­tert von büchs, aber die sach­ge­schich­te, bzw. die glas­bla­se­ma­schi­nen wa­ren ziem­lich fas­zi­nie­rend.

aus­ser­dem wur­de eine sehr, sehr alte sach­ge­schich­te von ar­min mai­wald über die her­stel­lung von heft­pflas­tern ge­zeigt, die auch wirk­lich sehr alt sein muss­te, weil ar­min mai­wald aus dem off ein paar sym­pa­thi­sche, aber auch ein biss­chen al­ber­ne witz­chen mach­te. ei­gent­lich wa­ren die wit­ze so­gar — auf eine sym­pa­ti­sche art — ein biss­chen pein­lich, so wur­de am ende der sach­ge­schich­te, la­chen vom band ein­ge­spielt.

bei shaun das schaf, hat­te bit­zer ein pflas­ter am hin­tern und ich fra­ge mich, wie die pro­gramm­pla­nung bei der sen­dung mit der maus ei­gent­lich funk­tio­niert: „wir ha­ben hier ne alte sach­ge­schich­te über heft­pflas­ter, macht doch mal eine shaun das schaf mit nem pflas­ter!“ oder „oh, in shaun das schaf sieht man ein­mal kurz ein pflas­ter — ha­ben wir nicht auch was mit pflas­tern?“

an­sons­ten fand ich shaun das schaf wie­der doof und mo­ra­li­sie­rend.


zi­tro­nenspa­get­ti nach hans ger­lach

felix schwenzel in gekocht

die bei­fah­re­rin schlug mir ges­tern vor, die­ses re­zept („Spa­get­ti al Ur­laub“) von hans ger­lach zu ko­chen. nach­dem sie heu­te ir­gend­wel­che teu­ren spa­get­ti und eine bio-zi­tro­ne be­sorgt hat­te, hab ich das eben ge­kocht:

ich hab zu­erst mit der brü­he an­ge­fan­gen und 450 mil­li­li­ter was­ser mit zwei tee­löf­feln he­fe­frei­em hüh­ner­brü­hen­pul­ver und dem saft der bio-zi­tro­ne zum ko­chen ge­bracht. vor­her hab ich noch die scha­le der zi­tro­ne ab­ge­rie­ben. die brü­he soll sich um die hälf­te re­du­zie­ren, was bei mir so um die 10 mi­nu­ten ge­dau­ert hat. die 500 gramm spa­get­ti brauch­ten 10 mi­nu­ten, in der zeit habe ich 80 gramm (selbst) ge­rie­be­nen par­me­san mit zwei ei­ern und und ein biss­chen (50 mil­li­li­tern) salz­was­ser ver­quirlt und die zi­tro­nen­scha­le mit ei­ner (gros­sen) hand­voll fein ge­hack­ter, glat­ter pe­ter­si­lie ver­mengt. als die brü­he auf ca. 225 mil­li­li­ter flüs­sig­keit ver­dampft war, habe ich zwei ess­löf­fel but­ter, die pe­ter­si­lie und zi­tro­nen­scha­le un­ter die brü­he ge­rührt, die spa­get­ti ab­ge­gos­sen und al­les zu­sam­men­gemengt.

das war am ende schön cre­mig, fast sah­nig und an­ge­nehm sau­er. die men­ge soll an­geb­lich für 4 per­so­nen rei­chen, wir ha­ben al­les zu dritt weg­ge­müm­melt.


Photo by felix schwenzel in Greenwichpromenade. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

zwei schwä­ne.


zwei schwä­ne.


black mir­ror s01e03 (the en­ti­re histo­ry of you)

felix schwenzel in gesehen

ich hat­te, be­vor ich an­ge­fan­gen habe black mir­ror zu gu­cken, mehr­fach ge­hört, dass die ers­te fol­ge die schlech­tes­te sei und die fol­gen­den im­mer bes­ser wür­den. bis jetzt emp­fin­de ich das ge­naue ge­gen­teil. die ers­te fol­ge fand ich am bes­ten, die zwei­te ziem­lich gut und die drit­te, the en­ti­re histo­ry of you, eher so naja.

in die­ser fol­ge geht es um ei­nen ra­send ei­fer­süch­ti­gen ty­pen, der, wie am an­fang an­ge­deu­tet wird, auch von all­ge­mei­nen selbst­zwei­feln ge­plagt wird und aus­ser viel geld of­fen­bar kaum an­de­re her­aus­ste­chen­de cha­rak­ter­merk­ma­le hat. die­se ge­schich­te hät­te auch in ei­nem 70er-jah­re set­ting er­zählt wer­den kön­nen, was wit­zi­ger­wei­se auch durch die 70er-jah­re au­tos, die die prot­ago­nis­ten fah­ren (wenn sie mal kein taxi fah­ren), un­ter­stri­chen wird. die ge­schich­te könn­te auch als lü­cken­fül­ler in ei­ner fol­ge game of thro­nes er­zählt wer­den oder als kos­tüm­dra­ma an kö­nig lud­wigs hof. ei­gent­lich wur­de die­se ge­schich­te auch schon tau­send­mal er­zählt. dass sich in die­ser va­ri­an­te die ei­fer­sucht, un­si­cher­heit und ego­ma­nie über eine tech­no­lo­gie ka­na­li­siert, mit der men­schen all ihre er­in­ne­run­gen spei­chern und wie­der und wie­der ab­spie­len kön­nen, kommt mir kom­plett ver­nach­läs­sig­bar vor.

die ei­gent­li­chen fra­gen nach ver­trau­en, of­fen­heit oder be­zie­hungs­fä­hig­keit stel­len sich mit und ohne tech­no­lo­gie. men­schen su­chen seit tau­sen­den jah­ren nach ant­wor­ten auf die fra­ge, wie sie mit ih­rer ei­fer­sucht oder ver­trau­ens­kri­sen um­ge­hen sol­len.

soll ich sei­ne/ihre brie­fe le­sen? soll ich auf ih­ren/sei­nen han­dy rum­schnüf­feln? mal­te wel­ding wer­den sol­che fra­gen of­fen­bar hin und wie­der ge­stellt. und sei­ne ant­wort ist wei­se: „Ver­trau­en ist gut, mehr Ver­trau­en ist bes­ser.“

[W]enn man naiv ist, was ver­liert man da­bei? Es ist noch kei­ne Be­zie­hung durch um­fas­sen­des Mit­le­sen ge­ret­tet wor­den, aber maß­lo­se Über­wa­chung hat noch jede ge­tö­tet.

weil die in the en­ti­re histo­ry of you er­zähl­te ge­schich­te so vor­her­seh­bar war und das ende nach un­ge­fähr 10 mi­nu­ten klar war, habe ich mich in die­ser fol­ge black mir­ror furcht­bar ge­lang­weilt. die ge­schich­te ist mir auch nicht in den kopf ge­kro­chen, im ge­gen­teil: sie liess mich nicht über tech­no­lo­gie­fol­gen nach­den­ken, son­dern über die be­kloppt­heit der prot­ago­nis­ten. dazu kam, dass in die­ser fol­ge die zei­ge­fin­ger der au­toren sicht­bar wa­ren. in den vor­he­ri­gen bei­den fol­gen, ha­ben sie sich be­müht, ihre zei­ge­fin­ger, das be­wer­ten von tech­no­lo­gie­fol­gen, sorg­fäl­tig zwi­schen den zei­len zu ver­ste­cken.

nach die­sen drei fol­gen ha­ben ich be­reits die ers­te staf­fel black mir­ror durch. fol­ge 1 habe ich die höchst­wer­tung (5/5) ge­ge­ben, weil sie mich auf eine an­ge­neh­me art ver­stört hat, fol­ge 2 hat mich noch im­mer be­geis­tert (4/5), ich fand sie klug dra­ma­ti­siert und eben­falls ver­stö­rend. die­se fol­ge hat mich ag­gres­siv ge­lang­weilt und ge­nervt.

(black mir­ror kann man auf net­flix se­hen.)


black mir­ror s01e02 (15 mil­li­on me­rits)

felix schwenzel in gesehen

nicht ganz so ver­stö­rend wie die ers­te fol­ge, aber auch ver­stö­rend. in 15 mil­li­on me­rits wird eine her­me­ti­sche welt ge­zeigt, in der die men­schen in klei­nen me­di­en­bo­xen woh­nen und sich den gan­zen tag mit me­di­en­in­hal­ten be­schal­len las­sen (müs­sen). ad­blo­cker kos­ten geld, weg­gu­cken wird be­straft. geld (me­rits) ver­die­nen die men­schen, in­dem sie den gan­zen tag lang fahr­rad fah­ren, geld ge­ben sie für es­sen, ad­blo­cking oder für kla­mot­ten für ihre ava­tare aus. das ist al­les schön bunt und ziem­lich dys­to­pisch dar­ge­stellt.

ver­stö­rend ist die un­ent­rinn­bar­keit des sys­tems, nie­mand be­gehrt auf, je­der be­kommt aus­rei­chend brot und spie­le und das sys­tem scheint in ge­wis­ser wei­se selbst­or­ga­ni­sie­rend, es wird kein gros­ser, bö­ser füh­rer ge­zeigt oder re­pres­si­on, die über die so­zia­le kon­trol­le durch mit­men­schen hin­aus­geht.

ge­nau wie die ers­te fol­ge, kann man auch die­se fol­ge als in­tel­li­gen­te ge­sell­schaft­kri­tik ver­ste­hen, in­dem vor­han­de­ne ge­sell­schaft­li­che zu­stän­de über­spitzt ge­zeich­net wer­den und wei­ter­ge­dacht wer­den. war das in der ers­ten fol­ge die druck- und macht­ver­schie­bung durch so­zia­le me­di­en und das netz, ist es in die­ser fol­ge das spiel der mas­sen­me­di­en und cas­ting­shows mit au­then­ti­zi­tät, mas­sen­ge­schmä­ckern und dem pri­mat der un­ter­hal­tung, dem sich die men­schen­wür­de und an­stand, nach der lo­gik der mas­sen­me­di­en, un­ter­zu­ord­nen ha­ben.

das al­les wird sehr plas­tisch und dras­tisch, mit re­la­tiv mi­ni­ma­len mit­teln, dar­ge­stellt und ist al­lein da­durch — ha — un­ter­halt­sam. na­tür­lich ist es ein biss­chen pa­ra­dox sich eine sen­dung auf ei­nem hoch­auf­lö­sen­den bild­schirm an­zu­gu­cken, in der men­schen kri­tisch dar­ge­stellt wer­den, die sich sen­dun­gen auf hoch­auf­lö­sen­den bild­schir­men an­se­hen.

was die­se fol­ge, wie die ers­te, bei mir ge­schafft hat: sie hat sich in mei­nem kopf fest­ge­setzt und es wie­der ge­schafft, bil­der in mir ent­ste­hen zu las­sen, die ich nicht mehr so ein­fach los­wer­de. das schaf­fen die we­nigs­ten fern­seh­se­ri­en — und black mir­ror hat’s nun schon zwei­mal ge­schafft.

(black mir­ror kann man auf net­flix se­hen.)


goog­le AMP — com­ple­te and ut­ter fail­ure

felix schwenzel in artikel

seit der an­kün­di­gung von AMP habe ich mich, vor al­lem aus tech­no­lo­gi­scher neu­gier, be­müht das for­mat be­reit­zu­stel­len. im ja­nu­ar be­gann goog­le mei­ne AMP-for­ma­tier­ten sei­ten in den in­dex auf­zu­neh­men, etwa 500 AMP sei­ten auf wir­res.net wa­ren am 2.2.2016 in­de­xiert. zu die­sem zeit­punkt hat­te ich auch be­reits die meis­ten feh­ler der sei­ten be­sei­tigt, heu­te sind mei­ne sei­ten, AMP-tech­nisch, laut web­mas­ter con­so­le und laut de­bug­ging tool, fehelrfrei.

aber goog­le hat nicht nur über die letz­ten wo­chen hin­weg ge­merkt, dass mei­ne AMP-sei­ten syn­tak­tisch kor­rekt sind (die 6 mo­nier­ten feh­ler da­tie­ren al­le­samt auf ver­sio­nen von vor dem 2.1.2016), son­dern auch nur 4 mei­ner AMP-sei­ten im in­dex.

auch als ich noch mehr sei­ten im goog­le-in­dex hat­te, hat­te ich ma­xi­mal 1-2 be­su­cher pro tag auf mei­nen AMP-sei­ten, im goog­le-in­dex war ich, so­weit ich se­hen konn­te, AMP-mäs­sig un­sicht­bar. das heisst auch mo­bi­le such­ergeb­nis­sei­ten, zeig­ten nie mei­ne AMP-sei­ten an, son­dern stets die re­gu­lä­ren sei­ten. das ist ja nicht wei­ter schlimm, aber ich habe das ge­fühl, dass goog­le white oder black­lists führt und AMP-sei­ten nur von re­no­mier­ten, reich­wei­ten­star­ken web­sei­ten in die (mo­bi­len) such­ergeb­nis­sei­ten auf­nimmt.

ich fin­de die idee und die aus­füh­rung hin­ter dem AMP-pro­jekt nach wie vor fas­zi­nie­rend, weil es ver­spricht, sei­ten im web — und nicht etwa nur in apps — ef­fek­tiv und von stö­ren­dem und ir­ri­tie­ren­den müll be­freit, aus­zu­lie­fern, aber die im­ple­men­tie­rung und ad­ap­ti­on von AMP scheint, selbst bei goog­le selbst, un­ter al­ler ka­no­ne zu sein. des­halb bin ich ge­spannt auf den öf­fent­li­chen face­book in­stant ar­tic­les roll­out mit­te april, auch wenn sich die vor­tei­le vor al­lem in der app aus­wir­ken wer­den, aber im­mer­hin ist die face­book-im­ple­men­tie­rung so ge­löst, dass es im­mer ei­nen fall­back auf die web­ver­si­on gibt und die in­stant-ar­tic­les-ver­si­on wie ein sah­ne­häub­chen funk­tio­niert.


ap­ple news ist üb­ri­gens auch eine mitt­le­re ka­ta­stro­phe, zu­min­dest, wenn man ein me­di­um mit nur um die 100tau­send sei­ten­an­sich­ten im mo­nat (30.000 web, 60.000 RSS) be­treibt. ich habe mich dort vor ei­nem hal­ben jahr test­wei­se an­ge­mel­det und vor­erst nur ei­nen (eng­lisch­spra­chi­gen) RSS-ka­nal an­ge­mel­det, was ei­ner mitt­le­ren ka­ta­stro­phe gleich kam, weil sich die ap­ple news in­hal­te per RSS nicht ak­tua­li­sier­ten und auch nicht edi­tie­ren lies­sen. jetzt ist das ap­ple news for­mat teo­re­tisch für je­den of­fen, aber ap­ple lässt auch hier sei­nen ma­ni­schen kon­troll­wahn wal­ten. mei­ne bit­te um frei­ga­be mei­nes ap­ple news ka­nals wur­de be­reits zwei­mal ab­ge­lehnt, weil die ap­ple-tür­ste­her zwei­mal mein­ten, dass mein ka­nal­na­me ih­nen nicht passt und mich zwei­mal zu­rück­ge­wi­sen ha­ben. von mir aus kann ap­ple sei­nen news-for­mat al­lei­ne nut­zen, das zu­dem auch noch irre kom­pli­ziert und sehr pro­prie­tär ist.


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  an­ke­groe­ner.de: Ta­ge­buch, Frei­tag, 1. April 2016 – Die Böh­mer­mann-Edi­ti­on

nach­dem ich mich eher ober­fläch­lich mit jan böh­mer­manns be deutsch-vi­deo be­schäf­tigt habe, hat sich ges­tern sa­scha lobo sehr klug da­mit aus­ein­an­der­ge­setzt, und jetzt hat anke grö­ner ganz wun­der­bar be­schrie­ben, war­um sie das vi­deo kri­tisch be­trach­tet, nach­dem sie es vor zwei ta­gen erst ganz lus­tig fand.

sehr le­sens­wert, sehr grö­ne­rig.


the path s01e01 (what the fire throws)

felix schwenzel in gesehen

un­in­ter­es­sant, lang­wei­lig, ste­reo­ty­pen­rei­tend, pa­the­tisch und öde. eine gan­ze stun­de lang habe ich mir ge­lang­weilt eine ge­schich­te an­ge­se­hen, die ver­sucht span­nung auf­zu­bau­en und kon­flik­te und klei­ne mys­te­ri­en auf­zu­bau­en, ohne auch nur ei­nen in­ter­es­san­ten men­schen zu zei­gen, des­sen schick­sal mich die boh­ne in­ter­es­sie­ren wür­de.

die ge­schich­te lässt sich in ei­nem satz be­schrei­ben: es wird eine art sek­te ge­zeigt in der sich alle irre wohl­zu­füh­len schei­nen und ei­ner (ge­spielt von aa­ron paul), der nach ein biss­chen zu viel dro­gen, leich­te zwei­fel an der leh­re in sich auf­kei­men sieht.

das ist al­les nicht nur irre lang­wei­lig, son­dern auch to­tal flach, lust­los und viel zu lang­at­mig in­sze­niert. hier ein paar sex­sze­nen, von de­nen man eine so­gar zwei­mal ge­zeigt be­kommt, stumpf­sin­ni­ge vor­trä­ge, die der re­li­giö­sen in­dok­tri­na­ti­on die­nen sol­len („wollt ihr mir ins licht fol­gen?“) und im­mer wie­der durch­sich­ti­ge, sen­dungs­in­ter­ne cliff­han­ger, die von wer­be­pau­se zu wer­be­pau­se mit­ge­schleppt wer­den, um dann un­spek­ta­ku­lär auf­ge­löst zu wer­den.

schau­pie­le­risch ist das al­les auf schlech­tem tat­ort-ni­veau und aa­ron paul horst tap­pert un­ge­lenk durch die sen­dung und reisst das ni­veau noch­mal ein paar punk­te run­ter.

glat­te 0 punk­te von 5. 


[nach­trag 02.04.2016]

eine kom­plett an­de­re wahr­neh­mung scheint hen­ning har­der von den se­ri­en­jun­kies ge­habt zu ha­ben, der die pi­lo­t­epi­so­de „top be­setzt“, „in­tel­li­gent“ und „fes­selnd“ fand. er fand es auch völ­lig nor­mal, dass sich frau­en in der se­rie im­mer wie­der „se­xu­ell an­bie­ten“ (sei­ne wor­te), dass aa­ron paul „her­vor­ra­gend emo­tio­nal“ spie­le und gibt 5/5 punk­ten.


trump hat schon den ame­ri­ka­ni­schen bot­schaf­ter ein­be­stellt:

youtube-video laden, info, direktlink

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  vice.com: Sor­ry, aber Böh­mer­manns ‚BE DEUTSCH‘ ist echt nicht die Lö­sung   #

ich muss­te bei die­sem vi­deo an­satz­wei­se über ei­nes la­chen: wie ein­fach jan böh­mer­mann til lin­de­mann par­odiert. an­sons­ten eher nicht; ich konn­te nicht be­son­ders viel la­chen und habe das vi­deo auch nicht zu­en­de ge­guckt. aber das soll ja auch so sein, weil das vi­deo kom­plett iro­nie­frei ist. jan böh­mer­mann trans­por­tiert in dem vi­deo eine bot­schaft, an der es über­haupt nichts aus­zu­set­zen gibt, aber der hei­li­ge ernst, mit dem böh­mer­mann das vor­trägt, das feh­len von jeg­li­chem witz, oder ge­nau­er, je­der dop­pel­bö­dig­keit, ist eben un­wit­zig. es ist die glei­che idee, wie beim köl­ner kar­ne­val, den ich auch völ­lig witz­los fin­de: sich ne pe­rü­cke oder ein kos­tüm an­zu­zie­hen und sich selbst für sein jeck-sein zu lo­ben ist nicht au­to­ma­tisch un­ter­halt­sam.

na­tür­lich meint jan böh­mer­mann es gut, aber das macht es eben auch so un­er­träg­lich.

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  face­book.com/sa­scha.lobo: We­ni­ger be­kannt habe ich bis­her wer­den las­sen, dass...   #

sa­scha lobo hat nicht nur 270 ko­lum­nen für spie­gel-on­line ge­schrie­ben, son­dern auch die knapp 54000 kom­men­ta­re da­drun­ter ge­le­sen. und jetzt ist et­was in ihm zer­bro­chen.

Die kleins­ten, nur noch dif­fus er­kenn­ba­ren De­tails auf die emp­find­lichs­te Gold­waa­ge zu le­gen, die man krie­gen kann. Und gleich­zei­tig selbst un­ge­nau, nach­läs­sig und ver­schwie­melt zu kom­mu­ni­zie­ren und vor­zu­ge­hen. Nur dann al­les ganz, ganz ge­nau zu neh­men, wenn es ei­nem ins längst vor­ge­fer­tig­te Bild passt, aber in al­len an­de­ren Be­rei­chen gilt kei­ne Re­gel, kei­ne Lo­gik, kei­ne Kon­sis­tenz, kein gar nichts – das ist er, der Netz­aber­glau­be.

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  tech­dirt.com: Af­ter Lea­ding The At­tack On In­ves­ti­ga­ti­ve Jour­na­lism, Pre­si­dent Oba­ma Whines About A Lack Of In­ves­ti­ga­ti­ve Jour­na­lism   #

die über­schrift sagt es schon, ba­rack oba­ma be­klagt sich über feh­len­den in­ves­ti­ga­ti­ven jour­na­lis­mus, ohne zu be­mer­ken, dass sei­ne re­gie­rung nicht gan­zun­be­tei­ligt dar­an ist, dass es der in­ves­ti­ga­ti­ve jour­na­lis­mus be­son­ders schwer hat. die gna­den­lo­se ver­fol­gung von whist­le­b­lo­wern, das un­ter druck set­zen von jour­na­lis­ten (fra­gen sie mal lau­ra poi­t­ras oder da­vid mi­ran­da, wel­chen spass es macht in­ves­ti­ga­tiv un­ter­wegs zu sein) und die ra­di­ka­le in­trans­pa­renz der re­gie­rung, las­sen oba­mas kla­ge, nun ja, an­satz­wei­se schein­hei­lig er­schei­nen. und ge­ra­de die­se schein­hei­lig­keit, die lü­cke zwi­schen an­spruch und wirk­lich­keit, könn­te ei­ner der grün­de sein, dass die oba­ma-re­gie­rung so be­son­ders ver­schwie­gen ist:

Way back in 2011, I saw Da­ni­el Ells­berg speak, and he spe­cu­la­ted that a key re­ason why Pre­si­dent Oba­ma was so in­cre­di­bly ho­sti­le to a free and open press was be­cau­se he was em­bar­ras­sed by his own ac­tions that they were in­ves­ti­ga­ting. Ells­berg poin­ted out that the pre­vious pre­si­dent, Ge­or­ge W. Bush was known for wi­de­ly ab­using the power of his po­si­ti­on, but he see­med proud of do­ing so. Pre­si­dent Oba­ma, on the other hand, got elec­ted with pro­mi­ses of mo­ving away from such ab­u­ses and res­to­ring ci­vil li­ber­ties. But that did­n't hap­pen. Things went in the other di­rec­tion un­der his watch and his com­mand. So you could un­der­stand why the Pre­si­dent re­mains less than keen about leaks and the me­dia dig­ging into things like mass sur­veil­lan­ce of Ame­ri­cans, or se­cret dro­ne bom­bing cam­paigns.

dazu passt auch, was netz­po­li­tik auf­ge­schrie­ben hat:

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  netz­po­li­tik.org: Vier von fünf Ant­wor­ten ge­schwärzt: US-Be­hör­den un­ter Oba­ma im­mer in­trans­pa­ren­ter   #

arne sems­rott:

Bei ins­ge­samt 769.903 An­fra­gen be­deu­tet dies fast 600.000 Schwär­zun­gen und Ab­leh­nun­gen. Zu Be­ginn von Oba­mas Amts­zeit 2008 lag die Ab­leh­nungs­quo­te noch bei 65 Pro­zent. Zum Ver­gleich: In Deutsch­land gab es im ver­gan­ge­nen Jahr we­ni­ger als 10.000 An­fra­gen. Die Ab­leh­nungs­quo­te schwankt hier je­des Jahr deut­lich, liegt aber im Schnitt etwa bei ei­nem Drit­tel.

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  buzzfeed.com: The Un­be­ara­ble Sad­ness Of Ben Af­fleck   #

scho­nungs­lo­ses, tief­schür­fen­des, sehr lan­ges und ein biss­chen ge­mei­nes por­trait über ben af­fleck, von anne he­len pe­ter­sen. es geht in dem por­trait zwar auch um ben af­flecks pri­vat­le­ben, aber wirk­lich in­ter­es­sant ist, dass ge­nau die­se de­tails un­ter dem aspekt der kar­rie­re­pla­nung und der PR-stra­te­gie ana­ly­siert wer­den. ich fand das sehr er­hel­lend und auch ein biss­chen un­ter­halt­sam für mei­ne dunk­le, vo­y­o­ris­ti­sche sei­te.

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  mar­gi­nal­re­vo­lu­ti­on.com: How to hide from the po­li­ce in Los An­ge­les   #

das ist ei­nes der pro­ble­me der to­tal­über­wa­chung: wirk­lich kri­mi­nel­le, fin­den die lü­cken im sys­tem im­mer und nut­zen sie ge­konnt aus. hier ein bei­spiel, in dem ver­bre­cher ihre flucht­we­ge an den ein­flug­schnei­sen von flug­hä­fen aus­rich­ten, weil sie dann nicht von po­li­zei­hub­schrau­bern ver­folgt und er­fasst wer­den kön­nen.

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  spie­gel.de: „Rock Me Ama­de­us“ von Fal­co: Die Ge­schich­te des deut­schen US Nr.1 Hit   #

ni­klas sai­ler über hans höl­zel. le­sens­wert.

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  te­xas­month­ly.com: Sa­mu­al Wal­ker, Sa­mu­el Colt, and the Six-Shoo­ters That Won the West   #

eine ge­schich­te über ei­nen sol­da­ten (der ge­gen ein­ge­bo­re­ne ame­ri­ka­ner kämpf­te) und ei­nen waf­fen­pro­du­zen­ten. ei­gent­lich ist das un­wahr­schein­lich, dass mir so eine ge­schich­te ge­fal­len wür­de, aber sie ent­behrt nicht ei­ner ge­wis­sen fas­zi­na­ti­on. des­halb: auch le­sens­wert.

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  bild­blog.de: Schnell, schnel­ler, „Fo­cus On­line“   #

mats schö­nau­er:

Ja, „Fo­cus On­line“ ist schnell. Schnel­ler als die meis­ten an­de­ren. Aber wenn der Piz­za-Lie­fer­dienst nur zwei Mi­nu­ten braucht und statt ei­ner war­men Piz­za eine kal­te Rat­te bringt, soll­te man sich viel­leicht mal fra­gen, ob Schnel­lig­keit wirk­lich al­les ist.

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  bbc.com: Le­gen­da­ry di­no­saurs that we all ima­gi­ne com­ple­te­ly wrong   #

sieht aus, als müss­te ju­ras­sic park neu ver­filmt wer­den.


bet­ter call saul se02e07 (in­flata­ble)

felix schwenzel in gesehen

ich guck bet­ter call saul nach wie vor irre ger­ne. und auch wenn es ak­tu­ell so um die drei hand­lungs­strän­ge gibt, fü­gen die sich an­ge­nehm an­ein­an­der. dazu kommt, dass die span­nung sich nicht aus be­son­ders span­nen­den vor­gän­gen speist, son­dern aus der zeit­lu­pen-ar­ti­gen — oder eher echt­zei­ti­gen — er­zäh­lung speist. die fra­ge ist nicht, wie bei brea­king bad, „über­le­ben wal­ter oder jes­se das jetzt?“, „brin­gen sie den mann um?“, „kom­men sie da wi­der raus?“, son­dern „nimmt kim das gros­se an­ge­bot an, oder das klei­ne?“ oder „schläft jim­my jetzt wie­der im na­gel­stu­dio?“

apro­pos gross oder klein, den pipi-ka­cka-witz fand ich ganz gran­di­os. bjar­ne bock sieht das auf se­ri­en­jun­kies.de ganz an­ders:

An die­sem Punkt soll­te an­ge­merkt wer­den, dass we­der Co­me­dy noch Dra­ma per se gut oder schlecht sind - ich per­sön­lich ver­eh­re Gil­ligan und Co. nor­ma­ler­wei­se für ih­ren be­son­de­ren Sinn für Hu­mor. Doch bei die­ser Epi­so­de bin ich et­was kri­ti­scher ein­ge­stellt. Da­bei be­zie­he ich mich in ers­ter Li­nie auf den Part, in dem Jim­my, nach­dem er sich end­lich dazu durch­ge­run­gen hat, sei­nen se­riö­sen Job bei Da­vis & Main auf­zu­ge­ben, al­les dar­an setzt, ge­feu­ert zu wer­den, da­mit er zu­min­dest noch die Will­kom­mens­prä­mie ab­grei­fen kann.

So ver­gnüg­lich und ein­falls­reich die Mon­ta­ge­se­quenz mit dem „Wab­bel-Wa­ckel-Ar­mi­gen-Wind­ho­sen-Ka­me­rad“ auch ist, Jim­mys Fi­gur läuft dar­in gleich mehr­mals Ge­fahr, den sprich­wört­li­chen „Shark zu jum­pen“, also et­was der­art Lä­cher­li­ches oder Un­glaub­wür­di­ges zu tun, dass man als Zu­schau­er auf­hört, sich mit ihm zu iden­ti­fi­zie­ren. Wem sein Toi­let­ten­spü­lungs­boy­kott noch nicht ge­nug war, der hat sich wohl spä­tes­tens beim Du­del­sack­kon­zert im Büro ge­wun­dert.

ge­nau an die­sen bei­den stel­len konn­te ich mich ganz be­son­ders mit „jim­mys fi­gur“ iden­ti­fi­zie­ren, ei­gent­lich so­gar zum ers­ten mal in der gan­zen se­rie. sonst iden­ti­fi­zie­re ich mich in die­ser se­rie na­tür­lich mit mike!

ich bin auch froh, dass anke grö­ner die se­rie auch ger­ne guckt. ich bin ei­gent­lich um je­den men­schen froh, der sich die­se se­rie mit ver­gnü­gen an­guckt, weil es zeigt, dass auch se­ri­en, die ge­gen den span­nungs­er­war­tungs­strom schwim­men, er­folg­reich und sehr un­ter­halt­sam sein kön­nen.


satu­da­rah – ein­bli­cke hin­ter die ku­lis­sen des ro­cker­clubs (wdr)

felix schwenzel in gesehen

auf me­dia­steak ge­fun­den, eine doku über den nie­der­län­di­schen ro­cker-club satu­da­rah, der sei­nen prot­ago­nis­ten er­staun­lich nahe auf die pel­le rückt und sie bei ein paar ih­rer tref­fen, selbst­in­sze­nie­run­gen und in­itia­li­sie­rungs­ri­ten be­ob­ach­tet.

die doku zu se­hen, steht dem kon­sum von sons of an­ar­chy in fast nichts nach. das, was ich an sons of an­ar­chy so schreck­lich fand, das pim­melfech­ten, der al­ber­ne männ­lich­keits­kult, über­haupt das kul­ti­sche und die völ­li­ge ab­we­sen­heit von ak­zep­ta­blen hu­mor, kann man eins zu eins in der doku be­ob­ach­ten. in­so­fern muss man sons of an­ar­chy wohl eins zu gute hal­ten, dass es tei­le der ro­cker-rea­li­tät wohl sehr ak­ku­rat ab­ge­bil­det hat. nur dass die rea­li­tät die die doku zeigt, noch ein biss­chen al­ber­ner wirkt.

ein wei­te­rer er­staun­li­cher par­al­lel­ef­fekt: wie bei sons of an­ar­chy er­wisch­te ich mich stel­len­wei­se, wie ich anst­zwei­se, im­mer nur ganz kurz, sym­pa­thien für die hei­opeis ent­wi­ckel­te und sie gleich­zei­tig für enorm schlech­te schau­spie­ler hielt. trotz ih­res ma­ni­schen männ­lich­keits­wahns und sei­ner teil­wei­se sehr schlech­ten dar­stel­lung, liess es sich nicht ver­mei­den, dass stel­len­wei­se mensch­lich­keit durch­schim­mer­te.

wie ge­sagt, die doku ist er­staun­lich nah und an­ge­nehm zu­rück­hal­tend, wes­halb ich 4 punk­te gebe und gu­ten ge­wis­sens emp­feh­len kann, sich das auch an­zu­gu­cken, zum bei­spiel in der ARD-me­dia­thek


Photo by felix schwenzel in ESMT Berlin. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

die uhr am ro­ten filz­haus funk­tio­niert wie­der.


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  spie­gel.de: Sa­scha Lobo über IS-Ter­ror: Über­wa­chung ist die fal­sche Ant­wort

die über­schrift der ak­tu­el­len ko­lum­ne von sa­scha lobo hört sich an, wie die über­schrift ei­ni­ger äl­te­rer ko­lum­nen von ihm, aber in der ko­lum­ne selbst, kon­zen­triert er sich auf ei­nen neu­en aspekt: bei­na­he alle der is­la­mis­ti­schen at­ten­tä­ter der letz­ten zwei jah­re wa­ren po­li­zei­be­kannt.

Alle 15 iden­ti­fi­zier­ten At­ten­tä­ter stan­den auf Ter­ror­warn­lis­ten oder „Is­la­mis­ti­sche Ge­fähr­der“-Lis­ten in min­des­tens ei­nem eu­ro­päi­schen Land. Die meis­ten stan­den zu­sätz­lich auf wei­te­ren Lis­ten wie der No-Fly-List oder der TIDE der Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Alle 15 konn­ten als ge­walt­a­ffin ein­ge­stuft wer­den. 14 hat­ten be­kann­ten Kon­takt mit an­de­ren ra­di­ka­len Is­la­mis­ten (ei­ner ra­di­ka­li­sier­te sich of­fen­bar nur über das Netz). Zwölf hat­ten Rei­sen zum „Is­la­mi­schen Staat“ nach Sy­ri­en, in den Irak oder nach Je­men zu al-Qai­da un­ter­nom­men. Zehn hat­ten Vor­stra­fen, die meis­ten we­gen Ge­walt­ver­bre­chen. Acht schließ­lich wa­ren zum Teil seit Jah­ren zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben

sa­scha lobo at­tes­tiert den eu­ro­päi­schen be­hör­den und staa­ten to­ta­les struk­tu­rel­les ver­sa­gen:

Das also ist die grau­si­ge Rea­li­tät in Deutsch­land und Eu­ro­pa - ein über­las­te­tes, weil ka­putt­ge­spar­tes Jus­tiz­sys­tem ver­ur­teilt Ver­bre­cher, die dann von der über­las­te­ten, weil ka­putt­ge­spar­ten Po­li­zei nicht ins Ge­fäng­nis ge­bracht wer­den kön­nen.
Ab­sur­di­tä­ten des Über­wa­chungs­zeit­al­ters: Nie war Un­ter­tau­chen leich­ter, dank struk­tu­rel­len Staats­ver­sa­gens.

ich fin­de den ar­ti­kel von sa­scha lobo drin­gend nö­tig, bzw. fra­ge mich, war­um die­ser aspekt in der ter­ror-be­richt­erstat­tung bis­her so kurz ge­kom­men ist. drin­gend not­wen­dig fand ich vor­ges­tern auch die re­la­ti­vie­rung des is­la­mis­ti­schen ter­rors durch con­stan­tin seibt. ich kann mich ir­ren, aber ich habe das ge­fühl, dass sa­scha lobo, beim zwei­ten punkt der ge­fähr­li­chen re­ak­tio­nen auf den ter­ror, in­di­rekt con­stan­tin seibts re­ak­ti­on kri­ti­siert:

Ja. Es gibt ei­nen mör­de­ri­schen, is­la­mis­ti­schen Fa­schis­mus in Eu­ro­pa. Die ge­fähr­lichs­te Ant­wort dar­auf ist ein eu­ro­päi­scher Ge­gen­fa­schis­mus. Die zweit­ge­fähr­lichs­te Ant­wort ist die Ver­harm­lo­sung oder gar Leug­nung des is­la­mis­ti­schen Fa­schis­mus. Hier soll die Rede sein von der dritt­ge­fähr­lichs­ten Ant­wort dar­auf, denn es ist die­je­ni­ge, die sei­tens Po­li­tik und Be­hör­den ak­tu­ell vor­ge­tra­gen wird.

ich fin­de zwar nicht, dass seibt in sei­ner ko­lum­ne den is­la­mis­ti­schen ter­ror ver­harm­lost, son­dern ihn re­la­ti­viert, ihn ins ver­hält­nis setzt und ein­ord­net. und re­la­ti­vie­rung, also ein­ord­nung, ist im­mer wich­tig, auch wenn jede re­la­ti­vie­rung an­griffs­flä­chen für den vor­wurf der ver­harm­lo­sung öff­net. con­stan­tin seibts fisch­grä­ten-ver­gleich ist hef­tig kri­ti­siert wor­den und mitt­ler­wei­le auch (lei­der still­schwei­gend, sie­he auch den nach­trag un­ten) ge­än­dert wor­den, aber er zeigt mei­ner mei­nung nach gut, dass angst und kopf­lo­ser ak­tio­nis­mus nie die op­ti­ma­le re­ak­ti­on auf rea­le ge­fah­ren und ri­si­ken sind. auch wenn je­der ein­zel­ne ver­kehrs­teil­neh­mer von den tau­sen­den ver­kehrs­to­ten pro jahr weiss, set­zen sich die meis­ten eben nicht mit angst ans steu­er. in­ter­es­san­ter­wei­se re­agiert der staat beim ver­such die zahl der ver­kehr­to­ten zu re­du­zie­ren, ganz an­ders als beim ter­ror: er ach­tet akri­bisch dar­auf frei­heits­rech­te nicht zu stark ein­zu­schrän­ken: statt ei­nes ge­ne­rel­len tem­po­li­mits, stellt das ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um schil­der mit ap­pel­len auf („run­ter vom gas“).

ein­ord­nung, auch der ver­gleich von äp­feln mit bir­nen, ist und bleibt wich­tig, wie un­ter an­de­rem auch ge­ra­de bernd hoe­cker mit sei­ner re­la­ti­vie­rung der „flücht­lings­wel­le“ ge­zeigt hat. aber auch sa­scha lobo re­la­ti­viert in sei­ner ko­lum­ne. er re­la­ti­viert die stolz vor­ge­tra­ge­nen er­mitt­lungs­er­fol­ge der be­hör­den und setzt sie (im­pli­zit) ins ver­hält­nis, zu ih­rem schei­tern.


[nach­trag]

con­stan­tin seibt hat et­was län­ger über die kri­tik an sei­nem fisch­grä­ten-ver­gleich und die kor­rek­tur auf face­book ge­schrie­ben

Und als Jour­na­list hat man fast kei­ne Chan­ce, nicht den Job der Ter­ro­ris­ten zu tun, aus­ser man tut sei­nen Job nicht.
Also was tun? Ich glau­be, dass Küh­le im Zwei­fel die bes­se­re Hal­tung ist als ge­heu­chel­ter Schre­cken oder ge­heu­chel­tes Mit­ge­fühl: Ge­heu­chelt, weil man das Los ei­nes Ver­stüm­mel­ten oder von je­man­den, der je­man­den ver­lo­ren hat, nur als Echo nach­emp­fin­det. Und Ter­ror hat ja im­mer eine po­li­ti­sche Ab­sicht: Die Ter­ro­ris­ten wol­len ei­nen zu et­was brin­gen. Und die Leu­te, die das Bom­ben- und Ge­wehr­feu­er dazu be­nut­zen, ihre küh­len Hän­de zu wär­men, auch.

 


the night ma­na­ger s01e05 und e06

felix schwenzel in gesehen

am ende wur­de mir the night ma­na­ger ein biss­chen zu ja­mes bon­dig. pine trank wod­ka mar­ti­ni, fing an wahl­los bö­ser­wich­ter zu tö­ten und das fi­na­le ori­en­tier­te sich ge­nau­so an ja­mes bond fi­na­len: alle be­sitz­tü­mer, das hal­be im­pe­ri­um des bö­se­wichts geht in flam­men auf und der bö­se­wicht über den jor­dan. das ende sug­ge­riert, dass die welt jetzt nach den gan­zen ex­plo­sio­nen und der to­des­stra­fe für den bö­se­wicht ein biss­chen bes­ser ge­wor­den ist, die mu­sik wird schmu­sig und ner­ven­scho­nend. in der re­gel ist das al­les ganz un­ter­halt­sam, im sin­ne von span­nend — und im fall von the night ma­na­ger nicht ganz so aus­ge­lutscht und ste­reo­typ wie, zum bei­spiel beim letz­ten ja­mes bond — aber eben auch un­in­spi­riert und un­raf­fi­niert.

na­tür­lich sind sol­che — jetzt hätt ich bei­na­he fil­men­den ge­sagt — se­ri­en­fi­na­le auf eine be­stimm­te art raf­fi­niert und über­ra­schend, näm­lich in dem sin­ne, dass man ge­spannt ist, wie die gu­ten dass jetzt doch noch hin­be­kom­men wer­den, den bö­sen zur stre­cke zu brin­gen. aber weil das mus­ter im­mer das glei­che ist, wirk­lich im­mer, ist es eben auch ul­ti­ma­tiv öde. die dra­ma­tur­gi­schen mit­tel sol­che fi­na­le auf­zu­bau­en ner­ven mich zu­neh­mend. es wer­den si­tua­tio­nen an­ti­zi­piert, vor­be­rei­tun­gen und ab­spra­chen ge­trof­fen, von de­nen man im­mer nur ei­nen teil sieht, die sich aber naht­los und per­fekt im fi­na­le an­ein­an­der rei­hen. wie durch zau­ber­hand ha­ben die gu­ten im­mer ein ass mehr, als die bö­sen, in der hin­ter­hand, die gu­ten sind den bö­sen im­mer ei­nen klei­nen schritt vor­aus und nie­mals er­lei­den sie tech­ni­sche de­fek­te. das fi­na­le ist ein fes­ti­val der auf­ge­hen­den plä­ne, des per­fek­ten ti­mings und der tech­ni­schen per­fek­ti­on.

da­bei fing es so gut an. ich fand es gran­di­os, dass die agen­tin an­ge­la birch am an­fang der se­rie in ei­nem büro ge­zeigt wur­de, in dem die hei­zung nicht funk­tio­nier­te und ei­ner ei­ner der ana­lys­ten wut­ent­brant und frus­triert auf die hei­zung ein­schlug. den rest der se­rie funk­tio­nier­te die staat­li­che tech­nik dann stets feh­ler­los und per­fekt.

die­ser ma­ni­sche zwang am ende sol­cher agen­ten­fil­me und -se­ri­en ein drei­fa­ches hap­py end zu prä­sen­tie­ren ist wahn­sin­nig ent­täu­schend und der tag, an dem der held ei­nes agen­ten­films nicht sei­nen love-in­te­rest knut­schend und lieb­ko­send in die arme schliesst, der held den bö­se­wicht nicht in den si­che­ren tod schickt und das im­pe­ri­um des bö­se­wichts nicht in ei­nem sym­bol­feue­rer auf­geht und mit sym­bol­ex­plo­sio­nen in die luft fliegt, die­sen tag wer­de ich mir rot im blog an­strei­chen.

für die bei­den letz­ten fol­gen, aber auch die gan­ze se­rie gebe ich drei punk­te. die se­rie hat­te, wie ich fand, ei­nen star­ken an­fang, schwä­chel­te in der mit­te ex­trem und ent­schied sich dann am ende, sich mi­nu­ti­ös an die gen­re­re­geln zu hal­ten, was un­ter­halt­sam und span­nend war, aber eben auch ent­täu­schend.


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  ta­ges­an­zei­ger.ch: Fürch­te dich nicht

wun­der­ba­re, drin­gend not­wen­di­ge re­la­ti­vie­rung und ein­ord­nung des is­la­mis­ti­schen ter­rors durch con­stan­tin seibt:

Si­cher. Nur ist die Wahr­schein­lich­keit ver­schwin­dend klein. Seit dem World-Trade-Cen­ter-At­ten­tat 2001 er­mor­de­ten is­la­mis­ti­sche At­ten­tä­ter in West­eu­ro­pa und den USA etwa 450 Men­schen. So grau­sam je­der die­ser Mor­de ist, es gibt Ge­fähr­li­che­res. Al­lein in Deutsch­land ster­ben pro Jahr über 500 Leu­te an ei­ner Fisch­grä­te er­sti­cken pro Jahr über 1000 Leu­te an ver­schluck­ten Fremd­kör­pern.

Im Wes­ten ist, wie For­scher sa­gen, der is­la­mis­ti­sche Ter­ror vor al­lem eine Ju­gend­kul­tur. Ji­ha­dis­mus in Eu­ro­pa ist nicht die Ra­di­ka­li­sie­rung des Is­lam, son­dern die Is­la­mi­sie­rung Ra­di­ka­ler. Meist sind es gan­ze Freun­des­cli­quen, die sich re­kru­tie­ren las­sen: in Deutsch­land, Bel­gi­en, Frank­reich meist Klein­kri­mi­nel­le, in Eng­land öf­ter Stu­den­ten. Der Is­la­mi­sche Staat ver­spricht ih­nen ein Aben­teu­er, ei­nen Feind, ei­nen Neu­start und ei­nen Kick: Mit nichts lässt sich bes­ser scho­ckie­ren als mit der Kon­ver­si­on zum ra­di­ka­len Is­lam.

[nach­trag 31.03.2016]
con­stan­tin seibt hat sei­nen text mitt­ler­wei­le ge­än­dert, statt 500 to­ten durch fisch­grä­ten, spricht er jetzt von über 1000 leu­ten, die an ver­schluck­ten ge­gen­stän­den ster­ben.

[nach­trag 31.03.2016, 12:00]

con­stan­tin seibt hat et­was län­ger über die kri­tik an sei­nem fisch­grä­ten-ver­gleich und die kor­rek­tur auf face­book ge­schrie­ben (der face­book-ar­ti­kel ist lei­der nicht beim ta­ges­an­zei­ger ver­linkt). ich habe das the­ma auch noch­mal in ei­nem se­pa­ra­ten ar­ti­kel auf­ge­grif­fen.