arbeitsteilung bei tauben
auf dem weg zur republica habe ich am halleschen tor ein päärchen beobachtet: zwei tauben, die im dachgebälk oberhalb des bahnsteigs ein nest bauen. beide scheinen sich die arbeit gleichberechtigt aufzuteilen und fliegen ständig vom nest auf die bahnsteige um dort ästchen oder längere piniennadeln aufzusammeln.
ich war mir zuerst nicht ganz sicher, nach welchen kriterien sie dabei vorgehen. das weibchen konnte ich dabei beobachten, dass es viele kleine stöckchen aufhob und meist wieder fallen liess, bis sie ein passenderes fand. bei ihren erratischen kreisbewegungen über den bahnsteig, flog ihr hin und wieder tatsächlich ein passendes ästchen vor den schnabel, das sie dann hoch zum nest flog. das männchen prüfte die ästchen, die das weibchen verschmähte, immer wieder erneut. ein besonders grosses ästchen hatte es ihm sehr angetan, das männchen schien völlig andere qualitätskriterien an das material oder den nestbau zu haben.
leider schien das männchen, wie bei männchen wohl üblich, ein bisschen viel selbstvertrauen in die eigenen fähigkeiten zu haben. ich konnte beobachten, wie es immer wieder daran scheiterte, das etwas grössere ästchen länger als eine sekunde in der luft im schnabel zu halten.
in den sieben minuten, in denen ich das taubenpäärchen beobachtete, schaffte das weibchen langsam, aber effektiv, ziemlich viel baumaterial zum nest, während das männchen seine energie mit selbstüberschätzung und posertum verschwendete.

the age of trotzdem

sascha lobo nahm sich dieses jahr die freiheit, seine grundsatzreden-themen nicht auf der republica-seite anzukündigen, sondern in diversen interviews. ich hab zwar nur das wired-interview dazu gefunden, aber es gibt bestimmt noch andere. in der wired kündigte er an, dieses jahr auf die publikumsbeschimpfung zu verzichten, was er im vortrag aber schnell als lüge bezeichnete. natürlich beschimpfte er sein publikum, und sich selbst gleich mit. er versuchte dieses jahr die ihr-und-ich-dualität aufzulösen, die sich thematisch durch seine vorträge der letzten jahren zog, als er betonte, dass die vorwürfe die er „uns“ in den letzten jahren machte, eigentlich projektionen seiner eigenen unzulänglichkeiten gewesen seien.
andererseits funktionieren die meisten seiner gags eben nur mit einer klaren trennung des lobo-ichs und des publikum-ihrs, weshalb der vorsatz der selbstbeschimpfung im laufe der vierstündigen predigt der andertalbstündigen grundsatzrede (natürlich) versandete. rhetorisch war das alles ziemlich brilliant und geschliffen und ich mag den leicht pastoralen ton, den sacha lobo auf seinen republica-reden anschlägt. mir gefällt es auch von sascha lobo beschimpft zu werden, einerseits weil er meist recht hat und andererseits, weil das (eben) rhetorisch meist brilliant ist und seine analysen (natürlich) das ergebnis langen nachdenkens sind und (leider) meist auf den punkt sind. trotzdem neige ich traditionsgemäss dazu, ihm in seinen schlussfolgerungen zu widersprechen, weil ich im gegenteil zu ihm, nie bereit war meinen internetoptimismus (oder genauer, weltoptimismus) aufzugeben.
das wollte er, mit ankündigung, in diesem jahr ändern, und seinen (unseren?) internetoptimismus wiederfinden. leider gelang ihm das nur so halb, mit dem halbironischen schlagwort TROTZDEM. ganz schlimm gescheitert ist sein versuch „uns“, das publikum beim TROTZDEMen miteinzubeziehen, auch wenn es zu mindestens einer guten überleitung zum thema müdigkeit führte. als rhetorisches werkzeug war das „TROTZDEM“ ziemlich gut geeignet, wenn sascha lobo es alleine von der bühne rief, als kollektiver aufschrei, als publikums- oder gemeindeecho, gings in die hose.
was mir in diesem jahr mehr als sonst auffiel, war das recycling von vorhandenem material. neben etlichen themen aus seinen spiegel-online-kolumnen, kam mir auch sein ausflug zum thema snap cash bekannt vor, den pia kleine wiesenkamp vor ein paar wochen von einer oracle-veranstaltung ins internet geströmt hatte. diese wiederverwendung ist natürlich mehr als legitim, zumal das material von lobo fast ausnahmslos brilliant ist (keine ironie). allein für seinen hinweis darauf, dass fast alle identifizierten islamistischen attentäter bereits polizeibekannt waren oder auf antiterrorlisten standen, verdient sascha lobo einen journalistenpreis (oder mindestens einen kolumnistenpreis). was mir aber, trotz aller mühen, die sich sascha lobo ganz offensichtlich gemacht hat, fehlte, war eine inhaltliche klammer, die aus all den schrecklichen erkenntnissen und hiobsanalysen, die er über die jahre brilliant herausarbeitet, tatsächlichen optimismus oder lösungsansätze aufzeigt.
aber da ist sascha lobo wieder bei uns oder bei seinem „ihr“, und genauso suchend und ratlos wie alle anderen.
natürlich ist sein lösungsansatz, etwas zu unternehmen, wirtschaftlich erfolgreich etwas gutes, hilfreiches, weltverbessererndes zu machen, ein pragmatischer, gangbarer weg (von vielen), aber andererseits hat er das (leicht variiert) bereits vor zwei und vor drei und wahrscheinlich auch vor vier jahren gefordert. das macht nichts von dem was er sagt falsch, aber es macht deutlich, dass sascha lobo’s weg zum optimisten noch sehr weit ist. sein weg zu jemandem, der, trotz all der verkommenheit und niedertracht sigmar gabriels der welt, optimismus verbreiten kann, ist noch viel weiter.
andere über sascha lobos vortrag:
- torsten kleinz bei heise
bild von re:publica/jan zappner CC BY 2.0
#rpten tag 1
erster programmpunkt heute, marcus richter, „what’s in a game?“. sehr schöne präsentation die sich explizit an nicht-gamer (wie mich) richtete, um ihnen ein paar der genres vorzustellen. neugieriger auf (computer-) spielen war ich nach dem vortrag nicht, aber dafür weiss ich jetzt, dass man eine wii-fernbedienung auch als präsentationsklicker benutzer kann.

wichtigster hashtag dieses jahr dürfte #ballonselfie sein. oder mindestens das ballonselfie-motiv.
zweiter programpunkt: dooce aka heather armstrong mit the courage of compassion: transforming your experience with criticism. leider völlig unterbesucht, aber ich fand es toll heather armstrong mal in echt zu sehen, ihren subtilen, nicht ganz offensichtlichen humor gesprochen zu erleben. stage 1 scheint mir ein bisschen kleiner als letztes jahr zu sein, also sowohl die bühne selbst, als auch der zuschauerraum.


sehr präsent auch die kameramenschen, für die bedienung dieses kamerawagens werden übrigens drei menschen benötigt. einer der die kamera führt, einer der den wagen zieht und drückt und einer der sich um die kabel kümert.

auffällig auf dem gelände der republica, ist dieses jahr die extreme räumliche entdichtung. in der halle in der früher neben der stage 2 noch zwei andere bühnen untergebracht waren, ist dieses jahr nur eine bühne (und die gaderobe).

das kühlhaus neben dem eingang wird bespielt, hinter dem komlex, quasi auf dem hinterhof wurde die freifläche geöffnet und mit essensständen, sonnenstühlen und liegebänken vollgestellt. dank des sandigen untergrunds kommt hier wirklich die viel beschworene festivalstimmung auf. leider ist es dort für meine verhältnisse viel zu hell.

offensichtlich findet dort abends auch das party-gedöns statt und extra für die party gibt es einen separaten zugang zum partygelände.
dritter programmpunkt: moritz metz mit fliegende computer und ihre tollkühnen piloten. das war eine sehr angenehme präsentation zum, auf den ersten blick, eher drögen thema drohnen, aber weil moritz metz sehr vielschichtiges material zeigte, war das in keiner sekunde langweilig. im gegenteil, mit einer etwas aufgeräumteren erzählart hätte moritz metz die präsentation auch locker auf eine stunde ausdehnen können, ohne dass es langweilig geworden wäre.

mir gefiel die parallele die moritz metz vom internet zu drohnen, bzw. zum luftraum zog auch sehr gut. wie das internet vor 10, 15 jahren, ist jetzt auch der luftraum, dank moderner technologien, für jedermann zugänglich und derzeit noch mehr oder weniger unreguliert.
so lange die aufzeichnung des vortrags nicht online ist, aber auch einfach so, kann man sich das deutschlandradio-feature von moritz metz zu drohnen ansehen oder anhören.
auf der republica gibt es eigene toiletten für DJs.

heute ist mir günther oettinger zweimal über den weg gelaufen. zweimal habe ich ihn versucht zu fotografieren, fotos von oettinger kann man ja immer gut gebrauchen, zweimal bin ich gescheitert, ein brauchbares foto zu schiessen. es sei denn, jemand findet ein foto von günther oettinger, wie er telefonierend in sein auto einsteigt, brauchbar.

vierter programmpunkt, julia reda mit ending geoblocking: this content really ought to be available in your country. julia reda ist blitzgescheit, redet geschliffen wie ein wasserfall und ist auf eine ganz bestimmte art sehr nerdig. das meiste was sie in ihrem vortrag besprach, war mir nicht wirklich neu, aber wie sie es besprach und aufarbeitete, fand ich mindestens so interessant wie die sendung mit der maus oder eine stunde rhetoriktraining.

und, sollte es irgendeine gelegenheit dazu geben, julia reda nach dieser legislaturperiode wieder ins europaparlament zu bringen, ich wäre bereit auch wieder (ausnahmsweise) piraten zu wählen. sie ist wirklich eine gute, die man nach kräften unterstützen sollte. auch wenn das nur minimal unterstützend ist, hier ein link zu ihrem blog.
selfies sind, wie gesagt, nach wie vor ein grosses thema.

gold auch.

ach ja: gutes interview mit sascha lobo in der wired, in dem vorankündigt wird, dass er vorankündigen würde, über was er heute abend ab 19:45 uhr reden wird. stimmt vielelicht zum teil sogar.
[nachtrag 03.05.2016]
meine kurz-rezension von sascha lobos vortrag
white house correspondents’ dinner 2016
barack obama war am samstag auf dem jährlichen korrespondenten diner im weissen haus, wie schon im jahr 2014 und 2015 wieder sehr, sehr witzig. das hier ist die aufzeichnung seiner rede.
den einspieler gegen ende der rede, hat das weisse haus auf twitter separat veröffentlicht:
Watch @POTUS in "Couch Commander." snpy.tv/1X0D9Co
alex matzkeit meint (zu recht), er sei immer wieder erstaunt, was für „ein passabler Schauspieler“ barack obama sei. obamas timing beim witzeln, seine art, die witze nebenbei fallen zu lassen ist wirklich bewunderswert professionell. besonders deutlich wurde das, als ein wirklicher profi nach ihm das mikro ergriff, larry wilmore, der als gastgeber die sendung The Nightly Show with Larry Wilmore auf comedy central moderiert. dessen gags zündeten nicht nur überhaupt nicht, sie wirkten gegen obamas relativ elaborierte witze unfassbar flach und abgelutscht. leider liess er sich von der ablehnung im saal auch ziemlich aus der ruhe bringen und erst als er etwas ernster wurde, und das thema rassismus ohne eingeschobene flache witzchen thematisierte, bekam er ein bisschen traktion. von obama, glaube ich, kann man in sachen humor einiges lernen, das wurde durch den kontrast obama-wilmore deutlich: wer ernst ist und witze macht, wirkt viel, viel witziger, als jemand der witzig zu wirken versucht und witze macht.
nur zur erinnerung, wie grandios ein komiker auf dem correspondents’ diner sein kann, hier nochmal stephen colberts auftritt 2006.
der eigentliche witz war übrigens, wie ezra klein auf vox schreibt, dass obama das meiste was er sagte, wohl tatsächlich ernst meinte.
wenn ich bundeskanzlerin werde, würde ich so ein korrespondenten-abendessen als erste amtshandlung in deutschland einführen.
prepublica
heute nachmittag bin ich zum eintrittsbändchenabholen und ein kurzes, vorbereitendes auf-dem-hof-stehen, zur station gelaufen. laut moves waren das nur um die 8000 schritte. compass hat knapp 7 kilometer gemessen, zwei kurze pausen haben die durchschnittsgeschwindigkeit von mir auf 4 km/h gedrückt.

über die tegeler- und heidestrasse bin ich aus dem wedding richtung hauptbahnhof gelaufen. der ausbau der heidestrasse wird so langsam, mittlerweile wird die zweite spur geteert und der mittelstreifen ist bereits (weiter unten, zum bahnhof hin) mit bäumen bepflanzt.

als ich die heidestrasse langlief, fand ich es witzig, die querstrassen ins nichts zu fotografieren.
baufortschritte auch am anfang der heidestrasse, die aussenliegende tragkonstruktion von dem gebäude gefällt mir mittlerweile richtig gut.

das gebäude ist von einem architekturbüro aus graz, das sich LOVE architecture and urbanism ZT GmbH nennt und sich auf der projektseite mit einem monstersatz lobt:
Das zukünftige „50Hertz Netzquartier“ präsentiert sich als feingliedriger Baukörper, welcher die stark volumetrische Sprache des Masterplans aufnimmt und als eine Art Überlagerung verschiedener Strukturen, bestehend aus dem außen liegenden Tragsystem (Netz), dem horizontalen Rhythmus der Geschoßebenen und den innen liegenden gelben Kernen und Treppenhäusern widergibt. Diese lenken den Blick in die Tiefe und führen zu einer Entmaterialisierung des Bauwerks.
manchmal sind ecklösungen besonders interessant, in diesem fall doppelt, weil die ecke der intuition zu widersprechen scheint.

vom bahhof aus war es dann zur station nur noch ein katzensprung: durch das mit polizei und touristen vollgestopfte regierungsviertel, an einem stau oder einer party vorbei, durch den tiergarten, zum potsdamer platz.
ich wurde schwach und wollte mir beim dortigen häagen-dazs ein eis kaufen. hab ich auch gemacht, werde ich aber ganz sicher nie wieder machen. denn für den irren preis einer kleinen kugel eis für 3 euro, erwirbt man keinesfalls das recht die aussenbestuhlung zu benutzen. dafür muss man noch mehr mehr bezahlen, angeblich wegen des ordnungsamts. ich vermute hier aber eher profitgier und ein absurdes geschäftsmodel.
weiter zur republica, wo man dieses jahr am eingang die taschen auf feuerwerkskörper oder sprengstoff oder waffen untersucht. ich vermute, hier ist auch das ordnungsamt oder die feuerpolizei am werk. das bier, das ich von der tankstelle gegenüber mitgebracht habe (€1,80 für einen halben liter), wurde nicht moniert.

lobenswert übrigens: der durchgang zur tankstelle gegenüber der station ist jetzt frei, man muss nicht mehr um den block laufen, um trinkbares bier zu erwerben. denn auf dem republica gelände kann man weiterhin nur ungeniessbares berliner bier kaufen, mittlerweile ist dort der preis bei 3 euro für 330 milliliter angekommen.
ansonsten ist alles wie immer, blendendes republica-wetter, alle fühlen sich pudelwohl border-collie-wohl und der himmel strahlt.
the graham norton show s19e03

(mit helen mirren, kevin costner, ewan mcgregor, ricky gervais und eric bana, musik von meghan trainor)
man könnte statt die graham norton show zu gucken, auch einfach regelmässig bei nerdcore in die trailerfest kategorie schauen, um einigermassen über neue filme informiert zu sein und zusammenschnitte dieser filme zu sehen. manchmal macht das mehr spass, als sich eine ganze sendung anzusehen, manchmal passieren in solchen sendungen aber unterhaltsame dinge.
die hauptfunktion von chat shows oder trailerschleudern ist natürlich bekanntmachung von filmen, also werbung. in blogs, im netz, in zeitungen wird das manchmal mit kritik kombiniert und damit in journalismus verwandelt. bei graham norton habe ich noch nie ein kritisches wort gegenüber einem (anwesenden) schaupieler oder film den er promotet gehört, dafür wird aber eine andere zutat benutzt um die sendung interessant zu machen: die schauspieler werden unter erheblichen erwartungsdruck gesetzt. ihre aufgabe in der sendung ist, neben der promotion, sympathisch, witzig oder mindestens unterhaltsam und schlagfertig zu wirken.
in der graham norton show werden die journalistischen alibi-elemente durch intensives social media monitoring und bildsuchen erfüllt, so dass man die prominenten promoter dann mit bildern oder tweets aus ihrer vergangenheit konfrontieren kann und sieht, wie sie reagieren.
in dieser sendung hat die redaktion von graham norton die 80er jahre new-wave-musik-vergangenheit von ricky gervais ausgegraben. der sang damals in einer band namens seona dancing.

erwartungsgemäss reagierte ricky gervais witzig und merkte an, dass er schon wisse, was hier laufe. man wolle ihn blossstellen. nur sei ihm das 80er jahre bild überhaupt nicht peinlich, sondern das was er jetzt auf den schultern trage:

auch sonst war ricky gervais erwartungsgemäss wieder der witzigste auf dem sofa. sein humor ist furchbar überzogen und versucht, louis c.k. nicht ganz unähnlich, ständig rote linien zu überschreiten. bei ricky gervais habe ich allerdings immer auch das gefühl, dass er das einen ticken subtiler, oder wenigsten einen ticken sympathischer, macht als louis c.k., weil er sich auch bei den übelsten beleidigungen nie ein grinsen verkneifen kann. im ausschnitt für seinen neuen film (David Brent: Life on the Road) sagt er unter anderem (als david brent):
I’ve been out with all sorts of girls, rich girls, poor girls, white girls, … you know … thin girls, fat girls.
der witz mit der auslassung hat beim saalpublikum sofort gezündet und ich muss zugeben, so einen humor mag ich sehr gerne, auch wenn ich mir den film auf keinen fall ansehen werde.
ricky gervais hat gleich noch promotion für einen zweiten film gemacht, special correspondents (läuft auf netflix). den hat er, genau wie Life on the Road, selbst geschrieben und auch den werde ich mir mit sicherheit nicht angucken.
die nebenrolle aus special correspondents, eric bana, sass auch auf nortons sofa, hinterliess aber, ausser einem sympathischen eindruck, keine erinnerung.
bei ewan mcgregor blieb mir auch nichts anderes in erinnerung als sein blendendes, top-gepflegtes gebiss und dass er werbung für einen film machte, den ich mir bestimmt ansehen werde: our kind of traitor, ein offenbar relativ zeitgemässes spionage-mofa, nach john le carrè. damian lewis spielt da, wie in allen anderen filmen und serien derzeit, auch mit.
helen miren, die immer noch aussieht wie queen elisabeth, brachte einen trailer für ihren neuen film eye in the sky mit. der sieht auch so aus, als würde ich mir den gerne ansehen werde, zumal snape alan rickman und jesse aaron paul mitspielen. wenn ich das richtig verstanden habe, geht es um einen militärischen dronen-anschlag, der über zwei stunden, mehr oder weniger in echtzeit nacherzählt wird.
am ende kam noch kevin costner aufs sofa, der sich überraschender weise als sympathischer, bescheidener laberhannes zeigte. die geschichte über seinen freund, den er erst zur sau gemacht hat, dann, als er hilfe benötigte, bei sich einziehen liess, sich aber weigerte das zu lesen, was er in dieser zeit schrieb, wollte, wie dieser satz, einfach nicht enden, bekam am ende aber eine schöne wende und leicht pathethische moral. und wenn ricky gervais auf dem sofa sitzt, lässt er es sich natürlich nicht entgehen, überschüssigen pathos mit sarkastischem humor zu neutralisieren.
ausserdem ist der film, für den kevin kostner werbung machte, auch einer, der mich reizt; offenbar so ne art sci-fi-cia-fletchers-verschwörungtheorien mischmasch, in dem, wenn man den trailer sieht, das costner-pathos wohl ein bisschen zu dick aufgetragen wurde. guck ich mir trotzdem an, auch weil kevin costner in dem film die haare sehr schön hat.
die ganze sendung gibt’s, bis sie dort gelöscht wird, bei youtube. wer in england lebt, kann sie bei der BBC gucken.

rotes moped.
(die arbeit heisst natürlich anders und ist von daniela hoferer und ausgestellt in der galerie axel obiger)
brilliante links vom 29.04.2016
uebermedien.de: Schöner Verlegen - mit dem Geld anderer Leute #
brilliant argumentiert von stefan niggemeier, mit ein bisschen hilfe von martin vogel.
blogs.spectator.co.uk: Boris Johnson's attack on Barack Obama belongs in the gutter #
brillianter wutanfall von nick cohen:
I am therefore writing with the caution of a lawyer and the deference of a palace flunkey when I say that [Boris] Johnson showed this morning that he is a man without principle or shame. He is a braying charlatan, who lacks the courage even to be an honest bastard, for there is a kind of bastardly integrity in showing the world who you really are, but instead uses the tactics of the coward and the tricks of the fraudster to advance his worthless career.
(via)
spiegel.de: Wäre die Vagina doch ein Auto #
margarete stokowski argumentiert brilliant:
Die Gegenargumente und Befürchtungen sind immer wieder dieselben: Entweder es heißt, ein „Nein“ sei nicht eindeutig genug, weil Frauen in echt „Ja“ meinen, oder ein bloß gesprochenes „Nein“ sei nicht belegbar, oder es wird erklärt, es sei absurd, „Nein heißt Nein“ juristisch festzuschreiben, weil dann jede Frau nach jedem Sex ihren Sexualpartner anzeigen könne, einfach wenn sie sich im Nachhinein überlegt, dass sie den Sex doch irgendwie nicht wollte.
Eine Sprecherin des Justizministeriums erklärte kürzlich, die Sache mit dem „Nein“ des Opfers sei schwer zu handhaben, weil ein „Nein“ kaum nachzuweisen sei und Falschanzeigen drohten. „Sozialübliche Verhaltensweisen zu Beginn einer Beziehung könnten kriminalisiert werden.“
Wer gegen den Willen des Berechtigten ein Kraftfahrzeug fahre, mache sich strafbar. So einfach kann es sein.
facebook.com: Die Kommunikation zwischen Bürgern und Regierung … #
brilliant beobachtet von patrick breitenbach.
merton-magazin.de: Das Internet als Kritikmaschine #
ich glaube dieser text von christoph kappes ist auch brilliant geschrieben, er hat mich allerdings beim wort „Habermas“ verloren. bevor ich die seite schloss, habe ich aber noch dieses „zitat zum teilen“ mitgenommen:
Wenn der Buchdruck ermöglicht hat, dass Kirche und Könige durch Kritik ihre Stellung verloren, kann Social Media weitere Institutionen der Gesellschaft schleifen.
realvirtuality.info: How Much of the Message Is Actually in the Medium? #
kluge reflektion zum thema podcasts von alex matzkeit.
bildblog.de: Verlegertreff, Schweizer Käse, Ruthe-Apell #
lorenz meyer, unterbezahlte kuratorenlegende im bildblog, outet sich als grosser fan von „Journalistenlegende“ wolf schneider. der nehme in „seinem neuen Artikel“ …
einen Brockhaus-Eintrag auseinander und seziert ein verzwirbeltes Satzmonstrum aus der „Frankfurter Allgemeinen Woche“. Schneider macht Texte verständlicher, indem er sprachlichen Ballast abwirft und die Lesbarkeit verbessert. Das ist nicht nur für Journalisten interessant, sondern für jeden Schreibenden.
ich hab den verlinkten schneider-artikel gelesen und es stimmt: er enthält kaum sprachlichen ballast, aber dafür so viel sarkasmus, selbstverliebtheit und überheblichkeit zwischen den zeilen, dass mein lesevergnügen nach 30 sekunden genau bei null ankam.
digg.com: [doofe überschrift gelöscht] #
nein, hubschrauber fallen nicht vom himmel, wenn ihr motor ausfällt.
tagesspiegel.de: Streit mit Christopher Lauer: Hat Staatssekretär Krömer das Parlament belogen? #
absurde posse um christopher lauer und innenstaatssekretär bernd krömer. kommunikation scheint nicht gerade die stärke der berliner stadtregierung zu sein.
instant everywhere

was vor einem jahr michael hanfeld in der FAZ passierte, die funktion von facebooks instant articles nicht richtig zu verstehen, passierte jetzt auch john herrman in der new york times:
A new outlet, called Circuit Breaker, will begin publishing on Monday, primarily as a Facebook page, not a separate website, a first for Vox Media.
natürlich hat auch circuit breaker eine eigene webseite, denn ohne eigene website, gibt’s auch keine instant articles.
ich habe das schon öfter erklärt, diesmal lasse ich es dave winer erklären:
When you visit their page on Facebook in a web browser, you see the normal kind of link. A title, and a short description linking to the Vox website.
But when you visit the item on a mobile device, instead you see a link to a page that's hosted by Facebook, with the Instant Article rendering.
der witz an instant articles ist im prinzip das moderne journalismus-motto, dass unter anderem springer vor ner weile mal ausgerufen hat lautet: mobile first. oder in meinen worten: mobile seiten, die einen nicht ankotzen.
man könnte übrigens auch sagen, dass the verge, bzw. vox media mit seinem ableger circuit breaker facebook als news- oder feedreader zu nutzen versucht. wer auf facebook die circuit breaker seite liked und ab und zu einen ihrer beiträge, bekommt regelmässig ciruit-breaker-artikel in seinen facebook-feed gespült, die sich auf dem handy angenehm lesen lassen.
um die verwirrung komplett zu machen: ich glaube in ein paar monaten wird facebook instant articles auch auf tablets, laptops und schreibtischrechnern darstellen, sei es im browser oder einer app. die technik dafür hat facebook schon länger am laufen, ungefähr so lange wie die instant articles. als die starteten, überarbeitete facebook auch das notizen-feature. mit notizen konnte man schon länger texte in facebook formatieren, mit links ausstatten oder bilder anhängen. mit der überarbeitung vor einem jahr, wurde das nicht nur visuell verbessert, sondern auch technisch perfektioniert. der einzige unterschied zur instant-articles-funktion blieb, dass man notizen nicht über schnittstellen, sondern ausschliesslich manuell einpflegen kann.
ich habe das damals mit diesem artikel über das falkirk wheel in schottland ausprobiert, und ihn als in facebook notiz angelegt. sieht man sich diese notiz mit der facebook app an, erinnert sie stark an einen instant article.
in der bildstrecke oben sind auch streenshots der mobilen ansicht einer medium version, die ich mit dem selben artikel angelegt habe. was auffällt: die mobilen versionen sehen alle sehr ähnlich aus. die gestaltungsmöglichkeiten für einen handy-bildschirm sind relativ eingeschränkt, egal ob ich den artikel im handy-browser ansehen, auf wirres.net, medium.com, facebook.com oder speziell gerendert in einer app. ich mag alle varianten, aber die ansicht in der facebook app ganz besonders, vor allem weil sie eine äusserst angenehme haptik hat; scrollt sich gut, die bilder vergrössern sich angenehm, alles ist gut lesbar und vor allem: alles ist schnell!
gute lesbarkeit ist mittlerweile die grundvorraussetzung für eine website, leser erwarten das als mindestentgegenkommen. geschwindigkeit wird aber bald ebenso erwartet — wer die nicht liefert, wird mobile leser verlieren, wie alle, die keine anständige mobile ansicht ihrer artikel und inhalte anbieten.
das gleiche gilt im prinzip auch für desktop- oder tablet-ansichten. auch hier werden geschwindigkeit, lesbarkeit und angenehme gestaltung immer wichtiger. und auch hier hat facebook mit seinen notizen bereits die technischen vorraussetzungen parat. so sieht der fallkirk-wheel-artikel als notiz auf facebook.com auf einem desktop/laptop-browser aus.
im browser lädt die notiz in etwas über einer sekunde, was nur knapp etwas mehr ist als bei der extrem optimierten AMP-ansicht des artikels. die medium.com-variante benötigt fast drei sekunden um zu laden. ich gehe davon aus, dass facebook insgesamt sehr viel mühe in schnelle auslieferung per browser steckt, aber dieses beispiel zeigt, dass facebook hier eindeutig besser ist, als medium (obwohl facbook die seite als 2,6 MB-brocken ausliefert und medium die seite auf 1,1 MB optimiert hat).
in der bildstrecke oben sind auch noch screenshots der medium.com- und wirres.net-ansicht im desktop-browser. auf dem desktop ist geschwindigkeit noch nicht ganz so wichtig wie mobil, was aber für publizisten mindestens genauso wichtig ist, ist die reichweite. die kann facebook (natürlich) auch im desktop-browser liefern, sogar ohne grossartiges suchmaschinenoptimieren.
deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass facebook das aktionsfeld der instant articles auch bald auf den desktop ausweitet. der bedarf ist auf publisherseite da, wie medium das gerade zeigt. für die publisher springt bei dem deal reichweite raus, für leser komfort und für die plattform-anbieter gesteigerte attraktivität und längere verweildauer in ihrem café garten auf ihren websites.
(huch, da ist sie wieder, die café-metapher: agieren plattformen wie facebook wie café-betreiber, die zeitungen für ihre gäste auslegen, oder kneipenbesitzer die pay-tv-sender laufen lassen, um ihre gäste zum längeren verweilen einzuladen?)
langfristig werden eigene, separate webseiten dann wohl wirklich an sichtbarkeit und relevanz verlieren und content management systeme mehr und mehr zu erfassungs- und syndikationswerkzeugen werden — die eigene website als fallback, ein notfallersatz, die man dann auch beinahe abschalten könnte.
ich bin noch nicht ganz sicher, wie ich das finde. ich persönlich bleibe wohl bei meiner bekannten haltung: ich schreibe so viel wie möglich auf meiner eigenen website, pushe aber so viel wie möglich, solange es sinnvoll ist oder leser interessiert, in andere netzwerke oder websites.
limitless s01e22 (finale: part two!!)

ich fand das ende der ersten staffel eher schwach, auch wenn das insgesamt eine ziemlich gute folge war, die die stärken der serie gut zeigt. es geht nur am rande um action, ermittliungsarbeit oder gangsterjagd, im grunde ist das zentrale motiv der serie handelt von moralischer integrität und menschlichkeit. brian finch ist der erste superheld, dessen besondere begabung radikale menschlichkeit und freundlichkeit ist.
mit einigen schlenkern hat sich diese serie zu meiner liebsten mittelguten fernsehserie hochgearbeitet, vor allem die zweite häfte der staffel zeigte, dass die autoren nicht nur ehrgeizig, sondern zum teil auch wirklich gut sind.
ich kann die serie wirklich jedem empfehlen, sie schwankt gut zwischen leichter krimi-kost und pseudo-superhelden epos und entwickelt immer wieder erstaunlichen tiefgang, für eine CBS free-tv serie.
legend

in letzter zeit wird das kino- und fernsehpublikum ja zugeschissen mit gangster-biopics. ich mag die eigentlich ganz gerne, zuletzt peaky blinders, vor kurzem black mass, und natürlich auch die portraits fiktiver gangster und ihrer geschichten: walter white, tony soprano, frank tagliano, richard roper oder jax teller.
in der zweiten staffel peaky blinders spielte tom hardy auch einen gangster und ich fand ihn in seiner rolle sehr grandios, vor allem seine stimme. deshalb fiel es mir nicht schwer, mich dafür zu entscheiden legend zu gucken, hier spielt tom hardy nämlich gleich zwei rollen: ronni und reggie kray, die „kray zwillinge“, die einen eigenen wikipedia-eintrag haben, also in irgendeiner form relevant sein müssen. natürlich sieht tom hardy den echten beiden zwillingen nicht die spur ähnlich (die original zwillinge liessen sich gerne fotografieren und lassen sich gut googlen), aber das macht nichts, weil hardys interpretation der beiden glänzend ist — leider teilweise auch sehr witzig.

ich sage „leider“ witzig, weil ich mich (natürlich) immer dabei beobachte, dass ich über witzige inszenierungen von körperlicher gewalt tatsächlich lache und sie unterhaltsam finde. sonst würde ich gangsterfilme wohl meiden. wobei gewalt ja in verschiedensten formen inszeniert werden kann, bud-spencerig, tarantinoesque oder einfach brutal und abschreckend. legend wählte in den ersten knapp andertalb stunden (der film hat eine überlänge von zwei stunden zwölf minuten) den humorvollen, leicht brutalen bud-spencerigen weg. was mir dann aber doch gefiel, war eine wende, kurz vor ende, in der art wie der film die gewalt inszenierte und mit der wahrnehmung seiner beiden hauptfiguren spielte. wirkte reggie kray im ersten teil, trotz oder wegen seiner brutalität, cool und auf eine gewisse art sympathisch, schlug die wahrnehmung im zweiten teil um. plötzlich hatte die gewalt nichts unterhaltsames, bud-spencer-mässiges mehr an sich und wirkte abstossend und widerlich — obwohl reggie kray nichts anders tat, als den ganzen film lang: schwächere verprügeln.
die gewalt und brutalutät von reggis etwas dumpfen bruder ronald wirkte hingegen den ganzen film über völlig überzogen, auch wenn gerade die entrücktheit von ronald für einige witzge szenen sorgte.
die geschichte die der film über zwei stunden lang erzählt ist nicht besonders aufregend (der trailer oben fasst das geschehen, das der film über zwei stunden ausdehnt, in kompakten zwei minuten zusammen), aber mir gefiel die art wie sie erzählt wurde. schauspielerisch gibt es wirklich nichts auszusetzen, weder in den haupt-, noch den nebenrollen. es gab mehrere szenen, in denen die schauspieler so subtil agierten, dass garantiert jeder deutsche regissseur ihnen zugerufen hätte: „dicker auftragen, das merkt doch sonst keiner.“ und so kann man den film auch in einem satz beschreiben: nicht zu dick aufgetragen, gut ausbalaciert, sehenswert. aber einen zweiten satz füge ich trotzdem noch hinzu: tom hardy ist grossartig.
dd schreibt ungefähr alle 2-3 jahre was in ihr 10 jahre altes blog:
http://dd.wirres.net/date/2016/04/

sanft und sorgfältig
lorenz maroldt im heutigen checkpoint:
Dreierlei News von Jan Böhmermann: Der deutsch-türkische Heimatdichter kehrt mit seiner Ziegenzüchtershow „Neo Magazin Royale“ ins ZDF zurück (12. Mai), beendet aber seine Sonntagssendung „Sanft & Sorgfältig“ mit Olli Schulz bei Radioeins. Gekündigt hatten die beiden beim rbb allerdings schon vor der Affäre Erdogan – und zwar, um gemeinsam bei Spotify als Podcaster anheuern zu können. Das ist allerdings in der Tat wieder mal ein großartiger Witz voll allerfeinster Ironie und bitterböser Satire: In ihrer alten Sendung hatten sie den Streaming-Dienst noch als „Scheiß-Plattform, wo der Künstler keine Kohle bekommt“ geschmäht (nachzuhören hier).
diese nachricht erschüttert mich jetzt relativ wenig, ich habe die sendung nämlich nie freiwillig gehört (ein paar mal allerdings unfreiwillig, im auto, auf längeren fahrten, wenn die beifahrerin mich zwang, sie mit anzuhören). aber dieser kurzmeldung von lorenz maroldt zeigt auch mein problem, das ich mit radio oder podcasts oft habe. um die (halb ernste und halb halbironische) aussage „Spotify ist eine Scheiß-Plattform, die Künstler schlecht bezahlt“ zu lesen brauche ich weniger als eine sekunde. um sie mir (inklusive witzloser, gestammelter ironie) anzuhören, brauche ich ungefähr zwei minuten. das ist voll ineffektiv.
ich habe nichts gegen zielloses herumlabern und meckern, das mute ich hier schliesslich auch seit 14 jahren meinen lesern zu — aber ich tue es seit 14 jahren skip-freundlich, mit texten, die sich leicht überspringen und überfliegen lassen.
(nachtrag: der link zum checkpoint funktioniert jetzt wieder.)
sendung mit der maus vom 24.04.2016

christoph (und evi) erzählen wie haferflocken gemacht werden und ralph caspers erklärt: „wie pinkeln vögel?“ das letztere ist ziemlich sensationell, wie ich fand, weil man sieht, wie vogelkücken kacken, ohne das netz zu beschmutzen. hier sollte ich vielleicht noch einen skatologie-triggeralarm einbauen, aber das ist bei einer webseite die einen kackenden hund als logo hat, vielleicht gar nicht nötig.
die sendung ist noch bis zum 1. mai hier zu sehen, die sachgeschichte mit den vögeln länger.

die shaun-das-schaf-folge am ende wurde aus dem archiv rausgesucht, weil irgendwann eine taube drin vorkommt, die bitzer auf den kopf kackt und sogar die haferflocken-sachgeschichte hat die redaktion ins thema zu pressen geschafft. am anfang erklärt christoph nämlich die redewendung „dich hat wohl der hafer gestochen?“ mit stechenden haferspelzen beim kacken.
game of thrones s06e01 (the red woman)

(enthält keine spoiler für die sechste staffel, glaub ich)
sieben handlungsstränge werden fortgeführt: sansa (und theon) flüchten weiter, jon snow ist weiterhin tot, myrcella ebensso, und sie wird von jaime sie zurück nach king’s landing bringt, daenerys ist weiterhin gefangene der dothraki und arya weiterhin blind. das einzig überraschende in dieser folge ist, dass in dorne (aka sevilla) jetzt schon, ohne vorgeplänkel, etwas längst erwartetes passiert und die red woman melisandre sich auszieht und ins bett legt.
der letzte satz ist natürlich ein witz, dass melisandre wieder nackt gezeigt wird, war mir bereits beim lesen des titels dieser folge klar. so wenig überraschendes in dieser folge auch passierte, so sehr freut es mich, game of thrones wieder gucken zu können. man kann die serie auch als wirklich aufwändig und makellos gedrehte tourismuswerbung für island, irland, sevilla, marokko, malta und kroatien sehen, als so ne art virtuelles interrail (oder besser intersail) für kissenpupser. auch wenn die drehorte teils wild durchandergemischt sind, kann man tief ins herzen europas eintauchen, die eigenen alltagssorgen vergessen und die alltagssorgen von ausgedachten höheren klassen, aus einer phantasievergangenheit, mehr oder weniger distanziert betrachten.
ganz ohne ironie, ich guck mir das furchtbar gerne an und freue mich das jetzt noch 9 wochen lang machen zu können. ich frag mich nur, was ich da jede woche zu schreiben soll?
ich könnte mir zum beispiel für jede folge mechandising-artikel ausdenken, die weg wie warme semmeln gehen. zum beispiel das collier von melisandre. oder ihr beinahe blinder spiegel. wachsmodelle der köpfe auf dem staffelposter will bestimmt auch jeder game of thrones fan haben, um aus seinem billy-regal einen altar für den many-faced god zu machen.
ia, amp, rss, syndikation, bloggen

viele leute glauben ja, dass facebook das bloggen zerstöre, oder bloggern zumindest so viel zeit und aufmerksamkeit nehme, dass sie sich kaum noch um ihre eigenen gärten kümmern, sondern in facebooks „eingemauerten garten“ schreiben.
(den begriff des „eingemauerten gartens“ habe ich beim schockwellenreiter aufgenommen.)
vermutlich ist da was dran, ich bin zum beispiel immer (leicht) entäuscht, wenn peter breuer facebook mit seinen kleinen, witzigen geschichten vollschreibt, statt seines blogs. immerhin, ab und zu, schreibt er dann auch in sein blog. viele leute halten facebook wohl auch für eine inkarnation des bösen, oder zumindest für etwas furchtbares:
Facebook versucht, das Internet zu sein und Blogs zu ersetzen bzw. in sein Universum einzuverleiben. Das ist furchtbar […].
dieser kommentar stand unter meiner kurzen lobeshymne der instant articles von facebook. die laufen jetzt seit knapp einer woche hier mit, dass heisst alle etwas längeren artikel, die ich auf wirres.net ins internet schreibe, werden per RSS auch in facebooks datencenter eingespeist und dann angezeigt, wenn jemand einen link auf einen dieser artikel in der mobilen facebook app klickt. wer ohne app auf links zu den artikeln klickt, landet, nach wie vor, hier im blog.
die technik funktioniert erfreulich zuverlässig. facebook liest den feed alle drei bis vier minuten ein und wenn ich einen artikel veröffentliche, liegt er spätestens ein paar minuten später auch als optimierte, gecachte version in der facebook app vor. änderungen an den artikeln werden klaglos synchronisiert, dass heisst die originalversion hier und die kopie in der facebook-app sind immer auf dem gleichen stand.
dass ich mich neben der initialen einrichtung um nichts kümmern muss, genauso wenig wie mit allem anderen was mit RSS zu tun hat, ist äusserst angenehm und erfüllt alle erwartungen, die ich bereits vor knapp einem jahr hatte:
instant articles sind eigentlich nichts anderes als „Publish (on your) Own Site, Syndicate Elsewhere“, kurz „POSSE“. POSSE beschreibt eine indieweb-technik, bei der man (obviously) inhalte zuerst auf seiner eigenen webseite veröffentlicht und sie dann auf beliebige weitere seiten syndiziert. das indiewebcamp-wiki drückt den entscheidenden punkt so aus:
POSSE lets your friends keep using whatever they use to read your stuff (e.g. silo aggregators like Facebook, Tumblr, Twitter, etc.).
seit ein, zwei jahren habe ich das bloggen für mich neu — oder schärfer — definiert. ich sehe mein blog konsequent als offene sammelstelle und verteiler. alles was ich ins internet oder auf papier schreibe, kopiere ich auch hierhin, oder, noch lieber, ich schreibe es auf wirres.net und verteile es dann nach irgendwo. filmkritiken schreibe ich zuerst hier und kopiere sie dann (derzeit) zu letterboxd.com. instagramme kopiere ich zunächst (automatisch) hierhin und verteile sie dann (automatisch) von hier zu facebook und twitter. statusnachrichten schreibe ich hier und kopiere sie dann voll oder semiautomatisch zu twitter oder facebook. checkins mache ich per swarm-app, kopiere sie aber automatisch hier hin. favoriten setze ich per bookmarklet so, dass sie im jeweiligen social network landen und hier.
wer will kann sich alles was ich schreibe hier ansehen, für alle anderen pumpe ich meine inhalte dahin, wo ich es für sinnvoll erachte, oder glaube, die leute zu erreichen, die ich erreichen möchte.
und damit bin ich wieder beim anfangsgedanken: zerstört facebook blogs — oder gar das („freie“, „wilde“) internet?
ich glaube nein, auch wenn es irre viel aufmerksamkeit an sich zieht. aber das prinzip der instant articles, hat meiner ansicht nach sogar das zeug dazu, blogs zu einer renaissance zu verhelfen. denn um einen instant article zu erstellen, muss ich erstmal einen originalartikel im netz ausserhalb von facebook erstellen: auf meinem eigenen blog, auf wordpress oder wo auch immer. derzeit ist die plugin-installation oder instant-article-konfiguration wohl noch etwas kompliziert für viele, bzw. die plugins noch nicht ganz ausgereift, aber das wird sich ändern. facebook unterstützt mit den instant articles im prinzip den indieweb-gedanken des „Publish (on your) Own Site, Syndicate Elsewhere“, des syndizierens.
eigentlich hatte ich die hoffnung, dass andere technologiekonzerne so etwas auch machen. medium hat das seit knapp einem jahr sehr halbherzg umgesetzt: auch an sein medium-konto, kann man einen RSS-feed flanschen, aber artikel werden nur einmal initial eingelesen und dann nie wieder aktualisiert. auch die umsetzung von speziellen gestaltungselementen, wie es die instant articles erlauben, unterstützt medium nicht. twitter hat vor einem halben jahr angekündigt, die google AMP-initiative zu unterstützen. das hätte zum beispiel den vorteil, dass in twitter verlinkte artikel, in der twitter-app vorgerendert und -gecached werden könnten und sich so anfühlen würden, als wären sie teil der twitter-app und keine langsam ladenden externen webseiten. google selbst scheint den rollout von AMP wieder massiv zurückgefahren zu haben, zumindest für kleine publisher oder blogger. vielleicht war das doch alles zu kompliziert, für eine massenhafte nutzung.
bereits letztes jahr schrieb ich, dass die instant articles sich nicht von RSS, wie ich es nutze, unterscheiden. ich lese per RSS 1200 quellen, die mein heissgeliebter RSS-reeder vorlädt, auf dem telefon zwischenspeichert und mir in sekundenschnelle, perfekt lesbar und befreit von allem tand, anzeigt. facebook wird so zu etwas, was bisher ausschliesslich technisch versierte menschen per RSS genutzt haben: ein einfacher, von allen leicht zu bedienender feed-reader.
natürlich ist da was dran, was ich oben zitiert habe, facebook versuche, „das Internet zu sein“ oder zumindest die leute dazu zu bringen, maximal viel lebenszeit auf facebook zu verbringen. dagegen kann jeder etwas tun, nicht indem man facebook meidet oder nicht mehr mit inhalten beliefert, sondern indem man einen fallback schafft — oder besser, eine alternative. oder um im gartenbild zu bleiben: wir sollten unser gemüse vor allem in unseren gärten anpflanzen, die kulturtechniken des gartenbaus weiter pflegen — ohne unsere gärten selbst zuzumauern. aber warum sollten wir unser selbst angebautes gemüse nicht auch auf dem grossmarkt anbieten, wenn dort die meisten interessenten sind? wenn es süsse trauben nur auf dem grossmarkt und nicht in den nachbargärten gibt, warum darauf verzichten?
oder anders gefragt, wie sollen wir andere leute davon überzeugen, dass es alternativen zu facebook gibt, wenn wir unser wohlduftendes gemüse nicht auch zu facebook bringen oder uns in unserer exklusivtät einmauern? ich glaube, die ideen des indiewebs können helfen, blühende landschaften neben den blauen giganten entstehen und fortexisieren zu lassen. aber dafür müssen wir (wieder) alle mehr im eigenen garten bloggen.