einer von 6 musikanten auf 100 metern
profitipp: mit klarsicht- oder alufolie abgedeckte schalen im kühlschrank sind das perfekte versteck: da guckt nie jemand rein.
neil-gaiman.tumblr.com: »Dear Neil, I am a horrible person. How to be kinder, please?« #
neil gaiman beantwortet die frage, wie man als „furchtbare“ person liebenswürdiger werden kann:
So how to be kinder if it doesn’t come naturally?
Fake it.
Fake it a little bit at a time. [...]
Think “What would an actually kind person do now?” - and do that. Don’t beat yourself up when you fail. Just be as kind to yourself as you will be to others - even if you have to fake that.
auf den ersten blick ist das die idee der ziemlich weitverbreiteten und bei USA-besuchen für deutsche ziemlich irritierenden amerikanischen überschwänglichen, freundlichen höflichkeit. alles nice and wonderful. auf den zweiten blick ist das aber ziemlich gut gedacht. denn dieser tipp ist ein praktikabler wahrnehmungsfilter und erkenntnisfärber.
wir finden nämlich (erkenntnistheoretisch) meisten das wonach wir suchen. wenn ich davon ausgehe, dass menschen gemein (zu mir) sind, kann ich dafür täglich hunderte von hinweisen finden, die meine erwartung bestätigen. mache ich mir jedoch klar, dass die von mir wahrgenommenen gemeinheiten meist ein ergebnis von irrtümern, kurzsichtigkeit, nachlässigkeit oder dummheit sind — und nicht von bosheit — sieht die welt schon ganz anders aus und ich finde plötzlich hinweise darauf, dass menschen eigentlich ganz OK sind.
gegen misanthropie kann man sich entscheiden; und handle und sehe ich nicht mehr misanthropisch, fühle ich mich (möglicherweise) nicht mehr misanthrop und werde auch nicht mehr als misanthrop wahrgenommen.
siehe auch „hanlon’s razor“:
Gehe niemals von Böswilligkeit aus, wenn Dummheit ausreichend ist.
hippster sind popper mit bart. #80erheute
zdf.de: NEO MAGAZIN ROYALE vom 16.4.2015 #
nach längerer zeit mal wieder eine ausgabe des neo magazin royale angeguckt. da war jetzt nicht jede sekunde der sendung prall unterhaltsam und nicht jeder witz besonders witzig, aber die sendung hatte einen guten fluss und keine längen. im gegenteil, sie war so prall gefüllt, dass man das gefühl hatte, dass es böhmermann ständig vorwärts drängte. das interview mit helene hegemann, das kurz nach der kurzen standup-routine und dem do-it-yourself nekrolog von böhmermann kam, floss nach ein paar sätzen und einem kurzen, abgebrochenen spiel in den auftritt von chilly gonzales über und dann zum sendungsende.
erstaunlich auch, dass das hegemann-interview relativ frei von gemeinheiten und peinlichkeiten blieb — eigentlich war die einladung hegemanns wohl eh nur ein vorwand mal ein kurz-portrait von ihr für den schirm zusammenzuschneiden und ihr kinderbilder abzuluchsen.
böhmermann hat es sich wirklich gut eingerichtet in seiner metaebene sendung.
schlossbunker
gutjahr.biz: Medienwandel: Sterben um zu leben? #
gefällt mir, die deprimierte rede von von richard gutjahr auf den journalismustagen in wien. ich frage mich aber, warum er sich nicht als robert smith verkleidet hat.
Machen wir uns nichts vor. Allzu gut ist es um den Journalismus nicht bestellt. Und wir haben selbst dazu beigetragen. Wir haben uns nicht im gleichen Maße weiterentwickelt, wie unser Publikum das getan hat. Wir googeln und nennen das Recherche. Die harte Wahrheit: Googlen können unsere Leser auch! Ich gehe sogar soweit zu behaupten: Viele unserer Leser, Hörer und Zuschauer googlen sogar besser als wir das oft tun - stoßen im Netz auf Quellen und Originaldokumente, die uns in der Eile entgangen waren, halten uns unsere eigene Unzulänglichkeit vor Augen.
Das Gärtner-Prinzip
Der Jongleur Alex Barron hat es 2012 geschafft 11 Bälle für eine Weile in der Luft zu halten und 23 mal hintereinander aufzufangen. 2013 schaffte er mit einem Ball weniger, die Bälle 30 mal hintereinander aufzufangen. Möglicherweise wird dieser Rekord in den nächsten Jahren noch um einen Ball verbessert, aber Alex Baron’s Rekord scheint die Kapazitätsgrenze bei der Balljonglage ganz gut zu markieren: Menschen können maximal 10 bis 11 Bälle jonglieren.
Wir kennen auch die Kapazitätsgrenze beim Management von Großprojekten ganz gut. Sie wurde in den letzten Jahren sichtbar, als (wieder mal) diverse Großprojekte scheiterten oder zu scheitern drohten.
Schon das erste Großprojekt, das ich in meiner Jugend verfolgte, der Klinikumsneubau in Aachen, kostete statt der ursprünglich geplanten 550 Mio. Mark am Ende mindestens 1,5 Mrd. Mark. Auch der Termin für die Fertigstellung wurde stückweise von 1976 auf 1979, dann auf 1982 und dann schließlich auf 1985 verschoben. Die Kosten des Berliner Kongresszentrums stiegen in den siebziger Jahren um das siebenfache (von ursprünglich rund 120 Mio. Mark auf ungefähr 800 Mio. Mark). Damit ist der neue Berliner Großflughafen Schönefeld noch im klassischen Berliner Kostensteigerungsrahmen: Aktuelle Planungen gehen vom achtfachen der ursprünglich geplanten Bausumme aus.
Warum verlaufen Großprojekte immer wieder in den gleichen Bahnen?
Eigenartigerweise erklären wir das Scheitern von Großprojekten oft mit Führungsschwäche („Der Wowereit war’s!“) oder Planungsfehlern. In dieser Erklärung steckt die Überzeugung, dass Projekte beliebiger Komplexität mit den richtigen Planungswerkzeugen und Führungsmethoden in den Griff zu bekommen seien. Auch unzählige gescheiterte Großprojekte dämpfen nicht etwa den Größenwahn, sondern inspirieren die Planer lediglich zu immer ausgefeilteren Planungsmethoden. Der neue heiße Scheiß für Bauprojekte lautet jetzt Building Information Modeling (BIM). Bei BIM planen und arbeiten alle am Bau Beteiligten vernetzt an einem einzigen Gebäudemodell. Damit, behaupten Experten, sollen misslungene Bauprojekte wie die Hamburger Elbphilharmonie oder der Berliner Großflughafen „in absehbarer Zeit der Vergangenheit angehören.“
Dass diese Projekte aber vielleicht nicht nur wegen unzureichender Werkzeuge oder Verfahren scheitern, sondern weil sie dem Versuch gleichen, mehr als 11 Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten, kommt uns nicht in den Sinn. Kann es nicht sein, dass Projekte ab einem gewissen Komplexitätsgrad einfach nicht effizient vorab planbar sind? Zumindest nicht mit genauen Zeit- und Kostenvorgaben?
Vielleicht sollten wir einfach grundsätzlich etwas kleiner denken? Oder bestimmte Projekte eher wachsen und spriessen lassen, statt sie mit oft jahrzehntelangem Vorlauf vermeintlich durchzuplanen? Dezentralität fördern, viele, statt große Projekte unterstützen und die, die sich bewähren, ausbauen und wachsen lassen. Das hat mit bestimmten Technologien bereits gut funktioniert. In Deutschland gibt es mittlerweile 25.000 kleinere Windkraftanlagen, während in den achtziger Jahren noch ein Windanlagengroßprojekt (Growian) kläglich an seiner Überdimensionierung und planerischem Größenwahn scheiterte.
Das ist auch das Prinzip nach dem das Silicon Valley groß wurde; viele der amerikanischen Firmen, die wir heute als Giganten wahrnehmen, waren ursprünglich nicht als Großprojekte angelegt, sondern starteten als Kleinstprojekte, in Garagen oder Universitätswohnheimen. Die Wachstumsimpulse im Silicon Valley funktionieren auch weiterhin nach diesem Gärtner-Prinzip: die meisten Kapitalgeber haben viele kleine Projekte im Portfolio und hegen die Erfolgversprechensten, bis diese ausgewachsen sind oder von Größeren geschluckt werden.
Statt den Größenwahn in den Anfang, in die Planung, zu stecken, sollten wir den Größenwahn vielleicht eher in das Wachstum, in die Weiterentwicklung, stecken.
anmerkung: das ist der text meiner kolumne im (gedruckten) t3n-magazin nummer 39 (kolumne aus ausgabe #38 hier). in ein paar wochen kommt die neue ausgabe, mit einer neuen kolumne von mir. die taucht dann wiederrum in ca. drei monaten hier auf. einen absatz aus der kommenden kolumne hab ich gestern schon veröffentlicht.
weil ich für die kolumne bezahlt werde, enthält sie auch gross- und kleinschreibung.
links vom 17.04.2015
krautreporter.de: Die Braut, der man nicht traut #
thomas wiegold sehr ausführlich und ausgewogen über das sturmgewehr g36.
grantland.com: Why Netflix's 'Daredevil' Is The Least Marvel-y Marvel Property Yet #
angemessene würdigung der neuen sehr guten mittelguten serie daredevil (deutsch auch der dävil). vor allem kann man die darstellung des superschurken wilson fisk von vincent d'onofrio gar nicht genug loben („D'Onofrio's performance is the one truly great thing about a generally pretty-good show.“), aber wer das sehen will, muss erstmal durch 3 oder 4 folgen die zwar gut geschrieben und gefilmt sind, aber eben auch (im besten sinne) fernsehstandardkost sind.
das problem mit fernsehkritiken wie dieser von alex pappademas ist allerdings, dass man sie nicht vorher lesen kann und wenn man dann alle folgen gesehen hat — ihm nur noch zustimmen kann. deshalb: daredevil ist solides superhelden-fernsehen — aber eben auch nicht für jeden.
supermarktblog.com: Sonderangebote verstehen - in nur 3 Minuten #
peer schader über sonderangebote. ich verstehe die zwar immer noch nicht, der kurze text ist aber (natürlich) trotzdem lesenswert.
blogmedien.de: Ganz schön beKLOPPt #
horst müller:
Wie unangemessen und aufgebauscht die Berichterstattung über den Trainer-Rücktritt war, führte die taz-Redaktion am Donnerstag den Berufskollegen in Deutschlands Leitmedien vor: Über die gesamte Titelseite der Tageszeitung erschien eine Todesanzeige [...].
time.com: You'll Never Afford This Beautiful Gold-on-Gold Apple Watch #
das problem mit uhren ganz allgemein ist meiner unbedeutenden meinung nach, dass sie um den arm geschnallt einfach doof aussehen. auch bei karl lagerfeld. ich weiss nicht ob ich meine uhr-am-arm-aversion mit der apple watch überwinden kann. vielleicht schnall ich sie mir — wenns so weit ist — ums bein?
macworld.com: Automator actions, geotags, and more advanced tricks for Photos for OS X #
das beste am neuen fotos für os x ist, dass die fotos.app nicht extra startet, wenn man bilder hinzufügen möchte. auch wenn das nicht im verlinkten artikel steht, gibt's dort viele andere gute hinweise zu fotos.app.
techcrunch.com: The Rolling Robot From The Star Wars Trailer Actually Exists And It's Awesome #
nicht schlecht.
die beifahrerin hat mich gemalt

die beifahrerin hat mich gemalt #w
qualitätsirgendwas
ich habe ne kolumne für die ausgabe 40 der t3n geschrieben (erscheint am 27.05.2015). das thema ist eigentlich „nachhaltigkeit“, aber ich komme ja immer vom hölzchen aufs stöckchen und deshalb auch auf das thema „qualitätsjournalismus“. und weil ich über eine kleine erkenntnis selbst lachen musste veröffentliche ich sie hier vorab:
Journalisten dürften übrigens sehr traurig darüber sein, dass sie das Wort Nachhaltigkeit nicht zum Eigenmarketing verwenden können. Wenn Sie sich selbst als aufrichtig, verantwortungsbewusst und zukunftsfähig darstellen möchten, müssen sie das leicht abgewetzte und peinliche Wort „Qualitätsjournalismus“ verwenden. Selbst Politiker sind nicht schamlos genug, ihre Arbeit Qualitätspolitik zu nennen.
kurt w. zimmermann meint übrigens:
Wer dauernd von Qualität redet, der verrät darum nur eines. Er hat ein Problem mit sich selbst.
links vom 15.04.2015
boingboing.net: What happens when you put a hummingbird in a wind tunnel? #
der kolibri-flug, sehr schön erklärt.
youtube.com: The Ingenious Design of the Aluminum Beverage Can #
das in der tat relativ geniale design von aluminium-getränkedosen erklärt, in der sendung mit dem ingenieur .
»Sich regen bringt Segen«
webmention.io
weil die veranstalter der nebenan hamburg konferenz sich überlegt haben, dass ich mal was zum indyweb und reclaim sagen könne, hab ich mich auf anregung von hendrik mans nochmal mit diesem webmention-gedöns beschäftigt.
und siehe da, mit ein paar ergänzungen am quellcode (unter anderem h-entry formate hinzufügen) und ner anmeldung bei webmention.io und brid.gy läuft das:

was man dort sieht ist ein gePOSSEtetes instagrambild. durch einen backlink auf instagram mit rel="syndication" erkennt brid.gy das auf instagram mein bild ist und pingt die likes und (leider nicht alle) kommentare per webmention zu mir. diese pings/webmentions empfängt webmention.io für mich und ich frage sie dort ab und stelle sie unter dem blog-eintrag dar (wenn der reiter trackbacks aufgeklappt ist.
bin angetan, auch wenn’s noch immer ne ganz schöne frikelei ist und man sich sehr einarbeiten muss.
das ist eine leuchte, keine lampe
schöne hintergrundbeleuchtung
links vom 13.04.2015
glaserei.blog.nzz.ch: Der Sieg der Ferne #
peter glaser mit ein „paar Anmerkungen zum Kulturpessimismus“:
KULTURPESSIMISMUS IST Revolution für Faule. Das Ende vom Lied möchte der Kulturpessimist gern geliefert bekommen, am liebsten von einer ultimativen Übermacht. Der Deutsche etwa liebt den pompösen Untergang, das Wagnerianische, auch wenn es furchtbar eitel ist („Die Welt geht unter und ICH bin dabei“), während der Amerikaner die Apokalypse nach Art der Erweckungstheologie bevorzugt, die Hilfe gegen die maßlose Überschätzung der Vernunft verspricht.
wie immer eine brilliante variation des themas: eigentlich hat sich in den letzten paar tausend jahren in sachen zukunftsangst und kulturpessimismus nicht das geringste verändert — ausser der farbe.
mein kulturpessimismus lautet übrigens: ich fürchte wir sind unfähig aus der vergangenheit zu lernen und kultivieren immer wieder die gleichen zukunftsängste wie unsere vorfahren. nur dass wir heute nicht mehr blitze und gewitter fürchten, sondern algorithmen.
sethgodin.typepad.com: The noise in our head (and artificial intelligence) #
seth godin mit einem faszinierendem gedanken: unsere firmware ist fehlerhaft:
One reason we easily dismiss the astonishing things computers can do is that we know that they don't carry around a narrative, a play by play, the noise in their head that's actually (in our view) 'intelligence.'
It turns out, though, that the narrative is a bug, not a feature.
wobei es natürlich gerade die fehlerhaftigkeit unsererer denkapparate, unserere biologisch determinierten emotions- und belohnungssysteme und die damit verbundenen verschrobenen vorstellungen von intelligenz, realität und gefahr sind, die uns so liebenswert machen.

mal gucken, ob ich es mit einem instagram schaffe das kind und die beifahrerin in die küche zu locken.