links vom 22.03.2015
tagesanzeiger.ch: Video und Wahrheit #
philipp loser :
Jauch ist ein Symbol für unsere Überforderung. Die Krise in Griechenland ist vielschichtig und unübersichtlich. Es geht um Schuld, um Abhängigkeiten, um alte Verflechtungen, um Schicksale, um ein Land am Abgrund. Doch statt sich ernsthaft mit den Ursachen dieser Krise und mit möglichen Lösungen zu beschäftigen, zielen auch Qualitätsjournalisten in diesen Tagen auf den einfachsten Reflex: die Empörung. Kein Nachdenken erforderlich, Quote garantiert. Denn nicht nur die Medien sind überfordert, die Adressaten, die Medienkonsumenten, sind es ebenso.
/via
berliner-zeitung.de: Kolumne zum Varoufakis-Fake: Lieber Herr Thadeusz, was nervt Sie an Jan Böhmermann? #
jan böhmermann scheint eine ganz besondere fähigkeit zu besitzen. er kann leute entzaubern, die ihn berühren. böhmermann hat so eine art zen-meister satire-status erreicht, in dem er sich über leute gar nicht mehr selbst lustig machen muss — oder sie karikieren und überzeichnen muss — sie machen das einfach selbst. in diesem (verlinkten) beispiel stellt sich jörg thadeusz selbst, völlig überzeichnent, als merkbefreit, neidisch und dünkelhaft dar. wie der böhmermann das wieder hinbekommen hat ...
marginalrevolution.com: Why is subtitling and closed captioning so bad? #
die beifahrerin schaut sich amerikanische fernsehserien immer mit englischen untertiteln an. während auf netflix die untertitel (und sprachen) meisten vorhanden und beliebig hinzuschaltbar sind, fehlten die beispeilsweise bei der amazon-serie bosch völlig. zumindest als die beifahrerin sich die serie vor ein paar wochen auf amazon ansehen wollte. das ist insofern eigenartig, weil das netz bereits voll von gut gemachten untertiteldateien war (beispiel), von freiwilligen erstellt.
die beiden russischen filme nightwatch und daywatch haben für den amerikanischen markt übrigens eine bemerkenswerte form der übersetzung gefunden. sie wurden leider in einer version auch synchronisiert, aber auf netflix (US-version) finden sich nur die fest untertitelten versionen. und diese untertitel sind (leicht) animiert. in der regel sehen sie wie reguläre untertitel aus, aber hin und wieder sind sie animiert oder in das filmbild integriert. manchmal werden die untertitel von den schauspielern verdeckt, manchmal, wenn es beispielsweise an einer tür klopft, vibrieren sie. das war alles subtil genug um es in der ersten stunde überhaupt nicht zu bemerken — oder nur unterbewusst.
abgesehen davon, dass ich russisch sehr, sehr gerne höre, war das ein grosses vergnügen und die beiden filme selbst waren auch gar nicht mal sooo schlecht.
psdtowp.net: Interview: Jeffrey Zeldman #
jeffrey zeldman über die geschichte und den stand des — na was wohl — webdesigns.
medium.com/@zeldman: Jesus and the Uber Driver #
jeffrey zeldman über jesus und den uber-fahrer. gerne gelesen — und ohne das wort webdesign.
links vom 21.03.2015
zeit.de: Art Garfunkel: Auf dem Weg #
anna kemper ist mit art garfunkel ein bisschen auf einer türkischen schnellstrasse spazieren gegangen. raus gekommen ist ein brilliantes portrait.
newyorker.com: You Think You Know Umami? #
hannah goldfield:
Although Americans have been using the word umami for the past decade and it's been in use in the English language since 1979, its definition remains elusive to many. Ask someone who thinks that they know what umami is, and she'll tell you it's the “fifth taste," after salty, sweet, sour, and bitter. It's that other thing, the thing you didn't even know needed a concept or a name until someone pointed it out. That deep, dark, meaty intensity that distinguishes seared beef, soy sauce, ripe tomato, Parmesan cheese, anchovies, and mushrooms, among other things. It hits the back of your throat and leaves you craving more.
interessanter text, nicht nur wegen der guten erklärungen und beispiele was umami ist oder wie man es herstellen kann, sondern auch wegen des ausflugs in die japanische küchenphilosophie. so wird kazu katoh, der präsident der organisation für die promotion von japanischen restaurant im ausland (was es alles gibt), zitiert:
“[Umami is] something that's kind to the body. It's mild, and, after eating, it's not heavy on your stomach. It helps you wake up better in the morning. That's what deliciousness is about. It's about feeling good after eating. [...]
In Japan, we talk about it tasting good, sleeping well, and clean bowel movements. It has to do with the entire digestive process.
beim essen geht es eben auch um guten stuhlgang. sollte man nie vergessen.
irights.info: iRights.info: Der Kampf um Adblock Plus #
torsten kleinz:
Ein Argument von Prosieben-Sat.1 ist auch das Urheberrecht. Gegenüber iRights.info erklärt Stefan Engels: „Beim Abruf einer Webseite läuft zwischen Browser und Server ein komplexes Frage-und-Antwort-Spiel ab. Diesen gesamten Vorgang sehen wir als ein urheberrechtlich geschütztes Programm, in das Adblock Plus unzulässig eingreift.“ Wenn sich die Richter dieser Argumentation anschließen, könnten viele Browser-Plugins in Deutschland verboten werden.
das ist sehr originell in einem sehr schlechten sinne. nach der logik müsste dann auch anti-virus software oder die nutzung von alten, nicht standard-konformen browsern, crawlern, blocklisten oder schwarz-weiss-bildschirmen gegen das urheberrecht verstossen.
buzzfeed.com: Why Photos Rule The Internet #
schöne zwischenüberschrift in einem artikel von charlie warzel:
Social networks should be windows, not ballrooms or hallways.
abgesehen vom autorennamen charlie warzel (der fast so obzön-schön klingt wie mein eigener), sollte einem das fazit von warzel zu denken geben:
Put another way: Nobody wants to hear your opinion, man. Nobody really cares what you think. Pics or GTFO.
schulesocialmedia.com: Die Verzerrung unseres Weltbilds durch soziale Medien - Kommentar zu einem FAZ-Artikel #
philippe wampfler weist darauf hin, dass dieser text von adrian lobe („Wie Twitter und Facebook die Wirklichkeit verzerren“) in der faz selbst manipulativ ist:
Das alles stimmt. Lobe nimmt aber zwei entscheidende Ergänzungen vor, die seinen Text ebenfalls manipulativ machen. In der Einleitung fragt er: »Aber bilden soziale Netzwerke die Realität auch immer so ab, wie sie ist?« Damit suggeriert er, dass andere Medien die Realität tatsächlich adäquat abbilden würden. Abgesehen davon, dass das rein erkenntnistheoretisch kompletter Unsinn ist, ist auch die Implikation falsch, die Auswahl von Inhalten sei prä-Social-Media transparenter oder weniger manipulativ gewesen. »Der Nutzer sitzt im Silo sozialer Netzwerke und ist manipulierbar«, schreibt Lobe. Und zuvor? Da saß er im Silo seiner Tageszeitung und der Tagesschau.
Der zentrale Punkt von Tufekcis Studien ist nicht die Verzerrung der Realität oder ein düsteres Menschenbild, sondern eine Analyse der Personalisierung durch Algorithmen.
ich frage mich ja wirklich wie so eine grundschulniveaufrage wie
Aber bilden soziale Netzwerke die Realität auch immer so ab, wie sie ist?
ohne jede relativierung an der stumpfsinn-kontrolle der faz vorbei kommen konnte. denn mit so einer aussage, die wirklich alles was wir über wahrnehmung und medien wissen ausser acht lässt, kann man eigentlich gar nicht auf manipulationswillen schliessen. denn, wenn überhaupt, manipuliert man mit so einem quark gerade mal grundschüler und kindergartenkinder. und die lesen die die faz ja bekanntlich nicht.
krautreporter.de: Die Geschichte des Chaos Computer Clubs: Datendämmerung #
erster teil von frederik fischer's CCC-reihe. darin gibt's den einen oder anderen hintergrund und ein interview mit klaus schleisik. darin geht's auch um prügelnde und lügende nonnen, wau holland und „medienläden“.
buzzfeed.com: This Startup Is Designing Yeast To Make Brand-New Scents, Flavors #
genetisch modifizierte hefen die duft- und geschmacksstoffe herstellen. ich sehe das problem mit der gentechnik übrigens nicht primär in der manipulation des genetischen codes oder der angeblichen unnätürlichkeit solcher eingriffe ins erbgut, sondern darin, dass diese manipulationen patentierbar oder urheberrechtlich zu schützen sind und nicht open source — oder mit kurzen schutzfristen versehen.
twitter.com/bijan: My 13year old daughters home screen. OMG. #
auf dem bild ist mir neben der farbenfixierung und der nutzung von emoji in ordnernamen noch etwas aufgefallen. in einen ordner sortiert, zeigt die kalender-app immer noch das korrekte datum an, aber die uhr-app nicht mehr. die fällt zurück auf 10:10:30 Uhr.
links vom 20.03.2015
zeit.de: Deutschland: Am Arsch der Welt #
wunderbare polemik von david hugendick die so gut ist, dass ich sie beinahe durchzitieren möchte. ich beschränke mich aber auf drei zitate:
Herkömmliche Märchen beginnen mit „Es war einmal“. Konservative Märchen mit „Früher“. Und es wird jetzt um so ein Märchen gehen, das mit einem Früher beginnt und in unserer Gegenwart endet.
In der Beschwörung des Abendlands steckt auch der regressive, oft harmlose Wunsch, die Welt möge doch bitte nicht mehr kompliziert sein. Zurück zu Anstand, Bibel, großem Latinum, Sütterlin, früher. Ein Symptom weinerlichen Gegenwartswiderwillens von koketten Pessimisten.
Spätestens hier ist [Abendland] ein Kampfbegriff geworden, unter dessen Banner Fremde immer Fremde bleiben müssen. Und es liegt im Wesen solcher Untergangsszenarien, dass in ihnen der Vitalismus einer Gesellschaft plötzlich nur noch im Verhältnis zum fremden Anderen existiert, beziehungsweise sich dagegen beweisen muss.
spiegel.de: Debatte um Fake-Videos: Danke für die Nebelkerze, Herr Böhmermann #
hannah pilarczyk bedankt sich, wie das restliche deutsche feuilleton, bei jan böhmermann für seinen elaborierten stinkefingerwitz. sehr zu recht, nicht nur weil böhmermann die klaviatur unserer aufmerksamkeitsökonomie virtuos spielt, sondern auch, weil er fast immer die richtigen stücke spielt.
ich frage mich aber trotzdem auch, ob dieser stunt jan böhmermann nicht auch ein bisschen geschadet hat. denn jan böhmermann hat die medienöffentlichkeit belogen — oder einen ticken positiver ausgedrückt: er hat uns alle verarscht und zum teil auf dem falschen fuss erwischt. der postillon macht das auch ständig, allerdings nicht als stefan sichermann, sondern eben als der postillon. jan böhmermann lügt in seinen videos aber als er selbst. satire und böhmermann dürfen das, klar, aber der jan böhmermann der sagt, er habe den stinkefinger von varoufakis einmontiert ist der gleiche der uns erzählt hat, dass freunde von ihm wegen eines tweets von ihm abgemahnt wurden oder der auf facebook schrob, dass es ihm leid täte den namen eines abmahnenden fotografen getwittert zu haben.
weil sich die vorherigen sätze furchtbar spiessig und kleinkariert anhören, versuch ichs mal metaphorischer auszudrücken. will jan böhmermann eher den weg von andy kaufmann gehen, der sich die relativierung von wahrheit als letztes, grosses entertainment-ziel auf die fahnen schrob, oder eher den weg eines jon stewart gehen, dem man seine empörung über bigotterie, eitelkeit und dumme rituale in den medien in jeder sekunde abnimmt, auch wenn man gerade tränen lacht?
ich weiss durchaus, dass täuschung und ablenkung wichtige werkzeuge im repertoire von komikern und satirikern sind, aber wenn man sie zu exzessiv benutzt werden sie stumpf und drehen durch wie schrauben, die man zu brutal eingedreht hat. vertrauen ist meiner meinung nach wichtig für die statik von humor.
zeit.de: Jan Böhmermann: Alles ist Spielzeug #
nochmal david hugendick, der hier jan böhmermanns stunt zur kunst erklärt. zu recht.
freitag.de: Werbung | Billigbiotop Online-Journalismus #
jan jasper kosok:
Anstatt also immer wieder neue, bigotte Appelle gegen Werbeblocker zu verfassen und den Fehler überall außer bei sich selbst zu suchen, sollten Medienschaffende die eigenen Vermarkter auf Kurs bringen und sich darauf konzentrieren, ein Umfeld zu erzeugen, das für die Leser und für hochwertige Werbung gleichermaßen attraktiv ist. Qualitätsjournalismus hat schließlich seinen Preis.
ich habe den artikel mal aus neugier ohne ghostery (also de-fakto ohne werbeblocker) geladen und habe das hier gesehen, was ich sehr, sehr witzig finde.

/via
dasfilter.com: „Es war geil, die Todesangst meiner Opfer zu spüren“ - Im Gespräch mit Sascha Bisley, Autor von „Zurück aus der Hölle #
doofe, aus dem zusammenhang gerissene, aufgeilende überschrift, aber tolles interview mit sascha bisley. das blog von sascha bisley ist mir übrigens erstmals vor zwei jahren positiv aufgefallen. ich glaube das kann man durchaus zur abonnierung empfehlen.
blogh.de: Am 21. April wird das Internet mobil #
peter schink:
Mitte April kommt ein Google-Update, das gewaltig ist. Was vielfach nur als Randnotiz lief, wird die Nutzung des Netzes schlagartig verändern.
google wird in der mobilen suche webseiten die nicht mobil optimiert sind stark benachteiligen oder gar nicht mehr anzeigen. hört sich harsch an, ist aber meiner meinung nach eine gute entscheidung.
metronaut.de: Friedensgala mahnt taz und andere Zeitungen ab #
vor einer weile schrob ich ein paar gedanken zum thema charity auf:
ich mag charity meistens nicht, weil charity für mich oft den beigeschmack von ablasshandel hat oder überzogene versprechungen macht. oft nutzt charity auch fotos von stark abgemagerten afrikanern oder riecht nach fernseh-gala, showtreppe, kitsch und emotioanlisierung. charity wird (aus meiner sehr beschränkten sicht) von prominenten oder stinkreichen leuten betrieben, die ihrem leben, das oft ausschliesslich aus geld-verdienen besteht, einen etwas tieferen sinn geben wollen.
schön wenn solche charity-events dann ihr trauriges, rohes gesicht zeigen und zum beispiel gegen berichterstattung rechtlich vorgehen.
turi2.de: Basta: „Dummy“ rät zum „Spiegel“-Kauf. #

thisisnthappiness.com: Believe in Advertising #
manchmal spricht werbung wie ein kindermund.
obviousplant.tumblr.com: Finally! My gym has a place to discard used owls. #
teilweise ziemlich witzig: obviousplant.tumblr.com
links vom 19.03.2015
netzpolitik.org: Medienhack: Neo Magazin Royale und der Varoufakis-Stinkefinger #
stefan-niggemeier.de: Böhmermann: „Wir haben das Varoufakis-Video gefälscht“ #
sueddeutsche.de: Böhmermann: „Wir haben den Stinkefinger gefälscht“ #
zeit.de: Jan Böhmermann: „Das Video ist ein Fake“ #
youtube.com: Varoufakis and the fake finger #varoufake #
rivva.de: Varoufakis and the fake finger #
weitere reaktionen auf das video bei rivva.
die auffälligste reaktion auf jan böhmermanns video, bzw. behauptung das stinkefingervideo von yanis varoufakis gefälscht zu haben lautet: kann sein dass böhmermann recht hat oder nicht, aber haha, das ist witzig. weil mein feedreader den artikel von markus beckedahl auf netzpolitik zuerst angezeigt hat und der gleichzeitig am pointiertesten ist, hier seine vorläufige blaupause für alle kommentare zum fingervideofake:
Wir wissen nicht, ob das stimmt. Kann sein, kann aber auch wiederum gefakt sein. Das werden die kommenden Tage zeigen. Und auch wenn das nur ein Medienhack ist: Diese zehn Minuten Ausschnitt sind das Subversivste, das seit langem aus dem deutschen Fernsehen ins Netz gekommen ist. Ganz groß erzählt.
diese vorsichtige reaktion quer durch den pressespiegel hätte ich mir allerdings schon am anfang der woche gewünscht. journalismus muss nicht nur differenzierter, vorsichtiger und relativierender werden, sondern vor allem demutsvoller. die wahrheit kann immer ein paar schichten tiefer liegen als man annimmt oder als man glaubt, dass es offensichtlich ist. zumindest taugen videos heutzutage genau so wenig als beweismittel, wie fotos. mit der richtigen software und dem richtigen know-how sind fälschungen vielleicht noch aufwändig, aber eben problemlos und schwer erkennbar zu machen. mindestens das zeigen uns jan böhmermann und sein team in dem video.
what-if.xkcd.com: Hotter than Average #
interessant. die wassertemperatur von regulären quellen ist in etwa die durchschnitts (luft) temepratur am ort der quelle.
details.com: Meet the Hardest Working Man in Porn #
ausführliches portrait über den japanischen pornodarsteller shimiken. nicht an allen stellen appetitlich zu lesen, da die fetische von shimiken zum teil im detail beschrieben werden. ich sag's mal so: enthält unappetitliche details, ist aber insgesamt jugendfrei.
kinderfilmblog.de: Rückblick auf die Asterix-Animationsfilme #
alexander matzkeit schaut zurück auf auf fast 50 jahre asterix-filme.
netzpolitik.org: netzpolitik.de: Sigmar Gabriel und die Vorratsdatenspeicherung in Norwegen: Lügen haben kurze Beine #
sigmar gabriel hat offensichtlich kurze beine. und woanders beleuchtet sascha lobo die debatte um die vorratsdatenspeicherung mal von hinten. auch lesenswert.
links vom 18.03.2015
jacobinmag.com: How the Cartels Were Born #
langes, tiefgehendes stück von carmen boullosa und mike wallace, das zeigt, wie amerikanische freihandelspolitik bei der geburt der mexikanischen drogenkartelle half.
techdirt.com: DailyDirt: The Strongest Natural Materials #
ja, es gibt materialien, die stärker als kevlar und spinnenseide sind.
alex gollner:
This feature presages the ability for UI pixels to be 'bumpy' - for user to feel the texture of application UIs without having to look at where the cursor is. This means that seemingly textured software keyboards and control layouts will be able to be implemented on future trackpads, iPhones and iPads.
faszinierend und furchteinflössend zugleich. wenn UI-elemente taktiles feedback geben können öffnen sich potentiale für grossartige anwendungen aber sicherlich auch ultra-nervige anwendungen, vergleichbar mit dem guten alten html-blink-tag aus den frühen tagen des webs.
pfiffig auch die marketingfunktionsbeschreibung der neuen apple trackpads mit „Force Touch“. das nennt apple offenbar: eine „Taptic Engine“.
glaserei.blog.nzz.ch: Spass am Gerät #
peter glaser:
Noch heute, Jahrtausende später, wird diese bemerkenswerte Tradition fortgeführt. Immer wieder kann man erstaunt beobachten, wie immense Kreativität freigesetzt wird, um Unsinn zu produzieren. Besonders auffällig ist das am Computer, einer Maschine, die scheinbar nur so strotzt vor Effektivität und Vernunft.
hitfix.com: Better Call Saul creators on the purposely sh--ty opening title sequence #
der verlinkte artikel enthält möglicherweise spoiler für die, die noch nicht die ersten 5 folgen von better call saul gesehen haben. aber er erklärt auch, wie in der überschrift angekündigt, warum die sendung eine so bescheuerte, schrottige titelsequenz hat. und man erfährt auch noch ein bisschen über die kommenden sendungen und was vince gilligan über sein neuestes werk denkt: alles grossartig!
ausserdem erfährt man in dem artikel, dass die titelsequenz beinahe ohne musik unterlegt worden wäre, sondern mit einem besetztzeichen. das wäre sehr toll gewesen.
ich finde better call saul übrigens auch grossartig und halte die serie allein für einen guten grund ein netflix-konto zu haben.
carta.info: Wir haften für unsere Mitesser #
oliver schmidt mit einer aknigen überschrift über den vom bundeswirtschaftsministerium vorgelegten entwurf zur novelle des telemediengesetzes zur neuregelung der störerhaftung für WLAN.
mymodernmet.com: History's Most Iconic Photos Recreated as Miniature Still Lifes #
die schweizer fotografen jojakim cortis und adrian sonderegger bauen ikonische fotos als miniaturen nach, die den original-fotografien erstaunlich ähneln. bei thisisnthappiness.com gefunden.
youtube.com: Zondag met Lubach S02: TTIP #
diese sendung sieht ein bisschen aus wie jon stewarts daily show oder john olivers last week tonight. der moderator scheint einen angenehmen sinn für humor zu haben, ohne albern oder übertrieben feierlich zu wirken. thema ist TTIP und ISDS und die beobachtung, dass das kaum in den medien stattfindet. das einzige problem an der sendung ist: alle sprechen niederländisch. das höre ich aber sehr gerne und bilde mir ein die hälfte zu verstehen.
links vom 17.03.2015
zeit.de: Daniel Küblböck: Scheitern als Erfolgsrezept #
sebastian leber hat aufgeschrieben was daniel küblböck heutzutage so macht und wo man ihm demnächst wieder beim scheitern zusehen kann.
medium.com/matter: “We Do Kindly Ask For You To Donate 75% Of Your Profit To Mars One.” #
elmo keep, ehemaliger bewerber für den marketing-stunt mars one sieht das projekt relativ skeptisch:
So, here are the facts as we understand them: Mars One has almost no money. Mars One has no contracts with private aerospace suppliers who are building technology for future deep-space missions. Mars One has no TV production partner. Mars One has no publicly known investment partnerships with major brands. Mars One has no plans for a training facility where its candidates would prepare themselves. Mars One's candidates have been vetted by a single person, in a 10-minute Skype interview.
presseagenturen und nachrichtenmedien beschrieben das projekt im januar noch aus der perspektive des pr-materials, mittlerweile hat sich der in dieser dpa/spon meldung beworbene „prominente Unterstützer“ eher skeptisch vom projekt distanziert.
medium.com: First Alan Adler Invented the Aerobie. Now He's Created the Perfect Cup of Coffee #
steven levy hat mit alan adler geredet, der meine lieblingskafeemaschine erfunden hat, die aeropress. hier ist noch ein portrait von alan adler verlinkt. /via boingboing.net
ix hab die beifahrerin beim essen fotografiert und sie hat das bild gemalt. wir sind noch nicht ganz sicher, ob wir es übers sofa oder in die küche hängen sollen. partyfotos aus dem horrorelternkeller hat sie auch gemalt.
kress.de: Fernsehmacher Friedrich Küppersbusch: Bedarf an "erwachseneren" journalistischen Angeboten fürs Web steigt #
text von stefan laurin über friedrich küppersbuschs online-produktionen und -experimente. bei stefan niggemeier gefunden, der sich über die fehlende offenlegung wundert, dass stefan laurin mal für friedrich küppersbuschs produktionsfirma gearbeitet hat.
wahrheitueberwahrheit.blogspot.com: Fair play bei der Tagesschau #
bei tagesschau.de bilanziert man, wie in diesem und anderen niederen blogs, auf basis von vermutungen und hörensagen. könnte man als neue kategorie einführen: muss-wohl-so-sein-journalismus.
herzdamengeschichten.de: Schritt für Schritt #
maximilian buddenbohm zählt jetzt auch seine schritte.
blogs.taz.de/reptilienfonds: Bedrohtes Kulturerbe: das Müllerstraßenfest #
heiko werning über das müllerstrassenfest im wedding.
links vom 16.03.2015
ideas.ted.com: Something surprising happens to your body when you freedive #
warum es tatsächlich pysiologische folgen hat, sich zur erfrischung kaltes wasser ins gesicht zu spritzen. oder anders gesagt: es ist erstaunlich was wir alles noch nicht über unsere körperfunktionen wissen.
myself.de: Für immer und ewig? Verliebt in die Ehe #
maximilian buddenbohm kann etwas, was nicht viele können: gefühlvolle, fast romatische texte schreiben ohne ins pathetische abzugleiten. die überschrift die myself.de für seinen artikel über seine ehe und herzdame gewählt hat, widerspricht dem nicht. überschriften machen in frauenzeitschriften immer die, die nicht auf pathos verzichten können.
publikative.org: Der Fall Tilo Jung und die Empörung über die Empörung #
patrick gensing:
So wie Jung & Naiv nicht sonderlich kritisch ist, verhält es sich auch mit Jungs Posting: „Herrenwitze“ sind im schlechtesten Sinne stinknormal. Was sich verändert hat: Solche Sprüche bleiben nicht mehr ohne Widerspruch. Die Kritik wird dann aber gerne als „Shitstorm“ bezeichnet, wodurch die Reaktionen disqualifiziert und unterschiedliche Argumente eingeebnet werden.
p.s.: diese antwort in den kommenatren von patrick gensing hat das zeug, zu einer generischen antwort auf fonsi-kommentare zu werden.
links vom 15.03.2015
sz-magazin.sueddeutsche.de: Rammstein: Das SZ-Magazin begleitete die Band auf ihrer Amerika-Tour #
sensationelles portrait von rammstein im sz-magazin 27/2012 von alexander gorkow. bei krautreporter.de gefunden.
atomicdelights.com: How Apple Makes the Watch #
man muss kein apple fan sein um diesen text über materialkunde, am beispiel der diversen apple-uhren aufgezogen, gerne zu lesen.
krautreporter.de: Das gynäkologische Rätsel #
theresa bäuerlein erfüllt seit monaten auf krautreporter.de alle erwartungen die ich an ein gutes magazin habe: texte die mich überraschen und etwas klüger hinterlassen, themen, von denen ich nicht wusste, dass sie interessant sind und das alles unprätentiös aber sehr gekonnt aufgeschrieben, manchmal sogar mit genau extrem trockenem humor garniert:
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung jedenfalls, die für eine bundesweit einheitliche Sexualaufklärung sorgen soll, gibt an, dass ihr zu [den Themen G-Punkt, weibliche Prostata und Ejakulation] keine Informationen vorliegen.
sueddeutsche.de: Hipsterrestaurants: Zwischen Retro-Charme und Dekadenz #
hab den text überflogen und fand ihn ansatzweise amüsant. worauf der text aber leider nicht eingeht: restaurantkonzepte sind immer inszeniert und zu grossen teilen — aus der distanz beobachtet — lächerlich und albern. und diese inszenierung, die marketingtricks, sind der grund warum wir in restaurants gehen. nur sind wir an manche marketingkonzepte mittlerweile so gewöhnt, dass wir die lächerlichkeit gar nicht mehr erkennen — oder gar mit stil verwechseln.
mobilegeeks.de: Der Fall Tilo Jung oder die Metaphysik der Social Media Sitten #
das kommt dabei raus, wenn man seinem chef gefallen möchte (warum steht da nicht drüber: sponsored post in eigener sache?) und meint unterstellungen und behauptungen seien argumente. insgesamt liest sich der text wie die bewerbung für einen schreibkurs an der baumschule. die adjektivdichte des textes lässt aber noch hoffnung für eine karriere im pr-bereich.
die überschrift hat mit dem text übrigens nichts zu tun, ist aber nach dem gleichen muster gestrickt wie der darauf folgende text: enthält formschöne und wohlklingende worte, distanziert sich von den etablierten regeln der logik und ergibt im endeffekt so gut wie keinen sinn.
macaroni and cheese
seit wir in new york bei einem freund macaroni and cheese gegessen haben, machen wir die auch regelmässig. ich glaube in new york haben wir die nudeln nach diesem rezept zubereitet gesehen, dass man in einem satz zusammenfassen kann:
2 tassen nudeln mit 2 tassen milch 20 minuten köcheln lassen, vom herd nehmen und 1 tasse käse einrühren.
andere finden, dass echte macaroni and cheese aus dem pappkarton kommen und aus nudeln, pulver und milch hergestellt werden.
ich habe seit dem sommer bereits ein paarmal dieses rezept nachgebaut. das ist einerseits auch nicht viel arbeit und zeigt überdies, dass vegatarisches essen keinesfalls gesund sein muss.
hier nochmal wie ich die macaroni and cheese heute gemacht habe.

- 250 gramm nudeln (celentani, muschelnudeln)
- 3 teelöffel mehl
- 3 teelöffel butter
- 1 teelöffel scharfer senf
- 550 ml milch
- 1 zwiebel, fein gewürfelt
- 1 lorbeerblatt
- 1 teelöffel paprikapulver
- 1 ei
- 300 gramm geriebener käse (cheddar)
- 1 teelöffel salz
- pfeffer
- 1 paprika, gewürfelt
- 3 teelöffel butter
- 50 gramm paniermehl
die nudeln 6 oder acht 8 minuten lang kochen, so wie’s auf der packung steht. derweil (oder danach) die butter in einem topf schmelzen, mit dem mehl verühren und ne kurze weile schwitzen lassen. danach die zwiebeln kurz mitschwitzen lassen, etwas paprikapulver und etwas scharfen senf und dann langsam die milch einrühren. wenn man das lorbeerblatt vergisst ist nicht schlimm, merkt eh keiner. das ganze 10 minuten leicht köcheln lassen, salzen, pfeffern, lorbeerblatt rausnehmen (wenn man vergisst das lorbeerblatt rauszunehmen ist nicht schlimm, merkt eh keiner). das ei und und zwei drittel des käses einrühren — nicht zu lange, nicht zu kurz rühren bis sich der käse fast aufgelöst hat.
jamie oliver schlägt vor jetzt noch gewürfelte tomaten unterzurühren, ich habe gelbe paprika genommen.
jetzt kommt alles in eine auflaufform und wer mag kann noch die paniermehlkruste drübermachen. dafür nochmal 3 teelöffel butter schmelzen und mit 50 bis 100 gramm paniermehl ganz leicht anrösten.
die auflaufform kommt ca. 30 minuten bei 200°C in den ofen. das ergebnis lässt sich hervorragend heiss, warm aber auch kalt essen.

TTIP
spiegel.de: Freihandelsabkommen TTIP: BDI räumt falsche Angaben ein #
die wirtschaftverbände und die regierung lobbyieren gerade massiv für TTIP. das geplante handelsabkommen ist stark umstritten und auf beiden seiten, den befürwortern und den gegnern, wird aus meiner sicht nicht immer besonders sauber argumentiert. beide seiten versuchen ängste zu erzeugen, die einen vor dem niedergang der europäischen wirtschaft falls das abkommen nicht kommt, die anderen vor der demokratieapokalypse falls es kommen sollte.
was mir bisher bei all der berichterstattung über TTIP nicht gelingen will, ist mir eine einigermassen ausgewogene meinung zu bilden. eine art faktencheck, eine gegenüberstellung der positionen der befürworter und der gegner und ihrer argumente. die berichterstattung in den medien die mir bisher zu gesicht gekommen ist, beschränkt sich meistens darauf zu wiederholen was diese oder jene partei über TTIP gesagt hat oder meint. es mangelt auch nicht an verfahrenskritik: die verhandlungen finden hinter geschlossenen türen statt und offenbar haben industrievertreter besseren zugang zu den unterhändlern und inhalten als parlamentarier, NGOs oder TTIP-gegner.
was fehlt ist eine bewertung der konkreten vorhaben, der studien dazu und die einschätzung von neutralen experten. in dem oben verlinkten text geht es ja darum, dass der BDI falsch aus einer studie zitiert hat. worum es nicht geht: wie verlässlich sind die zahlen in der studie eigentlich? wer hat die studie erstellt? auf basis welcher daten?
bei der südeutschen zeitung beschäftigte sich die redaktion monatelang mit geleakten steuerunterlagen um am ende herauszufinden, was ohnehin schon jeder weiss: viele unternehmen sparen steuern indem sie elaborierte steuersparmodelle am rande der legalität errichten. aber welche redaktion hat sich bisher in dieser ausführlichkeit mit den TTIP vorhaben und unterlagen (die bekannt sind) auseinandergesetzt? habe ich da was verpasst?
oder nochmal andersrum gefragt: wenn die gesetzgeber in europa es nicht schaffen steuergesetze so zu gestalten und zu formulieren, dass unternehmen nicht mehr ohne weiteres der besteuerung ihrer profite aus dem weg gehen können, welche lücken, schlupflöcher werden sie in TTIP einbauen? ob diese lücken nun absichtsvoll eingebaut werden oder weil unsere vertreter von intelligenteren verhandlungspartnern oder lobbyisten über den tisch gezogen werden ist eher sekundär. die frage wäre doch eher: kann überhaupt jemand die folgen von TTIP und den dort vereinbarten regeln einschätzen?
(sorry für den postillon-link oben)
carta.info: TTIP: „Konzerne gewinnen an Macht“ #
einen ansatz für einigermassen ausgewogene TTIP-berichterstattung verfolgt offenbar carta. dieses kurze interview mit dem kanadische juraprofessor gus van harten ist zwar nicht ausgewogen, sondern, wie alle einzel-interviews zu einem thema, eher meinungslastig, aber carta hat offenbar vor mit mitteln der rudolf augstein stiftung aus diesem thema eine längere reihe zu machen. bisher ist neben dem interview mit van harten noch ein weiterer (linkreicher) artikel von eric bonse erschienen, der die grundkonstellation zu TTIP ganz gut erklärt: „TTIP: Freihandel oder Demokratie“
als krautreporter-mitglied, bzw. unterstützer frage ich mich natürlich: und die krautreporter? machen die auch was zu TTIP? bisher konnte ich dazu auf krautreporter.de noch nichts finden (was aber auch an der website-technik liegen kann) und alexander von streit hat meine frage danach noch nicht beantwortet.
youtube.com: Last Week Tonight with John Oliver: Tobacco (HBO) #
john oliver hat sich in dieser sendung mit den praktiken von tabak-konzernen beschäftigt. auch wenn mir john olivers präsentation mittlerweile etwas zu bemüht vorkommt, ist das was er hier zeigt (mal wieder) ziemlich gut recherchiert. denn er zeigt welche methoden milliardenschwere, internationale konzerne bereits jetzt anwenden, um ihren investitionsschutz und ihre markenrechte durchzusetzen: sie biegen sich die wahrheit zurecht und drohen rücksichtslos kleinen und grossen staaten, tricksen am rande des anstands — und das mit allen mitteln die ihnen zur verfügung stehen. in diesem licht erscheint der durch TTIP angestrebte „investitionsschutz durch schiedsgerichte“ (ISDS) umso absurder. wenn konzerne staaten vor intransparenten, geschlossenen schiedsgerichten verklagen können, ist zu befürchten, dass das ähnlich absurde folgen haben wird, wie das was john oliver zeigt.
oder wie gus van harten mahnt:
Es findet ein Transfer von Souveränität statt – zu Lasten der Staaten, zugunsten der Konzerne.
links vom 11.03.2015
sozialtheoristen.de: Auf der richtigen Seite #
die einen (ix zum beispiel) drohen ihr krautreporter-abo nicht zu verlängern weil die keinen bock darauf haben tilo jung zu finanzieren, stefan schulz will kündigen, weil er findet dass sich sebastian esser sich nicht deutlich genug vor tilo jung gestellt hat.
wie man es wendet: tilo jung scheint den krautreportern massiv zu schaden. übrigens war das schon vor dem start der krautreporter so. immerhin ist tilo jung konsequent.
welt.de: Wir sind lesbisch - und das ist eine Provokation #
stefan schulz fragt sich, warum dieser text in der welt und nicht bei den krautreportern erschien.
starke-meinungen.de: Ein Elend namens Tatort #
wenn ich den tatort gucke (also alle 2 bis 3 jahre), schaue ich ihn immer im original.
turi2.de: BBC suspendiert Auto-Anarcho Jeremy Clarkson. #
clarkson ist ein depp, dem ich (gelegentlich) gerne bei der arbeit zusehe.
www.katzundgoldt.de: Choose your own personal nut desire intensity #
eine dosis technik-skeptik von katz und goldt.
blinde flecken bei der journalismusrettung
krautreporter.de: Der blinde Fleck #
sebastian esser:
Der britische Autor Jon Ronson hat gerade ein Buch mit dem Titel „So You've Been Publicly Shamed“ veröffentlicht. Er schreibt darin über Menschen, die einen Fehler machen und anschließend von einem Tornado aus öffentlicher Kritik mitgerissen werden. Eine Welle von Schande überschüttet sie. In manchen Fällen spült sie ihr Ansehen, ihren Job, ihr Leben weg. [...]
Es wäre eine einfache Lösung, wenn Krautreporter sich von Tilo Jung trennen würde. Aber es wäre nicht die richtige. Jeder hat das Recht auf einen bescheuerten Post - zumindest, wenn er versteht, was er falsch gemacht hat.
auf meine frage:
verstehe ix das richtig, dass @TiloJung ansehen, job und leben verlieren würde, wenn er nicht mehr bei @krautreporter wäre?
antwortete sebastian esser:
Nein, das verstehst Du falsch. Mein Punkt: Konsequenzen sollten angemessen sein und auch etwas bewirken.
weil tilo jung sich nicht mehr erinnern kann, was an seinem witz lustig war, haben die krautreporter ihm jetzt zeit gegeben einen „blinden fleck“ in seinem kopf zu erleuchten:
Wir haben beschlossen, Tilo Zeit zu geben, diesen „blinden Fleck“ auszuleuchten. Es ist seine Entscheidung, ob und wie er auf diese Fragen antworten will. Wir werden vorübergehend keine neuen Beiträge von Tilo Jung veröffentlichen, aber er bleibt ein Teil von Krautreporter.
ich glaube allerdings, dass gar nicht der blinde fleck bei tilo jung ein problem ist, sondern viele blinde flecken bei den krautreportern — und einer davon heisst tilo jung. wenn sich die krautreporter nicht entscheiden, wie sie zu tilo jung und seinem kruden humor- und qualitätsverständnis stehen, könnten sie ein problem bei der nächsten finanzierungsrunde bekommen — oder auch nicht. denn tilo jung hat viele fans, wie man unter seiner entschuldigung und rechtfertigung auf facebook sehen kann. wie bei dieter bohlen, der auch viele fans hat und den viele lustig und ironisch finden, kann ich gut damit leben, dass die welt nicht allein nach meiner façon geformt ist. allerdings kaufe und konsumiere ich nichts von dieter bohlen und genauso wenig möchte ich an der finanzierung von tilo jungs (oder dieter bohlens) lebensstil, humorverständnis oder auftritten beteiligt sein.
ich finde es gut, nicht immer gleich akuten druck oder hochgeschaukelten empörungswellen nachzugeben, egal woher der druck oder die wellen kommen. aber ich würde mir wünschen, dass krautreporter-mitglieder sich nicht nur in den kommentaren, in ihren eigenen blogs, auf diversen mailinglisten oder hinter den kulissen äussern und die ausrichtung der krautreporter mitsteuern könnten, sondern dass die krautreporter ihren mitgliedern und lesern die möglichkeit bieten, beiträge auch direkt zu bewerten. diese wertungen müssen nicht öffentlich sein und sollten auch keine direkten inhalts- oder personalentscheidungen zur folge haben, aber ich würde mir als krautreportermitglied sehr wünschen meine kritik oder lob dediziert und konkret hinterlassen zu können. stattdessen werden, soweit ich das verstehe, lediglich unscharfe signale gemessen (wie leserzahlen, klickpfade und verweise aus den weiten des netzes).
ich möchte nicht nur einmal pro jahr pauschal an der urne mit der kreditkarte abstimmen dürfen, ich würde mir wünschen, dass ich und andere mitglieder messbar und eindeutig quantifizierbar an jedem artikel ihre stimme hinterlassen könnten. was die redaktion dann daraus macht sei dann der redaktion überlassen, aber immerhin hätte sie so eine basis für ihre entscheidungen und das stimmungsbild unter ihren mitgliedern. und eigentlich sieht sich die redaktion ja durchaus verpflichtet, im sinne der mitglieder mit dem ihr anvertrauten vertrauens- und geldvorschuss umzugehen. das schrieb sebastian esser alexander von streit nach dem rauswurf von jens schröders datensport-format:
Wir haben eine große Verantwortung übernommen und müssen das uns anvertraute Geld richtig einsetzen. In diesem Fall ist der Einsatz zu hoch für das, was das Projekt in der Gesamtschau auf unser Programm leistet.
ablehnung oder desinteresse an inhalten, können bei den krautreportern also durchaus zu personellen konsequenzen führen.
journelle.de: Kraut, Schuld und Sühne #
journelle sieht den umgang mit, oder genauer den nicht-rauswurf von tilo jung bei den krautreporter als richtig an:
Aus Sicht eines Arbeitnehmers finde ich die Reaktion der Krautreporter fair und richtig. Ich wünsche mir auch, dass mein Arbeitgeber mich nicht nach einem Fehler feuert.
trotzdem sieht sie bei der ausrichtung der krautreporter das eine oder andere strukturelle problem:
Für mich sind die Krautreporter eine Gruppe selbstgefälliger Journalisten, die glaubten, Kraft ihres empfundenen Genies den digitalen Journalismus neu zu erfinden. Immerhin konnten sie genügend Geld für ihr Projekt zusammentragen, aber das Resultat ist in 95% der Artikel der gleiche langweilige Journalismus, den sie ja ursprünglich revolutionieren wollten. Zu allem Übel haben sie nicht nur die Langeweile, sondern auch den gesellschaftlich tolerieren Sexismus der etablierten Medien übernommen.
übrigens wollten die krautreporter ja nicht nur den journalismus neu erfinden, sondern auch das dazugehörige content management system. alles nach dem motto: wir machen das selbst und wir machen es besser. leider ist das ergebnis ernüchternd; einzelne artikel kann ich tatsächlich auf krautreporter.de ganz gut (sprich ohne technische probleme oder irritationen) lesen. sobald ich aber einen bestimmten artikel oder autoren suche, verzweifle ich. die website treibt mich beim stöbern in den wahnsinn. ich glaube das ist symptomatisch und ein zeichen dafür, dass beim krautreporter-konzept tilo jung nicht der einzige blinde fleck ist.
[anmerkung]
am absatz über die absetzung von jens schröders datensport-format habe ich nachträglich etwas rumeditiert: einerseits hatte ich alexander von streit mit sebastian esser verwechselt, jens schröder wurde nicht rausgeschmissen, sondern nur sein datensport-format wurde eingestellt und den satz nach dem zitat habe ich hinzugefügt.