Noch vor wenigen Wochen schien die Lage klar. Sämtliche Polit-Profis waren sich einig, dass nur ein Wunder die Initiative verhindern könnte. Die SVP hatte die Wahlen gewonnen. Und die Gegner waren kraftlos. Die anderen Parteien waren vom Wahlkampf erschöpft. Und die Wirtschaftsverbände, die sonst für jede Abschaffung einer Stempelsteuer Millionen ausgeben, investierten keinen Rappen. Und die Umfragen zeigten 66 Prozent Ja. Alles schien gelaufen.
Und dann kippte die Debatte.
Sie kippte, weil für die SVP ein völlig unerwarteter Gegner auftauchte: die Bevölkerung.
die schweiz wird mir ewig ein rätsel bleiben. aber ein schönes rätsel.
In dem Brief, um den es ging, hat Daimler gedroht, Sie auf Schadenersatz zu verklagen, wenn Sie auch nur den Eindruck erwecken, dass das Unternehmen Abgaswerte manipuliert. Ist Ihnen so etwas schon mal passiert?
Ich habe in meinen 29 Jahren bei der Deutschen Umwelthilfe viele Bedrohungen aus der Industrie erlebt. Aber so einen dreisten Versuch, einen Verband von seiner Arbeit abzuhalten, noch nie. Gedroht wird eindeutig mit der Vernichtung unseres Verbands. Denn wenn man uns dafür haftbar machen würde, dass die Mercedes-Verkaufszahlen zurückgehen oder der Aktienkurs abrutscht, geht es schnell um einen Streitwert von einigen Hundert Millionen Euro. Im Fall eines Prozesses müssten wir dafür mehr Geld zurückstellen, als der Verband schultern kann. Wir müssten Konkurs anmelden.
interessant, wie aggressiv und offenbar nervös daimler ist und wie untätig die politik zu sein scheint. (via)
da wird sich tim mälzer aber freuen, dass thomas knüwer bei ihm abbitte leistet. trotzdem werde ich ich mir das mal ansehen (link an mich selbst).
grossartiger, sehr langer text von matt taibbi über donald trump, der es erstaunlicherweise schafft, nochmal neue perspektiven auf trump zu öffnen und seinen erfolg einleuchtend zu erklären. allein um diesen text zu lesen, lohnt es sich englisch zu lernen. und ein deutsches wort kommt auch drin vor: „backpfeifengesicht“
Trump isn't the first rich guy to run for office. But he is the first to realize the weakness in the system, which is that the watchdogs in the political media can't resist a car wreck. The more he insults the press, the more they cover him: He's pulling 33 times as much coverage on the major networks as his next-closest GOP competitor, and twice as much as Hillary.
Trump found the flaw in the American Death Star. It doesn't know how to turn the cameras off, even when it's filming its own demise.
The problem, of course, is that Trump is crazy. He's like every other corporate tyrant in that his solution to most things follows the logic of Stalin: no person, no problem. You're fired! Except as president he'd have other people-removing options, all of which he likes: torture, mass deportations, the banning of 23 percent of the Earth's population from entering the United States, etc.
stefan niggemeier antwortet auf die kritik von albrecht müller von den nachdenkseiten. ich fand den text nicht nur unterhaltsam, sondern auch vorbildlich präzise: fehler zugeben wo die kritik recht hat, aber gleichzeitig auch präzision von der kritik zu fordern:
Natürlich kann man viel kritisieren an diesem Preis, an der Wahl, der Zusammensetzung der Jury, dem Rahmen, den Sponsoren, der Dankesrede, unserer Berichterstattung (und, wie gesagt, teilweise auch zu recht). Aber Müller hat erkannt, dass es noch viel brisanter ist, zum Beispiel nicht das konkrete Sponsoring zu kritisieren, sondern in den Raum zu stellen, wer das wohl gesponsert habe und warum man das wohl nicht ohne Mühe erfahre. Es ist ein Schattenboxen. Er liefert den Lesern seiner „kritischen Website“ die Zutaten, mit denen sie sich eine Westentaschenverschwörungstheorie basteln können. Er verlässt sich nicht auf die Macht der Aufklärung. Er nutzt die Macht des Raunens.
dieser text besiegelt auch das enfgültige ende von stefan niggemeiers blog auf stefan-niggemeier.de. früher hätte er einen solchen text nämlich dort veröffentlicht. mit uebermedien.de hat er endlich eine (eigene) plattform, die das alles fasst — ausser, vielleicht, die flausch-, schaf- und hundebilder.
ich habe den hanns joachim friedrichs spruch: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.“ auch nie verstanden.
einige der tipps, um nicht opfer einer hacking-attacke zu werden, sind nach dem altbewährten muster gestrickt: „trag einfach keinen minirock, wenn du in ruhe gelassen werden willst!“
→ werde nicht berühmt, verrate nicht zu viel über dich selbst, meide die öffentlichkeit.
sehr schönes gespräch mit anne jelena schulte und irina liebmann, das vorgibt gentrifizierung zum thema zu haben, in echt aber um das lebensgefühl in der DDR geht und wie sich das vom heutigen lebensgefühl unterscheidet.
kai biermann veröffentlichte im oktober 2002 ein interview mit peter lustig aus dem die bildzeitung später zitate verdrehte und peter lustig kinderhasserei unterstellte. warum aus dem gespräch ein interview und kein portrait wurde, erzählt kai biermann hier.
mats schönhauer erzählt nach, wie aus dem gespräch von kai biermann mit peter lustig, in der stuttgarter zeitung, 2002 die lüge entstand, peter lustig hasse kinder.
christian ankowitsch interviewt sich selbst über die von ihm verursachten frühen tage der zeit-online. ich habe das sehr gerne gelesen und mir fiel auf, dass ich zeit-online nun schon seit 20 jahren beobachte.
Benötigte man für solche Debatten tatsächlich das Netz?
Sie verstehen da was nicht. In diesen Foren zeigte sich in meinen Augen idealtypisch die zentrale Qualität des Netzes. Wie immer man auch argumentierte, welche Nöte man auch schilderte – immer fand sich jemand, der mit einem mitging. Die zentrale Botschaft lautete: »Du bist nicht allein!« Das ist bis heute eine zentrale Verheissung des Netzes geblieben. Für mich zumindest.
Das gilt aber nicht nur für Farbenblinde, sondern auch für Mörderbanden.
Sie sagen es. Ich dachte aber streng undialektisch und rein idealistisch. Sie können sich vorstellen, welche Enttäuschungsschübe diese Generation der Digerati durchzumachen hatte. Und zum Teil noch hat.
heiko maas im interview ohne worte. das wäre noch besser ohne die bekloppte musik und ist tatsächlich einen ticken aufschlussreicher als das bekannte sz-magazin-format.
peter breuer über das facebook-stück über clausnitz von „karlo tobler“, mit seitenhieben auf grosse redaktionen und die krautreporter. alles sehr zu recht und, so wie das facebook-stück von „karlo tobler“, mittlerweile wahrscheinlich von jeden gelesen.
nico brünjes über „karlo tobler“, journalismus, lügenpresse und facebook — und dass „karlo tobler“ eigentlich robert koall heisst und „Chefdramaturg am Staatsschauspiel in Dresden [ist] und einst Assistent von Christoph Schlingensief“ war.
dave winer ist (offenbar) sehr begeistert von facebooks instant articles (FBIA) und das auch zu recht. was mich jedoch wundert ist warum facebook (und offensichtlich auch google mit seinen accerlerated mobile pages, AMP) sich ausschliesslich auf grosse medienhäuser konzentrieren und nicht mehr technikaffine blogger oder publizisten in ihre jeweiligen testphasen eingebunden haben. AMP-suchergebnisse werden seit gestern offiziell in der google suche angezeigt, aber soweit ich sehe, nur bei wenigen freigeschalteten newsseiten.
andererseits ist das natürlich auch richtig, die probleme die AMP und FBIA zu lösen versuchen, sind hauptsächlich probleme der grossen medienhäuser — aber eben nicht nur.
abgesehen davon bin ich übrigens von beiden ansätzen, dem von google und dem von facebook, technisch und konzeptionell sehr beeindruckt. wie dave winer finde ich es einen sehr guten ansatz, die zulieferung von inhalten zu facebooks instant articles über RSS abzuwickeln. das führt zu einem sehr einfachen und reibungslosen import und automatischer aktualisierung, die sich zu mehr oder weniger 100% automatisieren lässt. technisch noch etwas anspruchsvoller ist AMP umgesetzt, dass sich auf sehr fundamentale weise um eine optimierte auslieferung ohne separate app bemüht und vor allem optimal abgestimmt ist, auf die art und weise, wie google mit inhalten im netz umgeht.
so oder so bin ich gespannt, wie die beiden formate angenommen werden und ob und wie sie ihre ziele erreichen werden.
diese art artikel erscheint auf techdirt (und pando.com) ja mittlerweile sehr regelmässig. irgendwelche hobos drohen mit DMCA- oder copyright- oder persönlichkeitsschutz-klagen, um irgendwelche inhalte löschen zu lassen. die antwortartikel von mike masnick auf solche versuche sind immer sehr amüsant zu lesen, dieser aber ganz besonders.
gute analyse von tilman baumgärtel zum thema hassrede in sozialen netzwerken. unter anderem greift er auf den französischen soziologen gustave le bon zurück und dessen vor 120 jahren aufgestellten thesen zur psychologie der massen. es gehe um die frage:
Wie kommt es, dass Einzelne in der Masse plötzlich Dinge tun (Lynchen, Plündern, „Kopf ab! Rübe runter“-Schreien), die ihnen allein nie in den Sinn kämen?
ich fand den text insofern beruhigend, weil er zeigt, dass die phänomene die wir in sozialen netzwerken beobachten keinesfalls neu sind. mobs und deren beunruhigendes verhalten sind nicht neu, der entscheidende unterschied ist aber, dass wir mit vielen mob- und wahrnehmungsblasenphänomenen umzugehen gelernt haben — mit denen im netz noch nicht. deshalb finde ich die schlussfolgerung von tilman baumgärtel falsch, dass das internet als debattenraum oder als „bürgerliche Öffentlichkeit“ gescheitert sei. sein lösungsvorschlag einfach die wahrnehmung zu ändern funktioniert zwar ähnlich effektiv wie ohren und augen zuhalten, ist aber hoffentlich ironisch gemeint:
In einer Kolumne für Spiegel-Online schreibt [Sascha Lobo] kürzlich flehentlich: „Diskutiert mit, redet mit, zeigt euch! Lasst uns nicht allein mit den stumpfen Horden.“ In eine ähnliche Richtung gehen auch die Facebook-Pläne, ihre Kunden zum „Counter Speech“ gegen Online-Meckerer zu erziehen.
Doch warum sollten sich vernünftige Menschen in eine fruchtlose Auseinandersetzung mit halbgebildeten Verschwörungstheoretikern hineinziehen lassen? Einfacher wäre der Rückzug der Intelligenzija in ihre historisch bewährten Reviere: redaktionell gestaltete Zeitungen und Zeitschriften, Seminarräume, Hinterzimmer, private Salons, geschlossene Gesellschaft.
(in dieser klickenswerten linksammlunggefunden.)
Trump can win this thing. First the Republican nomination, and then the presidency. Here’s how it happens.
der artikel selbst ist ok, aber die seite auf der er steht nervt ein bisschen mit ständigen popups und popovers. nachdem trevor noah trum kürzlich sehr unvergesslich mit einem afrikanischen bling-bling despoten verglichen hat, macht salmon einen zweiten unvergesslichen vergleich:
Trump is in many ways the American Silvio Berlusconi: bombastic, larger than life, magnetic despite being entirely unsympathetic. He’s the focal point of attention in any room he walks into, and if the strength he projects is the strength of a bully, then, well, that’s better than not projecting any strength at all.
das ist gleichzeitig beruhigend (berlusconi hat italien, aber nicht der welt geschadet) und beunruhigend: würde ein präsident trump angela merkel an begrapschen?
ich habe mir die ersten 3 minuten dieses sketches angesehen ohne eine miene zu verziehen, auch weil ich das setting und die sketch-idee doof fand. danach musste ich aber dann doch ein paar mal laut lachen.
sehr schönes interview von david marchese mit john oliver. diese stelle mag ich besonders gerne:
You had a line I liked about falling in love with America, in all its beauty and awfulness, and how that was like falling in love with a girl while you’re holding back her hair as she’s vomiting. Do you still feel that way?
I still have the immigrant’s crush. America is fundamentally the best idea for a country. Not to get all Statue of Liberty about it, and this is hard as a British person to say, but the principles by which the British were kicked out of this country are the best principles. And however flawed that initial Constitution was — and the fact it needed to have amendments out the wazoo to make any kind of coherent sense — freedom of speech is still the best idea. I can call people chicken fuckers on television. I don’t take that for granted.
sehr gute better call saul-zusammenfassung mit ein paar erklärenden videos von peer schader. ich habe auch was zur ersten folge der neuen staffel geschrieben.
eigentlich ist es ein vergnügen dabei zuzusehen, wie facebook langsam zivilisiert wird, bzw. wie facebook die willkür ausgetriben wird. das problem ist nur: facebook’s aktivitäten werfen in so schneller folge immer neue fragen auf, dass da gerichte (und die zivilgesellschaft) kaum mithalten werden können.
eine kleine, kurze geschichte über missbrauch und das amerikanische rechtsystem. das hier ist teil eins, hier sind die, unglücklicherweise auseinandergerissenen, teile zwei, drei und vier.
ich kenne das white trash erst seit seiner chinarestaurant-phase in der torstrasse, habe aber ein eher ambivalentes verhältnis zu den läden. aber das interview mit walter „wally“ potts ist relativ sympathisch.
Das Schild ist tatsächlich etwa doppelt so breit, wie auf dem Instagram-Bild zu sehen. Ein bisschen versteckt hängt es hinter dem abgebildeten Eingang um die Ecke, in einem der unfreundlicheren Winkel des Görlis. Auf der rechten Seite ist das ganze Programm aufgelistet: „Neubau und Umbau der Eingangsbereiche, Erweiterung des Kinderbauernhofes, Aufwertung von Pflanzflächen“.
(hervorhebung von mir.)
allerdings, und das erwähnt der artikel nicht, differenzierte das auch der instagrammer (marcus richter, @monoxyd) in einem tweet etwas nach:
Da ist schon mehr geplant, aber die Bildauswahl ist schon... bezeichnend.
ich würde sagen, rund um dieses bild, bzw. dieses baustellenschild, hat sich niemand mit ruhm bekleckert. marcus richter nicht mir dem suggestiven bildausschnitt, bzw. der suggestiven bildunterschrift, das grünflächenamt mit dem baustellenschildlayout und der tagesspiegel, der gleich zwei autorinnen für den kleinen artikel auffuhr (ingo salmen und sabrina markutzyk), von denen es aber keiner schaffte, dass baustellenschild in seiner vollen grösse zu fotografieren.
jens schröders rezension von operation naked. witzigerweise kommt jens schröder auf exakt die gleichen lob- und kritikpunkte wie ich in meiner rezension:
Der Zuschauer bemerkt immer wieder den Unterschied zwischen den Moderatoren-Profis und den Schauspielern. Während Kleber, Lanz, Hahne, Cerne & Co. das „spielen“, was sie ohnehin immer machen – und das eben höchst professionell, merkt man dem einen oder anderen eigentlichen Schauspieler genau das an – dass er eben Schauspieler ist und nicht Startup-Gründer, Datenschützer oder Lehrer.
der mann von frau mierau hat operation naked und ich weiss wer du bist in der gleichen vorstellung wie ich gesehen. hätte ich im kino eine datenbrille aufgehabt, hätte ich vielleicht gemerkt, dass caspar clemens mierau auch im kino war.
wieder ein artikel auf spiegel online, in dem bernie sanders gemeinsam mit donald trump in die radikale populisten-ecke gestellt wird:
Welche Ironie, dass sich die Etablierten ausgerechnet von Trump und Sanders die Leviten lesen lassen. Trump hat nicht einmal ansatzweise ein politisches Konzept, nahezu sämtliche Probleme lassen sich aus seiner Sicht mit einem Mauerbau an der Grenze zu Mexiko lösen. Und Sanders ist ein interessanter Mann mit einer Menge Enthusiasmus. Aber dass er sich als Inbegriff der Integrität inszeniert, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Auch er hat das öffentliche System der Wahlkampffinanzierung gemieden, weil er wusste, dass Privatspenden seine Schatulle voller machen.
ich verstehe den letzten satz nicht. inwiefern hat bernie sanders „das öffentliche System der Wahlkampffinanzierung gemieden“? was ist das überhaupt, „das öffentliche System der Wahlkampffinanzierung“? meint veit medick, dass sanders sich in seiner zeit als senator nicht dafür eingesetzt hat, die amerikanische wahlkampffinanzierung zu verstaatlichen? denn bekanntlich gibt es in den USA keine staatlich geregelte finanzierung der parteien oder kandidaten. sie sind auf spenden von privatpersonen oder von interessensgruppen angewiesen, die sich unter anderem in „PACs“ organisiseren. tatsächlich setzt bernie sanders auf privat- und kleinspender und versucht grossspender und verbände aus seiner wahlkampffinanzierung rauszuhalten. wenn ich mich recht erinnere, hat barack obama das auch recht erfolgreich getan.
was bernie sanders am amerikanischen wahlkampfsystem kritisiert, finde ich auch nicht besonders kom- oder ironisch. er kritisiert, dass sich superreiche und lobbyverbände, vor allem aus der finanzindustrie, mit grossen spenden zu sehr in die politik einmischen. die kritik ist nachvollziehbar und sanders ist bei weitem nicht der einzige, der sie äussert. dass er sich von kleinspendern finanzieren lässt ist eine geste um unabhängigkeit zu demonstrieren und nicht um „schatullen“ zu füllen.
aber mal im ernst, was meint veit medick mit seinem letzten satz, was ist das „öffentliche System der Wahlkampffinanzierung“ und wo ist die ironie, bzw. komik, die ich nicht erkenne?
peter merkt in den kommentaren an, dass die staatliche unterstützung von wahlkämpfen einigen beschränkunegn unterliegt:
Die Beschränkung ist demnach eine der Höhe nach. Wenn man staatliche Unterstützung im Anspruch nimmt, müssen die Gesamtausgaben unter einer Grenze liegen, die man überschreiten kann, wenn man sich nur durch private Spenden finanziert.
roland nelles, „Mitglied der Chefredaktion“, gestern auf spiegel online:
Es freut mich, wenn Sie „DIE LAGE“ von nun an täglich lesen möchten. Dazu brauchen Sie nur Ihre E-Mail einzugeben und auf „Newsletter bestellen“ zu drücken. Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag!
öh, nö, möchte ich nicht. mir reicht es da gelegentlich auf spiegel.de reinzuschauen. täglich möchte ich das nicht lesen, zumal mir der tonfall missfällt.
ich weiss zum beispiel nicht, ob nelles bernie sanders tatsächlich, in einer reihe mit donals trump, als „billigen Populisten und Rattenfänger“ bezeichnet, oder ob es ihm einfach zu früh war zum differenzieren:
Donald Trump und Bernie Sanders gewinnen die Vorwahlen in New Hampshire und man muss wirklich fürchten: Der Irrsinn könnte so weiter gehen. Wir sind ja einiges gewohnt von US-Wahlkämpfen, aber in diesem Jahr drohen die Dinge völlig aus den Fugen zu geraten. Statt moderater Kandidaten wie Hillary Clinton oder Jeb Bush, machen billige Populisten und Rattenfänger die Punkte.
es ist genau dieses arrogante und oft unfifferenzierte hinkotzen von meinungsbröckchen, was mich davon abhält, irgendwas vom spiegel zu abonnieren.
Recaps, die detaillierte Nachbesprechung einzelner Serienfolgen, entwickeln sich von einer anfangs verschmähten Online-Spielwiese für Fans zu einem der erfolgreichsten neuen Genres des Journalismus.
beim ersten absatz von peter breuers aktuellerr zeitschriften-rezension auf übermedien (hohe luft), musste ich mehrfach kichern:
Der Philosophieunterricht ist lange her, und was davon hängenblieb, ist Anekdotenwissen. Die leicht ordinäre Fahrschülerin der Klasse kommentierte längere Textabschnitte mit einem knappen: „Der spinnt doch, der Nietzsche“, und Arthur Schopenhauer trug die Haare so ähnlich wie Keith Flint von Prodigy. Sein Hauptwerk hieß allerdings nicht „Firestarter“, sondern „Die Welt als Wille und Vorstellung“. Der kategorische Kant kam bekanntlich aus Königsberg, und Wittgenstein sagte: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Wer das weiß und dazu noch Adornos „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ an den richtigen Stellen zitiert, kann mit diesem Halbwissen über Jahrzehnte eine gewisse Intellektualität vorspiegeln.
dieses video könnte hillary clinton die glaubwürdigkeit kosten, oder ihr im wettbewerb mit bernie sanders enorm schaden. zusammengefasst sagt elizabeth warren in diesem interview, dass hillary clinton in ihrer zeit als first lady ein von banken lobbiertes gesetz zum involsenzrecht verhinderte, weil sie wusste, dass es familien und privatmenschen schaden würde, um dann spaäter, als senatorin, dafür zu stimmen.
During Elizabeth Warren’s own appearance on Bill Moyers Journal, she describes in vivid detail one time when Wall Street influence appeared to have caused Bernie’s primary opponent, then Sen. Hillary Clinton, to change her position on bankruptcy law in a very significant way. Before she was a U.S. senator representing New York, Hillary knew the bankruptcy law would hurt people like me and millions of Americans. Hillary changed her mind after being elected to the Senate. If the influence of the financial service industry wasn’t a factor in that change of position, then perhaps another explanation will be forthcoming. Let me be very clear, this appearance by Warren was years ago and well before anyone could have envisioned a Bernie run at the presidency. The video seems to confirm the sort of influence peddling Wall Street does and just how accurate Bernie’s reflections are in 2016 about and what is at stake.
sascha lobo mit ein paar erinnerungen an roger willemsen.
[Er liess keine Sekunde offen], dass es um eine freundliche Demontage meiner Person gehen sollte. Er empfing mich bei ihm zu Hause mit den Worten, “Ich bin sehr gespannt, wie Sie da wieder herauskommen wollen.” Er hatte das ganze, sonst übliche, vorgeblich gesichtswahrende Herumgetänzel um problematische Positionen, verbogene Selbstrechtfertigungen und ähnliche Absurditäten einfach übersprungen. Und ich fiel mit Wonne auf seine völlig offen aufgestellte Falle herein.
When someone wrongs us, we want the maximum amount of punishment. But when we do wrong, we want the maximum amount of understanding and forgiveness.
I thought it was a bomb at first. It pushed the building, so I was thrown against the wall. Nobody screamed. It was silent except for the sound of ringing phones. There was no announcement or anything, everyone just started walking toward the exits. I remember the stairs were wet. Fuel had poured down through the elevator shafts so it smelled like a really strong cleaning product. (weiterlesen)
Es ist allgemein bekannt, dass nichts fliegen kann, das schwerer ist als Luft. Dennoch glauben viele Menschen an die Existenz von Flugzeugen. Und nicht nur das: Viele von Ihnen sind sogar der festen Überzeugung, selbst schon einmal geflogen zu sein.
das erklärt einiges, barbie entstand bei der bild-zeitung, als comic strip und feuchter männertraum, bevor mattel die puppe von der bild lizensierte, bzw. kaufte.
text der woche, von peter glaser (der text gefällt mir, also bin ich):
Der Versuch, Wege aus der Heillosigkeit der Gegenwart zu finden, führt zu einer ziellosen Entschiedenheit, Motto: Ich weiss zwar nicht, wo ich hinwill, aber dafür bin ich schneller dort.
Das einzige, das wirklich gegen die neue Langeweile, die sich aus einem Rauschen von Kurzweilepartikeln zusammensetzt, ist Veränderung. Nun ist die Veränderung selbst zum Hauptprodukt der Entwicklung geworden. Dies war die letzte Neuigkeit der Welt.
tolles interview mit der sängerin sophie hunger und der triathletin nicola spirig:
Nicola Spirig: Ich habe noch eine Frage. Du singst in vier Sprachen, wenn man Schweizerdeutsch dazuzählt. Gibt es eine Sprache, in der du dich am besten ausdrücken kannst?
Sophie Hunger: Nein, es sind verschiedene Persönlichkeiten: Wie wenn ich vier Personen wäre. Jede Person hat ihre Sprache.
Nicola Spirig: Und wenn du eine Idee hast …
Sophie Hunger: … dann ist sie automatisch mit einer Sprache verknüpft. Eine Person tritt in den Vordergrund, und die anderen gehen ein bisschen zurück. Ich fand es schon als Kind schade, dass man nur eine Person sein kann. Oder sogar eine Zumutung. Aber mit der Phantasie kannst du ausbrechen. Wir können den Körper nicht verlassen, aber in der Phantasie kannst du mehrere Leben haben. Das hat mich sehr beruhigt, es hat mir viel Geborgenheit gegeben.
und über schulz und böhmermann (die erste staffel wurde zwischen dem 13. und 16. dezember in köln aufgezeichnet):
Sophie Hunger: In meinem Beruf verschieben sich die Grenzen ständig. Manchmal habe ich das Gefühl, ich hätte meinen Weg, meinen Stil gefunden. Ich glaube zu wissen, welche Dinge ich mache. Aber kürzlich habe ich zum Beispiel in Deutschland an einer Talkshow mitgemacht. Das war so ein Moment, in dem ich dachte: Hey, das ist entsetzlich. Es ist schlimm, dass ich hier sitze. Ich möchte nicht Teil dieser Welt sein. Unterhaltung nur um des Unterhaltens willen, völlig leer. Ich konnte nachher kaum schlafen, es hat mich richtig lange beschäftigt. Ich kam an eine Grenze, ich sah: Das war zu viel. Diese Entscheide muss ich immer wieder neu treffen.
sophie-hunger portrait von hannah lühmann, die ein bisschen zu doll versucht selsbt poetisch zu klingen, die sympathische sprödigkeit von sophie hunger aber trotzdem ganz gut einfängt.
Ihre Lieder sind Gedichte, und Gedichte, wenn sie gut sind, sind manchmal Fragen, sie sind „weit draußen“, könnte man mit Celan sagen, und es ist nur ein ganz wenig übertrieben, Sophie Hunger in die Nähe von Paul Celan zu rücken. Jedenfalls ist sie eine sehr gute Lyrikerin. Die ersten Takte ihres „Walzers für Niemand“ sind ein Stück Weltraum im Dreivierteltakt, rau, verloren, wie vor dem Regen.
hervorragende, sehr differenzierte und kluge analyse von den schwächen und stärken von trevor noah, dem (seit 4 monaten) neuen modertor der daily show. tatsächlich verstehe ich nach diesem text besser, warum mich die letzte folge der daily show etwas ratlos und unentschieden hinterliess.
But if you watch The Daily Show night after night, you get the sense that the writers have adjusted their tactics for a very different kind of host—a Potemkin Jon Stewart, someone smooth and ingratiating who is reaching for unconverted viewers, instead of an inveterate political satirist preaching to the deeply informed.
Die Weltflotte von 90.000 Schiffen verbrennt rund 370 Millionen Tonnen Treibstoff pro Jahr, was einer Emission von 20 Millionen Tonnen Schwefeloxid entspricht. Allein die 15 größten Schiffe der Welt stießen pro Jahr so viele Schadstoffe aus wie 750 Millionen Autos, so der NABU (Naturschutzbund Deutschland).
„Aus gesundheitlichen Gründen ist zurzeit auf keinem einzigen Kreuzfahrtschiff Urlaub ratsam“, fügt Axel Friedrich, Experte für Luftreinhaltung und ehemaliger Mitarbeiter des Umweltbundesamtes.
irre, was für eine grössenordnung die luftverpestung durch die schifffahrtindustrie hat — und wie wenig dagegen getan wird.
das hier ist eigentlich ein link zu zwei texten, einem von martin recke und einem von wolfgang lünenburger. beide streiten auf einem recht hohen niveau über die aktuelle politische landschaft und ihr (und unser) bild dieser landschaften. ich kann mich vielen der gedankengänge von beiden nicht anschliessen, aber beide texte finde ich wichtig für die meinungsbildung und debatte.
das erstaunliche an der graham norton show ist nicht nur ihr unterhaltungswert und ihre ausserordentliche qualität, sondern dass fast alle folgen der sendung auf youtube zu finden sind — und dort offensichtlich auch nicht von der BBC weggelöscht werden.
irgendwann, wenn ich mal viel zeit habe und mich nicht mehr selbst dazu zwinge, was ich mir angucke kurz zu rezensieren, binge ich mich durch die letzten 9 jahre der sendung.
sehr schön differenziert und doch klar positioniert: marie meimberg über aufmerksamkeitslenkung über primäre und sekundäre geschlechtsmerkmale — nicht nur über youtube thumbnails.
dirk von gehlen ruft zu mehr gelassenheit auf. ich möchte dem sehr heftig zustimmen, möchte aber auch darauf hinweisen dass die unmittelbarkeit und dichte von meinungsbildern vor allem unsere gewohnten wahrnehmungsmuster überfordern. wir verwechseln die dinge die wir sehen zu oft und zu schnell mit realistischen abbildungen oder repräsentationen der realität. im frühjahr des letzten jahres habe ich dieses thema in meinem republica-vortrag zu fassen versucht — und gelasseneheit, ambiguitätstoleranz und die fähigkeit widersprüche auszuhalten und nicht überzubewerten ist sicherlich ein teil der problemlösung.
Hier kommt die AFD zu Wort: Hochprofessionell interviewt heute-show Journalist Carsten van Rissen den AfD-Spitzenkandidat Jörg Meuthen.
Besser als alle sonstigen Interviews mit der AFD!
ich mag carsten van ryssen nicht, zumindest nicht als ich ihn zuletzt hin und wieder bei polylux sah, wo er auf dem alexanderplatz wenig intelligent aussehenden leuten, wenig intelligente sachen aus der nase zog. die heute show mag ich auch nicht. oliver welke mag ich ebenso wenig und die afd sowieso nicht.
was mich aber verrückt macht, sind links auf die 2DF-mediathek, die wegen eines fehlenden flash-plugins auf die startseite der mediathek landen, so wie derzeit bei mediasteak.de, wenn man den link bespielsweise in safari klickt. deshalb hier ein link zu dem besagten ausschnitt der auch mit flashlosen browsern funktioniert, der aber keinesfalls eine ansehempfehlung oder gutfindung sein soll: Carsten van Ryssen bei der AfD
und weil das ZDF seine mp4-dateien exponiert, kann man die ausschnitte natürlich auch einbetten:
Für Donnerstag hatten sich die Moderatoren etwas besonders Unangenehmes einfallen lassen: In Videoeinspielern wurden Cruz und Rubio mit widersprüchlichen Aussagen zur Einwanderung gezeigt. Mal pro Amnestie für illegale Einwanderer, mal contra.
Eine einfache, aber äußerst effektive Idee, die beide erkennbar verunsicherte. […] Schade nur: Man hätte sehr gerne gesehen, wie der Sender auch Donald Trump mit seiner inhaltlichen Flexibilität konfrontiert hätte. Ging aber nicht.
ging schon, allerdings nicht auf fox, sondern auf CBS:
das ist schon ein ziemlich grossartiges stück fernseharbeit, das stephen colbert hier abliefert. donald gegen trump mit all seinen widersprüchen.
Aber die Forderung „Medien dürfen keine Informationen weglassen“ ist absurd. Medien dürfen nicht nur – sie sollen ganz viel weglassen: Das Unwichtige, das Unwahre und das Unsinnige.
grundsätzlicher, etwas länger gewordener text des ORF-moderators armin wolf über journalismus und dass die „ganze wahrheit“ immer selektiv ist, wie unsere wahrnehmung.
ich finde diesen text von manfred schneider doof etwas arg undifferenziert und platt, aber in teilen (natürlich) auch richtig. aber ich verlinke ihn, weil dieses zitat daraus, dass ich bei mirko kubein gefunden habe, ziemlich schmissig ist:
Wer also behauptet, wir benötigten keine Bibliotheken, weil wir das Internet hätten, gehört in die Gesellschaft der Schildbürger, die keine Elektrizitätswerke benötigen, weil sie doch Steckdosen haben.
deswegen habe ich gestern meinen ganzen rechner — unnötigerweise — neugestartet. dabei hätte das deaktivieren der vorschlagsfunktion in safari (und ein safari neustart) gereicht.
Dass wir kein „Wahrheitsministerium“ haben, ist nur ein halber Trost, wenn die Demokratie das „Gleichdenk“ auch ohne Geheimpolizei erzwingen kann. Deshalb sollten wir Orwell und Tocqueville lesen, immer wieder.
ich bin mir nicht sicher, ob ich guten gewissens sagen kann, wir sollten „immer wieder“ joffe lesen. er ist zwar sehr kreativ darin andersdenkende als naiv zu diffamieren, aber seine logik scheint mir zuverlässig fehlerhaft zu sein, auch in diesem text.
das erste was auffällt ist dass er in die martenstein-übergeigungsfalle tappt, wenn er diskussionen über den umgang mit bestimmten ereignissen als „denk-“ und „sprechverbote“ diffamiert. das ist genauso stumpf wie gelöschte kommentare in blogs oder unter journalistischen texten als „zensur“ zu bezeichnen. den ausschluss von diskussionen mit staatlicher erzwungener publikationskontrolle oder publikationverboten zu vergleichen ist aber nicht nur kurzsichtig und dumm, sondern auch abstumpfend. wenn alles zensur ist, wie soll man dann noch echte zensur differenzieren können? von „sprechverboten“ zu reden, obwohl es keine verbote gibt, sondern sprechen hier und da lediglich zu kritik führt, vergiftet die debatte und lenkt von den themen auf eine unheilvolle metaebene ab.
am ende seines textes versucht er dann nicht etwa die verwendung des wortes „sprechverbot“ als irrtum darszustellen, sondern die diskussion über berichterstattung als „dreifachen Irrtum“:
Das Sprechverbot entspringt einem dreifachen Irrtum.
Einmal, weil Benennung („Flüchtlinge haben …“) nicht Bezichtigung ist („So sind die Araber“). Zum Zweiten, weil die Randständigen keine Nachhilfe brauchen; sie haben ihre Vorurteile schon. Das Vor- Urteil schafft sich seine Fakten selber durch selektive Wahrnehmung – wie bei jeglichem „Anti-Ismus“.
wenn andere bereits vorurteile haben, kann es also nicht schaden, vorurteile zu befeuern? oder aufklärung, ausgewogene und vorurteilsfreie berichterstattung bringen niemanden von seinen abstrusen ansichten ab, sind also quasi müssig? vermutlich ist der zitierte absatz einfach joffe-sprech für den dummsprech-satz: „haters gonna hate“.
im nächsten absatz macht joffe dann aber eine 180°-wende. plötzlich sind sprache, nuancierung und subtile signale für die braven „randständigen“ dann doch wichtig:
Zum Dritten, weil der brave Bürger ins Grübeln gerät: Wenn Polizei, Politik und Medien die Tatsachen schönreden, ja mir „Rassisten“ das Maul verbieten, wie kann ich noch den demokratischen Institutionen trauen? Pegida und Co. sind Geschöpfe und Sprachrohre der Entfremdung. Die frisst sich in die Mitte, wenn das verordnete Gutdenk die Realitäten verdrängt und die Wohlmeinenden den Demagogen zutreibt.
wenn „brave Bürger“ selektive wahrnehmung betreiben, schrillen in joffes kopf dann doch die alarmglocken. was joffe hier sagt, muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen: es müsse möglich sein auch rassistisch und demagogisch zu berichten und ressentiments zu bedienen, damit „brave Bürger“, die selektiv wahrnehmen und demokratischen institutionen gegenüber skeptisch sind, nicht den demagogen zugetrieben werden.
wenn ich mich nicht irre, ist das die klassische CSU-strategie. rassisten, flachdenker, vorurteils-aficionados umarmen und umgarnen, damit sie ihre position halten und rechts-innen, statt rechts-aussen wählen. ich glaube man könnte diese strategie zur verdeutlichung auch ins extrem aufblasen: zum arschloch werden, um arschlöcher zu werben und damit zu verhindern, dass arschlöcher sich anderen arschlöchern anschliessen.
torsten kleinz erklärt den alkoholmissbrauch karneval:
„Der Karneval ist ein riesiges Massenbesäufnis. Leute kommen aus Hunderten Kilometern Entfernung nach Köln, um drei bis fünf Tage sich dem Alkoholrausch hinzugeben, zu singen und zu tanzen. Das ist weitgehend legal. Allerdings darf man alkoholisiert keine Autos oder Motorräder fahren, auch Fahrräder sind ab einem gewissen Alkoholpegel Tabu.
[…]
Passen Sie auf. Menschen unter Alkoholeinfluss werden oft aggressiv oder verlieren die Selbstkontrolle. Wir haben uns bemüht, Kinder vor Alkohol zu schützen, indem wir zum Beispiel Händlern bei Strafe verbieten, alkoholische Getränke an Kinder zu verkaufen. Doch es klappt nicht völlig. Jedes Jahr landen Kinder und Jugendliche wegen Alkoholvergiftung im Krankenhaus. Sollte Ihr Kind zu viel Alkohol getrunken haben und nicht mehr ansprechbar sein, wenden Sie sich an einen Arzt. Es gibt auch Veranstaltungen in denen Jugendliche beaufsichtigt ohne Alkohol feiern können. Karnevalsvereine erteilen gerne Auskunft.
lesenswertes interview mit dem paläoanthropologen friedemann schrenk. das ist der letzte absatz:
Warum haben wir alle anderen Menschenarten überlebt?
Uns zeichnet eine enorme Vielfalt aus: kulturell, aber auch anatomisch. Das macht uns anpassungsfähiger als andere. Und diese Vielfalt ist gerade nicht eine Folge von Isolation, sondern von Vermischungen. Wenn Homo sapiens sich weiter entwickeln möchte, dann geht das sicher nicht durch Abschottung.
ein bisschen ist das, was ruth fend der dummy vorwirft, die selbstverliebtheit, ja der ganze witz an der dummy — gepaart mit gelegentlicher brillianz. andererseits: „business punk“ hört sich ein bisschen an wie ein fachmagazin für selbstverliebte karrieristen.
ein text den das nuf im fieber geschrieben hat, an dem einerseits was dran ist und andererseits auch nicht. denn differenzierung muss weder langweilig, noch tödlich sein und allgemein mangelt es in der welt eher an differenzierung, als an wut und streit und wilder spekulation.
kathodenstrahlröhrenmonitore mussten an das magnetfeld der erde angepasst werden, dass überall auf der erde leicht variiert. deshalb mussten die geräte auf die nordhalbkugel, die südhalbkugel oder äquatorialregionen geeicht werden.
wundert mich jetzt nicht. seit mindestens zwei folgen (s07e11, s07e12) ist auf the good wife die luft raus. mindestens jedoch den drehbuchautoren scheint die serie keinen spass mehr zu machen. was schade ist, denn für eine ganze weile gehörte die serie zum besten was man sich regelmässig anschauen konnte. the good wife schaffte es gute geschichten zu erzählen, die oft bezug auf reale debatten oder ereignisse nahmen, und sie kommentierte. und zudem zog sich ein gut gesponnener, interessanter roter faden durch die serie.
an paenhuysen über eine ausstellung in der saatchi gallery, die 14 frauen vorstellt:
[2010] the Brooklyn Museum showed “Seductive Subversion: Women Pop Artists, 1958-1968” and since then many have followed suit. Auction houses have also jumped on the bandwagon and last year Sotheby’s put on the exhibition “Cherchez la femme: Women and Surrealism”.
The droll thing is that it’s never the other way around: “Men and Pop”, “Men and Surrealism”. Why not? Because it’s considered to be norm, no need to emphasise the male gender. If Saatchi Gallery would have mounted an exhibition with 14 male artists, nobody would call it a male exhibition. I remember the shock I got in 2014 at the Hans Richter show in Martin Gropius Bau in Berlin, curated by Timothy Benson of LACMA. In this exhibition they showed Richter together with his colleagues Laszlo Moholy-Nagy (no, not his artist wife Lucia!), Viking Eggeling, Walter Ruttmann, Theo van Doesburg, John Cage, Marcel Duchamp, Fernand Léger, and Max Ernst. There was one woman who made it onto the wall, Irene Bayer-Hecht, for making a portrait of her husband Herbert Bayer. The preface of the exhibition catalogue was written by the five (male) directors of major institutions stating that Hans Richter worked with the “who’s who” of the 20th century avant garde – they were all male artists.
(hervorhebung von mir)
neben der tatsache, dass frauen sehr oft, sehr unberechtigterweise ignoriert werden, sei es bei der ausstellungskuratierung, besetzung von diskussionspanels oder der organisation von konferenzen, ist es eben immer noch bei vielen von uns so, dass wir wir einen männerüberschuss bei ausstellungen, konferenzen, führungspositionen, abgeordnetenplätzen oder regierungsämtern als normal empfinden — weil wir es so gewohnt sind. nun ist aber das argument „haben wir schon immer so gemacht“, das schlechteste, denkbare argument um etwas zu tun. eigentlich ist es auch kein argument, sondern ein hinweis darauf, dass man sehr an seinen gewohnheiten hängt und in gewisser weise faul und ignorant ist.
bequemlichkeit und ignoranz sind dinge, an denen wir alle leiden — und ich nehme mich da explizit nicht aus. ich hänge auch sehr an meinen gewohnheiten — und weil ich das weiss, versuche ich mich hin und wieder dazu zu bringen, bestimmte gewohnheiten und verhaltensmuster zu ändern. und ich freue mich über hinweise, die mir diese muster gelegentlich vor augen halten.
in diesem sinne nehme ich an paenhuysen’s oben verlinkten text auch nicht (in erster linie) als kritik an der saatchi-galerie wahr, sondern als hinweis, als aufforderung die alten denkmuster und gewohnheiten mal zu überdenken. und sie tut das auch sehr konstruktiv, wenn sie am ende sagt:
Okay, all good, but what exactly would be a radical thing to do for Saatchi Gallery? Well, it would have been, for instance, much more radical of them to make an exhibition about something as random as eyeglasses in the 20th century that just happened to feature only works by women artists. Would anybody notice? As it is, talking male and female seems to be so 20th century. Aren’t we living in a time that it’s generally acknowledged that there are more than two genders? Putting on an all-women exhibition is as original as making a show about let’s say Belgian artists – it repeats the boundaries in society and it pigeonholes artists. I personally have nothing against quotas and I would have loved it if Saatchi had declared that from now on 50% of every group exhibition will comprise works by female artists. And that would be the moment when we could start talking about a real shift in the art world.
eine quote.
ich habe mir in den letzten 10 jahren, in denen (gesetzliche) quoten hier diskutiert wurden, nie eine abschliessende meinung gebildet. allerdings haben mich die argumente pro quote stets besser überzeugt, als die gegenargumente. das schäbigste argument ist bekanntlich der spruch, dass es nicht ums geschlecht gehen solle, sondern stets um die qualifikation. dem widerspricht eine quote meiner meinung nach überhaupt nicht, natürlich soll es auch mit einer quote stets um die qualifikation gehen, aber eben unter berücksichtigung (auch) des geschlechts. das mag die suche nach geeigneten kandidaten und kandidatinnen erschweren oder in die länge ziehen, aber mangel an Geeigneten* heisst ja nicht, dass es keine gäbe, sondern dass es schwerer, aufwändiger oder teurer ist, welche zu finden die den vorgaben, erwartungen, qualifikationen und der quote entsprechen.
aber genau das, die einschränkung von optionen, das verbot von einfachen, bequemen oder gewohnten lösungen, ist genau das, was kreativität freisetzt und umdenken, neudenken anregt. das funktionsprinzip von solchen einschränkungen kann man bei twitter beobachten, wo das tägliche abkämpfen am 140-zeichen-limit teilweise zu kreativen höchstleistungen führt. genauso führt das abkämpfen an physikalischen gegebenheiten (siehe auch →gravitation) oder gesetzlichen vorgaben bei der architektur immer wieder zu lösungen, auf die man sonst nie und nimmer gekommen wäre (siehe auch →fractional horsepower).
sich an vorschriften oder einschränkungen abzukämpfen ist einerseits dünger für ideereichtum, aber andererseits alltag, in jedem bereich, in der wirtschaft, in der kultur, in der freizeit. in der wirtschaft hat derjenige am meisten erfolg, der sich durch den dschungel an vorschriften und einschränkungen besser durchwuselt, als die konkurenz. ohne rahmen, ohne einschränkungen und vorschriften oder spielregeln, gibt es keine exzellenz.
eine (frauen) quote wäre, aus meiner sicht, in sehr vielen bereichen ein hervorragendes hilfsmittel um unseren blick zu schärfen und eine aufforderung, uns von vermeintlichen normen zu lösen und besser hinzuschauen, anders hinzuschauen und am ende gerechter und fairer zu handeln.
im kleinen kann man meiner meinung nach aber auch viel tun, nämlich jedes mal laut darauf hinzuweisen, wenn veranstaltungen es vergessen auf ein ausgeglichenes teilnehmenfeld zu achten, oder diversität als unwichtg, niedrig priorisiert erachten. das passiert derzeit recht lautstark bei der oscar-verleihung, das passiert hin und wieder bei konferenzen, die ihre männer-only-teilnehmerliste stolz vorstellen, um dann später hinterherzuschieben, dass die liste natürlich nur vorläufig gewesen sei und dann nach und ein paar alibi-frauen nachschieben.
ich werde es mir jedenfalls zur gewohnheit machen, jedes mal wenn veranstalter (oder produzenten oder kuratoren) das mit der ausgeglichenheit oder diversität vergessen, etwas zu sagen und es danach unter „pimmelfechten“ zu kategorisieren.
guter punkt von chris hedges (der making a murderer ein bisschen spoilert): das problem der amerikanischen justiz ist systemimanent. ob steven avery oder sein neffe brendan dassey schufig sind, ist weniger die frage, sondern eher, ob es als armer in amerika überhaupt noch möglich ist, ein faires verfahren zu bekommen:
Once you are charged in America, whether you did the crime or not, you are almost always found guilty. Because of this, as many activists have discovered, the courts already are being used as a fundamental weapon of repression, and this abuse will explode in size should there be widespread unrest and dissent. Our civil liberties have been transformed into privileges—what Matt Taibbi in “The Divide: American Injustice in the Age of the Wealth Gap” calls “conditional rights and conditional citizenship”—that are, especially in poor communities, routinely revoked. Once rights become privileges, none of us are safe.
The reality is that almost no one who is imprisoned in America has gotten a trial. There is rarely an impartial investigation. A staggering 97 percent of all federal cases and 95 percent of all state felony cases are resolved through plea bargaining. Of the 2.2 million people we have incarcerated at the moment—25 percent of the world’s prison population—2 million never had a trial. And significant percentages of them are innocent.
sehr guter einwurf von jost kaiser zum ewigen gerede über „sprechverbote“, „denkverbote“ und gejammer über „political correctness“. in stefan niggemeiers facebook gefunden.