jens schröders rezension von operation naked. witzigerweise kommt jens schröder auf exakt die gleichen lob- und kritikpunkte wie ich in meiner rezension:
Der Zuschauer bemerkt immer wieder den Unterschied zwischen den Moderatoren-Profis und den Schauspielern. Während Kleber, Lanz, Hahne, Cerne & Co. das „spielen“, was sie ohnehin immer machen – und das eben höchst professionell, merkt man dem einen oder anderen eigentlichen Schauspieler genau das an – dass er eben Schauspieler ist und nicht Startup-Gründer, Datenschützer oder Lehrer.
der mann von frau mierau hat operation naked und ich weiss wer du bist in der gleichen vorstellung wie ich gesehen. hätte ich im kino eine datenbrille aufgehabt, hätte ich vielleicht gemerkt, dass caspar clemens mierau auch im kino war.
wieder ein artikel auf spiegel online, in dem bernie sanders gemeinsam mit donald trump in die radikale populisten-ecke gestellt wird:
Welche Ironie, dass sich die Etablierten ausgerechnet von Trump und Sanders die Leviten lesen lassen. Trump hat nicht einmal ansatzweise ein politisches Konzept, nahezu sämtliche Probleme lassen sich aus seiner Sicht mit einem Mauerbau an der Grenze zu Mexiko lösen. Und Sanders ist ein interessanter Mann mit einer Menge Enthusiasmus. Aber dass er sich als Inbegriff der Integrität inszeniert, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Auch er hat das öffentliche System der Wahlkampffinanzierung gemieden, weil er wusste, dass Privatspenden seine Schatulle voller machen.
ich verstehe den letzten satz nicht. inwiefern hat bernie sanders „das öffentliche System der Wahlkampffinanzierung gemieden“? was ist das überhaupt, „das öffentliche System der Wahlkampffinanzierung“? meint veit medick, dass sanders sich in seiner zeit als senator nicht dafür eingesetzt hat, die amerikanische wahlkampffinanzierung zu verstaatlichen? denn bekanntlich gibt es in den USA keine staatlich geregelte finanzierung der parteien oder kandidaten. sie sind auf spenden von privatpersonen oder von interessensgruppen angewiesen, die sich unter anderem in „PACs“ organisiseren. tatsächlich setzt bernie sanders auf privat- und kleinspender und versucht grossspender und verbände aus seiner wahlkampffinanzierung rauszuhalten. wenn ich mich recht erinnere, hat barack obama das auch recht erfolgreich getan.
was bernie sanders am amerikanischen wahlkampfsystem kritisiert, finde ich auch nicht besonders kom- oder ironisch. er kritisiert, dass sich superreiche und lobbyverbände, vor allem aus der finanzindustrie, mit grossen spenden zu sehr in die politik einmischen. die kritik ist nachvollziehbar und sanders ist bei weitem nicht der einzige, der sie äussert. dass er sich von kleinspendern finanzieren lässt ist eine geste um unabhängigkeit zu demonstrieren und nicht um „schatullen“ zu füllen.
aber mal im ernst, was meint veit medick mit seinem letzten satz, was ist das „öffentliche System der Wahlkampffinanzierung“ und wo ist die ironie, bzw. komik, die ich nicht erkenne?
peter merkt in den kommentaren an, dass die staatliche unterstützung von wahlkämpfen einigen beschränkunegn unterliegt:
Die Beschränkung ist demnach eine der Höhe nach. Wenn man staatliche Unterstützung im Anspruch nimmt, müssen die Gesamtausgaben unter einer Grenze liegen, die man überschreiten kann, wenn man sich nur durch private Spenden finanziert.
roland nelles, „Mitglied der Chefredaktion“, gestern auf spiegel online:
Es freut mich, wenn Sie „DIE LAGE“ von nun an täglich lesen möchten. Dazu brauchen Sie nur Ihre E-Mail einzugeben und auf „Newsletter bestellen“ zu drücken. Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag!
öh, nö, möchte ich nicht. mir reicht es da gelegentlich auf spiegel.de reinzuschauen. täglich möchte ich das nicht lesen, zumal mir der tonfall missfällt.
ich weiss zum beispiel nicht, ob nelles bernie sanders tatsächlich, in einer reihe mit donals trump, als „billigen Populisten und Rattenfänger“ bezeichnet, oder ob es ihm einfach zu früh war zum differenzieren:
Donald Trump und Bernie Sanders gewinnen die Vorwahlen in New Hampshire und man muss wirklich fürchten: Der Irrsinn könnte so weiter gehen. Wir sind ja einiges gewohnt von US-Wahlkämpfen, aber in diesem Jahr drohen die Dinge völlig aus den Fugen zu geraten. Statt moderater Kandidaten wie Hillary Clinton oder Jeb Bush, machen billige Populisten und Rattenfänger die Punkte.
es ist genau dieses arrogante und oft unfifferenzierte hinkotzen von meinungsbröckchen, was mich davon abhält, irgendwas vom spiegel zu abonnieren.
Recaps, die detaillierte Nachbesprechung einzelner Serienfolgen, entwickeln sich von einer anfangs verschmähten Online-Spielwiese für Fans zu einem der erfolgreichsten neuen Genres des Journalismus.
beim ersten absatz von peter breuers aktuellerr zeitschriften-rezension auf übermedien (hohe luft), musste ich mehrfach kichern:
Der Philosophieunterricht ist lange her, und was davon hängenblieb, ist Anekdotenwissen. Die leicht ordinäre Fahrschülerin der Klasse kommentierte längere Textabschnitte mit einem knappen: „Der spinnt doch, der Nietzsche“, und Arthur Schopenhauer trug die Haare so ähnlich wie Keith Flint von Prodigy. Sein Hauptwerk hieß allerdings nicht „Firestarter“, sondern „Die Welt als Wille und Vorstellung“. Der kategorische Kant kam bekanntlich aus Königsberg, und Wittgenstein sagte: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Wer das weiß und dazu noch Adornos „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ an den richtigen Stellen zitiert, kann mit diesem Halbwissen über Jahrzehnte eine gewisse Intellektualität vorspiegeln.
dieses video könnte hillary clinton die glaubwürdigkeit kosten, oder ihr im wettbewerb mit bernie sanders enorm schaden. zusammengefasst sagt elizabeth warren in diesem interview, dass hillary clinton in ihrer zeit als first lady ein von banken lobbiertes gesetz zum involsenzrecht verhinderte, weil sie wusste, dass es familien und privatmenschen schaden würde, um dann spaäter, als senatorin, dafür zu stimmen.
During Elizabeth Warren’s own appearance on Bill Moyers Journal, she describes in vivid detail one time when Wall Street influence appeared to have caused Bernie’s primary opponent, then Sen. Hillary Clinton, to change her position on bankruptcy law in a very significant way. Before she was a U.S. senator representing New York, Hillary knew the bankruptcy law would hurt people like me and millions of Americans. Hillary changed her mind after being elected to the Senate. If the influence of the financial service industry wasn’t a factor in that change of position, then perhaps another explanation will be forthcoming. Let me be very clear, this appearance by Warren was years ago and well before anyone could have envisioned a Bernie run at the presidency. The video seems to confirm the sort of influence peddling Wall Street does and just how accurate Bernie’s reflections are in 2016 about and what is at stake.
sascha lobo mit ein paar erinnerungen an roger willemsen.
[Er liess keine Sekunde offen], dass es um eine freundliche Demontage meiner Person gehen sollte. Er empfing mich bei ihm zu Hause mit den Worten, “Ich bin sehr gespannt, wie Sie da wieder herauskommen wollen.” Er hatte das ganze, sonst übliche, vorgeblich gesichtswahrende Herumgetänzel um problematische Positionen, verbogene Selbstrechtfertigungen und ähnliche Absurditäten einfach übersprungen. Und ich fiel mit Wonne auf seine völlig offen aufgestellte Falle herein.
When someone wrongs us, we want the maximum amount of punishment. But when we do wrong, we want the maximum amount of understanding and forgiveness.
I thought it was a bomb at first. It pushed the building, so I was thrown against the wall. Nobody screamed. It was silent except for the sound of ringing phones. There was no announcement or anything, everyone just started walking toward the exits. I remember the stairs were wet. Fuel had poured down through the elevator shafts so it smelled like a really strong cleaning product. (weiterlesen)
Es ist allgemein bekannt, dass nichts fliegen kann, das schwerer ist als Luft. Dennoch glauben viele Menschen an die Existenz von Flugzeugen. Und nicht nur das: Viele von Ihnen sind sogar der festen Überzeugung, selbst schon einmal geflogen zu sein.
das erklärt einiges, barbie entstand bei der bild-zeitung, als comic strip und feuchter männertraum, bevor mattel die puppe von der bild lizensierte, bzw. kaufte.
text der woche, von peter glaser (der text gefällt mir, also bin ich):
Der Versuch, Wege aus der Heillosigkeit der Gegenwart zu finden, führt zu einer ziellosen Entschiedenheit, Motto: Ich weiss zwar nicht, wo ich hinwill, aber dafür bin ich schneller dort.
Das einzige, das wirklich gegen die neue Langeweile, die sich aus einem Rauschen von Kurzweilepartikeln zusammensetzt, ist Veränderung. Nun ist die Veränderung selbst zum Hauptprodukt der Entwicklung geworden. Dies war die letzte Neuigkeit der Welt.
tolles interview mit der sängerin sophie hunger und der triathletin nicola spirig:
Nicola Spirig: Ich habe noch eine Frage. Du singst in vier Sprachen, wenn man Schweizerdeutsch dazuzählt. Gibt es eine Sprache, in der du dich am besten ausdrücken kannst?
Sophie Hunger: Nein, es sind verschiedene Persönlichkeiten: Wie wenn ich vier Personen wäre. Jede Person hat ihre Sprache.
Nicola Spirig: Und wenn du eine Idee hast …
Sophie Hunger: … dann ist sie automatisch mit einer Sprache verknüpft. Eine Person tritt in den Vordergrund, und die anderen gehen ein bisschen zurück. Ich fand es schon als Kind schade, dass man nur eine Person sein kann. Oder sogar eine Zumutung. Aber mit der Phantasie kannst du ausbrechen. Wir können den Körper nicht verlassen, aber in der Phantasie kannst du mehrere Leben haben. Das hat mich sehr beruhigt, es hat mir viel Geborgenheit gegeben.
und über schulz und böhmermann (die erste staffel wurde zwischen dem 13. und 16. dezember in köln aufgezeichnet):
Sophie Hunger: In meinem Beruf verschieben sich die Grenzen ständig. Manchmal habe ich das Gefühl, ich hätte meinen Weg, meinen Stil gefunden. Ich glaube zu wissen, welche Dinge ich mache. Aber kürzlich habe ich zum Beispiel in Deutschland an einer Talkshow mitgemacht. Das war so ein Moment, in dem ich dachte: Hey, das ist entsetzlich. Es ist schlimm, dass ich hier sitze. Ich möchte nicht Teil dieser Welt sein. Unterhaltung nur um des Unterhaltens willen, völlig leer. Ich konnte nachher kaum schlafen, es hat mich richtig lange beschäftigt. Ich kam an eine Grenze, ich sah: Das war zu viel. Diese Entscheide muss ich immer wieder neu treffen.
sophie-hunger portrait von hannah lühmann, die ein bisschen zu doll versucht selsbt poetisch zu klingen, die sympathische sprödigkeit von sophie hunger aber trotzdem ganz gut einfängt.
Ihre Lieder sind Gedichte, und Gedichte, wenn sie gut sind, sind manchmal Fragen, sie sind „weit draußen“, könnte man mit Celan sagen, und es ist nur ein ganz wenig übertrieben, Sophie Hunger in die Nähe von Paul Celan zu rücken. Jedenfalls ist sie eine sehr gute Lyrikerin. Die ersten Takte ihres „Walzers für Niemand“ sind ein Stück Weltraum im Dreivierteltakt, rau, verloren, wie vor dem Regen.
hervorragende, sehr differenzierte und kluge analyse von den schwächen und stärken von trevor noah, dem (seit 4 monaten) neuen modertor der daily show. tatsächlich verstehe ich nach diesem text besser, warum mich die letzte folge der daily show etwas ratlos und unentschieden hinterliess.
But if you watch The Daily Show night after night, you get the sense that the writers have adjusted their tactics for a very different kind of host—a Potemkin Jon Stewart, someone smooth and ingratiating who is reaching for unconverted viewers, instead of an inveterate political satirist preaching to the deeply informed.
Die Weltflotte von 90.000 Schiffen verbrennt rund 370 Millionen Tonnen Treibstoff pro Jahr, was einer Emission von 20 Millionen Tonnen Schwefeloxid entspricht. Allein die 15 größten Schiffe der Welt stießen pro Jahr so viele Schadstoffe aus wie 750 Millionen Autos, so der NABU (Naturschutzbund Deutschland).
„Aus gesundheitlichen Gründen ist zurzeit auf keinem einzigen Kreuzfahrtschiff Urlaub ratsam“, fügt Axel Friedrich, Experte für Luftreinhaltung und ehemaliger Mitarbeiter des Umweltbundesamtes.
irre, was für eine grössenordnung die luftverpestung durch die schifffahrtindustrie hat — und wie wenig dagegen getan wird.
das hier ist eigentlich ein link zu zwei texten, einem von martin recke und einem von wolfgang lünenburger. beide streiten auf einem recht hohen niveau über die aktuelle politische landschaft und ihr (und unser) bild dieser landschaften. ich kann mich vielen der gedankengänge von beiden nicht anschliessen, aber beide texte finde ich wichtig für die meinungsbildung und debatte.
das erstaunliche an der graham norton show ist nicht nur ihr unterhaltungswert und ihre ausserordentliche qualität, sondern dass fast alle folgen der sendung auf youtube zu finden sind — und dort offensichtlich auch nicht von der BBC weggelöscht werden.
irgendwann, wenn ich mal viel zeit habe und mich nicht mehr selbst dazu zwinge, was ich mir angucke kurz zu rezensieren, binge ich mich durch die letzten 9 jahre der sendung.
sehr schön differenziert und doch klar positioniert: marie meimberg über aufmerksamkeitslenkung über primäre und sekundäre geschlechtsmerkmale — nicht nur über youtube thumbnails.
dirk von gehlen ruft zu mehr gelassenheit auf. ich möchte dem sehr heftig zustimmen, möchte aber auch darauf hinweisen dass die unmittelbarkeit und dichte von meinungsbildern vor allem unsere gewohnten wahrnehmungsmuster überfordern. wir verwechseln die dinge die wir sehen zu oft und zu schnell mit realistischen abbildungen oder repräsentationen der realität. im frühjahr des letzten jahres habe ich dieses thema in meinem republica-vortrag zu fassen versucht — und gelasseneheit, ambiguitätstoleranz und die fähigkeit widersprüche auszuhalten und nicht überzubewerten ist sicherlich ein teil der problemlösung.
Hier kommt die AFD zu Wort: Hochprofessionell interviewt heute-show Journalist Carsten van Rissen den AfD-Spitzenkandidat Jörg Meuthen.
Besser als alle sonstigen Interviews mit der AFD!
ich mag carsten van ryssen nicht, zumindest nicht als ich ihn zuletzt hin und wieder bei polylux sah, wo er auf dem alexanderplatz wenig intelligent aussehenden leuten, wenig intelligente sachen aus der nase zog. die heute show mag ich auch nicht. oliver welke mag ich ebenso wenig und die afd sowieso nicht.
was mich aber verrückt macht, sind links auf die 2DF-mediathek, die wegen eines fehlenden flash-plugins auf die startseite der mediathek landen, so wie derzeit bei mediasteak.de, wenn man den link bespielsweise in safari klickt. deshalb hier ein link zu dem besagten ausschnitt der auch mit flashlosen browsern funktioniert, der aber keinesfalls eine ansehempfehlung oder gutfindung sein soll: Carsten van Ryssen bei der AfD
und weil das ZDF seine mp4-dateien exponiert, kann man die ausschnitte natürlich auch einbetten:
Für Donnerstag hatten sich die Moderatoren etwas besonders Unangenehmes einfallen lassen: In Videoeinspielern wurden Cruz und Rubio mit widersprüchlichen Aussagen zur Einwanderung gezeigt. Mal pro Amnestie für illegale Einwanderer, mal contra.
Eine einfache, aber äußerst effektive Idee, die beide erkennbar verunsicherte. […] Schade nur: Man hätte sehr gerne gesehen, wie der Sender auch Donald Trump mit seiner inhaltlichen Flexibilität konfrontiert hätte. Ging aber nicht.
ging schon, allerdings nicht auf fox, sondern auf CBS:
das ist schon ein ziemlich grossartiges stück fernseharbeit, das stephen colbert hier abliefert. donald gegen trump mit all seinen widersprüchen.
Aber die Forderung „Medien dürfen keine Informationen weglassen“ ist absurd. Medien dürfen nicht nur – sie sollen ganz viel weglassen: Das Unwichtige, das Unwahre und das Unsinnige.
grundsätzlicher, etwas länger gewordener text des ORF-moderators armin wolf über journalismus und dass die „ganze wahrheit“ immer selektiv ist, wie unsere wahrnehmung.
ich finde diesen text von manfred schneider doof etwas arg undifferenziert und platt, aber in teilen (natürlich) auch richtig. aber ich verlinke ihn, weil dieses zitat daraus, dass ich bei mirko kubein gefunden habe, ziemlich schmissig ist:
Wer also behauptet, wir benötigten keine Bibliotheken, weil wir das Internet hätten, gehört in die Gesellschaft der Schildbürger, die keine Elektrizitätswerke benötigen, weil sie doch Steckdosen haben.
deswegen habe ich gestern meinen ganzen rechner — unnötigerweise — neugestartet. dabei hätte das deaktivieren der vorschlagsfunktion in safari (und ein safari neustart) gereicht.
Dass wir kein „Wahrheitsministerium“ haben, ist nur ein halber Trost, wenn die Demokratie das „Gleichdenk“ auch ohne Geheimpolizei erzwingen kann. Deshalb sollten wir Orwell und Tocqueville lesen, immer wieder.
ich bin mir nicht sicher, ob ich guten gewissens sagen kann, wir sollten „immer wieder“ joffe lesen. er ist zwar sehr kreativ darin andersdenkende als naiv zu diffamieren, aber seine logik scheint mir zuverlässig fehlerhaft zu sein, auch in diesem text.
das erste was auffällt ist dass er in die martenstein-übergeigungsfalle tappt, wenn er diskussionen über den umgang mit bestimmten ereignissen als „denk-“ und „sprechverbote“ diffamiert. das ist genauso stumpf wie gelöschte kommentare in blogs oder unter journalistischen texten als „zensur“ zu bezeichnen. den ausschluss von diskussionen mit staatlicher erzwungener publikationskontrolle oder publikationverboten zu vergleichen ist aber nicht nur kurzsichtig und dumm, sondern auch abstumpfend. wenn alles zensur ist, wie soll man dann noch echte zensur differenzieren können? von „sprechverboten“ zu reden, obwohl es keine verbote gibt, sondern sprechen hier und da lediglich zu kritik führt, vergiftet die debatte und lenkt von den themen auf eine unheilvolle metaebene ab.
am ende seines textes versucht er dann nicht etwa die verwendung des wortes „sprechverbot“ als irrtum darszustellen, sondern die diskussion über berichterstattung als „dreifachen Irrtum“:
Das Sprechverbot entspringt einem dreifachen Irrtum.
Einmal, weil Benennung („Flüchtlinge haben …“) nicht Bezichtigung ist („So sind die Araber“). Zum Zweiten, weil die Randständigen keine Nachhilfe brauchen; sie haben ihre Vorurteile schon. Das Vor- Urteil schafft sich seine Fakten selber durch selektive Wahrnehmung – wie bei jeglichem „Anti-Ismus“.
wenn andere bereits vorurteile haben, kann es also nicht schaden, vorurteile zu befeuern? oder aufklärung, ausgewogene und vorurteilsfreie berichterstattung bringen niemanden von seinen abstrusen ansichten ab, sind also quasi müssig? vermutlich ist der zitierte absatz einfach joffe-sprech für den dummsprech-satz: „haters gonna hate“.
im nächsten absatz macht joffe dann aber eine 180°-wende. plötzlich sind sprache, nuancierung und subtile signale für die braven „randständigen“ dann doch wichtig:
Zum Dritten, weil der brave Bürger ins Grübeln gerät: Wenn Polizei, Politik und Medien die Tatsachen schönreden, ja mir „Rassisten“ das Maul verbieten, wie kann ich noch den demokratischen Institutionen trauen? Pegida und Co. sind Geschöpfe und Sprachrohre der Entfremdung. Die frisst sich in die Mitte, wenn das verordnete Gutdenk die Realitäten verdrängt und die Wohlmeinenden den Demagogen zutreibt.
wenn „brave Bürger“ selektive wahrnehmung betreiben, schrillen in joffes kopf dann doch die alarmglocken. was joffe hier sagt, muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen: es müsse möglich sein auch rassistisch und demagogisch zu berichten und ressentiments zu bedienen, damit „brave Bürger“, die selektiv wahrnehmen und demokratischen institutionen gegenüber skeptisch sind, nicht den demagogen zugetrieben werden.
wenn ich mich nicht irre, ist das die klassische CSU-strategie. rassisten, flachdenker, vorurteils-aficionados umarmen und umgarnen, damit sie ihre position halten und rechts-innen, statt rechts-aussen wählen. ich glaube man könnte diese strategie zur verdeutlichung auch ins extrem aufblasen: zum arschloch werden, um arschlöcher zu werben und damit zu verhindern, dass arschlöcher sich anderen arschlöchern anschliessen.
torsten kleinz erklärt den alkoholmissbrauch karneval:
„Der Karneval ist ein riesiges Massenbesäufnis. Leute kommen aus Hunderten Kilometern Entfernung nach Köln, um drei bis fünf Tage sich dem Alkoholrausch hinzugeben, zu singen und zu tanzen. Das ist weitgehend legal. Allerdings darf man alkoholisiert keine Autos oder Motorräder fahren, auch Fahrräder sind ab einem gewissen Alkoholpegel Tabu.
[…]
Passen Sie auf. Menschen unter Alkoholeinfluss werden oft aggressiv oder verlieren die Selbstkontrolle. Wir haben uns bemüht, Kinder vor Alkohol zu schützen, indem wir zum Beispiel Händlern bei Strafe verbieten, alkoholische Getränke an Kinder zu verkaufen. Doch es klappt nicht völlig. Jedes Jahr landen Kinder und Jugendliche wegen Alkoholvergiftung im Krankenhaus. Sollte Ihr Kind zu viel Alkohol getrunken haben und nicht mehr ansprechbar sein, wenden Sie sich an einen Arzt. Es gibt auch Veranstaltungen in denen Jugendliche beaufsichtigt ohne Alkohol feiern können. Karnevalsvereine erteilen gerne Auskunft.
lesenswertes interview mit dem paläoanthropologen friedemann schrenk. das ist der letzte absatz:
Warum haben wir alle anderen Menschenarten überlebt?
Uns zeichnet eine enorme Vielfalt aus: kulturell, aber auch anatomisch. Das macht uns anpassungsfähiger als andere. Und diese Vielfalt ist gerade nicht eine Folge von Isolation, sondern von Vermischungen. Wenn Homo sapiens sich weiter entwickeln möchte, dann geht das sicher nicht durch Abschottung.
ein bisschen ist das, was ruth fend der dummy vorwirft, die selbstverliebtheit, ja der ganze witz an der dummy — gepaart mit gelegentlicher brillianz. andererseits: „business punk“ hört sich ein bisschen an wie ein fachmagazin für selbstverliebte karrieristen.
ein text den das nuf im fieber geschrieben hat, an dem einerseits was dran ist und andererseits auch nicht. denn differenzierung muss weder langweilig, noch tödlich sein und allgemein mangelt es in der welt eher an differenzierung, als an wut und streit und wilder spekulation.
kathodenstrahlröhrenmonitore mussten an das magnetfeld der erde angepasst werden, dass überall auf der erde leicht variiert. deshalb mussten die geräte auf die nordhalbkugel, die südhalbkugel oder äquatorialregionen geeicht werden.
wundert mich jetzt nicht. seit mindestens zwei folgen (s07e11, s07e12) ist auf the good wife die luft raus. mindestens jedoch den drehbuchautoren scheint die serie keinen spass mehr zu machen. was schade ist, denn für eine ganze weile gehörte die serie zum besten was man sich regelmässig anschauen konnte. the good wife schaffte es gute geschichten zu erzählen, die oft bezug auf reale debatten oder ereignisse nahmen, und sie kommentierte. und zudem zog sich ein gut gesponnener, interessanter roter faden durch die serie.
an paenhuysen über eine ausstellung in der saatchi gallery, die 14 frauen vorstellt:
[2010] the Brooklyn Museum showed “Seductive Subversion: Women Pop Artists, 1958-1968” and since then many have followed suit. Auction houses have also jumped on the bandwagon and last year Sotheby’s put on the exhibition “Cherchez la femme: Women and Surrealism”.
The droll thing is that it’s never the other way around: “Men and Pop”, “Men and Surrealism”. Why not? Because it’s considered to be norm, no need to emphasise the male gender. If Saatchi Gallery would have mounted an exhibition with 14 male artists, nobody would call it a male exhibition. I remember the shock I got in 2014 at the Hans Richter show in Martin Gropius Bau in Berlin, curated by Timothy Benson of LACMA. In this exhibition they showed Richter together with his colleagues Laszlo Moholy-Nagy (no, not his artist wife Lucia!), Viking Eggeling, Walter Ruttmann, Theo van Doesburg, John Cage, Marcel Duchamp, Fernand Léger, and Max Ernst. There was one woman who made it onto the wall, Irene Bayer-Hecht, for making a portrait of her husband Herbert Bayer. The preface of the exhibition catalogue was written by the five (male) directors of major institutions stating that Hans Richter worked with the “who’s who” of the 20th century avant garde – they were all male artists.
(hervorhebung von mir)
neben der tatsache, dass frauen sehr oft, sehr unberechtigterweise ignoriert werden, sei es bei der ausstellungskuratierung, besetzung von diskussionspanels oder der organisation von konferenzen, ist es eben immer noch bei vielen von uns so, dass wir wir einen männerüberschuss bei ausstellungen, konferenzen, führungspositionen, abgeordnetenplätzen oder regierungsämtern als normal empfinden — weil wir es so gewohnt sind. nun ist aber das argument „haben wir schon immer so gemacht“, das schlechteste, denkbare argument um etwas zu tun. eigentlich ist es auch kein argument, sondern ein hinweis darauf, dass man sehr an seinen gewohnheiten hängt und in gewisser weise faul und ignorant ist.
bequemlichkeit und ignoranz sind dinge, an denen wir alle leiden — und ich nehme mich da explizit nicht aus. ich hänge auch sehr an meinen gewohnheiten — und weil ich das weiss, versuche ich mich hin und wieder dazu zu bringen, bestimmte gewohnheiten und verhaltensmuster zu ändern. und ich freue mich über hinweise, die mir diese muster gelegentlich vor augen halten.
in diesem sinne nehme ich an paenhuysen’s oben verlinkten text auch nicht (in erster linie) als kritik an der saatchi-galerie wahr, sondern als hinweis, als aufforderung die alten denkmuster und gewohnheiten mal zu überdenken. und sie tut das auch sehr konstruktiv, wenn sie am ende sagt:
Okay, all good, but what exactly would be a radical thing to do for Saatchi Gallery? Well, it would have been, for instance, much more radical of them to make an exhibition about something as random as eyeglasses in the 20th century that just happened to feature only works by women artists. Would anybody notice? As it is, talking male and female seems to be so 20th century. Aren’t we living in a time that it’s generally acknowledged that there are more than two genders? Putting on an all-women exhibition is as original as making a show about let’s say Belgian artists – it repeats the boundaries in society and it pigeonholes artists. I personally have nothing against quotas and I would have loved it if Saatchi had declared that from now on 50% of every group exhibition will comprise works by female artists. And that would be the moment when we could start talking about a real shift in the art world.
eine quote.
ich habe mir in den letzten 10 jahren, in denen (gesetzliche) quoten hier diskutiert wurden, nie eine abschliessende meinung gebildet. allerdings haben mich die argumente pro quote stets besser überzeugt, als die gegenargumente. das schäbigste argument ist bekanntlich der spruch, dass es nicht ums geschlecht gehen solle, sondern stets um die qualifikation. dem widerspricht eine quote meiner meinung nach überhaupt nicht, natürlich soll es auch mit einer quote stets um die qualifikation gehen, aber eben unter berücksichtigung (auch) des geschlechts. das mag die suche nach geeigneten kandidaten und kandidatinnen erschweren oder in die länge ziehen, aber mangel an Geeigneten* heisst ja nicht, dass es keine gäbe, sondern dass es schwerer, aufwändiger oder teurer ist, welche zu finden die den vorgaben, erwartungen, qualifikationen und der quote entsprechen.
aber genau das, die einschränkung von optionen, das verbot von einfachen, bequemen oder gewohnten lösungen, ist genau das, was kreativität freisetzt und umdenken, neudenken anregt. das funktionsprinzip von solchen einschränkungen kann man bei twitter beobachten, wo das tägliche abkämpfen am 140-zeichen-limit teilweise zu kreativen höchstleistungen führt. genauso führt das abkämpfen an physikalischen gegebenheiten (siehe auch →gravitation) oder gesetzlichen vorgaben bei der architektur immer wieder zu lösungen, auf die man sonst nie und nimmer gekommen wäre (siehe auch →fractional horsepower).
sich an vorschriften oder einschränkungen abzukämpfen ist einerseits dünger für ideereichtum, aber andererseits alltag, in jedem bereich, in der wirtschaft, in der kultur, in der freizeit. in der wirtschaft hat derjenige am meisten erfolg, der sich durch den dschungel an vorschriften und einschränkungen besser durchwuselt, als die konkurenz. ohne rahmen, ohne einschränkungen und vorschriften oder spielregeln, gibt es keine exzellenz.
eine (frauen) quote wäre, aus meiner sicht, in sehr vielen bereichen ein hervorragendes hilfsmittel um unseren blick zu schärfen und eine aufforderung, uns von vermeintlichen normen zu lösen und besser hinzuschauen, anders hinzuschauen und am ende gerechter und fairer zu handeln.
im kleinen kann man meiner meinung nach aber auch viel tun, nämlich jedes mal laut darauf hinzuweisen, wenn veranstaltungen es vergessen auf ein ausgeglichenes teilnehmenfeld zu achten, oder diversität als unwichtg, niedrig priorisiert erachten. das passiert derzeit recht lautstark bei der oscar-verleihung, das passiert hin und wieder bei konferenzen, die ihre männer-only-teilnehmerliste stolz vorstellen, um dann später hinterherzuschieben, dass die liste natürlich nur vorläufig gewesen sei und dann nach und ein paar alibi-frauen nachschieben.
ich werde es mir jedenfalls zur gewohnheit machen, jedes mal wenn veranstalter (oder produzenten oder kuratoren) das mit der ausgeglichenheit oder diversität vergessen, etwas zu sagen und es danach unter „pimmelfechten“ zu kategorisieren.
guter punkt von chris hedges (der making a murderer ein bisschen spoilert): das problem der amerikanischen justiz ist systemimanent. ob steven avery oder sein neffe brendan dassey schufig sind, ist weniger die frage, sondern eher, ob es als armer in amerika überhaupt noch möglich ist, ein faires verfahren zu bekommen:
Once you are charged in America, whether you did the crime or not, you are almost always found guilty. Because of this, as many activists have discovered, the courts already are being used as a fundamental weapon of repression, and this abuse will explode in size should there be widespread unrest and dissent. Our civil liberties have been transformed into privileges—what Matt Taibbi in “The Divide: American Injustice in the Age of the Wealth Gap” calls “conditional rights and conditional citizenship”—that are, especially in poor communities, routinely revoked. Once rights become privileges, none of us are safe.
The reality is that almost no one who is imprisoned in America has gotten a trial. There is rarely an impartial investigation. A staggering 97 percent of all federal cases and 95 percent of all state felony cases are resolved through plea bargaining. Of the 2.2 million people we have incarcerated at the moment—25 percent of the world’s prison population—2 million never had a trial. And significant percentages of them are innocent.
sehr guter einwurf von jost kaiser zum ewigen gerede über „sprechverbote“, „denkverbote“ und gejammer über „political correctness“. in stefan niggemeiers facebook gefunden.
frédéric filoux über google’s AMP-projekt. in wenigen wochen geht das projekt an den start, das webseiten sehr schnell bis sofort darstellen soll, beispielsweise aus einer mobilen googlesuche heraus. laut filoux hat google sogar das problem von kostenpflichtigen abos gelöst. gestern habe ich gesehen, dass im prinzip bereits das google CDN (content delivery network) am start ist, mit dem google die seiteninhalte auf seinen eigenen servern vorhält, um sie noch ein bisschen schneller auszuliefern (beispiel).
ich habe mich ja bereits im oktober weit aus dem fenster gelehnt und behauptet, das projekt sei „eine der spannensten sachen die dem web seit dem web 2.0 passiert ist“. warum? weil es grosse mengen publizierender dazu zwingt, sich zurückzunehmen und sich an einen optimierten, relativ minimalistischen standard zu halten, der auf auslieferungsqualität optimiert ist. das heisst nicht, dass die seiten uniform aussehen müssen, sondern dass sie erstens schnell da sind, auch bei extrem langsamen oder gestörten verbindungen, und andererseits die teilweise sehr nervigen freiheiten die sich werbevermarkter erlauben dürfen, radikal eingezäunt werden. keine popovers und flächigen anzeigen mehr, keine klickaktiven hintergründe mehr, bei denen ein klick auf eine leere, weisse fläche ein anzeigenaufpoppen auslöst (hallo spiegel.de), kein inhalterutschen mehr wegen nachladender werbung (hallo zeit.de). ich bin sehr gespannt wie viele publiziernde sich aus der deckung wagen und amp implementieren werden. die vorteile die durch die beschränkungen entstehen sind jedenfalls imens.
interessante neuigkeiten über inzucht, deren opfer wir offenbar (quasi) alle sind:
A 2012 study of the genetic differences between neighbouring groups of chimpanzees found more diversity in a single group than among all seven billion humans alive today.
faszinierend, die buzzfeedisierung der krautreporter zu beobachten. enhält auch die berühmt-berüchtigte brigitte-kolumnen anspielung von bianka echtermeyer: „Skateboard fahren? Hör auf damit! Dafür bist du zu alt.“
(was ist eigentlich aus der krautreporter bezahlwand geworden, die vor vier monaten als „bald“ kommend angekündigt war?)
star warsundercover boss parodie von saturday night live (SNL). relativ witzig, aber vor allem, weil die grässliche undercover boss standardramaturgie auf den punkt auf die schippe genommen wird. ich finde undercover boss vor allem deshalb so grässlich, weil ich gelegentlich auf die dramaturgie hereingefallen bin und mich gelegentlich davon emotional berühren habe lassen. (wer mit meinen gefühlen spielt und sich (von mir) beim faken erwischen lässt, muss sich danach (von mir) grässlich nennen lassen.)
es ist ja nicht so als würde Open-Source nicht funktionieren und sogar bestehen. Wenn Joha den aktuellen Produkt-Chef von Mozilla zitiert „[Mozilla] sei der Test, ob eine gemeinnützige Organisation zum Wohl der Öffentlichkeit bessere Produkte bauen kann als die bestgeführten Firmen der Welt“, dann kann ich nur sagen: Der Test ist nicht mehr nötig. WordPress und Drupal haben das längst bewiesen.
sehr guter kommentar zu diesem artikel von johannes kuhn über die mozilla stiftung.
Liest man den Dreck, der auf Twitter zum #ausnahmslos-Aufruf veröffentlicht wird, möchte man den Autorinnen fast zustimmen. Aber das ist das Einzigartige an dieser Debatte. Sie ist von so viel Sprechverboten und Drohgebärden eingegrenzt, dass es kaum noch möglich ist, Position zu beziehen. Der Selberdenkende fühlt sich sozusagen allseitig angetanzt. Der Aufruf verdient nicht den Dreck, mit dem er beworfen wird, aber sehr wohl eine elaborierte Gegenposition.
die gegenpositionen die chervel in seinem text vertritt sind teilweise nachvollziehbar und valide. aber ich habe meine probleme damit, wenn jemand behauptet, andere würden irgendwas-verbote aussprechen, wenn sie ihre position öffentlich machen und dafür streiten. anderen „sprechverbote“ zu unterstellen, ist nichts anderes als eine elaborierte umformulierung von „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“. genau das unterminiert aber das vorhaben von chervel, eine „elaborierte Gegenposition“ zu formulieren.
russell brandom über daniel rigmaiden, einen betrüger, der als er erwischt wurde, jahrelang recherchierte welches überwachungsinstrument ihn zur strecke brachte:
Cell-site simulators are now at least 20 years old, a long time for any one trick to stay secret. Police had been using the devices in secret for 12 years by the time they were trained on Rigmaiden. From there, it took another eight years to drag them into the light. Even that was only possible because of the chance alignment of a stubborn defendant, a legal shortcut, and a sympathetic judge. "If we hadn’t picked up the scent on this, they could have gotten another five or 10 years out of it," Soghoian says.
This is the logic of surveillance, an arms race between police and criminals, but also between police and the legal systems meant to keep them in check. After 10 years off the grid and five years in jail, Rigmaiden is now on the side of those systems — privacy groups, lawyers, judges. It’s a strange place to find himself. How did he make the turn from dodging surveillance to actually fighting it? He’s still not sure, although it probably has something to do with getting older.
sehr lang, aber gut zu lesen und, obwohl es ziemlich genau nachzeichnet, welches ausmass die alltägliche massenüberwachung hat, ohne skandalisierung oder übermässige aufregung geschrieben. und die geschichte zeigt, dass man das US-rechtsystem durchaus zu seinen gunsten ausser atem nerven kann, entsprechende resourcen oder intellektuelle kapazitäten vorausgesetzt.
heute startet uebermedien.de, die neue webseite von stefan niggemeier und boris rosenkranz. neu daran sind eigentlich zwei dinge: die beiden wollen regelmässiger ins internet schreiben und dafür von ihren lesern bezahlt werden. dafür hat blendle den beiden einen blendle-abo-button zur verfügung gestellt, mit dem man, nach der zahlung von 4 euro (monatsabo), zugriff auf alle artikel hat. ich hatte etwas früher zugriff auf uebermedien.de und konnte den button deshalb schon benutzen, bzw. ein blendle/übermedien-abo abschliessen.
es ist ja bekannt, dass die blendle-leute supernett sind und ihr anliegen, den journalismus besser zu machen, sehr ernst nehmen und vor allem technisch elegant umsetzen. bei blendle.de ist das so nahtlos und glatt, dass es mich bereits mehrfach zu öffentlichen begeisterungsstürmen geführt hat. die umsetzung des blendle-buttons auf uebermedien.de ist auch elegant, aber, zumindest gestern noch nicht, nicht ganz so nahtlos wie ich es mir vorgestellt hatte. das abo erforderte immer noch geschätzte 15 klicks. erschwerend kann hinzukommen, dass ich bei blendle noch keine zahlungsinformationen hinterlegt hatte, weil ich bei blendle ja freerider bin und ncht zahle. andererseits kann es gut sein, dass viele potenzielle abonennten von uebermedien.de ebenfalls noch keine zahlungsinformationen bei blendle hinterlegt haben — oder gar schon bledle-mitglied sind.
trotzdem, mir erscheint der blendle-buttons als das bisher eleganteste und freundlichste zahlungssystem für journalistische inhalte und ich bin sicher, das blendle sich hier noch einiges einfallen lässt, um die zahlung weiter zu vereinfachen oder zu verfreundlichen.
ich bin jedenfalls gespannt auf den launch und glaube dass das ding gut ankommen, bzw. fuktionieren wird. und es wird wahrscheinlich meine erste lieblingswebseite mit gekürztem RSS-feed sein. weil: is halt so.
Bevor der Artikel über Guzmán am Samstag online gestellt wurde, konnte der Drogenboss ihn gegenlesen - eine unübliche Praxis im Journalismus und einer der Punkte, die Wenner nun vorgeworfen werden. Doch der Chefredakteur verteidigt auch diesen Schritt: Er habe damit bloß einen kleinen Preis dafür gezahlt, Zugang zum Drogenboss zu bekommen. Zudem habe „El Chapo“ keine Änderungen am Text vorgenommen.
ich habe das rolling-stone-interview mit „el chapo“ nicht gelesen und vermute es ist kreuzlangweilig. aber dass man im spiegel lesen kann, dass die autorisierung von interviews eine unübliche journalistische praxis sei, ist doch erstaunlich. eigentlich ist der spiegel ein grosser verteidiger dieser praxis, hier zum beispiel thomas tuma im oktober 2012, das magazin journalistnennt die autorisierungspraxis gar „eine deutsche Krankheit“.
The deal raised alarms among media watchers: Journalists occasionally give sources pre-publication approval over their quotes, but even that practice is considered controversial. The idea that an entire article would be submitted “for the subject’s approval” prior to publication is almost unheard of and raises the potential for unorthodox compromises.
“Allowing any source control over a story’s content is inexcusable,” Andrew Seaman, chairman of the ethics committee of the Society of Professional Journalists, wrote on the organization’s blog late Saturday night, shortly after Rolling Stone posted its story. “The practice of pre-approval discredits the entire story — whether the subject requests changes or not.”
wollen anna-lena roth und spiegel online nun sagen, dass zitat-autorisierung ok sei, einen fertigen artikel gegenlesen zu lassen aber nicht? zumindest der spiegel scheint bei der autorisierung nicht nur die zitate zum gegenlesen zu verschicken, sondern das gesamte interview. wie könnte sich thomas tuma sonst darüber beklagen, dass interviewte auch gleich die fragen umschreiben wollten?
Ich bekam schon Autorisierungen zurück, bei denen die Gesprächspartner glaubten, die Fragen gleich mit ändern zu dürfen.
aber so ist das wohl: wenn man aus der amerikanischen presse oder der assozierten presse abschreibt, dann schleichen sich schnell anglo-amerikanische journalistenstandards in einen text, die man in deutschland gar nicht pflegt. und dann vergisst man zu differenzieren, welche autorisierungspraxis denn nun „üblich“ und OK ist und welche nicht.
Als Kultur noch an Trägermedien gebunden war, war der freie Markt unser großes Büffet. Wir konnten einfach so losgehen und uns die Kultur kaufen und dann hatten wir sie zu Hause. Das Internet hat diesen Prozess, Stichwort “Entbündelung“, auf noch kleinere Teile heruntergebrochen – Songs statt Alben, Artikel statt Zeitungen. Streamingdienste, mit ihrer Emulation des HBO-Modells im Digitalen, kehren zu einer vertikalen Integration zurück, wie sie im US-Kinomarkt beispielsweise in den 50er Jahren verboten wurde: Produktion, Bereitstellung und Auslieferung aus einer Hand.
das bildblog sucht einen neuen ronnie grob. in den letzten monaten steckten hinter 6 vor 9 wechselnde mitglieder der redaktion, ich meine relativ oft simon hurz rausgelesen zu haben, kann mich aber auch irren. ich kann den job empfehlen, macht spass, kaum arbeit und ist gut bezahlt, wenn man spagetti bolognese mag und für seine wohnung weniger als 200 euro miete im monat zahlt. also ideal für jemanden aus lichtenberg. (via)
guter, langer text von georg diez, mit einem etwas schwachen ende.
die wahrheit ist ja nicht nur ein zartes gut, sondern auch ein wort das man mit vorsicht geniessen sollte und, meiner meinung nach, nie ohne relativierungen. georg diez:
Das Wesen des neurechten Opferdiskurses ist es, dass der Rechte sagt, er werde unterdrückt in einem gleichgeschalteten Land, dabei sei er doch nur für die Freiheit der Rede - nur um dann allen, die die Freiheit der Rede nutzen und nicht seiner Meinung sind, "Totalitarismus" vorzuwerfen.
So ist er eben, der Rechte, er kann nicht anders. Er fühlt sich verfolgt, weil Gegnerschaft ein wesentlicher Teil seines Weltbildes ist. Er sieht überall Verschwörungen, weil er selbst so arbeitet. Er glaubt, dass alle um ihn herum lügen, weil er selbst ein gespaltenes Verhältnis zur Wahrheit hat. Aber die Wahrheit ist ein zartes Gut. Sie ist nicht für alle sichtbar und nicht zu jeder Zeit …
als georg diez seinen so artikel begann, dachte ich zunächst: „oh je, jetzt fängt er an mir „wahrheit“ um sich zu werfen, aber glücklicherweise folgten dann noch diese worte:
… und möglicherweise gibt es sogar mehrere Wahrheiten, die Postmoderne hat nicht in allem geirrt.
Das ist für manche schwer auszuhalten, vor allem für die, die sich schon immer im Besitz der Wahrheit wähnten.
Wunderbar suchender, tastender, zweifelnder, persönlicher Blick von Antonia Baum auf die Ereignisse von Köln und das größere Bild dahinter.
Reports of a Deadwood comeback have not been greatly exaggerated. Quite the opposite, in fact.
HBO programming president Michael Lombardo confirmed to TVLine that he personally gave series creator David Milch the green light to resurrect the acclaimed yet painfully short-lived Western.
das ist eine sehr gute nachricht. deadwood war eine der besseren western-serien, wenn nicht sogar der western schlechthin. die serie lief ab 2004 drei staffeln lang auf HBO und wurde vorzeitig beendet. das ensemble der serie hat darunter nicht gelitten, ich glaube jeder einzelne mitwirkende hat nach deadwood in anderen serien karriere gemacht. die gesichter aus deadwood haben sich seither auf dutzende serien verteilt:
timothy olyphant konnte man danach in damages und justified sehen
ian mcshane in die säulen der erde, ray donovan und unzähligen filmen
auch nach 10 jahren pause, sollten die charaktere übergangslos weitermachen können. in hollywood altern die gesichter in 10 jahren nämlich optisch nur um ungefähr ein halbes jahr. im westen war das damals™ natürlich ganz anders: da sind die gesichter in einem halben jahr um 10 jahre gealtert. passt ja auch. (via df und sj)
grossartiges und (sehr) langes portrait des filmstudios STX und seines chefs adam fogelson.
Movie theatres are no longer where we go for stories about who we are. That’s become television’s job. We go to the movies now for the same reasons that Romans went to the Colosseum: to laugh, to scream, and to cheer.
One longtime film executive predicted, “With Google, Verizon, A. T. & T., Comcast, Hulu, YouTube, Facebook, Amazon, and Netflix getting into original content, studios won’t be able to compete with digital distribution. Within three years, Paramount won’t be in existence, Sony will disappear, Fox will buy Warner Bros., and you’ll have Fox, Disney, and Universal left.”