vor einer weile erwähnte ein kollege, dass aale, also alle aale, auch der europäische aal, auch aale in europäischen binnengewässern, imigranten aus der sargassosee in der nähe der bahamas sind. aale werden ausschliesslich in der sargassosee geboren. ich wollte das nicht glauben (weil ich noch nie davon gehört hatte) und schlug es nach:
Aale schlüpfen im Atlantik, in der Sargassosee (in der Nähe der Bahamas). Wegen ihrer Form heißen die Aallarven Weidenblattlarven (Leptocephalus-Larve). Etwa drei Jahre brauchen diese Larven, um von der Sargassosee an die europäischen Küsten zu gelangen. […]
Wenn die Weidenblattlarven in den europäischen Küstengewässern ankommen, wandeln sie sich zu den ca. 7 cm langen Glasaalen. Im Frühjahr schwimmen sie in zum Teil großen Schwärmen von den europäischen Küsten flussaufwärts in die Binnengewässer des Landesinneren. (wikipedia)
wenn die glasaale im november in den europäischen küstengewässern auftauchen, fischen spanische fischer sie ab und verkaufen sie für um die 1000 euro pro kilo (den ersten fang auch für bis zu 5000 euro). allerdings schmecken sie nicht besonders gut, haben keine besonders angenehme konsistenz. aber offenbar gibt es genügend menschen, die sich ab und an etwas exklusivität leisten möchten, und die dinger für ein paar hundert euro pro portion in restaurants bestellen.
auch witzig, seit 1991 gibt’s babyaal-imitat aus surimi-masse, statt angulas heissen die gulas. die verkaufen sich so gut, dass es sie in spanien angeblich jeden lebensmittelladen gibt.
Der AfD selbst kann gegen die Watchblogs nicht viel ausrichten. „Solange diese keine Unwahrheiten über uns verbreiten, müssen wir sie als kritische Begleiter akzeptieren“, sagt AfD-Sprecher Christian Lüth auf Anfrage der taz. Sobald jedoch der faire demokratische Umgang nicht mehr eingehalten werden würde, behalte man sich vor, dagegen vorzugehen.
anfang april entscheid man sich bei der afd offenbar um und schickte einem der watchblogs, wir-sind-afd.de, eine abmahnung — wegen verletzung der namensrechte. unwahrheiten verbreitet wir-sind-afd.de offenbar nicht, aber als kritischen begleiter akzeptieren will die afd die seite anscheinend trotzdem nicht mehr.
Weil die Frage, wie man mich unterstützen kann, schon mehrfach kam — auch dafür: Danke. — möchte ich darauf noch kurz eingehen: Im Moment habe ich alles, was ich brauche. Im worst case, sprich: Wenn die Gegenseite den Prozess gewinnt, wäre ich zum einen die Domain los, zum anderen kämen für die erste Instanz knapp 6.000€ Prozesskosten auf mich zu. Falls das passiert, müsste ich euch doch um die eine oder andere Mark bitten.
What we know as Aldi in the US is actually Aldi Süd.
Aldi Nord operates in the US, too, as Trader Joe’s. This is the one country, aside from Germany, where the two companies coexist, possibly because Trader Joe’s looks so starkly different from Aldi that it effectively erases the fear of direct sibling competition.
nochmal theawl.com, nochmal eine geschichte aus deutschland die eigentlich jeder kennt, obwohl ich das nicht wusste:
After Kujau’s death, however, [prices of his replicas of the Old Masters] spiked—and this is where it gets legitimately weird, folding in on itself into so many orders of fakery that I can no longer keep track. According to this 2010 article in Der Spiegel, Kujau’s great-niece Petra was arrested in 2010, for carrying on the family trade in the best possible way—that is, selling fakes of “genuine” Kujau fakes of real old paintings, for as much as EUR 300,000. This is truly the kind of thing you can’t make up.
auch eine guter erinnerung: die nazis und nazi-sympathisanten waren nie ganz weg. wir sehen die dank social media nur (wieder) deutlicher.
michael wolff über seine zeit als eingebetteter reporter in trumps weissen haus.
I'd like to just watch and write a book. "A book?" he responded, losing interest. "I hear a lot of people want to write books," he added, clearly not understanding why anybody would. "Do you know Ed Klein?"— author of several virulently anti-Hillary books. "Great guy. I think he should write a book about me." But sure, Trump seemed to say, knock yourself out.
ich hab die schreinerei eigentlich mal gelernt, aber einige der tricks (und werkzeuge) die frank klausz hier beim schwalbenschwanzen zeigt, kannte ich noch nicht. ich habe mir das sehr fasziniert angesehen und mir ist wieder klar geworden, was für ein toller werkstoff holz ist. allein die geräusche die ein eingespanntes brett beim (sauber) schnitzen mit einem stecheisen macht.
ich mag die unaufgeregte kolumne von @ChrisStoecker auf #spon sehr und diese besonders: „Die Deutschen investieren […] fünfmal so viel Geld in Christbäume wie in Kracher und Raketen.“
ben thomson nimmt den weinstein-missbrauchs-skandal zum anlass über gatekeeper nachzudenken und zeigt auf, was das radikale verschwinden der gatekeeper gutes und weniger gutes mit sich bringt.
[T]he end of gatekeepers is inevitable: the Internet provides abundance, not scarcity, and power flows from discovery, not distribution. We can regret the change or relish it, but we cannot halt it: best to get on with making it work for far more people than gatekeepers ever helped — or harassed.
ich fand den text sehr lesenswert und hatte beim lesen mehrere aha-erlebnisse.
lesenswerter text über den blinden fleck von zukunftsprognosen: unser verhalten und kulturelle normen. kieran healy erklärt warum das so ist:
Until recently, culture explained why things stayed the same, not why they changed. Understood as a monolithic block of passively internalized norms transmitted by socialization and canonized by tradition, culture was normally seen as inhibiting individuals.
der glaube, dass kultur eine konstante sei, dass es kulturelle traditionen gäbe, die identität stiften oder in sich stabil, gegeben oder natürlich seien, wird ja auch in der politik immer wieder als argument genutzt. aber jede tradition war irgendwann auch mal neu und progressiv — und meistens vor gar nicht so langer zeit. wir tendieren dazu nicht nur zu vergessen dass sich unser kultureller rahmen ständig verändert, sondern auch wie schnell das passiert. der text nennt ein schönes beispiel: das spucken. in der öffentlichkeit zu spucken war noch vor kurzen so normal, dass es teilweise heftig reguliert war, wo man spucken dürfte und wo nicht. konservative verweisen gerne auf alle möglichen traditionen, deren verschwinden angeblich unsere identitäten oder unsere kultur verwaschen oder gefährden würden, aber die wenigsten wünschen sich spucknäpfe, kautabak, pferdekutschen oder die medizinischen standards von vor 80 jahren zurück.
unsere unfähigkeit zu erkennen wie wechselvoll kultur und traditionen sind, erschwert nicht nur den blick in die zukunft, sondern auch vernünftige politische debatten.
ein weiterer einleuchtender medientheoretischer text, hier von sascha lobo. der text benötigt keine ergänzungen, aber ich will es doch versuchen: das verschwinden der gatekeeper-funktion der medien war bereits am anfang der digitalisierung gut zu antizipieren und vorauszusehen. die wahren folgen, wie zum beispiel das phänomen das sascha lobo hier als „Epoche des Mediennihilismus“ umschreibt, hingegen nicht. im gegenteil, das verschwinden der gatekeeper wurde (auch von mir) eher naiv oder eindimensional als befreiung und bereicherung erhofft.
der technologische wandel ist (oft) schon schwer genug vorauszusehen, aber die direkten und indirekten kulturellen folgen noch um ein vielfaches schwerer. und wenn sie da sind, sind sie unfassbar schwer zu begreifen, selbst wenn sascha lobo beim verstehen hilft.
dieser text ist noch ernüchternder als der praktische technische stand von usb-c, den besitzer von usb-c anschlüssen derzeit im alltag erleben dürfen. usb-c ist fast noch schlimmer als das SCSI-vodoo, das ich in sachen peripheriegeräte vor 20 jahren erleben durfte. manchmal geht’s, manchmal nicht und oft passieren unerklärliche dinge.
im büro habe ich mir einen usb-c adapter für schlappe 80 euro kaufen lassen, der mir strom, ethernet, ein paar klassiche usb-anschlüsse und einen monitoranschlüss (per hdmi) auf einen usb-c-anschluss leitet. stöpsle ich das hdmi-kabel aus, hört der computer auf zu laden, auch wenn ich es wieder einstecke. schliesse ich ein hdmi-zu-mini-displayport-kabel an den adapter an, verweigert der ganze adapter seinen dienst.
wahrscheinlich müssen wir noch 2-3 jahre warten, bis das usb-c-gedöns einigermassen zuverlässig funktioniert und bezahlbar wird, aber dann gibt’s sicher schon den nächsten standard, der uns mit seinen kinderkrankheiten und mondpreisen nervt.
stefan niggemeier regt sich (zu recht) über den spiegel auf, der damit wirbt, keine angst vor der wahrheit zu haben, diese in eigener sache aber offensichtlich durchaus hat.
[…] Die Formulierung [ist] grob irreführend. Es gibt seit ein paar Tagen massive Kritik am „Spiegel“. Diese Kritik ist der Grund dafür, warum der „Spiegel“ sich jetzt (endlich) „in eigener Sache“ äußert.
Der „Spiegel“ verlinkt diese Kritik nicht, er nennt die Kritiker nicht, er erwähnt nicht einmal, dass es diese Kritik gibt. — Behauptet aber, keine Angst vor der Wahrheit zu haben.
(text ist nur für übermedien-abonnenten lesbar.)
einige in meinem und kittykomas umfeld haben sich mit einem text beschäftigt, der in der zeit erschien (journelle, die kaltmamsell und das nuf). hab ich alles gerne gelesen. aber am allerliebsten den text dazu von kittykoma.
ich freue mich, dass es harald schmidt gut geht. aber witzig finde ich seine publikums
beschimpfung-geringschätzung nicht. ach was sage ich: seine geringschätzung von allem, was nicht harald schmidt ist, finde ich wenig unterhaltsam.
mit hausautomatisierung gibt es viele probleme. einerseits sind preise noch immer irre hoch, die bedienbarkeit, die usability miserabel und intransparent und viele sicherheitsfragen ungeklärt oder schlampig konzipiert.
ich finde es grundsätzlich unangenehm daten aus meiner, unserer wohnung in cloud-dienste von herstellern zu übertragen. ich weiss, welche schlussfolgerungen man durch genaue auswertung oder korrelation selbst aus harmlosesten daten ziehen kann und versuche deshalb den abfluss der daten aus der wohnung so gering wie möglich zu halten.
bisher lautet das beliebteste argument der herstellern für cloud-basierte lösungen: mit der cloud sind unsere geräte leichter einzurichten und zu bedienen, einfach zu aktualisieren und zu kontrollieren.
es gibt nur wenige hersteller, denen ich vertraue meine (unsere) daten in der cloud aufzubewahren — und das meist nach einem langen abwägungsprozess. in diesem prozess spielt vertrauen eine zentrale rolle.
wenn dann aber der chef einer firma laut über künftige einnahmequellen seiner firma nachdenkt, offensichtlich um seinen derzeitigen und künftigen investoren ein plaisir zu bereiten, kann dieses vertrauen schnell auf null sinken. als wäre es nicht schon schwer genug zu ertragen dass die daten aus der eigenen wohnung irgendwo unter fremder kontrolle gespeichert werden, spekuliert der mann darüber, dass man irgendwan mal diese daten verkaufen könnte.
es bleibt zu hoffen dass künftig immer mehr firmen in diese lücke springen und geräte und dienstleistungen anbieten, die autark in den eigenen
vierwänden funktionieren, ohne (zwangs-) cloudanbindung. das ist dann möglicherweise teurer, aber nicht zwangsläufig. ikea zeigt, dass es sowohl günstig, als auch autark geht. die vernetzten tradfri-lampen von ikea und der von ikea angebotete tradfri-hub sprechen lediglich für (firmware) updates mit der cloud.
einerseits kann ich verstehen was christopher nolan hier sagt, andererseits interessiert mich bombast-kino, dass nur in imax-büchsen richtig funktioniert, immer weniger. das ist ein bisschen wie ein romanautor, der glaubt seine romane würden nur funktionieren, wenn sie mit grossformatigen, gedruckten hochglanzbildern illustriert sind.
ein guter roman sollte mich auch ohne illustrationen umhauen. ein guter roman sollte als taschenbuch genauso gut funktionieren, wie gebunden oder als ebuch. eine gute geschichte sollte auch auf einem kleinen bildschirm überzeugen. wenn sie mit zunehmender bildschirmgösse besser wird, ok, aber wenn der grosse bildschirm zur grundvoraussetzung wird um emotionen zu wecken, dann langweile ich mich mit hoher wahrscheinlichkeit.
sehr beeindruckender auftritt. überhaupt ist das, was man in dieser sendung zu sehen bekommt fast immer beeindruckend. eine wirklich tolle sendung mit enorm hochklassigen auftritten, könnt ich mir jeden abend angucken.
das ist das klügste (und kompakteste) was ich bisher über die medienkrise gelesen habe. das beste: es enthält keine handlungsanweisung, sondern eine aufforderung eine entsdcheidung zu treffen.
ein bisschen flach und konturlos, wie alles was veit medick schreibt, aber trotzdem gerne und zustimmend gelesen. die erfahrung, dass anderswo leben, dass das zusammenleben mit fremden, andersdenkenden, andersartigen menschen einem hilft über sich selbst zu lernen, diese erfahrung habe ich auch (immer wieder) gemacht.
dieses interview mit Pierre Christin, einem der erfinder der valerian-comics, habe ich der ziemlich euphorischen valerian-kritik auf heise.de gefunden. ich fands lesenswert und finde auch, dass george lucas mal danke hätte sagen können. vor allem aber: wir stehen alle auf den schultern von giganten.
megan phelps-roper, die in der westboro baptist church aufwuchs und jahrelang für deren weltbild demonstrierte und PR machte, schaffte nach 20 jahren den ausstieg aus der kirche. vor etwa einem jahr habe ich ein langes portrait im new yorker über sie verlinkt, das nach wie vor lesenswert ist.
im februar hat megan phelps-roper einen kurzen vortrag über ihre erfahrungen und — wichtiger — ihre schlussfolgerungen daraus gehalten. aufgeschrieben habe ich mir diesen satz.
if we want change, we have to make the case for it.
aber eigentlich kann man sich alle sätze die sie in diesem vortrag sagt aufschreiben. oder einfach den vortrag ansehen oder lesen.
das beste was ich seit langem über künstliche intelligenz gelesen habe. natürlich auch besser, als das was ich darüber geschrieben habe, weil: weitergedacht und besser informiert. die entscheidenden beiden absätze:
Ärgerlicherweise liest man seit mindestens 20 Jahren regelmäßig, dass der Durchbruch der künstlichen Intelligenz (KI) unmittelbar bevorsteht. Aber jetzt stimmt es wirklich. Natürlich abhängig davon, was man unter Durchbruch genau versteht. Ein wiederkehrendes Muster des Fortschritts: Man hört so lange Ankündigungen, bis man sie nicht mehr hören kann - und plötzlich sind sie Realität. So war es mit dem mobilen Internet, mit der Wirkmacht der sozialen Medien. Jetzt ist es künstliche Intelligenz, das nächste große Schlachtfeld der Ökonomie, das in fast jeden Bereich eingreifen kann und irgendwann auch wird.
Kein Feld der Technologie ist gleichzeitig so unterschätzt und überschätzt wie die künstliche Intelligenz, und das liegt auch am geringen Verständnis, was genau das sein soll. Nebenbei ist das Jahr 2017 hervorragend dazu geeignet, schon natürliche Intelligenz anzuzweifeln.
@heibie zeigt auf, warum es doof ist mit kindern über andersartig aussehende menschen zu lästern. seinen argumenten kann man eigentlich nichts hinzufügen, ausser vielleicht der ultradummen „stellungnahme“ der nido-redaktion zu vorwürfen, dass der text daneben sei (im bildblog gefunden):
[wir haben] uns dafüpr entschieden, das […] thema ins heft zu heben, genz einfach, weil es ehrlich ist.
das kriterium ehrlichkeit bei der überlegung texte zu veröffentlichen ist frappierend. schliesslich kann es auch ehrlich sein, frauen zu verachten, rassistische gedanken zu äussern oder einfach dummes zeug aufzuschreiben. hoffentlich ist ehrlichkeit nicht wirklich die messlatte, an der die nido ihre texte ausrichtet, sondern nur ein quatsch-argument, um sich unehrlich aus einer peinlichen redaktionellen entscheidung rauszureden.
ich bin nicht sicher was ich faszinierneder finder. dieses fluid-dynamics-video-effekt-gedöns, oder das gif was rene daraus gebastelt hat.
das ist wirklich alles filmreif. oder umgekehrt: wie kann es sein, dass selbst die blödsinnigsten verschwörungstheorien aus film und fernsehen, von der realität übertroffen werden?
ich würde sagen: das kommt so ungefähr zwei bis drei jahre zu spät. apple’s film-, serien- und musik-angebot ist so ziemlich auf jeder ebene von anderen überholt worden, was die preise angeht, aber vor allem was den komfort und die bedienungsfreundlichkeit angeht.
simone schmollack wollte ein portrait über thomas fischer schreiben. der ist richter und schreibt ellenlange kolumnen auf zeit.de. die kolumnen finde ich manchmal betörend gut, manchmal saudoof und meistens ignoriere ich sie. das interview von simone schmollack lief bei der autorisierung nicht so, wie sich simone schmollack das vorstellte und hier in form eines offenen briefs an thomas fischer beklagt. thomas fischer hingegen fand das alles in ordnung und klagt auf seine art auf meedia.de und veröffentlicht („leicht gekürzt“) eine variante der interview-abschrift, die ihm zur autorisierung vorgelegt wurde.
ich kann mich mit beiden standpunkten anfreunden, dem von thomas fischer und dem von simone schmollack. ich weiss aus eigener erfahrung, dass man sich als portraitierter immer falsch verstanden fühlt und schmollige gefühle entwickelt, wenn man nicht ausschliesslich honig um den mund geschmiert bekommt. und ich weiss als autor, dass es keinen spass macht, eigene texte abzustimmen oder von irgendwem, vielleicht sogar den betroffenen, redigieren zu lassen.
abgesehen davon, dass der öffentliche schlagabtausch der beiden auf eine art amüsant ist, finde ich es grässlich, dass sich beide, implizit und explizit, öffentlich und hinter den kulissen, darauf einlassen sich gegenseitig mit juristischen schritten (oder „prüfungen“) zu drohen. das erinnert mich dann doch eher an eine kindergartenauseinandersetzung, in der, sobald die argumente ausgehen, damit gedroht wird: „das sag ich meinen eltern — und dann …!“
aber abgesehen davon: gerne gelesen, a und b.
sehr schön gemacht: joko und ono klaas erzählen eine halbe stunde lang, wie sie die goldene kamera gehackt haben. ich kann mir den beiden nicht so irre viel anfangen, aber das hat mir meinen morgen erhellt.
thomas fischer schreibt vordergründig über einen besuch bei sandra maischberger und hass- und drohbiefe die ihn erreichen, aber eigentlich über die leicht hysterische lage der nation. ich finde nicht alles was thomas richter in seine zeit-kolumne schreibt lesens- oder zustimmenswert, aber in dieser kolumne differenziert und relativiert er den rechtsstaat äusserst lesenwert. pauschal und undifferenziert schreibt er lediglich über die deutschen talkshows.
mein lieblingszitat aus dem text:
Auch die brutale Dummheit kommt ja nicht aus einem genuinen Willen zum Bösen, sondern aus Furcht, Unsicherheit, Erfahrung von Niederlagen und Enttäuschungen.
schon etwas älter: brian phillips hat sich alle star trek: the next generation folgen nochmal angesehen und aufgeschrieben, warum die serie ikonisch und grandios ist.
ich habe mir vor ein paar tagen [-werbelink] ein blutdruckmessgerät gekauft. meine hausärztin hatte mir vor ein paar monaten empfohlen meinen blutdruck im auge zu behalten und „einfach“ ein paar wochen lang, alle paar tage, morgens zur blutdruckmessung vorbei zu kommen. ich habe das kein einziges mal geschafft und es hätte mich jedes mal eine dreiviertel stunde zeit gekostet (hingehen, warten, runterkühlen, messen). ausserdem missfiel mir der gedanke, die werte lediglich morgens, nach dem aufstehen und dem initialen kaffeekonsum messen können (oder noch schlimmer, auf den kaffee für messgenauigkeit zu verzichten).
deshalb, obwohl ich keine beschwerden hatte, also ein eigenes gerät. [-werbelink] das hier. der preis ist relativ stolz, um die 80 euro. zuerst dachte ich an ein günstigeres gerät, blutdruckmessgeräte, die mit dem iphone über bluetooth reden können, gibt’s schon für um die 30 euro, aber das, was ich zuerst im auge hatte, liefere laut kundenrezensionen teilweise sehr ungenaue ergebnisse. das 80-euro-ding hingegen blendete mich mit zertifizierungen und auszeichnungen für messgenauigkeit.
die einrichtung und bedienung ist wirklich einfach. batterien rein, app runterladen und telefon und messgerät einmal koppeln. der messvorgang selbst ist noch einfacher: manchette anziehen, knopf drücken, warten, feretig. neben den blutdruckwerten misst das teil auch den puls und achtet angeblich auf rhythmusstörungen. ausserdem wird bei zu hohen blutdruckwerten visuell gewarnt.
mir gefällt die idee meinen blutdruck selbst zu messen, einerseits um das überhaupt zu verstehen: wan steigt er (kaffee!)? wann sinkt er (nach bewegung, zum beispiel wenn ich die sechs kilometer von der arbeit eine stunde lang nach hause gelaufen bin), wie siehts morgens, wie siehts abends aus? die daten werden alle bei mir im handy gesammelt, in der health app, mit der die geräte-app problemlos spricht. obwohl: den puls überträgt sie nicht zu health.
eckhard baum war der erste videothekar in deutschland — und wird wohl auch mit hoher wahrscheinlichkeit der letzte sein. beim abspannsitzenbleiber gefunden, dessen anreissertext ich hier auch zitieren möchte:
Natürlich ist das ein bisschen schade, wenn es demnächst keine Videotheken mehr gibt. […] Witzig ist übrigens, dass die hier porträtierte „Videotheke“ mit Raubkopien angefangen hat und diese nun hauptverantwortlich für das Sterben der Branche macht. Ich glaube, das ist nur ein (kleinerer) Faktor von vielen. Filme sind heute einfach sehr viel leichter, bequemer und günstiger legal verfügbar als vor 10 oder 20 Jahren, nicht nur als Stream sondern auch auf Scheibe. Das Bessere ist der Feind des Guten, so ist das nun mal.
eine videothek , die nur einen film auf lager hat: jerry maguire — und davon 14tausend kopien auf VHS-kassette. grossartuges projekt, ich weiss gar nicht was ihr immer alles gegen konzept-kunst habt.
kein grosses lesevergnügen, aber trotzdem eine art pflichtlektüre, wenn man die treibende kraft hinter donald trump, steve bannon und seine irrsinnige, aggressive ideologie verstehen will.
(wenn man das so liest, wünscht man sich beinahe dick cheney als strippenzieher zurück im weissen haus.)
die trådfri fernbedienung lässt sich auch mit hue- und osram-lampen verbinden
wenn man die ein/aus-taste der trådfri-fernbedienung länger als 5 sekunden drückt, wird die lampe auf die grundeinstellung zurückgesetzt (100% helligkeit, 2700 K farbtemperatur)
obwohl im artikel fcc-unterlagen zitiert werden um hinter das innenleben der lampen zu kommen, behauptet der autor markus ulsaß:
Ob von Ikea noch eine Bridge oder ein Gateway kommen, ist bisher unbekannt.
gerüchteweise habe ich von einer eigenen ikea-bridge für die drahtlosen lampen schon im dezember gelesen. in diesem forum habe ich heute allerdings einen link zu fcc-unterlagen gefunden, der die ikea tradfri-bridge detailiert beschreibt. weil die seite auf der die fcc-zulassungsanträge und zeichnungen der ikea-tradfri-bridge zu sehen sind etwas komisch riecht, verlinke ich sie lieber nicht direkt. sicher scheint aber, es wird eine auf dem zigbee protokoll basierende bridge für ikea’s drahtlose lampen geben und eine iphone und android app.
wirklich spannend ist aber, was das make-magazin hier ankündigt:
Wer seine Ikea-Lampen über eine App steuern oder in die eigene Heimautomation einbinden möchte, kann dies mit einem ESP8266-Gateway machen (eine Anleitung dazu erscheint am 2. Februar 2017 auf make-magazin.de).
ich bin sehr gespannt, wie das aussehen wird, bzw. wie das funktionieren wird.
[nachtrag 04.02.2017] make hat hier eine anleitung veröffentlicht eine tradfri-fernbedienung per mqtt bedienbar zu machen. mich hätte tatsächlich mehr interessiert, die signale der fernbedienung aufzufangen. aber dafür müsste man wohl eine tradfri-lampe auseionandernehmen oder einen zigbee sniffer kaufen. oder auf die bridge von ikea warten und die dann belauschen.
Jochen Wegner: Sie bestreiten immer, dass Sie Aspekte der Zukunft in Ihren Büchern vorweggenommen haben. Warum spielen Sie Ihre visionäre Kraft herunter?
William Gibson: Ich sehe die Zukunft nicht voraus, es fühlt sich nur so an. Ich versuche lediglich, literarischen Naturalismus auf ein Genre anzuwenden, das in seinen Beschreibungen zuvor immer sehr vage geblieben ist. Früher las man in Science-Fiction-Erzählungen nichts über die Sozioökonomie oder die Sexualität, über all die spannenden Aspekte einer Gesellschaft, alles blieb seltsam abstrakt. Ich schreibe lieber über Leute, die gefährliche Scheißjobs annehmen müssen, um ihre Miete zu bezahlen oder ihre bionischen Füße. Meine vermeintlichen Vorhersagen kommen aus dieser ungewöhnlich genauen Beschreibung der Welt. (weiterlesen)
ich habe mich vorgestern länger und sehr anregend mit martin oetting unterhalten. worüber wir uns (unter anderem) unterhalten haben, hat er vor ein paar wochen hier aufgeschrieben. ich finde das sehr toll, was er da vorhat und ich hoffe sehr, dass er auf der republica wird sprechen können.
Nach einigem Nachdenken und Gesprächen mit Freunden bin ich zum Entschluss gekommen, heute wieder genau das Gleiche zu tun, was ich zwischen 2005 und 2011 schon einmal getan habe. Damals habe ich mich zunächst auf einem Blog und später dann zusätzlich auch in öffentlichen Vorträgen mit einem Thema auseinander gesetzt, das ich verstehen und beherrschen wollte. Das Thema war damals „Word-of-Mouth Marketing“, das Blog hieß ConnectedMarketing. Außerdem habe ich in der Folge jahrelang unzählige Vorträge in ganz Deutschland und Europa zu diesem Thema gehalten. […]
Ab heute ist mein Thema ein neues: Das Große Unbehagen. Meinem Eindruck nach entspringt es vor allem einer stetig wachsenden sozialen Ungleichheit in vielen Teilen Europas, den wirtschaftlichen Problemen innerhalb und außerhalb der Europäischen Union, den nicht enden wollenden Krisen, der Sorge um unendliches Wachstum auf einer endlichen Erde, und der Frage danach, ob politische Entscheidungen eigentlich heute noch Rücksicht auf die Menschen nehmen, die im Alltag von ihnen betroffen sind. (weiterlesen)
david ehl war mit ein paar obdachlosen in köln unterwegs.
(anlässlich der rückschau auf ein jahr perspective-daily.de, bzw. start der finanzierungskampagne, habe ich mal wieder auf einen link im pd-newsletter geklickt und mich ein bisschen auf der seite umgesehen. ich habe nicht besonders viel in pd gelesen, bereue es aber überhaupt nicht, pd vor einem jahr unterstützt zu haben. es ist ein bisschen wie bei der brandeins, deren hefte immer in meiner wohnung rumlagen und bei denen ich mir auch immer vorgenommen habe, sie irgendwann™ mal zu lesen. vorteil perspective-daily: kein altpapier das platz wegnimmt.)
sehr, sehr toller, grundsatzartikel von stefan niggemeier über die abnutzungserscheinungen des begriffs fake-news und die inkonsequente haltung deutscher medien gegenüber politischen spin und lügen in den medien.
Ich will die Methoden von „Breitbart“ nicht verteidigen oder die Gefahr relativieren, die von Medien ausgeht, die geschickt mit solchen Methoden arbeiten. Aber wie glaubwürdig ist die Empörung über die „Breitbart“-Methoden, wenn die weitgehend identischen „Bild“-Methoden seit Jahren achselzuckend hingenommen oder gutgeheißen werden?
Von der Ironie, dass sich auch „Bild“ über „Breitbart“ empört, ganz zu schweigen. Dabei hat „Bild“, in demselben Stil und mit identischer Stoßrichtung, die Mär verbreitet, dass das Deutsche Rote Kreuz in Bautzen „aus Angst vor Attacken im Asyl-Hotel“ Schutzwesten angeschafft hätte. Und die Mär, dass Flüchtlinge in Hamburg schwarzfahren dürfen. Und viele weitere ähnliche Schauergeschichten.
Auf welcher Grundlage will diese Zeitung sich über die Methoden von Breitbart und anderen empören?
Und wie überzeugend ist der Aufschrei vieler anderer Medien, wenn sie zu „Bild“ schweigen?
mir gefällt vor allem der letzte absatz in stefan niggemeiers artikel, den ich jetzt nicht zitiere, sondern zum selberlesen aufrufe. der absatz schneidet ein grundsätzliches problem, nicht nur der medien an. wie können systeme die unter (öffentlichem, finanziellen, politischen) druck stehen, transparent und effektiv selbstkontrolle ausüben, bzw. kritik- und korerekturmechanismen organisieren? es gibt in allen systemen dieses „wir und die“-phänomen, dass zu beisshemmungen untereinander führt und zu begriffen wie nestbeschmutzer führt. wie wichtig differenzierte, offene und faire netzbeschmutzung sind geht den insassen des gemeinsamen boots, in dem sie sitzen glauben, aber erst auf, wenn sie ihre glaubwürdigkeit zu verlieren drohen.
langes lesestück der BBC zu den tiefen des ozeans, in denen grosse nahrungsmittelreserven stecken, deren förderung aber nicht ganz einfach und unproblematisch ist. nettes faktooid am rande, ein haufen gefangener laternenfische kann sich auch mal eben sontan entzünden.
da sagt ulf poschardt mal was mutiges und progressives, um das kurz danach wieder relativieren zu lassen und zurückzunehmen. was für eine pflanze und was für ein feigen-blatt die welt ist.
spoiler: ist er nicht, zumindest nicht in deutschland. (das schindler-blog habe ich über den checkpoint gefunden, der heute diesen artikel verlinkt hat)
ich habe den artikel nicht gelesen, wohl aber alle folgen der aktuellen, vierten staffel sherlock gesehen. die drei folgen lassen sich in sehr kurz zusammenfassen: überambitionierter scheiss. die erste und die dritte folge waren unerträglich, die zweite ansatzweise akzeptabel. ich will das jedenfalls nicht mehr sehen und schliesse mich der überschrift von the ringer an.
ruth westheimer wurde vor ein paar jahrzehnten von alfred biolek in deutschland eingeführt, nachdem sie in amerikanischen talkshows furore machte. schön mal ein paar fakten über sie zu lesen.
maciej cegłowski über superintelligenz, transhumanismus und den irrsinnigen glauben, dem manche unserer klügsten menschen anhängen:
These AI cosplayers are like nine year olds camped out in the backyard, playing with flashlights in their tent. They project their own shadows on the sides of the tent and get scared that it’s a monster.
Really it's a distorted image of themselves that they're reacting to. There's a feedback loop between how intelligent people imagine a God-like intelligence would behave, and how they choose to behave themselves.
ich mag maciej cegłowski art themen die ihn nerven sorgfältig abzuklopfen und mit klugem, distanziertem blick gegen den strich zu bürsten. das liegt natürlich auch daran, dass ich seine ansichten (hier und andserswo) teile, bzw. ich bei der beschäftigung mit diesem thema auf ähnliche ideen gekommen bin. (via)
von den zehn lieblingsfilmen von alex matzkeit habe ich gerade mal drei gesehen und die fand ich auch eher alle so lala. the big short hat mich extrem unterbeeindruckt, spotlight fand ich solide/OK und toni erdmann fand ich ziemlich langweilig. beeindruckend fand ich die arbeit der hauptdarsteller sandra hüller und peter simonischek. es ist schon lange her, dass ich einen deutschen film gesehen habe, in dem die schauspieler nicht wie schauspieler wirkten. sandra hüller und peter simonischek haben es in diesem film beeindruckend unprätentiös hinbekommen ihre figuren nicht nur darzustellen, sondern zu sein — und sandra hüller verlässt ihre schauspielerhaut noch einen ticken überzeugender als peter simonischek. sandra hüller war in diesem film wirklich unfassbar gut und sie ist auch der grund, warum ich das ansehen des überlangen toni erdmann nicht als zeitverschwendung empfand, obwohl ich zur geschichte selbst keinen besonders emotionalen zugang fand.
etwas alarmistischer, arg zugespitzter und vereinfachender vortrag von natanel rubin auf dem chaos communication congress über die gefahren von vernetzten stromzählern. das wahre thema dahinter ist aber, glaube ich, ein ganz anderes: unser verhältnis zur sicherheit.
so sehr ich weiss, wie wichtig schwachstellenabdichtung, verschlüsselung oder zwei-faktor-authentifizierung sind, bei der neueinrichtung von mehreren rechnern in den letzten tagen haben mich die doppelten und dreifachen sicherheitsabfragen und verschachtelten authentifizierungen fast in den wahnsinn getrieben. obwohl apple den ruf hat, dinge, im gegenteil zu anderen herstellern, enorm zu vereinfachen und auch für weniger technikaffine menschen handhabbar zu machen, bei der handhabbarkeit und pflege von sicherheitsmechanismen sind sie genauso kompliziert und schweisstreibend wie alle anderen. die letzten tage haben mir gezeigt, normale menschen sind von der konfiguration (und dem verständnis) von guten sicherheitsmechanismen aufs äusserste überfordert.
sicherheit bringt nicht nur (verbesserten) schutz vor manipulation und eindringlingen, sondern auch enorme mühe und exremen, anhaltenden (pflege-) aufwand. hier eine vernünftige balance zu finden ist und wird ein schwieriger und ein lang anhaltender prozess sein.
lars weisbrod spricht mit max goldt. ich fands grandios. der link ist ein blendle-bezahllink, aber ich finde die 89 cent, die das interview kostet, lohnen sich.
mehrteilige serie, in der uwe spitzmüller sein praktikum im sternerestaurant sosein beschreibt. ich mag, dass er seinen bericht an anderer stelle „praktikum berichtsheft“ nennt. (bei stevan pauls foodbloglob 2016 gefunden.)
alex matzkeit denkt sehr inspirierend (und spoilerfrei) über die politischen dimensionen und widersprüche von „rouge one“ und anderen hollywood/disney-produktionen nach.
Wie geht es zusammen, dass fantastische Erzählungen mit Vorliebe von der Rebellion gegen totalitäre Systeme erzählen, während sie selbst mit den gleichen Mitteln operieren?
Denn machen wir uns nichts vor: die kapitalistische Marktmacht eines globalen Konzerns wie The Walt Disney Company hat totalitäre Züge.
david barboza über die grösste iphone-fabrik der welt in zhengzhou, in der täglich eine halbe million iphones hergestellt werden können. nebenbei erfährt man einiges über chinesische wirtschaftspolitik und die logistik hinter der iphone-produktion.
das dürfte das gegenteil von klickbait sein; diese überschrift verrät den inhalt des artikels bereits komplett. wir spüren es nicht wenn uns jemand von hinten anstarrt, aber wir neugen zum verfolgungswahn.
zufälligerweise habe ich vor ein paar jahrzehnten tatsächlich (architektur und) stadtplanung studiert und mich währenddessen auch mehr oder weniger mit einigen der fragen, die in diesem video angesprochen werden, beschäftigt. das video ist stellenweise etwas flapsig und arg schnell, aber das ist eigentlich auch der reiz des videos. denn das video schafft das grosse ganze zu zeigen, quasi in vogelperspektive. das video zeigt wie wichtig es ist, dass wir uns alle gedanken machen, wie die zukunft von städten aussehen könnte und dass wir mehr oder weniger alle gezwungen sind, uns irgendwann mit dieser frage auseinanderzusetzen.
mir gefällt ganz besonders die analogie stadt/internet, die im film immer wieder angedeutet wird — darüber müsste man (ich spreche mit mir selbst) viel mehr nachdenken.
bei kottke gefunden, der auch eins der ziatte aus dem film abgeschrieben hat:
And a relevant quote from Jane Jacobs’ The Death and Life of Great American Cities: “Lowly, unpurposeful, and random as they may appear, sidewalk contacts are the small change from which a city’s wealth of public life may grow.”
eine frage die seit jahrzehnten immer wieder aufpoppt handelt vom der angeblichen, ewigen konflikt zwischen bloggern und journalisten. ich halte das in der regel für schwanzvergleichende pseudokonflikte und besitzstandwahrungs gejammer, bzw. übermütiges emporkömmlings geschrei. der witz ist ja, dass die grenzen fliessend sind und ausser eitlen bloggern, denen anerkennung fehlt, niemanden interessiert. der etablierte blogger von heute war gestern journalist und ist morgen PRler. oder umgekehrt oder ganz anders.
sascha pallenberg, der nie müde wird auf seine genialität und seine besonderen publizistischen fähigkeiten hinzuweisen, hat diese debatte kürzlich wieder aufkochen lassen, weil die süddeutsche zeitung über ein thema berichtet hat, dass er mit seinen mitstreitern auch schonmal behandelt hat. es stimmt natürlich, dass journalisten eine bescheuerte obsession mit dem wörtchen „exklusiv“ haben und oft unwillig sind auf inspirations- und informationsquellen hinzuweisen und erst recht auf sie zu verlinken. (ich verlinke die debatte nicht, weil ich glaube dass sie mit dem wort schwanzvergleich ausreichend und in aller gebotenen tiefe behandet ist.)
was ich aber eigentlich sagen wollte: es geht nicht um die frage ob sich jemand blogger, jouranlist, publizist, PRler, berater oder herausgeber nennt (oder versteht), sondern, meiner bescheiden meinung nach, wie jemand arbeitet und schreibt, wie er (oder sie) mit wahrheit und offenheit umgeht. es geht um fairness, kompetenz, arschlochigkeit (bzw. deren abwesenheit), fleiss und haltung — nicht darum wie sich jemand nennt oder für wen er arbeitet. ohne schubladen ist das leben etwas komplizierter, aber daran kann man sich auch gewöhnen.
also, nicht vergessen: es gibt unter „bloggern“ genauso viele pfosten und deppen wie unter journalisten oder PRlern und man sollte sich hüten von einzelnen auf die gruppe zu schliessen und noch mehr davpr hüten diese gruppen als scharf begrenzt wahrzunehmen.
stevan paul über seine lieblingskochbücher dieses jahres — oder, wie er sagt, die relevanten kochbücher dieses jahres. ich will die bücher der liste am liebsten alle sofort haben.
journelle über die guten seiten der milden adipositas (von der ich auch gesegnet bin). zum gleichen thema auch unbedingt kittykoma lesen.
die kaltmamsel hat einen von fraglos vielen positiven aspekten der vernetzung herausgearbeitet:
(Sie sehen: Ich halte mich trotz aller Internetschlechtigkeit am warmen Kerzenschein des „Everybody has a voice“ fest. Das Internet hat mir erstmals direkten und einfachen Zugang zu den Stimmen von Behinderten ermöglicht, von Rollstuhlfahrerinnen, Gehörlosen, Sehbehinderten, Kleinwüchsigen, Menschen aus dem Autismus-Spektrum. Dank ihrer sehe ich den Alltag und die Welt mit anderen Augen, nämlich ein bisschen auch mit ihren.)
ich will das nicht relativieren oder der kaltmamsel worte in den mund legen, aber mir kam dieser gedanke in den sinn, den ich, trotz seiner trivialität, kurz ausformulieren möchte: das was toll an der vernetzung durch das netz und soziale medien ist, ist auch immer gleichzeitig ein fluch. durch die vernetzung haben wir nicht nur direkten und einfachen zugang zu den stimmen von interessanten menschen, sondern auch zu den stimmen von arschlöchern, menschenhassern, radikalen und mario-barth-fans. das ist freilich kein neues problem, sondern eigentlich allen dingen innewohnend: man kann jedes werkzeug zum guten und zum weniger guten nutzen.
was wir im fall des internets noch nicht besonders gut gelernt haben, ist der umgang mit dieser sichtbarkeit. sowohl die filterung dieser neuen sinneseindrücke, als auch ihre bewertung fällt uns noch enorm schwer. und was wir noch überhaupt nicht drauf haben: die wecheselwirkungen, die aufschaukelungsbewegungen und schwingungen des systems richtig einzuschätzen. ich habe lange dafür argumentiert, dass es vor allem um das erlernen neuer filter- und sichtbarkeitsmethoden geht, sozusagen um die geschickte konstruktion von filtern, die nicht alles durchlassen, aber uns auch nicht die sicht verstellen.
was ich stark unterschätzt habe, sind die schwingungen, die aufschaukelungen die durch die sichtbarkeit entstehen können. ein paar dieser mechanismen habe ich in den letzten jahren vermeintlich in meinem umfeld erkannt; ich weiss ungefähr, wie blogs und journalismus themen auf die agenda heben können (säue durchs dorf treiben), ich kenne ein paar der themen, die in bestimmten zielgruppen empörung und aktivismus auslösen können, aber ich habe unterschätzt wie sehr sich wellen abseits meines tellerrands aufschaukeln können und sogar einen deppen ins weisse haus spülen können. obwohl ich mir dieses video regelmässig alle paar jahre ansehe, es zeigt sich, ganz verstanden habe ich (und viele andere) das alles noch nicht.