Für Donnerstag hatten sich die Moderatoren etwas besonders Unangenehmes einfallen lassen: In Videoeinspielern wurden Cruz und Rubio mit widersprüchlichen Aussagen zur Einwanderung gezeigt. Mal pro Amnestie für illegale Einwanderer, mal contra.
Eine einfache, aber äußerst effektive Idee, die beide erkennbar verunsicherte. […] Schade nur: Man hätte sehr gerne gesehen, wie der Sender auch Donald Trump mit seiner inhaltlichen Flexibilität konfrontiert hätte. Ging aber nicht.
ging schon, allerdings nicht auf fox, sondern auf CBS:
das ist schon ein ziemlich grossartiges stück fernseharbeit, das stephen colbert hier abliefert. donald gegen trump mit all seinen widersprüchen.
Aber die Forderung „Medien dürfen keine Informationen weglassen“ ist absurd. Medien dürfen nicht nur – sie sollen ganz viel weglassen: Das Unwichtige, das Unwahre und das Unsinnige.
grundsätzlicher, etwas länger gewordener text des ORF-moderators armin wolf über journalismus und dass die „ganze wahrheit“ immer selektiv ist, wie unsere wahrnehmung.
ich finde diesen text von manfred schneider doof etwas arg undifferenziert und platt, aber in teilen (natürlich) auch richtig. aber ich verlinke ihn, weil dieses zitat daraus, dass ich bei mirko kubein gefunden habe, ziemlich schmissig ist:
Wer also behauptet, wir benötigten keine Bibliotheken, weil wir das Internet hätten, gehört in die Gesellschaft der Schildbürger, die keine Elektrizitätswerke benötigen, weil sie doch Steckdosen haben.
deswegen habe ich gestern meinen ganzen rechner — unnötigerweise — neugestartet. dabei hätte das deaktivieren der vorschlagsfunktion in safari (und ein safari neustart) gereicht.
Dass wir kein „Wahrheitsministerium“ haben, ist nur ein halber Trost, wenn die Demokratie das „Gleichdenk“ auch ohne Geheimpolizei erzwingen kann. Deshalb sollten wir Orwell und Tocqueville lesen, immer wieder.
ich bin mir nicht sicher, ob ich guten gewissens sagen kann, wir sollten „immer wieder“ joffe lesen. er ist zwar sehr kreativ darin andersdenkende als naiv zu diffamieren, aber seine logik scheint mir zuverlässig fehlerhaft zu sein, auch in diesem text.
das erste was auffällt ist dass er in die martenstein-übergeigungsfalle tappt, wenn er diskussionen über den umgang mit bestimmten ereignissen als „denk-“ und „sprechverbote“ diffamiert. das ist genauso stumpf wie gelöschte kommentare in blogs oder unter journalistischen texten als „zensur“ zu bezeichnen. den ausschluss von diskussionen mit staatlicher erzwungener publikationskontrolle oder publikationverboten zu vergleichen ist aber nicht nur kurzsichtig und dumm, sondern auch abstumpfend. wenn alles zensur ist, wie soll man dann noch echte zensur differenzieren können? von „sprechverboten“ zu reden, obwohl es keine verbote gibt, sondern sprechen hier und da lediglich zu kritik führt, vergiftet die debatte und lenkt von den themen auf eine unheilvolle metaebene ab.
am ende seines textes versucht er dann nicht etwa die verwendung des wortes „sprechverbot“ als irrtum darszustellen, sondern die diskussion über berichterstattung als „dreifachen Irrtum“:
Das Sprechverbot entspringt einem dreifachen Irrtum.
Einmal, weil Benennung („Flüchtlinge haben …“) nicht Bezichtigung ist („So sind die Araber“). Zum Zweiten, weil die Randständigen keine Nachhilfe brauchen; sie haben ihre Vorurteile schon. Das Vor- Urteil schafft sich seine Fakten selber durch selektive Wahrnehmung – wie bei jeglichem „Anti-Ismus“.
wenn andere bereits vorurteile haben, kann es also nicht schaden, vorurteile zu befeuern? oder aufklärung, ausgewogene und vorurteilsfreie berichterstattung bringen niemanden von seinen abstrusen ansichten ab, sind also quasi müssig? vermutlich ist der zitierte absatz einfach joffe-sprech für den dummsprech-satz: „haters gonna hate“.
im nächsten absatz macht joffe dann aber eine 180°-wende. plötzlich sind sprache, nuancierung und subtile signale für die braven „randständigen“ dann doch wichtig:
Zum Dritten, weil der brave Bürger ins Grübeln gerät: Wenn Polizei, Politik und Medien die Tatsachen schönreden, ja mir „Rassisten“ das Maul verbieten, wie kann ich noch den demokratischen Institutionen trauen? Pegida und Co. sind Geschöpfe und Sprachrohre der Entfremdung. Die frisst sich in die Mitte, wenn das verordnete Gutdenk die Realitäten verdrängt und die Wohlmeinenden den Demagogen zutreibt.
wenn „brave Bürger“ selektive wahrnehmung betreiben, schrillen in joffes kopf dann doch die alarmglocken. was joffe hier sagt, muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen: es müsse möglich sein auch rassistisch und demagogisch zu berichten und ressentiments zu bedienen, damit „brave Bürger“, die selektiv wahrnehmen und demokratischen institutionen gegenüber skeptisch sind, nicht den demagogen zugetrieben werden.
wenn ich mich nicht irre, ist das die klassische CSU-strategie. rassisten, flachdenker, vorurteils-aficionados umarmen und umgarnen, damit sie ihre position halten und rechts-innen, statt rechts-aussen wählen. ich glaube man könnte diese strategie zur verdeutlichung auch ins extrem aufblasen: zum arschloch werden, um arschlöcher zu werben und damit zu verhindern, dass arschlöcher sich anderen arschlöchern anschliessen.
torsten kleinz erklärt den alkoholmissbrauch karneval:
„Der Karneval ist ein riesiges Massenbesäufnis. Leute kommen aus Hunderten Kilometern Entfernung nach Köln, um drei bis fünf Tage sich dem Alkoholrausch hinzugeben, zu singen und zu tanzen. Das ist weitgehend legal. Allerdings darf man alkoholisiert keine Autos oder Motorräder fahren, auch Fahrräder sind ab einem gewissen Alkoholpegel Tabu. […] Passen Sie auf. Menschen unter Alkoholeinfluss werden oft aggressiv oder verlieren die Selbstkontrolle. Wir haben uns bemüht, Kinder vor Alkohol zu schützen, indem wir zum Beispiel Händlern bei Strafe verbieten, alkoholische Getränke an Kinder zu verkaufen. Doch es klappt nicht völlig. Jedes Jahr landen Kinder und Jugendliche wegen Alkoholvergiftung im Krankenhaus. Sollte Ihr Kind zu viel Alkohol getrunken haben und nicht mehr ansprechbar sein, wenden Sie sich an einen Arzt. Es gibt auch Veranstaltungen in denen Jugendliche beaufsichtigt ohne Alkohol feiern können. Karnevalsvereine erteilen gerne Auskunft.
lesenswertes interview mit dem paläoanthropologen friedemann schrenk. das ist der letzte absatz:
Warum haben wir alle anderen Menschenarten überlebt? Uns zeichnet eine enorme Vielfalt aus: kulturell, aber auch anatomisch. Das macht uns anpassungsfähiger als andere. Und diese Vielfalt ist gerade nicht eine Folge von Isolation, sondern von Vermischungen. Wenn Homo sapiens sich weiter entwickeln möchte, dann geht das sicher nicht durch Abschottung.
ein bisschen ist das, was ruth fend der dummy vorwirft, die selbstverliebtheit, ja der ganze witz an der dummy — gepaart mit gelegentlicher brillianz. andererseits: „business punk“ hört sich ein bisschen an wie ein fachmagazin für selbstverliebte karrieristen.
ein text den das nuf im fieber geschrieben hat, an dem einerseits was dran ist und andererseits auch nicht. denn differenzierung muss weder langweilig, noch tödlich sein und allgemein mangelt es in der welt eher an differenzierung, als an wut und streit und wilder spekulation.
kathodenstrahlröhrenmonitore mussten an das magnetfeld der erde angepasst werden, dass überall auf der erde leicht variiert. deshalb mussten die geräte auf die nordhalbkugel, die südhalbkugel oder äquatorialregionen geeicht werden.
wundert mich jetzt nicht. seit mindestens zwei folgen (s07e11, s07e12) ist auf the good wife die luft raus. mindestens jedoch den drehbuchautoren scheint die serie keinen spass mehr zu machen. was schade ist, denn für eine ganze weile gehörte die serie zum besten was man sich regelmässig anschauen konnte. the good wife schaffte es gute geschichten zu erzählen, die oft bezug auf reale debatten oder ereignisse nahmen, und sie kommentierte. und zudem zog sich ein gut gesponnener, interessanter roter faden durch die serie.
an paenhuysen über eine ausstellung in der saatchi gallery, die 14 frauen vorstellt:
[2010] the Brooklyn Museum showed “Seductive Subversion: Women Pop Artists, 1958-1968” and since then many have followed suit. Auction houses have also jumped on the bandwagon and last year Sotheby’s put on the exhibition “Cherchez la femme: Women and Surrealism”.
The droll thing is that it’s never the other way around: “Men and Pop”, “Men and Surrealism”. Why not? Because it’s considered to be norm, no need to emphasise the male gender. If Saatchi Gallery would have mounted an exhibition with 14 male artists, nobody would call it a male exhibition. I remember the shock I got in 2014 at the Hans Richter show in Martin Gropius Bau in Berlin, curated by Timothy Benson of LACMA. In this exhibition they showed Richter together with his colleagues Laszlo Moholy-Nagy (no, not his artist wife Lucia!), Viking Eggeling, Walter Ruttmann, Theo van Doesburg, John Cage, Marcel Duchamp, Fernand Léger, and Max Ernst. There was one woman who made it onto the wall, Irene Bayer-Hecht, for making a portrait of her husband Herbert Bayer. The preface of the exhibition catalogue was written by the five (male) directors of major institutions stating that Hans Richter worked with the “who’s who” of the 20th century avant garde – they were all male artists.
(hervorhebung von mir)
neben der tatsache, dass frauen sehr oft, sehr unberechtigterweise ignoriert werden, sei es bei der ausstellungskuratierung, besetzung von diskussionspanels oder der organisation von konferenzen, ist es eben immer noch bei vielen von uns so, dass wir wir einen männerüberschuss bei ausstellungen, konferenzen, führungspositionen, abgeordnetenplätzen oder regierungsämtern als normal empfinden — weil wir es so gewohnt sind. nun ist aber das argument „haben wir schon immer so gemacht“, das schlechteste, denkbare argument um etwas zu tun. eigentlich ist es auch kein argument, sondern ein hinweis darauf, dass man sehr an seinen gewohnheiten hängt und in gewisser weise faul und ignorant ist.
bequemlichkeit und ignoranz sind dinge, an denen wir alle leiden — und ich nehme mich da explizit nicht aus. ich hänge auch sehr an meinen gewohnheiten — und weil ich das weiss, versuche ich mich hin und wieder dazu zu bringen, bestimmte gewohnheiten und verhaltensmuster zu ändern. und ich freue mich über hinweise, die mir diese muster gelegentlich vor augen halten.
in diesem sinne nehme ich an paenhuysen’s oben verlinkten text auch nicht (in erster linie) als kritik an der saatchi-galerie wahr, sondern als hinweis, als aufforderung die alten denkmuster und gewohnheiten mal zu überdenken. und sie tut das auch sehr konstruktiv, wenn sie am ende sagt:
Okay, all good, but what exactly would be a radical thing to do for Saatchi Gallery? Well, it would have been, for instance, much more radical of them to make an exhibition about something as random as eyeglasses in the 20th century that just happened to feature only works by women artists. Would anybody notice? As it is, talking male and female seems to be so 20th century. Aren’t we living in a time that it’s generally acknowledged that there are more than two genders? Putting on an all-women exhibition is as original as making a show about let’s say Belgian artists – it repeats the boundaries in society and it pigeonholes artists. I personally have nothing against quotas and I would have loved it if Saatchi had declared that from now on 50% of every group exhibition will comprise works by female artists. And that would be the moment when we could start talking about a real shift in the art world.
eine quote.
ich habe mir in den letzten 10 jahren, in denen (gesetzliche) quoten hier diskutiert wurden, nie eine abschliessende meinung gebildet. allerdings haben mich die argumente pro quote stets besser überzeugt, als die gegenargumente. das schäbigste argument ist bekanntlich der spruch, dass es nicht ums geschlecht gehen solle, sondern stets um die qualifikation. dem widerspricht eine quote meiner meinung nach überhaupt nicht, natürlich soll es auch mit einer quote stets um die qualifikation gehen, aber eben unter berücksichtigung (auch) des geschlechts. das mag die suche nach geeigneten kandidaten und kandidatinnen erschweren oder in die länge ziehen, aber mangel an Geeigneten* heisst ja nicht, dass es keine gäbe, sondern dass es schwerer, aufwändiger oder teurer ist, welche zu finden die den vorgaben, erwartungen, qualifikationen und der quote entsprechen.
aber genau das, die einschränkung von optionen, das verbot von einfachen, bequemen oder gewohnten lösungen, ist genau das, was kreativität freisetzt und umdenken, neudenken anregt. das funktionsprinzip von solchen einschränkungen kann man bei twitter beobachten, wo das tägliche abkämpfen am 140-zeichen-limit teilweise zu kreativen höchstleistungen führt. genauso führt das abkämpfen an physikalischen gegebenheiten (siehe auch →gravitation) oder gesetzlichen vorgaben bei der architektur immer wieder zu lösungen, auf die man sonst nie und nimmer gekommen wäre (siehe auch →fractional horsepower).
sich an vorschriften oder einschränkungen abzukämpfen ist einerseits dünger für ideereichtum, aber andererseits alltag, in jedem bereich, in der wirtschaft, in der kultur, in der freizeit. in der wirtschaft hat derjenige am meisten erfolg, der sich durch den dschungel an vorschriften und einschränkungen besser durchwuselt, als die konkurenz. ohne rahmen, ohne einschränkungen und vorschriften oder spielregeln, gibt es keine exzellenz.
eine (frauen) quote wäre, aus meiner sicht, in sehr vielen bereichen ein hervorragendes hilfsmittel um unseren blick zu schärfen und eine aufforderung, uns von vermeintlichen normen zu lösen und besser hinzuschauen, anders hinzuschauen und am ende gerechter und fairer zu handeln.
im kleinen kann man meiner meinung nach aber auch viel tun, nämlich jedes mal laut darauf hinzuweisen, wenn veranstaltungen es vergessen auf ein ausgeglichenes teilnehmenfeld zu achten, oder diversität als unwichtg, niedrig priorisiert erachten. das passiert derzeit recht lautstark bei der oscar-verleihung, das passiert hin und wieder bei konferenzen, die ihre männer-only-teilnehmerliste stolz vorstellen, um dann später hinterherzuschieben, dass die liste natürlich nur vorläufig gewesen sei und dann nach und ein paar alibi-frauen nachschieben.
ich werde es mir jedenfalls zur gewohnheit machen, jedes mal wenn veranstalter (oder produzenten oder kuratoren) das mit der ausgeglichenheit oder diversität vergessen, etwas zu sagen und es danach unter „pimmelfechten“ zu kategorisieren.
guter punkt von chris hedges (der making a murderer ein bisschen spoilert): das problem der amerikanischen justiz ist systemimanent. ob steven avery oder sein neffe brendan dassey schufig sind, ist weniger die frage, sondern eher, ob es als armer in amerika überhaupt noch möglich ist, ein faires verfahren zu bekommen:
Once you are charged in America, whether you did the crime or not, you are almost always found guilty. Because of this, as many activists have discovered, the courts already are being used as a fundamental weapon of repression, and this abuse will explode in size should there be widespread unrest and dissent. Our civil liberties have been transformed into privileges—what Matt Taibbi in “The Divide: American Injustice in the Age of the Wealth Gap” calls “conditional rights and conditional citizenship”—that are, especially in poor communities, routinely revoked. Once rights become privileges, none of us are safe.
The reality is that almost no one who is imprisoned in America has gotten a trial. There is rarely an impartial investigation. A staggering 97 percent of all federal cases and 95 percent of all state felony cases are resolved through plea bargaining. Of the 2.2 million people we have incarcerated at the moment—25 percent of the world’s prison population—2 million never had a trial. And significant percentages of them are innocent.
sehr guter einwurf von jost kaiser zum ewigen gerede über „sprechverbote“, „denkverbote“ und gejammer über „political correctness“. in stefan niggemeiers facebook gefunden.
frédéric filoux über google’s AMP-projekt. in wenigen wochen geht das projekt an den start, das webseiten sehr schnell bis sofort darstellen soll, beispielsweise aus einer mobilen googlesuche heraus. laut filoux hat google sogar das problem von kostenpflichtigen abos gelöst. gestern habe ich gesehen, dass im prinzip bereits das google CDN (content delivery network) am start ist, mit dem google die seiteninhalte auf seinen eigenen servern vorhält, um sie noch ein bisschen schneller auszuliefern (beispiel).
ich habe mich ja bereits im oktober weit aus dem fenster gelehnt und behauptet, das projekt sei „eine der spannensten sachen die dem web seit dem web 2.0 passiert ist“. warum? weil es grosse mengen publizierender dazu zwingt, sich zurückzunehmen und sich an einen optimierten, relativ minimalistischen standard zu halten, der auf auslieferungsqualität optimiert ist. das heisst nicht, dass die seiten uniform aussehen müssen, sondern dass sie erstens schnell da sind, auch bei extrem langsamen oder gestörten verbindungen, und andererseits die teilweise sehr nervigen freiheiten die sich werbevermarkter erlauben dürfen, radikal eingezäunt werden. keine popovers und flächigen anzeigen mehr, keine klickaktiven hintergründe mehr, bei denen ein klick auf eine leere, weisse fläche ein anzeigenaufpoppen auslöst (hallo spiegel.de), kein inhalterutschen mehr wegen nachladender werbung (hallo zeit.de). ich bin sehr gespannt wie viele publiziernde sich aus der deckung wagen und amp implementieren werden. die vorteile die durch die beschränkungen entstehen sind jedenfalls imens.
interessante neuigkeiten über inzucht, deren opfer wir offenbar (quasi) alle sind:
A 2012 study of the genetic differences between neighbouring groups of chimpanzees found more diversity in a single group than among all seven billion humans alive today.
faszinierend, die buzzfeedisierung der krautreporter zu beobachten. enhält auch die berühmt-berüchtigte brigitte-kolumnen anspielung von bianka echtermeyer: „Skateboard fahren? Hör auf damit! Dafür bist du zu alt.“
(was ist eigentlich aus der krautreporter bezahlwand geworden, die vor vier monaten als „bald“ kommend angekündigt war?)
star warsundercover boss parodie von saturday night live (SNL). relativ witzig, aber vor allem, weil die grässliche undercover boss standardramaturgie auf den punkt auf die schippe genommen wird. ich finde undercover boss vor allem deshalb so grässlich, weil ich gelegentlich auf die dramaturgie hereingefallen bin und mich gelegentlich davon emotional berühren habe lassen. (wer mit meinen gefühlen spielt und sich (von mir) beim faken erwischen lässt, muss sich danach (von mir) grässlich nennen lassen.)
es ist ja nicht so als würde Open-Source nicht funktionieren und sogar bestehen. Wenn Joha den aktuellen Produkt-Chef von Mozilla zitiert „[Mozilla] sei der Test, ob eine gemeinnützige Organisation zum Wohl der Öffentlichkeit bessere Produkte bauen kann als die bestgeführten Firmen der Welt“, dann kann ich nur sagen: Der Test ist nicht mehr nötig. WordPress und Drupal haben das längst bewiesen.
sehr guter kommentar zu diesem artikel von johannes kuhn über die mozilla stiftung.
Liest man den Dreck, der auf Twitter zum #ausnahmslos-Aufruf veröffentlicht wird, möchte man den Autorinnen fast zustimmen. Aber das ist das Einzigartige an dieser Debatte. Sie ist von so viel Sprechverboten und Drohgebärden eingegrenzt, dass es kaum noch möglich ist, Position zu beziehen. Der Selberdenkende fühlt sich sozusagen allseitig angetanzt. Der Aufruf verdient nicht den Dreck, mit dem er beworfen wird, aber sehr wohl eine elaborierte Gegenposition.
die gegenpositionen die chervel in seinem text vertritt sind teilweise nachvollziehbar und valide. aber ich habe meine probleme damit, wenn jemand behauptet, andere würden irgendwas-verbote aussprechen, wenn sie ihre position öffentlich machen und dafür streiten. anderen „sprechverbote“ zu unterstellen, ist nichts anderes als eine elaborierte umformulierung von „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“. genau das unterminiert aber das vorhaben von chervel, eine „elaborierte Gegenposition“ zu formulieren.
russell brandom über daniel rigmaiden, einen betrüger, der als er erwischt wurde, jahrelang recherchierte welches überwachungsinstrument ihn zur strecke brachte:
Cell-site simulators are now at least 20 years old, a long time for any one trick to stay secret. Police had been using the devices in secret for 12 years by the time they were trained on Rigmaiden. From there, it took another eight years to drag them into the light. Even that was only possible because of the chance alignment of a stubborn defendant, a legal shortcut, and a sympathetic judge. "If we hadn’t picked up the scent on this, they could have gotten another five or 10 years out of it," Soghoian says.
This is the logic of surveillance, an arms race between police and criminals, but also between police and the legal systems meant to keep them in check. After 10 years off the grid and five years in jail, Rigmaiden is now on the side of those systems — privacy groups, lawyers, judges. It’s a strange place to find himself. How did he make the turn from dodging surveillance to actually fighting it? He’s still not sure, although it probably has something to do with getting older.
sehr lang, aber gut zu lesen und, obwohl es ziemlich genau nachzeichnet, welches ausmass die alltägliche massenüberwachung hat, ohne skandalisierung oder übermässige aufregung geschrieben. und die geschichte zeigt, dass man das US-rechtsystem durchaus zu seinen gunsten ausser atem nerven kann, entsprechende resourcen oder intellektuelle kapazitäten vorausgesetzt.
heute startet uebermedien.de, die neue webseite von stefan niggemeier und boris rosenkranz. neu daran sind eigentlich zwei dinge: die beiden wollen regelmässiger ins internet schreiben und dafür von ihren lesern bezahlt werden. dafür hat blendle den beiden einen blendle-abo-button zur verfügung gestellt, mit dem man, nach der zahlung von 4 euro (monatsabo), zugriff auf alle artikel hat. ich hatte etwas früher zugriff auf uebermedien.de und konnte den button deshalb schon benutzen, bzw. ein blendle/übermedien-abo abschliessen.
es ist ja bekannt, dass die blendle-leute supernett sind und ihr anliegen, den journalismus besser zu machen, sehr ernst nehmen und vor allem technisch elegant umsetzen. bei blendle.de ist das so nahtlos und glatt, dass es mich bereits mehrfach zu öffentlichen begeisterungsstürmen geführt hat. die umsetzung des blendle-buttons auf uebermedien.de ist auch elegant, aber, zumindest gestern noch nicht, nicht ganz so nahtlos wie ich es mir vorgestellt hatte. das abo erforderte immer noch geschätzte 15 klicks. erschwerend kann hinzukommen, dass ich bei blendle noch keine zahlungsinformationen hinterlegt hatte, weil ich bei blendle ja freerider bin und ncht zahle. andererseits kann es gut sein, dass viele potenzielle abonennten von uebermedien.de ebenfalls noch keine zahlungsinformationen bei blendle hinterlegt haben — oder gar schon bledle-mitglied sind.
trotzdem, mir erscheint der blendle-buttons als das bisher eleganteste und freundlichste zahlungssystem für journalistische inhalte und ich bin sicher, das blendle sich hier noch einiges einfallen lässt, um die zahlung weiter zu vereinfachen oder zu verfreundlichen.
ich bin jedenfalls gespannt auf den launch und glaube dass das ding gut ankommen, bzw. fuktionieren wird. und es wird wahrscheinlich meine erste lieblingswebseite mit gekürztem RSS-feed sein. weil: is halt so.
Bevor der Artikel über Guzmán am Samstag online gestellt wurde, konnte der Drogenboss ihn gegenlesen - eine unübliche Praxis im Journalismus und einer der Punkte, die Wenner nun vorgeworfen werden. Doch der Chefredakteur verteidigt auch diesen Schritt: Er habe damit bloß einen kleinen Preis dafür gezahlt, Zugang zum Drogenboss zu bekommen. Zudem habe „El Chapo“ keine Änderungen am Text vorgenommen.
ich habe das rolling-stone-interview mit „el chapo“ nicht gelesen und vermute es ist kreuzlangweilig. aber dass man im spiegel lesen kann, dass die autorisierung von interviews eine unübliche journalistische praxis sei, ist doch erstaunlich. eigentlich ist der spiegel ein grosser verteidiger dieser praxis, hier zum beispiel thomas tuma im oktober 2012, das magazin journalistnennt die autorisierungspraxis gar „eine deutsche Krankheit“.
The deal raised alarms among media watchers: Journalists occasionally give sources pre-publication approval over their quotes, but even that practice is considered controversial. The idea that an entire article would be submitted “for the subject’s approval” prior to publication is almost unheard of and raises the potential for unorthodox compromises.
“Allowing any source control over a story’s content is inexcusable,” Andrew Seaman, chairman of the ethics committee of the Society of Professional Journalists, wrote on the organization’s blog late Saturday night, shortly after Rolling Stone posted its story. “The practice of pre-approval discredits the entire story — whether the subject requests changes or not.”
wollen anna-lena roth und spiegel online nun sagen, dass zitat-autorisierung ok sei, einen fertigen artikel gegenlesen zu lassen aber nicht? zumindest der spiegel scheint bei der autorisierung nicht nur die zitate zum gegenlesen zu verschicken, sondern das gesamte interview. wie könnte sich thomas tuma sonst darüber beklagen, dass interviewte auch gleich die fragen umschreiben wollten?
Ich bekam schon Autorisierungen zurück, bei denen die Gesprächspartner glaubten, die Fragen gleich mit ändern zu dürfen.
aber so ist das wohl: wenn man aus der amerikanischen presse oder der assozierten presse abschreibt, dann schleichen sich schnell anglo-amerikanische journalistenstandards in einen text, die man in deutschland gar nicht pflegt. und dann vergisst man zu differenzieren, welche autorisierungspraxis denn nun „üblich“ und OK ist und welche nicht.
Als Kultur noch an Trägermedien gebunden war, war der freie Markt unser großes Büffet. Wir konnten einfach so losgehen und uns die Kultur kaufen und dann hatten wir sie zu Hause. Das Internet hat diesen Prozess, Stichwort “Entbündelung“, auf noch kleinere Teile heruntergebrochen – Songs statt Alben, Artikel statt Zeitungen. Streamingdienste, mit ihrer Emulation des HBO-Modells im Digitalen, kehren zu einer vertikalen Integration zurück, wie sie im US-Kinomarkt beispielsweise in den 50er Jahren verboten wurde: Produktion, Bereitstellung und Auslieferung aus einer Hand.
das bildblog sucht einen neuen ronnie grob. in den letzten monaten steckten hinter 6 vor 9 wechselnde mitglieder der redaktion, ich meine relativ oft simon hurz rausgelesen zu haben, kann mich aber auch irren. ich kann den job empfehlen, macht spass, kaum arbeit und ist gut bezahlt, wenn man spagetti bolognese mag und für seine wohnung weniger als 200 euro miete im monat zahlt. also ideal für jemanden aus lichtenberg. (via)
guter, langer text von georg diez, mit einem etwas schwachen ende. die wahrheit ist ja nicht nur ein zartes gut, sondern auch ein wort das man mit vorsicht geniessen sollte und, meiner meinung nach, nie ohne relativierungen. georg diez:
Das Wesen des neurechten Opferdiskurses ist es, dass der Rechte sagt, er werde unterdrückt in einem gleichgeschalteten Land, dabei sei er doch nur für die Freiheit der Rede - nur um dann allen, die die Freiheit der Rede nutzen und nicht seiner Meinung sind, "Totalitarismus" vorzuwerfen.
So ist er eben, der Rechte, er kann nicht anders. Er fühlt sich verfolgt, weil Gegnerschaft ein wesentlicher Teil seines Weltbildes ist. Er sieht überall Verschwörungen, weil er selbst so arbeitet. Er glaubt, dass alle um ihn herum lügen, weil er selbst ein gespaltenes Verhältnis zur Wahrheit hat. Aber die Wahrheit ist ein zartes Gut. Sie ist nicht für alle sichtbar und nicht zu jeder Zeit …
als georg diez seinen so artikel begann, dachte ich zunächst: „oh je, jetzt fängt er an mir „wahrheit“ um sich zu werfen, aber glücklicherweise folgten dann noch diese worte:
… und möglicherweise gibt es sogar mehrere Wahrheiten, die Postmoderne hat nicht in allem geirrt.
Das ist für manche schwer auszuhalten, vor allem für die, die sich schon immer im Besitz der Wahrheit wähnten.
Wunderbar suchender, tastender, zweifelnder, persönlicher Blick von Antonia Baum auf die Ereignisse von Köln und das größere Bild dahinter.
Reports of a Deadwood comeback have not been greatly exaggerated. Quite the opposite, in fact. HBO programming president Michael Lombardo confirmed to TVLine that he personally gave series creator David Milch the green light to resurrect the acclaimed yet painfully short-lived Western.
das ist eine sehr gute nachricht. deadwood war eine der besseren western-serien, wenn nicht sogar der western schlechthin. die serie lief ab 2004 drei staffeln lang auf HBO und wurde vorzeitig beendet. das ensemble der serie hat darunter nicht gelitten, ich glaube jeder einzelne mitwirkende hat nach deadwood in anderen serien karriere gemacht. die gesichter aus deadwood haben sich seither auf dutzende serien verteilt:
timothy olyphant konnte man danach in damages und justified sehen
ian mcshane in die säulen der erde, ray donovan und unzähligen filmen
auch nach 10 jahren pause, sollten die charaktere übergangslos weitermachen können. in hollywood altern die gesichter in 10 jahren nämlich optisch nur um ungefähr ein halbes jahr. im westen war das damals™ natürlich ganz anders: da sind die gesichter in einem halben jahr um 10 jahre gealtert. passt ja auch. (via df und sj)
grossartiges und (sehr) langes portrait des filmstudios STX und seines chefs adam fogelson.
Movie theatres are no longer where we go for stories about who we are. That’s become television’s job. We go to the movies now for the same reasons that Romans went to the Colosseum: to laugh, to scream, and to cheer.
One longtime film executive predicted, “With Google, Verizon, A. T. & T., Comcast, Hulu, YouTube, Facebook, Amazon, and Netflix getting into original content, studios won’t be able to compete with digital distribution. Within three years, Paramount won’t be in existence, Sony will disappear, Fox will buy Warner Bros., and you’ll have Fox, Disney, and Universal left.”
ziemlich euphorischer lobgesang auf den programmierer vitalik buterin und die revolutionäre kraft der blockchain.
Ein UBS-Vertreter sagt später, man versuche, die Kraft der Blockchain zum eigenen Vorteil zu nutzen. Ganze Geschäftsbereiche könnten automatisiert werden. Der Emissär der Bank of England spricht aus, was viele denken: Die Blockchain verändere alles. Die Bankenwelt werde sich so stark wandeln wie nie in den letzten 400 Jahren.
Was treibt diesen Vitalik Buterin an? Will er nicht auch eines Tages eine Familie gründen? Buterin fährt sich durchs struppige Haar. „Eher nicht. Ich finde es besser, meine Ideen weiterzugeben als mein Erbgut. Wenn 10 000 Leute meinen Blog lesen, dann ist das doch, als hätte ich 10 000 Kinder.“
besonderes augenmerk sollte man vielleicht nochmal auf michael seemanns abhandlung zum fefismus lenken, wo er unter anderem fefe ein arschloch nennt und das auch begründet.
ebenfalls sehr lesenswert der kommentar von joscha bach (und die antwort von michael seemann) unter dem artikel.
Wenn erzkonservative, reaktionäre Nationalisten Angst vor Fahrradfahrer und Vegetariern haben, dann heisst das, dass die Welt sich genau dahin entwickelt. Und: Das ist gut so!
Dieser Artikel von William Saletan hat mich dazu geführt, für GMO zu sein. Saletan's Twitter Bio ist "When people say 'don't go there.' I go there" - das finde ich ganz entzückend.
der artikel von william@saletan (vom juli 2015) ist sehr lang, aber auch sehr überzeugend. ich bleibe grundsätzlich (natürlich) skeptisch, ebenso, wie ich grundsätzlich nichts gegen genmanipulationen habe, auch wenn sie vom menschen durchgeführt werden. einerseits weil das erbgut von organismen sowieso seit jahrmillionen durch umwelteinflüsse, gifte, strahlen und geschlechtsverkehr brutal manipuliert und mutiert wird und andererseits, weil genamanipulation eine der ältesten kulturtechniken der menschheit ist. und manche menschen essen die produkte dieser jahrtausendealten genmanipulation angeblich sogar; zumindest habe ich davon gehört, dass chinesen hin und wieder hundefleisch essen.
meine skepsis bezieht sich eben nicht auf die genmanipulation selbst, sondern vor allem auf bestimmte effekte die die industrialisierung des essens (ebenso wie im technologiesektor) mit sich bringt: patentmissbrauch, kommerzialisierung und privatisierung von natürlichen resourcen oder öffentlichen gütern — oder die geringschätzung von artenreichtum (siehe zum bespiel dw.com: „Den Kartoffelreichtum in die Zukunft retten“).
aber selbst die industrialisierung der nahrungsmittelproduktion mag ich seit diesem artikel (erstmals verlinkt vor einem monat) nicht mehr so skeptisch sehen: industriell erzeugte lebensmittel sind unterm strich resourcenschonender und zukunftsfähiger als obst und gemüse aus traditionellem, regionalem anbau. und schmecken nicht unbedingt schlechter, im gegenteil.
oder anders gesagt: was in der gentechnikdebatte vor allem fehlt, ist differenzierung und das unterlassen von panikmache („fearmongering“) und FUD-techniken — auf allen seiten.
(die gegenrede zu saletans artikel lässt sich leicht googeln, hier ein beispiel.)
kathrin passig über ihre mobilfunkrechnung(en). ich bin neuerdings sehr zufrieden mit dem o₂ blue all-in L tarif, bei dem 3 GB internet dabei sind und ich für maximal 1 GB kostenlos im europäischen ausland (schweiz, niederlande, polen — überall wo ich in den letzten monaten war) surfen kann. telefonate und SMS werden auch pauschal abgerechnet, nur auslands-SMS muss ich zahlen. regultär kostet das 40 euro im monat (die ersten 12 monate 10 euro günstiger). weil ich noch andere verträge (für beifahrerin und kind und DSL) bei o₂ habe, zahl ich im monat dauerhaft 30 euro und bin bisher noch nicht an die grenzen gestossen.
ich habe das im mai 2015 schonmal verlinkt, aber gestern wurde es mir erneut in die timeline gespült. und ich habe es nochmal gelesen. schön fand ich diese text/bild-kombination:
Das Erotische ist zermalmt, es wurde der Werbung geopfert.
ungewöhnlich und erfrischend, im internet einen text über eine prominente zu lesen, der nicht voll mit häme und gemeinheit ist. keine ironie.
gefunden bei christoph kappes, der die FAZ-kritik an der barack-obama-ausgabe von comedians getting coffee von michael hanfeld kritisiert.
ich fand die barack-obama-ausgabe von comedians getting coffee sehr unterhaltsam und stellenweise auch sehr klug („welche sportart ist politik am ehesten?“ — „[american] football“), aber natürlich auch albern und auf mehreren ebenen ironiegetränkt. so wie das mit guter unterhaltung auch sein sollte, vor allem selbstironie-getränkt. selbstironie oder auch nur selbstbetrachtung bringt michael hanfeld nicht auf. im prinzip ist hanfelds kritik nichts anderes als das was der focus ständig macht: etwas was man anderswo gelesen oder gesehen hat zusammenfassen und dabei auf jeden originellen, eigenen gedanken verzichten. hanfeld erweitert das konzept des focus-, bzw. des billig-journalismus-prinzips noch um ein paar unbegründete befindlichkeiten und unausgesprochene überzeugungen („sowas tut man nicht!“). aber das schlimmste ist tatsächlich: hanfelds text ist nicht (über die von obama und seinfeld geklauten gags hinaus) unterhaltsam.
was ich immerschon sage: lasst die leute eure texte lesen wie sie wollen, nicht wie ihr es wollt. mike caulfield:
Or engage in a thought experiment. Imagine that every email you got during a day had different fonts, headings, layout, navigation, and scrolling bar behavior. Wouldn’t that be fun? Or even better, every email forced you to click, and go read it on a beautiful custom-designed website. Then you would reply by making that person come to your website and emailing them a link to your new GeoCities creation. Wouldn’t that be awesome?
No? Well here’s the thing. People read the web now at the level they read email — they look at a lot of stuff. And what they want (and what many people continue to shame them for) is a standard interface that allows them to do that without feeling stressed.
You want to win against Facebook? Let go of the idea of people reading your stuff on your site, and develop or support interfaces that put your readers in control of how they view the web instead of giving the control to the people with the servers. Support people looking into federated recommendation systems. Make friends with the idea of full copies of your stuff flowing across the web instead of links.
Beyond its role as parable or warning, Ex Machina really displayed how perfectly robotics and artificial intelligence works as a stand-in for conversations about the objectification of women. In fact, I’m willing to say that it is the most perfect metaphor for objectification that I have ever seen.
(via anke gröner, die (zu recht) sagt, dass diese filmkritik von ex machina die beste sei, die sie gefunden habe)
tl;dr Es wäre enorm unklug, einen Artikel über die Probleme zu großer Komplexitätsreduktion in einem 140-Zeichen-Satz zusammenfassen zu wollen.
ich möchte lösen: Es ist kompliziert und das ist auch gut so.
hintergründe zu diner for one, zusammengetragen von sebastian knauer:
Im Jahr 1964 wird die Aufzeichnung erstmals in der ARD ausgestrahlt - im Juni. Von Kult ist noch keine Rede.
Vier Jahre später fällt Hauptdarsteller Frinton nach einem Auftritt im englischen Poole zu Hause tot um. Er hinterlässt seinen Kindern auch das legendäre Tigerfell, welches im Nackenbereich mit etwas Leopardenfell ausgebessert werden musste, da es gelegentlich bei Familienfeiern zum Einsatz kam und die Angehörigen nicht mit Frintons Präzision über den Kopf hüpfen. Spaß haben Frintons Nachfahren auch an den Überweisungen aus Deutschland. Denn bis heute bezieht die Familie vom NDR Lizenzgebühren für den Export von "Dinner for One" in 20 Länder, von Spanien bis Australien. Im Vertrag mit Warden und Frinton war ein pauschales Honorar von 4150 DM vereinbart worden, 622,50 DM waren an das Finanzamt in Hamburg abzuführen.
ein in mehrfacher hinsicht brillianter artikel in der new york times. einerseits ein guter, viel zu selten gedachter gedanke über städtebau und architektur, nämlich wie sehr geräusche, der sound raumwahrnehmung bestimmt, andererseits ist der artikel brilliant medial aufbereitet. kleine filme flimmern wie animierte gif im artikel — und wenn man die maus drüber bewegt spielen sie die geräusche der jeweiligen situation.
Sound may be invisible or only unconsciously perceived, but that doesn’t make it any less an architectural material than wood, glass, concrete, stone or light. It is shaped by design, albeit most architects rarely think much about it, except when their task is to come up with a pleasing concert hall or a raucous restaurant — and then acousticians are called in.
We talk admiringly about green or energy-efficient buildings, with roof gardens, cross-ventilation and stairways that encourage residents to walk, because good design can aspire to improve public health. But we don’t talk nearly enough about how sound in these buildings, and in all the other spaces we design, make us feel.
eine der szenen ist in einer wohnung mit offenem fenster aufgenommen. von draussen hört man das leben der stadt. gerade new york hat einen ganz besonderen sound, ein ganz besonderes rauschen. gerade im sommer hört man überall das rauschen der klimaanlagen, das omnipräsente sirenengeheul sowieso, man hört immer menschen, zu jeder tages- und nachtzeit. und in der grand central station schwillt das rauschen nicht nur zu einem unfassbar reichen rauschen an, man kann, wenn man an bestimmten stellen der halle steht auch die gespräche von anderen leuten, von der kuppel reflektiert hören.
ganz allgemein ist der wichtigste punkt des artikels wohl, dass wir bei der gestaltung oft zu selten darüber nachdenken, wie die gestaltung sich auf unser wohlbefinden auswirkt. ich habe vor meinem architekturstudium architektur mal als angewandte psychologie bezeichnet. im studium ist dieser gedanke definitiv zu kurz gekommen, aber ich glaube er ist weiterhin ein enorm wichtiger punkt, dem gestalter aus allen bereichen noch mehr aufmerksamkeit schenken sollten.
brilliante analyse von donald trumps redestil. bester satz: „donald trump is a life-long salesman. the best salesman could sell you a tv without knowing anything about it, because the tv isn’t what matters.“
Nerdwriter broke down the words Donald Trump uses when he answers questions. Trump's answers consist mainly of one-syllable words, and are at a forth grade reading level. He structures his sentences with a powerfully rhythmic cadence, and ends them on a strong word.
neal mann plädiert dafür innovation im journlaismus richtig anzugehen, so wie technologieunternehmen:
This new interconnected world isn’t coming about as a one off ‘eureka!’ moment of inspiration and innovation, it’s being delivered to us through a steady stream of product launches and software updates. We’re being taken on this journey and it has been planned for a long time.
The question the journalism industry has to ask itself is what journey are we taking the consumer on?
Fefe beendet seinen Artikel mit einer Schlussfolgerung: „Und dann fiel mir auf, dass zu jedem mir bekannten Thema Twitter aus den Leuten die schlechtesten Seiten herauskehrt. […] Wer einen Twitter-Account betreibt, ist Teil des Problems.“
Muss man hier vielleicht noch weiter gehen? Müssen wir das Netz, und gesellschaftliche Teilhabe hier vielleicht wieder abwerten? Oder ist es dafür schon zu spät, die Hass-Büchse des Pandora-Facebook-Stammtisch-Faschismus längst geöffnet und wir bekommen sie nicht mehr zu?
ben_ zitiert fefe und widerspricht ihm nicht. ich ignoriere den pauschalisierenden und dummen scheiss den fefe ins netz kotzt meistens. beide reaktionen, einerseits fefe (mehr oder weniger) widerspruchslos zu zitieren und andererseits pauschalisierende, dumme sprüche unkommentiert stehen zu lassen, sind wohl unzureichend, aber ich möchte mir zumindest die mühe machen, ben_ zu widersprechen, bzw. die aussagen und fragen in seinem artikel zu kommentieren.
das was ben_, etwas nebulös, „abwerung des netzes“ nennt, bzw. als problemlösung für radikalismus, meschenfeindlichkeit und allgemeeine arschlochigkeit im netz vorschlägt, scheint mir die schlechtesmögliche lösungsstrategie zu sein; emigration als problemlösung. sich von arschlöchern distanzieren, indem man wegläuft oder sich entfernt. oder den ort, an dem sich arschlöcher aufhalten, einfach als spielplatz, als unwichtig umzudeuten.
anderen möglichkeiten, den ort zu stabilisieren, zu zivilisieren, aufzubauen, (mit) zu gestalten, weicht man so elegant aus. anders gesagt: wenn in bussen und bahnen ständig gepöbelt und rumgedroht wird, sollte man dann sagen, busse und bahnen sind für pack, ich fahre ab jetzt lieber auto? oder sollte man versuchen busse und bahnen mit genau den menschen zu füllen, die sonst lieber auto fahren? sollte man versuchen die deppen mit vernünftigen menschen zum schweigen zu bringen, busse und bahnen mit aller kraft und phantasie zu zivilisieren, statt sich aus ihnen herausdrängen zu lassen?
der (kleine) schlossplatz in stuttgart war vor der jahrtausendwende ein unerfreulicher, stinkender, vernachlässigter, dunkler ort an dem sich abends nur unerquickliche menschen aufhielten. statt diesen unrühmlichen ort abzuwerten oder zu behaupten, er sei gescheitert, wurde er in privatinitiative aufgewertet: dort öffnete eine kneipe (pauls boutique). das brachte so viel leben, so viel energie auf den schlossplatz, dass er sich rasch zu einem der attraktivsten orte in stuttgart entwickelte. wenn ein ort nicht funktioniert oder seine nachteile die vorteile zu überwiegen scheinen, heisst das nicht unbedingt dass der ort gescheitert oder kaputt ist. es kann auch bedeuten, dass die bisherige nutzung falsch war, dass ideen fehlten, dass die richtigen menschen fehlten.
der kleine schlossplatz wurde 2005 in seiner ursprünglichen form abgerissen, bzw. neugestaltet. das grundprinzip der nutzung, gastronomie, läden und abendattraktionen, wurde aber aus der blütezeit von pauls boutique übernommen — und funktioniert nach wie vor. jetzt eben nicht mehr auf grund von privatinitiative, sondern institutionalisiert, von der stadtverwaltung geplant und ausgeführt.
ich glaube so müssen wir auch mit dem netz umgehen. wie in der fleischwelt gibt es dort unangenehme orte, es werden orte von leuten übernommen die hetzen, pöbeln und sich in ihrer arschlochigkeit gefallen. aber mit den richtigen strategien (die wir immer weiter entwickeln müssen) lassen sich diese plätze zurückerobern oder zivilisieren. nicht abwerten, aufwerten.
[I]n ausgesuchten Städten gab es den »Spiegel« dann bald schon am Sonntag um die Mittagszeit. Seit Wolfgang Büchners Intermezzo als Chefredakteur haben wir uns nun an den Samstags-»Spiegel« gewöhnt (also die, die ihn noch lesen, hehe). Jemand hat gerade errechnet, dass es bei dem aktuellen Tempo der Vorverlegung nur noch ca. 13,4 Jahre dauert, bis der »Spiegel« wieder, nach Freitag, Donnerstag etc. wieder am Montag erscheint.
alex matzkeit zählt die filme die er gesehen hat. das ist mir noch nie gelungen. vielleicht sollte ich ein artikelformat „gesehen“ auf wirres.net einführen. in den gesehen-artikeln könnte ich dann eventuelle kritiken zu denen ich mich durchringe verlinken oder empfehlungen aussprechen. und am ende des jahres könnte ich die artikel dann zählen. gleich mal anfangen …
stimmt, meiner meinung, nicht alles was christian jakubetz hier aufschreibt, aber es ist allerhand
wahresvernünftiges dran. einen punkt möchte ich ergänzen:
4. Alte Medien sterben nicht, wandern aber in die Nische
auch neue medien wandern mehr und mehr in die nische. alles wandert in nischen, bis auf die wenigen angebote die ihr niveau so weit nach unten schrauben, dass sie ein massenpublikum erreichen oder angeln können. die grossen plattformen befinden sich selbst natürlich nicht in nischen, bedienen in ihrem inneren aber (fast ausschliesslich) nischen. ich glaube ich kann, ohne mich zu weit aus dem fenster zu lehnen, sagen: alles, bis auf wenige ausnahmen, wird nische.
One day James got bored with our work and went to the mirror in my apartment and began to pat his hair down and nod.
“Look at that ugly son of a bitch,” I said. Which was a normal thing for me to say to him, or vice versa. We were both giant dudes and we made fun of each other all the time.
And he got a tiny bit serious-looking right then, and didn’t turn his head, just kept looking in the mirror, and said, firmly, “That’s a beautiful motherfucker.”
“Right,” I said.
“But look at this,” he said. “Just look at this beautiful motherfucker. Paul, that is an absolutely beautiful motherfucker right there.” He made a “hmm” noise, like he’d just eaten something wonderful, as if his beauty were delicious.
He kept saying it, three or four more times, beautiful, beautiful, beautiful, beautiful. As if I weren’t in the room. Until finally I said—
“Yeah, yeah, I got it. You’re a beautiful motherfucker. Let’s get back to work.”
“That’s right,” he said, and we got back to work.
hab ich schonmal gesagt, wie toll ich die eule ahle finde? the awl is a beautiful motherfucker.
der CBS-CEO freut sich über donald trumps hetze und eskalation, weil sie werbegelder generiert und hofft, dass trump schön weiter eskaliert.
ich fand spectre extrem scheisse und die (nicht genomme) titelmusik von radiohead auch eher so lala.
(eigenartigerweise gefielen mir die craig-bonds davor ganz gut. entweder wurden bei spectre die bond-klischees überreizt oder ich hatte einfach die schnauze voll von der stumpfen art, die geschichte voranzubringen und bond jede explosion, jeden faustkampf, jeden einsturz unverletzt und ohne schrammen überleben zu lassen.)
Eine Beurteilung dieser Praktiken ist schwer vorzunehmen: Einerseits wird deutlich, wie viel Druck die soziale Vernetzung erzeugt. Andererseits sagen die jungen Frauen, dass die Komplimente ihnen Auftrieb geben – sie erhalten Wertschätzung über Social Media. Gleichzeitig gab es auch vor 10, 20, 30 und 40 Jahren unter Teenagern Praktiken, in denen Beziehungen ausgehandelt und interpretiert wurden.
wichtig bleibt immer wieder festzustellen: auch wenn sich alles ändert, das medium, die ausdruckarten, die übertragungs- und vernetzungswege, es bleibt (unter der oberfläche) doch alles gleich. via.
die ARD scheint aus dieser doku jetzt so eine art „diner for one“ machen zu wollen, indem sie sie jedes jahr wiederholt. ist aber auch trotz des hohen alters immer noch sehenswert. (noch bis zum 3. januar abrufbar.)
herr zeldmann fasst zusammen, was wichtig im webdesign ist.
(die irre grosse schrift auf seiner seite war vor drei (?) oder vier (?) jahren noch extrem gewöhnungsbedürftig und irritierend, mittlerweile bin ich soweit, kleinere schriften beinahe als persönliche beleidigung anzusehen. und auch wenn ich nicht alles was zeldmann macht knorke finde, er weiss wirklich von was er spricht und hat fast immer recht.)
vier werbespots (und eine anzeige) von denen ich tatsächlich zwei ganz witzig fand. noch witziger fad ich den teaser des copyranters in seinem blog:
Curated by me, the best ad critic in all dimensions across all universes.
Liebe Freunde. Ihr müsst jetzt tapfer sein. Und hart. Es geht um Hardy Prothmann. Einige kennen ihn. Das ist der, der (angeblich neuen) Lokaljournalismus macht und sich über die (angeblich mangelnde) Qualität anderer Zeitungen das Maul zerreißt. Und nebenbei Pressemeldungen der lokalen Gemeinde auf seinem Blog raushaut. Der Hardy Prothmann. Da gab es vor einiger Zeit eine Morddrohung. Und dann eine überraschende Wendung, die mich jetzt noch hintenüber wirft. Lest selbst. Lest bitte erst die Morddrohung bis zum Ende. Auch wenn es wehtut. Und dann erst den zweiten Teil. Die irre Wendung. Die Auflösung. Kann man sich nicht ausdenken. Das ist geprothmannt. Die Morddrohung Die Auflösung