pres­se­viel­falt

felix schwenzel

welt kom­pakt und ta­ges­spie­gel
welt kom­pakt, sei­te 27 und sei­te 29
ta­ges­spie­gel und ber­li­ner zei­tung

be­hin­dert?

felix schwenzel

die ath­le­tin, schau­spie­le­rin und mo­del ai­mee mul­lins, der bei­de un­ter­schen­kel feh­len, sag­te kürz­lich:

pa­me­la an­der­son has more proste­tic in her body than i do, but no­bo­dy calls her di­s­ab­led.

bil­dungs­fern­se­hen

felix schwenzel

ges­tern hab ich im fern­se­hen wie­der ein paar sa­chen ge­lernt. die letz­te sen­dung des „köl­ner treffs“ er­füll­te also qua­si den öf­fent­lich recht­li­chen bil­dungs­auf­trag.

1. ich er­tra­ge gund­run land­gre­be nicht
ir­gend­wie sieht sie ja ganz be­zau­bernd aus, die land­gre­be. so er­trug ich die ka­me­ra­schwenks die sie zeig­ten im lau­fe der sen­dung völ­lig pro­blem­los. al­ler­dings — und ich über­trei­be nicht — beim ers­ten satz aus ih­rem mund, muss­te ich so­fort vor­spu­len. ich fin­de das des­halb be­mer­kens­wert, weil ich sie als schau­spie­le­rin, bei­spiels­wei­se in „das merk­wür­di­ge ver­hal­ten ge­schlechts­rei­fer groß­städ­ter zur paa­rungs­zeit“ sehr gut aus­hielt. be­mer­kens­wert auch des­halb, weil ich selbst­ge­fäl­li­ges, hu­mor­lo­ses und wich­tig­tue­ri­sches rum­ge­re­de manch­mal durch­aus 5-10 mi­nu­ten aus­hal­te, zum bei­spiel bei gui­do cantz.

2. gui­do cantz ist nicht wit­zig
gui­do cantz scheint ganz aus­ser­or­dent­lich dis­zi­pli­niert und fleis­sig zu sein, ein ech­tes ar­beits­tier, ei­ner der seit bald zwan­zig jah­ren die im­mer­glei­chen aus­wen­dig ge­lern­ten poin­ten in bier­zel­ten und kar­ne­vals­sit­zun­gen ab­feu­ert, ei­ner der sich für har­te und stumpf­sin­ni­ge ar­beit nicht zu scha­de ist. die­se dis­zi­plin nö­tigt mir re­spekt ab, aber er ringt mir nicht ein ein­zi­ges mü­des lä­cheln ab.

3. lä­cheln kann schmer­zen
die ge­schwis­ter hof­mann, zwei schwä­bi­sche schwes­tern die ihr geld un­ter an­de­rem mit volks­mu­sik und lä­cheln ver­die­nen, se­hen aus, wie sich die mo­de­ra­to­ren in pri­vat­ra­di­os an­hö­ren: im­mer am lä­cheln und sich über ir­gend­was am freu­en. die schwes­tern ha­ben in der sen­dung 45 mi­nu­ten dau­er­ge­lä­chelt.

4. ich er­tra­ge bet­ti­na böt­tin­ger nicht
also ei­gent­lich er­tra­ge ich sie schon, aber eher mit der ei­gen­tüm­li­chen fas­zi­na­ti­on die mich beim be­trach­ten von über­fah­re­nen tie­ren er­greift. sie schafft es trotz ei­ner mit plat­ti­tü­den und be­trof­fen­heits­rhe­to­rik trie­fen­den ge­sprächs­füh­rung, mit tod­erns­tem ge­sicht und völ­li­ger ab­we­sen­heit von hu­mor, im­mer mal wie­der gar nicht mal so un­in­ter­es­san­tes ge­sprä­che hin­zu­be­kom­men. wirk­lich un­er­träg­lich war wie­der­um, als sie den köl­ner ober­bür­ger­meis­ter und ei­nen pfar­rer zum ein­ge­stürz­ten köl­ner stadt­ar­chiv be­frag­te. da wirk­te ihre mi­mik noch staats­tra­gen­der und mas­ken­haf­ter als die des ober­bür­ger­meis­ters. das muss man erst­mal hin­be­kom­men.

aber be­son­ders un­er­träg­lich ist ihre stolz vor­ge­tra­ge­ne igno­ranz.
da fragt die mo­de­ra­to­rin di­ver­ser fern­seh­sen­dun­gen, in de­nen pro­mi­nen­ten und we­ni­ger pro­mi­nen­ten teils sehr per­sön­li­che fra­gen ge­stellt wer­den, doch tat­säch­lich, wie man so ge­stört sein kön­ne, per­sön­li­ches im in­ter­net zu ver­öf­fent­li­chen. we­de­kind, die seit ei­ni­ger zeit bloggt, fragt sie:

sie schrei­ben per­sön­li­che din­ge, aber die adres­sa­ten ken­nen sie nicht per­sön­lich. ich per­sön­lich un­ter­hal­te mich […], sehr alt­mo­disch, lie­ber mit ner freun­din. was ist der sitt­li­che mehr­wert […], dass sie das [ge­gen­über an­ony­men men­schen] im in­ter­net tun? sie ken­nen die die es le­sen […] nicht.

fas­zi­nie­rend, wie man im fern­se­hen sit­zen kann und auf eine kar­rie­re zu­rück­blickt, die zum al­ler­gröss­ten teil dar­auf auf­baut, mög­lichst vie­len men­schen spa­nen­de per­sön­li­che ge­schich­ten vor der ka­me­ra, vor tau­sen­den an­ony­men zu­se­hern, aus der nase zu zie­hen. und wie man das, wenn es im iner­net ge­schieht, in eine fra­ge ver­packt, ver­ur­tei­len kann. aber wahr­schein­lich ist das gar kei­ne igno­ranz, son­dern ar­ro­ganz.

im­mer­hin ant­wor­te­te bea­te we­de­kind dar­auf ge­nau rich­tig, in­dem sie böt­tin­ger dar­auf hin­wies, dass das im jour­na­lis­mus ja nun lei­der fast im­mer so ist, dass man die adres­sa­ten von dem was man schreibt nicht per­sön­lich ken­nen wür­de.

5. blog­gen funk­tio­niert
bea­te we­de­kind wur­de un­ter an­de­rem als „voll­blut­jour­na­lis­tin“ vor­ge­stellt. was auch im­mer das be­deu­ten soll. es be­deu­tet wahr­schein­lich das glei­che wie „power­frau“, näm­lich gar nix. tat­sa­che ist, dass bea­te we­de­kind of­fen­bar ger­ne und viel zei­tun­gen liest und ein gros­ses mit­tei­lungs­be­dürf­nis hat. also hat sie an­ge­fan­gen ins in­ter­net zu schrei­ben. in der sen­dung er­fuhr man, dass sie dort ih­ren spei­se­plan ver­öf­fent­licht, ihre welt­sicht und teil­wei­se auch „per­sön­li­ches“. aus­ser­dem er­fuhr man dass sie das qua­si als hob­by täte, also nichts da­mit ver­dient. was ich wäh­rend der sen­dung sym­pa­thisch fand, war wie we­de­kind dar­stell­te was dar­an spass macht: das ver­öf­fent­li­chen und schrei­ben an sich, das tei­len von er­leb­tem und ge­lern­ten, sich dia­lo­gen öff­nen und die freu­de dar­an zu ha­ben, zu se­hen, dass es an­de­re (nicht alle) auch in­ter­es­siert was man so denkt oder tut. ich hat­te das ge­fühl, dass sie be­grif­fen hat­te, dass man, wenn man din­ge teilt, er­fah­run­gen, ge­füh­le, schei­tern auf­schreibt, mehr zu­rück­be­kommt als man rein­ge­steckt hat. also, dass sie die sog­wir­kung die „blog­gen“ er­zeugt oder er­zeu­gen kann, er­kannt hat.

wenn man sich dann aber ihr blog an­sieht, schüt­telt es ei­nen erst­mal. äs­the­tik ist frau we­de­kind of­fen­bar ein fremd­wort, da­für sind ihr be­grüs­sungs­for­meln und grüs­se ein gros­ses an­lie­gen: je­der ein­trag be­ginnt mit „Lie­be Freun­din­nen und Freun­de“ und en­det mit

Bes­te Grüs­se
Ihre Bea­te We­de­kind
Eure Bea­te

wirk­lich er­schüt­ternd sind ihre viel­fäl­ti­gen mei­nun­gen, hier die vom 14.03.2008:

Mei­ne Mei­nung? Nicht ein­mal die El­tern schei­nen ja an ihn her­an ge­kom­men zu sein. Mei­ne Mei­nung? Un­glaub­lich Mei­ne Mei­nung? Sau­ber! Gute Ar­beit Mei­ne Mei­nung? Eine durch und durch un­durch­sich­ti­ge Ge­schich­te. Gut, dass er sich äu­ßert. Mei­ne Mei­nung? Eine pri­ma Ak­ti­on Mei­ne Mei­nung? Welch bru­ta­le Par­al­lel­welt. Mei­ne Mei­nung? Fa­ta­ler Kreis­lauf Mei­ne Mei­nung? Flo­ri­an Gal­len­ber­gers ers­ter Spiel­film; für ei­nen Kurz­film hat er schon ei­nen Os­car be­kom­men. Haupt­dar­stel­ler Ul­rich Tu­kur: gran­dio­ser Schau­spie­ler Mei­ne Mei­nung? Die Köl­ner Ge­bäu­de sind wirk­lich spek­ta­ku­lär. Die Nach­bar­schaft hat den­noch un­ter ih­nen ge­lit­ten. Mei­ne Mei­nung? The­sen, die un­se­re Hilf­lo­sig­keit nur un­ter­strei­chen. Mei­ne Mei­nung? Das greift tat­säch­lich um sich. Mei­ne Mei­nung? Sie hat sich doch gut wie­der ge­fan­gen. Mei­ne Mei­nung? Sehr sehr trau­rig und voll­kom­men un­ver­ständ­lich. Mei­ne Mei­nung? Die ar­men Kin­der. Mei­ne Mei­nung? Eine der ent­wür­di­gends­ten Ges­ten auf der gan­zen Welt Mei­ne Mei­nung? In­ter­es­sant Mei­ne Mei­nung? Vom al­ten Wis­sen der He­xen und Hei­ler. Mei­ne Mei­nung? Da kommt der Ap­pe­tit von ganz al­lein. Mei­ne Mei­nung? Nur was für Schwin­del­freie.

mei­ne lieb­lings­mei­nung? ein­deu­tig das prä­gnan­te und dif­fe­ren­zier­te „Die ar­men Kin­der“!

trotz­dem. trotz all der ty­po­gra­fi­schen und sprach­li­chen schreck­lich­kei­ten, das blog von bea­te we­de­kind zeigt das gross­ar­ti­ge am blog­gen: je­der kann es. jour­na­lis­ten und man­che blog­fatz­kes fin­den das ganz schreck­lich, dass ein­fach je­der sei­ne mei­nung, sei­ne er­güs­se ver­öf­fent­li­chen kann (ob­wohl die jour­na­lis­ten und fatz­kes meis­ten das wort „dür­fen“ wäh­len). ich fin­de es gran­di­os. und es funk­tio­niert. na gut. bei mir per­sön­lich funk­tio­niert „WAS GIBT’S NEU­ES.... ? Von Bea­te We­de­kind, 57“ nicht, aber ir­gend­wo, bei ir­gend­wem, funk­tio­nierts. im prin­zip.


don’t shoot the me­di­um

felix schwenzel

ein kom­men­ta­tor bei ste­fan nig­ge­mei­er schrieb heu­te:

Nur Men­schen, die sich für so wich­tig hal­ten, dass sie der Welt mit­ei­len müs­sen, was sie gra­de tun und den­ken, twit­tern. Und im Zwei­fels­fall ist al­les von Be­lang.

[den kom­men­tar hal­te ich für eine re­la­tiv ex­em­pla­ri­sche mei­nung zu twit­ter, ins­be­son­de­re in die­sem kom­men­tar­strang. ich habe den jetzt nur zu­fäl­lig raus­ge­pickt.]

hm. das ge­gen­teil von der welt et­was mit­zu­tei­len ist schwei­gen. wäre die welt bes­ser, wenn alle schwie­gen? soll­te der mit­tei­lungs­drang re­gu­liert wer­den, so dass sich nur noch zer­ti­fi­zier­te mei­nungs-, be­find­lich­keits- und denk-ex­per­ten mit­tei­len dür­fen? oder an­ony­me su­pa­top­che­cker in nig­ge­mei­ers kom­men­ta­ren?

naja. ich rege mich manch­mal auch über den quark auf, der am ne­ben­tisch ge­re­det wird. oder über die blöd­sin­ni­gen kom­men­ta­re bei ste­fan-nig­ge­mei­er.de. oder über den hirn­lo­sen mist, den turi2 schreibt. nur stel­le ich des­halb nicht die ge­spro­che­ne spra­che in fra­ge, oder ver­ur­tei­le an­de­re, die zu­fäl­lig auch die ge­spro­che­ne spra­che, blogs, twit­ter oder das fern­se­hen be­nut­zen um sich, ihre mei­nung oder ihr wis­sen mit­zu­tei­len.

was ge­nau ist dar­an so schwer zu ver­ste­hen, dass nicht twit­ter der grund für den blöd­sinn ist der auf twit­ter zu­wei­len steht, son­dern dass blö­dio­ten der grund sind für den blöd­sinn der auf twit­ter steht?


das ge­gen­teil von wit­zig ist wit­zig ge­meint

felix schwenzel


ein­satz­wa­gen schies­sen auf jour­na­lis­ten und tref­fen nicht!

felix schwenzel


mink­mar, wel­dung und ca­mün­te­fe­ring

felix schwenzel

nils mink­mar, au­tor ei­ner mei­ner lieb­lings­zei­tun­gen schreibt über eine mei­ner lieb­lings­sen­dun­gen im fern­se­hen:

Chris­ti­an Rach ist Saar­län­der. Er hat da­her ei­nen gu­ten Draht zu Leu­ten auf je­dem Le­vel. Da gibt es kei­ne At­ti­tü­de, aber auch kei­ne be­müh­te Leut­se­lig­keit. Es geht um die Sa­che, ohne die Per­so­nen da­bei ge­ring zu schät­zen. Rach ver­liert bei sol­chen Be­su­chen zwar oft die Fas­sung, aber er brüllt und tobt nie, wie sein bri­ti­scher Kol­le­ge Gor­don Ramsay, son­dern fin­det für sei­ne Em­pö­rung deut­li­che, aber nie de­mü­ti­gen­de oder her­ab­set­zen­de Wor­te.
[…]
Rachs Kri­te­ri­en sind, wie die ei­nes je­den gu­ten Kri­ti­kers, klar und für je­den nach­voll­zieh­bar: Ein­rich­tung über­sicht­lich hal­ten, viel sel­ber ko­chen, viel spa­ren und all­ge­mei­ne Sau­ber­keit und Um­sicht wal­ten las­sen. Es sind Kri­te­ri­en, die sich auf na­he­zu alle Bran­chen über­tra­gen las­sen.

das ist ganz gross­ar­tig ge­schrie­ben und der text kommt zu­dem ganz ohne kat­zen aus. wür­de man mich in die grim­me on­line jury wäh­len, wür­de ich mink­mar für die­sen ar­ti­kel ei­nen gol­de­nen dings ver­lei­hen.

eben­so ver­dient mal­te wel­ding al­lein für die­sen satz ei­nen preis:

Wir sind im Arsch, aber da­für riecht’s hier gar nicht schlecht.

ei­gent­lich ver­dient er für je­den satz die­ses ar­ti­kels ei­nen preis.

um den bo­gen zu schlies­sen, zi­tiert mal­te am ende des ar­ti­kels nils mink­mar, der sagt, dass der letz­te satz in ca­mus „Der My­thos des Si­sy­phos” un­sinn sei (der satz lau­tet „Man muß sich Si­sy­phos als glück­li­chen Men­schen vor­stel­len.“). er schliesst sich mink­mar an und sagt:

So ein­fach, so wahr. Man muss sich Franz Mün­te­fe­ring als un­glück­li­chen Men­schen vor­stel­len.

ich habe ca­mus üb­ri­gens nie ver­stan­den. ich woll­te ihn im­mer ver­ste­hen, weil ich ahn­te, dass das was er schreibt klug sein könn­te und weil er im­mer so schi­cke kla­mot­ten trug. aber ich habe ihn nie wirk­lich ver­stan­den. trotz­dem glau­be ich, dass eher ca­mus als wel­ding und mink­mar recht ha­ben. den stein muss si­sy­phos eh hoch­rol­len, dazu hat ihn ja ir­gend­ein arsch­loch ver­dammt. wäre er un­glück­lich, hät­te er eine dop­pel­te last zu rol­len: den stein und sein un­glück. sich bei die­ser scheiss-ar­beit glück­lich zu füh­len, dar­in eine er­fül­lung zu se­hen, macht die gan­ze sa­che er­heb­lich ein­fa­cher. ich ar­bei­te im üb­ri­gen auch dar­an, künf­tig glücks­ge­füh­le beim er­stel­len mei­ner steu­er­erklä­rung zu er­le­ben. noch schaf­fe ich das nicht, aber ich weiss, ich kann es. ir­gend­wann ein­mal.


es weht ein neu­er wind in ber­lin mit­te

felix schwenzel

heu­te abend war ich um 20 uhr mit zwei freun­den im prass­nik ver­ab­re­det. ich habe in den letz­ten 5 jah­ren in ber­lin nicht her­aus­fin­den kön­nen, wann das prass­nik auf­macht, aus­ser, dass es im­mer zu ist, aus­ser es ist nach 20 uhr. also habe ich mich die zwei­ein­halb stünd­chen bis acht in die neue odes­sa bar in der tor­stras­se ge­setzt. das habe ich im som­mer hin und wie­der ge­macht, wenn ich im prass­nik ver­ab­re­det war oder wenn die bvg streik­te und ich zu fuss nach hau­se lau­fen muss­te und auf dem weg ein, zwei bier­chen zu mir neh­men woll­te. das eine oder an­de­re mal habe ich mich auch gleich in der neu­en odes­sa bar ver­ab­re­det, es soll ja leu­te ge­ben, die auch ger­ne schon vor 20 uhr bier trin­ken. beim bier­trin­ken schaue ich — zu­min­dest so­lan­ge ich al­lei­ne bin — be­vor­zugt in mei­nen lap­top. da ste­hen meis­tens din­ge drin, die mich in­ter­es­sie­ren, manch­mal schrei­be ich beim bier­trin­ken auch din­ge in mei­nen lap­top rein. so ver­brin­ge ich im üb­ri­gen mei­nen fei­er­abend am liebs­ten. bier­trin­kend in den lap­top schau­end. (ar­beit ist, kaf­fee-trin­kend in den lap­top zu schau­en.)

nach­dem ich heu­te abend dann in der odes­sa bar nach zwei stun­den und zwei bier (mit zwan­zig pro­zent trink­geld) be­zahl­te, kam die be­die­nung nach 5 mi­nu­ten noch­mal an­ge­trip­pelt, beug­te sich zu mir her­un­ter und sag­te mir „ei­gent­lich sind hier lap­tops nicht so ger­ne ge­se­hen“.

bis­her hat mein lap­top in der gas­tro­no­mie nie zu pro­ble­men ge­führt, aus­ser ein­mal glau­be ich, da woll­te das fel­las in der star­gar­der mal für ne wei­le lap­top-be­nut­zer ver­scheu­chen, da­mit die an­de­ren gäs­te bes­ser fuss­ball gu­cken konn­ten oder sich nicht von lap­tops be­läs­ti­gen las­sen muss­ten. ich weiss nicht ob das mitt­ler­wei­le, wo kaum noch fuss­ball ge­spielt, bzw. ge­zeigt wird, ge­än­dert hat, ich kanns ja nicht nach­prü­fen, wenn ich dort nicht mehr hin­ge­he.

auch in der odes­sa bar kann ich nicht nach­prü­fen ob dort dem­nächst han­dys nicht mehr „so ger­ne ge­se­hen“ wer­den, oder ob die be­trei­ber künf­tig die lek­tü­re der FAZ in ih­ren räum­lich­kei­ten un­ter­bin­den wol­len. kann ja sein und ist auch de­ren gu­tes recht. wo kä­men wir denn hin, wenn je­der selbst be­stim­men kann wie und wel­che me­di­en er in der gas­tro­no­mie zu kon­su­miert.

ord­nung muss sein, auch in ber­lin mit­te.


twit­ter

felix schwenzel

twit­ter hat, wie das ge­a­sam­te in­ter­net, un­ge­ahn­te po­ten­zia­le. man denkt ja, nicht nur in se­riö­sen re­dak­ti­ons­stu­ben, dass das was auf twit­ter so ab­ge­son­dert wird, völ­lig ir­rel­van­ter quark ist. tat­sa­che ist aber, dass twit­ter ein kom­mu­ni­ka­ti­ver spreng­satz in­ne­wohnt. be­find­lich­kei­ten kann ich nir­gend­wo ef­fek­ti­ver kom­mu­ni­zie­ren als bei twit­ter. nur ein bei­spiel: als ich aus der pre­mie­re von „ma­trix re­vo­lu­ti­ons“ spa­zier­te, fing mich da­mals ein fern­seh­team vom 2DF ab und in­ter­view­te mich kurz zu mei­nen ein­drü­cken. mei­ne un­mass­geb­li­che mei­nung (dass der film scheis­se ist) wur­de da­mals wirk­lich zur prime­time im 2DF ge­sen­det. das feed­back dazu wa­ren ca. 3 SMS von leu­ten die mich er­kannt hat­ten. son­de­re ich mei­ne mei­nung zu ei­nem ge­se­he­nen film über twit­ter ab, spre­chen mich da­nach min­des­tens dop­pelt so vie­le men­schen dar­auf an, wie da­mals, zur prime­time im 2DF.

ähn­lich ver­hält es sich mit per­sön­li­chen mit­tei­lun­gen. als die bei­fah­re­rin acht­los und stark ver­schlüs­selt twit­ter­ete, dass wir über­leg­ten uns aus steu­er­li­chen grün­den zu ver­mäh­len, wuss­te kurz da­nach die ge­sam­te ver­wand­schaft be­scheid ohne dass wir auch nur ei­nen ein­zi­gen an­ge­ru­fen hat­te. ein ein­zi­ger tweet kann in etwa so ef­fek­tiv wie 60 mi­nu­ten am te­le­fon sein.

mitt­ler­wei­le er­fah­re ich über twit­ter mehr über die be­find­lichdlich­kei­ten und den ge­sund­heits­zu­stand der ver­wand­schaft, als über das te­le­fon (und als mir lieb ist). hier kommt neu­er­dings ein ge­hö­ri­ges di­gi­ta­les ge­fäl­le ins spiel. am wo­chen­en­de er­reich­te mich ein be­sorg­ter an­ruf der ver­wand­schaft, dass ich das was ich auf twit­ter ge­le­sen ha­ben könn­te, doch bit­te nicht un­be­dacht te­le­fo­nisch wei­ter­ge­ben sol­le, da man es der off­line-ver­wandt­schaft doch lie­ber per­sön­lich, te­le­fo­nisch mit­tei­len wol­le.

twit­ter ist be­un­ru­hi­gend ef­fek­tiv.


die ju­gend von heu­te und die von ges­tern

felix schwenzel

manch­mal wacht das kind mor­gens schweiss­ge­ba­det auf und fragt: „wo ist ei­gent­lich mein ur­opa?“

was ich nicht wuss­te, of­fen­bar kann dem kind ge­hol­fen wer­den. toll.


„ne­gro“

felix schwenzel


der neue mal­te-wel­ding.com

felix schwenzel

ich lese so­was wahn­sin­nig gern. mal­te schrieb vor­her, glau­be ich, nicht so. im­mer schon wirk­lich gut, aber nicht so gut. ich lese das wirk­lich ger­ne. aber ich sehe auch ge­ren „wet­ten dass …?“ und gu­cke mir auch ger­ne über­fah­re­ne tie­re an.

ist das was mal­te da macht ei­gent­lich hy­per­re­al, sur­re­al oder was ganz was an­de­res?


frac­tion­al hor­se­power

felix schwenzel

apro­pos tech­nik, dave wi­ner schreibt über ein fas­zi­nie­ren­des kon­zept:

Frac­tion­al Hor­se­power is a very powerful idea. It says that so­me­ti­mes you can make a new pro­duct by ta­king an old one and sca­ling it down.

tech­nik ra­di­kal zu ver­ein­fa­chen, aus we­ni­ger mehr zu ma­chen, ist ein ein pa­ra­do­xes, aber gut funk­tio­nie­ren­des und er­prob­tes kon­zept.
ei­nen aspekt die­ser idee steckt in mies van der ro­hes spruch „less is more“. aber es steckt noch ein an­de­rer aspekt da­drin. wenn eine tech­nik oder all­ge­mei­ner, ein sa­che enge gren­zen hat, wer­den un­ge­ahn­te krea­ti­ve kräf­te frei­ge­setzt. ich glau­be der ar­chi­tekt gün­ter beh­nisch hat mir das erst­mals vor au­gen ge­führt, als er vom bau der ber­li­ner aka­de­mie der küns­te er­zähl­te. beh­nisch baut ja ger­ne mit glas, die ber­li­ner bau­vor­schrif­ten am pa­ri­ser platz ver­such­ten aber mit al­len mit­teln ge­nau das zu ver­hin­dern, in­dem sie vor­schrie­ben, dass fens­ter­flä­chen nur ei­nen ge­wis­sen pro­zent­satz der fas­sa­de be­de­cken dürf­ten und der rest aus stein zu ha­ben sei. die aus­ein­an­der­set­zung mit die­sen vor­schrif­ten, das rei­ben an den en­gen vor­ga­ben setz­te un­ge­ahn­te kräf­te in beh­nisch frei. er kämpf­te schluss­end­lich eine kom­plet­te glas-fas­sa­de durch und stell­te, wie man se­hen kann, ei­nen be­acht­li­chen bau auf den pa­ri­ser platz.

ich schloss da­mals aus beh­nischs er­zäh­lun­gen über den bau der aka­de­mie, dass ein­schrän­kung, ein­engung ei­nen un­still­ba­ren drang die gren­zen zu spren­gen ent­facht und der am bes­ten und am ein­fachs­ten zu er­lan­gen­den treib­stoff für krea­ti­vi­tät ist.

das bes­te bei­spiel da­für, was die ver­ein­fa­chung und ver­knap­pung von ei­gen­schaf­ten zu ent­fa­chen ver­mag, ist twit­ter. aber das schreibt wi­ner ja auch, seit jahr­zehn­ten, oder so.


tech­nik

felix schwenzel

ich habe mal, vor lan­ger zeit, als schrei­ner ge­ar­bei­tet. es gibt fast nichts be­frie­di­gen­de­res als aus ei­nem ro­hen stück holz oder ei­ner nack­ten span­plat­te et­was nütz­li­ches oder schö­nes zu bau­en, was da­nach vor ei­nem steht, sich an­fas­sen und zei­gen lässt (und meis­tens gut riecht). die be­frie­di­gung geht üb­ri­gens über das werk hin­aus. das ge­fühl et­was blei­ben­des, phy­si­sches zu ge­schaf­fen zu ha­ben, ist ziem­lich un­be­schreib­lich gut.

heu­te be­frie­digt es mich auch zu­tiefst, wenn ich gros­se oder klei­ne tech­ni­sche pro­ble­me löse, ir­gend­ein tech­ni­sches gad­get bei mir oder an­de­ren zum lau­fen be­kom­men habe, wenn eine web­sei­te funk­tio­niert, gut aus­sieht und ein­fach da ist, wenn ich den al­ten an­ruf­be­ant­wor­ter mei­ner el­tern weg­schmeis­sen kann und die fritz­box, die in ei­nem un­be­nutz­ten, stil­len käm­mer­chen steht, mei­nen el­tern die nach­rich­ten die an­ru­fer auf­spre­chen, per email zu­stellt. oder wenn mein te­le­fon aut­ma­tisch ohne ma­nu­el­les syn­chro­ni­sie­ren auch alle ter­mi­ne und adres­sen die auf mei­nem rech­ner ste­hen, an­zeigt und mich per GPS und tom­tom durch die welt na­vi­giert. es ist irre be­frei­di­gend, wenn ich mei­nem va­ter statt ei­nes ana­lo­gen welt­emp­fän­gers ein klei­nes in­ter­net­ra­dio hin­stel­le mit dem er 50 tril­li­ar­den welt­wei­te ra­dio­sen­der ampf­an­gen kann, den WDR oder chi­ne­si­sches talk­ra­dio, al­les nur mit wlan und strom, ohne dach­an­ten­ne oder kurz­wel­len­pfeif­fen. oder wenn man über VOIP plötz­lich kos­ten­los und mit den al­ten te­le­fo­nen te­le­fo­nie­ren kann. oder wenn die netz­werk­fest­p­la­te beim kun­den 100GB da­tei­en in 3 mi­nu­ten auf ihr RAID6-lauf­werk ko­piert. über das netz­werk! oder wenn der freund plötz­lich statt auf sei­nen 80GB fest­plat­ten­re­kor­der, fern­seh­send­nun­gen, fil­me und DVDs auf ei­ner ter­ra­byte-fest­plat­te spei­chern und am fern­se­her an­gu­cken und auf­zeich­nen kann.

das ist al­les irre be­frie­di­gend. aber lei­der auch irre fra­gil. tech­nik ist gross­ar­tig, ver­schafft uns al­len un­ge­ahn­te frei­hei­ten und un­ge­ahn­te mög­lich­kei­ten. aber sie geht auch stän­dig ka­putt. frü­her wur­de ab und zu eine DVD zer­kratzt oder man ver­lor mal eine (vi­deo-) kas­set­te an den band­sa­lat, heu­te ist die gan­ze samm­lung weg, wenn eine fest­plat­te platzt. plötz­lich kann man nicht mehr te­le­fo­nie­ren, wenn das in­ter­net mal klemmt, plötz­lich kan mein va­ter kei­nen WDR-sen­der mehr emp­fan­gen, weil das noxon-in­ter­net­ra­dio kryp­tisch sagt, die sei­en plötz­lich und wer weiss war­um „not available“. wenn mein te­le­fon im ur­laub ab­kackt, kann ich kei­ne post­kar­ten mehr schrei­ben und den weg nicht mehr fin­den. wenn die fritz­box bei mei­nen el­tern im­plo­diert, ist nicht nur das in­ter­net weg, son­dern auch das te­le­fon und der an­ruf­be­ant­wor­ter und wenn mi­cro­soft mal wie­der nen neu­en brow­ser raus­bringt se­hen 30% der von mir ge­bau­ten web­sei­ten plötz­lich bei 50% al­ler be­nut­zer wie bei hem­pels un­term sofa aus.

mein 15 jah­re al­tes ge­sel­len­stück sieht heu­te noch aus wie am ers­ten tag. es ist ein biss­chen ge­al­tert, aber in wür­de. tech­ni­sche lö­sun­gen, elek­tro­nik, web­sei­ten al­tern nicht in wür­de. sie ge­hen ein­fach ka­putt, funk­tio­nie­ren von ei­nem tag zum an­de­ren nicht, sind vol­ler un­durch­schau­ba­rer ab­hän­gig­kei­ten, müs­sen ge­up­dated, ge­pflegt und ad­mi­nis­triert wer­den. stän­dig.

trotz­dem. ich lie­be tech­nik. un­nüt­zes zeug, dass ei­nem vor­gau­kelt, dass man da­mit zeit spa­ren könn­te oder das le­ben ver­ein­fa­chen könn­te. denn un­term strich tut sie das auch, die tech­nik. ir­gend­wie.


hei­ra­ten in las ve­gas

felix schwenzel

hei­ra­ten in las ve­gas ist ganz ein­fach. ich kann das aus ei­ge­ner er­fah­rung be­rich­ten. man muss nur hin­fah­ren, sich im „Mar­ria­ge Bu­reau“ eine li­zenz zum hei­ra­ten aus­stel­len las­sen und da­nach eine ka­pel­le aus­su­chen. die be­hör­de hat üb­ri­gens täg­lich, auch an fei­er­ta­gen, bis 24 uhr ge­öff­net, man zeigt sei­ne aus­wei­se, füllt ein for­mu­lar aus und fer­tig.

in las ve­gas gibt es zehn tril­lio­nen ka­pel­len in de­nen man hei­ra­ten kann. al­len ge­mein­sam ist, dass sie mit li­zen­sier­ten stan­des­be­am­ten oder pfar­rern zu­sa­men­ar­bei­ten, die die hoch­zeit durch­füh­ren (und se­pa­rat, per „spen­de“ be­zahlt wer­den). aber im prin­zip kann man mit sei­ner hei­rats­li­zenz in eine ka­pel­le her­ein­psa­zie­ren und ver­hei­ra­tet wie­der raus­ge­hen.

um die hoch­zeit da­nach in deutsch­land (rück­wir­kend) an­er­ken­nen zu las­sen braucht man dann al­ler­dings noch ein paar un­ter­la­gen, sehr viel ge­duld und die fä­hig­keit, deut­sche be­am­te zu er­tra­gen. ei­ner­seits ver­lan­gen die deut­schen be­hör­den für die rück­wir­ken­de an­er­ken­nung der hoch­zeit eine be­glau­big­te ko­pie, die man sich mit ei­ner 10 dol­lar geld­an­wei­sung recht ein­fach auf dem post­weg be­sor­gen kann. aus­ser­dem wol­len die deut­schen be­hör­den, dass man die­se of­fi­zi­ell be­glau­big­te ko­pie noch­mals be­glau­bi­gen lässt, mit ei­ner so­ge­nann­ten „apos­til­le“. an­de­re eu­ro­päi­sche län­der schen­ken ame­ri­ka­ni­schen ur­kun­den auch ohne apos­til­le glau­ben, die deut­schen, so sag­te uns ein freund­li­cher mit­ar­bei­ter im ein­woh­ner­mel­de­amt in ham­burg, tun das nicht, weil hoch­zeits­ur­kun­den so oft ge­fälscht wür­den.

ab­ge­se­hen da­von dass hoch­zei­ten in las ve­gas in den au­gen ei­nes mit­ar­bei­ters des ein­woh­ner­mel­de­am­tes ham­burg wahr­schein­lich eh ein fake sind, so ganz ohne auf­ge­bot, deut­sche stem­pel und bü­ro­kra­ti­sches ge­bim­mel — wel­chen grund gibt es eine hoch­zeit zu „fäl­schen“? oder war­um soll­te die be­glau­big­te ko­pie leich­ter zu fäl­schen sein als eine apos­til­le?

egal, die apos­til­le kann man eben­falls per post be­an­tra­gen, man muss ein­fach die be­glau­big­te ko­pie und eine $20 geld­an­wei­sung ans „re­cor­der’s of­fice“ des clark coun­ty schi­cken und be­kommt sie in­ner­halb von zwei bis drei wo­chen zu­rück.

im bür­ger­amt mit­te in ham­burg, wo wir un­se­re hoch­zeit von den deut­schen be­hör­den an­er­ken­nen las­sen woll­ten, wies man uns al­ler­dings mit un­se­ren un­ter­la­gen em­pört ab. da deutsch schliess­lich die amts­spra­che sei, könn­ten wir ohne ei­nen or­dent­li­che amt­li­che über­set­zung der ur­kun­de und der apos­til­le lei­der nicht den deut­schen be­amt­ense­gen be­kom­men. er­staun­lich fand ich, dass sich eine stadt die sich „das tor zur welt“ nennt, be­am­te leis­tet die die spra­che die­ser welt nicht spre­chen. qua­si eine welt­me­tro­po­le mit dem be­hör­den­geist von hin­ter­arsch­heim.

also ha­ben wir noch­mal 60 euro und zwei wo­chen war­te­zeit in ei­nen amt­li­che über­set­zung in­ves­tiert und sind dann, das schlimms­te ah­nend, wie­der zum amt ge­gan­gen. wie er­war­tet, war die be­die­nung im bür­ger­amt mit un­se­ren un­ter­la­gen im­mer noch nicht zu­frie­den. die über­set­zung wür­dig­te sie ko­mi­scher­wei­se mit kei­nem blick, da­für aber die apos­til­le. die sähe nicht rich­tig aus. die sehe sonst ganz an­ders aus. aus­ser­dem sei sie nur an die be­glau­big­te ur­kun­de an­geta­ckert und nicht, wie das ei­gent­lich zu sein hät­te, mit ei­nem of­fi­zi­el­len sie­gel be­fes­tigt. sie müss­te das mal mit ih­rem chef be­spre­chen. nach 10 mi­nu­ten kam sie zu­rück und sag­te uns, kurz be­vor un­se­re köp­fe kaf­ka­esk ex­plo­dier­ten, dass sie beim stan­des­amt ge­fragt hät­te und dort habe man ge­sagt, die apos­til­le sei in ord­nung so.

mer­ke: deut­schen be­am­ten ist nicht nur die be­glau­bi­gung und über­set­zung der be­glau­bi­ten ko­pie wich­tig, son­dern auch das aus­se­hen die­ser un­ter­la­gen. deut­sche be­am­te in ei­ner welt­stadt ist das welt­stadt­i­mage scheiss­egal. deutsch­land hat ein pro­blem mit ge­fälsch­ten hoch­zeits­ur­kun­den.

trotz­dem. ix bin jetzt nicht nur ver­hei­ra­tet, son­dern habe auf der lohn­steu­er­kar­te steu­er­klas­se III und 0,5 kin­der.


wi­der­spruch in sich

felix schwenzel


be­din­gungs­lo­ses rum­strei­ten um grund­lo­ses ein­kom­men

felix schwenzel

ganz of­fen­bar ist die dis­kus­si­on um das be­din­gungs­lo­se grund­ein­kom­men in den letz­ten wo­chen am hoch­schwap­pen. ob­wohl dis­kus­si­on mag ich das nicht nen­nen; die blog­ger ha­ben wie­der mal ein the­ma ge­fun­den, we­gen dem sie sich mal wie­der die köp­fe ein­schla­gen kön­nen.

ich bin vor ein paar jah­ren, als ich götz wer­ner zum the­ma be­din­gungs­lo­ses grund­ein­kom­men re­den hör­te nicht zum an­hän­ger des be­dings­lo­sen grund­ein­kom­mens ge­wor­den, son­dern zum an­hän­ger von götz wer­ner. die art und wei­se wie er für sei­ne idee (die er im üb­ri­gen gar nicht als sei­en idee ver­kauft) wirbt ist be­mer­kens­wert. er for­dert nicht das be­din­gungs­lo­se grund­ein­kom­men in deutsch­land ein­zu­füh­ren, son­dern dar­über nach­zu­den­ken. und zum nach­den­ken lie­fert er ein men­ge gu­ter ar­gu­men­te, aber auch gleich ein biss­chen skep­sis mit dazu. ich hal­te sei­ne stra­te­gie die leu­te zum nach­den­ken zu be­we­gen, statt sie zu ver­su­chen zu über­zeu­gen für mehr als ei­nen rhe­to­ri­schen trick. er pflanzt da­mit ein lang­le­bi­ges vi­rus in die köp­fe sei­ner zu­hö­rer.

die­ses vi­rus wü­tet nun schon seit ei­ni­gen jah­ren in mei­nem kopf. ich bin in sa­chen wirt­schaft und steu­er­recht je­mand der ab­so­lu­tes un­wis­sen und igno­ranz für sich re­kla­miert. mehr noch. wenn ich ver­trä­ge oder steu­er­be­schei­de lese, muss ich nach 2-3 sät­zen mei­ne auf­merk­sam­keit an­de­ren din­gen zu­wen­den oder schla­fe ein. ich habe qua­si eine fi­nanz­all­er­gie (oder ge­nau­er eine be­hör­den­deutsch-all­er­gie). des­halb wür­de ich mir auch nicht an­mas­sen zu be­haup­ten ich wüss­te was für aus­wir­kun­gen die ein­füh­rung ei­nes be­din­gungs­lo­sen grund­ein­kom­mens hät­te. ich mas­se mir aber an, zu be­haup­ten, dass das ak­tu­el­le steu­er­recht ex­akt fol­gen­de wir­kung hat: es ist der blan­ke hor­ror, nicht nur für men­schen mit be­hör­den­deutsch-all­er­gie.

die­se ein­schät­zung setzt sich zu­sam­men aus be­ob­ach­tun­gen und ei­ge­nen er­fah­run­gen. letz­te wo­che zum bei­spiel habe ich mei­nen ein­kom­men­steu­er­be­scheid für das jahr 2007 be­kom­men. ei­ner­seits fin­de ich es gross­ar­tig, dass sich ein hoch­qua­li­fi­zier­ter und gut be­zahl­ter steu­er­be­am­ter meh­re­re stun­den mit mir und mei­nen fi­nan­zen bschäf­tigt, sich die an­ga­ben, die mein eben­falls hoch­qua­li­fi­zier­ter und gut be­zahl­ter steu­er­be­ra­ter, ge­macht hat durch­liest, be­wer­tet und mir da­nach be­scheid sagt, was er dar­über denkt. mei­ne fi­nan­zen sind nicht son­der­lich kom­plex, im ge­gen­teil. ich hat­te hier und da ein we­nig ein­kom­men, ein paar aus­ga­ben, kein ver­mö­gen, we­nig ab­schrei­bun­gen oder steu­er­spar­ge­döns. trotz­dem war der be­scheid sie­ben sei­ten lang.

das pro­blem ist, dass der be­scheid mein ein­kom­men für die jah­re 2008 und 2009 aus dem ein­kom­men des jah­res 2007 hoch­rech­net, was aber un­ge­fähr rein gar nix mit mei­ner ein­kom­men­si­tua­ti­on im jahr 2008 und 2009 zu tun hat. in zwei jah­ren än­dert sich ja manch­mal ei­ni­ges. ich wer­de dem be­scheid na­tür­lich wi­der­spre­chen. da ich aber nicht weiss wie man das macht, wird mein steu­er­be­ra­ter das ma­chen müs­sen. dem muss ich die sach­la­ge erst wie­der er­klä­ren, da­mit er die si­tua­ti­on in be­am­ten­deutsch über­set­zen kann. dann wird der hoch­qua­li­fi­zier­te und gut be­zahl­te steu­er­be­am­te sich wie­der ei­ni­ge stun­den mit mei­ner fi­nanz­si­tua­ti­on be­schäf­ti­gen und mir er­neut be­scheid sa­gen. wahr­schein­lich wer­den wir uns — über ban­de — ei­ni­ge zeit lang strei­ten. meh­re­re tage wert­vol­le ar­beits­zeit und ein paar hun­dert euro für be­ra­tung ge­hen für die­sen quark drauf, nur weil wir so ein kom­pli­zier­tes steu­er­recht ha­ben.

was ich sa­gen will: un­ser steu­er­sy­tem ist so der­mas­sen auf­ge­bla­sen, so in­trans­pa­rent und un­ver­ständ­lich, so ver­äs­telt und voll­ge­stopft mit aus­nah­men und son­der­re­ge­lun­gen, dass man es noch nicht­ein­mal im voll­rausch als ge­recht oder an­ge­mes­sen be­zeich­nen könn­te.

al­lein schon we­gen des steu­er­sys­tems, aber auch we­gen den un­ge­rech­tig­kei­ten und schi­ka­nen im schat­ten von harz IV und al­len mög­li­chen an­de­ren bü­ro­kra­tie­mons­tern muss man sich wün­schen, dass men­schen wei­ter­hin über ein­fa­che, ge­rech­te und ver­ständ­li­che al­ter­na­ti­ven zum sta­tus quo nach­den­ken.

und auch wenn es nur eine von vie­len al­ter­na­ti­ven ist, die idee des be­ding­ungls­lo­sen grund­ein­kom­mens hal­te ich nach wie vor für sehr nach­den­kens­wert und dis­kus­si­ons­wür­dig. nicht nur, aber auch, weil sie ton­nen­wei­se bü­ro­kra­tie, son­der­re­ge­lun­gen, schlupf­lö­cher und be­am­ten­deutsch über­flüs­sig ma­chen wür­de.


trust

felix schwenzel

da­vid ger­gen (wi­ki­pe­dia ein­trag:

many peo­p­le don’t be­lie­ve this, but trust re­mains the coin of the re­alm in po­li­tics. a pre­si­det who is trus­ted by the peo­p­le, by the con­gress, by the press, by for­eign count­ries, is a pre­si­dent who can get a lot of good things done. you break that trust, vio­la­te that trust, ever­y­thing else tumbles around you.

ge­sagt im west wing bo­nus ma­te­ri­al der staf­fel 3, „do­cu­men­ta­ry spe­cial“.


fra­gen-pops

felix schwenzel

aha. die „kel­log com­pa­ny“ er­hebt an­spruch auf das wort „POPS“ wie in „Din­kel­pops“, „Ama­ranth-Pops“, „Scho­ko­pops“ oder „Wei­zen­ho­nig­pops“. die­se kom­bi­na­tio­nen „sei­en ge­eig­net, zu Ver­wechs­lun­gen zu füh­ren.“ zu ver­wech­se­lun­gen mit kel­logs­pro­duk­ten aus puff­ge­trei­de.

beim ober­fläch­li­chen le­sen (vor al­lem bem ein­satz von ver­sa­li­en), ver­wechs­le ich das wort „POPS“ oft mit „PO­POS“ oder „PUPS“. gibts ge­gen sol­che ver­wech­se­lun­gen ein ju­ris­ti­sches mit­tel?

ix fra­ge mich ge­ra­de, was mit wor­ten wie „POP­Stars“ oder „al­ko­POPS“ oder „PUPS­flo­cken“ ist. ver­let­zen die auch kel­log-mar­ken­rech­te?

und heis­sen die „wei­zen­ho­nig­pops“ aus zu­cker von kel­logs nicht ei­gent­lich „smacks“?

da fällt mir ge­ra­de ein, heisst „pop­corn“ auf deutsch nicht ei­gent­lich puff­mais? wie wärs mit da mit mar­ken­rechts­frei­em „puff­wei­zen mit ho­nig“, „puffa­ma­ranth“ und „puffd­in­kel“? oder ist „PUFF“ auch eine ge­schütz­te be­zeich­nung für kel­logs?


hard­ware re­set

felix schwenzel

mitt­ler­wei­le ma­che ich mit mei­nem XDA fast mo­nat­lich ei­nen hard­ware-re­set. der hard­ware-re­set am XDA setzt das ge­rät kom­plett in den aus­lie­fe­rungs­zu­stand zu­rück, eine dan­kens­wer­te funk­ti­on, wenn man das han­dy weg­schmeis­sen oder weg­ge­ben möch­te, weil da­nach alle per­sön­li­chen da­ten weg sind. aber eine qual, wenn man lie­be­voll da­ten in sein han­dy ein­gibt und die we­gen firm­ware­up­dates, start­ver­wei­ge­rung und man­gel­haf­ter, bzw. feh­len­der back­up­funk­ti­on ver­liert.

ges­tern habe ich den XDA (mal wie­der) zu­rück­ge­setzt, weil mir die dame an der o2 „da­ten-hot­line“ sag­te, dass mit ei­nem hard­ware-re­set der schwar­ze fleck und die weis­sen li­ni­en die mei­nen xda seit ei­ner wo­che zie­ren weg­ge­hen wür­den. ob­wohl sie sprach wie eine früh­stücks­ra­dio-mo­de­ra­to­rin, schenk­te ich ihr glau­ben und drück­te die win­dows- und die OK-tas­te wäh­rend ich den stift in das re­set-loch steck­te.

der hard­ware­feh­ler blieb, die da­ten wa­ren wie­der weg. im­mer­hin brach­te der nächs­te an­ruf bei der hotl­ne dann das ver­spre­chen, dass GLS mir in­ner­halb von 48 stun­den ein er­satz­ge­rät brin­gen wür­de und das alte mit­ne­hemn wür­de.

mitt­ler­wei­le bin ich nach dem jung­fräu­lich-ma­chen des XDAs ziem­lich flott dar­in das ding wie­der ei­ni­ger­mas­sen brauch­bar zu ma­chen. dank goo­gles und nue­va syn­cs ac­ti­ve-sync-dings, sind mei­ne adres­sen und ter­mi­ne nach 10 mi­nu­ten wie­der so wie vor­her auf dem XDA und mei­ne drei IMAP-mail-kon­ten kann ich mitt­ler­wei­le auch im halb­schlaf kon­fi­gu­rie­ren. nur dass ich alle le­se­zei­chen und pass­wör­ter im­mer wie­der neu in den brow­ser ge­ben muss nervt.

aber da­für hat mi­cro­soft win­dows mo­bi­le ja auch er­fun­den. zum ner­ven.

[nach­trag 17.02.2009, 23h]
o2 hat heu­et tat­säch­lich ei­nen neu­en XDA ge­lie­fert. das win­dows da­drauf ist nach wie vor scheis­se zu be­die­nen, aber der bild­schirm hat kei­ne fle­cken. ka­len­der und adres­sen sind drauf, das tom­tom auf der spei­cher­kar­te funk­tio­niert und te­le­fo­nie­ren und den mac in in­ter­net brin­gen geht auch nach 10 mi­nu­ten kon­fi­gu­ra­ti­on.


an­droid auf dem ab­stei­gen­den vor­marsch?

felix schwenzel

manch­mal wenn ich im zug sit­ze und es draus­sen dun­kel ist, weiss ich auch nicht in wel­che rcih­tung der zug fährt. ich nen­ne mich aber auch nicht jour­na­list. wür­de ich mich jour­na­list nen­nen, wür­de ich im­mer be­haup­ten zu wis­sen in wel­che rich­tung ich fah­re.

[quel­len turi2, dar­ing fire­ball]