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selbst­por­traits mit scheis­sen­den hun­den

felix schwenzel

wun­der­ba­res tumb­lr-blog mit leu­ten die sich selbst fo­to­gra­fie­ren wäh­rens ihre hun­de scheis­sen. /via „nur­so


quo­te.fm-RSS mit den emp­feh­lun­gen al­ler ge­folg­ten

felix schwenzel

seit­dem quo­te.fm RSS-feeds ein­zel­ner nut­zer an­bie­tet (hier die ode von mar­tin wei­gert auf die quo­te.fm-RSS-feeds) habe ich ein paar quo­te.fm-nut­zer in mei­nem RSS-dings (frü­her goog­le rea­der, jetzt auf mei­ner ei­ge­nen fe­ver in­stal­la­ti­on) abo­niert. und lie­ben ger­lernt. das liegt zum ei­nen na­tür­lich an den je­wei­li­gen nut­zern. abon­niert hat­te ich bis­her:

aber ich habe mich schon im­mer ge­fragt, war­um bie­tet mir quo­te.fm nicht alle leu­te de­nen ich auf quo­te.fm fol­ge als RSS-feed an? war­um soll­te ich alle 140 leu­te de­nen ich fol­ge ein­zeln abon­nie­ren? kürz­lich fiel mir dann beim du­schen ein, dass das ja nicht so schwer sein könn­te so­was zu scrip­ten.

die quo­te.fm-API ab­fra­gen nach de­nen de­nen ich fol­ge (quo­te.fm/api/user/list­Fol­lo­wings?user­na­me=ix), aus die­ser lis­te feed-URLs kon­stru­ie­ren und die­se feed-lis­te Sim­pl­ePie zum frass vor­wer­fen und neu raus­schrei­ben. hier ist das er­geb­nis:


eben via mar­tin wei­gert ge­le­sen, dass quo­te.fm das geld aus­ge­gan­gen ist und quo­te.fm an eine agen­tur ver­tickt ha­ben:

That me­ans: Phil­ipp, Mar­cel, Flo and I are say­ing our good-byes and so­me­time in the (quite near) fu­ture elb­dud­ler will take over and hop­eful­ly build this thing here into so­me­thing that you guys will app­re­cia­te.

hof­fent­lich wird das nicht so schlimm wie es sich an­hört, aber noch funk­tio­niert die­ses quo­te.fm-dings ja noch.


das script hat als ab­hän­gig­keit le­dig­lich Sim­pl­ePie (down­load) und ei­nen cache-ord­ner auf der glei­chen ebe­ne in der das script liegt:

das script ist nicht ele­gant ge­scrip­tet, funk­tio­niert aber. feh­ler schlies­se ich wie im­mer aus­drück­lich nicht aus.


bul­gur­pi­law nach ot­to­lenghi

felix schwenzel

ei­gent­lich sol­len es 3 klei­ne zwie­beln sein, ich habe aber 3 mit­tel­gros­se zwie­beln in hal­be rin­ge ge­schnit­ten und zu­sam­men mit (lei­der nur) 2 klei­nen in rin­ge ge­schnit­te­nen spitz­pa­pri­ka in 90 mil­li­li­tern oli­ven­öl 10 mi­nu­ten an- und weich­ge­bra­ten.

da­nach habe ich 2 ess­löf­fel to­ma­ten­mark, 2 EL ko­ri­an­der­sa­men, ein tee­löf­fel sechu­an pfef­fer (ot­to­lenghi schlägt rosa pfef­fer vor), et­was zu­cker, salz und pfef­fer und 100 gramm ko­rin­then noch­mal 2 mi­nu­ten mit­ge­bra­ten.

400 gramm mit­tel­gro­ben bul­gur habe ich wie beim ri­sot­to auch noch­mal ein biss­chen gla­sig­ge­bra­ten und dann mit ei­nem hal­ben li­ter was­ser ab­ge­löscht und auf­ge­kocht. das gan­ze dann 20 mi­nu­ten ohne hit­ze quel­len las­sen, pe­ter­si­lie (statt schnitt­lauch), fer­tig. mit ei­nem klecks jo­gurt schmeckts bes­ser als ohne.


selbst­ge­hos­te­tes twit­ter-RSS mit der twit­ter API 1.1

felix schwenzel

vor ein paar ta­gen ver­öf­fent­lich­te gabe wea­ther­head ei­nen ar­ti­kel mit dem ti­tel „Tweet­Fee­der Script: From Twit­ter to RSS“. gabe wea­ther­head hat sich ein script ge­bas­telt das ein paar twit­ter ac­counts spo­ra­disch nach links die kei­ne bil­der sind über­prüft und die­se links dann in ei­nes sei­ner pin­board-ac­counts schreibt. der ar­ti­kel hät­te also ge­nau­er „From Twit­ter to Pin­board“ heis­sen müs­sen.

ges­tern book­mark­te sa­scha lobo den (neu­en?) dienst twit­ter-rss.com, der ge­nau das tut was er im do­main­na­men an­kün­digt: er macht be­lie­bi­ge twit­ter-kon­ten per RSS abon­nier­bar.

in den letz­ten mo­na­ten habe ich mich auch im­mer wie­der mit dem th­mea twit­ter und RSS be­schäf­tigt, was dar­an liegt, dass twit­ter sich zu mei­nem be­dau­ern mehr und mehr ein­igelt und ab­schot­tet. im sep­tem­ber wur­den die mög­lich­kei­ten per ifttt da­ten aus twit­ter raus­zu­ho­len von twit­ter emp­find­lich ein­ge­schränkt und seit die­sem früh­jahr ar­bei­tet twit­ter dar­an die re­la­tiv of­fe­ne API der ver­si­on 1.0 mit der ver­si­on 1.1 zu er­set­zen, die für jede klei­nig­keit au­then­ti­fi­zie­rung be­nö­tigt und die eh noch ver­steckt vor­han­de­nen twit­ter-RSS-feeds be­sei­tigt.

RSS ist und bleibt mein fa­vo­ri­sier­ter weg da­ten zu ver­ar­bei­ten, sei es mei­ne rück­sei­te zu be­stü­cken, mei­ne mo­nat­li­chen twit­ter-fa­vo­ri­ten-lis­ten au­to­ma­tisch zu er­zeu­gen oder per RSS-rea­der den über­blick zu be­hal­ten. des­halb habe ich mir mei­nen ei­ge­nen php-ba­sier­ten twit­ter-zu-RSS-über­set­zer, bzw. pro­xy ge­baut.

ein ei­ge­ner, selbst­ge­scrip­te­ter und selbst­ge­hos­te­ter über­set­zer hat ein paar vor­tei­le ge­gen­über lö­sun­gen wie twit­ter-rss.com:

  • ich ma­che mich nicht von ei­nem wei­te­ren dritt­an­bie­ter ab­hän­gig
  • ich kann be­stim­men wie die aus­ga­be aus­sieht oder for­ma­tiert ist
  • ich kann al­les selbst steu­ern und er­wei­tern

der bes­te teil ist na­tür­lich: wenn vie­le die­ses oder an­de­re scrip­te nut­zen um twit­ter-strö­me aus­zu­le­sen, kann twit­ter nicht ein­fach die schot­ten dicht ma­chen, wie bei ifttt. ifttt ein paar be­rech­ti­gun­gen zu ent­zie­hen ist ein­fach, den selbst­ge­hos­te­ten scrip­ten oder web­ap­ps von hun­der­ten oder tau­sen­den nut­zern rech­te zu ent­zie­hen ist schon sehr viel schwe­rer.


mit mei­nem script lese ich den twit­ter-strom mei­nes ei­ge­nen ac­counts aus. tech­nisch pas­siert nichts auf­re­gen­des:

  • ich au­then­ti­fi­zie­re mich mit mei­ner ei­gens de­fi­nier­ten twit­ter-app, bzw. de­ren schlüs­seln
  • twit­ter lie­fert mir json-co­diert die letz­ten 20 mei­ner tweets, ex­klu­si­ve ret­weets
  • aus der json-ant­wort baue ich mir mei­nen RSS-feed zu­sam­men und gebe ihn aus

wenn ich die an­fra­ge et­was an­pas­se kann ich auf die­se art und wei­se bei­spiels­wei­se auch mei­ne twit­ter-fa­vo­ri­ten aus­le­sen und als RSS aus­ge­ben:

mit ei­ner twit­ter-such-an­fra­ge soll­te das ähn­lich klap­pen, das habe ich aber noch nicht aus­pro­biert.

als gröss­ten vor­teil sehe ich, dass ich die RSS-aus­ga­be selbst steu­ern und for­ma­tie­ren kann. das script wan­delt be­spiels­wei­se die ver­kack­ten t.co-links die die twit­ter-api zu­rück­lie­fert in klar­text-adres­sen um, hash­tags in such­links und twit­ter-na­men in pro­fil­links. der ti­tel ei­nes RSS-items lie­fert den ro­hen voll­text ei­nes tweets, die de­scrip­ti­on des RSS-items lie­fert hin­ge­gen das of­fi­zi­el­le em­bed-for­mat ei­nes tweets zu­rück, also nach die­sem sche­ma:

das aus­ga­be­for­mat lässt sich bei be­darf na­tür­lich leicht an­pas­sen. in ei­nem tweet ein­ge­bet­te­te bil­der bet­te ich per HTML in die tweet-de­scrip­ti­on ein. das ist nicht be­son­ders schön, aber ef­fek­tiv (demo):


für die twit­ter-kom­mu­ni­ka­ti­on und die RSS-ge­ne­rie­rung nut­ze ich zwei php-klas­sen. ei­ner­seits die OAuth 1.0A li­bra­ry von @the­mat­thar­ris und den Uni­ver­sal Feed Ge­ne­ra­tor von anis ud­din ah­mad. das gan­ze pa­ket lässt sich hier run­ter­la­den, hier eine de­mo­aus­ga­be mei­ner tweets.


das al­les ist na­tür­lich lan­ge nicht per­fekt. der uni­ver­sal feed ge­ne­ra­tor ge­ne­riert der­zeit bei­spiels­wei­se kei­ne mehr­fa­chen RSS-ka­te­go­rien, so dass bei meh­re­ren hash­tags ei­nes tweets im­mer nur der letz­te als RSS-ka­te­go­rie im RSS-feed lan­det. ich hof­fe das die­ser feed-ge­ne­ra­tor das künf­tig bes­ser er­le­digt. caching wäre ir­gend­wann auch kei­ne schlech­te idee, um die twit­ter API nicht über ge­bühr zu stra­pa­zie­ren. eine zen­tra­le kon­fi­gu­ra­ti­on und eine fle­xi­bi­li­sie­rung, so dass ich mir alle mög­li­chen feeds mit dem script er­zeu­gen kann, nicht nur twit­ter-fa­vo­ri­ten und die ei­ge­nen tweets.


rüs­sels­heim ani­miert

felix schwenzel

ges­tern in rüs­sels­heim auf dem weg zum ho­tel ein foto gein­sta­grammt. alex­an­der svens­son ent­schul­dig­te sich, dass er nicht wi­der­ste­hen konn­te („scnr“) und ver­GIF­te das bild ganz wun­der­bar:

guten abend rüsselsheim

ix heu­te abend 18 uhr in rüs­sels­heim

felix schwenzel

heu­te abend, um 18 uhr hal­te ich mei­nen war­um-das-in­ter­net-scheis­se-ist-vor­trag in rüs­sels­heim, im selbst­lern­zen­trum, in der wal­ter-flex-stra­ße 60. dies­mal heisst der vor­trag al­ler­dings „heis­se luft im in­ter­net“.


de-mail hilft nicht ge­gen schlech­te wer­bung

felix schwenzel

vor 6 ta­gen habe ich von der te­le­kom ei­nen news­let­ter mit „me­di­en­in­for­ma­ti­on“ be­kom­men. die­sen news­let­ter be­kom­me ich seit ein paar mo­na­ten aus grün­den die mir un­be­kannt sind. da­drin stand un­ter an­de­rem:

Die De-Mail setzt sich wei­ter durch. Be­reits mehr als hun­dert Groß­kun­den möch­ten ihre Vor­tei­le nut­zen, zeit­rau­ben­de Ar­beits­schrit­te spa­ren und im End­ef­fekt den bun­des­deut­schen Bür­ge­rin­nen und Bür­gern das Le­ben be­que­mer ma­chen. Den Weg dort­hin be­schrei­ten so­wohl Städ­te und Kom­mu­nen wie Düs­sel­dorf und Bonn als auch bei­spiels­wei­se die Al­li­anz Deutsch­land AG, die LVM Ver­si­che­rung, TARG­OBANK so­wie die Volks- und Raiff­ei­sen­ban­ken im nord- und west­deut­schen Raum.

Der FC Bay­ern Mün­chen hat­te sich be­reits für die De-Mail ent­schie­den, jetzt setzt auch der Deut­sche Fuß­ball Bund (DFB) dar­auf.

dass sich die de-mail durch­setzt hat­te ich bis­her nicht mit­be­kom­men. vie­len dank als für die in­for­ma­ti­on, man lernt ja nie aus. ich habe mir dann mal die info-sei­te der te­le­kom zur de-mail an­ge­se­hen. dort er­fährt man bei­spiels­wei­se:

Für De-Mail gel­ten je­doch ganz kla­re ge­setz­li­che Vor­ga­ben, die die Nach­weis­bar­keit re­geln. Dazu ge­hört vor al­lem, dass sich alle Teil­neh­mer klar iden­ti­fi­zie­ren müs­sen.

in ei­nem vi­deo er­klärt mir ein ex­trem schlech­ter schau­spie­ler, dass das in­ter­net nicht wirk­lich si­cher sei: „da gibts so vie­le, die sich mit fal­schen iden­ti­tä­ten ins in­ter­net schlei­chen. […] und was ma­chen die? die grei­fen die pri­va­ten da­ten ab, mel­den sich dann un­ter fal­schen na­men an und sa­gen »ich bin dei­ne bank, über­weis mir 150 euro.«“ da­bei wa­ckelt er die gan­ze zeit mit dem kopf und lässt sich hin und wie­der von kin­dern in sei­nem re­de­fluss un­ter­bre­chen.

ich habe vor sechs ta­gen die ver­sen­der der te­le­kom „me­di­en­in­for­ma­ti­on“ ge­fragt, ob ih­nen die gran­dio­se iro­nie ih­rer de-mail-wer­be­kam­pa­gne be­wusst sei. mit ge­fak­ten men­schen na­men­lo­sen schau­spie­lern für ein pro­dukt zu wer­ben, mit dem iden­ti­tätdien­bstahl oder vor­gau­ke­lung frem­der iden­ti­tä­ten aus­ge­schlos­sen wer­den sol­len. ge­gen lü­gen an­wer­ben mit leu­ten, die so tun als sei­en sie et­was, was sie gar nicht sind. für au­then­ti­zi­tät wer­ben und da­für schau­spie­ler an­stel­len. gran­di­os.

wenn wer­bung so of­fen­sicht­lich lügt und sich selbst wi­der­spricht ist das ir­gend­wie eine er­fri­schend iro­ni­sche art der meta-kom­mu­ni­ka­ti­on durch die blu­me. mög­li­cher­wei­se also eine art ver­steck­ter bot­schaft der mar­ke­ting-ab­tei­lung an die men­schen im lan­de: „sor­ry, un­se­re chefs woll­ten dass wir die­ses nutz­lo­se und über­teu­er­te witz­pro­dukt be­wer­ben und wir konn­ten lei­der nicht nein sa­gen“. kann na­tür­lich auch ein coup der wer­be­agen­tur sein, die noch eine rech­nung mit der te­le­kom of­fen hat­te und sich so, dank der merk­be­freit­heit des te­le­kom-ma­nage­ments, bei der te­le­kom hin­ten­rum rä­chen woll­te.

ei­gent­lich fin­de ich die­se art der wer­bung ganz gross­ar­tig, auf eine meta-hin­ter­fot­zi­ge art und wei­se ehr­lich und de­fen­siv. das ist wie hack­fleisch­wer­bung die von ei­nem dres­sier­ten pferd ge­spro­chen wird („100% rind ver­trau­en sie mir!“). oder wer­bung für milch­pro­duk­te mit of­fen lak­to­se in­to­le­ran­ten men­schen („i’m lo­ving it, the far­ting“). wer­bung für le­ga­le down­loads mit trans­por­ta­blen ge­fäng­nis­zel­len. wurst­wer­bung mit niki lau­da.


die fra­ge ob die schau­spie­ler in der wer­bung wirk­lich de-mailer sind, hat mir die te­le­kom noch nicht be­ant­wor­tet. auch mei­ne fra­ge, ob die tat­sa­che dass der FC bay­ern mün­chen de-mail viel­leicht des­halb be­nutzt, weil er wer­be­part­ner der te­le­kom ist und nicht weil er ei­nen be­darf oder nut­zen da­von hat. ich fin­de das ent­täu­schend bis un­pro­fes­sio­nell. erst flu­tet man mich un­ge­fragt mit in­for­ma­tio­nen und wenn ich mal auf den wer­be­müll re­agie­re ist plötz­lich nie­mand zu­stän­dig.

[nach­trag 18.03.2013]
eben mit ei­nem spre­cher der te­le­kom te­le­fo­niert und fast alle mei­ne fra­gen be­ant­wor­tet be­kom­men, bis auf die, zu de­nen er kei­ne aus­s­kunft ge­ben durf­te oder woll­te. fra­gen de­ren ant­wor­ten den da­ten­schutz ver­let­zen, konn­te er na­tür­lich auch nicht be­ant­wor­ten. eben­so blie­ben fra­gen of­fen, zu de­nen die te­le­kom aus wett­be­werbs­grün­den nichts sagt. aber das ge­spräch war trotz­dem sehr in­for­ma­tiv und pro­fes­sio­nell. ich ver­su­che in den nächs­ten ta­gen noch­mal et­was kon­kre­te­res dazu nach­zu­tra­gen.


auf ei­enm an­de­ren bild auf der kam­pa­gnen-site ist je­mand ab­ge­bil­det der in der ge­brü­der grimm bi­blio­thek der hum­bold uni­ver­si­tät ber­lin sitzt und ein schild hält auf dem steht:

Ich bin De-Mailer.
Da­mit ich mei­ne Haus­ar­beit noch kurz vor knapp ver­schi­cken kann. Aber si­cher.

die Lis­te der part­ner (pri­vat­kun­den/wer ist schon da­bei?) um­fasst ne­ben ein paar ver­si­che­run­gen, ban­ken, ei­nen fer­tig­haus­her­stel­ler, ei­nen it-dienst­leis­ter und die lohn­di­rekt gmbh. auf der sei­te steht, das sei­en „alle De-Mail Part­ner“. ich fra­ge mich, an wen will der un­be­kann­te de-mailer aus der uni sei­ne haus­ar­beit schi­cken? an die ergo-ver­si­che­rung? an die tar­go-bank? vor al­lem: war­um?


jan fleisch­hau­er kor­ri­giert sei­ne quel­len lie­ber, als sie an­zu­ge­ben

felix schwenzel

jan fleisch­hau­er, letz­te wo­che auf spie­gel on­line:

Im SPIE­GEL gab es kürz­lich eine in­ter­es­san­te Gra­fik zu dem ers­ten Twit­ter­sturm, der die Se­xis­mus­de­bat­te in Gang setz­te und vie­len nun als Be­weis für die Be­deu­tung die­ser neu­en so­zia­len Be­we­gung gilt. Von den 80.000 Tweets, die in den ers­ten fünf Ta­gen ab­ge­setzt wur­den, wa­ren 30.000 Ret­weets, also Wei­ter­lei­tun­gen be­reits ge­sen­de­ter Mit­tei­lun­gen. Zu den am meis­ten wei­ter­ver­schick­ten Nach­rich­ten ge­hör­te der Spruch: "Mei­ne Frau woll­te auch et­was zu #auf­schrei twit­tern. Das W-Lan reicht aber nicht bis in die Kü­che."

in der ko­lum­ne be­leuch­tet er ei­nen in­ter­es­san­ten aspekt der #auf­schrei-de­bat­te, die fleisch­hau­er „die Se­xis­mus­de­bat­te“ nennt. er nennt das in­ter­net eine „Par­al­lel­welt“, in der be­kannt­heit eine re­la­ti­ve grös­se sei:

Hier zäh­len 7000 Fol­lower auf Twit­ter al­le­mal mehr als 4,5 Mil­lio­nen Zu­schau­er an ei­nem Sonn­tag­abend in der ARD. So funk­tio­niert der Hin­weis auf das Netz auch in je­der Re­dak­ti­ons­kon­fe­renz als Be­deu­tungs­nach­weis ers­ten Ran­ges. Mit dem Satz, dass dies aber in den so­zia­len Me­di­en ge­ra­de hef­tig dis­ku­tiert wer­de, lässt sich noch dem ab­sei­tigs­ten The­ma Dring­lich­keit ver­lei­hen.

das ist na­tür­lich et­was ganz neu­es. in der al­ten pa­ralell­welt, die der aso­zia­len klas­si­schen me­di­en, be­stan­den be­deu­tungs­nach­wei­se noch dar­in, dass an­de­re zei­tun­gen, bzw. ein paar ober­che­cker die für die­se zei­tun­gen schrie­ben, über ein the­ma be­rich­te­ten. dreis­sig, vier­zig leu­te, viel­leicht auch 100, die die obe­ren plät­zen der füh­ren­den ta­ges­zei­tun­gen be­fül­len durf­ten, ge­nüg­ten als be­deu­tungs­nach­weis in re­dak­ti­ons­kon­fe­ren­zen und par­la­men­ten.

dass mit pres­se­aus­wei­sen le­gi­ti­mier­te ober­che­cker jetzt nicht mehr die ein­zi­gen sind, die die­se de­bat­ten aus­lö­sen, füh­ren und mit ar­gu­men­ten fül­len kön­nen, scheint fleisch­hau­er sehr zu be­dau­ern. man hört ihn beim le­sen sei­ner ko­lum­ne bei­na­he mur­meln, „da könn­te ja je­der kom­men“.

die ge­ring­schät­zung von nor­mal­sterb­li­chen men­schen, die­sen fi­gu­ren, die frü­her le­dig­lich abo­ne­ments be­zahl­ten und wer­bung in re­le­van­ten me­di­en be­trach­te­ten, zieht sich kon­se­quent durch fleisch­hau­ers ar­gu­men­ta­ti­on. war­um dür­fen die­se un­qua­li­fi­zier­ten men­schen über­all mit­re­den? wie soll die­se per­son, die ge­ra­de mal 7000 fol­lower hat (wie fleisch­hau­er auch), ir­gend­wie für ei­nen füh­ren­den jour­na­lis­ten wie fleisch­hau­er re­le­vant sein, der schliess­lich schon das eine oder an­de­re mal mehr in talk­shows mit mil­lionnen zu­se­hern auf­ge­tre­ten ist?

ganz be­son­ders dumm fin­de ich jan fleisch­hau­ers stei­le the­se, dass die be­tei­li­gung „an den in Rede ste­hen­den De­bat­ten“ (im in­ter­net) so ge­ring sei, dass „die Zahl oft nicht ein­mal aus­reicht, um den bei her­kömm­li­chen Pro­tes­ten be­lieb­ten Platz vor dem Bran­den­bur­ger Tor zu fül­len“. das ist bei den de­bat­ten in talk­shows oder zei­tun­gen oder dem bun­des­tag na­tür­lich ganz an­ders. wenn so eine talk­run­de oder re­dak­ti­on auf den pa­ri­ser platz tritt, wirkt das ruck zuck wie ein os­ter­marsch zu zei­ten des NATO dop­pel­be­schlus­ses.

aber ei­gent­lich woll­te ich et­was ganz an­de­res sa­gen. ich kann mir sehr gut den­ken wel­che an­stren­gun­gen es be­deu­tet, wö­chent­lich eine ko­lum­ne zu schrei­ben und sich stun­den­lang mei­nun­gen aus der nase zu zie­hen und sa­chen die man vom hö­ren­sa­gen im lau­fe der wo­che mit­be­kom­men hat ent­spre­chend zu ver­wurs­ten. bei mei­nungs­star­ken stü­cken, bleibt für re­cher­che na­tür­lich we­nig zeit. wenn re­no­mier­te blät­ter wie die augs­bur­ger al­ge­mei­ne, die wal­tro­per-zei­tung, das pc-ma­ga­zin, die main­post, spie­gel-on­line, die taz oder die dpa ei­nen tweet als ei­nen der am häu­figs­ten¹ ret­wee­ten bei­trä­ge zur #auf­schrei-de­bat­te zi­tie­ren (ohne den tweet zu ver­lin­ken²), dann kann fleisch­hau­er — der sich „Jour­na­list und Au­tor“ nennt — das na­tür­lich auch. ein­fach ab­schrei­ben, ei­nen bin­de­strich zwi­schen w und lan ein­fü­gen, kei­nen link set­zen und auf gar kei­nen fall er­wäh­nen, dass der tweet von gal­len­bit­ter ge­ra­de mal 201 ret­weets er­zielt hat (stand 12.03.2013), weil sich das nicht gut ne­ben der zahl von „30.000 Ret­weets“ ma­chen wür­de:

Mein Frau woll­te auch et­was zu #auf­schrei twit­tern. Das WLAN reicht aber nicht bis in die Kü­che.

— gal­len­bit­ter (@gal­len­bit­ter) 27.01.2013

gal­len­bit­ters am meis­ten ret­weete­ter tweet lau­tet üb­ri­gens:

500 Gramm HA­RI­BO La­kritz-Schne­cken in­tus. Mor­gen ka­ck' ich mir ei­nen Satz Som­mer­rei­fen.

— gal­len­bit­ter (@gal­len­bit­ter) 22.02.2011

/via lu­kas hein­ser, ohne des­sen emp­feh­lung ich fleisch­hau­er wohl nicht ge­le­sen hät­te.


1)
dpa: „auf Platz sie­ben der häu­figs­ten Ret­weets
pc-ma­ga­zin: „Ei­ner der am häu­figs­ten wei­ter­ge­lei­te­ten Bei­trä­ge (Ret­weets)

2)
die augs­bur­ger-all­ge­mei­ne.de und die main­post.de nen­nen im­mer­hin den ur­he­ber @gal­len­bit­ter.


wie sich twit­ter mit der twit­ter-api 1.1 ein­igelt

felix schwenzel

so wie es aus­sieht funk­tio­niert ab mor­gen we­der black­bird­pie, noch das na­ti­ve oem­bedden von twit­ter-urls in word­press. dank twit­ters api1.1.

4.03.2013 8:25 via web Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@di­plix fe­lix schwen­zel

das war ein biss­chen vor­ei­lig. denn ent­ge­gen den ei­ge­nen an­kün­di­gun­gen hat twit­ter nun doch noch nicht der API 1.0 am 5. märz das licht aus­ge­schal­tet, son­dern führt vor der end­gül­ti­gen ab­schal­tung ir­gend­wann (twit­ter legt sich nicht auf ein da­tum fest) erst noch „black­out tests“ durch, twit­ter dazu:

What dates should I be awa­re of?

We will per­form the first of what we call "black­out tests" for API v1 on March 5th, 2013. We will not be per­ma­nent­ly shut­ting off API v1 on this date. […]

What are black­out tests?

The black­out tests, which will take place on dif­fe­rent days of the week and at va­ry­ing times of day, are meant to help you bet­ter un­der­stand the im­pact the re­ti­re­ment will have on your ap­pli­ca­ti­ons and users. API me­thods will tem­po­r­a­ri­ly re­spond to re­quests as if the re­ti­re­ment has al­re­a­dy hap­pen­ed -- with an HTTP 410 Gone.

On March 5th, 2013, from around 9:00am to 10:00am PST, we'll per­form the first of the­se tests, li­mi­t­ed only to un­au­then­ti­ca­ted re­quests. All un­au­then­ti­ca­ted re­quests du­ring that time win­dow will be re­spon­ded to with a HTTP 410 Gone. Be sure to fol­low @twit­ter­a­pi to re­cei­ve no­ti­ces be­fo­re, du­ring, and af­ter the black­out test.

soll­ten die plä­ne für die ab­schal­tung der API so um­ge­setzt wer­den wie ge­plant, be­deu­te­te das (un­ter vie­len an­de­rem) für word­press-plug­ins wie black­bird pie das ende. black­bird pie er­laubt es blog­ger in word­press ent­we­der mit ei­nem short­code oder ei­ner twit­ter-URL ei­nen tweet ein­zu­bet­ten:

dar­aus wird in etwa so­et­was:

new #word­press the­me from @theme­fo­rest for #ipad : "Mo­bi­li­ty Word­press The­me for Web and iPad" - http://ow.ly/1L0pN

14.05.2010 11:32 via Hoot­Suite Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@themer­gen­cy Brad Vin­cent

black­bird pie macht mir der tweet-ID (hier 13968912427) fol­gen­des:

word­press kann das seit ein paar ver­sio­nen auch na­tiv, also ohne den black­bird-pie-plug­in. aus ei­ner ein­zel­nen zei­le mit ei­ner twit­ter-URL baut word­press so­et­was:

new #word­press the­me from @theme­fo­rest for #ipad : "Mo­bi­li­ty Word­press The­me for Web and iPad" - http://ow.ly/1L0pN

— Brad Vin­cent (@themer­gen­cy) May 14, 2010

word­press macht da­für fol­gen­des:

mit der twit­ter API 1.1 än­dert sich an den API-ab­fra­gen ein ent­schei­den­des de­tail. die an­fra­ge muss au­then­ti­fi­ziert sein. ein­fach, könn­te man den­ken, je­der hat ja ein twit­ter ac­count, dann au­then­ti­fi­zie­re ich mich halt. nur lei­der fragt man ja nicht selbst die API ab, son­dern word­press oder die web-app die man zum ins in­ter­net schrei­ben be­nutzt. da­mit die sich au­then­ti­fi­zie­ren kann, muss man erst mit sei­nem twit­ter ac­count eine twit­ter app er­stel­len:

  • man geht zu dev.twit­ter.com/apps
  • dort er­stellt man eine neue ap­pli­ka­ti­on
  • und wenn man den na­men der app, die be­schrei­bung und web­site mit der man die app nut­zen will ein­ge­ge­ben hat, die nut­zungs­be­din­gun­gen ab­ge­nicjt hat und ein captcha ge­löst hat,
  • kann man sich die „OAuth set­tings“ er­stel­len las­sen. die be­stehen aus ei­nem „Con­su­mer key“ und ei­nem „Con­su­mer se­cret“
  • aus­ser­dem muss man dann ein „oAuth to­ken“ er­stel­len, dass aus ei­nem „Ac­cess to­ken“ und ei­nem „Ac­cess to­ken se­cret“ be­steht.

mit die­sen da­ten kann sich dann die web­app (das blog, der plug­in) ge­gen­über twit­ter au­then­ti­fi­zie­ren. ei­ni­ge word­press-twit­ter-plug­ins oder web­ap­ps kön­nen das be­reits und mit ei­ner php oAuth-li­bra­ry kann man das mit ein paar PHP kennt­nis­sen auch selbst nach­rüs­ten. ich habe das in mei­ne black­bird pie im­ple­men­tie­rung die ich für mei­ne mo­nat­li­chen twit­ter-lieb­lin­ge be­nut­ze kürz­lich ge­macht. mei­ne mo­nat­li­chen twit­ter­lieb­lin­ge wer­den also noch eine wei­le so aus­se­hen kön­nen wie sie aus­se­hen (ich nut­ze aber auch kein word­press hier). für den black­bird-pie-plug­in selbst hat das noch nie­mand ge­macht, der wur­de seit über ei­nem jahr nicht mehr ak­tua­li­siert.

es gibt auch noch eine wei­te­re hür­de die twit­ter sei­nen nut­zern (bzw. ent­wick­lern) in den weg ge­legt hat: die twit­ter „De­ve­lo­per Dis­play Re­qui­re­ments“.

in den „Dis­play Re­qui­re­ments“ ist be­stimmt wie ein tweet aus­zu­se­hen hat. zum bei­spiel soll im­mer das pro­fil­bild an­ge­zeigt wer­den, der be­nut­zer­na­me muss zu­erst an­ge­zeigt wer­den, dann der @twit­ter­na­me. black­bird pie macht das an­ders­rum, so wie twit­ter das auch vor ei­ni­gen jah­ren noch ge­macht hat. aus­ser­dem fin­det twit­ter, dass der be­nut­zer­na­me über dem ei­gent­li­chen tweet an­ge­zeigt wer­den muss. das macht black­bird pie auch um­ge­kehrt. black­bird pie tweets wie der ganz oben, sind also aus der sicht von twit­ter il­le­gal. theo­re­tisch kann das dazu füh­ren, dass twit­ter die app und die au­then­ti­fi­zie­rung sperrt und man dann wie­der auf dem tro­cke­nen sitzt.

frank west­phal hat aus furcht vor kon­se­quen­zen die dar­stel­lung von tweets auf riv­va ent­spre­chend an­ge­passt. das sieht jetzt ziem­lich ver­hunzt aus. zum bei­spiel: riv­va.de/188861715

an­de­rer­seits kann man das auch ver­ste­hen. twit­ter will kon­trol­le über die dar­stel­lung von tweets ha­ben und sieht mit dem kon­trol­lier­ten zu­gang zum API eine mög­lich­keit dazu. völ­lig ab­surd ist aber die ver­ram­me­lung des oEm­bed-zu­gangs­punk­tes. hier fra­gen word­press und an­de­re sys­te­me ja nach der von twit­ter sank­tio­nier­ten, ge­for­der­ten und ge­för­der­ten tweet-dar­stel­lung. word­press merkt: oh ich habe hier ei­nen tweet und fragt twit­ter: „wie soll ich den dar­stel­len?“. das geht per oEm­bed idio­ten­si­cher und ein­fach — ohne jede wei­te­re kon­fi­gu­ra­ti­on die der nut­zer vor­neh­men muss.

im­mer­hin scheint twit­ter hier ein ein­se­hen zu ha­ben. in ei­nem ti­cket zur dro­hen­den ver­ram­me­lung des twit­ter-oEm­bed-zu­gangs be­rich­tet ein word­press-ent­wick­ler, dass twit­ter ei­nen rück­zie­hen beim the­ma au­then­ti­fi­zier­tes oEm­bed zu ma­chen scheint:

In­iti­al re­spon­se from Twit­ter is that "the end­point will con­ti­nue to ope­ra­te un­au­then­ti­ca­ted, as-is the spi­rit of oEm­bed." Still try­ing to con­firm whe­ther that me­ans 1.0's oEm­bed end­point will re­main in ope­ra­ti­on past the 1.0 shut­down, if 1.1's oEm­bed end­point will be ch­an­ged to be en­ti­re­ly un­au­then­ti­ca­ted, or both. Eit­her way, we'­re in the clear in terms of not nee­ding to im­ple­ment so­me­thing new.

die­ses in­ne­hal­ten beim the­ma oEm­bed ist ei­ner­seits be­ru­hi­gend, an­de­rer­seits er­schre­ckend, wie kurz­sich­tig und rück­sichts­los twit­ter beim durch­peit­schen sei­ner API 1.1 vor­geht. be­nut­zer­freund­lich und in­no­va­ti­ons­för­dernd ist das al­les nicht.

im­mer­hin gibts ja noch die me­tho­de grö­ner lieb­lings­t­weets zu ver­blog­gen. mit screen­shots.


kaf­fee­häu­ser

felix schwenzel

vor (sehr) vie­len jah­ren träum­te ich da­von ein­mal ein kaf­fee­haus zu be­trei­ben. es war kein son­der­lich rea­lis­ti­scher wunsch, son­dern eine ei­gen­tüm­li­che fas­zi­na­ti­on die ich mit ei­nem et­was idea­li­sier­ten bild von kaf­fee­häu­sern ver­band. das eine bild das mir nicht aus dem kopf ging war ein ty­pi­sches fran­szö­si­sches café in dem man mor­gens im son­nen­schein an ei­nem klei­nen bis­tro­tisch sass, milch­kaf­fee trank und ein scho­ko­crois­sant ass. milch­kaf­fee schmeckt nir­gend­wo so gut wie im frü­hen son­nen­schein an ei­nem bis­tro­tisch un­ter ei­ner grü­nen mar­ki­se.

die­se er­in­ne­rung muss sich vor un­ge­fähr 25 jah­ren wäh­rend mei­ner ers­ten in­ter­rail-rei­se in ar­cachon in mein ge­däch­nis ein­ge­brannt ha­ben. ver­mut­lich hat­ten wir vor­her im schlaf­sack auf ei­ner düne am strand ge­schla­fen, was den ge­schmack des milch­kaf­fees im son­nen­schein vor dem café wahr­schein­lich noch­mal ver­bes­sert hat.

an­de­re er­in­ne­run­gen die ich nicht mehr aus mei­nem ge­däch­nis be­kom­me sind die an wie­ner kaf­fee­häu­ser. auch dort war es wahr­schein­lich nicht so sehr der ge­schmack des kaf­fees, son­dern das am­bi­en­te, die ei­gen­tüm­lich alt­mo­di­sche art be­dient zu wer­den und die gleich­zei­tig­keit von oh­ren­be­täu­ben­dem lärm von ge­schirr, stim­men­ge­wirr, mu­sik und ab­so­lu­ter ruhe. eine ruhe die ein­kehrt, wenn ei­nen lärm, mit dem man nichts di­rekt zu tun hat und der laut, aber nicht wirk­lich stö­rend ist, wie wat­te ver­packt und zu ei­ner in­ne­ren ruhe führt, die ich nur aus ca­fés oder kaf­fee­häu­sern ken­ne.

na­tür­lich wuss­te ich im­mer, dass ei­nen kaf­fee­haus­be­trei­ber die­se ruhe nicht un­be­dingt so er­fasst, wie sie die gäs­te er­fas­sen kann. im ge­gen­teil, ein café zu be­trei­ben ist wahr­schein­lich ein ziem­lich stres­si­ger job, wes­halb ich wohl auch nie ein café er­öff­net habe.

aber kaf­fee­häu­ser ha­ben noch eine an­de­re ei­gen­schaft die mich vom ers­ten be­such an fas­zi­niert hat; sie sind das na­tür­li­che ha­bi­tat von in­tel­lek­tu­el­len. zu­min­dest emp­fand ich das da­mals so. ein blick in die ge­schichts­bü­cher wi­ki­pe­dia be­stä­tigt mei­ne ver­mu­tung al­ler­dings:

Un­ter an­de­rem Ha­ber­mas be­tont in sei­nem Werk Struk­tur­wan­del der Öf­fent­lich­keit die Funk­ti­on der Kaf­fee­häu­ser als wich­ti­gen Be­reich der öf­fent­li­chen Sphä­re, durch die sich eine bür­ger­li­che Öf­fent­lich­keit eta­blie­ren konn­te.

Aber nicht nur die Ge­schäfts­leu­te hat­ten ihre Kaf­fee­häu­ser, es gab eben­so Stamm­ca­fés für Li­te­ra­ten (etwa das be­rühm­te „Will’s“, in dem John Dry­den Hof hielt, auch Alex­an­der Pope ver­kehr­te hier, oder das „Smyr­na“, das Jo­na­than Swift und Da­ni­el De­foe zu sei­nen Gäs­ten zähl­te), für Ge­lehr­te („The Gre­ci­an“), Ju­ris­ten und Spie­ler. Kenn­zeich­nend für Kaf­fee­haus­ge­sell­schaf­ten war die Über­win­dung von Stan­des­dün­kel – hier sa­ßen ein­fa­che Leu­te und Ad­li­ge am sel­ben Tisch zu­sam­men und re­de­ten über die Welt­la­ge im All­ge­mei­nen und ihre Ge­schäf­te im Be­son­de­ren.

wi­ki­pe­dia.org

im oben ver­link­ten ar­ti­kel heisst es dann wei­ter, dass kaf­fee­häu­ser auch „der Ur­sprung des Post­we­sens“ ge­we­sen sei­en und „hin­sicht­lich der Ent­wick­lung der Zei­tung“ eine be­deu­te­ten­de rol­le ge­spielt hät­ten.

dass in mo­der­nen kaf­fee­häu­sern ta­ges­zei­tun­gen und zeit­schrif­ten für die gäs­te aus­la­gen, war zen­tra­ler be­stand­teil mei­ner ju­gend­phan­ta­sie. wie gross­ar­tig das wäre, ein café zu be­trei­ben, in dem alle mög­li­chen zei­tun­gen aus al­ler welt aus­la­gen. wäre ich kaf­fee­haus­be­trei­ber ge­wor­den, wäre die zei­tungs­aus­wahl si­cher­lich sehr ex­qui­sit ge­we­sen, wahr­schein­lich er­le­se­ner als die kaf­fee­qua­li­tät oder der ser­vice.

zei­tun­gen sind, wie bü­cher, guck­lö­cher in die welt. man konn­te mit ih­nen, da­mals vor 20 jah­ren, selbst mit kä­se­blät­tern wie den aa­che­ner nach­rich­ten, in die gros­se wei­te welt schau­en. oder im ur­laub zu­rück in die hei­mat bli­cken. zei­tun­gen wur­den auch da­mals schon zum ver­pa­cken von fisch oder por­zel­lan be­nutzt, aber trotz­dem wa­ren sie da­mals wert­voll. weil sie der bei­na­he ein­zi­ge weg wa­ren auf ei­ni­ger­mas­sen ver­nünf­ti­ge und re­flek­tier­te art und wei­se in die welt zu schau­en, oder ei­nen blick in die ma­schi­nen­räu­me zu wer­fen, die die welt am lau­fen hiel­ten.

mein kaf­fee­haus­traum stirbt seit ei­ni­gen jah­ren, ge­nau­so wie die zei­tun­gen ster­ben. vor zwan­zig jah­ren habe ich ge­le­gent­lich noch 10 oder zwan­zig mark für eine ein paar tage alte aus­ga­be der new york times be­zahlt. vor 16 jah­ren habe ich mehr­fach 20 oder 30 mark für eine aus­ga­be der wired be­zahlt. seit ein paar jah­ren ma­che ich das nicht mehr — oder kaum noch. ers­tens gibt es in­ter­na­tio­na­le ma­ga­zi­ne und zei­tun­gen ziem­lich ak­tu­ell und güns­tig auch über­all in deutsch­land am ki­osk und zwei­tens das in­ter­net.

und das in­ter­net ist ge­nau das ge­wor­den, was ich mir da­mals als idea­les kaf­fee­haus vor­ge­stellt habe. zeit­schrif­ten und zei­tun­gen aus al­ler welt hän­gen kos­ten­los rum, über­all sit­zen in­tel­lek­tu­el­le, es herrscht lärm und rau­schen — und doch fin­det man hier sei­ne in­ne­re ruhe (bei­spiels­wei­se wenn man ins in­ter­net rein­schreibt). das in­ter­net ist ein wich­ti­ger be­reich der öf­fent­li­chen sphä­re, in dem sich der­zeit eine neue öf­fent­lich­keit eta­bliert. li­te­ra­ten und ko­lum­nis­ten hal­ten im in­ter­net hof, sind an­sprech­bar und man re­det über die welt­la­ge und ge­schäf­te. auch das post­we­sen hat sich im in­ter­net neu er­fun­den und es hat be­deu­ten­den ein­fluss auf neue for­men des jour­na­lis­mus.

viel­leicht ist die­se web­site ge­nau die er­fül­lung mei­nes al­ten traums, nicht nur mein di­gi­ta­les zu­hau­se (oder hei­mat), son­dern mein klei­nes kaf­fee­haus. nicht be­son­ders gross oder irre fre­quen­tiert, aber meins, so ein­ge­rich­tet wie ich es mag, ein biss­chen ge­müt­lich und durch­ge­hend of­fen für gäs­te, die manch­mal so­gar was in die kaf­fee­kas­se wer­fen. zei­tun­gen ver­öf­fent­li­chun­gen aus al­ler welt lie­gen für alle be­su­cher kos­ten­los aus, teil­wei­se so­gar mit emp­feh­lun­gen vom wirt.

an­de­rer­seits gibts im in­ter­net kei­nen ku­chen und kei­ne wie­ner me­lan­ge.


[nach­trag 25.02.2013]
sehr schö­ner ar­ti­kel in der zeit: you­tube als sa­lon des 21. jahr­hun­derts. der ar­ti­kel ist auch gut für mu­sik­muf­fel wie mich les­bar. /via ma­xi­mi­li­an bud­den­bohm


sehr ori­gi­nell!

felix schwenzel

man­che ideen lie­gen auf der stras­se. oder in der luft. nach­dem ich kürz­lich die­sen film aus der sen­dung mit der maus ge­se­hen habe, in dem es um die funk­ti­ons­wei­se von zy­lin­der­schlös­sern geht, hat­te ich das star­ke be­dürf­nis et­was über lock­pi­cking (war­um gibts da­für ei­gent­lich kein deut­sches wort? schloss­kna­cken ist zu de­struk­tiv, diet­ri­chen zu gest­rig, schloss­öff­nen zu schlüs­sel­ig) zu ler­nen.

auf you­tube kann man sich schnell ei­nen über­blick ver­schaf­fen wie man mit ei­nem span­ner und klei­nen zahn- oder ha­ken­be­wehr­ten stif­ten fast je­des zy­lin­der­schloss öff­nen kann. wenn ich das im fern­seh­kri­mis ge­se­hen habe hielt ich die ein­fach­heit die­ses vor­gangs im­mer für völ­lig un­rea­lis­tisch. wenn man die tech­nik hin­ter dem lock­pi­cking aber ein paar­mal per vi­deo de­mons­triert be­kom­men hat, wird ei­nem angst und ban­ge, was für ein witz zy­lin­der­schlös­ser sind. da kann man die tür auch gleich of­fen ste­hen las­sen.

zu­min­dest fiel mir dann beim du­schen und beim nach­den­ken dar­über, dass ich das auch mal ger­ne ler­nen wür­de, ein, dass ich das ja mal mit un­se­rem kel­ler­vor­hän­ge­schloss pro­bie­ren könn­te. und beim nach­den­ken über vor­hän­ge­schlös­ser fie­len mir die „lie­bes­schlös­ser“ die über­all in ham­burg und ber­lin rum­hän­gen ein. ich fand die idee wit­zig, die schlös­ser mal test­wei­se zu öff­nen und neu zu hän­gen und ar­ran­gie­ren.

und dann les ix eben in die­sem in­ter­net, dass die­se idee von mir kei­nes­falls ori­gi­nell ist:

Die Ber­li­ner Künst­le­rin Mey Lean Kro­ne­mann knackt Lie­bes­schlös­ser – ohne sie zu be­schä­di­gen und ar­ran­giert sie da­nach neu.
— re­bel­art.net: Mey Lean Kro­ne­mann: „Love­pi­cking“

ob­wohl man­geln­de ori­gi­na­li­tät hat mich ja bis­her auch nicht dar­an ge­hin­dert, din­ge trotz­dem zu tun.


wem fällt ein deut­sches wort für „lock­pi­cking“ ein? wir­res.net/ar­tic­le/ar­ticl…

— fe­lix schwen­zel (@di­plix) 16.02.2013

@di­plix Schloß­sto­chern.

— Tim T— (@tte­pas­se) 16.02.2013

@di­plix Also, 'no­se pi­ckin­g' heißt ja 'Na­se po­peln'...

— Ahoi Pol­loi (@ahoi_pol­loi) 16.02.2013

@di­plix wur­de das nicht mal "Schließ­sport" / "Sperr­tech­nik­sport" ge­nannt?

— An­dre­as Brauk­mann (@think­slow­ly) 16.02.2013

@di­plix ich habe mal über ei­nen Ver­ein re­por­tiert, die hie­ßen Sport­freun­de der Sperr­tech­nik.

— Mi­ch­a­lis Pan­te­lou­ris (@Mi­ch­Pant) 16.02.2013

.@jan­g­re­we schliess­sport hört sich für mich ein biss­chen so an, als sei es eine art schliess­mus­kel-trai­ning.

— fe­lix schwen­zel (@di­plix) 17.02.2013


ne neue arm­band­uhr?

felix schwenzel

zu­letzt habe ich hier et­was über eine an­geb­lich ge­plan­te neue arm­band­uhr von ap­ple ge­le­sen. die tech­nik-blogs sind voll mit die­sem ge­rücht.

mir ist ein ding was man sich um den arm schnal­len kann ei­gent­lich egal. mir ist auch (noch) das ipad egal, so wie mir lan­ge das mac­book air egal war (zu teu­er, zu be­schränkt) und das ipho­ne (lan­ge zeit kein UMTS, kein te­the­ring). mitt­ler­wei­le ist mir we­der das ipho­ne, noch das mac­book air egal, wohl aber ar­band­uh­ren, die ich seit min­des­tens 20 jah­ren nicht mehr tra­ge.

trotz­dem den­ke ich ge­ra­de drü­ber nach was an so ei­ner arm­band­uhr dran sein könn­te, dass alle so auf­ge­regt sind. ich glau­be ja, dass das wirk­lich bahn­bre­chen­de am ipho­ne an smart­fo­nes die sen­so­ren sind. ein mo­der­nes smart­fo­ne hat nicht nur hy­per­sen­si­ble be­rüh­rungs­sen­so­ren die völ­lig neue be­nut­zer­schnitt­stel­len, in­ter­ak­ti­ons­mög­lich­kei­ten und be­die­nungs­me­ta­phern er­mög­li­chen, son­dern so ein smart­fo­ne kennt auch sei­ne ge­nau lage im raum. nicht nur den ort, auch die rich­tung in die es zeigt, ob es sich be­wegt oder ro­tiert oder be­schleu­nigt, wie hell es ist, wel­che ge­räu­sche es um­ge­ben — und ein bild kann es sich ei­gent­lich auch je­der­zeit von sei­ner um­ge­bung ma­chen.

die­se po­ten­zia­le wer­den be­reits kräf­tig für smart­fo­ne-an­wen­dun­gen ge­nutzt, die man sich vor­her schwer für ein „te­le­fon“ hät­te vor­stel­len kön­nen. es gibt apps die tief­schlaf­pha­sen mes­sen, wenn man das te­le­fon auf der ma­tra­ze pla­ziert¹, man kann spie­le steu­ern in­dem man das te­le­fon neigt oder be­wegt, wenn man das te­le­fon auf den him­mel rich­tet kann man die ster­ne bei ta­ges­licht se­hen oder flug­zeu­ge hin­ter wol­ken.

und dann muss­te ich mir eben vor­stel­len, was pas­sie­ren könn­te, wenn man sich ein smart­fo­ne an den arm schnallt und die be­we­gungs­sen­so­ren ge­schickt aus­wer­tet:

  • man könn­te fo­tos schies­sen, in­dem man den arm aus­streckt und mit dem fin­ger schnippt
  • man könn­te be­we­gun­gen wie ein kung-fu-kämp­fer ma­chen und da­bei ge­räu­sche wie kunf-fu-kämp­fer in fil­men von sich ge­ben (wisch, zu­sch, wusch)
  • man könn­te te­le­fon­ge­sprä­che an­neh­men, in­dem man den sein ohr­läpp­chen an­fasst
  • in dem mo­ment wo man sei­ne lin­ke hand an den mund führt, wür­de ei­nem siri zu­hö­ren
  • man könn­te ein fra­ge­zei­chen in die luft ma­len und siri sagt ei­nem wo man ge­ra­de ist
  • im na­vi­ga­ti­ons­mo­dus könn­ten vi­bra­tio­nen an der je­wei­li­gen arm­sei­te si­gna­li­sie­ren, ob man in die fal­sche rich­tung läuft (so wie lenk­rä­der in ober­klas­se­au­tos vi­brie­ren wenn man zu weit recht oder links fährt)
  • das ding am arm könn­te be­mer­ken wenn man je­man­dem die hand schüt­telt und ver­su­chen zum ding am arm des ge­gen­übers kon­takt auf­zu­neh­men
  • es könn­te er­ken­nen ob man buch­sta­ben mit dem fin­ger auf eine ober­flä­che zeich­net
  • eine über­wa­chung der kör­per­tem­pe­ra­tur, des blut­drucks, der schlaf- und ak­ti­vi­täts­pha­se wäre lü­cken­los mög­lich. es soll ja ei­ni­ge leu­te ge­ben die sich ger­ne selbst quan­ti­fi­zie­ren.
  • nicht nur ste­phen wolf­ram könn­te je­den sei­ner schrit­te zäh­len, das ding an der hand wäre auch ein pe­do­me­ter für je­der­mann, dass auch gleich­zei­tig jede art von sport­li­cher be­tä­ti­gung er­ken­nen und auf­zeich­nen könn­te

wenn ap­ple ei­nen com­pu­ter zum an den arm schnal­len ver­kau­fen wür­de, dann wäre „uhr“ oder „smart­watch“ si­cher nicht die rich­ti­ge be­zeich­nung. das ding wäre eher ein per­sön­li­cher sen­sor, der na­tür­lich auch die po­si­ti­on, uhr­zeit oder das wet­ter an­zei­gen könn­te. aber die haupt­auf­ga­be die­ses ge­räts wäre es, per­sön­li­che da­ten zu sam­meln und eine mensch-com­pu­ter kom­mu­ni­ka­ti­on zu er­mög­li­chen, bei der sich der com­pu­ter wie ein kör­per­or­gan an­fühlt. könn­te aber na­tür­lich auch ganz an­ders kom­men.


1) ich hab da­mit auf­ge­hört als ich mein ipho­ne im schlaf aus dem bett warf und da­nach eine 4 stün­di­ge wach­pha­se mit­ten in der nacht hat­te.


ralf hop­pe ist ir­gend­was pein­lich

felix schwenzel

der sei­ten­ti­tel des neu­es­ten spie­gel-blog-ar­ti­kels lau­tet: „Ralf Hop­pe über Ge­nau­ig­keit im Jour­na­lis­mus und sei­ne Is­land-Re­cher­che“. lei­der geht es ge­nau dar­um in hop­pes ar­ti­kel, in dem er auf eine re­cher­che¹ von alex­an­der svens­son re­agiert (üb­ri­gens ziem­lich un­ge­nau auf die wort­feld-start­sei­te ver­linkt), gar nicht. es geht um die re­la­ti­vie­rung von hop­pes un­ge­nau­ig­keit und den hin­weis, dass es ei­gent­lich um et­was ganz an­de­res geht.

hop­pe schreibt:

Mei­ne Ge­sprächs­part­ner er­zähl­ten mir in gro­ßer Über­ein­stim­mung, wie wich­tig und gleich­zei­tig schwie­rig es sei, in die­ser Kri­sen­si­tua­ti­on an sta­bi­le In­for­ma­tio­nen zu ge­lan­gen. Das Feh­len ver­läss­li­cher Quel­len wur­de als gro­ßes Man­ko er­lebt. Da ich kein Is­län­disch spre­che oder lese, kann ich die Qua­li­tät der tra­di­tio­nel­len Me­di­en, Zei­tun­gen, Rund­funk, nicht be­ur­tei­len.

im spie­gel schrob er al­ler­dings, als kön­ne er es be­ur­tei­len:

In Is­land war man sehr stolz dar­auf, eine ver­netz­te, blog­gen­de Ge­sell­schaft ge­wor­den zu sein, die alt­her­ge­brach­ten Me­di­en fris­te­ten ihr Da­sein, stau­bi­ge Staats-Rund­funk­sen­der, von Un­to­ten be­wohnt, skl­ero­ti­sche Zei­tun­gen.

egal. was mich be­ein­druckt, ist wie er ein „Ge­rücht“ auf­griff und da­mit sei­ne ge­schich­te zu un­ter­mau­ern ver­such­te:

Ich konn­te aber, ent­spre­chend mei­ner Rol­le als Re­por­ter, Fra­gen stel­len. […] Bei die­ser Ge­le­gen­heit er­fuhr ich von je­nem Ge­rücht: Re­gie­rung und Ban­ker woll­ten die Gold­schät­ze au­ßer Lan­des brin­gen, Start­bahn oder Flug­ha­fen müss­ten blo­ckiert wer­den. Ich nahm mir ein Taxi und fuhr zum Flug­ha­fen. Dort traf ich Is­län­der, die dort stan­den, weil sie ver­hin­dern woll­ten, dass die Re­gie­rung ir­gend­wel­che Schät­ze au­ßer Lan­des fliegt. Sie wa­ren da, um die Start­bahn zu blo­ckie­ren, sie stan­den vor dem Flug­ha­fen. Der Abend blieb mir in Er­in­ne­rung, denn die Leu­te schie­nen mir ir­gend­wie ty­pisch in ih­rer ge­reiz­ten Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit. Ich sprach mit ei­ni­gen von ih­nen, stand eine Wei­le frie­rend her­um und fuhr dann wie­der zu­rück ins Ho­tel. Dass sie ihr Vor­ha­ben nicht um­ge­setzt ha­ben, ist mir in­zwi­schen klar ge­wor­den. Um so pein­li­cher, dass mir so ein Feh­ler in ei­nem Text pas­siert, der sich mit der Ge­nau­ig­keit von jour­na­lis­ti­scher Ar­beit be­schäf­tigt.

sel­ten habe ich eine so trot­zi­ge ent­schul­di­gung ge­le­sen. ge­nau­ge­nom­men ist es ja auch gar kei­ne kei­ne ent­schul­di­gung, son­dern wahr­schein­lich selbst­mit­leid. selbst­mit­leid ei­nes of­fen­bar manch­mal un­ge­nau ar­bei­ten­den jour­na­lis­ten, der sich ger­ne als präz­sise und ver­läss­lich ar­bei­ten­den jour­na­lis­ten dar­stel­len wür­de und die­sen ruf nun vor da­her­ge­lau­fe­nen, auf­ge­bla­se­nen po­pan­zen ver­tei­di­gen soll. ihm ist das jetzt pein­lich, nicht etwa, als er es un­ge­prüft aus sei­ner er­in­ne­rung hin­schrob. hop­pe ent­schul­digt sich nicht für die­sen „Feh­ler“, son­dern er er­klärt: die ge­schich­te sei in ei­nem for­mat er­schie­nen, in dem spie­gel-jour­na­lis­ten „per­sön­li­che Ge­schich­ten er­zäh­len, ei­ge­ne Er­fah­run­gen und Be­ob­ach­tun­gen.“ lo­gisch, wer ei­nen text liest der per­sön­li­che er­fah­run­gen und be­ob­ach­tun­gen er­zählt, muss doch qua­si mit un­ge­nau­ig­kei­ten und klei­nen feh­lern rech­nen. tz. ma­chen die­se blog­ger doch auch alle.

aus­ser­dem sei das das was alex­an­der svens­son da be­han­delt gar nicht re­le­vant, er­klärt er den spie­gel-blog le­sern, wich­tig sei et­was ganz an­de­res: es geht um die

durch das Netz und die so­zia­len Me­di­en be­för­der­te Nei­gung, sich schnell, aber ober­fläch­lich zu em­pö­ren, ir­gend­was zu li­ken oder eben je­man­den als Lüg­ner und Arsch­loch ab­zu­stem­peln.

und da­mit es auch das hin­ter­letz­te in­ter­net-arsch­loch ver­steht, er­klärt er es noch­mal für doo­fe:

Was ma­chen die so­zia­len Me­di­en mit der Ge­ne­ra­ti­on der Jun­gen? Wie mo­del­liert das Netz ihre Kom­mu­ni­ka­ti­on, ihr Den­ken, Füh­len? Das ist, so habe ich es je­den­falls be­ab­sich­tigt, das ei­gent­lich wich­ti­ge The­ma der Ko­lum­ne.

ich wür­de mich mal über eine ko­lum­ne freu­en in der be­leuch­tet wird, wel­che nei­gun­gen der nie­der­gang ei­ner einst irre reich­wei­ten­star­ken, re­le­van­ten und bei­na­he all­mäch­ti­gen re­dak­ti­on, bei ih­ren selbst­ver­lieb­ten mit­glie­dern be­för­dert. wie re­agie­ren leu­te, de­ren ex­klu­si­ves pri­vi­leg es einst war, leu­te hoch- oder nie­der­zu­schrei­ben, kam­pa­gnen zu fah­ren, skan­da­le zu ent­fa­chen und an­de­re men­schen als lüg­ner zu ent­lar­ven, wenn sie nicht mehr die ein­zi­gen sind die es kön­nen? wie mo­del­liert ein sol­cher ver­lust ihre kom­mu­ni­ka­ti­on, ihr den­ken, füh­len?

hier kann man es nach­le­sen.


1) in alex­an­der svens­sons re­cher­che en­steht der ein­druck, dass ralf hop­pe sich eine ge­schich­te aus­ge­dacht hat, um den man­gel an „gu­ten Jour­na­lis­ten“ in is­land zu il­lus­trie­ren (ix schrob mehr­fach drü­ber, hier und hier und auch hier).


her­vor­he­bun­gen in den zi­ta­ten von mir. die an­de­ren her­vor­he­bun­gen sind auch von mir.


dirk von geh­len sieht das viel mil­der als ich.


blas­ser blau­er punkt (pa­thos am diens­tag)

felix schwenzel


/ the­cu­riou­s­as­tro­no­mer.word­press.com


[nach­trag 10:08 uhr]
via paul der text von carl sa­gan als co­mic .


mein vor­trags­vor­schlag für die rp13

felix schwenzel

ende ja­nu­ar habe ich den ruf nach pa­pie­ren der re­pu­bli­ca 13 be­ant­wor­tet und fol­gen­de ses­si­on vor­ge­schla­gen:

10 Vor­schlä­ge um die Welt zu ver­bes­sern

Mo­liè­re liess in sei­ner Ko­mö­die „Der Men­schen­feind“ den ein­zi­gen Freund von Al­ces­te (dem Men­schen­feind) sa­gen: „Welt­ver­bes­se­rung, das ist ein Ziel, für das nur Tore sich be­geis­tern.“ Ge­treu diesm Mot­to will ich mich min­des­tens 30 Mi­nu­ten vor Pu­bli­kum für Welt­ver­bes­se­rung be­geis­tern und 10 kon­kre­te Vor­schlä­ge oder Wege zei­gen, mit de­nen man sich zum Tor ma­chen kann und Mis­ath­ro­pen in die Schran­ken wei­sen kann. Über das In­ter­net wer­de ich nur am Ran­de spre­chen.

nach­dem ich 2010 fest­ge­stellt habe, dass die welt scheis­se ist, habe ich mich in den fol­gen­den jah­ren in­ten­siv mit pla­ti­tü­den be­schäf­tigt: 2011 habe ich bei­spiels­wei­se fest­ge­stellt, dass die „Zu­kunft [das] ist, was wir aus der Ge­gen­wart ma­chen“ und 2012, dass das in­ter­net und die welt aus men­schen be­stehen und real sind.

ne­ben der tat­sa­che, dass ich mir das the­ma für den ses­si­on-vor­schlag die­ses jahr aus­ge­dacht habe, ge­fällt mir an dem the­ma, dass es et­was of­fe­ner für re­cher­che ist, dass es also um ein the­ma geht, von dem ich über­haupt kei­ne ah­nung habe.

zu dem the­ma kann man si­cher sehr aus­gie­big und sehr sub­jek­tiv rumm­ei­nen, aber ich hof­fe mich mit die­sem the­ma, soll­te es an­ge­nom­men wer­den, in zug­zwang zu brin­gen: ich wür­de ger­ne ech­te an­sät­ze für welt­ver­bes­se­rung fin­den, men­schen fin­den, die ex­pli­zit ver­su­chen, die welt oder tei­le der welt in ord­nung zu brin­gen. ein biss­chen möch­te ich das in eine rich­tung brin­gen, die ich bei sa­rah lacy 2011 auf der next-kon­fe­renz be­ob­ach­tet habe: von din­gen be­rich­ten, die men­schen un­ter­neh­men um an­de­ren zu hel­fen. frei von pa­thos, aber nicht frei von fas­zi­na­ti­on. ich fürch­te und ich hof­fe, dass die­ses the­ma ei­ni­ges an re­cher­che mit sich bringt. und ich hof­fe, dass mir die eine oder der an­de­re mei­ner le­ser mich mit hin­wei­sen auf in­ter­es­san­te men­schen oder in­itia­ti­ven an­stos­sen könn­te.


emp­feh­lungs­schrei­ben (2)

felix schwenzel

nach­trag zu die­ser sei­te, die ich vor fünf jah­ren mal zu­sam­men­ge­sucht habe. viel­leicht auch hilf­reich, soll­te je­mals je­mand nen nach­ruf auf mich ver­fas­sen wol­len. an­sons­ten is­ses na­tür­lich selbst­be­zo­ge­ner blog­ger­scheiss.

ju­dith hor­chert (2012):

Fe­lix Schwen­zel hat auf alle Fra­gen eine Ant­wort - auch wenn ihm die rich­ti­gen Wor­te feh­len.

Fe­lix Schwen­zel ist Web-Ent­wick­ler und Blog­ger, auch wenn er das selbst längst nicht mehr so nennt, son­dern lie­ber "ein­fach so ins In­ter­net" schreibt.


mi­cha­el see­mann (2007):

Fe­lix Schwen­zel ist al­les an­de­re, als ein selbst­ge­fäl­li­ges, ar­ro­gan­tes und igno­ran­tes Arsch­loch.


sa­scha lobo (2013):

Fe­lix Schwen­zel ist der Meis­ter des na­he­lie­gen­den Wit­zes.


dede (2005) :

[Fe­lix Schwen­zel ar­bei­tet] nicht mit dem Skal­pell, son­dern mit der Axt.


ha­rald staun (2010):

Fe­lix Schwen­zel [kommt] in sei­ner Zot­te­lig­keit dem Pro­to­typ des Blog­gers ziem­lich nahe.


ka­ran (2012):

Fe­lix Schwen­zel, [der] Meis­ter der Ge­mein­platz­ver­ede­lung.


jens scholz (2012):

Eine re:pu­bli­ca [ist] ohne eine der Pre­dig­ten von Fe­lix in­zwi­schen nicht mehr voll­stän­dig.


den­ta­ku (2012):

Fe­lix Schwen­zel er­klärt das In­ter­net.


se­bas­ti­an bau­mer (2012):

Fe­lix Schwen­zel schreibt auf Wir­res.net sehr an­ge­nehm sach­li­che Ar­ti­kel und Kom­men­ta­re […].


wolf­gang mi­ch­al (2012):

Fe­lix Schwen­zel ist ei­ner der wirk­lich Un­ab­hän­gi­gen.


an­dré krü­ger (2012):

Fe­lix Schwen­zel bloggt schon so lan­ge, wohl nie­mand hat es mehr ver­dient, als Ur­ge­stein der Blog­go­sphä­re be­zeich­net zu wer­den, auch wenn man mit die­ser Be­zeich­nung nichts an­fan­gen kann. Fe­lix war eben schon im­mer da. Täg­lich er­freut er mich mit sei­ner la­ko­nisch kom­men­tier­ten Link­samm­lung vol­ler in­ter­es­san­ter Le­se­tipps. Sehr gern mag ich auch sei­ne Be­richt­erstat­tung von Ver­an­stal­tun­gen, weil Fe­lix nicht den Kram schreibt, der über­all zu le­sen ist, son­dern ei­nen gu­ten Blick für Ab­sei­tig­kei­ten des Le­bens hat.


chris­ti­an ja­ku­betz (2012):

[…] Fe­lix Schwen­zel aus Ber­lin [möch­te] ich Ih­nen aus ei­ner gan­zen an­de­ren Rei­he von Grün­den oh­ne­dies al­ler­wärms­tens ans Herz le­gen […].


pa­tri­cia camma­ra­ta (2012):

Ich la­che oft über Fe­lix Schwen­zel, weil er so gna­den­los sei­ne Fin­ger in of­fe­ne Wun­den hal­ten kann und hof­fe da­bei in­stän­dig, nie was so dum­mes zu schrei­ben, dass mich die­ses Schick­sal er­eilt.


cars­ten her­ken­hoff (2012):

Fe­lix Schwen­zel ist ein Blog­ger­ur­ge­stein.


tho­mas stad­ler (2012):

Fe­lix Schwen­zels “Fach­blog für Ir­rele­vanz” passt in kei­ne Schub­la­de und der Ti­tel ist na­tür­lich blan­ker Un­fug.


ma­rio six­tus (2011):

Fe­lix Schwen­zel ist ein­fach der Bier­zeit­an­kün­di­ger.


ma­thi­as ri­chel (2011):

Fe­lix Schwen­zel ist […] ein Zwi­schen-die-Bei­ne-Tre­ter.


alex­an­der endl (2011):

Fe­lix Schwen­zel ist ein rich­tig al­ter In­ter­net-Hase.


tho­mas gi­gold  (2007):

Fe­lix Schwen­zel ist De­usch­lands schil­lerns­ter Blog­ger.


mon­do­prin­te (2012):

Fe­lix Schwen­zel ist da ganz an­de­rer Mei­nung.


na­di­ne lan­tzsch (2007):

[Ste­fan Nig­ge­mei­er] ist trotz­dem noch mehr­fach bes­ser als die­se Töl­pel von Fe­lix Schwen­zel, Sa­scha Lobo und Kon­sor­ten. Ar­beits­lo­se Me­di­en­nichts­nut­ze mit gro­ßer Schnau­ze. Im Biz si­cher­lich ein Vor­teil. Aber das wars dann.

Des­we­gen mag ich On­line manch­mal nicht. Weil die­se Hei­nis da mit rein­pfu­schen. Ge­ra­de, wo doch die Schwel­le vom Di­gi­tal- zum Print­pro­dukt so klein ge­wor­den ist. Ein Schritt und Schwen­zel un­ter­schreibt im Edi­to­ri­al der nächs­ten [Dum­my-]Aus­ga­be. Muss On­line denn stän­dig das Sprach­rohr für die­se Dep­pen sein?

ix kürz das mal:

Fe­lix Schwen­zel ist ein Töl­pel und ein Depp.


bernd mat­thies (2010):

[Fe­lix Schwen­zel ist ein] Kult-Blog­ger. [an­mer­kung: viel­leicht hat das auch wolf schnei­der in sei­nem buch ge­sagt.]

[Fe­lix Schwen­zel ist] in sei­ner hoh­len Red­un­danz un­les­bar für alle, die auf Sinn und nicht auf Sound set­zen.


wolf schnei­der ( 2010 in ei­nem vi­deo , frei zi­tiert )

Fe­lix Schwen­zel denkt nicht be­vor er bloggt.

Fe­lix Schwen­zel ist ein­sam.

(wolf schnei­der be­schäf­tigt sich wohl auch in sei­nem buch „deutsch für jun­ge pro­fis“ mit mir, das ist mir aber noch nicht in die hän­de ge­fal­len.)


falk lüke stei­ner (2012):

Ach Fe­lix …


udo vet­ter (2010):

Fe­lix Schwen­zel ist ein Idol von mir was Blogs an­geht. Er schreibt nicht viel, aber wenn er et­was schreibt is­ses ex­trem un­ter­halt­sam, sehr schön for­mu­liert, wie ich fin­de, tief­grün­dig, er denkt nach und er bringt das im­mer auf eine ele­gan­te, hu­mo­ris­ti­sche Schie­ne.

Fe­lix Schwen­zel ist kein Mann der grob­schläch­ti­gen Spra­che. Er kommt eher hin­ten­rum, […] aber wenn er zu nem Schlag aus­holt, dann sitzt der auch.


jour­nel­le (2012):

Et­was un­fair ist es al­ler­dings schon, Fe­lix Schwen­zel nur als In­ter­net-Trüf­fel-Schwein dar­zu­stel­len.


deutsch­land­ra­dio (2011):

Fe­lix Schwen­zel […] ist ein no­to­ri­scher Klein­schrei­ber.


as­trid her­bold (2012):

[Fe­lix Schwen­zel be­kommt für] sei­ne Of­fen­heit […] viel Zu­spruch.


hab ich was ver­ges­sen? möch­te je­mand et­was hin­zu­fü­gen?


jauch­schrei

felix schwenzel

sonn­tag, nach­dem ich gün­ther jauchs sen­dung zum the­ma #auf­schrei ge­se­hen habe, war ich leicht be­stürzt. un­ter an­de­rem über wib­ke bruhns, die ich bis­her im­mer für eine klu­ge, of­fe­ne und neu­gie­ri­ge frau ge­hal­ten hat­te, die in der sen­dung aber eine er­staun­li­che igno­ranz und ver­bis­se­ne al­ters­bes­ser­wis­se­rei de­mons­trier­te. ihre ar­gu­men­ta­ti­ons­li­nie war im we­sent­li­chen, dass se­xis­mus und se­xu­el­le be­läs­ti­gung na­tur­ge­ge­ben sei­en und da­mit un­ver­än­der­bar in die­ser welt sei­en. män­ner und frau­en sei­en nun­mal un­ter­schied­li­che spe­zi­es.

eine er­staun­li­che hal­tung für eine jour­na­lis­tin, die sich ja dem­nach auch ihr gan­zes jour­na­lis­ten­le­ben hät­te spa­ren kön­nen und statt über po­li­ti­sche kor­rup­ti­on, stu­den­ten­pro­tes­te, den kal­ten krieg oder mensch­li­che schick­sa­le ein­fach über über die mensch­li­che na­tur hät­te phi­lo­so­phie­ren kön­nen: die men­schen sind macht­be­ses­sen und geld­gie­rig, ost und west ge­trennt, ju­gend­be­we­gun­gen mit ihre welt­frem­den idea­len wer­den im­mer ir­gend­wann ins po­li­ti­sche sys­tem as­si­mi­liert und men­schen lei­den be­reits seit jahr­tau­sen­den in die­ser welt. hat sie aber nicht. statt über die mensch­li­che na­tur und ihre un­ver­än­der­bar­keit hat sie über recht und un­recht be­rich­tet, sich für wil­ly brandt ein­ge­setzt, für ver­än­de­rung ge­kämpft, ge­schrie­ben, ar­gu­men­tiert, ge­re­det. wo­her kam in jauchs sen­dung ihr fa­ta­lis­mus (und her­ab­las­sen­des grin­sen)?

pa­tri­cia camma­ra­ta hat­te am mon­tag, als ich mit mit ihr über die sen­dung un­ter­hielt (und ne­ben­bei ein paar her­ren­witz mach­te), eine er­staun­lich schlüs­si­ge er­klä­rung für wib­ke bruhns ver­hal­ten bei jauch: selbst­schutz. es mag ja sein, dass wib­ke bruhns noch nie eine un­an­ge­neh­me oder be­droh­li­che si­tua­ti­on er­lebt hat, es kann aber auch sein, dass ihre stra­te­gie mit sol­chen si­tua­tio­nen um­zu­ge­hen ein­fach dar­in be­steht be­läs­ti­gun­gen als nor­mal zu ak­zep­tie­ren, sie zu ver­drän­gen, zu leug­nen und zu re­la­ti­vie­ren.

die stra­te­gie mit (se­xu­el­ler) be­läs­ti­gung oder ver­let­zun­gen mit igno­ranz, gleich­mut und an­schlies­sen­der ver­drän­gung zu be­geg­nen wur­de in der mensch­heits­ge­schich­te mil­lio­nen­fach er­probt. na­tür­lich kann man ver­let­zun­gen, be­lei­di­gun­gen, be­dro­hun­gen an sich ab­pral­len las­sen, bzw. sich so ver­hal­ten, dass es nach aus­sen hin so aus­sieht, als be­rüh­re es ei­nen nicht. und man kann sich auch er­folg­reich ein­re­den, dass ei­nen ver­let­zun­gen die man er­fährt gar nicht ver­let­zen. ge­nau­so wie man fröh­lich sin­gend durch den dunk­len wald zie­hen kann — und sich trotz­dem vor angst fast in die hose macht.

wie gut ver­drän­gungs- und selbst­schutz­me­cha­nis­men funk­tio­nie­ren, fiel mir im lau­fe der letz­ten tage auf. den vie­len tweets und blog­ar­ti­keln zum the­ma #auf­schrei kann man ja kaum aus­wei­chen, ge­nau­so wie man kaum ver­mei­den konn­te, in den letz­ten ta­gen über das the­ma nach­zu­den­ken und zu re­den.

mir fiel beim nach­den­ken und er­in­nern ei­ge­ner er­leb­nis­se auf, wie sehr das the­ma mit macht- und stär­kede­mons­tra­tio­nen zu tun hat und wie wich­tig es ist, dar­über nicht zu schwei­gen. die ei­ge­nen ver­let­zun­gen oder trau­ma­ta nicht zu ver­drän­gen schafft ver­ständ­nis und em­pa­thie und führt lang­fr­si­tig si­cher­lich auch zu lö­sungs­an­sät­zen.


seit mei­nem sech­zehn­ten oder sieb­zehn­ten le­bens­jahr sieht man mir an, dass ich an­de­ren weh tun könn­te. was man mir nicht an­sieht ist, dass ich kör­per­li­che ge­walt ver­ab­scheue¹ und nur sehr schwer in ei­nen zu­stand der wut zu ver­set­zen bin (in dem ich mei­ne ab­scheu ge­gen­über ge­walt ver­ges­sen könn­te). mein er­schei­nungs­bild hat mich si­cher­lich vor sehr vie­len un­an­ge­neh­men be­geg­nun­gen be­wahrt.

al­ler­dings war ich auch mal klein und we­nig ab­schre­ckend. und das wur­de nicht sel­ten von leu­ten die sich stär­ker als ich fühl­ten (oder wa­ren) aus­ge­nutzt. ich kann mich noch re­la­tiv gut an ein paar arsch­lö­cher er­in­nern, die sich als ich als 13 oder 14 jäh­ri­ger mit dem bus zum reit­un­ter­richt (!) fuhr, sehr laut über ein paar äus­ser­li­che merk­ma­le von mir lus­tig mach­ten und mir das auf eine sehr un­an­ge­neh­me art und wei­se, sehr nahe vor mir auf­ge­baut, ins ge­sicht sag­ten. was mir beim nach­den­ken über die­ses kur­ze er­leb­nis wie schup­pen von den au­gen fiel, war die in­ten­ti­on der arsch­lö­cher: es ging (na­tür­lich) um de­mü­ti­gung und ein­schüch­te­rung. die im­pli­zi­te an­dro­hung von ge­walt war nicht das ziel, son­dern der weg: ver­giss nicht; wir be­stim­men wo es lang­geht, wir sind stär­ker und wol­len dich das jetzt mal spü­ren las­sen.

arsch­lö­cher ge­nies­sen es an­de­ren ihre (ver­meint­li­che) stär­ke und macht zu de­mons­trie­ren. wenn sich eine ge­le­gen­heit er­gibt und sie nie­mand dar­an hin­dert strei­cheln sie ih­ren klei­nen ego, in­dem sie an­de­re er­nied­ri­gen um sich selbst grös­ser zu füh­len. dass hin­ter die­sen mach­de­mons­tra­tio­nen oft un­si­cher­heit, schwä­che und ver­letz­bar­keit steckt, wuss­te ich als 13 oder 14 jäh­ri­ger na­tür­lich nicht, aber selbst wenn ich es ge­wusst hät­te, wäre es in der si­tua­ti­on we­nig hilf­reich ge­we­sen. aus­ser­dem blei­ben leu­te, die sich aus jäm­mer­lich­keit wie arsch­lö­cher be­neh­men, durch­aus arsch­lö­cher.

es gab in mei­nem le­ben ein paar sol­cher si­tua­tio­nen, was mir aber in die­sem ar­ti­kel egal ist. denn der eine ent­schei­den­de punkt, der mir in den letz­ten ta­gen auf­ge­fal­len ist, ist dass be­läs­ti­gung, de­mü­ti­gung, die re­du­zie­rung auf äus­ser­lich­kei­ten, se­xis­mus, wha­te­ver, sich nie auf au­gen­hö­he ab­spielt, son­dern im­mer mit ei­nem hö­hen­un­ter­schied ein­her­geht. es geht um macht­sym­bo­lik, um macht­ver­hält­nis­se und um un­ter­drü­ckung. zu­fäl­li­ger­wei­se ist das die klas­si­sche for­mel der frau­en­be­we­gung. die for­mel woll­te ich bis­her, bei al­ler sym­pa­thie für die frau­en­be­we­gung, in ih­rer ra­di­ka­li­tät nie ganz wahr­ha­ben. das liegt aber auch dar­an, dass ich op­ti­mist bin und in sa­chen arsch­lochig­keit be­grenz­te phan­ta­sie und er­fah­rungs­ho­ri­zon­te habe.

der an­de­re ent­schei­den­de punkt ist mein ein­ge­ständ­nis, dass ich auch viel zu oft ein arsch­loch war und ver­mut­lich hin und wie­der auch noch bin. dass ich ger­ne die schwä­chen an­de­rer aus­ge­nutzt habe und aus­nut­ze, nur um mich selbst stär­ker oder bes­ser zu füh­len.

Nicht "Män­ner" wer­den über­grif­fig, son­dern Arsch­lö­cher. #auf­schrei

25.01.2013 9:27 via Hoot­Suite Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@Wel­ten­kreu­zer Nils Mül­ler

ich glau­be es geht nicht nur um die arsch­lö­cher, son­dern auch um die me­cha­nik, die struk­tu­ren und die rol­le die wir in ih­nen spie­len. mal als arsch­lö­cher, mal als ziel von arsch­lö­chern, mal als schmier­mit­tel für arsch­lö­cher. viel­leicht bin ich et­was arg ro­man­tisch, aber ich glau­be tat­säch­lich, dass das hö­ren und le­sen von be­rich­ten über all­täg­li­che er­nied­ri­gung, be­läs­ti­gung und ängs­te, das nach­den­ken und er­in­nern, das re­flek­tie­ren, das re­den und dis­ku­tie­ren dar­über was wir alle da­mit zu tun ha­ben hilft lö­sun­gen zu fin­den.


sonn­tag abend brann­te bei mir eine si­che­rung durch, als ka­ra­sek bei jauch ir­gend­et­was über frau­en er­zähl­te, die sich auch mal ge­dan­ken ma­chen soll­ten ob und wann sie sich „auf­rei­zend“ an­zie­hen soll­ten oder nicht. eine sol­che stolz vor­ge­tra­gen­de igno­ranz und selbst­ge­fäl­lig­keit hielt ich bis­her nur in talk­shows am nach­mit­tag für mög­lich.

mir fiel nach der sen­dung nur eine sehr hin­ken­de ana­lo­gie ein. ich dach­te man könn­te mal fra­gen, ob män­nern, die sich au­tos über €10.000 leis­ten ei­gent­lich bei dieb­stahl, van­da­lis­mus oder wenn die kis­te in ber­lin in flam­men auf­geht auch eine mit­schuld ge­ge­ben wird? spricht man in sol­chen fäl­len da­von, dass die sich auch mal ge­dan­ken ma­chen soll­ten, ob sie sich so ein „auf­rei­zen­des“ blech­kleid an­zie­hen? und wo?

die ana­lo­gie, die ana­tol ste­fa­no­witsch hier aus dem in­ter­net auf­ge­ga­belt und über­setzt hat, trifft das aber viel bes­ser als mein hin­ken­der ver­gleich:

Mann: Ich möch­te ei­nen Stra­ßen­raub mel­den.
Po­li­zist: Ei­nen Raub, ja? Wo hat der statt­ge­fun­den?
Mann: Ich war ge­ra­de an der Ecke 21ste und Dund­rich Street als ein Mann eine Pis­to­le auf mich rich­te­te und sag­te, „Gib mir all dein Geld.“
Po­li­zist: Und, ha­ben Sie das ge­tan?
Mann: Ja, ich habe mich ko­ope­ra­tiv ver­hal­ten.
Po­li­zist: Sie ha­ben ihm also be­reit­wil­lig Ihr Geld ge­ge­ben, ohne sich zu weh­ren, um Hil­fe zu ru­fen oder weg­zu­lau­fen?
Mann: Ja, aber ich hat­te Angst. Ich dach­te, er wür­de mich tö­ten.
Po­li­zist: Mhm. Aber Sie ha­ben mit ihm ko­ope­riert. Und wie ich höre, sind sie ein ziem­lich wohl­tä­ti­ger Mensch.
Mann: Ich spen­de Geld für gute Zwe­cke, ja.
Po­li­zist: Sie ge­ben an­de­ren also ger­ne ihr Geld. Sie ge­ben an­de­ren ge­wohn­heits­mä­ßig ihr Geld.
Mann: Was hat das mit die­ser Si­tua­ti­on zu tun?
Po­li­zist: Sie sind wis­sent­lich in Ih­rem An­zug die Dund­ritch Street ent­lang­ge­lau­fen, ob­wohl je­der weiß, dass Sie ihr Geld ger­ne her­ge­ben, und dann ha­ben Sie sich nicht ge­wehrt. Es klingt für mich, als ob Sie Ihr Geld frei­wil­lig her­ge­ge­ben ha­ben, und jetzt be­reu­en Sie Ihre Spen­de nach­träg­lich. Wol­len Sie wirk­lich das Le­ben die­ses Man­nes rui­nie­ren, weil SIE ei­nen Feh­ler ge­macht ha­ben?

und auch das fa­zit am ende sei­nes sehr le­sens­wer­ten tex­tes möch­te ich zi­tie­ren:

Und das ein­zi­ge, was wir kon­kret tun kön­nen, wird sein, nicht eine Se­kun­de lang zu den­ken — ge­schwei­ge denn, ih­nen zu ver­mit­teln —, dass SIE et­was da­ge­gen hät­ten tun kön­nen. Wir alle — Frau­en und Män­ner, aber vor al­lem wir Män­ner — müs­sen da­für kämp­fen, dass se­xu­el­le Über­grif­fig­keit in je­der Form als Ver­ant­wort­lich­keit des Tä­ters be­trach­tet wird, und als Ver­ant­wort­lich­keit ei­ner Ge­sell­schaft, die sich mit den Tä­tern so­li­da­ri­siert, die die Hand­lun­gen der Tä­ter re­la­ti­viert, die die Si­tua­ti­on der Be­trof­fe­nen tri­via­li­siert.


jauchs ab­schluss­fra­ge an die run­de war völ­lig de­pla­ziert, lau­te­te aber in etwa, ob sich brü­der­le ent­schul­di­gen sol­le oder nicht. er bat die run­de mit ja oder nein zu ant­wor­ten. die vor ei­tel­keit plat­zen­de tal­ker­run­de muss­te ih­rem „ja“ oder „nein“ aber aus­nahms­los je­weils noch ein kur­zes state­ment hin­zu­fü­gen — bis auf anne wiz­o­rek. die hat ein­fach nur „ja“ ge­sagt. ich fand das sehr er­fri­schend und un­ei­tel.


ein paar ar­ti­kel zum the­ma #auf­schrei, die mir gut ge­fie­len.

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  sued­deut­sche.de: TV-Kri­tik zu Gün­ther Jauch - Vor Fas­sungs­lo­sig­keit die Spra­che ver­schla­gen   #

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  hap­py­schnit­zel.com: Bes­ser spät als nie: Die Se­xis­mus-De­bat­te   #

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  as­te­fa­no­witsch.tumb­lr.com: Sagt ih­nen nicht, dass sie sich hät­ten weh­ren sol­len   #

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  klei­ner­d­rei.org: Lauch oder Janz   #


1) der haupt­grund für mei­ne ver­ab­scheu­ung kör­per­li­cher ge­walt ist die furcht mich selbst ver­let­zen zu kön­nen. kör­per­li­che ge­walt die ei­nem re­gel­kor­sett un­ter­wor­fen ist, das schlim­me­re ver­let­zun­gen ver­mei­det, mag ich ganz ger­ne. ich habe ein paar jah­re judo be­trie­ben und war ein paar mo­na­te lang mit­glied des rin­ger-teams der steil­a­coom high­school in der nähe von ta­co­ma. was ich dort vor al­lem ge­lernt habe ist, dass es im­mer je­man­den gibt der stär­ker, ge­mei­ner, bru­ta­ler oder ge­schick­ter als man selbst ist.


vi­ne — be­weg­te 6-se­kun­den fo­tos

felix schwenzel

ich moch­te vine noch be­vor ich es mir ge­nau­er an­ge­se­hen habe. ein blick auf ein, zwei oder drei bei­spiel-vine-fil­me ge­nüg­te mir. vine-fil­me füh­len sich im brow­ser ein biss­chen an wie ani­mier­te gifs, lau­fen in ei­ner end­los­schlei­fe und sind ge­nau 6 se­kun­den lang. vine-fil­me fan­gen zwar au­to­ma­tisch an zu spie­len (wie gifs), sind aber stan­dard­mäs­sig laut­los ge­schal­tet (wie gifs). die an­zei­ge in al­len brow­ser fluppt wun­der­bar, die fil­me pas­sie­ren den flash-blo­cker und lau­fen auch im mo­bil­te­le­fon.

für die er­stel­lung der fil­me gibts bis jetzt nur ei­nen ein­zi­gen weg, den über eine ipho­ne- und ipod­touch-app. die läuft noch ein biss­chen ru­cke­lig und zi­ckig und kämpft be­reits jetzt mit or­ga­ni­sa­to­ri­schen pro­ble­men, nimmt aber ziem­lich idio­ten­si­cher sechs-se­kun­den fil­me auf. ohne schnitt- oder fil­ter­ge­döns filmt die app so­lan­ge wie man mit dem fin­ger den bild­schirm be­rührt, beim los­las­sen pau­siert sie, wenn man den bild­schirm wie­der fin­gert filmt sie wei­ter bis die sechs se­kun­den voll sind.

der rest der app funk­tio­niert im prin­zip wie in­sta­gram. in der app auf­neh­men, tei­len, „freun­de“ su­chen und ih­nen fol­gen und de­ren vine-fil­me an­se­hen und li­ken und kom­men­tie­ren. die fer­ti­gen vine-fil­me kann sich auch im netz an­se­hen, die url er­fährt man al­ler­dings nur, wenn man den vine-film nach dem auf­neh­men auch auf twit­ter oder face­book frei­gibt (bei­spiel auf vine.co oder twit­ter.com).

im quell­text der vine-sei­te sieht man dann den code­schnip­sel für den ein­bet­tungs­code:

twit­ter bet­tet so ei­nen vine-film dann so ein:

die­sen code kann man dann auch zum über­all ein­bet­ten neh­men.

tech­nisch steckt da­hin­ter (na­tür­lich) ein HTML5-ab­spiel­script, in die­sem fall das von vi­deo­js.com.


6 se­kun­den? fin­de ich ge­nau rich­tig. wenn ich mich recht er­in­ne­re hat­te flickr mal so­was ähn­li­ches im an­ge­bot, mit 20 se­kun­den zeit­be­schrän­kung. 6 se­kun­den pas­sen: 6 se­kun­den sind kurz ge­nug um sich den scheiss an­zu­se­hen, 6 se­kun­den sind ein zeit­raum, den man su­per en­los­schlei­fen kann und 6 se­kun­den sind so kurz, dass man sich ge­nau über­le­gen muss, was man in die­sen 6 se­kun­den ei­gent­lich zei­gen, er­zäh­len oder mit­tei­len möch­te. ein­schrän­kun­gen ma­chen krea­tiv, so wie das auch mal mit 140 zei­chen war.

ich mag auch die ein­schrän­kung die (qua­dra­ti­schen) fil­me nur mit der app auf­zu­neh­men. kein im­port von vor­han­de­nen vi­de­os, kein schnei­den, kei­ne mu­sik­un­ter­le­gung (aus­ser der die durch mi­kro­fon kommt), kei­ne spe­zi­al­ef­fek­te (j sei dank!), kein ge­döns. ich glau­be vine und ich wer­den gute freun­de.

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vi­ne.co - 6 se­kun­den mit der m1

felix schwenzel

ich woll­te nur mal se­hen, wie und ob das mit dem ein­bet­ten von dem ding funk­tio­niert.

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ver­le­ger-lo­gik

felix schwenzel

der ver­band deut­scher zeit­schrif­ten­ver­le­ger (vdz) am 22.01.2013:

Ver­la­ge sind für freie Links und Über­schrif­ten; es ist nur fair, dass etwa Ag­gre­ga­to­ren eine Li­zenz brau­chen, um ihre auf frem­den In­hal­ten ba­sie­ren­den Ge­schäfts­mo­del­le zu rea­li­sie­ren. Das Prin­zip des Leis­tungs­schutz­rechts ist also: wer ge­werb­lich nut­zen will, muss fra­gen.

jan hau­ser am 23.01.2013 (via) über äus­se­run­gen des vdz und des bdzv:

Die deut­schen Ver­le­ger­ver­bän­de leh­nen die Vor­schlä­ge zur Me­di­en­über­wa­chung ent­schie­den ab. Für den Zeit­schrif­ten­ver­le­ger­ver­band VDZ lässt die Sicht des Be­richts auf Pres­se­frei­heit auf­hor­chen: Man be­kla­ge po­li­ti­sche Ein­fluss­nah­me und übe sie gleich­zei­tig aus. Man set­ze auf staat­li­che Co-Re­gu­lie­rung statt auf Selbst­re­gu­lie­rung. „Seit wann braucht freie Pres­se eine Zu­las­sung, die ent­zo­gen wer­den könn­te?", sag­te ein Ver­bands­spre­cher die­ser Zei­tung. Wer Li­zen­zen ver­ge­ben möch­te, übe Kon­trol­le aus, teil­te der BDZV mit. „Der Weg zu staat­li­cher Zen­sur ist dann nicht mehr all­zu weit."

ver­le­ger mei­nen also, li­zen­zen sei­en ei­ner­seits der weg in den un­rechts­staat, an­de­rer­seits „nur fair“? staat­li­che zen­sur ist mist, zen­sur durch ver­le­ger ein wich­ti­ger bei­trag für die pres­se­frei­heit in deutsch­land? ich bin da­für das sich der vdz und der bdzv in veb (ver­band ehe­ma­li­ger baum­schü­ler) um­be­nen­nen.

[her­vor­he­bun­gen in den zi­ta­ten von mir.]


„ge­schwätz“ ins netz stel­len

felix schwenzel

ju­dith hor­chert und kon­rad lisch­ka ver­su­chen sich auf spie­gel.de über ei­nen rei­se­be­richt der toch­ter von eric schmidt aus nord­ko­rea zu em­pö­ren. viel­leicht woll­ten sich die bei­den auch nur über die 19 jäh­ri­ge lus­tig ma­chen und sind aus witz­man­gel aufs em­pö­ren aus­ge­wi­chen.

em­pö­rend fin­den die bei­den bei­spiels­wei­se, dass so­phie schmidt schreibt pjöng­jang sei „auf eine selt­sa­me Art char­mant“, ob­wohl sie doch wis­se, „wie die herr­schen­de Eli­te in Nord­ko­rea herrscht - mit Ge­walt, Ab­schot­tung und Pro­pa­gan­da“.

mei­ne lieb­lings­stel­le in hor­cherts und lisch­kas text ist die­se:

Man­cher Le­ser wird sich wo­mög­lich fra­gen, wie Eric Schmidt sei­ner Toch­ter er­lau­ben konn­te, die­ses Ge­schwätz ins Netz zu stel­len.

ge­nau­so kann man sich fra­gen, wie chris­ti­an stö­cker sei­nen bei­den di­gi­tal­res­sort-re­dak­teu­ren hor­chert und lisch­ka er­lau­ben konn­te ihr skan­da­li­sie­ren­des ge­gei­fer auf die an­geb­lich „füh­ren­de Nach­rich­ten-Site im deutsch­spra­chi­gen In­ter­net“ zu kip­pen. vor al­lem da der lisch­ka-hor­chert-ar­ti­kel min­des­tens so ir­rele­vant ist, wie die bei­den glau­ben dass das „ge­schwätz“ von so­phie schmidt ir­rele­vant sei.

ich fand den ar­ti­kel von so­phie schmidt gröss­ten­teils ziem­lich gut, auch weil sie, an­ders als hor­chert und lisch­ka, ohne stock im arsch ohne jour­na­lis­ten­schu­len­über­heb­lich­keit schreibt und stel­len­wei­se fein be­ob­ach­tet, bei­spiels­wei­se als sie über ei­nen com­pu­ter­raum an der kim-il-sung-uni­ver­si­tät in pjöng­jang schreibt:

All this ac­ti­vi­ty, all tho­se mo­ni­tors. Pro­ba­b­ly 90 desks in the room, all man­ned, with an iden­ti­cal sce­ne one flo­or up.

One pro­blem: A few scrol­led or cli­cked, but the rest just stared. More dis­tur­bing: when our group wal­ked in--a noi­sy bunch, with me­dia in tow--not one of them loo­ked up from their desks. . They might as well have been fi­gu­ri­nes.

Of all the stops we made, the e-Po­tem­kin Vil­la­ge was among the more un­sett­ling. We knew not­hing about what we were see­ing, even as it was in front of us. Were they re­al­ly stu­dents? Did our hand­lers ho­nest­ly think we bought it? Did they even care? Pho­to op and tour com­ple­ted, may­be they dis­mant­led the who­le set and went home.

die­ser raum hat auch für spie­gel on­line eine ge­wis­se at­trak­ti­vi­tät. er taucht in der fo­to­stre­cke des hor­chert-lisch­ka-ar­ti­kels als agen­tur­bild auf, aber auch in der fo­to­stre­cke ei­nes ar­ti­kel aus dem de­zem­ber. man ver­glei­che den er­kennt­nis­ge­winn der spie­gel-bild­un­ter­schrift, mit dem oben zi­tier­ten ab­satz aus so­phie schmidts „ge­schwätz“:

In Nord­ko­rea wer­den die Stu­den­ten mit mo­der­ner Tech­nik aus­ge­bil­det - das soll wohl die­ses Bild aus der Bi­blio­thek der Kim-Il-Sung-Uni­ver­si­tät be­wei­sen. Die Stu­den­ten wer­keln an Com­pu­tern - im An­zug.

an va­ter schmidts „knap­pen“ nord­ko­rea-rei­se­be­richt mo­nie­ren ju­dith hor­chert und kon­rad lisch­ka schliess­lich, dass er nicht die „an­de­ren Pro­ble­me“ nord­ko­re­as er­wähnt.

dan­kens­wer­ter­wei­se über­neh­men die bei­den die­se her­ku­les-auf­ga­be und nen­nen alle an­de­ren pro­ble­me nord­ko­re­as beim na­men:

  • un­er­ernäh­rung
  • man­geln­der zu­gang zu lei­tungs­was­ser
  • zwangs­ar­beit
  • hun­dert­tau­sen­de po­li­ti­sche ge­fan­ge­ne von de­nen tau­sen­de in men­schen­un­wür­di­gen ge­fan­ge­nen­la­gern um­ge­kom­men sind
  • bru­ta­li­tät bei hin­rich­tun­gen und fol­ter

am ende ih­res ar­ti­kels for­dern ju­dith hor­chert und kon­rad lisch­ka dann et­was über­ra­schend, dass tom grün­weg künf­tig un­ter alle sei­ne ar­ti­kel schreibt, für wel­che pro­ble­me au­tos ver­ant­wort­lich sind. die an­sprü­che, die man an teen­ager stel­le, müss­te man als deutsch­lands füh­ren­de nach­rich­ten-site schliess­lich min­des­tens an­satz­wei­se auch selbst er­fül­len.

[den ar­ti­kel habe ich bei­na­he mit „hor­chert hört ein hu!“ über­schrie­ben, fand das aber ge­gen­über kon­rad lisch­ka ein biss­chen un­fair und aus­ser­dem völ­lig sinn­frei. den in­halt des letz­ten ab­sat­zes habe ich mir aus­ge­dacht be­vor ich ges­tern abend ins bett ge­gan­gen bin. ges­tern abend fand ich das noch wit­zig.]