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the ma­ga­zi­ne

felix schwenzel

ich fra­ge mich ja, was der reiz dar­an ist eine sa­che mit ih­rer ge­ne­ri­schen be­zeich­nung zu be­nen­nen. ein ma­ga­zin „das ma­ga­zin“ zu nen­nen ist of­fen­bar auch in deutsch­land und der schweiz be­liebt — jetzt of­fen­bar auch in ios­land. ich glau­be es gibt ei­nen au­to­her­stel­ler, der sei­ne au­tos „das auto“ nennt und so­gar ei­nen ta­schen­tuch­her­stel­ler der sei­ne pa­pier­ta­schen­tü­cher „tem­po“ nennt. und ob­wohl ich die­sen ge­ne­rik-scheiss nicht gut fin­de, fin­de ich das ma­ga­zin von mar­co ar­mend gut.

/t3n, sie­he auch macs­to­ries.net


ham­burg-ber­lin

felix schwenzel

eben hab ix bei ma­xi­mi­li­an bud­den­bohm ge­le­sen, dass er ein spiel zum tes­ten ge­schickt be­kom­men hat, es ein paar mal ge­spielt hat und dann sei­ne söh­ne ge­fragt hat wie sie das fan­den. er schrob dann ins blog, dass sohn 1 es „gut“ im sin­ne von „gut gut“ fand. und dann schrob er:

Spie­le zu tes­ten fin­de ich nett – wenn Sie zu­fäl­lig auch Spie­le her­stel­len, im­mer her da­mit. Das ist kei­ne be­zahl­te Wer­bung und ich tes­te nicht al­les, aber Spie­le pas­sen na­tür­lich tat­säch­lich ganz gut.

das brach­te mich auf die idee (ei­gent­lich brach­te es die bei­fah­re­rin auf die idee) mal hier­hin zu schrei­ben ob es kei­ne um­zugs­un­ter­neh­men gibt die mal ges­tes­tet wer­den wol­len. das muss nicht kos­ten­los sein, aber viel­leicht et­was günst­ger als es auf dem frei­en markt ist.

wir ha­ben ein paar um­zugs­un­ter­neh­men an­ge­fragt uns an­ge­bo­te zu schi­cken und in­klu­si­ve hal­te­ver­bots­zo­nen in ber­lin und ham­burg ran­gie­ren die an­ge­bots­prei­se der­zeit zwi­schen 1052 und 1260 euro. mei­ne über­schlags­rech­nung für das trans­port­gut­vo­lu­men be­läuft sich zwi­schen 26 m³ und 28 m³. das hat auch ein um­zug­un­ter­neh­mer ge­schätzt, ein an­de­rer be­steht dar­auf 35 m³ als kal­ku­la­ti­ons­grund­la­ge zu neh­men. das zeug muss in ham­burg aus dem drit­ten, ei­gent­lich vier­ten, stock ver­la­den wer­den und in ber­lin in den ers­ten stock ge­tra­gen wer­den. wir ver­pa­cken al­les und die meis­ten schrän­ke sind be­reits de­mon­tiert und flach ver­packt. für ei­nen gu­ten preis set­ze ich mich ger­ne ei­nen abend hin und schrei­be über den um­zug.

mei­ne an­sprü­che sind be­schei­den: wa­gen be­la­den, un­ser zeug von ham­burg nach ber­lin fah­ren und die woh­nung be­la­den und mög­lichst we­nig auf­wand für uns. wenn dan am neun­ten oder zehn­ten no­vem­ber klap­pen wür­de und ein um­zugs­un­ter­neh­men das selbst­be­wusst­sein und den mut hat gut und güns­tig zu sein und mich das be­ur­tei­len zu las­sen, wüss­te ich nicht was da schief­ge­hen soll­te. soll­te et­was schief­ge­hen und ich das un­ter­neh­men eher kri­tisch be­spre­chen, an­ony­mi­sie­re ich den na­men des un­ter­neh­mens auch ger­ne auf wunsch.

aus­ser­dem su­chen wir noch zum 15. no­vem­ber oder 1. de­zem­ber ei­nen nach­mie­ter mei­ner 1 zim­mer­woh­nung im prenz­lau­er berg. das emp­fahl mir die bei­fah­re­rin zu schrei­ben:

1-zim­mer-woh­nung, 29,68 m² ge­samt­flä­che (inkl. flur, dusch­bad und koch­ni­sche) zur zeit 289,30€ (incl. NK) in der ly­che­ner str. 72, prenz­lau­er berg, alt­bau, 1. stock, hin­ter­haus. die woh­nung ist aus­ge­stat­tet mit herd und spü­le und gas­eta­gen­hei­zung.

sie hat 3 gros­se fens­ter zur süd­sei­te, des­we­gen ist sie trotz 1. stock und hin­ter­hof noch re­la­tiv hell. der hin­ter­hof ist au­ßer­dem ganz hübsch, mit bäu­men und wein­ran­ken ums fens­ter und ru­hig.

das zim­mer hat eine flä­che von 17 qm. der fuß­bo­den ist hell­braun me­lier­tes lin­o­li­um, die wän­de rauh­fa­ser und das dusch­bad weiss ge­ka­chelt.

bei in­ter­es­se ste­hen mei­ne kon­takt­da­ten hier.


„sie ha­ben krebs“

felix schwenzel


zah­len bit­te!

felix schwenzel


twit­ter-cards

felix schwenzel

vor ei­ner wei­le hat twit­ter die so­ge­nann­ten twit­ter-cards vor­ge­stellt, mit de­nen sich ver­link­te in­hal­te in ei­nem tweet im tweet an­zei­gen las­sen. mit ei­ni­gen web­is­tes funk­tio­nier­te das schon län­ger, in­sta­gram, you­tube, bil­der die man mit twit­ter hoch­ge­la­den hat. so sieht das aus:

was ich erst vor ein paar wo­chen er­fuhr: das kann wohl je­der ma­chen. ein paar meta-tags, wie hier be­schrie­ben hin­zu­fü­gen, tes­ten und an­mel­den. das habe ich ge­macht und jetzt se­hen tweets die ei­nen link zu wir­res.net be­inhal­ten so an­ge­zeigt:

wenn je­mand, oder ich, eine mo­blog-ar­ti­kel ver­linkt sieht das so aus:

ich fin­de das ganz pri­ma und stel­le mo­nat für mo­nat fest, dass ein nicht un­er­heb­li­cher teil mei­ner be­su­cher über twit­ter kommt:

re­fer­rer im sep­tem­ber

ede­ka an der fi­scher­insel

felix schwenzel

der ede­ka-markt an der fi­scher­insel ist eine art rent­ner­zoo. egal ob man mor­gens, mit­tags oder nach­mit­tags dort­hin geht, im la­den ste­hen stets 30 bis 40 rent­ner rum. kein scheiss. die ste­hen dort, ohne sich fort­zu­be­we­gen. ich bin ziem­lich si­cher, sie be­we­gen sich auch ir­gend­wann, aber ich habe das bis heu­te nicht be­ob­ach­ten kön­nen.

so­viel ist je­den­falls klar, auch wenn ich es bis­her nie sah: die rent­ner müs­sen sich be­we­gen, denn wenn man an die kas­se geht sind im­mer schon 3 bis 4 von ih­nen dort. an der kas­se ent­wi­ckeln die rent­ner ei­nen ei­gen­ar­ti­gen ehr­geiz: sie wol­len im­mer auf den cent ge­nau be­zah­len. das dau­ert im­mer eine wei­le, weil sie schwie­rig­kei­ten ha­ben die sil­ber-, kup­fer- und mes­sing­far­be­nen mün­zen aus­ein­an­der­zu­hal­ten, die sie in gros­ser zahl in ih­rer geld­bör­se ge­sam­melt ha­ben.

vor ein paar ta­gen im ede­ka habe ich eine rent­ne­rin be­ob­ach­ten kön­nen, die das un­er­hör­te wag­te, was selbst ich noch nie ge­wagt habe. die dame woll­te mit ei­nem gros­sen schein zah­len. es war ein fünf­zi­ger, al­ler­dings ein fünf­zig-mark-schein.

die dame war sehr er­staunt dar­über, dass man nicht mehr mit DM be­zah­len könn­te: „seit wann ist denn die mark nicht mehr gül­tig? ist das schon län­ger so?“

sie schien gleich­zei­tig über­rascht und ver­zwei­felt; was sie denn jetzt ma­chen sol­le? und wie man die mark von die­sen eu­ros un­ter­schei­den kön­ne. ob das ir­gend­wo auf die­sem schein drauf­ste­he?

die kas­sie­re­rin blieb re­la­tiv sto­isch und emp­fahl der dame den schein im pa­pier­korb zu ent­sor­gen. „aber pro­bi­ern ses erst­noch­mal bei der bank.“

ich glau­be die dame hat dann ihr schwei­ne­mett und die wein­brand­pra­li­nen mit ein­zel­nen cent­stü­cken be­zahlt.


die ver­sau­te ju­gend und das ur­he­ber­recht

felix schwenzel

heu­te war ich auf ei­ner ver­an­stal­tung der me­dia busi­ness aca­de­my (ei­ner toch­ter der G+J en­ter­tain­ment me­dia) mit dem et­was gross­spu­ri­gen und in ver­sa­li­en ge­set­zen ti­tel DER SCHUTZ DES GEIS­TI­GEN EI­GEN­TUMS.

am ende war ich aus ver­schie­de­nen grün­den et­was rat­los, was ich aber, glau­be ich, mit ei­ni­gen der teil­neh­mer auf dem po­di­um und im au­di­to­ri­um ge­mein­sam hat­te. er­feu­li­cher­wei­se hat­ten ei­ni­ge der teil­neh­mer auf dem po­di­um so­gar den mut, ihre rat­lo­sig­keit of­fen zu­zu­ge­ben.


am an­fang der ver­an­stal­tung war­fen zu­erst tho­mas lind­ner (ei­ner der ver­lags­ge­schäfts­füh­rer bei G+J) und dann carl ber­gen­gruen (vor­sit­zen­der der ge­schäfts­füh­rung bei stu­dio ham­burg) mit den üb­li­chen ideo­lo­gisch auf­ge­la­de­nen kampf­phra­sen um sich. sie be­ton­ten die sys­tem­kri­ti­sche re­le­vanz der krea­tiv­wirt­schaft als wirt­schafts­fak­tor, ver­gli­chen im­ma­te­ri­al­gü­ter und li­zenz­ver­let­zun­gen platt mit bröt­chen und dieb­stahl, be­klag­ten sich bit­ter über die un­tä­tig­keit der po­li­tik und ins­be­son­de­re der jus­tiz­mi­nis­te­rin und la­men­tier­ten über „gra­tis­men­at­li­tät“, „rechts­freie räu­me“ und rie­si­ge ma­te­ri­el­le schä­den durch ur­he­ber­rechts­ver­let­zun­gen im in­ter­net. carl ber­gen­gruen leis­te­te sich auch ei­nen wun­der­ba­ren freund­schen ver­spre­cher, als er sven re­ge­ner zi­tier­te und aus­ver­se­hen sag­te, dass eine ge­sel­le­schaft die so mit ih­ren kun­den um­ge­he nichts wert sei.

eben­falls un­wi­der­spro­chen blieb die stei­le the­se von ber­gen­gruen, dass der ge­setz­li­che schutz des geis­ti­gen ei­gen­tums eine der gröss­ten er­run­gen­schaf­ten der mensch­heit sei, und dass es ohne die­sen schutz kei­ne kul­tur ge­ben kön­ne. als ob die mensch­heit vor er­fin­dung des kon­zepts des geis­ti­gen ei­gen­tums völ­lig kul­tur­los ge­we­sen sei und als ob es un­ter dem schutz des des ur­he­ber­rechts nie­mals hun­gern­de und dar­ben­de künst­ler und krea­ti­ve ge­ge­ben hät­te. die üb­li­chen pau­scha­li­sie­ren­den, be­stands­wah­ren­den und angst­durch­wirk­ten sprü­che eben.

der di­rek­tor des hans-bre­dow-in­sti­tuts und mit­glied der en­quete-kom­mi­si­on in­ter­net und di­gi­ta­le ge­sell­schaft wolf­gang schulz er­de­te die dis­kus­si­on mit sei­nem vor­trag dann ein biss­chen. er wies dar­auf hin, dass im zwi­schen­be­richt ur­he­ber­recht der en­quete kom­mi­si­on be­reits ein brei­ter grund­kon­sens quer durch alle be­tei­lig­ten frak­tio­nen und in­ter­es­sens­grup­pen er­reicht wor­den sei. so sei in dem be­richt un­ter zu­stim­mung al­ler be­tei­lig­ten for­mu­liert wor­den, dass es der schutz­rech­te be­darf und dass die­se schutz­rech­te nicht aus der nut­zer­per­spek­ti­ve neu­for­mu­liert wer­den müss­ten. das ge­wohn­heits­mäs­si­ge ge­jam­mer der rech­te­ver­wer­ter, dass die po­li­tik oder die in­ter­es­sen­ver­tre­ter der nut­zer das ur­he­ber­recht ab­schaf­fen woll­ten und die ur­he­ber kalt ab­ser­vie­ren wol­le, sei also über­flüs­sig (mei­ne wor­te). wer will, kann das auch im be­richt der en­quete-kom­mi­si­on nach­le­sen:

Nach Auf­fas­sung der En­quete-Kom­mis­si­on bie­ten auch die Um­wäl­zun­gen, die das In­ter­net mit sich bringt, kei­nen An­lass, das Ur­he­ber­recht aus der Per­spek­ti­ve des Nut­zers her zu kon­stru­ie­ren und so vom – auch ver­fas­sungs­recht­lich ge­for­der­ten – not­wen­di­gen Schutz der ideel­len und wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen des Schöp­fers krea­ti­ver Gü­ter ab­zu­lö­sen. Es gibt auch kei­nen Grund, das Kon­zept grund­sätz­lich in Fra­ge zu stel­len, Im­ma­te­ri­al­gü­ter vor al­lem durch Aus­schließ­lich­keits­rech­te der Ur­he­ber markt­fä­hig zu ma­chen und dar­über die An­rei­ze, Wer­ke zu schaf­fen, zu er­hö­hen.

wolf­gang schulz for­der­te in sei­nem schluss­wort auch mehr hand­fes­te ar­gu­men­te. er mein­te die po­li­tik wäre durch­aus be­reit zu han­deln und lö­sun­gen zu su­chen, wenn die ver­wer­ter mit kon­kre­ten „ver­wer­tungs­pro­ble­men“ an sie her­an­tre­ten wür­den. er plä­dier­te auch da­für, mit ei­nem klei­nen sei­ten­blick auf den an­we­sen­den auf­sichts­rat­vor­sit­zen­den der GEMA, en­jott schnei­der, prag­ma­ti­sche lö­sungs­we­ge für die ak­tu­el­len streit­fra­gen zu fin­den und nicht im­mer gleich nach grund­sätz­li­chen lö­sun­gen zu su­chen.

en­jott schnei­der fühl­te sich dann be­müs­sigt im an­schluss an wolf­gang schulz vor­trag ei­nen lan­gen mo­no­log über die zie­le und zwe­cke der GEMA von sich zu ge­ben und da­bei zu be­to­nen dass man kein „mo­loch“ sei und vor al­lem die in­ter­es­sen der „klei­nen“ ur­he­ber ver­tre­te. er­staun­li­cher­wei­se lach­te ihn nie­mand aus, al­ler­dings wur­de ihm sein satz, dass of­fen­bar nie­mand die stra­te­gie der GEMA ver­ste­he im wei­te­ren lauf der ver­an­stal­tung mehr­fach um die oh­ren ge­hau­en. ne­ben der frag­wür­di­gen kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gie der GEMA frag­te ich mich auch, war­um die GEMA nicht trans­pa­ren­ter han­delt um ge­nau die­sen an­spruch für die „klei­nen“ ein­zu­ste­hen zu un­ter­mau­ern und für je­den sicht­bar dar­zu­stel­len. wenn ich die zah­len rich­tig lese, ist das was die GEMA für die „klei­nen“ kom­po­nis­ten und dich­ter (an­ge­schlos­se­ne mit­glie­der) aus­schüt­tet mit durch­schnitt­lich 100 euro pro mo­nat (zah­len von 2010) auch nichts was ein ru­hi­ges und be­schau­li­ches mu­si­kan­ten­le­ben er­mög­licht. da ste­hen die 3300 „or­dent­li­chen“ und stimm­be­rech­tig­ten mit­glie­der mit mo­nat­lich im schnitt 4800 euro deut­lich bes­ser da.

auch die äus­se­run­gen von flo­ri­an drü­cke, dem ge­schäft­füh­rer des bun­des­ver­bands der mu­sik­in­dus­trie, im an­schluss von wolf­gang schul­zes vor­trag fand ich eher ver­stö­rend. er for­der­te un­ver­dros­sen eine wer­te­de­bat­te und pau­scha­le auf­klä­rungs­kam­pa­gnen, die die mu­sik­kon­su­men­ten zur ein­hal­tung von ge­set­zen an­hal­ten soll­ten. die for­de­rung nach sol­chen kam­pa­gnen aus dem mund des ge­schäfts­füh­re­res ei­nes ver­ban­des, des­sen mit­glie­der (auch) da­mit geld ver­die­nen mu­sik von kif­fern, ho­tel­ein­rich­tungs­zer­klop­pern oder ge­walt­ver­herr­li­chern zu ver­kau­fen, fand wie­der­um nur ich wit­zig.

die con­ten­an­ce ent­glitt en­jott schnei­der und flo­ri­an drü­cke dann ent­gül­tig wäh­rend des nächs­ten pa­nels, das üb­ri­gens wun­der­bar flap­sig, iro­nisch und wit­zig von knut foeck­ler mo­de­riert wur­de. in dem pa­nel be­rich­te­ten un­ter an­de­rem der 16 jäh­ri­ge schü­ler ja­kob meif­fert und die 18 jäh­ri­ge schü­le­rin (und schau­spie­le­rin) so­phie char­lot­te schirm­er über die men­di­en­nut­zung von ju­gend­li­chen; die meis­ten wüss­ten, dass das was sie tä­ten „nicht OK“ sei, tä­ten es aber trotz­dem. auch die be­quem­lich­keit der il­le­ga­len an­ge­bo­te sei ein wich­ti­ger fak­tor. die tat­sa­che dass ju­gend­li­che ei­ner­seits nicht viel geld hät­ten und an­de­rer­seits (aus­ser mit itu­nes-pre­paid­kar­ten) le­ga­le kauf­an­ge­bo­te kaum ohne die hil­fe ih­rer el­tern nut­zen könn­ten, spie­le auch eine gros­se rol­le bei der wahl der me­di­en­nut­zung. si­mon lan­ge von der pi­ra­ten­par­tei und ma­xim ku­phal-po­ta­pen­ko spra­chen die man­geln­de le­ga­le ver­füg­bar­keit von vie­len an­ge­bo­ten an. die be­ob­ach­tun­gen und be­rich­te der bei­den schü­ler, aber auch die man­geln­de di­stan­zie­rung und aus­blei­ben­de ver­dam­mung il­le­ga­ler me­di­en­nut­zung durch den mo­de­ra­tor knut foeck­ler brach­te schnei­der und drü­cke of­fen­bar in rage. il­le­ga­le me­di­en­nut­zung nicht klar zu ver­ur­tei­len und nur „la­pi­dar“ zu kom­men­tie­ren sei fahr­läs­sig und lies­se man­geln­de durch­drin­gung der ma­te­rie er­ken­nen. schliess­lich gehe es „um ver­dammt viel“. foeck­ler blieb la­pi­dar und stell­te fest, dass sich hier of­fen­bar vie­le „be­find­lich­kei­ten“ er­gies­sen wür­den, spe­zi­ell über ihn selbst.

die nächs­te äus­se­rung des pi­ra­ten si­mon lan­ge, dass die dis­rup­ti­on der mu­sik­bran­che ja auch po­si­ti­ve aspek­te habe, bei­spiels­wei­se dass jetzt eben vie­le mu­si­ker mu­sik aus pas­si­on und nicht aus wirt­schaft­li­chen grün­den mach­ten, er­zürn­te dann den ab­mahn­an­walt björn from­mer. der fand die hal­tung von lan­ge „le­bens­fremd“ und mein­te die dis­kus­si­on sol­le sich doch bit­te mal mit der fra­ge be­schäf­ti­gen, war­um sich nie­mand an die ge­set­ze hiel­te. dass aus die­ser fra­ge­stel­lung auch eine ge­wis­se le­bens­fremd­heit durch­scheint, hat dann lei­der nie­mand laut aus­ge­spro­chen. im lau­fe der im­mer hit­zi­ge­ren de­bat­te mein­te from­mer dann ir­gend­wann, dass die ju­gend „ver­saut“ sei und gar nicht mehr wis­se, dass man für geis­ti­ge leis­tun­gen an­de­rer be­zah­len müs­se. er ver­nein­te auch ve­he­ment die the­se, dass men­schen die il­le­gal me­di­en kon­su­mie­ren durch­aus auch le­ga­le an­ge­bo­te nut­zen wür­den.

an die­sem punkt der dis­kus­si­on im­plo­dier­te mei­ne rat­lo­sig­kiet dann zu ei­ner tie­fen hoff­nungs­lo­sig­keit. rech­te­ver­tre­ter die ag­gres­siv und tief emo­tio­nal auf die le­bens­wirk­lich­keit von ju­gend­li­chen re­agie­ren. rechts­an­wäl­te die glau­ben mit rechts­durch­set­zung lies­sen sich alle ge­sell­schaft­li­chen pro­ble­me und um­wäl­zun­gen lö­sen. ein pi­rat der kaum zu wort kam und wenn er das wort hat­te, die for­de­run­gen sei­ner par­tei nicht klar rü­ber­brin­gen konn­te. ein GEMA-ver­tre­ter der ma­xi­mal­for­de­run­gen stellt, aber auch le­ga­le an­ge­bo­te wie spo­ti­fy als un­be­frie­di­gend und un­zu­rei­chend für die ur­he­ber dar­stellt. men­schen in lei­ten­den po­si­tio­nen in me­di­en­un­ter­neh­men und be­ra­ter die of­fen­bar rat­los sind. me­di­en­un­ter­neh­mer die von le­ga­len an­ge­bo­ten schwa­dro­nie­ren, aber selbst un­fä­hig sind at­trak­ti­ve an­ge­bo­te zu ent­wi­ckeln.

wie aus­ser­or­dent­lich aus­ge­prägt die un­fä­hig­keit mit den kun­den, der ziel­grup­pe zu kom­mu­ni­zie­ren bei den rech­te­ver­wer­tern, aber auch den in­ter­es­sen ih­rer ver­le­gern er­ge­be­nen jour­na­lis­ten ist, zeig­te sich dann an ei­ner zwi­schen­be­mer­kung aus dem pu­bli­kum, die im kras­sen kon­trast zu den bis­he­ri­gen theo­rie- und wunsch­durch­wirk­ten äus­se­run­gen der ver­tre­ter der krea­ti­ven stand: je­mand mit ein­deu­tig er­kenn­ba­rem mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund er­zähl­te wie er die „kids“ in sei­ner nach­bar­schaft frag­te, ob sie für ihre mu­sik zah­len wür­den. nie­mand von de­nen die er frag­te hat­te für die mu­sik die er hör­te geazhlt. als ihm dann vi­de­os mit rap­pern von di­cken au­tos und mit gold­ket­ten ge­zeigt wur­den, frag­te er, wie denn die rap­per, die sie so toll fän­den, die­se di­cken kis­ten be­zah­len soll­ten und ob sie woll­ten, dass die­se rap­per dem­nächst mit nem opel cor­sa po­sie­ren wür­den. mitt­ler­wei­le aber sei­en itu­nes-pe­paid­kar­ten zu klei­nen pres­ti­ge-sym­bo­len ge­wor­den. mit ei­ner klei­nen in­tel­li­gen­ten be­mer­kung hat hier je­mand wahr­schein­lich mehr er­reicht, als björn from­mer mit 100 ab­mah­nun­gen.

eins der haupt­pro­ble­me in der ur­he­ber­rechts­de­bat­te ist ganz of­fen­bar die un­fä­hig­keit al­ler be­tei­lig­ten mit­ein­an­der auf au­gen­hö­he zu kom­mu­ni­zie­ren. die rech­te­ver­wer­ter wer­den ag­gres­siv und for­dern rechts­durch­set­zung und auf­klä­rung zur ge­set­zes­treue, wenn sie mit der le­bens­wirk­lich­keit der kund­schaft kon­fron­tiert wer­den. die ziel­grup­pe re­agiert mit un­ver­ständ­niss, wenn ihr ju­ris­ti­sches kau­der­welsch an den kopf ge­wor­fen wird und ab­mah­nun­gen ins haus flat­tern. die ei­nen for­dern re­spekt ge­gen­über den künst­lern, mei­nen aber ei­gent­lich re­spekt vor ih­ren ero­die­ren­den ge­schäfts­mo­del­len und be­han­deln ihre (po­ten­zi­el­len) kun­den wie ver­bre­cher oder dumm­köp­fe die auf­ge­klärt oder be­straft wer­den müs­sen.

be­son­ders hoff­nungs­los hat mich der irr­glau­be ge­stimmt, dass man die um­brü­che, die das in­ter­net in­i­tiert, al­lein mit ge­setz­li­chen re­ge­lun­gen und ih­rer durch­set­zung kit­ten könn­te. of­fen­bar ha­ben die rech­te­ver­wer­ter nicht nur nichts aus den pro­ble­men der mu­sik­in­dus­trie ge­lernt, son­dern auch nichts aus der pro­hi­bi­ti­on und der dro­gen­po­li­tik der letz­ten jahr­zehn­te ge­lernt. we­der die pro­hi­bi­ti­on, noch das ver­bot von dro­gen, noch auf­klä­rungs­kam­pa­gnen ha­ben den al­ko­hol- und dro­gen­kon­sum wei­ter ge­sell­schaft­li­cher schich­ten stop­pen kön­nen. wer­te­de­bat­ten, lob­by­is­mus oder stahl­har­te durch­set­zung von ge­set­zen lö­sen ge­sell­schaft­li­che (oder dro­gen-) pro­ble­me nicht, man kann sie le­dig­lich, wenn über­haupt, durch ge­sell­schaft­li­che nor­men ka­na­li­sie­ren oder ein­däm­men. aber das geht eben nicht mit ge­set­zen oder rechts­durch­set­zung al­lein, son­dern nur ge­mein­schaft­lich und ei­nem brei­ten ge­sell­schaft­li­chen kon­sens.


der nach­mit­tags­teil der ver­an­stal­tung war dann üb­ri­gens viel we­ni­ger emo­tio­nal. selbst björn from­mer konn­te mich in sei­nem et­was zu lan­gem vor­trag an man­chen stel­len über­zeu­gen. bei­spiels­wei­se mit sei­ner for­de­rung, dass be­stimm­te an­pas­sun­gen am recht­rah­men durch­aus hilf­reich sein könn­ten um bes­ser ge­gen ge­werbs­mäs­si­ge ur­he­ber­rechts­ver­let­zer oder pro­fi­teu­re von ur­he­ber­rechts­ver­let­zun­gen vor­ge­hen zu kön­nen. from­mer lie­fer­te auch pri­ma nutz­wert mit: wer bei vo­da­fone file­sha­ring be­treibt ist vor ab­mahn­an­wäl­ten si­cher, weil vo­da­fone kei­ne IP-adres­sen raus­rückt oder er­fasst (glaub ich zwar nicht so ganz, gebe ich aber ger­ne wei­ter).

sehr ge­fal­len hat mir auch die dif­fe­ren­ziert­heit und das de­tail­wis­sen von cars­ten bros­da von der ham­bur­ger staats­kanz­lei, der nicht nur die si­tua­ti­on und dis­kus­si­on rund um die ver­füg­bar­keit von game of thro­nes kann­te, son­dern auch ein or­dent­li­ches th aus­spre­chen konn­te. selbst flo­ri­an dü­cke konn­te am nach­mit­tag auf dem po­di­um sei­ne emo­tio­nen im griff be­hal­ten und teil­wei­se ganz schlüs­sig ar­gu­men­tie­ren. und auch wenn er wort­reich und in zwei­tau­send va­ria­tio­nen im­mer den glei­chen satz sag­te (die GEMA, die kom­po­nis­ten und die au­toren brau­chen irre viel geld), konn­te ich bei en­jott schnei­der ne­ben sei­ner be­ton­funk­tio­närs­hal­tung auch ech­te lei­den­schaft für die sa­che er­ken­nen.

und auch der zwei­te teil­neh­men­de ver­tre­ter des stu­dio ham­burg, ro­bin hou­cken, er­staun­te mich mit sei­ner mit­un­ter sehr dif­fe­ren­zier­ten hal­tung und ver­nünf­ti­gen sät­zen, nach­dem sein kol­le­ge carl ber­gen­gruen am vor­mit­tag noch ohne be­son­ders stich­hal­ti­ge ar­gu­men­te aus­kam. ro­bin hou­cken sah lö­sun­gen für die ur­he­ber­rechts­pro­ble­ma­tik nicht in den haus­hal­ten, son­dern bei den mit­tels­män­nern. so wür­den ka­bel­netz­be­trei­ber schliess­lich auch für die ein­spei­sung von fern­seh­pro­gramm­ern zah­len, war­um soll­ten die rech­te­ver­wer­ter also ihr geld nicht bei den zu­gangs­pro­vi­dern ho­len? dass er de­men­spre­chend auch ein leis­tungs­schutz­recht be­für­wor­tet, bei dem sich die ver­wer­ter ihr geld bei den ver­tei­lern ih­rer wer­ke ho­len, fand ich schlüs­sig (aber auch falsch). hier hät­te ich mir vom mo­de­ra­tor flo­ri­an güß­gen die zwi­schen­fra­ge ge­wünscht, was er denn zum ame­ri­ka­ni­schen markt sagt, wo die rech­te­inha­ber den ka­bel­netz­be­tei­bern geld für die ein­spei­sung zah­len.

das zwei­te pa­nel dau­er­te mit from­mers vor­trag ins­ge­samt fast zwei­ein­halb stun­den, wes­hahlb ich es an die­ser stel­le we­der wie­der­ge­ben möch­te, noch kann. zu­mal ich lern­te, dass das al­lens­bach in­sti­tut her­aus­ge­fun­den ha­ben will, dass dis­kus­sio­nen über ur­he­ber­rech­te die mehr­heit der men­schen nicht in­ter­es­siert und die sa­che dem­entspre­chend auch nicht als wahl­kampf­the­ma funk­tio­nie­ren wür­de. ich ver­mu­te das the­ma funk­tio­niert auch als blog­ar­ti­kel nicht be­son­ders gut, zu­mal der jetzt ja auch schon un­er­träg­lich lang ge­wor­den ist.


ab­ge­se­hen da­von konn­te ich ein­deu­ti­ge sty­ling­trends bei füh­rungs­kräf­ten aus der me­di­en- und rechts­bran­che fest­stel­len: gros­se schwar­ze kunst­stoff­bril­len, lan­ge grau­me­lier­te haa­re, die un­auf­fäl­lig über kah­le stel­len ge­kämmt wer­den. schlips muss nicht sein. dunk­le an­zü­ge ge­hen im­mer, brau­ne schu­he las­sen sich auch mit brau­nen schlip­sen kom­bi­nie­ren.


mar­tin oet­ting schrieb üb­ri­gens ges­tern zu ei­nem ganz an­de­ren the­ma fol­gen­des:

Mei­ne ein­fa­che Faust­re­gel lau­tet da­her: hö­ren Sie auf dar­auf zu hof­fen und zu war­ten, dass ir­gend­wel­che Kon­su­men­ten Sie mö­gen. Fan­gen Sie lie­ber da­mit an, Ihre Kon­su­men­ten zu mö­gen.

das könn­te auch der gol­de­ne tipp für alle füh­rungs­kräf­te in der un­ter­hal­tungs- und in­for­ma­ti­ons­in­dus­trie sein.


de­tails

felix schwenzel

der (print-) spie­gel ist on­line un­ter spie­gel.de/spie­gel zu er­rei­chen. un­ter spie­gel.de ist spie­gel-on­line zu fin­den. da­für das der spie­gel sehr gros­sen wert auf sei­ne ei­gen­stän­di­ge mar­ke, re­dak­ti­on und vor al­lem ab­gren­zung zu die­sem on­line-ge­döns legt, ist die mühe die man sich on­line gibt um sich vom on­line-pen­dant ab­zu­gren­zen doch er­staun­lich mau. spie­gel-on­line und der spie­gel un­ter­schei­den sich durch ei­nen sub­ti­len farb­un­ter­schied und das logo im hea­der. ne­ben ein paar klei­nen lay­out-un­ter­schie­den ist das al­les.

be­son­ders er­staunt mich aber, dass die eit­len mar­ken-go­ckel vom ge­druck­ten spie­gel es zu­las­sen, dass alle ihre sei­ten un­ter oder ne­ben ei­nem spon-fa­vicon ste­hen. das ist eine wirk­lich ex­trem lieb­lo­se mar­ken­pfle­ge.


hand­wer­ker­hu­mor hat gol­de­nen bo­den

felix schwenzel

„Be­triebs­ur­laub vom: Ja­nu­ar bis: De­zem­ber“

was sagt mark be­ne­ke da bei ro­che und böh­mer­mann?

felix schwenzel

also ich bil­de mir ja ein, dass mark be­ne­ke in der sen­dung von heu­te zu char­lot­te ro­che „fot­ze“ sag­te. ein­fach so.


ich habe die sen­dung ger­ne ge­guckt, bin mir aber noch nicht si­cher wen ich in die­ser sen­dung be­son­ders doof fand. ich ten­die­re aus­nahms­wei­se mal dazu dies­mal nie­man­den aus­zu­neh­men.

ro­che und böh­mer­mann vom 9.9.2012 in der 2DF-me­dia­thek.


mi­cha­el spreng möch­te goog­le für et­was be­straft se­hen, das er selbst mit­ver­ur­sacht

felix schwenzel

mi­cha­el spreng:

Und es wäre ein – hof­fent­lich – ab­schre­cken­des Bei­spiel, wenn ne­ben den Ver­ur­sa­chern auch Goog­le zu ei­nem ho­hen Scha­dens­er­satz ver­ur­teilt wer­den wür­de.

mit „ver­ur­sa­chern“ meint mi­cha­el spreng men­schen, die ge­rüch­te in den um­lauf ge­bracht ha­ben, dass bet­ti­na wulff eine rot­licht­ver­gan­gen­heit hät­te. war­um goog­le zu ei­nem ho­hen scha­dens­er­satz ver­ur­teilt wer­den soll ist nicht ganz klar. mi­cha­el spreng meint, weil eine goog­le such­an­fra­ge nach „bet­ti­na wullf“ oder den den drei buch­sta­ben „bet“ be­stimm­te such­vor­schlä­ge macht:

das pro­blem da­bei ist, das goog­le ge­nau das glei­che wie mi­cha­el spreng macht. goog­le zeigt an, dass vie­le sei­ten im in­ter­net die wor­te „bet­ti­na wulff“ und „pro­sti­tu­ier­te“ oder „es­cort“ be­nut­zen. mi­cha­el spreng macht ex­akt das glei­che, er schreibt, dass vie­le sei­ten im in­ter­net die­se wor­te im zu­sam­men­hang be­nut­zen (und nennt das, an­ders als goog­le, „Ver­leum­dun­gen und üb­len Nach­re­den“). sucht man auf mi­cha­el sprengs web­sei­te nach den wor­ten „Bet­ti­na Wulff Pro­sti­tu­ier­te“ zeigt goog­le an, dass mi­cha­el spreng laut goog­le in drei ver­schie­de­nen ar­ti­keln (und der­zeit auf der start­sei­te von spreng­satz.de) die wor­te „Bet­ti­na Wulff“ und „Pro­sti­tu­ier­te“ be­nutzt hat.

nach mi­cha­el sprengs mei­nung müss­te goog­le für ein sol­ches ver­hal­ten be­straft wer­den. nach den ge­set­zen der lo­gik müss­te aber auch mi­cha­el spreng da­für be­straft wer­den. mi­cha­el spreng sagt:

Und wil­li­ger Hel­fer ist immmer die Such­ma­schi­ne Goog­le, die – völ­lig neu­tral na­tür­lich – je­dem Ver­leum­der die Platt­form ver­brei­tert und die Ver­leum­dung ins Un­end­li­che po­ten­ziert.

nun ist mi­cha­el spreng aber eben ei­ner der „wil­li­gen hel­fer“, der den goog­le-al­go­rith­mus da­von über­zeugt, dass die wort­kom­bi­na­ti­on „Bet­ti­na Wulff Pro­sti­tu­ier­te“ der­zeit re­le­vant ist. wie hun­der­te an­de­rer jour­na­lis­ten und blog­ger: denn der such­wort-vor­schlag „Bet­ti­na Wulff Pro­sti­tu­ier­te“ ge­winnt der­zeit an re­le­vanz, weil leu­te jour­na­lis­ten wie mi­cha­el spreng (und ix) in ih­rer be­richt­erstat­tung über bet­ti­na wulffs vor­ge­hen ge­gen goog­le und gün­ter jauch die­ser wort­kom­bi­na­ti­on re­le­vanz ge­ben.

hin­zu kommt, war­um möch­te mi­cha­el spreng nur goog­le be­straft se­hen? war­um nicht auch mi­cro­softs such­ma­schi­ne bing oder ya­hoo, die ex­akt das glei­che ma­chen?

der be­griff der neu­tra­li­tät scheint für vie­le jour­na­lis­ten, ver­le­ger und po­li­ti­ker un­ver­ständ­lich zu sein. sie möch­ten din­ge in der öf­fent­lich­keit sa­gen, re­gen sich aber furcht­bar dar­über auf, wenn die­se aus­sa­gen über such­ma­schi­nen, ag­gre­ga­to­ren oder hy­per­links auf­find­bar und aus­wert­bar ge­macht wer­den. aber viel­leicht ist es gar nicht der be­griff „neu­tra­li­tät“, mit dem men­schen wie mi­chel spreng pro­ble­me ha­ben, son­dern der be­griff der öf­fent­lich­keit.

nur da­mit kei­ne miss­ver­ständ­nis­se ent­ste­hen. ich kann es gut ver­ste­hen und nach­voll­zie­hen, ge­gen die ur­he­ber von halt­lo­sen ge­rüch­ten vor­zu­ge­hen. aber ge­gen die be­richt­erstat­tung über die­ses vor­ge­hen oder die auf­find­bar­keit die­ser be­richt­erstat­tung vor­zu­ge­hen geht zwei bis drei schrit­te zu weit.

für die such­wort­kom­bi­na­ti­on „bet­ti­na wulff kat­zen­pis­se“ fin­det goog­le üb­ri­gens neun re­sul­ta­te. eins da­von wur­de aus „rechts­grün­den“ ent­fernt.


[nach­trag 09.09.2012, 8:36 uhr]
das mit der neu­tra­li­tät und der au­to­ver­voll­stän­di­gen­funk­ti­on nimmt goog­le wohl doch nicht so ernst (wie ich an­fangs an­nahm). mar­cus schwar­ze macht dar­auf auf­merk­sam, dass goog­le für be­grif­fe rund um die mensch­li­che se­xua­li­tät kaum ver­voll­stän­di­gungs­vor­schlä­ge macht. goog­le selbst sagt dazu:

War­um wer­den für ein be­stimm­tes The­ma kei­ne Ver­voll­stän­di­gun­gen an­ge­zeigt? […] 3. Der Such­be­griff ver­stößt ge­gen die Richt­li­ni­en der au­to­ma­ti­schen Ver­voll­stän­di­gung. Wir möch­ten Ih­nen mög­lichst re­le­van­te Such­an­fra­gen an­bie­ten, schlie­ßen je­doch Be­grif­fe aus, die in en­gem Zu­sam­men­hang mit Por­no­gra­fie, Ge­walt, Hass­re­den und Ur­he­ber­rechts­ver­let­zun­gen ste­hen.

das hört sich kei­nes­falls neu­tral an, son­dern da­nach, als grif­fe goog­le oh­ne­hin nach gut­dün­ken und ei­ge­nem er­mes­sen in den al­go­rith­mus ein. je län­ger ich drü­ber nach­den­ke, des­to un­ver­ständ­li­cher fin­de ich, dass goog­le hier den prin­zi­pi­en­rei­ter macht. ge­nau­so wie goog­le in deutsch­land ge­le­gent­lich such­ergeb­nis­se ent­fernt, wenn ein an­walt dar­auf be­steht, könn­te goog­le doch auch be­grif­fe für die au­to­ver­voll­stän­di­gen­funk­ti­on auf eine schwar­ze lis­te set­zen.

in das glei­che horn stösst auf blog.beck.de auch hen­ning ernst mül­ler:

Wenn sich also die Goog­le-An­wäl­te dar­auf be­ru­fen, das Au­to­com­ple­te gebe eben nur die häu­fi­ge Su­che nach be­stimm­ten Wort­kom­bi­na­tio­nen ob­jek­tiv wie­der, dann ar­gu­men­tie­ren sie glatt an der Wahr­heit vor­bei. Re­dak­tio­nel­le Ein­grif­fe fin­den statt, Goog­le nimmt Ein­fluss.

[dank an det­lef guert­ler]


un­ten, un­ter „track­backs“, habe ich links auf sei­ten ge­sam­melt die sich mit dem the­ma wulff vs. goog­le be­schäf­ti­gen.


so er­klärt goog­le die au­to­ver­voll­stän­di­gen­funk­ti­on:

Wäh­rend Ih­rer Ein­ga­be wer­den mit­hil­fe des Goog­le-Al­go­rith­mus ba­sie­rend auf den Such­ak­ti­vi­tä­ten an­de­rer Nut­zer und auf In­hal­ten der von Goog­le in­de­xier­ten Web­sei­ten Such­an­fra­gen ver­voll­stän­digt und an­ge­zeigt. Wenn Sie in Ih­rem Goog­le-Kon­to an­ge­mel­det sind und das Web­pro­to­koll ak­ti­viert ha­ben, kön­nen Sie auch Such­an­fra­gen von re­le­van­ten Su­chen se­hen, die Sie in der Ver­gan­gen­heit durch­ge­führt ha­ben. Dar­über hin­aus kön­nen auch Goog­le+ Pro­fi­le in der au­to­ma­ti­schen Ver­voll­stän­di­gung er­schei­nen, wenn Sie nach dem Na­men ei­ner Per­son su­chen. Mit Aus­nah­me der mög­li­cher­wei­se vor­ge­schla­ge­nen Goog­le+ Pro­fi­le wur­den alle ver­voll­stän­dig­ten Such­an­fra­gen in der Drop­down-Lis­te zu­vor von Goog­le-Nut­zern ein­ge­ge­ben oder er­schei­nen im Web.


[nach­trag 09.09.2012, 11:33 uhr]
nur mal so zur klar­stel­lung: ich habe mi­cha­el spreng, wie ich fin­de zu recht, für sein man­geln­des dif­fe­ren­zie­ren an­ge­grif­fen und da­bei selbst ein biss­chen zu we­nig dif­fe­ren­ziert. auch weil ich die löch­ri­ge, leicht ver­lo­ge­ne ar­gu­men­ta­ti­on von goog­le noch nicht ge- und er­kannt hat­te. bet­ti­na wulffs kla­ge­schrift ken­ne ich nach wie vor nicht, aber wenn es so ist, dass sie tat­säch­lich le­dig­lich ge­gen die vor­schlags­funk­ti­on von goog­le (und nicht die such­ergeb­nis­se) im zu­sam­men­hang mit ih­rem na­men vor­geht, kann ich da­für ver­ständ­nis auf­brin­gen. für mi­cha­el sprengs un­dif­fe­ren­zier­te goog­le-rage kann ich nach wie vor kein ver­ständ­nis auf­brin­gen.

[nach­trag 12.09.2012]
das hat­te ich über­se­hen, dass ich ein s zu­viel in der über­schrift hat­te. jetzt nicht mehr.


von null auf hun­dert

felix schwenzel

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USA schü­ler­aus­tausch, wo­che 4

felix schwenzel

seit das kind in ame­ri­ka ist, sind die bei­fah­re­rin und ich zu früh­auf­ste­hern ge­wor­den um zu se­hen ob das kind et­was neu­es auf face­book ge­pos­tet hat. das kind pos­tet tat­säch­lich re­la­tiv oft auf face­book, fasst sich al­ler­dings ex­trem kurz: ein bild und ein kur­zes, ma­xi­mal zwei wor­te lan­ges state­ment. aber es er­laubt uns ei­nen klei­nen ein­blick in das le­ben des kin­des — vor al­lem die ver­schie­de­nen ar­ten von junk food die es kon­su­miert.

das kind neigt eben eher zur post­kar­ten-kom­mu­ni­ka­ti­on. im­mer­hin zwei län­ge­re emails hat es schon ge­schrie­ben, wir wis­sen jetzt das es ihm gut geht und das es mit dem foot­ball-trai­ning be­gon­nen hat. das trai­ning wird mit dem schö­nen eu­phe­mis­mus „dai­ly dou­bles“ be­schrie­ben, was be­deu­tet zwei­mal täg­lich zwei stun­den zu trai­nie­ren. der tro­cke­ne kom­men­tar des kin­des: das sei sehr an­stren­gend.

das foot­ball-trai­ning habe ich da­mals ver­passt. mein schul­jahr in ame­ri­ka fing zwei wo­chen ver­spä­tet an und ich hat­te ver­passt mich be­reits in den schul­fe­ri­en dar­um zu küm­mern. so kam ich erst 5 wo­chen nach traings­be­ginn dazu den lei­ten­den trai­ner zu fra­gen, ob ich mit­ma­chen kön­ne. da war es be­reits ein biss­chen zu spät. ich ent­schied mich nach ei­ner pro­be­trai­nings­ses­si­on in der an ei­ner ta­fel stra­te­gie be­spro­chen wur­de und ich we­ni­ger als bahn­hof ver­stand, das mit dem foot­ball zu las­sen.

kla­rer punkt­vor­teil beim kind: er es in die foot­ball-mann­schaft ge­schafft.

der sport wird an ame­ri­ka­ni­schen schu­len sehr ernst ge­nom­men. es gibt zwar auch re­gu­lä­ren sport­un­tericht, die mu­sik spielt aber in den sport-teams aus­ser­halb des un­terichts. das trai­ning ist hart, wer sich nicht dem re­gi­ment des trai­ners un­ter­wirft fliegt raus. da­für wird man be­lohnt mit an­er­ken­nung und team­geist. und zu­min­dest bei den po­pu­lä­ren sport­ar­ten wird man bei wett­kämp­fen von cheer­lea­dern und meis­tens der ge­sam­ten schu­le an­ge­feu­ert.

ich war in mei­nem USA-schul­jahr nur rin­ger (habe ich vor sie­ben jah­ren mal auf­ge­schrie­ben) und habe nicht ein­mal ei­nen cheer­lea­der bei un­se­ren wett­kämp­fen ge­se­hen. dass nur we­ni­ge mit­schü­ler bei un­se­ren kämp­fen an­we­send wa­ren war mir auch recht, nicht zu­letzt we­gen der al­ber­nen lätz­chen die man als rin­ger tra­gen muss. aufs mann­schafts­fo­tos im ye­ar­book habe ich es aus un­er­find­li­chen grün­den nicht ge­schafft.

ich war kein be­son­ders gu­ter rin­ger, nach ei­nem in 12 se­kun­den ge­won­nen kampf habe ich nur noch ver­lo­ren, fand mich aber im team­geist un­se­rer mann­schaft bes­tens auf­ge­ho­ben. ich hof­fe das kind emp­fin­det das ähn­lich. er­folg oder ge­win­nen ist toll, aber auch das ver­lie­ren und schei­tern ist teil des gan­zen.

so wie im ame­ri­ka­ni­schen schul­sport bin ich nie wie­der an mei­ne kör­per­li­chen gren­zen her­an­ge­führt wor­den. beim leicht­ath­le­tik-team, in das mich coach han­by nach der ring-sai­son ein­lud, kam ich dann aber doch an gren­zen die ich nicht über­schrei­ten woll­te. of­fen­bar hat­te ich mein lauf­trai­ning ein biss­chen über­trie­ben und be­kam star­ke schmer­zen in den schie­nen­bei­nen. der trai­ner mein­te das sei nor­mal und dass es da­ge­gen pil­len gäbe. die wa­ren wahr­schein­lich harm­los, ich hat­te aber kei­ne li­ust für den sport pil­len zu schlu­cken und ver­liess die leicht­ath­le­tik-mann­schaft.

ich schrei­be das ei­gent­lich auch nur auf und las­se mei­ne er­in­ne­run­gen um die­ses sport­the­ma krei­sen, weil mir bei all die­sen de­tails wie­der auf­fällt, wie wich­tig für mich da­mals in ame­ri­ka eine ent­schei­den­de klei­nig­keit war: in all mei­nen ent­schei­dun­gen war ich au­to­nom. na­tür­lich gab es hier oder da druck, er­war­tungs­druck von den leh­rern, den trai­nern oder mit­schü­lern. aber der druck aus der hei­mat reich­te nicht mehr aus um mich in mei­ner au­to­no­mie oder de­tail­ent­schei­dun­gen ent­schei­dend zu be­ein­flus­sen. das er­war­tungs­kor­sett aus der hei­mat wur­de durch ein viel be­que­me­res, we­ni­ger re­gi­des, brand­neu­es ame­ri­ka­ni­sches er­war­tungs­kor­sett er­setzt.

das rin­gen habe ich trotz schmer­zen, schweiss und blut durch­ge­zo­gen, weil ich spass dar­an hat­te und das trai­ning er­staun­li­che din­ge mit mei­nem kör­per an­stell­te. die leicht­ath­le­tik habe ich auf­ge­ge­ben weil die nach­tei­le aus mei­ner sicht die vor­tei­le über­wo­gen. mei­ne ent­schei­dun­gen, mei­ne kon­se­quen­zen — in die­ser deut­lich­keit das ers­te mal in mei­nem le­ben.

viel­leicht bil­de ich mir das al­les auch nur ein und die er­klä­rung für mei­ne ge­fühl­te au­to­no­mie lässt sich da­durch be­grün­den, dass die ame­ri­ka­ner ein­fach ef­fek­ti­ve­re und kom­le­xe­re mo­ti­va­ti­ons­me­cha­nis­men ha­ben. un­term strich glau­be ich aber, dass ich das was ich heu­te an ehr­geiz habe in ame­ri­ka wäh­rend mei­nes high­schoo­l­auf­ent­hal­tes ent­wi­ckelt habe.


dar­an, dass ich aus ame­ri­ka ziem­lich vie­le brie­fe schrob kann ich mich gut er­in­nern. dass mein brie­fe­schrei­ben auch zwang­haf­te kom­po­nen­ten hat­te, fiel mir erst in den letz­ten wo­chen auf, auch weil jetzt vie­le der ol­len dis­kus­sio­nen wie­der auf­bran­den, ob das in­ter­net dumm oder ab­hän­gig ma­che, ob es die men­schen in schein­wel­ten oder oder ver­ein­sa­mung trei­be. vor al­lem aber die sor­ge der bei­fah­re­rin, das kind kön­ne zu viel auf face­book rum­dad­deln und des­ah­lb zu­we­nig mit dem kopf in den USA sein, rief mir in er­in­ne­rung, wie ob­ses­siv ich da­mals brie­fe schrob. ich schrob an mei­ne el­tern, mei­ne gross­el­tern, mei­ne freun­de in deutsch­land, mei­ne freun­din nele die auch in den USA war. ta­ge­buch schrob ich — glau­be ich — auch. ich schrieb stän­dig, zu­hau­se, auf klei­nen fahr­rad­tou­ren, in ca­fés, auf park­bän­ken. ich hat­te gros­ses in­ter­es­se dar­an mei­ne be­find­lich­kei­ten auf­zu­schrei­ben, aber auch mich in ei­nem gu­ten licht dar­zu­stel­len. wenn ich die brie­fe von da­mals lese, kom­men sie mir oft un­an­ge­nehm prah­le­risch vor.

wich­tig scheint mir aber in der rück­schau, dass ich beim schrei­ben mei­ne si­tua­ti­on re­flek­tier­te, dass ich also, ob­wohl ich mit dem geis­te bei mei­nen deut­schen ver­wand­ten und freun­den war, vor al­lem das von mir er­leb­te ver­ar­bei­te­te.

an­sät­ze von ein­sam­keit, das ge­fühl des al­lein­seins kann man auf vie­le ar­ten ver­su­chen zu zer­streu­en. ich ent­scheid mich wohl, auch aus man­gel an al­ter­na­ti­ven, für das schrei­ben (und fern­se­hen, zeit­schrif­ten, eine ge­le­gent­li­che aus­ga­be des spie­gels, der sich da­mals dick wie ein buch an­fühl­te). face­book kann al­les zu­sam­men sein, fern­se­hen, ein in­ter­na­tio­na­les ki­osk, brief­kas­ten, eine art te­le­fon oder ta­ge­buch.

ich mag den ge­dan­ken, dass sich auch mit der ver­netz­ten welt aus­ser ein paar pa­ra­me­tern wie ge­schwin­dig­keit, zu­gäng­lich­keit und wahl­mög­lich­kei­ten, nichts ent­schei­den­des an un­se­rer grund­si­tua­ti­on ge­än­dert hat. wir wa­ren schon im­mer so­zia­le we­sen. heu­te sind wir so­zia­le we­sen auf speed und mit un­gleich mehr op­tio­nen als frü­her. aber das be­dürf­nis, sich mit gleich­ge­sinn­ten zu­sam­men­zu­schlies­sen, aus­zu­tau­schen und zu kom­mu­ni­zie­ren ist nicht neu.


letz­te wo­che hat das kind of­fen­bar sei­nen stun­den­plan be­kom­men. das bes­te: er ist se­ni­or, er geht also nach der ab­ge­schlos­se­nen neun­ten klas­se in deutsch­land, in den USA in die 12te klas­se. so kann er am wich­tigs­ten event des schul­jah­res teil­neh­men, der gra­dua­ti­on-fei­er. ne­ben ir­gend­was mit an­ge­wand­tem com­pu­ter-ir­gend­was hat das kind je­den tag us-ame­ri­ka­ni­sche ge­schich­te, cal­cu­lus, ame­ri­ka­ni­sche li­te­ra­tur und eine dop­pel­stun­de forst­wirt­schaft. forst­wirt­schaft! wie ab­ge­fah­ren ist das denn bit­te?

mein stun­den­plan war da­mals ähn­lich. ich hat­te auch ma­the­ma­tik, us-ame­ri­ka­ni­sche ge­schich­te. als eng­lisch­kurs habe ich mich da­mals für speech and de­ba­te ent­schie­den, ein fach das alle vier aus­tausch­schü­ler der schu­le ge­wählt hat­ten und ei­gen­ar­ti­ger­wei­se auch die klas­sen­bes­ten wa­ren. dar­über habe ich auch schon­mal ge­schrie­ben, vor zwei jah­ren. aus­ser, dass ich noch ei­nen kurs psy­cho­lo­gie (in dem ich ei­nen für mei­ne da­ma­li­gen ver­hält­nis­se auf­wän­dig re­cher­chier­ten und wie ich im­mer noch fin­de, erst­klas­si­gen 20-sei­ti­gen auf­satz schrieb) und eine stun­de il­lus­tra­ti­on be­legt hat­te, er­in­ne­re ich mich an kei­ne an­de­ren kur­se. ei­gen­ar­tig.


1984 ap­ple store

felix schwenzel

beim be­trach­ten die­ses bil­des (aus die­sem ar­ti­kel) fiel mir ein, ich könn­te ja noch­mal den mac­in­tosh-wer­be­spot von 1984 an­se­hen. das hier war mir bis­her gar nicht auf­ge­fal­len:


dO­CU­MEN­TA (13), tag 2

felix schwenzel

zwei tage re­gen wa­ren an­ge­sagt, aber am ers­ten tag reg­ne­te es über­haupt nicht und am zwei­ten nur ge­gen 16 oder 17 uhr mal kurz. um das fri­de­ri­cia­num her­um türm­ten sich zwar die wol­ken auf, aber pas­siert ist das bis auf zwei klei­ne schau­er nix.

bild von um 14:30 uhr

ich fuhr mit mit fes­ten wil­len nach kas­sel, die dies­jäh­ri­ge do­cu­men­ta doof zu fin­den. nach dem was ich vom bal­ken­hol-thea­ter mit­be­kom­men hat­te, er­war­te­te ich ei­ni­ges an lang­wei­li­gem „theo­re­ti­sche Trei­ben“ (ni­klas maak), eine ähn­lich ver­kopf­te do­cu­men­ta wie un­ter ca­the­ri­ne da­vid. mei­ne vor­stel­lung von ei­ner op­ti­ma­len do­cu­men­ta war im­mer noch ge­prägt von der bun­ten wu­sel-do­cu­men­ta IX von jan hout. die hat­te da­mals kunst so prä­sen­tiert wie ich es am liebs­ten habe, le­ben­dig, mit ei­ner scham­lo­sen por­ti­on kom­merz, über­bor­dend und un­prä­ten­ti­ös bis zum an­schlag.

aber die­se do­cu­men­ta hat mich dann doch po­si­tiv über­rascht. aus zwei grün­den: we­gen der karl­saue und wie die aus­stel­lung wild in der stadt wu­cher­te. bis­her ha­ben zwar alle do­cu­men­tas die ich mir an­sah et­was in der karl­saue ver­an­stal­tet, meis­tens aber in­dem dort grös­se­re tem­po­rä­re und zen­tra­le aus­stel­lungs­struk­tu­ren auf­ge­baut wur­den. die­ses jahr wur­den in der ge­sam­ten karl­saue 50 oder 60 künst­ler ver­teilt. man­che künst­ler brach­ten ihre ar­bei­ten in gros­sen, man­che in klei­nen holz­hüt­ten un­ter, man­che ar­bei­ten wa­ren un­ter frei­em him­mel, man­che be­gnüg­ten sich mit dem pflan­zen ei­nes ap­fel­bau­mes.

kor­bi­ni­ans­ap­fel­baum

die haupt­ver­an­stal­tungs­or­te wie das fri­de­ri­cia­num oder die neue ga­le­rie wa­ren für mei­nen ge­schmack zu über­lau­fen oder zu klein­tei­lig, zu eng auf­ge­baut. in man­chen räu­me gab es ein­lass­be­schrän­kun­gen in­dem man zur glei­chen zeit nur eine be­stimm­te an­zahl be­su­cher her­ein­liess. das ist gut für die kunst­re­zep­ti­on, aber ät­zend wenn man stän­dig in flu­ren oder trep­pen­häu­sern war­ten muss. wenn man mal an den or­ten in der karl­saue war­ten muss­te, fand ich das viel we­ni­ger schlimm; man war­te­te draus­sen an der fri­schen luft und die schlan­gen wa­ren meist über­schau­bar.

ganz gran­di­os fand ich vie­le der in der stadt ver­teil­ten orte. ganz gross­ar­tig, das kas­ka­de-kino in dem am frei­tag fil­me mit tan­zen­den men­schen mit down-syn­drom ge­zeigt wur­den. oder die hal­le an der un­te­ren karls­stras­se, die wa­lid raad mit gross­ar­ti­gen ar­bei­ten be­spiel­te.

wa­lid raad

oder die un­auf­fäl­li­gen in­ter­ven­tio­nen von re­na­ta lu­cas, die im fri­de­ri­cia­num auf dem weg zum klo gut sicht­bar ver­steckt wa­ren und im un­ter­ge­schoss des kauf­hof auch ir­gend­wie nicht auf­fie­len.

re­na­ta lu­cas
re­na­ta lu­cas
re­na­ta lu­cas

von der ar­beit her we­ni­ger be­ein­dru­ckend, aber räum­lich und (qua­si) auch städ­te­bau­lich ver­blüf­fend, war der leer­ste­hen­de trakt im C&A-ge­bäu­de, der von cev­det erek als raum der rhyth­men ge­stal­tet wur­de. der gan­ze nack­te be­ton-trakt wum­mer­te und tschirrp­te und bums­te mit bäs­sen und echos und an­de­ren un­an­ge­neh­men ge­räu­schen. zwi­schen­drinn ein paar mini-in­stal­la­tio­nen mit ge­fun­den ob­jek­ten, li­nea­len und schall­schutz­wän­den — aber auch vier ge­öff­ne­ten tü­ren zu zwei bal­ko­nen, die den blick frei­ga­ben auf kas­se­ler hin­ter­hö­fe.

cev­det erek, raum der rhyth­men
cev­det erek

mei­nes wis­sen völ­lig neu für die do­cu­men­ta war die nut­zung es nord­flü­gels des haupt­bahn­hofs. al­lein die räu­me des nord­flü­gels fand ich be­reits eu­pho­ri­sier- und in­spi­rie­rend.

tor, un­be­kann­ter van­da­le

nach­dem ich am zwei­ten tag do­cu­men­ta dar­auf kon­di­tio­niert war beim be­tre­ten von ver­dun­kel­ten räu­men mit ir­gend­wel­chen vi­deo­in­stal­la­tio­nen oder fil­men kon­fron­tiert zu wer­den, war das be­tre­ten des völ­lig ver­dun­kel­ten nord­flü­gels am haupt­bahn­hof umso be­ein­dru­cken­der. als sich mei­ne au­gen an die dun­kel­heit ge­wöhnt hat­ten, sah ich in ei­ni­ger ent­fer­nung ei­nen schum­rig be­leuch­te­ten, rie­si­gen erd­hü­gel von mi­cha­el port­noy. flickr-be­nut­zer zwei­en­gelund­ein­bach­mann hat das ding ganz schön fo­to­gra­fiert. auch ganz wun­der­bar in die räu­me in­te­griert fand ich die kie­fern­höl­zi­ge schnei­de­rei von ist­ván csá­ká­ny und die be­weg­li­chen ja­lou­sien von hae­gue yang.

ist­ván csá­ká­ny
hae­gue yang

ich kann mich nur an we­ni­ge ar­bei­ten in den ei­gent­li­chen aus­stel­lungs­ge­bäu­den wie dem fri­de­ri­cia­num oder der do­cu­men­ta-hal­le er­in­nern, die mich nach­hal­tig be­ein­druckt ha­ben. an white-cube-aus­stel­lungsäu­men ge­fällt mir meis­ten das white-cube-kon­zept selbst am bes­ten, nicht die kunst da­drin:

do­cu­men­ta hal­le

das kon­zept des im park, wald oder der stadt her­um­ir­rens und über kunst zu stol­pern ge­fällt mir um ein viel­fa­ches bes­ser. zu­mal da­mit auch ein wit­zi­ges wech­sel­spiel mit den be­su­chern ein­her­geht: „ist das jetzt kunst, oder nicht?“

Bit­te um mit­hil­fe !!!
mini
herz
kein do­cu­men­ta kunst­werk

es gab durch­aus auch be­ein­dru­cken­de in­sze­nie­run­gen in ge­schlos­se­nen räu­men. die ar­beit von jean­no gaus­si, die mit den ar­bei­ten ei­ni­ger af­gha­ni­scher künst­ler im ehe­mai­li­gen eli­sa­beth kran­ken­haus un­ter­ge­bracht war, zeig­te dass ich wahr­schein­lich eher auf black-cube, als white-cube räu­me ste­he. jean­no gaus­si zeig­te bil­der von ei­nem ka­bu­ler ma­ler von schil­dern und wer­be­ta­feln, dem sie die dreis­sig fa­mi­li­en-bil­der gab die ihr blie­ben, nach­dem sie af­gha­ni­stan ver­liess. der auf­trags­ma­ler er­zählt in vi­de­os was er aus den bil­dern her­aus­las. ich fand die bil­der, die er­zäh­lun­gen, vi­de­os und mes­sing­ta­feln un­ter den bil­dern sehr ein­drucks­voll und auch ein biss­chen ver­stö­rend in­sze­niert.

jean­no gaus­si

mich er­in­nert das do­cu­men­ta-kon­zept in der karl­saue auch an mei­ne ers­ten po­si­ti­ven er­fah­run­gen mit kunst über­haupt. in aa­chen hat­ten mei­ne el­tern be­kann­te die für die lud­wig-scho­ko­la­den-fa­brik ar­bei­te­ten und ein wohn­haus di­rekt am pri­vat­park von pe­ter und ire­ne lud­wig hat­ten. als kin­der spiel­ten wir in die­sem rie­si­gen park, in dem ge­le­gent­lich stahl oder fi­ber­glas-plas­ti­ken rum­stan­den auf de­nen wir rum­klet­ter­ten oder tob­ten. kunst oder künst­le­ri­sche in­ter­ven­tio­nen über die man im all­tag stol­pert fin­de ich um ein viel­fa­ches span­nen­der als kunst in über­füll­ten räu­men. und das hat die do­cu­men­ta in die­sem jahr meis­ter­lich hin­be­kom­men.


am süd­flü­gel des kas­se­ler haupt­bahn­hofs, wahr­schein­lich bei der ein­zig wirk­lich be­ein­dru­cken­den vi­deo-in­stal­la­ti­on der do­cu­men­ta von bani abidi, ver­lor die bei­fah­re­rin ihre zwei-ta­ges-ein­tritts­kar­te. an der nach­rich­ten­meis­te­rei be­merk­te sie ihr ma­leur und nach­dem wir alle ihre ta­schen zwei bis drei­mal durch­sucht hat­ten, folg­ten wir dem tipp der auf­sicht beim ein­gang des süd­flü­gels zu fra­gen, ob je­mand die kar­te ge­fun­den hät­te. tat­säch­lich hat­te je­mand die kar­te ge­fun­den. als wir zu­rück bei der nach­rich­ten­meis­te­rei wa­ren, er­zähl­te uns der auf­se­her dort, dass das päär­chen, das die kar­te der bei­fah­re­rin ge­fun­den hat­te, nun sei­ner­seits sei­ne kar­ten ver­lo­ren hat­te. auf dem rück­weg zum süd­flü­gel fan­den wir dann die kar­ten der bei­den und ga­ben sie bei der freu­de­strah­len­den auf­sicht am süd­flü­gel ab. ob das al­les eine in­sze­nie­rung oder ein zu­fall war, möch­te ich nicht be­ur­tei­len.


sehr pro­mi­nent auf dem fried­richs­platz hat­te sich das oc­cu­py-camp ein­ge­nis­tet. auch hier wuss­te man nicht, ob das zelt­la­ger nun kunst sei oder rei­ner pro­test. die über­gän­ge wa­ren flies­send, was mir aus­ser­or­dent­lich ge­fiel.

oc­cu­py

oc­cu­p­ied wur­de auch eine ar­beit von pe­dro reyes. sei­ne ar­beit war ein kon­zep­tio­nell et­was über­frach­te­tes „sa­na­to­ri­um“, eine „uto­pi­sche »pro­vi­so­ri­sche Kli­nik«, die ty­pi­sche Krank­hei­ten von Städ­tern wie Stress, Ein­sam­keit oder Angst­ge­füh­le be­han­deln soll. Um das Pro­jekt […] zu er­le­ben, muss man sich als Pa­ti­en­ten ein­wei­sen las­sen.“ nach ei­nem kur­zen ge­spräch mit ei­nem „the­ra­peu­ten“ er­hiel­te man eine dia­gno­se und be­kä­me drei von sech­zehn mög­li­chen „The­ra­pien“ ver­schrie­ben. die „The­ra­peu­ten“, of­fen­bar schlecht oder gar nicht be­zahl­te stu­den­ten, hat­ten nach der ab­rei­se des künst­lers aber wohl kei­ne lust mehr auf die the­ra­pie und streik­ten kur­zer­hand. sie be­kleb­ten die hüt­te mit pro­test­pla­ka­ten und fin­gen statt um 10 zu the­ra­pie­ren, um 12 an zu strei­ken in­dem sie reyes ar­beit be­setz­ten.

ex­pen$iv $hit

kar­te von zwei ta­gen do­cu­men­ta


dO­CU­MEN­TA (13), tag 1

felix schwenzel

kas­sel wil­helm­hö­he
zwei ta­ges­kar­te
ida app­le­br­oog
gosh­ka ma­cu­ga
gu­i­sep­pe pen­one (133)
su­s­an hil­ler
ge­offrey far­mer
fio­na hall (76)
blu­men­herz
an der kunst­aka­de­mie
ga­bri­el les­ter (99)
ga­bri­el les­ter (99)
ja­net car­diff & ge­or­ges bu­res mil­ler (37)
pie­re huyg­he (83)
pie­re huyg­he (83)
hän­gen­der baum
„bit­te kei­ne fo­tos, das kunst­werk be­fin­det sich auf der an­de­ren sei­te“
mar­cos lu­ty­ens und rai­mund­as ma­la­saus­kas / sis­sel to­lass
vor­beu­ger
do­cu­men­ta-9-schwan auf der dO­CU­MEN­TA (13)

mein zwei­ter tag auf der do­cu­men­ta .


ein paar tau­send links

felix schwenzel

do­mains auf die ich seit dem 21.06.2011 ge­linkt habe (plät­ze 1 bis 20) (vor drei mo­na­ten ver­spro­chen) (es sind ei­gent­lich 660 do­mains, bei ca. 480 hört die lis­te aber auf, hier die kom­plet­te lis­te):

*

spie­gel.de: 66

*

zeit.de: 56

*

bo­ing­bo­ing.net: 47

*

faz.net: 38

*

kott­ke.org: 32

*

ste­fan-nig­ge­mei­er.de: 27

*

wired.com: 27

*

neu­netz.com: 23

*

crack­a­jack.de: 21

*

blogs.taz.de: 20

*

das­nuf.de: 20

*

netz­po­li­tik.org: 20

*

hei­se.de: 19

*

law­blog.de: 19

*

tech­dirt.com: 19

*

ta­ges­spie­gel.de: 18

*

taz.de: 18

*

spree­blick.com: 17

*

dar­ing­fi­re­ball.net: 16

*

faz-com­mu­ni­ty.faz.net: 16

weiterlesen

„Oh noes!“

felix schwenzel


ko­ope­ra­ti­ons­an­fra­ge

felix schwenzel

wenn ich das recht ver­ste­he, sucht grou­pon blog­ger, die kei­ne ah­nung ha­ben. aber viel­leicht ver­steh ich das auch nicht. von un­ten nach oben le­sen.


pe­nis ri­ot

felix schwenzel


kurz­kri­tik „the fa­des“

felix schwenzel

die sechs fol­gen der ers­ten staf­fel the fa­des habe ich ziem­lich schnell weg­ge­guckt. emp­foh­len hat­te man mir die se­rie als „hor­ror“ mit fleisch­fres­sen­den zom­bie-en­geln was nur so halb stimmt. blut­rüns­ti­ger oder ek­li­ger als true-blood oder brea­king bad ist die BBC-pro­duk­ti­on je­den­falls nicht.

was mich aber po­si­tiv an brea­king bad er­in­ner­te war die de­tail­lie­be mit der die cha­rak­te­re in ih­rer nor­ma­li­tät dar­ge­stellt wer­den. nerdi­ge, lang­wei­li­ge men­schen wie du und ich, in de­ren 08/15 le­ben plötz­lich mord und tot­schlag und ab­sur­de si­tua­tio­nen ein­schla­gen sind im fern­se­hen sehr viel fes­seln­der als mus­kel­ge­stähl­te und zahn­kro­nen­be­wehr­te hol­ly­wood schau­spiel­ma­schi­nen.

die hand­lung ist ein biss­chen vor­her­seh­bar, spielt aber tap­fer ge­gen die gen­re­re­geln an und er­schafft sich ei­ge­ne hand­lungs­spiel­räu­me, die eben nicht nach sche­ma-f ab­lau­fen. sehr schön wird auch ei­ner mei­ner lieb­lings­ge­dan­ken be­leuch­tet, dass es sich loh­nen könn­te beim kampf für die die an­geb­lich gute sa­che auch auf mensch­lich­keit und mit­ge­fühl zu set­zen — und wie scheis­se es sein kann, wenn man für die gute sa­che kämp­fend al­len an­stand und mensch­lich­keit fal­len lässt.

im zuge von spar­mass­nah­men hat die BBC kei­ne zwei­te staf­fel in auf­trag ge­ge­ben, was am ende zu ei­nem klei­nen cliff­han­ger führt der un­auf­ge­löst bleibt, was scha­de, aber nicht wei­ter schlimm ist.

die the fa­des DVD kann man bei ama­zon.co.uk un­ge­fähr 15 euro bil­li­ger er­wer­ben, als bei ama­zon.de.

wenn ix stern­chen ver­ge­ben könn­te wür­de ich 5 von 5 stern­chen ver­ge­ben.