typografische witze 2
ah, mal wieder ein typografischer witz (hier geliehen):
ältere typografische witze auf wirres.net:
ah, mal wieder ein typografischer witz (hier geliehen):
ältere typografische witze auf wirres.net:
meine these ist ja, dass postillion-überschriften hervorragnd als tweets geeignet sind. der rest der artikel ist meist überflüssig.
q.e.d:
„Satireforscher messen Rekordniveau an Ironie, als Papst in Kuba Fortschritte fordert“
in der sendung mit der maus war am sonntag zu sehen, warum es sinnvoll ist, alte handys in das recycling zu geben: damit die recycling-unternehmer gold, silber, seltene erden und alles mögliche aus ihnen extrahieren können und sich eine goldene nase verdienen können. oder so.
in der ARD-mediathek findet sich die komplette sendung vom sonntag. die aktuelle sendung lohnt sich auch deshalb, weil in der sendung einem maulwurf (spoiler: von einem hund) auf den kopf gegkackt wird und er sich angemessen dafür revanchiert. in kindersendungen kann man soviel lernen!
dieser artikel von christoph keese ist auf vielen ebenen entlarvend. keese reiht fakten und zahlen aneinander denen man kaum widersprechen kann, da sie faktisch sind scheinen. die schlüsse die er daraus zieht, sind allerdings grösstenteils hanebüchen. netterweise finden sich die meisten gegenargumete zu keeses pseudoargumenten in den kommentaren unter keeses artikel (unbedingt alle kommentare lesen). bis auf eine von keeses behauptungen, die unwidersprochen bleibt:
3. Allein im Jahr 2011 hat Google in den USA 32 unterschiedliche Lobby-Beraterungsunternehmen angeheuert, um gegen 62 geplante Gesetze in Repräsentatenhaus und Senat vorzugehen. Nicht alle davon hatten mit immateriellen Gütern, also geistigem Eigentum, zu tun, doch unter dem Strich lag der Schwerpunkt klar auf Gesetzen zu Urheber- und Patentrecht sowie zu Werberegulierungen. Der Aufstand gegen SOPA, PIPA und ACTA ist in wichtigen Teilen ein Ergebnis des Google-Lobbyismus.
echt? hält keese die tausenden von menschen die in ganz europa gegen acta auf die strasse gegangen sind, die hunderten von menschen die gegen sopa, pipa, acta anschroben für google-gesteuert? und überhaupt: was wäre das für ein grandioser lobbyismus, der die leute zu protesten auf die strasse treibt?
oder andersrum: wo waren die leute auf den strassen die durch den ebenfalls millionenschwer gestützten pro-ACTA/SOPA/PIPA-lobbyismus auf die strasse getrieben wurden um dafür zu protestieren? wo waren die menschenmassen auf den strassen, die für die senkung der mehrwertsteuersätze für hoteliers demonstriert haben?
mal im ernst, keeses verachtung für menschen die sich um die freiheit sorgen — berechtigt oder nicht — finde ich beachtenswert. aber so ticken lobbyisten wie christoph keese offensichtlich: demokratie ist in ordnung, solange das volk die schnauze hält. und hält es nicht die schnauze, steckt ganz sicher die andere seite dahinter. keese hält die menschen für durch und durch steuerbar.
wie gesagt. ich finde das beachtenswert. und auch verachtenswert.
ziemlich witzig und für den webvideo-preis nominiert . / dasnuf
veit medick und annett meiritz zitieren im spiegel-online forsa-chef manfred güllner zu den wählern der piraten im saarland:
Das ist ein Phänomen. […] Während die Grünen in ihrer Anfangszeit nur ein sehr schmales Segment des deutschen Bildungsbürgertums aktivieren konnten, sind die Piraten in allen Schichten zu finden. Es ist falsch, ihre Wählerschaft nur auf die Internet-Nerds zu reduzieren. Sie ist sehr heterogen.
meine worte, allerdings in bezug auf sogennante „blogger“: die sind auch sehr heterogen. wie das netz. heterogen ist gut.
heterogen treibt die etablierten (wasauchimmer) in den wahnsinn. heterogen bietet keine angriffsfläche. (oder anders gesagt: warum die piraten zur dritten volkspartei zu werden drohen.)
heute bin ich mal wieder durch die hafencity gelaufen. architektonisch ist das was man dort sieht ja eher pop und kein rock’n’roll (wie sven auf#regener sagen würde). ich würde vielleicht noch hinzufügen, dass alles wirkt wie swarovski-pop. viel glitzer und das starke bemühen den neuen stadtteil leuten die auf swarovski und anderen wertvoll aussehenden glitzerkram stehen, attraktiv zu erscheinen.
bei sonne und am wochenende funktioniert es aber. die leute bevölkern das retorten-viertel wie die fliegen die scheisse. auch sonst scheint es zu funktionieren. vor den schaufenstern der immobilien-händler herrscht andrang. der leerstand ist nicht auf den ersten blick zu erkennen.
ein paar der häuser halte ich durchaus für gelungen, aber ob die mischung des neuen viertels ausgewogen genug ist um das viertel über das promenieren und das besuchen der philharmonie hinaus attraktiv zu machen wird sich zeigen. ich hab leise zweifel. aber zum promenieren und fotografieren eignet es sich hervorragend.
ich habe in meinem artikel in der taz.de mal wieder behauptet, dass es gar keine „kostenloskultur“ im internet gebe, sondern im gegenteil, eine ziemlich ausgeprägte bereitschaft im netz für kreative werke zu zahlen. ich habe für meine these in der taz.de nicht so irre viele argumente aufgeschrieben, ebenso wie für meine zweite these, dass gegenseitiger respekt eigentlich nur durch gegenseitigen respekt möglich wird.
mich würde es wirklich mal interessieren, welche argumente oder konkreten hinweise es dafür gibt, dass internetnutzer pauschal nicht zu zahlen bereit sind, also eine kostenloskultur im netz grassiert. kann mir jemand echte argumente oder zahlen dafür nennen oder darauf hinweisen? meiner erinnerung nach existiert die kostenloskultur lediglich als behauptung — ich kann mich gerade zumindest an kein einziges stichhaltiges argument erinnern, das diese these stütze. auch im kommentarbereich zu meinem artikel auf taz.de finde ich lediglich die wiederholte behauptung, dass es eine kostenloskultur gibt oder geben muss, immer ohne auch nur einziges stichhaltiges argument. möglicherweise bin ich aber auch zu blöd um die argumente zu erkennen.
ich sammel mal eben kurz und lieblos linkreich ein paar argumente, warum ich glaube, dass es eine grosse zahlungsbereitschaft im internet gibt:
in letzter zeit gibt es dafür einige beispiele. zefrank hat für seine show, die er neu auflegen will auf kickstarter die dreifache summe an startkapital zusammengetragen als er ursprünglich wollte.
daniel lieske hat vor einem jahr einen comic (kostenlos) ins netz gestellt und sich damit mittlerweile selbststädnig gemacht. rené walther schrob dazu: „Der Mann [hat] sich damit selbständig gemacht, einen Verlag dafür gefunden, eine App per Kickstarter finanziert, das Teil in drölf Sprachen übersetzen lassen und 2012 soll das Comic in Buchform erscheinen.“
tim schafer, adventurespiel-designer von spielen wie monkey island oder day of the tentacle fragte auf kickstarter nach 400tausend dollar um ein neues adventurespiel zu machen (etwas hintergrund bei nerdcore). er konnte keine spielefirma für das projekt begeistern. finanziert haben ihm die anhänger der ksotenloskultur fast 3,5 millionen dollar.
itunes music store, app store, amazon music, netflix, hulu-plus und viele andere dienste die einfache bezahlung, faire preise und guten kundenservice bieten machen ständig steigende schrillionenumsätze. wie kann soetwas bei einer ausgeprägten kostenloskultur passieren?
louis ck hat eine bühnenshow> aufwändig produziert und abfilmen lassen. auf eigene kosten. er hat die topaktuelle show im dezember zum download angeboten für 5 dollar. ungewöhlich daran war, dass er weder einschränkte von wo die show zu kaufen ist (region code), dass die aufzeichnung keinen kopierschutz oder andere gängelungsmethoden (DRM) beinhaltete, so dass man sie sich ansehen konnte wo und wie man wollte und dass er zwar darum bat die show nicht ohne seine zustimmung per torrent oder download anzubieten, ihm das aber andererseits auch egal war (mehr dazu hier und hier).
louis ck beschimpft sein publikum in seiner show teilweise aufs übelste. als kunden beschimpft er seine fans nicht, im gegenteil, er bietet ihnen einen fairen deal an. der erfolg? louis ck nahm mit der show soviel ein, dass er mehr als die hälfte der einnahmen spendete und an seine mitarbeiter ausschüttete.
was ich eigentlich auch nur fragen wollte: welche argumente gibt es für das existieren einer kostenloskultur? ich freue mich im kommentarbereich oder per email über argumente die über das blosse behaupten hinausgehen (auch gerne links dahin) und ich werde mich bemühen sie gegen meine these abzuwägen.
[nachtrag 24.03.2012]
nina paley (via) hat mit 15-17 jährigen jugendlichen gesprochen und sie gefragt wie sie künstler unterstützen würden. sehr lesenswert. nina paleys lieblingszitat von einer fünfzehnjährigen:
We don’t want everything for free. We just want everything.
[nachtrag 24.03.2012]
jemand schrob mir per mail folgendes:
vorab: ich halte den Begriff "Kostenloskultur" für falsch.
Ich glaube aber, dass er sich schlicht und einfach dem Umstand verdankt, dass die Nutzung gewisser Dienste (Suchmaschinen, Archive ...) nicht auf dieselbe Art und Weise bezahlt werden muss, wie man es vor der Existenz dieser Dienste gewohnt war, für eine Dienstleistung bezahlen zu müssen. Tatsächlich kann ich Informationen erhalten, ohne dafür Geld auszugeben, für die ich früher Geld ausgeben musste.
Mich überzeugen weder Ihre Crowdfundingbeispiele, noch Ihre unermüdlichen Hinweise auf die Bereitschaft im Netz für kreative Werke zu zahlen. Erstens ist ein Beispiel kein Beweis. Zweitens hängt die Bereitschaft, für kreative Werke zu bezahlen, wesentlich vom Einkommen ab.
Mir persönlich wäre es viel lieber, es gäbe tatsächlich eine Kostenloskultur im Sinne von "teilen statt tauschen". Mit "teilen" meine ich nicht nur, dass ich meine Urlaubsfotos auf einer sogenannt "sozialen" Plattform mit anderen Usern teile, sondern dass ich mein kreatives Werk zum kostenlosen Download anbiete. Stellen Sie sich bloß mal vor, wir würden uns alle daran gewöhnen, und es würde vom Netz in die materielle Welt übergreifen, weil wir nicht mehr einsehen wollen, für etwas bezahlen zu sollen. Das wäre doch herrlich. Waren und Dienstleistungen hätten dann keinen Tauschwert mehr, und infolgedessen wären wir alle unermesslich reich, weil uns alles zur Verfügung steht, und niemand könnte sich mehr an der Arbeit anderer, und vor allem auf Kosten jener Arbeitenden bereichern. Aber selbst wenn es nicht auf die materielle Welt übergriffe: Ist doch toll, wenn Menschen Zugang zu kreativen Werken haben, den sie nicht hätten, wenn sie dafür bezahlen müssten.
Und schließlich kann nicht oft genug die Frage "Cui bono?" gestellt werden, in diesem Fall an diejenigen, die so eifrig gegen die Kostenloskultur wettern.
Ich finde, man sollte die Vorzüge der Kostenloskultur, auch wenn sie noch gar nicht richtig existiert, loben, anstatt gegen sie zu argumentieren.
ich habe darauf geantwortet:
ja, das ist auch ein aspekt: was ist schlecht an den vielen dingen die es im internet, mit voller absicht und durchaus trifftigen gründen, gibt. wenn sich also entwickler beispielsweise entscheiden ihre software als lizenzgebührenfreie open source software zu veröffentlichen um so anderen die gelegenheit zu geben, darauf aufzubauen oder sie zu verbessern? wenn leute die etwas zu sagen haben, das ohne bezahlschranke, sondern zum gedankenaustausch und dazulernen machen. wenn musiker ihre musik in CC-lizenz veröffentlichen oder video, wie früher im radio, im dritten auf formel1 oder auf MTV veröffentlichen um aufmerksamkeit und auch geld zu verdienen.
so gesehen, wie ein kommentator unten in den kommentaren schrob, gibt es eben beides. eine ausgeprägte kostenloskultur, ebenso wie eine ausgeprägte bezahl-, crowdfunding- oder sonstwie-bezahlkultur. und, auch wenn sie das bezweifeln, ich glaube es gibt ein bedürfnis dafür, leuten die einem eine freude bereiten, ebenso eine freude zu bereiten. derzeit noch vornehmlich mit geld, eintrittsgeld, kaufpreise, spenden, merchandise. es mag freilich auch sein, dass sich die gesellschaftliche konvention für was man anständigerweise bezahlt stetig ändert. schliesslich bezahlen verleger und fernsehproduzenten interviewpartnern, egal wieviel geistiges eigentum diese absondern, niemals honorare. niemand zahlt (bildende) künstler nach der qualität ihrer arbeit, die preise am kunstmarkt sind spekulationspreise. je teurer die vorherigen arbeiten eines künstlers verauft wurden, desto mehr sind seine aktuellen wert.
ja. möglicherweise sind beispiele keine beweise, aber eben doch starke hinweise auf eine tendenz. die milliardenumsätze von apple und amazon und vielen mehr sind meiner meinung nach aber mehr als beispiele. sie zeigen deutlich: es wird bezahlt wenn der preis stimmt, der komfort und die qualität kostenlos überlegen ist oder wenn man das gefühl hat, dass geld kommt beim künstler und nicht bei irgendwelchen BWL-fuzzis an. tatsächlich sind die einzigen „beweise“ für eine angebliche kostenloskultur die ich bisher gehört habe eben auch beispiele. ja, es gibt viele die nicht für A zahlen wollen, aber vielleicht für B. genauso wie es viele gibt die kokain oder speed oder crystal meth konsumieren — und man trotzdem daraus nicht auf eine ausgeprägte drogenkultur in deutschland schliessen kann.
die vorzüge einer kostenlos-kultur preise ich übrigens ziemlich unermüdlich an (finde ich zumindest). aber vielleicht sollte man das viel aggressiver machen.
zu sven regeners wutanfall kürzlich im radio kann man alles mögliche sagen und das meiste wurde auch schon gesagt. das was dazu gesagt wurde und ich bemerkens- und lesenswert fand, habe ich eben hier verlinkt.
gestern abend hab ich für die taz in ungefähr 5000 zeichen etwas zum thema geschrieben, die eben veröffentlicht wurden: „Das Gefühl, verarscht zu werden“
diesen absatz hab ich mir selbst aus dem taz-artikel rausgestrichen, bzw. nicht mehr im taz-artikel unterbringen können:
Regener sagt, dass Rock’n’Roller wie er jede einzelne Mark (sic!) von Leuten bekommen, die sagen: ja das ist mir das wert, ich gebe 99 Cent für dieses Lied aus. Alles andere sei „Subventionstheater“ oder „Strassenmusik“. Wenn mich mein juristisches Halbwissen nicht ganz trügt stimmt das so nicht. Jeder Mensch in Deutschland der einen Computer oder ein Smartfone kauft, zahlt Abgaben an die Verwertungsgesellschaften. Es gibt Abgaben für CD-Laufwerke, für CD- und DVD-Rohlinge, Speichersticks, für Fernseher und Radios und mittlerweile auch Computer und Smartfones wird sogar eine monatliche Gebühr fällig die anteilig auch Rock’n’Rollern wie Regener zugute kommen. Selbst wenn ich Element of Crime hasste und nie hören wollte, hätte ich bereits mehrfach die eine oder andere Mark an Sven Regener abgegeben.
zum thema urheberrecht hat sven regener schon öfter was gesagt, unter anderem hier.
manchmal gibts tage, da läuft ein video von abends bis morgens (oder umgekehrt) durch meine timeline. und ich ignoriere es. bis eben, da las ich auf onlinejournalismus.de:
Ein beeindruckendes Video aus dem ansonsten internetmäßig nicht so spannendem US-Wahlkampf:
und sah es mir dann doch an. und fand es nicht schlecht.
eben las ich auf meedia, dass holger liebs, der chefredakteur von monopol, sich entschieden habe einen artikel über damien hirst mit leeren bildern zu illustrieren, weil das studio von hirst die bilder erst freigeben wollte, nachdem ihnen der komplette, fertige artikel vorgelegt würde. dazu sagte er:
Dass das Unternehmen eines Künstlers unsere redaktionelle Berichterstattung kontrollieren will, bevor es die Bilder zum Abdruck freigibt, überschreitet eine Grenze.
statt bildern, weisse flächen. ich musste mir dann vorstelen wie google auf eine presse-leistungsschutzrecht reagieren könnte:
rené stellt fest, dass „das darmrohr“ von giulia enders „seit ein paar Tagen […] durch die Blogs“ gehe. stimmt. hier auch. aber rené legt nach, mit dem furzenden rambo:
denn leg ich wiederum den absoluten klassiker nach, den furzenden prediger (fating preacher), über den ich mich seit über 10 jahren fast jedes jahr einmal scheckig lache:
ich gebe zu, ich lese spiegel online gerne. die seite ist voll mit müll, aber es gibt auch sehr viele artikel die mit journalistischer leidenschaft geschrieben oder originell sind und einen guten überblick über die nachrichtenlage geben. ich lese spiegel online fast täglich und ärgere mich trotzdem nur alle 3 oder 4 tage.
als ich dann heute bei spiegel-online diesen artikel („Brandbrief von Goldman-Sachs-Manager — Die Abrechnung“) auf der startseite sah und anklickte, las ich natürlich erstmal das original („Why I Am Leaving Goldman Sachs“, lobenswerterweise prominent von spon verlinkt. [nachtrag 02:40h] für einen link auf diesen the-daily-mash-artikel der später erwähnt wird reichts dann aber schon nicht mehr). durchaus lesenswert, aber halt englisch und ausser 214 kommentaren drunter ohne weiteren kontext.
danach habe ich den spon-artikel gelesen. er bot tatsächlich ein bisschen einordnung, leider etwas arg naheligend („Der Brandbrief sorgte in den USA und Großbritannien prompt für eine Masse an Kommentaren.“). na gut es folgen noch zwei absätze mit zitaten zur einordnung:
"Jeder an der Wall Street hat das gelesen", sagt Erik Schatzker, Moderator beim Wirtschaftssender Bloomberg TV. Seine Kollegin Sara Eisen ergänzt: "Es ist ein Desaster für Goldman Sachs."
In Internetforen, Blogs und auf Twitter wird fleißig über die Bank gespottet. Der Blog "Business Insider" nennt den Abschiedsbrief von Smith "einen weiteren PR-Albtraum" für Goldman. Die britische Webseite "The Daily Mash" veröffentlichte bereits eine Satire: "Warum ich das Imperium verlasse, von Darth Vader".
der rest des artikels belässt es dabei teile des „brandbriefs“ zu zitieren, grossenteils in indirekter rede. was hat spiegel-online also genau getan?
einen absatz geschrieben in dem steht, dass jemand einen brief schrob. ein absatz in dem zusammengefasst steht was in dem brief stand. einen absatz mit einer platitüde („viele reaktionen“) und zwei zitaten von fernsehjournalisten. ein absatz mit weiteren reaktionen. drei absätze übersetzte zitate aus dem brief. ein absatz in dem eine sprecherin von goldman sachs zitiert wird. ein absatz mit einer einschätzung der lage von goldman sachs, wahrscheinlich aus presseagenturmeldungen rausgeschnipselt und ein weiterer absatz mit zitaten aus dem brief.
das soll jetzt keine kritik oder ein text über den spiegelverlag werden, ich finde den spon-brief-agentur-mashup total OK. tägliches journalistisches handwerk („was machst du beruflich?“ „zusammentragen und zusammenstückeln.“).
faszinierend finde ich nur, dass verleger heutzutage für soetwas einen besonderen schutz zu beanspruchen versuchen. die arbeit von zusammenträgern und zusammenstücklern soll nach ansicht der verlage (die mit soetwas hoffen werbung besser verkaufen zu können) von einem „leistungsschutzrecht“ gedeckt werden. die verlage meinen, dass niemand anders ausser ihnen selbst mit solchem patchwork geld verdienen dürfe. das leistungsschutzrecht soll auch für „journalistische inhalte“ gelten, die zu 90 prozent aus zusammengeklauten zusammengetragenen material bestehen. die verleger selbst bezahlen (ausser den nachrichtenagenturen und dem zusammenstücklern autoren) niemanden und bedienen sich freizügig an den inhalten anderer. wenn ihnen das selbst passiert, nennen sie es oft diebstahl oder unrechtmässige kommerzielle nutzung und wollen lizenzgebühren dafür sehen.
mir scheint es absurd, lizenzgebühren für etwas zu verlangen, für das man selbst keine lizenzgebühren zu zahlen bereit ist. vielleicht können wir über das leistunsgschutzrecht nochmal reden, wenn verlage für interviews (also das absaugen von geistigem eigentum aus interviewpartnern), tweets des tages auf dem titelblatt oder paraphrasierungen von fremden inhalten (aus zeitungen, büchern, fernsehen oder blogs) lizenzgebühren oder honorare zahlen.
zumal ordentliche journalistische arbeit heutzutage ja auch bei einer veröffentlichung im internet durch das urheberrecht geschützt ist. auch wenn die verlage auch das sehr eigennützig und selbstverliebt auslegen.
matthias spielkamp stellt sich im handelsblatt ähnliche fragen, allerdings um einiges eleganter als ix.
jens schröder beerdigt die deutschen blogcharts:
Profi-Blogs mit 20-Mann-Redaktionen und einem Inhalte-Ausstoß von 30 oder mehr Texten pro Tag lassen sich doch eher mit Spiegel Online vergleichen als mit einem 1-Personen-Hobby-Blog, in dem vielleicht alle zwei Tage ein Text erscheint. Zudem wird es oftmals nicht leichter, überhaupt einzuordnen, was ein Blog ist und was schon längst ein Magazin.
stattdessen bastelt jens schröder an einer liste von „deutschsprachigen Internet-Leitmedien“ auf basis seiner monatlichen hyperland charts. ich glaube ja mittlerweile, dass das alles quark ist. die neuen charts sollen auf basis von „Likes, Shares und Tweets bei Facebook und Twitter“ erstellt werden. nur messen likes, shares und tweets ja nicht die beliebtheit (oder gar qualität) eines „mediums“, sondern die beliebtheit eines einzelnen beitrags.
aber selbst das unterfangen die beliebtheit einzelner artikel an drei faktoren zu messen halte ich für quark. rivva hat das früher mal gemacht unter rivva.de/leitmedien. dort wurden damals allerdings, wie bei den deutschen blocharts, nur die verlinkungen von blogs (oder genauer rivva-quellen) gemessen. ich glaube die qualität einer solchen liste wächst nicht durch das hinzufügen oder ändern der rankingfaktoren.
und: wenn also nun likes, shares und tweets gemessen und verglichen werden sollen, was ist mit flattrs, pinterest pins, bookmarks bei delicious oder pinboard, +1, quote.fm-quotes oder der anzahl leser oder kommentare? und selbst wenn jens schröder (oder ein künftiges rivva) all diese faktoren erfassen könnte, wie würden die einzelnen faktoren gewichtet werden?
vor allem frage ich mich aber: wozu oder wem nützen solche listen überhaupt? um irgendeine qualität zu messen? relevanz? interessanz? selbst wenn das gelänge, wen, ausser denen die auf der liste stehen*, interessierte das? kann eine solche liste überhaupt für mich interessante inhalte oder „medien“ finden? ich glaube ausser zu schwanzvergleichen führen solche charts zu nichts, für dass sich die arbeit und mühe lohnen würde.
auch bei rivva hat mich eigentlich nie gross interessiert was nach oben gespült wird, sondern der kontext den rivva aufzeigte. nicht die quantifizierung ist interessant, sondern die kontextualisierung. das war früher schon so und ist es jetzt ganz besonders, wo jedem twitter-, facebook-, pinterest- oder-was-weiss-ich-nutzer die interessanten artikel so oder so in die timeline gespült werden.
quantifizierung ist möglicherweise für outsider interessant um sich einen überblick zu verschaffen, für insider ist sie nur so lange interessant wie sie selbst quantifiziert werden und sich einbilden, sich so vergleichen oder ihre releschwanzlänge messen zu können.
wenn jens schröder jetzt eine liste von „deutschsprachigen Internet-Leitmedien“ erstellt, wird das eine totgeburt. tu es nicht, jens.
*) ich verlor nach dem letzten relaunch der deutschen blogcharts schlagartig das interesse an den blogcharts. interessante blogs fand ich dort nicht, nur blogs die in irgendetwas gut abschnitten oder populär und damit ohnehin bekannt waren.
eckart von hirschhausen kann einpacken, das hier ist im gegenteil zu eckhart von hirschhausen mal ne witzige ärztin medizinstudentin:
/+gregor klar und +ralf hildebrandt
weil jemand fragte: icloud-kalender kan man freigeben, damit man sie abonieren kann. ical (oder icloud.com) erzeugt dafür eine obskure url, die man theoretisch mit jedem ical-fähigen kalender abonnieren kann. etwa ist dieser art:
webcal://p01-calendarws.icloud.com/ca/subscribe/1/x-dsoiufhsdoifhdsoifhfoisdhfo_dsofiH-dsfd-fsdfs4-sdfhiudshfisdfhids-fdsifh
versucht man nun die url (statt webcal: http: benutzen!) im google kalender zu abonnieren, beklagt sich google (zu recht) dass die datei über eine robots.txt geschützt ist und google die URL deshalb nicht lesen könne. das ist ein „known issue“. wenn man die kalender url jetzt aber über proxy leitet gehts. manche schlagen vor das über eine yahoo-pipe zu machen, ich würde es über ein php-script machen:
acta einmal von einem erklärbären erklärt und einmal von einem klugscheisser:
via:
[in diesem etwas älteren artikel von 2005 kommen die worte arschloch, dieter und nuhr (allerdings ohne zusammenhang).]
[per mail von tobias g.]
nachdem ich eben einen artikel von zwei der deutschen sprache leider nicht besonders mächtigen werbefuzzis gelesen habe, in dem sie darauf bestehen, dass der scheiss, den sie produzieren unterhaltsam ist und mindestens so gut wie die superbowl-werbung die sie kopiert haben, bin ich auf dieses spiegel-interview von 1994 mit herbert feuerstein gestossen. in dem interview sagt feuerstein unter anderem:
Mir sind Leute suspekt, die ihre Moral als Serviette umgebunden haben, um sich nicht selber schmutzig zu machen. Bei uns setzt sich keiner ans Klavier und singt dazu ein Lied für die Freiheit und gibt dem Türken die Hand. Auch der Behinderte hat bei uns ein Recht auf Verarschung.
[die beiden werbefuzzis meinen, dass harald schmidt und „dem großen Herbert Feuerstein […] der weise Satz […], auch Behinderte hätten ein Recht auf Verarschung“ zugeschrieben werde. dabei ist feuerstein eher klein, oder wie er selbst sagt: „Mir war das egal [dass Schmidt sich die Haare kurz geschnitten hatte], weil ich Schmidt nur bis zum Adamsapfel wahrnehme. Höher guck’ ich nicht.“]
und apropos alte herbert-feruerstein-interviews, hier ist noch eins aus der titanic von 1995, über feuersteins zeit als MAD-macher.
eigentlich sollte die überschrift lauten: „links mit ausdrucksschwachen werbefuzzis die meinen man könne prügelnde männer ruhig lustig finden und sich nicht entscheiden können, ob ein zitat von schmidt oder feuerstein ist“
leider ist mein CMS nicht in der lage überschriften die länger als 100 zeichen sind zu verarbeiten. das habe ich jetzt auf meine todo-liste gesetzt. sobald das nachprogrammiert ist, mach ich ganz oft ganz lange überschriften.
vor ein paar tagen schrob ich eine replik zu peer schaders überschwänglicher kritik von tim mälzers „grossem ernährungscheck“:
vielleicht bin ich aber auch einfach zu konservativ. ich mag wie die maus mir fakefrei sachen erklärt. oder wie hoimar von ditfurt oder volker arzt mir früher sachen erklärt haben.
dazu wollte ich eigentlich noch schreiben, wie sehr mir die talkshows im fernsehen fehlen, in denen gequartzt wird, der hintergrund nicht irgendwelche holzgetäfelten kulissen oder publikumsbänke sind, sondern einfach nur schwarz und wo, wie an einem billiardtisch, das licht knallhart von oben runterscheint und man im prinzip nur die rauchenden und sprechenden oberkörper von redenden leuten sah. das war mir dann aber zu kompliziert auszudrücken und ich liess es weg. ausserdem weiss ich gar nicht, ob talkshows früher wirklich so aussahen, oder ob ich mich nur so an sie sie erinnere.
kurzkritik roche und böhmermann e01: super!
18 minutes ago via web Reply Retweet Favorite
@diplix felix schwenzel
eben habe ich roche und böhmermann gesehen (hier in der 2DF-mediathek) und ich muss sagen, meine sehnsucht nach einer schwarz weiss abgefilmten talkshow am billiardtisch, mit schwarzem, publikumslosen hintergrund hat sich soeben erfüllt. allein für den eindruck, dass die sendung schwarz-weiss abgefilmt wurde muss ix roche und böhmermann überschwänglich loben. obwohl in der sendung niemand geraucht hat und die sendung in farbe gefilmt wurde, blieb in meiner erinnerung das bild eines verrauchten schwarz-weissen studios hängen.
allein wegen des bühnenbilds und der bildfarben hat roche und böhmermann das potenzial meine lieblingstalkshow im fernsehen zu werden.
charlotte roche und jan böhmermann sind der andere grund, warum die sendung meine lieblingstalkshow werden könnte. meistens ist es ja so, dass konzeptionelle vorankündigungen einer sendung nichts als phrasendrescherei sind. bei roche und böhmermann sind alle ankündigungen die ix gelesen habe umgesetzt worden. die gäste wurden unterbrochen wenns langweilig wurde, die moderatoren sperrten sich gegen jeden journalistendarstellerischen anspruch und waren hemmungslos subjektiv und hochgradig beleidigend ihren gästen und sich selbst gegenüber.
böhmermann, der an schwerer witzelsucht leidet, verhastpelte sich kräftig, als er britt hagedorn auf die füsse treten wollte und sich beim vorwurf, sie würde in ihrer sendung „menschen am rande zur geistigen behinderung“ vorführen, völlig verargumentierte. man merkte, er hatte sich fest vorgenommen diesmal britt hagedorn vorzuführen und es war ein fremdschäm-vergnügen ihm dabei zuzusehen. das ganze war deshalb ein vergnügen, weil böhmermann sich nicht versuchte rauszuwulffen, sondern seine niederlage und sein versagen eingestand.
charlotte roche ist so uneitel, dass man sich auch dafür beinahe fremdschämt. nur zum fremdschämen kommt es dann doch nicht, weil man es ihr abnimmt, dass sie eben so ist. überhaupt. alle teilweise deftigen gäste-beleidigungen, alle überinszenierungen und blöden spielchen wie der pseudo-zensur-knopf in der mitte des tischs die sich die redaktion ausgedacht hat, wurden durch die schlagfertigkeit und die auf-den-punktigkeit der beiden moderatoren kompensiert.
ich erwischte die beiden mehrfach dabei, wie sie im laufe der gespräche meine gedanken laut aussprachen und meine angedachten witzchen ausformulierten (ein grösseres kompliment habe ich glaube ich noch nie jemandem gemacht).
am anfang der sendung bekam ich einen leichten schreck, als zur vorstellung des ersten gastes ein einspielfilm angekündigt wurde. glücklicherweise blieb der einspieler im hermetischen retro-rahmen der sendung. besonders schön die einspiel-beleidigung für den nuklearökologen und top-model-dings jorge gonzález:
jeder einspieler beinhaltete mindestens eine deftige beleidigung. ich mag den versuch, die gäste so aus der reserve zu locken, der teilweise sogar ein bisschen zündete. überhaupt die gäste. keine ahnung ob ich mich von dem retro-gedöns und der schlagfertigket der moderatoren habe einlullen lassen, aber ich fand die mischung der gäste und das draufsein der gäste enorm passend. alle brachten ein mindestmass an interessanz mit — aber eben auch jeweils eine riesenportion eigenschaften über die man sich lustig machen konnte und die man ihnen um die ohren schlagen konnte — und das auch tat.
ich tue mir etwas schwer das folgende kompliment auszusprechen, aber ich lehne mich mal weit aus dem fenster. wenn es etwas gibt, mit dem man roche und böhmermann vergleichen könnte, dann ist es das was craig ferguson in seinen sendungen macht: albern und fäkalwortverliebt verbalhochseilbalancieren und seine gäste respektlos, aber sehr liebevoll aus der reserve zu locken versuchen und das scheitern und jeden misglückten witz als sendungszweck zu verkaufen. scheitern als sendung, ohne heckmeck. so muss das sein.
ich habe bevor ich das hier schrob keine andere kritik von roche und böhmermann gelesen. ich habs eigentlich auch nicht vor. aber wenns eine kritik gibt die ix lesen sollte, freu ich mich über hinweise.