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fur­zen ga­lo­re

felix schwenzel

rené stellt fest, dass „das darm­rohr“ von giu­lia en­ders „seit ein paar Ta­gen […] durch die Blogs“ gehe. stimmt. hier auch. aber rené legt nach, mit dem fur­zen­den ram­bo:

denn leg ich wie­der­um den ab­so­lu­ten klas­si­ker nach, den fur­zen­den pre­di­ger (fa­ting pre­a­cher), über den ich mich seit über 10 jah­ren fast je­des jahr ein­mal sche­ckig la­che:


leis­tungs­schutz?

felix schwenzel

ich gebe zu, ich lese spie­gel on­line ger­ne. die sei­te ist voll mit müll, aber es gibt auch sehr vie­le ar­ti­kel die mit jour­na­lis­ti­scher lei­den­schaft ge­schrie­ben oder ori­gi­nell sind und ei­nen gu­ten über­blick über die nach­rich­ten­la­ge ge­ben. ich lese spie­gel on­line fast täg­lich und är­ge­re mich trotz­dem nur alle 3 oder 4 tage.

als ich dann heu­te bei spie­gel-on­line die­sen ar­ti­kel („Brand­brief von Gold­man-Sachs-Ma­na­ger — Die Ab­rech­nung“) auf der start­sei­te sah und an­klick­te, las ich na­tür­lich erst­mal das ori­gi­nal („Why I Am Lea­ving Gold­man Sachs“, lo­bens­wer­ter­wei­se pro­mi­nent von spon ver­linkt. [nach­trag 02:40h] für ei­nen link auf die­sen the-dai­ly-mash-ar­ti­kel der spä­ter er­wähnt wird reichts dann aber schon nicht mehr). durch­aus le­sens­wert, aber halt eng­lisch und aus­ser 214 kom­men­ta­ren drun­ter ohne wei­te­ren kon­text.

da­nach habe ich den spon-ar­ti­kel ge­le­sen. er bot tat­säch­lich ein biss­chen ein­ord­nung, lei­der et­was arg na­he­li­gend („Der Brand­brief sorg­te in den USA und Groß­bri­tan­ni­en prompt für eine Mas­se an Kom­men­ta­ren.“). na gut es fol­gen noch zwei ab­sät­ze mit zi­ta­ten zur ein­ord­nung:

"Je­der an der Wall Street hat das ge­le­sen", sagt Erik Schatz­ker, Mo­de­ra­tor beim Wirt­schafts­sen­der Bloom­berg TV. Sei­ne Kol­le­gin Sara Ei­sen er­gänzt: "Es ist ein De­sas­ter für Gold­man Sachs."

In In­ter­net­fo­ren, Blogs und auf Twit­ter wird flei­ßig über die Bank ge­spot­tet. Der Blog "Busi­ness In­si­der" nennt den Ab­schieds­brief von Smith "ei­nen wei­te­ren PR-Alb­traum" für Gold­man. Die bri­ti­sche Web­sei­te "The Dai­ly Mash" ver­öf­fent­lich­te be­reits eine Sa­ti­re: "War­um ich das Im­pe­ri­um ver­las­se, von Darth Va­der".

der rest des ar­ti­kels be­lässt es da­bei tei­le des „brand­briefs“ zu zi­tie­ren, gros­sen­teils in in­di­rek­ter rede. was hat spie­gel-on­line also ge­nau ge­tan?

ei­nen ab­satz ge­schrie­ben in dem steht, dass je­mand ei­nen brief schrob. ein ab­satz in dem zu­sam­men­ge­fasst steht was in dem brief stand. ei­nen ab­satz mit ei­ner pla­ti­tü­de („vie­le re­ak­tio­nen“) und zwei zi­ta­ten von fern­seh­jour­na­lis­ten. ein ab­satz mit wei­te­ren re­ak­tio­nen. drei ab­sät­ze über­setz­te zi­ta­te aus dem brief. ein ab­satz in dem eine spre­che­rin von gold­man sachs zi­tiert wird. ein ab­satz mit ei­ner ein­schät­zung der lage von gold­man sachs, wahr­schein­lich aus pres­se­agen­tur­mel­dun­gen raus­ge­schnip­selt und ein wei­te­rer ab­satz mit zi­ta­ten aus dem brief.

das soll jetzt kei­ne kri­tik oder ein text über den spie­gel­ver­lag wer­den, ich fin­de den spon-brief-agen­tur-mas­hup to­tal OK. täg­li­ches jour­na­lis­ti­sches hand­werk („was machst du be­ruf­lich?“ „zu­sam­men­tra­gen und zu­sam­men­stü­ckeln.“).

fas­zi­nie­rend fin­de ich nur, dass ver­le­ger heut­zu­ta­ge für so­et­was ei­nen be­son­de­ren schutz zu be­an­spru­chen ver­su­chen. die ar­beit von zu­sam­men­trä­gern und zu­sam­men­stück­lern soll nach an­sicht der ver­la­ge (die mit so­et­was hof­fen wer­bung bes­ser ver­kau­fen zu kön­nen) von ei­nem „leis­tungs­schutz­recht“ ge­deckt wer­den. die ver­la­ge mei­nen, dass nie­mand an­ders aus­ser ih­nen selbst mit sol­chem patch­work geld ver­die­nen dür­fe. das leis­tungs­schutz­recht soll auch für „jour­na­lis­ti­sche in­hal­te“ gel­ten, die zu 90 pro­zent aus zu­sam­men­ge­klau­ten zu­sam­men­ge­tra­ge­nen ma­te­ri­al be­stehen. die ver­le­ger selbst be­zah­len (aus­ser den nach­rich­ten­agen­tu­ren und dem zu­sam­men­stück­lern au­toren) nie­man­den und be­die­nen sich frei­zü­gig an den in­hal­ten an­de­rer. wenn ih­nen das selbst pas­siert, nen­nen sie es oft dieb­stahl oder un­recht­mäs­si­ge kom­mer­zi­el­le nut­zung und wol­len li­zenz­ge­büh­ren da­für se­hen.

mir scheint es ab­surd, li­zenz­ge­büh­ren für et­was zu ver­lan­gen, für das man selbst kei­ne li­zenz­ge­büh­ren zu zah­len be­reit ist. viel­leicht kön­nen wir über das leis­tunsg­schutz­recht noch­mal re­den, wenn ver­la­ge für in­ter­views (also das ab­sau­gen von geis­ti­gem ei­gen­tum aus in­ter­view­part­nern), tweets des ta­ges auf dem ti­tel­blatt oder pa­ra­phra­sie­run­gen von frem­den in­hal­ten (aus zei­tun­gen, bü­chern, fern­se­hen oder blogs) li­zenz­ge­büh­ren oder ho­no­ra­re zah­len.

zu­mal or­dent­li­che jour­na­lis­ti­sche ar­beit heut­zu­ta­ge ja auch bei ei­ner ver­öf­fent­li­chung im in­ter­net durch das ur­he­ber­recht ge­schützt ist. auch wenn die ver­la­ge auch das sehr ei­gen­nüt­zig und selbst­ver­liebt aus­le­gen.


mat­thi­as spiel­kamp stellt sich im han­dels­blatt ähn­li­che fra­gen, al­ler­dings um ei­ni­ges ele­gan­ter als ix.


schwanz­ver­gleich ver­stor­ben, tot­ge­burt ge­plant

felix schwenzel

jens schrö­der be­er­digt die deut­schen blog­charts:

Pro­fi-Blogs mit 20-Mann-Re­dak­tio­nen und ei­nem In­hal­te-Aus­stoß von 30 oder mehr Tex­ten pro Tag las­sen sich doch eher mit Spie­gel On­line ver­glei­chen als mit ei­nem 1-Per­so­nen-Hob­by-Blog, in dem viel­leicht alle zwei Tage ein Text er­scheint. Zu­dem wird es oft­mals nicht leich­ter, über­haupt ein­zu­ord­nen, was ein Blog ist und was schon längst ein Ma­ga­zin.

statt­des­sen bas­telt jens schrö­der an ei­ner lis­te von „deutsch­spra­chi­gen In­ter­net-Leit­me­di­en“ auf ba­sis sei­ner mo­nat­li­chen hy­per­land charts. ich glau­be ja mitt­ler­wei­le, dass das al­les quark ist. die neu­en charts sol­len auf ba­sis von „Li­kes, Shares und Tweets bei Face­book und Twit­ter“ er­stellt wer­den. nur mes­sen li­kes, shares und tweets ja nicht die be­liebt­heit (oder gar qua­li­tät) ei­nes „me­di­ums“, son­dern die be­liebt­heit ei­nes ein­zel­nen bei­trags.

aber selbst das un­ter­fan­gen die be­liebt­heit ein­zel­ner ar­ti­kel an drei fak­to­ren zu mes­sen hal­te ich für quark. riv­va hat das frü­her mal ge­macht un­ter riv­va.de/leit­me­di­en. dort wur­den da­mals al­ler­dings, wie bei den deut­schen blocharts, nur die ver­lin­kun­gen von blogs (oder ge­nau­er riv­va-quel­len) ge­mes­sen. ich glau­be die qua­li­tät ei­ner sol­chen lis­te wächst nicht durch das hin­zu­fü­gen oder än­dern der ran­king­fak­to­ren.

und: wenn also nun li­kes, shares und tweets ge­mes­sen und ver­gli­chen wer­den sol­len, was ist mit flat­trs, pin­te­rest pins, book­marks bei de­li­cious oder pin­board, +1, quo­te.fm-quo­tes oder der an­zahl le­ser oder kom­men­ta­re? und selbst wenn jens schrö­der (oder ein künf­ti­ges riv­va) all die­se fak­to­ren er­fas­sen könn­te, wie wür­den die ein­zel­nen fak­to­ren ge­wich­tet wer­den?

vor al­lem fra­ge ich mich aber: wozu oder wem nüt­zen sol­che lis­ten über­haupt? um ir­gend­ei­ne qua­li­tät zu mes­sen? re­le­vanz? in­ter­essanz? selbst wenn das ge­län­ge, wen, aus­ser de­nen die auf der lis­te ste­hen*, in­ter­es­sier­te das? kann eine sol­che lis­te über­haupt für mich in­ter­es­san­te in­hal­te oder „me­di­en“ fin­den? ich glau­be aus­ser zu schwanz­ver­glei­chen füh­ren sol­che charts zu nichts, für dass sich die ar­beit und mühe loh­nen wür­de.

auch bei riv­va hat mich ei­gent­lich nie gross in­ter­es­siert was nach oben ge­spült wird, son­dern der kon­text den riv­va auf­zeig­te. nicht die quan­ti­fi­zie­rung ist in­ter­es­sant, son­dern die kon­tex­tua­li­sie­rung. das war frü­her schon so und ist es jetzt ganz be­son­ders, wo je­dem twit­ter-, face­book-, pin­te­rest- oder-was-weiss-ich-nut­zer die in­ter­es­san­ten ar­ti­kel so oder so in die time­line ge­spült wer­den.

quan­ti­fi­zie­rung ist mög­li­cher­wei­se für out­si­der in­ter­es­sant um sich ei­nen über­blick zu ver­schaf­fen, für in­si­der ist sie nur so lan­ge in­ter­es­sant wie sie selbst quan­ti­fi­ziert wer­den und sich ein­bil­den, sich so ver­glei­chen oder ihre re­le­schwanz­län­ge mes­sen zu kön­nen.

wenn jens schrö­der jetzt eine lis­te von „deutsch­spra­chi­gen In­ter­net-Leit­me­di­en“ er­stellt, wird das eine tot­ge­burt. tu es nicht, jens.


*) ich ver­lor nach dem letz­ten re­launch der deut­schen blog­charts schlag­ar­tig das in­ter­es­se an den blog­charts. in­ter­es­san­te blogs fand ich dort nicht, nur blogs die in ir­gend­et­was gut ab­schnit­ten oder po­pu­lär und da­mit oh­ne­hin be­kannt wa­ren.


wie geht ka­cken?

felix schwenzel

eck­art von hirsch­hau­sen kann ein­pa­cken, das hier ist im ge­gen­teil zu eck­hart von hirsch­hau­sen mal ne wit­zi­ge ärz­tin me­di­zin­stu­den­tin:

/+gre­gor klar und +ralf hil­de­brandt


icloud ka­len­der in goog­le ka­len­der abo­nie­ren

felix schwenzel

weil je­mand frag­te: icloud-ka­len­der kan man frei­ge­ben, da­mit man sie abo­nie­ren kann. ical (oder icloud.com) er­zeugt da­für eine ob­sku­re url, die man theo­re­tisch mit je­dem ical-fä­hi­gen ka­len­der abon­nie­ren kann. etwa ist die­ser art:

web­cal://p01-ca­len­darws.icloud.com/ca/sub­scri­be/1/x-dsoi­ufhs­doifh­dsoifh­foisdhfo_dso­fiH-dsfd-fsdfs4-sdfhiudsh­fisdfhids-fdsifh

ver­sucht man nun die url (statt web­cal: http: be­nut­zen!) im goog­le ka­len­der zu abon­nie­ren, be­klagt sich goog­le (zu recht) dass die da­tei über eine ro­bots.txt ge­schützt ist und goog­le die URL des­halb nicht le­sen kön­ne. das ist ein „known is­sue“. wenn man die ka­len­der url jetzt aber über pro­xy lei­tet gehts. man­che schla­gen vor das über eine ya­hoo-pipe zu ma­chen, ich wür­de es über ein php-script ma­chen:


ac­ta zwei­mal er­klärt

felix schwenzel

acta ein­mal von ei­nem er­klär­bä­ren er­klärt und ein­mal von ei­nem klug­scheis­ser:

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via:

[in die­sem et­was äl­te­ren ar­ti­kel von 2005 kom­men die wor­te arsch­loch, die­ter und nuhr (al­ler­dings ohne zu­sam­men­hang).]


„The histo­ry of the ani­ma­ted GIF“

felix schwenzel

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/ kott­ke.org


„Bild dir dei­ne Frei­heit“

felix schwenzel

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[per mail von to­bi­as g.]


wer­be­fuz­zis die her­bert feu­er­stein zi­tie­ren

felix schwenzel

nach­dem ich eben ei­nen ar­ti­kel von zwei der deut­schen spra­che lei­der nicht be­son­ders mäch­ti­gen wer­be­fuz­zis ge­le­sen habe, in dem sie dar­auf be­stehen, dass der scheiss, den sie pro­du­zie­ren un­ter­halt­sam ist und min­des­tens so gut wie die su­per­bowl-wer­bung die sie ko­piert ha­ben, bin ich auf die­ses spie­gel-in­ter­view von 1994 mit her­bert feu­er­stein ge­stos­sen. in dem in­ter­view sagt feu­er­stein un­ter an­de­rem:

Mir sind Leu­te su­spekt, die ihre Mo­ral als Ser­vi­et­te um­ge­bun­den ha­ben, um sich nicht sel­ber schmut­zig zu ma­chen. Bei uns setzt sich kei­ner ans Kla­vier und singt dazu ein Lied für die Frei­heit und gibt dem Tür­ken die Hand. Auch der Be­hin­der­te hat bei uns ein Recht auf Ver­ar­schung.

[die bei­den wer­be­fuz­zis mei­nen, dass ha­rald schmidt und „dem gro­ßen Her­bert Feu­er­stein […] der wei­se Satz […], auch Be­hin­der­te hät­ten ein Recht auf Ver­ar­schung“ zu­ge­schrie­ben wer­de. da­bei ist feu­er­stein eher klein, oder wie er selbst sagt: „Mir war das egal [dass Schmidt sich die Haa­re kurz ge­schnit­ten hat­te], weil ich Schmidt nur bis zum Adams­ap­fel wahr­neh­me. Hö­her guck’ ich nicht.“]

und apro­pos alte her­bert-fe­ruer­stein-in­ter­views, hier ist noch eins aus der ti­ta­nic von 1995, über feu­er­steins zeit als MAD-ma­cher.


ei­gent­lich soll­te die über­schrift lau­ten: „links mit aus­drucks­schwa­chen wer­be­fuz­zis die mei­nen man kön­ne prü­geln­de män­ner ru­hig lus­tig fin­den und sich nicht ent­schei­den kön­nen, ob ein zi­tat von schmidt oder feu­er­stein ist“
lei­der ist mein CMS nicht in der lage über­schrif­ten die län­ger als 100 zei­chen sind zu ver­ar­bei­ten. das habe ich jetzt auf mei­ne todo-lis­te ge­setzt. so­bald das nach­pro­gram­miert ist, mach ich ganz oft ganz lan­ge über­schrif­ten.


die her­me­ti­sche talk­show

felix schwenzel

vor ein paar ta­gen schrob ich eine re­plik zu peer scha­ders über­schwäng­li­cher kri­tik von tim mäl­zers „gros­sem er­näh­rungs­check“:

viel­leicht bin ich aber auch ein­fach zu kon­ser­va­tiv. ich mag wie die maus mir fake­frei sa­chen er­klärt. oder wie ho­imar von dit­furt oder vol­ker arzt mir frü­her sa­chen er­klärt ha­ben.

dazu woll­te ich ei­gent­lich noch schrei­ben, wie sehr mir die talk­shows im fern­se­hen feh­len, in de­nen ge­quartzt wird, der hin­ter­grund nicht ir­gend­wel­che holz­ge­tä­fel­ten ku­lis­sen oder pu­bli­kums­bän­ke sind, son­dern ein­fach nur schwarz und wo, wie an ei­nem bil­li­ard­tisch, das licht knall­hart von oben run­ter­scheint und man im prin­zip nur die rau­chen­den und spre­chen­den ober­kör­per von re­den­den leu­ten sah. das war mir dann aber zu kom­pli­ziert aus­zu­drü­cken und ich liess es weg. aus­ser­dem weiss ich gar nicht, ob talk­shows frü­her wirk­lich so aus­sa­hen, oder ob ich mich nur so an sie sie er­in­ne­re.

kurz­kri­tik ro­che und böh­mer­mann e01: su­per!

18 mi­nu­tes ago via web Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@di­plix fe­lix schwen­zel

eben habe ich ro­che und böh­mer­mann ge­se­hen (hier in der 2DF-me­dia­thek) und ich muss sa­gen, mei­ne sehn­sucht nach ei­ner schwarz weiss ab­ge­film­ten talk­show am bil­li­ard­tisch, mit schwar­zem, pu­bli­kums­lo­sen hin­ter­grund hat sich so­eben er­füllt. al­lein für den ein­druck, dass die sen­dung schwarz-weiss ab­ge­filmt wur­de muss ix ro­che und böh­mer­mann über­schwäng­lich lo­ben. ob­wohl in der sen­dung nie­mand ge­raucht hat und die sen­dung in far­be ge­filmt wur­de, blieb in mei­ner er­in­ne­rung das bild ei­nes ver­rauch­ten schwarz-weis­sen stu­di­os hän­gen.

al­lein we­gen des büh­nen­bilds und der bild­far­ben hat ro­che und böh­mer­mann das po­ten­zi­al mei­ne lieb­lings­talk­show im fern­se­hen zu wer­den.

char­lot­te ro­che und jan böh­mer­mann sind der an­de­re grund, war­um die sen­dung mei­ne lieb­lings­talk­show wer­den könn­te. meis­tens ist es ja so, dass kon­zep­tio­nel­le vor­ankün­di­gun­gen ei­ner sen­dung nichts als phra­sen­dre­sche­rei sind. bei ro­che und böh­mer­mann sind alle an­kün­di­gun­gen die ix ge­le­sen habe um­ge­setzt wor­den. die gäs­te wur­den un­ter­bro­chen wenns lang­wei­lig wur­de, die mo­de­ra­to­ren sperr­ten sich ge­gen je­den jour­na­lis­ten­dar­stel­le­ri­schen an­spruch und wa­ren hem­mungs­los sub­jek­tiv und hoch­gra­dig be­lei­di­gend ih­ren gäs­ten und sich selbst ge­gen­über.

böh­mer­mann, der an schwe­rer wit­zel­sucht lei­det, ver­hast­pel­te sich kräf­tig, als er britt ha­ge­dorn auf die füs­se tre­ten woll­te und sich beim vor­wurf, sie wür­de in ih­rer sen­dung „men­schen am ran­de zur geis­ti­gen be­hin­de­rung“ vor­füh­ren, völ­lig ver­ar­gu­men­tier­te. man merk­te, er hat­te sich fest vor­ge­nom­men dies­mal britt ha­ge­dorn vor­zu­füh­ren und es war ein fremd­schäm-ver­gnü­gen ihm da­bei zu­zu­se­hen. das gan­ze war des­halb ein ver­gnü­gen, weil böh­mer­mann sich nicht ver­such­te raus­zu­wulffen, son­dern sei­ne nie­der­la­ge und sein ver­sa­gen ein­ge­stand.

char­lot­te ro­che ist so un­ei­tel, dass man sich auch da­für bei­na­he fremd­schämt. nur zum fremd­schä­men kommt es dann doch nicht, weil man es ihr ab­nimmt, dass sie eben so ist. über­haupt. alle teil­wei­se def­ti­gen gäs­te-be­lei­di­gun­gen, alle über­in­sze­nie­run­gen und blö­den spiel­chen wie der pseu­do-zen­sur-knopf in der mit­te des tischs die sich die re­dak­ti­on aus­ge­dacht hat, wur­den durch die schlag­fer­tig­keit und die auf-den-punk­tig­keit der bei­den mo­de­ra­to­ren kom­pen­siert.

ich er­wisch­te die bei­den mehr­fach da­bei, wie sie im lau­fe der ge­sprä­che mei­ne ge­dan­ken laut aus­spra­chen und mei­ne an­ge­dach­ten witz­chen aus­for­mu­lier­ten (ein grös­se­res kom­pli­ment habe ich glau­be ich noch nie je­man­dem ge­macht).

am an­fang der sen­dung be­kam ich ei­nen leich­ten schreck, als zur vor­stel­lung des ers­ten gas­tes ein ein­spiel­film an­ge­kün­digt wur­de. glück­li­cher­wei­se blieb der ein­spie­ler im her­me­ti­schen re­tro-rah­men der sen­dung. be­son­ders schön die ein­spiel-be­lei­di­gung für den nu­klear­öko­lo­gen und top-mo­del-dings jor­ge gon­zá­lez:

je­der ein­spie­ler be­inhal­te­te min­des­tens eine def­ti­ge be­lei­di­gung. ich mag den ver­such, die gäs­te so aus der re­ser­ve zu lo­cken, der teil­wei­se so­gar ein biss­chen zün­de­te. über­haupt die gäs­te. kei­ne ah­nung ob ich mich von dem re­tro-ge­döns und der schlag­fer­tig­ket der mo­de­ra­to­ren habe ein­lul­len las­sen, aber ich fand die mi­schung der gäs­te und das drauf­sein der gäs­te enorm pas­send. alle brach­ten ein min­dest­mass an in­ter­essanz mit — aber eben auch je­weils eine rie­sen­por­ti­on ei­gen­schaf­ten über die man sich lus­tig ma­chen konn­te und die man ih­nen um die oh­ren schla­gen konn­te — und das auch tat.

ich tue mir et­was schwer das fol­gen­de kom­pli­ment aus­zu­spre­chen, aber ich leh­ne mich mal weit aus dem fens­ter. wenn es et­was gibt, mit dem man ro­che und böh­mer­mann ver­glei­chen könn­te, dann ist es das was craig fer­gu­son in sei­nen sen­dun­gen macht: al­bern und fä­kal­wort­ver­liebt ver­bal­hoch­seil­ba­lan­cie­ren und sei­ne gäs­te re­spekt­los, aber sehr lie­be­voll aus der re­ser­ve zu lo­cken ver­su­chen und das schei­tern und je­den mis­glück­ten witz als sen­dungs­zweck zu ver­kau­fen. schei­tern als sen­dung, ohne heck­meck. so muss das sein.


ich habe be­vor ich das hier schrob kei­ne an­de­re kri­tik von ro­che und böh­mer­mann ge­le­sen. ich habs ei­gent­lich auch nicht vor. aber wenns eine kri­tik gibt die ix le­sen soll­te, freu ich mich über hin­wei­se.


char­lot­te ro­che und jan böh­mer­mann re­den

felix schwenzel

pri­ma in­ter­view mit char­lot­te ro­che und jan böh­mer­mann auf dwdl.de in dem sie für ihre neue fern­seh­show wer­ben, die heu­te abend ir­gend­wann ir­gend­wo im fern­se­hen läuft und nächs­te wo­che hof­fent­lich auch im in­ter­net zu se­hen sein wird. [nach­trag: hier in der 2DF-me­dia­thek]

Fra­ge: Sie schau­en der­zeit also gar kei­ne Talk­shows?

Ro­che: Ich schaue fast alle Talk­shows, aber rege mich meis­tens dar­über auf, weil die Gäs­te zu lan­ge re­den dür­fen. Es stört mich sehr, nie zu wis­sen, was der Mo­de­ra­tor ei­gent­lich denkt. Ganz gleich ob man nun Bar­ba­ra Schö­ne­ber­ger oder Gio­van­ni di Lo­ren­zo nimmt: Alle neh­men sich jour­na­lis­tisch to­tal zu­rück. Das macht mich wahn­sin­nig.

Böh­mer­mann: Da­bei sind das al­les gar kei­ne Jour­na­lis­ten. Be­son­ders nicht die­ser Gio­van­ni di Lo­ren­zo.

Ro­che: Was ist er denn?

Böh­mer­mann: Ich glau­be, er ist Ita­lie­ner.

alex­an­der krei gibt ei­nen gu­ten stich­wort­ge­ber, ro­che und böh­mer­mann sind aber ganz of­fen­bar selbst­läu­fer. sehr le­sens­wert: Wir ma­chen Fern­se­hen für die Ge­ne­ra­ti­on „Ge­fällt mir“.


den ar­ti­kel hab ich oben nicht mit der ori­gi­nal-url ver­linkt, son­dern mit ei­nen durch das „clear read API“ ge­r­en­der­ten link, der das auf drei sei­ten ze­ris­se­ne in­ter­view auf ei­ner sei­te dar­stellt.

die drei-sei­ten-dar­stel­lung auf dwdl.de hat üb­ri­gens zwei grün­de: laut alex leg­ge und tho­mas lü­cker­ath hat das „in ers­ter Li­nie was mit dem De­sign zu tun - die rech­te Spal­te wäre sonst er­heb­lich zu kurz.“ kein witz. so hat leg­ge mir das in den kom­men­ta­ren zu die­sem ar­ti­kel er­klärt. tho­mas lü­cker­ath se­kun­dier­te da­mals (eben­dort), dass „aus­führ­li­che und ar­beits­in­ten­si­ve In­hal­te wie ex­klu­si­ve In­ter­views“ halt auf meh­re­re sei­ten auf­ge­teilt wer­den müs­sen, sonst ma­che das „we­der de­sign­tech­nisch Sinn“, noch sei es „be­triebs­wirt­schaft­lich sinn­voll“. da ich laut lü­cker­ath „al­bern“ ar­gu­men­tie­re, „ein er­staun­li­ches Un­ver­ständ­nis“ für die „Fi­nan­zie­rung jour­na­lis­ti­scher In­hal­te“ habe und ne­ben reicht­lich „Nai­vi­tät“ eine „er­schre­ckend kurz grei­fen­de Sicht“ de­mons­trie­re, wenn ich nach le­ser- und le­se­freund­lich­keit fra­ge, ver­lin­ke ich DWDL.de-ar­ti­kel ab jetzt nur noch de­sign­los und ohne ver­ständ­nis für die fi­nan­zie­rung jour­na­lis­ti­scher in­hal­te. vor al­lem über­zeugt mich aber lü­cker­aths phra­sen­dre­sche­rei we­nig.

aber ich glau­be alex leg­ge ge­ällt die­ser link. denn ohne de­sign er­gibt dwdl.de dann näm­lich auch auf ei­ner sei­te sinn. oder so.


jaja. sol­che links (z.b. mit der clear-API) ma­chen das in­ter­net ka­putt. goog­le kann kei­ne emp­feh­lun­gen mehr er­ken­nen, riv­va (und an­de­re ag­gre­ga­to­ren) kann den link nicht ein­ord­nen. ge­nau der glei­che mist wie das bit.ly, sm.fy, j.mp oder was weiss ich.y-ge­döns. nur eins noch. ich habe das in­ter­view heu­te zu­erst auf dem ipho­ne ge­le­sen und den link dann (auf dem ipho­ne) bei pin­board ge­spei­chert. so ist der dort ge­lan­det: http://mo­bi­le.dwdl.de/?sto­ry­id=35058. der witz dar­an ist, dass die url auf ei­nem desk­top-brow­ser ka­putt ist und auf www.dwdl.de/mo­bil­por­tal/ lan­det. ich glau­be was mich bei dwdl.de so fas­sungs­los macht ist die dis­kre­panz zwi­schen laut­stark be­haup­te­ter pro­fes­sio­na­li­tät und web­af­fi­ni­tät und der wirk­lich­keit, die sich dann in wort und bild und tech­nik zeigt. gru­se­lig.


pa­trio­ti­scher jo­ghurt

felix schwenzel

pa­trio­ti­scher jo­ghurt [m]

für wei­te­re kin­di­sche bild­ma­ni­pu­la­tio­nen sie­he auch:


zau­be­rei-let

felix schwenzel

das in­sta­pa­per-book­mar­klet war im­mer schon nicht nur prak­tisch, son­dern auch faz­si­nie­rend, weil es auch im goog­le-rea­der funk­tio­nier­te. sol­che book­mar­klets sind der grund, war­um ich bis heu­te ja­va­script als „zau­be­rei“ be­zeich­ne.

vor al­lem habe ich mich im­mer ge­fragt, wenn das in­sta­pa­per book­mar­klet das kann, war­um kann das kein an­de­res book­mar­klet? ein one-click-pin­board-book­mar­klet, das im goog­le rea­der funk­tio­nier­te (und viel­leicht noch kon­fi­gu­rier­bar wäre) hiel­te mich künf­tig da­von ab den ge­kill­ten kil­ler­fea­tures des rea­ders hin­ter­her­zu­trau­ern.

also ich das in­sta­pa­per-book­mar­klet heu­te be­nut­ze, hab ich mich kurz ein biss­chen er­schro­cken. vom 90er-jah­re-style, ist das book­mar­klet plötz­lich in den bon­bon-hoch­glanz-style ge­wech­selt. mar­co ar­ment hat es ak­tua­li­siert und ihm ein neu­es fea­ture spen­diert: es kann jetzt auch arsch­loch­sei­ten sei­ten er­fas­sen, die zur klick­meh­rung auf meh­re­re sei­ten ver­teilt sind. und man muss es nicht neu in­stal­lie­ren:

You don’t need to re­install your Read La­ter book­mar­klet to get this up­date. It ap­pli­es au­to­ma­ti­cal­ly to the one you al­re­a­dy have.

weil das in­sta­pa­per-book­mar­klet so ein­fach und idio­ten­si­cher funk­tio­niert, er­wi­sche ich mich üb­ri­gens im­mer da­bei, wie ich es be­nut­ze um mal eben urls vom rech­ner zum ipho­ne (und um­ge­kehrt) zu schi­cken. ob­wohl es seit kur­zem auch ei­nen an­de­ren ele­gan­ten, kos­ten­lo­sen weg gibt, der aber ein paar klicks mehr er­for­dert.

ich glau­be das re­ver­se en­gi­nee­ring des in­sta­pa­per-book­mar­kelt wäre ein su­per fort­ge­schrit­te­nen ja­va­script-lehr­gang.


deut­sche da­ten­schutz pa­ra­dox-pa­ra­do­xien

felix schwenzel

ri­chard gut­jahr woll­te ein the­ma „ins Licht der Öf­fent­lich­keit rü­cken“, das, wie er sagt, „über die letz­ten Jah­re wäh­rend der gan­zen In­ter­net-Hys­te­rie in den Me­di­en und in der Po­li­tik kom­plett aus­ge­blen­det wur­de.“

nein, nicht das schick­sal der nackt­mulle das seit min­des­tens fünf jah­ren aus den au­gen der (netz)öf­fent­lich­keit ver­schwun­den ist, son­dern die sa­che mit dem adress­han­del. ich fin­de zwar nicht, dass das the­ma „kom­plett aus­ge­blen­det“ wur­de, wenn selbst ich in den letz­ten zwei jah­ren zwei­mal drü­ber schrob, muss das als the­ma ir­gend­wo an­de­res ein­ge­blen­det ge­we­sen sein, da­mit ich über­haupt drauf kom­me.

trotz­dem ist das the­ma na­tür­lich in­ter­es­sant, weil es die bi­got­te­rie — oder bes­ser ze­ris­sen­heit — von uns al­len zeigt, nicht nur die der me­di­en­kon­zer­ne, auf die ri­chard gut­jahr nicht ganz zu un­recht und dras­tisch hin­weist:

Ne­ben käuf­li­cher Lie­be und Waf­fen­ex­por­ten dürf­te das Ge­schäft mit Kun­den­da­ten zu den ver­schwie­gens­ten Bran­chen über­haupt ge­hö­ren. Min­des­tens ein­mal im Jahr klärt uns der Spie­gel über das Böse im Netz auf. Wann aber ha­ben wir zum letz­ten mal eine Spie­gel-Ti­tel­sto­ry zum The­ma Adress­han­del Deut­scher Fir­men ge­le­sen? War­um brin­gen deut­sche Me­di­en Ar­ti­kel zu die­sem The­ma – wenn über­haupt – un­ter fer­ner lie­fen?

Die Ant­wort ist so pri­mi­tiv wie ein­fach: Weil die deut­schen Me­di­en­häu­ser selbst Teil die­ses Sys­tems sind. Das Kun­den­re­gis­ter des größ­ten Da­ten­händ­lers des Lan­des liest sich wie das Who-is-Who der deut­schen Me­di­en­sze­ne: Axel Sprin­ger, Frank­fur­ter All­ge­mei­ne, Fi­nan­cial Times, Gru­ner und Jahr, Gong Ver­lag, Han­dels­blatt, Ma­na­ger Ma­ga­zin, Rea­ders Di­gest, Rin­gier Ver­lag, Süd­deut­sche Zei­tung, sky, Der Spie­gel, Welt­bild. Als (frei­er) Mit­ar­bei­ter des Öf­fent­lich-Recht­li­chen Rund­funks möch­te ich hier­bei aus­drück­lich be­to­nen: Auch die GEZ ar­bei­tet mit ge­han­del­ten Adress­da­tei­en.

in den kom­men­ta­ren un­ter ri­chard gut­jahrs ar­ti­kel wird schön her­aus­ge­ar­bei­tet wo das ei­gent­lich pro­blem liegt könn­te. näm­lich dass viel­leicht nicht die ge­sam­mel­ten und ge­han­del­ten da­ten das pro­blem dar­stel­len, son­dern un­se­re völ­li­ge un­ent­schlos­sen­heit was jetzt gu­tes da­ten­sam­meln und was schlech­tes da­ten­sam­meln sein könn­te. mal las­sen wir uns aufs da­ten­sam­meln ein, se­hen es als fai­res ge­schäft, wenn un­se­re da­ten ge­nutzt, ge­sam­melt und agg­re­giert wer­den, ver­tei­di­gen die da­ten­samm­ler so­gar, wenn sie von po­li­tik und me­di­en an­ge­grif­fen wer­den, mal em­pö­ren wir uns dar­über.

ei­ner­seits ge­ben wir ir­gend­wel­chen web­ap­pli­ka­tio­nen vol­len zu­griff auf un­ser face­book-kon­to, re­gen uns aber auf, wenn eine web­ap­li­ka­ti­on un­ser adress­buch mit face­book ab­gleicht. oder auch nicht. ich habe mich auch schon am brief­kas­ten „in­for­ma­tio­nel­le selbst­be­stim­mung“ schrei­en ge­hört, wenn mir je­mand, den ich nicht ken­ne ei­nen brief schreibt.

wenn man ri­chard gut­jahrs ar­ti­kels liest regt man sich dann erst­mal über „die adress­händ­ler“, „die po­li­tik“ und „die me­di­en“ auf, weil die händ­ler mit un­se­ren da­ten geld ver­die­nen, die me­di­en schwei­gen und uns aus­sau­gen auch mit un­se­ren da­ten han­deln und die po­li­ti­ker un­ter lob­by­druck lis­ten­pri­vi­le­gi­en nicht ab­schaf­fen mö­gen.

ver­mut­lich spie­geln die po­li­tik und me­di­en aber nur un­se­re ei­ge­ne schi­zo­phre­nie beim the­ma da­ten­schutz wie­der. wir sind ei­ner­seits ein volk von da­ten­schutz-hys­te­ri­kern (sie­he zum bei­spiel goog­le street­view) und gleich­zei­tig als da­ten­schutz-phleg­ma­ti­ker bald mehr­heit­lich bei face­book, twit­ter und pay­back. ra­batt­kar­ten sind su­per, abo­wer­bung aber scheis­se? die face­book-time­line ist schlimm, bei grou­pon gibts aber su­per deals?

ich glau­be wenn man 3 deut­sche zum the­ma da­ten­schutz be­fragt, be­kommt man 12 dia­me­tral ent­ge­gen­ge­setz­te ant­wor­ten:

  • „man muss die leu­te doch vor sich selbst schüt­zen!“
  • „wir wol­len nicht be­mut­tert wer­den.“
  • „[D]ie Ge­set­ze müs­sen auch drin­gend ge­än­dert wer­den.“ (ri­chard gut­jahr)
  • „kei­ne neu­en ge­set­ze, kei­ne lex goog­le, kei­ne re­gu­lie­rung des in­ter­nets.“

ich glau­be jeff jar­vis nennt das das deut­sche pa­ra­do­xon. ich wür­de da­für den dop­pel­ten pseu­do-plu­ral wäh­len: deut­sche da­ten­schutz pa­ra­dox-pa­ra­do­xien.

ri­chard gut­jahrs ar­ti­kel löst wie die meis­ten sei­ner ar­ti­kel emo­tio­na­le re­ak­tio­nen aus. bei mir schafft das fast im­mer star­ke aver­sio­nen, ich mag das ma­ni­pu­la­ti­ve ele­ment von gut­jahrs schrei­be nicht. die­ses mal hat er mich aber ge­packt, weil ich mich auch im­mer irre über leu­te auf­re­ge, die sich mei­ne adres­se be­sor­gen und sich dann an mich ran­wan­zen*.

was ich aber sa­gen woll­te, man soll­te die­sen ar­ti­kel von ri­chard gut­jahr auf­merk­sam und mit ein biss­chen skep­sis le­sen (nicht die kom­men­ta­re ver­ges­sen) und gut drü­ber nach­den­ken (ohne das dif­fe­ren­zie­ren zu ver­ges­sen). ein paar din­ge sind wirk­lich be­den­kens­wert.


*) ich är­ge­re mich auch über dar­über wenn die FAZ mich für blöd ver­kau­fen will und meint ich wür­de mich von ih­ren ver­kack­ten täu­schungs­ver­su­chen ein­lul­len las­sen, oder der FTD-chef­re­dak­teur stef­fen klus­mann mir ohne rot zu wer­den ei­nen vom pferd er­zählt um mir ein abo zu ver­ti­cken.

ehr­lich­ge­sagt ist adress­han­del aber im­mer noch vor al­lem ko­misch. ein paar busi­ness-kas­per oder chef­re­dak­teu­re la­den schrot­ge­weh­re mit glas­ku­geln, schies­sen da­mit durch die ge­gend und freu­en sich wenn sie nach 2000 schuss drei dep­pen ge­fun­den ha­ben die fra­gen „boah, ham se noch mehr von den glas­per­len?“.


was guckt ihr denn so?

felix schwenzel


noch nie nen un­ra­sier­ten mann der die luft an­hält ge­se­hen?

(hier ge­klaut ge­lie­hen)

[an die feed­le­ser: das ist ein mit­tel­mäs­si­ger witz, der nicht im feed­rea­der funk­tio­niert. auf ipho­nes han­dys und ipads ta­blets üb­ri­gens auch nicht.]


ei­ne mi­mo­se, ein gauck und das in­ter­net

felix schwenzel

kürz­lich hat sich tho­mas knü­wer „ge­är­gert“. weil je­mand ge­sagt hat, knü­wer hät­te et­was ge­sagt, was er aber so gar nicht ge­sagt habe. sein zi­tat wur­de ge­kürzt und da­mit sinn­ent­stellt — oder wie knü­wer es un­ver­gleich­lich aus­drückt: „Das ist mal ge­schmei­dig die ganz an­de­re Rich­tung. Und des­halb habe ich mich ge­är­gert.“

sinn­ent­stel­lend zi­tie­ren scheint aber auch ein hob­by von tho­mas knü­wer zu sein. aus die­sen sät­zen von joa­chim gauck

Das welt­wei­te In­ter­net bie­tet alle Vor­aus­set­zun­gen, um die in den ers­ten zehn Ar­ti­keln un­se­rer Ver­fas­sung ver­an­ker­ten Grund­rech­te al­ler Bür­ger in die­sem Land aus­zu­höh­len. Dies gilt ins­be­son­de­re für das Recht auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung und Pres­se­frei­heit in Ar­ti­kel Fünf – eine we­sent­li­che Grund­la­ge un­se­rer funk­tio­nie­ren­den De­mo­kra­tie – und es gilt letzt­lich auch für den Kern­satz un­se­rer Ver­fas­sung, den Ar­ti­kel Eins des Grund­ge­set­zes: Die Wür­de des Men­schen ist un­an­tast­bar.

Um sol­che Ge­fah­ren für un­ser al­ler Frei­heit künf­tig rich­tig ein­schät­zen und Ver­trau­en in das Me­di­um för­dern zu kön­nen, müs­sen wir dem In­ter­net und sei­nen Nut­zern mehr Sen­si­bi­li­tät, mehr Auf­merk­sam­keit und For­schung wid­men. Dazu ver­hilft uns eine In­sti­tu­ti­on wie das „Deut­sche In­sti­tut für Ver­trau­en und Si­cher­heit im In­ter­net“ – und des­halb un­ter­stüt­ze ich die Ar­beit die­ses In­sti­tuts.*

die er im vor­wort ir­gend­ei­ner ver­öf­fent­li­chung (PDF-kurz­ver­si­on) von ir­gend­wem ge­fun­den hat, klöp­pel­te er die­se über­schrift:

Das In­ter­net höhlt die Ver­fas­sung aus, glaubt Joa­chim Gauck

hm. trägt das was gauck ge­sagt hat knü­wers über­schrift? so wie ich gauck ver­ste­he, sagt gauck, dass das in­ter­net das po­ten­zi­al in sich trägt un­ser grund­ge­setz aus­zu­hölen — und nicht, dass es das tue. das hört sich an wie haar­spal­te­rei, ist es aber nicht. der un­ter­schied zwi­schen dem be­stehen ei­ner ge­fahr und dem ein­tre­ten ei­ner ge­fahr ist emi­nent.

man kann zum bei­spiel durch­aus be­haup­ten, dass die vor­rats­da­ten­spei­che­rung die vor­aus­set­zun­gen für eine um­fas­sen­de und an­lass­lo­se über­wa­chung al­ler bür­ger schaf­fe (und da­mit eine po­ten­zi­el­le ge­fahr be­schrei­ben). wenn knü­wer dann aber schrö­be

deutsch­land ist ein über­wa­chungs­staat, glaubt ir­gend­je­mand

dann ist das ge­nau­so ver­dreht und un­red­lich wie das was tho­mas knü­wer hier macht.


ich fin­de den oben zi­tier­ten ab­satz von joa­chim gaucks vor­wort un­nö­tig. denn ge­nau be­trach­tet ist das was er schrob ei­ner auf­ge­bla­se­ne selbst­ver­ständ­lich­keit. ja, die welt, die po­li­tik, die wirt­schaft, die men­schen, das in­ter­net sind po­ten­zi­ell ge­fähr­lich, un­be­re­chen­bar, ego­is­tisch, gie­rig oder ge­mein — und des­halb ist es ganz gut, in ei­ner de­mo­kra­tisch le­gi­ti­mier­ten form des rechts­staats zu le­ben, der die­se ge­fah­ren ab­fe­dert, de­nen uns die welt aus­setzt. und die­ser rechts­staat muss sich selbst­ver­städn­lich neu­en ge­fah­ren und be­dro­hun­gen stel­len und ja, es lohnt sich ihn ver­tei­di­gen. das war aber be­reits vor dem in­ter­net ge­nau­so. des­halb gibt es das grund­ge­setz und den rechts­staat — um uns grund­rech­te zu ga­ran­tie­ren und uns vor den ge­fah­ren der welt zu schüt­zen — so gut es geht. und die ge­fahr, dass die­se rech­te aus­ge­höhlt wer­den ist nun wirk­lich nichts neu­es oder spe­zi­ell in­ter­net­ti­ges.

kurz: das in­ter­net ist scheis­se, weil die welt scheis­se ist (nicht etwa um­ge­kehrt). und wenn man die­ser lo­gik fol­gend gaucks zi­tat ein­mal än­dert und die Wor­te „In­ter­net“ und „Welt“ tauscht, er­kennt man ei­ner­seits die harm­lo­sig­keit und an­de­rer­seits auch die pla­ti­tü­den­haf­tig­keit sei­nes vor­wor­tes:

Die welt­wei­te Welt bie­tet alle Vor­aus­set­zun­gen, um die in den ers­ten zehn Ar­ti­keln un­se­rer Ver­fas­sung ver­an­ker­ten Grund­rech­te al­ler Bür­ger in die­sem Land aus­zu­höh­len. Dies gilt ins­be­son­de­re für das Recht auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung und Pres­se­frei­heit in Ar­ti­kel Fünf – eine we­sent­li­che Grund­la­ge un­se­rer funk­tio­nie­ren­den De­mo­kra­tie – und es gilt letzt­lich auch für den Kern­satz un­se­rer Ver­fas­sung, den Ar­ti­kel Eins des Grund­ge­set­zes: Die Wür­de des Men­schen ist un­an­tast­bar.

Um sol­che Ge­fah­ren für un­ser al­ler Frei­heit künf­tig rich­tig ein­schät­zen und Ver­trau­en in die Welt för­dern zu kön­nen, müs­sen wir der Welt und ih­ren Nut­zern mehr Sen­si­bi­li­tät, mehr Auf­merk­sam­keit und For­schung wid­men. Dazu ver­hilft uns eine In­sti­tu­ti­on wie das „Deut­sche In­sti­tut für Ver­trau­en und Si­cher­heit in die Welt“ – und des­halb un­ter­stüt­ze ich die Ar­beit die­ses In­sti­tuts.

OK, das wirkt jetzt al­bern.

aber die ge­fah­ren die in die­ser welt und ge­ra­de in deutsch­land zum bei­spiel für die men­schen­wür­de lau­ern, sind nicht zu über­se­hen. wenn bei­spiels­wei­se men­schen die hier auf­ge­wach­sen sind, ein­fach in ihre an­geb­li­chen hei­mat­län­der „ab­ge­scho­ben“ wer­den kön­nen, wenn man mal mit harz IV-emp­fän­gern über ihre er­fah­run­gen mit den ar­beits­agen­tu­ren re­det oder mal den fern­se­her an­macht, dann wäre mein ers­ter im­puls jetzt nicht dar­über nach­zu­den­ken wie man im in­ter­net die men­schen­wür­de schützt, son­dern wie man sie über­all schützt.

dass auch im in­ter­net ge­fah­ren lau­ern, weiss, zu­min­dest im in­ter­net, je­der: apps die per­sön­li­che adress­bü­cher nach hau­se schi­cken, such­ma­schi­nen die nut­zer­da­ten agg­re­giert aus­wer­ten, por­no- und web­sei­ten die nut­zer­da­ten nicht or­dent­lich schüt­zen, mo­no­pol­ge­fah­ren im ebook­sek­tor, bom­big gut aus­ge­bil­de­te ver­fas­sungs­schüt­zer die emails mit­le­sen, kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­for­men und com­pu­ter­her­stel­ler die kei­ne tit­ten­bil­der auf ih­ren platt­for­men se­hen wol­len — die ge­fah­ren — oder bes­ser pro­ble­me — die joa­chim gauck be­schreibt sind doch vor­han­den? wir be­schäf­ti­gen und dis­ku­tie­ren sie täg­lich.

aber wenn ein tech­nisch et­was hilf­los wir­ken­der, al­ter mann auf die­se ge­fah­ren hin­weist, dann fin­det tho­mas knü­wer das „un­fass­bar“ und „zum kot­zen“? tho­mas knü­wer:

Ich hal­te Gaucks Aus­sa­gen für un­fass­bar, erst recht, weil es nicht ir­gend­wel­che frei ge­spro­che­nen Aus­sa­gen sind – sie sind schrift­lich fest­ge­hal­ten. Ver­zei­hen Sie die For­mu­lie­rung: Ich fin­de die­se Sät­ze zum kot­zen.

weil tho­mas knü­wer ja ganz ger­ne aus­teilt, bei kri­tik an ihm selbst aber leicht in den em­pör­ten mi­mo­sen-mo­dus schal­tet, be­schimp­fe ich tho­mas knü­wer heu­te mal, auch wenn das et­was un­ent­spannt wirkt, in sei­nen ei­ge­nen wor­ten:
Ich hal­te Knü­wers Blog­ar­ti­kel für un­fass­bar, erst recht, weil es nicht ir­gend­wel­che frei ge­spro­che­nen Aus­sa­gen sind – sie sind schrift­lich fest­ge­hal­ten. Ver­zei­hen Sie die For­mu­lie­rung: Ich fin­de die­sen Ar­ti­kel zum kot­zen.

oder um es (dann doch lie­ber) in mei­nen wor­ten zu sa­gen: ich fin­de es scha­de, dass thi­mas knü­wer lie­ber kotzt, als ar­gu­men­tiert oder strei­tet. ich ahne aber wor­an das liegt, knü­wer deu­tet es be­reits selbst an. er fin­det die aus­sa­gen gaucks „un­fass­bar“. mit an­de­ren wor­ten: er ver­steht sie nicht.


auch die­se wor­te von joa­chim gauck wir­ken auf mich wie pla­ti­tü­den, ich schaf­fe es aber auch mit ge­walt nicht, mich drü­ber auf­zu­re­gen, drü­ber zu „kot­zen“ oder be­le­ge da­für zu fin­den, dass gauck fän­de, dass das in­ter­net die vert­fas­sung aus­höh­le.


*) der zwei­te ab­satz steht in gaucks vor­wort, wur­de aber nicht di­rekt von knü­wer zi­tiert. ich fand ihn aber wich­tig um den zu­sam­men­hang zu er­ken­nen.


die kal­te plat­te auf vi­meo

felix schwenzel

vor ein paar acht jah­ren hat­te ich schon­mal et­was weit aus­ho­lend über den film „die kal­te plat­te“ ge­schrie­ben. jetzt seit acht mo­na­ten ist der film nicht nur auf DVD zu gu­cken, son­dern auch auf vi­meo.

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manch­mal mag ich die con­tent-ma­fia dann aber doch. sehr.

felix schwenzel


phil­ip king

felix schwenzel

ich hab ge­ra­de nichts zu tun und hab mir die breit­band-sen­dung an­ge­se­hen und an­ge­hört in der sich phil­ip ban­se, john­ny haeus­ler und wolf­gang mi­ch­al über ir­gend­was mit me­di­en un­ter­hal­ten. ziem­lich un­er­träg­lich weil alle 3 mi­nu­ten eine wer­be­spot ein­ge­blen­det wird. frü­her war das im nacht­fern­se­hen an­ders, da lief nachts mit­un­ter eine gan­ze sen­dung frasier im pri­vat­fern­se­hen ohne ei­nen ein­zi­gen wer­be­clip durch.

mir fiel auf je­den­fall auf, dass die hal­tung von phil­ip ban­se mich an je­man­den er­in­ner­te.


ABC über app­les pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen

felix schwenzel

ABC night­li­ne spe­cial über die pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen von ap­ple (und vie­len an­de­ren high-tech fir­men) in chi­na. an­geb­lich ist das das ers­te mal, dass jour­na­lis­ten die fa­bri­ken von fox­conn von in­nen be­tre­ten durf­ten und fra­gen durf­ten was und wen sie woll­ten.

lei­der nur mit ei­ner ame­ri­ka­ni­schen IP-adres­se zu se­hen, man braucht also ir­gend­ei­nen ei­nen VPN-zu­gang. /via

[be­son­ders gut hat mir die dis­clo­sure des re­por­ters am an­fang des spe­cials ge­fal­len.]


[nach­trag 23.02.2012]
ups, ver­ges­sen mal auf you­tube zu schau­en. dan­ke „gast“ in den kom­men­ta­ren, hier ist die you­tube-ver­si­on .


ami­gos

felix schwenzel

fas­zi­nie­rend der bild-zei­tung qua­si live beim fak­ten­dre­hen und (harm­lo­sen) rum­de­nun­zie­ren zu­zu­se­hen. bei ei­ner ver­an­stal­tung da­bei sein (war ix) und da­nach dar­über in der bild-zei­tung zu le­sen (hab ix), lässt durch­aus den schluss auf eine art par­al­lel-uni­ver­sum zu. in die­sem uni­ver­sum herr­schen im­mer­hin kur­ze sät­ze vor. aber es scheint dort auch ziem­lich trü­be zu sein.

beim GAL-chef von ham­burg-mit­te, mi­cha­el os­ter­burg, bin ich mir noch nicht ganz si­cher was ich von ihm hal­ten soll. es ist ja durch­aus le­gi­tim für ein bau­pro­jekt zu sein und fest auf der sei­te ei­nes in­ves­tors zu ste­hen, vor al­lem wenn da­bei ein paar so­zi­al­woh­nun­gen für den be­zirk ab­fal­len. aber des­halb auf ex­trem sach­li­che kri­tik von an­woh­nern pam­pig re­agie­ren, lässt mich dann schon stark an der eig­nung als volks­ver­tre­ter zwei­feln. sind die grü­nen in ham­burg alle so ab­ge­ho­ben?