kategorie: artikel ×

D64 404

felix schwenzel

huch. tina ku­low ist bei D64 plötz­lich 404. /via

tina ku­low ver­lässt D64? oder wur­de ge­löscht? raus­ge­wor­fen? war­um 404 und nicht ei­nen klei­nen hin­weis — und sei es ein flos­kel­haf­tes „tina ku­low hat aus per­sön­li­chen grün­den D64 ver­las­sen.“ nichts. kein tweet, kei­ne news, kein hin­weis auf face­book.


vor­bild­lich find ix üb­ri­gens die­se D64-sei­te.


[nach­trag 10:04h]
nach ei­nem hin­weis von nico lum­ma in den kom­men­ta­ren noch­mal ge­guckt und dann doch ge­fun­den: tina ku­low wur­de be­reits vor vier ta­gen in al­ler form per twit­ter ver­ab­schie­det:


#bbpBox_144006341218938881 a { text-de­co­ra­ti­on:none; co­lor:#00b5f1; }#bbpBox_144006341218938881 a:ho­ver { text-de­co­ra­ti­on:un­der­line; }

Tina Ku­low hat sich ent­schie­den, nicht bei D64 mit­zu­ma­chen, da auch be­reits eine Kol­le­gin von ihr da­bei ist.

6.12.2011 12:52 via web Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@D64eV D64

ir­gend­wie ei­gen­ar­tig in­kon­sis­tent, die ar­gu­men­ta­ti­on, dass ein paar pres­se­spre­cher oder lob­by­is­ten pri­vat bei D64 sind, es aber dann ir­gend­wie auch rei­che, wenn nur ei­ner und nicht zwei von face­book bei D64 sind.


link doch!

felix schwenzel

tom kö­nig fragt auf spie­gel on­line beim „Twit­ter-Ser­vice der Deut­schen Bahn“ nach, „ob das Lap­top-Ver­bot [in Spei­se­wa­gen] eine all­ge­mei­ne Kon­zern­richt­li­nie ist - oder le­dig­lich ein ori­gi­nel­ler Ein­fall des ört­li­chen Zug­per­so­nals.“

laut kö­nig ant­wor­tet der „Twit­ter-Ser­vice der deut­schen Bahn“ (ver­mut­lich @db_bahn):

Mit Rück­sicht auf an­de­re Rei­sen­de wur­de die Nut­zung von Lap­tops in der Bord­gas­tro­no­mie ver­bo­ten. Vie­le Kun­den füh­len sich durch das Tipp­ge­räusch be­läs­tigt.

das pro­blem ist nur, ein sol­cher tweet ist per such­ma­schi­ne nicht zu fin­den (mög­li­cher­wei­se bin ich aber auch zu blöd). was ich aber fand, war fol­gen­der tweet:


#bbpBox_145137285007024129 a { text-de­co­ra­ti­on:none; co­lor:#ff0000; }#bbpBox_145137285007024129 a:ho­ver { text-de­co­ra­ti­on:un­der­line; }

@Be­ne­dik­tEl­ser Auch im Bord­bis­tro sind Lap­tops nicht ge­ne­rell ver­bo­ten - auch hier hof­fen wir auf ge­gen­sei­ti­ge Rück­sicht­nah­me. /ja

about 7 hours ago via CoT­weet Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@DB_Bahn DB Bahn

ich nei­ge mitt­ler­wei­le dazu, jour­na­lis­ten, die nicht wil­lens sind ihre quel­len zu ver­lin­ken, als blu­ti­ge ama­teu­re oder mär­chen­on­kel an­zu­se­hen.


[nach­trag 10.12.2011]
das sind wohl die bei­den ori­gi­nalt­weets von @db_bahn in ant­wort auf @koe­ni­gist­kun­de (aus den kom­men­ta­ren):
https://twit­ter.com/DB_Bahn/sta­tus/137130938667761664
https://twit­ter.com/DB_Bahn/sta­tus/137134247868772352

wahr­schein­lich sind bei spie­gel on­line ge­ra­de der link­be­auf­trag­te und bei der bahn der kon­sis­tenz­be­auf­trag­te im ur­laub.


watch la­ter

felix schwenzel


fes­ti­val des nach­er­zähl­ten films

felix schwenzel

seit ein paar ta­gen sind ei­ni­ge bei­trä­ge des fes­ti­val des nach­er­zähl­ten films on­line. den ers­ten platz und drit­ten platz hab ich mir be­reits an­ge­se­hen. bei­de sind sehr wit­zig, aber auch sehr lang­at­mig. wo­bei die lang­at­mig­keit, die er­klär­bär­keit auch ge­ra­de der witz an der gan­zen ver­an­stal­tung ist. wenn man sich zu­erst den ers­ten platz von chris­ti­an bran­des an­sieht, der eine „Wer­be­un­ter­bre­chung aus den 90er“ jah­ren nach­er­zählt an­sieht und da­nach (!) ei­nen der wer­be­spots die er nach­er­zählt, er­kennt man das sehr deut­lich. nach­er­zählt ist der spot irre wit­zig, in na­tu­ra ist er nur er­schüt­ternd. wenn mar­cel und kos­mar gleich auf­ge­hört ha­ben auf mei­nem com­pu­ter zu spre­chen, schau ich mir auch platz zwei an. /via


D64, künf­tig dann to­tal trans­pa­rent und kri­tisch

felix schwenzel

ir­gend­je­mand der sei­nen na­men nicht nen­nen will hat auf d-64.org auf „den vor­wurf“ ge­ant­wor­tet, dass D64 lob­by­ar­beit be­trei­ben wür­de. wo die­ser vor­wurf er­ho­ben wur­de wird nicht verr­ra­ten. ob der vor­wurf ir­gend­wo in ir­gend­ei­ner twit­ter­time­line oder in ir­gend­wel­chen kom­men­tar­spal­ten er­ho­ben wur­de bleibt im un­ge­fäh­ren. dort steht ein­fach:

Den­noch wur­den wir mit dem Vor­wurf kon­fron­tiert, “Lob­by­ar­beit” zu be­trei­ben.

mög­li­cher­wei­se be­zieht sich der ar­ti­kel auf d-64.org auf die fra­gen die ich ges­tern ge­stellt habe. viel­leicht aber auch nicht, denn vor­wür­fe habe ich nicht er­ho­ben, ich habe le­dig­lich ge­fragt, wo bei D64 die gren­ze zwi­schen po­li­ti­schem en­ga­ge­ment und lob­by­is­mus ver­läuft und ob die­se tren­nung er­kenn­bar ist. ich habe auch ge­fragt, ob die pres­se­spre­cher von goog­le und face­book sich bei D64 als pri­vat­leu­te oder ver­tre­ter ih­rer fir­men en­ga­gie­ren. das hät­te man kurz und bün­dig be­ant­wor­ten kön­nen:

ja, ste­fan keu­chel, tina ku­low und alle an­de­ren grün­dungs­mit­glie­der en­ga­gie­ren sich vor­nehm­lich als pri­vat­leu­te und nicht als ver­tre­ter ih­rer fir­men. wir wis­sen, dass der ein­druck von in­ter­es­sen­ver­qui­ckung ent­ste­hen kann, wer­den aber dar­an ar­bei­ten un­se­re ar­beit mög­lichst trans­pa­rent und nach­voll­zieh­bar da­zu­stel­len, um die­sem ein­druck ent­ge­gen­zu­tre­ten.

statt­des­sen in 423 wor­te ge­fass­te all­ge­mein­plät­ze (wir schät­zen die fach­li­che kom­pe­tenz von kom­pe­ten­ten men­schen, man kann be­ruf­li­ches und pri­va­tes heut­zu­ta­ge kaum noch tren­nen) und aus­ge­präg­te pam­pig­keit:

Darf ein Mensch, der ei­nen In­ter­net-Job hat, im In­ter­net kein po­li­ti­sches bür­ger­schaft­li­ches En­ga­ge­ment zei­gen, ohne au­to­ma­tisch zum ge­fähr­li­chen Lob­by­is­ten zu wer­den?

im nächs­ten satz dann die lö­sung: trans­pa­renz. al­les künf­tig to­tal trans­pa­rent und kri­tisch wer­den wir auch sein. und

des­we­gen wer­den wir künf­tig bei al­len per­sön­li­chen Tex­ten, die von Mit­glie­dern für D64 ge­schrie­ben wer­den, na­tür­lich auch den Ab­sen­der ver­öf­fent­li­chen.

mit aus­nah­me die­ses tex­tes. der ist an­onym mit dem au­toren­kür­zel D64 ge­kenn­zeich­net.

die­se et­was un­sou­ve­rä­ne, auf­ge­bla­se­ne und in­trans­pa­ren­te art mit kri­tik um­zu­ge­hen stärkt mein ver­trau­en in D64 nicht son­der­lich. die pro­fes­sio­na­li­tät die man von leu­te wie ste­fan keu­chel oder tina ku­low (zu recht) er­war­ten kann, re­flek­tiert sich bis­her nicht mal an­satz­wei­se in die­sem ser­mon.


D64

felix schwenzel

ich ken­ne mich mit lob­by­is­mus, po­li­tik und pu­blic re­la­ti­ons nicht be­son­ders gut aus. aber wenn sich ein „think tank“ grün­det (war­um nicht „denk­fa­brik“?), der die di­gi­ta­li­sie­rung un­se­rer ge­sell­schaft be­glei­ten, be­den­ken und in die po­li­tik hin­ein­wir­ken möch­te, war­um sind dann je­weils die press­spre­cher von face­book und goog­le grün­dungs­mit­glie­der? sind die da als pri­vat­leu­te drin? oder als ver­tre­ter ih­rer fir­men? wo ver­läuft die gren­ze zwi­schen po­li­ti­schem en­ga­ge­ment und lob­by­is­mus? ist die­se tren­nung ir­gend­wie ge­ge­ben? ach, eva-ma­ria kirsch­sie­per ist lob­by­is­tin für face­book?

nichts ge­gen ste­fan keu­chel, tina ku­low und eva-ma­ria kirsch­sie­per, aber ist das ab­we­gig sich dar­über zu wun­dern, ob zwei press­spre­cher und eine lob­by­is­tin von un­ter­neh­men mit mas­si­ven fi­nan­zi­el­len in­ter­es­sen an der ent­wick­lung der di­gi­ta­li­sie­rung, sich am in­halt­li­chem „Kom­pass“ der „Grund­wer­te Frei­heit, Ge­rech­tig­keit und So­li­da­ri­tät“ (aus dem „mis­si­on staement“) ori­en­tie­ren oder vor al­lem am in­halt­li­chen kom­pass des wohl­erge­hens ih­rer fir­men?

im­mer­hin ist der D64-an­spruch recht hoch ge­hängt:

Es gibt in Deutsch­land bis­her kei­ne Par­tei, Strö­mung oder Grup­pie­rung, die in der Lage ist ei­nen um­fas­sen­den netz­po­li­ti­schen Ge­sell­schafts­ent­wurf zu for­mu­lie­ren. Die­se Lü­cke gilt es zu fül­len.

wie will man si­cher­stel­len, wenn die hälf­te der mit­glie­der mas­si­ve fi­nan­zi­el­le in­ter­es­sen mit die­sem „netz­po­li­ti­schen Ge­sell­schafts­ent­wurf“ ver­bin­den, dass die­ser ent­wurf der all­ge­mein­heit dient und nicht nur ein paar un­ter­neh­men?

da gilt es wohl noch ein paar ar­gu­men­ta­ti­ve lü­cken zu fül­len.

[D64 hat ir­gend­wen auf ir­gend­wel­che „vor­wür­fe“ ant­wor­ten las­sen.]


klot­zen und kle­ckern

felix schwenzel

han­no rau­ter­berg fin­det in der zeit ham­burg ver­sin­ke in häss­lich­keit: Schluss mit klot­zig!

lei­der ist „häss­lich“, wie ich fin­de, das un­ge­eig­ne­tes­te wort um die qua­li­tä­ten ei­ner stadt zu be­schrei­ben. war­um häss­lich schön sein kann, das hab ich hier schon­mal auf­ge­schrie­ben. oder auch: die häss­li­chen, bil­li­gen zweck­bau­ten im soho-stadt­teil von new york gel­ten heu­te als schön. ei­ni­ge der zur DDR-zeit ge­bau­ten wohn­hoch­häu­ser in mit­te gel­ten heu­te als irre schick. das cent­re pom­pe­dou wur­de zur er­öff­nung ein­hel­lig als häss­li­cher, die stadt ver­schan­del­der klotz be­schimpft und gilt jetzt als ar­chi­tek­to­ni­scher mei­len­stein.

dis­ney­land hin­ge­gegn ist hübsch und pracht­voll, aber eben nicht echt. und das ist auch oft das pro­blem mit der mo­der­nen ar­chi­tek­tur. sie ist nicht mehr echt, nicht mehr ori­gi­nell, weil ihre funk­ti­on lang­wei­lig, un­ori­gi­nell und gleich­för­mig ist: ar­chi­tek­tur schafft heu­te räu­me für men­schen die am schreib­tisch sit­zen oder in schuh­kar­tons woh­nen.

frü­her hat­ten häu­ser ein­deu­ti­ge funk­tio­nen (la­ger, kon­to­re, müh­len, werk­stät­ten, rös­te­rei­en) und spie­gel­ten ihre funk­ti­on nach aus­sen. was soll ein ge­bäu­de das men­schen an schreib­ti­schen sta­pelt aus­drü­cken? un­se­re ge­sell­schaft braucht klöt­ze um men­schen an schreib­ti­schen zu sta­peln — und so se­hen die städ­te dann auch aus. in­so­fern sind die klöt­ze ehr­lich und des­halb lässt sich das neue (und das alte) spie­gel-ver­lags­ge­bäu­de nicht von dem ei­ner ver­si­che­rung oder bank un­ter­schei­den. ihre funk­ti­on un­ter­schei­det sich nicht. ein bü­ro­ge­bäu­de braucht kei­ne tore oder wa­ren­auf­zü­ge oder wach­tür­me.

an­de­rer­seits hat rau­ter­berg recht. es gibt kaum noch ech­te bau­her­ren und kaum noch ar­chi­tek­ten die sich trau­en dem enor­men kos­ten- und zeit­druck en­ge­gen­zu­stel­len und qua­li­tät zu schaf­fen:

War­um Ham­burg sich so be­din­gungs­los selbst ver­schan­delt? Es liegt vor al­lem an den drei Prin­zi­pi­en, die die­se Stadt re­gie­ren: ers­tens das Geld, zwei­tens das Ge­schäft, drit­tens die Ren­di­te. Al­les muss mög­lichst ef­fi­zi­ent, mög­lichst bil­lig, mög­lichst schnell ge­hen. Schön­heit aber rech­net sich nicht, sie lässt sich nicht in Zah­len fas­sen. Und Bau­her­ren mit ei­nem Sinn für ham­bur­gi­sche Ei­gen­hei­ten sind rar. Nicht sel­ten wech­selt ein Bau­pro­jekt, noch ehe es fer­tig ist, mehr­fach den Be­sit­zer. Eben ge­hör­te es noch der ei­nen Im­mo­bi­li­en-Hol­ding, jetzt schon der nächs­ten, und so ist es kein Zu­fall, dass vie­le der Neu­bau­ten ganz und gar brä­sig in der Stadt her­um­ste­hen: Sie wur­den so ge­plant, von an­ony­men Bau­her­ren für an­ony­me Nut­zer.

und ge­baut wird dann von an­ony­men ar­chi­tek­ten, fleis­si­ge bie­nen, die die vor­ga­ben ein­hal­ten müs­sen oder sich al­ter­na­tiv ei­nen job in der gas­tro­nie su­chen müs­sen.

was hin­ge­gen pas­sie­ren kann, wenn ein ech­ter bau­herr mit ei­ner vor­stel­lung von qua­li­tät baut, kann man sich in ham­burg am jung­fern­stieg an­se­hen, im neu­en ap­ple store.


ge­sund­brun­nen

felix schwenzel


ins in­ter­net schrei­ben

felix schwenzel

die­ser text (heu­te früh schon mal ver­linkt) hat mich sehr ge- und be­rührt. die­ser kom­men­tar von san­níe aber fast noch mehr, weil er eine nicht ganz un­be­rech­tig­te hoff­nung zum aus­druck bringt, die ich in be­zug auf die­ses in­ter­net habe:

Und wenn Du Hil­fe brauchst bei ir­gend­was, schreib es wie­der hier rein - es wird je­mand da sein.


„geis­ti­ges ei­gen­tum“ als kampf­be­griff

felix schwenzel

ich mag den be­griff des geis­ti­gen ei­gen­tums nicht. ein grund da­für ist, dass er die vie­len aspek­te die eine schöp­fung hat auf den aspekt der ver­wer­tung re­du­ziert, also auf den aspekt, der aus ei­ner schöp­fung geld macht. wenn ich ein buch von her­mann hes­se lese, neh­me ich die ideen in die­sem buch voll­kom­men in mich auf. so ist mir das vor 20 oder 25 jah­ren mehr­fach pas­siert (weil ich da­mals meh­re­re bü­cher von ihm las). die ge­dan­ken von her­mann hes­se habe ich beim le­sen ver­in­ner­licht und tra­ge sie seit­dem in mir her­um. und ich gebe sie fleis­sig wei­ter, sie sind teil von mir. die fra­ge nach dem ei­gen­tum von ideen, schöp­fun­gen, ge­dan­ken stellt sich hier erst­mal gar nicht, im ge­gen­teil. ge­dan­ken, schöp­fun­gen, wis­sen, ideen kön­nen nur le­ben, wenn sie ge­teilt wer­den, wenn sie (wei­ter) er­zählt wer­den, wenn sie ver­stan­den oder an­ge­eig­net wer­den kön­nen. ich sor­tie­re die ideen von her­mann hes­se im geis­te nicht in schub­la­den ein auf de­nen her­mann hes­se steht, ich ma­che da­mit, im wahrs­ten sin­ne des wor­tes, was ich will.

ei­gen­tum lebt da­von, dass man es für sich be­hält. ideen, ge­schich­ten, schöp­fun­gen le­ben da­von, dass man sie weg­gibt. an­ders funk­tio­niert ei­gen­tum nicht, aber an­ders funk­tio­niert kul­tur auch nicht. oder um eine idee von erich fromm auf­zu­grei­fen, es geht um ha­ben oder sein.

wenn wir aber nur die ha­ben-sei­te von ideen oder schöp­fun­gen be­to­nen, in­dem wir schöp­fun­gen als geis­ti­ges ei­gen­tum be­zeich­nen und so ei­ner art neo-ma­te­ria­lis­mus fröh­nen, ver­lie­ren wir un­se­ren idea­lis­mus und da­mit un­se­re fä­hig­keit kul­tur zu schät­zen und zu schaf­fen.

das mag sich pa­the­tisch an­hö­ren, aber wie pa­the­tisch der be­griff des „geis­ti­gen ei­gen­tums“ an sich ist, er­kennt man wenn man sich vor­stellt, dass ein schü­ler der in ei­ner ma­the­ar­beit ab­schreibt und von sei­nem leh­rer der ihn da­bei er­wischt, des dieb­stahls geis­ti­gen ei­gen­tums be­zich­tigt wird. reicht es nicht die tat des schü­lers als be­trug zu be­zeich­nen, als un­fair­ness, als un­fein oder mei­net­we­gen cha­rak­ter­los oder faul zu be­zeich­nen? mir fal­len enorm vie­le ad­jek­ti­ve ein um ab­schrei­ben oder pfu­schen ver­bal zu ver­ur­tei­len, aber „dieb­stahl geis­ti­gen ei­gen­tums“ fie­le mir nicht im traum ein.

der jour­na­lis­tin son­ja volk­mann-schluck fällt das wort in ei­nem in­ter­view und ei­ner ver­gleich­ba­ren si­tua­ti­on hin­ge­gen ein. bei ihr hat karl-theo­dor zu gut­ten­berg ab­ge­schrie­ben und sie sagt im spie­gel:

SPIE­GEL ON­LINE: Die Be­hör­de be­grün­det das Ende der Er­mitt­lun­gen da­mit, dass der wirt­schaft­li­che Scha­den der Ur­he­ber, also Ih­rer, nur mar­gi­nal sei.

Volk­mann-Schluck: Die­se über­mä­ßi­ge Ge­wich­tung wirt­schaft­li­cher Aspek­te hal­te ich für falsch. In der Wis­sen­schaft geht es meist nicht um öko­no­mi­sche Be­lan­ge, son­dern um den Schutz geis­ti­gen Ei­gen­tums und auch um den Schutz der Per­sön­lich­keits­rech­te der Ur­he­ber. Gut­ten­berg hat nach den Re­cher­chen von Gut­ten­plag etwa acht Pro­zent sei­ner Ar­beit von mir über­nom­men. Auf 56 Sei­ten fin­den sich dem­nach mei­ne Text­stel­len, dar­un­ter Tei­le mei­ner Glie­de­rung und Schluss­fol­ge­run­gen. Ich füh­le mich auch ohne ho­hen wirt­schaft­li­chen Scha­den aus­ge­beu­tet und be­stoh­len.

dass das quatsch ist hat der surf­guard be­reits sehr schlüs­sig er­klärt:

Das so­ge­nann­te „geis­ti­ge Ei­gen­tum“ an­de­rer zu zi­tie­ren ist in der Wis­sen­schaft näm­lich nicht nur er­laubt, es ist heut­zu­ta­ge so­gar re­gel­mä­ßig un­ab­ding­bar, um Wis­sen­schaft über­haupt be­trei­ben zu kön­nen. Es kann und muss ja nicht jede Ver­öf­fent­li­chung ein So­li­tär zur Elek­tro­dy­na­mik be­weg­ter Kör­per sein.

aus ei­nem text zu ko­pie­ren, nennt man pla­gi­at. aus zwei­en zu ko­pie­ren, nennt man for­schung.
john mil­ton (quel­le)

statt die mum­pitz­wor­te „geis­ti­ges ei­gen­tum“ und „dieb­stahl“ zu be­nut­zen, hät­te son­ja volk­mann-schluck auch ein­fach ross und rei­ter be­nen­nen kön­nen, näm­lich dass gut­ten­berg ge­lo­gen und be­tro­gen hät­te, weil er ab­ge­schrie­ben hat (was OK ist) aber die quel­le nicht an­geg­ben hat (was nicht OK ist). ab­sur­der­wei­se sagt sie selbst, dass sie die „über­mä­ßi­ge Ge­wich­tung wirt­schaft­li­cher Aspek­te“ für falsch hält, be­nutzt dann aber ein neo-ma­te­ria­lis­ti­sches BWL- und ver­wer­ter-vo­ka­bu­lar.

noch ab­sur­der wird ihre aus­drucks­wei­se, wenn man ihre be­haup­tun­gen zu­en­de denkt: sie fühlt sich durch die weg­ge­las­se­ne quel­len­an­ga­be „aus­ge­beu­tet und be­stoh­len“. dem­nach wäre die an­ge­mes­se­ne be­zah­lung für geis­ti­ges ei­gen­tum also at­tri­bu­tie­rung. hät­te gut­ten­berg sie als quel­le an­ge­ge­ben, fühl­te sie sich jetzt nicht „aus­ge­beu­tet und be­stoh­len“.

nur dar­um geht es den leu­ten, die den kapf­be­griff des „geis­ti­gen ei­gen­tums“ ge­prägt ha­ben ja ge­ra­de nicht. leu­te die die­sen be­griff be­nut­zen mei­nen im­mer die ver­wer­tung, also die mo­ne­ta­ri­sie­rung — nicht die at­tri­bu­tie­rung.

oder noch­mal an­ders ge­sagt: wenn ich ein MP3 des neu­es­ten emi­nem-songs in mein blog stel­le und als quel­len­an­ga­be „ak­tu­el­les emi­nem-al­bum“ hin­zu­fü­ge, füh­len sich emi­nem und sei­ne plat­ten­fir­ma dann nicht „aus­ge­beu­tet und be­stoh­len“? im ge­gen­teil. dann füh­len sie sich auch noch ver­höhnt, mah­nen mich ab und be­zich­ti­gen mich erst recht des dieb­stahls. näm­lich des dieb­stahls ei­ner wei­te­ren chan­ce den emi­nem-song zu ver­wer­ten, zu geld zu ma­chen.

mal­te leh­ming schrieb heu­te im ta­ges­spie­gel:

Si­cher, da ist die Sa­che mit dem Pla­gi­at. Das al­lein aber kann es kaum sein. Wür­de dem Volk der Dich­ter und Den­ker tat­säch­lich so viel am Wert des geis­ti­gen Ei­gen­tums lie­gen, wie es in die­sem Fall be­haup­tet, hät­te der Er­folg der Pi­ra­ten­par­tei zum na­tio­na­len Auf­stand füh­ren müs­sen. Denn für Pi­ra­ten ist „geis­ti­ges Ei­gen­tum“ nur ein „Kampf­be­griff der Ver­wer­tungs­in­dus­trie“. Je­der grei­fe im­mer auf Vor­han­de­nes zu­rück, sa­gen sie, die Schöp­fungs­idee sei eine Il­lu­si­on, je­des Werk ein kul­tu­rel­les Ge­mein­gut.

na­tür­lich ist der be­griff des „geis­ti­gen ei­gen­tums“ ein „Kampf­be­griff der Ver­wer­tungs­in­dus­trie“, der ver­schlei­ern soll, dass es nicht um den schutz von schöf­pun­gen geht, son­dern um de­ren ver­wer­tung. es hört sich eben für flach­den­ken­de jour­na­lis­ten we­ni­ger sexy an von „ver­wer­tungs­rech­ten“ als von „geis­ti­gem ei­gen­tum“ zu spre­chen.

wie da­ne­ben leh­ming liegt und was er al­les zu ei­ner bun­ten un­he­ber­rechts­sup­pe durch­ein­an­der­wür­felt, zeigt sich auch dar­an, dass der be­griff des pla­gi­ats im ur­he­ber­recht gar nicht vor­kommt.

das ur­he­ber­recht ist of­fen­bar viel zu kom­pli­ziert um von ein­fa­chen jour­na­lis­ten­hir­nen er­fasst zu wer­den — was den vor­teil hat, dass sie dann umso stand­fes­te­re mei­nun­gen ver­tre­ten kön­nen, sich non­cha­lant über po­li­ti­sche be­mü­hun­gen das ur­he­ber­recht ver­ständ­li­cher zu ma­chen lus­tig ma­chen kön­nen, ohne da­bei rot zu wer­den vor scham über ihre ei­ge­ne be­schränkt­heit. ehr­lich­ge­sagt ist das ur­he­ber­recht auch für klei­ne blog­ger­ge­hir­ne zu kom­pli­ziert — ei­gent­lich für je­den nor­ma­len men­schen — aus­ser ju­ris­ten.

was ich aber ei­gent­lich sa­gen woll­te: ich fin­de der be­griff des „geis­ti­gen ei­gen­tums“ hat die no­mi­nie­rung zum un­wort des jahr­zehnts ver­dient. und wer so denk­faul und ge­dan­ken­los ist, mit dem kampf­be­griff „geis­ti­ges ei­gen­tum“ her­um­zu­jon­glie­ri­en, der muss mit der ge­fahr le­ben kön­nen, dass ich ihn für doof hal­te.


rum, trau­be, nuss

felix schwenzel

rum, trau­be, nuss. pitt sau­er­wein und ka­tia kelm im west­werk in ham­burg.
aus­stel­lung vom 26. no­vem­ber bis 4. de­zem­ber 2011. mon­tag bis frei­tag 17–20 uhr, sams­tag 16–19 uhr, sonn­tag 15–18 uhr und nach ver­ein­ba­rung.


ri­sot­to mit erb­sen und sa­lat und der reis­preis

felix schwenzel

vor ei­nem oder zwei jah­ren habe ich glau­be ich zum ers­ten mal die­ses ri­sot­to von tim mäl­zer nach­ge­kocht. ge­nau­so auf­wän­dig wie im re­zept, bzw. in der sen­dung: erst eine hüh­ner­brü­he ko­chen, dann zwie­beln und knob­lauch und reis an­schwit­zen und 20 mi­nu­ten, kel­le für kel­le die hüh­ner­brü­he zu­ge­ben, crou­tons ma­chen und am ende par­me­san, erb­sen und sa­lat un­ter­mi­schen. das re­zept ist wirk­lich su­per und es hat al­len ge­schmeckt, der bei­fah­re­rin, dem kind und vor al­lem mir.

seit­dem habe ich das re­zept im­mer wie­der ge­kocht und da­bei stän­dig ver­ein­facht. wit­zi­ger­wei­se schmeckt es im­mer noch so gut wie im ori­gi­nal. die ers­te ver­ein­fa­chung war der reis. im su­per­markt wird man ja stets er­schla­gen von der reis­aus­wahl. es gibt spe­zi­el­len ri­sot­to-reis, der so um die drei euro für 500 gramm kos­tet. bis ich ver­stan­den habe, dass man auch ein­fa­chen rund­korn­reis, also milch­reis für 60 bis 80 cent das hal­be kilo fürs ri­sot­to neh­men kann, ver­gin­gen ein paar mo­na­te. um­so­mehr är­ge­re ich mich jetzt, fürs kilo je knapp fünf euro zu­viel ge­zahlt zu ha­ben.

eine wei­te­re ver­ein­fa­chung war die brü­he. selbst ein hähn­chen aus­ko­chen ist zwar hin und wie­der ganz nett und al­lein schon das re­zept von tim mäl­zer da­für ist mund­wäs­sernd, aber das was bei mir am ende raus­kam, war auch nur mit ex­trem viel salz ge­niess­bar. also nehm ich in­stant-ge­mü­se­brü­he von al­na­tu­ra.

die drit­te ver­ein­fa­chung ist das ein­rüh­ren der brü­he. tim mäl­zer und je­der ver­nünf­ti­ge koch emp­fielt:

So viel hei­ße Brü­he zu­ge­ben, dass der Reis be­deckt ist. Of­fen bei mitt­le­rer Hit­ze ko­chen, bis die Flüs­sig­keit fast auf­ge­so­gen ist, da­bei ge­le­gent­lich um­rüh­ren. Mit der rest­li­chen Brü­he eben­so ver­fah­ren, bis der Reis nach 20-25 Min. gar ist.

ich kipp nach­dem ich die zwie­beln den knob­lauch und den reis an­ge­schwitzt habe, das al­les mit 200ml weiss­wein ab­ge­löscht habe die gan­ze brü­he auf den reis und las­se das dann 20 mi­nu­ten auf mitt­le­rer hit­ze ko­chen.

noch­mal al­les zu­sam­men:
ri­sot­to:

  • 1,2 l brü­he
  • 2 knob­lauch­ze­hen (meis­ten nehm ich mehr)
  • 2 zwie­beln
  • 6 el oli­ven­öl (we­ni­ger, snst haut mich die bei­fah­re­rin)
  • 300 g milch­reis
  • 200 ml weiss­wein
  • ½ kopf­sa­lat (ich neh­me meis­ten 2 roma-sa­lat-her­zen)
  • 100 g tief­kühl­erb­sen
  • 80 g par­me­san
  • kei­ne but­ter
  • pfef­fer
  • salz
  • 20 g ge­ho­bel­ter par­me­san

crou­tons

  • 1/3 ba­guette (ich nehm meis­tens zwei schei­ben toast­brot)
  • ½–1 rote chi­li­scho­te (ich nehm eine klei­ne ge­trock­ne­te, wenn ich zwei neh­me höre ich beim es­sen im­mer leich­te stöhn­ge­räu­sche)
  • 1–2 el thy­mi­an­blätt­chen
  • salz


eine oder fünf knob­lauch­ze­hen und zwei zwie­beln fein wür­feln und in oli­ven­öl an­schwit­zen. reis zu­ge­ben und auch an­schwit­zen. be­vor al­les braun wird mit 200 ml weiss­wein ab­lö­schen und rüh­ren bis der wein ein­ge­so­gen ist.

an­der­t­alb li­ter brü­he hin­zu­ge­ben und 20 mi­nu­ten lei­se kö­cheln las­sen. ab und zu um­rüh­ren.

toast toas­ten und in klei­ne wür­fel schnei­den. eine oder fünf knob­lauch­ze­hen in dün­ne schei­ben, chi­li­scho­te in rin­ge schnei­den und zu­erst den knob­lauch und die chi­lis im heis­sen oli­ven­öl ga­ren da­nach die toast­wür­fel und den thy­mi­an zu­ge­ben. kräf­tig sal­zen und drei mi­nu­ten viel be­we­gen und rös­ten und da­nach zur sei­te stel­len.

den sa­lat put­zen und in fei­ne strei­fen schnei­den, die erb­sen aus der tief­kühl­tru­he ho­len und 80 gramm par­me­san rei­ben.

fünf mi­nu­ten vor ende der gar­zeit die erb­sen zum reis schmeis­sen, wenn al­les gar ist topf von der hit­ze neh­men, den ge­rie­be­nen par­me­san un­ter­rüh­ren, kei­ne but­ter hin­zu­fü­gen, sa­lat un­ter­rüh­ren und gleich auf tel­lern ser­vie­ren.

den ri­sot­to­hau­fen auf dem tel­ler mit den crou­tons be­streu­en und noch ein biss­chen par­me­san drü­ber­ho­beln.

hört sich kom­pli­ziert an, braucht aber de­fac­to nicht län­ger als 30 mi­nu­ten koch­zeit, je nach­dem wie schnell man zwie­beln und knob­lauch schnei­den kann.

hier noch­mal das ori­gi­nal­re­zept.


kul­tur­för­de­rung für cur­ry­wurst­stän­de

felix schwenzel

ka­tia kelm:

die jury der kul­tur­stif­tung lehn­te un­ser pro­jekt ab. auf nach­fra­ge be­ka­men wir die er­klä­rung, dass wir zu alt sei­en. man för­de­re eher jün­ge­re kunst.
das er­staun­li­che dar­an war, dass sich die­se äus­se­rung nicht auf ir­gend­ei­ne off­zi­el­le al­ters­gren­ze be­zieht. die gibt es im be­wer­bungs­ver­fah­ren der stif­tung näm­lich nicht. man weiss also gar­nicht, was für die kul­tur­stif­tung “jun­ge kunst” be­deu­tet. (wei­ter­le­sen)

kul­tur­för­de­rung be­deu­tet in ham­burg meis­tens ge­le­gen­hei­ten zu schaf­fen, bei de­nen sich die leu­te be­sin­nungs­los be­sau­fen kön­nen (ha­fen­fest, welt­as­tra-tage, har­ley da­vid­son-tage). oder, wie da­ni­el rich­ter es mal sehr schön ge­sagt hat, kul­tur­po­li­tik in ham­burg führt zu

kon­glo­me­ra­ten aus mist, in de­nen man cur­ry­wurst es­sen kann und nen ham­bur­ger es­sen kann, wo ne blues-rock-band spielt oder ein feu­er­werk statt­fin­det.

bil­den­de kunst in ham­burg wird nach dem tröpf­chen­prin­zip ge­för­dert und die tröpf­chen kom­men kaum bei den künst­lern an. dass bei den künst­lern kaum was an­kommt hat auch hier nichts mit dem ver­korks­ten ur­he­ber­recht oder der po­li­tisch ge­woll­ten be­vor­zu­gung der ver­wer­ter zu tun, son­dern vor al­lem mit ei­nem ver­korks­ten kul­tur­ver­ständ­nis und dass sich die po­li­tik zum gröss­ten teil nicht um künst­ler schert.

po­li­ti­ker for­dern in ih­ren sonn­tags­re­den ger­ne mass­nah­men zur ret­tung von zei­tun­gen, tun aber nichts da­für jour­na­lis­ten ge­gen­über ver­wer­tern zu stär­ken. mu­si­ker sol­len ge­för­dert wer­den, in­dem die ver­wer­ter ge­stärkt wer­den, die wie­der­um trick­reich da­für sor­gen, dass von den ein­nah­men nicht all­zu­viel nach un­ten durch­tropft.

ähn­lich ver­hält es sich bei der kunst, die wird in ham­burg oft ge­ra­de mal so ge­för­dert, dass ein paar räu­me zur ver­fü­gung ste­hen, aber die aus­stel­lun­gen müs­sen die künst­ler dann meist selbst fi­nan­zie­ren. und selbst um die räu­me müs­sen sie kämp­fen.

da hört es sich doch sehr höh­nisch an, wenn man im haus­halts­plan der stadt ham­burg liest:

Die För­de­rung von Kul­tur ist ein un­ver­zicht­ba­rer Teil der öf­fent­li­chen Da­seins­vor­sor­ge und macht eine kul­tu­rel­le Viel­falt und Le­ben­dig­keit jen­seits markt­ge­steu­er­ter Be­lie­big­kei­ten erst mög­lich.

(wo­bei der spruch nicht nur den ein­druck von text­bau­stein­li­te­ra­tur macht)


schlag­zeug

felix schwenzel

was für ein tol­les wort das wort schlag­zeug ist, fiel mir vor ein paar ta­gen auf, als ich die­sen an­schlag sah:

schlag­zeug könn­te ja auch schlagdings heis­sen. oder schlag­ge­döns. war­um heis­sen au­to­mo­bi­le nicht au­to­zeug? oder mi­xer rühr­zeug? schlag­zeug ist tol­les wort. und schlag­zeug spie­len find ich auch gut.


rea, ree, rea­der, ree­der

felix schwenzel

nach all dem rum­ge­mer­ker über den goog­le rea­der und dass goog­le dem rea­der eine sei­ner tolls­ten funk­tio­nen ge­nom­men hat, die mög­lich­keit an­de­rer leu­te shares im rea­der zu fol­gen, jetzt auch mal was po­si­ti­ves. in der psy­cho­lo­gie, in der traum­deu­tung, sagt man glau­be ich, dass der tod auch im­mer et­was neu­es sym­bo­li­siert. ver­lus­te ha­ben auch et­was po­si­ti­ves: man än­dert et­was.


den fol­gen­den text habe ich 1987 auf ei­nem com­pu­ter der steil­a­coom high­school ge­schrie­ben und mit ei­nem ma­trix-dru­cker aus­ge­druckt. es war ein test in der schu­le den alle se­ni­ors neh­men muss­ten, die auf­ga­be lau­te­te: „Wri­te about so­me­thing that you want to ch­an­ge in your life“.

Ch­an­ge is very im­portant to me. Ch­an­ge, I be­lie­ve, is the es­sence of life. Woit­hout ch­an­ge, life would be dull and bor­ing. Life would not be worth li­ving if it was the same ever­y­day. Like Leo Bu­s­ca­glia said, if you don’t ch­an­ge, you’re dead. I would say, may be a litt­le bit less harsh than him, you are OLD if you stop chan­ging. The ex­pe­ri­ence of ch­an­ge is both ex­ci­ting and sa­tis­fy­ing to me. In ad­di­ti­on, ch­an­ge me­ans lear­ning to me. If you face a ch­an­ged, a dif­fe­rent si­tua­ti­on, you have to learn in or­der to deal with it.

One other re­ason why I came to Ame­ri­ca as an ex­ch­an­ge stu­dent for one year, was that I sought ch­an­ge. I was be­co­ming bo­red in Ger­ma­ny, the­re were few chal­lenges, few op­por­tu­ni­ties to ch­an­ge and to learn. So, I came to the U.S., I ch­an­ged, I lear­ned -- and now I’m bo­red again, I want to go home …

As long as you ch­an­ge and learn, you are young and hu­man. Chan­ging and lear­ning will, thus, keep you young. The­r­e­fo­re this is what I NEVER eber want to ch­an­ge in my en­ti­re life: My abili­ty and will to ch­an­ge and learn.

da­mals war ich 18 und neig­te noch ein we­nig zum pa­thos. aber die ten­denz auf­ga­ben­stel­lun­gen um­zu­keh­ren (und statt über et­was zu schrei­ben was ich än­dern woll­te, über et­was zu schrei­ben was ich nicht än­dern woll­te) und leich­te an­flü­ge von wit­zel­sucht, wa­ren be­reits er­kenn­bar.

weil das kind im som­mer nächs­ten jah­res auch für ein jahr als aus­tausch­schü­ler nach ame­ri­ka fährt, habe ich in den al­ten brie­fen die ich da­mals schrieb rum­ge­stö­bert und den text oben und wei­te­re er­schüt­tern­de do­ku­men­te mei­ner da­ma­li­gen leicht über­höh­ten selbst­wahr­neh­mung ge­fun­den. aus­ser­dem lese ich ge­ra­de das ziem­lich amü­san­te und vom kind be­reits durch­ge­le­se­ne „Alle To­ten flie­gen hoch“ von joa­chim mey­er­hoff, der da­drin die er­fah­run­gen sei­nes aus­tausch­jah­res in wyo­ming auf­schrob.

das al­les hat ei­gent­lich mit dem was ei­gent­lich auf­schrei­ben woll­te nicht viel zu tun, aber mir fiel auf, als ich mei­nen al­ten text las, wie alt ich ge­wor­den bin. wie be­quem und zu­frie­den ich mit mei­nem le­ben bin und fes­te ta­ges­ab­läu­fe zu schät­zen ge­lernt habe.

wenn ich heu­te an mei­nem le­ben et­was än­de­re, dann ist das die scroll­rich­tung mei­nes track­pads nach dem OS X lion-up­date. oder ich fan­ge an eine neu­es blog oder buch zu le­sen oder in­stal­lie­re eine neue app. oder ich über­le­ge den RSS-rea­der zu wech­seln und su­che nach er­satz für das ab­ge­schaff­te goog­le-rea­der sha­ring. da hab ich üb­ri­gens was ge­fun­den.


mei­ne ab­so­lu­te lieb­lings-app auf dem ipho­ne ist ree­der. ei­gent­lich ist sie ein rea­der für den goog­le rea­der. mit ihr kann ich mei­ne RSS-feeds schnell, ef­fek­tiv und off­line le­sen und syn­chro­ni­sie­ren. wie das le­sen mit dem ree­der wuppt ist al­lein schon ein grund die app zu lie­ben. die ein­ge­bau­ten sha­ring-funk­tio­nen sind eher eine stan­dard-funk­tio­na­li­tät mehr oder we­ni­ger al­ler ipho­ne/ipad-apps. ei­nen ar­ti­kel im ree­der kann ich per knopf­druck twit­tern, zu in­sta­pa­per oder pin­board (oder de­li­cious) schie­ben, ver­mai­len, in sa­fa­ri öff­nen oder neu­er­dings wie­der auf die re­a­da­bili­ty le­se­lis­te schi­cken. die le­se­lis­te wird mit ei­nem re­a­da­bili­ty-ac­count auch gleich ne­ben den RSS-feeds an­ge­zeigt. was sehr an­ge­nehm in­te­griert ist — al­les an ei­nem platz.

aber, und das hat­te ich wo­chen­lang nicht ge­wusst über­se­hen, über der ein­zel­ar­ti­kel­an­sicht wird wenn man sein re­a­da­bili­ty-ac­count an­ge­ge­ben hat auch im­mer der klei­ne re­ad­bi­li­ty-ses­sel an­ge­zeigt.

das heisst, wenn ich ei­nen ar­ti­kel aus ei­nem feed mit ge­kürz­tem RSS-feed sehe, kli­cke ich ein­fach auf den ses­sel und der gan­ze ar­ti­kel er­scheint wie von geis­ter­hand. na­tür­lich könn­te ich im ree­der auch auf die ar­ti­kel­über­schrift kli­cken und mir die web­an­sicht an­se­hen, aber das dau­ert je nach site im­mer ein paar se­kun­den. re­a­da­bili­ty ist so­fort da.

so­was ähn­li­ches gibts auch als chro­me-ex­ten­si­on, aber die er­geb­nis­se von „Su­per Full Feeds for Goog­le Rea­der“ fand ich im brow­ser eher un­be­frie­di­gend. im ree­der ist re­a­da­bili­ty ist sehr be­frie­di­gend.

das kil­ler­fea­ture aber ist, dass ich jetzt book­mark-RSS-feeds, egal ob aus de­li­cious, pin­board oder was auch im­mer für ein dienst, abon­nie­ren kann und statt nur den link zu se­hen, per knopf­druck den gan­zen ver­link­ten ar­ti­kel se­hen kann.

da­mit ist, bei­spiels­wei­se, ein abo von mar­cel weiss’ pin­board-feed, eben­so prak­ti­ka­bel wie es frü­her war, mar­cel weiss im goog­le-rea­der zu fol­gen. be­son­ders prak­tisch bei pin­board ist na­tür­lich, dass ich ver­schie­de­nen be­nut­zern fol­gen kann und dann den feed die­ses „net­works“ abon­nie­ren kann — und so­mit alle book­marks all de­ren de­nen ich fol­ge im goog­le rea­der, bzw. ree­der fin­de (mein „net­work“ auf pin­board sieht man nur als pin­board-be­nut­zer).


ei­gent­lich müss­te man sol­che book­mark-feeds sam­meln. das schö­ne ist ja, dass dank RSS die platt­form auf der je­mand book­marks sam­melt schnurz ist. schwie­rig ist es nur, die loh­nens­wer­ten ku­ra­to­ren zu fin­den.

ich fol­ge der­zeit auf pin­board:

auf de­li­cious:

das ist na­tür­lich viel zu we­nig, des­halb wür­de ich mich über emp­feh­lun­gen freu­en.

mein pin­board-book­mark­stream ist hier ( RSS ).


ix und die brand­eins

felix schwenzel

mit­te juni war ich zu be­such in der brand­eins-re­dak­ti­on. nach­dem ich tho­mas ram­ge in ei­nem ar­ti­kel über ei­nen sei­ner ar­ti­kel re­la­tiv hef­tig an­ge­grif­fen hat­te und spä­ter dazu mit ga­brie­le fi­scher ein paar mails ge­wech­selt hat­te, lud sie mich zu ei­nem „streit­ge­spräch“ mit ram­ge in die re­dak­ti­on ein.

die re­dak­ti­on am speers­ort 1 ist ein biss­chen wie das heft selbst, ge­schmack­voll ge­stal­tet, viel (weiss)raum, schö­ne il­lus­tra­tio­nen und in­ter­es­san­te in­hal­te. ex­trem durch­ge­stylt und trotz­dem nicht prot­zig. wie auch beim art­di­rek­tor scheint die re­dak­ti­on auch beim ar­chi­tek­ten ein ziem­lich gu­tes händ­chen ge­habt zu ha­ben.

ga­brie­le fi­scher ist auch toll, freund­li­che, wa­che, neu­gie­ri­ge au­gen, gleich­zei­tig klei­ner aber auch grös­ser als ich sie mir vor­ge­stellt habe und ir­gend­wie — hört sich doof an, passt aber — fröh­lich.

nach­dem wir uns in ga­brie­le fi­schers büro ge­setzt hat­ten, be­merk­te ich, dass das streit­ge­spräch nicht nur als streit­ge­spräch ge­dacht war, son­dern dass ga­brie­le fi­scher „ir­gend­was“ dar­aus ma­chen woll­te, dass sie es als eine art in­ter­view ge­dacht hat­te und es auf­zeich­nen woll­te. hät­te ich das ge­ahnt, hät­te ich mich viel­leicht so­gar vor­be­rei­tet, statt ein­fach nur in der mit­tags­pau­se vom ho­me­of­fice mal eben in die brand­eins­re­dak­ti­on zu hüp­fen.

da tho­mas ram­ge et­was spät war, plau­der­ten wir erst noch ein biss­chen über ar­chi­tek­tur, die usm-hal­ler mö­bel die über­all in der re­dak­ti­on rum­stan­den und die noch aus den al­ten spie­gel-zei­ten stamm­ten, die hap­tik von epa­per auf dem ipad, das schrei­ben all­ge­mein, das blog­gen, le­ser­brie­fe und die brand­eins. mir kam beim beim plau­dern der ge­dan­ke, dass schrei­ben für mich eine art nach­zu­den­ken ist, ein werk­zeug, das ge­dan­ken die in mir ste­cken her­vor­zu­lo­cken und zu schär­fen ver­mag, aber im pro­zess des schrei­bens auch völ­lig neue ge­dan­ken und ideen her­vor­zu­brin­gen ver­mag. so un­speck­ta­ku­lär sich die­se er­kennt­nis jetzt in die­sem ar­ti­kel an­hört, hat sie sich wahr­schein­lich auch in ga­brie­le fi­schers büro an­ge­hört, als sie mei­nen kopf ver­liess, aber die ei­gent­li­che er­kennt­nis die dar­aus er­wuchs war eh eine ganz an­de­re. näm­lich wie gross­ar­tig und in­spi­rie­rend es ist, sich mit leu­ten zu un­ter­hal­ten die a) klü­ger als man selbst sind, b) neu­gie­rig sind und c) aus an­de­ren le­bens­be­rei­chen kom­men als die, in de­nen man selbst fest­steckt.

die­se, viel­leicht ein biss­chen pro­fa­ne er­kennt­nis ver­tief­te sich noch ein stück­chen, als dann tho­mas ram­ge kam und wir tat­säch­lich strit­ten. da merk­te ich, wie gross­ar­tig streit ist, wie in­spi­rie­rend mei­nungs­ver­schie­den­heit sein kann und wie wich­tig gute mo­de­ra­ti­on ist.

im lau­fe des ge­sprächs ka­men wir auf den ei­nen oder an­de­ren mir ganz neu­en ge­dan­ken und ent­wi­ckel­ten die eine oder an­de­re idee, die jetzt — in al­ler be­schei­den­heit — auch in die ak­tu­el­le brand­eins-aus­ga­be („Die Sehn­sucht nach dem Ech­ten“) ge­flos­sen sein dürf­te.

ein ge­dan­ke war bei­spiels­wei­se, die fra­ge, war­um es kaum un­rechts­be­wusst­sein bei leu­ten gibt, die il­le­gal fil­me, mu­sik­stü­cke oder an­de­re di­gi­ta­le schöp­fun­gen run­ter­la­den, tau­schen oder wei­ter­ver­tei­len. ein grund da­für ist mög­li­cher­wei­se der hohe abs­trak­ti­ons­grad die­ser di­gi­ta­len gü­ter. eine DVD ist nicht abs­trakt, son­dern ganz kon­kret, ding­lich, manch­mal so­gar wer­tig. eine .avi-da­tei ist viel we­ni­ger kon­kret, ich kann sie nicht in die hand neh­men, be­rüh­ren oder ins re­gal stel­len, mit der da­tei ver­bin­de ich kei­ne emo­ti­on, kein er­leb­nis. wenn ich ins kino gehe bin ich auch mit ei­nem abs­trak­ten, un­greif­ba­ren ding auf der lein­wand kon­fron­tiert, er­le­be aber mit dem gang ins kino, dem bei­na­he fei­er­li­chen ein­lass in pa­last­ar­ti­ge räu­me et­was be­son­de­res, neh­me an qua­si ri­tu­el­len hand­lun­gen teil (pop­corn kau­fen, wer­bung und eis­ver­käu­fer er­tra­gen). das er­leb­nis for­dert und be­schäf­tigt mei­nen gan­zen kör­per, ich rie­che pop­corn­duft, höre und sehe und rie­che vie­le men­schen. kurz, das kino ver­leiht dem film ei­nen wert der über den in­halt des films hin­aus­geht. ein ki­no­be­such lädt den sub­jek­tiv em­fun­de­nen wert des films auf. selbst ein be­such in der DVD­thek ist er­leb­nis­rei­cher und hap­ti­scher als ein dow­load. fil­me im kino oder aus der DVD­thek ge­win­nen ei­nen zu­sätz­li­chen, ge­fühl­ten wert. rein di­gi­ta­len pro­duk­ten fehlt so­et­was zum gros­sen teil.

das, dach­te ich so vor mich hin wäh­rend wir strit­ten, ist auch eins der gros­sen ver­säum­nis­se der un­ter­hal­tungs­in­dus­trie und der ver­le­ger, näm­lich dass sie es bis­her nicht ge­schafft ha­ben di­gi­ta­len gü­tern ei­nen hin­rei­chen­den, ge­fühl­ten wert zu ver­lei­hen. im ge­gen­teil. wenn ich ei­nen film le­gal her­un­ter­la­de, kann ich ihn nicht wie­der ver­kau­fen, weil ich kein pro­dukt er­wor­ben habe, son­dern eine li­zenz. schlim­mer noch, DRM und ähn­li­cher quatsch zer­stö­ren den letz­ten fühl­ba­ren wert den eine da­tei ha­ben kann — ich kann da­mit nicht ma­chen was ich will, sie nicht auf an­de­re ge­rä­te schie­ben oder se­hen, muss mich un­ter um­stän­den mit man­gel­haf­ter soft­ware rum­pla­gen die nach 5 jah­ren er­fah­rungs­ge­mäss nicht mehr funk­tio­niert.

all die vor­tei­le die din­ge ha­ben, ha­ben die meis­ten di­gi­ta­len wer­ke die ich le­gal er­wer­ben kann nicht, im ge­gen­teil — und trotz­dem er­war­tet die in­dus­trie, dass ich fast ge­nau­so­viel geld da­für be­zah­le, wie für ein ding.

bei ei­nem solch ho­hem abs­trak­ti­ons- und re­du­zie­rungs­grad, fällt es selbst gut­mei­nen­den und rechts­treu­en men­schen schwer ein un­rechts­be­wusst­sein ge­gen­über il­le­ga­len (aber prak­ti­ka­ble­ren) di­gi­ta­len ko­pien auf­zu­bau­en. oder an­ders­rum aus­ge­drückt, wie soll man sol­che di­gi­ta­len wer­ke mit wer­tig­keit as­so­zie­ren?

ich weiss nicht wie lan­ge wir ge­re­de­tet, ge­strit­ten und ar­gu­men­tiert ha­ben, aber aus dem mä­an­dern­den ge­spräch hat ga­brie­le fi­scher eine or­dent­li­che hal­be sei­te text ge­kne­tet, die in ein ziem­lich in­ter­es­san­tes in­ter­view mit dem jura-pro­fes­sor karl-ni­ko­laus pfei­fer ein­ge­bet­tet ist:

„De fac­to ist es Recht“
Der Blog­ger Fe­lix Schwen­zel (wir­res.net) über sei­ne Sicht der Ur­he­ber­rechts­de­bat­te.

„Ur­he­ber­recht ist et­was an­de­res als die Ver­wer­tung von Ur­he­ber­rech­ten.

Wenn kino.to mit den Pro­duk­ten an­de­rer Ur­he­ber Geld ver­dient, ist auch für mich der Punkt er­reicht, wo man ge­gen so was vor­ge­hen muss. Da ist nicht nur die Rechts­la­ge, son­dern auch das Rechts­emp­fin­den klar. Aber der Typ, der sich um­sonst ei­nen Film an­sieht — wear­um muss man den ver­fol­gen?

Das ist das alte Spiel der Un­ter­hal­tungs­in­dus­trie: Es wird im­mer so ge­tan, als wäre je­der Down­load auch gleich­zei­tig ein ver­lo­re­ner Kauf. Aber wenn die Leu­te nur kos­ten­los run­ter­la­den und es so­wie­so nicht ge­kauft hät­ten — was wäre dann der Ver­lust?

Bei Soft­ware, Mu­sik, bei al­len di­gi­ta­len Gü­tern geht es ei­gent­lich nicht mehr um eine Ware, son­dern um Li­zen­zen oder Nut­zungs­rech­te — und da ist man schnell in Sphä­ren, die kaum noch je­mand ver­steht. Wer liest sich bei iTu­nes tat­säch­lich die User-Agree­ments bis zum Ende durch? Das ist so abs­trakt, dass der Miss­brauch nach abs­trak­ter wird.

Na­tür­lich ist klar und für je­den Ju­ris­ten glas­klar, dass da Recht ge­bro­chen wird. Aber trotz­dem müs­sen wir uns fra­gen, wie wir in die al­ten Rechts­grund­sät­ze in die di­gi­ta­le Welt über­tra­gen.

Es geht nicht um das Ge­schäfts­mo­dell an sich, son­dern um die Fra­ge, ob bei der Durch­set­zung die­ser Ge­set­ze ein Kol­la­te­ral­scha­den ent­steht.

Ich habe kei­ne Ah­nung von Jura, ich habe nur Fra­gen. Zum Bei­spiel: Ich kau­fe bei Ama­zon eine DVD für 15 Euro — ich könn­te sie aber auch in der Bi­blio­thek für eine ge­rin­ge Mo­nats­ge­bühr aus­lei­hen. Alle Men­schen, be­son­ders In­tel­lek­tu­el­le, sa­gen, Bi­blio­the­ken sind toll, weil es da Gu­tes für ganz we­nig Geld gibt. Was ist dann so schlimm dar­an, es um­sonst her­un­ter­zu­la­den?

Wenn ich für ei­nen Down­load geld ha­ben will, muss ich mich fra­gen, wie ich das Pro­dukt für mei­nen Kun­den at­trak­tiv ma­chen kann. Statt­des­sen wird ei­nem je­der Kauf ver­lei­det, weil man nur eine Li­zenz kauft, die man nicht ver­kau­fen oder ver­lei­hen darf. Es wird also noch mehr abs­tra­hiert, statt das Pro­dukt zu kon­kre­ti­sie­ren.

Stimmt schon, es gibt kein Un­rechts­be­wusst­sein. Aber es gibt auch kein Be­mü­hen eins zu schaf­fen.

Auf der ju­ris­ti­schen Ebe­ne, kei­ne Fra­ge, gibt es ei­nen Un­ter­schied. Auf der Ebe­ne des ge­sun­den Men­schen­ver­stan­des nicht.

Die tech­ni­sche Ent­wick­lung hat da­für ge­sorgt, dass der kos­ten­lo­se Down­load de fac­to von vie­len als le­gal an­ge­se­hen wird. Sich da­ge­gen zu sträu­ben ist schon fast Rea­li­täts­ver­wei­ge­rung — bes­ser ist es, über Al­ter­na­ti­ven nach­zu­den­ken. Denn nicht nur iTu­nes zeigt: Man kann mit kos­ten­los kon­kur­rie­ren.“


was wo (und war­um) sha­ren?

felix schwenzel

vor ein paar jah­ren hat mich mal je­mand ge­fragt, wie ich ent­schei­de wo ich et­was pos­te. wann ich et­was blog­ge (wenn ja, in wel­chem blog), wann ich et­was twit­te­re (wenn ja, in wel­chem ac­count)? wann pos­te ich et­was in face­book, wann kli­cke ich den face­book-like-, wann den face­book-share-but­ton, wann den flattr-, wann den +1-but­ton?

die ein­fa­che ant­wort dar­auf lau­tet: kei­ne ah­nung. nach ge­fühl halt. wenn ich mich dann so im in­ternt selbst be­ob­ach­te, sah ich frü­her, dass ich die meis­ten an­kom­men­den in­for­ma­tio­nen über den goog­le-rea­der mehr oder we­ni­ger an mir vor­bei­rau­schen liess (tas­ta­tur-klick: j j j j j j j j j …), wenn et­was mei­ne auf­merk­sam­keit er­reg­te, las ich es, wenn es mir ge­fiel mach­te ich ei­nen stern dran (tas­ta­tur-klick: s) da­mit ich ent­we­der spä­ter ein book­mark oder ei­nen ar­ti­kel für wir­res.net draus ma­chen könn­te. wenn es mir sehr gut ge­fiel, teil­te ich es (tas­ta­tur-klick: shift-s).

twit­ter nut­ze ich nur via @wir­res­net als link­schleu­der, in @di­plix schrei­be ich eher din­ge die ich für wit­zig oder be­son­ders zu­stim­mens­wert, toll oder hübsch hal­te. die links­schleu­der von @wir­res­net wur­de frü­her aus dem RSS-feed von de­li­cious, jetzt vom RSS-feed von pin­board (via twit­ter­feed.com) und dem wir­res.net-RSS-feed ge­füt­tert. die links selbst, fan­den wie­der­um frü­her via feedb­ur­ner-link­spli­cing in den wir­res.net-RSS-feed, seit ei­ni­gen mo­na­ten tau­chen sie hier auf der site selbst auf, mor­gens um 5 (meis­tens).

da­mit gab und gibt es teil­wei­se noch in etwa fol­gen­de hier­ar­chie:

  • das was ich an links für wich­tig und (mit)teiles­wert hal­te, taucht auf wir­res.net und im wir­res.net-RSS-feed auf. meis­ten kurz kom­men­tiert oder an­ge­zi­ta­tet oder in ar­ti­kel­form.
  • das roh­ma­te­ri­al für das was auf wir­res.net auf­taucht läuft durch pin­board (frü­her de­li­cious).
  • die­ses roh­ma­te­ri­al, aber al­les an­de­re was mir zu­min­dest an­satz­wei­se in­ter­es­sant oder le­sens­wert vor­kam, das aber eine wil­kür­lich von mir nach ta­ges­lau­ne de­fi­nier­te schwel­le nicht über­traf, habe ich mit ei­nem tas­ten­druck im goog­le-rea­der geshared. meis­tens kom­men­tar­los.

in face­book, auf mein pri­vat­kon­to, habe ich meis­tens we­der links noch wir­res.net-ar­ti­kel ge­drückt. die wir­res.net-page auf face­book wur­de al­ler­dings au­to­ma­tisch per RSS mit wir­rem voll­ge­pumpt. auf goog­le+ habe ich für eine wei­le alle mei­ne wir­res.net-ar­ti­kel ge­teilt und stau­nend be­ob­ach­tet wie sie sich dort oft sehr gut wei­ter­ver­brei­te­te­ten.

an­sons­ten wer­fe ich hin und wie­der ge­dan­ken die mir so in den sinn kom­men in face­book, twit­ter oder goog­le+ — aus de­nen sich dann manch­mal auch blog­ar­ti­kel ent­wi­ckeln. oder eben nicht. vor al­lem aber er­ra­tisch, nach ge­fühl, mal hier mal dort.


seit­dem goog­le den goog­le rea­der ka­putt ge­macht hat, fehlt mir ein ka­nal um gute, aber eher acht­los hin­ge­wor­fe­ne links los zu wer­den. ich pro­bie­re das der­zeit noch bei goog­le+ mit den im rea­der ein­ge­bau­ten sha­ring funk­tio­nen, meis­tens in­dem ich die­se emp­feh­lun­gen mit die­sen hash­tags mar­kie­re: #schwen­zels­ha­re #rea­der #shared.

al­ler­dings fühlt sich das al­les nicht rich­tig gut an. ich mül­le mei­ne zeit­leis­te zu, goog­le stellt die ge­teil­ten links be­scheu­ert dar und rich­tig fil­tern oder un­ter­schei­den zwi­schen schnell ge­teil­ten links, to­tal tol­len emp­feh­lun­gen oder lie­be­voll und müh­sam for­mu­lier­ten ein­zel­ein­trä­gen lässt sich auf goog­le+ nichts.

aus­ser­dem kann ich aus mei­nem mo­bi­len goog­le rea­der (ree­der) nicht in goog­le+ sha­ren, so wie das über die mo­bi­le goog­le-rea­der site zwar geht, sich aber auch nicht gut an­fühlt. aber auch im desk­top-brow­ser-goog­le-rea­der fühlt sich das tei­len mit den da­für vor­ge­se­hen but­tons nicht (mehr) gut an. zu vie­le klicks, ver­wir­ren­der fo­kus in po­pup­bla­sen in die man kli­cken oder schrei­ben soll, kei­ne aus­schliess­li­che be­die­nung über tat­staur­kurz­be­feh­le (wie frü­her).

jetzt habe ich mir fol­gen­den link-dump-fluss aus­ge­dacht und ich glau­be er könn­te funk­tio­nie­ren:

  • was mir im rea­der le­sens-, mer­kens- oder tei­lens­wert vor­kommt schmeis­se ich erst­mal in ei­nen pin­board-„ord­ner“ na­mens „s“ (wie sha­ren). der „ord­ner“ ist hier (und ei­gent­lich ein tag): http://pin­board.in/u:di­plix/t:s/ (RSS)
  • links die ich ent­we­der gleich oder spä­ter kom­men­tie­re und in die mor­gen­links auf wir­res.net flies­sen las­sen möch­te, tag­ge ich zu­sätz­lich mit „w“ (wie wir­res) (ein buch­sta­be ist auf dem han­dy ein­fa­cher ein­zu­ge­ben als sechs): http://pin­board.in/u:di­plix/t:w/ (RSS).
  • @wir­res­net bläst auch alle links aus dem ord­ner „s“ raus.
  • den „s“-RSS-feed, könn­te man, wenn man woll­te, durch full­tex­trs­s­feed.com (RSS) ja­gen und abon­nie­ren. fin­de ich ir­gend­wie noch sub­op­ti­mal, geht aber zur not (/tnx @hackr).

kom­pli­ziert? viel­leicht, aber man muss ja nichts von dem nut­zen, was ix hier so an­bie­te. echt nicht. ich hin­ge­gen mag zum bei­spiel den book­mark-feeds ei­ni­ger leu­te sehr ger­ne fol­gen, el­fen­gleich zum bei­spiel (RSS) oder tho­mas pleil (RSS).


was mir an der pin­board-lö­sung ge­fällt ist der klei­ne schritt weg von goog­le. und die nut­zung von RSS, die al­les schön trans­por­ta­bel und fle­xi­bel macht. und die un­ter­stüt­zung von fast je­der ipho­ne (und an­droid) app für pin­board. die ree­der-app, die in­sta­pa­per-app, die re­a­dit­la­ter-app, sa­fa­ri, mög­li­cher­wei­se so­gar die feed­ly-app — sie alle schi­cken links per knopf­druck (zwei, ma­xi­mal drei klicks) zu pin­board, wenn ich will mit kom­men­tar — oder eben ohne (die in­sta­pa­per-app schickt links so­gar (qua­si) off­line zu pin­board). bei pin­board kann ich die links spä­ter in ruhe nach­be­ar­bei­ten, kom­men­tie­ren, tag­gen und zum bei­spiel den mor­gen­links zu­wei­sen. al­les viel schmerz­frei­er als bei goog­le+, mit mehr kon­trol­le, mehr frei­heits­gra­den und ohne die goog­le-stüm­pe­rei und -be­vor­mun­dung.

und per RSS kann es sich je­der den es aus­rei­chend in­ter­es­siert ab­grei­fen und da­mit ma­chen was er will.

[mei­ne goog­le rants hö­ren bald auf, kei­ne sor­ge. ich glau­be ich habe mich jetzt durch­ge­hend auf­ge­regt und rege mich lang­sam wie­der ab.]


goog­le rea­der­m­ecker teil 20

felix schwenzel

wie schlecht goog­le sei­ne „so­cial me­dia stra­te­gie“ (in ei­nem satz: goog­le+ ist die zu­kunft für al­les) durch­dacht hat und die ver­schie­de­nen goog­le-ei­ge­nen diens­te in­te­griert, zeigt sich an der goog­le-rea­der und goog­le+-in­te­gra­ti­on be­son­ders krass.

dort passt wirk­lich nichts zu­sam­men. ne­ben den din­gen, die ich be­reits vor ein paar ta­gen er­wähnt habe, fiel mir in den letz­ten ta­gen fol­gen­des auf:

wenn ich ei­nen bei­trag im rea­der mit dem dort be­find­li­chen share-but­ton tei­le und kei­nen kom­men­tar hin­zu­fü­ge, pas­siert in goog­le+ fol­gen­des:

der blog­ein­trag von mal­te wel­ding sieht in mei­nem goog­le+-fluss aus als hät­te ich ihn ge­schrie­ben. beim re­gu­lä­ren sha­ring von links setzt goog­le+ we­nigs­tens noch ein fa­vicon vor den link (hier: „Wenn Ter­ror kei­nen Schre­cken ver­brei­tet“), so dass man et­was bes­ser er­kennt, dass es sich um ei­nen link von ei­ner an­de­ren sei­te han­delt.

so sieht das also aus, wenn ich den bei­trag über den +1-but­ton im rea­der tei­le:

war­um wer­den bei­trä­ge mal so und mal so dar­ge­stellt? wtf?

aber es wird noch schlim­mer. wenn ich ei­nen bei­trag in mei­nem rea­der einsplus­se und kom­men­tie­re der zu­fäl­lig über goo­gles feedb­ur­ner-dienst aus­ge­lie­fert wird, pas­siert fol­gen­des:

ob­wohl der bei­trag ei­gent­lich auf der do­main fail­b­log.org liegt, wird er auf goog­le+ der do­main feed­pro­xy.goog­le.com zu­ge­ord­net. ein klick dar­auf lei­tet den kli­cker zwar um­ge­hend wei­ter auf die do­main fail­b­log.org, aber im prin­zip ist die­ses si­tua­ti­on to­tal ka­putt: ers­tens wird der von mir ver­ge­be­ne +1 nicht fail­b­log.org zu­ge­ord­net, son­dern feed­pro­xy.goog­le.com. zwei­tens stimmt das fa­vicon nicht. drit­tens sieht man in mei­nem dem goog­le+-bei­trag nicht, dass es sich um ein ani­mier­tes gif han­delt.

letz­te­res ist ver­zeih­lich, aber ich fin­de die­ses ama­teur­haf­te zu­sam­men­stöp­seln von goog­le-rea­der, goog­le+, goog­le-feedb­ur­ner er­schüt­ternd. goog­le schafft es nicht mal an­satz­wei­se sei­ne ei­ge­nen diens­te zu in­te­grie­ren und zur fried­li­chen zu­sam­men­ar­beit zu brin­gen. die über­tra­gung vom rea­der zu goog­le+ ist ka­putt, feedb­ur­ner-adres­sen wer­den nicht auf­ge­löst, die (vi­su­el­le) dar­stel­lung von goog­le+-ein­trä­gen ist man­gel­haft.

das ist des­halb so er­schüt­ternd, weil ich goog­le nicht als un­ter­neh­men ken­ne, das sol­chen stüm­per­haf­ten mist auf die mensch­heit los­lässt und dann die­sen müll auch noch als die zu­kunft des un­ter­neh­mens be­zeich­net.

merkt bei goog­le nie­mand (aus­ser dem „Se­ni­or Vice Pre­si­dent for Bad De­cis­i­ons“), wie man sich so sein image ka­putt­stüm­pert?

tl;dr: goog­le baut auf goog­le+ un­fass­ba­re scheis­se.


[nach­trag 16.11.2011, 19:52h]
mar­tin wei­gert ist auch ir­gend­wie ge­nervt von goog­le+.


„The who gi­ves a fuck dai­ly is out!“

felix schwenzel


#bbpBox_129283273930194944 a { text-de­co­ra­ti­on:none; co­lor:#595959; }#bbpBox_129283273930194944 a:ho­ver { text-de­co­ra­ti­on:un­der­line; }

The who gi­ves a fuck dai­ly is out! Top sto­ries by th­ree peo­p­le about to block me. [Link to a page no one ever looks at.]

26.10.2011 22:48 via Twit­ter for iPho­ne Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@5tu Stu Ma­schwitz

aus dem scheiss pa­per.li-men­ti­on-kack kann man üb­ri­gens aus­op­ten.

/via kalt­mam­sell de­ren nerd-lieb­lings­t­weets man üb­ri­gens un­be­dingt alle le­sen soll­te. die al­ler­bes­ten liest man dann wie­der hier, am 1.12.2011.


auf­ge­schnappt

felix schwenzel

es gibt sie noch, die ser­vice­ori­en­tier­ten men­schen: schnor­rer schnorrt vor dem bal­zac in­ner schön­hau­ser al­lee bei nem dre­her ne zi­ga­ret­te und lässt die zi­ga­ret­te vom dre­her dre­hen, des­sen ei­ge­ne zi­ga­ret­te der­weil im aschen­be­cher weg­brennt. schnor­rer bie­tet geld, dre­her lehnt ab.


ein zei­tungs­ver­käu­fer kommt mit sei­nem hund in die ubahn. der zei­tungs­ver­käu­fer lei­ert sei­nen spruch in ubahn­zei­tungs­ver­käu­fer­sing­sang run­ter, wäh­ren der hund lang­sam mit der zei­tung im maul durch den zug läuft und die fahr­gäs­te sehr mit­lei­dig an­guckt. füh­le mich nach­dem ich dem zei­tungs­ver­käu­fer geld ge­ge­ben habe schmut­zig, weil ich auf die olle hun­de­mit­leids­ma­sche rein­ge­fal­len bin. hat­te mir ei­gent­lich ge­schwo­ren das un­ter al­len um­stän­den zu ver­mei­den.


ein kampf­hund­ar­ti­ger hund mit ro­tem gum­mi­ball im maul sieht ir­gend­wie kin­disch aus.


im kai­sers hat­te ich die zu­sam­men­ge­roll­te „clap“ in der lin­ken ja­cket­ta­sche, die ich vor­her in der ubahn ge­le­sen hat­te (im te­le­fon konnt ich nicht le­sen, das war leer, ich hat­te kein la­de­ka­bel mit im büro und nach zwei­ein­halb stun­den le­sen im ree­der (an­der­t­alb mor­gens im bett, 20 mi­nu­ten in und vor der bahn und noch wo­an­ders), 6 check­ins, an­der­t­alb stun­den blue­tooth-te­the­ring, 16 fo­tos, 20 mi­nu­ten te­le­fo­nie­ren schal­tet sich das te­le­fon pünkt­lich um 17 uhr ab. 17 stun­den nach­dem es die letz­te steck­do­se ge­se­hen hat­te) und mich beim le­sen ge­fragt hat­te, was wohl schreck­li­cher war, das was chris­tia­ne zu salm sag­te, die art und wei­se wie das auf­ge­schrie­ben war oder dass man über­haupt auf die ab­sur­de idee kommt et­was über chris­tia­ne zu salm zu ma­chen und zu ver­öf­fent­li­chen. zu­min­dest frag­te die kas­sie­rin als sie die zu­sam­men­ge­roll­te „clap“ in mei­ner ja­cket­ta­sche sah, ob ich die „zei­tung“ mit­ge­bracht hät­te. statt „die kann man nicht klau­en, die kost nix“ sag­te ich „die kann man nicht kau­fen“. ich hät­te sie aber, je län­ger ich drü­ber nach­den­ke, wort­los aufs fliess­band le­gen sol­len.


zwei nicht ganz schlan­ke män­ner sit­zen im prenz­lau­er berg vor ei­nem büro, auf klei­nen cam­ping-ho­ckern. ein kind läuft vor­bei, bleibt ste­hen, stellt sich vor den ei­nen der bei­den und sagt ihm „man kann ihre po-rit­ze se­hen!“ dreht sich um und geht wei­ter.


wenn „grill­wal­ker“ wirk­lich lau­fen, klap­pern sie wie ro­bo­ter aus den fünf­zi­ger jah­ren. der grill­wal­ker den ich heu­te sah, jam­mer­te auch noch wie mar­vin.


me­dia­theks­e­hen

felix schwenzel

ich habe die sen­dung vom sonn­tag von pe­ter hah­ne in der 2DF-me­dia­thek ge­se­hen, weil sa­scha lobo sie mir emp­foh­len hat. the­ma bei pe­ter hah­ne war dies­mal die deut­sche spra­che und das es er­schre­ckend sei, „was aus dem Deutsch von Goe­the und Schil­ler ge­wor­den“ sei. pe­ter hah­ne be­klag­te sich im er­öff­nungs­mo­no­log bit­ter­lich dar­über, das die deut­sche spra­che von fie­sen gross­kon­zer­nen wie der bahn, die ihr info-schal­ter „ser­vice point“ nen­nen, ver­hunzt wür­de. dass der gross­kon­zern 2DF sei­ne sen­dung in eine me­dia­thek statt ein sen­dungs­ar­chiv ste­cken wür­de, ahn­te er da na­tür­lich noch nicht, weil er nicht so weit vor­aus­den­ken kann.

gäs­te wa­ren bas­ti­an sick und sa­scha lobo, die bei­de für ihre neu­en bü­cher war­ben und über die deut­sche spra­che spra­chen. sa­scha lobo er­öff­ne­te wie im­mer sei­nen wort­bei­trag mit ei­nem witz über sich selbst, bzw. sei­ne fri­sur, wäh­rend bas­ti­an sick in der gan­zen sen­dung kei­nen schim­mer von selbst­iro­nie oder knud­de­lig­keit pro­du­zie­ren konn­te.

trotz­dem, so schlimm wie ich es mir vor­ge­stellt hat­te, war sick dann doch nicht. ein un­er­träg­li­cher klug­scheis­ser, klar, aber ei­ner der mit der fä­hig­keit ge­seg­net ist, auch mal zu sa­scha lo­bos gar nicht mal sooo stei­len the­sen „ja stimmt“ zu sa­gen.

un­er­träg­lich alt­ba­cken und ver­stockt na­tür­lich pe­ter hah­ne, wo­bei sei­ne un­er­träg­lich­keit wie ein ka­ta­ly­sa­tor für das ge­spräch wirk­te. wit­zi­ger­wei­se stell­te pe­ter hah­ne bas­ti­an sick und sa­scha lobo, ob­wohl sie bei­de eine spie­gel-on­line ko­lum­ne fül­len, nicht als spon-kol­le­gen vor.

auch weils so schön kurz ist, sehr se­hens­wert.


ob­wohl ich mir nach der ers­ten sen­dung von gün­ther jauch ge­schwo­ren hat­te, nie mehr die­sen müll an­zu­se­hen, sah ich mich ge­zwun­gen mir die sen­dung vom sonn­tag an­zu­se­hen, weil ich er­fah­ren hat­te, das mi­ch­a­lis pan­te­lou­ris als gast da­bei ge­we­sen sei und „ein paar klu­ge sa­chen“ ge­sagt hät­te. das stimmt, recht­fer­tigt al­ler­dings kaum eine gan­ze stun­de die­ses quatsch-for­ma­tes an­zu­se­hen.

aber ir­gend­wie, so un­sym­pa­thisch mir alle an­we­sen­den gäs­te (aus­ser mi­ch­a­lis) wa­ren (ur­su­la von der ley­en, gre­gor gysi, anja kohl und max otte, der eine an­de­re mei­nung als alle an­de­ren ver­trat), ge­fiel mir die sen­dung. nach ei­ner hal­ben stun­de leg­te gün­ther jauch so­gar sei­ne stich­wort-kar­ten zur sei­te und wach­te auf. er hat die kar­ten lei­der nicht wie craig fer­guss­on ze­ris­sen und hin­ter sich ge­wor­fen, warf sich aber tat­säch­lich in so was wie ein ech­tes ge­spräch. kurz­zei­tig, bis er sich wie­der sei­ne kar­ten griff.

das ei­gen­ar­ti­ge an der sen­dung war, dass es nicht mal den an­satz ei­nes kon­sens oder ei­nes ge­mein­sa­men nen­ners gab und dass die sen­dung trotz­dem — oder ge­ra­de des­halb — so be­frie­di­gend war. mehr noch, die ar­gu­men­te wur­den von al­len an­we­sen­den irre über­zeu­gend, dif­fe­ren­ziert und nach­voll­zieh­bar vor­ge­tra­gen, ich konn­te je­dem ein­zel­nen in sei­ner ar­gu­men­ta­ti­on fol­gen und zu­stim­men — ob­wohl sie alle ziem­lich un­ter­schied­li­cher mei­nung wa­ren.

die ers­ten paar male als gre­gor gysi sprach, no­tier­te ich mir: „gysi ist ei­ner der letz­ten gros­ser rhe­to­ri­ker“. als ur­su­la von der ley­en sprach, oh schreck, fand ich ihre dif­fe­ren­ziert­heit und leicht über­trie­be­ne und pa­the­ti­sche emo­tio­na­le ar­gu­men­ta­ti­on auch über­zeu­gend. pa­telou­ris so­wie­so. und selbst das was die zeit­wei­se et­was bies­tig und alt­klug wir­ken­de anja kohl sag­te ani­mier­te mich hin und wie­der zum ni­cken. so­gar das, was der brä­sig grinsn­de max otte, der da­für war grie­chen­land aus der EU dem euro-raum aus­zu­schlies­sen, sag­te, war nach­voll­zieh­bar und nick­bar.

ich glau­be der trick mit den talk­shows ist der glei­che wie bei hol­ly­wood-fil­men. ein hap­py end oder ein kon­sens soll­te nicht das ziel sein, so­was macht uns faul und be­quem. wenn der film oder die talk­show nur ein paar gute zi­ta­te, dia­lo­ge und ar­gu­men­te bringt, reicht das. der weg ist das ziel. nicht das ende. eine stun­de lang, aber se­hens­wert.