eben wollte ix etwas darüber schreiben, dass viele menschen offenbar ignorierenswertes nicht ignorieren können. ich wollte das thema auf ne bemüht witzige art angehen, hab mich dann aber entschieden, die unfähigkeit von einigen menschen dinge zu ignorieren, bis auf weiters zu ignorieren.
vor ein paar wochen hat mir stefan niggemeier zwei ausgaben des baumeisters in die hand gedrückt, weil er keine zeit oder lust hatte etwas über den heft-relaunch des baumeisters zu schreiben. die eine ausgabe war vom september 2011, also noch im alten design, die andere ausgabe vom november, die erste im neuen design. wolfgang jean stock war schonmal alles andere als begeistert vom redesign: er hält die neugestaltung des heftes für eine art selbstmord des baumeisters:
Was sich nun darbietet, ist das reine Desaster. Schon beim Titel […] ein Schriftensalat sondergleichen - mal linksbündig, mal auf Mittelachse gesetzt - umrahmt ein rätselhaftes Foto, das für alles und nichts stehen kann. Im Heft selbst, das bislang übersichtlich, sehr leserfreundlich gegliedert war, macht das hanebüchene Layout selbst die wenigen seriösen Beiträge zunichte.
ich habe mir das november-heft vor ein paar wochen auf dem weg von berlin nach hamburg im zug durchgelesen. andertalb stunden reichen dicke um die knapp hundert seiten durchzulesen. tatsächlich ist mir nicht viel vom heft in erinnerung geblieben. begeisterung erregten gerade mal ein, zwei bilder, eins von vom MVRDV balancing barn und ein eins vom „magic mountain“ in duisburg. die texte waren OK, nett fand ich einen text über eine studie zum selbstverständnis und berufsbild des architekten, der mich vor allem in meiner entscheidung bestärkte, nicht architekt geworden zu sein. in dem text fanden sich auch die einzigen zwei stellen die ich mir mit einem stift und eselsohren markiert habe. eine stelle war ein zitat von fritz schumacher vom anfang des letzten jahrhunderts. schumacher war damals baudirekttor in hamburg und deutete an, dass schon vor hundert jahren der architekt als knecht von unternehmern galt. schumacher klagte:
Nicht der „Konsument“ der Wohnungen ist Bauherr, sondern eine neutrale Macht, der Unternehmer …
hat sich nichts geändert. jan kleihues formuliert das heute so:
Leider gibt es fast nur noch Investorengruppen, die mehr Interesse daran haben, dass sich das Projekt schnell dreht, als an Qualität.
ganz anders ging es mir mit der september-ausgabe die ich donnerstag im zug von berlin nach hamburg las. schon nach wenigen seiten fing ich an im heft rumzukrizeln. ich liebe es in rezensionsexemplaren rumzukritzeln und notizen reinzuschmieren, etwas was ich in gekauften heften (der baumeister kostet happige 15 euro) oder büchern nie machen würde. gleich mehrere texte, bildstecken und selbst ein paar anzeigen begeisterten mich und weckten das bedürfnis in mir mich mit den jeweiligen themen näher zu beschäftigen oder selbst etwas drüber zu schreiben oder im web informationen zu suchen, um sie zu teilen. das fing gleich auf seite 6 mit einem unglaublich tollen bild von bernhard ludewig von der moskauer u-bahn an (bild hier, im website-kontext leider nicht verlinkbar, aber hier ist die ganze bildstrecke) und gleich im ersten interview mit vier architekten über die folgen von 9/11 für die architektur, strich ich mehrere absätze an. marc kushner sagte darin unter anderem über new york:
New York gehört auch nicht nur den New Yorkern, sondern letztlich eher der ganzen Welt. Ich unterhielt mich darüber kürzlich mit Neil Denari: Er sagte dass sein Gebäude an der Highline eine Reaktion auf 9/11 ist. Es ist ein Mittelfinger, der Gefahr entgegengereckt.
lauter inspirierendes zeug stand in der septemberausgabe, so viel, dass es mich völlig vom thema abbringt, das neue heft zu beurteilen, weshalb ich das weiter unten fortführe.
fakt ist: die september-ausgabe ist ein ziemlich tolles und inspirierendes heft. der neugestaltete baumeister, zumindest die november-ausgabe ist dagegen ziemlich langweilig. offenbar ist die energie der heftmacher vollkommen in das neue design geflossen und für tolle inhalte war keine kraft mehr da. anzeigen und sonderwerbeformen, oder wie der verlag das ausdrückt, advertorials waren in der september ausgabe auch sehr viel mehr vorhanden, was darauf hindeutet, dass die anzeigenkunden dem relaunch eher kritisch und zurückhaltend gegenüber standen. 29 solche seiten gabs in der september-ausgabe, im november keine einzige. kein gutes zeichen, oder vielleicht doch, denn bei solchen texten läuft es mir kalt den rücken runter:
BAUMEISTER-Portfolio-Advertorials
[…] Die Advertorials werden individuell und passend zum Werbeträger BAUMEISTER gestaltet. Es besteht eine Kennzeichnungspflicht als „ANZEIGE“. Sie liefern uns PR-Texte und Bildmaterial und wir prüfen die Realisierbarkeit. Das Advertorial wird über uns erstellt und direkt mit dem Werbetreibenden abgestimmt. Bitte geben Sie hierfür bei Buchung immer eine entsprechende Kontaktperson an.
Vorteile von Advertorials:
Durch die redaktionelle Anmutung wird ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit [sic] erzielt und der Leser erhält die Informationen innerhalb seines gewohnten redaktionellen Umfeldes präsentiert.
die neue gestaltung würde ich nicht wie wolfgang jean stock „hanebüchen“ nennen, sondern eher „irritierend“. man sieht das alles und fragt sich: warum? das design tut so als sei es minimalistisch und arbeitet weniger mit grafik als mit typographie- und layout-spielchen. die sind aber, betrachtet man sie genau, nicht viel mehr als überflüssiges ornament. wem hilft es, wenn der anfangsbuchstbe eines absatzes aus dem absatz herausgezogen und grotesk vergrössert zentriert über dem absatz abgestellt wird? plötzlich prangt da ein A unnütz über einem absatz und fehlt am satzanfang: „lain de Botton ist ein Tausendsassa.“ (der tausendsassa heisst alain de botton.)
ich frage mich auch, warum der fliesstext unbedingt fett gesetzt sein muss. das hat den vorteil, dass die anzeigen neben den fliesstexten plötzlich leicht und gekonnt gesetzt wirken, aber das kann ja nicht der sinn von heftgesatltung sein. bildunterschriften sind mal nach links, mal nach recht gedreht, so dass man mal den kopf nach links, mal nach rechts neigen muss, um zu lesen, was auf dem bild zu sehen ist.
ich würde sehr gerne wolfgang jean stocks kritik widersprechen, vor allem weil ich immer erstmal alles neue grundsätzlich gut finden möchte. ich schätze experiemntierfreude und sehe lesbarkeit, klassische typographische tugenden oder erwartungserfüllung keinesfalls als die topprioritäten bei gestaltung oder layout an (wie man an diesem blog und meiner art zu schreiben gut erkennt). aber das design des baumeisters ist leider total in die hose gegangen. und das schlimmste: offenbar hat die neugestaltung auch das niveau der beiträge mit in den abgrund gerissen.
am ärgerlichsten fand ich tatsächlich die, bzw. eine der titelgeschichten über den spiegel-neubau in hamburg. ein öder, anbiedernder und liebloser text der mit acht PR-fotos des spiegels illustriert ist. sorry, aber sowas ist echt fürn arsch. nein, es ist eine zumutung, denn die baumeister-redaktion ist sich nicht zu schade über die vom spiegel gestellten, von andreas gehrke prima gemachten bilder drüberzuschreiben:
Wir bringen die ersten Bilder des Henning-Larsen-Neubaus in Hamburg — und kontrastieren diese mit Architektur-Headlines aus dem Nachrichtenmagazin.
alexander gutzmer behauptet im editorial, dass sich die neu-konzeption des heftes an drei kernbegriffen orientierte: „Inspiration, Orientierung, Beratung“. das stimmt insofern, als das sicher besser geklappt hätte wenn man sich hätte beraten lassen, nicht die orientierung verloren hätte und inspiration nicht mit typographischem tand verwechselt hätte.
so ist der baumeister eher zu einem sanitärmagazin geworden, dass einen dicken griff ins klo illustriert.
im september-heft war sogar die werbung inspirierender als die inhalte des november-hefts. eine anzeige des entwässerungsspezialisten aco zeigte diesen grandiosen entwurf eines cruise terminals von koen olthuis.
der text über den vater des plattenbaus, ernst may, anlässlich einer ausstellung im deutschen architekturmuseum in frankfurt war interessanter als die gesamte november-ausgabe (ich übertreibe jetzt ein bisschen) und ganz grandios war die fotostreckte und der text über die „norwegischen Landschaftrouten“, für die 18 landstrassen mit hilfe von meist norwegischen architekten an markanten stellen mit zeitgenössischer architektur und installationen aufgehübscht werden, um „Touristen Norwegen als ein noch attraktiveres Reiseziel zu präsentieren“. im heft waren tolle fotos zu sehen, die zumindest auf den ersten blick auch nicht alle einfach PR-fotos der norwegischen tourismusbehörden zu sein scheinen (aber wahrscheinlich doch sind). sie sind nämlich viel besser und aufregender als die die man auf der offiziellen seite sieht.
toll auch das interview mit der architekturtheoretikerin saskia sassen, die zwar auffällig oft die firma cisco erwähnte, aber unter anderem auf die frage der fragen „Wo sind Architekten heute noch gefragt“ antwortete:
Sie können und sollten die vielfältigen räumlichen Formen sichtbar machen, in denen die neuen technologien opereien — sie also für Passanten verständlich machen. Ich bin der Ansicht, dass alle wesentlichen Infrastrukturen vom Abwasser über Elektrizität zu Telekommunikationsverbindungen durch transparente Wände und Flure sichtbar gemacht werden sollten, zum Beispiel an Busahltestellen und Bahnhöfen, in Schulen und Universitäten; überall dort eben, wo Menschen Zeit verbringen. Während man zum Beispiel auf den Bus wartet, kann man zusehen, wie die Stadt funktioniert. Man beginnt so, sich einbezogen zu fühlen. Wenn unsere Wände schon voll mit Computertechnologie sind, warum soll man das nicht transparent machen? Unsere computerisierten Systeme müssen sichtbarer und transparenter werden.
auch schön, die idee das „kritikerpaar“ elisabeth blum und peter neitzke auf zwei grundverschiedene bauten loszulassen, einmal das organische unstudio in groningen von ben van berkel und einmal den eckigen, mies van der rohe weiterdenkenden gebäudekomplex „romeo und julia“ in frankfurt am main von max dudler. zwei solide, in die tiefe gehende und liebevoll geklöppelte auseinandersetzungen mit zeitgenössischer architektur. was mir besonders gefallen hat ist wie peter neitzke die zitate von ben van berkel mit fussnoten belegt:
1 Hier und passim zitiert nach einem Telefonat mit dem Architekten (2. August 2011)
2 http://bit.ly/mTrVv7
3 Ben van Berkel, zitiert nach: ICON. International Design, Architecture & Culture, Heft 097, Juli 2011
ben van berkel rechnet wunderbar mit dem moderenen parametrischen entwurfsmüll ab:
Digital design labs all over the world spew out an interminable stream of inchoate compositions in the form of hectically curvy spaghetti, impenetrable blobs, and, as a last resort, the dune-like shapes that result from morphing blobs into spaghetti. It makes no difference if the topic of the parametric design study is a museum, a school, a railway station, or a rich person’s house; it makes no difference if it is supposed to be situated on a beach, in a city, or in a post-industrial periphery. Spaghetti is always on the menu.
neitzke hat das sauber übersetzt und verfazitet:
Zeitgemäss entwirft, wer Themen und Parameter projektbezogen auswählt, wer deren Zusammenspiel kunstvoll zu organisieren und sie in einem architektonischen Projekt komplex zusammenzuführen weiss.
so gilt das übrigens auch für gestaltung auch in allen anderen bereichen.
etwas unentschlossen und wirr schroben david selbach und sibylle schikora über die neubauten der unternehmenszentralen von google und apple. vor allem ist der titel etwas irreführend und aufbauschend: „So baut das Internet“. nun denn.
einerseits beklagen sich die beiden, dass die pr-abteilung von apple nichts zum neubau sagen möchte, nutzen dann aber nur eins der fünftausend bilder die die stadt cupertino zur planung veröffentlichte. und sie beklagen sich, dass apple nicht mal den architekten nennen möchte und schreiben: „Insider spekulieren, dass bei Norman Foster Seniorpartner Stefan Behling für die Planung verantwortlich zeichnet“ und beschriften eine visualisierung des baus mit „Rendering des Apple-Rondells von Foster + Partners“. was denn jetzt? geheimes insiderwissen oder nicht? thomas knüwer darf in dem artikel auch ein, zwei sätze zu seinem silicon valley insiderwissen sagen: „[In den USA] wachsen Unternehmen nicht in die Höhe, sondern in die Breite, meist indem sie bestehende Gebäude kaufen.“ das gleiche hat steve jobs auch in diesem video gesagt, von dem david selbach und sibylle schikora aber nur screenshots zeigen.
sauber übersetzt und überarbeitet von einer dame die daniela reinsch heisst (sorry, den gag konnte ich mir nicht verkneifen: diesen satz auf KEINEN FALL LAUT VORLESEN!) wurde dieser grandiose und irre lange text von greg lindsay über die gigantische koreanische retortenstadt „new songdo“ (readbility-link). in beiden versionen, der original- und der baumeister-version, sehr lesenswert.
ich wiederhole nochmal: das alte heft erschien mir vollgepackt mit interessanz und inspiration, das neue heft wie leergesaugt. man kann dem baumeister nur wünschen, dass er wieder seine spur findet. ich schau, wenn es den baumeister dann noch gibt, gerne in einem jahr nochmal rein (wenn ich ein rezensionsexemplar bekomme).
die gründe für den wechsel lesen sich wie meine und der workflow ist dem meinen auch nicht unähnlich:
We just wanted somewhere we could dump our links and then reconstitute them (via calls to the API and a little bit of PHP scripting using curl) into a post, ready bright and early each morning.
[…]
But eventually earlier this week Delicious began adding even more detail to saved pages (an image of the site; quite why that's thought useful we don't know, but it's their site..) while for hours its servers remained inaccessible for our key task - bookmarking pages.
And that's when the relationship had to end. I had set up a Pinboard account some time back, and paid the required amount for it; we'd also kept the account synchronised so that pages bookmarked in Delicious would already be in Pinboard. So we were ready to go.
A few tweaks to the PHP and we were ready; and since Wednesday that's what we've been doing.
ich sollte nochmal erwähnen wie (und warum) ich zufrieden mit pinboard bin:
ich kann beliebiges HTML in das anmerkungsfeld eingeben, ohne dass pinboard das ausfiltert (delicious macht das). pinboard rendert zwar kein HTML, aber das kann man dann ja auch selbst machen.
es gab in den letzten tagen ein paar ausfälle des pinboard-API. damit ging das einfüttern der links per iphone-apps (reeder, instapaper) nicht mehr, aber auch die RSS-feeds funktionierten nicht mehr. die ausfälle waren teilweise ein paar stunden lang („database crashes“), aber meine emails an den support wurden von maciej ceglowski innerhalb von minuten beantwortet und daten gingen auch nicht verloren.
das subscriben von beliebigen nutzern, und damit das einspeisen von deren links in meinen RSS-reader funktioniert ziemlich gut. wirkt gut gegen die die filter-bubble.
wer mir auf pinboard folgen will kann das hier tun, RSS abonieren geht beispielsweise hier. /via
louis ck hat in den ersten 3 tagen wohl über 110.000 mal die aufnahme seines auftritts im beacon theater für fünf dollar verkauft:
The show went on sale at noon on Saturday, December 10th. 12 hours later, we had over 50,000 purchases and had earned $250,000, breaking even on the cost of production and website. As of Today, we've sold over 110,000 copies for a total of over $500,000. Minus some money for PayPal charges etc, I have a profit around $200,000 (after taxes $75.58). This is less than I would have been paid by a large company to simply perform the show and let them sell it to you, but they would have charged you about $20 for the video. They would have given you an encrypted and regionally restricted video of limited value, and they would have owned your private information for their own use. They would have withheld international availability indefinitely. This way, you only paid $5, you can use the video any way you want, and you can watch it in Dublin, whatever the city is in Belgium, or Dubai. I got paid nice, and I still own the video (as do you). You never have to join anything, and you never have to hear from us again.
das heisst obwohl, oder besser weil er seinen film ohne kundenverarschung und technischen nutzungsbehinderungen die man gemeinhin DRM nennt verkauft und es sicherlich ein leichtes wäre sich auch mühlos eine kostenlose kopie zu besorgen, waren über 110tausend leute bereit, fünf dollar zu bezahlen. ich habe das auch gemacht und tatsächlich war der prozess so einfach wie man sich das wünscht: email-adresse eintragen, paypal-button klicken, zahlen, runterladen oder im flash-player auf der site ansehen. ein extra login war nicht nötig (ausser bei paypal), aber wer seinen cookie verliert, kann sich mit einem passwort das er zugemailt bekam neu als zahler einloggen und einen neuen cookie holen.
ich bin ziemlich begeistert über diesen weiteren hinweis auf eine ausgeprägte bezahlkultur im internet. wenn sich die benutzer nicht verarscht vorkommen fair behandelt fühlen, verhalten sie sich ebenso fair. und zur fairness gegenüber den benutzern oder kunden fallen mir spontan diese aspekte ein:
den benutzern weder explizit, noch implizit zu unterstellen dass sie eigentlich diebe sind (und sie nur mit technischen miteln oder warnhinweisen davon abzuhalten seien).
nicht nur an das gute im menschen appelieren, sondern daran glauben.
keine mondpreise verlangen, sondern angemessene, niedrigschwellige preise anbieten.
nicht weinerlich, sondern freundlich und höflich darauf hinweisen, welche arbeit und investitionen in dem zu kaufenden ding stecken.
keinen müll oder übriggebliebenes verkaufen, sondern einen echten wert, qualität, etwas mit eigenem herzblut.
fast poetisch wird louis ck dann auch noch:
I learned that money can be a lot of things. It can be something that is hoarded, fought over, protected, stolen and withheld. Or it can be like an energy, fueled by the desire, will, creative interest, need to laugh, of large groups of people. And it can be shuffled and pushed around and pooled together to fuel a common interest, jokes about garbage, penises and parenthood.
im flipboard fand ich in den „cover stories“ (hab ich schonmal gesagt, dass ich flipboard ziemlich toll finde?) fand ich gestern abend diesen BBC-artikel. in dem artikel steht, dass in seoul ein gebäude gebaut werden soll, dass den brennenden, bzw. zusammenstürzenden twin towers des world trade centers in new york ähnle. insbesondere scheint sich seth abramovitch auf gawker mit der kritik am entwurf hervorgetan zu haben. das ist das bild mit dem gawker den entwurf kommentiert:
ich weiss nicht, wenn ich mir den entwurf von MVRDV und die visualisierungen beispielsweise hier ansehe, finde ich den entwurf wie fast alles von MVRDV, ziemlich grossartig (beispiel gefällig?). natürlich spielt der entwurf mit der idee einer schwabbelden, gasförmigen masse, eben einer wolke. in diesem fall ist die wolke wunderbar pixelförmig aufgelöst, bzw. materialisiert und hält die türme zusammen. und natürlich kann man eine wolke auch als eine rauchwolke ansehen. oder im mond einen mann zu sehen glauben — oder wie ein kommentator unter dem gawker-artikel wunderbar auf den punkt bemerkte, kann man auch ein bild mit koi-karpfen so betrachten, als wirkten die karpfen ein bisschen „nuttenhaft“ (slutty). es liegt im auge des berachters, was er in ein bild oder einen entwurf projeziert.
zumndest scheint auf MVRDV gerade ein herrlicher shitstorm niederzugehen, so dass sie sich mittlerweile sogar auf ihrer facebook-seite für mögliche assoziationsmöglichkeiten entschuldigen:
MVRDV regrets deeply any connotations The Cloud projects evokes regarding 9/11, it was not our intention.
worüber ich mich allerdings wirklich aufregen kann, ist die website von MVRDV. die ist komplett aus flash gebaut und so gut wie unbenutzbar, eine benutzbarkeits-katastrophe.
ich werde heute abend mal wieder fernsehen. laut programm gucke ich um 20:15 uhr „verstehen sie spass?“ bei/mit bei nom24. verstanden habe ich das nicht ganz, aber möglicherweise ist das genau das, was auch den grand prix d’eurovision erträglich macht. das online-geplapper, bzw. -gezwittscher von vielen verschiedenen leuten.
24 Stunden Fernsehen!
Anne und Phil bloggen 24 Stunden Fernsehen live und werden dabei von wechselnden Gästen begleitet. Wenn Marcel Reich-Ranicki das noch erleben könnte!
tina kulow verlässt D64? oder wurde gelöscht? rausgeworfen? warum 404 und nicht einen kleinen hinweis — und sei es ein floskelhaftes „tina kulow hat aus persönlichen gründen D64 verlassen.“ nichts. kein tweet, keine news, kein hinweis auf facebook.
[nachtrag 10:04h]
nach einem hinweis von nico lumma in den kommentaren nochmal geguckt und dann doch gefunden: tina kulow wurde bereits vor vier tagen in aller form per twitter verabschiedet:
#bbpBox_144006341218938881 a { text-decoration:none; color:#00b5f1; }#bbpBox_144006341218938881 a:hover { text-decoration:underline; }
Tina Kulow hat sich entschieden, nicht bei D64 mitzumachen, da auch bereits eine Kollegin von ihr dabei ist.
irgendwie eigenartig inkonsistent, die argumentation, dass ein paar pressesprecher oder lobbyisten privat bei D64 sind, es aber dann irgendwie auch reiche, wenn nur einer und nicht zwei von facebook bei D64 sind.
tom könig fragt auf spiegel online beim „Twitter-Service der Deutschen Bahn“ nach, „ob das Laptop-Verbot [in Speisewagen] eine allgemeine Konzernrichtlinie ist - oder lediglich ein origineller Einfall des örtlichen Zugpersonals.“
laut könig antwortet der „Twitter-Service der deutschen Bahn“ (vermutlich @db_bahn):
Mit Rücksicht auf andere Reisende wurde die Nutzung von Laptops in der Bordgastronomie verboten. Viele Kunden fühlen sich durch das Tippgeräusch belästigt.
das problem ist nur, ein solcher tweet ist per suchmaschine nicht zu finden (möglicherweise bin ich aber auch zu blöd). was ich aber fand, war folgender tweet:
#bbpBox_145137285007024129 a { text-decoration:none; color:#ff0000; }#bbpBox_145137285007024129 a:hover { text-decoration:underline; }
@BenediktElser Auch im Bordbistro sind Laptops nicht generell verboten - auch hier hoffen wir auf gegenseitige Rücksichtnahme. /ja
ich neige mittlerweile dazu, journalisten, die nicht willens sind ihre quellen zu verlinken, als blutige amateure oder märchenonkel anzusehen.
im laufe des tages habe ich ein paar videos gesammelt, die ich mir heute abend ansehen wollte. noch hab ich sie nicht gesehen, hab mich aber gerade gefragt, warum ich sie nicht einfach veröffentliche. also bitte:
seit ein paar tagen sind einige beiträge des festival des nacherzählten films online. den ersten platz und dritten platz hab ich mir bereits angesehen. beide sind sehr witzig, aber auch sehr langatmig. wobei die langatmigkeit, die erklärbärkeit auch gerade der witz an der ganzen veranstaltung ist. wenn man sich zuerst den ersten platz von christian brandes ansieht, der eine „Werbeunterbrechung aus den 90er“ jahren nacherzählt ansieht und danach (!) einen der werbespots die er nacherzählt, erkennt man das sehr deutlich. nacherzählt ist der spot irre witzig, in natura ist er nur erschütternd. wenn marcel und kosmar gleich aufgehört haben auf meinem computer zu sprechen, schau ich mir auch platz zwei an. /via
irgendjemand der seinen namen nicht nennen will hat auf d-64.org auf „den vorwurf“ geantwortet, dass D64 lobbyarbeit betreiben würde. wo dieser vorwurf erhoben wurde wird nicht verrraten. ob der vorwurf irgendwo in irgendeiner twittertimeline oder in irgendwelchen kommentarspalten erhoben wurde bleibt im ungefähren. dort steht einfach:
Dennoch wurden wir mit dem Vorwurf konfrontiert, “Lobbyarbeit” zu betreiben.
möglicherweise bezieht sich der artikel auf d-64.org auf die fragen die ich gestern gestellt habe. vielleicht aber auch nicht, denn vorwürfe habe ich nicht erhoben, ich habe lediglich gefragt, wo bei D64 die grenze zwischen politischem engagement und lobbyismus verläuft und ob diese trennung erkennbar ist. ich habe auch gefragt, ob die pressesprecher von google und facebook sich bei D64 als privatleute oder vertreter ihrer firmen engagieren. das hätte man kurz und bündig beantworten können:
ja, stefan keuchel, tina kulow und alle anderen gründungsmitglieder engagieren sich vornehmlich als privatleute und nicht als vertreter ihrer firmen. wir wissen, dass der eindruck von interessenverquickung entstehen kann, werden aber daran arbeiten unsere arbeit möglichst transparent und nachvollziehbar dazustellen, um diesem eindruck entgegenzutreten.
stattdessen in 423 worte gefasste allgemeinplätze (wir schätzen die fachliche kompetenz von kompetenten menschen, man kann berufliches und privates heutzutage kaum noch trennen) und ausgeprägte pampigkeit:
Darf ein Mensch, der einen Internet-Job hat, im Internet kein politisches bürgerschaftliches Engagement zeigen, ohne automatisch zum gefährlichen Lobbyisten zu werden?
im nächsten satz dann die lösung: transparenz. alles künftig total transparent und kritisch werden wir auch sein. und
deswegen werden wir künftig bei allen persönlichen Texten, die von Mitgliedern für D64 geschrieben werden, natürlich auch den Absender veröffentlichen.
mit ausnahme dieses textes. der ist anonym mit dem autorenkürzel D64 gekennzeichnet.
diese etwas unsouveräne, aufgeblasene und intransparente art mit kritik umzugehen stärkt mein vertrauen in D64 nicht sonderlich. die professionalität die man von leute wie stefan keuchel oder tina kulow (zu recht) erwarten kann, reflektiert sich bisher nicht mal ansatzweise in diesem sermon.
ich kenne mich mit lobbyismus, politik und public relations nicht besonders gut aus. aber wenn sich ein „think tank“ gründet (warum nicht „denkfabrik“?), der die digitalisierung unserer gesellschaft begleiten, bedenken und in die politik hineinwirken möchte, warum sind dann jeweils die presssprecher von facebook und google gründungsmitglieder? sind die da als privatleute drin? oder als vertreter ihrer firmen? wo verläuft die grenze zwischen politischem engagement und lobbyismus? ist diese trennung irgendwie gegeben? ach, eva-maria kirschsieper ist lobbyistin für facebook?
nichts gegen stefan keuchel, tina kulow und eva-maria kirschsieper, aber ist das abwegig sich darüber zu wundern, ob zwei presssprecher und eine lobbyistin von unternehmen mit massiven finanziellen interessen an der entwicklung der digitalisierung, sich am inhaltlichem „Kompass“ der „Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität“ (aus dem „mission staement“) orientieren oder vor allem am inhaltlichen kompass des wohlergehens ihrer firmen?
Es gibt in Deutschland bisher keine Partei, Strömung oder Gruppierung, die in der Lage ist einen umfassenden netzpolitischen Gesellschaftsentwurf zu formulieren. Diese Lücke gilt es zu füllen.
wie will man sicherstellen, wenn die hälfte der mitglieder massive finanzielle interessen mit diesem „netzpolitischen Gesellschaftsentwurf“ verbinden, dass dieser entwurf der allgemeinheit dient und nicht nur ein paar unternehmen?
da gilt es wohl noch ein paar argumentative lücken zu füllen.
hanno rauterberg findet in der zeit hamburg versinke in hässlichkeit: Schluss mit klotzig!
leider ist „hässlich“, wie ich finde, das ungeeigneteste wort um die qualitäten einer stadt zu beschreiben. warum hässlich schön sein kann, das hab ich hier schonmal aufgeschrieben. oder auch: die hässlichen, billigen zweckbauten im soho-stadtteil von new york gelten heute als schön. einige der zur DDR-zeit gebauten wohnhochhäuser in mitte gelten heute als irre schick. das centre pompedou wurde zur eröffnung einhellig als hässlicher, die stadt verschandelder klotz beschimpft und gilt jetzt als architektonischer meilenstein.
disneyland hingegegn ist hübsch und prachtvoll, aber eben nicht echt. und das ist auch oft das problem mit der modernen architektur. sie ist nicht mehr echt, nicht mehr originell, weil ihre funktion langweilig, unoriginell und gleichförmig ist: architektur schafft heute räume für menschen die am schreibtisch sitzen oder in schuhkartons wohnen.
früher hatten häuser eindeutige funktionen (lager, kontore, mühlen, werkstätten, röstereien) und spiegelten ihre funktion nach aussen. was soll ein gebäude das menschen an schreibtischen stapelt ausdrücken? unsere gesellschaft braucht klötze um menschen an schreibtischen zu stapeln — und so sehen die städte dann auch aus. insofern sind die klötze ehrlich und deshalb lässt sich das neue (und das alte) spiegel-verlagsgebäude nicht von dem einer versicherung oder bank unterscheiden. ihre funktion unterscheidet sich nicht. ein bürogebäude braucht keine tore oder warenaufzüge oder wachtürme.
andererseits hat rauterberg recht. es gibt kaum noch echte bauherren und kaum noch architekten die sich trauen dem enormen kosten- und zeitdruck engegenzustellen und qualität zu schaffen:
Warum Hamburg sich so bedingungslos selbst verschandelt? Es liegt vor allem an den drei Prinzipien, die diese Stadt regieren: erstens das Geld, zweitens das Geschäft, drittens die Rendite. Alles muss möglichst effizient, möglichst billig, möglichst schnell gehen. Schönheit aber rechnet sich nicht, sie lässt sich nicht in Zahlen fassen. Und Bauherren mit einem Sinn für hamburgische Eigenheiten sind rar. Nicht selten wechselt ein Bauprojekt, noch ehe es fertig ist, mehrfach den Besitzer. Eben gehörte es noch der einen Immobilien-Holding, jetzt schon der nächsten, und so ist es kein Zufall, dass viele der Neubauten ganz und gar bräsig in der Stadt herumstehen: Sie wurden so geplant, von anonymen Bauherren für anonyme Nutzer.
und gebaut wird dann von anonymen architekten, fleissige bienen, die die vorgaben einhalten müssen oder sich alternativ einen job in der gastronie suchen müssen.
was hingegen passieren kann, wenn ein echter bauherr mit einer vorstellung von qualität baut, kann man sich in hamburg am jungfernstieg ansehen, im neuen apple store.
dieser text (heute früh schon mal verlinkt) hat mich sehr ge- und berührt. dieser kommentar von sanníe aber fast noch mehr, weil er eine nicht ganz unberechtigte hoffnung zum ausdruck bringt, die ich in bezug auf dieses internet habe:
Und wenn Du Hilfe brauchst bei irgendwas, schreib es wieder hier rein - es wird jemand da sein.
ich mag den begriff des geistigen eigentums nicht. ein grund dafür ist, dass er die vielen aspekte die eine schöpfung hat auf den aspekt der verwertung reduziert, also auf den aspekt, der aus einer schöpfung geld macht. wenn ich ein buch von hermann hesse lese, nehme ich die ideen in diesem buch vollkommen in mich auf. so ist mir das vor 20 oder 25 jahren mehrfach passiert (weil ich damals mehrere bücher von ihm las). die gedanken von hermann hesse habe ich beim lesen verinnerlicht und trage sie seitdem in mir herum. und ich gebe sie fleissig weiter, sie sind teil von mir. die frage nach dem eigentum von ideen, schöpfungen, gedanken stellt sich hier erstmal gar nicht, im gegenteil. gedanken, schöpfungen, wissen, ideen können nur leben, wenn sie geteilt werden, wenn sie (weiter) erzählt werden, wenn sie verstanden oder angeeignet werden können. ich sortiere die ideen von hermann hesse im geiste nicht in schubladen ein auf denen hermann hesse steht, ich mache damit, im wahrsten sinne des wortes, was ich will.
eigentum lebt davon, dass man es für sich behält. ideen, geschichten, schöpfungen leben davon, dass man sie weggibt. anders funktioniert eigentum nicht, aber anders funktioniert kultur auch nicht. oder um eine idee von erich fromm aufzugreifen, es geht um haben oder sein.
wenn wir aber nur die haben-seite von ideen oder schöpfungen betonen, indem wir schöpfungen als geistiges eigentum bezeichnen und so einer art neo-materialismus fröhnen, verlieren wir unseren idealismus und damit unsere fähigkeit kultur zu schätzen und zu schaffen.
das mag sich pathetisch anhören, aber wie pathetisch der begriff des „geistigen eigentums“ an sich ist, erkennt man wenn man sich vorstellt, dass ein schüler der in einer mathearbeit abschreibt und von seinem lehrer der ihn dabei erwischt, des diebstahls geistigen eigentums bezichtigt wird. reicht es nicht die tat des schülers als betrug zu bezeichnen, als unfairness, als unfein oder meinetwegen charakterlos oder faul zu bezeichnen? mir fallen enorm viele adjektive ein um abschreiben oder pfuschen verbal zu verurteilen, aber „diebstahl geistigen eigentums“ fiele mir nicht im traum ein.
der journalistin sonja volkmann-schluck fällt das wort in einem interview und einer vergleichbaren situation hingegen ein. bei ihr hat karl-theodor zu guttenberg abgeschrieben und sie sagt im spiegel:
SPIEGEL ONLINE: Die Behörde begründet das Ende der Ermittlungen damit, dass der wirtschaftliche Schaden der Urheber, also Ihrer, nur marginal sei.
Volkmann-Schluck: Diese übermäßige Gewichtung wirtschaftlicher Aspekte halte ich für falsch. In der Wissenschaft geht es meist nicht um ökonomische Belange, sondern um den Schutz geistigen Eigentums und auch um den Schutz der Persönlichkeitsrechte der Urheber. Guttenberg hat nach den Recherchen von Guttenplag etwa acht Prozent seiner Arbeit von mir übernommen. Auf 56 Seiten finden sich demnach meine Textstellen, darunter Teile meiner Gliederung und Schlussfolgerungen. Ich fühle mich auch ohne hohen wirtschaftlichen Schaden ausgebeutet und bestohlen.
Das sogenannte „geistige Eigentum“ anderer zu zitieren ist in der Wissenschaft nämlich nicht nur erlaubt, es ist heutzutage sogar regelmäßig unabdingbar, um Wissenschaft überhaupt betreiben zu können. Es kann und muss ja nicht jede Veröffentlichung ein Solitär zur Elektrodynamik bewegter Körper sein.
aus einem text zu kopieren, nennt man plagiat. aus zweien zu kopieren, nennt man forschung.
john milton (quelle)
statt die mumpitzworte „geistiges eigentum“ und „diebstahl“ zu benutzen, hätte sonja volkmann-schluck auch einfach ross und reiter benennen können, nämlich dass guttenberg gelogen und betrogen hätte, weil er abgeschrieben hat (was OK ist) aber die quelle nicht angegben hat (was nicht OK ist). absurderweise sagt sie selbst, dass sie die „übermäßige Gewichtung wirtschaftlicher Aspekte“ für falsch hält, benutzt dann aber ein neo-materialistisches BWL- und verwerter-vokabular.
noch absurder wird ihre ausdrucksweise, wenn man ihre behauptungen zuende denkt: sie fühlt sich durch die weggelassene quellenangabe „ausgebeutet und bestohlen“. demnach wäre die angemessene bezahlung für geistiges eigentum also attributierung. hätte guttenberg sie als quelle angegeben, fühlte sie sich jetzt nicht „ausgebeutet und bestohlen“.
nur darum geht es den leuten, die den kapfbegriff des „geistigen eigentums“ geprägt haben ja gerade nicht. leute die diesen begriff benutzen meinen immer die verwertung, also die monetarisierung — nicht die attributierung.
oder nochmal anders gesagt: wenn ich ein MP3 des neuesten eminem-songs in mein blog stelle und als quellenangabe „aktuelles eminem-album“ hinzufüge, fühlen sich eminem und seine plattenfirma dann nicht „ausgebeutet und bestohlen“? im gegenteil. dann fühlen sie sich auch noch verhöhnt, mahnen mich ab und bezichtigen mich erst recht des diebstahls. nämlich des diebstahls einer weiteren chance den eminem-song zu verwerten, zu geld zu machen.
Sicher, da ist die Sache mit dem Plagiat. Das allein aber kann es kaum sein. Würde dem Volk der Dichter und Denker tatsächlich so viel am Wert des geistigen Eigentums liegen, wie es in diesem Fall behauptet, hätte der Erfolg der Piratenpartei zum nationalen Aufstand führen müssen. Denn für Piraten ist „geistiges Eigentum“ nur ein „Kampfbegriff der Verwertungsindustrie“. Jeder greife immer auf Vorhandenes zurück, sagen sie, die Schöpfungsidee sei eine Illusion, jedes Werk ein kulturelles Gemeingut.
natürlich ist der begriff des „geistigen eigentums“ ein „Kampfbegriff der Verwertungsindustrie“, der verschleiern soll, dass es nicht um den schutz von schöfpungen geht, sondern um deren verwertung. es hört sich eben für flachdenkende journalisten weniger sexy an von „verwertungsrechten“ als von „geistigem eigentum“ zu sprechen.
das urheberrecht ist offenbar viel zu kompliziert um von einfachen journalistenhirnen erfasst zu werden — was den vorteil hat, dass sie dann umso standfestere meinungen vertreten können, sich nonchalant über politische bemühungen das urheberrecht verständlicher zu machen lustig machen können, ohne dabei rot zu werden vor scham über ihre eigene beschränktheit. ehrlichgesagt ist das urheberrecht auch für kleine bloggergehirne zu kompliziert — eigentlich für jeden normalen menschen — ausser juristen.
was ich aber eigentlich sagen wollte: ich finde der begriff des „geistigen eigentums“ hat die nominierung zum unwort des jahrzehnts verdient. und wer so denkfaul und gedankenlos ist, mit dem kampfbegriff „geistiges eigentum“ herumzujonglierien, der muss mit der gefahr leben können, dass ich ihn für doof halte.
rum, traube, nuss. pitt sauerwein und katia kelm im westwerk in hamburg.
ausstellung vom 26. november bis 4. dezember 2011. montag bis freitag 17–20 uhr, samstag 16–19 uhr, sonntag 15–18 uhr und nach vereinbarung.
vor einem oder zwei jahren habe ich glaube ich zum ersten mal dieses risotto von tim mälzer nachgekocht. genauso aufwändig wie im rezept, bzw. in der sendung: erst eine hühnerbrühe kochen, dann zwiebeln und knoblauch und reis anschwitzen und 20 minuten, kelle für kelle die hühnerbrühe zugeben, croutons machen und am ende parmesan, erbsen und salat untermischen. das rezept ist wirklich super und es hat allen geschmeckt, der beifahrerin, dem kind und vor allem mir.
seitdem habe ich das rezept immer wieder gekocht und dabei ständig vereinfacht. witzigerweise schmeckt es immer noch so gut wie im original. die erste vereinfachung war der reis. im supermarkt wird man ja stets erschlagen von der reisauswahl. es gibt speziellen risotto-reis, der so um die drei euro für 500 gramm kostet. bis ich verstanden habe, dass man auch einfachen rundkornreis, also milchreis für 60 bis 80 cent das halbe kilo fürs risotto nehmen kann, vergingen ein paar monate. umsomehr ärgere ich mich jetzt, fürs kilo je knapp fünf euro zuviel gezahlt zu haben.
eine weitere vereinfachung war die brühe. selbst ein hähnchen auskochen ist zwar hin und wieder ganz nett und allein schon das rezept von tim mälzer dafür ist mundwässernd, aber das was bei mir am ende rauskam, war auch nur mit extrem viel salz geniessbar. also nehm ich instant-gemüsebrühe von alnatura.
die dritte vereinfachung ist das einrühren der brühe. tim mälzer und jeder vernünftige koch empfielt:
So viel heiße Brühe zugeben, dass der Reis bedeckt ist. Offen bei mittlerer Hitze kochen, bis die Flüssigkeit fast aufgesogen ist, dabei gelegentlich umrühren. Mit der restlichen Brühe ebenso verfahren, bis der Reis nach 20-25 Min. gar ist.
ich kipp nachdem ich die zwiebeln den knoblauch und den reis angeschwitzt habe, das alles mit 200ml weisswein abgelöscht habe die ganze brühe auf den reis und lasse das dann 20 minuten auf mittlerer hitze kochen.
nochmal alles zusammen:
risotto:
1,2 l brühe
2 knoblauchzehen (meisten nehm ich mehr)
2 zwiebeln
6 el olivenöl (weniger, snst haut mich die beifahrerin)
300 g milchreis
200 ml weisswein
½ kopfsalat (ich nehme meisten 2 roma-salat-herzen)
100 g tiefkühlerbsen
80 g parmesan
keine butter
pfeffer
salz
20 g gehobelter parmesan
croutons
1/3 baguette (ich nehm meistens zwei scheiben toastbrot)
½–1 rote chilischote (ich nehm eine kleine getrocknete, wenn ich zwei nehme höre ich beim essen immer leichte stöhngeräusche)
1–2 el thymianblättchen
salz
eine oder fünf knoblauchzehen und zwei zwiebeln fein würfeln und in olivenöl anschwitzen. reis zugeben und auch anschwitzen. bevor alles braun wird mit 200 ml weisswein ablöschen und rühren bis der wein eingesogen ist.
andertalb liter brühe hinzugeben und 20 minuten leise köcheln lassen. ab und zu umrühren.
toast toasten und in kleine würfel schneiden. eine oder fünf knoblauchzehen in dünne scheiben, chilischote in ringe schneiden und zuerst den knoblauch und die chilis im heissen olivenöl garen danach die toastwürfel und den thymian zugeben. kräftig salzen und drei minuten viel bewegen und rösten und danach zur seite stellen.
den salat putzen und in feine streifen schneiden, die erbsen aus der tiefkühltruhe holen und 80 gramm parmesan reiben.
fünf minuten vor ende der garzeit die erbsen zum reis schmeissen, wenn alles gar ist topf von der hitze nehmen, den geriebenen parmesan unterrühren, keine butter hinzufügen, salat unterrühren und gleich auf tellern servieren.
den risottohaufen auf dem teller mit den croutons bestreuen und noch ein bisschen parmesan drüberhobeln.
hört sich kompliziert an, braucht aber defacto nicht länger als 30 minuten kochzeit, je nachdem wie schnell man zwiebeln und knoblauch schneiden kann.