glaubwürdigkeit

Als Hort der Glaubwürdigkeit sind Printmedien unersetzlich.
— Hubert Burda
zitatquelle: „die zeit“, seite 35, /via turi2

Als Hort der Glaubwürdigkeit sind Printmedien unersetzlich.
— Hubert Burda
zitatquelle: „die zeit“, seite 35, /via turi2
am montag im iCE las ich im tagesspiegel diesen artikel über ein zehn jahre altes, leicht esoterisches, aber ganz niedliches projekt von wolfgang kraker von schwarzenfeld aus fünf steinen irgendwo in einem park in berlin. in dem artikel geht es um indianer, die den stein zurück wollen, um den künstler, der meinte alle papiere und einverständnisse für die ausfuhr des steins zu haben und um politik. schön differenziert von katja reimann zusammengeschrieben. natürlich hab ich den artikel im laufe der woche fast wieder vergessen, weil man tagesspiegelartikel auf papier ja nicht bei pinboard speichern kann.
dann fiel mir in meinem RSS-fluss dieser artikel auf boingboing.net auf. er ist vom reuters journalisten stephen brown, der ihn auf englisch, etwas kürzer und etwas weniger differenziert als katja reimann aufschrob. bemerkenswert zumindest, dass der brown-artikel auf boingboing eine nahezu wortgleiche übernahme aus stephen browns blog ist.
ich finde das ein kitzekleines bisschen bemerkenswert. einerseits weil ein klarer hinweis und link auf das crosspost fehlt (immerhin verlinkt boinboing auf browns blog). andererseits frag ich mich, warum man das nicht einfach verlinken konnte. irgendwe fühlt sich dieses syndizieren von texten (was auch die huffington post und carta.info gerne machen) an wie in den 80er-jahren in amerikanischen tageszeitungen verteilen von texten an mehrere stellen voll 80er-jahre-mässig an.
und jetzt „Ein schöner Brocken“ von katja reimann lesen.
If I’ve learned anything, it’s that we can never let the chaos and injustice make us so blind with anger that we become part of the problem. Understanding, compassion, kindness and love are the only true revolutionary ideals. When we compromise those we become what we despise and we lose our humanity.
ein bisschen pathetisch, aber sehr wahr. ich glaube amerikanisches fernsehen schult mich sehr in pathos-toleranz und -ingnoranz. schlimm wird der das pathos des amerikanischen fernsehens erst durtch die synchronisierung. glaub ich.
eben die erste folge von aaron sorkins neuer HBO-serie „the newsroom“ gesehen. und ix bin begeistert. sorkin ist wieder mindestens so gut wie zu the „west-wing“-zeiten. dialoge, die beides sind, leicht pathetisch und lakonisch. dialoge voller die am besten funktionieren, wenn die protagonisten wie irre durch die gegend laufen, schnell, so geschliffen, dass kein mensch sie sich spontan ausdenken könnte, und doch wahrhaftig und realistisch. sorkins fernsehsendungen sind voll mit überdurchschnittlich intelligenten menschen*, die ständig geschliffene reden halten und doch wirkt jede situation, bis ins letzte augenzwinkern, realistisch.
nachdem ich die erste folge von the newsroom gesehen habe, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als die ganze erste staffel the newsroom als uk-import DVD neben mir liegen zu haben und die nacht über 8 folgen nacheinander sehen zu können. wie das manchmal bei „the west wing“ oder „the wire“ passierte. is aber nicht. auf die DVD müssen wir mindestens ein jahr warten.
amerikaner können sich auf youtube mit der ersten folge anfixen lassen. europäer müssen sich einen VPN-zugang besorgen (affiliate- und rabatt-code PVUVGHT für black VPN) und gut english können um sich anfixen zu lassen.
dan rather mochte den newsroom:
I'm aware that my musings run counter to some of the more prominent early reviews in high-profile publications such as The New Yorker and the New York Times. But with all due respect (and I have a lot of it for those reviewers), I just don't think they "get it"; they've somehow missed the breadth, depth and "got it right" qualities –- and importance — of Newsroom. Maybe it's because they are print people. Then, too, maybe they're right and I'm wrong. I never rule out the possibility of that. But I've lived in the world of television newsrooms for most of my adult life. I know the people, the venues and the challenges — the satisfactions of success and the heartbreak when things go awry. From where I sit and based on my experience, Sorkin and crew have got it amazingly right, even when they over talk it.
But if you liked the movies Citizen Kane, Network, and Broadcast News, if you liked the television series West Wing, Mad Men, or The Good Wife, you're going to love Newsroom. At least the first installment. And if Sorkin, his writers and their excellent actors can maintain this level, you'll probably like the full run.
It has the potential to become a classic.
*) jeff daniels wirkt bei seinem auftritt bei craig ferguson nicht überintelligent, aber in der sendung schon. aber ein klasse schauspieler, das ist er durchaus.
[nachtrag 27.06.2012]
sarah nicole prickett hat mit aaron sorkin gesprochen und die show ganz gut seziert:
Months before seeing the pilot, I read its entire (leaked) script. […] The great American dialectic – optimism and realism, faith and reason – is thrillingly animated onscreen, but hardly moreso than on the page. I had to watch the show twice just to believe (a) how good that script was and (b) how incredibly convinced of its goodness, in every sense of “good,” it was.
How to get under Aaron Sorkin’s skin (and also, how to high-five properly) [/via stefan niggemeier]
alexandra schade kritisiert heiner geißler, der die siegessäule sprengen möchte:
[Ich halte] das Abreißen von Denkmälern für den falschen Weg, um sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. So geraten Ereignisse eher in Vergessenheit, als dass sie ins nationale Gedächtnis übergehen und aufgearbeitet werden. Und wer bitte darf entscheiden, welche Denkmäler stehen bleiben dürfen und welche nicht? Wenn man Geißler konsequent weiterdenkt, müsste man auch andere Preußen-Bauten wie Brandenburger Tor, Staatsoper oder Reichstag abreißen.
in dem video, in dem sich geißler für die sprengung ausspricht, nutzt geissler viele worte („unnötig“, „sinnlos“, „dämlich“, „hässlich“, „künstlerisches desaster“) die, würden sie als kultureller massstab genutzt, wohl zur beseitigung oder sprengung der halben republik führen würden. auch wenn geißler die kritik an der siegessäule im februar noch etwas differenzierter formulierte, schrammt er grundsätzlich am kerngedanken von denkmälern vorbei:
denkmäler sollen erinnern, nicht glorifizieren. denkmäler können zum denken anregen, tun sich aber eher schwer damit menschen zu fanatisieren oder „rechtskonservatives und deutschnationales Gedankengut“ zu verbreiten.
mal ernsthaft: ist geißler wirklich so merkbefreit, dass er nicht zu sehen vermag, dass die siegessäule (und unzählige andere denkmäler) in ihrer bedeutung längst umgewidmet wurden? denk ich an die siegessäule, fallen mir zuerst techno-kack und ein schwulen-magazin ein. denk ich an kaiser wilhelm, fällt mir zuerst taubenkacke ein. denkmäler sind lediglich in der theorie und in den köpfen von sehr alten menschen ehrungen.
arno frank hat sich eine oder ein paar folgen der doku „Lothar - Immer am Ball“ angesehen und darüber auf spiegel-online geschrieben:
Klug wie ein Kühlschrank
klug wie ein kühlschrank, damit ist lothar matthäus gemeint. arno frank zitiert ausgiebig aus der doku und benutzt wahrscheinlich ziemlich naheliegende worte: „sechsteiliges Schlamassel“, „anrührend“, „bizarr“.
er beklagt sich aber, dass die doku es nicht matthäus selbst überlässt, sich selbst „vorzuführen“:
[…] Dieser Moment wird von hämischer Comedy-Musik und der gehässigen Erzählstimme aus dem Off ruiniert, deren stets maliziöser Ton vorgibt, wie man das alles finden soll: dumm.
gleichzeitig kann es sich aber auch arno frank nicht verkneifen nach einem langen vollzitat von matthäus vorzugeben wie man das alles zu finden hat. nämlich dass matthäus im „Oberstübchen“ nicht ganz in ordnung sei.
eine sich selbst und ihre mittel kritisierende kritik. das ist mal innovativ. /via rivva.de
am und um den hackeschen markt roch es heute leicht nach katzenpisse. eigenartigerweise mag ich den geruch grundsätzlich, obwohl ich für katzen nicht viel übrig habe (was wohl auf gegenseitigkeit beruht). leichter katzenpisse-geruch erinnernt mich an den dachboden des (ehemaligen) stalls an unserem damaligen haus in aachen. dort hatte ich mich alternativ zu meinem kinderzimmer häuslich eingerichtet. ein tisch, ein stuhl, eine decke und spielzeug nach wahl. einmal haben dirk und ich dort die konsistenz und adhäsionsfähigkeiten von slime getestet. die oberflächenhaftung von slime war in der tat, wie wir erwarteten, recht gering. mit ausnahme der haare, wie wir herausfanden, als ich das zeug in dirks haare goss. als sofortmassnahme gegen die grün verklebten haare überlegten wir uns die sofortige entfernung des slime mittels einer schere. dirk und ich waren mit dem ergebnis zufrieden, die mutter von dirk, die friseurin war, empfahl mir, als sie dirk sah, sehr nachdrücklich einen berufsweg in einer anderen branche als dem friseurhandwerk.
in diesem dachboden roch es immer so, wie es heute am hackeschen markt roch. nach katzenpisse. ob es am hackeschen markt allerdings wirklich nach katzenpisse roch oder ob ich den geruch aus irgendeinem unerfindlichen grund selbst emitierte, weiss ich leider nicht mit gewissheit.
an der sparkasse am hackeschen markt sitzen fast immer um spenden bittende punker. manchmal sitzen die auch in der windfalle der bank und öffnen die türen für die geldautomaten-junkies die rein und rauslaufen. heute sassen die punker vor der bank. als jürgen vogel in die bank lief rief einer der punker laut „ist das der dings?“ was meine und die aufmerksamkeit von jürgen vogel kurz auf den punker lenkte. wir sahen den punker beide kurz an, jürgen vogel im windfang der bank, ich im vorbeilaufen an der bank. als der punker jürgen vogels freundliches gesicht sah, rief er „ja das isser! du bist der beste schauspieler von allen!“
jürgen vogel grinste, ich lief weiter. mir fiel nichts weiter auf, ausser das jürgen vogel genauso klein war, wie ich mir das vorgestellt hatte und dass es leicht nach katzenpisse roch.

sehr schöne dokumentation sendung über herbert feuerstein und bastian pastewka und herbert feuersteins 75ten geburtstag: „Herr Feuerstein wird 75 und Herr Pastewka feiert ihn“
eigenartigerweise ist die sendung nicht in der ARD-mediathek, sondern nur von jemandem privat hochgeladen auf youtube. das ist natürlich auch ein weg der web-depublizierung zu entgehen: gar nicht erst im web publizieren.
die sendung habe ich mir angesehen, weil ich diesen ziemlich pathetischen text von stefan kuzmany gelesen habe. schreibt der eigentlich immer mit dieser verkrampften lockerheit, der kuzmany?
ich musste während sendung mehrere male in mich hineinkichern und fand das zusammenspiel von pastewka und feuerstein sehr witzig. auch wenn feuerstein am anfang der sendung sagt, dass er pathos hasse, wird er einmal doch ein bisschen pathetisch und dagt irgendwann mal: „das leben ist ein einziges abschiednehmen.“ vielleicht wollte er aber auch einfach mal wieder was doofes sagen und es rutschte ihm ausversehen pathetisch raus.
die etwas peinliche spiegel-„markenkampagne“ die der spiegel mitte mai mit einer pressemitteilung ankündigte („Die Grundidee der Markenkampagne: [blah] Journalisten, die Woche für Woche die Republik mit ihren Artikeln begeistern und dabei nicht nur Politiker in Atem halten.“) und über die ich mich letzten monat köstlich amüsiert habe, ist aus dem download-service der spiegel-gruppe verschwunden.
der alte downloadlink ist jetzt passwortgeschützt (google-cache) und die navigation um einen navigationspunkt („Download-Service Markenkampagne“) ärmer geworden:

über den google cache findet man die bildmotive aber nach wie vor:
keine ahnung ob der spiegel die marken-kampagne schon nach 30 tagen eingestampft hat oder hinter einer halbdurchlässigen paywall hat verschwinden lassen. konsequent wäre es ja.
stefan niggemeier ist etwas angesäuert:
Der Entwurf stand am Vormittag, spätestens 10:26 Uhr, im Netz. Seitdem liegt er dem ganzen fucking Internet vor.
»Spiegel Online«, »Zeit Online« und diverse räudige Blogs legen den Entwurf ihren Lesern per Link vor. Die »Süddeutsche Zeitung« teilt ihren Lesern mit, dass ihr der Entwurf vorliegt.
neu ist die linkallergie von grossen medienhäusern und der SZ im speziellen ja nicht gerade. faszinierend finde ich aber, dass blätter wie die süddeutsche ihre peinlichen phrasen wie „[irgendein scheiss] liegt diesem blatt vor“ oder „wie [wir wichtigtuer] aus gut informierten kreisen erfuhren“ einfach nicht mit einer weniger wichtigtuerischen ausdrucksweise ersetzen wollen.
eigentlich wollte ich aber auch nur meine assoziation zu stefan niggemeiers überschrift („Geht sterben (10)“) und dem leistungsschutzrecht (allgemein und speziell) aufschreiben:
ich musste eben auf dem klo auch daran denken was die verleger und die stumpen vom springer verlag eigentlich wollen. es scheint tatsächlich so eine art rückzug in den keller zu sein, aus angst auf der strasse, an der frischen luft, nicht genügend aufmerksamkeit und geld machen zu können. im dunklen keller, der schwer zu finden ist und eintritt kostet, soll das dann mit dem geldverdienen mit journalistischen inhalten besser werden. logisch.
[nachtrag 15.06.2012, 8:35h]
christoph keese hat gestern natürlich auch etwas zum leistungsschutzrecht geschrieben:
Der Gesetzentwurf des Leistungsschutzrechts für Presseverlage ist in Blogs und Tweets heute lebhaft diskutiert worden. Es überwiegt die Kritik. Das neue Recht werde Bloggern schaden, die Meinungsvielfalt beschränken und das Netz zerstören, heißt es. Unklarheit der Gewerbedefinition führe zu Rechtsunsicherheit, Abmahnwellen und Prozesslawinen. Doch die Sorgen sind übertrieben.
interessant finde ich, dass er keinen der kritischen beiträge in blogs und tweets verlinkt und nicht etwa schreibt „die Sorgen sind unbegründet“, sondern „die Sorgen sind übertrieben“. das lässt wirklich schlimmes befürchten.
auch amüsant, dass er meint private blogger könnten mit dem leistungsschutzrecht geld verdienen, indem sie ihre texte lizensieren. klar, 10 semester jura-studium und jeder blogger ist dank des leistungsschutzrechts in der lage lizenzen zu verhandeln und ab- und anzumahnen. käufmännisches wissen schadet dem privatblogger beim verwalten der einnahmen natürlich auch nicht.
das neue macbook pro mit besonders hochauflösendem bildschirm hat lüfter mit asymmetrisch angeordneten flügelrädern um den geräuschpegel der lüfter zu senken. oder wie apple das in seinem schlecht übersetzten marketingsprech ausdrückt:
Asymmetrisch platzierte Flügelräder und rück- und seitwärtige Öffnungen für den Luftstrom bewegen besonders viel Luft und reduzieren dabei auch die akustische Beeinträchtigung.
akustische beeinträchtigung. mein lieber scholli. nicht weniger aufgeblasen, aber kürzer auf englisch:
The asymmetrically spaced impeller blades with back and side airflow vents work together to move the maximum amount of air while reducing tonal impact.
davon gehört habe ich zu allererst im macbook-promo-video, in dem jonathan ive das design des neuen laptops als „genuinely new“ bezeichnete.
wobei die technik um die geräusche des lüfters leiser erscheinen zu lassen alles andere als neu ist. zuschauer der sendung mit der maus wissen das. in diesem maus-clip wird erklärt (ab ca. minute 2:50), warum die profile von autoreifen asymmetrisch angeordnet sind: symetrische, also gleich grosse profile, würden ein unangenehmes pfeifen auslösen, asymmetrisch angeordnete profile verteilen sich über ein breiteres frequenzspektrum.
khoi vinh findet die apple prudukt-promo-videos übrigens etwas aus der zeit gefallen:
Apple’s product videos remain trapped in time, following the same format that their videos from the last decade followed: talking head shots of Apple executives as they wax effusively about whatever new product they’re introducing.
find ich auch. aber wahrscheinlich könnte man aus den promo-videos einen wunderbaren und irre witzigen mashup schneiden.
das halbe blogdings lacht über blogger oder selbsternannte qualitätsjournalisten die pressemitteilungen einspeicheln, etwas zerkauen und dann veröffentlichen — oft ohne vorher die adjektive zu streichen. aber wenn apple entwickler- und pressemitteilungen auf einer bühne verlautbaren lässt, spitzen alle die bleistifte und schreiben mit und ab. hundertfach liest man dann, dass apple jetzt einen neuen laptop mit einem besonders hochauflösenden bildschirm hat. „hochauflösender bildschirm“ schreibt aber keiner, sondern man zitiert den marketing-bullshit der marketingfuzzis und nennt das ding, wie alle anderen, „retina-display“.
ein erstaunliches schauspiel, bei dem blogger und journalisten sich zu unreflektierten marketingmultiplikatoren machen lassen und die info-häppchen die ihnen von den apple-marketing-fuzzis hingeworfen werden mit einem merkwürdigen stolz wie trophäen oder exklusive neuigkeiten hochhalten. journalisten haben ja noch nie hemmungen gehabt, das was andere bereits tausendfach aufschroben erneut aufzuschreiben. dass sich dieses papierjournalistenverhalten in diesem ausmass ins hyperlink-zeitalter retten würde, ist dann schon ein bisschen überraschend.
was ich mich übrigens frage: kann siri mir demnächst auch endlich in deutschland sagen, wo das nächste kaffee oder bestattungsinstitut ist? das schreibt natürlich keiner von diesen apple-köppen.
keese würde das natürlich mit redaktioneller freiheit erklären. aber fairness ist bei springer ja auch keine journalistische kategorie. im gegenteil.
/von @hzulla /via rivva.de und kraftfuttermischwerk.de
[nachtrag 13.06.2012]
christoph keese hat die reaktionen auf die montage die er auf verschiedenen kanälen geäussert hat, nochmal bei sich im blog zusammengefasst.
irre wie schnell sich diese links sammeln, viele hab ich noch nicht mal (zuende) gelesen. und jetzt vier tage lang auch nicht hier veröffentlicht. eigenartig was das mit mir macht: schlechtes gewissen.
bei instapaper sammeln sich auch immer mehr ungelesene artikel, trotzdem habe ich am wochenende lieber geo epoche gelesen. wenn ich im bett liege und in papier lese schlafe ich ein sehr leicht ein, was ich herrlich finde. wenn ich im telefon lese, schlafe ich fast nie ein. das trägermedium spielt manchmal eben doch eine rolle.
per email von rené einen hinweis auf diese tollen lampen bekommen, die kackende hunde darstellen und eine gewisse ähnlichkeit mit dem logo dieser seite haben. witzig, aber meiner bescheidenen meinung nach sehen die hunde zu entspannt aus. echt kackende hunde haben viel mehr körperspannung und wirken verschämter. trotzdem gut .
wie immer, bin ich nachhaltig irrititiert, wenn ich die-antwoord-videos sehe. sehr.
10 euro für monis buch auf kickstarter investiert. ich zitiere mich mal selbst :
die entstehung von etwas zu unterstützen ist schon ein bisschen toller als etwas einfach nur zu kaufen. auch wenns eigentlich das gleiche ist.
zuletzt habe ich das mit gerrit van aakens buch getan. ich finde diese projekte und diese art büchern beim entstehen zu helfen sehr befriedigend, auch um mir selbst zu beweisen, kein reines opfer der grassierenden „sofortkultur“ zu sein, deren opfer ich eigentlich gerne bin. aber eben nicht nur.
[nachtrag 06.06.2012]
siehe auch was anke über monis buch-projekt schrob. /via
apropos sofort-kultur. die aktuellen staffeln von game of thrones, mad men, continuum sind toll. was ich momentan ein bisschen schleifen lasse ist die aktuelle staffel der tagesschau.
was ich gerade kräftig nachhole ist bones (staffel eins mithilfe der DVDhek durchgearbeitet). extrem befriedigendes fernsehen, weil jede folge mit einem gelösten fall zuende geht und manchmal noch ein paar lebensweisheiten drauf gesetzt werden, die meist nicht allzu pathetisch rüberkommen und mich manchmal sogar ein bisschen zu tränen rühren. besonders toll: alle beteiligten hauptpersonen sind irre intelligent, sympathisch, ehrlich, aufrichtig und trotzdem ein bisschen gebrochen. so rundum positiv stimmendes fernsehen habe ich zuletzt in den ersten paar staffeln entourage erlebt. nach jeder folge fühle ich mich ein bisschen beschwingt. fernsehen wie opium.
das kind fährt mitte august für 10 oder 11 monate nach amerika. seit dem wochenende wissen wir wohin es kommt. in einen ort mit 2500 einwohnern in oregon. die highschool hat ungefähr 250 schüler. vor 25 jahren war ich als austauschschüler in washington state, nicht mehr als 200 kilometer entfernt von dort wo das kind das nächste jahr verbringen wird. kleine welt.
erstaunlich auch, welche erinnerungen bei mir an die zeit damals wieder wach werden. die erinnerungen schwappen immer höher, obwohl das wirklich alles sehr lange her ist. meine zeit in washington state empfand ich als sehr aufregend und prägend. so wie es aussieht hat das kind auch eine sehr prägende zeit vor sich und eine sehr, sehr herzliche familie und gemeinschaft die ihn dort erwartet. besonders spannend zu beobachten ist, wie klein die welt durch das netz, facebook, facetime und diese ganze gedöns geworden ist. über facebook hat er sich bereits mit seiner gastfamilie, etlichen austauschschülern dort und der halben stadt befreundet. telefoniert hat er auch schon ausführlich mit der familie.
aber auch erstaunlich: wie gross und differenziert diese welt nach wie vor ist, trotz all dieser irre tollen kommunikationsmöglichkeiten.
eine gottesanberterin attakiert eine katze . auch irgendwie unfassbar.
@diplix der Kleiderladen ist übrigens in Kreuzberg. Neukölln ist auf der gegenüberliegenden Ecke des Südsterns. #Judäischevolksfront
5 minutes ago via TweetDeck Reply Retweet Favorite
@_scallo Nicolai
drei, wie ix finde, sehr gelungene portraits von astrid herbold über leute die im netz wohnen: „Schöne Heimat Internet“
gero nagel (@zweifeln), patricia cammarata (@dasnuf) und ix. foto von gudrun haggenmüller.
zuerst dacht ix, die anzeige hat turi mit paint gemalt um den SPIEGEL zu verarschen. aber die meinen das ernst! turi2.de/2012/05/25/heu …
6 minutes ago via web Reply Retweet Favorite
@diplix felix schwenzel
drei buchstaben vor denen die SPIEGEL-chefredaktion zittert: www
14 minutes ago via web Reply Retweet Favorite
@diplix felix schwenzel
demut statt grosskotzigkeit. gelieferte qualität, statt behaupteter relevanz. das gras wachsen hören, statt sich grunzend auf die brust zu klopfen.
kurz: eine frau als chefredakteurin.
obwohl. vielelicht isses auch einfach zu spät für den spiegel.
[nachtrag 29.05.2012]
ich hätte zwei vorschläge zur verbesserung der spiegel-markenkampagne.
[plastikpistole originalbild cc lizensiert von jontintinjordan]
die republica-people haben seit ein paar tagen die meisten oder gar alle videos der rp12-sessions online: youtube.com/user/republica2010/videos
schön: auch die videos die bereits bei spiegel-online vorveröffentlicht wurden, dort aber nicht einbettbar oder ohne kopfstand mobil abzuspielen waren, sind jetzt auch im republica2010-youtube-kanal. meins zum beispiel oder das von kathrin passigs „Standardsituationen der Technologiebegeisterung“. sehenswert ist natürlich auch das video vom gespräch mit dem @RegSprecher und natürlich philip banse, wie er sich mit bloggern unterhält (debora weber-wulff (vroniplag), matthias bauer (wir-sind-einzelfall.de), raul krauthausen (wheelmap.org), frank westphal (rivva.de)). auch sehenswert hörenswert, wie tim pritlove podcasts erklärt und cindy gallop geschlechtsverkehr erklärt.
noch nicht gesehen habe ich marcel-andré casasola merkle, wie er erklärt wie man menschen dazu bringt freiwillig regeln anzunehmen. aber ich glaube der vortrag ist sehr gut.
auch die next-people haben angefangen videos der next online zu stellen. rené obermanns keynote habe ich angefangen zu sehen und mich trotz akzeptablen englishs von minute zu minute gefragt warum oberman nur drei slides vorbereitet hat. souverän wirkt er ja schon, aber rhetorisch oder überzeugend ist obermann leider überhaupt nicht. unbedingt sehen will ich george dysons vortrag. auf der next selbst hab ich den aus irgendwelchen gründen verpasst. apropos verpasst. wer die next verpasst hat, kann sie sich hier in 96 sekunden ansehen, inklusive auf- und abbau.
bei plazes war ich von anfang an (möglicherweise sogar vor kosmar). seit 2005 oder so. anfang mai hat plazes zugemacht.
bei aka-aki war ich auch von anfang an am anfang dabei (wahrscheinlich ein paar wochen nach kosmar). zum ende des monats macht aka-aki auch zu.
das hat mich dazu inspiriert, heute mein drei jahre altes foursquare-konto zu löschen. ich muss zwar fast jeden scheiss mitmachen, finde aber, dass ich ja auch mal selbst den stecker ziehen könnte, statt zu warten bis der laden das selbst macht. besonders schön bei foursquare: es geht.
vor allem habe ich mich heute gefragt: cui bono? mir nicht.
ich kann die frage tatsächlich nicht beantworten: hat irgendeiner dieser dienste etwas zum postiven in meinem leben verändert (ausser meinen spieltrieb auszunutzen und zu reizen)? die bereicherung hielt sich in grenzen. ich habe niemanden kennengelernt, den ich nicht auch so kennen gelernt hätte, ich habe keine orte entdeckt, die ich nicht auch mit google maps oder meinem orientierungssinn entdeckt hätte.
ein frage bleibt: was jetzt?
hier sind ein paar kleinigkeiten, die mir kürzlich auffielen. eher unbedeutende sachen, nichts über das man sich aufregen müsste, aber für ein „hmm?“ reichts allemal.
ich finde dieses partnergedöns auf das sich manche veranstaltungen wie zeitungen oder fernsehanstalten manchmal einlassen eher so naja. ich glaube die ARD war mal partner der tour de france, was es aus meiner sicht irgendwie schwierig macht mit der nötigen distanz über das ja bekanntlich nicht ganz unumstrittene ereignis zu berichten.
genauso fand ich es vor nicht allzulanger zeit dubios wie spiegel-online mit parship „kooperierte“ und damit einerseits SEO betrieb, andererseits statt „anzeige“ „kooperation“ drüberschrieb. natürlich kann man „kooperation“ als euphemismus für „bezahlt-werden“ benutzen, ich würde mich aber dagegen verwahren, dass mein bäcker mit „in kooperation mit felix schwenzel“ wirbt, nur weil ich ihm geld für seine brötchen gebe.
allerdings parshipt spiegel-online jetzt nicht mehr, sondern nennt partnersuche.spiegel.de jetzt korrekt „anzeige“. die anzeige ist von neu.de. spiegel-online hat sogar die links auf neu.de mit „no-follow“ gekennzeichnet, die inhalte sind per iframe eingebettet. das spiegel-online an dieser stelle die suchmaschinenverarschung unterlässt, finde ich ziemlich lobenswert.
weniger lobenswert, dass der tagesspiegel das SEO-spiel von parship jetzt mitspielt und eine seiner subdomains dafür zur verfügung stellt. leider fehlen parship aber offenbar die finanziellen oder logistischen mittel ein SSL-zertifikat für partnersuche.tagesspiegel.de zu besorgen, so dass der anmeldeprozess bei parship, wenn er über die tagesspiegel-subdomain gemacht wird, leider völlig ungesichert stattfindet. sowohl die initiale passwortübergabe, als auch der „wissenschaftliche PARSHIP-Persönlichkeitstest“ laufen also wenig vertraulich ab, auch wenn parship und der tagesspiegel anderes behaupten:
technisch spielt sich die kooperation zwischen dem tagesspiegel und parship übrigens auf DNS-level ab: die subdomain partnersuche.tagesspiegel.de löst zu einer parship IP auf. kurz gesagt: tagesspiegel.parship.de ist identisch mit partnersuche.tagesspiegel.de. würde parship auf das SEO-gedöns verzichten und die domain tagesspiegel.parship.de benutzen, könnte parship tatsächlich die versprochene vertraulichkeit sicherstellen. aber die tagesspiegel.de-toplevel-domain scheint parship wichtiger zu sein, als der schutz der kundendaten.
die partnerschaft des tagesspiegel und parship erstreckt sich auch auf andere bereiche.
wahrscheinlich hätte ich die kooperations-anzeigeansage gleich wieder vergessen, wenn im wirtschaftsteil des tagesspiegel vom letzten montag nicht dieser artikel über online-dating-portale gestanden hätte. weder in der druck-version, noch online gibts einen hinweis auf das geschäftsverhältnis des tagesspiegels mit parship.
sauber ist das nicht.
in der aktuellen c’t gibts ein interview mit den zwei ärzten bela b und rodrigo gonzález zum urheberechtsgedöns. das interview zeigt ein deutliches bildungsgefälle innerhalb der band. zu ACTA meint bela b zum beispiel:
Bela: […] Bei ACTA, da heißt es dann „ihr wollt uns das Internet wegnehmen“. Die Leute wussten zum Teil gar nicht, worum es geht, demonstrieren aber dagegen.
c’t: ACTA fändet ihr also im Prinzip gut?
Bela: Ich habe das nicht komplett gelesen, aber ich finde es nicht schlecht. ACTA sollte die Durchsetzung des durchaus sinnvollen Urheberrechts etwas erleichtern, aber nicht das Internet einschränken.
Rod: Das Problem bei ACTA ist ja gewesen, dass es unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemacht wurde. Deswegen gab es diese Empörung.
ich würde mal sagen doppelter punktabzug für bela b, einerseits für ahnungslosigkeit, andererseits für ahnungslosigkeit gepaart mit zeigefinger-hybris. wäre ich so schlagfertig wie meine frau, würde ich bela b hinterherufen: „bela b weiss zum teil gar nicht, worum es geht, findet es aber »nicht schlecht«.“ ein punkt geht an rodrigo fürs der debatte folgen und einen weiteren extrapunkt hätte es für rodrigo für weiteres differenzieren gegeben.
ohne jetzt allzusehr auf der sachebene rumzuhüpfen, aber bela b hat natürlich den knackpunkt getroffen. leider versehentlich. wie weit wollen wir gehen, um sinnvolle dinge durchzusetzen? wenn aber leute wie heribert prantl, die nicht unbedingt dafür bekannt sind, sachen nicht zuende zu lesen oder über dinge zu sprechen von denen sie nur so vom hörensagen gehört haben, vor ACTA warnen, weil vor allem „bemerkenswert“ sei, was in Acta fehle, nämlich „angemessene Rechtsschutzmöglichkeiten für die Beklagten“ … [hmm. satzanfang vergessen.]
wenn also nicht nur prantl, wikipedia und ein paar tausend andere seiten und menschen (dieses plakat mag ich sehr) warnen und sich zu drastischen massnahmen entschliessen, bin ich persönlich — auch wenn ich kein fan von massenbewegungen bin — immer ein bisschen vorsichtig damit, zu behaupten die hätten alle keine ahnung.
aber das peinliche balancieren zwischen möchtegern-coolness und bequem gesetzter arriviertheit von bela b wollte ich eigentlich gar nicht weiter kommetieren. was ich faszinierend fand, war etwas was ich in meinen 15 jahren als c’t-abonnent bis jetzt noch nie in der c’t gesehen hatte: eine anzeige der ärzte.
auch wenn hier der eindruck einer gefälligkeit entstehen könnte, jürgen kuri von der c’t redaktion sagte mir, redaktion und anzeigen seien und blieben bei der c’t streng getrennt. einen deal anzeige gegen artikel gebe es bei der c’t „never“. also haben die ärzte neuerdings in computer-fuzzis IT-entscheidern eine neue zielgruppe entdeckt, die zu erreichen ihnen 7390 euro anzeigenpreis wert ist.
IT-entscheider als zielgruppe für den veganen ärzte-anti-alkoholiker-pop. ich finde das ziemlich „hmm“.
ich muss mir immer bildlich, vor meinem inneren auge vorstellen, wie mcwinkel für solche blogeinträge zuerst auf den dachboden geht und dort seine sammlung alter vintage-magazine durchblättert und den ganzen kram dann mit seinem iscanner einscannt und sich danach in den whirlpool legt, um sich einen passenden text auszudenken. denn so stell ich mir mcwinkel nach wie vor in meinem inneren auge vor: ein witziger, fleissiger und fairer typ, der zudem seine feedleser unter jedem blogeintrag dazu auffordert, nett zu den leuten zu sein („Please be nice to people.“ — früher stand da „Please "like" WHUDAT on facebook!“).
nur soo nett ist mcwinkel dann doch nicht zu den leuten. wer die alten (in der tat grandiosen) alkoholmissbrauchsakzeptanz-anzeigen eingescannt hat, lässt sich wirklich schwer zurückverfolgen: die gescannten anzeigen scheinen seit mindestens drei jahren durchs netz zu fleuchen. aber wäre es nicht nett, das „via“ statt es in <small> gesetzt unter alle bilder zu klemmen etwas auffälliger zu plazieren? wäre es nicht nett, den autor des text-abschnitts den mcwinkel kopiert und in mcwinklisch übersetzt hat zu verlinken? kann natürlich sein dass mcwinkel in seinen alten tagen vergesslich geworden ist, aber selbst als versehen ist das eher not nice und ziemlich hmm.
ich habe 1987 meinen highschool-abschluss auf der steilacoom highschool in der nähe von tacoma in washington state gemacht. der highschool-schulabschluss wird in amerika auf zwei arten gefeiert. einmal indem man eine klassenkameradin um ein date fragt, sie zum essen ausführt und danach zur abschlusstanzveranstaltung (prom) fährt, wo auch alle anderen klassenkameraden sind, die ein date gefunden haben.
umgekehrt, dass eine klassenkameradin einen klassenkamerad um ein date fragt, war das zumindest 1987 in steilacoom übrigens verpönt. die männer hatten zu fragen, das blumengesteck, die anfahrt und das essen zu bezahlen. ich wünschte mir damals sehr, dass es umgekehrt gewesen wäre*.
das erste was man auf der abschlusstanzveranstaltung macht ist natürlich ein foto.
in amerika gibt es für niedergelassene fotografen sehr gute förderprogramme. in jeder schule gibt es jährlich mehrere möglichkeiten sich semi-offiziell professionell fotografieren zu lassen. am anfang des schuljahres, gruppenfotos des sportteams oder der clubs in denen man mitglied ist und eben graduation- (abschluss-) und prom-fotos.
neben dem abschlusstanz gibt es auch noch eine abschlussfeier zu der sowohl die lehrer, als auch die eltern eingeladen werden und bei der sich die abschlussschüler billige synthetik-umhänge anziehen und ein quadrat mit bommel auf den kopf setzen. bei der abschlussfeier werden dann die abschlusszeugnisse in einer länglichen zeremonie übergeben, irgendwann die quadrate mit bommel vom kopf genommen und in die luft geworfen und irgendein prominenter hält eine sogenannte commencement speech.
an die commencement speech bei meiner abschlussfeier kann ich mich leider kaum noch erinnern. das kann daran liegen, dass die feier bereits 25 jahre her ist oder dass ich die ganze zeit abgelenkt war. die commencement speech sprecherin war eine nachrichtensprecherin eines lokalen fernsehsenders und ich wunderte mich die ganze zeit darüber, wie nachrichtensprecher es schaffen, sich jederzeit wie nachrichtensprecher anzuhören wenn sie sprechen.
ich habe noch ein VHS-tape von der veranstaltung. im NTSC-format. ich glaube vor 10 jahren hatte ich in während des studiums mal die möglichkeit den film zu sehen. ich kann mich aber an nichts erinnern.
commencement speeches sind im netz auch viel besser aufgehoben als auf VHS-bändern. ein klassiker ist natürlich steve jobs commencement speech in stanford, die er 2005 hielt und die seitdem mindestens sechs schrillionen mal angesehen wurde. warum commencement speeches so grandios sind, wird bei steve jobs rede ziemlich deutlich:
jemand redet ausschliesslich von sich und seinem leben — und dann eben doch nicht, sondern vom künftigen leben und den potenzialen die in den zuschauern stecken.
ein oft prominenter und zumindest in irgendeiner form irre erfolgreicher mensch redet von seinen erfolgen und den grossartigen dingen die er erreicht hat — und dann eben doch nicht, sondern von seinem scheitern und seinen zweifeln und schwächen.
viele commencement speeches lassen sich wahrscheinlich in einem satz zusammenfassen: folgt eurem eigenen weg, hört nicht auf das was euch andere sagen, aber tut etwas sinnvolles.
weshalb ich überhaupt auf dieses commencement-speeches-ding gekommen bin, ist dass ich in den letzten tagen auf zwei reden gestossen bin die mir beide ziemlich gut gefallen haben und deren kontrast zueinander ich ziemlich beeindruckend fand. einerseits habe ich aaron sorkins „commencement address“ vor der diesjährigen abschlussklasse der syracuse universität gesehen, andererseits neil gaimans commencement speech vor der abschlussklasse der „university of the arts“ in philadelphia.
beide reden sind brilliant und ich kann sehr empfehlen, sie anzusehen. und obwohl ich aaron sorkin für einen der besten drehbuchschreiber jemals halte, fand ich es bemerkenswert, wie viel kälter, unsympathischer oder fast misanthropisch sorkin im kontrast zu gaiman wirkt. nein. ich formuliere das nochmal um: obwohl ich sorkin für ziemlich sympathisch und brilliant halte, war ich erstaunt, um wieviel offener, sympathischer und vielleicht auch ehrlicher gaiman wirkte. und während ich das schreibe, fällt mir auch auf warum. sorkin sagt an einer stelle:
You'll meet a lot of people who, to put it simply, don't know what they're talking about. In 1970 a CBS executive famously said that there were four things that we would never, ever see on television: a divorced person, a Jewish person, a person living in New York City and a man with a moustache. By 1980, every show on television was about a divorced Jew who lives in New York City and goes on a blind date with Tom Selleck.
I wish you the quality of friends I have and the quality of colleagues I work with. Baseball players say they don't have to look to see if they hit a home run, they can feel it.
obwohl sorkin vor leuten warnt die keine ahnung haben, macht er in seiner rede deutlich, dass er voll die ahnung hat. gaiman sagt wiederholt (implizit und ich glaube auch explizit), dass er keine ahnung habe wie das mit dem erfolg funktioniere, ausser dass er beobachtet habe, dass es manchmal funktioniert wenn man echt bock auf das hat was man tut. sorkin has it all figured out.
commencement speeches die ich vor einer weile mal gesehen habe und die mir sehr gefallen haben:
tim pritlove hat kürzlich auf der republica darüber geredet, warum podcasts seiner meinung nach erfolgreich sind. abgesehen davon, dass man sich tim pritloves auftritt auch gut ohne bewegtbild, also nur als podcast anhören kann, hat er glaube ich in fast allem was er sagt sehr recht. vor allem, wenn er erklärt warum wir natürlich lieber hören wie jemand redet (eine rede hält), als das transskript zu lesen. wobei tim allerdings auch ein bisschen verkennt, das gut geschriebene texte durchaus auch ihre qualitäten haben, die mitunter das gesprochene wort meilenweit schlagen können.
so oder so, meine lange-wochenend-erkältung hat mir gelegenheit gegeben fast ebensovielen leuten zuzuhören, wie ich gelesen habe — und ich fand es gut.
*) ich wurde tatsächlich von einer austauschschülerin an einer anderen schule in seattle zum prom-date gefragt. keine ahnung ob das gegen die amerikanischen sitten anno 1987 verstiess. es hat sich auf jeden fall gelohnt zuzusagen, da die prom-feier der schule in seattle in der space needle stattfand und weil ich so noch an ein zweites prom-foto kam.

















