seit gestern abend laufen am hamburger hafen die hamburg cruise days. das soll eine elegante veranstaltung sein, sagte katia derow in einem interview mit dem fernsehsender hamburg1. für die cruise days habe man all das vom kreuzfahrtschiff an land geholt was man dort erlebe: essen und trinken, kunst und kultur, entertainment, show und kinderwelt. in der praxis und vom pr-sprech befreit bedeutet das natürlich saufen, saufen, saufen, fressen und viel krach. und feuerwerk. und santiano. santiano steht nach eigener auskunft für „Songs berstend vor Lebenslust und Seemanns Gefühl, voller Träume und Sehnsucht“, für mein dafürhalten eher für schreckliche qualen. denn santiano spielt auf den hamburg cruise days jeden tag ungefähr achtmal die beiden songs ihres repertoires. sehr laut, mehr oder weniger direkt vor unserer tür. der eine song heisst „santanio“, der andere „frei wie der wind“. immer wieder.
als katja derow im fernsehen von themeninseln und „kunst und kultur“ sprach habe ich mal nachgesehen was das bedeutet: „themeninseln“. da gibts also das „Cruise Village“, „Spa & Sports“, eine „Wein-Lounge“, „Tüdel un Tampen“, „Käpt’n Knopfs Kinderwelt“, „Shopping an der Flutschutzmauer“, „Show auf der NDR Bühne am Hafentor“ („Hier gibt’s was auf die Ohren“), „Captain’s Dinner auf dem Landungsbrückenvorplatz“, „Fernweh am vorgelagerten Fischmarkt“ („Hier präsentieren sich verschiedene Länder und Nationen kulinarisch und künstlerisch, musikalisch und unterhaltsam“), „Globetrotter Kreuzfahrten Messe“ und dann tatsächlich: „Kunst & Kultur im Holzhafen Altona“. kunst und kultur bedeuteten für die veranstalter folgendes:
Holz – das wird auch ein Thema im Holzhafen, der Themeninsel Kunst & Kultur zwischen Fährterminal und Fischmarkt. An allen drei Tagen können Sie hier Holzkunstausstellungen und eine Installation der Hochschule für bildende Künste Hamburg erleben, hochwertiges Design und Kunsthandwerk erwerben oder das Tanzbein schwingen: Die Hamburger Tanzschulen und -clubs „Universo Tango“, „SwingSpirit“ und das „Flamenco Tanzstudio Iris Caracol“ bieten Tango, Swing und Flamenco zum Zuschauen und Mitmachen an.
Gastgeber am Holzhafen ist unser offizieller Partner für Kunst & Kultur, die B&L Gruppe – einer der renommiertesten deutschen Projektentwickler für Büro- und Shoppingimmobilien.
eine installation der kunsthochschule und kunsthandwerk und übelste lokaljournalistische phrasendrescherei („das tanzbein schwingen“ — OMG). kunst und kultur in der hand von einem der renommiertesten deutschen projektentwickler für büro und shoppingimmobilien.
das ist mal eine kulturpolitik.
oder wie der geschäftsführer der hamburg marketing gmbh das in bullshitbingo ausdrückt:
Heute Abend VIP-Empfang zu #Hamburg#Cruise#Days mit TOP-Entscheidern der #Kreuzfahrt. Standort profiliert sich mit Inszenierung von Events
heute und morgen gibts dann wieder feuerwerk — wie übrigens am hafen alle 1-2 wochen, wenn ein schiff einfährt und der standort sich profiliert.
ich bilde mir gerade ein, einen bauplan der zukunft des publizierens vor augen zu haben. an erster stelle steht die erkenntinis, dass das publizieren — oder genauer das lesen — sich bereits jetzt zum grossen teil in strömen, flüssen oder streams abspielt. richard macmanus schreibt:
2. The Web Is Moving From Pages to Streams
[…] Web pages and blog posts are still being published, but this new wave of tools is looking for ways to deliver content in a more flexible way.
Most users on the web spend most of their time in apps. The most popular of those apps, like Facebook, Twitter, Gmail, Tumblr and others, are primarily focused on a single, simple stream that offers a river of news which users can easily scroll through, skim over, and click on to read in more depth.
Most media companies on the web spend all of their effort putting content into content management systems which publish pages. These pages work essentially the same way that pages have worked since the beginning of the web, with a single article or post living at a particular address, and then tons of navigation and cruft (and, usually, advertisements) surrounding that article.
Users have decided they want streams, but most media companies are insisting on publishing more and more pages. And the systems which publish the web are designed to keep making pages, not to make customized streams.
It's time to stop publishing web pages.
da ist was dran, ich konsumiere mein medienmenü in der tat vornehmlich in strömen: im google reader rauschen hunderte artikel aus derzeit 1069 abonnements an mir vorbei, die ich anders auch gar nicht verarbeiten könnte als in einem langen endlosen strom, dessen inhalt ich mit j/k-tastennavigation lese, oder überspringe. artikel die ich nicht gleich lesen möchte packe ich in meinen instapaper-strom, artikel die ich verarbeiten oder verlinken möchte in meinen pinboard-strom. manchmal lese ich in meinem quote.fm-strom, auf dem handy laufen meine twitter-, facebook- und google-reader-ströme in flipboard, wo ich sie ebenfalls in fliessender form konsumiere: beinahe alle inhalte die ich wahrnehme, konsumiere ich in irgendwelchen anwendungen die als unendlicher strom organisiert sind.
und ich glaube das ist die form, in der die meisten menschen online artikel oder neuigkeiten konsumieren werden — auch weil es dem althergebrachten medienkosum gar nicht so unähnlich ist; ist eine zeitschrift nicht auch ein langer fluss von artikeln, den wir am stück oder mit pausen oder mit sprüngen verarbeiten?
allerdings stimme ich anil dashs schlussfolgerung, keine webseiten mehr zu publizieren, nicht zu. was man nicht mehr tun sollte, ist webseiten zu veröffentlichen, die nicht mit modernen nachrichtenstromanwendungen kompatibel sind. und das fängt damit an, dass websites die keinen volltext-RSS-feed anbieten und damit mehr oder weniger inkompatibel zu den modernen lesegewohnheiten sind, einfach keine aufmerksamkeit mehr bekommen — oder mit gewalt in die leserströme gequetscht werden, beispielsweise mit anwendungen wie instapaper, pocket, read it later oder anderen scrapern, die die inhalte einfach von den webseiten abziehen.
so könnte man statt „It's time to stop publishing web pages“ vielleicht besser sagen „stop fighting the streams“. warum die neuen nachrichtenkonsumformen bekämpfen, wenn man sie zu seinem eignen vorteil nutzen kann?
„ja aber!“ höre ich aus den reihen der verleger und RSS-feed-kürzer rufen. ja aber was ist mit unserer werbung? wir brauchen pageviews! wir wollen dass unsere inhalte nach unseren regeln, nicht nach den benutzerwünschen konsumiert werden!
das mit den eigenen regeln sollte man auf dauer lernen zu vergessen und das mit den pageviews auch. und zur werbung: was spricht denn dagegen werbung in den inhalten einzubetten? ein bild, ein bisschen text, einen link — jeder VHS-HTML-kurs-absolvent kann das in einen RSS-artikel einbetten. wahrscheinlich sogar meine oma.
ein RSS-volltext-feed bietet bereits alle technischen möglichkeiten die für die zukunft des publizierens nötig ist. ich kenne auch jemanden der das seit jahren ziemlich erfolgreich macht: peter turi2.
seine news-häppchen kommen bei mir im RSS-strom mit eingebetteter werbung an. so ein RSS-element beinhaltet alles wichtige: den autor, das veröffentlichungsdatum, einen link zur originalquelle, das gesamte HTML des artikels — lediglich das nutzlose drumherum wie die seitennavigation, der seitenleistentand und das widget-gedöns fehlt. theoretisch könnte der artikel auch noch mit einem ivw- oder vg-wort-pixel ausgestattet werden um die page-views artikel-ansichten zu erfassen und den scheiss zu vermarkten.
meine praxis sieht seit vielen jahren so aus: ich lese auf irgendeinem gerät in irgendwelchen streams, bevorzugt und meisten google-reader-basiert, und wenn ich etwas über den kontext des artikels erfahren möchte, besuche ich die originalseite: dort finde ich kommentare, im besten falle backlinks oder reaktionen ähnlich wie bei rivva.
mir ist tatsächlich egal ob mein artikel im google reader, auf flipboard oder sonstwo gelesen wird. ich hätte auch nichts dagegen, wenn meine artikel im volltext auf facebook oder twitter oder eben da eingebettet würden, wo sie sich optimal lesen lassen und zum leser kommen, statt vom leser zu verlangen, dass er zu einem kommt. solange alle basisinformationen wie mein name, ein link zum original, das veröffentlichungsdatum bestehen bleiben und der volltext und die anhänge korrekt dargestellt werden. gut wäre auch, wenn sich änderunegn am original auch am eingebetteten text auswirken würden. mit RSS funktioniert das ja seit jahren prima. aber vielleicht kann das auch noch besser funktionieren?
dave winer geht das natürlich wieder mal aus der technischen perspektive an und plädiert für die interoperabilität von content management systemen:
Let me enter the URL of something I write in my own space, and have it appear here as a first class citizen. Indistinguishable to readers from something written here.
And of course vice versa. Let me take this piece, published here, and turn it into a URL that returns the source code for the document. No formatting. Just text with a little structure and metadata.
wenn wir alles was wir schreiben mit ein paar API-aufrufen oder einem knopfdruck oder vollautomatisch mit autodiscovery mit allen wesentlichen metadaten einbettbar machen können, würde ein traum von mir wahr. meins bleibt meins, aber es ist beweglich. technisch wäre das am ehesten mit RSS auf artikel- oder objekt-basis vergleichbar. das format, ob RSS, XML, JSON oder OPML hinter diesem mechanismus steckt, ist egal; hauptsache das protokoll ist offen und idiotensicher. soweit ich sehe, gibts im prinzip auch schon ein format dafür: oEmbed.
technisch würde ich eine lösung bevorzugen, mit der ich weiterhin auf meiner website, die ich unter kontrolle habe, schreibe aber deren inhalte beliebig in die informationsflüsse dritter einzubetten sind. so wie bisher mit RSS — und darüber hinaus. der anreiz die quelle, meine seite, zu besuchen, ist der kontext der meldung. optimalerweise ziehe ich per API die links, die erwähnungen, tweets, retweets, embeds oder diskussionen übersichtlich an einer stelle zusammen, ein kleines artikel-rivva. ansatzweise probiere ich das bereits jetzt, indem ich unter einem artikel alle tweets und blogartikel mit links auf den artikel einbette, die anzahl der likes, plusse oder quotes anzeige, ebenso, wenn vorhanden, einen link zur rivva-seite des artikels. den artikel und die optimalerweise eingebettete (und zurückhaltende) werbung gibts überall, den kontext und aggregierten reaktionen nur an der quelle.
Creators don’t need protection from copying. That’s futile. Copying can’t be stopped. Thus copying is no longer a way to exploit the value of creation.
So what do creators need protected? What are their interests?
I’m thinking they need credit for their creations so they can build reputation or relationships they can exploit through many means: speaking for money, for example, or gaining social credit.
wir möchten, dass unsere gedanken, unsere ideen unsere worte möglichst weit getragen werden, empfohlen, kommentiert, geliked oder kritisiert werden. aber wir möchten auch, dass unsere ideen zu uns zurückverfolgbar bleiben — unseren namen und einen link auf die quelle mit sich tragen auf ihrem weg durch die welt. das ist nicht nur eine frage der technik, sondern vor allem auch eine frage des anstands, der konvention. die zuschreibung, die autorenzeile, der backlink ist neben dem applaus das brot des autoren. und das honorar? jarvis meint das ginge, wenn man sich einen ruf erschrieben hat mit veranstaltungen, direkten verkäufen (kindle single, ebooks), spenden (kickstarter, flattr) und eben eingebetteten anzeigen, die auch durchaus mit einbettbaren inhalten funktionierten (siehe turi2 oder repost.us, die genau das machen: artikel mit den refenrenzen zum original und eingelagerter werbung per nachrichtenstrom verteilen).
jarvis fasst das nochmal so zusammen:
Under creditright [as opposed to copyright], piracy is also redefined. The crime is not copying and sharing someone’s work, the crime is violating the means that creators provide — a la Creative Commons or Repost.US — for its use. This also infers that creators who do not provide those means — who do not make their content spreadable and embeddable — are just plain fools.
neu ist das alles freilich nicht. schon 2007 schrieb doc searls:
Das Netz ist Geld. Mehr Geld als sich das Fernsehen auch nur erträumen konnte. Denn wir selber sind das Netz. Und nichts ist mehr Wert als die Menschen. Google, Amazon, Facebook, Ebay, Microsoft und Twitter haben uns bereits eingekapselt und verdrahtet zu ziehen einen Strom von Geld aus uns heraus. Der Rest ist die Matrix: Ein Illusion von Freiheit und ein Traum von einer digitalen ‘Revolution’, weil es sich davon so schön träumt.
er formuliert eine interessante, leicht verdrehte, interpretation meines republica-2012-vortrags:
Ich glaube langsam aber sicher wird immer deutlicher, was da eigentlich passiert und Felix hatte das auf der Republika schon mal schön gesagt: Soylent Green is People: Das Produkt sind die Kunden, die Waren. Wir sind die Rohstoffe dieser neuen Konzerne. Ich muss dabei immer öfter an das Bild aus dem ersten Teil Matrix denken, wo man die riesigen Türme sieht, in denen die Menschen gehalten werden, um aus Strom zu machen.
so habe ich das freilich nicht gemeint und auch nicht übertitelt. mein vortragsthema lautete: „soylent green, äh, the internet is people!“ ich habe diese offensichtliche selbstverständlichkeit das im positiven sinne gemeint, weil sie nämlich keinesfalls selbstverständlich ist. so schrieb robert basic kürzlich:
Es gibt nur einen Weg: Das Internet von heute muss so schnell wie nur möglich verschrottet und auf der Müllhalde der Geschichte entsorgt werden. Wir sind weder HTML-Wesen noch in Dosen gepresste, geladene Elektronenfragmente, die auf einem simplen Bildschirm wieder zusammengesetzt werden. […]
Wir können uns nicht mit dieser archaischen “Verbrennungsmaschine namens Internet, die Feuer im Hohlraum erzeugt, um ein Metallgestänge in Bewegung zu versetzen” zufrieden geben. Wir dürfen es nicht als die Krone der menschlichen Erfindungsgabe betrachten. Es ist nur ein kleinster Anfang, der uns in 100 Jahren wie die Erfindung des Feuers mittels kohlenstoffhaltigen Rohstoffen (“Holz und Kohle”) lächerlich erscheinen wird.
Es muss durch eine Version ersetzt werden, die den Menschen in ungeahnter Komplettheit übertragen, vermitteln und verstehen lassen kann. Ohne elektronischen Verkürzungen und Modulationen, die wir populär Timeline, Blogposting und YouTube-Videos nennen.
Wenn wir das nicht tun, werden wir uns den Maschinen und ihren schrecklichen Vereinfachungen anpassen.
robert basic übersieht vor lauter HTML, technik, maschinen und internetfeuer, dass das internet eben nicht aus HTML, technik und maschinen besteht, sondern aus dem was menschen damit machen — und das geht über die technik dahinter weit hinaus. das was robert basic da in seiner rhabarbersprache sagt, ist als wenn man kunst und literatur ablehnen würde, weil wir menschen nunmal nicht keine marmor-, ölfarben- oder grammatik- und buchstaben-wesen seien. malerei, bildhauerei, sprache, tanz, mimik, gestik, bloggen, twittern, facebooken (und so weiter) sind (unvollkommene) werkzeuge, die wir benutzen um unsere persönlichkeit und menschlichkeut auszudrücken. aber wir sollten uns davor hüten uns und unser „wesen“ mit den werkzeugen die wir benutzen gleichzusetzen.
dazu kommt: welcher vernunftbegabte mensch betrachtet das internet als die „Krone der menschlichen Erfindungsgabe“? oder wem erscheint die nutzbarmachung des feuers durch die menschen als „lächerlich“? das gegenteil ist der fall, das feuer wird allgemein als der anfang der menschlichen zivilisation gesehen, das streiten noch nicht mal die kreationisten ab. und die letzte frage die ich mir nach der lektüre von basics auswurf stelle: wann und wo und wie kann man menschen in ihrer „ungeahnten Komplettheit“ erfahren, „vermitteln und verstehen“? als ich robert basic mal auf der republica getroffen habe, habe ich einige fragmente seiner persönlichkeit erfahren und er ein paar von mir, selbst meine besten freunde die ich regelmässig treffe, kenne ich nur fragmentarisch. meine frau und mich selbst kann ich nichtmal ansatzweise komplett erfassen — ich (und meine frau) überraschen mich immer wieder mit neuen persönlichkeitsaspekten und -eigenschaften.
menschen sind zu vielschichtig um sie komplett zu erfassen, egal auf welchem weg, egal mit welcher (kultur-) technik.
zugegeben, viel zeit mit jemandem in körperlicher nähe zu verbringen, erleichtert die erfassung der persönlichkeit ungemein. aber genau hier hilft auch das internet, als werkzeug: es hilft mir persönlichkeitsfragmente von fremden und weit entfernten menschen zu erfassen, etwas das ohne internet und schrift eher schwierig war.
aber zurück zum pessimismus von ben_. selbst wenn das internet, wie ben_ postuliert, bereits vom kommerz und der vergoldung von menschlichen aktivitäten beherrscht sein sollte („das Netz ist Geld“), heisst das noch lange nicht, dass freiheit, anarchie, subversivität oder hemmungslose kreativität im netz nicht mehr möglich seien. auch das umwälzungspotenzial und die kraft der disruption von althergebrachtem werden dadurch nicht gebrochen. auch das liegt, verkürzt gesagt, daran, dass das internet aus menschen besteht. der freiheitsdrang, die kreativität von menschen lässt sich zeitweilig vielleicht unterdrücken, aber nie auf dauer. das zeigen der arabische frühling, das aufbrechen des eisernen vorhangs und meinetwegen auch die französische und amerikanische revolution. und star trek.
stellen wir uns das internet als eine stadt oder viele städte vor. gerade in durchkommerzialisierten und -korrumpierten städten wie new york oder moskau bilden sich zwangsläufig nischen und gegenbewegungen — im schatten des kommerzes. zwangsläufig auch deshalb, weil jede aktion eine gegenreaktion auslöst, nicht nur in der physik, sondern vor allem in der menschlichen psyche. allein das revolutionäre potenzial von musik! wie der algerische rapper hamada ben amor sagte:
die musik, die stimme schlägt immer die waffen. das habe ich schon oft gesagt. selbst wenn die regierung über waffen und militär verfügt, die stimme und der wille siegen immer. die revolutionäre kann man töten, die revolution kaum.
soylent green mag es im sinne von ben_ wieder geben („Wir sind die Rohstoffe dieser neuen Konzerne.“), aber es ist ungefährlich, weil wir es wissen. weil wir vernetzt sind und das internet und unsere stimmen zur kommunikation nutzen können. deshalb ist es richtig und gut soylent green die durchkommerzialisierung und ausbeutung der menschen pointiert zu kritisieren, aber es gibt meiner ansicht nach keinen grund pessimistisch zu werden. mehr noch, das netz, gibt in all seiner unvollkommenheit eben nicht nur den geldstrotzenden giganten werkzeuge an die hand, sondern auch dir und mir. und mich zumindest stimmt das optimistisch.
arte hat mir zwei folgen der doku „rebel yell“ auf DVD geschickt und ich habe sie mir gestern abend angesehen. die beiden sendungen sollen die „aktuelle protestkultur“ dokumentieren und lassen zwischen anonymous, occupy, wikileaks, pussy riot, london riots, arabischem frühling, rage against the machine, nadine lantzsch und hausbesetzern wirklich nichts aus — ausser gegenstimmen.
jeder der schonmal gegen etwas protestiert hat darf ein paar o-töne abgeben und die protestform an der er oder sie gerade teilnimmt in einem positiven licht darstellen. das ist alles so wohlwollend und, wie der tagesspiegel schreibt, „hip“ abgefilmt, dass man die sendungen statt dokumentation auch getrost protest-selbstportraits hätte nennen können. ich hab niemanden gesehen der die proteste aus eine neutralen, aussenstehenden oder distanzierten perspektive kommentiert hat. es fiel in den 2wei mal 52 minuten protest-doku kein einziges kritisches wort, keine aussage wurde hinterfragt, keine selbstdarstellung wurde mit tageslicht beleuchtet.
die fehlende distanz der sendungen oder die abwesenheit von gegen- oder neutralstimmen ist nichts über das man sich echauffieren müsste — aber es macht die sendungen ziemlich langweilig und uninspirierend. interessierte sich meine oma für die „aktuelle protestkultur“, rebel yell würde ihr einen prima überblick verschaffen, welches selbstbild die verschiedenen protestkulturen haben.
am ende der zweiten folge sagt tom morello von rage against the machine:
mit der richtigen kombination aus rhytmus, melodie und bedeutung kann man wahrheit in einer einzigartigen form wiedergeben. das kann nur musik.
dokumentationen und journalismus können das leider nicht. da ist das mit der wahrheit etwas komplizierter.
so versucht rebel yell dem zuschauer immer wieder den eindruck zu vermitteln, dass die occupy-bewegung blühe. einmal sagt die off-stimme:
die bewegung breitet sich aus. überall kehrt der protest zurück in die öffentlichkeit.
occupytanten erzählen, der off-kommentar schwärmt und der zuschauer erinnert sich, dass das occupy frankfurt camp gerade geschlossen wurde (und 30 meter weiter zog) und das occupy london camp am 14. juni geschlossen wurde.
ich habe mir bei der ersten folge nach ca. 30 minuten sehnlich gewünscht, dass die sendung sich langsam dem ende zuneigen würde. tat sie aber erst nach 50 minuten. trotzdem fand ich die doppelfolge nicht schlecht.
denn wenn man hinter dem mond lebt, bekommt man einen ganz guten eindruck wer wo und wie gegen was ist und wie die verschiedenen modernen protestformen aussehen. wenn man nicht hinter dem mond lebt, bekommt man eine menge o-töne und bilder und musikschnipsel mit, die sich in dieser konzentration nicht einfach auf zeitungs- oder webseiten klemmen lassen. einige protest-protagonisten, die in meiner wahrnehmungsblase bisher nicht vorkamen habe ich jetzt auch mal kennengelernt.
hamada ben amor aka el général, zum beispiel, der in algerien mit seiner musik die revolution mitangefacht hat. leider kann ich mit dieser form yo-macho-hip-hop nicht viel anfangen, aber kraftvoll, wütend und authentisch wirkte das schon. hamada ben amor sagte dann auch sehr schön:
die musik, die stimme schlägt immer die waffen. das habe ich schon oft gesagt. selbst wenn die regierung über waffen und militär verfügt, die stimme und der wille siegen immer. die revolutionäre kann man töten, die revolution kaum.
mir fiel auf, dass musik auf eine angenehme, beinahe subtile, wenig aggressive art wütend machen kann. sehr schön zeigte das auch ein kleines segment, in dem rage against the machine in der wall street ihren song sehr laut spielten und sich dabei von michael moore filmen liessen (video). die idee: rage against the machine spielen, die polizei kommt, nimmt sie fest, die kamera hält drauf, fertig ist das wut-video. was aber auch passierte: nicht nur die polizei kam, sondern auch einige anzugträger aus den banken, bzw. der börse. die wippten sich dann auch in wut und skandierten: „suits for rage“.
die verbindung von wut und musik zeigt die doku eindrücklich. in mir kam beim zusehen der wunsch nach mehr wut allgemein und mehr wut von künstlern auf. nicht die regener art von ich-ich-ich- und business-wut, sondern wut wegen ungerechtigkeit, diskriminierung, gier, abbau von bürgerrechten und mangelndem gemeinsinn. wie das gehen kann und wer sowas macht, zeigt rebel yell ganz gut.
die erste folge rebel yell läuft heute abend um 22:30 uhr auf arte, die zweite folge läuft am 18. august. (vielleicht läuft die erste folge aber auch heute um 21:50 und die zweite am 18. august um 21:30. die arte webseite ist sich da nicht ganz sicher.)
[nachtrag 12.08.2012]
die erste folge von „rebel yell“ ist jetzt in der arte mediathek.
bei der mädchenmanschaft gibts eine mittelmässig interessante diskussion zwischen dem produzenten des films christian bettges, nadide lantzsch und einiges anderen kommentatoren.
am dienstag war ich bei mspro und max zum reden. wir haben ungefähr drei stunden geredet, davon wurden zweieinhalb stunden augezeichnet und zum aus der konserve anhören ins netz gestellt (mp3). das war sehr nett, wobei ich mich ständig gefragt habe, wer hört sich das geplauder von drei typen so lange an?
nach der aufzeichnung haben wir noch ein bisschen in den livestream geplaudert und mspro fragte mich, warum ich eigentlich nicht podcastete. ich glaube ich antwortete, dass ich mich schon gerne zu podcasts einladen lassen würde und auch durchaus eine gewisse faszination am podcasten nachvollziehen kann, aber selber weder podcasts höre, noch auf die idee käme, selber welche zu machen.
auch wenn man das nicht immer merkt, ich mag es ganz gerne, eine idee die ich habe so gut wie möglich auf den punkt zu bringen. das auf den punkt bringen ist audio- oder visuell, finde ich, viel anstrengender als in schriftform. ich hab ja mal für ne weile regelmässig videopodcasts gemacht, was einerseits spass gemacht hat, andererseits irre viel arbeit war — obwohl ich hilfe hatte (aufzeichnung, schnitt, encoding). und ich fand das was hinten rauskam auch nicht immer so befriedigend, woraus ix schliessen könnte, dass ich entweder mehr arbeit reinstecken sollte oder es eben zu lassen. in den letzten jahren liess ich es einfach. dazu kommt, dass ich mit dem ins internet schreiben eigentlich ganz gut bedient bin.
apropos geschriebenes wort. ich glaube mspro sagte in #wmr47, dass ich in letzter zeit ja kaum noch bloggen würde. worauf ich fast ein bisschen empört reagierte und meinte, dass ich im gegenteil nicht nur ziemlich regelmässig und bereits über ein jahr kommentierte links auf wirres.net posten würde, sondern auch gar nicht so selten artikel schröbe.
findet mspro, dass links-posten kein bloggen sei? wenn ich drüber nachdenke, ist da natürlich was dran. denn auch wenn das linken arbeit macht und mühe kostet, bei nährem hinsehen, bestehen meine links zu 80 prozent aus zitaten oder zusammenfassungen und manchmal, tatsächlich eher selten, einer einschätzung oder einem kommentar von mir.
das was ix mit den links mache, ist am ehesten mit dem vergleichbar, was ich früher mit dem sharing-feature im google reader getan habe: die leute in meiner blase auf aus meiner sicht lesenswerte artikel hinweisen und manchmal zu erklären warum ich das tue — und manchmal eben nicht. dabei scheint gewissermassen auch ein bisschen faulheit vor dem pointierten kommentieren und bewerten durch.
Our job as independent writers isn’t to be first or even to get the most pageviews. It’s to answer the question of “so what?”. Taken as a whole, our sites should tell a unique story that no one else can, with storylines that develop over time that help bring order to the chaos of what we cover.
einerseits ist das völlig übertrieben, andererseits stimmt es natürlich schon, dass die eigene stimme und interessen im eigenen blog klar und deutlich durchscheinen sollten. aber ich finde das muss nicht immer in der gleichen stärke sein. und zum ordnung schaffen bin ich eh nicht da. ich stosse lieber an, als (ein) zu ordnen.
mir fiel dann noch ein, ich könnte ja nochmal nachdenken und -suchen, bei wem ich schon so alles gepodcastet habe. entgegen der oft geäusserten schwachsinns-these, dass das internet nie vergesse, sind ein paar dieser spuren in den letzten 6 jahren bereits wieder verschwunden oder funktionieren nicht mehr richtig. das ist die liste der podcasts bei denen ich mal zu gast war, die mir noch einfielen oder googlebar¹ waren:
ich weiss gar nicht mehr, wie ich vor 26 oder 27 jahren darauf gekommen bin ein jahr als austauschschüler nach amerika zu fahren. ich glaube es war nele, die sich irgendwann entschloss das austauschjahr zu machen und sich bei YFU dafür bewarb. als ich mich entschied, war die bewerbungsfrist bei YFU bereits abgelaufen. bei iST konnte ich mich aber noch bewerben. an weitere organisatorischen details kann ich mich nicht mehr erinnnern. woran ich mich aber noch erinnern kann, war meine vorfreude. deutschland, aachen, die schule, mein alltag langweilten mich. ich fand deutschland nach 17 jahren aufenthalt furchtbar. helmut kohl war bundeskanzler, alles war so klein und provinziell. aachen war OK zum aufwachsen, aber den rest meines lebens wollte ich dort nicht verbringen. ich scherzte schon damals, dass aachen ein super alterswohnsitz sei, aber nix zum leben.
ich hatte das gefühl, dass mein leben sich in einer trüben blase abspielte, ich fürchtete in aachen zu verwelken oder im domkeller zum alkoholiker zu werden. ich wollte an der welt schnuppern.
ein paar monate vor meiner abreise hatte ich mich zwar gerade überwinden können gita, in die ich schon ewig verknallt war, zu küssen. wir waren abends mit ein paar freunden im „hauptquartier“, einer aachener kneipe in der promenadenstrasse die es tatsächlich noch gibt. damals war das aber definitiv nicht „aachens schrägste kneipe“, sondern ein dunkles punkschmuddelloch. ich glaube die musik war dort aus prinzip scheisse, das war an dem abend aber auch egal, ich war ja am knutschen. plötzlich waren meine lieblingsfreundin und ich ein paar. witzigerweise langweilte uns das paar-sein nach ein paar wochen beide so sehr, dass wir uns entschieden zum ursprünglichen zustand zurückzukehren: beste freunde. zwei wochen vor meiner abreise machten wir auf der treppe vorm domkeller einvernehmlich und erleichtert schluss.
in der schule hatte ich mein erstes einigermassen erfolgreiches jahr hinter mir. die ersten jahre im gymnasium war ich ein so schechter schüler, dass mein deutschlehrer mir empfahl doch ein handwerk zu erlernen und den hauptschulabschluss zu machen. darauf folgten drei jahre in denen ich die befürchtungen meines deutschlehrers bestätigte und dreimal in folge sitzenblieb. zweimal schaffte ich in französisch die nachprüfung, bei der versetzung in die zehnte klasse hatte ich dann zuviele sechsen für eine nachprüfung. in der zehnten klasse machte mir die schule plötzlich sogar spass. am meisten spass bereitete mir das lesen; ich verschlang hoimar von ditfurts bücher, las douglas adams im original, erich fromms „die kunst des liebens“ und fast alle bücher von hermann hesse.
schreiben konnte ich allerdings nicht. meine bewerbung, bzw. selbstbeschreibung für die gastelternsuche schrob ich in krakeliger pseudo-schreibschrift, die sätze waren unbeholfen formuliert. auf den fotos mit denen ich meine familie vorstellte, sah man meinen vater mit einem glas feierabendwein, ich lächelte auf keinem der fotos, auf dem familienportrait sah niemand in die kamera; die familie sass am frühstückstisch, mein vater verdeckt von blumen, meine mutter war lediglich als blauer blop mit roten haaren zu erkennen.
erwartungen an meinen aufenthalt in amerika hatte ich keine, nur vorfreude auf das neue und auf das weit-weg-sein. ich fühlte mich wie ein pilgervater. ich hatte die chance komplett zu verschwinden und alles neu anzufangen, alle zwänge denen ich mich ausgeliefert fühlte könnte ich hinter mir lassen. was für eine grossartige erfindung dieses amerika war.
in zwei wochen reist das kind für ein jahr nach amerika, in eine kleinstadt in der nähe von portland, in oregon — kaum 200 kilometer entfernt von tacoma, wo ich mein jahr verbracht habe. die gasteltern sind seit ein paar wochen auf facebook mit uns, den grosseltern und dem kind befreundet. das kind ist bereits mit der halben stadt und fast allen künftigen gastschülern dort befreundet und hat schon ein paarmal mit seinen gasteltern videotelefoniert. alles scheint so nah, viel näher als damals bei mir. statt luftpostbriefen auf extra dünnem papier schreibt man facebook-nachrichten, man kann kostenlos dort anrufen, der lehrplan der schule und profile von allen lehrern stehen im internet. wir und das kind haben bereits die halbe stadt mit streetview und google maps erkundet, wir haben hunderte fotos der stadt, der gasteltern und der gastelternenkelkinder gesehen.
die beifahrerin ist definitiv aufgeregter als das kind. ich glaube das kind wäre nur aufgeregt, wenn es in amerika kein facebook, kein youtube oder ein playstationverbot gäbe. das äusserste an aufregung brach letzte woche kurz aus dem kind heraus, als es sagte: „oh, nur noch zwei wochen, dann fliege ich.“
ich glaube, dem kind ein austauschjahr in amerika schmackhaft zu machen und die finanzierung mit tatkräftiger unterstützung von fast allen familienzweigen zu organisieren, war die beste entscheidung, zu der uns das kind je gedrängt hat.
ich habe in den letzten 26 jahren ziemlich viel von meinem amerika-aufenthalt vergessen. viele erinnerungen kommen jetzt wieder hoch. erstaunlich finde ich aber vor allem, wie sich die umstände so einer reise in den letzten jahren geändert haben. die distanz nach amerika ist dank des internets enorm geschrumpft, wir können dem kind dank facebook, digitalphotographie und dem direkten draht zu den gasteltern wie bisher auf die pelle rücken.
musste man früher mehr oder weniger alle verbindungen in die alte heimat kappen, nimmt man sie heute mit dem netz in echtzeit mit bis in die letzte ecke der welt. andererseits könnte man sich der neugier der eltern und anderen zurückgebliebenen auch einigermassen mit netz-abstinenz und -ignoranz entziehen. ich habe das damals nach ein paar monaten gemacht, indem ich ankündigte, dass ich jetzt aufhöre briefe zu schreiben. erst als ich geld brauchte, fing ich wieder an zu schreiben.
wie sich so ein schüleraustausch aus deutschland anfühlt, was wir vom kind so alles mitbekommen und ob der austausch bei mir die eine oder andere erinnerung wachruft, schreibe ich hier in den nächsten 10 monaten unregmässig auf.
ich mag den spot, trotz oder gerade wegen des pathos. aber auf jeden fall wegen des minimalismus. / via boingboing.net , wo xeni jardin aus einem businessinsider-artikel über den 12 jährigen darsteller zitiert, dass er während der dreharbeiten in einen graben gekotzt hätte. er hätte eine stunde vor den dreharbeiten mittag gegessen. das ist die gute nachricht. die schlechte nachricht: der junge will demnächst mit seiner mutter den jojo-effekt durchspielen:
Nike has further plans for Sorrell. He and his mom, Monica, are now trying to lose weight. If they make it, Nike will return to shoot another spot.
klugscheisserei reizt mich. aber besonders reizt sie mich, wenn sie vom spiegel kommt. in der print-ausgabe von montag, schrob der spiegel in einer notiz unter anderem:
Die Informatikerin [Marissa Mayer] ist im achten Monat schwanger. Vor ihrem überraschenden Wechsel an die Spitze der Internetfirma Yahoo war Mayer als Managerin beim direkten Konkurrenten Google tätig. Das Baby, dessen Geburt für Oktober ausgerechnet ist, sollte die Karriere der US-Amerikanerin kaum beeinträchtigen.
Viele Spiegel-LeserInnen stutzten - und fragten sich und später auch uns über unsere Leserbrief-Redaktion: Könnt ihr beim SPIEGEL nicht rechnen? Einige empfahlen den vermeintlichen Patzer für eine andere beliebte SPIEGEL-Rubrik, den "Hohlspiegel". Auf diese Idee kamen auch unsere KollegInnen von der "taz". Sie verzichteten gleich ganz auf das Fragezeichen und verliehen dem SPIEGEL gestern ihre "Gurke des Tages". Zehn bis elf Monate Schwangerschaft, das sei dann ja "fast schon wie bei Elefanten".
Sie alle sind mit ihrer Fehler-Diagnose nicht allein. Am Montag war schon Chefredakteur Georg Mascolo über die Passage gestolpert, bei der internen Heftkritik der Redaktion.
in den folgenden 10 absätzen erklärt der spiegel dann, dass die rechnung durchaus korrekt sei:
„Unsere Meldung erschien in der 30. Schwangerschaftswoche, also im 8. Monat“, so der spiegel. mediziner zählen 40 schwangerschaftswochen, somit sind es also vom 23. juli, an dem der spiegel erschien, bis zum 4. oktober, dem prognostizierten geburtstermin, 10 wochen. kann man nachrechnen, stimmt alles. dann hat der spiegel also recht und alles ist gut. alles klargestellt, bzw. wie der spiegel es ausdrückt: „Soviel zur medizinischen Aufklärung.“
der satz mit der „medizinischen Aufklärung“ ist sicher harmlos gemeint, stösst mir aber dennoch auf, weil ich meine, hier eine typische spiegel-haltung durchscheinen zu sehen: auf der einen seite der spiegel, mit seiner dokumentation, die alle fehler ausfiltert, auf der anderen seite die leser, die aufgeklärt werden müssen, weil sie die korrekte („präzise“) darstellung nicht auf anhieb verstehen.
genau diese haltung, diese polierte arroganz, ist es, die mich am spiegel seit jahren stört. statt einfach klar und deutlich einzuräumen, dass die meldung ungeschickt oder missverständlich formuliert war, ein langer sermon, der den schwarzen peter dem leser und der feindseligen konkurenz zuschiebt. in diesem fall wissen spiegel-leser erst mehr, wenn sie die nachbesprechung der heftkritik auf der facebookseite des spiegels lesen. neues motto: facebookseitenleser des spiegels wissen mehr.
wie hätte der spiegel die meldung denn unmissverständlich schreiben sollen, könnten spiegelredaktionsverteidiger jetzt fragen. ganz einfach:
Die Informatikerin ist in der 30. Woche schwanger. […] Der prognostizierte Geburtstermin, der für den 4. Oktober ausgerechnet ist, sollte die Karriere der US-Amerikanerin kaum beeinträchtigen.
so machen ärtzte das auch. sie reden nicht von schwangerschaftsmonaten, sondern von schwangerschaftswochen (SSW). einerseits weil ein kalendermonat bis zu drei tage länger ist als ein vierwöchiger schwangerschaftsmonat, andererseits, weil so von vorneherein klar ist, dass man von der medizinischen zählweise spricht, die 40 SSW zählt.
„vernünftige gynäkologen“ reden von schwangerschaftswochen, so drückt es mein vater aus, der gynäkologe mit dem ich ungefähr 20 jahre meines lebens verbracht habe (umgerechnet ca. 1000 wochen, in denen er als gynäkologe ungefähr 6 schrillionen babys zur welt gebracht hat und mich ebenso oft korrigiert hat, wenn ich von „schwangerschaftsmonaten“ gesprochen habe). ich vermute — ohne weitere rücksprache mit meinem vater — „vernünftige gynäkologen“ gehen damit vor allem missverständnissen bei der kommunikation aus dem weg.
statt kompliziert zwischen medizinischen und alltagssprachlichen monatskonventionen hin und her zu rechnen, wäre eine formulierung mit schwangerschaftswochen klar wie fruchtwasser gewesen. so klar, dass auch der „Chefredakteur Georg Mascolo“, trotz ihrer huntertprozentigen und dokumentierten korrektheit, nicht über die passage hätte stolpern müssen.
hätte der facebookeintrag zur mayer-meldung klar und deutlich eingeräumt, dass dem spiegel hier eine missverständliche formulierung rausgeschlüpft ist, könnte der spiegel von mir aus die nächsten 10 jahre auf der korrektheit des „im achten Monat schwanger“ rumreiten. ich hätte das facebook zugeklappt und gesagt: gute idee, auf facebook einzelne artikel, fakten und hintergründe aus der redaktion oder der dokumentation zu besprechen. das sollte der spiegel regelmässig machen!
aber so ist der spiegel nicht gestrickt. fehler oder ungeschickte formulierungen macht der spiegel nicht. der spiegel, dass sturmgeschütz der dokumentation und korrektheit.
blöd ist allerdings, dass der facebookeintrag nicht durch die dokumentation oder den gesunden menschenverstand gelaufen zu sein scheint. denn der verfasser oder die verfasserin des facebookeintrags spricht zweimal von einer „hochschwangeren“ marissa mayer:
Hätten wir vermeiden können, dass so viele Leser über die Stelle stolpern? Klar, ganz einfach, zum Beispiel indem wir einfach nur "hochschwanger" geschrieben hätten, statt einer präzisen Monatsangabe.
hochschanger in der 30. schwangerschaftswoche? mit 10 wochen restschwangerschaft? wie nennt man dann eine schwangere in der 38. SSW? ultrahochschwanger? in der 39. SSW extrem ultrahochschwanger? höchstschwanger? ich habe heute meinen vater auch dazu gefragt: er meint der begriff „hochschwanger“ sei einerseits „nicht klar festgelegt“ und werde andererseits von medizinern kaum noch benutzt. seiner auffassung nach sei eine frau aber ab der 36. SSW „hochschwanger“. demnach wäre marissa mayer also ungefähr ab anfang september „hochschwanger“.
was ist eigentlich am wort „schwanger“ so falsch. wozu die rhetorische dramatik?
klar bin ich mit meinerm vorwurf an den spiegel rechthaberisch und arrogant zu sein, selbst rechthaberisch. und ich weiss auch, dass ich dazu neige mich missverständlich auszudrücken und fehler zu machen. aber vor allem weiss ich, ebenfalls aus eigener erfahrung, wie lächerlich man sich macht, wenn man missverständnisse, für die man selbst verantwortlich ist, ohne einen hauch von demut oder „uups“ aufzuklären versucht oder dem leser (oder der frau) die schuld am missverständnis gibt.
das mit der augenhöhe, wird der spiegel nie hinbekommen. die fassade des neuen spiegelgebäudes in hamburg besteht übrigens aus glas und elfenbeinimitat.
der ursprüngliche facebookeintrag wurde vom spiegel gelöscht, damit auch mindestens 10 kommentare und 24 likes. gegen 19 uhr wurde der eintrag neu gepostet. ein hinweis dazu findet sich unter dem eintrag nicht. einziger unterschied zum vorherigen text in der neuen version: hauke janssen, der chef der spiegel-dokumentation, schreibt sich jetzt korrekt mit zwei s (vorher nur mit einem). ausgerechnet!
ich habe offenbar eine besondere begabung: ich kann willentlich sascha lobo zufällig treffen. das hat jetzt schon zweimal geklappt, auf meinem nachhauseweg von der arbeit. das funktioniert übrigens ganz ohne internet, nur mit analogen mitteln. zumindest hat das heute so funktioniert und vor ein paar wochen auch schonmal.
ausserdem ist mir aufgefallen, dass mir sascha lobos kolumnen auf spiegel online dann besonders gut gefallen, wenn er sie hinrotzt, auf subjektive erfahrungen stützt und jede tiefere, gezielt intellektuelle analyse weglässt. so hat er das heute in einer sehr okayen kolumne gemacht: Lob der Okayheit.
wie jeder weiss, haben er und kathrin passig gestern ihr buch abgegeben, also kann er nicht sonderlich viel zeit für das schreiben der heutigen kolumne gehabt haben (auf vorrat kann sacha seine kolumne nicht produzieren).
der kolumne liegt ein einfacher gedanke zugrunde: was passiert, wenn wir zugang zu grossen teilen des privatlebens und den privatansichten von immens vielen menschen haben?
Die sozialen Medien bringen in die Öffentlichkeit, was zuvor als höchst privat galt, sie erlauben daher dem Einzelnen, völlig unbekannten Menschen sehr nah zu kommen. Zwei, drei, vier Klicks auf Facebook oder Twitter, und man lauscht privaten Gesprächen, die man ohne das Netz niemals hätte wahrnehmen können. Geführt, als gäbe es kein Publikum. Ein digitaler Blick in die Köpfe, wo die eben noch gefährliche Bedenkenlosigkeit jetzt schon eine unerhörte, ungefilterte Nähe erlaubt. Jeder, der soziale Netzwerke benutzt und ein bisschen umherstromert, aus welchen Motiven auch immer, betreibt digitale Echtzeitethnografie. […]
Was passiert langfristig, wenn es mit sozialen Medien nun möglich ist, in die Köpfe und Gespräche hineinzusehen? Wird es völlig egal sein, weil kaum jemand die Möglichkeit nutzt? Oder setzt sich mit dieser digitalen Nähe die Toleranz der Andersartigkeit flächendeckend durch? Sind die sozialen Medien durch ihre Vernetzung der Verschiedenheiten sogar eine Art Konfrontationstherapie für Intolerante?
Wenn man annimmt, dass beide Extreme nicht zutreffen werden, sondern irgendetwas in der Mitte herauskommt, dann entsteht ein neues Gesellschaftsbild, das hier den Namen Okayheit bekommen soll: "Andersartigkeit ist okay". Okayheit verbindet eine Reihe von sehr unterschiedlichen Haltungen wie Resignation, Toleranz, Desinteresse, Empathie und Gleichgültigkeit zu einem leicht widersprüchlichen Amalgam, das aber am Ende in allen Varianten die gleiche Wirkung hat: es einfach okay sein zu lassen.
einfach eine subjektive beobachtung zu einer kleinen, steilen these anspitzen und in die welt setzen. dann andere drüber nachdenken lassen, ohne zu versuchen es selbst zuende zu denken. einfach mit einem „lob der okayheit“ die kolumne beenden, ohne über die weiteren gesellschaflichen konsequenzen nachzudenken, ohne die kolumne argumentativ gegen potenziell anderesdenkende zu wappnen, die kolumne veröffentlichen und dann in urlaub fahren.
möglicherweise mag ich diese art zu publizieren deshalb so gerne, weil ich auch dazu neige das so zu machen. man sollte aber dabei bedenken, dass nur weil eine kolumne, ein blogeintrag oder ein vortrag nicht alles zuende denkt und durchgekocht serviert, der autor nicht bereits weitergedacht hat oder direkt nach dem veröffentlichen weiterdenkt. aber diese unbeständigkeit, diese temporäre qualität, ist meiner meinung nach einer der ganz grossen reize des netzes; man setzt ein paar kleine, unfertige, nicht zuende gedachte ideen in die welt und andere ziehen sie gross oder modifizieren sie — oder auch nicht.
ich habe vor knapp 5 jahren auch mal was zur vorratsdatenspeicherung bei watch berlin erzählt. nicht so eindringlich und plastisch wie malte spitz, ist aber auch schon 5 jahre her.
ich weiss nicht ob das wort dummheit zu thilo baums lieblingsworten gehört, er benutzt es auf jeden fall recht häufig. google findet auf seiner website ungefähr 168 fundstellen (da seien bereits einige dopplungen ausgefiltert, sagt google). die angebliche dummheit anderer menschen beschäftigt thilo baum jedenfalls sehr, sehr stark (es ist immer die dummheit der anderen, nie seine eigene). selbst mein lieblingswort arschloch habe ich in 10 jahren nur 68 mal auf wirres.net gebraucht (thilo baum auf thilo-baum.de nur einmal).
mir fiel thilo baums obsession mit der dummheit der anderen kürzlich mal wieder auf, als er diese kritik von tina groll an seinem jüngsten buch als „das dümmste“, was er jemals über sein buch „Denk mit!“ gelesen habe. leider hat er diese kritik an der kritik seines buches wieder von seiner webseite gelöscht. so fing das damals an:
vor ein paar tagen wochen schrob thilo baum über die dummheit des menschen. ganz generell, des menschen. die ganze menschheit also, ausser thilo baum natürlich wahrscheinlich.
in diesem artikel (einsortiert in „alltagsphilosophie“) stehen auch sehr schöne sätze, denen ich uneingeschränkt zustimmen mag:
Ich erkenne an und respektiere folgerichtig, dass auch mir genetisch oder auch im Verhalten eher ferne Tiere ein Wesen haben, spüren, leben, eine Würde haben. Voraussetzung dafür ist das bisschen Demut anzuerkennen, dass wir nicht der Nabel der Welt sind und dass es um uns nicht geht. Und das ist eigentlich ganz leicht.
leicht ist es ganz offensichtlich nicht, denn zwei absätze später beweist er, dass er den (dummen) menschen, doch als den nabel der welt ansieht:
Das Gegenteil von Egozentrik ist die Fähigkeit, die Perspektive eines anderen einzunehmen. Aus Sicht anderer Tiere überleben wir Menschen einen Winter nicht ohne Hilfsmittel, brauchen sogar zum Hinsetzen ein Werkzeug und sind dabei, den Planeten zu zerstören. Warum sollten wir mehr Würde haben als Tiere, die den Planeten nicht zerstören?
(hervorhebung von mir)
wir zerstören den planeten? falscher, anthropozentrischer kann man das fast nicht ausdrücken. das was wir umweltzerstörung nennen, ist eigentlich die zerstörung unserer natürlichen lebensgrundlagen. wir zerstören uns selbst, gefährden unser überleben. die natur überlebt uns menschen alle, für die natur sind wir nicht schlimmer als ein paar naturkatastrophen. ganz ohne den menschen haben naturkatastrophen es in der erdgeschichte geschafft, 99 prozent aller jemals existierenden arten von leben aussterben zu lassen. trotzdem haben naturkatastrophen es in den letzten 3,5 milliarden jahren nicht geschaft die natur, oder genauer das leben auf diesem planeten zu zerstören. im gegenteil, viele katastrophen ermöglichten vielen lebensformen erst das enstehen. genauso wird es der mensch nicht schaffen „den planeten zu zerstören“ oder das leben auf diesem planeten auszulöschen.
den planeten zerstören wird die sonne, in ca. 5 milliarden jahren, ganz sicher nicht der mensch. für den planeten ist der mensch eine art juckreiz, nicht viel mehr. die natur braucht uns nicht und der mensch stört die natur auch nicht übermässig. der biologe jonas salk soll das einmal so ausgedrückt haben:
If all the insects were to disappear from the earth, within 50 years all life on earth would end. If all human beings disappeared from the earth, within 50 years all forms of life would flourish.
trotzdem, bis auf diese beiden denkfehler, dass er selbst nicht auch dumm sein könnte und dass der mensch den planeten zerstören könnte, hat thilo baum natürlich in allem was er sagt, und noch nicht gelöscht hat, recht. egozentrik, oder genauer anthropozentrik ist ein klassisches menschheitsproblem.
ken robinson ist übrigens gar nicht dumm, aber dafür von berufs wegen anthropozentrisch. aus dieser grandiosen TED-präsentation habe ich auch das zitat von jonas salk. der vortrag von ken robinson ist übrigens extrem philanthrop und kommt trotz aller kritik an uns menschen ohne das wort dummheit aus.
am sonntag waren die queen mary 2 und die queen elisabeth gemeinsam in hamburg, wahrscheinlich günstig tanken oder so. ich bekomme das manchmal mit, weil unser schlafzimmer einen blick auf den hafen erlaubt und ich manchmal von meinem laptop aufstehe wenn ich länger als 5 minuten nebelhorngetute höre. nebelhörner können bedeuten, dass ein schiffsführer keine ausreichende sicht hat, dass eine schiffskollision bevorsteht oder dass ein eitles, fettes kreuzfahrtschiff in den hafen ein- oder ausfährt. alles drei sehe ich mir gerne aus dem fenster an, obwohl es bisher jedesmal ein kreuzfahrtschiff war. nebel hab ich bisher auch nur einmal in hamburg erlebt.
eigentlich wollten wir am sonntag kirschen pflücken gehen. da mein telefon aber von hoher regenwahrscheinlichkeit ausging (die aber nicht wirklich eintraf), sind wir dann in die deichtorhallen gegangen. dort gab es freien eintritt zum horizon field von antony gormley und schlaich bergermann und partner. das horizon field ist eine fussballfeld grosse plattform die siebeneinhalb meter hoch in einer der deichtorhallen an acht seilen aufgehängt ist.
wenn man bereit ist, sich die schuhe auszuziehen, kann man das feld betreten. ich fand das ziemlich unangenehm, weil nicht nur die plattform selbst schwang, sondern auch der boden extrem federte und sich anfühlte wie eine leichte lattenkonstruktion. ich habe zwar grosses vertrauen in bauingenieure, aber leichtbau ist meine sache nicht. ich mags massiv, zumindest wenn ich drauf rumlaufen soll.
auf der plattform verliess mich dann doch das vertrauen in die bauingenieure, als ich die halter sah, mit denen die seile an der dachkonstruktion angeflanscht waren. objektiv sicher zu unrecht, subjektiv aber, wie ich finde, total nachvollziehbar.
nach dem horizon field sind wir dann durch die speicherstadt nach hause gelaufen. dort lag am ende einer fussgängerzone, die mich ein bisschen an main street in disneyland erinnerte, die queen mary 2.
die speicherstadt war höllisch voll, am baumwall stauten sich autos und menschenmassen beim versuch die speicherstadt wieder zu verlassen. die beifahrerin bemerkte mehrfach sehr genervt, dass es keine gute idee war, durch die speicherstadt nach hause zu gehen. glücklicherweise war es diesmal ihre eigene idee.
am sonntag abend war ich dann relativ früh erschöpft und schlief ausnahmsweise mal so gegen halb elf ein. ich muss montags ja früh raus um den sechs-uhr-zug nach berlin zu nehmen. aus meiner ersten tiefschlafphase riss mich dann aber das kind, so gegen halb zwölf: das kind hatte seinen schlüssel vergessen und rief an, um sich die türe öffnen zu lassen.
ich schlief relativ flott wieder ein — bis mich so gegen ein uhr ein schrecklicher operetten-alptraum aus dem schlaf scheuchte. nur die operetten-musik hörte nicht auf als ich die augen aufschlug. es hörte sich an, als hielte andrew llyod webber einen voll aufgedrehten musical-blaster vor unser (geöffnetes) schlafzimmerfenster. tatsächlich hatte man wohl so eine art abschiedsfeier an den landungsbrücken für die queen mary 2 vorbereitet und dachte, das schiff würde sich freuen, wenn es zur ausfahrt aus hamburg mit etwas gespreizter, kitschiger operetten- oder musicalmusik beschallt würde. um ein uhr nachts! sonntags! mitten in der stadt! voll aufgedreht!
immerhin hielt sich das schiff selbst zurück und trötete nur eine minute statt der üblichen fünf auf seinen neblhörnern rum. als die musik und das getröte vorbei war, konnte man deutlich hören, wie ungefähr vier leute heftig applaudierten und „bravo“ riefen. ich vermute das waren olaf scholz und der leiter des hamburger ordnungsamts mit ihren frauen.
als ich einschlief, dachte ich noch kurz, hoffentlich schicken die heute nacht nicht noch ne kunstfliegerstaffel über den hafen. war dann aber ruhig.
gestern haben wir, die beifahrerin, das kind und ich, eine kostenlose probebox von kochzauber.de mit drei mahlzeiten für 4 personen bekommen. die kiste wurde um neun uhr abends geliefert und neben den zutaten für die drei mahlzeiten war ein achtseitiges heftchen mit drei rezepten für die dreierbox und zwei weiteren für die fünferbox dabei. normalerweise kostet diese box 64 euro.
abgesehen von den rezepten selbst, ist das rezeptheftchen prall mit adjektivschwangerem sprachmüll gefüllt:
Jetzt ist Beeren-Saison: Ob süß oder sauer — hier ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Besonders in den Monaten Juli und August verführen uns Beeren verschiedenster Arten in den Genusshimmel.
Damit Sie weder beim Einkauf, noch bei der Rezepteplanung ins Schwitzen kommen, haben wir auch diese Woche raffinierte Leckereien für Sie zusammengestellt.
das mit dem sprachmüll im rezeptbuch ist eigentlich egal, da die rezepte gut, knapp und nachvollziehbar geschrieben sind. das erste, dass ich heute mittag ausprobierte, blitzpfannkuchen (aus dem backofen) mit zuccini-tomaten-sauce, hat OK geschmeckt und war in weniger als den angegebenen 30 minuten zubereitet. die vier portionen haben wir mit leichtigkeit zu dritt weggeputzt und niemand klagte nach dem essen über durchfall.
Unsere Kochprofis, Ernährungswissenschaftler und -psychologen entwickeln ständig neue Rezepte, die Sie einfach und schnell zu Hause nachkochen können. Kochen Sie mit Ihrem Partner, Ihren Kindern oder der gesamten Familie. Unsere Rezepte eignen sich ideal für Haushalte mit zwei oder vier Personen. Nie war gesunde Ernährung so einfach und hat zugleich die wertvolle Familienzeit wieder in den Mittelpunkt gerückt.
die haben ernährungspsychologen bei kochzauber, die rezepte entwickeln? oder rücken die psychologen unsere wertvolle „Familienzeit“ wieder in den mittelpunkt? warum stellt man bei kochzauber eigentlich keine sprachprofis ein?
an anderer stelle werden die „Kochprofis, Ernährungswissenschaftler und -psychologen“, die die rezepte entwickeln, „Rezeptwichtel“ genannt:
Die Rezeptwichtel: Unsere Ernährungsberater und Profi-Köche sind dafür zuständig, innovative, leckere Rezepte zu entwickeln, die beim Nachkochen Freude bereiten und gleichzeitig ein gesunder Gaumenschmaus sind.
ein floskelparadies. nur die fragen die mich wirklich interessieren, sind auf der kochzauber.de-seite nicht herauszufinden:
woher kommen die produkte genau?
tragen die produkte bio-siegel?
wer sind die lieferanten? wer liefert gemüse, wer das fleisch?
wie wird die kühlkette während des transports beispielsweise von hackfleisch eingehalten? gut wulksfelde, von denen wir uns vor einiger zeit regelmässig haben beliefern lassen, verzichtete beispielsweise auf die auslieferung von hackfleisch im sommer. kochzauber nicht. hat kochzauber kühlwagen? liefert es besonders schnell aus dem kühlhaus? (wenn der transport wie auf der seite angegeben immer mittwochs ab 17 uhr stattfindet, ist unser hackfleisch immerhin 4 stunden unterwegs gewesen.)
woher kommen die rezepte? jetzt mal ehrlich?
warum gibts keine fotos vom team, wie sieht ein „ernährungspsychologe“ aus?
was passiert mit dem lieferkarton? nimmt der fahrer den bei der nächsten lieferung wieder mit, soll er in den müll? auf der kochzauberseite steht dazu nichts.
stattdessen phrasen:
Die Einkäufer: Unser Einkaufs-Team setzt sich mit vollem Engagement dafür ein, dass unserer Zutaten höchsten Ansprüchen gerecht werden. Biologische Erzeugung, regionale Herkunft und saisonale Trends garantieren höchste Qualität und exquisiten Geschmack.
auch an den waren selbst sind keine hinweise auf die herkunft oder die erzeuger zu finden (ausnahme: die markenprodukte. auf den fleischverpackungen stehen die grosshändlernamen).
dass das auch anders geht, zeigt, wieder mal, gut wulksfelde: zu jedem lebensmittel (mehr oder weniger) genaue angaben woher es kommt.
andererseits gab es an den lebensmitteln von kochzauber.de nichts auszusetzen. selbst der knoblauch war OK, auch wenn es witzigerweise nur zwei einzelne fucking zehen gab.
ich hatte schon so eine ahnung als ich das angebot bekam, eine kostenlose kiste zu testen: der spass ist teuer. malte prien von deutsche startups hat sich mal die mühe gemacht die kosten von diversen lieferdiensten wie kochzauber durchzurechnen. er kommt auf materialkosten von ungefähr 40% des kistenpreises. nach meiner rechnung sind lebensmittel im wert von ca. 27 euro in der 64-euro-kiste drin, also auch um die 40% (rewe-preise). mit bio-avocados und -zucchinis, knapp 30 euro. allerdings sind die lebensmittel von kochzauber mit sicherheit nicht „bio“ oder aus „kontrolliert ökologischem anbau“. für uns ist das, für ein bisschen komfort und ein paar rezepte, einen ticken zu teuer. 37 euro pro woche für die portionierung, lieferung und rezeptur von lebensmitteln ist einfach zuviel. zumal ich das einkaufen von lebensmitteln, nicht erst seit ich regelmässig zum wochenmarkt gehe, sehr gerne mache. durch das internet, diese unglaubliche rezeptmaschine, in die man ein paar zutaten eingeben kann und manchmal tolle rezepte ausgeworfen bekommt, bringen mir starre rezeptvorschläge nicht so irre viel komfortzuwachs. wegen des wochenmarkts haben wir schon vor ein paar jahren unsere wulksfelder gemüsekiste aufgegeben. der wochenmarkt ist unterm strich einfach günstiger, direkter, flexibler und erlebnisreicher.
die blitzpfannkuchen (aus dem backofen) mit zuccini-tomaten-sauce waren sahen so aus:
der gebratene blumenkohl mit auberginenpüree müsste eigentlich gebackener blumenkohl mit einem klecks auberginenpüree heissen, war aber auch hervorragend zubereitet. nur die portionierung ist den ernährungsberatern und profi-köchen nicht so 100% gelungen. aufs backblech habe ich nur 1,5 blumenköhle bekommen, mit dem auberginenpüree hab ich gerade mal 3 tellerchen mit kleinen häufchen füllen können. das püree war mit der angegebenen menge limettensaft auch einen ganzen tick zu sauer. mit grösseren oder einer aubergine mehr hätte das sicher besser gepasst. dafür stimmte die zubereitungszeit auf die minute.
beim dritten rezept, der „Hähnchenbrust an fruchtiger Melonen-Salsa“, ist für meinen geschmack ein adjektiv zu viel enthalten, das rezept hört sich dafür sehr lecker an. ich erzähle es mal nach, ohne es bis jetzt gekocht zu haben:
zwei melonen würfeln, hähnchenbrüste, die vorher in gemahlenen haselnüssen gewälzt wurden, anbraten und im ofen ausgaren. zu den melonenwürfeln eine feingeschnittene schalotte, zwei klein gewürfelte avocados, limettensaft, essig, honig, olivenöl, salz und pfeffer hinzugeben.
mich dünkt es allerdings, dass die „Rezeptentwickler“ vom kochzauber lediglich rezeptsammler und -varierer sind. zumindest gibt es ein paar ähnlich lecker klingende rezepte im netz (1, 2, 3). das soll jetzt nicht haarspalterisch erscheinen, ich würde einfach gerne genauer erfahren, was bei kochzauber passiert. wie „entwickelt“ kochzauber die rezepte, kochen die wirklich alles einmal nach oder nur ein foodstylist, für die rezeptfotos? welche kochbücher, kochblogs, webseiten, fernsehköche sorgen für inspiration? kochzauber hat doch ein blog. warum nicht statt marketing- und floskelblah einfach mal die prozesse zeigen, beschreiben was die „Kochprofis“ so machen? so, dass es sich anhört als sei es von menschen geschrieben.
ich finde die idee von kochzauber, die genau betrachtet natürlich auch nicht besonders originell ist, nicht schlecht. uns ist das aber viel zu teuer und unflexibel. dazu kommt, dass mir die marketingfloskeln auf den geist gehen. der bauer auf dem wochenmarkt spricht beinahe ohne adjektive, nimmt worte wie „Genusshimmel“ nicht in den mund und fordert mich nicht auf, ihn auf facebook zu besuchen, wenn ich mich gerade mit ihm unterhalte. wer wert auf ökologische erzeugung, firlefanzlose ansprache und transparenz legt, ist mit diensten wie dem von wulksfelde besser aufgehoben. rezeptvorschläge liegen bei den gemüsekisten, die ich kenne, auch immer bei, man kann sachen die man nicht mag ausschliessen und die lieferung klappte zum beispiel bei wulksfelde auch, wenn niemand zuhause war. immerhin, das kernstück der zauberkiste, die lebensmittel und die rezepte, waren sehr in ordnung. nur das drumrum, das tralala und der preis sind ein problem. für uns.
[nachtrag 14.07.2012]
gestern mittag habe ich das letzte rezept aus der box zubereitet: die hähnchenbrust mit melonen-salsa. die beiden melonen waren extrem gut (genau der richtige reifegrad, süss, von innen duftig, von aussen ein bisschen stinkig). die avocados waren auch auf den punkt gereift. an den melonen und avocados gabs also nichst auszusetzen, aber das hühnerfleisch roch leider sehr, sehr stark nach faulen eiern, auch nach ausgiebiger spülung unter klarem wasser. der geruch verlor sich auch nach dem braten nicht ganz, immerhin war der geschmack OK. das mindesthaltbarkeitsdatum wäre erst am nächsten tag abgelaufen.
In einem Ford Fiesta HFHV mit 660 PS (Von null auf hundert in 1,8 Sekunden) kurvt er durch die kalifornische Metropole, ohne sich dabei um Gegenverkehr, rote Ampeln oder Cops kümmern zu müssen. Nur einige der klassischen Cable Cars tauchen auf den abgesperrten Straßen auf - um von Block mit qualmenden Reifen umkreist zu werden.
(hervorhebung von mir)
im video sieht man aber keine „klassischen Cable Cars“, sondern touristen-busse, die so aussehen wie cable cars:
echte, „klassische“ cable cars haben keine reifen, sondern stahlräder und sehen ein bisschen anders aus.
nicht, dass das in irgendeiner form wichtig wäre, aber ich wollte einfach mal loswerden, dass ich das sehr lieblos finde, was christoph stockburger da geschrieben hat.
dass es auch anders geht, zeigt die bildunetrschrift unter diesem muschelvideo auf spiegel.de. statt wie das halbe internet von einer muschelzunge zu schreiben, schreibt spiegel-online:
Ein Internetvideo zeigt eine Venusmuschel mit einer scheinbaren Vorliebe für Salz. Sie schiebt ihren Fuß aus dem Panzer. Doch sofort melden ihre Sinneszellen Gefahr.
ich habe mich ja schonmal vor ner weile gefragt, warum online-werbung eigentlich nerven muss. zappeln, zucken, flackern, wackeln, täuschen. ich fragte mich, was eigentlich so schlecht am prinzip der printwerbung war. ein ganze, halbe oder viertel seite, im optimalfall gefüllt mit einem motiv und einem werbespruch. ignorier- und überblätterbar, aber manchmal auch die aufmerksamkeitschwelle erreichend.
online war am anfang das banner. als die werbetreibenden mitbekamen, dass die leser von webseiten lernten, diese banner zu ignorieren, fingen sie an, sie zu animieren. später, um aufmerksamkeit zu bekommen, legten sie anzeigen über die seiten, störten den textfluss mit eingeschobener werbung. manche seiten wurden so voll mit werbung geladen, dass man den eigentlichen inhalt mit der lupe suchen musste. bannerwerbung nervte meistens nur und frass durch den grosszügigen einsatz von schlecht programmiertem flash auch noch grosse teile der prozessorleistung.
einen grossteil von googles frühem erfolg kann man sicherlich mit der erfindung (oder genauer vermarktung) der unaufdriglichen und manchmal kontextsensitiven adsense-textanzeige begründen. trotz ihrer nicht-nervigkeit und unaufdringlichkeit wurde solchen anzeigen teilweise grosse aufmerksamkeit zuteil. den werbetreibenden reicht das aber schon länger nicht mehr, auch google-adsense liefert mittlerweile bunte, animierte nerv-banner aus, trackt die benutzer über webseiten hinweg, um ihnen meistens irrelevanten stuss vorzuzucken.
damals fragte ich mich, warum online-werbung nicht auch so aussehen könnte:
schon klar, onlinewerbung ist zum grossen teil keine image- oder marken-werbung, sondern will die besucher von webseiten weglocken, auf die eigenen angebote. das grundpromblem bleibt aber: aufmerksamkeit durch schreien oder rumzucken funktioniert nur für kurze zeit. es ist ein psychologisches problem; wer auf dauer aufmerksamkeit bekommen möchte, muss durch interessanz und nicht penetranz punkten. unterhaltung, statt störung. intelligenz, statt stumpfheit und masse. werbung gewinnt bei mir glaubwürdigkeit durch konstanz und selbstbeschränkung.
werbung kann so gut sein, dass sich manche menschen* werbung sogar in ausstellungen ansehen oder im kino. online passiert das den wenigsten menschen. ich kann mich an kein online-banner erinnern, von dem ich sagen würde: wow, das war gut (was auch daran liegen kann, dass ich sie meistens technisch und psychologisch ausblende). im print oder im fernsehen haben ich viele gesehen, von denen ich sagen würde: wow. manche werbung hat es geschafft sich tief ins kollektive gedächnis (zumindest meins) einzugraben. online-werbung eher nicht. warum ist das so?
vor ein paar tagen sah ich auf superlevel diese anzeige:
die anzeige erinnerte mich an die „the deck“-werbung auf daring-fireball: ein bild, ein text, eine anzeige. sonst nix. auf superlevel erkannte ich die anzeige zunächst gar nicht als anzeige, was wiederum meine aufmerksamkeit erhöhte und dazu führte, dass ich mir die anzeige näher ansah. und auf das wort stilanzeige klickte. dort las ich in den richtlinien für werbekunden:
Das Anzeigenbild muss in einer Bilddatei (zB. JPG, PNG, GIF) mit den Maßen 130px (horizontal) zu 100px (vertikal) angeliefert werden.
[…]
Das Erscheinungsbild der Anzeige sollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen können, stilanzeigen behält sich aber vor, nach freiem Ermessen zu bunte oder in zu grellen Farben gehaltene Anzeigen abzulehnen.
Der Text jeder stilanzeige hat die Funktion, das auf dem Bild angezeigte Produkt bzw. Service zu beschreiben. Fassen Sie hier kurz und prägnant die wichtigsten Informationen und Vorteile Ihres Produktes zusammen. Erlaubt sind maximal 80 Zeichen.
in den richtlinien für blogger:
Da wir unseren Werbekunden exklusiv den einzigen Werbeplatz auf den Blogs anbieten möchten, ist andere Bannerwerbung leider nicht erlaubt. Davon ausgenommen sind gesponserte Blogpostings, die Bewerbung von eigenen Produkten und/oder nicht vergütete Anzeigen auf andere Projekte/Websites/Blogs.
Diese Exklusivität bietet den großen Vorteil, dass wir einen höheren TKP für dich aushandeln können.
80 zeichen text, ein bild. eine exklusive anzeige. grossartig.
seit ein paar jahren bin ich mitglied im werbenetzwerk adical adnation, das vor kurzem von mokono aufgekauft wurde und mokono dann von populis. adnation wollte bloggern ein einkommen durch werbung sichern. trotz einiger anstrengungen hat das (bei mir) nie so besonders gut geklappt. einerseits weil es offenbar sehr schwer war, werbetreibende davon zu überzeugen auf blogs zu werben, andererseits weil die werbung, wenn es mal klappte werbetreibende zu überzeugen, eher konventionell (flashig, zappelig, schreiend) daherkam. ich habe ein paar hundert euro über die jahre eingenommen und weiss nicht ob ich mich mehr über die abwesenheit oder die anwesenheit von werbung ärgerte. und auch die übernahme durch mokono/populis hat daran nichts geändert: es gab keine bis wenig werbung — und wenn es welche gab, war die meist so nervig, dass ich sie in dieser form eigentlich gar nicht auf meinem blog sehen wollte. zumal seit der mokono/populis-übernahme auch noch ein reigen an trackingcodes mit der werbung mitgeschickt wurde, je nach werbung bis zu sechs oder sieben trackingcodes.
seit einigen monaten überlegte ich die zusammenarbeit mit populis zu beenden oder ruhen zu lassen und vielleicht zu versuchen mich selbst zu vermarkten. letzte woche habe ich mich dann entschieden, wenn man mich dort haben wollte, bei stilanzeigen mitzumachen. stilanzeigen sagte mir zu, allerdings auch, dass sie derzeit nicht besonders viele (keine) kampagnen hätten. man arbeite an der aquise. auch wenn die erfahrung dem widerspricht, hoffe ich doch sehr, dass viele werbetreibende, vermarkter oder aufmerksamkeitsbedürftige das einleuchtende konzept von stilanzeigen zu würdigen wissen und dort viele anzeigen kaufen. und ich hoffe natürlich, dass viele andere blogger sich das mal ansehen.
ab montag steht hier eine stilanzeigen eigenwerbung. ich bin gespannt wie und ob das weitergeht. und wenn das alles scheitert, dann mit stil.
hört sich paradox an und ist vielleicht auch dumm, aber ich habe hier lieber werbung die weder mich, noch meine leser nervt, als damit geld zu verdienen. aber, und jetzt wiederhole ich mich, ich hoffe sehr, dass das konzept der nicht nervenden werbung auch in deutschland eine chance bekommt und erfolg hat.
die beifahrerin erzählte mir kürzlich, dass sie auf dawanda, ein laden den sie durch und durch sympathisch findet, kürzlich nach radierungen gesucht und in den suchergebnissen herumgeblättert hat. kurz darauf wurde sie auf allen möglichen drittseiten (unter anderem spiegel-online) mit werbeanzeigen von dawanda konfrontiert, die ihr die radierungen die sie vorher angesehen hatte nochmal zeigten.
damit die werbestrategen von dawanda und die „targeting“-spezialisten, die sich sowas ausdenken, verstehen was für ein kranker scheiss das ist, versuche ich das mal in ein beispiel aus der alten zeit, wo man noch in geschäften einkaufte, zu verpacken: jemand der in einen antiquitäten-laden geht, sich dort ein paar radierungen ansieht und den laden wieder verlässt, weil er nix gefunden hat, wäre sicher nicht begeistert, wenn ihn ein clown aus dem laden hinterherläuft. wenn dieser clown ihm dann durch die stadt folgt, vor ihm rum tanzt und ihm die bilder die er offenbar nicht haben wollte auf plakaten zeigt — ist das dann gute werbung?
eher nicht. der laden, der solche clowns durch die gegend schickt um ehemalige besucher zu verfolgen, wirkt dubios. oder wie die beifahrerin das ausdrückte: „einen laden wie dawanda kann man doch eigentlich nicht doof finden. aber die haben mit ihren anzeigen das unmögliche geschafft, ich finde dawanda jetzt sehr, sehr zweifelhaft.“