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ham­burg crui­se days

felix schwenzel

seit ges­tern abend lau­fen am ham­bur­ger ha­fen die ham­burg crui­se days. das soll eine ele­gan­te ver­an­stal­tung sein, sag­te ka­tia de­row in ei­nem in­ter­view mit dem fern­seh­sen­der ham­burg1. für die crui­se days habe man all das vom kreuz­fahrt­schiff an land ge­holt was man dort er­le­be: es­sen und trin­ken, kunst und kul­tur, en­ter­tain­ment, show und kin­der­welt. in der pra­xis und vom pr-sprech be­freit be­deu­tet das na­tür­lich sau­fen, sau­fen, sau­fen, fres­sen und viel krach. und feu­er­werk. und san­ti­a­no. san­ti­a­no steht nach ei­ge­ner aus­kunft für „Songs bers­tend vor Le­bens­lust und See­manns Ge­fühl, vol­ler Träu­me und Sehn­sucht“, für mein da­für­hal­ten eher für schreck­li­che qua­len. denn san­ti­a­no spielt auf den ham­burg crui­se days je­den tag un­ge­fähr acht­mal die bei­den songs ih­res re­per­toires. sehr laut, mehr oder we­ni­ger di­rekt vor un­se­rer tür. der eine song heisst „san­ta­nio“, der an­de­re „frei wie der wind“. im­mer wie­der.

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ich bin mir re­la­tiv si­cher san­ti­a­no wäre auch für die fol­ter von gu­an­ta­na­mo-ge­fan­ge­nen.


als kat­ja de­row im fern­se­hen von the­men­in­seln und „kunst und kul­tur“ sprach habe ich mal nach­ge­se­hen was das be­deu­tet: „the­men­in­seln“. da gibts also das „Crui­se Vil­la­ge“, „Spa & Sports“, eine „Wein-Lounge“, „Tü­del un Tam­pen“, „Käpt’n Knopfs Kin­der­welt“, „Shop­ping an der Flut­schutz­mau­er“, „Show auf der NDR Büh­ne am Ha­fen­tor“ („Hier gibt’s was auf die Oh­ren“), „Cap­tain’s Din­ner auf dem Lan­dungs­brü­cken­vor­platz“, „Fern­weh am vor­ge­la­ger­ten Fisch­markt“ („Hier prä­sen­tie­ren sich ver­schie­de­ne Län­der und Na­tio­nen ku­li­na­risch und künst­le­risch, mu­si­ka­lisch und un­ter­halt­sam“), „Glo­be­trot­ter Kreuz­fahr­ten Mes­se“ und dann tat­säch­lich: „Kunst & Kul­tur im Holz­ha­fen Al­to­na“. kunst und kul­tur be­deu­te­ten für die ver­an­stal­ter fol­gen­des:

Holz – das wird auch ein The­ma im Holz­ha­fen, der The­men­in­sel Kunst & Kul­tur zwi­schen Fähr­ter­mi­nal und Fisch­markt. An al­len drei Ta­gen kön­nen Sie hier Holz­kunst­aus­stel­lun­gen und eine In­stal­la­ti­on der Hoch­schu­le für bil­den­de Küns­te Ham­burg er­le­ben, hoch­wer­ti­ges De­sign und Kunst­hand­werk er­wer­ben oder das Tanz­bein schwin­gen: Die Ham­bur­ger Tanz­schu­len und -clubs „Uni­ver­so Tan­go“, „SwingSpi­rit“ und das „Fla­men­co Tanz­stu­dio Iris Ca­ra­col“ bie­ten Tan­go, Swing und Fla­men­co zum Zu­schau­en und Mit­ma­chen an.

Gast­ge­ber am Holz­ha­fen ist un­ser of­fi­zi­el­ler Part­ner für Kunst & Kul­tur, die B&L Grup­pe – ei­ner der re­nom­mier­tes­ten deut­schen Pro­jekt­ent­wick­ler für Büro- und Shop­ping­im­mo­bi­li­en.

eine in­stal­la­ti­on der kunst­hoch­schu­le und kunst­hand­werk und übels­te lo­kal­jour­na­lis­ti­sche phra­sen­dre­sche­rei („das tanz­bein schwin­gen“ — OMG). kunst und kul­tur in der hand von ei­nem der re­nom­mier­tes­ten deut­schen pro­jekt­ent­wick­ler für büro und shop­ping­im­mo­bi­li­en.

das ist mal eine kul­tur­po­li­tik.

oder wie der ge­schäfts­füh­rer der ham­burg mar­ke­ting gmbh das in bull­shit­bin­go aus­drückt:

Heu­te Abend VIP-Emp­fang zu #Ham­burg #Crui­se #Days mit TOP-Ent­schei­dern der #Kreuz­fahrt. Stand­ort pro­fi­liert sich mit In­sze­nie­rung von Events

about 1 hour ago via Twit­ter for iPho­ne Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@Thors­tenK­ausch Thors­ten Kausch

heu­te und mor­gen gibts dann wie­der feu­er­werk — wie üb­ri­gens am ha­fen alle 1-2 wo­chen, wenn ein schiff ein­fährt und der stand­ort sich pro­fi­liert.


nach­rich­ten sind flüs­se, kei­ne seen

felix schwenzel

ich bil­de mir ge­ra­de ein, ei­nen bau­plan der zu­kunft des pu­bli­zie­rens vor au­gen zu ha­ben. an ers­ter stel­le steht die er­kenn­ti­nis, dass das pu­bli­zie­ren — oder ge­nau­er das le­sen — sich be­reits jetzt zum gros­sen teil in strö­men, flüs­sen oder streams ab­spielt. ri­chard mac­ma­nus schreibt:

2. The Web Is Mo­ving From Pa­ges to Streams

[…] Web pa­ges and blog posts are still be­ing pu­blished, but this new wave of tools is loo­king for ways to de­li­ver con­tent in a more fle­xi­ble way.

er ver­weist auf anil dash, der schrob „Stop Pu­bli­shing Web Pa­ges“:

Most users on the web spend most of their time in apps. The most po­pu­lar of tho­se apps, like Face­book, Twit­ter, Gmail, Tumb­lr and others, are pri­ma­ri­ly fo­cu­sed on a sin­gle, simp­le stream that of­fers a ri­ver of news which users can ea­si­ly scroll th­rough, skim over, and click on to read in more depth.

Most me­dia com­pa­nies on the web spend all of their ef­fort put­ting con­tent into con­tent ma­nage­ment sys­tems which pu­blish pa­ges. The­se pa­ges work es­sen­ti­al­ly the same way that pa­ges have work­ed sin­ce the be­gin­ning of the web, with a sin­gle ar­tic­le or post li­ving at a par­ti­cu­lar ad­dress, and then tons of na­vi­ga­ti­on and cruft (and, usual­ly, ad­ver­ti­se­ments) sur­roun­ding that ar­tic­le.

Users have de­ci­ded they want streams, but most me­dia com­pa­nies are in­sis­ting on pu­bli­shing more and more pa­ges. And the sys­tems which pu­blish the web are de­si­gned to keep ma­king pa­ges, not to make cus­to­mi­zed streams.

It's time to stop pu­bli­shing web pa­ges.

da ist was dran, ich kon­su­mie­re mein me­di­en­me­nü in der tat vor­nehm­lich in strö­men: im goog­le rea­der rau­schen hun­der­te ar­ti­kel aus der­zeit 1069 abon­ne­ments an mir vor­bei, die ich an­ders auch gar nicht ver­ar­bei­ten könn­te als in ei­nem lan­gen end­lo­sen strom, des­sen in­halt ich mit j/k-tas­ten­na­vi­ga­ti­on lese, oder über­sprin­ge. ar­ti­kel die ich nicht gleich le­sen möch­te pa­cke ich in mei­nen in­sta­pa­per-strom, ar­ti­kel die ich ver­ar­bei­ten oder ver­lin­ken möch­te in mei­nen pin­board-strom. manch­mal lese ich in mei­nem quo­te.fm-strom, auf dem han­dy lau­fen mei­ne twit­ter-, face­book- und goog­le-rea­der-strö­me in flip­board, wo ich sie eben­falls in flies­sen­der form kon­su­mie­re: bei­na­he alle in­hal­te die ich wahr­neh­me, kon­su­mie­re ich in ir­gend­wel­chen an­wen­dun­gen die als un­end­li­cher strom or­ga­ni­siert sind.

und ich glau­be das ist die form, in der die meis­ten men­schen on­line ar­ti­kel oder neu­ig­kei­ten kon­su­mie­ren wer­den — auch weil es dem alt­her­ge­brach­ten me­di­en­ko­sum gar nicht so un­ähn­lich ist; ist eine zeit­schrift nicht auch ein lan­ger fluss von ar­ti­keln, den wir am stück oder mit pau­sen oder mit sprün­gen ver­ar­bei­ten?

al­ler­dings stim­me ich anil da­shs schluss­fol­ge­rung, kei­ne web­sei­ten mehr zu pu­bli­zie­ren, nicht zu. was man nicht mehr tun soll­te, ist web­sei­ten zu ver­öf­fent­li­chen, die nicht mit mo­der­nen nach­rich­ten­strom­an­wen­dun­gen kom­pa­ti­bel sind. und das fängt da­mit an, dass web­sites die kei­nen voll­text-RSS-feed an­bie­ten und da­mit mehr oder we­ni­ger in­kom­pa­ti­bel zu den mo­der­nen le­se­ge­wohn­hei­ten sind, ein­fach kei­ne auf­merk­sam­keit mehr be­kom­men — oder mit ge­walt in die le­ser­strö­me ge­quetscht wer­den, bei­spiels­wei­se mit an­wen­dun­gen wie in­sta­pa­per, po­cket, read it la­ter oder an­de­ren scra­pern, die die in­hal­te ein­fach von den web­sei­ten ab­zie­hen.

so könn­te man statt „It's time to stop pu­bli­shing web pa­ges“ viel­leicht bes­ser sa­gen „stop fight­ing the streams“. war­um die neu­en nach­rich­ten­kon­sum­for­men be­kämp­fen, wenn man sie zu sei­nem eig­nen vor­teil nut­zen kann?

„ja aber!“ höre ich aus den rei­hen der ver­le­ger und RSS-feed-kür­zer ru­fen. ja aber was ist mit un­se­rer wer­bung? wir brau­chen pa­ge­views! wir wol­len dass un­se­re in­hal­te nach un­se­ren re­geln, nicht nach den be­nut­zer­wün­schen kon­su­miert wer­den!

das mit den ei­ge­nen re­geln soll­te man auf dau­er ler­nen zu ver­ges­sen und das mit den pa­ge­views auch. und zur wer­bung: was spricht denn da­ge­gen wer­bung in den in­hal­ten ein­zu­bet­ten? ein bild, ein biss­chen text, ei­nen link — je­der VHS-HTML-kurs-ab­sol­vent kann das in ei­nen RSS-ar­ti­kel ein­bet­ten. wahr­schein­lich so­gar mei­ne oma.


ein RSS-voll­text-feed bie­tet be­reits alle tech­ni­schen mög­lich­kei­ten die für die zu­kunft des pu­bli­zie­rens nö­tig ist. ich ken­ne auch je­man­den der das seit jah­ren ziem­lich er­folg­reich macht: pe­ter turi2.

sei­ne news-häpp­chen kom­men bei mir im RSS-strom mit ein­ge­bet­te­ter wer­bung an. so ein RSS-ele­ment be­inhal­tet al­les wich­ti­ge: den au­tor, das ver­öf­fent­li­chungs­da­tum, ei­nen link zur ori­gi­nal­quel­le, das ge­sam­te HTML des ar­ti­kels — le­dig­lich das nutz­lo­se drum­her­um wie die sei­ten­na­vi­ga­ti­on, der sei­ten­leis­ten­tand und das wid­get-ge­döns fehlt. theo­re­tisch könn­te der ar­ti­kel auch noch mit ei­nem ivw- oder vg-wort-pi­xel aus­ge­stat­tet wer­den um die page-views ar­ti­kel-an­sich­ten zu er­fas­sen und den scheiss zu ver­mark­ten.

mei­ne pra­xis sieht seit vie­len jah­ren so aus: ich lese auf ir­gend­ei­nem ge­rät in ir­gend­wel­chen streams, be­vor­zugt und meis­ten goog­le-rea­der-ba­siert, und wenn ich et­was über den kon­text des ar­ti­kels er­fah­ren möch­te, be­su­che ich die ori­gi­nal­sei­te: dort fin­de ich kom­men­ta­re, im bes­ten fal­le back­links oder re­ak­tio­nen ähn­lich wie bei riv­va.

mir ist tat­säch­lich egal ob mein ar­ti­kel im goog­le rea­der, auf flip­board oder sonst­wo ge­le­sen wird. ich hät­te auch nichts da­ge­gen, wenn mei­ne ar­ti­kel im voll­text auf face­book oder twit­ter oder eben da ein­ge­bet­tet wür­den, wo sie sich op­ti­mal le­sen las­sen und zum le­ser kom­men, statt vom le­ser zu ver­lan­gen, dass er zu ei­nem kommt. so­lan­ge alle ba­sis­in­for­ma­tio­nen wie mein name, ein link zum ori­gi­nal, das ver­öf­fent­li­chungs­da­tum be­stehen blei­ben und der voll­text und die an­hän­ge kor­rekt dar­ge­stellt wer­den. gut wäre auch, wenn sich än­de­ru­negn am ori­gi­nal auch am ein­ge­bet­te­ten text aus­wir­ken wür­den. mit RSS funk­tio­niert das ja seit jah­ren pri­ma. aber viel­leicht kann das auch noch bes­ser funk­tio­nie­ren?


dave wi­ner geht das na­tür­lich wie­der mal aus der tech­ni­schen per­spek­ti­ve an und plä­diert für die in­ter­ope­ra­bi­li­tät von con­tent ma­nage­ment sys­te­men:

Let me en­ter the URL of so­me­thing I wri­te in my own space, and have it ap­pear here as a first class ci­ti­zen. In­dis­tin­gu­is­ha­ble to rea­ders from so­me­thing writ­ten here.

And of cour­se vice ver­sa. Let me take this pie­ce, pu­blished here, and turn it into a URL that re­turns the source code for the do­cu­ment. No for­mat­ting. Just text with a litt­le struc­tu­re and me­ta­da­ta.

wenn wir al­les was wir schrei­ben mit ein paar API-auf­ru­fen oder ei­nem knopf­druck oder voll­au­to­ma­tisch mit au­to­dis­co­very mit al­len we­sent­li­chen me­ta­da­ten ein­bett­bar ma­chen kön­nen, wür­de ein traum von mir wahr. meins bleibt meins, aber es ist be­weg­lich. tech­nisch wäre das am ehes­ten mit RSS auf ar­ti­kel- oder ob­jekt-ba­sis ver­gleich­bar. das for­mat, ob RSS, XML, JSON oder OPML hin­ter die­sem me­cha­nis­mus steckt, ist egal; haupt­sa­che das pro­to­koll ist of­fen und idio­ten­si­cher. so­weit ich sehe, gibts im prin­zip auch schon ein for­mat da­für: oEm­bed.

tech­nisch wür­de ich eine lö­sung be­vor­zu­gen, mit der ich wei­ter­hin auf mei­ner web­site, die ich un­ter kon­trol­le habe, schrei­be aber de­ren in­hal­te be­lie­big in die in­for­ma­ti­ons­flüs­se drit­ter ein­zu­bet­ten sind. so wie bis­her mit RSS — und dar­über hin­aus. der an­reiz die quel­le, mei­ne sei­te, zu be­su­chen, ist der kon­text der mel­dung. op­ti­ma­ler­wei­se zie­he ich per API die links, die er­wäh­nun­gen, tweets, ret­weets, em­beds oder dis­kus­sio­nen über­sicht­lich an ei­ner stel­le zu­sam­men, ein klei­nes ar­ti­kel-riv­va. an­satz­wei­se pro­bie­re ich das be­reits jetzt, in­dem ich un­ter ei­nem ar­ti­kel alle tweets und blog­ar­ti­kel mit links auf den ar­ti­kel ein­bet­te, die an­zahl der li­kes, plus­se oder quo­tes an­zei­ge, eben­so, wenn vor­han­den, ei­nen link zur riv­va-sei­te des ar­ti­kels. den ar­ti­kel und die op­ti­ma­ler­wei­se ein­ge­bet­te­te (und zu­rück­hal­ten­de) wer­bung gibts über­all, den kon­text und agg­re­gier­ten re­ak­tio­nen nur an der quel­le.


jeff jar­vis hat noch ei­nen punkt der auch nicht un­wich­tig für die idee der in­for­ma­ti­ons­flüs­se:

Crea­tors don’t need pro­tec­tion from co­py­ing. That’s fu­ti­le. Co­py­ing can’t be stop­ped. Thus co­py­ing is no lon­ger a way to ex­ploit the va­lue of crea­ti­on.

So what do crea­tors need pro­tec­ted? What are their in­te­rests?

I’m thin­king they need cre­dit for their crea­ti­ons so they can build re­pu­ta­ti­on or re­la­ti­onships they can ex­ploit th­rough many me­ans: spea­king for mo­ney, for ex­am­p­le, or gai­ning so­cial cre­dit.

(Co­py­right or crea­tors’ rights?)

wir möch­ten, dass un­se­re ge­dan­ken, un­se­re ideen un­se­re wor­te mög­lichst weit ge­tra­gen wer­den, emp­foh­len, kom­men­tiert, ge­lik­ed oder kri­ti­siert wer­den. aber wir möch­ten auch, dass un­se­re ideen zu uns zu­rück­ver­folg­bar blei­ben — un­se­ren na­men und ei­nen link auf die quel­le mit sich tra­gen auf ih­rem weg durch die welt. das ist nicht nur eine fra­ge der tech­nik, son­dern vor al­lem auch eine fra­ge des an­stands, der kon­ven­ti­on. die zu­schrei­bung, die au­toren­zei­le, der back­link ist ne­ben dem ap­plaus das brot des au­toren. und das ho­no­rar? jar­vis meint das gin­ge, wenn man sich ei­nen ruf er­schrie­ben hat mit ver­an­stal­tun­gen, di­rek­ten ver­käu­fen (kind­le sin­gle, ebooks), spen­den (kick­star­ter, flattr) und eben ein­ge­bet­te­ten an­zei­gen, die auch durch­aus mit ein­bett­ba­ren in­hal­ten funk­tio­nier­ten (sie­he turi2 oder re­post.us, die ge­nau das ma­chen: ar­ti­kel mit den re­fen­ren­zen zum ori­gi­nal und ein­ge­la­ger­ter wer­bung per nach­rich­ten­strom ver­tei­len).

jar­vis fasst das noch­mal so zu­sam­men:

Un­der cre­dit­right [as op­po­sed to co­py­right], pi­ra­cy is also re­de­fi­ned. The crime is not co­py­ing and sha­ring so­meone’s work, the crime is vio­la­ting the me­ans that crea­tors pro­vi­de — a la Crea­ti­ve Com­mons or Re­post.US — for its use. This also in­fers that crea­tors who do not pro­vi­de tho­se me­ans — who do not make their con­tent spre­a­da­ble and em­bed­da­ble — are just plain fools.


neu ist das al­les frei­lich nicht. schon 2007 schrieb doc searls:

News is a ri­ver, not a lake.


ar­ti­kel­links und quel­len:

nach­trä­ge:


das in­ter­net geht nicht mehr weg

felix schwenzel

ich mag es ger­ne, wenn ben_ laut über das in­ter­net nach­denkt, zu­mal er ja, wie ix, ein gu­ter in­ter­net­kri­ti­ker wer­den woll­te. aus sei­nem text vom 6. au­gust scheint je­doch, fin­de ix, mehr pes­si­mis­mus als kri­tik durch:

Das Netz ist Geld. Mehr Geld als sich das Fern­se­hen auch nur er­träu­men konn­te. Denn wir sel­ber sind das Netz. Und nichts ist mehr Wert als die Men­schen. Goog­le, Ama­zon, Face­book, Ebay, Mi­cro­soft und Twit­ter ha­ben uns be­reits ein­ge­kap­selt und ver­drah­tet zu zie­hen ei­nen Strom von Geld aus uns her­aus. Der Rest ist die Ma­trix: Ein Il­lu­si­on von Frei­heit und ein Traum von ei­ner di­gi­ta­len ‘Re­vo­lu­ti­on’, weil es sich da­von so schön träumt.

er for­mu­liert eine in­ter­es­san­te, leicht ver­dreh­te, in­ter­pre­ta­ti­on mei­nes re­pu­bli­ca-2012-vor­trags:

Ich glau­be lang­sam aber si­cher wird im­mer deut­li­cher, was da ei­gent­lich pas­siert und Fe­lix hat­te das auf der Re­pu­bli­ka schon mal schön ge­sagt: Soy­lent Green is Peo­p­le: Das Pro­dukt sind die Kun­den, die Wa­ren. Wir sind die Roh­stof­fe die­ser neu­en Kon­zer­ne. Ich muss da­bei im­mer öf­ter an das Bild aus dem ers­ten Teil Ma­trix den­ken, wo man die rie­si­gen Tür­me sieht, in de­nen die Men­schen ge­hal­ten wer­den, um aus Strom zu ma­chen.

so habe ich das frei­lich nicht ge­meint und auch nicht über­ti­telt. mein vor­trags­the­ma lau­te­te: „soy­lent green, äh, the in­ter­net is peo­p­le!“ ich habe die­se of­fen­sicht­li­che selbst­ver­ständ­lich­keit das im po­si­ti­ven sin­ne ge­meint, weil sie näm­lich kei­nes­falls selbst­ver­ständ­lich ist. so schrieb ro­bert ba­sic kürz­lich:

Es gibt nur ei­nen Weg: Das In­ter­net von heu­te muss so schnell wie nur mög­lich ver­schrot­tet und auf der Müll­hal­de der Ge­schich­te ent­sorgt wer­den. Wir sind we­der HTML-We­sen noch in Do­sen ge­press­te, ge­la­de­ne Elek­tro­nen­frag­men­te, die auf ei­nem simp­len Bild­schirm wie­der zu­sam­men­ge­setzt wer­den. […]

Wir kön­nen uns nicht mit die­ser ar­chai­schen “Ver­bren­nungs­ma­schi­ne na­mens In­ter­net, die Feu­er im Hohl­raum er­zeugt, um ein Me­tall­ge­stän­ge in Be­we­gung zu ver­set­zen” zu­frie­den ge­ben. Wir dür­fen es nicht als die Kro­ne der mensch­li­chen Er­fin­dungs­ga­be be­trach­ten. Es ist nur ein kleins­ter An­fang, der uns in 100 Jah­ren wie die Er­fin­dung des Feu­ers mit­tels koh­len­stoff­hal­ti­gen Roh­stof­fen (“Holz und Koh­le”) lä­cher­lich er­schei­nen wird.

Es muss durch eine Ver­si­on er­setzt wer­den, die den Men­schen in un­ge­ahn­ter Kom­plett­heit über­tra­gen, ver­mit­teln und ver­ste­hen las­sen kann. Ohne elek­tro­ni­schen Ver­kür­zun­gen und Mo­du­la­tio­nen, die wir po­pu­lär Time­line, Blog­pos­ting und You­Tube-Vi­de­os nen­nen.

Wenn wir das nicht tun, wer­den wir uns den Ma­schi­nen und ih­ren schreck­li­chen Ver­ein­fa­chun­gen an­pas­sen.

ro­bert ba­sic über­sieht vor lau­ter HTML, tech­nik, ma­schi­nen und in­ter­net­feu­er, dass das in­ter­net eben nicht aus HTML, tech­nik und ma­schi­nen be­steht, son­dern aus dem was men­schen da­mit ma­chen — und das geht über die tech­nik da­hin­ter weit hin­aus. das was ro­bert ba­sic da in sei­ner rha­bar­ber­spra­che sagt, ist als wenn man kunst und li­te­ra­tur ab­leh­nen wür­de, weil wir men­schen nun­mal nicht kei­ne mar­mor-, öl­far­ben- oder gram­ma­tik- und buch­sta­ben-we­sen sei­en. ma­le­rei, bild­haue­rei, spra­che, tanz, mi­mik, ges­tik, blog­gen, twit­tern, face­boo­ken (und so wei­ter) sind (un­voll­kom­me­ne) werk­zeu­ge, die wir be­nut­zen um un­se­re per­sön­lich­keit und mensch­lich­keut aus­zu­drü­cken. aber wir soll­ten uns da­vor hü­ten uns und un­ser „we­sen“ mit den werk­zeu­gen die wir be­nut­zen gleich­zu­set­zen.

dazu kommt: wel­cher ver­nunft­be­gab­te mensch be­trach­tet das in­ter­net als die „Kro­ne der mensch­li­chen Er­fin­dungs­ga­be“? oder wem er­scheint die nutz­bar­ma­chung des feu­ers durch die men­schen als „lä­cher­lich“? das ge­gen­teil ist der fall, das feu­er wird all­ge­mein als der an­fang der mensch­li­chen zi­vi­li­sa­ti­on ge­se­hen, das strei­ten noch nicht mal die krea­tio­nis­ten ab. und die letz­te fra­ge die ich mir nach der lek­tü­re von ba­sics aus­wurf stel­le: wann und wo und wie kann man men­schen in ih­rer „un­ge­ahn­ten Kom­plett­heit“ er­fah­ren, „ver­mit­teln und ver­ste­hen“? als ich ro­bert ba­sic mal auf der re­pu­bli­ca ge­trof­fen habe, habe ich ei­ni­ge frag­men­te sei­ner per­sön­lich­keit er­fah­ren und er ein paar von mir, selbst mei­ne bes­ten freun­de die ich re­gel­mäs­sig tref­fe, ken­ne ich nur frag­men­ta­risch. mei­ne frau und mich selbst kann ich nicht­mal an­satz­wei­se kom­plett er­fas­sen — ich (und mei­ne frau) über­ra­schen mich im­mer wie­der mit neu­en per­sön­lich­keits­aspek­ten und -ei­gen­schaf­ten.

men­schen sind zu viel­schich­tig um sie kom­plett zu er­fas­sen, egal auf wel­chem weg, egal mit wel­cher (kul­tur-) tech­nik.

zu­ge­ge­ben, viel zeit mit je­man­dem in kör­per­li­cher nähe zu ver­brin­gen, er­leich­tert die er­fas­sung der per­sön­lich­keit un­ge­mein. aber ge­nau hier hilft auch das in­ter­net, als werk­zeug: es hilft mir per­sön­lich­keits­frag­men­te von frem­den und weit ent­fern­ten men­schen zu er­fas­sen, et­was das ohne in­ter­net und schrift eher schwie­rig war.

aber zu­rück zum pes­si­mis­mus von ben_. selbst wenn das in­ter­net, wie ben_ pos­tu­liert, be­reits vom kom­merz und der ver­gol­dung von mensch­li­chen ak­ti­vi­tä­ten be­herrscht sein soll­te („das Netz ist Geld“), heisst das noch lan­ge nicht, dass frei­heit, an­ar­chie, sub­ver­si­vi­tät oder hem­mungs­lo­se krea­ti­vi­tät im netz nicht mehr mög­lich sei­en. auch das um­wäl­zungs­po­ten­zi­al und die kraft der dis­rup­ti­on von alt­her­ge­brach­tem wer­den da­durch nicht ge­bro­chen. auch das liegt, ver­kürzt ge­sagt, dar­an, dass das in­ter­net aus men­schen be­steht. der frei­heits­drang, die krea­ti­vi­tät von men­schen lässt sich zeit­wei­lig viel­leicht un­ter­drü­cken, aber nie auf dau­er. das zei­gen der ara­bi­sche früh­ling, das auf­bre­chen des ei­ser­nen vor­hangs und mei­net­we­gen auch die fran­zö­si­sche und ame­ri­ka­ni­sche re­vo­lu­ti­on. und star trek.

stel­len wir uns das in­ter­net als eine stadt oder vie­le städ­te vor. ge­ra­de in durch­kom­mer­zia­li­sier­ten und -kor­rum­pier­ten städ­ten wie new york oder mos­kau bil­den sich zwangs­läu­fig ni­schen und ge­gen­be­we­gun­gen — im schat­ten des kom­mer­zes. zwangs­läu­fig auch des­halb, weil jede ak­ti­on eine ge­gen­re­ak­ti­on aus­löst, nicht nur in der phy­sik, son­dern vor al­lem in der mensch­li­chen psy­che. al­lein das re­vo­lu­tio­nä­re po­ten­zi­al von mu­sik! wie der al­ge­ri­sche rap­per ha­ma­da ben amor sag­te:

die mu­sik, die stim­me schlägt im­mer die waf­fen. das habe ich schon oft ge­sagt. selbst wenn die re­gie­rung über waf­fen und mi­li­tär ver­fügt, die stim­me und der wil­le sie­gen im­mer. die re­vo­lu­tio­nä­re kann man tö­ten, die re­vo­lu­ti­on kaum.

soy­lent green mag es im sin­ne von ben_ wie­der ge­ben („Wir sind die Roh­stof­fe die­ser neu­en Kon­zer­ne.“), aber es ist un­ge­fähr­lich, weil wir es wis­sen. weil wir ver­netzt sind und das in­ter­net und un­se­re stim­men zur kom­mu­ni­ka­ti­on nut­zen kön­nen. des­halb ist es rich­tig und gut soy­lent green die durch­kom­mer­zia­li­sie­rung und aus­beu­tung der men­schen poin­tiert zu kri­ti­sie­ren, aber es gibt mei­ner an­sicht nach kei­nen grund pes­si­mis­tisch zu wer­den. mehr noch, das netz, gibt in all sei­ner un­voll­kom­men­heit eben nicht nur den geld­strot­zen­den gi­gan­ten werk­zeu­ge an die hand, son­dern auch dir und mir. und mich zu­min­dest stimmt das op­ti­mis­tisch.


wir ste­hen al­le auf ir­gend­wel­chen schul­tern

felix schwenzel

kir­by fer­gu­son, der die gross­ar­ti­ge vier­tei­li­ge se­rie ever­y­thing is a re­mix ge­macht hat, hat jetzt auch ei­nen ted-vor­trag über das glei­che the­ma ge­hal­ten. die vier fil­me qua­si auf neun mi­nu­ten ein­ge­dampft.

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im ted-blog hat liz ja­cobs noch 14 zi­ta­te zum the­ma re­mi­xing ge­sam­melt und die­sen wun­der­ba­ren vor­trag („ste­al like an ar­tist“) von aus­tin kleon ein­ge­bet­tet:

mein lieb­lings­zi­tat aus dem vor­trag von aus­tin kleon:

you are a mas­hup of what you let into your life.


„re­bel yell“

felix schwenzel

arte hat mir zwei fol­gen der doku „re­bel yell“ auf DVD ge­schickt und ich habe sie mir ges­tern abend an­ge­se­hen. die bei­den sen­dun­gen sol­len die „ak­tu­el­le pro­test­kul­tur“ do­ku­men­tie­ren und las­sen zwi­schen an­ony­mous, oc­cu­py, wiki­leaks, pus­sy riot, lon­don ri­ots, ara­bi­schem früh­ling, rage against the ma­chi­ne, na­di­ne lan­tzsch und haus­be­set­zern wirk­lich nichts aus — aus­ser ge­gen­stim­men.

je­der der schon­mal ge­gen et­was pro­tes­tiert hat darf ein paar o-töne ab­ge­ben und die pro­test­form an der er oder sie ge­ra­de teil­nimmt in ei­nem po­si­ti­ven licht dar­stel­len. das ist al­les so wohl­wol­lend und, wie der ta­ges­spie­gel schreibt, „hip“ ab­ge­filmt, dass man die sen­dun­gen statt do­ku­men­ta­ti­on auch ge­trost pro­test-selbst­por­traits hät­te nen­nen kön­nen. ich hab nie­man­den ge­se­hen der die pro­tes­te aus eine neu­tra­len, aus­sen­ste­hen­den oder di­stan­zier­ten per­spek­ti­ve kom­men­tiert hat. es fiel in den 2wei mal 52 mi­nu­ten pro­test-doku kein ein­zi­ges kri­ti­sches wort, kei­ne aus­sa­ge wur­de hin­ter­fragt, kei­ne selbst­dar­stel­lung wur­de mit ta­ges­licht be­leuch­tet.

die feh­len­de di­stanz der sen­dun­gen oder die ab­we­sen­heit von ge­gen- oder neu­tral­stim­men ist nichts über das man sich echauf­fie­ren müss­te — aber es macht die sen­dun­gen ziem­lich lang­wei­lig und un­in­spi­rie­rend. in­ter­es­sier­te sich mei­ne oma für die „ak­tu­el­le pro­test­kul­tur“, re­bel yell wür­de ihr ei­nen pri­ma über­blick ver­schaf­fen, wel­ches selbst­bild die ver­schie­de­nen pro­test­kul­tu­ren ha­ben.

am ende der zwei­ten fol­ge sagt tom mo­rel­lo von rage against the ma­chi­ne:

mit der rich­ti­gen kom­bi­na­ti­on aus rhyt­mus, me­lo­die und be­deu­tung kann man wahr­heit in ei­ner ein­zig­ar­ti­gen form wie­der­ge­ben. das kann nur mu­sik.

do­ku­men­ta­tio­nen und jour­na­lis­mus kön­nen das lei­der nicht. da ist das mit der wahr­heit et­was kom­pli­zier­ter.

so ver­sucht re­bel yell dem zu­schau­er im­mer wie­der den ein­druck zu ver­mit­teln, dass die oc­cu­py-be­we­gung blü­he. ein­mal sagt die off-stim­me:

die be­we­gung brei­tet sich aus. über­all kehrt der pro­test zu­rück in die öf­fent­lich­keit.

oc­cu­py­tan­ten er­zäh­len, der off-kom­men­tar schwärmt und der zu­schau­er er­in­nert sich, dass das oc­cu­py frank­furt camp ge­ra­de ge­schlos­sen wur­de (und 30 me­ter wei­ter zog) und das oc­cu­py lon­don camp am 14. juni ge­schlos­sen wur­de.


ich habe mir bei der ers­ten fol­ge nach ca. 30 mi­nu­ten sehn­lich ge­wünscht, dass die sen­dung sich lang­sam dem ende zu­nei­gen wür­de. tat sie aber erst nach 50 mi­nu­ten. trotz­dem fand ich die dop­pel­fol­ge nicht schlecht.

denn wenn man hin­ter dem mond lebt, be­kommt man ei­nen ganz gu­ten ein­druck wer wo und wie ge­gen was ist und wie die ver­schie­de­nen mo­der­nen pro­test­for­men aus­se­hen. wenn man nicht hin­ter dem mond lebt, be­kommt man eine men­ge o-töne und bil­der und mu­sik­schnip­sel mit, die sich in die­ser kon­zen­tra­ti­on nicht ein­fach auf zei­tungs- oder web­sei­ten klem­men las­sen. ei­ni­ge pro­test-prot­ago­nis­ten, die in mei­ner wahr­neh­mungs­bla­se bis­her nicht vor­ka­men habe ich jetzt auch mal ken­nen­ge­lernt.

ha­ma­da ben amor aka el gé­né­ral, zum bei­spiel, der in al­ge­ri­en mit sei­ner mu­sik die re­vo­lu­ti­on mit­an­ge­facht hat. lei­der kann ich mit die­ser form yo-ma­cho-hip-hop nicht viel an­fan­gen, aber kraft­voll, wü­tend und au­then­tisch wirk­te das schon. ha­ma­da ben amor sag­te dann auch sehr schön:

die mu­sik, die stim­me schlägt im­mer die waf­fen. das habe ich schon oft ge­sagt. selbst wenn die re­gie­rung über waf­fen und mi­li­tär ver­fügt, die stim­me und der wil­le sie­gen im­mer. die re­vo­lu­tio­nä­re kann man tö­ten, die re­vo­lu­ti­on kaum.

mir fiel auf, dass mu­sik auf eine an­ge­neh­me, bei­na­he sub­ti­le, we­nig ag­gres­si­ve art wü­tend ma­chen kann. sehr schön zeig­te das auch ein klei­nes seg­ment, in dem rage against the ma­chi­ne in der wall street ih­ren song sehr laut spiel­ten und sich da­bei von mi­cha­el moo­re fil­men lies­sen (vi­deo). die idee: rage against the ma­chi­ne spie­len, die po­li­zei kommt, nimmt sie fest, die ka­me­ra hält drauf, fer­tig ist das wut-vi­deo. was aber auch pas­sier­te: nicht nur die po­li­zei kam, son­dern auch ei­ni­ge an­zug­trä­ger aus den ban­ken, bzw. der bör­se. die wipp­ten sich dann auch in wut und skan­dier­ten: „suits for rage“.

die ver­bin­dung von wut und mu­sik zeigt die doku ein­drück­lich. in mir kam beim zu­se­hen der wunsch nach mehr wut all­ge­mein und mehr wut von künst­lern auf. nicht die re­ge­ner art von ich-ich-ich- und busi­ness-wut, son­dern wut we­gen un­ge­rech­tig­keit, dis­kri­mi­nie­rung, gier, ab­bau von bür­ger­rech­ten und man­geln­dem ge­mein­sinn. wie das ge­hen kann und wer so­was macht, zeigt re­bel yell ganz gut.


die ers­te fol­ge re­bel yell läuft heu­te abend um 22:30 uhr auf arte, die zwei­te fol­ge läuft am 18. au­gust. (viel­leicht läuft die ers­te fol­ge aber auch heu­te um 21:50 und die zwei­te am 18. au­gust um 21:30. die arte web­sei­te ist sich da nicht ganz si­cher.)


[nach­trag 12.08.2012]
die ers­te fol­ge von „re­bel yell“ ist jetzt in der arte me­dia­thek.


bei der mäd­chen­man­schaft gibts eine mit­tel­mäs­sig in­ter­es­san­te dis­kus­si­on zwi­schen dem pro­du­zen­ten des films chris­ti­an bett­ges, na­di­de lan­tzsch und ei­ni­ges an­de­ren kom­men­ta­to­ren.


re­den vs. schrei­ben vs. lin­ken

felix schwenzel

am diens­tag war ich bei ms­pro und max zum re­den. wir ha­ben un­ge­fähr drei stun­den ge­re­det, da­von wur­den zwei­ein­halb stun­den au­gezeich­net und zum aus der kon­ser­ve an­hö­ren ins netz ge­stellt (mp3). das war sehr nett, wo­bei ich mich stän­dig ge­fragt habe, wer hört sich das ge­plau­der von drei ty­pen so lan­ge an?

nach der auf­zeich­nung ha­ben wir noch ein biss­chen in den live­stream ge­plau­dert und ms­pro frag­te mich, war­um ich ei­gent­lich nicht pod­cas­te­te. ich glau­be ich ant­wor­te­te, dass ich mich schon ger­ne zu pod­casts ein­la­den las­sen wür­de und auch durch­aus eine ge­wis­se fas­zi­na­ti­on am pod­cas­ten nach­voll­zie­hen kann, aber sel­ber we­der pod­casts höre, noch auf die idee käme, sel­ber wel­che zu ma­chen.

auch wenn man das nicht im­mer merkt, ich mag es ganz ger­ne, eine idee die ich habe so gut wie mög­lich auf den punkt zu brin­gen. das auf den punkt brin­gen ist au­dio- oder vi­su­ell, fin­de ich, viel an­stren­gen­der als in schrift­form. ich hab ja mal für ne wei­le re­gel­mäs­sig vi­deo­pod­casts ge­macht, was ei­ner­seits spass ge­macht hat, an­de­rer­seits irre viel ar­beit war — ob­wohl ich hil­fe hat­te (auf­zeich­nung, schnitt, en­co­ding). und ich fand das was hin­ten raus­kam auch nicht im­mer so be­frie­di­gend, wor­aus ix schlies­sen könn­te, dass ich ent­we­der mehr ar­beit rein­ste­cken soll­te oder es eben zu las­sen. in den letz­ten jah­ren liess ich es ein­fach. dazu kommt, dass ich mit dem ins in­ter­net schrei­ben ei­gent­lich ganz gut be­dient bin.


apro­pos ge­schrie­be­nes wort. ich glau­be ms­pro sag­te in #wmr47, dass ich in letz­ter zeit ja kaum noch blog­gen wür­de. wor­auf ich fast ein biss­chen em­pört re­agier­te und mein­te, dass ich im ge­gen­teil nicht nur ziem­lich re­gel­mäs­sig und be­reits über ein jahr kom­men­tier­te links auf wir­res.net pos­ten wür­de, son­dern auch gar nicht so sel­ten ar­ti­kel schrö­be.

fin­det ms­pro, dass links-pos­ten kein blog­gen sei? wenn ich drü­ber nach­den­ke, ist da na­tür­lich was dran. denn auch wenn das lin­ken ar­beit macht und mühe kos­tet, bei näh­rem hin­se­hen, be­stehen mei­ne links zu 80 pro­zent aus zi­ta­ten oder zu­sam­men­fas­sun­gen und manch­mal, tat­säch­lich eher sel­ten, ei­ner ein­schät­zung oder ei­nem kom­men­tar von mir.

das was ix mit den links ma­che, ist am ehes­ten mit dem ver­gleich­bar, was ich frü­her mit dem sha­ring-fea­ture im goog­le rea­der ge­tan habe: die leu­te in mei­ner bla­se auf aus mei­ner sicht le­sens­wer­te ar­ti­kel hin­wei­sen und manch­mal zu er­klä­ren war­um ich das tue — und manch­mal eben nicht. da­bei scheint ge­wis­ser­mas­sen auch ein biss­chen faul­heit vor dem poin­tier­ten kom­men­tie­ren und be­wer­ten durch.

mar­ce­lo so­mers nann­te link­blog­gen vor­ges­tern „The Link­blog Can­cer“:

Our job as in­de­pen­dent wri­ters isn’t to be first or even to get the most pa­ge­views. It’s to ans­wer the ques­ti­on of “so what?”. Ta­ken as a who­le, our sites should tell a uni­que sto­ry that no one else can, with sto­ry­li­nes that de­ve­lop over time that help bring or­der to the cha­os of what we co­ver.

ei­ner­seits ist das völ­lig über­trie­ben, an­de­rer­seits stimmt es na­tür­lich schon, dass die ei­ge­ne stim­me und in­ter­es­sen im ei­ge­nen blog klar und deut­lich durch­schei­nen soll­ten. aber ich fin­de das muss nicht im­mer in der glei­chen stär­ke sein. und zum ord­nung schaf­fen bin ich eh nicht da. ich stos­se lie­ber an, als (ein) zu ord­nen.


mir fiel dann noch ein, ich könn­te ja noch­mal nach­den­ken und -su­chen, bei wem ich schon so al­les ge­pod­cas­tet habe. ent­ge­gen der oft ge­äus­ser­ten schwach­sinns-the­se, dass das in­ter­net nie ver­ges­se, sind ein paar die­ser spu­ren in den letz­ten 6 jah­ren be­reits wie­der ver­schwun­den oder funk­tio­nie­ren nicht mehr rich­tig. das ist die lis­te der pod­casts bei de­nen ich mal zu gast war, die mir noch ein­fie­len oder goo­g­le­bar¹ wa­ren:

2006 mit john­ny in ir­gend­ei­ner eck­knei­pe, 2006 mit john­ny bei ra­dio-fritz track­back (aus dem netz ver­schwun­den), auch 2006 bei 4 na­sen tan­ken su­per auf dem me­di­en­fo­rum NRW (ver­schwun­den), 2007 4 na­sen auf der re­pu­bli­ca, auf der re­pu­bli­ca 2010 mit fré­dé­ric va­lin, 2010 beim me­di­en­ra­dio mit phil­ip ban­se und jana wut­t­ke, 2010 beim wort zum sonn­tag mit bosch und ma­thi­as ri­chel und jetzt bei wir müs­sen re­den.


1) ich goog­le mit duck­duck­go .


USA schü­ler­aus­tausch

felix schwenzel

ich weiss gar nicht mehr, wie ich vor 26 oder 27 jah­ren dar­auf ge­kom­men bin ein jahr als aus­tausch­schü­ler nach ame­ri­ka zu fah­ren. ich glau­be es war nele, die sich ir­gend­wann ent­schloss das aus­tausch­jahr zu ma­chen und sich bei YFU da­für be­warb. als ich mich ent­schied, war die be­wer­bungs­frist bei YFU be­reits ab­ge­lau­fen. bei iST konn­te ich mich aber noch be­wer­ben. an wei­te­re or­ga­ni­sa­to­ri­schen de­tails kann ich mich nicht mehr er­inn­nern. wor­an ich mich aber noch er­in­nern kann, war mei­ne vor­freu­de. deutsch­land, aa­chen, die schu­le, mein all­tag lang­weil­ten mich. ich fand deutsch­land nach 17 jah­ren auf­ent­halt furcht­bar. hel­mut kohl war bun­des­kanz­ler, al­les war so klein und pro­vin­zi­ell. aa­chen war OK zum auf­wach­sen, aber den rest mei­nes le­bens woll­te ich dort nicht ver­brin­gen. ich scherz­te schon da­mals, dass aa­chen ein su­per al­ters­wohn­sitz sei, aber nix zum le­ben.

ich hat­te das ge­fühl, dass mein le­ben sich in ei­ner trü­ben bla­se ab­spiel­te, ich fürch­te­te in aa­chen zu ver­wel­ken oder im dom­kel­ler zum al­ko­ho­li­ker zu wer­den. ich woll­te an der welt schnup­pern.

ein paar mo­na­te vor mei­ner ab­rei­se hat­te ich mich zwar ge­ra­de über­win­den kön­nen gita, in die ich schon ewig ver­knallt war, zu küs­sen. wir wa­ren abends mit ein paar freun­den im „haupt­quar­tier“, ei­ner aa­che­ner knei­pe in der pro­me­na­den­stras­se die es tat­säch­lich noch gibt. da­mals war das aber de­fi­ni­tiv nicht „aa­chens schrägs­te knei­pe“, son­dern ein dunk­les punk­schmud­del­loch. ich glau­be die mu­sik war dort aus prin­zip scheis­se, das war an dem abend aber auch egal, ich war ja am knut­schen. plötz­lich wa­ren mei­ne lieb­lings­freun­din und ich ein paar. wit­zi­ger­wei­se lang­weil­te uns das paar-sein nach ein paar wo­chen bei­de so sehr, dass wir uns ent­schie­den zum ur­sprüng­li­chen zu­stand zu­rück­zu­keh­ren: bes­te freun­de. zwei wo­chen vor mei­ner ab­rei­se mach­ten wir auf der trep­pe vorm dom­kel­ler ein­ver­nehm­lich und er­leich­tert schluss.

in der schu­le hat­te ich mein ers­tes ei­ni­ger­mas­sen er­folg­rei­ches jahr hin­ter mir. die ers­ten jah­re im gym­na­si­um war ich ein so sch­ech­ter schü­ler, dass mein deutsch­leh­rer mir emp­fahl doch ein hand­werk zu er­ler­nen und den haupt­schul­ab­schluss zu ma­chen. dar­auf folg­ten drei jah­re in de­nen ich die be­fürch­tun­gen mei­nes deutsch­leh­rers be­stä­tig­te und drei­mal in fol­ge sit­zen­blieb. zwei­mal schaff­te ich in fran­zö­sisch die nach­prü­fung, bei der ver­set­zung in die zehn­te klas­se hat­te ich dann zu­vie­le sech­sen für eine nach­prü­fung. in der zehn­ten klas­se mach­te mir die schu­le plötz­lich so­gar spass. am meis­ten spass be­rei­te­te mir das le­sen; ich ver­schlang ho­imar von dit­furts bü­cher, las dou­glas adams im ori­gi­nal, erich fromms „die kunst des lie­bens“ und fast alle bü­cher von her­mann hes­se.

schrei­ben konn­te ich al­ler­dings nicht. mei­ne be­wer­bung, bzw. selbst­be­schrei­bung für die gast­el­tern­su­che schrob ich in kra­ke­li­ger pseu­do-schreib­schrift, die sät­ze wa­ren un­be­hol­fen for­mu­liert. auf den fo­tos mit de­nen ich mei­ne fa­mi­lie vor­stell­te, sah man mei­nen va­ter mit ei­nem glas fei­er­abend­wein, ich lä­chel­te auf kei­nem der fo­tos, auf dem fa­mi­li­en­por­trait sah nie­mand in die ka­me­ra; die fa­mi­lie sass am früh­stücks­tisch, mein va­ter ver­deckt von blu­men, mei­ne mut­ter war le­dig­lich als blau­er blop mit ro­ten haa­ren zu er­ken­nen.

er­war­tun­gen an mei­nen auf­ent­halt in ame­ri­ka hat­te ich kei­ne, nur vor­freu­de auf das neue und auf das weit-weg-sein. ich fühl­te mich wie ein pil­ger­va­ter. ich hat­te die chan­ce kom­plett zu ver­schwin­den und al­les neu an­zu­fan­gen, alle zwän­ge de­nen ich mich aus­ge­lie­fert fühl­te könn­te ich hin­ter mir las­sen. was für eine gross­ar­ti­ge er­fin­dung die­ses ame­ri­ka war.


in zwei wo­chen reist das kind für ein jahr nach ame­ri­ka, in eine klein­stadt in der nähe von port­land, in ore­gon — kaum 200 ki­lo­me­ter ent­fernt von ta­co­ma, wo ich mein jahr ver­bracht habe. die gast­el­tern sind seit ein paar wo­chen auf face­book mit uns, den gross­el­tern und dem kind be­freun­det. das kind ist be­reits mit der hal­ben stadt und fast al­len künf­ti­gen gast­schü­lern dort be­freun­det und hat schon ein paar­mal mit sei­nen gast­el­tern vi­deo­te­le­fo­niert. al­les scheint so nah, viel nä­her als da­mals bei mir. statt luft­post­brie­fen auf ex­tra dün­nem pa­pier schreibt man face­book-nach­rich­ten, man kann kos­ten­los dort an­ru­fen, der lehr­plan der schu­le und pro­fi­le von al­len leh­rern ste­hen im in­ter­net. wir und das kind ha­ben be­reits die hal­be stadt mit street­view und goog­le maps er­kun­det, wir ha­ben hun­der­te fo­tos der stadt, der gast­el­tern und der gast­el­ternen­kel­kin­der ge­se­hen.

die bei­fah­re­rin ist de­fi­ni­tiv auf­ge­reg­ter als das kind. ich glau­be das kind wäre nur auf­ge­regt, wenn es in ame­ri­ka kein face­book, kein you­tube oder ein play­sta­ti­on­ver­bot gäbe. das äus­sers­te an auf­re­gung brach letz­te wo­che kurz aus dem kind her­aus, als es sag­te: „oh, nur noch zwei wo­chen, dann flie­ge ich.“

ich glau­be, dem kind ein aus­tausch­jahr in ame­ri­ka schmack­haft zu ma­chen und die fi­nan­zie­rung mit tat­kräf­ti­ger un­ter­stüt­zung von fast al­len fa­mi­li­en­zwei­gen zu or­ga­ni­sie­ren, war die bes­te ent­schei­dung, zu der uns das kind je ge­drängt hat.


ich habe in den letz­ten 26 jah­ren ziem­lich viel von mei­nem ame­ri­ka-auf­ent­halt ver­ges­sen. vie­le er­in­ne­run­gen kom­men jetzt wie­der hoch. er­staun­lich fin­de ich aber vor al­lem, wie sich die um­stän­de so ei­ner rei­se in den letz­ten jah­ren ge­än­dert ha­ben. die di­stanz nach ame­ri­ka ist dank des in­ter­nets enorm ge­schrumpft, wir kön­nen dem kind dank face­book, di­gi­tal­pho­to­gra­phie und dem di­rek­ten draht zu den gast­el­tern wie bis­her auf die pel­le rü­cken.

muss­te man frü­her mehr oder we­ni­ger alle ver­bin­dun­gen in die alte hei­mat kap­pen, nimmt man sie heu­te mit dem netz in echt­zeit mit bis in die letz­te ecke der welt. an­de­rer­seits könn­te man sich der neu­gier der el­tern und an­de­ren zu­rück­ge­blie­be­nen auch ei­ni­ger­mas­sen mit netz-abs­ti­nenz und -igno­ranz ent­zie­hen. ich habe das da­mals nach ein paar mo­na­ten ge­macht, in­dem ich an­kün­dig­te, dass ich jetzt auf­hö­re brie­fe zu schrei­ben. erst als ich geld brauch­te, fing ich wie­der an zu schrei­ben.


wie sich so ein schü­ler­aus­tausch aus deutsch­land an­fühlt, was wir vom kind so al­les mit­be­kom­men und ob der aus­tausch bei mir die eine oder an­de­re er­in­ne­rung wach­ruft, schrei­be ich hier in den nächs­ten 10 mo­na­ten un­reg­mäs­sig auf.


ni­ke wer­bung

felix schwenzel


ich mag den spot, trotz oder ge­ra­de we­gen des pa­thos. aber auf je­den fall we­gen des mi­ni­ma­lis­mus. / via bo­ing­bo­ing.net , wo xeni jar­din aus ei­nem busi­ness­in­si­der-ar­ti­kel über den 12 jäh­ri­gen dar­stel­ler zi­tiert, dass er wäh­rend der dreh­ar­bei­ten in ei­nen gra­ben ge­kotzt hät­te. er hät­te eine stun­de vor den dreh­ar­bei­ten mit­tag ge­ges­sen. das ist die gute nach­richt. die schlech­te nach­richt: der jun­ge will dem­nächst mit sei­ner mut­ter den jojo-ef­fekt durch­spie­len:

Nike has fur­ther plans for Sor­rell. He and his mom, Mo­ni­ca, are now try­ing to lose weight. If they make it, Nike will re­turn to shoot an­o­ther spot.


bit­te war­ten

felix schwenzel


flausch am sonn­tag (1)

felix schwenzel

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(ich gebe zu, ste­fan nig­ge­mei­ers flausch­con­tent ist flau­schi­ger) ( via )


klug­scheis­sen

felix schwenzel

klug­scheis­se­rei reizt mich. aber be­son­ders reizt sie mich, wenn sie vom spie­gel kommt. in der print-aus­ga­be von mon­tag, schrob der spie­gel in ei­ner no­tiz un­ter an­de­rem:

Die In­for­ma­ti­ke­rin [Ma­ris­sa May­er] ist im ach­ten Mo­nat schwan­ger. Vor ih­rem über­ra­schen­den Wech­sel an die Spit­ze der In­ter­net­fir­ma Ya­hoo war May­er als Ma­na­ge­rin beim di­rek­ten Kon­kur­ren­ten Goog­le tä­tig. Das Baby, des­sen Ge­burt für Ok­to­ber aus­ge­rech­net ist, soll­te die Kar­rie­re der US-Ame­ri­ka­ne­rin kaum be­ein­träch­ti­gen.

so weit, so egal. ei­ni­ge le­ser mein­ten an die­sem sät­zen aber un­ge­reimt­hei­ten fest­zu­stel­len. so schreibt der spie­gel heu­te auf sei­ner face­book­sei­te:

Vie­le Spie­gel-Le­se­rIn­nen stutz­ten - und frag­ten sich und spä­ter auch uns über un­se­re Le­ser­brief-Re­dak­ti­on: Könnt ihr beim SPIE­GEL nicht rech­nen? Ei­ni­ge emp­fah­len den ver­meint­li­chen Pat­zer für eine an­de­re be­lieb­te SPIE­GEL-Ru­brik, den "Hohl­spie­gel". Auf die­se Idee ka­men auch un­se­re Kol­le­gIn­nen von der "taz". Sie ver­zich­te­ten gleich ganz auf das Fra­ge­zei­chen und ver­lie­hen dem SPIE­GEL ges­tern ihre "Gur­ke des Ta­ges". Zehn bis elf Mo­na­te Schwan­ger­schaft, das sei dann ja "fast schon wie bei Ele­fan­ten".

Sie alle sind mit ih­rer Feh­ler-Dia­gno­se nicht al­lein. Am Mon­tag war schon Chef­re­dak­teur Ge­org Ma­s­co­lo über die Pas­sa­ge ge­stol­pert, bei der in­ter­nen Heft­kri­tik der Re­dak­ti­on.

in den fol­gen­den 10 ab­sät­zen er­klärt der spie­gel dann, dass die rech­nung durch­aus kor­rekt sei:

„Un­se­re Mel­dung er­schien in der 30. Schwan­ger­schafts­wo­che, also im 8. Mo­nat“, so der spie­gel. me­di­zi­ner zäh­len 40 schwan­ger­schafts­wo­chen, so­mit sind es also vom 23. juli, an dem der spie­gel er­schien, bis zum 4. ok­to­ber, dem pro­gnos­ti­zier­ten ge­burts­ter­min, 10 wo­chen. kann man nach­rech­nen, stimmt al­les. dann hat der spie­gel also recht und al­les ist gut. al­les klar­ge­stellt, bzw. wie der spie­gel es aus­drückt: „So­viel zur me­di­zi­ni­schen Auf­klä­rung.“

der satz mit der „me­di­zi­ni­schen Auf­klä­rung“ ist si­cher harm­los ge­meint, stösst mir aber den­noch auf, weil ich mei­ne, hier eine ty­pi­sche spie­gel-hal­tung durch­schei­nen zu se­hen: auf der ei­nen sei­te der spie­gel, mit sei­ner do­ku­men­ta­ti­on, die alle feh­ler aus­fil­tert, auf der an­de­ren sei­te die le­ser, die auf­ge­klärt wer­den müs­sen, weil sie die kor­rek­te („prä­zi­se“) dar­stel­lung nicht auf an­hieb ver­ste­hen.

ge­nau die­se hal­tung, die­se po­lier­te ar­ro­ganz, ist es, die mich am spie­gel seit jah­ren stört. statt ein­fach klar und deut­lich ein­zu­räu­men, dass die mel­dung un­ge­schickt oder miss­ver­ständ­lich for­mu­liert war, ein lan­ger ser­mon, der den schwar­zen pe­ter dem le­ser und der feind­se­li­gen kon­ku­renz zu­schiebt. in die­sem fall wis­sen spie­gel-le­ser erst mehr, wenn sie die nach­be­spre­chung der heft­kri­tik auf der face­book­sei­te des spie­gels le­sen. neu­es mot­to: face­book­sei­ten­le­ser des spie­gels wis­sen mehr.


wie hät­te der spie­gel die mel­dung denn un­miss­ver­ständ­lich schrei­ben sol­len, könn­ten spie­gel­re­dak­ti­ons­ver­tei­di­ger jetzt fra­gen. ganz ein­fach:

Die In­for­ma­ti­ke­rin ist in der 30. Wo­che schwan­ger. […] Der pro­gnos­ti­zier­te Ge­burts­ter­min, der für den 4. Ok­to­ber aus­ge­rech­net ist, soll­te die Kar­rie­re der US-Ame­ri­ka­ne­rin kaum be­ein­träch­ti­gen.

so ma­chen ärtzte das auch. sie re­den nicht von schwan­ger­schaftsmo­na­ten, son­dern von schwan­ger­schaftswo­chen (SSW). ei­ner­seits weil ein ka­len­der­mo­nat bis zu drei tage län­ger ist als ein vier­wö­chi­ger schwan­ger­schafts­mo­nat, an­de­rer­seits, weil so von vor­ne­her­ein klar ist, dass man von der me­di­zi­ni­schen zähl­wei­se spricht, die 40 SSW zählt.

„ver­nünf­ti­ge gy­nä­ko­lo­gen“ re­den von schwan­ger­schafts­wo­chen, so drückt es mein va­ter aus, der gy­nä­ko­lo­ge mit dem ich un­ge­fähr 20 jah­re mei­nes le­bens ver­bracht habe (um­ge­rech­net ca. 1000 wo­chen, in de­nen er als gy­nä­ko­lo­ge un­ge­fähr 6 schril­lio­nen ba­bys zur welt ge­bracht hat und mich eben­so oft kor­ri­giert hat, wenn ich von „schwan­ger­schafts­mo­na­ten“ ge­spro­chen habe). ich ver­mu­te — ohne wei­te­re rück­spra­che mit mei­nem va­ter — „ver­nünf­ti­ge gy­nä­ko­lo­gen“ ge­hen da­mit vor al­lem miss­ver­ständ­nis­sen bei der kom­mu­ni­ka­ti­on aus dem weg.

statt kom­pli­ziert zwi­schen me­di­zi­ni­schen und all­tags­sprach­li­chen mo­nats­kon­ven­tio­nen hin und her zu rech­nen, wäre eine for­mu­lie­rung mit schwan­ger­schafts­wo­chen klar wie frucht­was­ser ge­we­sen. so klar, dass auch der „Chef­re­dak­teur Ge­org Ma­s­co­lo“, trotz ih­rer hun­tert­pro­zen­ti­gen und do­ku­men­tier­ten kor­rekt­heit, nicht über die pas­sa­ge hät­te stol­pern müs­sen.


hät­te der face­book­ein­trag zur may­er-mel­dung klar und deut­lich ein­ge­räumt, dass dem spie­gel hier eine miss­ver­ständ­li­che for­mu­lie­rung raus­ge­schlüpft ist, könn­te der spie­gel von mir aus die nächs­ten 10 jah­re auf der kor­rekt­heit des „im ach­ten Mo­nat schwan­ger“ rum­rei­ten. ich hät­te das face­book zu­ge­klappt und ge­sagt: gute idee, auf face­book ein­zel­ne ar­ti­kel, fak­ten und hin­ter­grün­de aus der re­dak­ti­on oder der do­ku­men­ta­ti­on zu be­spre­chen. das soll­te der spie­gel re­gel­mäs­sig ma­chen!

aber so ist der spie­gel nicht ge­strickt. feh­ler oder un­ge­schick­te for­mu­lie­run­gen macht der spie­gel nicht. der spie­gel, dass sturm­ge­schütz der do­ku­men­ta­ti­on und kor­rekt­heit.

blöd ist al­ler­dings, dass der face­book­ein­trag nicht durch die do­ku­men­ta­ti­on oder den ge­sun­den men­schen­ver­stand ge­lau­fen zu sein scheint. denn der ver­fas­ser oder die ver­fas­se­rin des face­book­ein­trags spricht zwei­mal von ei­ner „hoch­schwan­ge­ren“ ma­ris­sa may­er:

Hät­ten wir ver­mei­den kön­nen, dass so vie­le Le­ser über die Stel­le stol­pern? Klar, ganz ein­fach, zum Bei­spiel in­dem wir ein­fach nur "hoch­schwan­ger" ge­schrie­ben hät­ten, statt ei­ner prä­zi­sen Mo­nats­an­ga­be.

hochsch­an­ger in der 30. schwan­ger­schafts­wo­che? mit 10 wo­chen rest­schwan­ger­schaft? wie nennt man dann eine schwan­ge­re in der 38. SSW? ul­tra­hoch­schwan­ger? in der 39. SSW ex­trem ul­tra­hoch­schwan­ger? höchst­schwan­ger? ich habe heu­te mei­nen va­ter auch dazu ge­fragt: er meint der be­griff „hoch­schwan­ger“ sei ei­ner­seits „nicht klar fest­ge­legt“ und wer­de an­de­rer­seits von me­di­zi­nern kaum noch be­nutzt. sei­ner auf­fas­sung nach sei eine frau aber ab der 36. SSW „hoch­schwan­ger“. dem­nach wäre ma­ris­sa may­er also un­ge­fähr ab an­fang sep­tem­ber „hoch­schwan­ger“.

was ist ei­gent­lich am wort „schwan­ger“ so falsch. wozu die rhe­to­ri­sche dra­ma­tik?


klar bin ich mit mei­nerm vor­wurf an den spie­gel recht­ha­be­risch und ar­ro­gant zu sein, selbst recht­ha­be­risch. und ich weiss auch, dass ich dazu nei­ge mich miss­ver­ständ­lich aus­zu­drü­cken und feh­ler zu ma­chen. aber vor al­lem weiss ich, eben­falls aus ei­ge­ner er­fah­rung, wie lä­cher­lich man sich macht, wenn man miss­ver­ständ­nis­se, für die man selbst ver­ant­wort­lich ist, ohne ei­nen hauch von de­mut oder „uups“ auf­zu­klä­ren ver­sucht oder dem le­ser (oder der frau) die schuld am miss­ver­ständ­nis gibt.

das mit der au­gen­hö­he, wird der spie­gel nie hin­be­kom­men. die fas­sa­de des neu­en spie­gel­ge­bäu­des in ham­burg be­steht üb­ri­gens aus glas und el­fen­bei­ni­mi­tat.


der ur­sprüng­li­che face­book­ein­trag wur­de vom spie­gel ge­löscht, da­mit auch min­des­tens 10 kom­men­ta­re und 24 li­kes. ge­gen 19 uhr wur­de der ein­trag neu ge­pos­tet. ein hin­weis dazu fin­det sich un­ter dem ein­trag nicht. ein­zi­ger un­ter­schied zum vor­he­ri­gen text in der neu­en ver­si­on: hau­ke jans­sen, der chef der spie­gel-do­ku­men­ta­ti­on, schreibt sich jetzt kor­rekt mit zwei s (vor­her nur mit ei­nem). aus­ge­rech­net!


sa­scha lo­bo

felix schwenzel

ich habe of­fen­bar eine be­son­de­re be­ga­bung: ich kann wil­lent­lich sa­scha lobo zu­fäl­lig tref­fen. das hat jetzt schon zwei­mal ge­klappt, auf mei­nem nach­hau­se­weg von der ar­beit. das funk­tio­niert üb­ri­gens ganz ohne in­ter­net, nur mit ana­lo­gen mit­teln. zu­min­dest hat das heu­te so funk­tio­niert und vor ein paar wo­chen auch schon­mal.

aus­ser­dem ist mir auf­ge­fal­len, dass mir sa­scha lo­bos ko­lum­nen auf spie­gel on­line dann be­son­ders gut ge­fal­len, wenn er sie hin­rotzt, auf sub­jek­ti­ve er­fah­run­gen stützt und jede tie­fe­re, ge­zielt in­tel­lek­tu­el­le ana­ly­se weg­lässt. so hat er das heu­te in ei­ner sehr okay­en ko­lum­ne ge­macht: Lob der Okay­heit.

wie je­der weiss, ha­ben er und kath­rin pas­sig ges­tern ihr buch ab­ge­ge­ben, also kann er nicht son­der­lich viel zeit für das schrei­ben der heu­ti­gen ko­lum­ne ge­habt ha­ben (auf vor­rat kann sacha sei­ne ko­lum­ne nicht pro­du­zie­ren).

der ko­lum­ne liegt ein ein­fa­cher ge­dan­ke zu­grun­de: was pas­siert, wenn wir zu­gang zu gros­sen tei­len des pri­vat­le­bens und den pri­vat­an­sich­ten von im­mens vie­len men­schen ha­ben?

Die so­zia­len Me­di­en brin­gen in die Öf­fent­lich­keit, was zu­vor als höchst pri­vat galt, sie er­lau­ben da­her dem Ein­zel­nen, völ­lig un­be­kann­ten Men­schen sehr nah zu kom­men. Zwei, drei, vier Klicks auf Face­book oder Twit­ter, und man lauscht pri­va­ten Ge­sprä­chen, die man ohne das Netz nie­mals hät­te wahr­neh­men kön­nen. Ge­führt, als gäbe es kein Pu­bli­kum. Ein di­gi­ta­ler Blick in die Köp­fe, wo die eben noch ge­fähr­li­che Be­den­ken­lo­sig­keit jetzt schon eine un­er­hör­te, un­ge­fil­ter­te Nähe er­laubt. Je­der, der so­zia­le Netz­wer­ke be­nutzt und ein biss­chen um­her­stromert, aus wel­chen Mo­ti­ven auch im­mer, be­treibt di­gi­ta­le Echt­zei­t­eth­no­gra­fie. […]

Was pas­siert lang­fris­tig, wenn es mit so­zia­len Me­di­en nun mög­lich ist, in die Köp­fe und Ge­sprä­che hin­ein­zu­se­hen? Wird es völ­lig egal sein, weil kaum je­mand die Mög­lich­keit nutzt? Oder setzt sich mit die­ser di­gi­ta­len Nähe die To­le­ranz der An­ders­ar­tig­keit flä­chen­de­ckend durch? Sind die so­zia­len Me­di­en durch ihre Ver­net­zung der Ver­schie­den­hei­ten so­gar eine Art Kon­fron­ta­ti­ons­the­ra­pie für In­to­le­ran­te?

Wenn man an­nimmt, dass bei­de Ex­tre­me nicht zu­tref­fen wer­den, son­dern ir­gend­et­was in der Mit­te her­aus­kommt, dann ent­steht ein neu­es Ge­sell­schafts­bild, das hier den Na­men Okay­heit be­kom­men soll: "An­ders­ar­tig­keit ist okay". Okay­heit ver­bin­det eine Rei­he von sehr un­ter­schied­li­chen Hal­tun­gen wie Re­si­gna­ti­on, To­le­ranz, Des­in­ter­es­se, Em­pa­thie und Gleich­gül­tig­keit zu ei­nem leicht wi­der­sprüch­li­chen Amal­gam, das aber am Ende in al­len Va­ri­an­ten die glei­che Wir­kung hat: es ein­fach okay sein zu las­sen.

ein­fach eine sub­jek­ti­ve be­ob­ach­tung zu ei­ner klei­nen, stei­len the­se an­spit­zen und in die welt set­zen. dann an­de­re drü­ber nach­den­ken las­sen, ohne zu ver­su­chen es selbst zu­en­de zu den­ken. ein­fach mit ei­nem „lob der okay­heit“ die ko­lum­ne be­en­den, ohne über die wei­te­ren ge­sell­schaf­li­chen kon­se­quen­zen nach­zu­den­ken, ohne die ko­lum­ne ar­gu­men­ta­tiv ge­gen po­ten­zi­ell an­de­res­den­ken­de zu wapp­nen, die ko­lum­ne ver­öf­fent­li­chen und dann in ur­laub fah­ren.

mög­li­cher­wei­se mag ich die­se art zu pu­bli­zie­ren des­halb so ger­ne, weil ich auch dazu nei­ge das so zu ma­chen. man soll­te aber da­bei be­den­ken, dass nur weil eine ko­lum­ne, ein blog­ein­trag oder ein vor­trag nicht al­les zu­en­de denkt und durch­ge­kocht ser­viert, der au­tor nicht be­reits wei­ter­ge­dacht hat oder di­rekt nach dem ver­öf­fent­li­chen wei­ter­denkt. aber die­se un­be­stän­dig­keit, die­se tem­po­rä­re qua­li­tät, ist mei­ner mei­nung nach ei­ner der ganz gros­sen rei­ze des net­zes; man setzt ein paar klei­ne, un­fer­ti­ge, nicht zu­en­de ge­dach­te ideen in die welt und an­de­re zie­hen sie gross oder mo­di­fi­zie­ren sie — oder auch nicht.

tl;dr: die­se ko­lum­ne von sa­scha lobo be­weist: er ist, ent­ge­gen al­ler un­ken­ru­fe, ein ech­ter blog­ger.


mal­te spitz bei TED: „Your pho­ne com­pa­ny is wat­ching“

felix schwenzel

mal­te spitz hat auf der TED-kon­fe­renz sein vor­rats­da­ten­speich­rungs­pro­jekt vor­ge­stellt, für das er sei­ne vor­rats­da­ten bei t-mo­bi­le her­aus­klag­te und mit hil­fe von Open­Dat­a­Ci­ty und der zeit vi­sua­li­sier­te.

(via, sie­he auch)

ich habe vor knapp 5 jah­ren auch mal was zur vor­rats­da­ten­spei­che­rung bei watch ber­lin er­zählt. nicht so ein­dring­lich und plas­tisch wie mal­te spitz, ist aber auch schon 5 jah­re her.


sor­k­in­i­sms — a su­per­cut

felix schwenzel

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( via , via )


schloss­bau­stel­le

felix schwenzel


dumm­heit und thi­lo baum

felix schwenzel

ich weiss nicht ob das wort dumm­heit zu thi­lo baums lieb­lings­wor­ten ge­hört, er be­nutzt es auf je­den fall recht häu­fig. goog­le fin­det auf sei­ner web­site un­ge­fähr 168 fund­stel­len (da sei­en be­reits ei­ni­ge dopp­lun­gen aus­ge­fil­tert, sagt goog­le). die an­geb­li­che dumm­heit an­de­rer men­schen be­schäf­tigt thi­lo baum je­den­falls sehr, sehr stark (es ist im­mer die dumm­heit der an­de­ren, nie sei­ne ei­ge­ne). selbst mein lieb­lings­wort arsch­loch habe ich in 10 jah­ren nur 68 mal auf wir­res.net ge­braucht (thi­lo baum auf thi­lo-baum.de nur ein­mal).

mir fiel thi­lo baums ob­ses­si­on mit der dumm­heit der an­de­ren kürz­lich mal wie­der auf, als er die­se kri­tik von tina groll an sei­nem jüngs­ten buch als „das dümms­te“, was er je­mals über sein buch „Denk mit!“ ge­le­sen habe. lei­der hat er die­se kri­tik an der kri­tik sei­nes bu­ches wie­der von sei­ner web­sei­te ge­löscht. so fing das da­mals an:


vor ein paar ta­gen wo­chen schrob thi­lo baum über die dumm­heit des men­schen. ganz ge­ne­rell, des men­schen. die gan­ze mensch­heit also, aus­ser thi­lo baum na­tür­lich wahr­schein­lich.

in die­sem ar­ti­kel (ein­sor­tiert in „all­tags­phi­lo­so­phie“) ste­hen auch sehr schö­ne sät­ze, de­nen ich un­ein­ge­schränkt zu­stim­men mag:

Ich er­ken­ne an und re­spek­tie­re fol­ge­rich­tig, dass auch mir ge­ne­tisch oder auch im Ver­hal­ten eher fer­ne Tie­re ein We­sen ha­ben, spü­ren, le­ben, eine Wür­de ha­ben. Vor­aus­set­zung da­für ist das biss­chen De­mut an­zu­er­ken­nen, dass wir nicht der Na­bel der Welt sind und dass es um uns nicht geht. Und das ist ei­gent­lich ganz leicht.

leicht ist es ganz of­fen­sicht­lich nicht, denn zwei ab­sät­ze spä­ter be­weist er, dass er den (dum­men) men­schen, doch als den na­bel der welt an­sieht:

Das Ge­gen­teil von Ego­zen­trik ist die Fä­hig­keit, die Per­spek­ti­ve ei­nes an­de­ren ein­zu­neh­men. Aus Sicht an­de­rer Tie­re über­le­ben wir Men­schen ei­nen Win­ter nicht ohne Hilfs­mit­tel, brau­chen so­gar zum Hin­set­zen ein Werk­zeug und sind da­bei, den Pla­ne­ten zu zer­stö­ren. War­um soll­ten wir mehr Wür­de ha­ben als Tie­re, die den Pla­ne­ten nicht zer­stö­ren?

(her­vor­he­bung von mir)

wir zer­stö­ren den pla­ne­ten? fal­scher, an­thro­po­zen­tri­scher kann man das fast nicht aus­drü­cken. das was wir um­welt­zer­stö­rung nen­nen, ist ei­gent­lich die zer­stö­rung un­se­rer na­tür­li­chen le­bens­grund­la­gen. wir zer­stö­ren uns selbst, ge­fähr­den un­ser über­le­ben. die na­tur über­lebt uns men­schen alle, für die na­tur sind wir nicht schlim­mer als ein paar na­tur­ka­ta­stro­phen. ganz ohne den men­schen ha­ben na­tur­ka­ta­stro­phen es in der erd­ge­schich­te ge­schafft, 99 pro­zent al­ler je­mals exis­tie­ren­den ar­ten von le­ben aus­ster­ben zu las­sen. trotz­dem ha­ben na­tur­ka­ta­stro­phen es in den letz­ten 3,5 mil­li­ar­den jah­ren nicht ge­schaft die na­tur, oder ge­nau­er das le­ben auf die­sem pla­ne­ten zu zer­stö­ren. im ge­gen­teil, vie­le ka­ta­stro­phen er­mög­lich­ten vie­len le­bens­for­men erst das en­ste­hen. ge­nau­so wird es der mensch nicht schaf­fen „den pla­ne­ten zu zer­stö­ren“ oder das le­ben auf die­sem pla­ne­ten aus­zu­lö­schen.

den pla­ne­ten zer­stö­ren wird die son­ne, in ca. 5 mil­li­ar­den jah­ren, ganz si­cher nicht der mensch. für den pla­ne­ten ist der mensch eine art juck­reiz, nicht viel mehr. die na­tur braucht uns nicht und der mensch stört die na­tur auch nicht über­mäs­sig. der bio­lo­ge jo­nas salk soll das ein­mal so aus­ge­drückt ha­ben:

If all the in­sects were to di­s­ap­pear from the earth, wi­thin 50 ye­ars all life on earth would end. If all hu­man beings di­s­ap­peared from the earth, wi­thin 50 ye­ars all forms of life would flou­rish.

(quel­le)

trotz­dem, bis auf die­se bei­den denk­feh­ler, dass er selbst nicht auch dumm sein könn­te und dass der mensch den pla­ne­ten zer­stö­ren könn­te, hat thi­lo baum na­tür­lich in al­lem was er sagt, und noch nicht ge­löscht hat, recht. ego­zen­trik, oder ge­nau­er an­thro­po­zen­trik ist ein klas­si­sches mensch­heits­pro­blem.


ken ro­bin­son ist üb­ri­gens gar nicht dumm, aber da­für von be­rufs we­gen an­thro­po­zen­trisch. aus die­ser gran­dio­sen TED-prä­sen­ta­ti­on habe ich auch das zi­tat von jo­nas salk. der vor­trag von ken ro­bin­son ist üb­ri­gens ex­trem phil­an­throp und kommt trotz al­ler kri­tik an uns men­schen ohne das wort dumm­heit aus.


queens in ham­burg

felix schwenzel

am sonn­tag wa­ren die queen mary 2 und die queen eli­sa­beth ge­mein­sam in ham­burg, wahr­schein­lich güns­tig tan­ken oder so. ich be­kom­me das manch­mal mit, weil un­ser schlaf­zim­mer ei­nen blick auf den ha­fen er­laubt und ich manch­mal von mei­nem lap­top auf­ste­he wenn ich län­ger als 5 mi­nu­ten ne­bel­horn­ge­tu­te höre. ne­bel­hör­ner kön­nen be­deu­ten, dass ein schiffs­füh­rer kei­ne aus­rei­chen­de sicht hat, dass eine schiffs­kol­li­si­on be­vor­steht oder dass ein eit­les, fet­tes kreuz­fahrt­schiff in den ha­fen ein- oder aus­fährt. al­les drei sehe ich mir ger­ne aus dem fens­ter an, ob­wohl es bis­her je­des­mal ein kreuz­fahrt­schiff war. ne­bel hab ich bis­her auch nur ein­mal in ham­burg er­lebt.


ei­gent­lich woll­ten wir am sonn­tag kir­schen pflü­cken ge­hen. da mein te­le­fon aber von ho­her re­gen­wahr­schein­lich­keit aus­ging (die aber nicht wirk­lich ein­traf), sind wir dann in die deich­tor­hal­len ge­gan­gen. dort gab es frei­en ein­tritt zum ho­ri­zon field von ant­o­ny gorm­ley und schlaich ber­ger­mann und part­ner. das ho­ri­zon field ist eine fuss­ball­feld gros­se platt­form die sie­ben­ein­halb me­ter hoch in ei­ner der deich­tor­hal­len an acht sei­len auf­ge­hängt ist.

wenn man be­reit ist, sich die schu­he aus­zu­zie­hen, kann man das feld be­tre­ten. ich fand das ziem­lich un­an­ge­nehm, weil nicht nur die platt­form selbst schwang, son­dern auch der bo­den ex­trem fe­der­te und sich an­fühl­te wie eine leich­te lat­ten­kon­struk­ti­on. ich habe zwar gros­ses ver­trau­en in bau­in­ge­nieu­re, aber leicht­bau ist mei­ne sa­che nicht. ich mags mas­siv, zu­min­dest wenn ich drauf rum­lau­fen soll.

auf der platt­form ver­liess mich dann doch das ver­trau­en in die bau­in­ge­nieu­re, als ich die hal­ter sah, mit de­nen die sei­le an der dach­kon­struk­ti­on an­ge­flanscht wa­ren. ob­jek­tiv si­cher zu un­recht, sub­jek­tiv aber, wie ich fin­de, to­tal nach­voll­zieh­bar.


nach dem ho­ri­zon field sind wir dann durch die spei­cher­stadt nach hau­se ge­lau­fen. dort lag am ende ei­ner fuss­gän­ger­zo­ne, die mich ein biss­chen an main street in dis­ney­land er­in­ner­te, die queen mary 2.

die spei­cher­stadt war höl­lisch voll, am baum­wall stau­ten sich au­tos und men­schen­mas­sen beim ver­such die spei­cher­stadt wie­der zu ver­las­sen. die bei­fah­re­rin be­merk­te mehr­fach sehr ge­nervt, dass es kei­ne gute idee war, durch die spei­cher­stadt nach hau­se zu ge­hen. glück­li­cher­wei­se war es dies­mal ihre ei­ge­ne idee.


am sonn­tag abend war ich dann re­la­tiv früh er­schöpft und schlief aus­nahms­wei­se mal so ge­gen halb elf ein. ich muss mon­tags ja früh raus um den sechs-uhr-zug nach ber­lin zu neh­men. aus mei­ner ers­ten tief­schlaf­pha­se riss mich dann aber das kind, so ge­gen halb zwölf: das kind hat­te sei­nen schlüs­sel ver­ges­sen und rief an, um sich die türe öff­nen zu las­sen.

ich schlief re­la­tiv flott wie­der ein — bis mich so ge­gen ein uhr ein schreck­li­cher ope­ret­ten-alp­traum aus dem schlaf scheuch­te. nur die ope­ret­ten-mu­sik hör­te nicht auf als ich die au­gen auf­schlug. es hör­te sich an, als hiel­te an­drew llyod web­ber ei­nen voll auf­ge­dreh­ten mu­si­cal-blas­ter vor un­ser (ge­öff­ne­tes) schlaf­zim­mer­fens­ter. tat­säch­lich hat­te man wohl so eine art ab­schieds­fei­er an den lan­dungs­brü­cken für die queen mary 2 vor­be­rei­tet und dach­te, das schiff wür­de sich freu­en, wenn es zur aus­fahrt aus ham­burg mit et­was ge­spreiz­ter, kit­schi­ger ope­ret­ten- oder mu­si­cal­mu­sik be­schallt wür­de. um ein uhr nachts! sonn­tags! mit­ten in der stadt! voll auf­ge­dreht!

im­mer­hin hielt sich das schiff selbst zu­rück und trö­te­te nur eine mi­nu­te statt der üb­li­chen fünf auf sei­nen ne­blhör­nern rum. als die mu­sik und das ge­trö­te vor­bei war, konn­te man deut­lich hö­ren, wie un­ge­fähr vier leu­te hef­tig ap­plau­dier­ten und „bra­vo“ rie­fen. ich ver­mu­te das wa­ren olaf scholz und der lei­ter des ham­bur­ger ord­nungs­amts mit ih­ren frau­en.

als ich ein­schlief, dach­te ich noch kurz, hof­fent­lich schi­cken die heu­te nacht nicht noch ne kunst­flie­ger­staf­fel über den ha­fen. war dann aber ru­hig.


koch­zau­ber

felix schwenzel

ges­tern ha­ben wir, die bei­fah­re­rin, das kind und ich, eine kos­ten­lo­se pro­be­box von koch­zau­ber.de mit drei mahl­zei­ten für 4 per­so­nen be­kom­men. die kis­te wur­de um neun uhr abends ge­lie­fert und ne­ben den zu­ta­ten für die drei mahl­zei­ten war ein acht­sei­ti­ges heft­chen mit drei re­zep­ten für die drei­er­box und zwei wei­te­ren für die fün­fer­box da­bei. nor­ma­ler­wei­se kos­tet die­se box 64 euro.

ab­ge­se­hen von den re­zep­ten selbst, ist das re­zept­heft­chen prall mit ad­jek­tiv­schwan­ge­rem sprach­müll ge­füllt:

Jetzt ist Bee­ren-Sai­son: Ob süß oder sau­er — hier ist für je­den Ge­schmack et­was da­bei.

Be­son­ders in den Mo­na­ten Juli und Au­gust ver­füh­ren uns Bee­ren ver­schie­dens­ter Ar­ten in den Ge­nuss­him­mel.

Da­mit Sie we­der beim Ein­kauf, noch bei der Re­zept­e­pla­nung ins Schwit­zen kom­men, ha­ben wir auch die­se Wo­che raf­fi­nier­te Le­cke­rei­en für Sie zu­sam­men­ge­stellt.

das mit dem sprach­müll im re­zept­buch ist ei­gent­lich egal, da die re­zep­te gut, knapp und nach­voll­zieh­bar ge­schrie­ben sind. das ers­te, dass ich heu­te mit­tag aus­pro­bier­te, blitz­pfann­ku­chen (aus dem back­ofen) mit zuc­ci­ni-to­ma­ten-sau­ce, hat OK ge­schmeckt und war in we­ni­ger als den an­ge­ge­be­nen 30 mi­nu­ten zu­be­rei­tet. die vier por­tio­nen ha­ben wir mit leich­tig­keit zu dritt weg­ge­putzt und nie­mand klag­te nach dem es­sen über durch­fall.

wo der sprach­müll aber wirk­lich nervt, ist auf der koch­zau­ber-sei­te selbst:

Un­se­re Koch­pro­fis, Er­näh­rungs­wis­sen­schaft­ler und -psy­cho­lo­gen ent­wi­ckeln stän­dig neue Re­zep­te, die Sie ein­fach und schnell zu Hau­se nach­ko­chen kön­nen. Ko­chen Sie mit Ih­rem Part­ner, Ih­ren Kin­dern oder der ge­sam­ten Fa­mi­lie. Un­se­re Re­zep­te eig­nen sich ide­al für Haus­hal­te mit zwei oder vier Per­so­nen. Nie war ge­sun­de Er­näh­rung so ein­fach und hat zu­gleich die wert­vol­le Fa­mi­li­en­zeit wie­der in den Mit­tel­punkt ge­rückt.

die ha­ben er­näh­rungs­psy­cho­lo­gen bei koch­zau­ber, die re­zep­te ent­wi­ckeln? oder rü­cken die psy­cho­lo­gen un­se­re wert­vol­le „Fa­mi­li­en­zeit“ wie­der in den mit­tel­punkt? war­um stellt man bei koch­zau­ber ei­gent­lich kei­ne sprach­pro­fis ein?

an an­de­rer stel­le wer­den die „Koch­pro­fis, Er­näh­rungs­wis­sen­schaft­ler und -psy­cho­lo­gen“, die die re­zep­te ent­wi­ckeln, „Re­zept­wich­tel“ ge­nannt:

Die Re­zept­wich­tel: Un­se­re Er­näh­rungs­be­ra­ter und Pro­fi-Kö­che sind da­für zu­stän­dig, in­no­va­ti­ve, le­cke­re Re­zep­te zu ent­wi­ckeln, die beim Nach­ko­chen Freu­de be­rei­ten und gleich­zei­tig ein ge­sun­der Gau­men­schmaus sind.

ein flos­kel­pa­ra­dies. nur die fra­gen die mich wirk­lich in­ter­es­sie­ren, sind auf der koch­zau­ber.de-sei­te nicht her­aus­zu­fin­den:

  • wo­her kom­men die pro­duk­te ge­nau?
  • tra­gen die pro­duk­te bio-sie­gel?
  • wer sind die lie­fe­ran­ten? wer lie­fert ge­mü­se, wer das fleisch?
  • wie wird die kühl­ket­te wäh­rend des trans­ports bei­spiels­wei­se von hack­fleisch ein­ge­hal­ten? gut wulks­fel­de, von de­nen wir uns vor ei­ni­ger zeit re­gel­mäs­sig ha­ben be­lie­fern las­sen, ver­zich­te­te bei­spiels­wei­se auf die aus­lie­fe­rung von hack­fleisch im som­mer. koch­zau­ber nicht. hat koch­zau­ber kühl­wa­gen? lie­fert es be­son­ders schnell aus dem kühl­haus? (wenn der trans­port wie auf der sei­te an­ge­ge­ben im­mer mitt­wochs ab 17 uhr statt­fin­det, ist un­ser hack­fleisch im­mer­hin 4 stun­den un­ter­wegs ge­we­sen.)
  • wo­her kom­men die re­zep­te? jetzt mal ehr­lich?
  • war­um gibts kei­ne fo­tos vom team, wie sieht ein „er­näh­rungs­psy­cho­lo­ge“ aus?
  • was pas­siert mit dem lie­fer­kar­ton? nimmt der fah­rer den bei der nächs­ten lie­fe­rung wie­der mit, soll er in den müll? auf der koch­zau­ber­sei­te steht dazu nichts.

statt­des­sen phra­sen:

Die Ein­käu­fer: Un­ser Ein­kaufs-Team setzt sich mit vol­lem En­ga­ge­ment da­für ein, dass un­se­rer Zu­ta­ten höchs­ten An­sprü­chen ge­recht wer­den. Bio­lo­gi­sche Er­zeu­gung, re­gio­na­le Her­kunft und sai­so­na­le Trends ga­ran­tie­ren höchs­te Qua­li­tät und ex­qui­si­ten Ge­schmack.

auch an den wa­ren selbst sind kei­ne hin­wei­se auf die her­kunft oder die er­zeu­ger zu fin­den (aus­nah­me: die mar­ken­pro­duk­te. auf den fleisch­ver­pa­ckun­gen ste­hen die gross­händ­ler­na­men).
dass das auch an­ders geht, zeigt, wie­der mal, gut wulks­fel­de: zu je­dem le­bens­mit­tel (mehr oder we­ni­ger) ge­naue an­ga­ben wo­her es kommt.

an­de­rer­seits gab es an den le­bens­mit­teln von koch­zau­ber.de nichts aus­zu­set­zen. selbst der knob­lauch war OK, auch wenn es wit­zi­ger­wei­se nur zwei ein­zel­ne fuck­ing ze­hen gab.


ich hat­te schon so eine ah­nung als ich das an­ge­bot be­kam, eine kos­ten­lo­se kis­te zu tes­ten: der spass ist teu­er. mal­te prien von deut­sche start­ups hat sich mal die mühe ge­macht die kos­ten von di­ver­sen lie­fer­diens­ten wie koch­zau­ber durch­zu­rech­nen. er kommt auf ma­te­ri­al­kos­ten von un­ge­fähr 40% des kis­ten­prei­ses. nach mei­ner rech­nung sind le­bens­mit­tel im wert von ca. 27 euro in der 64-euro-kis­te drin, also auch um die 40% (rewe-prei­se). mit bio-avo­ca­dos und -zuc­chi­nis, knapp 30 euro. al­ler­dings sind die le­bens­mit­tel von koch­zau­ber mit si­cher­heit nicht „bio“ oder aus „kon­trol­liert öko­lo­gi­schem an­bau“. für uns ist das, für ein biss­chen kom­fort und ein paar re­zep­te, ei­nen ti­cken zu teu­er. 37 euro pro wo­che für die por­tio­nie­rung, lie­fe­rung und re­zep­tur von le­bens­mit­teln ist ein­fach zu­viel. zu­mal ich das ein­kau­fen von le­bens­mit­teln, nicht erst seit ich re­gel­mäs­sig zum wo­chen­markt gehe, sehr ger­ne ma­che. durch das in­ter­net, die­se un­glaub­li­che re­zept­ma­schi­ne, in die man ein paar zu­ta­ten ein­ge­ben kann und manch­mal tol­le re­zep­te aus­ge­wor­fen be­kommt, brin­gen mir star­re re­zept­vor­schlä­ge nicht so irre viel kom­fort­zu­wachs. we­gen des wo­chen­markts ha­ben wir schon vor ein paar jah­ren un­se­re wulks­fel­der ge­mü­se­kis­te auf­ge­ge­ben. der wo­chen­markt ist un­term strich ein­fach güns­ti­ger, di­rek­ter, fle­xi­bler und er­leb­nis­rei­cher.


die blitz­pfann­ku­chen (aus dem back­ofen) mit zuc­ci­ni-to­ma­ten-sau­ce wa­ren sa­hen so aus:

der ge­bra­te­ne blu­men­kohl mit au­ber­gi­nen­pü­ree müss­te ei­gent­lich ge­ba­cke­ner blu­men­kohl mit ei­nem klecks au­ber­gi­nen­pü­ree heis­sen, war aber auch her­vor­ra­gend zu­be­rei­tet. nur die por­tio­nie­rung ist den er­näh­rungs­be­ra­tern und pro­fi-kö­chen nicht so 100% ge­lun­gen. aufs back­blech habe ich nur 1,5 blu­men­köh­le be­kom­men, mit dem au­ber­gi­nen­pü­ree hab ich ge­ra­de mal 3 tel­ler­chen mit klei­nen häuf­chen fül­len kön­nen. das pü­ree war mit der an­ge­ge­be­nen men­ge li­met­ten­saft auch ei­nen gan­zen tick zu sau­er. mit grös­se­ren oder ei­ner au­ber­gi­ne mehr hät­te das si­cher bes­ser ge­passt. da­für stimm­te die zu­be­rei­tungs­zeit auf die mi­nu­te.

beim drit­ten re­zept, der „Hähn­chen­brust an fruch­ti­ger Me­lo­nen-Sal­sa“, ist für mei­nen ge­schmack ein ad­jek­tiv zu viel ent­hal­ten, das re­zept hört sich da­für sehr le­cker an. ich er­zäh­le es mal nach, ohne es bis jetzt ge­kocht zu ha­ben:

zwei me­lo­nen wür­feln, hähn­chen­brüs­te, die vor­her in ge­mah­le­nen ha­sel­nüs­sen ge­wälzt wur­den, an­bra­ten und im ofen aus­ga­ren. zu den me­lo­nen­wür­feln eine fein­ge­schnit­te­ne scha­lot­te, zwei klein ge­wür­fel­te avo­ca­dos, li­met­ten­saft, es­sig, ho­nig, oli­ven­öl, salz und pfef­fer hin­zu­ge­ben.

mich dünkt es al­ler­dings, dass die „Re­zept­ent­wick­ler“ vom koch­zau­ber le­dig­lich re­zept­samm­ler und -va­rie­rer sind. zu­min­dest gibt es ein paar ähn­lich le­cker klin­gen­de re­zep­te im netz (1, 2, 3). das soll jetzt nicht haar­spal­te­risch er­schei­nen, ich wür­de ein­fach ger­ne ge­nau­er er­fah­ren, was bei koch­zau­ber pas­siert. wie „ent­wi­ckelt“ koch­zau­ber die re­zep­te, ko­chen die wirk­lich al­les ein­mal nach oder nur ein food­sty­list, für die re­zept­fo­tos? wel­che koch­bü­cher, koch­blogs, web­sei­ten, fern­seh­kö­che sor­gen für in­spi­ra­ti­on? koch­zau­ber hat doch ein blog. war­um nicht statt mar­ke­ting- und flos­kel­b­lah ein­fach mal die pro­zes­se zei­gen, be­schrei­ben was die „Koch­pro­fis“ so ma­chen? so, dass es sich an­hört als sei es von men­schen ge­schrie­ben.


ich fin­de die idee von koch­zau­ber, die ge­nau be­trach­tet na­tür­lich auch nicht be­son­ders ori­gi­nell ist, nicht schlecht. uns ist das aber viel zu teu­er und un­fle­xi­bel. dazu kommt, dass mir die mar­ke­ting­flos­keln auf den geist ge­hen. der bau­er auf dem wo­chen­markt spricht bei­na­he ohne ad­jek­ti­ve, nimmt wor­te wie „Ge­nuss­him­mel“ nicht in den mund und for­dert mich nicht auf, ihn auf face­book zu be­su­chen, wenn ich mich ge­ra­de mit ihm un­ter­hal­te. wer wert auf öko­lo­gi­sche er­zeu­gung, fir­le­fanz­lo­se an­spra­che und trans­pa­renz legt, ist mit diens­ten wie dem von wulks­fel­de bes­ser auf­ge­ho­ben. re­zept­vor­schlä­ge lie­gen bei den ge­mü­se­kis­ten, die ich ken­ne, auch im­mer bei, man kann sa­chen die man nicht mag aus­schlies­sen und die lie­fe­rung klapp­te zum bei­spiel bei wulks­fel­de auch, wenn nie­mand zu­hau­se war. im­mer­hin, das kern­stück der zau­ber­kis­te, die le­bens­mit­tel und die re­zep­te, wa­ren sehr in ord­nung. nur das drum­rum, das tra­la­la und der preis sind ein pro­blem. für uns.


[nach­trag 14.07.2012]
ges­tern mit­tag habe ich das letz­te re­zept aus der box zu­be­rei­tet: die hähn­chen­brust mit me­lo­nen-sal­sa. die bei­den me­lo­nen wa­ren ex­trem gut (ge­nau der rich­ti­ge rei­fe­grad, süss, von in­nen duf­tig, von aus­sen ein biss­chen stin­kig). die avo­ca­dos wa­ren auch auf den punkt ge­reift. an den me­lo­nen und avo­ca­dos gabs also nichst aus­zu­set­zen, aber das hüh­ner­fleisch roch lei­der sehr, sehr stark nach fau­len ei­ern, auch nach aus­gie­bi­ger spü­lung un­ter kla­rem was­ser. der ge­ruch ver­lor sich auch nach dem bra­ten nicht ganz, im­mer­hin war der ge­schmack OK. das min­dest­halt­bar­keits­da­tum wäre erst am nächs­ten tag ab­ge­lau­fen.


fake, nicht klas­sisch

felix schwenzel

chris­toph stock­bur­ger schreibt auf spie­gel.de über „Irre Drifts in den Stra­ßen von San Fran­cis­co“ und meint da­mit ein neu­es vi­deo von je­man­den der ganz gut auto fährt. kann man sich an­gu­cken, find ich.

chris­toph stock­bur­ger schreibt:

In ei­nem Ford Fi­es­ta HFHV mit 660 PS (Von null auf hun­dert in 1,8 Se­kun­den) kurvt er durch die ka­li­for­ni­sche Me­tro­po­le, ohne sich da­bei um Ge­gen­ver­kehr, rote Am­peln oder Cops küm­mern zu müs­sen. Nur ei­ni­ge der klas­si­schen Ca­ble Cars tau­chen auf den ab­ge­sperr­ten Stra­ßen auf - um von Block mit qual­men­den Rei­fen um­kreist zu wer­den.

(her­vor­he­bung von mir)

im vi­deo sieht man aber kei­ne „klas­si­schen Ca­ble Cars“, son­dern tou­ris­ten-bus­se, die so aus­se­hen wie ca­ble cars:

ech­te, „klas­si­sche“ ca­ble cars ha­ben kei­ne rei­fen, son­dern stahl­rä­der und se­hen ein biss­chen an­ders aus.

nicht, dass das in ir­gend­ei­ner form wich­tig wäre, aber ich woll­te ein­fach mal los­wer­den, dass ich das sehr lieb­los fin­de, was chris­toph stock­bur­ger da ge­schrie­ben hat.

dass es auch an­ders geht, zeigt die bild­un­e­tr­schrift un­ter die­sem mu­schel­vi­deo auf spie­gel.de. statt wie das hal­be in­ter­net von ei­ner mu­schel­zun­ge zu schrei­ben, schreibt spie­gel-on­line:

Ein In­ter­net­vi­deo zeigt eine Ve­nus­mu­schel mit ei­ner schein­ba­ren Vor­lie­be für Salz. Sie schiebt ih­ren Fuß aus dem Pan­zer. Doch so­fort mel­den ihre Sin­nes­zel­len Ge­fahr.

mu­scheln ha­ben näm­lich gar kei­ne zun­gen.


ca­ble car bild von ma­rio six­tus, cc li­zen­ziert. bus-bil­der von hier.


wer­bung

felix schwenzel

ich habe mich ja schon­mal vor ner wei­le ge­fragt, war­um on­line-wer­bung ei­gent­lich ner­ven muss. zap­peln, zu­cken, fla­ckern, wa­ckeln, täu­schen. ich frag­te mich, was ei­gent­lich so schlecht am prin­zip der print­wer­bung war. ein gan­ze, hal­be oder vier­tel sei­te, im op­ti­mal­fall ge­füllt mit ei­nem mo­tiv und ei­nem wer­be­spruch. igno­ri­er- und über­blät­ter­bar, aber manch­mal auch die auf­merk­sam­keits­chwel­le er­rei­chend.

on­line war am an­fang das ban­ner. als die wer­be­trei­ben­den mit­be­ka­men, dass die le­ser von web­sei­ten lern­ten, die­se ban­ner zu igno­rie­ren, fin­gen sie an, sie zu ani­mie­ren. spä­ter, um auf­merk­sam­keit zu be­kom­men, leg­ten sie an­zei­gen über die sei­ten, stör­ten den text­fluss mit ein­ge­scho­be­ner wer­bung. man­che sei­ten wur­den so voll mit wer­bung ge­la­den, dass man den ei­gent­li­chen in­halt mit der lupe su­chen muss­te. ban­ner­wer­bung nerv­te meis­tens nur und frass durch den gross­zü­gi­gen ein­satz von schlecht pro­gram­mier­tem flash auch noch gros­se tei­le der pro­zes­sor­leis­tung.

ei­nen gross­teil von goo­gles frü­hem er­folg kann man si­cher­lich mit der er­fin­dung (oder ge­nau­er ver­mark­tung) der un­auf­drig­li­chen und manch­mal kon­text­sen­si­ti­ven ad­sen­se-text­an­zei­ge be­grün­den. trotz ih­rer nicht-ner­vigkeit und un­auf­dring­lich­keit wur­de sol­chen an­zei­gen teil­wei­se gros­se auf­merk­sam­keit zu­teil. den wer­be­trei­ben­den reicht das aber schon län­ger nicht mehr, auch goog­le-ad­sen­se lie­fert mitt­ler­wei­le bun­te, ani­mier­te nerv-ban­ner aus, trackt die be­nut­zer über web­sei­ten hin­weg, um ih­nen meis­tens ir­rele­van­ten stuss vor­zu­zu­cken.

da­mals frag­te ich mich, war­um on­line-wer­bung nicht auch so aus­se­hen könn­te:

schon klar, on­line­wer­bung ist zum gros­sen teil kei­ne image- oder mar­ken-wer­bung, son­dern will die be­su­cher von web­sei­ten weg­lo­cken, auf die ei­ge­nen an­ge­bo­te. das grund­prom­blem bleibt aber: auf­merk­sam­keit durch schrei­en oder rum­zu­cken funk­tio­niert nur für kur­ze zeit. es ist ein psy­cho­lo­gi­sches pro­blem; wer auf dau­er auf­merk­sam­keit be­kom­men möch­te, muss durch in­ter­essanz und nicht pe­ne­tranz punk­ten. un­ter­hal­tung, statt stö­rung. in­tel­li­genz, statt stumpf­heit und mas­se. wer­bung ge­winnt bei mir glaub­wür­dig­keit durch kon­stanz und selbst­be­schrän­kung.

wer­bung kann so gut sein, dass sich man­che men­schen* wer­bung so­gar in aus­stel­lun­gen an­se­hen oder im kino. on­line pas­siert das den we­nigs­ten men­schen. ich kann mich an kein on­line-ban­ner er­in­nern, von dem ich sa­gen wür­de: wow, das war gut (was auch dar­an lie­gen kann, dass ich sie meis­tens tech­nisch und psy­cho­lo­gisch aus­blen­de). im print oder im fern­se­hen ha­ben ich vie­le ge­se­hen, von de­nen ich sa­gen wür­de: wow. man­che wer­bung hat es ge­schafft sich tief ins kol­lek­ti­ve ge­däch­nis (zu­min­dest meins) ein­zu­gra­ben. on­line-wer­bung eher nicht. war­um ist das so?


vor ein paar ta­gen sah ich auf su­per­le­vel die­se an­zei­ge:

die an­zei­ge er­in­ner­te mich an die „the deck“-wer­bung auf dar­ing-fire­ball: ein bild, ein text, eine an­zei­ge. sonst nix. auf su­per­le­vel er­kann­te ich die an­zei­ge zu­nächst gar nicht als an­zei­ge, was wie­der­um mei­ne auf­merk­sam­keit er­höh­te und dazu führ­te, dass ich mir die an­zei­ge nä­her an­sah. und auf das wort stilan­zei­ge klick­te. dort las ich in den richt­li­ni­en für wer­be­kun­den:

Das An­zei­gen­bild muss in ei­ner Bild­da­tei (zB. JPG, PNG, GIF) mit den Ma­ßen 130px (ho­ri­zon­tal) zu 100px (ver­ti­kal) an­ge­lie­fert wer­den.
[…]
Das Er­schei­nungs­bild der An­zei­ge soll­te Auf­merk­sam­keit auf sich zie­hen kön­nen, stilan­zei­gen be­hält sich aber vor, nach frei­em Er­mes­sen zu bun­te oder in zu grel­len Far­ben ge­hal­te­ne An­zei­gen ab­zu­leh­nen.

Der Text je­der stilan­zei­ge hat die Funk­ti­on, das auf dem Bild an­ge­zeig­te Pro­dukt bzw. Ser­vice zu be­schrei­ben. Fas­sen Sie hier kurz und prä­gnant die wich­tigs­ten In­for­ma­tio­nen und Vor­tei­le Ih­res Pro­duk­tes zu­sam­men. Er­laubt sind ma­xi­mal 80 Zei­chen.

in den richt­li­ni­en für blog­ger:

Da wir un­se­ren Wer­be­kun­den ex­klu­siv den ein­zi­gen Wer­be­platz auf den Blogs an­bie­ten möch­ten, ist an­de­re Ban­ner­wer­bung lei­der nicht er­laubt. Da­von aus­ge­nom­men sind ge­spon­ser­te Blog­pos­tings, die Be­wer­bung von ei­ge­nen Pro­duk­ten und/oder nicht ver­gü­te­te An­zei­gen auf an­de­re Pro­jek­te/Web­sites/Blogs.
Die­se Ex­klu­si­vi­tät bie­tet den gro­ßen Vor­teil, dass wir ei­nen hö­he­ren TKP für dich aus­han­deln kön­nen.

80 zei­chen text, ein bild. eine ex­klu­si­ve an­zei­ge. gross­ar­tig.


seit ein paar jah­ren bin ich mit­glied im wer­be­netz­werk adi­cal ad­na­ti­on, das vor kur­zem von mo­ko­no auf­ge­kauft wur­de und mo­ko­no dann von po­pu­lis. ad­na­ti­on woll­te blog­gern ein ein­kom­men durch wer­bung si­chern. trotz ei­ni­ger an­stren­gun­gen hat das (bei mir) nie so be­son­ders gut ge­klappt. ei­ner­seits weil es of­fen­bar sehr schwer war, wer­be­trei­ben­de da­von zu über­zeu­gen auf blogs zu wer­ben, an­de­rer­seits weil die wer­bung, wenn es mal klapp­te wer­be­trei­ben­de zu über­zeu­gen, eher kon­ven­tio­nell (fla­shig, zap­pe­lig, schrei­end) da­her­kam. ich habe ein paar hun­dert euro über die jah­re ein­ge­nom­men und weiss nicht ob ich mich mehr über die ab­we­sen­heit oder die an­we­sen­heit von wer­bung är­ger­te. und auch die über­nah­me durch mo­ko­no/po­pu­lis hat dar­an nichts ge­än­dert: es gab kei­ne bis we­nig wer­bung — und wenn es wel­che gab, war die meist so ner­vig, dass ich sie in die­ser form ei­gent­lich gar nicht auf mei­nem blog se­hen woll­te. zu­mal seit der mo­ko­no/po­pu­lis-über­nah­me auch noch ein rei­gen an track­ing­codes mit der wer­bung mit­ge­schickt wur­de, je nach wer­bung bis zu sechs oder sie­ben track­ing­codes.


seit ei­ni­gen mo­na­ten über­leg­te ich die zu­sam­men­ar­beit mit po­pu­lis zu be­en­den oder ru­hen zu las­sen und viel­leicht zu ver­su­chen mich selbst zu ver­mark­ten. letz­te wo­che habe ich mich dann ent­schie­den, wenn man mich dort ha­ben woll­te, bei stilan­zei­gen mit­zu­ma­chen. stilan­zei­gen sag­te mir zu, al­ler­dings auch, dass sie der­zeit nicht be­son­ders vie­le (kei­ne) kam­pa­gnen hät­ten. man ar­bei­te an der aqui­se. auch wenn die er­fah­rung dem wi­der­spricht, hof­fe ich doch sehr, dass vie­le wer­be­trei­ben­de, ver­mark­ter oder auf­merk­sam­keits­be­dürf­ti­ge das ein­leuch­ten­de kon­zept von stilan­zei­gen zu wür­di­gen wis­sen und dort vie­le an­zei­gen kau­fen. und ich hof­fe na­tür­lich, dass vie­le an­de­re blog­ger sich das mal an­se­hen.

ab mon­tag steht hier eine stilan­zei­gen ei­gen­wer­bung. ich bin ge­spannt wie und ob das wei­ter­geht. und wenn das al­les schei­tert, dann mit stil.

hört sich pa­ra­dox an und ist viel­leicht auch dumm, aber ich habe hier lie­ber wer­bung die we­der mich, noch mei­ne le­ser nervt, als da­mit geld zu ver­die­nen. aber, und jetzt wie­der­ho­le ich mich, ich hof­fe sehr, dass das kon­zept der nicht ner­ven­den wer­bung auch in deutsch­land eine chan­ce be­kommt und er­folg hat.


die bei­fah­re­rin er­zähl­te mir kürz­lich, dass sie auf da­wan­da, ein la­den den sie durch und durch sym­pa­thisch fin­det, kürz­lich nach ra­die­run­gen ge­sucht und in den such­ergeb­nis­sen her­um­ge­blät­tert hat. kurz dar­auf wur­de sie auf al­len mög­li­chen dritt­sei­ten (un­ter an­de­rem spie­gel-on­line) mit wer­be­an­zei­gen von da­wan­da kon­fron­tiert, die ihr die ra­die­run­gen die sie vor­her an­ge­se­hen hat­te noch­mal zeig­ten.

da­mit die wer­be­stra­te­gen von da­wan­da und die „tar­ge­ting“-spe­zia­lis­ten, die sich so­was aus­den­ken, ver­ste­hen was für ein kran­ker scheiss das ist, ver­su­che ich das mal in ein bei­spiel aus der al­ten zeit, wo man noch in ge­schäf­ten ein­kauf­te, zu ver­pa­cken: je­mand der in ei­nen an­ti­qui­tä­ten-la­den geht, sich dort ein paar ra­die­run­gen an­sieht und den la­den wie­der ver­lässt, weil er nix ge­fun­den hat, wäre si­cher nicht be­geis­tert, wenn ihn ein clown aus dem la­den hin­ter­her­läuft. wenn die­ser clown ihm dann durch die stadt folgt, vor ihm rum tanzt und ihm die bil­der die er of­fen­bar nicht ha­ben woll­te auf pla­ka­ten zeigt — ist das dann gute wer­bung?

eher nicht. der la­den, der sol­che clowns durch die ge­gend schickt um ehe­ma­li­ge be­su­cher zu ver­fol­gen, wirkt du­bi­os. oder wie die bei­fah­re­rin das aus­drück­te: „ei­nen la­den wie da­wan­da kann man doch ei­gent­lich nicht doof fin­den. aber die ha­ben mit ih­ren an­zei­gen das un­mög­li­che ge­schafft, ich fin­de da­wan­da jetzt sehr, sehr zwei­fel­haft.“


*) ich


bo­nes, duck, brains, chains, mus­cles, tee­th

felix schwenzel