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zahlen bitte!
twitter-cards
vor einer weile hat twitter die sogenannten twitter-cards vorgestellt, mit denen sich verlinkte inhalte in einem tweet im tweet anzeigen lassen. mit einigen webistes funktionierte das schon länger, instagram, youtube, bilder die man mit twitter hochgeladen hat. so sieht das aus:

was ich erst vor ein paar wochen erfuhr: das kann wohl jeder machen. ein paar meta-tags, wie hier beschrieben hinzufügen, testen und anmelden. das habe ich gemacht und jetzt sehen tweets die einen link zu wirres.net beinhalten so angezeigt:

wenn jemand, oder ich, eine moblog-artikel verlinkt sieht das so aus:

ich finde das ganz prima und stelle monat für monat fest, dass ein nicht unerheblicher teil meiner besucher über twitter kommt:

edeka an der fischerinsel

der edeka-markt an der fischerinsel ist eine art rentnerzoo. egal ob man morgens, mittags oder nachmittags dorthin geht, im laden stehen stets 30 bis 40 rentner rum. kein scheiss. die stehen dort, ohne sich fortzubewegen. ich bin ziemlich sicher, sie bewegen sich auch irgendwann, aber ich habe das bis heute nicht beobachten können.
soviel ist jedenfalls klar, auch wenn ich es bisher nie sah: die rentner müssen sich bewegen, denn wenn man an die kasse geht sind immer schon 3 bis 4 von ihnen dort. an der kasse entwickeln die rentner einen eigenartigen ehrgeiz: sie wollen immer auf den cent genau bezahlen. das dauert immer eine weile, weil sie schwierigkeiten haben die silber-, kupfer- und messingfarbenen münzen auseinanderzuhalten, die sie in grosser zahl in ihrer geldbörse gesammelt haben.
vor ein paar tagen im edeka habe ich eine rentnerin beobachten können, die das unerhörte wagte, was selbst ich noch nie gewagt habe. die dame wollte mit einem grossen schein zahlen. es war ein fünfziger, allerdings ein fünfzig-mark-schein.
die dame war sehr erstaunt darüber, dass man nicht mehr mit DM bezahlen könnte: „seit wann ist denn die mark nicht mehr gültig? ist das schon länger so?“
sie schien gleichzeitig überrascht und verzweifelt; was sie denn jetzt machen solle? und wie man die mark von diesen euros unterscheiden könne. ob das irgendwo auf diesem schein draufstehe?
die kassiererin blieb relativ stoisch und empfahl der dame den schein im papierkorb zu entsorgen. „aber probiern ses erstnochmal bei der bank.“
ich glaube die dame hat dann ihr schweinemett und die weinbrandpralinen mit einzelnen centstücken bezahlt.
die versaute jugend und das urheberrecht
heute war ich auf einer veranstaltung der media business academy (einer tochter der G+J entertainment media) mit dem etwas grossspurigen und in versalien gesetzen titel DER SCHUTZ DES GEISTIGEN EIGENTUMS.

am ende war ich aus verschiedenen gründen etwas ratlos, was ich aber, glaube ich, mit einigen der teilnehmer auf dem podium und im auditorium gemeinsam hatte. erfeulicherweise hatten einige der teilnehmer auf dem podium sogar den mut, ihre ratlosigkeit offen zuzugeben.
am anfang der veranstaltung warfen zuerst thomas lindner (einer der verlagsgeschäftsführer bei G+J) und dann carl bergengruen (vorsitzender der geschäftsführung bei studio hamburg) mit den üblichen ideologisch aufgeladenen kampfphrasen um sich. sie betonten die systemkritische relevanz der kreativwirtschaft als wirtschaftsfaktor, verglichen immaterialgüter und lizenzverletzungen platt mit brötchen und diebstahl, beklagten sich bitter über die untätigkeit der politik und insbesondere der justizministerin und lamentierten über „gratismenatlität“, „rechtsfreie räume“ und riesige materielle schäden durch urheberrechtsverletzungen im internet. carl bergengruen leistete sich auch einen wunderbaren freundschen versprecher, als er sven regener zitierte und ausversehen sagte, dass eine geselleschaft die so mit ihren kunden umgehe nichts wert sei.
ebenfalls unwidersprochen blieb die steile these von bergengruen, dass der gesetzliche schutz des geistigen eigentums eine der grössten errungenschaften der menschheit sei, und dass es ohne diesen schutz keine kultur geben könne. als ob die menschheit vor erfindung des konzepts des geistigen eigentums völlig kulturlos gewesen sei und als ob es unter dem schutz des des urheberrechts niemals hungernde und darbende künstler und kreative gegeben hätte. die üblichen pauschalisierenden, bestandswahrenden und angstdurchwirkten sprüche eben.
der direktor des hans-bredow-instituts und mitglied der enquete-kommision internet und digitale gesellschaft wolfgang schulz erdete die diskussion mit seinem vortrag dann ein bisschen. er wies darauf hin, dass im zwischenbericht urheberrecht der enquete kommision bereits ein breiter grundkonsens quer durch alle beteiligten fraktionen und interessensgruppen erreicht worden sei. so sei in dem bericht unter zustimmung aller beteiligten formuliert worden, dass es der schutzrechte bedarf und dass diese schutzrechte nicht aus der nutzerperspektive neuformuliert werden müssten. das gewohnheitsmässige gejammer der rechteverwerter, dass die politik oder die interessenvertreter der nutzer das urheberrecht abschaffen wollten und die urheber kalt abservieren wolle, sei also überflüssig (meine worte). wer will, kann das auch im bericht der enquete-kommision nachlesen:
Nach Auffassung der Enquete-Kommission bieten auch die Umwälzungen, die das Internet mit sich bringt, keinen Anlass, das Urheberrecht aus der Perspektive des Nutzers her zu konstruieren und so vom – auch verfassungsrechtlich geforderten – notwendigen Schutz der ideellen und wirtschaftlichen Interessen des Schöpfers kreativer Güter abzulösen. Es gibt auch keinen Grund, das Konzept grundsätzlich in Frage zu stellen, Immaterialgüter vor allem durch Ausschließlichkeitsrechte der Urheber marktfähig zu machen und darüber die Anreize, Werke zu schaffen, zu erhöhen.
wolfgang schulz forderte in seinem schlusswort auch mehr handfeste argumente. er meinte die politik wäre durchaus bereit zu handeln und lösungen zu suchen, wenn die verwerter mit konkreten „verwertungsproblemen“ an sie herantreten würden. er plädierte auch dafür, mit einem kleinen seitenblick auf den anwesenden aufsichtsratvorsitzenden der GEMA, enjott schneider, pragmatische lösungswege für die aktuellen streitfragen zu finden und nicht immer gleich nach grundsätzlichen lösungen zu suchen.
enjott schneider fühlte sich dann bemüssigt im anschluss an wolfgang schulz vortrag einen langen monolog über die ziele und zwecke der GEMA von sich zu geben und dabei zu betonen dass man kein „moloch“ sei und vor allem die interessen der „kleinen“ urheber vertrete. erstaunlicherweise lachte ihn niemand aus, allerdings wurde ihm sein satz, dass offenbar niemand die strategie der GEMA verstehe im weiteren lauf der veranstaltung mehrfach um die ohren gehauen. neben der fragwürdigen kommunikationsstrategie der GEMA fragte ich mich auch, warum die GEMA nicht transparenter handelt um genau diesen anspruch für die „kleinen“ einzustehen zu untermauern und für jeden sichtbar darzustellen. wenn ich die zahlen richtig lese, ist das was die GEMA für die „kleinen“ komponisten und dichter (angeschlossene mitglieder) ausschüttet mit durchschnittlich 100 euro pro monat (zahlen von 2010) auch nichts was ein ruhiges und beschauliches musikantenleben ermöglicht. da stehen die 3300 „ordentlichen“ und stimmberechtigten mitglieder mit monatlich im schnitt 4800 euro deutlich besser da.
auch die äusserungen von florian drücke, dem geschäftführer des bundesverbands der musikindustrie, im anschluss von wolfgang schulzes vortrag fand ich eher verstörend. er forderte unverdrossen eine wertedebatte und pauschale aufklärungskampagnen, die die musikkonsumenten zur einhaltung von gesetzen anhalten sollten. die forderung nach solchen kampagnen aus dem mund des geschäftsführeres eines verbandes, dessen mitglieder (auch) damit geld verdienen musik von kiffern, hoteleinrichtungszerkloppern oder gewaltverherrlichern zu verkaufen, fand wiederum nur ich witzig.

die contenance entglitt enjott schneider und florian drücke dann entgültig während des nächsten panels, das übrigens wunderbar flapsig, ironisch und witzig von knut foeckler moderiert wurde. in dem panel berichteten unter anderem der 16 jährige schüler jakob meiffert und die 18 jährige schülerin (und schauspielerin) sophie charlotte schirmer über die mendiennutzung von jugendlichen; die meisten wüssten, dass das was sie täten „nicht OK“ sei, täten es aber trotzdem. auch die bequemlichkeit der illegalen angebote sei ein wichtiger faktor. die tatsache dass jugendliche einerseits nicht viel geld hätten und andererseits (ausser mit itunes-prepaidkarten) legale kaufangebote kaum ohne die hilfe ihrer eltern nutzen könnten, spiele auch eine grosse rolle bei der wahl der mediennutzung. simon lange von der piratenpartei und maxim kuphal-potapenko sprachen die mangelnde legale verfügbarkeit von vielen angeboten an. die beobachtungen und berichte der beiden schüler, aber auch die mangelnde distanzierung und ausbleibende verdammung illegaler mediennutzung durch den moderator knut foeckler brachte schneider und drücke offenbar in rage. illegale mediennutzung nicht klar zu verurteilen und nur „lapidar“ zu kommentieren sei fahrlässig und liesse mangelnde durchdringung der materie erkennen. schliesslich gehe es „um verdammt viel“. foeckler blieb lapidar und stellte fest, dass sich hier offenbar viele „befindlichkeiten“ ergiessen würden, speziell über ihn selbst.
die nächste äusserung des piraten simon lange, dass die disruption der musikbranche ja auch positive aspekte habe, beispielsweise dass jetzt eben viele musiker musik aus passion und nicht aus wirtschaftlichen gründen machten, erzürnte dann den abmahnanwalt björn frommer. der fand die haltung von lange „lebensfremd“ und meinte die diskussion solle sich doch bitte mal mit der frage beschäftigen, warum sich niemand an die gesetze hielte. dass aus dieser fragestellung auch eine gewisse lebensfremdheit durchscheint, hat dann leider niemand laut ausgesprochen. im laufe der immer hitzigeren debatte meinte frommer dann irgendwann, dass die jugend „versaut“ sei und gar nicht mehr wisse, dass man für geistige leistungen anderer bezahlen müsse. er verneinte auch vehement die these, dass menschen die illegal medien konsumieren durchaus auch legale angebote nutzen würden.
an diesem punkt der diskussion implodierte meine ratlosigkiet dann zu einer tiefen hoffnungslosigkeit. rechtevertreter die aggressiv und tief emotional auf die lebenswirklichkeit von jugendlichen reagieren. rechtsanwälte die glauben mit rechtsdurchsetzung liessen sich alle gesellschaftlichen probleme und umwälzungen lösen. ein pirat der kaum zu wort kam und wenn er das wort hatte, die forderungen seiner partei nicht klar rüberbringen konnte. ein GEMA-vertreter der maximalforderungen stellt, aber auch legale angebote wie spotify als unbefriedigend und unzureichend für die urheber darstellt. menschen in leitenden positionen in medienunternehmen und berater die offenbar ratlos sind. medienunternehmer die von legalen angeboten schwadronieren, aber selbst unfähig sind attraktive angebote zu entwickeln.
wie ausserordentlich ausgeprägt die unfähigkeit mit den kunden, der zielgruppe zu kommunizieren bei den rechteverwertern, aber auch den interessen ihrer verlegern ergebenen journalisten ist, zeigte sich dann an einer zwischenbemerkung aus dem publikum, die im krassen kontrast zu den bisherigen theorie- und wunschdurchwirkten äusserungen der vertreter der kreativen stand: jemand mit eindeutig erkennbarem migrationshintergrund erzählte wie er die „kids“ in seiner nachbarschaft fragte, ob sie für ihre musik zahlen würden. niemand von denen die er fragte hatte für die musik die er hörte geazhlt. als ihm dann videos mit rappern von dicken autos und mit goldketten gezeigt wurden, fragte er, wie denn die rapper, die sie so toll fänden, diese dicken kisten bezahlen sollten und ob sie wollten, dass diese rapper demnächst mit nem opel corsa posieren würden. mittlerweile aber seien itunes-pepaidkarten zu kleinen prestige-symbolen geworden. mit einer kleinen intelligenten bemerkung hat hier jemand wahrscheinlich mehr erreicht, als björn frommer mit 100 abmahnungen.
eins der hauptprobleme in der urheberrechtsdebatte ist ganz offenbar die unfähigkeit aller beteiligten miteinander auf augenhöhe zu kommunizieren. die rechteverwerter werden aggressiv und fordern rechtsdurchsetzung und aufklärung zur gesetzestreue, wenn sie mit der lebenswirklichkeit der kundschaft konfrontiert werden. die zielgruppe reagiert mit unverständniss, wenn ihr juristisches kauderwelsch an den kopf geworfen wird und abmahnungen ins haus flattern. die einen fordern respekt gegenüber den künstlern, meinen aber eigentlich respekt vor ihren erodierenden geschäftsmodellen und behandeln ihre (potenziellen) kunden wie verbrecher oder dummköpfe die aufgeklärt oder bestraft werden müssen.
besonders hoffnungslos hat mich der irrglaube gestimmt, dass man die umbrüche, die das internet initiert, allein mit gesetzlichen regelungen und ihrer durchsetzung kitten könnte. offenbar haben die rechteverwerter nicht nur nichts aus den problemen der musikindustrie gelernt, sondern auch nichts aus der prohibition und der drogenpolitik der letzten jahrzehnte gelernt. weder die prohibition, noch das verbot von drogen, noch aufklärungskampagnen haben den alkohol- und drogenkonsum weiter gesellschaftlicher schichten stoppen können. wertedebatten, lobbyismus oder stahlharte durchsetzung von gesetzen lösen gesellschaftliche (oder drogen-) probleme nicht, man kann sie lediglich, wenn überhaupt, durch gesellschaftliche normen kanalisieren oder eindämmen. aber das geht eben nicht mit gesetzen oder rechtsdurchsetzung allein, sondern nur gemeinschaftlich und einem breiten gesellschaftlichen konsens.

der nachmittagsteil der veranstaltung war dann übrigens viel weniger emotional. selbst björn frommer konnte mich in seinem etwas zu langem vortrag an manchen stellen überzeugen. beispielsweise mit seiner forderung, dass bestimmte anpassungen am rechtrahmen durchaus hilfreich sein könnten um besser gegen gewerbsmässige urheberrechtsverletzer oder profiteure von urheberrechtsverletzungen vorgehen zu können. frommer lieferte auch prima nutzwert mit: wer bei vodafone filesharing betreibt ist vor abmahnanwälten sicher, weil vodafone keine IP-adressen rausrückt oder erfasst (glaub ich zwar nicht so ganz, gebe ich aber gerne weiter).
sehr gefallen hat mir auch die differenziertheit und das detailwissen von carsten brosda von der hamburger staatskanzlei, der nicht nur die situation und diskussion rund um die verfügbarkeit von game of thrones kannte, sondern auch ein ordentliches th aussprechen konnte. selbst florian dücke konnte am nachmittag auf dem podium seine emotionen im griff behalten und teilweise ganz schlüssig argumentieren. und auch wenn er wortreich und in zweitausend variationen immer den gleichen satz sagte (die GEMA, die komponisten und die autoren brauchen irre viel geld), konnte ich bei enjott schneider neben seiner betonfunktionärshaltung auch echte leidenschaft für die sache erkennen.
und auch der zweite teilnehmende vertreter des studio hamburg, robin houcken, erstaunte mich mit seiner mitunter sehr differenzierten haltung und vernünftigen sätzen, nachdem sein kollege carl bergengruen am vormittag noch ohne besonders stichhaltige argumente auskam. robin houcken sah lösungen für die urheberrechtsproblematik nicht in den haushalten, sondern bei den mittelsmännern. so würden kabelnetzbetreiber schliesslich auch für die einspeisung von fernsehprogrammern zahlen, warum sollten die rechteverwerter also ihr geld nicht bei den zugangsprovidern holen? dass er demensprechend auch ein leistungsschutzrecht befürwortet, bei dem sich die verwerter ihr geld bei den verteilern ihrer werke holen, fand ich schlüssig (aber auch falsch). hier hätte ich mir vom moderator florian güßgen die zwischenfrage gewünscht, was er denn zum amerikanischen markt sagt, wo die rechteinhaber den kabelnetzbeteibern geld für die einspeisung zahlen.
das zweite panel dauerte mit frommers vortrag insgesamt fast zweieinhalb stunden, weshahlb ich es an dieser stelle weder wiedergeben möchte, noch kann. zumal ich lernte, dass das allensbach institut herausgefunden haben will, dass diskussionen über urheberrechte die mehrheit der menschen nicht interessiert und die sache dementsprechend auch nicht als wahlkampfthema funktionieren würde. ich vermute das thema funktioniert auch als blogartikel nicht besonders gut, zumal der jetzt ja auch schon unerträglich lang geworden ist.
abgesehen davon konnte ich eindeutige stylingtrends bei führungskräften aus der medien- und rechtsbranche feststellen: grosse schwarze kunststoffbrillen, lange graumelierte haare, die unauffällig über kahle stellen gekämmt werden. schlips muss nicht sein. dunkle anzüge gehen immer, braune schuhe lassen sich auch mit braunen schlipsen kombinieren.
martin oetting schrieb übrigens gestern zu einem ganz anderen thema folgendes:
Meine einfache Faustregel lautet daher: hören Sie auf darauf zu hoffen und zu warten, dass irgendwelche Konsumenten Sie mögen. Fangen Sie lieber damit an, Ihre Konsumenten zu mögen.
das könnte auch der goldene tipp für alle führungskräfte in der unterhaltungs- und informationsindustrie sein.
details
der (print-) spiegel ist online unter spiegel.de/spiegel zu erreichen. unter spiegel.de ist spiegel-online zu finden. dafür das der spiegel sehr grossen wert auf seine eigenständige marke, redaktion und vor allem abgrenzung zu diesem online-gedöns legt, ist die mühe die man sich online gibt um sich vom online-pendant abzugrenzen doch erstaunlich mau. spiegel-online und der spiegel unterscheiden sich durch einen subtilen farbunterschied und das logo im header. neben ein paar kleinen layout-unterschieden ist das alles.

besonders erstaunt mich aber, dass die eitlen marken-gockel vom gedruckten spiegel es zulassen, dass alle ihre seiten unter oder neben einem spon-favicon stehen. das ist eine wirklich extrem lieblose markenpflege.
handwerkerhumor hat goldenen boden
was sagt mark beneke da bei roche und böhmermann?
also ich bilde mir ja ein, dass mark beneke in der sendung von heute zu charlotte roche „fotze“ sagte. einfach so.
ich habe die sendung gerne geguckt, bin mir aber noch nicht sicher wen ich in dieser sendung besonders doof fand. ich tendiere ausnahmsweise mal dazu diesmal niemanden auszunehmen.
roche und böhmermann vom 9.9.2012 in der 2DF-mediathek.
michael spreng möchte google für etwas bestraft sehen, das er selbst mitverursacht
Und es wäre ein – hoffentlich – abschreckendes Beispiel, wenn neben den Verursachern auch Google zu einem hohen Schadensersatz verurteilt werden würde.
mit „verursachern“ meint michael spreng menschen, die gerüchte in den umlauf gebracht haben, dass bettina wulff eine rotlichtvergangenheit hätte. warum google zu einem hohen schadensersatz verurteilt werden soll ist nicht ganz klar. michael spreng meint, weil eine google suchanfrage nach „bettina wullf“ oder den den drei buchstaben „bet“ bestimmte suchvorschläge macht:

das problem dabei ist, das google genau das gleiche wie michael spreng macht. google zeigt an, dass viele seiten im internet die worte „bettina wulff“ und „prostituierte“ oder „escort“ benutzen. michael spreng macht exakt das gleiche, er schreibt, dass viele seiten im internet diese worte im zusammenhang benutzen (und nennt das, anders als google, „Verleumdungen und üblen Nachreden“). sucht man auf michael sprengs webseite nach den worten „Bettina Wulff Prostituierte“ zeigt google an, dass michael spreng laut google in drei verschiedenen artikeln (und derzeit auf der startseite von sprengsatz.de) die worte „Bettina Wulff“ und „Prostituierte“ benutzt hat.

nach michael sprengs meinung müsste google für ein solches verhalten bestraft werden. nach den gesetzen der logik müsste aber auch michael spreng dafür bestraft werden. michael spreng sagt:
Und williger Helfer ist immmer die Suchmaschine Google, die – völlig neutral natürlich – jedem Verleumder die Plattform verbreitert und die Verleumdung ins Unendliche potenziert.
nun ist michael spreng aber eben einer der „willigen helfer“, der den google-algorithmus davon überzeugt, dass die wortkombination „Bettina Wulff Prostituierte“ derzeit relevant ist. wie hunderte anderer journalisten und blogger: denn der suchwort-vorschlag „Bettina Wulff Prostituierte“ gewinnt derzeit an relevanz, weil leute journalisten wie michael spreng (und ix) in ihrer berichterstattung über bettina wulffs vorgehen gegen google und günter jauch dieser wortkombination relevanz geben.
hinzu kommt, warum möchte michael spreng nur google bestraft sehen? warum nicht auch microsofts suchmaschine bing oder yahoo, die exakt das gleiche machen?


der begriff der neutralität scheint für viele journalisten, verleger und politiker unverständlich zu sein. sie möchten dinge in der öffentlichkeit sagen, regen sich aber furchtbar darüber auf, wenn diese aussagen über suchmaschinen, aggregatoren oder hyperlinks auffindbar und auswertbar gemacht werden. aber vielleicht ist es gar nicht der begriff „neutralität“, mit dem menschen wie michel spreng probleme haben, sondern der begriff der öffentlichkeit.
nur damit keine missverständnisse entstehen. ich kann es gut verstehen und nachvollziehen, gegen die urheber von haltlosen gerüchten vorzugehen. aber gegen die berichterstattung über dieses vorgehen oder die auffindbarkeit dieser berichterstattung vorzugehen geht zwei bis drei schritte zu weit.
für die suchwortkombination „bettina wulff katzenpisse“ findet google übrigens neun resultate. eins davon wurde aus „rechtsgründen“ entfernt.

[nachtrag 09.09.2012, 8:36 uhr]
das mit der neutralität und der autovervollständigenfunktion nimmt google wohl doch nicht so ernst (wie ich anfangs annahm). marcus schwarze macht darauf aufmerksam, dass google für begriffe rund um die menschliche sexualität kaum vervollständigungsvorschläge macht. google selbst sagt dazu:
Warum werden für ein bestimmtes Thema keine Vervollständigungen angezeigt? […] 3. Der Suchbegriff verstößt gegen die Richtlinien der automatischen Vervollständigung. Wir möchten Ihnen möglichst relevante Suchanfragen anbieten, schließen jedoch Begriffe aus, die in engem Zusammenhang mit Pornografie, Gewalt, Hassreden und Urheberrechtsverletzungen stehen.
das hört sich keinesfalls neutral an, sondern danach, als griffe google ohnehin nach gutdünken und eigenem ermessen in den algorithmus ein. je länger ich drüber nachdenke, desto unverständlicher finde ich, dass google hier den prinzipienreiter macht. genauso wie google in deutschland gelegentlich suchergebnisse entfernt, wenn ein anwalt darauf besteht, könnte google doch auch begriffe für die autovervollständigenfunktion auf eine schwarze liste setzen.
in das gleiche horn stösst auf blog.beck.de auch henning ernst müller:
Wenn sich also die Google-Anwälte darauf berufen, das Autocomplete gebe eben nur die häufige Suche nach bestimmten Wortkombinationen objektiv wieder, dann argumentieren sie glatt an der Wahrheit vorbei. Redaktionelle Eingriffe finden statt, Google nimmt Einfluss.
[dank an detlef guertler]
unten, unter „trackbacks“, habe ich links auf seiten gesammelt die sich mit dem thema wulff vs. google beschäftigen.
so erklärt google die autovervollständigenfunktion:
Während Ihrer Eingabe werden mithilfe des Google-Algorithmus basierend auf den Suchaktivitäten anderer Nutzer und auf Inhalten der von Google indexierten Webseiten Suchanfragen vervollständigt und angezeigt. Wenn Sie in Ihrem Google-Konto angemeldet sind und das Webprotokoll aktiviert haben, können Sie auch Suchanfragen von relevanten Suchen sehen, die Sie in der Vergangenheit durchgeführt haben. Darüber hinaus können auch Google+ Profile in der automatischen Vervollständigung erscheinen, wenn Sie nach dem Namen einer Person suchen. Mit Ausnahme der möglicherweise vorgeschlagenen Google+ Profile wurden alle vervollständigten Suchanfragen in der Dropdown-Liste zuvor von Google-Nutzern eingegeben oder erscheinen im Web.
[nachtrag 09.09.2012, 11:33 uhr]
nur mal so zur klarstellung: ich habe michael spreng, wie ich finde zu recht, für sein mangelndes differenzieren angegriffen und dabei selbst ein bisschen zu wenig differenziert. auch weil ich die löchrige, leicht verlogene argumentation von google noch nicht ge- und erkannt hatte. bettina wulffs klageschrift kenne ich nach wie vor nicht, aber wenn es so ist, dass sie tatsächlich lediglich gegen die vorschlagsfunktion von google (und nicht die suchergebnisse) im zusammenhang mit ihrem namen vorgeht, kann ich dafür verständnis aufbringen. für michael sprengs undifferenzierte google-rage kann ich nach wie vor kein verständnis aufbringen.
[nachtrag 12.09.2012]
das hatte ich übersehen, dass ich ein s zuviel in der überschrift hatte. jetzt nicht mehr.
von null auf hundert
USA schüleraustausch, woche 4
seit das kind in amerika ist, sind die beifahrerin und ich zu frühaufstehern geworden um zu sehen ob das kind etwas neues auf facebook gepostet hat. das kind postet tatsächlich relativ oft auf facebook, fasst sich allerdings extrem kurz: ein bild und ein kurzes, maximal zwei worte langes statement. aber es erlaubt uns einen kleinen einblick in das leben des kindes — vor allem die verschiedenen arten von junk food die es konsumiert.

das kind neigt eben eher zur postkarten-kommunikation. immerhin zwei längere emails hat es schon geschrieben, wir wissen jetzt das es ihm gut geht und das es mit dem football-training begonnen hat. das training wird mit dem schönen euphemismus „daily doubles“ beschrieben, was bedeutet zweimal täglich zwei stunden zu trainieren. der trockene kommentar des kindes: das sei sehr anstrengend.
das football-training habe ich damals verpasst. mein schuljahr in amerika fing zwei wochen verspätet an und ich hatte verpasst mich bereits in den schulferien darum zu kümmern. so kam ich erst 5 wochen nach traingsbeginn dazu den leitenden trainer zu fragen, ob ich mitmachen könne. da war es bereits ein bisschen zu spät. ich entschied mich nach einer probetrainingssession in der an einer tafel strategie besprochen wurde und ich weniger als bahnhof verstand, das mit dem football zu lassen.
klarer punktvorteil beim kind: er es in die football-mannschaft geschafft.
der sport wird an amerikanischen schulen sehr ernst genommen. es gibt zwar auch regulären sportuntericht, die musik spielt aber in den sport-teams ausserhalb des unterichts. das training ist hart, wer sich nicht dem regiment des trainers unterwirft fliegt raus. dafür wird man belohnt mit anerkennung und teamgeist. und zumindest bei den populären sportarten wird man bei wettkämpfen von cheerleadern und meistens der gesamten schule angefeuert.
ich war in meinem USA-schuljahr nur ringer (habe ich vor sieben jahren mal aufgeschrieben) und habe nicht einmal einen cheerleader bei unseren wettkämpfen gesehen. dass nur wenige mitschüler bei unseren kämpfen anwesend waren war mir auch recht, nicht zuletzt wegen der albernen lätzchen die man als ringer tragen muss. aufs mannschaftsfotos im yearbook habe ich es aus unerfindlichen gründen nicht geschafft.
ich war kein besonders guter ringer, nach einem in 12 sekunden gewonnen kampf habe ich nur noch verloren, fand mich aber im teamgeist unserer mannschaft bestens aufgehoben. ich hoffe das kind empfindet das ähnlich. erfolg oder gewinnen ist toll, aber auch das verlieren und scheitern ist teil des ganzen.
so wie im amerikanischen schulsport bin ich nie wieder an meine körperlichen grenzen herangeführt worden. beim leichtathletik-team, in das mich coach hanby nach der ring-saison einlud, kam ich dann aber doch an grenzen die ich nicht überschreiten wollte. offenbar hatte ich mein lauftraining ein bisschen übertrieben und bekam starke schmerzen in den schienenbeinen. der trainer meinte das sei normal und dass es dagegen pillen gäbe. die waren wahrscheinlich harmlos, ich hatte aber keine liust für den sport pillen zu schlucken und verliess die leichtathletik-mannschaft.
ich schreibe das eigentlich auch nur auf und lasse meine erinnerungen um dieses sportthema kreisen, weil mir bei all diesen details wieder auffällt, wie wichtig für mich damals in amerika eine entscheidende kleinigkeit war: in all meinen entscheidungen war ich autonom. natürlich gab es hier oder da druck, erwartungsdruck von den lehrern, den trainern oder mitschülern. aber der druck aus der heimat reichte nicht mehr aus um mich in meiner autonomie oder detailentscheidungen entscheidend zu beeinflussen. das erwartungskorsett aus der heimat wurde durch ein viel bequemeres, weniger regides, brandneues amerikanisches erwartungskorsett ersetzt.
das ringen habe ich trotz schmerzen, schweiss und blut durchgezogen, weil ich spass daran hatte und das training erstaunliche dinge mit meinem körper anstellte. die leichtathletik habe ich aufgegeben weil die nachteile aus meiner sicht die vorteile überwogen. meine entscheidungen, meine konsequenzen — in dieser deutlichkeit das erste mal in meinem leben.
vielleicht bilde ich mir das alles auch nur ein und die erklärung für meine gefühlte autonomie lässt sich dadurch begründen, dass die amerikaner einfach effektivere und komlexere motivationsmechanismen haben. unterm strich glaube ich aber, dass ich das was ich heute an ehrgeiz habe in amerika während meines highschoolaufenthaltes entwickelt habe.
daran, dass ich aus amerika ziemlich viele briefe schrob kann ich mich gut erinnern. dass mein briefeschreiben auch zwanghafte komponenten hatte, fiel mir erst in den letzten wochen auf, auch weil jetzt viele der ollen diskussionen wieder aufbranden, ob das internet dumm oder abhängig mache, ob es die menschen in scheinwelten oder oder vereinsamung treibe. vor allem aber die sorge der beifahrerin, das kind könne zu viel auf facebook rumdaddeln und desahlb zuwenig mit dem kopf in den USA sein, rief mir in erinnerung, wie obsessiv ich damals briefe schrob. ich schrob an meine eltern, meine grosseltern, meine freunde in deutschland, meine freundin nele die auch in den USA war. tagebuch schrob ich — glaube ich — auch. ich schrieb ständig, zuhause, auf kleinen fahrradtouren, in cafés, auf parkbänken. ich hatte grosses interesse daran meine befindlichkeiten aufzuschreiben, aber auch mich in einem guten licht darzustellen. wenn ich die briefe von damals lese, kommen sie mir oft unangenehm prahlerisch vor.
wichtig scheint mir aber in der rückschau, dass ich beim schreiben meine situation reflektierte, dass ich also, obwohl ich mit dem geiste bei meinen deutschen verwandten und freunden war, vor allem das von mir erlebte verarbeitete.
ansätze von einsamkeit, das gefühl des alleinseins kann man auf viele arten versuchen zu zerstreuen. ich entscheid mich wohl, auch aus mangel an alternativen, für das schreiben (und fernsehen, zeitschriften, eine gelegentliche ausgabe des spiegels, der sich damals dick wie ein buch anfühlte). facebook kann alles zusammen sein, fernsehen, ein internationales kiosk, briefkasten, eine art telefon oder tagebuch.
ich mag den gedanken, dass sich auch mit der vernetzten welt ausser ein paar parametern wie geschwindigkeit, zugänglichkeit und wahlmöglichkeiten, nichts entscheidendes an unserer grundsituation geändert hat. wir waren schon immer soziale wesen. heute sind wir soziale wesen auf speed und mit ungleich mehr optionen als früher. aber das bedürfnis, sich mit gleichgesinnten zusammenzuschliessen, auszutauschen und zu kommunizieren ist nicht neu.
letzte woche hat das kind offenbar seinen stundenplan bekommen. das beste: er ist senior, er geht also nach der abgeschlossenen neunten klasse in deutschland, in den USA in die 12te klasse. so kann er am wichtigsten event des schuljahres teilnehmen, der graduation-feier. neben irgendwas mit angewandtem computer-irgendwas hat das kind jeden tag us-amerikanische geschichte, calculus, amerikanische literatur und eine doppelstunde forstwirtschaft. forstwirtschaft! wie abgefahren ist das denn bitte?
mein stundenplan war damals ähnlich. ich hatte auch mathematik, us-amerikanische geschichte. als englischkurs habe ich mich damals für speech and debate entschieden, ein fach das alle vier austauschschüler der schule gewählt hatten und eigenartigerweise auch die klassenbesten waren. darüber habe ich auch schonmal geschrieben, vor zwei jahren. ausser, dass ich noch einen kurs psychologie (in dem ich einen für meine damaligen verhältnisse aufwändig recherchierten und wie ich immer noch finde, erstklassigen 20-seitigen aufsatz schrieb) und eine stunde illustration belegt hatte, erinnere ich mich an keine anderen kurse. eigenartig.
1984 apple store
beim betrachten dieses bildes (aus diesem artikel) fiel mir ein, ich könnte ja nochmal den macintosh-werbespot von 1984 ansehen. das hier war mir bisher gar nicht aufgefallen:

dOCUMENTA (13), tag 2
zwei tage regen waren angesagt, aber am ersten tag regnete es überhaupt nicht und am zweiten nur gegen 16 oder 17 uhr mal kurz. um das fridericianum herum türmten sich zwar die wolken auf, aber passiert ist das bis auf zwei kleine schauer nix.

ich fuhr mit mit festen willen nach kassel, die diesjährige documenta doof zu finden. nach dem was ich vom balkenhol-theater mitbekommen hatte, erwartete ich einiges an langweiligem „theoretische Treiben“ (niklas maak), eine ähnlich verkopfte documenta wie unter catherine david. meine vorstellung von einer optimalen documenta war immer noch geprägt von der bunten wusel-documenta IX von jan hout. die hatte damals kunst so präsentiert wie ich es am liebsten habe, lebendig, mit einer schamlosen portion kommerz, überbordend und unprätentiös bis zum anschlag.
aber diese documenta hat mich dann doch positiv überrascht. aus zwei gründen: wegen der karlsaue und wie die ausstellung wild in der stadt wucherte. bisher haben zwar alle documentas die ich mir ansah etwas in der karlsaue veranstaltet, meistens aber indem dort grössere temporäre und zentrale ausstellungsstrukturen aufgebaut wurden. dieses jahr wurden in der gesamten karlsaue 50 oder 60 künstler verteilt. manche künstler brachten ihre arbeiten in grossen, manche in kleinen holzhütten unter, manche arbeiten waren unter freiem himmel, manche begnügten sich mit dem pflanzen eines apfelbaumes.

die hauptveranstaltungsorte wie das fridericianum oder die neue galerie waren für meinen geschmack zu überlaufen oder zu kleinteilig, zu eng aufgebaut. in manchen räume gab es einlassbeschränkungen indem man zur gleichen zeit nur eine bestimmte anzahl besucher hereinliess. das ist gut für die kunstrezeption, aber ätzend wenn man ständig in fluren oder treppenhäusern warten muss. wenn man mal an den orten in der karlsaue warten musste, fand ich das viel weniger schlimm; man wartete draussen an der frischen luft und die schlangen waren meist überschaubar.
ganz grandios fand ich viele der in der stadt verteilten orte. ganz grossartig, das kaskade-kino in dem am freitag filme mit tanzenden menschen mit down-syndrom gezeigt wurden. oder die halle an der unteren karlsstrasse, die walid raad mit grossartigen arbeiten bespielte.

oder die unauffälligen interventionen von renata lucas, die im fridericianum auf dem weg zum klo gut sichtbar versteckt waren und im untergeschoss des kaufhof auch irgendwie nicht auffielen.



von der arbeit her weniger beeindruckend, aber räumlich und (quasi) auch städtebaulich verblüffend, war der leerstehende trakt im C&A-gebäude, der von cevdet erek als raum der rhythmen gestaltet wurde. der ganze nackte beton-trakt wummerte und tschirrpte und bumste mit bässen und echos und anderen unangenehmen geräuschen. zwischendrinn ein paar mini-installationen mit gefunden objekten, linealen und schallschutzwänden — aber auch vier geöffneten türen zu zwei balkonen, die den blick freigaben auf kasseler hinterhöfe.




meines wissen völlig neu für die documenta war die nutzung es nordflügels des hauptbahnhofs. allein die räume des nordflügels fand ich bereits euphorisier- und inspirierend.

nachdem ich am zweiten tag documenta darauf konditioniert war beim betreten von verdunkelten räumen mit irgendwelchen videoinstallationen oder filmen konfrontiert zu werden, war das betreten des völlig verdunkelten nordflügels am hauptbahnhof umso beeindruckender. als sich meine augen an die dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich in einiger entfernung einen schumrig beleuchteten, riesigen erdhügel von michael portnoy. flickr-benutzer zweiengelundeinbachmann hat das ding ganz schön fotografiert. auch ganz wunderbar in die räume integriert fand ich die kiefernhölzige schneiderei von istván csákány und die beweglichen jalousien von haegue yang.


ich kann mich nur an wenige arbeiten in den eigentlichen ausstellungsgebäuden wie dem fridericianum oder der documenta-halle erinnern, die mich nachhaltig beeindruckt haben. an white-cube-ausstellungsäumen gefällt mir meisten das white-cube-konzept selbst am besten, nicht die kunst dadrin:

das konzept des im park, wald oder der stadt herumirrens und über kunst zu stolpern gefällt mir um ein vielfaches besser. zumal damit auch ein witziges wechselspiel mit den besuchern einhergeht: „ist das jetzt kunst, oder nicht?“




es gab durchaus auch beeindruckende inszenierungen in geschlossenen räumen. die arbeit von jeanno gaussi, die mit den arbeiten einiger afghanischer künstler im ehemailigen elisabeth krankenhaus untergebracht war, zeigte dass ich wahrscheinlich eher auf black-cube, als white-cube räume stehe. jeanno gaussi zeigte bilder von einem kabuler maler von schildern und werbetafeln, dem sie die dreissig familien-bilder gab die ihr blieben, nachdem sie afghanistan verliess. der auftragsmaler erzählt in videos was er aus den bildern herauslas. ich fand die bilder, die erzählungen, videos und messingtafeln unter den bildern sehr eindrucksvoll und auch ein bisschen verstörend inszeniert.

mich erinnert das documenta-konzept in der karlsaue auch an meine ersten positiven erfahrungen mit kunst überhaupt. in aachen hatten meine eltern bekannte die für die ludwig-schokoladen-fabrik arbeiteten und ein wohnhaus direkt am privatpark von peter und irene ludwig hatten. als kinder spielten wir in diesem riesigen park, in dem gelegentlich stahl oder fiberglas-plastiken rumstanden auf denen wir rumkletterten oder tobten. kunst oder künstlerische interventionen über die man im alltag stolpert finde ich um ein vielfaches spannender als kunst in überfüllten räumen. und das hat die documenta in diesem jahr meisterlich hinbekommen.
am südflügel des kasseler hauptbahnhofs, wahrscheinlich bei der einzig wirklich beeindruckenden video-installation der documenta von bani abidi, verlor die beifahrerin ihre zwei-tages-eintrittskarte. an der nachrichtenmeisterei bemerkte sie ihr maleur und nachdem wir alle ihre taschen zwei bis dreimal durchsucht hatten, folgten wir dem tipp der aufsicht beim eingang des südflügels zu fragen, ob jemand die karte gefunden hätte. tatsächlich hatte jemand die karte gefunden. als wir zurück bei der nachrichtenmeisterei waren, erzählte uns der aufseher dort, dass das päärchen, das die karte der beifahrerin gefunden hatte, nun seinerseits seine karten verloren hatte. auf dem rückweg zum südflügel fanden wir dann die karten der beiden und gaben sie bei der freudestrahlenden aufsicht am südflügel ab. ob das alles eine inszenierung oder ein zufall war, möchte ich nicht beurteilen.
sehr prominent auf dem friedrichsplatz hatte sich das occupy-camp eingenistet. auch hier wusste man nicht, ob das zeltlager nun kunst sei oder reiner protest. die übergänge waren fliessend, was mir ausserordentlich gefiel.

occupied wurde auch eine arbeit von pedro reyes. seine arbeit war ein konzeptionell etwas überfrachtetes „sanatorium“, eine „utopische »provisorische Klinik«, die typische Krankheiten von Städtern wie Stress, Einsamkeit oder Angstgefühle behandeln soll. Um das Projekt […] zu erleben, muss man sich als Patienten einweisen lassen.“ nach einem kurzen gespräch mit einem „therapeuten“ erhielte man eine diagnose und bekäme drei von sechzehn möglichen „Therapien“ verschrieben. die „Therapeuten“, offenbar schlecht oder gar nicht bezahlte studenten, hatten nach der abreise des künstlers aber wohl keine lust mehr auf die therapie und streikten kurzerhand. sie beklebten die hütte mit protestplakaten und fingen statt um 10 zu therapieren, um 12 an zu streiken indem sie reyes arbeit besetzten.


- mein erster tag auf der documenta
- richard gleim und nina lagrande scheinen auch auf der documenta gewesen zu sein.
dOCUMENTA (13), tag 1




















ein paar tausend links
domains auf die ich seit dem 21.06.2011 gelinkt habe (plätze 1 bis 20) (vor drei monaten versprochen) (es sind eigentlich 660 domains, bei ca. 480 hört die liste aber auf, hier die komplette liste):
spiegel.de: 66
zeit.de: 56
boingboing.net: 47
faz.net: 38
kottke.org: 32
stefan-niggemeier.de: 27
wired.com: 27
neunetz.com: 23
crackajack.de: 21
blogs.taz.de: 20
dasnuf.de: 20
netzpolitik.org: 20
heise.de: 19
lawblog.de: 19
techdirt.com: 19
tagesspiegel.de: 18
taz.de: 18
spreeblick.com: 17
daringfireball.net: 16
faz-community.faz.net: 16
→ weiterlesen„Oh noes!“
kooperationsanfrage
wenn ich das recht verstehe, sucht groupon blogger, die keine ahnung haben. aber vielleicht versteh ich das auch nicht. von unten nach oben lesen.

penis riot
kurzkritik „the fades“

die sechs folgen der ersten staffel the fades habe ich ziemlich schnell weggeguckt. empfohlen hatte man mir die serie als „horror“ mit fleischfressenden zombie-engeln was nur so halb stimmt. blutrünstiger oder ekliger als true-blood oder breaking bad ist die BBC-produktion jedenfalls nicht.
was mich aber positiv an breaking bad erinnerte war die detailliebe mit der die charaktere in ihrer normalität dargestellt werden. nerdige, langweilige menschen wie du und ich, in deren 08/15 leben plötzlich mord und totschlag und absurde situationen einschlagen sind im fernsehen sehr viel fesselnder als muskelgestählte und zahnkronenbewehrte hollywood schauspielmaschinen.
die handlung ist ein bisschen vorhersehbar, spielt aber tapfer gegen die genreregeln an und erschafft sich eigene handlungsspielräume, die eben nicht nach schema-f ablaufen. sehr schön wird auch einer meiner lieblingsgedanken beleuchtet, dass es sich lohnen könnte beim kampf für die die angeblich gute sache auch auf menschlichkeit und mitgefühl zu setzen — und wie scheisse es sein kann, wenn man für die gute sache kämpfend allen anstand und menschlichkeit fallen lässt.
im zuge von sparmassnahmen hat die BBC keine zweite staffel in auftrag gegeben, was am ende zu einem kleinen cliffhanger führt der unaufgelöst bleibt, was schade, aber nicht weiter schlimm ist.
die the fades DVD kann man bei amazon.co.uk ungefähr 15 euro billiger erwerben, als bei amazon.de.
wenn ix sternchen vergeben könnte würde ich 5 von 5 sternchen vergeben.
hamburg cruise days

seit gestern abend laufen am hamburger hafen die hamburg cruise days. das soll eine elegante veranstaltung sein, sagte katia derow in einem interview mit dem fernsehsender hamburg1. für die cruise days habe man all das vom kreuzfahrtschiff an land geholt was man dort erlebe: essen und trinken, kunst und kultur, entertainment, show und kinderwelt. in der praxis und vom pr-sprech befreit bedeutet das natürlich saufen, saufen, saufen, fressen und viel krach. und feuerwerk. und santiano. santiano steht nach eigener auskunft für „Songs berstend vor Lebenslust und Seemanns Gefühl, voller Träume und Sehnsucht“, für mein dafürhalten eher für schreckliche qualen. denn santiano spielt auf den hamburg cruise days jeden tag ungefähr achtmal die beiden songs ihres repertoires. sehr laut, mehr oder weniger direkt vor unserer tür. der eine song heisst „santanio“, der andere „frei wie der wind“. immer wieder.
ich bin mir relativ sicher santiano wäre auch für die folter von guantanamo-gefangenen.
als katja derow im fernsehen von themeninseln und „kunst und kultur“ sprach habe ich mal nachgesehen was das bedeutet: „themeninseln“. da gibts also das „Cruise Village“, „Spa & Sports“, eine „Wein-Lounge“, „Tüdel un Tampen“, „Käpt’n Knopfs Kinderwelt“, „Shopping an der Flutschutzmauer“, „Show auf der NDR Bühne am Hafentor“ („Hier gibt’s was auf die Ohren“), „Captain’s Dinner auf dem Landungsbrückenvorplatz“, „Fernweh am vorgelagerten Fischmarkt“ („Hier präsentieren sich verschiedene Länder und Nationen kulinarisch und künstlerisch, musikalisch und unterhaltsam“), „Globetrotter Kreuzfahrten Messe“ und dann tatsächlich: „Kunst & Kultur im Holzhafen Altona“. kunst und kultur bedeuteten für die veranstalter folgendes:
Holz – das wird auch ein Thema im Holzhafen, der Themeninsel Kunst & Kultur zwischen Fährterminal und Fischmarkt. An allen drei Tagen können Sie hier Holzkunstausstellungen und eine Installation der Hochschule für bildende Künste Hamburg erleben, hochwertiges Design und Kunsthandwerk erwerben oder das Tanzbein schwingen: Die Hamburger Tanzschulen und -clubs „Universo Tango“, „SwingSpirit“ und das „Flamenco Tanzstudio Iris Caracol“ bieten Tango, Swing und Flamenco zum Zuschauen und Mitmachen an.
Gastgeber am Holzhafen ist unser offizieller Partner für Kunst & Kultur, die B&L Gruppe – einer der renommiertesten deutschen Projektentwickler für Büro- und Shoppingimmobilien.
eine installation der kunsthochschule und kunsthandwerk und übelste lokaljournalistische phrasendrescherei („das tanzbein schwingen“ — OMG). kunst und kultur in der hand von einem der renommiertesten deutschen projektentwickler für büro und shoppingimmobilien.
das ist mal eine kulturpolitik.
oder wie der geschäftsführer der hamburg marketing gmbh das in bullshitbingo ausdrückt:
Heute Abend VIP-Empfang zu #Hamburg #Cruise #Days mit TOP-Entscheidern der #Kreuzfahrt. Standort profiliert sich mit Inszenierung von Events
about 1 hour ago via Twitter for iPhone Reply Retweet Favorite
@ThorstenKausch Thorsten Kausch
heute und morgen gibts dann wieder feuerwerk — wie übrigens am hafen alle 1-2 wochen, wenn ein schiff einfährt und der standort sich profiliert.
nachrichten sind flüsse, keine seen

ich bilde mir gerade ein, einen bauplan der zukunft des publizierens vor augen zu haben. an erster stelle steht die erkenntinis, dass das publizieren — oder genauer das lesen — sich bereits jetzt zum grossen teil in strömen, flüssen oder streams abspielt. richard macmanus schreibt:
2. The Web Is Moving From Pages to Streams
[…] Web pages and blog posts are still being published, but this new wave of tools is looking for ways to deliver content in a more flexible way.
er verweist auf anil dash, der schrob „Stop Publishing Web Pages“:
Most users on the web spend most of their time in apps. The most popular of those apps, like Facebook, Twitter, Gmail, Tumblr and others, are primarily focused on a single, simple stream that offers a river of news which users can easily scroll through, skim over, and click on to read in more depth.
Most media companies on the web spend all of their effort putting content into content management systems which publish pages. These pages work essentially the same way that pages have worked since the beginning of the web, with a single article or post living at a particular address, and then tons of navigation and cruft (and, usually, advertisements) surrounding that article.
Users have decided they want streams, but most media companies are insisting on publishing more and more pages. And the systems which publish the web are designed to keep making pages, not to make customized streams.
It's time to stop publishing web pages.
da ist was dran, ich konsumiere mein medienmenü in der tat vornehmlich in strömen: im google reader rauschen hunderte artikel aus derzeit 1069 abonnements an mir vorbei, die ich anders auch gar nicht verarbeiten könnte als in einem langen endlosen strom, dessen inhalt ich mit j/k-tastennavigation lese, oder überspringe. artikel die ich nicht gleich lesen möchte packe ich in meinen instapaper-strom, artikel die ich verarbeiten oder verlinken möchte in meinen pinboard-strom. manchmal lese ich in meinem quote.fm-strom, auf dem handy laufen meine twitter-, facebook- und google-reader-ströme in flipboard, wo ich sie ebenfalls in fliessender form konsumiere: beinahe alle inhalte die ich wahrnehme, konsumiere ich in irgendwelchen anwendungen die als unendlicher strom organisiert sind.
und ich glaube das ist die form, in der die meisten menschen online artikel oder neuigkeiten konsumieren werden — auch weil es dem althergebrachten medienkosum gar nicht so unähnlich ist; ist eine zeitschrift nicht auch ein langer fluss von artikeln, den wir am stück oder mit pausen oder mit sprüngen verarbeiten?
allerdings stimme ich anil dashs schlussfolgerung, keine webseiten mehr zu publizieren, nicht zu. was man nicht mehr tun sollte, ist webseiten zu veröffentlichen, die nicht mit modernen nachrichtenstromanwendungen kompatibel sind. und das fängt damit an, dass websites die keinen volltext-RSS-feed anbieten und damit mehr oder weniger inkompatibel zu den modernen lesegewohnheiten sind, einfach keine aufmerksamkeit mehr bekommen — oder mit gewalt in die leserströme gequetscht werden, beispielsweise mit anwendungen wie instapaper, pocket, read it later oder anderen scrapern, die die inhalte einfach von den webseiten abziehen.
so könnte man statt „It's time to stop publishing web pages“ vielleicht besser sagen „stop fighting the streams“. warum die neuen nachrichtenkonsumformen bekämpfen, wenn man sie zu seinem eignen vorteil nutzen kann?
„ja aber!“ höre ich aus den reihen der verleger und RSS-feed-kürzer rufen. ja aber was ist mit unserer werbung? wir brauchen pageviews! wir wollen dass unsere inhalte nach unseren regeln, nicht nach den benutzerwünschen konsumiert werden!
das mit den eigenen regeln sollte man auf dauer lernen zu vergessen und das mit den pageviews auch. und zur werbung: was spricht denn dagegen werbung in den inhalten einzubetten? ein bild, ein bisschen text, einen link — jeder VHS-HTML-kurs-absolvent kann das in einen RSS-artikel einbetten. wahrscheinlich sogar meine oma.
ein RSS-volltext-feed bietet bereits alle technischen möglichkeiten die für die zukunft des publizierens nötig ist. ich kenne auch jemanden der das seit jahren ziemlich erfolgreich macht: peter turi2.

seine news-häppchen kommen bei mir im RSS-strom mit eingebetteter werbung an. so ein RSS-element beinhaltet alles wichtige: den autor, das veröffentlichungsdatum, einen link zur originalquelle, das gesamte HTML des artikels — lediglich das nutzlose drumherum wie die seitennavigation, der seitenleistentand und das widget-gedöns fehlt. theoretisch könnte der artikel auch noch mit einem ivw- oder vg-wort-pixel ausgestattet werden um die page-views artikel-ansichten zu erfassen und den scheiss zu vermarkten.
meine praxis sieht seit vielen jahren so aus: ich lese auf irgendeinem gerät in irgendwelchen streams, bevorzugt und meisten google-reader-basiert, und wenn ich etwas über den kontext des artikels erfahren möchte, besuche ich die originalseite: dort finde ich kommentare, im besten falle backlinks oder reaktionen ähnlich wie bei rivva.
mir ist tatsächlich egal ob mein artikel im google reader, auf flipboard oder sonstwo gelesen wird. ich hätte auch nichts dagegen, wenn meine artikel im volltext auf facebook oder twitter oder eben da eingebettet würden, wo sie sich optimal lesen lassen und zum leser kommen, statt vom leser zu verlangen, dass er zu einem kommt. solange alle basisinformationen wie mein name, ein link zum original, das veröffentlichungsdatum bestehen bleiben und der volltext und die anhänge korrekt dargestellt werden. gut wäre auch, wenn sich änderunegn am original auch am eingebetteten text auswirken würden. mit RSS funktioniert das ja seit jahren prima. aber vielleicht kann das auch noch besser funktionieren?
dave winer geht das natürlich wieder mal aus der technischen perspektive an und plädiert für die interoperabilität von content management systemen:
Let me enter the URL of something I write in my own space, and have it appear here as a first class citizen. Indistinguishable to readers from something written here.
And of course vice versa. Let me take this piece, published here, and turn it into a URL that returns the source code for the document. No formatting. Just text with a little structure and metadata.
wenn wir alles was wir schreiben mit ein paar API-aufrufen oder einem knopfdruck oder vollautomatisch mit autodiscovery mit allen wesentlichen metadaten einbettbar machen können, würde ein traum von mir wahr. meins bleibt meins, aber es ist beweglich. technisch wäre das am ehesten mit RSS auf artikel- oder objekt-basis vergleichbar. das format, ob RSS, XML, JSON oder OPML hinter diesem mechanismus steckt, ist egal; hauptsache das protokoll ist offen und idiotensicher. soweit ich sehe, gibts im prinzip auch schon ein format dafür: oEmbed.
technisch würde ich eine lösung bevorzugen, mit der ich weiterhin auf meiner website, die ich unter kontrolle habe, schreibe aber deren inhalte beliebig in die informationsflüsse dritter einzubetten sind. so wie bisher mit RSS — und darüber hinaus. der anreiz die quelle, meine seite, zu besuchen, ist der kontext der meldung. optimalerweise ziehe ich per API die links, die erwähnungen, tweets, retweets, embeds oder diskussionen übersichtlich an einer stelle zusammen, ein kleines artikel-rivva. ansatzweise probiere ich das bereits jetzt, indem ich unter einem artikel alle tweets und blogartikel mit links auf den artikel einbette, die anzahl der likes, plusse oder quotes anzeige, ebenso, wenn vorhanden, einen link zur rivva-seite des artikels. den artikel und die optimalerweise eingebettete (und zurückhaltende) werbung gibts überall, den kontext und aggregierten reaktionen nur an der quelle.
jeff jarvis hat noch einen punkt der auch nicht unwichtig für die idee der informationsflüsse:
Creators don’t need protection from copying. That’s futile. Copying can’t be stopped. Thus copying is no longer a way to exploit the value of creation.
So what do creators need protected? What are their interests?
I’m thinking they need credit for their creations so they can build reputation or relationships they can exploit through many means: speaking for money, for example, or gaining social credit.
wir möchten, dass unsere gedanken, unsere ideen unsere worte möglichst weit getragen werden, empfohlen, kommentiert, geliked oder kritisiert werden. aber wir möchten auch, dass unsere ideen zu uns zurückverfolgbar bleiben — unseren namen und einen link auf die quelle mit sich tragen auf ihrem weg durch die welt. das ist nicht nur eine frage der technik, sondern vor allem auch eine frage des anstands, der konvention. die zuschreibung, die autorenzeile, der backlink ist neben dem applaus das brot des autoren. und das honorar? jarvis meint das ginge, wenn man sich einen ruf erschrieben hat mit veranstaltungen, direkten verkäufen (kindle single, ebooks), spenden (kickstarter, flattr) und eben eingebetteten anzeigen, die auch durchaus mit einbettbaren inhalten funktionierten (siehe turi2 oder repost.us, die genau das machen: artikel mit den refenrenzen zum original und eingelagerter werbung per nachrichtenstrom verteilen).
jarvis fasst das nochmal so zusammen:
Under creditright [as opposed to copyright], piracy is also redefined. The crime is not copying and sharing someone’s work, the crime is violating the means that creators provide — a la Creative Commons or Repost.US — for its use. This also infers that creators who do not provide those means — who do not make their content spreadable and embeddable — are just plain fools.
neu ist das alles freilich nicht. schon 2007 schrieb doc searls:
News is a river, not a lake.
artikellinks und quellen:
- scripting.com: We could make history
- dashes.com: Stop Publishing Web Pages
- readwriteweb.com: 5 Reasons Why Web Publishing is Changing (Again)
- blogs.law.harvard.edu: Future to Newspapers: Jump in the river
nachträge:
- zeit.de: Vom Rechnernetz zum EinHirn /via und von @ChristophKappes
- pandodaily.com: Ideas for How to Monetize the Future of Magazines
- hackr.de: Leftovers 2011 (Stream Edition)






